20 Schifffahrt & Häfen Internationale <strong>Transport</strong> Zeitschrift 41-42 2013Containerterminals in Nordeuropa«Die richtige Kapazität»DP World, Terminalbetreiber mit Hauptsitz in Dubai, ist in Nordeuropa gleich auf zwei Grossbaustellen aktiv und baut in Rotterdam undLondon neue Tiefseehäfen. Flemming Dalgaard, Senior Vice President & Managing Director für DP Worlds Europageschäft, erklärt dem<strong>ITJ</strong>, dass es dabei nicht nur darum geht, künftig mehr Volumen umschlagen zu können, sondern auch um zukunftsfähige Ausstattung.Herr Dalgaard, bislang heisst es, dassDP World seinen neuesten Hafen LondonGateway im vierten Jahresquartaleröffnen wird. Gibt es schon ein genauesDatum?Nein, bislang nicht. Obwohl die Ankündigungder Saecs-Linien (Southern AfricaExpress Container Service, Anm. d. Red.)ihren Hauptdienst nach London Gatewayzu verlegen ja die Information enthält,dass das erste Schiff im November beiuns eintreffen wird.London Gateway ist bis zu 16,5 m tief.Die neuen Triple-E-Schiffe weisen bereitseinen Tiefgang von ca. 15,5 m auf.Da ist nicht mehr sehr viel Luft nachoben.Ja, mit voller Beladung können einigeSchiffe einen solchen Tiefgang erreichen.Viel interessanter ist jedoch etwasanderes: Noch vor ein paar Jahren transportiertenvollbeladene Containerschiffesechs oder sieben Lagen von Boxen anDeck. Damals waren Krane mit einer Höhevon 38 m völlig ausreichend. Heutesind sieben oder sogar acht Lagen pluseiner weiteren keine Seltenheit mehr. Sosind diese Schiffe um einiges höher. Umden Hafen sicher für die Zukunft zu machen,legen wir daher grossen Wert aufdie Ausrüstung.Was beinhaltet «sicher für die Zukunftzu machen» denn darüber hinaus?Im Osten des Vereinigten Königreichs habenwir es häufig mit Nebel und Windzu tun. Wir haben unseren Terminal,das heisst alles, was mit dem Umschlagvon Containern zu tun hat, vollständigautomatisiert. Da keine Menschen involviertsind, spielt schlechtes Wetter keineRolle, die Maschinen können auch dannarbeiten. Die Bewegung vom Kran zumStapel wird zwar immer noch von Menschenhandausgeführt, der Rest passiertaber automatisch. So minimieren wir dasRisiko für Arbeitsunfälle, die in unsererBranche leider vorkommen. Und dort, wo... wir lieben neue Wege !JAHREwww.saco.deNVOCCServicesworldwide++ mehr als 200 direkte Destinationen ++ über 400 im Transshipment ++ FCL/FCL u. LCL/LCL ++ Export/Import ++
Internationale <strong>Transport</strong> Zeitschrift 41-42 2013 Schifffahrt & Häfen21Die Gesamtfläche von London Gateway beträgt inklusive des Logistikparks 607 ha.Maschine und Mensch aufeinandertreffenist die Gefahr am grössten.Ein hoher Automatisierungsgrad heisstaber auch, dass Sie stark von der Technologieabhängig sind. Wie garantierenSie Sicherheit in diesem Zusammenhang?Sie haben Recht, das ist ein wichtiger Aspekt.In Bezug auf die Automatisierunghaben wir im Grunde weiterentwickelt,was wir bereits vor einigen Jahren im HafenAntwerpen eingeführt haben. Das isteiner der produktivsten Häfen der Welt,und zwar aufgrund der Automatisierung.Das Konzept, das wir in London Gatewayanwenden, beruht auf demselben Prinzip.Die Technologie, die vor zehn, fünfzehnJahren entwickelt wurde, reicht heute natürlichnicht mehr, um die grossen Schiffeabzufertigen.