RDT 2/2009 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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Nr. Nr 2 Juli <strong>2009</strong><br />
DAS RECHT DER TIERE<br />
FREUNDE FÜR’S LEBEN<br />
Hunde und Katzen<br />
aus dem Tierheim<br />
bmt-TIERHEIM<br />
KÖLN-DELLBRÜCK<br />
INTERVIEW MIT LEITER<br />
BERND SCHINZEL<br />
“RETTET MAJA!”<br />
KINDERBUCH ZUR<br />
ZIRKUSPROBLEMATIK<br />
ERSCHRECKEND<br />
LEICHTFERTIGE ABGABE<br />
VON ALTEN KATZEN<br />
RUMÄNIEN<br />
ERSTE KASTRATIONS-<br />
AKTION ERFOLGREICH<br />
BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
2<br />
I NHALT<br />
INHALT<br />
EDITORIAL 3<br />
AKTUELL 4<br />
Der neue Vorstand des bmt ist gewählt<br />
Was sind die Ziele <strong>der</strong> nächsten Monate?<br />
VERMITTLUNG VON HUNDEN UND KATZEN 6<br />
Mein bester Freund kommt aus dem Tierheim<br />
INTERVIEW mit Kölner TH-Leiter Bernd Schinzel 9<br />
TIERSCHUTZPOLITIK 12<br />
Bündnis 90/Grüne stellen neues Tierschutzgesetz vor<br />
Sodomie: bmt gibt Rechtsgutachten in Auftrag 13<br />
EU beschließt Handelsverbot für Robbenprodukte 14<br />
TIERSCHUTZUNTERRICHT 15<br />
Kooperationsprojekt zwischen bmt und Bücherei in Gladbeck<br />
ZIRKUS 16<br />
Rettet Maja - Kölner Kin<strong>der</strong>buchautorin über ihr neues Buch<br />
bmt-KAMPAGNEN-POSTER 18<br />
zum Verkaufsverbot von Kleintieren in Baumärkten<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ 20<br />
Erste Kastrationaktion des bmt in Brasov gestartet<br />
EHRENAMTLICHE 22<br />
"bmt-Außenstelle" bei Weimar - hier ist je<strong>der</strong> Hund willkommen<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
TH Elisabethenhof Renate Lühr und ihre 4. Klasse 24<br />
LV Berlin Der Tierschutzbeauftragte in Berlin 26<br />
TH Arche Noah Joy nach 4 Jahren vermittelt 28<br />
TH Hage Bauarbeiten nach Wasserschaden 30<br />
Franziskus-TH Ein neues Hundehaus entsteht 31<br />
TH Wau-Mau-Insel Immer mehr ältere Abgabe-Katzen 32<br />
ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />
ZU GUTER LETZT 35<br />
Tierschutzgesetz in China?<br />
Hannelore Thied sucht ein neues Zuhause für sich und ihre <strong>Tiere</strong><br />
Beitrittserklärung 36<br />
Impressum<br />
DAS RECHT DER TIERE Nr. 2/<strong>2009</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />
Redaktion:<br />
Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Torsten Schmidt<br />
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />
Artgerchte Offenstallhaltung<br />
Seite 4<br />
bmt-Vorstandswahl<br />
Der neue ist (fast) <strong>der</strong> alte<br />
Vorstand<br />
Seite 6<br />
Freunde für’s Leben<br />
<strong>Tiere</strong> aus dem Tierheim<br />
Seite 20<br />
Erfolgreich<br />
Erste Kastrationsaktion<br />
bei Brasov<br />
angelaufen<br />
Seite 24<br />
Tierschutzprojekte<br />
So macht Schule Spaß!<br />
Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />
Titelbild: “Prinzessin” aus dem bmt-Tierheim “Wau-Mau-Insel”<br />
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />
gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Auflage: 45.000 Exemplare
AUF EIN WORT…<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />
E DITORIAL<br />
Am 21.06.<strong>2009</strong> wählte die Jahreshauptversammlung den neuen bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />
Vorstand des bmt. Die Mitglie<strong>der</strong> haben sich mehrheitlich für die<br />
Wie<strong>der</strong>wahl <strong>der</strong> bisherigen beiden Vorsitzenden und <strong>der</strong> Schriftführerin entschieden. Das<br />
Amt des Schatzmeisters galt es, personell neu zu besetzen, da <strong>der</strong> bisherige aus<br />
gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierte. Mit <strong>der</strong> Wahl von Bernd Stephan tritt<br />
ein Mann an, <strong>der</strong> bereits von 1994 bis 1997 die Funktion des Schatzmeisters inne hatte.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> folgten damit einer Tradition, die den bmt seit Jahrzeiten auszeichnet:<br />
Kontinuität in <strong>der</strong> Vereinsführung, verbunden mit behutsamen Verän<strong>der</strong>ungen. Für dieses<br />
Vertrauen möchte ich mich im Namen des Gesamtvorstandes bei allen Mitglie<strong>der</strong>n<br />
bedanken. Vier Jahre spannende, aufregende und innovative Arbeit für die <strong>Tiere</strong> liegen<br />
vor uns.<br />
Am 4. August starten wir in Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München unsere<br />
Plakataktion <strong>gegen</strong> den Verkauf von Kleintieren in Baumärkten. Ein Großteil aller in<br />
unseren Tierheimen abgegebenen Kleintiere stammen aus solchen Spontankäufen. Mit<br />
dieser neuen Kampagne wollen wir auf die Verantwortung hinweisen, die wir Menschen<br />
auch <strong>gegen</strong>über den Haustieren haben. Statt im Baumarkt ein Tier zu erwerben, sollte <strong>der</strong><br />
Weg in ein Tierheim führen. Unter sachkundiger Beratung werden die Ansprüche <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Heimtiere dargestellt und falls die Voraussetzung für eine artgerechte Tierhaltung<br />
nicht gegeben ist, auch schon mal von <strong>der</strong> Anschaffung eines <strong>Tiere</strong>s abgeraten. Eines <strong>der</strong><br />
drei Motive finden Sie vorab schon einmal in <strong>der</strong> Mitte dieses Heftes abgedruckt.<br />
Ankündigen möchte ich an dieser Stelle auch schon das kommende "Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>".<br />
Anlässlich <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagswahl am 27.09.<strong>2009</strong> haben wir die großen Parteien zu ihren<br />
Positionen zu wichtigen Tierschutzthemen befragt. Für viele Tierfreunde könnten diese<br />
Antworten vor <strong>der</strong> Wahl entscheidend sein. Das Heft mit den Wahlprüfsteinen werden Sie<br />
vor <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagswahl in den Händen halten können.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei <strong>der</strong> Lektüre des aktuellen Tierschutz-Magazins.<br />
Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />
Ihr<br />
AUF UNS KÖNNEN SIE SICH VERLASSEN!<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
3
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
4<br />
Dr. Jörg Styrie, verheiratet, drei Kin<strong>der</strong>,<br />
leitet seit 2000 den Landesverband<br />
Berlin.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war er seit fünf<br />
Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im bmt tätig. Der studierte Agrarwissenschaftler<br />
wurde 1997 in den Beirat<br />
des bmt berufen und 2001 zum<br />
Stellvertreter <strong>der</strong> damaligen <strong>Bund</strong>esvorsitzenden<br />
bestimmt.<br />
Nach ihrem Ausscheiden wählten die<br />
bmt-Mitglie<strong>der</strong> den gebürtigen Bonner<br />
nahezu einstimmig in die Leitungsposition<br />
und bestätigten den heute 49jährigen<br />
auf <strong>der</strong> diesjährigen Wahl zum<br />
zweiten Mal als <strong>Bund</strong>esvorsitzenden.<br />
Welche Ziele verfolgt Dr. Jörg Styrie in<br />
den kommenden vier Jahren, was liegt<br />
bmt-Vorstandswahl <strong>2009</strong><br />
Alle vier Jahre wählen die Mitglie<strong>der</strong> des <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. einen neuen Vorstand. Satzungsgemäß findet die<br />
Wahl am 3. Juniwochenende in München statt. Mit Spannung verfolgte<br />
die Vollversammlung das Auszählen <strong>der</strong> Stimmzettel am 21.<br />
Juni im Münchner Kulturzentrum Gasteig.<br />
Das Ergebnis: Mit großer Mehrheit wurde Dr. Jörg Styrie in seiner<br />
Position als erster Vorsitzen<strong>der</strong> bestätigt. Für den 49jährigen ist<br />
es damit seine zweite Amtsperiode als <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>.<br />
Petra Zipp wurde wie<strong>der</strong> als seine Stellvertreterin bestimmt, Karin<br />
Stumpf zum dritten Mal als Schriftführerin gewählt. Neu in diesem<br />
Vorstand ist Bernd Stephan, <strong>der</strong> den verantwortungsvollen Posten<br />
des Schatzmeisters übernimmt.<br />
Damit Sie die Menschen hinter ihren Positionen ein wenig kennen<br />
lernen können, stellen wir sie Ihnen im Folgenden kurz vor:<br />
DER NEUE VORSTAND IST<br />
BERND STEPHAN WIRD WIEDER SCHATZMEI<br />
ihm beson<strong>der</strong>s am Herzen? Unter seiner<br />
Amtsführung soll die politische Arbeit<br />
intensiviert werden, wobei politischer<br />
und praktischer Tierschutz stets<br />
Hand in Hand gehen müssen, wie Dr.<br />
Styrie betont.<br />
Um die Öffentlichkeit stärker für Tierschutzbelange<br />
zu sensibilisieren, sind<br />
für das laufende Jahr größere Kampagnen<br />
geplant. Mit dem Verkaufs-Verbot<br />
von Kleintieren in Baumärkten soll<br />
im Sommer in mehreren deutschen<br />
Städten mit <strong>der</strong> Plakatierung <strong>der</strong> Motivposter<br />
(siehe Heftmitte) begonnen<br />
werden. "Wir müssen die Menschen<br />
aufrütteln", begründet <strong>der</strong> Wahlberliner<br />
die Notwendigkeit <strong>der</strong> Kampagnenarbeit,<br />
"und ihre ethische Verantwortung<br />
<strong>gegen</strong>über <strong>Tiere</strong>n schärfen".<br />
Verbandsklagerecht für seriöse Tierschutzorganisationen,<br />
Ausbau <strong>der</strong> bmt-<br />
Jugendarbeit und Fortführung des<br />
Auslandstierschutzes mit Blick auf die<br />
Stärkung eines europäischen Tierschutznetzwerks<br />
sind die Hauptaufgaben,<br />
die <strong>der</strong> Verein unter seiner Leitung<br />
angehen wird.<br />
Auch Petra Zipp wurde abermals als<br />
zweite <strong>Bund</strong>esvorsitzende bestimmt. Dr.<br />
Jörg Styrie und seine Stellvertreterin<br />
verbindet eine gute und erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit, die auf Vertrauen<br />
und <strong>gegen</strong>seitiger Wertschätzung basiert.<br />
Die 51jährige Petra Zipp ist seit<br />
1977 Mitglied des bmt.<br />
Sie begleitete in den 80er Jahren verantwortlich<br />
den Ausbau des ehemaligen<br />
Aussiedlerhofes zum Tierheim Elisabethenhof<br />
und baute konsequent die<br />
Öffentlichkeitsarbeit in <strong>der</strong> Region um<br />
Bad Vilbel und später Reichelsheim<br />
aus. Als unermüdliche und vor allem<br />
unerschrockene "Anwältin" <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
macht sich Petra Zipp nicht nur in Hessen<br />
einen Namen; sie wird Leiterin <strong>der</strong><br />
Tierheimkommission innerhalb des<br />
Vereins und nimmt 2006 eine neue<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung als Tierheimleiterin<br />
des neuen bmt-Tierschutzzentrums in<br />
Baden-Württemberg an.<br />
Neben <strong>der</strong> Etablierung des Tierschutzzentrums<br />
in Pfullingen engagiert sich<br />
Petra Zipp im Auslandstierschutz und<br />
baut die Projekte<br />
des bmt<br />
in Ungarn<br />
und Rumänien<br />
aus. Die<br />
Auslandstierschutzkoordinatoringe
(FAST) DER ALTE!<br />
STER<br />
winnt den Weltstar Pierre Brice für ihr<br />
Anliegen, das Elend <strong>der</strong> Straßenhunde,<br />
beson<strong>der</strong>s in Rumänien, öffentlich zu<br />
machen. Durch ihre Initiative entsteht<br />
die große bmt-Kampagne "Auch Straßenhunde<br />
haben ein Recht auf Leben"<br />
mit Unterstützung von Prominenten wie<br />
Pierre Brice und Schauspieler Christian<br />
Wolff.<br />
Für Bernd Stephan ist es ebenfalls<br />
die zweite<br />
Amtsperiode<br />
im bmt-Vorstand,<br />
wenn<br />
auch nicht<br />
aufeinan<strong>der</strong><br />
folgend. Von<br />
1993-1997<br />
war <strong>der</strong> Unternehmer<br />
aus Bad Homburg bereits<br />
Schatzmeister des Vereins und stellte<br />
sich nun abermals für diesen Posten zu<br />
Verfügung.<br />
Bernd Stephan, verheiratet, seit über<br />
20 Jahren Mitglied im bmt, gehört zu<br />
den großen För<strong>der</strong>ern des Vereins.<br />
Weil die Notwendigkeit des Tierschutzes<br />
zu seinen tiefsten Überzeugungen<br />
gehört, belässt <strong>der</strong> Unternehmer es<br />
nicht bei <strong>der</strong> Unterstützung einer Tierschutzorganisation.<br />
Seine Bernd-Stephan-Tierschutz-Stiftung,<br />
dessen Vorsitzen<strong>der</strong><br />
er ist, ermöglicht mehreren<br />
Tierheimen im Ausland den Unterhalt.<br />
Außerdem finanziert er Gnadenhöfe in<br />
Deutschland und för<strong>der</strong>t die Arbeit<br />
mehrerer heimischer Tierschutzorganisationen.<br />
Der Tierfreund Bernd Stephan, Schatzmeister<br />
auch im Tierschutzverein Bad<br />
Homburg und des Tierheims Hochtaunus,<br />
ist gleichzeitig Ehrenpräsident <strong>der</strong><br />
französischen Tierschutzorganisation<br />
"Sans Collier Provence" in Garéoult.<br />
Karin Stumpf, verheiratet, Assistentin<br />
<strong>der</strong> Geschäftsleitung eines Kölner<br />
Unternehmens,<br />
übt nun schon<br />
zum dritten<br />
Mal das Amt<br />
<strong>der</strong> Schriftführerin<br />
aus. Die<br />
heute 51jährige<br />
hat beim<br />
bmt, wie sie<br />
sagt, eine typisch ehrenamtliche Karriere<br />
durchlaufen: 1982 bot sie im Tierheim<br />
Köln-Dellbrück ihre Unterstützung<br />
als Gassigängerin an und wurde<br />
bereits wenig später überall eingesetzt,<br />
wo Hilfe dringend erfor<strong>der</strong>lich war.<br />
FÜNF BMT-MITGLIEDER IN MÜNCHEN BERUFEN:<br />
V ORSTANDSWAHL <strong>2009</strong><br />
Neben ihrer Berufstätigkeit übernahm<br />
die Kölnerin Spät- und Nachtdienste,<br />
machte Zwinger sauber und wurde in<br />
die Vermittlung o<strong>der</strong> zum Telefondienst<br />
eingeteilt. Mit <strong>der</strong> Hundebegleitergruppe<br />
organisierte sie regelmäßige Infostände<br />
im Tierheim und Umkreis und<br />
Demonstrationen zu aktuellen Tierschutzthemen<br />
(Käfighühner, Pelztragen,<br />
Tierversuche etc.).<br />
1997 wurde die motivierte Tierschützerin<br />
in den Beirat berufen, 2001 zur<br />
Schriftführerin in den <strong>Bund</strong>esvorstand<br />
gewählt. Kurz danach begleitete Karin<br />
Stumpf ihre Kollegin Petra Zipp erstmals<br />
nach Ungarn und konnte sich ein<br />
Bild von den Verhältnissen im Land und<br />
<strong>der</strong> überaus schwierigen Situation <strong>der</strong><br />
ungarischen Tierschützer machen.<br />
Seit über acht Jahren setzt sich Karin<br />
Stumpf inzwischen für das Tierheim in<br />
Pecs ein, begleitet Hundetransporte,<br />
Baumaßnahmen und die Entwicklung<br />
vor Ort. Karin Stumpf ist die Ansprechpartnerin<br />
für das Ungarnprojekt des<br />
bmt und hat auch in ihrem Leben die<br />
Konsequenzen aus ihrer Hingabe zum<br />
Auslandstierschutz gezogen: Das Ehepaar<br />
Stumpf beherbergt Hunde und<br />
Katzen aus Rumänien, Ungarn, Spanien<br />
und Deutschland - eine bunte<br />
"Multi-Kulti-Gruppe mit Handicaps",<br />
wie sie lächelnd sagt.<br />
Auch <strong>der</strong> neue Beirat ist komplett<br />
Laut Satzung besteht das Gremium aus den ehrenamtlichen Leitern <strong>der</strong> Landesverbände<br />
und fünf von <strong>der</strong> Vollversammlung berufenen Mitglie<strong>der</strong>n. Nach<br />
<strong>der</strong> Wahl des Vorstandes wurden<br />
in den Beirat gewählt:<br />
Rechtsanwalt Bernd Neunzig aus<br />
Köln, bmt-Tierheimleiter Wau-<br />
Mau-Insel Karsten Plücker aus<br />
Kassel, bmt-Redakteurin Claudia<br />
Lotz aus Berlin, Tierheimleiter Arche<br />
Noah Stefan Kirchhoff aus<br />
Stuhr/Brinkum und Timo Franzen,<br />
Tierpfleger in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
5
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
6<br />
T ITELTHEMA<br />
Wenn Sie einen<br />
Freund fürs<br />
Leben suchen ...<br />
Wer einem Hund o<strong>der</strong> einer Katze<br />
aus einem Tierheim ein Zuhause<br />
schenken möchte, hat ein spannendes<br />
Abenteuer vor sich. Wenn eine<br />
Katze mit sicherem Instinkt einen<br />
bestimmten Menschen unter den<br />
unzähligen Besuchern herausgefunden<br />
und mit ihrem beson<strong>der</strong>en<br />
Blick längst an sich gebunden hat<br />
o<strong>der</strong> eine Hundeschnauze behutsam<br />
die Hand des Jungen stupst,<br />
<strong>der</strong> nach mehreren Rundgängen<br />
durch den Hundetrakt seine Eltern<br />
immer wie<strong>der</strong> vor dieses eine Gehege<br />
führt, dann haben die solcherart<br />
gewählten Menschen<br />
hinterher oft das Gefühl, als seien<br />
sie selbst vom Tier adoptiert worden<br />
und nicht umgekehrt. Und dass<br />
diese Hunde und Katzen mit Vergangenheit,<br />
die von vertrauten<br />
Menschen bitter enttäuscht wurden,<br />
noch einmal zu inniger Treue und<br />
großer Hingabe an ihre neuen Bezugspersonen<br />
fähig sind, gehört zu<br />
den schönsten und bewegendsten<br />
Erlebnissen im Tierschutz.<br />
So lieb<strong>ev</strong>oll sich die Tierheimmitarbeiter<br />
um die ihnen anvertrauten <strong>Tiere</strong><br />
kümmern, wird doch eines immer wie<strong>der</strong><br />
deutlich: Solange Menschen unverantwortlich<br />
mit <strong>Tiere</strong>n umgehen, ihnen<br />
Kummer, Leid und Schmerzen zufügen,<br />
werden Tierheime nötig sein. Obwohl<br />
in den vergangenen Jahren das Wissen<br />
HUNDE UND KAT<br />
um psychische und physische Bedürfnisse<br />
gerade von Hund und Katze als<br />
den beliebtesten Haustieren zugenommen<br />
hat, werden weiterhin insbeson<strong>der</strong>e<br />
Welpen mit einer erschreckenden<br />
Bedenkenlosigkeit angeschafft und je<br />
nach Anlass schnell wie<strong>der</strong> fortgegeben.<br />
Wird unerwünschter Nachwuchs<br />
von Hündin o<strong>der</strong> Katze in brutaler<br />
