ORIGINALARBEITENbeziehen sich insbeson<strong>der</strong>e auf verschiedeneDuftstoffe (s. z.B. Rao undAdinarayana 1970, Rao und Nigam1970, Rao 1970).Welche Wirkstoffe liegen <strong>der</strong>antimikrobiellen Wirksamkeitzugrunde?Die antimikrobielle Wirksamkeit vielerKräuter und Gewürze läßt sich inerster Linie auf den Gehalt an ätherischenÖlen zurückführen. Hinter dieserGruppenbezeichnung verbirgt sichein sehr heterogenes Stoffgemisch flüssiger,leicht flüchtiger, lipophiler Pflanzeninhaltsstoffemit charakteristischemGeruch und aromatischem, bitteremo<strong>der</strong> scharfem Geschmack. Der Gehaltan ätherischen Ölen liegt bei vielenKräutern und Gewürzen im Bereichvon 0,5-2%. Einen beson<strong>der</strong>s hohenGehalt weisen Muskatnüsse und Gewürznelkenmit Gehalten von 7-20%auf (Gerhardt 1990). Chemisch sindätherische Öle als Stoffgemische charakterisiert.Die größte Gruppe bildendabei die Terpene, insbeson<strong>der</strong>e MonoundSesquiterpene. Desweiteren werdengefunden: Phenylpropan<strong>der</strong>ivateund sog. HeteroVerbindungen (LauchundSenföle). Letztere liegen in einerAbb. 1PELLKARTQFFELN -[Quark, S«M Saraw, 'EMlg,OI.SDm.S)>b>KarloHMn ' _"- -wasserlöslichen, glykosidischen Formvor und werden erst durch Einwirkungvon Enzymen (z. B. beim Zerkleinern<strong>der</strong> Pflanzen o<strong>der</strong> beim Zufügen vonWasser) freigesetzt. Daneben werdenauch bestimmte Geruchsstoffe wie z.B.Vanillin zu den ätherischen Ölen gerechnet(Hunnius 1993).Von Bedeutung ist die Tatsache, daß<strong>der</strong> Gehalt an ätherischen Ölen starkenSchwankungen unterliegt, die durchgeographische Faktoren (Anbaugebiete),Klima, Pflanzenvariante und Begleitflorabeeinflußt werden ( Kivancund Akgül 1986; Deans und Ritchie1987). Darüber hinaus sind Nacherntefaktorenzu nennen: Trocknungsmodalitäten,Art und Länge <strong>der</strong> Lagerung,Art <strong>der</strong> Zerkleinerung/Vermahlungetc. All diese Faktoren lassen sich vomEndverbraucher erahnen, wenn dieserz.B. in <strong>der</strong> Küchenpraxis bemerkt, wieunterschiedlich intensiv verschiedeneKonfektionierungen ein und desselbenGewürzes schmecken können.Antimikrobielle Wirkungen in <strong>der</strong>Ernährungspraxis: Ein BeispielAusgehend von den oben dokumentiertenWirkungen vieler „natürlicher" Inir^aiiimTiireaniEirartna^iin.EiiTEnira•:«»itn-niiTRni=]iigredienzen unserer Nahrung läßt sichdie 1. These aufstellen, daß sich das intestinaleMilieu über die gezielte Auswahlund eine bewußt gewürz- undkräuterreiche Ernährungsweise beeinflussenläßt. Das Beispiel einer Mittagsmahlzeit,wie sie in gesundheitsbewußtenKreisen durchaus üblich ist, mögedas illustrieren (Abb. 1): Mindestens 11verschiedene geschmacksgebende (würzende)Bestandteile dieser Mahlzeitwerden antimikrobielle Wirkungen inden Ingesta entfalten (können)!Das gezeigte Beispiel offenbart jedochsofort ein interpretatorisches Dilemma:Natürlich trifft die mögliche antimikrobielleWirkung nicht nur die „unerwünschten"Hefen und Schimmelpilzesowie mögliche pathogene Bakterien,son<strong>der</strong>n auch die autochthone Mikroflora.Welches breite Spektrum von Mikroorganismenauch von Zubereitungenpflanzlichen Ursprungs erfaßt wird, demonstrierensehr anschaulich mikrobiologischeExperimente mit Grapefruitsamen.Dieser zeigte gegenüber rund 900Isolaten (Bakterien, Hefen, Schimmelpilze,Viren) antimikrobielle Wirksamkeit!Wie sich letzten Endes von Kräuternund Gewürzen ausgehendeantimikrobielle Wirkungen im intestinalenBiotop auswirken, kann nicht sichervorausgesagt werden. Feststeht, daß dieüber die Nahrung permanent zugefuhrtenMikroorganismen bei einer kräuterundgewürzreichen Ernährungsweisemit höherer Wahrscheinlichkeit bereitsim oberen Digestionstrakt inaktiviertwerden. Daß eine <strong>der</strong>artige Nahrungszusammensetzungmehr <strong>der</strong> ursprünglichen,pflanzenreichen Ernährungsweisedes vorindustriellen Menschen entsprichtund darüber hinaus noch weiterephysiologische Vorteile besitzt (För<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Sekretionsleistungen von Magen,Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse),dürfte unbestritten sein. Ein im vorgestelltenSinne vielfältiger und abwechslungsreicherSpeiseplan wird daher auchvon erfahrenen Ernährungstherapeuten100 Danksagung: Für die Erstellung <strong>der</strong> Graphik sei an dieser Stelle Herrn ThomasGabel ganz herzlich gedankt.Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 39,2 (1998)
