maueranker - Nordfriisk Instituut
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Hirsche im<br />
Beltringharder Koog?<br />
Das Naturschutzgebiet (NSG) Beltringharder<br />
Koog entstand durch die Vordeichung der<br />
Nordstrander Bucht nach dem Deichschluss<br />
1987 und umfasst eine Fläche von 3.500 Hektar.<br />
Im letzten Frühjahr wurde in der staatlichen<br />
Naturschutzverwaltung und in den angrenzenden<br />
Gemeinden der Vorschlag diskutiert, im<br />
NSG Beltringharder Koog Hirsche auszusetzen.<br />
Begründet wurde das Ansinnen mit dem<br />
Argument, Rotwild gehöre zur natürlichen<br />
Fauna der Region, habe aber leider keine<br />
Chance, den Koog zu erreichen und diesen<br />
von sich aus zu besiedeln.<br />
Der Naturschutzverein Uthlande hat sich<br />
mit der Thematik auseinandergesetzt und sich<br />
nach langer intensiver Diskussion gegen das<br />
Aussetzen von Hirschen in diesem Schutzgebiet<br />
ausgesprochen.<br />
Folgende Gründe sprechen nach Meinung<br />
des Vereins gegen eine derartige Maßnahme:<br />
– In der Naturschutzverordnung des Beltringharder<br />
Kooges ist als oberstes Ziel für den<br />
größten Teil des Gebietes die natürliche Entwicklung<br />
festgeschrieben. Eine Einführung<br />
von Arten widerspricht diesem Ziel diametral.<br />
Rotwild würde als Großherbivor die Entwicklung<br />
der Vegetation des Koogs erheblich verändern.<br />
– Wenn es um das Offenhalten geeigneter<br />
Flächen für Gänse und andere Wiesenvögel<br />
geht, sind Rinder und Schafe gezielter einsetzbar<br />
und leichter zu managen.<br />
– Der Naturschutz hat sich bisher aus gutem<br />
Grund als Bewahrer der Tier- und Pflanzenarten<br />
verstanden, die in einem Gebiet von<br />
Natur aus vorkommen. Er sorgt sich um gefährdete<br />
und seltene Arten, indem er deren Lebensgrundlagen<br />
erhält. Dies ist angesichts des<br />
Artensterbens, der drastischen Veränderung<br />
der Landschaft, der Stoffeinträge durch<br />
Niederschläge und des Klimawandels oft nur<br />
durch gezielte Pflegemaßnahmen in den Biotopen<br />
möglich. Der Beltringharder Koog ist<br />
diesbezüglich ein extremes Beispiel. Hier wurde<br />
sogar ein künstlich geschaffenes Gebiet als<br />
Ersatzbiotop für verlorengegangene Flächen<br />
geplant und unterhalten. Sicherlich ist dies an<br />
sich schon ein Grenzfall, der dem ursprünglichen<br />
Gedanken des Naturschutzes nicht ganz<br />
entspricht, um es vorsichtig zu formulieren.<br />
Unsere Gewöhnung an künstliche Eingriffe<br />
darf aber nicht dazu führen, dass wir dazu<br />
übergehen, den Koog mit erwünschten Arten<br />
aktiv zu besiedeln. Dies wäre ein Schritt mit<br />
weitreichenden, unvorteilhaften Konsequenzen<br />
für den gesamten Naturschutz.<br />
– Der Naturschutz leitet seinen Anspruch,<br />
Tiere und Pflanzen dort zu schützen, wo sie<br />
vorkommen, daraus ab, dass sie dort von Natur<br />
aus vorkommen. Wir schützen zum Beispiel<br />
die Orchideen in Feuchtwiesen, auch<br />
wenn es die Begehrlichkeiten des Menschen<br />
stört. Erinnert sei an die Diskussion um die<br />
Rotbauchunken, die die Autobahnplanung erschweren<br />
und die Feldhamster, die den Bau eines<br />
Klinikums an einer bestimmten Stelle verhindern.<br />
Dieser Grundsatz ist letztlich die<br />
schärfste Waffe der Naturschutzverwaltung<br />
und der Verbände in täglich wiederkehrenden<br />
Konflikten. Wenn wir nun anfangen, Orchideen<br />
zu pflanzen und die Landschaft nach<br />
Gutdünken mit Arten zu möblieren, geben<br />
wir den Anspruch auf, die Arten in ihrem natürlichen<br />
Lebensraum zu schützen. Dies ist ein<br />
Wechsel in der Naturschutzphilosophie, dessen<br />
Konsequenzen weit über den Einzelfall<br />
hinausgehen.<br />
– Für künstlich angesiedelte Arten würde in<br />
Zukunft der behördliche und ehrenamtliche<br />
„Naturschutz“ verantwortlich gemacht. Die<br />
Schäden, die Hirsche im Maisfeld des benachbarten<br />
Kooges anrichten würden, wären keine<br />
DER MAUERANKER HEFT 1-2 ·JUNI 2006<br />
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