TITELTHEMAJen (3,0 Prozent). Nachgewiesen wurdein geringen Mengen auch <strong>der</strong> Alkohol2-Methyl-3-Buten-2-ol, <strong>der</strong> alswirksame Verbindung <strong>der</strong> beruhigendwirkenden Hopfenzapfen diskutiertwird. Durch ihre Eigenschaft, schnellzu verdunsten, erzeugen die etherischenÖle Kälte, so daß sie bei äußerlicher Anwendungkühlend und schmerzlin<strong>der</strong>ndwirken.Hypothesen zum WirkungsmechanismusAls Wirksubstanz des Johanniskrautextraktswurde lange Zeit <strong>der</strong> rote FarbstoffHypericin angesehen, <strong>der</strong> alsMAO-Hemmer den Abbau von Noradrenalinverhin<strong>der</strong>n sollte. Untersuchungenmit <strong>der</strong> Reinsubstanz Hypericin habenjedoch ergeben, daß eine MAO-Hemmung erst in Konzentrationen ausgelöstwird, die im Johanniskrautextraktgar nicht erreicht werden. Der Hypericingehaltin Hypericumpräparaten ist zugering, um allein für die antidepressiveWirkung verantwortlich zu sein.Die Wissenschaftler gehen heute davonaus, daß eine Depression durch einenMangel o<strong>der</strong> eine mangelnde Wirkung<strong>der</strong> Neurotransmitter im synaptischenSpalt hervorgerufen wird und durch dievermehrte Bereitstellung von Botenstoffbehandelt werden kann. Das alleinigeVorhandensein von mehr Noradrenalino<strong>der</strong> Serotonin ist aber vermutlich nichtfür die Wirkung verantwortlich, son<strong>der</strong>nscheint lediglich Auswirkungen auf dieRezeptoren <strong>der</strong> folgenden Zelle zu haben.Aufgrund <strong>der</strong> unzureichenden Klärungdes Wirkungsmechanismus von Antidepressivauntersuchten Pharmakologenneben den akuten Wirkungsmechanismendaher auch Vorgänge, die imzentralen Nervensystem erst nach einerereignislosen Zeit von zwei bis drei Wochenin Erscheinung treten. Für diedurch Noradrenalin und Serotonin kommunizierendenZellen konnten Verän<strong>der</strong>ungenin <strong>der</strong> Empfindlichkeit <strong>der</strong> Rezeptorennachgewiesen werden, diewahrscheinlich durch das vermehrteVorhandensein <strong>der</strong> Neurotransmitter imsynaptischen Spalt nach Einnahme vonAntidepressiva hervorgerufen werden.Der bekannteste Effekt, <strong>der</strong> durch er-70
TITELTHEMAhöhte Noradrenalinkonzentration imsynaptischen Spalt hervorgerufen wird,ist die ß-Down-Regulation. Damit isteine Dichteabnahme eines bestimmtenRezeptors (ß-Rezeptor) gemeint. DieVerringerung <strong>der</strong> Rezeptordichte führtzu einer vermin<strong>der</strong>ten Reizleitung. An<strong>der</strong>eEmpfänger, die al-Rezeptoren,reagieren auf die erhöhte Noradrenalinkonzentrationim synaptischen Spalt miteiner Dichtezunahme.Die Konzentrationserhöhung von Serotoninim synaptischen Spalt <strong>der</strong> serotoninergenNervenzellen bewirkt wie<strong>der</strong>umeine Dichteabnahme <strong>der</strong> Empfänger(5-HT2-Rezeptoren). Einige Forschervermuten hier eine räumliche Abschirmung<strong>der</strong> Rezeptoren durch Wirkstoffedes Hypericumextrakts, so daß sie alsEmpfanger für die Signale des Serotoninnicht mehr zur Verfügung stehen.Ferner ist eine erhöhte Empfindlichkeit<strong>der</strong> Serotoninrezeptoren (5-HT2-Rezeptoren)zu beobachten. Bei <strong>der</strong> Behandlungmit unterschiedlichen Antidepressivafallt auf, daß nicht alle Substanzeneine ß- und 5-HT2- Down-Regulationauslösen, daß aber immer einer <strong>der</strong> beidenProzesse eingeleitet wird.Aufgrund dieser Beobachtungen gehendie Pharmakologen heute davon aus,daß das Modell <strong>der</strong> „adaptiv verän<strong>der</strong>tenneuronalen