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maueranker - Nordfriisk Instituut

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en. Von Nina Henning stammt der Vorschlag,<br />

als fünfte Kategorie „das Erkennen von<br />

emotionalen Bedürfnissen“ in den Fragenkatalog<br />

aufzunehmen und so etwa die Nachbarschaft<br />

in einer Straße als wesentliches Moment<br />

des Wohnens und Lebens in den Blick zu nehmen<br />

(Hagen 1997, 47f). So verstanden, sollte<br />

sich „die Hausforschung auch der Beziehung<br />

der Bewohner zu ihren Häusern, Nachbarn<br />

und Straßen widmen“ (Mannheims 1998,<br />

166). Auch Elisabeth Katschnig-Fasch hatte<br />

als Erweiterung der Bedal’schen Kategorien<br />

ein Eingehen auf die „gesellschaftliche Ebene“<br />

gefordert (Katsching-Fasch 1984, 166). „In erster<br />

Linie wird Wohnkultur durch die Summe<br />

von geprägten und prägenden Faktoren bestimmt,<br />

in denen sich der einzelne als Mitglied<br />

einer Gruppe erkennt.“ Fred Kaspar schließlich<br />

fand in der städtischen Hausforschung die<br />

Betrachtung der „Hausstätte“ als die notwendige<br />

Erweiterung der Untersuchungsebenen<br />

(Kaspar 2004, 73f). Er versteht darunter die<br />

Summe der zu einer städtischen Besitzeinheit<br />

gehörigen Gebäude, Außenscheunen (in<br />

Scheunenvierteln), Gärten, Kirchhofspeichern<br />

etc. Sein Blick richtet sich dabei vor allem auf<br />

die Parzellenstruktur der mittelalterlichen<br />

Gründungsstädte und ihre Entwicklung im<br />

Verlauf der Stadtgeschichte. Zumindest in einer<br />

Hinsicht – nämlich in Hinsicht auf ihre<br />

Erweiterung – hat die Kategorienbildung anregend<br />

gewirkt. Ob dagegen Fred Kaspars Bemerkung<br />

„Dieses Betrachtungsmodell (…)<br />

galt schnell als allgemein verbindlich und wird<br />

bis heute so gut wie bei jeder Arbeit, die sich<br />

der ,historischen Hausforschung‘ verpflichtet<br />

fühlt, fast gebetsmühlenartig jeder methodischen<br />

Einleitung vorangestellt“ nur die Begeisterung<br />

des Autors ausdrücken oder eine Kritik<br />

an den nur gebetsmühlenartig vorgehenden<br />

Kollegen beinhalten soll, ist nicht ganz<br />

durchsichtig. Ich persönlich teile die Begeisterung<br />

nicht, auch nicht die Beobachtung des<br />

ständigen Rekurses auf die Methode und nicht<br />

die Kritik. Für mich sind diese Kategorisierung<br />

und die herbeigewünschte Anwendung<br />

der Methodik kein notwendiger Bestandteil<br />

guter Hausforschung.<br />

Abb. 4 Weniger augenfällig sind die astig aufgelösten<br />

Balkenenden oder gabelige Sparren (Reste<br />

eines Hauses aus Wuhlsbüttel). Handelt es sich<br />

nicht doch um archaisches bzw. relikthaftes Bauen<br />

in einer rückständigen Region?<br />

Die Isolierung der Hausforschung<br />

Die Volkskundler, Sozial- und Geschichtswissenschaftler<br />

haben sich von den Bemühungen<br />

der Hausforscher um eine Annäherung<br />

ohnehin wenig beeindrucken lassen. War es in<br />

der älteren Generation noch selbstverständlich<br />

gewesen, dass die Hausforschung zum Kanon<br />

der volkskundlichen Themen zählt, so dass<br />

sich die Herausgeber der Handbücher auch<br />

um ihre Darstellung zu bemühen hatten, so<br />

begnügen sich moderne Handbücher mit Verweisen<br />

auf Bedals Standardwerk (z. B. Silke<br />

Göttsch 2001, 11) und gehen jeder inhaltlichen<br />

Darstellung der Methoden und Ergebnisse<br />

dieser Forschungsdisziplin aus dem Weg.<br />

(Nur Rolf W. Brednich, der ehemalige Göttinger<br />

Ordinarius, hat dies fast schon anachronistisch<br />

2001 noch einmal versucht). Was der in<br />

Historiker- und Volkskundlerkreisen z. Z.<br />

sehr populäre Wolfgang Reinhard in seinen<br />

„Lebensformen Europas – Eine historische Kul-<br />

DER MAUERANKER HEFT 1-2 ·JUNI 2006<br />

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