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RDT 2/2009 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev

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Nr. Nr 2 Juli <strong>2009</strong><br />

DAS RECHT DER TIERE<br />

FREUNDE FÜR’S LEBEN<br />

Hunde und Katzen<br />

aus dem Tierheim<br />

bmt-TIERHEIM<br />

KÖLN-DELLBRÜCK<br />

INTERVIEW MIT LEITER<br />

BERND SCHINZEL<br />

“RETTET MAJA!”<br />

KINDERBUCH ZUR<br />

ZIRKUSPROBLEMATIK<br />

ERSCHRECKEND<br />

LEICHTFERTIGE ABGABE<br />

VON ALTEN KATZEN<br />

RUMÄNIEN<br />

ERSTE KASTRATIONS-<br />

AKTION ERFOLGREICH<br />

BUND GEGEN MISSBRAUCH DER TIERE E.V.


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

2<br />

I NHALT<br />

INHALT<br />

EDITORIAL 3<br />

AKTUELL 4<br />

Der neue Vorstand des bmt ist gewählt<br />

Was sind die Ziele <strong>der</strong> nächsten Monate?<br />

VERMITTLUNG VON HUNDEN UND KATZEN 6<br />

Mein bester Freund kommt aus dem Tierheim<br />

INTERVIEW mit Kölner TH-Leiter Bernd Schinzel 9<br />

TIERSCHUTZPOLITIK 12<br />

Bündnis 90/Grüne stellen neues Tierschutzgesetz vor<br />

Sodomie: bmt gibt Rechtsgutachten in Auftrag 13<br />

EU beschließt Handelsverbot für Robbenprodukte 14<br />

TIERSCHUTZUNTERRICHT 15<br />

Kooperationsprojekt zwischen bmt und Bücherei in Gladbeck<br />

ZIRKUS 16<br />

Rettet Maja - Kölner Kin<strong>der</strong>buchautorin über ihr neues Buch<br />

bmt-KAMPAGNEN-POSTER 18<br />

zum Verkaufsverbot von Kleintieren in Baumärkten<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ 20<br />

Erste Kastrationaktion des bmt in Brasov gestartet<br />

EHRENAMTLICHE 22<br />

"bmt-Außenstelle" bei Weimar - hier ist je<strong>der</strong> Hund willkommen<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

TH Elisabethenhof Renate Lühr und ihre 4. Klasse 24<br />

LV Berlin Der Tierschutzbeauftragte in Berlin 26<br />

TH Arche Noah Joy nach 4 Jahren vermittelt 28<br />

TH Hage Bauarbeiten nach Wasserschaden 30<br />

Franziskus-TH Ein neues Hundehaus entsteht 31<br />

TH Wau-Mau-Insel Immer mehr ältere Abgabe-Katzen 32<br />

ANSCHRIFTEN / Internetadressen <strong>der</strong> Geschäftsstellen 34<br />

ZU GUTER LETZT 35<br />

Tierschutzgesetz in China?<br />

Hannelore Thied sucht ein neues Zuhause für sich und ihre <strong>Tiere</strong><br />

Beitrittserklärung 36<br />

Impressum<br />

DAS RECHT DER TIERE Nr. 2/<strong>2009</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des „<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e. V.“<br />

Redaktion:<br />

Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Torsten Schmidt<br />

Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm<br />

Artgerchte Offenstallhaltung<br />

Seite 4<br />

bmt-Vorstandswahl<br />

Der neue ist (fast) <strong>der</strong> alte<br />

Vorstand<br />

Seite 6<br />

Freunde für’s Leben<br />

<strong>Tiere</strong> aus dem Tierheim<br />

Seite 20<br />

Erfolgreich<br />

Erste Kastrationsaktion<br />

bei Brasov<br />

angelaufen<br />

Seite 24<br />

Tierschutzprojekte<br />

So macht Schule Spaß!<br />

Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Gel<strong>der</strong>n;<br />

Titelbild: “Prinzessin” aus dem bmt-Tierheim “Wau-Mau-Insel”<br />

Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe<br />

gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Auflage: 45.000 Exemplare


AUF EIN WORT…<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>, liebe Tierfreunde!<br />

E DITORIAL<br />

Am 21.06.<strong>2009</strong> wählte die Jahreshauptversammlung den neuen bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Jörg Styrie<br />

Vorstand des bmt. Die Mitglie<strong>der</strong> haben sich mehrheitlich für die<br />

Wie<strong>der</strong>wahl <strong>der</strong> bisherigen beiden Vorsitzenden und <strong>der</strong> Schriftführerin entschieden. Das<br />

Amt des Schatzmeisters galt es, personell neu zu besetzen, da <strong>der</strong> bisherige aus<br />

gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierte. Mit <strong>der</strong> Wahl von Bernd Stephan tritt<br />

ein Mann an, <strong>der</strong> bereits von 1994 bis 1997 die Funktion des Schatzmeisters inne hatte.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> folgten damit einer Tradition, die den bmt seit Jahrzeiten auszeichnet:<br />

Kontinuität in <strong>der</strong> Vereinsführung, verbunden mit behutsamen Verän<strong>der</strong>ungen. Für dieses<br />

Vertrauen möchte ich mich im Namen des Gesamtvorstandes bei allen Mitglie<strong>der</strong>n<br />

bedanken. Vier Jahre spannende, aufregende und innovative Arbeit für die <strong>Tiere</strong> liegen<br />

vor uns.<br />

Am 4. August starten wir in Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München unsere<br />

Plakataktion <strong>gegen</strong> den Verkauf von Kleintieren in Baumärkten. Ein Großteil aller in<br />

unseren Tierheimen abgegebenen Kleintiere stammen aus solchen Spontankäufen. Mit<br />

dieser neuen Kampagne wollen wir auf die Verantwortung hinweisen, die wir Menschen<br />

auch <strong>gegen</strong>über den Haustieren haben. Statt im Baumarkt ein Tier zu erwerben, sollte <strong>der</strong><br />

Weg in ein Tierheim führen. Unter sachkundiger Beratung werden die Ansprüche <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Heimtiere dargestellt und falls die Voraussetzung für eine artgerechte Tierhaltung<br />

nicht gegeben ist, auch schon mal von <strong>der</strong> Anschaffung eines <strong>Tiere</strong>s abgeraten. Eines <strong>der</strong><br />

drei Motive finden Sie vorab schon einmal in <strong>der</strong> Mitte dieses Heftes abgedruckt.<br />

Ankündigen möchte ich an dieser Stelle auch schon das kommende "Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>".<br />

Anlässlich <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagswahl am 27.09.<strong>2009</strong> haben wir die großen Parteien zu ihren<br />

Positionen zu wichtigen Tierschutzthemen befragt. Für viele Tierfreunde könnten diese<br />

Antworten vor <strong>der</strong> Wahl entscheidend sein. Das Heft mit den Wahlprüfsteinen werden Sie<br />

vor <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagswahl in den Händen halten können.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei <strong>der</strong> Lektüre des aktuellen Tierschutz-Magazins.<br />

Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit<br />

Ihr<br />

AUF UNS KÖNNEN SIE SICH VERLASSEN!<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

3


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

4<br />

Dr. Jörg Styrie, verheiratet, drei Kin<strong>der</strong>,<br />

leitet seit 2000 den Landesverband<br />

Berlin.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war er seit fünf<br />

Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im bmt tätig. Der studierte Agrarwissenschaftler<br />

wurde 1997 in den Beirat<br />

des bmt berufen und 2001 zum<br />

Stellvertreter <strong>der</strong> damaligen <strong>Bund</strong>esvorsitzenden<br />

bestimmt.<br />

Nach ihrem Ausscheiden wählten die<br />

bmt-Mitglie<strong>der</strong> den gebürtigen Bonner<br />

nahezu einstimmig in die Leitungsposition<br />

und bestätigten den heute 49jährigen<br />

auf <strong>der</strong> diesjährigen Wahl zum<br />

zweiten Mal als <strong>Bund</strong>esvorsitzenden.<br />

Welche Ziele verfolgt Dr. Jörg Styrie in<br />

den kommenden vier Jahren, was liegt<br />

bmt-Vorstandswahl <strong>2009</strong><br />

Alle vier Jahre wählen die Mitglie<strong>der</strong> des <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. einen neuen Vorstand. Satzungsgemäß findet die<br />

Wahl am 3. Juniwochenende in München statt. Mit Spannung verfolgte<br />

die Vollversammlung das Auszählen <strong>der</strong> Stimmzettel am 21.<br />

Juni im Münchner Kulturzentrum Gasteig.<br />

Das Ergebnis: Mit großer Mehrheit wurde Dr. Jörg Styrie in seiner<br />

Position als erster Vorsitzen<strong>der</strong> bestätigt. Für den 49jährigen ist<br />

es damit seine zweite Amtsperiode als <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>.<br />

Petra Zipp wurde wie<strong>der</strong> als seine Stellvertreterin bestimmt, Karin<br />

Stumpf zum dritten Mal als Schriftführerin gewählt. Neu in diesem<br />

Vorstand ist Bernd Stephan, <strong>der</strong> den verantwortungsvollen Posten<br />

des Schatzmeisters übernimmt.<br />

Damit Sie die Menschen hinter ihren Positionen ein wenig kennen<br />

lernen können, stellen wir sie Ihnen im Folgenden kurz vor:<br />

DER NEUE VORSTAND IST<br />

BERND STEPHAN WIRD WIEDER SCHATZMEI<br />

ihm beson<strong>der</strong>s am Herzen? Unter seiner<br />

Amtsführung soll die politische Arbeit<br />

intensiviert werden, wobei politischer<br />

und praktischer Tierschutz stets<br />

Hand in Hand gehen müssen, wie Dr.<br />

Styrie betont.<br />

Um die Öffentlichkeit stärker für Tierschutzbelange<br />

zu sensibilisieren, sind<br />

für das laufende Jahr größere Kampagnen<br />

geplant. Mit dem Verkaufs-Verbot<br />

von Kleintieren in Baumärkten soll<br />

im Sommer in mehreren deutschen<br />

Städten mit <strong>der</strong> Plakatierung <strong>der</strong> Motivposter<br />

(siehe Heftmitte) begonnen<br />

werden. "Wir müssen die Menschen<br />

aufrütteln", begründet <strong>der</strong> Wahlberliner<br />

die Notwendigkeit <strong>der</strong> Kampagnenarbeit,<br />

"und ihre ethische Verantwortung<br />

<strong>gegen</strong>über <strong>Tiere</strong>n schärfen".<br />

Verbandsklagerecht für seriöse Tierschutzorganisationen,<br />

Ausbau <strong>der</strong> bmt-<br />

Jugendarbeit und Fortführung des<br />

Auslandstierschutzes mit Blick auf die<br />

Stärkung eines europäischen Tierschutznetzwerks<br />

sind die Hauptaufgaben,<br />

die <strong>der</strong> Verein unter seiner Leitung<br />

angehen wird.<br />

Auch Petra Zipp wurde abermals als<br />

zweite <strong>Bund</strong>esvorsitzende bestimmt. Dr.<br />

Jörg Styrie und seine Stellvertreterin<br />

verbindet eine gute und erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit, die auf Vertrauen<br />

und <strong>gegen</strong>seitiger Wertschätzung basiert.<br />

Die 51jährige Petra Zipp ist seit<br />

1977 Mitglied des bmt.<br />

Sie begleitete in den 80er Jahren verantwortlich<br />

den Ausbau des ehemaligen<br />

Aussiedlerhofes zum Tierheim Elisabethenhof<br />

und baute konsequent die<br />

Öffentlichkeitsarbeit in <strong>der</strong> Region um<br />

Bad Vilbel und später Reichelsheim<br />

aus. Als unermüdliche und vor allem<br />

unerschrockene "Anwältin" <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

macht sich Petra Zipp nicht nur in Hessen<br />

einen Namen; sie wird Leiterin <strong>der</strong><br />

Tierheimkommission innerhalb des<br />

Vereins und nimmt 2006 eine neue<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung als Tierheimleiterin<br />

des neuen bmt-Tierschutzzentrums in<br />

Baden-Württemberg an.<br />

Neben <strong>der</strong> Etablierung des Tierschutzzentrums<br />

in Pfullingen engagiert sich<br />

Petra Zipp im Auslandstierschutz und<br />

baut die Projekte<br />

des bmt<br />

in Ungarn<br />

und Rumänien<br />

aus. Die<br />

Auslandstierschutzkoordinatoringe


(FAST) DER ALTE!<br />

STER<br />

winnt den Weltstar Pierre Brice für ihr<br />

Anliegen, das Elend <strong>der</strong> Straßenhunde,<br />

beson<strong>der</strong>s in Rumänien, öffentlich zu<br />

machen. Durch ihre Initiative entsteht<br />

die große bmt-Kampagne "Auch Straßenhunde<br />

haben ein Recht auf Leben"<br />

mit Unterstützung von Prominenten wie<br />

Pierre Brice und Schauspieler Christian<br />

Wolff.<br />

Für Bernd Stephan ist es ebenfalls<br />

die zweite<br />

Amtsperiode<br />

im bmt-Vorstand,<br />

wenn<br />

auch nicht<br />

aufeinan<strong>der</strong><br />

folgend. Von<br />

1993-1997<br />

war <strong>der</strong> Unternehmer<br />

aus Bad Homburg bereits<br />

Schatzmeister des Vereins und stellte<br />

sich nun abermals für diesen Posten zu<br />

Verfügung.<br />

Bernd Stephan, verheiratet, seit über<br />

20 Jahren Mitglied im bmt, gehört zu<br />

den großen För<strong>der</strong>ern des Vereins.<br />

Weil die Notwendigkeit des Tierschutzes<br />

zu seinen tiefsten Überzeugungen<br />

gehört, belässt <strong>der</strong> Unternehmer es<br />

nicht bei <strong>der</strong> Unterstützung einer Tierschutzorganisation.<br />

Seine Bernd-Stephan-Tierschutz-Stiftung,<br />

dessen Vorsitzen<strong>der</strong><br />

er ist, ermöglicht mehreren<br />

Tierheimen im Ausland den Unterhalt.<br />

Außerdem finanziert er Gnadenhöfe in<br />

Deutschland und för<strong>der</strong>t die Arbeit<br />

mehrerer heimischer Tierschutzorganisationen.<br />

Der Tierfreund Bernd Stephan, Schatzmeister<br />

auch im Tierschutzverein Bad<br />

Homburg und des Tierheims Hochtaunus,<br />

ist gleichzeitig Ehrenpräsident <strong>der</strong><br />

französischen Tierschutzorganisation<br />

"Sans Collier Provence" in Garéoult.<br />

Karin Stumpf, verheiratet, Assistentin<br />

<strong>der</strong> Geschäftsleitung eines Kölner<br />

Unternehmens,<br />

übt nun schon<br />

zum dritten<br />

Mal das Amt<br />

<strong>der</strong> Schriftführerin<br />

aus. Die<br />

heute 51jährige<br />

hat beim<br />

bmt, wie sie<br />

sagt, eine typisch ehrenamtliche Karriere<br />

durchlaufen: 1982 bot sie im Tierheim<br />

Köln-Dellbrück ihre Unterstützung<br />

als Gassigängerin an und wurde<br />

bereits wenig später überall eingesetzt,<br />

wo Hilfe dringend erfor<strong>der</strong>lich war.<br />

FÜNF BMT-MITGLIEDER IN MÜNCHEN BERUFEN:<br />

V ORSTANDSWAHL <strong>2009</strong><br />

Neben ihrer Berufstätigkeit übernahm<br />

die Kölnerin Spät- und Nachtdienste,<br />

machte Zwinger sauber und wurde in<br />

die Vermittlung o<strong>der</strong> zum Telefondienst<br />

eingeteilt. Mit <strong>der</strong> Hundebegleitergruppe<br />

organisierte sie regelmäßige Infostände<br />

im Tierheim und Umkreis und<br />

Demonstrationen zu aktuellen Tierschutzthemen<br />

(Käfighühner, Pelztragen,<br />

Tierversuche etc.).<br />

1997 wurde die motivierte Tierschützerin<br />

in den Beirat berufen, 2001 zur<br />

Schriftführerin in den <strong>Bund</strong>esvorstand<br />

gewählt. Kurz danach begleitete Karin<br />

Stumpf ihre Kollegin Petra Zipp erstmals<br />

nach Ungarn und konnte sich ein<br />

Bild von den Verhältnissen im Land und<br />

<strong>der</strong> überaus schwierigen Situation <strong>der</strong><br />

ungarischen Tierschützer machen.<br />

Seit über acht Jahren setzt sich Karin<br />

Stumpf inzwischen für das Tierheim in<br />

Pecs ein, begleitet Hundetransporte,<br />

Baumaßnahmen und die Entwicklung<br />

vor Ort. Karin Stumpf ist die Ansprechpartnerin<br />

für das Ungarnprojekt des<br />

bmt und hat auch in ihrem Leben die<br />

Konsequenzen aus ihrer Hingabe zum<br />

Auslandstierschutz gezogen: Das Ehepaar<br />

Stumpf beherbergt Hunde und<br />

Katzen aus Rumänien, Ungarn, Spanien<br />

und Deutschland - eine bunte<br />

"Multi-Kulti-Gruppe mit Handicaps",<br />

wie sie lächelnd sagt.<br />

Auch <strong>der</strong> neue Beirat ist komplett<br />

Laut Satzung besteht das Gremium aus den ehrenamtlichen Leitern <strong>der</strong> Landesverbände<br />

und fünf von <strong>der</strong> Vollversammlung berufenen Mitglie<strong>der</strong>n. Nach<br />

<strong>der</strong> Wahl des Vorstandes wurden<br />

in den Beirat gewählt:<br />

Rechtsanwalt Bernd Neunzig aus<br />

Köln, bmt-Tierheimleiter Wau-<br />

Mau-Insel Karsten Plücker aus<br />

Kassel, bmt-Redakteurin Claudia<br />

Lotz aus Berlin, Tierheimleiter Arche<br />

Noah Stefan Kirchhoff aus<br />

Stuhr/Brinkum und Timo Franzen,<br />

Tierpfleger in <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

5


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

6<br />

T ITELTHEMA<br />

Wenn Sie einen<br />

Freund fürs<br />

Leben suchen ...<br />

Wer einem Hund o<strong>der</strong> einer Katze<br />

aus einem Tierheim ein Zuhause<br />

schenken möchte, hat ein spannendes<br />

Abenteuer vor sich. Wenn eine<br />

Katze mit sicherem Instinkt einen<br />

bestimmten Menschen unter den<br />

unzähligen Besuchern herausgefunden<br />

und mit ihrem beson<strong>der</strong>en<br />

Blick längst an sich gebunden hat<br />

o<strong>der</strong> eine Hundeschnauze behutsam<br />

die Hand des Jungen stupst,<br />

<strong>der</strong> nach mehreren Rundgängen<br />

durch den Hundetrakt seine Eltern<br />

immer wie<strong>der</strong> vor dieses eine Gehege<br />

führt, dann haben die solcherart<br />

gewählten Menschen<br />

hinterher oft das Gefühl, als seien<br />

sie selbst vom Tier adoptiert worden<br />

und nicht umgekehrt. Und dass<br />

diese Hunde und Katzen mit Vergangenheit,<br />

die von vertrauten<br />

Menschen bitter enttäuscht wurden,<br />

noch einmal zu inniger Treue und<br />

großer Hingabe an ihre neuen Bezugspersonen<br />

fähig sind, gehört zu<br />

den schönsten und bewegendsten<br />

Erlebnissen im Tierschutz.<br />

So lieb<strong>ev</strong>oll sich die Tierheimmitarbeiter<br />

um die ihnen anvertrauten <strong>Tiere</strong><br />

kümmern, wird doch eines immer wie<strong>der</strong><br />

deutlich: Solange Menschen unverantwortlich<br />

mit <strong>Tiere</strong>n umgehen, ihnen<br />

Kummer, Leid und Schmerzen zufügen,<br />

werden Tierheime nötig sein. Obwohl<br />

in den vergangenen Jahren das Wissen<br />

HUNDE UND KAT<br />

um psychische und physische Bedürfnisse<br />

gerade von Hund und Katze als<br />

den beliebtesten Haustieren zugenommen<br />

hat, werden weiterhin insbeson<strong>der</strong>e<br />

Welpen mit einer erschreckenden<br />

Bedenkenlosigkeit angeschafft und je<br />

nach Anlass schnell wie<strong>der</strong> fortgegeben.<br />

Wird unerwünschter Nachwuchs<br />

von Hündin o<strong>der</strong> Katze in brutaler<br />

Gleichgültigkeit "entsorgt", plötzlich erkrankten<br />

<strong>Tiere</strong>n <strong>der</strong> Beistand entzogen,<br />

werden Hunde und Katzen wie seelenlose<br />

Gegenstände wegen Fernreisen,<br />

Umzugsplänen, Familienzuwachs o<strong>der</strong><br />

b<strong>ev</strong>orstehenden Trennungen abgeschafft,<br />

ausgesetzt o<strong>der</strong> getötet.<br />

Wenn all diese <strong>Tiere</strong> Glück im Unglück<br />

haben, werden sie von Tierfreunden<br />

übernommen o<strong>der</strong> von Passanten gefunden<br />

und ins Tierheim gebracht. Gefunden<br />

an Orten, die eine unvorstellbare<br />

Missachtung des Menschen vor<br />

dem Tier ausdrücken. Katzenbabys in<br />

Mülltonnen, in verschnürten Pappkartons<br />

dem Erstickungstod preisgegeben,<br />

beim Umzug zurückgelassen und das<br />

qualvolle Verhungern in Kauf genommen,<br />

Hunde aus fahrenden Autos geworfen,<br />

an Rastplätzen "vergessen", in<br />

frem<strong>der</strong> Umgebung ausgesetzt o<strong>der</strong><br />

festgebunden, damit die verschreckten<br />

<strong>Tiere</strong> auf keinen Fall mehr den Weg<br />

nach Hause finden.<br />

Mit sehr viel Fürsorge und Geduld versuchen<br />

die engagierten Tierheimmitar-


ZEN AUS DEM TIERHEIM<br />

beiter im Laufe <strong>der</strong> Wochen Vertrauen<br />

zu den oft sehr verunsicherten <strong>Tiere</strong>n<br />

aufzubauen und ihnen die Zeit im Tierheim,<br />

die ja nur eine vorübergehende<br />

sein soll, so angenehm wie möglich zu<br />

gestalten. Doch letztlich kann und soll<br />

kein Tierheim - und sei es noch so kompetent<br />

und lieb<strong>ev</strong>oll geführt - ein eigenes<br />

Zuhause ersetzen. Der bmt unterhält<br />

acht Tierheime in Deutschland und<br />

zwar in Stuhr/Brinkum, Hamburg, Hage,<br />

Göttingen, Reichelsheim, Kassel,<br />

Köln und Pfullingen. Die Anlagen entsprechen<br />

mit ihren Freiläufen, großzügigen<br />

Gehegen, Quarantänestationen<br />

und regelmäßiger medizinischer Versorgung<br />

den aktuellen Erkenntnissen<br />

<strong>der</strong> Tierpflege.<br />

Im Tierheim: Der aufregende<br />

Gang durch das Hunde- und<br />

Katzenhaus<br />

Wer sich das erste Mal in einem Tierheim<br />

umschaut, wird überrascht sein,<br />

wie viele Hunde, Katzen, Vögel, Kaninchen<br />

und Meerschweinchen dort leben.<br />

"Und die alle hat keiner mehr gewollt?"<br />

fragen sich manche Besucher betroffen,<br />

überwältigt ob <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> verwaisten<br />

