Siedlungsleitbild Raabtal - Raumplanung Steiermark
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Traumwerkstatt - Zeitreise Jahr 2020<br />
Ein dumpfer Knall reißt sie unsanft aus dem Schlaf. Etwas<br />
benommen blickt sie um sich. Was war passiert?<br />
Wieder ein Knall, der sie erschaudern lässt. Der Boden<br />
bebt. Ein Bild, welches die Landschaft des <strong>Raabtal</strong>s der<br />
frühen Zwanziger abbildet, fällt auf den Boden. Erschrocken<br />
blickt die junge Frau um sich und erkennt,<br />
dass auch andere Antiquitäten zersplittert am Boden<br />
liegen. Vermutlich der Grund für den Lärm, der sie aus<br />
einem tiefen, traumlosen Schlaf gerissen hat. Wieder<br />
einmal erzittert das ganze Zimmer. Ein Erdbeben! Das<br />
dritte in Folge innerhalb weniger Monate. Sie kauert<br />
sich zusammen und weint. Was war passiert? Wo ist die<br />
Zeit und somit die wunderschöne Landschaft ihrer Heimatgegend<br />
geblieben. Wo sind ihre Wünsche, Träume<br />
und Vorstellungen der Jugend geblieben? Erstickt<br />
in einer chaotischen Welt, gezeichnet vom Atomkrieg,<br />
Umweltverschmutzung und instabiler Regierungsform.<br />
Es ist Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln ihre<br />
Zehen. Sie ist sofort hellwach und lässt ihre Blicke im<br />
Zimmer schweifen. Sie bleiben an einem Landschaftsbild<br />
hängen. Es wurde 2009 gemalt und zeigt das<br />
<strong>Raabtal</strong> in seiner vollen Blüte. Erleichtert stellt sie fest,<br />
dass das wunderschöne Werk nicht zersplittert am Boden<br />
liegt, so wie sie es in ihrem Traum gesehen hatte.<br />
Ein Schauer läuft ihr über den Rücken. Eine schreckhafte<br />
Vorstellung, wäre ihr Traum Realität gewesen. Es<br />
wurde rechtzeitig die Notbremse gezogen. Der Atomkrieg<br />
konnte gerade noch verhindert werden, die Luftverschmutzung<br />
wurde reguliert und die eskalierende<br />
globale Erwärmung konnte verringert werden. Binnen<br />
zehn Jahren hatte sich einiges verändert im <strong>Raabtal</strong>.<br />
Die frühere, jüngere Generation erkannte, dass etwas<br />
unternommen werden musste. Somit wurden viele Alternativen<br />
überlegt, um die Welt vor verheerenden Auswirkungen<br />
zu schützen und dem entgegenzuwirken: Die<br />
Autoindustrie setzte auf Herstellung von Wasserstoff-<br />
und Hybridautos, erneuerbare Energie wurde verstärkt<br />
in allen Bereichen eingesetzt, der Energieverbrauch<br />
wurde halbiert, die Häuser wurden meist nach Süden<br />
ausgerichtet, damit die Sonnenenergie effizienter genützt<br />
werden konnte und auch im sozialen Bereich wurden<br />
große Veränderungen vorgenommen.<br />
„Maaaaama!“ Das Gebrüll ihrer dreijährigen Tochter<br />
lässt sie noch einmal erschaudern. Diesmal jedoch<br />
gleicht das Schaudern eher einer liebevollen Brise. Gemeinsam<br />
mit ihren drei Kindern, ihrem Mann und ihren<br />
Eltern lebt sie in einer Gemeinschaft zusammen. Jeder<br />
stützt und hilft dem anderen. Anders wäre es nicht möglich,<br />
in einem Zeitalter, wo die Bevölkerung immer älter<br />
wird. Seit einigen Jahren gibt es eine große Anzahl von<br />
Wohnheimen, in denen Pensionisten in einer Wohngemeinschaft<br />
zusammenleben. Diese Heime werden<br />
vom Staat stark gefördert und unterstützt. In solchen<br />
Häusern sind auch oftmals Kindergärten vorzufinden,<br />
Das Entwicklungskonzept <strong>Raabtal</strong><br />
um die Kluft zwischen Alt und Jung zu überwinden. Außerdem<br />
werden Familien mit Kindern unterstützt. Das<br />
Kindergeld und die Karenz für den Mann, sind keine<br />
Utopie mehr, so wie in ihrer Jugendzeit. Im Gegenteil.<br />
Mittlerweile bekommen Frauen das gleiche Gehalt wie<br />
Männer und Männer werden in der Karenzzeit gleichermaßen<br />
unterstützt wie Frauen. Das Geld des Staates<br />
wird in sinnvolle Projekte investiert, anstatt in lächerliche<br />
Abfangjäger oder Vernichtungswaffen.<br />
Mit einem Lächeln auf den Lippen betritt sie nun die Küche.<br />
Der Frühstückstisch ist bereits gedeckt. Mit einem<br />
erleichterten Seufzer nimmt sie einen großen Schluck<br />
aus ihrer Tasse Kaffee. Ein Fair-Trade Produkt. Gerade<br />
deshalb schmeckt ihr der Kaffee besonders. Im Handel<br />
wird stark auf biologischen Anbau gesetzt. Die Industrialisierung<br />
der Neunziger konnte ein wenig zurück gedrängt<br />
werden. Somit wurden neue Alternativen für die<br />
Bauern offen gelegt. Der heimische Handel funktioniert<br />
seitdem viel besser. Nach dem Frühstück verabschiedet<br />
sie ihren Mann. Er muss zur Arbeit. Als Landschaftsarchitekt<br />
arbeitet er in der Großstadt. Seine Arbeit wird<br />
oftmals durch das wunderschöne <strong>Raabtal</strong> inspiriert.<br />
Graz ist das Ballungszentrum schlechthin. Die Stadt hat<br />
sich in den letzten zehn Jahren fast ums Doppelte vergrößert.<br />
In ihrer Freizeit ziehen sich die Menschen aber<br />
doch lieber aufs Land zurück. Viel Zeit wird investiert,<br />
um das <strong>Raabtal</strong> so zu erhalten wie es ist und möglicherweise<br />
auch zu verbessern. Seit 2018 wurde das <strong>Raabtal</strong><br />
zum Naturschutzgebiet erklärt. Es ist immer wieder eine<br />
Freude mitanzusehen, was man erreichen konnte. Nötig<br />
waren dazu nur ein starker Wille, viele Engagement<br />
und eine positive Einstellung.<br />
Ausgewählter Beitrag von Ruth Miriam Stubenschrott<br />
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