Rezeptoren" den Wirkungsmechanismus<strong>der</strong> Antidepressivaam besten beschreibt. Das Wirkprinzipbesteht wahrscheinlich aus einer Anpassung<strong>der</strong> Dichte verschiedener Rezeptoren,die zusammen o<strong>der</strong> allein dieantidepressiven Eigenschaften verschiedenerSubstanzen auslösen.Extrakte, die mit dem Phloroglycin<strong>der</strong>ivatHyperforin angereichert worden waren,zeigten deutliche Hemmeffekte aufdie Neurotransmittersysteme. Beson<strong>der</strong>sstark war die Wie<strong>der</strong>aufnahmehemmungvon Serotonin ausgeprägt. Auch im Verhaltenstestan Ratten waren die hyperforinreichenExtrakte gut wirksam.NA-Wie<strong>der</strong>-aufnahmc-Hemmung5-HT-Wie<strong>der</strong>-aufhdhmc-I KimmungP-Dovvn-RegulationAkute EffekteMAOlkmmmig«2-MotkaikAdaptive Verän<strong>der</strong>ungen5-1 IT-Down-Kcgulahon5-1 ITrinpfindlichkeits-Antidepressive Wirkunguj-Up-RcgulationS-HTßlockadcanticholmcrgcKlickteAbb. 2: Generelle Bedeutung von akuten Effekten und adaptiven Verän<strong>der</strong>ungen für dieWirkung von Antidepressiva. Nach Müller, 1992Sowohl <strong>der</strong> Johanniskrautextrakt alsauch reines Hyperforin blockieren dabeinicht wie die trizyklischen Antidepressivao<strong>der</strong> die Serotonin-Wie<strong>der</strong>aufnahme-Hemmerdas Transportmolekülfür den aktiven Rücktransport <strong>der</strong> Botenstoffe.Wahrscheinlich liegt hier einan<strong>der</strong>er, bisher unbekannter Hemmmechanismusvor, <strong>der</strong> auch als Modellfür das Wirkprinzip neuer Antidepressivadienen könnte.In hohen Konzentrationen besitzen Hyperforinund Adhyperforin beruhigendeEigenschaften.Als ein an<strong>der</strong>er Wirkungsmechanismusdes Johanniskrautextrakts wird diedurch Hypericin ausgelöste Hemmungvon Proteinkinase C, einem Enzym, dasan <strong>der</strong> Signalübertragung zwischen denZellen beteiligt ist, diskutiert. Die Inaktivierungdieses Enzyms ist wahrscheinlichauch für den virenhemmendenEffekt des Hypericumextraktsverantwortlich.Klinische Studien zum Nachweis<strong>der</strong> Wirksamkeit und VerträglichkeitEs liegen mittlerweile mehr als 23 klinischeStudien vor (15 davon wurdenplacebokontrolliert und doppelblinddurchgeführt), die die Wirksamkeit vonJohanniskraut bei leichten bis mittelschwerenDepressionen belegen. Dieseklinischen Wirksamkeitsuntersuchungenwurden fast ausschließlich mit denPräparaten: Jarsin*, Hyperforat", Psychotonin"und Psychotonin* M, Neuropas"und EsbericutrT durchgeführt.Doch die Zahl <strong>der</strong> auf dem Markt befindlichenJohanniskrautpräparate ist ausverständlichen Gründen sehr viel größer.Es würde zu weit führen, in diesem Zusammenhangauf alle Studien einzugehen.Vielmehr soll <strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Arzneimittelnebenwirkungenbzw. <strong>der</strong>Verträglichkeit von Johanniskraut hierbeson<strong>der</strong>s hervorgehoben werden:Die Hypericum-Präparate erwiesen sichin allen klinischen Studien und Anwendungsbeobachtungenals sehr gutverträglich. In einer Anwendungsstudiemit 3.250 Patienten berichteten nur 2,4Prozent <strong>der</strong> Behandelten über unerwünschteArzneimittelwirkungen undnur 1,45 Prozent <strong>der</strong> Patienten brachendie Therapie ab. Dabei handelte es sichfast ausschließlich um subjektive Beschwerdenwie leichte Übelkeit, Appetitlosigkeit,Druckgefühl in <strong>der</strong> Magengegend,Schwindelgefühl, Hautjucken,Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 39,2 (1998) T\
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