<strong>Tiere</strong>. Aufmerksam lesen sie im<br />

Hundegang die Tafeln an den Boxen<br />

mit Angaben über Alter, Rasse und Herkunft.<br />

"Vertrug sich nicht mit Zweithund",<br />

"Allergie des Kindes", “Vermieter<br />

duldete keine Hunde", "Scheidung"<br />

o<strong>der</strong> "Partner wollte keinen Hund" steht<br />

unter Abgabegrund und hinter diesen<br />

T ITELTHEMA<br />

Worten, die sein Schicksal besiegelten,<br />

läuft je nach Temperament ein kleiner<br />

o<strong>der</strong> großer Hund in seinem Gehege<br />

auf und ab, sitzt am Gitter, winselt,<br />

bellt, wedelt mit dem Schwanz, leckt<br />

begeistert die liebkosenden Hände,<br />

verhält sich abwartend, misstrauisch<br />

o<strong>der</strong> liegt ganz still und in sich gekehrt<br />

auf seinem Platz.<br />

Ähnlich unterschiedlich reagieren auch<br />

Katzen auf ihren Aufenthalt im Tierheim<br />

und das plötzliche Zusammenleben<br />

mit vielen Artgenossen. Während<br />

einige neugierig an das Gitter des Katzengeheges<br />

kommen o<strong>der</strong> unbefangen<br />

vor den Besuchern spielen, stellt für<br />

an<strong>der</strong>e die Anwesenheit <strong>der</strong> zahlreichen<br />

Katzen im gleichen Gehege einen<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

7


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

8<br />

T ITELTHEMA<br />

Staffs: Oft Dauergäste im TH<br />

hohen Stressfaktor dar, den sie entwe<strong>der</strong><br />

mit Dominanz und Rangordnungskämpfen<br />

kompensieren o<strong>der</strong> sich still<br />

leidend in sich selbst zurückziehen.<br />

An<strong>der</strong>s als bei den Hunden können die<br />

Tierheimmitarbeiter kaum Aussagen<br />

über das Vorleben <strong>der</strong> Samtpfoten machen;<br />

die meisten Katzen wurden aufgegriffen,<br />

halbverhungert, verletzt, angefahren,<br />

angeschossen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitig<br />

schwer misshandelt. Gerade zur<br />

Osterzeit werden beson<strong>der</strong>s viele Katzenjunge<br />

aufgefunden, weil bis heute<br />

manche Menschen nicht verstehen wollen,<br />

dass Kastration ein aktiver Beitrag<br />

zum Tierschutz ist, <strong>der</strong> unzähliges Katzenleid<br />

verhin<strong>der</strong>n könnte. In dem bmteigenen<br />

Katzenhaus in Göttingen, aber<br />

auch in allen an<strong>der</strong>en Tierheimen warten<br />

zauberhafte Katzen auf ein neues<br />

Zuhause. Es sind an Freilauf gewöhnte<br />

Katzen, <strong>Tiere</strong>, die bisher einzeln o<strong>der</strong><br />

mit Artgenossen in Wohnungen lebten,<br />

Katzenbabys und Jungtiere, die sich in<br />

Anlage und Wesen noch entwickeln,<br />

Rassekatzen, die zur Zucht missbraucht<br />

o<strong>der</strong> aus den verschiedensten Gründen<br />

abgegeben wurden.<br />

Zuneigung auf den ersten<br />

Blick? Die Entscheidung<br />

für einen Hund<br />

Wie bei den Katzen sind es auch Hunde<br />

aller Altersgruppen, die ihre dunklen<br />

o<strong>der</strong> bernsteinfarbenen Augen auf<br />

ihre potentiell neuen Frauchen und<br />

Herrchen richten; lang- und kurzhaarige<br />

Mischlinge von unterschiedlichstem<br />

Aussehen, Charakter und Wesen, mit<br />

vollendeten Proportionen, wun<strong>der</strong>schönem<br />

Körperbau, klaren Augen,<br />

wesensstarkem Charakter und bester<br />

Gesundheit, gleichfalls Hunde, die<br />

wegen ihres Alters, ihres Verhaltens,<br />

einer Erkrankung o<strong>der</strong> unerwünschter<br />

Trächtigkeit abgegeben wurden. Rassehunde,<br />

die nicht mehr "zuchttauglich"<br />

sind, Welpen und Junghunde aus Massenzuchten,<br />

manche mit genetischen<br />

Erkrankungen o<strong>der</strong> einfach nur <strong>der</strong> falschen<br />

Farbe, Hunde aus aufgelösten<br />

Zuchtanlagen und daneben in großer<br />

Zahl die vom Staat gebrandmarkten<br />

"gefährlichen Hunde", die sich nach Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Tierheime ihren neuen<br />

Besitzern oft in beson<strong>der</strong>s tiefer Zuneigung<br />

verbunden fühlen.<br />

Den meisten Tierfreunden fällt es unter<br />

den unzähligen sehnsüchtigen Blicken<br />

nicht leicht, einen Hund zu wählen. Die<br />

Tierheimmitarbeiter raten deshalb Anrufern<br />

o<strong>der</strong> Besuchern, die sich nach<br />

einem Hund erkundigen, sich bereits zu<br />

Katzen - große Individualisten<br />

Hause genaue Gedanken über das<br />

künftige Familienmitglied zu machen.<br />

Soll es ein Welpe, Junghund o<strong>der</strong> älteres<br />

Tier sein, muss <strong>der</strong> künftige neue<br />

Hausgenosse beson<strong>der</strong>s kin<strong>der</strong>freundlich<br />

(Babys, Kleinkin<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> katzenverträglich<br />

(Katze im Haushalt) sein<br />

und wie wichtig sind Geschlecht, Aussehen<br />

und Größe des Vierbeiners?<br />

Wohnungskatze o<strong>der</strong> Freigänger<br />

- welche Katze könnte bei<br />

Ihnen glücklich werden?<br />

Katzenfreunde sollten folgende Voraussetzungen<br />

vor <strong>der</strong> Anschaffung<br />

eines <strong>Tiere</strong>s beachten: Katzen, die<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit halbwild lebten<br />

o<strong>der</strong> ausgedehnte Streifzüge<br />

(Freigänger) unternehmen konn-<br />

ten, werden in einer Wohnung niemals<br />

glücklich. Kastrierte <strong>Tiere</strong> und an Wohnungen<br />

gewöhnte fühlen sich erfahrungsgemäß<br />

schnell in einem lieb<strong>ev</strong>ollen<br />

Zuhause wohl und ziehen die<br />

Fixierung auf ihre Bezugspersonen<br />

dem Streifen durchs R<strong>ev</strong>ier vor. Stille<br />

und scheue Katzen mögen nicht unbedingt<br />

turbulente Familienverhältnisse<br />

mit kleinen Kin<strong>der</strong>n und Hunden - sie<br />

blühen erst dann richtig auf, wenn sie<br />

einen Menschen ganz für sich alleine<br />

haben. Katzen, die sich im Tierheimgehege<br />

verstecken, vor den Besuchern zu<br />

fliehen suchen, leiden entwe<strong>der</strong> unter<br />

dem Verlust ihrer geliebten Bezugsperson<br />

o<strong>der</strong> haben sehr schlechte Erfahrungen<br />

mit Menschen gemacht. Diese<br />

<strong>Tiere</strong> werden nur an Menschen mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Erfahrung vermittelt.<br />

Die neuen Besitzer müssen<br />

bestimmte Kriterien erfüllen<br />

Auch dem Tierheim liegt es im Sinne<br />

<strong>der</strong> abzugebenden Hunde und Katzen<br />

sehr daran, sich ein Bild über die möglichen<br />

Halter zu machen. Nichts kann<br />

schlimmer für ein adoptiertes Tier sein,<br />

als nach kurzer "Probezeit" von seinen<br />

neuen Menschen wie<strong>der</strong> zurückgebracht,<br />

wie<strong>der</strong> enttäuscht zu werden;<br />

die Tierheimmitarbeiter fangen bei<br />

solch einem Tier, das mitten in seiner<br />

positiven Entwicklung abrupt unterbrochen<br />

wurde, in <strong>der</strong> vertrauensbildenden<br />

Arbeit wie<strong>der</strong> ganz von vorne an.<br />

Aus diesem Grund sollte niemand bestürzt<br />

sein, wenn Tierheimmitarbeiter<br />

nach gewissen Kriterien, wie zeitlichem,<br />

räumlichem und finanziellem<br />

Hintergrund<br />

fragen.


ZU BESUCH IM<br />

bmt-TIERHEIM<br />

Das “Heilige<br />

KÖLN-DELBRÜCK<br />

Interview mit Bernd Schinzel, Leiter des bmt-Tierheims Köln-Dellbrück<br />

"Wir wollen die beste Lösung<br />

für die <strong>Tiere</strong> und ihre Menschen!"<br />

Seit 1995 leitet Bernd Schinzel das größte Tierheim des bmt in Köln-Dellbrück. "Für die Vermittlung ist<br />

das Internet Fluch und Segen zugleich", sagt <strong>der</strong> 52jährige Kölner. Immer wie<strong>der</strong> kommen Interessenten<br />

mit höchsten Erwartungen ins Tierheim, weil sie auf <strong>der</strong> Homepage in einem abgebildeten Hund ihren<br />

alten, verstorbenen Vierbeiner wie<strong>der</strong> zu erkennen meinten. "Ihr Bodo sieht aus wie unser Cosmo",<br />

sagen sie beispielsweise und gehen völlig aufgeregt zu ihrem "Traumhund".<br />

Doch wie enttäuschend, wenn <strong>der</strong> Auserwählte die Zuneigung nicht (gleich) erwi<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> schlimmer<br />

noch, durch Bellen und Rückzug in seine Hundehütte deutlich macht, dass er im Augenblick keine Kontaktaufnahme<br />

wünscht. Nicht nur in diesem Fall sind Fingerspitzengefühl und Erfahrung <strong>der</strong> Tierheimmitarbeiter<br />

gefragt, son<strong>der</strong>n auch bei einem ganz beson<strong>der</strong>s sensiblen Thema im Vermittlungsgespräch:<br />

dem fortgeschrittenen Alter <strong>der</strong> Interessenten.<br />

RdT: Kommt es vor, dass Sie älteren<br />

Menschen den Wunsch nach<br />

einem Tier, zum Beispiel nach einem<br />

jungen Hund, abschlagen<br />

müssen?<br />

Bernd Schinzel: Ja, und zwar aus<br />

Verantwortung beiden <strong>gegen</strong>über. Oft<br />

argumentieren ältere Menschen, dass<br />

sie ihr Leben lang (große) Hunde gehabt<br />

haben<br />

und aus diesem<br />

Grund<br />

auch jetzt<br />

noch mit<br />

einem starken Junghund zurechtkommen<br />

würden.<br />

Wir hatten kürzlich eine ältere Dame<br />

hier. Sie wollte partout unseren "im Saft<br />

stehenden" Boxerrüden, den wir ihr<br />

nicht geben konnten. "Sie können ihn<br />

gar nicht mehr halten", haben wir ihr<br />

allein einen Grund <strong>gegen</strong> die Aufnahme<br />

dieses temperamentvollen Hundes<br />

genannt, woraufhin sie sagte, sie sei ihr<br />

ganzes Leben mit kräftigen Hunden<br />

umgegangen. "Aber lassen Sie uns bitte<br />

ehrlich miteinan<strong>der</strong> reden, Sie sind<br />

auch erstmalig in diesem fortgeschrittenen<br />

Alter..."<br />

RdT: Hat sie sich, wie von Ihnen<br />

vorgeschlagen, auf einen an<strong>der</strong>en<br />

Hund eingelassen?<br />

Bernd Schinzel: Nein, lei<strong>der</strong> nicht.<br />

Aber dieses Beispiel ist kein Einzelfall:<br />

Oft wollen gerade ältere Menschen<br />

junge, kraftstrotzende Hunde aufnehmen,<br />

denen sie natürlich vor allem<br />

physisch nicht mehr gerecht werden<br />

können. Eine Frage <strong>der</strong> Zeit, wann die<br />

Hunde, die zu keinem Zeitpunkt körperlich<br />

auf ihre Kosten kommen, verhaltensauffällig<br />

werden …<br />

Vertrauen aufbauen: Bernd Schinzel nimmt sich für “seine” Tierheimhunde viel Zeit<br />

RdT: … und mit dem Stigma <strong>der</strong><br />

Unberechenbarkeit bzw. des Problemhundes<br />

im Tierheim abgegeben<br />

werden.<br />

Bernd Schinzel: Genau, wobei ich<br />

den Begriff "problematischer Hund"<br />

nicht mag, denn schließlich ist das Verhalten<br />

eines Hundes nur seine einzig<br />

mögliche Antwort auf die fortgesetzt<br />

falsche Behandlung.<br />

RdT: Unabhängig vom Alter <strong>der</strong><br />

Besitzer - welche Fehler im Umgang<br />

mit Hunden beobachten Sie<br />

immer wie<strong>der</strong>?<br />

Bernd Schinzel: An<strong>der</strong>s als zum Beispiel<br />

in Ungarn o<strong>der</strong> Rumänien - aus<br />

diesen Län<strong>der</strong>n vermitteln wir ja auch<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

9


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

10<br />

T ITELTHEMA<br />

Erfolgreiche Hund<strong>ev</strong>ermittlung<br />

Hunde, weil wir in diesen beiden Län<strong>der</strong>n<br />

unsere Partnerverbände unterstützen<br />

- wird ein Hund bei uns als sozialer<br />

Partner angeschafft. Er kriegt einen<br />

Status, Privilegien und wächst nach und<br />

nach in eine Rolle hinein, die ihm nicht<br />

zusteht. Der Hund, zum Boss gemacht,<br />

entwickelt ein Dominanzverhalten, das<br />

ihm schließlich zum Verhängnis wird,<br />

weil sich die Besitzer ihm nicht mehr gewachsen<br />

fühlen.<br />

Probleme bei <strong>der</strong> Hundehaltung:<br />

RdT: Wie sind die Vermittlungschancen<br />

für solche Hunde?<br />

Bernd Schinzel: Nicht ganz leicht,<br />

weil auch die Hunde sich in einer<br />

schwierigen Situation befinden: Sie<br />

müssen erstmalig in ihrem Leben klare<br />

Regeln lernen und brauchen dazu eine<br />

souveräne Bezugsperson, die sie als<br />

stabile, verlässliche Größe akzeptieren<br />

können. Hier gilt: Weniger ist mehr. Der<br />

Hund sollte weniger beturtelt und wie<br />

ein Mensch angesprochen werden,<br />

son<strong>der</strong>n kurze, eindeutige Aussagen<br />

erhalten, die er verknüpfen und umsetzen<br />

kann.<br />

RdT: Wie ehrlich müssen, wie ehrlich<br />

dürfen Vermittlungsgespräche<br />

sein?<br />

Bernd Schinzel: Ehrlichkeit auf beiden<br />

Seiten ist die unabdingbare Voraussetzung<br />

für die Vermittlung. Von unserer<br />

Seite sagen wir alles, was wir über<br />

ein Tier wissen bis hin zu Beißvorfällen<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit. Wir wollen für<br />

die <strong>Tiere</strong> und für die Menschen das Beste<br />

- keine Vermittlung um jeden Preis,<br />

die nur dazu führen würde, dass die<br />

<strong>Tiere</strong> in Kürze wie<strong>der</strong> bei uns landen<br />

DIESE FEHLER<br />

WERDEN HÄUFIG GEMACHT!<br />

� schlechte Sozialisierung in den Prägephasen<br />

� mangelnde Kommunikation mit dem Hund<br />

� falsche Behandlung (Vermenschlichung, Kindchenschema etc.)<br />

� inkonsequentes, sprunghaftes Verhalten, das den Hund verunsichert,<br />

unklare, sich wi<strong>der</strong>sprechende "Anweisungen" <strong>der</strong> Familienmitglie<strong>der</strong><br />