Gleichgültigkeit "entsorgt", plötzlich erkrankten<br />
<strong>Tiere</strong>n <strong>der</strong> Beistand entzogen,<br />
werden Hunde und Katzen wie seelenlose<br />
Gegenstände wegen Fernreisen,<br />
Umzugsplänen, Familienzuwachs o<strong>der</strong><br />
b<strong>ev</strong>orstehenden Trennungen abgeschafft,<br />
ausgesetzt o<strong>der</strong> getötet.<br />
Wenn all diese <strong>Tiere</strong> Glück im Unglück<br />
haben, werden sie von Tierfreunden<br />
übernommen o<strong>der</strong> von Passanten gefunden<br />
und ins Tierheim gebracht. Gefunden<br />
an Orten, die eine unvorstellbare<br />
Missachtung des Menschen vor<br />
dem Tier ausdrücken. Katzenbabys in<br />
Mülltonnen, in verschnürten Pappkartons<br />
dem Erstickungstod preisgegeben,<br />
beim Umzug zurückgelassen und das<br />
qualvolle Verhungern in Kauf genommen,<br />
Hunde aus fahrenden Autos geworfen,<br />
an Rastplätzen "vergessen", in<br />
frem<strong>der</strong> Umgebung ausgesetzt o<strong>der</strong><br />
festgebunden, damit die verschreckten<br />
<strong>Tiere</strong> auf keinen Fall mehr den Weg<br />
nach Hause finden.<br />
Mit sehr viel Fürsorge und Geduld versuchen<br />
die engagierten Tierheimmitar-
ZEN AUS DEM TIERHEIM<br />
beiter im Laufe <strong>der</strong> Wochen Vertrauen<br />
zu den oft sehr verunsicherten <strong>Tiere</strong>n<br />
aufzubauen und ihnen die Zeit im Tierheim,<br />
die ja nur eine vorübergehende<br />
sein soll, so angenehm wie möglich zu<br />
gestalten. Doch letztlich kann und soll<br />
kein Tierheim - und sei es noch so kompetent<br />
und lieb<strong>ev</strong>oll geführt - ein eigenes<br />
Zuhause ersetzen. Der bmt unterhält<br />
acht Tierheime in Deutschland und<br />
zwar in Stuhr/Brinkum, Hamburg, Hage,<br />
Göttingen, Reichelsheim, Kassel,<br />
Köln und Pfullingen. Die Anlagen entsprechen<br />
mit ihren Freiläufen, großzügigen<br />
Gehegen, Quarantänestationen<br />
und regelmäßiger medizinischer Versorgung<br />
den aktuellen Erkenntnissen<br />
<strong>der</strong> Tierpflege.<br />
Im Tierheim: Der aufregende<br />
Gang durch das Hunde- und<br />
Katzenhaus<br />
Wer sich das erste Mal in einem Tierheim<br />
umschaut, wird überrascht sein,<br />
wie viele Hunde, Katzen, Vögel, Kaninchen<br />
und Meerschweinchen dort leben.<br />
"Und die alle hat keiner mehr gewollt?"<br />
fragen sich manche Besucher betroffen,<br />
überwältigt ob <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> verwaisten<br />
<strong>Tiere</strong>. Aufmerksam lesen sie im<br />
Hundegang die Tafeln an den Boxen<br />
mit Angaben über Alter, Rasse und Herkunft.<br />
"Vertrug sich nicht mit Zweithund",<br />
"Allergie des Kindes", “Vermieter<br />
duldete keine Hunde", "Scheidung"<br />
o<strong>der</strong> "Partner wollte keinen Hund" steht<br />
unter Abgabegrund und hinter diesen<br />
T ITELTHEMA<br />
Worten, die sein Schicksal besiegelten,<br />
läuft je nach Temperament ein kleiner<br />
o<strong>der</strong> großer Hund in seinem Gehege<br />
auf und ab, sitzt am Gitter, winselt,<br />
bellt, wedelt mit dem Schwanz, leckt<br />
begeistert die liebkosenden Hände,<br />
verhält sich abwartend, misstrauisch<br />
o<strong>der</strong> liegt ganz still und in sich gekehrt<br />
auf seinem Platz.<br />
Ähnlich unterschiedlich reagieren auch<br />
Katzen auf ihren Aufenthalt im Tierheim<br />
und das plötzliche Zusammenleben<br />
mit vielen Artgenossen. Während<br />
einige neugierig an das Gitter des Katzengeheges<br />
kommen o<strong>der</strong> unbefangen<br />
vor den Besuchern spielen, stellt für<br />
an<strong>der</strong>e die Anwesenheit <strong>der</strong> zahlreichen<br />
Katzen im gleichen Gehege einen<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
7
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
8<br />
T ITELTHEMA<br />
Staffs: Oft Dauergäste im TH<br />
hohen Stressfaktor dar, den sie entwe<strong>der</strong><br />
mit Dominanz und Rangordnungskämpfen<br />
kompensieren o<strong>der</strong> sich still<br />
leidend in sich selbst zurückziehen.<br />
An<strong>der</strong>s als bei den Hunden können die<br />
Tierheimmitarbeiter kaum Aussagen<br />
über das Vorleben <strong>der</strong> Samtpfoten machen;<br />
die meisten Katzen wurden aufgegriffen,<br />
halbverhungert, verletzt, angefahren,<br />
angeschossen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitig<br />
schwer misshandelt. Gerade zur<br />
Osterzeit werden beson<strong>der</strong>s viele Katzenjunge<br />
aufgefunden, weil bis heute<br />
manche Menschen nicht verstehen wollen,<br />
dass Kastration ein aktiver Beitrag<br />
zum Tierschutz ist, <strong>der</strong> unzähliges Katzenleid<br />
verhin<strong>der</strong>n könnte. In dem bmteigenen<br />
Katzenhaus in Göttingen, aber<br />
auch in allen an<strong>der</strong>en Tierheimen warten<br />
zauberhafte Katzen auf ein neues<br />
Zuhause. Es sind an Freilauf gewöhnte<br />
Katzen, <strong>Tiere</strong>, die bisher einzeln o<strong>der</strong><br />
mit Artgenossen in Wohnungen lebten,<br />
Katzenbabys und Jungtiere, die sich in<br />
Anlage und Wesen noch entwickeln,<br />
Rassekatzen, die zur Zucht missbraucht<br />
o<strong>der</strong> aus den verschiedensten Gründen<br />
abgegeben wurden.<br />
Zuneigung auf den ersten<br />
Blick? Die Entscheidung<br />
für einen Hund<br />
Wie bei den Katzen sind es auch Hunde<br />
aller Altersgruppen, die ihre dunklen<br />
o<strong>der</strong> bernsteinfarbenen Augen auf<br />
ihre potentiell neuen Frauchen und<br />
Herrchen richten; lang- und kurzhaarige<br />
Mischlinge von unterschiedlichstem<br />
Aussehen, Charakter und Wesen, mit<br />
vollendeten Proportionen, wun<strong>der</strong>schönem<br />
Körperbau, klaren Augen,<br />
wesensstarkem Charakter und bester<br />
Gesundheit, gleichfalls Hunde, die<br />
wegen ihres Alters, ihres Verhaltens,<br />
einer Erkrankung o<strong>der</strong> unerwünschter<br />
Trächtigkeit abgegeben wurden. Rassehunde,<br />
die nicht mehr "zuchttauglich"<br />
sind, Welpen und Junghunde aus Massenzuchten,<br />
manche mit genetischen<br />
Erkrankungen o<strong>der</strong> einfach nur <strong>der</strong> falschen<br />
Farbe, Hunde aus aufgelösten<br />
Zuchtanlagen und daneben in großer<br />
Zahl die vom Staat gebrandmarkten<br />
"gefährlichen Hunde", die sich nach Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> Tierheime ihren neuen<br />
Besitzern oft in beson<strong>der</strong>s tiefer Zuneigung<br />
verbunden fühlen.<br />
Den meisten Tierfreunden fällt es unter<br />
den unzähligen sehnsüchtigen Blicken<br />
nicht leicht, einen Hund zu wählen. Die<br />
Tierheimmitarbeiter raten deshalb Anrufern<br />
o<strong>der</strong> Besuchern, die sich nach<br />
einem Hund erkundigen, sich bereits zu<br />
Katzen - große Individualisten<br />
Hause genaue Gedanken über das<br />
künftige Familienmitglied zu machen.<br />
Soll es ein Welpe, Junghund o<strong>der</strong> älteres<br />
Tier sein, muss <strong>der</strong> künftige neue<br />
Hausgenosse beson<strong>der</strong>s kin<strong>der</strong>freundlich<br />
(Babys, Kleinkin<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> katzenverträglich<br />
(Katze im Haushalt) sein<br />
und wie wichtig sind Geschlecht, Aussehen<br />
und Größe des Vierbeiners?<br />
Wohnungskatze o<strong>der</strong> Freigänger<br />
- welche Katze könnte bei<br />
Ihnen glücklich werden?<br />
Katzenfreunde sollten folgende Voraussetzungen<br />
vor <strong>der</strong> Anschaffung<br />
eines <strong>Tiere</strong>s beachten: Katzen, die<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit halbwild lebten<br />
o<strong>der</strong> ausgedehnte Streifzüge<br />
(Freigänger) unternehmen konn-<br />
ten, werden in einer Wohnung niemals<br />
glücklich. Kastrierte <strong>Tiere</strong> und an Wohnungen<br />
gewöhnte fühlen sich erfahrungsgemäß<br />
schnell in einem lieb<strong>ev</strong>ollen<br />
Zuhause wohl und ziehen die<br />
Fixierung auf ihre Bezugspersonen<br />
dem Streifen durchs R<strong>ev</strong>ier vor. Stille<br />
und scheue Katzen mögen nicht unbedingt<br />
turbulente Familienverhältnisse<br />
mit kleinen Kin<strong>der</strong>n und Hunden - sie<br />
blühen erst dann richtig auf, wenn sie<br />
einen Menschen ganz für sich alleine<br />
haben. Katzen, die sich im Tierheimgehege<br />
verstecken, vor den Besuchern zu<br />
fliehen suchen, leiden entwe<strong>der</strong> unter<br />
dem Verlust ihrer geliebten Bezugsperson<br />
o<strong>der</strong> haben sehr schlechte Erfahrungen<br />
mit Menschen gemacht. Diese<br />
<strong>Tiere</strong> werden nur an Menschen mit entsprechen<strong>der</strong><br />
Erfahrung vermittelt.<br />
Die neuen Besitzer müssen<br />
bestimmte Kriterien erfüllen<br />
Auch dem Tierheim liegt es im Sinne<br />
<strong>der</strong> abzugebenden Hunde und Katzen<br />
sehr daran, sich ein Bild über die möglichen<br />
Halter zu machen. Nichts kann<br />
schlimmer für ein adoptiertes Tier sein,<br />
als nach kurzer "Probezeit" von seinen<br />
neuen Menschen wie<strong>der</strong> zurückgebracht,<br />
wie<strong>der</strong> enttäuscht zu werden;<br />
die Tierheimmitarbeiter fangen bei<br />
solch einem Tier, das mitten in seiner<br />
positiven Entwicklung abrupt unterbrochen<br />
wurde, in <strong>der</strong> vertrauensbildenden<br />
Arbeit wie<strong>der</strong> ganz von vorne an.<br />
Aus diesem Grund sollte niemand bestürzt<br />
sein, wenn Tierheimmitarbeiter<br />
nach gewissen Kriterien, wie zeitlichem,<br />
räumlichem und finanziellem<br />
Hintergrund<br />
fragen.
ZU BESUCH IM<br />
bmt-TIERHEIM<br />
Das “Heilige<br />
KÖLN-DELBRÜCK<br />
Interview mit Bernd Schinzel, Leiter des bmt-Tierheims Köln-Dellbrück<br />
"Wir wollen die beste Lösung<br />
für die <strong>Tiere</strong> und ihre Menschen!"<br />
Seit 1995 leitet Bernd Schinzel das größte Tierheim des bmt in Köln-Dellbrück. "Für die Vermittlung ist<br />
das Internet Fluch und Segen zugleich", sagt <strong>der</strong> 52jährige Kölner. Immer wie<strong>der</strong> kommen Interessenten<br />
mit höchsten Erwartungen ins Tierheim, weil sie auf <strong>der</strong> Homepage in einem abgebildeten Hund ihren<br />
alten, verstorbenen Vierbeiner wie<strong>der</strong> zu erkennen meinten. "Ihr Bodo sieht aus wie unser Cosmo",<br />
sagen sie beispielsweise und gehen völlig aufgeregt zu ihrem "Traumhund".<br />
Doch wie enttäuschend, wenn <strong>der</strong> Auserwählte die Zuneigung nicht (gleich) erwi<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> schlimmer<br />
noch, durch Bellen und Rückzug in seine Hundehütte deutlich macht, dass er im Augenblick keine Kontaktaufnahme<br />
wünscht. Nicht nur in diesem Fall sind Fingerspitzengefühl und Erfahrung <strong>der</strong> Tierheimmitarbeiter<br />
gefragt, son<strong>der</strong>n auch bei einem ganz beson<strong>der</strong>s sensiblen Thema im Vermittlungsgespräch:<br />
dem fortgeschrittenen Alter <strong>der</strong> Interessenten.<br />
RdT: Kommt es vor, dass Sie älteren<br />
Menschen den Wunsch nach<br />
einem Tier, zum Beispiel nach einem<br />
jungen Hund, abschlagen<br />
müssen?<br />
Bernd Schinzel: Ja, und zwar aus<br />
Verantwortung beiden <strong>gegen</strong>über. Oft<br />
argumentieren ältere Menschen, dass<br />
sie ihr Leben lang (große) Hunde gehabt<br />
haben<br />
und aus diesem<br />
Grund<br />
auch jetzt<br />
noch mit<br />
einem starken Junghund zurechtkommen<br />
würden.<br />
Wir hatten kürzlich eine ältere Dame<br />
hier. Sie wollte partout unseren "im Saft<br />
stehenden" Boxerrüden, den wir ihr<br />
nicht geben konnten. "Sie können ihn<br />
gar nicht mehr halten", haben wir ihr<br />
allein einen Grund <strong>gegen</strong> die Aufnahme<br />
dieses temperamentvollen Hundes<br />
genannt, woraufhin sie sagte, sie sei ihr<br />
ganzes Leben mit kräftigen Hunden<br />
umgegangen. "Aber lassen Sie uns bitte<br />
ehrlich miteinan<strong>der</strong> reden, Sie sind<br />
auch erstmalig in diesem fortgeschrittenen<br />
Alter..."<br />
RdT: Hat sie sich, wie von Ihnen<br />
vorgeschlagen, auf einen an<strong>der</strong>en<br />
Hund eingelassen?<br />
Bernd Schinzel: Nein, lei<strong>der</strong> nicht.<br />
Aber dieses Beispiel ist kein Einzelfall:<br />
Oft wollen gerade ältere Menschen<br />
junge, kraftstrotzende Hunde aufnehmen,<br />
denen sie natürlich vor allem<br />
physisch nicht mehr gerecht werden<br />
können. Eine Frage <strong>der</strong> Zeit, wann die<br />
Hunde, die zu keinem Zeitpunkt körperlich<br />
auf ihre Kosten kommen, verhaltensauffällig<br />
werden …<br />
Vertrauen aufbauen: Bernd Schinzel nimmt sich für “seine” Tierheimhunde viel Zeit<br />
RdT: … und mit dem Stigma <strong>der</strong><br />
Unberechenbarkeit bzw. des Problemhundes<br />
im Tierheim abgegeben<br />
werden.<br />
Bernd Schinzel: Genau, wobei ich<br />
den Begriff "problematischer Hund"<br />
nicht mag, denn schließlich ist das Verhalten<br />
eines Hundes nur seine einzig<br />
mögliche Antwort auf die fortgesetzt<br />
falsche Behandlung.<br />
RdT: Unabhängig vom Alter <strong>der</strong><br />
Besitzer - welche Fehler im Umgang<br />
mit Hunden beobachten Sie<br />
immer wie<strong>der</strong>?<br />
Bernd Schinzel: An<strong>der</strong>s als zum Beispiel<br />
in Ungarn o<strong>der</strong> Rumänien - aus<br />
diesen Län<strong>der</strong>n vermitteln wir ja auch<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
9
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
10<br />
T ITELTHEMA<br />
Erfolgreiche Hund<strong>ev</strong>ermittlung<br />
Hunde, weil wir in diesen beiden Län<strong>der</strong>n<br />
unsere Partnerverbände unterstützen<br />
- wird ein Hund bei uns als sozialer<br />
Partner angeschafft. Er kriegt einen<br />
Status, Privilegien und wächst nach und<br />
nach in eine Rolle hinein, die ihm nicht<br />
zusteht. Der Hund, zum Boss gemacht,<br />
entwickelt ein Dominanzverhalten, das<br />
ihm schließlich zum Verhängnis wird,<br />
weil sich die Besitzer ihm nicht mehr gewachsen<br />
fühlen.<br />
Probleme bei <strong>der</strong> Hundehaltung:<br />
RdT: Wie sind die Vermittlungschancen<br />
für solche Hunde?<br />
Bernd Schinzel: Nicht ganz leicht,<br />
weil auch die Hunde sich in einer<br />
schwierigen Situation befinden: Sie<br />
müssen erstmalig in ihrem Leben klare<br />
Regeln lernen und brauchen dazu eine<br />
souveräne Bezugsperson, die sie als<br />
stabile, verlässliche Größe akzeptieren<br />
können. Hier gilt: Weniger ist mehr. Der<br />
Hund sollte weniger beturtelt und wie<br />
ein Mensch angesprochen werden,<br />
son<strong>der</strong>n kurze, eindeutige Aussagen<br />
erhalten, die er verknüpfen und umsetzen<br />
kann.<br />
RdT: Wie ehrlich müssen, wie ehrlich<br />
dürfen Vermittlungsgespräche<br />
sein?<br />
Bernd Schinzel: Ehrlichkeit auf beiden<br />
Seiten ist die unabdingbare Voraussetzung<br />
für die Vermittlung. Von unserer<br />
Seite sagen wir alles, was wir über<br />
ein Tier wissen bis hin zu Beißvorfällen<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit. Wir wollen für<br />
die <strong>Tiere</strong> und für die Menschen das Beste<br />
- keine Vermittlung um jeden Preis,<br />
die nur dazu führen würde, dass die<br />
<strong>Tiere</strong> in Kürze wie<strong>der</strong> bei uns landen<br />
DIESE FEHLER<br />
WERDEN HÄUFIG GEMACHT!<br />
� schlechte Sozialisierung in den Prägephasen<br />
� mangelnde Kommunikation mit dem Hund<br />
� falsche Behandlung (Vermenschlichung, Kindchenschema etc.)<br />
� inkonsequentes, sprunghaftes Verhalten, das den Hund verunsichert,<br />
unklare, sich wi<strong>der</strong>sprechende "Anweisungen" <strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong><br />
� fehlende Kenntnis <strong>der</strong> arttypischen<br />
Eigenschaften (Jagdtrieb,<br />
Wach- und Schutzfunktion etc.) <strong>der</strong><br />
Rassen und ihrer Mischlinge<br />
� grobes Ignorieren <strong>der</strong> körperlichen<br />
Bedürfnisse und arttypischen<br />
Verhaltensweisen (Bewegung, Spiel,<br />
Interaktionen mit Artgenossen).<br />
Auch kleine Hunde brauchen souveräne Menschen<br />
und ein neues Trauma tragen würden.<br />
Und umgekehrt erwarten wir natürlich<br />
auch, dass mit offenen Karten gespielt<br />
wird. Beson<strong>der</strong>s gilt das für die Familienkonstellation:<br />
Wer von uns einen<br />
Hund aufnehmen möchte, wird mit <strong>der</strong><br />
gesamten Familie ins Tierheim gebeten.<br />
Nur so können wir sicherstellen,<br />
dass wirklich alle mit <strong>der</strong> Anschaffung<br />
des neuen <strong>Tiere</strong>s einverstanden sind.<br />
Kürzlich hatten wir ein Ehepaar hier,<br />
das sich in eine sehr sanfte Schäferhündin<br />
aus Rumänien verliebt hatte.<br />
Doch die 16jährige Tochter, so erzählten<br />
sie bedauernd, habe nach einem<br />
Beißvorfall Angst vor Schäferhunden -<br />
also baten wir die Eltern und die beiden<br />
Töchter ins Tierheim, um zu schauen,<br />
ob das Mädchen in <strong>der</strong> Lage sei, ihre<br />
Empfindungen <strong>gegen</strong>über <strong>der</strong> Schäferhündin<br />
aufzugeben (mit Erfolg, wie im<br />
Bild links oben zu sehen).<br />
Den Hund gleich mit nach Hause zu<br />
geben, wäre unverantwortlich gewesen:<br />
Denn die 16jährige hätte aufgrund<br />
ihrer Furcht "paradox" auf die<br />
Schäferhündin reagieren können, so<br />
dass die Hündin sie als negativ erlebt<br />
und sich entsprechend (misstrauisch)<br />
verhalten hätte.<br />
