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DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE

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Berichte<br />

Carl-Bertelsmann-Preis 2005:<br />

1 Ziel und Historie<br />

Das Netzwerk, an dem mittlerweile mehr<br />

als 60 Hamburger Unternehmen aktiv<br />

mitwirken, ist im Jahr 2000 auf Initiative<br />

von Dr. Michael Otto (Vorstandsvorsitzender<br />

der Otto Group) und Bernd Wrede<br />

(ehem. Vorstandsvorsitzender der Hapag-Lloyd<br />

AG) unter dem Dach der<br />

bundesweiten Initiative für Beschäftigung<br />

entstanden. Die sog. „Koordinierungsstelle“<br />

wird über den Europäischen Sozialfonds<br />

(ESF), die Hamburger Behörde<br />

für Bildung und Sport, die Behörde für<br />

Wirtschaft und Arbeit sowie die Arbeitsagentur<br />

Hamburg finanziert bzw. getragen.<br />

Mit Auslaufen der ESF-Förderung<br />

Ende 2006 wird die Finanzierung voraussichtlich<br />

vollständig von den lokalen<br />

Akteuren übernommen.<br />

Zielgruppe sind die Schüler aller 109<br />

Hamburger Haupt- und Gesamtschulen<br />

mit der Prognose „Hauptschulabschluss“<br />

(in Klasse 9) und dem Wunsch, eine duale<br />

Ausbildung zu beginnen. Ein großer<br />

Anteil der Jugendlichen ist ausländischer<br />

Herkunft. Alter: 15 – 17 Jahre, überwiegend<br />

aus unteren sozialen Schichten.<br />

2 Durchführung<br />

Mit Imagekampagnen („Hauptschüler –<br />

besser als ihr Ruf"), Netzwerkarbeit inkl.<br />

eines Monitoringsystems, fachlicher<br />

Unterstützung des Bewerbungsprozesses<br />

und aktiven Vermittlungsbemühungen<br />

inkl. eines gezielten Matchings zu<br />

den Unternehmen wird die Arbeitsmarktintegration<br />

von Hauptschülern unterstützt.<br />

Die Koordinierungsstelle übernimmt die<br />

Funktion eines Netzwerkknotens, an der<br />

alle Fäden zusammenlaufen; sie verantwortet<br />

ein engmaschiges Monitoring der<br />

einzelnen Schüler in allen Phasen des<br />

Bewerbungsprozesses; sie stellt den<br />

Beteiligten Know-how und Materialien<br />

zur Verfügung; sie berät und unterstützt<br />

Eltern, Schüler und Lehrer; sie akquiriert<br />

aktiv Unternehmen für die Teilnahme am<br />

Netzwerk und versucht, (neue) Ausbildungsplätze<br />

für Hauptschüler zu schaffen<br />

und zu vermitteln. Darüber hinaus<br />

engagieren sich auch die teilnehmenden<br />

Unternehmen in hohem Maße selbst,<br />

indem sie den interessierten Schülern<br />

Bewerbungstrainings ermöglichen sowie<br />

Ausbildungsplätze für Hauptschüler zur<br />

Verfügung stellen. Die Schüler werden<br />

wie folgt begleitet und unterstützt:<br />

� Unterstützung bei der Berufswahl<br />

durch Bereitstellung von Material an<br />

Das Hamburger Hauptschulmodell<br />

Bertelsmann Stiftung prämiert erstmals seit Jahren ein erfolgreiches deutsches Schulmodell<br />