� fehlende Kenntnis <strong>der</strong> arttypischen<br />

Eigenschaften (Jagdtrieb,<br />

Wach- und Schutzfunktion etc.) <strong>der</strong><br />

Rassen und ihrer Mischlinge<br />

� grobes Ignorieren <strong>der</strong> körperlichen<br />

Bedürfnisse und arttypischen<br />

Verhaltensweisen (Bewegung, Spiel,<br />

Interaktionen mit Artgenossen).<br />

Auch kleine Hunde brauchen souveräne Menschen<br />

und ein neues Trauma tragen würden.<br />

Und umgekehrt erwarten wir natürlich<br />

auch, dass mit offenen Karten gespielt<br />

wird. Beson<strong>der</strong>s gilt das für die Familienkonstellation:<br />

Wer von uns einen<br />

Hund aufnehmen möchte, wird mit <strong>der</strong><br />

gesamten Familie ins Tierheim gebeten.<br />

Nur so können wir sicherstellen,<br />

dass wirklich alle mit <strong>der</strong> Anschaffung<br />

des neuen <strong>Tiere</strong>s einverstanden sind.<br />

Kürzlich hatten wir ein Ehepaar hier,<br />

das sich in eine sehr sanfte Schäferhündin<br />

aus Rumänien verliebt hatte.<br />

Doch die 16jährige Tochter, so erzählten<br />

sie bedauernd, habe nach einem<br />

Beißvorfall Angst vor Schäferhunden -<br />

also baten wir die Eltern und die beiden<br />

Töchter ins Tierheim, um zu schauen,<br />

ob das Mädchen in <strong>der</strong> Lage sei, ihre<br />

Empfindungen <strong>gegen</strong>über <strong>der</strong> Schäferhündin<br />

aufzugeben (mit Erfolg, wie im<br />

Bild links oben zu sehen).<br />

Den Hund gleich mit nach Hause zu<br />

geben, wäre unverantwortlich gewesen:<br />

Denn die 16jährige hätte aufgrund<br />

ihrer Furcht "paradox" auf die<br />

Schäferhündin reagieren können, so<br />

dass die Hündin sie als negativ erlebt<br />

und sich entsprechend (misstrauisch)<br />

verhalten hätte.<br />

RdT: Diese rumänische Hündin,<br />

die inzwischen glücklich in besagter<br />

Familie lebt, kam mit einem<br />

offenen Hals ins Tierheim.<br />

Ein Seil war tief in die Haut eingewachsen<br />

… wie viel wissen Sie<br />

über die Hunde, die Sie aus unseren<br />

Partnertierheimen in Ungarn<br />

und Rumänien vermitteln?<br />

Bernd Schinzel: Wir wissen nur eines:<br />

Fast alle kommen von ganz unten!<br />

Hunde, die wie Müll behandelt werden,<br />

ein armseliges Leben an <strong>der</strong> Kette geführt<br />

haben und oft (wie die Hunde aus<br />

Ungarn) mit keinerlei Umweltreizen<br />

konfrontiert wurden. Die Gewöhnung<br />

an unseren Alltag mit an<strong>der</strong>en Menschen,<br />

Verkehr, Radfahrern, Geräuschen<br />

etc. muss äußerst sensibel begonnen<br />

werden.<br />

Wir achten bei <strong>der</strong> Vermittlung von<br />

Auslandshunden beson<strong>der</strong>s darauf,<br />

dass die Interessenten täglich zum Spazierengehen<br />

kommen und sich viel Zeit<br />

nehmen, um eine Bindung zu dem Tier<br />

aufzubauen. Erst wenn die Hunde zu<br />

ihren neuen Bezugspersonen Vertrauen<br />

entwickeln und sie respektieren, kön-


Hunde brauchen klare Orientierung!<br />

nen wir <strong>der</strong> Adoption guten Gewissens<br />

zustimmen.<br />

RdT: Seien Sie umsichtig, agieren<br />

Sie vorausschauend, raten Sie<br />

den neuen Hundehaltern…<br />

Bernd Schinzel: Ja, das gilt für die<br />

Vermittlung von allen Hunden, aber in<br />

noch stärkerem Maße für die Auslandshunde,<br />

die oft mit immenser<br />

Furcht auf Alltagsreize (schlagende Tür,<br />

Auspuffknall etc.) reagieren, denen wir<br />

gar keine Bedeutung mehr beimessen.<br />

In ihrer Panik schaffen es die Hunde sogar,<br />

sich rückwärts aus dem Brustgeschirr<br />

zu ziehen und zu fliehen.<br />

Darum unser dringen<strong>der</strong> Rat: Lassen<br />

Sie die Hunde niemals in den ersten Tagen<br />

und Wochen frei laufen, und gewöhnen<br />

Sie sich an, zu agieren und<br />

Die kleinen Jack-Russel-Terrier<br />

sind keine Hunde für “Anfänger”<br />

nicht zu reagieren. Strahlen Sie Selbstsicherheit<br />

ihrem Hund <strong>gegen</strong>über aus,<br />

wenn er Angst zeigt und bestätigen Sie<br />

ihn dann bloß nicht durch Trost - helfen<br />

Sie ihm, indem Sie ihm ein starker, souveräner<br />

Partner sind, an dem er sich<br />

klar orientieren kann.<br />

RdT: Noch einmal zurück zu Ihrer<br />

Eingangsbemerkung über das<br />

Internet. Via World Wide Web<br />

kommen gerade wie<strong>der</strong> mehr<br />

Staffordshire-Terrier ins Tierheim,<br />

selbst Welpen und trächtige<br />

Hündinnen, obwohl die Zucht<br />

ja in Nordrhein-Westfalen verboten<br />

ist …<br />

Bernd Schinzel: …aber nicht einheitlich<br />

in allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n. Außerdem<br />

werden "Staff´s" oft illegal in Kellern<br />

gezüchtet und im Internet verkauft.<br />

Die Szene dieser "Züchter" und Käufer<br />

ist eine halbkriminelle - diese Milieutypen<br />

halten sich nicht an das Zuchtverbot<br />

und weisen auch nicht die gefor<strong>der</strong>te<br />

Haltergenehmigung auf, die für<br />

diese so genannten Anlage I - Hunde<br />

verlangt wird. Im Augenblick kontrolliert<br />

die Stadt Köln sehr scharf, ob die<br />

Besitzer einen Sachkundenachweis für<br />

ihren Staff haben.<br />

Meist ist das nicht <strong>der</strong> Fall, die <strong>Tiere</strong><br />

werden beschlagnahmt und zu uns gebracht<br />

- was uns vor weitere Probleme<br />

stellt. Denn die Staffs sitzen in <strong>der</strong> Regel<br />

lange, b<strong>ev</strong>or wir einen adäquaten<br />

Besitzer für sie finden.<br />

Außerdem vergrößern sie unseren Anteil<br />

an nicht ganz einfach zu vermittelnden<br />

Hunden, wie zum Beispiel den Dogo-Argentinomischlingen,<br />

Kangals,<br />

Jack-Russel-Terriern und Terriermischlingen.<br />

RdT: Was macht den Umgang mit<br />

den kleinen Jack-Russel-Terriern<br />

und Co so kompliziert?<br />

Bernd Schinzel: Alle Hunde und<br />

ebenso die Mischlinge <strong>der</strong> Rassen haben<br />

gewisse Dispositionen: Terrier wurden<br />

eingesetzt, um Ratten zu fangen,<br />

Jagdhunde, um zu jagen, Herdenschutzhunde<br />

zum Schützen und Bewachen.<br />

Nimmt man den Hunden ihre<br />

Aufgabe und ignoriert <strong>der</strong> Mensch diese<br />

den Hund seit Jahrhun<strong>der</strong>ten prägenden<br />

Eigenschaften, sind "Missverständnisse"<br />

bis hin zu Beißvorfällen<br />

vorprogrammiert.<br />

Manchmal kommen Leute zu uns und<br />

sagen: "Wir wollen es jetzt mal mit einem<br />

Owtscharka ausprobieren". Doch<br />

um Ausprobieren darf es niemals gehen,<br />

son<strong>der</strong>n um die Frage: Passt dieser<br />

Hund mit seinen ganz speziellen<br />

Anlagen zu meinem Lebensstil?<br />

Bin ich bereit und fähig, dem Tier das<br />

zu bieten, was seine genetisch bedingten<br />

Eigenschaften (z.B. Wach- und<br />

Schutzfunktion, Jagdtrieb etc.) ihm diktieren?<br />

RdT: Welche Eckdaten "klopfen"<br />

Sie noch ab, b<strong>ev</strong>or Sie einer Vermittlung<br />

zustimmen?<br />

Bernd Schinzel: Die Klassiker, wie wir<br />

sie nennen: Miete o<strong>der</strong> Eigentum? Wer<br />

zur Miete wohnt, muss die Zustimmung<br />

des Vermieters zur Hundehaltung vorlegen.<br />

Ein Garten ist keine Voraussetzung,<br />

höchstens eine Vorbedingung bei<br />

alten o<strong>der</strong> bewegungseingeschränkten<br />

<strong>Tiere</strong>n. Unbedingtes Muss jedoch bei<br />

Herdenschutzhunden; sie werden nur<br />

in Häuser mit gesichertem Grundstück<br />

vermittelt.<br />

Dann klären wir ab, ob Allergien (bei<br />

Kin<strong>der</strong>n) bestehen und wer das Tier im<br />

Urlaub o<strong>der</strong> bei Krankheit aufnehmen<br />

kann. Ein weiterer Aspekt, den wir natürlich<br />

nicht bis in die letzte Konsequenz<br />

ausdiskutieren können, sind die Lebenskonstellationen.<br />

Bleibt das Paar<br />

o<strong>der</strong> die Familie wirklich zusammen?<br />

Was geschieht im Falle einer Trennung<br />

mit dem Hund o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Katze?<br />

Sind alle Familienmitglie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Anschaffung des <strong>Tiere</strong>s einverstanden?<br />

Dann <strong>der</strong> etwas heikle Bereich <strong>der</strong> Finanzen:<br />

Ist gewährleistet, dass auch<br />

unvorhergesehene Ausgaben, wie<br />

Operationen, teure Medikamente und<br />

Spezialfutter, auf Dauer getragen werden<br />

können?<br />

Wer einen gelisteten Hund (Staffordshire-Terrier,<br />

Pitbull-Terrier etc.) aufnehmen<br />

möchte, muss seinen Sachkundenachweis<br />

vorlegen. Diese Hunde fahre<br />

ich grundsätzlich selbst ins neue Zuhause.<br />

Text: Claudia Lotz<br />

Fotos: Claudia Lotz, TH Köln-Dellbrück<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

11


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

12<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

GESETZENTWURF: "TIERSCHUTZ NEU DENKEN!"<br />

... UNTERLAUFEN DEN TIERSCHUTZ<br />

DIE GRÜNEN STELLEN ENTWURF FÜR EIN NEUES TIERSCHUTZGESETZ VOR<br />

Nach mehrjähriger Vorarbeit haben Bündnis<br />

90/Die Grünen den Entwurf eines neuen Tierschutzgesetzes<br />

vorgelegt und unter dem Titel<br />

"Tierschutz neu denken!" öffentlich zur Diskussion<br />

gestellt. Der Neuregelungsentwurf wurde<br />

von dem renommierten Juristen und Richter,<br />

Dr. Christoph Maisack, <strong>der</strong> zu den Mitautoren<br />

des Kommentars zum Tierschutzgesetz zählt,<br />

im Auftrag <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagsfraktion von Bündnis<br />

90/Die Grünen erarbeitet. Im Anschluss an<br />

die öffentliche Debatte soll <strong>der</strong> Entwurf im<br />

Herbst überarbeitet werden und dann zur Beratung<br />

in den Deutschen <strong>Bund</strong>estag eingebracht<br />

werden.<br />

Zentraler Punkt <strong>der</strong> Neufassung des<br />

Tierschutzgesetzes ist die Stärkung <strong>der</strong><br />

Rechte <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> und die Überwindung<br />

des rechtlichen Ungleichgewichtes zwischen<br />

Tiernutzern und Tierschutz. So ist<br />

die Einführung des Verbandsklagerechts<br />

für anerkannte Tierschutzorganisationen<br />

und eines <strong>Bund</strong>esbeauftragten für<br />

Tierschutz vorgesehen. Weitere essentielle<br />

Neuregelungen betreffen die Bereiche<br />

Tierversuche, Nutztierhaltung<br />

und Haltung von Zirkustieren.<br />

Nach Ansicht <strong>der</strong> früheren Verbraucherministerin<br />

und Fraktionsvorsitzenden<br />

von Bündnis 90/Die Grünen im<br />

Deutschen <strong>Bund</strong>estag, Renate Künast,<br />

genießt <strong>der</strong> Tierschutzgedanke einen<br />

hohen Stellenwert bei den Bürgerinnen<br />

und Bürgern. Nun sei es an <strong>der</strong> Zeit,<br />

"Konsequenzen aus dem Staatsziel<br />

Tierschutz für den gesamten Bereich<br />

des Tierschutzrechtes zu ziehen". Als<br />

Ziel <strong>der</strong> öffentlichen und parlamentarischen<br />

Debatte nannte sie einen verbesserten<br />

Tierschutz und die Sicherstellung<br />

eines effektiveren Vollzuges.<br />

Der <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

e. V. (bmt) begrüßt den Neuordnungsentwurf<br />

ausdrücklich, denn trotz <strong>der</strong><br />

Aufnahme des Tierschutzes als Staatszielbestimmung<br />

in Artikel 20a des<br />

Grundgesetzes ist <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong><br />

als empfindsame Lebewesen in unse-<br />

rem Land noch immer unzulänglich.<br />

In dem Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz<br />

wird erstmals Angst als<br />

Form des Leidens anerkannt und die<br />

För<strong>der</strong>ung des Tierschutzes durch <strong>Bund</strong><br />

und Län<strong>der</strong> vorgeschrieben.<br />

Schlachttiere sollen bei inländischen<br />

Transporten nur noch bis zu einer nahe<br />

Tierschutz-TÜV für<br />

Haltungssysteme gefor<strong>der</strong>t<br />

gelegenen Schlachtstätte und in keinem<br />

Fall länger als acht Stunden beför<strong>der</strong>t<br />

werden. Akkordlöhne beim Betäuben<br />

und Töten von <strong>Tiere</strong>n sollen<br />

verboten werden.<br />

Geplant ist die Einführung eines "Tierschutz-TÜV"<br />

für serienmäßig hergestellte<br />

Stalleinrichtungen zum Halten von<br />

Nutztieren, für beim Schlachten verwendete<br />

Betäubungsgeräte sowie für<br />

Heimtierunterkünfte. Weiter ist vorgesehen,<br />

dass Kastrationen und schwerwiegende<br />

Eingriffe bei <strong>Tiere</strong>n künftig<br />

nur noch unter Betäubung vorzunehmen<br />

sind. Tierversuche sollen grundsätzlich<br />

einer Genehmigungspflicht<br />

unterliegen und Versuche mit Menschenaffen<br />

verboten werden. Die Strafen<br />

bei Verstößen <strong>gegen</strong> das Tierschutzgesetz<br />

sollen auf zehn Jahre<br />

erhöht werden.<br />

Insgesamt orientiert sich <strong>der</strong> Gesetzentwurf<br />

<strong>der</strong> Bündnisgrünen an den Belangen<br />

des ethisch motivierten Tierschutzes<br />

und enthält grundlegende<br />

Verbesserungen zum Schutz unserer<br />

Mitlebewesen. Durchgängiges Ziel dieses<br />

Regelungsvorschlages ist es, die<br />

Ziele des Artikels 20a konsequent im<br />

Tierschutzrecht umzusetzen und das<br />

bestehende Ungleichgewicht zwischen<br />

den Nutzerinteressen und dem Schutz<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu überwinden.<br />

Ob und welche Chancen dieser zeitgemäße<br />

und fundierte Entwurf auf eine<br />

Umsetzung nach <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>estagswahl<br />

hat, bleibt jedoch offen. Der bmt wird<br />

auch weiterhin den Gesetzentwurf aktiv<br />

begleiten und sich für eine schnelle<br />

und umfassende Novellierung des<br />

Tierschutzgesetztes einsetzen.<br />

Text: Mike Ruckelshaus


Phönix Kleintierbestattungszentrum<br />

Peckelsheim<br />

In unserem Tierkrematorium gibt es<br />

zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> Einäscherung:<br />

Bei <strong>der</strong> Einzeleinäscherung wird ausschließlich<br />

nur ein Haustier eingeäschert,<br />

<strong>der</strong> Tierbesitzer kann nach <strong>der</strong><br />

Einäscherung die Asche seines <strong>Tiere</strong>s in<br />

einer schönen Urne mit nach Hause<br />

nehmen. Bei <strong>der</strong> Übergabe <strong>der</strong> Urne<br />

SODOMIE: SEXUELLER MISSBRAUCH AN TIEREN<br />

bmt-GUTACHTEN OFFENBART ERHEBLICHE RECHTSLÜCKEN<br />

Schon mehrfach hat <strong>der</strong> bmt über den für Tierfreunde unfassbaren Umstand berichtet, dass sexuelle<br />

Handlungen an <strong>Tiere</strong>n in Deutschland seit 1969 nicht mehr strafbar sind. Seinerzeit wurde die "Unzucht<br />

von Menschen mit <strong>Tiere</strong>n" als Strafvorschrift ersatzlos gestrichen. Dies wurde u.a. damit begründet,<br />

dass es an einem "kriminalpolitischen Bedürfnis" fehle und das Tierschutzgesetz als rechtlicher<br />

Schutz für die <strong>Tiere</strong> ausreiche. Nun hat <strong>der</strong> bmt ein Gutachten von Rechtsanwalt Dr. Konstantin<br />

Leondarakis erstellen lassen, das zu einem eindeutigen Schluss kommt: Das Tierschutzgesetz reicht nicht<br />

aus, <strong>Tiere</strong> vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Der Gesetzgeber wird dringend aufgefor<strong>der</strong>t, tätig zu<br />

werden, indem er einen Straftatbestand schafft, durch den zoophile Handlungen verboten werden.<br />

Warum kann das Tierschutzgesetz die<br />

seit 1969 bestehende rechtliche Lücke<br />

nicht schließen? So wäre eine Strafbarkeit<br />

nach § 17 Tierschutzgesetz erst<br />

dann gegeben, wenn dem Zoophilisten<br />

nachgewiesen werden könnte, den <strong>Tiere</strong>n<br />

durch Rohheit erhebliche Schmerzen<br />

o<strong>der</strong> Leiden zugefügt zu haben.<br />

Aber Verurteilungen nach § 17 Nr. 2a<br />

TierSchG sind ohnehin selten, weil die<br />

Beweislast schwierig ist. Zum Beispiel<br />

sind Schläge, die ein Tier erhalten hat,<br />

um es gefügig zu machen, hinterher<br />

kaum zu erkennen.<br />

Die Feststellung von Verhaltensauffälligkeiten,<br />

die mit lang andauernden<br />

Beobachtungen und Untersuchungen<br />

verbunden wären, ist von den Verfolgungsbehörden<br />

nicht zu leisten. Der<br />

bmt for<strong>der</strong>t daher, dass zoophile Handlungen<br />

schon aufgrund ihrer Gefährlichkeit,<br />

und nicht erst bei nachgewiesenen<br />

erheblichen Verletzungen des<br />

erhält <strong>der</strong> Tierbesitzer eine Urkunde mit<br />

dem Einäscherungsdatum und dem<br />

Namen seines <strong>Tiere</strong>s.<br />

Bei <strong>der</strong> Sammeleinäscherung werden<br />

mehrere <strong>Tiere</strong> gleichzeitig eingeäschert,<br />

und die Asche wird anschließend auf<br />

unserer Streuwiese ausgestreut.<br />

Auf Wunsch kann die Urne auf unserem<br />

Tier- und Urnenfriedhof beigesetzt werden.<br />

Wir beraten Sie gerne!<br />

<strong>Tiere</strong>s unter Straf- bzw. unter Bußgeldandrohung<br />

zu stellen sind.<br />

Zweifellos spielt das Internet für die Verbreitung<br />

zoophilen Gedankengutes zunehmend<br />

eine Rolle. So gibt es zahlreiche<br />

Internetforen, auf denen krankhaft<br />

anmutende Erfahrungen ausgetauscht<br />

und fragwürdige Praktiken angepriesen<br />

werden. Allein auf dem Forum<br />

www.tierlover.de sind mehr als 12.000<br />

Personen registriert und bislang rund<br />

43.000 Beiträge eingestellt. Dies gibt<br />

einen ungefähren Eindruck, welchen<br />

Umfang die Problematik in Deutsch-<br />

Phönix<br />

Kleintierbestattungszentrum<br />

Peckelsheim GmbH<br />

Helmernsche Straße 20<br />

34439 Willebadessen<br />

Tel: 05644 - 98 15 66 . Fax: 98 15 68<br />

kontakt@phoenix-kleintierbestattungen.de<br />

www.phoenix-kleintierbestattungen.de<br />

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land angenommen hat.<br />

Um einen Überblick zu erhalten, welche<br />

rechtlichen Möglichkeiten bestehen,<br />

<strong>gegen</strong> Zoophilie vorzugehen, hat<br />

<strong>der</strong> bmt nun das Rechtsgutachten erstellen<br />

lassen. Das Ergebnis des rund<br />

30 Seiten umfassenden Gutachtens ist<br />

eindeutig: Die <strong>der</strong>zeitigen Schutzbestimmungen<br />

des Tierschutzgesetzes reichen<br />

nicht aus. Der Gesetzgeber ist<br />

dringend aufgefor<strong>der</strong>t, tätig zu werden,<br />

indem er einen Straftatbestand schafft,<br />

durch den zoophile Handlungen generell<br />

verboten werden. Dies ist auch deshalb<br />

geboten, weil <strong>der</strong> Tierschutz seit<br />

2002 in Deutschland Verfassungsrang<br />

erhalten hat.<br />

Der bmt hat dieses Rechtsgutachten<br />

u.a. an Landwirtschaftsministerin Ilse<br />

Aigner und an <strong>Bund</strong>esjustizministerin<br />

Brigitte Zypris geschickt und sie aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

jetzt endlich die notwendigen<br />

rechtlichen Konsequenzen zu ziehen.<br />

Text: Torsten Schmidt<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

13


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

14<br />

T IERSCHUTZPOLITIK<br />

ROBBENJAGD ERHÄLT DÄMPFER VON DER EU<br />

ETAPPENSIEG ... UNTERLAUFEN FÜR DEN TIERSCHUTZ TIER-, NATUR- UND ARTENSCHUTZ!<br />

Die Bil<strong>der</strong> von Robben, die auf dem<br />

blutgetränkten Packeis mit Knüppeln<br />

o<strong>der</strong> Bootshaken erschlagen<br />

o<strong>der</strong> von Booten aus erschossen<br />

werden, gehen alljährlich um die<br />

Welt. Öffentliche Proteste konnten<br />

daran bislang nichts än<strong>der</strong>n. Jetzt<br />

endlich hat die EU reagiert und im<br />

Mai <strong>2009</strong> ein Handelsverbot für<br />

Robbenprodukte beschlossen. Somit<br />

entfällt Europa als wichtiger<br />

Absatzmarkt für die kommerzielle<br />

Robbenjagd.<br />

Zwischen 750.000 und 900.000 Robben<br />

fallen <strong>der</strong> kommerziellen Jagd jedes<br />

Jahr zum Opfer, vor allem in Kanada,<br />

Grönland, Namibia, Norwegen<br />

und Russland.<br />

Über 90 Prozent <strong>der</strong> getöteten <strong>Tiere</strong><br />

sind Jungtiere im Alter von zwei Wochen<br />

bis drei Monaten. Allein Kanada<br />

hatte im März <strong>2009</strong> rund 340.000 <strong>Tiere</strong><br />

zum Abschuss freigegeben, rund<br />

55.000 mehr als im Vorjahr. Im Einzelnen<br />

dürfen von den 6000 kanadischen<br />

Jägern in <strong>der</strong> Jagdsaison 280.000 Sattelrobben,<br />

8200 Mützenrobben und<br />

50.000 Kegelrobben getötet werden.<br />

Die Behörden argumentieren unter an<strong>der</strong>em<br />

damit, dass die Jagd eine bedeutende<br />

Einkommensquelle für entlegene<br />

Ortschaften am Atlantik sei.<br />

Die kommerziell angelegte Massentötung<br />

von Robben ist nicht zu rechtfertigen:<br />

So gibt es eindeutige Belege dafür,<br />

dass Robben nicht tierschutzgerecht<br />

getötet und noch im lebenden Zustand<br />

enthäutet werden. Zwar kündigte Kanada<br />

immer wie<strong>der</strong> an, dass man eine<br />

tierschutzgerechte Jagd durch Kontrollen<br />

sicherstellen würde, aber angesichts<br />

<strong>der</strong> riesigen Jagdgebiete sind solche<br />

Zusagen nicht glaubwürdig.<br />

Selbst regierungseigene Wissenschaftler<br />

in Kanada bestätigen, dass die massive<br />

Jagd auf Sattelrobben zu einem<br />

deutlichen Bestandsrückgang führt,<br />

also keinesfalls als nachhaltig bezeichnet<br />

werden kann!<br />

In <strong>der</strong> Europäischen Union ist die Fragwürdigkeit<br />

<strong>der</strong> Robbenjagd immer wie<strong>der</strong><br />

Anlass für heftige Diskussionen gewesen.<br />

Im September 2006 verabschiedete<br />

<strong>der</strong> Europarat eine Empfehlung<br />

zur Robbenjagd und ersuchte Mitglieds-<br />

und Beobachterstaaten, alle<br />

grausamen Methoden <strong>der</strong> Robbenjagd<br />

und das Betäuben <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> mit Werkzeugen<br />

wie "Hakapiks", Keulen und<br />

Schusswaffen zu verbieten. Die Europäische<br />

Kommission verpflichtete sich,<br />

die Tierschutzaspekte <strong>der</strong> Jagd zu beurteilen<br />

und ersuchte das Gremium für<br />

Tiergesundheit und Tierschutz (EFSA),<br />

ein wissenschaftliches Gutachten zu<br />

dieser Frage zu erstellen.<br />

Die EFSA bestätigte in ihrem Bericht im<br />

Dezember 2007 grundsätzlich die Kritik<br />

<strong>der</strong> Tierschutzorganisationen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> nicht tierschutzkonformen<br />

