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RDT 2/2009 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

28<br />

"Nicht anfassen", warnt Geschäftsstellenleiterin Anke<br />

Mory. Seit annähernd vier Jahren lebt die Labradormixhündin<br />

Joy nun schon im Tierheim Arche Noah und hat in dieser Zeit kaum nennenswerte Interessenten<br />

gehabt. Und das liegt nicht an den Vermittlungsversuchen, die das Tierheimteam immer wie<strong>der</strong><br />

in die Wege leiten möchte, son<strong>der</strong>n ausschließlich an <strong>der</strong> Hündin selbst.<br />

Als wolle sie deutlich machen, dass sie ihren Platz im Tierheim nicht mehr zu räumen gedenke, quittiert<br />

sie jede noch so freundliche Annäherung von Besuchern mit entmutigenden Drohgebärden. Doch eines<br />

Tages stoßen Julia Hillbrecht und Joy aufeinan<strong>der</strong> - und das Leben <strong>der</strong> beiden än<strong>der</strong>t sich schlagartig.<br />

"Als ich Joy das erste Mal sah", sagt die<br />

28 jährige Julia Hillbrecht heute, "hat<br />

sie mir ihre Zähne gezeigt und geknurrt;<br />

ich habe nicht einmal gewagt,<br />

sie anzuschauen." Auch Geschäftsstellenleiterin<br />

Anke Mory erinnert sich noch<br />

genau an diese schwierige Anfangsphase.<br />

Seit ihrer Abgabe als vermeintliche<br />

Fundhündin lebte Joy im Aufenthaltsund<br />

Bürobereich des Tierheims, weil sie<br />

aufgrund ihrer Epilepsieerkrankung<br />

erst einmal unter Beobachtung bleiben<br />

sollte. Außerdem wollte man <strong>der</strong> verstörten<br />

und Fremden <strong>gegen</strong>über sehr<br />

misstrauischen, dreijährigen Labradormixhündin<br />

den aufregenden Tierheimalltag<br />

ersparen. Und so hatte sich im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit zwischen Anke Mory und<br />

ihrer vierbeinigen "Büro-Kollegin" ein<br />

entspanntes Verhältnis entwickelt, das<br />

zunehmend von Vertrauen und tiefer<br />

Zuneigung geprägt war.<br />

"Ich freue mich natürlich über jede<br />

glückliche Vermittlung", sagt die Geschäftsstellenleiterin,<br />

"aber Joy hätte ich<br />

es nach ihrer wohl sehr traurigen Vergangenheit<br />

ganz beson<strong>der</strong>s gewünscht."<br />

Und dann spielte <strong>der</strong> Zufall<br />

ihr die erste wirkliche Chance für Joy in<br />

die Hände: Julia Hillbrecht aus Weyhe<br />

hatte im Tierheim nachgefragt, ob ihre<br />

ehrenamtliche Hilfe erwünscht sei. Ne-<br />

ben ihrem Job in einem Reisebüro für<br />

Geschäftsreisende wollte sie etwas für<br />

Tierheimhunde tun…<br />

Zwar war die erste Kontaktaufnahme<br />

mit Joy im August 2008 mehr als ernüchternd<br />

verlaufen, doch schreckte<br />

dieser Umstand die junge Reis<strong>ev</strong>erkehrskaufrau<br />

nicht ab - im Gegenteil:<br />

Immer wie<strong>der</strong> stattete sie <strong>der</strong> Hündin<br />

einen Besuch ab, gewöhnte sie an ihren<br />

Anblick, Geruch und ihre Stimme,<br />

bis Joy sich eines Tages tatsächlich anfassen<br />

ließ. Von da an ging die 28jäh-<br />

Dicke Freunde: Robert und Joy<br />

rige Weyherin regelmäßig mit ihr spazieren.<br />

Ob Wind, Regen o<strong>der</strong> Schnee<br />

- ihr Handywecker mahnte an jedem<br />

noch so dunklen, kalten Morgen: "Joy<br />

muss raus!" Und Julia Hillbrecht dachte<br />

keinen Moment daran, die Hündin<br />

vergeblich warten zu lassen.<br />

In den Wochen hatte sich eine so tiefe<br />

Zuneigung zwischen den beiden entwickelt,<br />

dass <strong>der</strong> Patin <strong>der</strong> Abschied<br />

von "ihrer Hündin" im Tierheim täglich<br />

Anke Mory besucht Joy im neuen Zuhause bei Julia Hillbrecht<br />

Nach vier Jahren Tierheim endlich ein<br />

"Joy muss raus!"<br />

schwerer fiel. Sie hatte nur noch einen<br />

Gedanken: Wie konnte sie ihren Lebensgefährten<br />

überzeugen, <strong>der</strong> Aufnahme<br />

von Joy ins gemeinsame Haus<br />

zuzustimmen? Sie wusste, dass ihr<br />

Freund Robert durchaus logische Argumente<br />

<strong>gegen</strong> eine Hundehaltung ins<br />

Feld führen würde: Ihre Berufstätigkeit<br />

und den Jahresurlaub.<br />

Mit Tierheimleiter Stefan Kirchhoff beriet<br />

sich die 28jährige, ging mit ihm das<br />

Gespräch durch, wie sie es mit ihrem<br />

Lebensgefährten führen wollte…und<br />

fand doch den Mut nicht dazu. Zu groß<br />

war ihre Angst, dass ihr Partner eine<br />

Hundehaltung glatt ablehnen würde.<br />

Jetzt, Monate später, kann sie über diese<br />

Anspannung lächeln und erinnert<br />

sich, wie verzweifelt sie im Dezember<br />

auf eine positive Reaktion ihres Lebensgefährten<br />

wartete, als sie ihm

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