Liz Mohn überreicht den Carl-Bertelsmann-Preis<br />

2005<br />

den Schulen, Durchführungen von<br />

Informationsveranstaltungen für Schüler/Eltern<br />

in den Unternehmen sowie<br />

Unterstützungsangebote in der Koordinierungsstelle.<br />

� Beratung bei den örtlichen Arbeitsagenturen<br />

unter Berücksichtigung der<br />

von den Schülern durch Selbsteinschätzung<br />

erstellten Stärken-Neigungen-Profile.<br />

� Simuliertes Bewerbungsgespräch bei<br />

Partner-Unternehmen der Schulen mit<br />

Feedback hinsichtlich Berufswunsch<br />

und Auftreten.<br />

� Hilfestellung bei der Erstellung von<br />

Bewerbungsunterlagen durch Schule,<br />

Koordinierungsstelle und Unternehmen.<br />

� Unterstützung beim aktiven Bewerbungsprozess.<br />

Anschließend Rückkopplung<br />

der erfolgreichen Vermittlung<br />

an alle Beteiligten, die mit dem<br />

jeweiligen Jugendlichen in unmittelbarem<br />

Kontakt standen.<br />

� Dokumentation der wichtigsten ausbildungsrelevanten<br />

Daten der Schulabgänger,<br />

anhand derer Anfragen von<br />

Unternehmen nach geeigneten Bewerbern<br />

beantwortet werden.<br />

3 Besondere Stärken<br />

� Starkes unternehmerisches Engagement,<br />

d. h. derzeit bilden mindestens<br />

37 der 64 Unternehmen des Netzwerks<br />

Hauptschüler aus und betreuen<br />

diese intensiv während der Ausbildungszeit.<br />

� Breite Imagekampagne förderte<br />

Bereitschaft der Unternehmen zur Einstellung<br />

von Hauptschülern.<br />

� Neue Ausbildungschancen für Schüler,<br />

z. B. Öffnung für Ausbildungen wie<br />

Fluggerätemechaniker/-in, Kfz-Mechatroniker/-in,<br />

Industriemechatroniker/<br />

-in und Bürokaufmann/-frau.<br />

� Selbstunternehmertum der Jugendlichen<br />

wird gefördert, da Schüler den<br />

Bewerbungsprozess eigenständig<br />

verantworten.<br />

� Sehr ausgereifte Netzwerkorganisation:<br />

1.200 Schüler erfasst, davon 800<br />

durch Koordinierungsstelle aktiv betreut<br />

(Schuljahr 2003/04); auch nicht<br />

unmittelbar am Netzwerk beteiligte<br />

Unternehmen (v. a. kleine und mittlere<br />

Unternehmen), die den Aufwand der<br />

Bewerberauswahl intern nicht mehr<br />

leisten konnten und daher nicht mehr<br />

ausgebildet haben, nutzen das Matchingangebot<br />

der Koordinierungsstelle<br />

und stellen Hauptschülern Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung.<br />

� Sehr effiziente Gestaltung. Die<br />

Gesamtkosten der Koordinierungsstelle<br />

Ausbildung liegen bei 590.000 €<br />

pro Jahr, mit denen 10 Mitarbeiter (9<br />

GTK), Räume und Ausstattung finanziert<br />

werden. (Kosten pro betreutem<br />

Teilnehmer: 730 € p. a.)<br />

� Durch konsequentes Monitoring des<br />

Gesamtprozesses wurde ein Benchmarking<br />

etabliert und damit ein Wettbewerb<br />

unter den Schulen um gute<br />

Übergangsquoten ihrer Schüler entfacht.<br />

� Signifikante Erhöhung der Übergangsquote<br />

von Hauptschülern in die ungeförderte<br />

betriebliche Ausbildung von<br />

6,7 % im Jahr 2000 auf knapp 20 %<br />

im Jahr 2004, d. h. rd. 400 Schüler<br />

durch Koordinierungsstelle in Ausbildung<br />

vermittelt.<br />

� Sehr niedrige Abbrecherquote (< 2 %)<br />

bei den vermittelten Jugendlichen.<br />

� Übertragung in andere Städte und<br />

Regionen (z. B. Berlin, Hannover,<br />

Stuttgart) wird aktiv unterstützt.<br />

4 Fazit<br />

Das Hamburger Hauptschulmodell ist ein<br />

unternehmerisch initiiertes und systematisch<br />

gestaltetes Netzwerkprojekt mit<br />

hohem Vorbildpotenzial in Deutschland,<br />

das bereits während der Schullaufbahn –<br />

also der Phase der Ausbildungs- und<br />

Berufsorientierung – der Jugendlichen<br />

ansetzt.<br />

Quelle: www.bertelsmann-stiftung.de ❍<br />

10 <strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 10/2005

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