Tötungsmethoden. Gleichzeitig machte<br />

sie jedoch deutlich, dass es <strong>der</strong>zeit<br />

an geeigneten Kriterien mangele, um<br />

den augenblicklichen Tod <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> sicherzustellen.<br />

Im Juli 2008 legten das Europäische<br />

Parlament und <strong>der</strong> Rat einen Verordnungsentwurf<br />

über den Handel mit<br />

Robbenerzeugnissen vor, <strong>der</strong> das Inverkehrbringen<br />

von Robbenerzeugnissen<br />

und die Einfuhr dieser Erzeugnisse<br />

in die Gemeinschaft sowie ihre Einund<br />

Ausfuhr aus <strong>der</strong> Gemeinschaft verbieten<br />

sollte.<br />

Der bmt und an<strong>der</strong>e Tierschutzorgani-<br />

sationen kritisierten aber, dass die im<br />

Entwurf gemachten Ausnahmen vom<br />

Handelsverbot die Verordnung weitgehend<br />

entwerten würden. Die Ausnahmen<br />

sollten u.a. dann greifen, wenn<br />

"angemessene tierschutzorientierte Bedingungen"<br />

<strong>der</strong> Tötung und Häutung<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> erfüllt wären. Die Einhaltung<br />

hoher Tierschutzstandards bei <strong>der</strong> Tötung<br />

und Enthäutung von Robben kann<br />

jedoch nicht gewährleistet werden, da<br />

we<strong>der</strong> Standards hinreichend definiert<br />

sind, noch eine wirksame Kontrolle in<br />

<strong>der</strong> Praxis möglich ist.<br />

Anfang Mai <strong>2009</strong> stimmte das EU-Parlament<br />

schließlich über ein Handelsverbot<br />

von Robbenprodukten ab, dass<br />

2010 in Kraft treten soll. Ausnahmeregelungen<br />

soll es nur noch für Robbenerzeugnisse<br />

geben, die aus <strong>der</strong> traditionellen<br />

Jagd <strong>der</strong> Inuit stammen.<br />

Die <strong>Bund</strong>esregierung hatte sich fast<br />

zeitgleich für Handelsbeschränkungen<br />

ausgesprochen. Am 1. April <strong>2009</strong> wurde<br />

<strong>der</strong> vom <strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

vorgelegte Entwurf eines<br />

Gesetzes über das Verbot <strong>der</strong> Einfuhr,<br />

<strong>der</strong> Verarbeitung und des Inverkehrbringens<br />

von Robbenerzeugnissen vom<br />

<strong>Bund</strong>eskabinett beschlossen.<br />

Diese Entscheidungen hat mehr als nur<br />

eine politische Signalwirkung - sie läutet,<br />

so ist zumindest zu hoffen, das Ende<br />

<strong>der</strong> kommerziellen Robbenjagd ein.<br />

Text: Torsten Schmidt


J UGENDTIERSCHUTZ<br />

Tierschutz-Aktionswochen in Gladbeck<br />

KOOPERATIONSPROJEKT VON<br />

bmt-TIERSCHUTZLEHRERIN<br />

UND STADTBÜCHEREI<br />

Vom 03. - 13. März <strong>2009</strong> fanden in <strong>der</strong> Stadtbücherei<br />

Gladbeck (NRW) Aktionswochen zum Thema<br />

Tierschutz statt. An diesem Kooperationsprojekt von<br />

Bücherei und Tierschutzlehrerin des bmt, Gisela<br />

Lichterfeld, nahmen ca. 400 Schüler aller Schulformen<br />

teil. Höhepunkt war die Uraufführung des Musicals<br />

"Marie und ihre Freunde befreien Rex, den<br />

Kettenhund" von bmt-Mitglied Ingrid Hoffsümmer.<br />

Die Presse berichtet in fünf großen Artikeln über die<br />

engagierte Tierschutz-Veranstaltung.<br />

Ulrich Roland, Bürgermeister von Gladbeck, eröffnete die<br />

Veranstaltung mit einer herzlichen Begrüßungsrede. Auch<br />

Büchereileiter Uwe von <strong>der</strong> Weppen und Dr. Jörg Styrie,<br />

<strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong> des bmt, wünschten Schülern und Gästen<br />

interessante und bereichernde Projekttage rund um den Tierschutz.<br />

Nach den einleitenden Worten wurde das mit Spannung erwartete<br />

Tierschutz-Musical "Marie und ihre Freunde befreien<br />

Rex, den Kettenhund" von Schülern <strong>der</strong> Schiller-Grundschule<br />

Gladbeck uraufgeführt. Die überzeugende Darstellung <strong>der</strong><br />

Mädchen und Jungen löste Begeisterungsstürme aus und<br />

wurde auch von Presse und Lehrern sehr gut angenommen.<br />

Der einfühlsame Text und die stimmungsvolle Vertonung des<br />

Musicals stammen von Ingrid Hoffsümmer, einem langjährigen,<br />

in Köln aktiven bmt-Mitglied.<br />

Und dann gingen die eigentlichen Aktionstage los: Gisela<br />

Lichterfeld, Tierschutzlehrerin des bmt, Initiatorin und Organisatorin<br />

des Projekts, brachte den Schulklassen Tierschutzthemen<br />

nahe. Auch hier war die Resonanz <strong>der</strong> Pädagogen<br />

überaus positiv: "Diese ganze Unterrichtszeit mit Frau Lichterfeld<br />

hat allen Beteiligten Spaß gemacht", schrieben zum<br />

Beispiel hinterher Grundschullehrerinnen, "und ihnen neue<br />

Sichtweisen des Tierschutzes<br />

eröffnet. Hier<br />

gelangen die Schüler<br />

auf <strong>der</strong> Ebene von<br />

Mitleid und Mitfühlen<br />

zu Einsichten, die sie<br />

in ihrem Handeln und<br />

Planen in Lebenssituationen<br />

verwerten können<br />

(…)."<br />

Für das Musical gab es viel Beifall<br />

Überzeugend: die Schüler <strong>der</strong> Schiller-Grundschule<br />

Ein weiterer, wichtiger Teil des Projekts war die "Rallye" durch<br />

die Kin<strong>der</strong>- und Jugendbücherei. Hierbei mussten die Schüler<br />

an einzelnen Stationen Tierstimmen, Tierspuren und einiges<br />

mehr erraten. "Eine interessante Veranstaltung für die<br />

Schüler", schrieb eine Gymnasiallehrerin,<br />

"die dabei nicht nur für das Thema Tierschutz<br />

sensibilisiert wurden, son<strong>der</strong>n auch<br />

gleichzeitig die tolle Bücherei "unter die Lupe<br />

nehmen konnten". Vielleicht regt es einige<br />

an, sich demnächst auf eigene Faust über<br />

weitere <strong>Tiere</strong> o<strong>der</strong> die Tierschutzproblematik<br />

zu informieren."<br />

Einige Lehrer haben das Erlebte mit den<br />

Schülern vertiefend nachgearbeitet, indem<br />

die Kin<strong>der</strong> Briefe an die bmt-Tierschutzlehrerin<br />

geschrieben haben. Gisela Lichterfeld<br />

hat inzwischen schon Ordner voll davon und<br />

findet: "Diese tollen Kommentare allein entschädigen<br />

schon für die viele Arbeit."<br />

Gisela Lichterfeld wünscht sich, dass es mehr Tierschützer<br />

gibt, die in die Schulen gehen. Sie selbst hat mit ihrem<br />

Hund Lucky schon mehr als 60 mal Schulklassen besucht und<br />

ist gerne bereit, ihre gemachten Erfahrungen weiterzugeben.<br />

Telefon: 02045-2354<br />

o<strong>der</strong> E-Mail: huglichterfeld@gmx.de.<br />

Ingrid Hoffsümmer wird interessierten Schulen o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>chören<br />

gerne die Unterlagen des Musicals (Textbuch, Noten<br />

und Playback-CD <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>) <strong>gegen</strong> einen Unkostenbeitrag<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Telefon: 02202-59517<br />

o<strong>der</strong> E-Mail: hui.hoffsuemmer@t-online.de<br />

Text: Gisela Lichterfeld<br />

Fotos: Stadtspiegel Gladbeck und Carsten Arin<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

15


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

16<br />

Z IRKUS<br />

"Erschöpft sank Maja nach ihrer Lektion<br />

auf den Boden in ihrem Käfig und beobachtete,<br />

wie nun <strong>der</strong> alte Bär neben ihr<br />

aus seinem Verschlag geführt wurde.<br />

Er wehrte sich schon lange nicht mehr<br />

<strong>gegen</strong> Maulkorb und Peitsche …"<br />

(aus “Rettet Maja!”)<br />

"Die Klientel", sagt Kin<strong>der</strong>buchautorin<br />

Astrid Frank, "die in den klassischen<br />

Zirkus mit <strong>Tiere</strong>n geht, ist oft nicht empfänglich<br />

für Missstände. Da sieht niemand,<br />

dass die Elefanten angekettet<br />

sind, weben, die Käfige <strong>der</strong> Wildtiere<br />

klein, beengt und schäbig sind."<br />

Für ihr 22. Buch hat Astrid Frank einen<br />

Blick hinter die Kulissen <strong>der</strong> "bunten Zirkuswelt"<br />

gewagt - und was sie gesehen<br />

und recherchiert hat, ist umso erschüttern<strong>der</strong>,<br />

weil es noch immer bittere Realität<br />

für die zahllosen Wildtiere in fahrenden<br />

Unternehmen ist.<br />

Dass <strong>der</strong> Zirkus nur die (oberflächlich<br />

wahrnehmenden) Besucher glücklich<br />

macht, für die <strong>Tiere</strong> jedoch lebenslange<br />

Gefangenschaft unter artwidrigsten<br />

Bedingungen bedeutet, ist die Kernaussage<br />

des engagierten Buches. "Die<br />

Recherchen zu 'Rettet Maja!' ", sagt die<br />

Mutter zweier Söhne, "haben mich mitgenommen,<br />

mich entsetzt und mir<br />

deutlich gemacht, wie wichtig dieses<br />

Thema ist."<br />

Eine Tageszeitung nannte den neuesten<br />

“Bunte Zirkuswelt”- Lebens<br />

“NIEMAND SIEHT, DASS DIE KÄFIGE DER WILDTIERE<br />

Roman <strong>der</strong><br />

viel gelesenenKin<strong>der</strong>buchautorin<br />

einen "sensiblen<br />

Beitrag<br />

zum Tierschutz" -<br />

und er ist auch noch<br />

viel mehr: Er ist Appell<br />

und Mahnung zugleich,<br />

aufmerksam<br />

zu sein, zu hinterfragen<br />

und Stellung zu<br />

beziehen.<br />

"Je<strong>der</strong> Zirkusbesucher<br />

könnte sehen, dass<br />

die <strong>Tiere</strong> leiden", sagt<br />

Astrid Frank, "wenn er<br />

genau hinschaut. Aber<br />

kaum jemand tut das!" An<strong>der</strong>s die<br />

Schüler in ihrem Buch. Sven beschreibt<br />

seiner Klasse den Beruf seines Vaters:<br />

Er ist Tierarzt in einem Bärenpark, einem<br />

Refugium für ehemalige Zirkusund<br />

Tanzbären, die aus ihrer Gefangenschaft<br />

befreit werden konnten.<br />

Maja ist <strong>der</strong> jüngste Schützling<br />

seines Vaters - und Sven<br />

erzählt seinen Mitschülern,<br />

wie es Tierschützern gelang,<br />

die inzwischen sehr kranke<br />

Zirkusbärin aus ihrer letzten<br />

Station, einer Bärenhöhle, zu<br />

retten. Die Schüler sind ergriffen<br />

und stellen in Frage,<br />

was viele Erwachsene aus<br />

Bequemlichkeit ignorieren.<br />

Erschienen im Thienemann-Verlag; Preis: 8,90 Euro<br />

"Und ich habe mir die Tierschau von<br />

´nem Zirkus angesehen", ruft Leon<br />

dazwischen. "Da waren sogar mehrere<br />

Elefanten. Sechs, glaube ich. Sie<br />

standen alle im Zelt und ihre Füße waren<br />

in Ketten. Wie bei den Strafgefangenen<br />

in amerikanischen Filmen.<br />

Dabei haben sie die ganze Zeit so hin<br />

und her geschwankt, als wären sie<br />

betrunken (…)".<br />

"Ich versuche, den Ton <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />

<strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> zu treffen", erklärt Astrid Frank<br />

das Geheimnis ihrer Bücher, "ohne dabei<br />

die <strong>Tiere</strong> zu vermenschlichen." Umso<br />

erstaunlicher, dass unter den durchweg<br />

positiven Rezensionen auf ihr im


lange Gefangenschaft<br />

KLEIN, BEENGT UND SCHÄBIG SIND ...”<br />

Januar <strong>2009</strong> erschienenes Zirkusbuch<br />

eine Journalistin befand, Bärin Maja<br />

sei zu sehr vermenschlicht worden.<br />

"Mich stört nicht die Kritik als solche",<br />

sagt die Kölnerin, "son<strong>der</strong>n was ihr zugrunde<br />

liegt: Nämlich die Unfähigkeit<br />

(o<strong>der</strong> die Weigerung), sich in ein Tier<br />

hineinzuversetzen, ihm Gefühle zuzugestehen."<br />

Dabei gehören die Passagen,<br />

in denen Bärin Maja an ihrer Einsamkeit<br />

und Ausweglosigkeit fast<br />

verzweifelt, zu den ergreifendsten im<br />

Buch. Denn auch <strong>Tiere</strong> können sich<br />

aufgeben - sie hören einfach auf, zu<br />

sein.<br />

"Maja drehte sich um und blickte starr<br />

durch die Gitterstäbe nach draußen.<br />

Sie sah die Wagen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Tiere</strong>,<br />

lauschte den Geräuschen <strong>der</strong><br />

Nacht, die an diesem Ort ungewöhnlich<br />

laut waren und nur selten von den<br />

Geräuschen <strong>der</strong> Menschen übertönt<br />

wurden, und dem Wiegen <strong>der</strong> Baumwipfel<br />

im Wind. In <strong>der</strong> Ferne erhellten<br />

die Lichter <strong>der</strong> Stadt das Dunkel <strong>der</strong><br />

Nacht.<br />

Maja wandte den Kopf, und ihr Blick<br />

fiel auf Bruno, <strong>der</strong> nun nicht mehr wie<br />

sie die Beson<strong>der</strong>heiten dieses neuen<br />

Ortes kennenlernen würde. Der Laut,<br />

den die Bärin ausstieß, klang wie ein<br />

Wehgeschrei. Dann erhob sie sich<br />

und nahm ihren Weg wie<strong>der</strong> auf:<br />

links, rechts, links, rechts, links,<br />

rechts, links, rechts. Acht Schritte<br />

nach links, acht Schritte nach rechts."<br />

Wie entstehen Astrid Franks erfolgreiche<br />

Kin<strong>der</strong>bücher? "Ich<br />

werde oft gefragt", beschreibt die<br />

Autorin den für Außenstehende oft<br />

geheimnisvoll anmutenden Entstehungsprozess<br />

eines Buches, "ob<br />

meine Geschichten auf die Ideen<br />

von Kin<strong>der</strong>n zurückgehen."<br />

Natürlich, sagt sie, könnten die Ideen<br />

zu diesen Geschichten auch von Kin<strong>der</strong>n<br />

stammen, aber wie bei ihrem ersten<br />

Buch "Kummer auf vier Pfoten" gehen<br />

auch alle weiteren 21 Romankonzepte<br />

auf sie selbst zurück.<br />

Die Anregung zu "Rettet Maja!" entstand<br />

auf einer Lesereise durch Thüringen,<br />

als Astrid Frank den Bärenpark<br />

Worbis besuchte, eigentlich, um Wölfe<br />

zu beobachten. Und ist betroffen, als<br />

sie den zur Anschauung für Besucher<br />

aufgestellten Zirkuswagen sieht, in<br />

dem ein Film über dressierte Bären in<br />

<strong>der</strong> Manege läuft.<br />

Vier Jahre später, inzwischen hat sie ihren<br />

zweiten Sohn Jost geboren, realisiert<br />

sie das Buch. "Schreiben ist Handwerk<br />

und Kreativität zugleich", sagt sie,<br />

"und obwohl ich streng konzeptionell<br />

arbeite, mich also an Rahmen, Kapiteln<br />

und festgelegten Punkten entlang taste,<br />

überrascht mich doch auch manchmal,<br />

womit sich die Seiten füllen, welchen<br />

Weg die Geschichte nimmt."<br />

Ihr erstes Buch, eine Kurzgeschichte<br />

über einen Tierheimhund, ist in <strong>der</strong> ersten<br />

Auflage bereits nach zehn Wochen<br />

vergriffen. Nach "Kummer auf vier Pfoten"<br />

folgen weitere Bücher, im Schnitt<br />

zwei pro Jahr. Während ihres Studiums,<br />

Biologie und Germanistik, arbeitet<br />

sie bei Verlagen im Lektorat. Sie<br />

liebt das Spiel mit den Genres, so ist<br />

ihr letztes Pferdebuch im Mittelalter<br />

angesiedelt, und bleibt doch immer<br />

bei ihrer Thematik: den<br />

<strong>Tiere</strong>n und dem Tierschutzgedanken.<br />

"Ich stehe hinter dem, was ich<br />

Z IRKUS<br />

Astrid Frank<br />

Die Kölnerin Astrid Frank gehört zu den<br />

meistgelesenen Kin<strong>der</strong>buchautorinnen.<br />

“Rettet Maja!” ist ihr 22. Buch.<br />

tue", sagt Astrid Frank und ihre jugendlichen<br />

Fans scheinen ihr Recht zu<br />

geben. Ihre Motivation ist die Freude,<br />

die Begeisterung am Schreiben und die<br />

Fähigkeit, die Aussage des Buches<br />

kindgerecht zu verpacken. Nicht alle<br />

Bücher haben ein so glückliches Ende,<br />

wie "Rettet Maja!" - und das ist beabsichtigt.<br />

"Ein Happy End würde meine Intention<br />

hinfällig machen", erklärt die Kin<strong>der</strong>buchautorin<br />

am Beispiel von "Kummer<br />

auf vier Pfoten". Es kann für einen ausgesetzten<br />

Hund, in dem es in ihrem ersten<br />

Buch geht, nur ein offenes Ende<br />

geben, denn wer weiß schon, was mit<br />

den vielen tausend ausgesetzten Hunden<br />

passiert?<br />

"Die Kin<strong>der</strong> sind die Erwachsenen von<br />

morgen", untermauert die Tochter eines<br />

Schriftstellers ihren Anspruch auf unbedingte<br />

Wirklichkeitsnähe beim<br />

Schreiben. "Ich will die Probleme aufzeigen,<br />

die bestehen, und deutlich machen,<br />

dass Tierliebe manchmal auch<br />

heißt, auf ein Tier zu verzichten, wenn<br />

man seinen Ansprüchen nicht genügen<br />

kann."<br />

"Die Käfigtür war mittlerweile offen,<br />

doch von Maja nichts zu sehen. Die<br />

Bärin drückte sich so tief sie konnte in<br />

die Transportbox. Ihr Herz raste. Was<br />

würde sie dort draußen erwarten?<br />

Vorsichtig tastete sie sich an den<br />

Rand <strong>der</strong> Box vor und schnupperte.<br />

Der Geruch war verheißungsvoll.<br />

Feuchte Erde und grünes Gras. Bäume,<br />

Wasser und …Bärengeruch (…)."<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

