Individuelle Gesundheitsleistungen und Leistungsbegrenzungen in ...

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2.3 Fragebogenentwicklungen 2.3.1 Entwicklungen des Surveyinstrumentes II Material und Methoden 37 Die Entwicklung des Surveyinstrumentes erfolgte vierstufig über eine Phase kognitiver Interviews und drei nachgeschalteten postalischen Pretests. Die im dritten Pretest geprüfte Version wurde nahezu unverändert für die Hauptstudie, die Bevölkerungsbefragung an 2448 Lübeckern und 2450 Freiburgern, übernommen. Als Ergebnis des ersten Pretests wurde das Instrument zudem in einen Screeningbogen geteilt, der das Vorliegen von individuellen Gesundheitsleistungen und Leistungsbegren- zungen allgemein abklären sollte, und nachgeschaltete umfangreichere Fragebögen, die ausschließlich Detailfragen zu IGeL und/oder Leistungsbegrenzungen enthielten. 2.3.1.1 Grundstrukturen des Fragebogens Der Fragebogen beschreibt, quantifiziert und klassifiziert Erfahrungen und Bewertungen mit und von individuellen Gesundheitsleistungen und Leistungsbegrenzungen seitens der Bevölkerung in vertragsärztlichen Praxen. Zudem sollten eventuelle Zusammenhänge individueller Gesundheitsleistungen bzw. Leistungsbegrenzungen mit soziodemographischen Merkmalen der antwortenden Personen sowie ihre Auswirkungen auf das Bild des Arztes und seiner Profession, das Bild von Patienten vs. Kunden, der Arzt-Patienten-Beziehung, das Bild der Gesetzlichen Krankenversicherung sowie der GKV-Leistungen herausgearbei- tet werden. Die erste Fragebogenversion bestand aus zwölf Seiten mit 50 Fragen zu den Themenberei- chen: allgemeiner Gesundheitszustand (vier Fragen), Krankenversicherung (drei Fragen), Arztbesuche (zwei Fragen), individuelle Gesundheitsleistungen (zwei Fragen), Inan- spruchnahme individueller Gesundheitsleistungen (sieben Fragen), Bewertung individueller Gesundheitsleistungen (eine Frage), Nutzen und Nebenwirkungen individueller Ge- sundheitsleistungen (vier Fragen), Kosten individueller Gesundheitsleistungen (vier Fra- gen), Erfahrungen mit individuellen Gesundheitsleistungen jemals (eine Frage), Erleben von Leistungseinschränkungen jemals / innerhalb der letzten 12 Monate (zwölf Fragen), Auswirkungen von individuellen Gesundheitsleistungen (drei Fragen) sowie Fragen zur Soziodemographie (acht Fragen). Mit der ersten Version dieses Fragebogens wurde mit ausgewählten Probanden ein kognitives Interview durchgeführt.
2.3.2 Kognitives Interview 2.3.2.1 Methodik kognitiver Interviews II Material und Methoden 38 Im Gegensatz zu einem konventionellen qualitativen Pretest, der eventuelle technische Probleme, grobe Unverständlichkeiten, Akzeptanz und Antworttendenzen erkennen lässt, soll das kognitive Interview die kognitiven Prozesse bei der Beantwortung eines Fragebo- gens wiedergeben. Hierbei sind die zentralen Fragestellungen (Mittag et al., 2003): • Was stellt sich der Proband unter den einzelnen Frage vor, • woher hat er seine Informationen und • wie versucht er genau diese Informationen aus seinem Gedächtnis abzurufen? Kognitive Interviews werden in der Entwicklungsphase eines Fragebogens eingesetzt. Mit Hilfe des Einblicks in die kognitiven Prozesse des Probanden sollen Hinweise auf die un- terschiedlichsten Frage-Probleme gefunden werden (Prüfer und Rexroth, 2005). Die Standardmethoden des kognitiven Interviews sind die „think-aloud-Technik“, das „probing“ zum Fragenverständnis und das „confidence rating“ zur Überprüfung der Ver- lässlichkeit einer Antwort (Mittag et al., 2003). 1. Think-aloud: Die Probanden werden gebeten, „laut zu denken“. Sie sollen alle Gedanken darlegen, die sie zu dieser Antwort bewegen bzw. bewogen haben. Es wird unterschieden, „ob dies unmittelbar während der Befragung bzw. der Beantwortung des Fragebogens er- folgt (concurrent think-aloud), oder ob die Befragten im Nachhinein aufgefordert werden zu berichten, wie sie zu der jeweiligen Antwort gekommen sind (retrospective think- aloud)“ (Mittag et al., 2003; S. 57). 2. Probing: Die vom Probanden gegebene Antwort wird vom Interviewer mit Hilfe einer oder mehrere Zusatzfragen hinterfragt, um die nötigen „Informationen zum Frageverständ- nis oder zur Art der Informationsgewinnung zu erhalten“ (ebenda, S. 57). Das „probing“ kann ebenso wie die „think-aloud Technik“ sofort im Anschluss der Fragebeantwortung, aber auch retrospektiv erfolgen. Das „think-aloud“ und „probing“ genau voneinander abzugrenzen, fällt schwer. Besonders beim retrospektiven „think-aloud“ verschwimmen diese Grenzen fast vollständig. 3. Confidence rating: Hier soll der Grad der Verlässlichkeit einer Antwort auf Faktfragen eingeschätzt werden. Dies geschieht meist „mit Hilfe einer vorgegebenen Skala, z.B.: Was
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