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Entwicklung und Umsetzung der neuen Lehre gehen Hand in Hand ...

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WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />

KMU – weiterh<strong>in</strong> stark gefor<strong>der</strong>t<br />

Von Urs Fueglistaller<br />

Neulich sitze ich nach e<strong>in</strong>em Ski-Samstagnachmittag<br />

im Alpste<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gemütlichen Beiz vor e<strong>in</strong>em Bier<br />

<strong>und</strong> höre, erst eher unfreiwillig, den (an<strong>der</strong>en) E<strong>in</strong>heimischen<br />

zu. Am Nebentisch diskutieren e<strong>in</strong> Bänkler <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

lokaler Politiker über die Rolle <strong>der</strong> KMU. Beide s<strong>in</strong>d sich<br />

e<strong>in</strong>ig, dass die Zeit für alle Marktakteure schwierig geworden<br />

ist. «Die Grossunternehmen», so <strong>der</strong> Bänkler, «s<strong>in</strong>d unter<br />

Druck. Wir müssen unsere Produktivität verbessern <strong>und</strong><br />

mehr K<strong>und</strong>ennutzen generieren. Das können wir jedoch<br />

nur, wenn wir schlanker werden. Und Abspecken heisst bei<br />

uns, Mitarbeiter zu entlassen.» Sie nehmen e<strong>in</strong>en kräftigen<br />

Schluck von ihrem «Kafi fertig» <strong>und</strong> <strong>der</strong> Politiker entgegnet:<br />

«Grosse Unternehmen s<strong>in</strong>d ständig am Redimensionieren.<br />

Die wichtigste Säule unserer Wirtschaft s<strong>in</strong>d aber die KMU.<br />

Mit ihrer Flexibilität <strong>und</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fachheit ihrer Organisation<br />

<strong>und</strong> mit dem direkten Engagement des Unternehmers im<br />

operativen Geschäft haben die KMU gegenüber den Grossunternehmen<br />

naturgegebene Vorteile <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d somit e<strong>in</strong>fach<br />

erfolgreicher.» Hatte ich bis jetzt nur mit e<strong>in</strong>em Ohr zugehört,<br />

schenke ich den beiden ab jetzt me<strong>in</strong>e volle Aufmerksamkeit:<br />

Hier wird über KMU diskutiert; ich b<strong>in</strong> gespannt, zu<br />

welchen Erkenntnissen die beiden kommen.<br />

«Wir haben die Bedeutung <strong>der</strong> KMU schon lange <strong>in</strong> unserer<br />

Partei erkannt <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n den Mittelstand, wo immer<br />

es möglich ist. Da s<strong>in</strong>d zum Beispiel diese adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Belastungen!» Als ob <strong>der</strong> Politiker <strong>in</strong> <strong>der</strong> freitagabendlichen<br />

Arena gladiatorisch tief durchatmet, hebt er se<strong>in</strong>e Stimme:<br />

«Wir setzen uns bei Cäsar, ähh – beim B<strong>und</strong>esrat e<strong>in</strong>, damit<br />

die zunehmende Belastung für Gewerbler <strong>und</strong> KMU im<br />

adm<strong>in</strong>istrativen Bereich endlich aufhört.» Für kurze Zeit<br />

wird es deutlich ruhiger an den an<strong>der</strong>en Tischen, dann<br />

<strong>gehen</strong> die etwas sechs gerade laufenden «Schieber»<br />

[Schweizer Kartenspiel] an den Tischen weiter <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Sepp ruft: «Martha, für de<strong>in</strong>e adm<strong>in</strong>istrative Belastung – ich<br />

nehme noch e<strong>in</strong> Bier.» Die ganze Beiz schüttelt sich vor Lachen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Politiker fühlt sich missverstanden. «Im Ernst»,<br />

raunt er se<strong>in</strong>em Tischnachbar zu, «wir Politiker kennen die<br />

Belange von KMU gut <strong>und</strong> wissen, dass <strong>der</strong> Bürokram, <strong>der</strong><br />

von Bern <strong>und</strong> den Kantonen <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den verursacht<br />

wird, für KMUler schon recht hoch ist.»<br />

Hier hat <strong>der</strong> Politiker e<strong>in</strong> Thema angeschnitten, das Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Untersuchung1 geworden<br />

ist. Sie zeigt, vere<strong>in</strong>facht gesagt, dass die durchschnittliche<br />

adm<strong>in</strong>istrative Belastung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz – verglichen mit<br />

dem Jahr 1985 – von etwa 30 auf 54 St<strong>und</strong>en pro Unternehmen<br />

aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> KMU <strong>und</strong> Monat gestiegen ist.<br />

Da mag höchstens noch tröstlich se<strong>in</strong>, dass die Situation <strong>in</strong><br />

Deutschland <strong>und</strong> Österreich noch schlimmer ist: Dort be-<br />

trägt die vergleichbare Zahl 120 St<strong>und</strong>en. Vielleicht kommt<br />

den hiesigen KMU zugute, dass <strong>in</strong> den eidgenössischen Räten<br />

Vertreter <strong>und</strong> Vertreter<strong>in</strong>nen sitzen, die eigentlich wissen<br />

sollten, was die Bedürfnisse <strong>der</strong> KMU s<strong>in</strong>d. Unsere letzte<br />

Untersuchung über die Berufe <strong>und</strong> die durchschnittliche Anzahl<br />

von VR-Mandaten <strong>der</strong> beiden Räte (Stand 2001) zeigte,<br />

dass 160 von 226 Parlamentarier ihren Beruf <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen ausüben. Erstaunlich hoch war auch<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> gehaltenen VR-Mandate (vgl. Abbildung 1):<br />

Im Nationalrat s<strong>in</strong>d mehr als 40 Prozent aller knapp 1000<br />

Mandate KMU-Mandate, im Stän<strong>der</strong>at s<strong>in</strong>d es gar über die<br />

Hälfte. Da kann man schon davon aus<strong>gehen</strong>, dass m<strong>in</strong>destens<br />

bekannt ist, wo den KMU <strong>der</strong> Schuh drückt.<br />

KMU: Verwaltungsratsmandate <strong>in</strong> KMU<br />

GU: Verwaltungsratsmandate <strong>in</strong> Grossunternehmen<br />

Abbildung 1:VR-Mandate bei KMU <strong>der</strong> beiden Räte im Vergleich<br />

mit übrigen Aktivitäten 2<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die adm<strong>in</strong>istrativen Belastungen durch<br />

die öffentliche <strong>Hand</strong> nicht die e<strong>in</strong>zige Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

KMU. Aber was ist denn die «wahre Herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

1 u. a. <strong>in</strong>: Müller, Christoph: (De-)Regulierung <strong>und</strong> Unternehmertum, KMU<br />

Verlag HSG 2003, S. 302 ff.<br />

2 Quelle: eigene Recherche nach Register des Stände- <strong>und</strong> Nationalrats,<br />

Stand 31. März 2001<br />

2/2003 15

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