17


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

20<br />

R UMÄNIEN<br />

Fernsehen, Presse und Öffentlichkeit begleiten die erste große<br />

Kastrationsaktion in Tarlungeni (Gemeinde bei Brasov)<br />

Im Juni organisierte <strong>der</strong> bmt mit Cristina<br />

Lapis von Millions of Friends, Brasov,<br />

die ersten Kastrationsaktionen in<br />

Bezirken außerhalb <strong>der</strong> Karpatenstadt.<br />

Die Kastration<br />

von StraßenundBesitzerhunden<br />

in Tarlungeni<br />

und<br />

Bals wurde<br />

Cristina Lapis<br />

von <strong>der</strong> Öffentlichkeitak-<br />

tiv begleitet - und ist endlich ein Hoffnungsschimmer<br />

nach den schockierenden<br />

Nachrichten, die uns immer<br />

wie<strong>der</strong> aus Brasov erreichen. In Tarlungeni<br />

und Bals baten die aufgeschlossenen<br />

Bürgermeister den Tierschutz<br />

selbst um Hilfe und leisteten<br />

Unterstützung.<br />

Insgesamt wurden 249 Hündinnen kastriert,<br />

163 Rüden, 34 Katzen, 15 Kater<br />

und 42 Operationen (Verkehrsunfälle<br />

etc.) durchgeführt. "Das ist die Zukunft<br />

für Rumänien", sagt Petra Zipp. "B<strong>ev</strong>ölkerung<br />

und Presse stehen hinter den<br />

Kastrationsaktionen, nur lei<strong>der</strong> fehlt<br />

vielen Menschen das Geld für die not-<br />

DAS RUMÄNIEN DER<br />

bmt - KASTRATIONSAKTION: FAST 500<br />

wendige Unfruchtbarmachung ihres<br />

<strong>Tiere</strong>s. Deshalb bitte ich Sie ganz inständig:<br />

Helfen Sie uns, diesen Weg<br />

weiterzugehen! Spenden Sie, damit wir<br />

weiter helfen können!"<br />

17.000 Euro haben <strong>der</strong> bmt und Tasso<br />

in diese erste erfolgreiche Aktion investiert<br />

- alleine 10.000 Euro haben das<br />

Material und die Medikamente gekostet,<br />

dazu kamen die Kosten für rumänische<br />

und deutsche Tierärzte. Im kleineren<br />

Rahmen wird die Aktion bis zum<br />

Herbst weitergeführt.<br />

Gut investiertes Geld im Vergleich zu<br />

den ca. 300.000 Euro, die die Stadt<br />

Brasov jährlich für die “Entsorgung” ihrer<br />

Hunde ausgibt, und doch keine Lösung<br />

des Problems in Sicht ist.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Bürgermeister von Brasov<br />

nach den tausendfachen Protesten aus<br />

dem Ausland zugesichert hatte, die<br />

brutalen Fangaktionen von<br />

Straßenhunden zu stoppen<br />

und tatsächlich die <strong>Tiere</strong><br />

außerhalb <strong>der</strong> Stadt nun<br />

ungeschoren lässt, werden<br />

weiterhin <strong>Tiere</strong> im Kreis<br />

Hun<strong>der</strong>tfacher<br />

ungewollter<br />

Nachwuchs<br />

wurde verhin<strong>der</strong>t!<br />

Sie kommen, um ihre Hunde<br />

und Katzen kostenlos<br />

kastrieren zu lassen - rumänische<br />

Bürger, die kein<br />

Geld für den Eingriff haben,<br />

aber die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Kastration<br />

schneller eingesehen<br />

haben,<br />

als manche Politiker<br />

in ihrem<br />

Land.<br />

Brasov eingefangen.<br />

Diese Straßenhunde<br />

werden weiter<br />

in die städtische Tötungsanlage<br />

gebracht<br />

und erhalten we<strong>der</strong><br />

Nahrung noch medizinische<br />

Versorgung. Das vom<br />

bmt unterstützte Tierheim Brasov<br />

übernimmt mit seinen äußerst<br />

knappen Finanzmitteln nicht nur zusätzlich<br />

die Versorgung <strong>der</strong> Hunde mit<br />

Trockenfutter, son<strong>der</strong>n rettete auch<br />

Hun<strong>der</strong>ten von <strong>Tiere</strong>n - allein 123 im<br />

Juni <strong>2009</strong> - durch die Aufnahme das<br />

Leben!<br />

Und dann am 25. Juni die neuerliche<br />

Hiobsbotschaft: Wie<strong>der</strong> wurden in <strong>der</strong><br />

städtischen Anlage Hunde getötet. Ein<br />

klarer Gesetzesverstoß! Denn das Tierschutzgesetz<br />

verbietet das Töten ge-<br />

Szenen aus <strong>der</strong> grausamen Tötungsstation in Brasov


ZUKUNFT<br />

TIERE KASTRIERT<br />

sun<strong>der</strong> Hunde und solange das Streunerhundgesetz<br />

nicht ratifiziert ist, gilt das<br />

Tierschutzgesetz - so die offizielle Gesetzeslage!<br />

Bis Tierschützer Alarm schlagen konnten,<br />

waren 70 Hunde bereits tot. Doch<br />

Polizei und Staatsanwaltschaft konnten<br />

weitere Tötungen verhin<strong>der</strong>n, Presse und<br />

Fernsehen diesen neuerlichen Verstoß<br />

<strong>gegen</strong> das Tierschutzgesetz öffentlich<br />

Gerettet aus <strong>der</strong> Tötungsstation:<br />

Jetzt warten wir auf unser neues Zuhause<br />

in Deutschland<br />

machen. Der Leiter des Tierordnungsdienstes<br />

Brasov begründete die Tötung<br />

mit dem Gesundheitszustand <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> -<br />

angeblich seien die Hunde alle krank<br />

gewesen. Dies entspricht nicht den Tatsachen!<br />

Mit <strong>der</strong> Tötung von Strassenhunden wird<br />

Geld verdient. Es gibt Dokumente, die<br />

belegen, dass die Stadtverwaltung Brasov<br />

mit entfernten Gemeinden Verträge<br />

abgeschlossen hatte, in denen für jeden<br />

Hund - vom Einfangen bis zur Tötung<br />

und Entsorgung - ca. 25 Euro berechnet<br />

wurden.<br />

Mittelloser Rumäne bringt Hund zum Kastrieren<br />

Petra Zipp, die den Auslandstierschutz<br />

des bmt koordiniert und gerade von einer<br />

Inspektionsreise aus Brasov zurückgekommen<br />

ist, befürchtet weitere, heimliche<br />

Tötungsaktionen.<br />

Bitte protestieren Sie <strong>gegen</strong> die Tötung<br />

von Straßenhunden. Die Kronstadt lebt<br />

vom Tourismus; was sie sich nicht leisten<br />

kann, ist eine Negativpresse und einen<br />

Einbruch im Tourismus. For<strong>der</strong>n Sie einen<br />

Stopp des Einfangens und Tötens von<br />

Straßenhunden! Bitten Sie den Bürgermeister<br />

von Brasov, endlich zusammen<br />

mit Cristina Lapis und dem<br />

Tierschutz die Kastration und Versorgung<br />

herrenloser <strong>Tiere</strong> vorzunehmen<br />

und die Tötungsstation<br />

zu schließen.<br />

Brasov hat es jetzt in <strong>der</strong><br />

Hand, eine tierschutzgerechte,<br />

dauerhafte Lösung<br />

mit Kastrationsprojekten<br />

zu wählen -<br />

o<strong>der</strong> die Tötungshochburg<br />

Rumäniens, wenn<br />

nicht Europas, zu werden!<br />

Text und Fotos: Petra Zipp<br />

JEDE KLEINE SPENDE<br />

HILFT DIREKT !<br />

Kosten <strong>der</strong> Kastrationen<br />

Hündin: ca. 25,-- Euro<br />

Rüde: ca. 15,-- Euro<br />

Katze: ca. 10,-- Euro<br />

Kater: ca. 5.-- Euro<br />

Futterversorgung <strong>der</strong> (<strong>der</strong>zeit 200!) Hunde in <strong>der</strong> Tötung:<br />

ca. 100 Euro pro Tag<br />

www.bmt-auslandstierschutz.de<br />

B RASOV<br />

Die geretteten Hunde ...<br />

... kommen im TH an.<br />

Spendenkonto-Nr. 847275<br />

Frankfurter Sparkasse<br />

BLZ 500 502 01<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

21


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

22<br />

E HRENAMTLICHE<br />

"Was soll ich denn nun mit Blacky machen?"<br />

fragt die Berlinerin den bmt-<br />

Vorsitzenden, Dr. Jörg Styrie, verzweifelt.<br />

Sie hat den zehn Jahre alten<br />

Dackel zu sich genommen, als ihr<br />

Nachbar überraschend verstarb. Doch<br />

<strong>der</strong> Rüde, kaum an Sozialkontakte<br />

nach seiner fast ausschließlichen Wohnungshaltung<br />

gewöhnt, greift ihre eigenen<br />

Hunde an.<br />

Unverträgliche Rüden sind nicht unbedingt<br />

die Klientel, über die sich die ohnehin<br />

überlasteten Tierheime beson<strong>der</strong>s<br />

freuen - und so versucht Dr.<br />

Jörg Styrie, <strong>der</strong> gleichzeitig auch Leiter<br />

des Landesverbandes Berlin ist, einen<br />

unkomplizierten Pflegeplatz für den<br />

brummigen, aber völlig gesunden<br />

Dackel zu finden.<br />

"Stellen Sie sich mal vor, Sie kämen in<br />

einen Raum mit fremden Leuten; da<br />

sind Sie auch erst mal ganz still", ant-<br />

Marika Wächtler, Dr. Jörg Styrie<br />

wortet Hundeausbil<strong>der</strong>in Marika<br />

Wächtler auf die Frage, ob sie den<br />

schlecht sozialisierten Blacky wohl in eine<br />

ihrer Hundegruppen integrieren<br />

könne. Die 39jährige unterhält in Stedten/Ilm,<br />

zwischen Weimar und Erfurt<br />

gelegen, eine Hundepension und arbeitet<br />

seit einigen Jahren mit dem bmt<br />

zusammen.<br />

Als die junge Frau am 3. März 1990 in<br />

das kleine Dorf in Thüringen kam,<br />

schwebte <strong>der</strong> gelernten Fachmelkerin<br />

Hundepension Wächtler:<br />

Eine Pflegestelle <strong>der</strong> be<br />

WIE BLACKY AUS BERLIN INS THÜRINGISCHE<br />

Die <strong>Tiere</strong> lieben Marika Wächtler: Hengst Shandor und Vermitt<br />

zusätzlich zu ihrem Job in <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft <strong>der</strong> Aufbau einer<br />

Pferdepension vor -<br />

doch die gab es bereits in<br />

dem idyllischen Dörfchen.<br />

Weil Marika<br />

Wächtler zu DDR-Zeiten<br />

auch Blindenhunde<br />

ausgebildet hatte, lag<br />

es nahe, ihre Fähigkeiten<br />

im Umgang mit<br />

selbst schwierigen Hunden<br />

zu ihrem neuen Beruf<br />

zu machen.<br />

Ihre multikulturellen Gäste<br />

kommen aus Israel, Spanien,<br />

Rumänien und Deutschland - auf<br />

Bitten verschiedener Tierschutzorganisationen<br />

wie dem bmt nimmt sie Notfälle<br />

bei sich auf und sucht, oft mit Hilfe<br />

des Fernsehens und <strong>der</strong> Zeitung, ein<br />

neues Zuhause für die Hunde. Bei <strong>der</strong><br />

Betreuung <strong>der</strong> bis zu maximal 75 aufzunehmenden<br />

Hunde, zahlreichen Katzen<br />

und Kleintieren auf ihrem Hof wird<br />

sie von zwei Helfern unterstützt - auch<br />

sie kommen aus aller Herren Län<strong>der</strong>,<br />

wie zum Beispiel <strong>der</strong> gebürtige Russe<br />

Sergej.<br />

Je<strong>der</strong> Hund geht zweimal am Tag gruppenweise<br />

spazieren, schläft nachts im<br />

Obergeschoß des Hauses und verbringt<br />

die restlichen Stunden mit seinen<br />

Kumpels in den geräumigen Ausläufen.<br />

Für 25 DM Miete hatte Marika<br />

Wächtler 1990 das alte, renovierungs-<br />

bedürftige Haus gemietet und später<br />

gekauft. Trotz <strong>der</strong> erheblichen Mängel<br />

des Hauses, undichte Dächer, fehlende<br />

Elektrik, Fenster etc., schien ihr das Gebäude<br />

mit dem 1500 großen Grundstück<br />

und weiteren 1000 Quadratmetern<br />

Weideland so geeignet für ihr<br />

Projekt, dass sie die Jahre <strong>der</strong> Improvisation<br />

bis heute in Kauf nimmt.<br />

Und die Akzeptanz <strong>der</strong> Dorfbewohner,<br />

die zunehmende Resonanz auf ihre Arbeit<br />

und immer höhere Vermittlungszahlen<br />

geben ihr Recht: Ihre inzwischen<br />

über 13 Jahre alte Hundepension hat<br />

sich einen Namen in <strong>der</strong> Region gemacht.<br />

Ca 40% ihrer vierbeinigen Gäste<br />

sind Pensionshunde, die nach Ur-


son<strong>der</strong>en Art<br />

STEDTEN/ILM UMZOG<br />

lungshunde aus ganz Europa<br />

“Was passiert denn<br />

jetzt mit mir?”<br />

Der Berliner Dackel<br />

Blacky bei seiner<br />

Ankunft in <strong>der</strong><br />

Hundepension<br />

Wächtler<br />

laub, Kur o<strong>der</strong> Krankenhausaufenthalt<br />

von ihren Besitzern<br />

wie<strong>der</strong> abgeholt werden.<br />

Oft sind diese Hunde komplizierter<br />

als die Notfälle <strong>der</strong> Tierschutzorganisationen.<br />

"Da bekommen<br />

Sie Hunde, die mit Schnuller ins Bett<br />

gehen o<strong>der</strong> mit Löffeln gefüttert werden<br />

sollen", beschreibt die 39jährige<br />

einige ihrer "beson<strong>der</strong>en" Kunden.<br />

Und manche Besitzer sind enttäuscht,<br />

sogar böse, wenn ihr Hund es vorzieht,<br />

nach seinem "Erziehungsurlaub" auf<br />

die anerzogenen Extravaganzen zu<br />

verzichten.<br />

An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong> sind erleichtert, dass<br />

Marika Wächtler gelang, was ihnen<br />

unmöglich schien: Aus ihrem vermeintlich<br />

unsozialen Vierbeiner einen<br />

mit Artgenossen verträglichen Hund zu<br />

machen. Obwohl die Hundepension<br />

Ansprechpartner für Tierschutznotfälle<br />

aus <strong>der</strong> Region ist und Marika Wächt-<br />

ler auch Fundhunde aufnimmt, bekommt<br />

sie von <strong>der</strong> Stadt keinerlei<br />

Unterstützung, ab und zu einen 1-Euro-Jobber<br />

gestellt. "Wenn mir Hunde<br />

über den Zaun geworfen werden", hat<br />

die 39jährige vor den Stadtoberen argumentiert,<br />

"soll ich sie dann wie<strong>der</strong><br />

zurückwerfen, weil ich für die Aufnahme<br />

von Fundtieren nicht zuständig<br />

bin?"<br />

Die resolute und tatkräftige Frau würde<br />

kein Tier in Not sich selbst überlassen<br />

- und zieht aus diesem Grund nicht<br />

nur die sieben Welpen von Lola, die in<br />

einer Mülltonne gefunden wurde, mit<br />

auf, son<strong>der</strong>n hilft auch in Fällen wie<br />

diesen: Deckhengst Shandor wurde<br />

über 20 Jahre im Keller (!) gehalten,<br />

weil er unverträglich mit an<strong>der</strong>en Pferden<br />

war. Als <strong>der</strong> völlig vereinsamte<br />

Haflinger-Araberhengst zu Marika<br />

Wächtler kam, vermutete <strong>der</strong> Tierarzt,<br />

dass er kaum noch zwei bis drei Monate<br />

zu leben hätte - doch inzwischen<br />

ist <strong>der</strong> Hengst fünf Jahre auf dem Hof<br />

und genießt seinen täglichen Weidegang.<br />

Marika Wächtler ist die einzige,<br />

die sich ihm nähern und ihn gelegentlich<br />

auch reiten darf.<br />

Shandor mit dem wun<strong>der</strong>bar geschmeidigen<br />

Gang wird für immer<br />

bleiben, wie auch einige Hunde, die<br />

sich als "vermittlungsresistent" erwiesenen<br />

haben. Zwar tun Marika Wächtler<br />

und ihr kleines Team alles dafür, <strong>ev</strong>entuelle<br />

Schwierigkeiten im Vorfeld aus<br />

dem Weg zu räumen - so werden die<br />

Hunde u.a. auf Verträglichkeit mit Artgenossen,<br />

Katzen, Pferden, Radfahrern<br />

und Joggern getestet, an <strong>der</strong> Leinenführung<br />

und Erziehung gearbeitet, Vorkontrollen<br />

bei den künftigen Besitzern<br />

durchgeführt - doch manche Kandidaten<br />

scheinen die Freiheit, die sie auf<br />

dem Hof mit ihren Artgenossen genießen,<br />

jedem neuen Heim vorzuziehen.<br />

Beson<strong>der</strong>s mittelgroße Hunde haben<br />

weniger Chancen, ein neues Zuhause<br />

zu finden, bedauert die 39jährige.<br />

Während die großen und kleinen Hun-<br />

E HRENAMTLICHE<br />

deInteressenten bis<br />

nach Weimar,<br />

Erfurt<br />

und über das Fernsehen sogar bis nach<br />

Helgoland finden, bleiben ihre mittelgroßen<br />

Kollegen nicht selten bis an ihr<br />

natürliches Lebensende in <strong>der</strong> Hundepension.<br />

Obwohl die Thüringerin jedes<br />

Tier mit offenen Armen aufnimmt, stellen<br />

die Dauergäste eine zusätzliche finanzielle<br />

Belastung dar.<br />

Der Betrieb trägt sich gerade über die<br />

Pensions- und Vermittlungsgebühren,<br />

oft kann das Team um Marika Wächtler<br />

nur von Monat zu Monat kalkulieren.<br />

Ohne die Unterstützung des Tierarztes,<br />

<strong>der</strong> die zur Vermittlung<br />

stehenden Rüden kostenlos kastriert<br />

und den 14tägigen Futterspenden <strong>der</strong><br />

"Blankenfel<strong>der</strong> Tafel" wäre die wirtschaftliche<br />

Lage für die Hundepension<br />

vermutlich bedrohlich eng. Deshalb<br />

freut sich die Tierschützerin über jede<br />

Unterstützung, ob in Form von Material<br />

für die ständig anstehenden Arbeiten<br />

an den Hundefreiläufen und dem alten<br />

Haus selbst o<strong>der</strong> über Spenden.<br />

Als ihr Mitarbeiter Sergej einen Unfall<br />

hatte, sprangen die Dorfbewohner sofort<br />

ein und übernahmen die Gassirunden<br />

mit den Hunden - eine spontane<br />

Geste <strong>der</strong> Hilfsbereitschaft, über die<br />

sich Marika Wächtler noch heute freut.<br />

Auch Tierarzt Dr. Uwe Wagner, Leiter<br />

des Landesverbandes Baden-Württemberg,<br />

bot seine Unterstützung an und<br />

impfte den gesamten Hundebestand.<br />

Für den bmt nimmt die Hundeausbil<strong>der</strong>in<br />

Vierbeiner aus Brasov auf und ist<br />

immer wie<strong>der</strong> erstaunt, wie sozial sich<br />

die ehemaligen Straßenhunde in <strong>der</strong><br />

Gruppe verhalten. Innerhalb weniger<br />

Tage hat sie die oft scheuen <strong>Tiere</strong> an<br />

Halsband und Leine gewöhnt - die unbedingte<br />

Voraussetzung für eine gute<br />

Vermittlung.<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

23


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

24<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

In Gummersbach, ca. 80 Kilometer<br />

von Köln entfernt,<br />

gibt es eine Grundschule -<br />

und die hat es in sich. Nach<br />

vier Schuljahren zerstreuen<br />

sich die 22 Mädchen und<br />

Jungen <strong>der</strong> 4c in diesem<br />

Sommer in alle Winde, doch<br />

eines nehmen sie alle mit:<br />

Dass Schule ein fantastisches<br />

Erlebnis sein kann,<br />

wenn man das Glück hatte,<br />

eine Lehrerin wie Renate<br />

Lühr zu bekommen.<br />

10 CD´s haben die Schüler in den vier<br />

Jahren gemeinsam erarbeitet, sind Paten<br />

eines Koalamädchens in Australien,<br />

helfen mit ihrer Urkunde, den Regenwald<br />

zu schützen und haben gebastelt,<br />

gebacken und auf Flohmärkten verkauft,<br />

um eine Storchenstation zu erhalten<br />

und ihrer Patenhündin Zola die<br />

notwendige Augen-OP zu ermöglichen.<br />

Der WDR hat über die Mädchen und<br />

Jungen einen Filmbeitrag gesendet,<br />

<strong>der</strong> Umweltminister ihnen den Tierschutz-Son<strong>der</strong>preis<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