RdT: Diese rumänische Hündin,<br />
die inzwischen glücklich in besagter<br />
Familie lebt, kam mit einem<br />
offenen Hals ins Tierheim.<br />
Ein Seil war tief in die Haut eingewachsen<br />
… wie viel wissen Sie<br />
über die Hunde, die Sie aus unseren<br />
Partnertierheimen in Ungarn<br />
und Rumänien vermitteln?<br />
Bernd Schinzel: Wir wissen nur eines:<br />
Fast alle kommen von ganz unten!<br />
Hunde, die wie Müll behandelt werden,<br />
ein armseliges Leben an <strong>der</strong> Kette geführt<br />
haben und oft (wie die Hunde aus<br />
Ungarn) mit keinerlei Umweltreizen<br />
konfrontiert wurden. Die Gewöhnung<br />
an unseren Alltag mit an<strong>der</strong>en Menschen,<br />
Verkehr, Radfahrern, Geräuschen<br />
etc. muss äußerst sensibel begonnen<br />
werden.<br />
Wir achten bei <strong>der</strong> Vermittlung von<br />
Auslandshunden beson<strong>der</strong>s darauf,<br />
dass die Interessenten täglich zum Spazierengehen<br />
kommen und sich viel Zeit<br />
nehmen, um eine Bindung zu dem Tier<br />
aufzubauen. Erst wenn die Hunde zu<br />
ihren neuen Bezugspersonen Vertrauen<br />
entwickeln und sie respektieren, kön-
Hunde brauchen klare Orientierung!<br />
nen wir <strong>der</strong> Adoption guten Gewissens<br />
zustimmen.<br />
RdT: Seien Sie umsichtig, agieren<br />
Sie vorausschauend, raten Sie<br />
den neuen Hundehaltern…<br />
Bernd Schinzel: Ja, das gilt für die<br />
Vermittlung von allen Hunden, aber in<br />
noch stärkerem Maße für die Auslandshunde,<br />
die oft mit immenser<br />
Furcht auf Alltagsreize (schlagende Tür,<br />
Auspuffknall etc.) reagieren, denen wir<br />
gar keine Bedeutung mehr beimessen.<br />
In ihrer Panik schaffen es die Hunde sogar,<br />
sich rückwärts aus dem Brustgeschirr<br />
zu ziehen und zu fliehen.<br />
Darum unser dringen<strong>der</strong> Rat: Lassen<br />
Sie die Hunde niemals in den ersten Tagen<br />
und Wochen frei laufen, und gewöhnen<br />
Sie sich an, zu agieren und<br />
Die kleinen Jack-Russel-Terrier<br />
sind keine Hunde für “Anfänger”<br />
nicht zu reagieren. Strahlen Sie Selbstsicherheit<br />
ihrem Hund <strong>gegen</strong>über aus,<br />
wenn er Angst zeigt und bestätigen Sie<br />
ihn dann bloß nicht durch Trost - helfen<br />
Sie ihm, indem Sie ihm ein starker, souveräner<br />
Partner sind, an dem er sich<br />
klar orientieren kann.<br />
RdT: Noch einmal zurück zu Ihrer<br />
Eingangsbemerkung über das<br />
Internet. Via World Wide Web<br />
kommen gerade wie<strong>der</strong> mehr<br />
Staffordshire-Terrier ins Tierheim,<br />
selbst Welpen und trächtige<br />
Hündinnen, obwohl die Zucht<br />
ja in Nordrhein-Westfalen verboten<br />
ist …<br />
Bernd Schinzel: …aber nicht einheitlich<br />
in allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n. Außerdem<br />
werden "Staff´s" oft illegal in Kellern<br />
gezüchtet und im Internet verkauft.<br />
Die Szene dieser "Züchter" und Käufer<br />
ist eine halbkriminelle - diese Milieutypen<br />
halten sich nicht an das Zuchtverbot<br />
und weisen auch nicht die gefor<strong>der</strong>te<br />
Haltergenehmigung auf, die für<br />
diese so genannten Anlage I - Hunde<br />
verlangt wird. Im Augenblick kontrolliert<br />
die Stadt Köln sehr scharf, ob die<br />
Besitzer einen Sachkundenachweis für<br />
ihren Staff haben.<br />
Meist ist das nicht <strong>der</strong> Fall, die <strong>Tiere</strong><br />
werden beschlagnahmt und zu uns gebracht<br />
- was uns vor weitere Probleme<br />
stellt. Denn die Staffs sitzen in <strong>der</strong> Regel<br />
lange, b<strong>ev</strong>or wir einen adäquaten<br />
Besitzer für sie finden.<br />
Außerdem vergrößern sie unseren Anteil<br />
an nicht ganz einfach zu vermittelnden<br />
Hunden, wie zum Beispiel den Dogo-Argentinomischlingen,<br />
Kangals,<br />
Jack-Russel-Terriern und Terriermischlingen.<br />
RdT: Was macht den Umgang mit<br />
den kleinen Jack-Russel-Terriern<br />
und Co so kompliziert?<br />
Bernd Schinzel: Alle Hunde und<br />
ebenso die Mischlinge <strong>der</strong> Rassen haben<br />
gewisse Dispositionen: Terrier wurden<br />
eingesetzt, um Ratten zu fangen,<br />
Jagdhunde, um zu jagen, Herdenschutzhunde<br />
zum Schützen und Bewachen.<br />
Nimmt man den Hunden ihre<br />
Aufgabe und ignoriert <strong>der</strong> Mensch diese<br />
den Hund seit Jahrhun<strong>der</strong>ten prägenden<br />
Eigenschaften, sind "Missverständnisse"<br />
bis hin zu Beißvorfällen<br />
vorprogrammiert.<br />
Manchmal kommen Leute zu uns und<br />
sagen: "Wir wollen es jetzt mal mit einem<br />
Owtscharka ausprobieren". Doch<br />
um Ausprobieren darf es niemals gehen,<br />
son<strong>der</strong>n um die Frage: Passt dieser<br />
Hund mit seinen ganz speziellen<br />
Anlagen zu meinem Lebensstil?<br />
Bin ich bereit und fähig, dem Tier das<br />
zu bieten, was seine genetisch bedingten<br />
Eigenschaften (z.B. Wach- und<br />
Schutzfunktion, Jagdtrieb etc.) ihm diktieren?<br />
RdT: Welche Eckdaten "klopfen"<br />
Sie noch ab, b<strong>ev</strong>or Sie einer Vermittlung<br />
zustimmen?<br />
Bernd Schinzel: Die Klassiker, wie wir<br />
sie nennen: Miete o<strong>der</strong> Eigentum? Wer<br />
zur Miete wohnt, muss die Zustimmung<br />
des Vermieters zur Hundehaltung vorlegen.<br />
Ein Garten ist keine Voraussetzung,<br />
höchstens eine Vorbedingung bei<br />
alten o<strong>der</strong> bewegungseingeschränkten<br />
<strong>Tiere</strong>n. Unbedingtes Muss jedoch bei<br />
Herdenschutzhunden; sie werden nur<br />
in Häuser mit gesichertem Grundstück<br />
vermittelt.<br />
Dann klären wir ab, ob Allergien (bei<br />
Kin<strong>der</strong>n) bestehen und wer das Tier im<br />
Urlaub o<strong>der</strong> bei Krankheit aufnehmen<br />
kann. Ein weiterer Aspekt, den wir natürlich<br />
nicht bis in die letzte Konsequenz<br />
ausdiskutieren können, sind die Lebenskonstellationen.<br />
Bleibt das Paar<br />
o<strong>der</strong> die Familie wirklich zusammen?<br />
Was geschieht im Falle einer Trennung<br />
mit dem Hund o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Katze?<br />
Sind alle Familienmitglie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
Anschaffung des <strong>Tiere</strong>s einverstanden?<br />
Dann <strong>der</strong> etwas heikle Bereich <strong>der</strong> Finanzen:<br />
Ist gewährleistet, dass auch<br />
unvorhergesehene Ausgaben, wie<br />
Operationen, teure Medikamente und<br />
Spezialfutter, auf Dauer getragen werden<br />
können?<br />
Wer einen gelisteten Hund (Staffordshire-Terrier,<br />
Pitbull-Terrier etc.) aufnehmen<br />
möchte, muss seinen Sachkundenachweis<br />
vorlegen. Diese Hunde fahre<br />
ich grundsätzlich selbst ins neue Zuhause.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Fotos: Claudia Lotz, TH Köln-Dellbrück<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
11
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
12<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
GESETZENTWURF: "TIERSCHUTZ NEU DENKEN!"<br />
... UNTERLAUFEN DEN TIERSCHUTZ<br />
DIE GRÜNEN STELLEN ENTWURF FÜR EIN NEUES TIERSCHUTZGESETZ VOR<br />
Nach mehrjähriger Vorarbeit haben Bündnis<br />
90/Die Grünen den Entwurf eines neuen Tierschutzgesetzes<br />
vorgelegt und unter dem Titel<br />
"Tierschutz neu denken!" öffentlich zur Diskussion<br />
gestellt. Der Neuregelungsentwurf wurde<br />
von dem renommierten Juristen und Richter,<br />
Dr. Christoph Maisack, <strong>der</strong> zu den Mitautoren<br />
des Kommentars zum Tierschutzgesetz zählt,<br />
im Auftrag <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagsfraktion von Bündnis<br />
90/Die Grünen erarbeitet. Im Anschluss an<br />
die öffentliche Debatte soll <strong>der</strong> Entwurf im<br />
Herbst überarbeitet werden und dann zur Beratung<br />
in den Deutschen <strong>Bund</strong>estag eingebracht<br />
werden.<br />
Zentraler Punkt <strong>der</strong> Neufassung des<br />
Tierschutzgesetzes ist die Stärkung <strong>der</strong><br />
Rechte <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> und die Überwindung<br />
des rechtlichen Ungleichgewichtes zwischen<br />
Tiernutzern und Tierschutz. So ist<br />
die Einführung des Verbandsklagerechts<br />
für anerkannte Tierschutzorganisationen<br />
und eines <strong>Bund</strong>esbeauftragten für<br />
Tierschutz vorgesehen. Weitere essentielle<br />
Neuregelungen betreffen die Bereiche<br />
Tierversuche, Nutztierhaltung<br />
und Haltung von Zirkustieren.<br />
Nach Ansicht <strong>der</strong> früheren Verbraucherministerin<br />
und Fraktionsvorsitzenden<br />
von Bündnis 90/Die Grünen im<br />
Deutschen <strong>Bund</strong>estag, Renate Künast,<br />
genießt <strong>der</strong> Tierschutzgedanke einen<br />
hohen Stellenwert bei den Bürgerinnen<br />
und Bürgern. Nun sei es an <strong>der</strong> Zeit,<br />
"Konsequenzen aus dem Staatsziel<br />
Tierschutz für den gesamten Bereich<br />
des Tierschutzrechtes zu ziehen". Als<br />
Ziel <strong>der</strong> öffentlichen und parlamentarischen<br />
Debatte nannte sie einen verbesserten<br />
Tierschutz und die Sicherstellung<br />
eines effektiveren Vollzuges.<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
e. V. (bmt) begrüßt den Neuordnungsentwurf<br />
ausdrücklich, denn trotz <strong>der</strong><br />
Aufnahme des Tierschutzes als Staatszielbestimmung<br />
in Artikel 20a des<br />
Grundgesetzes ist <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />
als empfindsame Lebewesen in unse-<br />
rem Land noch immer unzulänglich.<br />
In dem Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz<br />
wird erstmals Angst als<br />
Form des Leidens anerkannt und die<br />
För<strong>der</strong>ung des Tierschutzes durch <strong>Bund</strong><br />
und Län<strong>der</strong> vorgeschrieben.<br />
Schlachttiere sollen bei inländischen<br />
Transporten nur noch bis zu einer nahe<br />
Tierschutz-TÜV für<br />
Haltungssysteme gefor<strong>der</strong>t<br />
gelegenen Schlachtstätte und in keinem<br />
Fall länger als acht Stunden beför<strong>der</strong>t<br />
werden. Akkordlöhne beim Betäuben<br />
und Töten von <strong>Tiere</strong>n sollen<br />
verboten werden.<br />
Geplant ist die Einführung eines "Tierschutz-TÜV"<br />
für serienmäßig hergestellte<br />
Stalleinrichtungen zum Halten von<br />
Nutztieren, für beim Schlachten verwendete<br />
Betäubungsgeräte sowie für<br />
Heimtierunterkünfte. Weiter ist vorgesehen,<br />
dass Kastrationen und schwerwiegende<br />
Eingriffe bei <strong>Tiere</strong>n künftig<br />
nur noch unter Betäubung vorzunehmen<br />
sind. Tierversuche sollen grundsätzlich<br />
einer Genehmigungspflicht<br />
unterliegen und Versuche mit Menschenaffen<br />
verboten werden. Die Strafen<br />
bei Verstößen <strong>gegen</strong> das Tierschutzgesetz<br />
sollen auf zehn Jahre<br />
erhöht werden.<br />
Insgesamt orientiert sich <strong>der</strong> Gesetzentwurf<br />
<strong>der</strong> Bündnisgrünen an den Belangen<br />
des ethisch motivierten Tierschutzes<br />
und enthält grundlegende<br />
Verbesserungen zum Schutz unserer<br />
Mitlebewesen. Durchgängiges Ziel dieses<br />
Regelungsvorschlages ist es, die<br />
Ziele des Artikels 20a konsequent im<br />
Tierschutzrecht umzusetzen und das<br />
bestehende Ungleichgewicht zwischen<br />
den Nutzerinteressen und dem Schutz<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu überwinden.<br />
Ob und welche Chancen dieser zeitgemäße<br />
und fundierte Entwurf auf eine<br />
Umsetzung nach <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagswahl<br />
hat, bleibt jedoch offen. Der bmt wird<br />
auch weiterhin den Gesetzentwurf aktiv<br />
begleiten und sich für eine schnelle<br />
und umfassende Novellierung des<br />
Tierschutzgesetztes einsetzen.<br />
Text: Mike Ruckelshaus
Phönix Kleintierbestattungszentrum<br />
Peckelsheim<br />
In unserem Tierkrematorium gibt es<br />
zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> Einäscherung:<br />
Bei <strong>der</strong> Einzeleinäscherung wird ausschließlich<br />
nur ein Haustier eingeäschert,<br />
<strong>der</strong> Tierbesitzer kann nach <strong>der</strong><br />
Einäscherung die Asche seines <strong>Tiere</strong>s in<br />
einer schönen Urne mit nach Hause<br />
nehmen. Bei <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> Urne<br />
SODOMIE: SEXUELLER MISSBRAUCH AN TIEREN<br />
bmt-GUTACHTEN OFFENBART ERHEBLICHE RECHTSLÜCKEN<br />
Schon mehrfach hat <strong>der</strong> bmt über den für Tierfreunde unfassbaren Umstand berichtet, dass sexuelle<br />
Handlungen an <strong>Tiere</strong>n in Deutschland seit 1969 nicht mehr strafbar sind. Seinerzeit wurde die "Unzucht<br />
von Menschen mit <strong>Tiere</strong>n" als Strafvorschrift ersatzlos gestrichen. Dies wurde u.a. damit begründet,<br />
dass es an einem "kriminalpolitischen Bedürfnis" fehle und das Tierschutzgesetz als rechtlicher<br />
Schutz für die <strong>Tiere</strong> ausreiche. Nun hat <strong>der</strong> bmt ein Gutachten von Rechtsanwalt Dr. Konstantin<br />
Leondarakis erstellen lassen, das zu einem eindeutigen Schluss kommt: Das Tierschutzgesetz reicht nicht<br />
aus, <strong>Tiere</strong> vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Der Gesetzgeber wird dringend aufgefor<strong>der</strong>t, tätig zu<br />
werden, indem er einen Straftatbestand schafft, durch den zoophile Handlungen verboten werden.<br />
Warum kann das Tierschutzgesetz die<br />
seit 1969 bestehende rechtliche Lücke<br />
nicht schließen? So wäre eine Strafbarkeit<br />
nach § 17 Tierschutzgesetz erst<br />
dann gegeben, wenn dem Zoophilisten<br />
nachgewiesen werden könnte, den <strong>Tiere</strong>n<br />
durch Rohheit erhebliche Schmerzen<br />
o<strong>der</strong> Leiden zugefügt zu haben.<br />
Aber Verurteilungen nach § 17 Nr. 2a<br />
TierSchG sind ohnehin selten, weil die<br />
Beweislast schwierig ist. Zum Beispiel<br />
sind Schläge, die ein Tier erhalten hat,<br />
um es gefügig zu machen, hinterher<br />
kaum zu erkennen.<br />
Die Feststellung von Verhaltensauffälligkeiten,<br />
die mit lang andauernden<br />
Beobachtungen und Untersuchungen<br />
verbunden wären, ist von den Verfolgungsbehörden<br />
nicht zu leisten. Der<br />
bmt for<strong>der</strong>t daher, dass zoophile Handlungen<br />
schon aufgrund ihrer Gefährlichkeit,<br />
und nicht erst bei nachgewiesenen<br />
erheblichen Verletzungen des<br />
erhält <strong>der</strong> Tierbesitzer eine Urkunde mit<br />
dem Einäscherungsdatum und dem<br />
Namen seines <strong>Tiere</strong>s.<br />
Bei <strong>der</strong> Sammeleinäscherung werden<br />
mehrere <strong>Tiere</strong> gleichzeitig eingeäschert,<br />
und die Asche wird anschließend auf<br />
unserer Streuwiese ausgestreut.<br />
Auf Wunsch kann die Urne auf unserem<br />
Tier- und Urnenfriedhof beigesetzt werden.<br />
Wir beraten Sie gerne!<br />
<strong>Tiere</strong>s unter Straf- bzw. unter Bußgeldandrohung<br />
zu stellen sind.<br />
Zweifellos spielt das Internet für die Verbreitung<br />
zoophilen Gedankengutes zunehmend<br />
eine Rolle. So gibt es zahlreiche<br />
Internetforen, auf denen krankhaft<br />
anmutende Erfahrungen ausgetauscht<br />
und fragwürdige Praktiken angepriesen<br />
werden. Allein auf dem Forum<br />
www.tierlover.de sind mehr als 12.000<br />
Personen registriert und bislang rund<br />
43.000 Beiträge eingestellt. Dies gibt<br />
einen ungefähren Eindruck, welchen<br />
Umfang die Problematik in Deutsch-<br />
Phönix<br />
Kleintierbestattungszentrum<br />
Peckelsheim GmbH<br />
Helmernsche Straße 20<br />
34439 Willebadessen<br />
Tel: 05644 - 98 15 66 . Fax: 98 15 68<br />
kontakt@phoenix-kleintierbestattungen.de<br />
www.phoenix-kleintierbestattungen.de<br />
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land angenommen hat.<br />
Um einen Überblick zu erhalten, welche<br />
rechtlichen Möglichkeiten bestehen,<br />
<strong>gegen</strong> Zoophilie vorzugehen, hat<br />
<strong>der</strong> bmt nun das Rechtsgutachten erstellen<br />
lassen. Das Ergebnis des rund<br />
30 Seiten umfassenden Gutachtens ist<br />
eindeutig: Die <strong>der</strong>zeitigen Schutzbestimmungen<br />
des Tierschutzgesetzes reichen<br />
nicht aus. Der Gesetzgeber ist<br />
dringend aufgefor<strong>der</strong>t, tätig zu werden,<br />
indem er einen Straftatbestand schafft,<br />
durch den zoophile Handlungen generell<br />
verboten werden. Dies ist auch deshalb<br />
geboten, weil <strong>der</strong> Tierschutz seit<br />
2002 in Deutschland Verfassungsrang<br />
erhalten hat.<br />
Der bmt hat dieses Rechtsgutachten<br />
u.a. an Landwirtschaftsministerin Ilse<br />
Aigner und an <strong>Bund</strong>esjustizministerin<br />
Brigitte Zypris geschickt und sie aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
jetzt endlich die notwendigen<br />
rechtlichen Konsequenzen zu ziehen.<br />
Text: Torsten Schmidt<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
13
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
14<br />
T IERSCHUTZPOLITIK<br />
ROBBENJAGD ERHÄLT DÄMPFER VON DER EU<br />
ETAPPENSIEG ... UNTERLAUFEN FÜR DEN TIERSCHUTZ TIER-, NATUR- UND ARTENSCHUTZ!<br />
Die Bil<strong>der</strong> von Robben, die auf dem<br />
blutgetränkten Packeis mit Knüppeln<br />
o<strong>der</strong> Bootshaken erschlagen<br />
o<strong>der</strong> von Booten aus erschossen<br />
werden, gehen alljährlich um die<br />
Welt. Öffentliche Proteste konnten<br />
daran bislang nichts än<strong>der</strong>n. Jetzt<br />