«England fehlen Tiefseehäfen»Warum nicht?Heute erwarten Reeder, dass Krane ungefähr30 Bewegungen pro Stunde machen.Mit alten Systemen hingegen funktionierennur ungefähr 20. Mehr Bewegungenführen natürlich zu einer höheren Produktivität,was wiederum heisst, dass dieSchiffe weniger Zeit im Hafen verbringen.Dadurch verbrauchen sie wenigerTreibstoff und stossen somit wenigerSchadstoffe aus. Und es werden Kostengespart, im Hafen und beim Treibstoff.DP World betreibt bereits einen Terminalin Southampton. Zusätzlich bautIhr Unternehmen einen weiteren Terminalin Rotterdam. Machen Sie sichselbst Konkurrenz?Wir machen bei London Gateway etwasanderes als in Southampton, auch wennwir hier ebenfalls daran arbeiten, denHafen fit für die Zukunft zu machen. InSouthampton wandeln wir einen der Liegeplätzein einen «Super-Liegeplatz» um,das heisst, wir vertiefen ihn auf 16,5 m.Bislang hat der Hafen nur einen Tiefsee-Liegeplatz, in Zukunft sind es dann zwei.Zudem installieren wir neue Krane. BisFebruar 2014 werden diese Arbeiten abgeschlossensein. Wir müssen schliesslichauch hier in der Lage sein, grosse Schiffeabzufertigen. Das erhöht allerdings nichtdie Kapazität, denn die Stellfläche bleibtja dieselbe.Aber mit dem Bau des neuen Terminalsauf der zweiten Maasvlakte entsteht einezusätzliche Kapazität von ca. 4 Mio.Teu und mit London Gateway weitere3,5 Mio. Teu. Woher kommt das zusätzlicheLadungsvolumen?Schauen wir uns Grossbritannien an:Hier existiert beispielsweise derzeit nochder Hafen Thamesport mit einer Kapazitätvon ca. 800 000 Teu. Dieser Hafenist mehr oder weniger tot, die Linien habendie meisten Dienste entweder nachSouthampton oder nach Felixstowe verlegt.Aber mein Punkt ist nicht wirklich,woher das Volumen kommt. Was demVereinigten Königreich nämlich fehlt,sind Tiefseehäfen. In Felixstowe betreibtunser Konkurrent zwar neun Terminals,aber nur zwei Liegeplätze haben eineTiefe von über 15 m. In SouthamptonFoto: DP Worldwerden wir zwar im nächsten Jahr zweiTiefseeliegeplätze haben. Aber wennwir London Gateway, wo alle Liegeplätzetief sind, nicht gebaut hätten, dannhätten die grossen Schiffe einen Bogenum das Vereinigte Königreich gemachtund beispielsweise nur Rotterdam angelaufen.Das hätte einen wirtschaftlichenVerlust für das Land bedeutet. Es wirdzwar mehr Kapazität geben, aber ebendie richtige Kapazität.Sind Sie optimistisch, was das künftigeLadungsaufkommen in Nordeuropaangeht?Insgesamt schon. Rotterdam zum Beispielhatte bis 2008/2009 mit starkenEngpässen zu kämpfen und brauchtemehr Kapazität. In acht bis zehn Jahrenwird es wieder so sein. Jetzt werden wirzwar erst einmal ca. fünf Jahre erleben, indenen es mehr als genug Platz gibt. Aberes kommt eben ganz darauf an, woranman glaubt. Wir arbeiten in dieser Branche,also glauben wir an sie, insbesondereauf lange Sicht. Das Gesamtvolumenin Nordeuropa liegt bei ca. 60 Mio. Teupro Jahr. Wenn man davon ausgeht, dassdas Volumen um 3% jährlich zunehmenwird, dann sprechen wir von 1,8 Mio. zusätzlichenTeu. Dafür allein braucht manschon einen neuen Terminal pro Jahr. Inein paar Jahren werden wir wieder gutausgelastet sein.Her Dalgaard, vielen Dank für das Gespräch.Antje Vereggewww.londongateway.comLondon als Drehscheibe für die WeltZwischen dem 18. und dem 19. Jahrhunderthatte die britische Hauptstadt London dengrössten Hafen der Welt. Diese Zeiten sindlange vorbei. Spitzenreiter beim Ladungsumschlagist der Hafen Felixstowe an derenglischen Ostküste. Auch dieser von HPHbetriebene Hafen hat seine Anlagen modernisiertund weist zwei Terminals mit einer Tiefevon ca. 16 m auf, die potenziell auf 18 mvertieft werden können. Für die grossen Containerriesenist die britische Insel aber nochnicht hinreichend gewappnet. Mit LondonGateway soll sich das ändern und auch diebritische Metropole wird wieder über einengrossen Hafen verfügen. Auf der «LondonInternational Shipping Week» im Septemberwar dies allerdings kein zentrales Thema –dabei liegt der Hafen nur einen Katzensprungvon der City of London entfernt.