verliehen und das TH<br />

Elisabethenhof das vorbildliche Tierund<br />

Naturschutzengagement <strong>der</strong> Klasse<br />

mit dem Ehepaar-Quade-Stiftungspreis<br />

ausgezeichnet (Kasten rechts).<br />

Was ist das Geheimnis dieser Lehrerin?<br />

Wie man sich die Schule<br />

"Die Kin<strong>der</strong>", beschreibt Renate Lühr ihr<br />

Konzept, "dürfen nicht merken, dass<br />

<strong>der</strong> Unterricht Schule ist." Aber<br />

wie macht man sich die<br />

"Schule schön", wie die<br />

65jährige mit einem<br />

Schmunzeln sagt?<br />

Jeden Tag <strong>der</strong> vergangenen<br />

vier Jahre kam sie mit zwei<br />

großen Taschen in die GGS -<br />

Anregungen für ihren Unterricht,<br />

die den Schülern den<br />

Stoff lebendig und stets aufs<br />

Neue spannend machen sollten.<br />

Im vierten Schuljahr, so<br />

die Richtlinien <strong>der</strong> Schulbehörde,<br />

müssen die Kontinente<br />

durchgenommen<br />

werden - eingebunden in<br />

ein fesselndes Projekt a la<br />

Renate Lühr ein wun<strong>der</strong>bares<br />

Thema, das den Mädchen<br />

und Jungen die Welt eröffnet …<br />

"We are the world" heißt die zehnte CD<br />

und ist das letzte große Projekt einer<br />

ambitionierten Lehrerin und ihren wachen,<br />

aufmerksamen Schülern. Leo,<br />

Lea und Lucky werden in einem Ballon<br />

nach Osten getrieben, weil <strong>der</strong> Wind,<br />

wie Leo weiß, meist aus dem Westen<br />

kommt.<br />

Stolz auf ihre gemeinsamen Projekte<br />

ÜBER EINE GROSSARTIGE LEHRERIN UND<br />

Über Indien, China,<br />

Japan, Australien,<br />

Alaska und Ecuador<br />

bis auf die Galapagos<br />

Inseln gleitet <strong>der</strong> Ballon und<br />

streift dabei ohne belehrenden Unterton<br />

Geographie, Geschichte, Politik,<br />

Religion, Biologie und Kunst.<br />

Sadoko war zwei Jahre alt, als die<br />

Bombe auf Hiroshima fiel, erfahren<br />

Leo, Lea und Lucky in Japan. 1000 Kraninche<br />

soll das kleine Mädchen falten,<br />

um wie<strong>der</strong> gesund zu werden, doch sie


schön macht<br />

IHRE MULTIKULTURELLE KLASSE<br />

Renate Lühr in ihrer Klasse Im Ballon einmal um die Welt<br />

stirbt mit 12 Jahren an den fürchterlichen<br />

Folgen <strong>der</strong> atomaren Verseuchung.<br />

643 Kraniche konnte sie vollenden,<br />

<strong>der</strong> letzte trägt auf seinen<br />

Flügeln die Botschaft des Friedens...<br />

Ihre Freunde haben die restlichen 375<br />

Kraniche gefaltet - und bis heute pilgern<br />

am 6. August Menschen zur Gedenkstätte<br />

für Sadoko und die unzähligen<br />

Opfer <strong>der</strong> Atombombe von 1945.<br />

Die Kin<strong>der</strong> nehmen sich vor, ihren Klassenkameraden<br />

von <strong>der</strong> kleinen Japanerin<br />

Sadoko zu erzählen und an diesem<br />

Teil <strong>der</strong> Reise angelangt, werden in<br />

Gummersbach von 22 emsigen Kin<strong>der</strong>händen<br />

Kraniche gefaltet, um sich<br />

solidarisch zu erklären und die Botschaft<br />

des Friedens weiter in die Welt<br />

hinaus zu tragen.<br />

In Australien staunen Leo, Lea und Lucky<br />

über eine unermessliche Vielfalt<br />

von <strong>Tiere</strong>n, die es sonst nirgends auf<br />

<strong>der</strong> Welt gibt, wie ihnen die Aborigines<br />

mit großer Ehrfurcht vor allem Lebendigen<br />

erzählen. Umso nötiger scheint<br />

ihren "daheim gebliebenen" Freunden<br />

dort zu helfen, wo sie helfen können -<br />

in diesem Fall einem Koalamädchen,<br />

das durch einen verheerenden Brand<br />

ihren Lebensraum verlor und im australischen<br />

"Koala Hospital" in Port<br />

Macquarie gesund gepflegt wird. Bago<br />

Babe vom "Roten Kontinent" hat nun 22<br />

neue Freunde gewonnen: Elf Patentanten<br />

und elf Patenonkel aus <strong>der</strong> 4c in<br />

Gummersbach.<br />

Je weiter <strong>der</strong> Ballon die Kin<strong>der</strong> trägt,<br />

desto deutlicher wird neben <strong>der</strong> kulturellen<br />

Vielfalt und Verschiedenartigkeit<br />

in <strong>der</strong> Welt das Ausmaß <strong>der</strong> Bedrohung<br />

und Zerstörung. Ob Atomversuche in<br />

Australien, die Abholzung <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong>,<br />

die Ölbohrungen in Alaska<br />

o<strong>der</strong> die leer gefischten Ozeane - die<br />

Ausbeutung unserer Umwelt for<strong>der</strong>t einen<br />

Preis, den eines nahen Tages alle<br />

Menschen zu tragen haben werden.<br />

Um Verantwortung für unseren Lebensraum<br />

geht es Renate Lühr bei ihren<br />

Projekten, um die kindgerecht zu<br />

vermittelnde Erkenntnis, dass Achtung<br />

und Respekt die Basis des Miteinan<strong>der</strong>s<br />

sein müssen.<br />

Und immer wie<strong>der</strong> gelingt es<br />

ihr, diese Lernprozesse auf<br />

dem Weg in ein verantwortungsvollesErwachsenenleben<br />

zu vermitteln, ohne dass<br />

die Schüler sich reglementiert<br />

fühlen o<strong>der</strong> schlimmer noch,<br />

gelangweilt wären. 19 Kin<strong>der</strong><br />

mit Migrationshintergrund<br />

und die drei deutschen<br />

Schüler sind gerade stolze<br />

"Besitzer" eines Stückchen Regenwalds<br />

geworden - und<br />

während ihnen Renate Lühr<br />

die Urkunde im Klassenraum<br />

überreicht, sind Leo, Lea und<br />

Lucky ihnen schon wie<strong>der</strong><br />

voraus, denn sie haben inzwischen<br />

gelernt, was Bananen<br />

und Kaffee aus Costa Ri-<br />

TH ELISABETHENHOF<br />

ca mit "Fairem Handel" zu tun haben.<br />

Über 40 Jahre hat Renate Lühr als<br />

Grundschullehrerin gearbeitet, nun hat<br />

sie mit 65 das Pensionsalter erreicht. Zu<br />

Hause warten neue Aufgaben und neben<br />

<strong>der</strong> Familie ihre drei Hunde, alles<br />

ehemalige Notfälle.<br />

Ihre Schützlinge wissen, dass zur Hundehaltung<br />

mehr gehört als <strong>der</strong> Gang<br />

zum "Fressnapf" - und sie wissen natürlich<br />

noch viel mehr über <strong>Tiere</strong>, ihre arteigenen<br />

Bedürfnisse und das Leid, das<br />

sie erdulden, wenn sie falsch behandelt<br />

o<strong>der</strong> gar ausgesetzt werden. "Diese<br />

Mädchen und Jungen", sagt Renate<br />

Lühr, "werden ihren Weg machen, da<br />

bin ich ganz sicher." Und um dabei ein<br />

wenig nachzuhelfen, hat die erfahrene<br />

Pädagogin ihre Kollegen angerufen, zu<br />

denen ihre ehemaligen Schüler nach<br />

<strong>der</strong> Sommerpause gehen werden, und<br />

sie nach ihren Unterrichtsplänen und<br />

Projekten befragt. Zwar geht das neue<br />

Schuljahr wie<strong>der</strong> los, wenn die Lehrerin<br />

"im Ruhestand" ihr Enkelkind in den Armen<br />

schaukelt, doch wer weiß schon,<br />

was die nächsten Monate noch alles<br />

an Überraschungen bringen werden?<br />

Text und Fotos: Claudia Lotz<br />

Auszeichnung vom<br />

TH Elisabethenhof<br />

Am Tag <strong>der</strong> Offenen Tür 2008 überreichen<br />

Schauspielerin Radost Bokel und Geschäftsstellenleiter<br />

Mike Ruckelshaus den Ehepaar-Quade-<br />

Stiftungspreis an Renate Lühr und ihre 3. Klasse.<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

25


Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

26<br />

LV BERLIN<br />

"Sieben Männer hatten sich auf meine<br />

Aushänge schon gemeldet", erinnert<br />

sich Dr. Klaus Lüdcke lächelnd an seinen<br />

1952 zum Scheitern verurteilten<br />

Versuch, unter den Augen <strong>der</strong> Staatsmacht<br />

einen Tierschutzverein etablieren<br />

zu wollen. Mit diesem Ansinnen,<br />

ließ das SED-Kreisbüro seinen Eltern<br />

mitteilen, sei <strong>der</strong> Oberschulbesuch in<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />

gefährdet.<br />

So trat <strong>der</strong> Jugendliche, angeregt durch<br />

seinen engagierten Biologielehrer, dem<br />

Naturschutzzirkel bei, lernte in den Kursen<br />

von Kurt Kretschmann, dem Vater<br />

des Naturschutzes in <strong>der</strong> DDR (das<br />

Symbol <strong>der</strong> Eule ist von Kretschmann<br />

geschaffen worden) und pflegte neben<br />

<strong>der</strong> Schule in seinem Elternhaus im<br />

südlichen Berliner Umland seinen kleinen<br />

Zoo. "Ich habe immer davon geträumt,<br />

eine eigene Großtierpraxis zu<br />

haben", sagt <strong>der</strong> 70jährige - doch es<br />

schwingt kein Bedauern mit, weil ihm in<br />

seinem Leben gelang, was oft so<br />

schwierig ist, Beruf und Berufung miteinan<strong>der</strong><br />

zu verbinden. 29 Jahre hat<br />

<strong>der</strong> Veterinärmediziner Dr. Klaus Lüdkke<br />

im Umweltbundesamt als Fachbibliotheksleiter,<br />

in <strong>der</strong> Information und<br />

Dokumentation, gearbeitet. Er war Präsident<br />

<strong>der</strong> Berliner Tierärztekammer, in<br />

“Tierschutz findet viel zu wenig<br />

DR. KLAUS LÜDCKE, TIERSCHUTZBEAUFTRAGTER<br />

dieser Funktion auch im Berliner Tierschutzbeirat,<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Stiftung Naturschutz in Berlin und wurde<br />

vom Staat 2001 mit dem <strong>Bund</strong>esverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet.<br />

Als nach einem Streit mit <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />

<strong>der</strong> Tierschutzbeirat aufgelöst<br />

wird, for<strong>der</strong>n die Tierschutzvereine,<br />

dass endlich auch Berlin einen Tierschutzbeauftragten<br />

bekommen muss -<br />

und Dr. Klaus Lüdcke ist <strong>der</strong> Kandidat,<br />

<strong>der</strong> aufgrund seiner beruflichen Erfahrung<br />

prädestiniert scheint, alle Parteien<br />

an einen Tisch zu bekommen.<br />

Obwohl das Abgeordnetenhaus schon<br />

2006 einen entsprechenden Beschluss<br />

zur Einführung des Ehrenamts beschließt,<br />

vergeht noch ein Jahr, b<strong>ev</strong>or<br />

Dr. Klaus Lüdcke offiziell seine Arbeit<br />

aufnehmen kann. Die Grünen bemängeln,<br />

dass die Kompetenz des Tier-<br />

Mit 14 Jahren wollte er in <strong>der</strong> DDR einen<br />

Tierschutzverein gründen - heute ist Dr. Klaus<br />

Lüdcke Berlins erster Tierschutzbeauftragter<br />

und blickt auf ein Leben, das sich von Kindesbeinen<br />

an im weitesten Sinne um den Naturund<br />

Tierschutz drehte.<br />

Im Juli 2007 wurde <strong>der</strong> damals 68jährige Veterinärmediziner<br />

von <strong>der</strong> Gesundheitssenatorin<br />

Katrin Lompscher (Linke) bis Sommer <strong>2009</strong> in<br />

das neu geschaffene Amt berufen, und die Berliner<br />

Senatsverwaltung hat bereits angefragt,<br />

ob <strong>der</strong> ehrenamtliche Tierschutzbeauftragte<br />

auch für<br />

die kommenden zwei Jahre<br />

zur Verfügung stehen wird…<br />

schutzbeauftragten<br />

- ohne Interventions-<br />

und Betretungsrechte<br />

- nicht<br />

weit genug reiche.<br />

Und tatsächlich stellt<br />

die fehlende Vollzugsgewalt<br />

den<br />

Tierschutzbeauftragten<br />

immer wie<strong>der</strong><br />

vor Probleme:<br />

Denn im Angesicht<br />

<strong>der</strong> notorisch unterbesetzten<br />

Ämter<br />

"muss <strong>der</strong> Tierschutz<br />

hinten runterfallen",<br />

wie <strong>der</strong> gebürtige<br />

Berliner beklagt.<br />

Nach seiner Auffassung ist fehlendes<br />

Wissen <strong>der</strong> Menschen eine <strong>der</strong> Hauptursachen<br />

für Vernachlässigung und<br />

schlechte Behandlung von <strong>Tiere</strong>n.<br />

Auch aus diesem Grund plädiert er für<br />

einen Hundeführerschein, <strong>der</strong> Hundebesitzer<br />

mit <strong>der</strong> nötigen Sachkunde<br />

über ihre Vierbeiner und ihre Ansprüche<br />

an ein artgerechtes Umfeld ausstatten<br />

soll.<br />

Wichtig sind ihm außerdem: Die Schaffung<br />

von mehreren Hundeauslaufgebieten<br />

in den Bezirken, die Bekämpfung<br />

des Kotproblems u.a. durch das<br />

Mehr Hundeauslaufgebiete für Berliner Bezirke gefor<strong>der</strong>t


Anerkennung!”<br />

VON BERLIN<br />

Aufstellen kostenloser Kotbeutelautomaten<br />

und den im Hundegesetz enthaltenen<br />

Passus zur Aufgabe des Hundehalters,<br />

die Hinterlassenschaften zu<br />

entsorgen und das Betretungsverbot<br />

von Hunden auf Kin<strong>der</strong>spielplätzen<br />

und in Naturschutzgebieten.<br />

"Hunde wollen laufen und Vögel fliegen",<br />

bringt <strong>der</strong> Veterinärmediziner<br />

die Notwendigkeit auf den Punkt, jede<br />

Tierart entsprechend ihrer naturgegebenen<br />

Bedürfnisse halten zu müssen.<br />

"Es ist mir eine Herzensangelegenheit",<br />

sagt er eindringlich, "die Wissenslücken,<br />

die im Umgang mit <strong>Tiere</strong>n<br />

bestehen, zu füllen."<br />

Über 500 Anfragen von Bürgern erhielt<br />

<strong>der</strong> Veterinärmediziner Dr. Klaus<br />

Lüdcke in seinem ersten Amtsjahr - die<br />

meisten Beschwerden über Tierpark<br />

und Zoo. Obwohl sich viele vermeintliche<br />

Missstände als haltlos erwiesen,<br />

ist <strong>der</strong> Berliner ein strikter Verfechter<br />

von mehr Transparenz zwischen den<br />

Einrichtungen und Gesellschaft. "Tierpark<br />

und Zoo werden von Steuergel<strong>der</strong>n<br />

mitfinanziert", begründet er seine<br />

For<strong>der</strong>ung nach gläsernen Verhaltensregeln<br />

für die Betreiber.<br />

Mit den 2005 verabschiedeten Leitlinien<br />

(die allerdings nicht rechtsverbindlich<br />

sind) möchte <strong>der</strong> 70jährige<br />

auch den ausufernden Verstößen auf<br />

Tierbörsen begegnen; ein <strong>der</strong>artiges<br />

Reglement könnte den Veterinärmedizinern<br />

mehr Handlungsspielraum bieten,<br />

Verkäufer und Käufer für die Nichteinhaltung<br />

von Mindeststandards<br />

(falsche Behältnisse, mangelnde Versorgung<br />

etc.) abzustrafen.<br />

So sollen die Aussteller auf Tierbörsen<br />

die Leitlinien vorab erhalten, wie es<br />

auch bei den Kutschpferde-Unternehmen<br />

inzwischen praktiziert wird. Monatelang<br />

ging die Diskussion durch die<br />

Medien, ob <strong>der</strong> Einsatz von Kutschpferden<br />

in <strong>der</strong> Millionenmetropole Berlin<br />

mit dem Tierschutzgesetz zu vereinbaren<br />

sei. Zügig wurden daraufhin im<br />

Auftrag des Veterinäramts Berlin-Mitte<br />

Leitlinien von einer Sachverständigengruppe<br />

erarbeitet, die das ausufernde<br />

Geschäft indirekt durch Auflagen<br />

(Standplatz, Pausen- und Arbeitszeiten,<br />

Fütterung, Transport etc.) begrenzen<br />

möchte.<br />

Weitaus schwieriger gestaltete sich die<br />

Etablierung des "Forums Tierschutz" in<br />

Berlin, dem auch Dr. Jörg Styrie als<br />

bmt-Vorsitzen<strong>der</strong> angehört. Über ein<br />

Jahr brauchte <strong>der</strong> Tierschutzbeauftragte,<br />

um die verschiedenen Organisationen<br />

an einen Tisch zu bekommen und<br />

beklagt gerade an diesem Beispiel die<br />

mangelnde Geschlossenheit <strong>der</strong> Tierschützer.<br />

Sein Traum wäre die Gründung<br />

einer Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Tierschutz, die nach seiner Einschät-<br />

zung auch die fehlende Anerkennung<br />

des Tierschutzes in Gesellschaft und Politik<br />

verbessern könnte.<br />

Dr. Klaus Lüdcke,<br />

Tierschutzbeauftragter des Landes Berlin<br />

mit <strong>der</strong> Geschäftsstelle bei <strong>der</strong> Senatsverwaltung<br />

für Gesundheit, Umwelt<br />

und Verbraucherschutz<br />

Oranienstraße 106<br />

10179 Berlin<br />

www.berlin.de/lb/tierschutz/<br />

Tel: 030 / 9028 2234<br />

Fax: 030 / 9028 2060<br />

E-Mail:<br />

Tierschutzbeauftragter<br />

@senguv.berlin.de<br />

LV BERLIN<br />

Aigner lädt zum Gespräch<br />

Die neue Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner schlägt den<br />