endlich hat die EU reagiert und im<br />
Mai <strong>2009</strong> ein Handelsverbot für<br />
Robbenprodukte beschlossen. Somit<br />
entfällt Europa als wichtiger<br />
Absatzmarkt für die kommerzielle<br />
Robbenjagd.<br />
Zwischen 750.000 und 900.000 Robben<br />
fallen <strong>der</strong> kommerziellen Jagd jedes<br />
Jahr zum Opfer, vor allem in Kanada,<br />
Grönland, Namibia, Norwegen<br />
und Russland.<br />
Über 90 Prozent <strong>der</strong> getöteten <strong>Tiere</strong><br />
sind Jungtiere im Alter von zwei Wochen<br />
bis drei Monaten. Allein Kanada<br />
hatte im März <strong>2009</strong> rund 340.000 <strong>Tiere</strong><br />
zum Abschuss freigegeben, rund<br />
55.000 mehr als im Vorjahr. Im Einzelnen<br />
dürfen von den 6000 kanadischen<br />
Jägern in <strong>der</strong> Jagdsaison 280.000 Sattelrobben,<br />
8200 Mützenrobben und<br />
50.000 Kegelrobben getötet werden.<br />
Die Behörden argumentieren unter an<strong>der</strong>em<br />
damit, dass die Jagd eine bedeutende<br />
Einkommensquelle für entlegene<br />
Ortschaften am Atlantik sei.<br />
Die kommerziell angelegte Massentötung<br />
von Robben ist nicht zu rechtfertigen:<br />
So gibt es eindeutige Belege dafür,<br />
dass Robben nicht tierschutzgerecht<br />
getötet und noch im lebenden Zustand<br />
enthäutet werden. Zwar kündigte Kanada<br />
immer wie<strong>der</strong> an, dass man eine<br />
tierschutzgerechte Jagd durch Kontrollen<br />
sicherstellen würde, aber angesichts<br />
<strong>der</strong> riesigen Jagdgebiete sind solche<br />
Zusagen nicht glaubwürdig.<br />
Selbst regierungseigene Wissenschaftler<br />
in Kanada bestätigen, dass die massive<br />
Jagd auf Sattelrobben zu einem<br />
deutlichen Bestandsrückgang führt,<br />
also keinesfalls als nachhaltig bezeichnet<br />
werden kann!<br />
In <strong>der</strong> Europäischen Union ist die Fragwürdigkeit<br />
<strong>der</strong> Robbenjagd immer wie<strong>der</strong><br />
Anlass für heftige Diskussionen gewesen.<br />
Im September 2006 verabschiedete<br />
<strong>der</strong> Europarat eine Empfehlung<br />
zur Robbenjagd und ersuchte Mitglieds-<br />
und Beobachterstaaten, alle<br />
grausamen Methoden <strong>der</strong> Robbenjagd<br />
und das Betäuben <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> mit Werkzeugen<br />
wie "Hakapiks", Keulen und<br />
Schusswaffen zu verbieten. Die Europäische<br />
Kommission verpflichtete sich,<br />
die Tierschutzaspekte <strong>der</strong> Jagd zu beurteilen<br />
und ersuchte das Gremium für<br />
Tiergesundheit und Tierschutz (EFSA),<br />
ein wissenschaftliches Gutachten zu<br />
dieser Frage zu erstellen.<br />
Die EFSA bestätigte in ihrem Bericht im<br />
Dezember 2007 grundsätzlich die Kritik<br />
<strong>der</strong> Tierschutzorganisationen hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> nicht tierschutzkonformen<br />
Tötungsmethoden. Gleichzeitig machte<br />
sie jedoch deutlich, dass es <strong>der</strong>zeit<br />
an geeigneten Kriterien mangele, um<br />
den augenblicklichen Tod <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> sicherzustellen.<br />
Im Juli 2008 legten das Europäische<br />
Parlament und <strong>der</strong> Rat einen Verordnungsentwurf<br />
über den Handel mit<br />
Robbenerzeugnissen vor, <strong>der</strong> das Inverkehrbringen<br />
von Robbenerzeugnissen<br />
und die Einfuhr dieser Erzeugnisse<br />
in die Gemeinschaft sowie ihre Einund<br />
Ausfuhr aus <strong>der</strong> Gemeinschaft verbieten<br />
sollte.<br />
Der bmt und an<strong>der</strong>e Tierschutzorgani-<br />
sationen kritisierten aber, dass die im<br />
Entwurf gemachten Ausnahmen vom<br />
Handelsverbot die Verordnung weitgehend<br />
entwerten würden. Die Ausnahmen<br />
sollten u.a. dann greifen, wenn<br />
"angemessene tierschutzorientierte Bedingungen"<br />
<strong>der</strong> Tötung und Häutung<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> erfüllt wären. Die Einhaltung<br />
hoher Tierschutzstandards bei <strong>der</strong> Tötung<br />
und Enthäutung von Robben kann<br />
jedoch nicht gewährleistet werden, da<br />
we<strong>der</strong> Standards hinreichend definiert<br />
sind, noch eine wirksame Kontrolle in<br />
<strong>der</strong> Praxis möglich ist.<br />
Anfang Mai <strong>2009</strong> stimmte das EU-Parlament<br />
schließlich über ein Handelsverbot<br />
von Robbenprodukten ab, dass<br />
2010 in Kraft treten soll. Ausnahmeregelungen<br />
soll es nur noch für Robbenerzeugnisse<br />
geben, die aus <strong>der</strong> traditionellen<br />
Jagd <strong>der</strong> Inuit stammen.<br />
Die <strong>Bund</strong>esregierung hatte sich fast<br />
zeitgleich für Handelsbeschränkungen<br />
ausgesprochen. Am 1. April <strong>2009</strong> wurde<br />
<strong>der</strong> vom <strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
vorgelegte Entwurf eines<br />
Gesetzes über das Verbot <strong>der</strong> Einfuhr,<br />
<strong>der</strong> Verarbeitung und des Inverkehrbringens<br />
von Robbenerzeugnissen vom<br />
<strong>Bund</strong>eskabinett beschlossen.<br />
Diese Entscheidungen hat mehr als nur<br />
eine politische Signalwirkung - sie läutet,<br />
so ist zumindest zu hoffen, das Ende<br />
<strong>der</strong> kommerziellen Robbenjagd ein.<br />
Text: Torsten Schmidt
J UGENDTIERSCHUTZ<br />
Tierschutz-Aktionswochen in Gladbeck<br />
KOOPERATIONSPROJEKT VON<br />
bmt-TIERSCHUTZLEHRERIN<br />
UND STADTBÜCHEREI<br />
Vom 03. - 13. März <strong>2009</strong> fanden in <strong>der</strong> Stadtbücherei<br />
Gladbeck (NRW) Aktionswochen zum Thema<br />
Tierschutz statt. An diesem Kooperationsprojekt von<br />
Bücherei und Tierschutzlehrerin des bmt, Gisela<br />
Lichterfeld, nahmen ca. 400 Schüler aller Schulformen<br />
teil. Höhepunkt war die Uraufführung des Musicals<br />
"Marie und ihre Freunde befreien Rex, den<br />
Kettenhund" von bmt-Mitglied Ingrid Hoffsümmer.<br />
Die Presse berichtet in fünf großen Artikeln über die<br />
engagierte Tierschutz-Veranstaltung.<br />
Ulrich Roland, Bürgermeister von Gladbeck, eröffnete die<br />
Veranstaltung mit einer herzlichen Begrüßungsrede. Auch<br />
Büchereileiter Uwe von <strong>der</strong> Weppen und Dr. Jörg Styrie,<br />
<strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong> des bmt, wünschten Schülern und Gästen<br />
interessante und bereichernde Projekttage rund um den Tierschutz.<br />
Nach den einleitenden Worten wurde das mit Spannung erwartete<br />
Tierschutz-Musical "Marie und ihre Freunde befreien<br />
Rex, den Kettenhund" von Schülern <strong>der</strong> Schiller-Grundschule<br />
Gladbeck uraufgeführt. Die überzeugende Darstellung <strong>der</strong><br />
Mädchen und Jungen löste Begeisterungsstürme aus und<br />
wurde auch von Presse und Lehrern sehr gut angenommen.<br />
Der einfühlsame Text und die stimmungsvolle Vertonung des<br />
Musicals stammen von Ingrid Hoffsümmer, einem langjährigen,<br />
in Köln aktiven bmt-Mitglied.<br />
Und dann gingen die eigentlichen Aktionstage los: Gisela<br />
Lichterfeld, Tierschutzlehrerin des bmt, Initiatorin und Organisatorin<br />
des Projekts, brachte den Schulklassen Tierschutzthemen<br />
nahe. Auch hier war die Resonanz <strong>der</strong> Pädagogen<br />
überaus positiv: "Diese ganze Unterrichtszeit mit Frau Lichterfeld<br />
hat allen Beteiligten Spaß gemacht", schrieben zum<br />
Beispiel hinterher Grundschullehrerinnen, "und ihnen neue<br />
Sichtweisen des Tierschutzes<br />
eröffnet. Hier<br />
gelangen die Schüler<br />
auf <strong>der</strong> Ebene von<br />
Mitleid und Mitfühlen<br />
zu Einsichten, die sie<br />
in ihrem Handeln und<br />
Planen in Lebenssituationen<br />
verwerten können<br />
(…)."<br />
Für das Musical gab es viel Beifall<br />
Überzeugend: die Schüler <strong>der</strong> Schiller-Grundschule<br />
Ein weiterer, wichtiger Teil des Projekts war die "Rallye" durch<br />
die Kin<strong>der</strong>- und Jugendbücherei. Hierbei mussten die Schüler<br />
an einzelnen Stationen Tierstimmen, Tierspuren und einiges<br />
mehr erraten. "Eine interessante Veranstaltung für die<br />
Schüler", schrieb eine Gymnasiallehrerin,<br />
"die dabei nicht nur für das Thema Tierschutz<br />
sensibilisiert wurden, son<strong>der</strong>n auch<br />
gleichzeitig die tolle Bücherei "unter die Lupe<br />
nehmen konnten". Vielleicht regt es einige<br />
an, sich demnächst auf eigene Faust über<br />
weitere <strong>Tiere</strong> o<strong>der</strong> die Tierschutzproblematik<br />
zu informieren."<br />
Einige Lehrer haben das Erlebte mit den<br />
Schülern vertiefend nachgearbeitet, indem<br />
die Kin<strong>der</strong> Briefe an die bmt-Tierschutzlehrerin<br />
geschrieben haben. Gisela Lichterfeld<br />
hat inzwischen schon Ordner voll davon und<br />
findet: "Diese tollen Kommentare allein entschädigen<br />
schon für die viele Arbeit."<br />
Gisela Lichterfeld wünscht sich, dass es mehr Tierschützer<br />
gibt, die in die Schulen gehen. Sie selbst hat mit ihrem<br />
Hund Lucky schon mehr als 60 mal Schulklassen besucht und<br />
ist gerne bereit, ihre gemachten Erfahrungen weiterzugeben.<br />
Telefon: 02045-2354<br />
o<strong>der</strong> E-Mail: huglichterfeld@gmx.de.<br />
Ingrid Hoffsümmer wird interessierten Schulen o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>chören<br />
gerne die Unterlagen des Musicals (Textbuch, Noten<br />
und Playback-CD <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>) <strong>gegen</strong> einen Unkostenbeitrag<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Telefon: 02202-59517<br />
o<strong>der</strong> E-Mail: hui.hoffsuemmer@t-online.de<br />
Text: Gisela Lichterfeld<br />
Fotos: Stadtspiegel Gladbeck und Carsten Arin<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
15
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
16<br />
Z IRKUS<br />
"Erschöpft sank Maja nach ihrer Lektion<br />
auf den Boden in ihrem Käfig und beobachtete,<br />
wie nun <strong>der</strong> alte Bär neben ihr<br />
aus seinem Verschlag geführt wurde.<br />
Er wehrte sich schon lange nicht mehr<br />
<strong>gegen</strong> Maulkorb und Peitsche …"<br />
(aus “Rettet Maja!”)<br />
"Die Klientel", sagt Kin<strong>der</strong>buchautorin<br />
Astrid Frank, "die in den klassischen<br />
Zirkus mit <strong>Tiere</strong>n geht, ist oft nicht empfänglich<br />
für Missstände. Da sieht niemand,<br />
dass die Elefanten angekettet<br />
sind, weben, die Käfige <strong>der</strong> Wildtiere<br />
klein, beengt und schäbig sind."<br />
Für ihr 22. Buch hat Astrid Frank einen<br />
Blick hinter die Kulissen <strong>der</strong> "bunten Zirkuswelt"<br />
gewagt - und was sie gesehen<br />
und recherchiert hat, ist umso erschüttern<strong>der</strong>,<br />
weil es noch immer bittere Realität<br />
für die zahllosen Wildtiere in fahrenden<br />
Unternehmen ist.<br />
Dass <strong>der</strong> Zirkus nur die (oberflächlich<br />
wahrnehmenden) Besucher glücklich<br />
macht, für die <strong>Tiere</strong> jedoch lebenslange<br />
Gefangenschaft unter artwidrigsten<br />
Bedingungen bedeutet, ist die Kernaussage<br />
des engagierten Buches. "Die<br />
Recherchen zu 'Rettet Maja!' ", sagt die<br />
Mutter zweier Söhne, "haben mich mitgenommen,<br />
mich entsetzt und mir<br />
deutlich gemacht, wie wichtig dieses<br />
Thema ist."<br />
Eine Tageszeitung nannte den neuesten<br />
“Bunte Zirkuswelt”- Lebens<br />
“NIEMAND SIEHT, DASS DIE KÄFIGE DER WILDTIERE<br />
Roman <strong>der</strong><br />
viel gelesenenKin<strong>der</strong>buchautorin<br />
einen "sensiblen<br />
Beitrag<br />
zum Tierschutz" -<br />
und er ist auch noch<br />
viel mehr: Er ist Appell<br />
und Mahnung zugleich,<br />
aufmerksam<br />
zu sein, zu hinterfragen<br />
und Stellung zu<br />
beziehen.<br />
"Je<strong>der</strong> Zirkusbesucher<br />
könnte sehen, dass<br />
die <strong>Tiere</strong> leiden", sagt<br />
Astrid Frank, "wenn er<br />
genau hinschaut. Aber<br />
kaum jemand tut das!" An<strong>der</strong>s die<br />
Schüler in ihrem Buch. Sven beschreibt<br />
seiner Klasse den Beruf seines Vaters:<br />
Er ist Tierarzt in einem Bärenpark, einem<br />
Refugium für ehemalige Zirkusund<br />
Tanzbären, die aus ihrer Gefangenschaft<br />
befreit werden konnten.<br />
Maja ist <strong>der</strong> jüngste Schützling<br />
seines Vaters - und Sven<br />
erzählt seinen Mitschülern,<br />
wie es Tierschützern gelang,<br />
die inzwischen sehr kranke<br />
Zirkusbärin aus ihrer letzten<br />
Station, einer Bärenhöhle, zu<br />
retten. Die Schüler sind ergriffen<br />
und stellen in Frage,<br />
was viele Erwachsene aus<br />
Bequemlichkeit ignorieren.<br />
Erschienen im Thienemann-Verlag; Preis: 8,90 Euro<br />
"Und ich habe mir die Tierschau von<br />
´nem Zirkus angesehen", ruft Leon<br />
dazwischen. "Da waren sogar mehrere<br />
Elefanten. Sechs, glaube ich. Sie<br />
standen alle im Zelt und ihre Füße waren<br />
in Ketten. Wie bei den Strafgefangenen<br />
in amerikanischen Filmen.<br />
Dabei haben sie die ganze Zeit so hin<br />
und her geschwankt, als wären sie<br />
betrunken (…)".<br />
"Ich versuche, den Ton <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />
<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu treffen", erklärt Astrid Frank<br />
das Geheimnis ihrer Bücher, "ohne dabei<br />
die <strong>Tiere</strong> zu vermenschlichen." Umso<br />
erstaunlicher, dass unter den durchweg<br />
positiven Rezensionen auf ihr im
lange Gefangenschaft<br />
KLEIN, BEENGT UND SCHÄBIG SIND ...”<br />
Januar <strong>2009</strong> erschienenes Zirkusbuch<br />
eine Journalistin befand, Bärin Maja<br />
sei zu sehr vermenschlicht worden.<br />
"Mich stört nicht die Kritik als solche",<br />
sagt die Kölnerin, "son<strong>der</strong>n was ihr zugrunde<br />
liegt: Nämlich die Unfähigkeit<br />
(o<strong>der</strong> die Weigerung), sich in ein Tier<br />
hineinzuversetzen, ihm Gefühle zuzugestehen."<br />
Dabei gehören die Passagen,<br />
in denen Bärin Maja an ihrer Einsamkeit<br />
und Ausweglosigkeit fast<br />
verzweifelt, zu den ergreifendsten im<br />
Buch. Denn auch <strong>Tiere</strong> können sich<br />
aufgeben - sie hören einfach auf, zu<br />
sein.<br />
"Maja drehte sich um und blickte starr<br />
durch die Gitterstäbe nach draußen.<br />
Sie sah die Wagen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>,<br />
lauschte den Geräuschen <strong>der</strong><br />
Nacht, die an diesem Ort ungewöhnlich<br />
laut waren und nur selten von den<br />
Geräuschen <strong>der</strong> Menschen übertönt<br />
wurden, und dem Wiegen <strong>der</strong> Baumwipfel<br />
im Wind. In <strong>der</strong> Ferne erhellten<br />
die Lichter <strong>der</strong> Stadt das Dunkel <strong>der</strong><br />
Nacht.<br />
Maja wandte den Kopf, und ihr Blick<br />
fiel auf Bruno, <strong>der</strong> nun nicht mehr wie<br />
sie die Beson<strong>der</strong>heiten dieses neuen<br />
Ortes kennenlernen würde. Der Laut,<br />
den die Bärin ausstieß, klang wie ein<br />
Wehgeschrei. Dann erhob sie sich<br />
und nahm ihren Weg wie<strong>der</strong> auf:<br />
links, rechts, links, rechts, links,<br />
rechts, links, rechts. Acht Schritte<br />
nach links, acht Schritte nach rechts."<br />
Wie entstehen Astrid Franks erfolgreiche<br />
Kin<strong>der</strong>bücher? "Ich<br />
werde oft gefragt", beschreibt die<br />
Autorin den für Außenstehende oft<br />
geheimnisvoll anmutenden Entstehungsprozess<br />
eines Buches, "ob<br />
meine Geschichten auf die Ideen<br />
von Kin<strong>der</strong>n zurückgehen."<br />
Natürlich, sagt sie, könnten die Ideen<br />
zu diesen Geschichten auch von Kin<strong>der</strong>n<br />
stammen, aber wie bei ihrem ersten<br />
Buch "Kummer auf vier Pfoten" gehen<br />
auch alle weiteren 21 Romankonzepte<br />
auf sie selbst zurück.<br />
Die Anregung zu "Rettet Maja!" entstand<br />
auf einer Lesereise durch Thüringen,<br />
als Astrid Frank den Bärenpark<br />
Worbis besuchte, eigentlich, um Wölfe<br />
zu beobachten. Und ist betroffen, als<br />
sie den zur Anschauung für Besucher<br />
aufgestellten Zirkuswagen sieht, in<br />
dem ein Film über dressierte Bären in<br />
<strong>der</strong> Manege läuft.<br />
Vier Jahre später, inzwischen hat sie ihren<br />
zweiten Sohn Jost geboren, realisiert<br />
sie das Buch. "Schreiben ist Handwerk<br />
und Kreativität zugleich", sagt sie,<br />
"und obwohl ich streng konzeptionell<br />
arbeite, mich also an Rahmen, Kapiteln<br />
und festgelegten Punkten entlang taste,<br />
überrascht mich doch auch manchmal,<br />
womit sich die Seiten füllen, welchen<br />
Weg die Geschichte nimmt."<br />
Ihr erstes Buch, eine Kurzgeschichte<br />
über einen Tierheimhund, ist in <strong>der</strong> ersten<br />
Auflage bereits nach zehn Wochen<br />
vergriffen. Nach "Kummer auf vier Pfoten"<br />
folgen weitere Bücher, im Schnitt<br />
zwei pro Jahr. Während ihres Studiums,<br />
Biologie und Germanistik, arbeitet<br />
sie bei Verlagen im Lektorat. Sie<br />
liebt das Spiel mit den Genres, so ist<br />
ihr letztes Pferdebuch im Mittelalter<br />
angesiedelt, und bleibt doch immer<br />
bei ihrer Thematik: den<br />
<strong>Tiere</strong>n und dem Tierschutzgedanken.<br />
"Ich stehe hinter dem, was ich<br />
Z IRKUS<br />
Astrid Frank<br />
Die Kölnerin Astrid Frank gehört zu den<br />
meistgelesenen Kin<strong>der</strong>buchautorinnen.<br />
“Rettet Maja!” ist ihr 22. Buch.<br />
tue", sagt Astrid Frank und ihre jugendlichen<br />
Fans scheinen ihr Recht zu<br />
