12.07.2015 Aufrufe

Programmheft 2013 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

Programmheft 2013 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

Programmheft 2013 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gruppe 211. Einleitung„Der egoistische Kooperateur oder der reziproke Altruist-Der Einfluss von Interdependenz auf kollektivesEntscheidungsverhalten“Anne Kilian, Katrin Meinel, Lara Popp & Sabine SchreierLeitung: Prof. Dr. Thomas KesslerDer Egoismus wird oft als Gegenteil des Altruismus, der Uneigennützigkeit und Selbstlosigkeitkritisiert. Doch ist nicht jeder Einzelne von uns in erster Linie auf seine persönlichen Vorteilebedacht? Schließlich gilt als oberste Priorität die Sicherung des eigenen Überlebens. Strenggenommen könnte man dies als reziproken, umgekehrten Altruismus beschreiben, denn dieSelbstlosigkeit beruht letztendlich auf Gegenseitigkeit. Fraglich ist nun, ob sich Menschen helfenum behilflich zu sein oder ob der wahre Egoist nur kooperiert, um seine eigenen Ziele zuverwirklichen (Dawkins, 1987). Inwieweit Menschen bei ihren altruistischen oder egoistischenEntscheidungen innerlich von einer „kollektiven Intention“ beeinflusst werden, ist Gegenstand dervorliegenden Untersuchung sein. Ausgehend vom Gefühl der Gruppenzugehörigkeit einesMenschen entstand die Theorie der sozialen Identität, deren zentrale Voraussetzung die sozialeKategorisierung ist. Dabei differenzieren Menschen zwischen In- und Outgroup, in Abhängigkeitvon Gruppenzugehörigkeiten (Tajfel & Turner, 1986). Infolge dessen konnte in weiterführendenExperimenten gezeigt werden, dass Interdependenz ein Resultat der sozialen Kategorisierungdarstellt. Interdependenz beinhaltete das Gefühl von gegenseitiger Abhängigkeit einer Person undihrer Ingroup (Platow, Grace & Smithson, 2011). Offen bleibt, inwieweit bereits vor einer erfolgtensozialen Kategorisierung das Entscheidungsverhalten einer Person sozialen Einflüssen unterliegt.Bleiben Versuchspersonen im Unklaren darüber, wie sich ihr Spielpartner entschieden hat,entscheiden sich viele für Kooperation (Shafir & Tversky, 1992). Auf Grundlage dieser Studieentwickelten wir unser Experiment zur „kollektiven Intention“ und ihrer Auswirkung auf dasEntscheidungsverhalten von Personen. Unsere beiden zentralen Hypothesen lauteten:Die Versuchspersonen sollten unter der Bedingung „zeitgleich“ mehr kooperieren als unter derBedingung „später“. Die Versuchspersonen sollten unter der Bedingung „zeitgleich“ mehrkollektive Abwägungen treffen als unter der Bedingung „später“. Weiterhin sollte untersuchtwerden, inwieweit prosoziales Verhalten mit der Entscheidung für Kooperation zusammenhängt.2. MethodeStichprobe: Es wurde eine valide Stichprobe von 81 Studierenden (57 weiblich, 24 männlich) imAlter von 18 bis 33 Jahren erhoben und ausgewertet.Design: Das Experiment ließ sich durch zwei unterschiedlichen Fragebogenkonstruktionenrealisieren, von denen jeweils eine Version den Versuchspersonen randomisiert zugeteilt wurde.Hierbei wurden die Versuchspersonen entweder in die Situation versetzt, eine Entscheidungzeitgleich mit ihrem Spielpartner zu treffen (Bedingung: „zeitgleich“). Oder sie sollten eineEntscheidung treffen, nachdem ihr Partner sich bereits entschieden hatte (Bedingung: “später“).Abhängige Variable: Die „kollektive Intention“ als abhängige Variable des Experimentes, wurdemit Hilfe von unterschiedlichen Items gemessen.Prozedur: Die Versuchspersonen spielten zunächst das Gefangenendilemma mit einem fiktivenSpielpartner unter einer der Bedingungen. Dabei wurde die Kooperationsbereitschaft derVersuchspersonen anhand der Zuweisung von Geldbeträgen untersucht. Mit Hilfe der Skalen zurErfassung der „kollektiven Intention“ wurde die Entscheidung des Akteurs über Kooperation oderNichtkooperation (Defection) unter der Bedingung „zeitgleich“ oder „später“ erfasst. Weitereabhängige Maße erfassten die kollektive Abwägung des Akteurs über seine Entscheidung und die44

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!