Tierschutzorganisationen regelmäßigen Austausch in Berlin vor<br />

Am 21. April hatte Ilse Aigner,<br />

Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz,<br />

den bmt und weitere<br />

Tierschutzorganisationen, darunter<br />

den bmt, zu einem zu einem<br />

zweistündigen Gespräch<br />

nach Berlin eingeladen. Ziel des<br />

Gespräches war es, möglichst<br />

breit gestreut die Anliegen des<br />

Tierschutzes zu erörtern.<br />

Dr. Styrie bat die Ministerin, sich<br />

für eine klare Kennzeichnung<br />

von Lebensmitteln im Hinblick auf die Erfüllung von Tierschutzanfor<strong>der</strong>ungen einzusetzen.<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> Kennzeichnung von Eiern zeigte er Vorteile und Auswüchse<br />

<strong>der</strong> Eierkennzeichnung auf. So sei es nicht hinnehmbar und rechtlich nicht<br />

zulässig, Eier aus <strong>der</strong> so genannten Kleingruppenhaltung ohne die Kennzeichnung<br />

"Käfigeier" auf <strong>der</strong> Verpackung zu vermarkten.<br />

Bereits wenige Tage nach dem Gespräch stellte das Ministerium<br />

noch einmal schriftlich klar, dass Eier aus <strong>der</strong><br />

Kleingruppenhaltung grundsätzlich als Käfigeier gekennzeichnet<br />

werden müssen. Zulässig sei gegebenenfalls<br />

<strong>der</strong> zusätzliche Hinweis auf <strong>der</strong> Verpackung<br />

"Eier aus deutscher Kleingruppenhaltung".<br />

Weitere Themen waren <strong>der</strong> Komplex "Tierversuche",<br />

"Masthühner", Ferkelkastration, die ausreichende Betäubung<br />

von "Schlachttieren", "tiergerechte" Haltungseinrichtungen,<br />

die Notwendigkeit <strong>der</strong> Verbandsklage<br />

und das Verbot von Tierbörsen. Die Ministerin sagte zu,<br />

Dr. Jörg Styrie erläutert bmt- For<strong>der</strong>ungen<br />

Stellt sich den Fragen: Ilse Aigner<br />

die Gespräche in kürzeren<br />

Abständen fortzuführen.<br />

Text: Claudia Lotz<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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"Nicht anfassen", warnt Geschäftsstellenleiterin Anke<br />

Mory. Seit annähernd vier Jahren lebt die Labradormixhündin<br />

Joy nun schon im Tierheim Arche Noah und hat in dieser Zeit kaum nennenswerte Interessenten<br />

gehabt. Und das liegt nicht an den Vermittlungsversuchen, die das Tierheimteam immer wie<strong>der</strong><br />

in die Wege leiten möchte, son<strong>der</strong>n ausschließlich an <strong>der</strong> Hündin selbst.<br />

Als wolle sie deutlich machen, dass sie ihren Platz im Tierheim nicht mehr zu räumen gedenke, quittiert<br />

sie jede noch so freundliche Annäherung von Besuchern mit entmutigenden Drohgebärden. Doch eines<br />

Tages stoßen Julia Hillbrecht und Joy aufeinan<strong>der</strong> - und das Leben <strong>der</strong> beiden än<strong>der</strong>t sich schlagartig.<br />

"Als ich Joy das erste Mal sah", sagt die<br />

28 jährige Julia Hillbrecht heute, "hat<br />

sie mir ihre Zähne gezeigt und geknurrt;<br />

ich habe nicht einmal gewagt,<br />

sie anzuschauen." Auch Geschäftsstellenleiterin<br />

Anke Mory erinnert sich noch<br />

genau an diese schwierige Anfangsphase.<br />

Seit ihrer Abgabe als vermeintliche<br />

Fundhündin lebte Joy im Aufenthaltsund<br />

Bürobereich des Tierheims, weil sie<br />

aufgrund ihrer Epilepsieerkrankung<br />

erst einmal unter Beobachtung bleiben<br />

sollte. Außerdem wollte man <strong>der</strong> verstörten<br />

und Fremden <strong>gegen</strong>über sehr<br />

misstrauischen, dreijährigen Labradormixhündin<br />

den aufregenden Tierheimalltag<br />

ersparen. Und so hatte sich im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit zwischen Anke Mory und<br />

ihrer vierbeinigen "Büro-Kollegin" ein<br />

entspanntes Verhältnis entwickelt, das<br />

zunehmend von Vertrauen und tiefer<br />

Zuneigung geprägt war.<br />

"Ich freue mich natürlich über jede<br />

glückliche Vermittlung", sagt die Geschäftsstellenleiterin,<br />

"aber Joy hätte ich<br />

es nach ihrer wohl sehr traurigen Vergangenheit<br />

ganz beson<strong>der</strong>s gewünscht."<br />

Und dann spielte <strong>der</strong> Zufall<br />

ihr die erste wirkliche Chance für Joy in<br />

die Hände: Julia Hillbrecht aus Weyhe<br />

hatte im Tierheim nachgefragt, ob ihre<br />

ehrenamtliche Hilfe erwünscht sei. Ne-<br />

ben ihrem Job in einem Reisebüro für<br />

Geschäftsreisende wollte sie etwas für<br />

Tierheimhunde tun…<br />

Zwar war die erste Kontaktaufnahme<br />

mit Joy im August 2008 mehr als ernüchternd<br />

verlaufen, doch schreckte<br />

dieser Umstand die junge Reis<strong>ev</strong>erkehrskaufrau<br />

nicht ab - im Gegenteil:<br />

Immer wie<strong>der</strong> stattete sie <strong>der</strong> Hündin<br />

einen Besuch ab, gewöhnte sie an ihren<br />

Anblick, Geruch und ihre Stimme,<br />

bis Joy sich eines Tages tatsächlich anfassen<br />

ließ. Von da an ging die 28jäh-<br />

Dicke Freunde: Robert und Joy<br />

rige Weyherin regelmäßig mit ihr spazieren.<br />

Ob Wind, Regen o<strong>der</strong> Schnee<br />

- ihr Handywecker mahnte an jedem<br />

noch so dunklen, kalten Morgen: "Joy<br />

muss raus!" Und Julia Hillbrecht dachte<br />

keinen Moment daran, die Hündin<br />

vergeblich warten zu lassen.<br />

In den Wochen hatte sich eine so tiefe<br />

Zuneigung zwischen den beiden entwickelt,<br />

dass <strong>der</strong> Patin <strong>der</strong> Abschied<br />

von "ihrer Hündin" im Tierheim täglich<br />

Anke Mory besucht Joy im neuen Zuhause bei Julia Hillbrecht<br />

Nach vier Jahren Tierheim endlich ein<br />

"Joy muss raus!"<br />

schwerer fiel. Sie hatte nur noch einen<br />

Gedanken: Wie konnte sie ihren Lebensgefährten<br />

überzeugen, <strong>der</strong> Aufnahme<br />

von Joy ins gemeinsame Haus<br />

zuzustimmen? Sie wusste, dass ihr<br />

Freund Robert durchaus logische Argumente<br />

<strong>gegen</strong> eine Hundehaltung ins<br />

Feld führen würde: Ihre Berufstätigkeit<br />

und den Jahresurlaub.<br />

Mit Tierheimleiter Stefan Kirchhoff beriet<br />

sich die 28jährige, ging mit ihm das<br />

Gespräch durch, wie sie es mit ihrem<br />

Lebensgefährten führen wollte…und<br />

fand doch den Mut nicht dazu. Zu groß<br />

war ihre Angst, dass ihr Partner eine<br />

Hundehaltung glatt ablehnen würde.<br />

Jetzt, Monate später, kann sie über diese<br />

Anspannung lächeln und erinnert<br />

sich, wie verzweifelt sie im Dezember<br />

auf eine positive Reaktion ihres Lebensgefährten<br />

wartete, als sie ihm


Zuhause<br />

schließlich in einem Brief vorschlug, Joy<br />

erst einmal stundenweise zu sich zu<br />

nehmen. Doch ihr Freund gab ihr keine<br />

Antwort, weil ihm zu dem Zeitpunkt<br />

noch gar nicht bewusst war, welchen<br />

großen Stellenwert die schwarze Hündin<br />

inzwischen im Leben seiner Freundin<br />

einnahm.<br />

Nach etlichen gemeinsamen Tierheimbesuchen<br />

und "Probewohnen" in Weyhe<br />

steht <strong>der</strong> Aufnahme von Joy im März<br />

<strong>2009</strong> dann nichts mehr im Weg - und<br />

wenn Lebensgefährte Robert heute<br />

nach Hause kommt und die Hündin mit<br />

den Worten: "Na, wo ist denn meine<br />

Süße?" begrüßt, scheint es, als sei die<br />

fast siebenjährige Hündin schon immer<br />

bei dem jungen Paar gewesen.<br />

Noch immer reagiert sie angespannt<br />

auf Besuch, doch dank <strong>der</strong> Anleitung<br />

durch eine engagierte Hundetrainerin<br />

gelingt es den beiden zunehmend sicherer<br />

mit Joys Verhalten umzugehen<br />

und beschwichtigend auf sie einzuwirken.<br />

Bei Besuch wird die Hündin in ihren<br />

Korb geschickt, den sie mit positiven<br />

Reizen verbindet und daher gerne<br />

aufsucht. Hier erhält sie ganz bewusst<br />

ihre Leckerlies, die ihr die Medikamente<br />

<strong>gegen</strong> die Epilepsie versüßen sollen.<br />

Sie profitiert so deutlich vom täglichen<br />

Training, dass die Hundetrainerin kürzlich<br />

voll des Lobes war und zu Julia Hillbrecht<br />

sagte: "Ihr Drei habt die meisten<br />

Fortschritte gemacht. Als ich Joy das erste<br />

Mal sah, hätte ich eine solche Entwicklung<br />

kaum für möglich gehalten."<br />

Julia Hillbrecht und ihr Lebensgefährte<br />

können ihre Dienste so legen, dass sich<br />

die Arbeitszeiten kaum überschneiden.<br />

Nur einen Tag im Monat muss die Siebenjährige<br />

einige Stunden auf ihre<br />

neuen Freunde warten, aber diese<br />

Trennung ist, an<strong>der</strong>s als zu Beginn, keine<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung mehr für sie. Auch<br />

für den Urlaub hat sich die Reis<strong>ev</strong>erkehrskauffrau<br />

schon eine Lösung überlegt,<br />

aber die bleibt noch ein kleines<br />

Geheimnis!<br />

Text: Claudia Lotz<br />

HitsforKids - GROSSES KINDER-<br />

FEST AN DER WESER<br />

Tierschutz ist cool!<br />

Das Tierheim Arche Noah an <strong>der</strong> Waterkant<br />

Fanden die bmt-Ballon-Aktion toll:<br />

Eine Familie aus Bremen<br />

Fast 35.000 Besucher kamen am 29.<br />

und 30. Mai zum großen Kin<strong>der</strong>fest<br />

an die Weser. Auch das Tierheim Arche<br />

Noah war neben Nitendo, Lego,<br />

Milka und vielen an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />

und Organisationen eingeladen<br />

worden. Um die Arche Noah in Bremen<br />

und Region bekannter zu machen,<br />

hatte sich Geschäftsstellenleiterin<br />

Anke Mory etwas Beson<strong>der</strong>es<br />

einfallen lassen: Sie ließ die Kin<strong>der</strong><br />

grüne Luftballons steigen, an denen<br />

ein Kärtchen mit <strong>der</strong> Bitte hing, die<br />

Karte ins Tierheim zurück zu schicken.<br />

Für Fin<strong>der</strong> und Absen<strong>der</strong> wird Anke<br />

Mory dann ein kleines Fest mit<br />

Führung veranstalten und Kaffee, Ka-<br />

TH ARCHE N OAH<br />

kao und Kuchen anbieten. Trotz <strong>der</strong><br />

Konkurrenz von Nitendo und Co war<br />

<strong>der</strong> Tierheimstand stets von Kin<strong>der</strong>n<br />

umlagert, die ihren Luftballon mit<br />

großer Begeisterung steigen ließen.<br />

Die ersten Karten sind kurz danach<br />

im Tierheim eingetroffen: Sie stammen<br />

u.a. aus Holland, L<strong>ev</strong>erkusen<br />

und Düsseldorf. Wenn HitsforKids am<br />

12. September <strong>2009</strong> nach Berlin<br />

kommt, wird sich <strong>der</strong> Landesverband<br />

Berlin ebenfalls mit einem Stand präsentieren.<br />

TH-Mitarbeiter Detlef Tieseler füllt<br />

Ballons mit Gas für die Kin<strong>der</strong><br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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TH HAGE<br />

Große Evakuierungsaktion:<br />

Wasserschaden<br />

im Tierheim Hage<br />

Das Frühjahr begann für das Tierheim Hage mit einem<br />

Schock: Nachdem die Heizung mehrfach ausgefallen<br />

war, stand das Tierheim eines Morgens unter Wasser. Die<br />

Böden im Eingang, Büro, Arztraum und in <strong>der</strong> Futterküche<br />

waren nass und ein Teil des Inventars durch Feuchtigkeit<br />

zerstört. Bei einem Rundgang wurde das ganze<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Schäden deutlich: Auch die Hundezwinger<br />

und Katzenräume waren unbewohnbar geworden…<br />

Geschäftsstellenleiter Dieter Kuhn musste<br />

bei <strong>der</strong> anstehenden Komplettrenovierung<br />

in mehreren Schritten vorgehen:<br />

Erst musste das unversehrt gebliebene<br />

Mobiliar in Holzhütten verstaut<br />

werden, dann wurden die Böden<br />

herausgeschlagen, Estrich gegossen und<br />

die Räume für sechs Wochen dem Trocknen<br />

überlassen. In dieser Zeit wurde<br />

<strong>der</strong> Hundetrakt <strong>der</strong>selben Prozedur<br />

unterzogen, wobei hier das Problem<br />

ungleich größer war: Denn für viele<br />

Hunde musste eine neue Bleibe, zum<br />

Teil in an<strong>der</strong>en Tierheimen und Pflegestellen,<br />

gefunden werden. Die Übrigen<br />

zogen in die Hundefreilaufgehege mit<br />

extra aufgestellten Hundehütten um.<br />

Derzeit werden die Hundezwinger gefliest<br />

und sind in ca. 14 Tagen wie<strong>der</strong><br />

Anton steht auf <strong>der</strong> Warteliste<br />

für Vermittlungen ganz oben …<br />

beziehbar. Die Vermittlung läuft weiter<br />

- einzig <strong>der</strong> Sanierung <strong>der</strong> Katzengehege<br />

sieht Dieter Kuhn skeptisch ent<strong>gegen</strong>,<br />

denn die Samtpfoten müssen<br />

vorher umgesiedelt werden. Unglückli-<br />

WILDHUND FELINE<br />

Gemeinschaftsgrabstein<br />

für Tierheim-<strong>Tiere</strong><br />

1999 zogen die vier Wildhunde<br />

ins eigens für sie errichtete Freilaufgehege<br />

am Tierheim Hage.<br />

700 Quadratmeter strukturiertes<br />

Gelände mit Nachthaus stand den<br />

drei Rüden und einer Hündin zur<br />

Verfügung. Die vier Hybriden, Kreuzungen zwischen Wölfen und Haushunden,<br />

wurden in einem Schrebergarten in Berlin gezüchtet und später<br />

vom Veterinäramt beschlagnahmt. Weil die Hunde nicht an private Halter<br />

vermittelt werden durften, schuf <strong>der</strong> bmt die Möglichkeit <strong>der</strong> lebenslangen<br />

Versorgung im Tierheim Hage. Nun ist die Hündin Feline verstorben; sie<br />

wurde auf einem Kleintierfriedhof beigesetzt - hier steht ein Gemeinschaftsgrabstein<br />

für die Gnadenbrottiere des Tierheims Hage.<br />

cherweise sind vom Veterinäramt gerade<br />

beson<strong>der</strong>s viele <strong>Tiere</strong> eingewiesen<br />

worden, beson<strong>der</strong>s auch Katzenwelpen.<br />

Bei <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> obdachlosen<br />

Vierbeiner werden die an<strong>der</strong>en<br />

bmt-Tierheime helfen.<br />

Zwar übernimmt die Versicherung die<br />

Folgen des Wasserschadens - dennoch<br />

bleibt das Tierheim Hage auf Restkosten,<br />

die im Zuge <strong>der</strong> Renovierungsarbeiten<br />

anfielen, sitzen. Wenn Sie hier<br />

mit Spenden helfen möchten, freut sich<br />

Dieter Kuhn sehr, denn auf diese Ausgaben<br />

war die Geschäftsstelle nicht<br />

vorbereitet.<br />

Aber noch mehr helfen Sie dem Tierheim,<br />

wenn Sie seinen Schützlingen<br />

(<strong>der</strong>zeit 36 Hunden, 45 Katzen) ein<br />

neues Zuhause schenken. Auf <strong>der</strong><br />

Warteliste ganz oben steht Anton, ein<br />

Deutsch-Drahthaar. Seit seiner Ankunft<br />

im Tierheim im November 2007<br />

- seine Besitzerin musste ihn aus<br />

Krankheitsgründen abgegeben - hat<br />

eine Hundetrainerin mit ihm gearbeitet.<br />

Anton hört sehr gut, läuft am<br />

Fahrrad und braucht ausdauernde<br />

Bewegung. Eine hundeerfahrene Familie<br />

wäre wünschenswert.<br />

Spenden:<br />

Raiffeisen-Volksbank<br />

Fresena e.G. Norden<br />

Konto 6302020300<br />

BLZ 283 615 92


Seit mehreren Wochen laufen die Umbaumaßnahmen auf Hochtouren. Das Hundehaus des Franziskus<br />

Tierheims wird erweitert. Was dringend notwendig ist, denn im Franzerl herrschte bei den Vierbeinern<br />

bisher akuter Platzmangel. Die alte Werkstatt weicht einer kleinen, aber feinen Anlage, in <strong>der</strong> drei mo<strong>der</strong>ne<br />

Unterkünfte für artgerechte Gruppenhaltung entstehen.<br />

Nach <strong>der</strong> Erneuerung <strong>der</strong> Heizungsanlage im vergangenen<br />

Jahr ist das das nächste große Projekt, das die Hamburger<br />

in Angriff genommen haben. "Das Tierheim ist für<br />

mich ein eigener Organismus, <strong>der</strong> sich ständig weiter entwickeln<br />

muss", erklärt Tierheimleiter Frank Weber. " Wir<br />

wollen den uns anvertrauten <strong>Tiere</strong>n optimale Haltungsbedingungen<br />

bieten. Natürlich<br />

können wir ein echtes<br />

Zuhause nicht ersetzen.<br />

Aber die <strong>Tiere</strong> sollen möglichst<br />

artgerecht untergebracht<br />

sein, gerade weil sie<br />

im Tierheim "gelandet" sind.<br />

Da kommt man um regelmäßige<br />

Investitionen einfach<br />

nicht herum."<br />

Die Sanierung <strong>der</strong> Gebäude,<br />

beson<strong>der</strong>s des Katzentraktes<br />

im Altbau mit <strong>der</strong> Erneuerung<br />

<strong>der</strong> Fenster, steht<br />

in Hamburg als nächstes<br />

ganz oben auf <strong>der</strong> Prioritätenliste.<br />

"Ich sehe das als Herausfor<strong>der</strong>ung für die Zukunft",<br />

sagt Frank Weber. "Wir haben eben einen ziemlichen Renovierungsstau.<br />

Damit muss man leben. Kaum ist etwas<br />

fertig geworden, steht schon die nächste Baustelle an. Da<br />

hilft nur gut planen, sorgfältig haushalten und eines nach<br />

dem an<strong>der</strong>en abarbeiten."<br />

Im Franziskus Tierheim werden alle <strong>Tiere</strong> grundsätzlich<br />

mindestens zu zweit untergebracht. Die Einzelhaltung von<br />

verträglichen Vierbeinern lehnt man strikt ab. Gerade Hunde<br />

sind Rudeltiere und leiden massiv unter dem Entzug von<br />

sozialen Kontakten. Als möglichst<br />

ideale Haltungsform empfehlen<br />

mittlerweile alle namhaften Experten<br />

die Vergesellschaftung <strong>der</strong> Vierbeiner<br />

in kleinen Gruppen.<br />

Hunde genießen die Abwechslung im Rudel, können miteinan<strong>der</strong><br />

spielen und verkraften den Stress im Tierheimalltag<br />

wesentlich besser. "Das neue Hundehaus ist entsprechend<br />

konzipiert, dass es den mo<strong>der</strong>nen Erkenntnissen <strong>der</strong><br />

