Das Teichgebiet ist gekennzeichnet durch die ehemaligen Abbaugruben – die jüngeren (südlich des Plattenweges) sind als mesotrophe Klarwasserflachseen einzuordnen, die älteren Gruben (nördlich des Plattenweges) als eutrophe Trübwasserflachseen mit Röhrichten und Saumbereichen. Die Gruben zählen zu den wichtigsten Armleuchteralgengewässern Thüringens. Als kleinstrukturierter Feuchtlebensraum haben die Herbslebener Teiche mit ihren Vorkommen von nahezu 100 Brutvogelarten eine überregionale Bedeutung gewonnen (GRÜN & BELLSTEDT 2000), darunter Zwerg- und Schwarzhalstaucher, Knäkente, Löffelente, Schnatterente, Tafelente, Graugans, Flussregenpfeifer, Tüpfelralle, Wasserralle, Drosselrohrsänger, Raubwürger, Bart- und Beutelmeise und Blaukehlchen. Früher gehörten auch Rohrdommel, Zwergdommel, Kiebitz und Steinschmätzer zu den Brutvögeln. Für jeden Besucher leicht zu erkennen sind die verschiedenen Entenarten sowie die Graugänse (REUTHER & WEISE 1996). Besonders bemerkenswrt ist die Brutkolonie der Uferschwalbe in der angrenzenden Abbaugrube mit bis zu 200 Brutpaaren. Neuerdings hat sich auch die Nilgans (Neozoe, seit dem Jahr 2000 Brutvogel in Thüringen) <strong>im</strong> Teichgebiet etabliert. Bedeutsam für die Thüringer Avifauna sind auch die Brutkolonien von Graureiher und Lachmöve. Als Rastplatz für durchziehende Vogelarten spielt das Teichgebiet und die umgebende Feldflur nur eine mittlere Bedeutung <strong>im</strong> Vergleich zu den Top-Plätzen <strong>im</strong> Thüringer Becken, wie das Rückhaltebecken der <strong>Unstrut</strong> zwischen Gebesee und Straußfurt sowie z. B. dem Dachwiger Stausee (schriftl. Mitteilung BELLSTEDT 2010). Die Amphibienfauna des Teichgebietes ist sehr vielfältig (BELLSTEDT 1994). Sehr bemerkenswert ist die äußerst große Seefrosch-Population <strong>im</strong> Herbslebener Teichgebiet, welche von überregionaler Bedeutung ist. Aber nicht nur die Wirbeltierfauna erweist sich als artenreich und von Besonderheiten geprägt. Untersuchungen der Wasserkäfer und Laufkäfer belegen ebenfalls die Bedeutung des Gebietes. 1991 gelang mit dem Nachweis des Schw<strong>im</strong>mkäfers Potamonectes canaliculatus ein Erstnachweis für Thüringen (BELLSTEDT, PLATT & HARTMANN 1991). Im Rahmen 15-jähriger Forschungen, vorwiegend von Ehrenamt- 82 lichen, konnten an den Herbslebener Teichen fast 1.000 Tierarten nachgewiesen werden (BELLSTEDT 1994). So weist das NSG ein vielfältiges Angebot an für Libellen zur Fortpflanzung geeigneten Gewässern unterschiedlichster Ausprägungen auf. Dies schlägt sich in einer überdurchschnittlich artenreichen Libellenfauna nieder. So konnten <strong>im</strong> Schutzgebiet bisher 29 Libellenarten nachgewiesen werden, von denen 12 bestandsbedroht sind. Das Spektrum reicht von einer Pionierart wie der Kleinen Pechlibelle, über Arten vegetationsreicher Gewässer wie Fledermaus- Azurjungfer, Großes und Kleines Granatauge, der Röhrichtart - Keilflecklibelle, Arten vegetationsreicher wechselfeuchter Gewässer wie der Glänzenden und Kleine Binsenjungfer und der Gefleckten Heidelibelle bis zu den quell- bzw. grundwasserbeeinflusste Gräben besiedelnden Arten Helm-Azurjungfer und Kleiner Blaupfeil. In den flachen, sich schnell erwärmenden Gewässern finden sich zudem wärmeliebende Arten wie Südlicher Blaupfeil und Gebänderte Heidelibelle (ZIMMERMANN, PETZOLD & FRITZLAR 2005). Die Flächen des Naturschutzgebietes sind Bestandteil des FFH-Gebietes „<strong>Unstrut</strong>niederung nordöstlich Herbsleben“, welches mit einer Größe von 201 ha <strong>im</strong> Jahr 2004 an die EU gemeldet wurde. Außerdem sind sie Bestandteil des 5.508 ha großen EU-Vogelschutzgebietes „Gera-<strong>Unstrut</strong>-Niederung um Straußfurt“. Es lastet ein hoher Freizeitdruck auf dem Naturschutzgebiet. Neben dem Angeln, finden Vereinsfeste und andere Veranstaltungen (z.B. des Landesangelfischereiverbandes Thüringen mit durchaus knapp 200 Teilnehmern) statt. Das Teichgebiet ist neben seiner Funktion als Lebensraum für Tiere und Pflanzen aufgrund der ausgeräumten <strong>Unstrut</strong>aue natürlich vor allem ein Naherholungsgebiet für die Einwohner der Umgebung. Es ist ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis aller Interessengruppen notwendig.
Graugänse sind regelmäßige Brutvögel und Zuggäste an den Teichen Schilfrohrsänger 83