ORIGINALARBEITENempfohlen (Kudritzki 1995; Poschmann1997) und im übrigen insbeson<strong>der</strong>e inden tropischen Län<strong>der</strong>n Asiens praktiziert.In diesen lebensmittelhygienischstark gefährdeten Regionen fließt dabeisicherlich das empirisch erworbeneWissen um eine Vermeidung von lebensmittelbedingtenInfektionen ein.Reicht die verzehrsübliche„Dosierung" von Gewürzen undKräutern aus?Diese Frage kann nicht sicher beantwortetwerden, weil einerseits <strong>der</strong> Gehaltan ätherischen Ölen erheblichenSchwankungen (s.o.) unterliegt undan<strong>der</strong>erseits pharmakokinetische Datenz.B. über die Freisetzung, Metabolisierung,Resorption und mögliche Inaktivierungdurch Nahrungsmittel fürviele <strong>der</strong> in Rede stehenden Stoffe fehlen.Immerhin kann wegen <strong>der</strong> Vielfaltan Einzelwirkungen (s. obiges Beispiel)die 2. These aufgestellt werden,daß es zu Summationseffekten <strong>der</strong>Einzelwirkungen kommt, auch wenndie Einzelwirkung in isolierter Betrachtungkeinen „antimikrobiellen"Effekt zeitigen würde.Grund: Antimikrobielle Wirkstoffezielen auf eine Population von Mikroorganismenab und werden in <strong>der</strong> Regel„verbraucht", sobald sie auf empfänglicheZellen treffen. Erzielen dieseWirkstoffe nur Teilwirkungen, wird alsonicht die gesamte mikrobielle Populationinaktiviert, so resultiert daraus in<strong>der</strong> klassischen Antiinfektiologie <strong>der</strong>Befund: „nicht wirksam" o<strong>der</strong> „resistent",da die Übriggebliebenen sichwie<strong>der</strong> entsprechend vermehren können(Stegemann und Beckmann 1997).Werden aber diese noch vitalen Teilpopulationenvon an<strong>der</strong>en Wirkstoffen(hier: an<strong>der</strong>en ätherischen Ölen) getroffen,so besteht zumindest theoretischdie Möglichkeit zu einer vollständigenElimination bzw. zu einerdauerhaften Reduktion bestimmter Mikroorganismen.Letztlich fehlen aberimmer noch valide experimentelle Modelle<strong>der</strong> intestinalen MikroÖkologiezur Simulation <strong>der</strong>artiger Fragestellungen.Die Continous-Flow-Culture-Technik stellt hier einen ersten Schrittin die richtige Richtung dar.Neuere wissenschaftliche Arbeiten zeigenim übrigen, daß das Wissen umfungizide Wirkungen von Inhaltsstoffenin Kräutern, Gewürzen und sonstigenpflanzlichen Drogen lebensmitteltechnologischsehr sinnvoll eingesetztwerden könnte, um z.B. dem Ver<strong>der</strong>bvon Brot und Backwaren auf „natürlichemWege" zu begegnen ( Weidenbörner1995, Kunz 1996).LiteraturMonographie <strong>der</strong> Kommission B6, BAnz.Nr. 162 vom 29.08.1992, S. 7360-61:Stoffcharakteristik: Tropaeolum majus(Kapuzinerkresse)Assouz, A.M.; Bullermann, L.B. 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Ärztezeitschrift fürNaturheilverfahren 38, 88-100Bilgrami, K.S.; Sinha, K.K.K.; Sinha, A.K.(1992): Inhibition of aflatoxin productionand growth of Aspergillus flavusby eugenol and onion and garlic extracts.Indian J. Med. Res. 96, 171-175Thesen:1. Das intestinale Milieu läßt sich überdie gezielte Auswahl und eine bewußtgewürz- und kräuterreiche Ernährungsweisebeeinflussen.2. Es müssen Summationseffekte <strong>der</strong>antimikrobiellen Einzelwirkungen postuliertwerden, auch wenn die Einzelwirkungin isolierter Betrachtung keineantimikrobielle Wirkung zeitigenwürde.In Zeiten eines vermehrten Wunschesvieler Patienten und Therapeuten nachnaturheilkundlichen Alternativen zuChemotherapeutika lohnt es sich, dieseThesen experimentell und klinisch zuverfolgen.Collins, M.A.; Charles, H.P. (1987): Antimicrobialactivity of carnosol and ursolicacid: two anti-oxidant constituentsof Rosmarinus officinalis L. FoodMicrobiol. 4, 311-315Conner, D.E.; Beuchat, L.R. 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