Verhaltensforschung gerecht wird", beschreibt <strong>der</strong> Tierheimleiter<br />

die notwendigen Baumaßnahmen. In den drei<br />

geräumigen Zwingern leben<br />

dann bis zu fünf Vierbeiner<br />

zusammen.<br />

Das hat den großen Vorteil,<br />

dass komplette Gruppen<br />

aufgenommen werden können.<br />

"Gerade unseren Auslandsprojekten<br />

kann man<br />

am besten helfen, wenn<br />

man einen ganzen Zwinger<br />

freimacht", erklärt Frank<br />

Weber. "Bei <strong>der</strong> permanenten<br />

Überfüllung dort<br />

braucht man vor allem Platz<br />

für die nachrückenden Hunde.<br />

Und wir wissen, dass die Rudelmitglie<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong><br />

verträglich und sozial kompetent sind."<br />

Mit <strong>der</strong> Erweiterung des Hundehauses können im Franziskus-Tierheim<br />

zukünftig bis zu dreißig herrenlose Vierbeiner<br />

ein vorläufiges Zuhause finden. "Damit ist die Kapazitätsgrenze<br />

dessen, was wir leisten können, dann auch erreicht",<br />

erläutert <strong>der</strong> Tierschützer. "Das Schöne bei uns ist,<br />

dass alle unsere Schützlinge jeden Tag drei Mal raus kommen<br />

und bis zu drei Stunden Gassi gehen." Diesen individuellen<br />

Service können bald auch die Vierbeiner im neuen<br />

Hundehaus voll in Anspruch nehmen.<br />

Spenden:<br />

Haspa<br />

Kto. 1049220799<br />

BLZ 200 505 50<br />

F RANZISKUS-TIERHEIM<br />

Unser Tierheim soll noch besser werden:<br />

Umbaumaßnahmen im Hamburger Tierheim<br />

Die ehemalige Werkstatt wird<br />

artgerechtes Hundegehege!<br />

Text und Fotos: Frank Weber<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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Unter ihnen sind viele "alte Bekannte",<br />

die teilweise vor zehn o<strong>der</strong> zwölf Jahren<br />

aus dem Kasseler Tierheim übernommen<br />

worden sind. Die Abgabegründe<br />

sind meist fadenscheinig und den Tierheim-Mitarbeitern<br />

wohl bekannt: Allergie,<br />

Umzug, Trennung, finanzielle<br />

Überfor<strong>der</strong>ung, keine Zeit ...<br />

Es fällt “Mensch” erstaunlich leicht, sich<br />

von Hausgenossen zu trennen, die sie<br />

oft über ein Jahrzehnt ihres Lebens begleitet<br />

haben und sie ins Tierheim zu<br />

bringen. Mancher Abgeber möchte so-<br />

gar noch für diesen "Großmut" gefeiert<br />

werden: "Schau, ich vertraue Euch dieses<br />

Tier an, um das ich mich nicht mehr<br />

Prinzessin<br />

Bisher verläuft das Jahr in Sachen Fundkatzen und Katzenwelpen<br />

eher ruhig - so die geschlossene Meinung<br />

des Tierpfleger-Teams auf <strong>der</strong> Katzenstation <strong>der</strong> Kasseler<br />

Wau-Mau-Insel. Welche Zahl jedoch erschreckend<br />

angestiegen ist, ist die Zahl <strong>der</strong> Abgabekatzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong>er, die älter als sieben o<strong>der</strong> acht Jahre sind.<br />

kümmern möchte, seid mir dankbar,<br />

ich hätte es ja auch in den Wald setzen<br />

können…"<br />

Unverständnis, wenn sich die Katzenpfleger<br />

nicht überschlagen. In einem<br />

hartnäckigen Fall betonte die ehemalige<br />

Tierbesitzerin: "Aber Sie wissen<br />

schon, dass ich Ihnen da drei Perser gebracht<br />

habe?!" - Ja, das haben wir erkannt,<br />

die Vermittlung macht das aber<br />

nicht leichter, da sie 15 Jahre alt sind<br />

und unkastriert, so unsere Antwort.<br />

In gutem Zustand<br />

sind die wenigsten<br />

<strong>der</strong> abgeschobenen<br />

Senioren. Weist man<br />

bei <strong>der</strong> Abgabe darauf<br />

hin, dass keine<br />

Abgabegebühr (wie<br />

in den meisten an<strong>der</strong>en<br />

Tierheimen)<br />

erhoben wird, wir<br />

uns aber über eine<br />

Spende freuen würden,<br />

darf man seine<br />

Erwartungen nicht zu<br />

hoch schrauben und<br />

muss oft schon mit<br />

fünf Euro glücklich sein. Die anschließenden<br />

tierärztlichen Maßnahmen<br />

(grundimmunisierende Impfung, Be-<br />

Apollo & Nero<br />

11 und 13 Jahre, hängen sehr aneinan<strong>der</strong>, sind<br />

sehr freundlich, aufgeschlossen und schmusig<br />

Immer mehr ältere Katzen ...<br />

KEINE LIEBE FÜR<br />

ALTE KATZEN ?<br />

handlung <strong>gegen</strong> Flöhe und Würmer,<br />

Bluttest auf Katzen-AIDS und Katzen-<br />

Leukose und Blutuntersuchung <strong>der</strong> Organwerte)<br />

übersteigen diese dürftige<br />

Spende oft um ein Vielfaches!<br />

Die Vermittlung solcher Katzen ist meist<br />

langwierig, denn <strong>der</strong> durchschnittliche<br />

Tierheim-Besucher will Jungkatzen.<br />

Junge Katzen müssen es sein, denn die<br />

"sind ja so niedlich", und "die Kin<strong>der</strong><br />

sollen ja auch noch etwas davon haben"<br />

und sowieso seien Kätzchen viel<br />

besser zu erziehen - manche "Kundenwünsche"<br />

an Vermittlungstagen lassen<br />

Tierfreunden die Haare zu Berge stehen.<br />

Aber es gibt auch die (seltenen) Augenblicke,<br />

in denen Menschen speziell<br />

nach älteren <strong>Tiere</strong>n fragen. Häufig suchen<br />

gerade junge Leute erst mal nach<br />

einem Katzen-Senior, weil sie sich so<br />

nicht über einen langen Zeitraum bin-<br />

Alf


den müssen. Zwar ist <strong>der</strong> Verlust eines<br />

lieb gewonnenen <strong>Tiere</strong>s schmerzlich,<br />

jedoch die Gewissheit, einem armen<br />

alten Tierheim-Schützling noch eine<br />

schöne Zeit ermöglicht zu haben, ein<br />

echter Trost.<br />

Unsere Fürsorge hört in solchen Fällen<br />

natürlich nicht an <strong>der</strong> Tierheimtür auf:<br />

In vielen Fällen sind spezielle Diätfuttermittel<br />

o<strong>der</strong> Dauer-Medikamente notwendig,<br />

um ein schmerz- und beschwerdefreies<br />

Leben zu garantieren.<br />

Auch diese Kosten übernimmt dann<br />

weiterhin das Tierheim. Würden wir<br />

diese Hilfestellung nicht anbieten, kämen<br />

viele Senioren-Vermittlungen<br />

überhaupt nicht zustande - o<strong>der</strong> wir<br />

müssten uns Sorgen machen, ob die<br />

Übernehmer auch weiterhin in <strong>der</strong> La-<br />

Amadeo<br />

Prinzessin, Perser-Mix, 15 Jahre, verträglich mit an<strong>der</strong>en<br />

Katzen, kennt Kin<strong>der</strong>, braucht aber Ruhe zum Eingewöhnen.<br />

Abgabe wegen Zeit-, Geld- und Interesse-Mangels.<br />

Nero & Apollo, zwei Tigerkater, 11 und 13 Jahre alt,<br />

hängen sehr aneinan<strong>der</strong>, sind sehr freundlich, aufgeschlossen<br />

und schmusig. Nero leidet unter Struvit-Stein-Bildung,<br />

ist aber mit täglich zwei Tabletten gut eingestellt. Ihre<br />

Familie zog in eine nicht Katzen gerechte Wohnung und<br />

so mussten die beiden zu uns zurück (1998 aus dem Tierheim<br />

übernommen).<br />

Alf, 8 Jahre, sieht man sein bewegtes Leben zur Zeit noch<br />

an, er wünscht sich nichts sehnlicher, als möglichst bald in<br />

sein neues Zuhause mit Freigang in ruhiger Umgebung<br />

umzuziehen. Und wenn liebe Menschen ihn mit Bürsten<br />

und Streicheleinheiten verwöhnen, dann wird Alf sicherlich<br />

auch wie<strong>der</strong> ein glücklicher Kater sein!<br />

Amadeo, schwarzer Kater, ca. 15 Jahre. Vor vielen Jahren<br />

aus dem Tierheim übernommen, wurde er nun wegen<br />

angeblicher Unsauberkeit (nicht bei uns im Tierheim…) abgeschoben.<br />

Unsere Tierärztin entfernte insgesamt neun<br />

Schrotkugeln. Er kennt an<strong>der</strong>e Katzen, ist Freigänger und<br />

eine Schmusebacke.<br />

Mauzi, 7 Jahre, ist noch völlig verunsichert: Da landet sie<br />

im Tierheim, weil ihre Besitzerin Angst vor ihr bekommen<br />

ge sind, regelmäßige Kontrolluntersuchungen<br />

und notwendige Medikamente<br />

beim eigenen Tierarzt zu finanzieren.<br />

So bleiben wir in Kontakt mit unseren<br />

ehemaligen Schützlingen und können<br />

bei Problemen als kompetente Ansprechpartner<br />

zur Seite stehen. Auch<br />

dies ist oft ein Grund, weswegen Menschen<br />

sich nach einer individuellen<br />

Trauerfrist wie<strong>der</strong> bei uns auf <strong>der</strong> Kat-<br />

TH WAU-MAU-INSEL<br />

... werden im Tierheim abgegeben<br />

Vermittlungstiere von <strong>der</strong> Wau-Mau-Insel<br />

Mauzi<br />

zenstation einfinden, auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach einer "neuen alten" armen Samtpfote,<br />

die ein schönes Zuhause sucht …<br />

Text und Fotos: Timo Franzen<br />

TH Wau-Mau-Insel<br />

Tel.: 0561 / 86 15 680<br />

hat. Wieso, weiß Mauzi nicht. Wir suchen für sie Menschen<br />

mit Katzenerfahrung, bei denen Mauzi zeigen kann, dass<br />

man gut mit ihr auskommen kann. Ein wenig Zeit und Geduld<br />

sollten ihre Menschen allerdings mitbringen.<br />

Blacky, 10 Jahre, ist eine freundliche und eher ruhige<br />

Katzendame im besten Alter, die zur Zeit noch sehr trauert,<br />

denn sie hat ihre Bezugsperson und ihr gewohntes Umfeld<br />

verloren. Nun sucht sie ein neues Zuhause in einem eher<br />

ruhigen Haushalt mit Freigang.<br />

Monika erreichte uns als Fundkatze. Sie ist ca. 10-11 Jahre<br />

alt und kommt mit<br />

ihrem neuen, (hoffentlich)<br />

vorübergehenden<br />

Aufenthalt im Tierheim<br />

noch nicht so gut zurecht.<br />

Die schwarze Dame ist<br />

von an<strong>der</strong>en Katzen<br />

nicht so begeistert,<br />

möchte aber im neuen<br />

Zuhause auch sicher<br />

wie<strong>der</strong> ein bischen<br />

durch die Gärten zie- Monika<br />

hen dürfen.<br />

Blacky<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

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HAUPTGESCHÄFTSSTELLE<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)<br />

VORSTAND<br />

1. <strong>Bund</strong>esvorsitzen<strong>der</strong>:<br />

Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

2. <strong>Bund</strong>esvorsitzende:<br />

Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18<br />

<strong>Bund</strong>esschatzmeister:<br />

Bernd Stephan, Kaiser-Friedrich-Promenade 82<br />

61348 Bad Homburg<br />

Tel. (06172) 138 80 26, Fax (06172) 23 691<br />

<strong>Bund</strong>esschriftführerin:<br />

Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,<br />

Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57<br />

LANDESVERBÄNDE<br />

B UND GEGEN M ISSBRAUCH DER T IERE<br />

MIT 10 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN UND EINEM TIERSCHUTZZENTRUM<br />

LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Leiter: Dr. Uwe Wagner<br />

Leiterin (TH): Petra Zipp<br />

Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18<br />

Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)<br />

LV Bayern (www.bmt-bayern.de)<br />

Leiterin: Ewa Gara<br />

Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München<br />

Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23<br />

Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)<br />

LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)<br />

Leiter: Dr. Jörg Styrie<br />

Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin<br />

Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65<br />

Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)<br />

LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)<br />

Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32<br />

„Franziskus-Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37<br />

Leiter (TH): Frank Weber<br />

Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg<br />

Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)<br />

LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“<br />

(www.tierheim-elisabethenhof.de)<br />

Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11<br />

Leiter (TH): Christian Werner<br />

“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim<br />

Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)<br />

2. Tierheim „Wau-Mau-Insel“ (www.wau-mau-insel.de)<br />

Leiterin (Gst.): Petra Hollstein<br />

Leiter (TH): Karsten Plücker<br />

Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel<br />

Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681<br />

Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)<br />

AUSLANDSTIERSCHUTZ<br />

Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Son<strong>der</strong>konto Ausland:<br />

Rumänien und Ungarn<br />

Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)<br />

LV Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“<br />

(www.tierheim-arche-noah.de)<br />

Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40<br />

Leiterin (TH): Verena Krüpe,<br />

Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum<br />

Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553<br />

Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)<br />

2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)<br />

Luttertal 79, 37075 Göttingen<br />

Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32<br />

Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)<br />

Mitglie<strong>der</strong>- und Spendenverwaltung durch das<br />

Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel<br />

3. Geschäftsstelle Norden<br />

Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier<br />

Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum<br />

Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26<br />

Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)<br />

Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage<br />

Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90<br />

Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden<br />

Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)<br />

LV NRW<br />

1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück<br />

(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)<br />

Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel<br />

Iddelsfel<strong>der</strong> Hardt, 51069 Köln<br />

Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48<br />

Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)<br />

2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)<br />

Leiterin: Dagmar Weist<br />

Drosselweg 15, 47661 Issum<br />

Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99<br />

Sparkasse am Nie<strong>der</strong>rhein<br />

Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)<br />

WEITERE ANSCHRIFTEN VON MITARBEITERN:<br />

Mike Ruckelshaus<br />

(mike.ruckelshaus@web.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18<br />

Torsten Schmidt<br />

(torsten.schmidt@bmt-tierschutz.de)<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, An <strong>der</strong> Kirsebek 3,<br />

24376 Kappeln, Tel. (04642) 922 407, Fax (04642) 922 714<br />

Claudia Lotz (Redakteurin)<br />

(lotzcl@nexgo.de)<br />

Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,<br />

Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39<br />

Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)<br />

(huglichterfeld@gmx.de)<br />

Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen<br />

Tel. (02045) 23 54<br />

www.bmt-tierschutz.de


60.000 UNTERSCHRIFTEN IN BRÜSSEL ÜBERREICHT<br />

bmt, TASSO, VIER PFOTEN und ETN kämpfen für Straßenhunde<br />

Am 21. April <strong>2009</strong> überreichten <strong>der</strong> bmt, TASSO, Vier Pfoten<br />

und ETN in Brüssel<br />

60.000 Resolutionen für<br />

eine tierschutzgerechte<br />

Lösung des europäischenStraßenhundproblems.<br />

Viele Tierschutzorganisationen<br />

im Inund<br />

Ausland halfen<br />

beim Sammeln <strong>der</strong><br />

Marlene Wartenberg (“Vier Pfoten”),<br />

Philip Tod (Rechtsabteilung), Dieter<br />

Ernst (“ETN”), Andrea Gavinelli und<br />

Maria Ferrara (Tierschutzabteilung<br />

<strong>der</strong> Generaldirektion Gesundheit),<br />

Petra Zipp (“bmt”) und Andrea<br />

Thümmel (“TASSO”)<br />

Unterschriften und tun<br />

es noch: Denn in den<br />

nächsten Monaten sollen<br />

<strong>der</strong> EU weitere Resolutionen<br />

von Bürgern<br />

vorgelegt werden, die<br />

sich für Straßentiere einsetzen.<br />

Obwohl Brüssel keine direkte Zusage für die For<strong>der</strong>ung nach<br />

För<strong>der</strong>mitteln für europaweite Kastrationsprojekte gab, war dieser<br />

Tag dennoch für alle vier Vereine ein Erfolg. Und zwar deswegen,<br />

weil fast einmalig in <strong>der</strong> Geschichte des deutschen Tierschutzes<br />

sich mehrere Organisationen gemeinsam für eine<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen von Straßentieren stark<br />

gemacht hatten. Bleibt zu hoffen, dass <strong>der</strong> Schulterschluss Europas<br />

Straßentieren helfen wird.<br />

Mehr Infos zu diesem Thema, alle<br />

Hintergründe zur Straßenhundproblematik<br />

und eine Übersicht<br />

über die drei bmt-Projekte in Ungarn<br />

und Rumänien können Sie in<br />

unserer neuen Auslandstierschutz-<br />

Broschüre nachlesen. Bezugsadresse:<br />

Tierschutzzentrum Pfullingen<br />

Gönninger Straße 201,<br />

72793 Pfullingen<br />

Tel. (07121) 820 17 - 0<br />

FAMILIE THIED BRAUCHT EINE BLEIBE<br />

Alte Dame des Tierschutzes sucht Haus<br />

Fast 30 Jahre hat sich Hannelore Thied für den bmt engagiert, die letzte Zeit als<br />

Leiterin <strong>der</strong> Geschäftsstelle Vollenborn in Thüringen. Nun kann ihre Familie das<br />

über 300 Jahre alte Klostergut, das ihrer Tochter, den beiden Enkelkin<strong>der</strong>n, Vögeln,<br />

Katzen und Hunden eine Heimat bot, nicht mehr halten: Zu marode das<br />

Gebäude, zu arbeitsintensiv die Pflege <strong>der</strong> 1,5 ha großen Anlage für die zwei<br />

Frauen und Kin<strong>der</strong>. Wer kann helfen? Familie Thied sucht ein Haus zur Miete in<br />

Alleinlage bzw. am Ortsrand mit umzäuntem Grundstück für die <strong>Tiere</strong>. Ein späterer<br />

Kauf ist nicht ausgeschlossen, bitte alles anbieten!<br />

Kontakt: 036076/41888 o<strong>der</strong> 0176/410 490 43<br />

Z U GUTER L ETZT<br />

Foto: Animals Asia Foundation<br />

PROTESTE VON<br />

TIERSCHÜTZERN<br />

ENDLICH ERFOLGREICH?<br />

China plant den Erlass eines<br />

Tierschutzgesetzes<br />

Die jahrelangen Proteste von Tierschützern zeigen<br />

erste Wirkung: Nach einem Bericht des<br />

China Daily liegt in China ein erster Entwurf für<br />

ein Tierschutzgesetz vor, <strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em eine<br />

Geldstrafe von bis zu 6.000 Yuan (630 US-<br />

Dollar) und zwei Wochen Haft für Personen vorsieht,<br />

die wegen Tierquälerei verurteilt wurden.<br />

Der Gesetzentwurf wird im August auf dem Informationsportal<br />

www.china.com.cn eingestellt.<br />

Am Jahresende soll er dem Staatsrat vorgelegt<br />

werden. Danach muss ihn das Ständige<br />

Komitee des Nationalen Volkskongresses genehmigen,<br />

b<strong>ev</strong>or er als Gesetz verabschiedet<br />

werden kann.<br />

Dieses Gesetzgebungsverfahren kann allerdings<br />

noch einige Jahre in Anspruch nehmen,<br />

aber immerhin ist ein Anfang gemacht.<br />

Text: Mike Ruckelshaus<br />

Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 2/<strong>2009</strong><br />

35


„Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong>“ – Postvertriebsstück B 13769 – Entgelt bezahlt<br />

<strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V.<br />

Als gemeinnützig und beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdig anerkannt<br />

Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15<br />

Tel. (089) 3839520 Fax (089) 38395223<br />

bmt STARTET KAMPAGNE GEGEN DEN VERKAUF VON KLEINTIEREN IN BAUMÄRKTEN<br />

Ich unterstütze den <strong>Bund</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Missbrauch</strong> <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> e.V. und<br />

ÜBERREICHT VON:<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> in den Tierheimen abgegebenen<br />

Kleintiere stammen aus Spontankäufen aus Baumärkten.<br />

Um diesem Trend ent<strong>gegen</strong>zuwirken, startet <strong>der</strong><br />

bmt am 4. August in 5 deutschen Großstädten<br />

(Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, München) mit<br />

<strong>der</strong> Plakatierung seiner 3 Motivposter.<br />

Ein zusätzliches Element <strong>der</strong> Kampagne ist die<br />

Einkaufstüte, die an einem Aktionstag vor Baumärkten<br />

im August an die Besucher verteilt werden<br />

soll.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Aktion: Der bmt will auf die ethische<br />

Verantwortung auch <strong>gegen</strong>über Kleintieren hinweisen<br />

und die Menschen für eine Übernahme<br />

von Kaninchen&Co aus den Tierheimen gewinnen.<br />

werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR ......................................................................<br />

(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann je<strong>der</strong>zeit satzungsgemäß beendet werden.)<br />

Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.<br />

spende hiermit EUR ..................................................................................................................................................................<br />

Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................<br />

PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................<br />

Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................<br />

Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................<br />

(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)<br />

Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle o<strong>der</strong> untenstehende Geschäftsstelle senden.

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