geben. Ihre Motivation ist die Freude,<br />
die Begeisterung am Schreiben und die<br />
Fähigkeit, die Aussage des Buches<br />
kindgerecht zu verpacken. Nicht alle<br />
Bücher haben ein so glückliches Ende,<br />
wie "Rettet Maja!" - und das ist beabsichtigt.<br />
"Ein Happy End würde meine Intention<br />
hinfällig machen", erklärt die Kin<strong>der</strong>buchautorin<br />
am Beispiel von "Kummer<br />
auf vier Pfoten". Es kann für einen ausgesetzten<br />
Hund, in dem es in ihrem ersten<br />
Buch geht, nur ein offenes Ende<br />
geben, denn wer weiß schon, was mit<br />
den vielen tausend ausgesetzten Hunden<br />
passiert?<br />
"Die Kin<strong>der</strong> sind die Erwachsenen von<br />
morgen", untermauert die Tochter eines<br />
Schriftstellers ihren Anspruch auf unbedingte<br />
Wirklichkeitsnähe beim<br />
Schreiben. "Ich will die Probleme aufzeigen,<br />
die bestehen, und deutlich machen,<br />
dass Tierliebe manchmal auch<br />
heißt, auf ein Tier zu verzichten, wenn<br />
man seinen Ansprüchen nicht genügen<br />
kann."<br />
"Die Käfigtür war mittlerweile offen,<br />
doch von Maja nichts zu sehen. Die<br />
Bärin drückte sich so tief sie konnte in<br />
die Transportbox. Ihr Herz raste. Was<br />
würde sie dort draußen erwarten?<br />
Vorsichtig tastete sie sich an den<br />
Rand <strong>der</strong> Box vor und schnupperte.<br />
Der Geruch war verheißungsvoll.<br />
Feuchte Erde und grünes Gras. Bäume,<br />
Wasser und …Bärengeruch (…)."<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
17
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
20<br />
R UMÄNIEN<br />
Fernsehen, Presse und Öffentlichkeit begleiten die erste große<br />
Kastrationsaktion in Tarlungeni (Gemeinde bei Brasov)<br />
Im Juni organisierte <strong>der</strong> bmt mit Cristina<br />
Lapis von Millions of Friends, Brasov,<br />
die ersten Kastrationsaktionen in<br />
Bezirken außerhalb <strong>der</strong> Karpatenstadt.<br />
Die Kastration<br />
von StraßenundBesitzerhunden<br />
in Tarlungeni<br />
und<br />
Bals wurde<br />
Cristina Lapis<br />
von <strong>der</strong> Öffentlichkeitak-<br />
tiv begleitet - und ist endlich ein Hoffnungsschimmer<br />
nach den schockierenden<br />
Nachrichten, die uns immer<br />
wie<strong>der</strong> aus Brasov erreichen. In Tarlungeni<br />
und Bals baten die aufgeschlossenen<br />
Bürgermeister den Tierschutz<br />
selbst um Hilfe und leisteten<br />
Unterstützung.<br />
Insgesamt wurden 249 Hündinnen kastriert,<br />
163 Rüden, 34 Katzen, 15 Kater<br />
und 42 Operationen (Verkehrsunfälle<br />
etc.) durchgeführt. "Das ist die Zukunft<br />
für Rumänien", sagt Petra Zipp. "B<strong>ev</strong>ölkerung<br />
und Presse stehen hinter den<br />
Kastrationsaktionen, nur lei<strong>der</strong> fehlt<br />
vielen Menschen das Geld für die not-<br />
DAS RUMÄNIEN DER<br />
bmt - KASTRATIONSAKTION: FAST 500<br />
wendige Unfruchtbarmachung ihres<br />
<strong>Tiere</strong>s. Deshalb bitte ich Sie ganz inständig:<br />
Helfen Sie uns, diesen Weg<br />
weiterzugehen! Spenden Sie, damit wir<br />
weiter helfen können!"<br />
17.000 Euro haben <strong>der</strong> bmt und Tasso<br />
in diese erste erfolgreiche Aktion investiert<br />
- alleine 10.000 Euro haben das<br />
Material und die Medikamente gekostet,<br />
dazu kamen die Kosten für rumänische<br />
und deutsche Tierärzte. Im kleineren<br />
Rahmen wird die Aktion bis zum<br />
Herbst weitergeführt.<br />
Gut investiertes Geld im Vergleich zu<br />
den ca. 300.000 Euro, die die Stadt<br />
Brasov jährlich für die “Entsorgung” ihrer<br />
Hunde ausgibt, und doch keine Lösung<br />
des Problems in Sicht ist.<br />
Obwohl <strong>der</strong> Bürgermeister von Brasov<br />
nach den tausendfachen Protesten aus<br />
dem Ausland zugesichert hatte, die<br />
brutalen Fangaktionen von<br />
Straßenhunden zu stoppen<br />
und tatsächlich die <strong>Tiere</strong><br />
außerhalb <strong>der</strong> Stadt nun<br />
ungeschoren lässt, werden<br />
weiterhin <strong>Tiere</strong> im Kreis<br />
Hun<strong>der</strong>tfacher<br />
ungewollter<br />
Nachwuchs<br />
wurde verhin<strong>der</strong>t!<br />
Sie kommen, um ihre Hunde<br />
und Katzen kostenlos<br />
kastrieren zu lassen - rumänische<br />
Bürger, die kein<br />
Geld für den Eingriff haben,<br />
aber die Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> Kastration<br />
schneller eingesehen<br />
haben,<br />
als manche Politiker<br />
in ihrem<br />
Land.<br />
Brasov eingefangen.<br />
Diese Straßenhunde<br />
werden weiter<br />
in die städtische Tötungsanlage<br />
gebracht<br />
und erhalten we<strong>der</strong><br />
Nahrung noch medizinische<br />
Versorgung. Das vom<br />
bmt unterstützte Tierheim Brasov<br />
übernimmt mit seinen äußerst<br />
knappen Finanzmitteln nicht nur zusätzlich<br />
die Versorgung <strong>der</strong> Hunde mit<br />
Trockenfutter, son<strong>der</strong>n rettete auch<br />
Hun<strong>der</strong>ten von <strong>Tiere</strong>n - allein 123 im<br />
Juni <strong>2009</strong> - durch die Aufnahme das<br />
Leben!<br />
Und dann am 25. Juni die neuerliche<br />
Hiobsbotschaft: Wie<strong>der</strong> wurden in <strong>der</strong><br />
städtischen Anlage Hunde getötet. Ein<br />
klarer Gesetzesverstoß! Denn das Tierschutzgesetz<br />
verbietet das Töten ge-<br />
Szenen aus <strong>der</strong> grausamen Tötungsstation in Brasov
ZUKUNFT<br />
TIERE KASTRIERT<br />
sun<strong>der</strong> Hunde und solange das Streunerhundgesetz<br />
nicht ratifiziert ist, gilt das<br />
Tierschutzgesetz - so die offizielle Gesetzeslage!<br />
Bis Tierschützer Alarm schlagen konnten,<br />
waren 70 Hunde bereits tot. Doch<br />
Polizei und Staatsanwaltschaft konnten<br />
weitere Tötungen verhin<strong>der</strong>n, Presse und<br />
Fernsehen diesen neuerlichen Verstoß<br />
<strong>gegen</strong> das Tierschutzgesetz öffentlich<br />
Gerettet aus <strong>der</strong> Tötungsstation:<br />
Jetzt warten wir auf unser neues Zuhause<br />
in Deutschland<br />
machen. Der Leiter des Tierordnungsdienstes<br />
Brasov begründete die Tötung<br />
mit dem Gesundheitszustand <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> -<br />
angeblich seien die Hunde alle krank<br />
gewesen. Dies entspricht nicht den Tatsachen!<br />
Mit <strong>der</strong> Tötung von Strassenhunden wird<br />
Geld verdient. Es gibt Dokumente, die<br />
belegen, dass die Stadtverwaltung Brasov<br />
mit entfernten Gemeinden Verträge<br />
abgeschlossen hatte, in denen für jeden<br />
Hund - vom Einfangen bis zur Tötung<br />
und Entsorgung - ca. 25 Euro berechnet<br />
wurden.<br />
Mittelloser Rumäne bringt Hund zum Kastrieren<br />
Petra Zipp, die den Auslandstierschutz<br />
des bmt koordiniert und gerade von einer<br />
Inspektionsreise aus Brasov zurückgekommen<br />
ist, befürchtet weitere, heimliche<br />
Tötungsaktionen.<br />
Bitte protestieren Sie <strong>gegen</strong> die Tötung<br />
von Straßenhunden. Die Kronstadt lebt<br />
vom Tourismus; was sie sich nicht leisten<br />
kann, ist eine Negativpresse und einen<br />
Einbruch im Tourismus. For<strong>der</strong>n Sie einen<br />
Stopp des Einfangens und Tötens von<br />
Straßenhunden! Bitten Sie den Bürgermeister<br />
von Brasov, endlich zusammen<br />
mit Cristina Lapis und dem<br />
Tierschutz die Kastration und Versorgung<br />
herrenloser <strong>Tiere</strong> vorzunehmen<br />
und die Tötungsstation<br />
zu schließen.<br />
Brasov hat es jetzt in <strong>der</strong><br />
Hand, eine tierschutzgerechte,<br />
dauerhafte Lösung<br />
mit Kastrationsprojekten<br />
zu wählen -<br />
o<strong>der</strong> die Tötungshochburg<br />
Rumäniens, wenn<br />
nicht Europas, zu werden!<br />
Text und Fotos: Petra Zipp<br />
JEDE KLEINE SPENDE<br />
HILFT DIREKT !<br />
Kosten <strong>der</strong> Kastrationen<br />
Hündin: ca. 25,-- Euro<br />
Rüde: ca. 15,-- Euro<br />
Katze: ca. 10,-- Euro<br />
Kater: ca. 5.-- Euro<br />
Futterversorgung <strong>der</strong> (<strong>der</strong>zeit 200!) Hunde in <strong>der</strong> Tötung:<br />
ca. 100 Euro pro Tag<br />
www.bmt-auslandstierschutz.de<br />
B RASOV<br />
Die geretteten Hunde ...<br />
... kommen im TH an.<br />
Spendenkonto-Nr. 847275<br />
Frankfurter Sparkasse<br />
BLZ 500 502 01<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
21
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
22<br />
E HRENAMTLICHE<br />
"Was soll ich denn nun mit Blacky machen?"<br />
fragt die Berlinerin den bmt-<br />
Vorsitzenden, Dr. Jörg Styrie, verzweifelt.<br />
Sie hat den zehn Jahre alten<br />
Dackel zu sich genommen, als ihr<br />
Nachbar überraschend verstarb. Doch<br />
<strong>der</strong> Rüde, kaum an Sozialkontakte<br />
nach seiner fast ausschließlichen Wohnungshaltung<br />
gewöhnt, greift ihre eigenen<br />
Hunde an.<br />
Unverträgliche Rüden sind nicht unbedingt<br />
die Klientel, über die sich die ohnehin<br />
überlasteten Tierheime beson<strong>der</strong>s<br />
freuen - und so versucht Dr.<br />
Jörg Styrie, <strong>der</strong> gleichzeitig auch Leiter<br />
des Landesverbandes Berlin ist, einen<br />
unkomplizierten Pflegeplatz für den<br />
brummigen, aber völlig gesunden<br />
Dackel zu finden.<br />
"Stellen Sie sich mal vor, Sie kämen in<br />
einen Raum mit fremden Leuten; da<br />
sind Sie auch erst mal ganz still", ant-<br />
Marika Wächtler, Dr. Jörg Styrie<br />
wortet Hundeausbil<strong>der</strong>in Marika<br />
Wächtler auf die Frage, ob sie den<br />
schlecht sozialisierten Blacky wohl in eine<br />
ihrer Hundegruppen integrieren<br />
könne. Die 39jährige unterhält in Stedten/Ilm,<br />
zwischen Weimar und Erfurt<br />
gelegen, eine Hundepension und arbeitet<br />
seit einigen Jahren mit dem bmt<br />
zusammen.<br />
Als die junge Frau am 3. März 1990 in<br />
das kleine Dorf in Thüringen kam,<br />
schwebte <strong>der</strong> gelernten Fachmelkerin<br />
Hundepension Wächtler:<br />
Eine Pflegestelle <strong>der</strong> be<br />
WIE BLACKY AUS BERLIN INS THÜRINGISCHE<br />
Die <strong>Tiere</strong> lieben Marika Wächtler: Hengst Shandor und Vermitt<br />
zusätzlich zu ihrem Job in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft <strong>der</strong> Aufbau einer<br />
Pferdepension vor -<br />
doch die gab es bereits in<br />
dem idyllischen Dörfchen.<br />
Weil Marika<br />
Wächtler zu DDR-Zeiten<br />
auch Blindenhunde<br />
ausgebildet hatte, lag<br />
es nahe, ihre Fähigkeiten<br />
im Umgang mit<br />
selbst schwierigen Hunden<br />
zu ihrem neuen Beruf<br />
zu machen.<br />
Ihre multikulturellen Gäste<br />
kommen aus Israel, Spanien,<br />
Rumänien und Deutschland - auf<br />
Bitten verschiedener Tierschutzorganisationen<br />
wie dem bmt nimmt sie Notfälle<br />
bei sich auf und sucht, oft mit Hilfe<br />
des Fernsehens und <strong>der</strong> Zeitung, ein<br />
neues Zuhause für die Hunde. Bei <strong>der</strong><br />
Betreuung <strong>der</strong> bis zu maximal 75 aufzunehmenden<br />
Hunde, zahlreichen Katzen<br />
und Kleintieren auf ihrem Hof wird<br />
sie von zwei Helfern unterstützt - auch<br />
sie kommen aus aller Herren Län<strong>der</strong>,<br />
wie zum Beispiel <strong>der</strong> gebürtige Russe<br />
Sergej.<br />
Je<strong>der</strong> Hund geht zweimal am Tag gruppenweise<br />
spazieren, schläft nachts im<br />
Obergeschoß des Hauses und verbringt<br />
die restlichen Stunden mit seinen<br />
Kumpels in den geräumigen Ausläufen.<br />
Für 25 DM Miete hatte Marika<br />
Wächtler 1990 das alte, renovierungs-<br />
bedürftige Haus gemietet und später<br />
gekauft. Trotz <strong>der</strong> erheblichen Mängel<br />
des Hauses, undichte Dächer, fehlende<br />
Elektrik, Fenster etc., schien ihr das Gebäude<br />
mit dem 1500 großen Grundstück<br />
und weiteren 1000 Quadratmetern<br />
Weideland so geeignet für ihr<br />
Projekt, dass sie die Jahre <strong>der</strong> Improvisation<br />
bis heute in Kauf nimmt.<br />
Und die Akzeptanz <strong>der</strong> Dorfbewohner,<br />
die zunehmende Resonanz auf ihre Arbeit<br />
und immer höhere Vermittlungszahlen<br />
geben ihr Recht: Ihre inzwischen<br />
über 13 Jahre alte Hundepension hat<br />
sich einen Namen in <strong>der</strong> Region gemacht.<br />
Ca 40% ihrer vierbeinigen Gäste<br />
sind Pensionshunde, die nach Ur-
son<strong>der</strong>en Art<br />
STEDTEN/ILM UMZOG<br />
lungshunde aus ganz Europa<br />
“Was passiert denn<br />
jetzt mit mir?”<br />
Der Berliner Dackel<br />
Blacky bei seiner<br />
Ankunft in <strong>der</strong><br />
Hundepension<br />
Wächtler<br />
laub, Kur o<strong>der</strong> Krankenhausaufenthalt<br />
von ihren Besitzern<br />
wie<strong>der</strong> abgeholt werden.<br />
Oft sind diese Hunde komplizierter<br />
als die Notfälle <strong>der</strong> Tierschutzorganisationen.<br />
"Da bekommen<br />
Sie Hunde, die mit Schnuller ins Bett<br />
gehen o<strong>der</strong> mit Löffeln gefüttert werden<br />
sollen", beschreibt die 39jährige<br />
einige ihrer "beson<strong>der</strong>en" Kunden.<br />
Und manche Besitzer sind enttäuscht,<br />
sogar böse, wenn ihr Hund es vorzieht,<br />
nach seinem "Erziehungsurlaub" auf<br />
die anerzogenen Extravaganzen zu<br />
verzichten.<br />
An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong> sind erleichtert, dass<br />
Marika Wächtler gelang, was ihnen<br />
unmöglich schien: Aus ihrem vermeintlich<br />
unsozialen Vierbeiner einen<br />
mit Artgenossen verträglichen Hund zu<br />
machen. Obwohl die Hundepension<br />
Ansprechpartner für Tierschutznotfälle<br />
aus <strong>der</strong> Region ist und Marika Wächt-<br />
ler auch Fundhunde aufnimmt, bekommt<br />
sie von <strong>der</strong> Stadt keinerlei<br />
Unterstützung, ab und zu einen 1-Euro-Jobber<br />
gestellt. "Wenn mir Hunde<br />
über den Zaun geworfen werden", hat<br />
die 39jährige vor den Stadtoberen argumentiert,<br />
"soll ich sie dann wie<strong>der</strong><br />
zurückwerfen, weil ich für die Aufnahme<br />
von Fundtieren nicht zuständig<br />
bin?"<br />
Die resolute und tatkräftige Frau würde<br />
kein Tier in Not sich selbst überlassen<br />
- und zieht aus diesem Grund nicht<br />
nur die sieben Welpen von Lola, die in<br />
einer Mülltonne gefunden wurde, mit<br />
auf, son<strong>der</strong>n hilft auch in Fällen wie<br />
diesen: Deckhengst Shandor wurde<br />
über 20 Jahre im Keller (!) gehalten,<br />
weil er unverträglich mit an<strong>der</strong>en Pferden<br />
war. Als <strong>der</strong> völlig vereinsamte<br />
Haflinger-Araberhengst zu Marika<br />
Wächtler kam, vermutete <strong>der</strong> Tierarzt,<br />
dass er kaum noch zwei bis drei Monate<br />
zu leben hätte - doch inzwischen<br />
ist <strong>der</strong> Hengst fünf Jahre auf dem Hof<br />
und genießt seinen täglichen Weidegang.<br />
Marika Wächtler ist die einzige,<br />
die sich ihm nähern und ihn gelegentlich<br />
auch reiten darf.<br />
Shandor mit dem wun<strong>der</strong>bar geschmeidigen<br />
Gang wird für immer<br />
bleiben, wie auch einige Hunde, die<br />
sich als "vermittlungsresistent" erwiesenen<br />
haben. Zwar tun Marika Wächtler<br />
und ihr kleines Team alles dafür, <strong>ev</strong>entuelle<br />
Schwierigkeiten im Vorfeld aus<br />
dem Weg zu räumen - so werden die<br />
Hunde u.a. auf Verträglichkeit mit Artgenossen,<br />
Katzen, Pferden, Radfahrern<br />
und Joggern getestet, an <strong>der</strong> Leinenführung<br />
und Erziehung gearbeitet, Vorkontrollen<br />
bei den künftigen Besitzern<br />
durchgeführt - doch manche Kandidaten<br />
scheinen die Freiheit, die sie auf<br />
dem Hof mit ihren Artgenossen genießen,<br />
jedem neuen Heim vorzuziehen.<br />
Beson<strong>der</strong>s mittelgroße Hunde haben<br />
weniger Chancen, ein neues Zuhause<br />
zu finden, bedauert die 39jährige.<br />
Während die großen und kleinen Hun-<br />
E HRENAMTLICHE<br />
deInteressenten bis<br />
nach Weimar,<br />
Erfurt<br />
und über das Fernsehen sogar bis nach<br />
Helgoland finden, bleiben ihre mittelgroßen<br />
Kollegen nicht selten bis an ihr<br />
natürliches Lebensende in <strong>der</strong> Hundepension.<br />
Obwohl die Thüringerin jedes<br />
Tier mit offenen Armen aufnimmt, stellen<br />
die Dauergäste eine zusätzliche finanzielle<br />
Belastung dar.<br />
Der Betrieb trägt sich gerade über die<br />
Pensions- und Vermittlungsgebühren,<br />
oft kann das Team um Marika Wächtler<br />
nur von Monat zu Monat kalkulieren.<br />
Ohne die Unterstützung des Tierarztes,<br />
<strong>der</strong> die zur Vermittlung<br />
stehenden Rüden kostenlos kastriert<br />
und den 14tägigen Futterspenden <strong>der</strong><br />
"Blankenfel<strong>der</strong> Tafel" wäre die wirtschaftliche<br />
Lage für die Hundepension<br />
vermutlich bedrohlich eng. Deshalb<br />
freut sich die Tierschützerin über jede<br />
Unterstützung, ob in Form von Material<br />
für die ständig anstehenden Arbeiten<br />
an den Hundefreiläufen und dem alten<br />
Haus selbst o<strong>der</strong> über Spenden.<br />
Als ihr Mitarbeiter Sergej einen Unfall<br />
hatte, sprangen die Dorfbewohner sofort<br />
ein und übernahmen die Gassirunden<br />
mit den Hunden - eine spontane<br />
Geste <strong>der</strong> Hilfsbereitschaft, über die<br />
sich Marika Wächtler noch heute freut.<br />
Auch Tierarzt Dr. Uwe Wagner, Leiter<br />
des Landesverbandes Baden-Württemberg,<br />
bot seine Unterstützung an und<br />
impfte den gesamten Hundebestand.<br />
Für den bmt nimmt die Hundeausbil<strong>der</strong>in<br />
Vierbeiner aus Brasov auf und ist<br />
