Valeo mittendrin | Februar 2011
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Valeo mittendrin | Februar 2011
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26 Aus den VALEO Häusern<br />
Diabetes-Schulungen an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des EVK Lippstadt<br />
Die Patienten zur Selbsthilfe aktivieren<br />
Lippstadt. Der Typ-1-Diabetes ist<br />
die häufigste Stoffwechselerkrankung<br />
im Kindesalter. Manuela Hupe,<br />
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin<br />
und Diabetologie DDG am<br />
Ev. Krankenhaus Lippstadt, und ihr<br />
Team arbeiten daran, Kinder und Familien<br />
durch Schulungen zu aktiven<br />
Therapeuten ihrer selbst auszubilden.<br />
In der <strong>Valeo</strong>-Mittendrin umreißt<br />
die Fachärztin die Problematik.<br />
Nach aktuellen Schätzungen leben in<br />
Deutschland 10.000 bis 15.000 Kinder und Jugendliche<br />
im Alter von 0 bis 14 Jahren mit einem<br />
Typ-1-Diabetes. In der Altersgruppe 0 –<br />
19 Jahre sind 21.000 bis 24.000 Kinder und Jugendliche<br />
betroffen. Der Typ-1-Diabetes ist<br />
eine Autoimmunerkrankung, die durch eine<br />
Zerstörung der Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse<br />
verursacht wird und durch einen<br />
absoluten Insulinmangel gekennzeichnet ist.<br />
10 – 15 % aller Kinder und Jugendlichen unter<br />
15 Jahren mit einem Typ-1-Diabetes haben<br />
erstgradige Verwandt mit einem Diabetes<br />
und somit eine positive Familienanamnese.<br />
Das Risiko, einen Diabetes zu entwickeln,<br />
ist für Kinder mit einem an Diabetes erkrankten<br />
Vater dreifach höher, als für Kinder mit an<br />
einem Diabetes erkrankter Mutter.<br />
Zwei Therapieformen<br />
stehen nebeneinander<br />
Die Insulintherapie ist beim Typ-1-Diabetes<br />
der Ersatz des fehlenden körpereigenen Insulins.<br />
Sie ist lebenslang erforderlich. Ihr Erfolg<br />
hängt davon ab, inwieweit es gelingt, die körpereigene<br />
Insulinsekretion zu imitieren. Dabei<br />
stehen verschiedene Therapieformen zur Verfügung:<br />
Die beiden häufigsten sind die intensivierte<br />
Insulintherapie und die Insulinpumpentherapie.<br />
Eine Überlegenheit einer Therapieform<br />
ist bisher nicht nachgewiesen.<br />
Bei der intensivierten Insulintherapie wird<br />
ca. ein bis zwei Mal täglich ein langwirksa-<br />
<strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> | <strong>Februar</strong> <strong>2011</strong><br />
mes (Basal-) Insulin und zu den Mahlzeiten<br />
ein kürzer wirkendes Insulin mit einem Pen<br />
zugeführt. Bei der Insulinpumpen-Therapie<br />
= kontinuierliche subkutane Insulininfusion<br />
= CSII, wird über einen ins Unterhautfettgewebe<br />
gelegter Katheter stündlich eine gewisse<br />
Menge eines sehr kurz wirkenden Insulins<br />
abgegeben. Zu den Mahlzeiten entsprechend<br />
der gewünschten Kohlenhydratmenge<br />
wird ein so genannter Insulinbolus über<br />
die Pumpe abgegeben.<br />
Welche Therapie für welchen Patienten in<br />
Frage kommt, muss sorgfältig abgewogen<br />
werden. Für die sichere Handhabung der<br />
Insulintherapie sind ausreichendes Wissen<br />
und praktische Fertigkeiten der Familie unerlässlich.<br />
Die Insulintherapie ist daher das<br />
zentrale Thema der strukturierten Behand-<br />
lungs- und Schulungsprogramme für Kinder<br />
und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes.<br />
Bei Erstmanifestation findet die strukturierte<br />
Initialschulung des Patienten, der Eltern und<br />
ggf. weiterer Betreuungspersonen – nach<br />
Stabilisierung der akuten Situation – unter<br />
stationären Bedingungen als Einzelschulung<br />
statt. Folgeschulungen werden in 2 – 3 jährigen<br />
Abständen entsprechend den Entwicklungsstufen<br />
des Kindes/ der Jugendlichen<br />
bzw. dem Bedürfnis der Eltern als Gruppenschulungen<br />
durchgeführt. Ziele dabei sind<br />
die Optimierung der Blutzuckerwerte, die Lebensqualität<br />
durch die Diabeteserkrankung<br />
möglichst wenig einzuschränken und diabetesbedingten<br />
Komplikationen – diese betreffen<br />
die Augen, Nieren und das Nervensystem<br />
– vorzubeugen.<br />
Ein starkes Team: Verena Keiter (Diätassistentin), Manuela Hupe (Fachärztin für Kinder- und<br />
Jugendmedizin und Diabetologie), Frau Kleine-Grauthoff (Diabetesberatung), Sr. Ute<br />
Rodehüser, Dr. Thomas Hofmann (Chefarzt Kinder- und Jugendmedizin).<br />
Acht stationäre Schulungen im Jahr<br />
An der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Evangelischen Krankenhauses Lippstadt werden<br />
zurzeit ca. 155 Patienten mit Typ-1-Diabetes betreut, hiervon werden ca. 52 % mit einer Insulin-Pumpentherapie<br />
behandelt. Jährlich führen wir ca. 8 stationäre Diabetesfolgeschulungen<br />
durch. Die Schulung ist dabei obligater und integraler Bestandteil der wohnortnahen kontinuierlichen<br />
Langzeitbetreuung durch ein qualifiziertes pädiatrisches Diabetesteam. Sie umfasst<br />
neben der Vermittlung und Auffrischung theoretischer Kenntnisse (Unterricht von ca. 20<br />
Stunden) zahlreiche praktische Übungen, wie z. B. ein entsprechendes Sport- und „Freizeit“-<br />
Angebot. Ziel dabei ist es, Auswirkungen der Insulintherapie bzw. Therapieänderungen erfahrbar<br />
zu machen (learning by doing).