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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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ORIGINALARBEITgestörter Abwehr - sogar an einemKnochentumor zu leiden und läßtbei sich eine Beckenübersichtsröntgenaufnahmedurchführen, dieGott sei Dank einen unauffälligenBefund hat.Zu alledem finden wir in <strong>der</strong> MateriaMedica <strong>der</strong> Nosoden von Allen (2 )passend folgendes:„GENERALIT1ES. - Feeling of fatigue- General fatigue in morning; scnsationof faintness; great weakness inlower extremities, csp. from kneesdown to feet. - Terribly tired, so thatshe can scarcely walk. - General excessivefatigue after a short walk, so thathe must lean on his companion.- Emaciation(lost six pounds in fourteen days...) - Pain r. knee without swelling -Sensation of fatigue and faintness in alllimbs - Pain in limbs ... Dull pain in bones,aggravated from walking and muchworse every afternoon and evening. -... Severe pain across sacnim, as if partswere massaged with a fist..."Demgemäß erfolgte die Gabe von TuberculinumC12 (Fa. Gudjons), zweimal5 Globuli pro die, mit bemerkenswerterBesserung <strong>der</strong> Müdigkeit,nächtliche Schweiße sistieren sofort,zwei Tage später spielt <strong>der</strong> Kollegewie<strong>der</strong> Tennis mit (Rest-)Hüftbeschwerden(Knie:o.B.). Nach einerweiteren Gabe von Tuberculinum C2oo(Fa.Schmidt-Nagel), einmal 2 Globuli,auch keine Hüftbeschwerden mehr, wobeiselbst <strong>der</strong> trockene, harte, „irritierende"Husten, <strong>der</strong> über Wochen bestandenhat - und seit seiner Jugendzeitgeradezu als charakteristisch fürden Patienten galt - nach einer Phasesehr stark vermehrter Schleim- u. Sputumbildung, sistierte.In <strong>der</strong> bereits oben zitierten MateriaMedica <strong>der</strong> Nosoden von Allen (2) findenwir hierzu noch:„RESPIRATORY ORGANS. - Coughand expectoration lasting four months.from a wetting ... - Cough and sputa.- Irritating cough , < in night. - Inclinationto cough - A sort of whoopingcough. - Dry cough ; in night . -Cought with viscid mucus . After muchcough Sensation of mucus in pharynx,mucous secretion being easily ejected."Wir begannen die Kasuistik mit demHinweis auf die zugrunde liegendenstarken „phosphorischen" und „sulphurischenZüge" des Patienten undmöchten den Kreis mit einem schönenZitat des bekannten Tiefenpsychologenund Homöopathen Edward C. Whitmont(13) schließen :„Es könnte sein, daß Tuberculinum die wahrhaftpsorische Nosode ist. Tuberculinum stehtoft hinter Sulfur . Sulfur ist ja indiziert, wenndas scheinbar richtige Mittel keine Wirkungzeigt. Was nun aber, wenn Sulfur symptomatischangezeigt ist und nicht wirkt? Dannkommt Tuberculinum o<strong>der</strong> eine Darmnosode inFrage . Tuberculinum hat die typischen Sulfur-Qualitäten: rastlos, auf <strong>der</strong> Suche nach Gott,nach dem Himmel, nach dem großen Ideal, niemalszufrieden: Wenn er da ist, will er dortsein. Thomas Manns Zauberberg, das ist Tuberculinum.Diese Menschen versuchen, von<strong>der</strong> groben, irdischen Realität wegzukommen.Die leben immer in einem romantischen Märchenlande,emotional und utopisch, und zwar,weil die Realität niemals gut genug ist. Diewollen immer jenseits dieser Welt sein, dennwas hier ist, ist langweilig und schlecht. In diesemSinne ist Tuberculinum auch ein gefährlichesExkarnationsmittel und dem Phosphorkomplementär."Kommen wir in <strong>der</strong> Beurteilung und zudem Verlauf des o.g. Patienten zurück:Alle die verschiedenen Behandlungsschrittewaren zunächst erfolgreich, dieaugenblickliche Symptomatik wurdegebessert bzw. verschwand sogar, verlagertesich aber immer wie<strong>der</strong> auf einean<strong>der</strong>e Ebene.Erst eine umfassen<strong>der</strong>e Fallaufnahme,die sozusagen die tieferen Persönlichkeitsschichteneruierte und berücksichtigte:das Rastlose, Getriebene, dasSich-Verzehrende des Patienten undauch das intuitive Gespür, daß dieserPatient einer Kerze glich, die quasi vonzwei Seiten brannte, brachte dann denwirklichen Heilerfolg.In diesem Zusammenhang muß Herr G.Köhler (8) zitiert werden, <strong>der</strong> zu einemähnlich gelagerten Fall folgendes ausführt:„An diesem Beispiel wird deutlich, daß die gegenwärtigenSymptome ihre Bedeutung für dieArzneimittelwahl erst durch Einordnung in dengrößeren Zusammenhang <strong>der</strong> Biographie finden.O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s formuliert: Der Querschnittdes gegenwärtigen Krankseins liefert individuelleEinzelsymptome, die zur Ergänzung umfassendeLängsschnitt-Symptome des Krankwerdensbenötigen."Hier befinden wir uns in einer Situation,in <strong>der</strong> sich auch S. Hahnemann inden Jahren 1790-1816 befand, als er mitseiner sich entwickelten Homöopathiegroße Erfolge bei akuten Krankheitenverzeichnete, bei chronischen Krankheitensich aber nur häufig anfangs Erfolgzeigte und Hahnemann verzweifeltkonstatierte (8): „Die Fortsetzungwar min<strong>der</strong> günstig, <strong>der</strong> Ausgang hoffnungslos."Durch die Hinwendung zu diesemSachverhalt gelangte S. Hahnemanndann zu seiner bahnbrechenden Erkenntnis,die er im Buche „Die chronischenKrankheiten" festgehalten hat,wobei <strong>der</strong> Wichtigkeit halber und weilman es sprachlich auch nicht besser fassenund formulieren kann, das Zitat längerangegeben sein soll (6):„Daß <strong>der</strong> homöopathische Arzt bei dieser Artchronischer Übel, ja bei allen (unvenerischen)chronischen Krankheitsfällen es nicht allein mit<strong>der</strong> eben vor Augen liegenden Krankheitserscheinungzu tun habe, sie nicht für eine in sichabgeschlossene Krankheit anzusehen und zuheilen habe ... son<strong>der</strong>n daß er es immer nur miteinem abgeson<strong>der</strong>ten Teile eines tiefliegendenUrÜbels zu tun habe, dessen großer Umfang inden von Zeit zu Zeit sich hervortuenden neuenZufällen sich zeige, daß er daher sich keineHoffnung machen dürfe, die einzelnen Krankheitsfälledieser Art, in <strong>der</strong> bisherigen Voraussetzung,als seien sie für sich bestehende, insich abgeschlossene Krankheiten, dauerhaft zuheilen, so daß sie selbst nie wie<strong>der</strong> und auchkeine an<strong>der</strong>en, neuen, beschwerlicheren Symptomean ihrer Stelle wie<strong>der</strong> hervorsprießen,daß er folglich möglichst den ganzen Umfangaller <strong>der</strong> dem unbekannten Urübel eigenen Zufälleund Symptome erst kennen müsse, ehe er86 Ärztezeitschrift für Natumeilverfahren 39,2 (1998)

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