immer wie<strong>der</strong> erstaunt, wie sozial sich<br />
die ehemaligen Straßenhunde in <strong>der</strong><br />
Gruppe verhalten. Innerhalb weniger<br />
Tage hat sie die oft scheuen <strong>Tiere</strong> an<br />
Halsband und Leine gewöhnt - die unbedingte<br />
Voraussetzung für eine gute<br />
Vermittlung.<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
23
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
24<br />
TH ELISABETHENHOF<br />
In Gummersbach, ca. 80 Kilometer<br />
von Köln entfernt,<br />
gibt es eine Grundschule -<br />
und die hat es in sich. Nach<br />
vier Schuljahren zerstreuen<br />
sich die 22 Mädchen und<br />
Jungen <strong>der</strong> 4c in diesem<br />
Sommer in alle Winde, doch<br />
eines nehmen sie alle mit:<br />
Dass Schule ein fantastisches<br />
Erlebnis sein kann,<br />
wenn man das Glück hatte,<br />
eine Lehrerin wie Renate<br />
Lühr zu bekommen.<br />
10 CD´s haben die Schüler in den vier<br />
Jahren gemeinsam erarbeitet, sind Paten<br />
eines Koalamädchens in Australien,<br />
helfen mit ihrer Urkunde, den Regenwald<br />
zu schützen und haben gebastelt,<br />
gebacken und auf Flohmärkten verkauft,<br />
um eine Storchenstation zu erhalten<br />
und ihrer Patenhündin Zola die<br />
notwendige Augen-OP zu ermöglichen.<br />
Der WDR hat über die Mädchen und<br />
Jungen einen Filmbeitrag gesendet,<br />
<strong>der</strong> Umweltminister ihnen den Tierschutz-Son<strong>der</strong>preis<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
verliehen und das TH<br />
Elisabethenhof das vorbildliche Tierund<br />
Naturschutzengagement <strong>der</strong> Klasse<br />
mit dem Ehepaar-Quade-Stiftungspreis<br />
ausgezeichnet (Kasten rechts).<br />
Was ist das Geheimnis dieser Lehrerin?<br />
Wie man sich die Schule<br />
"Die Kin<strong>der</strong>", beschreibt Renate Lühr ihr<br />
Konzept, "dürfen nicht merken, dass<br />
<strong>der</strong> Unterricht Schule ist." Aber<br />
wie macht man sich die<br />
"Schule schön", wie die<br />
65jährige mit einem<br />
Schmunzeln sagt?<br />
Jeden Tag <strong>der</strong> vergangenen<br />
vier Jahre kam sie mit zwei<br />
großen Taschen in die GGS -<br />
Anregungen für ihren Unterricht,<br />
die den Schülern den<br />
Stoff lebendig und stets aufs<br />
Neue spannend machen sollten.<br />
Im vierten Schuljahr, so<br />
die Richtlinien <strong>der</strong> Schulbehörde,<br />
müssen die Kontinente<br />
durchgenommen<br />
werden - eingebunden in<br />
ein fesselndes Projekt a la<br />
Renate Lühr ein wun<strong>der</strong>bares<br />
Thema, das den Mädchen<br />
und Jungen die Welt eröffnet …<br />
"We are the world" heißt die zehnte CD<br />
und ist das letzte große Projekt einer<br />
ambitionierten Lehrerin und ihren wachen,<br />
aufmerksamen Schülern. Leo,<br />
Lea und Lucky werden in einem Ballon<br />
nach Osten getrieben, weil <strong>der</strong> Wind,<br />
wie Leo weiß, meist aus dem Westen<br />
kommt.<br />
Stolz auf ihre gemeinsamen Projekte<br />
ÜBER EINE GROSSARTIGE LEHRERIN UND<br />
Über Indien, China,<br />
Japan, Australien,<br />
Alaska und Ecuador<br />
bis auf die Galapagos<br />
Inseln gleitet <strong>der</strong> Ballon und<br />
streift dabei ohne belehrenden Unterton<br />
Geographie, Geschichte, Politik,<br />
Religion, Biologie und Kunst.<br />
Sadoko war zwei Jahre alt, als die<br />
Bombe auf Hiroshima fiel, erfahren<br />
Leo, Lea und Lucky in Japan. 1000 Kraninche<br />
soll das kleine Mädchen falten,<br />
um wie<strong>der</strong> gesund zu werden, doch sie
schön macht<br />
IHRE MULTIKULTURELLE KLASSE<br />
Renate Lühr in ihrer Klasse Im Ballon einmal um die Welt<br />
stirbt mit 12 Jahren an den fürchterlichen<br />
Folgen <strong>der</strong> atomaren Verseuchung.<br />
643 Kraniche konnte sie vollenden,<br />
<strong>der</strong> letzte trägt auf seinen<br />
Flügeln die Botschaft des Friedens...<br />
Ihre Freunde haben die restlichen 375<br />
Kraniche gefaltet - und bis heute pilgern<br />
am 6. August Menschen zur Gedenkstätte<br />
für Sadoko und die unzähligen<br />
Opfer <strong>der</strong> Atombombe von 1945.<br />
Die Kin<strong>der</strong> nehmen sich vor, ihren Klassenkameraden<br />
von <strong>der</strong> kleinen Japanerin<br />
Sadoko zu erzählen und an diesem<br />
Teil <strong>der</strong> Reise angelangt, werden in<br />
Gummersbach von 22 emsigen Kin<strong>der</strong>händen<br />
Kraniche gefaltet, um sich<br />
solidarisch zu erklären und die Botschaft<br />
des Friedens weiter in die Welt<br />
hinaus zu tragen.<br />
In Australien staunen Leo, Lea und Lucky<br />
über eine unermessliche Vielfalt<br />
von <strong>Tiere</strong>n, die es sonst nirgends auf<br />
<strong>der</strong> Welt gibt, wie ihnen die Aborigines<br />
mit großer Ehrfurcht vor allem Lebendigen<br />
erzählen. Umso nötiger scheint<br />
ihren "daheim gebliebenen" Freunden<br />
dort zu helfen, wo sie helfen können -<br />
in diesem Fall einem Koalamädchen,<br />
das durch einen verheerenden Brand<br />
ihren Lebensraum verlor und im australischen<br />
"Koala Hospital" in Port<br />
Macquarie gesund gepflegt wird. Bago<br />
Babe vom "Roten Kontinent" hat nun 22<br />
neue Freunde gewonnen: Elf Patentanten<br />
und elf Patenonkel aus <strong>der</strong> 4c in<br />
Gummersbach.<br />
Je weiter <strong>der</strong> Ballon die Kin<strong>der</strong> trägt,<br />
desto deutlicher wird neben <strong>der</strong> kulturellen<br />
Vielfalt und Verschiedenartigkeit<br />
in <strong>der</strong> Welt das Ausmaß <strong>der</strong> Bedrohung<br />
und Zerstörung. Ob Atomversuche in<br />
Australien, die Abholzung <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong>,<br />
die Ölbohrungen in Alaska<br />
o<strong>der</strong> die leer gefischten Ozeane - die<br />
Ausbeutung unserer Umwelt for<strong>der</strong>t einen<br />
Preis, den eines nahen Tages alle<br />
Menschen zu tragen haben werden.<br />
Um Verantwortung für unseren Lebensraum<br />
geht es Renate Lühr bei ihren<br />
Projekten, um die kindgerecht zu<br />
vermittelnde Erkenntnis, dass Achtung<br />
und Respekt die Basis des Miteinan<strong>der</strong>s<br />
sein müssen.<br />
Und immer wie<strong>der</strong> gelingt es<br />
ihr, diese Lernprozesse auf<br />
dem Weg in ein verantwortungsvollesErwachsenenleben<br />
zu vermitteln, ohne dass<br />
die Schüler sich reglementiert<br />
fühlen o<strong>der</strong> schlimmer noch,<br />
gelangweilt wären. 19 Kin<strong>der</strong><br />
mit Migrationshintergrund<br />
und die drei deutschen<br />
Schüler sind gerade stolze<br />
"Besitzer" eines Stückchen Regenwalds<br />
geworden - und<br />
während ihnen Renate Lühr<br />
die Urkunde im Klassenraum<br />
überreicht, sind Leo, Lea und<br />
Lucky ihnen schon wie<strong>der</strong><br />
voraus, denn sie haben inzwischen<br />
gelernt, was Bananen<br />
und Kaffee aus Costa Ri-<br />
TH ELISABETHENHOF<br />
ca mit "Fairem Handel" zu tun haben.<br />
Über 40 Jahre hat Renate Lühr als<br />
Grundschullehrerin gearbeitet, nun hat<br />
sie mit 65 das Pensionsalter erreicht. Zu<br />
Hause warten neue Aufgaben und neben<br />
<strong>der</strong> Familie ihre drei Hunde, alles<br />
ehemalige Notfälle.<br />
Ihre Schützlinge wissen, dass zur Hundehaltung<br />
mehr gehört als <strong>der</strong> Gang<br />
zum "Fressnapf" - und sie wissen natürlich<br />
noch viel mehr über <strong>Tiere</strong>, ihre arteigenen<br />
Bedürfnisse und das Leid, das<br />
sie erdulden, wenn sie falsch behandelt<br />
o<strong>der</strong> gar ausgesetzt werden. "Diese<br />
Mädchen und Jungen", sagt Renate<br />
Lühr, "werden ihren Weg machen, da<br />
bin ich ganz sicher." Und um dabei ein<br />
wenig nachzuhelfen, hat die erfahrene<br />
Pädagogin ihre Kollegen angerufen, zu<br />
denen ihre ehemaligen Schüler nach<br />
<strong>der</strong> Sommerpause gehen werden, und<br />
sie nach ihren Unterrichtsplänen und<br />
Projekten befragt. Zwar geht das neue<br />
Schuljahr wie<strong>der</strong> los, wenn die Lehrerin<br />
"im Ruhestand" ihr Enkelkind in den Armen<br />
schaukelt, doch wer weiß schon,<br />
was die nächsten Monate noch alles<br />
an Überraschungen bringen werden?<br />
Text und Fotos: Claudia Lotz<br />
Auszeichnung vom<br />
TH Elisabethenhof<br />
Am Tag <strong>der</strong> Offenen Tür 2008 überreichen<br />
Schauspielerin Radost Bokel und Geschäftsstellenleiter<br />
Mike Ruckelshaus den Ehepaar-Quade-<br />
Stiftungspreis an Renate Lühr und ihre 3. Klasse.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
26<br />
LV BERLIN<br />
"Sieben Männer hatten sich auf meine<br />
Aushänge schon gemeldet", erinnert<br />
sich Dr. Klaus Lüdcke lächelnd an seinen<br />
1952 zum Scheitern verurteilten<br />
Versuch, unter den Augen <strong>der</strong> Staatsmacht<br />
einen Tierschutzverein etablieren<br />
zu wollen. Mit diesem Ansinnen,<br />
ließ das SED-Kreisbüro seinen Eltern<br />
mitteilen, sei <strong>der</strong> Oberschulbesuch in<br />
<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />
gefährdet.<br />
So trat <strong>der</strong> Jugendliche, angeregt durch<br />
seinen engagierten Biologielehrer, dem<br />
Naturschutzzirkel bei, lernte in den Kursen<br />
von Kurt Kretschmann, dem Vater<br />
des Naturschutzes in <strong>der</strong> DDR (das<br />
Symbol <strong>der</strong> Eule ist von Kretschmann<br />
geschaffen worden) und pflegte neben<br />
<strong>der</strong> Schule in seinem Elternhaus im<br />
südlichen Berliner Umland seinen kleinen<br />
Zoo. "Ich habe immer davon geträumt,<br />
eine eigene Großtierpraxis zu<br />
haben", sagt <strong>der</strong> 70jährige - doch es<br />
schwingt kein Bedauern mit, weil ihm in<br />
seinem Leben gelang, was oft so<br />
schwierig ist, Beruf und Berufung miteinan<strong>der</strong><br />
zu verbinden. 29 Jahre hat<br />
<strong>der</strong> Veterinärmediziner Dr. Klaus Lüdkke<br />
im Umweltbundesamt als Fachbibliotheksleiter,<br />
in <strong>der</strong> Information und<br />
Dokumentation, gearbeitet. Er war Präsident<br />
<strong>der</strong> Berliner Tierärztekammer, in<br />
“Tierschutz findet viel zu wenig<br />
DR. KLAUS LÜDCKE, TIERSCHUTZBEAUFTRAGTER<br />
dieser Funktion auch im Berliner Tierschutzbeirat,<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Stiftung Naturschutz in Berlin und wurde<br />
vom Staat 2001 mit dem <strong>Bund</strong>esverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet.<br />
Als nach einem Streit mit <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />
<strong>der</strong> Tierschutzbeirat aufgelöst<br />
wird, for<strong>der</strong>n die Tierschutzvereine,<br />
dass endlich auch Berlin einen Tierschutzbeauftragten<br />
bekommen muss -<br />
und Dr. Klaus Lüdcke ist <strong>der</strong> Kandidat,<br />
<strong>der</strong> aufgrund seiner beruflichen Erfahrung<br />
prädestiniert scheint, alle Parteien<br />
an einen Tisch zu bekommen.<br />
Obwohl das Abgeordnetenhaus schon<br />
2006 einen entsprechenden Beschluss<br />
zur Einführung des Ehrenamts beschließt,<br />
vergeht noch ein Jahr, b<strong>ev</strong>or<br />
Dr. Klaus Lüdcke offiziell seine Arbeit<br />
aufnehmen kann. Die Grünen bemängeln,<br />
dass die Kompetenz des Tier-<br />
Mit 14 Jahren wollte er in <strong>der</strong> DDR einen<br />
Tierschutzverein gründen - heute ist Dr. Klaus<br />
Lüdcke Berlins erster Tierschutzbeauftragter<br />
und blickt auf ein Leben, das sich von Kindesbeinen<br />
an im weitesten Sinne um den Naturund<br />
Tierschutz drehte.<br />
Im Juli 2007 wurde <strong>der</strong> damals 68jährige Veterinärmediziner<br />
von <strong>der</strong> Gesundheitssenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke) bis Sommer <strong>2009</strong> in<br />
das neu geschaffene Amt berufen, und die Berliner<br />
Senatsverwaltung hat bereits angefragt,<br />
ob <strong>der</strong> ehrenamtliche Tierschutzbeauftragte<br />
auch für<br />
die kommenden zwei Jahre<br />
zur Verfügung stehen wird…<br />
schutzbeauftragten<br />
- ohne Interventions-<br />
und Betretungsrechte<br />
- nicht<br />
weit genug reiche.<br />
Und tatsächlich stellt<br />
die fehlende Vollzugsgewalt<br />
den<br />
Tierschutzbeauftragten<br />
immer wie<strong>der</strong><br />
vor Probleme:<br />
Denn im Angesicht<br />
<strong>der</strong> notorisch unterbesetzten<br />
Ämter<br />
"muss <strong>der</strong> Tierschutz<br />
hinten runterfallen",<br />
wie <strong>der</strong> gebürtige<br />
Berliner beklagt.<br />
Nach seiner Auffassung ist fehlendes<br />
Wissen <strong>der</strong> Menschen eine <strong>der</strong> Hauptursachen<br />
für Vernachlässigung und<br />
schlechte Behandlung von <strong>Tiere</strong>n.<br />
Auch aus diesem Grund plädiert er für<br />
einen Hundeführerschein, <strong>der</strong> Hundebesitzer<br />
mit <strong>der</strong> nötigen Sachkunde<br />
über ihre Vierbeiner und ihre Ansprüche<br />
an ein artgerechtes Umfeld ausstatten<br />
soll.<br />
Wichtig sind ihm außerdem: Die Schaffung<br />
von mehreren Hundeauslaufgebieten<br />
in den Bezirken, die Bekämpfung<br />
des Kotproblems u.a. durch das<br />
Mehr Hundeauslaufgebiete für Berliner Bezirke gefor<strong>der</strong>t
Anerkennung!”<br />
VON BERLIN<br />
Aufstellen kostenloser Kotbeutelautomaten<br />
und den im Hundegesetz enthaltenen<br />
Passus zur Aufgabe des Hundehalters,<br />
die Hinterlassenschaften zu<br />
entsorgen und das Betretungsverbot<br />
von Hunden auf Kin<strong>der</strong>spielplätzen<br />
und in Naturschutzgebieten.<br />
"Hunde wollen laufen und Vögel fliegen",<br />
bringt <strong>der</strong> Veterinärmediziner<br />
die Notwendigkeit auf den Punkt, jede<br />
Tierart entsprechend ihrer naturgegebenen<br />
Bedürfnisse halten zu müssen.<br />
"Es ist mir eine Herzensangelegenheit",<br />
sagt er eindringlich, "die Wissenslücken,<br />
die im Umgang mit <strong>Tiere</strong>n<br />
bestehen, zu füllen."<br />
Über 500 Anfragen von Bürgern erhielt<br />
<strong>der</strong> Veterinärmediziner Dr. Klaus<br />
Lüdcke in seinem ersten Amtsjahr - die<br />
meisten Beschwerden über Tierpark<br />
und Zoo. Obwohl sich viele vermeintliche<br />
Missstände als haltlos erwiesen,<br />
ist <strong>der</strong> Berliner ein strikter Verfechter<br />
von mehr Transparenz zwischen den<br />
Einrichtungen und Gesellschaft. "Tierpark<br />
und Zoo werden von Steuergel<strong>der</strong>n<br />
mitfinanziert", begründet er seine<br />
For<strong>der</strong>ung nach gläsernen Verhaltensregeln<br />
für die Betreiber.<br />
Mit den 2005 verabschiedeten Leitlinien<br />
(die allerdings nicht rechtsverbindlich<br />
sind) möchte <strong>der</strong> 70jährige<br />
auch den ausufernden Verstößen auf<br />
Tierbörsen begegnen; ein <strong>der</strong>artiges<br />
Reglement könnte den Veterinärmedizinern<br />
mehr Handlungsspielraum bieten,<br />
Verkäufer und Käufer für die Nichteinhaltung<br />
von Mindeststandards<br />
(falsche Behältnisse, mangelnde Versorgung<br />
etc.) abzustrafen.<br />
So sollen die Aussteller auf Tierbörsen<br />
die Leitlinien vorab erhalten, wie es<br />
auch bei den Kutschpferde-Unternehmen<br />
inzwischen praktiziert wird. Monatelang<br />
ging die Diskussion durch die<br />
Medien, ob <strong>der</strong> Einsatz von Kutschpferden<br />
in <strong>der</strong> Millionenmetropole Berlin<br />
mit dem Tierschutzgesetz zu vereinbaren<br />
sei. Zügig wurden daraufhin im<br />
Auftrag des Veterinäramts Berlin-Mitte<br />
Leitlinien von einer Sachverständigengruppe<br />
erarbeitet, die das ausufernde<br />
Geschäft indirekt durch Auflagen<br />
(Standplatz, Pausen- und Arbeitszeiten,<br />
Fütterung, Transport etc.) begrenzen<br />
möchte.<br />
Weitaus schwieriger gestaltete sich die<br />
Etablierung des "Forums Tierschutz" in<br />
Berlin, dem auch Dr. Jörg Styrie als<br />
bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> angehört. Über ein<br />
Jahr brauchte <strong>der</strong> Tierschutzbeauftragte,<br />
um die verschiedenen Organisationen<br />
an einen Tisch zu bekommen und<br />
beklagt gerade an diesem Beispiel die<br />
mangelnde Geschlossenheit <strong>der</strong> Tierschützer.<br />
Sein Traum wäre die Gründung<br />
einer Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Tierschutz, die nach seiner Einschät-<br />
zung auch die fehlende Anerkennung<br />
des Tierschutzes in Gesellschaft und Politik<br />
verbessern könnte.<br />
Dr. Klaus Lüdcke,<br />
Tierschutzbeauftragter des Landes Berlin<br />
mit <strong>der</strong> Geschäftsstelle bei <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />
für Gesundheit, Umwelt<br />
und Verbraucherschutz<br />
Oranienstraße 106<br />
10179 Berlin<br />
www.berlin.de/lb/tierschutz/<br />
Tel: 030 / 9028 2234<br />
Fax: 030 / 9028 2060<br />
E-Mail:<br />
Tierschutzbeauftragter<br />
@senguv.berlin.de<br />
LV BERLIN<br />
Aigner lädt zum Gespräch<br />
Die neue Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner schlägt den<br />
Tierschutzorganisationen regelmäßigen Austausch in Berlin vor<br />
Am 21. April hatte Ilse Aigner,<br />
Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz,<br />
den bmt und weitere<br />
Tierschutzorganisationen, darunter<br />
den bmt, zu einem zu einem<br />
zweistündigen Gespräch<br />
nach Berlin eingeladen. Ziel des<br />
Gespräches war es, möglichst<br />
breit gestreut die Anliegen des<br />
Tierschutzes zu erörtern.<br />
Dr. Styrie bat die Ministerin, sich<br />
für eine klare Kennzeichnung<br />
von Lebensmitteln im Hinblick auf die Erfüllung von Tierschutzanfor<strong>der</strong>ungen einzusetzen.<br />
Am Beispiel <strong>der</strong> Kennzeichnung von Eiern zeigte er Vorteile und Auswüchse<br />
<strong>der</strong> Eierkennzeichnung auf. So sei es nicht hinnehmbar und rechtlich nicht<br />
zulässig, Eier aus <strong>der</strong> so genannten Kleingruppenhaltung ohne die Kennzeichnung<br />
"Käfigeier" auf <strong>der</strong> Verpackung zu vermarkten.<br />
Bereits wenige Tage nach dem Gespräch stellte das Ministerium<br />
noch einmal schriftlich klar, dass Eier aus <strong>der</strong><br />
Kleingruppenhaltung grundsätzlich als Käfigeier gekennzeichnet<br />
werden müssen. Zulässig sei gegebenenfalls<br />
<strong>der</strong> zusätzliche Hinweis auf <strong>der</strong> Verpackung<br />
"Eier aus deutscher Kleingruppenhaltung".<br />
Weitere Themen waren <strong>der</strong> Komplex "Tierversuche",<br />
"Masthühner", Ferkelkastration, die ausreichende Betäubung<br />
von "Schlachttieren", "tiergerechte" Haltungseinrichtungen,<br />
die Notwendigkeit <strong>der</strong> Verbandsklage<br />
und das Verbot von Tierbörsen. Die Ministerin sagte zu,<br />
Dr. Jörg Styrie erläutert bmt- For<strong>der</strong>ungen<br />
Stellt sich den Fragen: Ilse Aigner<br />
die Gespräche in kürzeren<br />
Abständen fortzuführen.<br />
Text: Claudia Lotz<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
28<br />
"Nicht anfassen", warnt Geschäftsstellenleiterin Anke<br />
Mory. Seit annähernd vier Jahren lebt die Labradormixhündin<br />
Joy nun schon im Tierheim Arche Noah und hat in dieser Zeit kaum nennenswerte Interessenten<br />
gehabt. Und das liegt nicht an den Vermittlungsversuchen, die das Tierheimteam immer wie<strong>der</strong><br />
in die Wege leiten möchte, son<strong>der</strong>n ausschließlich an <strong>der</strong> Hündin selbst.<br />
Als wolle sie deutlich machen, dass sie ihren Platz im Tierheim nicht mehr zu räumen gedenke, quittiert<br />
sie jede noch so freundliche Annäherung von Besuchern mit entmutigenden Drohgebärden. Doch eines<br />
Tages stoßen Julia Hillbrecht und Joy aufeinan<strong>der</strong> - und das Leben <strong>der</strong> beiden än<strong>der</strong>t sich schlagartig.<br />
"Als ich Joy das erste Mal sah", sagt die<br />
28 jährige Julia Hillbrecht heute, "hat<br />
sie mir ihre Zähne gezeigt und geknurrt;<br />
ich habe nicht einmal gewagt,<br />
sie anzuschauen." Auch Geschäftsstellenleiterin<br />
Anke Mory erinnert sich noch<br />
genau an diese schwierige Anfangsphase.<br />
Seit ihrer Abgabe als vermeintliche<br />
Fundhündin lebte Joy im Aufenthaltsund<br />
Bürobereich des Tierheims, weil sie<br />
aufgrund ihrer Epilepsieerkrankung<br />
erst einmal unter Beobachtung bleiben<br />
sollte. Außerdem wollte man <strong>der</strong> verstörten<br />
und Fremden <strong>gegen</strong>über sehr<br />
misstrauischen, dreijährigen Labradormixhündin<br />
den aufregenden Tierheimalltag<br />
ersparen. Und so hatte sich im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit zwischen Anke Mory und<br />
ihrer vierbeinigen "Büro-Kollegin" ein<br />
entspanntes Verhältnis entwickelt, das<br />
zunehmend von Vertrauen und tiefer<br />
Zuneigung geprägt war.<br />
"Ich freue mich natürlich über jede<br />
glückliche Vermittlung", sagt die Geschäftsstellenleiterin,<br />
"aber Joy hätte ich<br />
es nach ihrer wohl sehr traurigen Vergangenheit<br />
ganz beson<strong>der</strong>s gewünscht."<br />
Und dann spielte <strong>der</strong> Zufall<br />
ihr die erste wirkliche Chance für Joy in<br />
die Hände: Julia Hillbrecht aus Weyhe<br />
hatte im Tierheim nachgefragt, ob ihre<br />
ehrenamtliche Hilfe erwünscht sei. Ne-<br />
ben ihrem Job in einem Reisebüro für<br />
Geschäftsreisende wollte sie etwas für<br />
Tierheimhunde tun…<br />
Zwar war die erste Kontaktaufnahme<br />
mit Joy im August 2008 mehr als ernüchternd<br />
verlaufen, doch schreckte<br />
dieser Umstand die junge Reis<strong>ev</strong>erkehrskaufrau<br />
nicht ab - im Gegenteil:<br />
Immer wie<strong>der</strong> stattete sie <strong>der</strong> Hündin<br />
einen Besuch ab, gewöhnte sie an ihren<br />
Anblick, Geruch und ihre Stimme,<br />
bis Joy sich eines Tages tatsächlich anfassen<br />
ließ. Von da an ging die 28jäh-<br />
Dicke Freunde: Robert und Joy<br />
rige Weyherin regelmäßig mit ihr spazieren.<br />
Ob Wind, Regen o<strong>der</strong> Schnee<br />
- ihr Handywecker mahnte an jedem<br />
noch so dunklen, kalten Morgen: "Joy<br />
muss raus!" Und Julia Hillbrecht dachte<br />
keinen Moment daran, die Hündin<br />
vergeblich warten zu lassen.<br />
In den Wochen hatte sich eine so tiefe<br />
Zuneigung zwischen den beiden entwickelt,<br />
dass <strong>der</strong> Patin <strong>der</strong> Abschied<br />
von "ihrer Hündin" im Tierheim täglich<br />
Anke Mory besucht Joy im neuen Zuhause bei Julia Hillbrecht<br />
Nach vier Jahren Tierheim endlich ein<br />
"Joy muss raus!"<br />
schwerer fiel. Sie hatte nur noch einen<br />
Gedanken: Wie konnte sie ihren Lebensgefährten<br />
überzeugen, <strong>der</strong> Aufnahme<br />
von Joy ins gemeinsame Haus<br />
zuzustimmen? Sie wusste, dass ihr<br />
Freund Robert durchaus logische Argumente<br />
<strong>gegen</strong> eine Hundehaltung ins<br />
Feld führen würde: Ihre Berufstätigkeit<br />
und den Jahresurlaub.<br />
Mit Tierheimleiter Stefan Kirchhoff beriet<br />
sich die 28jährige, ging mit ihm das<br />
Gespräch durch, wie sie es mit ihrem<br />
Lebensgefährten führen wollte…und<br />
fand doch den Mut nicht dazu. Zu groß<br />
war ihre Angst, dass ihr Partner eine<br />
Hundehaltung glatt ablehnen würde.<br />
Jetzt, Monate später, kann sie über diese<br />
Anspannung lächeln und erinnert<br />
sich, wie verzweifelt sie im Dezember<br />
auf eine positive Reaktion ihres Lebensgefährten<br />
wartete, als sie ihm
Zuhause<br />
schließlich in einem Brief vorschlug, Joy<br />
erst einmal stundenweise zu sich zu<br />
nehmen. Doch ihr Freund gab ihr keine<br />
Antwort, weil ihm zu dem Zeitpunkt<br />
noch gar nicht bewusst war, welchen<br />
großen Stellenwert die schwarze Hündin<br />
inzwischen im Leben seiner Freundin<br />
einnahm.<br />
Nach etlichen gemeinsamen Tierheimbesuchen<br />
und "Probewohnen" in Weyhe<br />
steht <strong>der</strong> Aufnahme von Joy im März<br />
<strong>2009</strong> dann nichts mehr im Weg - und<br />
wenn Lebensgefährte Robert heute<br />
nach Hause kommt und die Hündin mit<br />
den Worten: "Na, wo ist denn meine<br />
Süße?" begrüßt, scheint es, als sei die<br />
fast siebenjährige Hündin schon immer<br />
bei dem jungen Paar gewesen.<br />
Noch immer reagiert sie angespannt<br />
auf Besuch, doch dank <strong>der</strong> Anleitung<br />
durch eine engagierte Hundetrainerin<br />
gelingt es den beiden zunehmend sicherer<br />
mit Joys Verhalten umzugehen<br />
und beschwichtigend auf sie einzuwirken.<br />
Bei Besuch wird die Hündin in ihren<br />
Korb geschickt, den sie mit positiven<br />
Reizen verbindet und daher gerne<br />
aufsucht. Hier erhält sie ganz bewusst<br />
ihre Leckerlies, die ihr die Medikamente<br />
<strong>gegen</strong> die Epilepsie versüßen sollen.<br />
Sie profitiert so deutlich vom täglichen<br />
Training, dass die Hundetrainerin kürzlich<br />
voll des Lobes war und zu Julia Hillbrecht<br />
sagte: "Ihr Drei habt die meisten<br />
Fortschritte gemacht. Als ich Joy das erste<br />
Mal sah, hätte ich eine solche Entwicklung<br />
kaum für möglich gehalten."<br />
Julia Hillbrecht und ihr Lebensgefährte<br />
können ihre Dienste so legen, dass sich<br />
die Arbeitszeiten kaum überschneiden.<br />
Nur einen Tag im Monat muss die Siebenjährige<br />
einige Stunden auf ihre<br />
neuen Freunde warten, aber diese<br />
Trennung ist, an<strong>der</strong>s als zu Beginn, keine<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung mehr für sie. Auch<br />
für den Urlaub hat sich die Reis<strong>ev</strong>erkehrskauffrau<br />
schon eine Lösung überlegt,<br />
aber die bleibt noch ein kleines<br />
Geheimnis!<br />
Text: Claudia Lotz<br />
HitsforKids - GROSSES KINDER-<br />
FEST AN DER WESER<br />
Tierschutz ist cool!<br />
Das Tierheim Arche Noah an <strong>der</strong> Waterkant<br />
Fanden die bmt-Ballon-Aktion toll:<br />
Eine Familie aus Bremen<br />
Fast 35.000 Besucher kamen am 29.<br />
und 30. Mai zum großen Kin<strong>der</strong>fest<br />
an die Weser. Auch das Tierheim Arche<br />
Noah war neben Nitendo, Lego,<br />
Milka und vielen an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />
und Organisationen eingeladen<br />
worden. Um die Arche Noah in Bremen<br />
und Region bekannter zu machen,<br />
hatte sich Geschäftsstellenleiterin<br />
Anke Mory etwas Beson<strong>der</strong>es<br />
einfallen lassen: Sie ließ die Kin<strong>der</strong><br />
grüne Luftballons steigen, an denen<br />
ein Kärtchen mit <strong>der</strong> Bitte hing, die<br />
Karte ins Tierheim zurück zu schicken.<br />
Für Fin<strong>der</strong> und Absen<strong>der</strong> wird Anke<br />
Mory dann ein kleines Fest mit<br />
Führung veranstalten und Kaffee, Ka-<br />
TH ARCHE N OAH<br />
kao und Kuchen anbieten. Trotz <strong>der</strong><br />
Konkurrenz von Nitendo und Co war<br />
<strong>der</strong> Tierheimstand stets von Kin<strong>der</strong>n<br />
umlagert, die ihren Luftballon mit<br />
großer Begeisterung steigen ließen.<br />
Die ersten Karten sind kurz danach<br />
im Tierheim eingetroffen: Sie stammen<br />
u.a. aus Holland, L<strong>ev</strong>erkusen<br />
und Düsseldorf. Wenn HitsforKids am<br />
12. September <strong>2009</strong> nach Berlin<br />
kommt, wird sich <strong>der</strong> Landesverband<br />
Berlin ebenfalls mit einem Stand präsentieren.<br />
TH-Mitarbeiter Detlef Tieseler füllt<br />
Ballons mit Gas für die Kin<strong>der</strong><br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
30<br />
TH HAGE<br />
Große Evakuierungsaktion:<br />
Wasserschaden<br />
im Tierheim Hage<br />
Das Frühjahr begann für das Tierheim Hage mit einem<br />
Schock: Nachdem die Heizung mehrfach ausgefallen<br />
war, stand das Tierheim eines Morgens unter Wasser. Die<br />
Böden im Eingang, Büro, Arztraum und in <strong>der</strong> Futterküche<br />
waren nass und ein Teil des Inventars durch Feuchtigkeit<br />
zerstört. Bei einem Rundgang wurde das ganze<br />
Ausmaß <strong>der</strong> Schäden deutlich: Auch die Hundezwinger<br />
und Katzenräume waren unbewohnbar geworden…<br />
Geschäftsstellenleiter Dieter Kuhn musste<br />
bei <strong>der</strong> anstehenden Komplettrenovierung<br />
in mehreren Schritten vorgehen:<br />
Erst musste das unversehrt gebliebene<br />
Mobiliar in Holzhütten verstaut<br />
werden, dann wurden die Böden<br />
herausgeschlagen, Estrich gegossen und<br />
die Räume für sechs Wochen dem Trocknen<br />
überlassen. In dieser Zeit wurde<br />
<strong>der</strong> Hundetrakt <strong>der</strong>selben Prozedur<br />
unterzogen, wobei hier das Problem<br />
ungleich größer war: Denn für viele<br />
Hunde musste eine neue Bleibe, zum<br />
Teil in an<strong>der</strong>en Tierheimen und Pflegestellen,<br />
gefunden werden. Die Übrigen<br />
zogen in die Hundefreilaufgehege mit<br />
extra aufgestellten Hundehütten um.<br />
Derzeit werden die Hundezwinger gefliest<br />
und sind in ca. 14 Tagen wie<strong>der</strong><br />
Anton steht auf <strong>der</strong> Warteliste<br />
für Vermittlungen ganz oben …<br />
beziehbar. Die Vermittlung läuft weiter<br />
- einzig <strong>der</strong> Sanierung <strong>der</strong> Katzengehege<br />
sieht Dieter Kuhn skeptisch ent<strong>gegen</strong>,<br />
denn die Samtpfoten müssen<br />
vorher umgesiedelt werden. Unglückli-<br />
WILDHUND FELINE<br />
Gemeinschaftsgrabstein<br />
für Tierheim-<strong>Tiere</strong><br />
1999 zogen die vier Wildhunde<br />
ins eigens für sie errichtete Freilaufgehege<br />
am Tierheim Hage.<br />
700 Quadratmeter strukturiertes<br />
Gelände mit Nachthaus stand den<br />
drei Rüden und einer Hündin zur<br />
Verfügung. Die vier Hybriden, Kreuzungen zwischen Wölfen und Haushunden,<br />
wurden in einem Schrebergarten in Berlin gezüchtet und später<br />
vom Veterinäramt beschlagnahmt. Weil die Hunde nicht an private Halter<br />
vermittelt werden durften, schuf <strong>der</strong> bmt die Möglichkeit <strong>der</strong> lebenslangen<br />
Versorgung im Tierheim Hage. Nun ist die Hündin Feline verstorben; sie<br />
wurde auf einem Kleintierfriedhof beigesetzt - hier steht ein Gemeinschaftsgrabstein<br />
für die Gnadenbrottiere des Tierheims Hage.<br />
cherweise sind vom Veterinäramt gerade<br />
beson<strong>der</strong>s viele <strong>Tiere</strong> eingewiesen<br />
worden, beson<strong>der</strong>s auch Katzenwelpen.<br />
Bei <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> obdachlosen<br />
Vierbeiner werden die an<strong>der</strong>en<br />
bmt-Tierheime helfen.<br />
Zwar übernimmt die Versicherung die<br />
Folgen des Wasserschadens - dennoch<br />
bleibt das Tierheim Hage auf Restkosten,<br />
die im Zuge <strong>der</strong> Renovierungsarbeiten<br />
anfielen, sitzen. Wenn Sie hier<br />
mit Spenden helfen möchten, freut sich<br />
Dieter Kuhn sehr, denn auf diese Ausgaben<br />
war die Geschäftsstelle nicht<br />
vorbereitet.<br />
Aber noch mehr helfen Sie dem Tierheim,<br />
wenn Sie seinen Schützlingen<br />
(<strong>der</strong>zeit 36 Hunden, 45 Katzen) ein<br />
neues Zuhause schenken. Auf <strong>der</strong><br />
Warteliste ganz oben steht Anton, ein<br />
Deutsch-Drahthaar. Seit seiner Ankunft<br />
im Tierheim im November 2007<br />
- seine Besitzerin musste ihn aus<br />
Krankheitsgründen abgegeben - hat<br />
eine Hundetrainerin mit ihm gearbeitet.<br />
Anton hört sehr gut, läuft am<br />
Fahrrad und braucht ausdauernde<br />
Bewegung. Eine hundeerfahrene Familie<br />
wäre wünschenswert.<br />
Spenden:<br />
Raiffeisen-Volksbank<br />
Fresena e.G. Norden<br />
Konto 6302020300<br />
BLZ 283 615 92
Seit mehreren Wochen laufen die Umbaumaßnahmen auf Hochtouren. Das Hundehaus des Franziskus<br />
Tierheims wird erweitert. Was dringend notwendig ist, denn im Franzerl herrschte bei den Vierbeinern<br />
bisher akuter Platzmangel. Die alte Werkstatt weicht einer kleinen, aber feinen Anlage, in <strong>der</strong> drei mo<strong>der</strong>ne<br />
Unterkünfte für artgerechte Gruppenhaltung entstehen.<br />
Nach <strong>der</strong> Erneuerung <strong>der</strong> Heizungsanlage im vergangenen<br />
Jahr ist das das nächste große Projekt, das die Hamburger<br />
in Angriff genommen haben. "Das Tierheim ist für<br />
mich ein eigener Organismus, <strong>der</strong> sich ständig weiter entwickeln<br />
muss", erklärt Tierheimleiter Frank Weber. " Wir<br />
wollen den uns anvertrauten <strong>Tiere</strong>n optimale Haltungsbedingungen<br />
bieten. Natürlich<br />
können wir ein echtes<br />
Zuhause nicht ersetzen.<br />
Aber die <strong>Tiere</strong> sollen möglichst<br />
artgerecht untergebracht<br />
sein, gerade weil sie<br />
im Tierheim "gelandet" sind.<br />
Da kommt man um regelmäßige<br />
Investitionen einfach<br />
nicht herum."<br />
Die Sanierung <strong>der</strong> Gebäude,<br />
beson<strong>der</strong>s des Katzentraktes<br />
im Altbau mit <strong>der</strong> Erneuerung<br />
<strong>der</strong> Fenster, steht<br />
in Hamburg als nächstes<br />
ganz oben auf <strong>der</strong> Prioritätenliste.<br />
"Ich sehe das als Herausfor<strong>der</strong>ung für die Zukunft",<br />
sagt Frank Weber. "Wir haben eben einen ziemlichen Renovierungsstau.<br />
Damit muss man leben. Kaum ist etwas<br />
fertig geworden, steht schon die nächste Baustelle an. Da<br />
hilft nur gut planen, sorgfältig haushalten und eines nach<br />
dem an<strong>der</strong>en abarbeiten."<br />
Im Franziskus Tierheim werden alle <strong>Tiere</strong> grundsätzlich<br />
mindestens zu zweit untergebracht. Die Einzelhaltung von<br />
verträglichen Vierbeinern lehnt man strikt ab. Gerade Hunde<br />
sind Rudeltiere und leiden massiv unter dem Entzug von<br />
sozialen Kontakten. Als möglichst<br />
ideale Haltungsform empfehlen<br />
mittlerweile alle namhaften Experten<br />
die Vergesellschaftung <strong>der</strong> Vierbeiner<br />
in kleinen Gruppen.<br />
Hunde genießen die Abwechslung im Rudel, können miteinan<strong>der</strong><br />
spielen und verkraften den Stress im Tierheimalltag<br />
wesentlich besser. "Das neue Hundehaus ist entsprechend<br />
konzipiert, dass es den mo<strong>der</strong>nen Erkenntnissen <strong>der</strong><br />
Verhaltensforschung gerecht wird", beschreibt <strong>der</strong> Tierheimleiter<br />
die notwendigen Baumaßnahmen. In den drei<br />
geräumigen Zwingern leben<br />
dann bis zu fünf Vierbeiner<br />
zusammen.<br />
Das hat den großen Vorteil,<br />
dass komplette Gruppen<br />
aufgenommen werden können.<br />
"Gerade unseren Auslandsprojekten<br />
kann man<br />
am besten helfen, wenn<br />
man einen ganzen Zwinger<br />
freimacht", erklärt Frank<br />
Weber. "Bei <strong>der</strong> permanenten<br />
Überfüllung dort<br />
braucht man vor allem Platz<br />
für die nachrückenden Hunde.<br />
Und wir wissen, dass die Rudelmitglie<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong><br />
verträglich und sozial kompetent sind."<br />
Mit <strong>der</strong> Erweiterung des Hundehauses können im Franziskus-Tierheim<br />
zukünftig bis zu dreißig herrenlose Vierbeiner<br />
ein vorläufiges Zuhause finden. "Damit ist die Kapazitätsgrenze<br />
dessen, was wir leisten können, dann auch erreicht",<br />
erläutert <strong>der</strong> Tierschützer. "Das Schöne bei uns ist,<br />
dass alle unsere Schützlinge jeden Tag drei Mal raus kommen<br />
und bis zu drei Stunden Gassi gehen." Diesen individuellen<br />
Service können bald auch die Vierbeiner im neuen<br />
Hundehaus voll in Anspruch nehmen.<br />
Spenden:<br />
Haspa<br />
Kto. 1049220799<br />
BLZ 200 505 50<br />
F RANZISKUS-TIERHEIM<br />
Unser Tierheim soll noch besser werden:<br />
Umbaumaßnahmen im Hamburger Tierheim<br />
Die ehemalige Werkstatt wird<br />
artgerechtes Hundegehege!<br />
Text und Fotos: Frank Weber<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
31
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
32<br />
Unter ihnen sind viele "alte Bekannte",<br />
die teilweise vor zehn o<strong>der</strong> zwölf Jahren<br />
aus dem Kasseler Tierheim übernommen<br />
worden sind. Die Abgabegründe<br />
sind meist fadenscheinig und den Tierheim-Mitarbeitern<br />
wohl bekannt: Allergie,<br />
Umzug, Trennung, finanzielle<br />
Überfor<strong>der</strong>ung, keine Zeit ...<br />
Es fällt “Mensch” erstaunlich leicht, sich<br />
von Hausgenossen zu trennen, die sie<br />
oft über ein Jahrzehnt ihres Lebens begleitet<br />
haben und sie ins Tierheim zu<br />
bringen. Mancher Abgeber möchte so-<br />
gar noch für diesen "Großmut" gefeiert<br />
werden: "Schau, ich vertraue Euch dieses<br />
Tier an, um das ich mich nicht mehr<br />
Prinzessin<br />
Bisher verläuft das Jahr in Sachen Fundkatzen und Katzenwelpen<br />
eher ruhig - so die geschlossene Meinung<br />
des Tierpfleger-Teams auf <strong>der</strong> Katzenstation <strong>der</strong> Kasseler<br />
Wau-Mau-Insel. Welche Zahl jedoch erschreckend<br />
angestiegen ist, ist die Zahl <strong>der</strong> Abgabekatzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong>er, die älter als sieben o<strong>der</strong> acht Jahre sind.<br />
kümmern möchte, seid mir dankbar,<br />
ich hätte es ja auch in den Wald setzen<br />
können…"<br />
Unverständnis, wenn sich die Katzenpfleger<br />
nicht überschlagen. In einem<br />
hartnäckigen Fall betonte die ehemalige<br />
Tierbesitzerin: "Aber Sie wissen<br />
schon, dass ich Ihnen da drei Perser gebracht<br />
habe?!" - Ja, das haben wir erkannt,<br />
die Vermittlung macht das aber<br />
nicht leichter, da sie 15 Jahre alt sind<br />
und unkastriert, so unsere Antwort.<br />
In gutem Zustand<br />
sind die wenigsten<br />
<strong>der</strong> abgeschobenen<br />
Senioren. Weist man<br />
bei <strong>der</strong> Abgabe darauf<br />
hin, dass keine<br />
Abgabegebühr (wie<br />
in den meisten an<strong>der</strong>en<br />
Tierheimen)<br />
erhoben wird, wir<br />
uns aber über eine<br />
Spende freuen würden,<br />
darf man seine<br />
Erwartungen nicht zu<br />
hoch schrauben und<br />
muss oft schon mit<br />
fünf Euro glücklich sein. Die anschließenden<br />
tierärztlichen Maßnahmen<br />
(grundimmunisierende Impfung, Be-<br />
Apollo & Nero<br />
11 und 13 Jahre, hängen sehr aneinan<strong>der</strong>, sind<br />
sehr freundlich, aufgeschlossen und schmusig<br />
Immer mehr ältere Katzen ...<br />
KEINE LIEBE FÜR<br />
ALTE KATZEN ?<br />
handlung <strong>gegen</strong> Flöhe und Würmer,<br />
Bluttest auf Katzen-AIDS und Katzen-<br />
Leukose und Blutuntersuchung <strong>der</strong> Organwerte)<br />
übersteigen diese dürftige<br />
Spende oft um ein Vielfaches!<br />
Die Vermittlung solcher Katzen ist meist<br />
langwierig, denn <strong>der</strong> durchschnittliche<br />
Tierheim-Besucher will Jungkatzen.<br />
Junge Katzen müssen es sein, denn die<br />
"sind ja so niedlich", und "die Kin<strong>der</strong><br />
sollen ja auch noch etwas davon haben"<br />
und sowieso seien Kätzchen viel<br />
besser zu erziehen - manche "Kundenwünsche"<br />
an Vermittlungstagen lassen<br />
Tierfreunden die Haare zu Berge stehen.<br />
Aber es gibt auch die (seltenen) Augenblicke,<br />
in denen Menschen speziell<br />
nach älteren <strong>Tiere</strong>n fragen. Häufig suchen<br />
gerade junge Leute erst mal nach<br />
einem Katzen-Senior, weil sie sich so<br />
nicht über einen langen Zeitraum bin-<br />
Alf
den müssen. Zwar ist <strong>der</strong> Verlust eines<br />
lieb gewonnenen <strong>Tiere</strong>s schmerzlich,<br />
jedoch die Gewissheit, einem armen<br />
alten Tierheim-Schützling noch eine<br />
schöne Zeit ermöglicht zu haben, ein<br />
echter Trost.<br />
Unsere Fürsorge hört in solchen Fällen<br />
natürlich nicht an <strong>der</strong> Tierheimtür auf:<br />
In vielen Fällen sind spezielle Diätfuttermittel<br />
o<strong>der</strong> Dauer-Medikamente notwendig,<br />
um ein schmerz- und beschwerdefreies<br />
Leben zu garantieren.<br />
Auch diese Kosten übernimmt dann<br />
weiterhin das Tierheim. Würden wir<br />
diese Hilfestellung nicht anbieten, kämen<br />
viele Senioren-Vermittlungen<br />
überhaupt nicht zustande - o<strong>der</strong> wir<br />
müssten uns Sorgen machen, ob die<br />
Übernehmer auch weiterhin in <strong>der</strong> La-<br />
Amadeo<br />
Prinzessin, Perser-Mix, 15 Jahre, verträglich mit an<strong>der</strong>en<br />
Katzen, kennt Kin<strong>der</strong>, braucht aber Ruhe zum Eingewöhnen.<br />
Abgabe wegen Zeit-, Geld- und Interesse-Mangels.<br />
Nero & Apollo, zwei Tigerkater, 11 und 13 Jahre alt,<br />
hängen sehr aneinan<strong>der</strong>, sind sehr freundlich, aufgeschlossen<br />
und schmusig. Nero leidet unter Struvit-Stein-Bildung,<br />
ist aber mit täglich zwei Tabletten gut eingestellt. Ihre<br />
Familie zog in eine nicht Katzen gerechte Wohnung und<br />
so mussten die beiden zu uns zurück (1998 aus dem Tierheim<br />
übernommen).<br />
Alf, 8 Jahre, sieht man sein bewegtes Leben zur Zeit noch<br />
an, er wünscht sich nichts sehnlicher, als möglichst bald in<br />
sein neues Zuhause mit Freigang in ruhiger Umgebung<br />
umzuziehen. Und wenn liebe Menschen ihn mit Bürsten<br />
und Streicheleinheiten verwöhnen, dann wird Alf sicherlich<br />
auch wie<strong>der</strong> ein glücklicher Kater sein!<br />
Amadeo, schwarzer Kater, ca. 15 Jahre. Vor vielen Jahren<br />
aus dem Tierheim übernommen, wurde er nun wegen<br />
angeblicher Unsauberkeit (nicht bei uns im Tierheim…) abgeschoben.<br />
Unsere Tierärztin entfernte insgesamt neun<br />
Schrotkugeln. Er kennt an<strong>der</strong>e Katzen, ist Freigänger und<br />
eine Schmusebacke.<br />
Mauzi, 7 Jahre, ist noch völlig verunsichert: Da landet sie<br />
im Tierheim, weil ihre Besitzerin Angst vor ihr bekommen<br />
ge sind, regelmäßige Kontrolluntersuchungen<br />
und notwendige Medikamente<br />
beim eigenen Tierarzt zu finanzieren.<br />
So bleiben wir in Kontakt mit unseren<br />
ehemaligen Schützlingen und können<br />
bei Problemen als kompetente Ansprechpartner<br />
zur Seite stehen. Auch<br />
dies ist oft ein Grund, weswegen Menschen<br />
sich nach einer individuellen<br />
Trauerfrist wie<strong>der</strong> bei uns auf <strong>der</strong> Kat-<br />
TH WAU-MAU-INSEL<br />
... werden im Tierheim abgegeben<br />
Vermittlungstiere von <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel<br />
Mauzi<br />
zenstation einfinden, auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach einer "neuen alten" armen Samtpfote,<br />
die ein schönes Zuhause sucht …<br />
Text und Fotos: Timo Franzen<br />
TH Wau-Mau-Insel<br />
Tel.: 0561 / 86 15 680<br />
hat. Wieso, weiß Mauzi nicht. Wir suchen für sie Menschen<br />
mit Katzenerfahrung, bei denen Mauzi zeigen kann, dass<br />
man gut mit ihr auskommen kann. Ein wenig Zeit und Geduld<br />
sollten ihre Menschen allerdings mitbringen.<br />
Blacky, 10 Jahre, ist eine freundliche und eher ruhige<br />
Katzendame im besten Alter, die zur Zeit noch sehr trauert,<br />
denn sie hat ihre Bezugsperson und ihr gewohntes Umfeld<br />
verloren. Nun sucht sie ein neues Zuhause in einem eher<br />
ruhigen Haushalt mit Freigang.<br />
Monika erreichte uns als Fundkatze. Sie ist ca. 10-11 Jahre<br />
alt und kommt mit<br />
ihrem neuen, (hoffentlich)<br />
vorübergehenden<br />
Aufenthalt im Tierheim<br />
noch nicht so gut zurecht.<br />
Die schwarze Dame ist<br />
von an<strong>der</strong>en Katzen<br />
nicht so begeistert,<br />
möchte aber im neuen<br />
Zuhause auch sicher<br />
wie<strong>der</strong> ein bischen<br />
durch die Gärten zie- Monika<br />
hen dürfen.<br />
Blacky<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
33
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
34<br />
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />
VORSTAND<br />
1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />
Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />
Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18<br />
<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />
Bernd Stephan, Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />
61348 Bad Homburg<br />
Tel. (06172) 138 80 26, Fax (06172) 23 691<br />
<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />
LANDESVERBÄNDE<br />
B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />
MIT 10 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />
Leiterin (TH): Petra Zipp<br />
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />
Leiterin: Ewa Gara<br />
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />
Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />
Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />
„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />
Leiter (TH): Frank Weber<br />
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />
(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />
Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />
Leiter (TH): Christian Werner<br />
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />
2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />
Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />
Leiter (TH): Karsten Plücker<br />
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />
Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />
AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />
Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />
Rumänien und Ungarn<br />
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />
LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />
(www.tierheim-arche-noah.de)<br />
Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />
Leiterin (TH): Verena Krüpe,<br />
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />
2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />
Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />
Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenverwaltung durch das<br />
Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel<br />
3. Geschäftsstelle Norden<br />
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />
LV NRW<br />
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />
Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />
Leiterin: Dagmar Weist<br />
Drosselweg 15, 47661 Issum<br />
Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />
Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />
WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />
Mike Ruckelshaus<br />
(mike.ruckelshaus@web.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />
Torsten Schmidt<br />
(torsten.schmidt@bmt-tierschutz.de)<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, An <strong>der</strong> Kirsebek 3,<br />
24376 Kappeln, Tel. (04642) 922 407, Fax (04642) 922 714<br />
Claudia Lotz (Redakteurin)<br />
(lotzcl@nexgo.de)<br />
Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />
Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />
(huglichterfeld@gmx.de)<br />
Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />
Tel. (02045) 23 54<br />
www.bmt-tierschutz.de
60.000 UNTERSCHRIFTEN IN BRÜSSEL ÜBERREICHT<br />
bmt, TASSO, VIER PFOTEN und ETN kämpfen für Straßenhunde<br />
Am 21. April <strong>2009</strong> überreichten <strong>der</strong> bmt, TASSO, Vier Pfoten<br />
und ETN in Brüssel<br />
60.000 Resolutionen für<br />
eine tierschutzgerechte<br />
Lösung des europäischenStraßenhundproblems.<br />
Viele Tierschutzorganisationen<br />
im Inund<br />
Ausland halfen<br />
beim Sammeln <strong>der</strong><br />
Marlene Wartenberg (“Vier Pfoten”),<br />
Philip Tod (Rechtsabteilung), Dieter<br />
Ernst (“ETN”), Andrea Gavinelli und<br />
Maria Ferrara (Tierschutzabteilung<br />
<strong>der</strong> Generaldirektion Gesundheit),<br />
Petra Zipp (“bmt”) und Andrea<br />
Thümmel (“TASSO”)<br />
Unterschriften und tun<br />
es noch: Denn in den<br />
nächsten Monaten sollen<br />
<strong>der</strong> EU weitere Resolutionen<br />
von Bürgern<br />
vorgelegt werden, die<br />
sich für Straßentiere einsetzen.<br />
Obwohl Brüssel keine direkte Zusage für die For<strong>der</strong>ung nach<br />
För<strong>der</strong>mitteln für europaweite Kastrationsprojekte gab, war dieser<br />
Tag dennoch für alle vier Vereine ein Erfolg. Und zwar deswegen,<br />
weil fast einmalig in <strong>der</strong> Geschichte des deutschen Tierschutzes<br />
sich mehrere Organisationen gemeinsam für eine<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen von Straßentieren stark<br />
gemacht hatten. Bleibt zu hoffen, dass <strong>der</strong> Schulterschluss Europas<br />
Straßentieren helfen wird.<br />
Mehr Infos zu diesem Thema, alle<br />
Hintergründe zur Straßenhundproblematik<br />
und eine Übersicht<br />
über die drei bmt-Projekte in Ungarn<br />
und Rumänien können Sie in<br />
unserer neuen Auslandstierschutz-<br />
Broschüre nachlesen. Bezugsadresse:<br />
Tierschutzzentrum Pfullingen<br />
Gönninger Straße 201,<br />
72793 Pfullingen<br />
Tel. (07121) 820 17 - 0<br />
FAMILIE THIED BRAUCHT EINE BLEIBE<br />
Alte Dame des Tierschutzes sucht Haus<br />
Fast 30 Jahre hat sich Hannelore Thied für den bmt engagiert, die letzte Zeit als<br />
Leiterin <strong>der</strong> Geschäftsstelle Vollenborn in Thüringen. Nun kann ihre Familie das<br />
über 300 Jahre alte Klostergut, das ihrer Tochter, den beiden Enkelkin<strong>der</strong>n, Vögeln,<br />
Katzen und Hunden eine Heimat bot, nicht mehr halten: Zu marode das<br />
Gebäude, zu arbeitsintensiv die Pflege <strong>der</strong> 1,5 ha großen Anlage für die zwei<br />
Frauen und Kin<strong>der</strong>. Wer kann helfen? Familie Thied sucht ein Haus zur Miete in<br />
Alleinlage bzw. am Ortsrand mit umzäuntem Grundstück für die <strong>Tiere</strong>. Ein späterer<br />
Kauf ist nicht ausgeschlossen, bitte alles anbieten!<br />
Kontakt: 036076/41888 o<strong>der</strong> 0176/410 490 43<br />
Z U GUTER L ETZT<br />
Foto: Animals Asia Foundation<br />
PROTESTE VON<br />
TIERSCHÜTZERN<br />
ENDLICH ERFOLGREICH?<br />
China plant den Erlass eines<br />
Tierschutzgesetzes<br />
Die jahrelangen Proteste von Tierschützern zeigen<br />
erste Wirkung: Nach einem Bericht des<br />
China Daily liegt in China ein erster Entwurf für<br />
ein Tierschutzgesetz vor, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em eine<br />
Geldstrafe von bis zu 6.000 Yuan (630 US-<br />
Dollar) und zwei Wochen Haft für Personen vorsieht,<br />
die wegen Tierquälerei verurteilt wurden.<br />
Der Gesetzentwurf wird im August auf dem Informationsportal<br />
www.china.com.cn eingestellt.<br />
Am Jahresende soll er dem Staatsrat vorgelegt<br />
werden. Danach muss ihn das Ständige<br />
Komitee des Nationalen Volkskongresses genehmigen,<br />
b<strong>ev</strong>or er als Gesetz verabschiedet<br />
werden kann.<br />
Dieses Gesetzgebungsverfahren kann allerdings<br />
noch einige Jahre in Anspruch nehmen,<br />
aber immerhin ist ein Anfang gemacht.<br />
Text: Mike Ruckelshaus<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />
35
„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />
<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />
Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />
Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />
bmt STARTET KAMPAGNE GEGEN DEN VERKAUF VON KLEINTIEREN IN BAUMÄRKTEN<br />
Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />
ÜBERREICHT VON:<br />
Ein Großteil <strong>der</strong> in den Tierheimen abgegebenen<br />
Kleintiere stammen aus Spontankäufen aus Baumärkten.<br />
Um diesem Trend ent<strong>gegen</strong>zuwirken, startet <strong>der</strong><br />
bmt am 4. August in 5 deutschen Großstädten<br />
(Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, München) mit<br />
<strong>der</strong> Plakatierung seiner 3 Motivposter.<br />
Ein zusätzliches Element <strong>der</strong> Kampagne ist die<br />
Einkaufstüte, die an einem Aktionstag vor Baumärkten<br />
im August an die Besucher verteilt werden<br />
soll.<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Aktion: Der bmt will auf die ethische<br />
Verantwortung auch <strong>gegen</strong>über Kleintieren hinweisen<br />
und die Menschen für eine Übernahme<br />
von Kaninchen&Co aus den Tierheimen gewinnen.<br />
werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />
(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />
Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />
spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />
Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />
PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />
Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />
Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />
(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)<br />
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.