sparen, sind <strong>Kinder</strong> noch mehr bereit, Aufgaben in der Familie zu übernehmen (ebd., S. 91).Finanzielle Mittellosigkeit schränkt darüber hinaus die Optionen an Freizeitaktivitäten (Kino,Ausflüge, Reisen etc.) für <strong>pflegende</strong> <strong>Kinder</strong> ein. Ebenso verfügen betroffene <strong>Kinder</strong> aufgr<strong>und</strong> einerungünstigen finanziellen Situation der Familie über kein oder nur wenig Taschengeld.Die Assoziation zwischen pflegen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Armut mag auch von dem Umstand geprägt sein, dassein überwiegender Teil der <strong>pflegende</strong>n <strong>Kinder</strong>, laut Literatur in Ein-Eltern Haushalten anzutreffen ist(Becker, 2007; Cass, et al., 2011; Dearden & Becker, 2004; Hunt, et al., 2005). Der Faktor des „alleinerziehend sein“ eines Elternteils wirkt sich auch auf die Übernahme der Pflege durch <strong>Kinder</strong> aus(Metzing, 2007, S. 88). Mehrheitlich sind es alleinerziehende Mütter, die an einer chronischenErkrankung leiden. Diese Konstellation begünstigt die Notwendigkeit vermehrter Einbindung von<strong>pflegende</strong>n <strong>Kinder</strong>n in pflegerische <strong>und</strong> organisatorische Aufgaben. In Familien in denen zweierwachsene Bezugspersonen vorhanden sind, verteilt sich die Verantwortung <strong>und</strong> Aufgabenzuteilungentsprechend. Meist übernimmt der ges<strong>und</strong>e Elternteil die Hauptverantwortung, die Organisationder Pflege <strong>und</strong> die Alltagsgestaltung (ebd.).Kulturelle Beweggründe werden ebenfalls in Zusammenhang mit der Pflegeübernahme durch <strong>Kinder</strong>gebracht. In Australien ist eine hohe Prävalenz von <strong>pflegende</strong>n <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> jungen Erwachsenen inFamilien mit ethnischen Minderheitenstatus („culturally and linguistically diverse backgro<strong>und</strong>s“),inklusive der indigenen Bevölkerung evident, vor allem im urbanen Raum (Hill, Smyth, Thomson, &Cass, 2009). Dies kann zum einen an den innerfamiliär zur erwartenden Normen der Reziprozitätinnerfamiliärer Hilfen liegen (Cass, et al., 2011, S. 19), zum anderen in der Schwierigkeit, seitens derFamilie Zugang zu passenden Hilfsangeboten zu erhalten (Hill, et al., 2009).4.3.1 Was tun <strong>pflegende</strong> <strong>Kinder</strong>?Hilfen, die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong> für kranke Familienmitglieder erbringen, sind genauso vielfältig<strong>und</strong> unterscheiden sich oft nur wenig, von denen erwachsener <strong>pflegende</strong>r Angehöriger. Neben jederForm von hauswirtschaftlicher Tätigkeit übernehmen <strong>Kinder</strong> klassische pflegerische Arbeiten, dieweit in den körperbezogen sowie medizinisch-therapeutischen Bereich hineinreichen. Sieunterstützen das kranke Familienmitglied emotional <strong>und</strong> helfen häufig zusätzlich den ges<strong>und</strong>enFamilienmitgliedern <strong>und</strong> der gesamten Familie, indem sie sich beispielsweise um weitereGeschwister kümmern.Der Britische Young Carers Bericht 2004 erhob die Situation von 6.178 <strong>pflegende</strong>n <strong>Kinder</strong>n bis zum18. Lebensjahr. Das waren <strong>Kinder</strong>, die eines der vielen „Young Carers“ Programme in Großbritanniennutzten. Die hier verwendete Taxonomie zur Beschreibung der kindlichen Pflegetätigkeiten teilt wiefolgt ein (Dearden & Becker, 2004, S. 7): Haushaltstätigkeiten wie kochen, putzen, Essen kochen.Allgemeine Pflege wie das Verabreichen von Medikamenten, bei der Mobilität unterstützen, beimAn- <strong>und</strong> Ausziehen helfen. Emotionale Pflege wie einfach Dasein, Gespräche führen, beobachtenohne Hand anzulegen etc. Körperpflege wie waschen, duschen, auf die Toilette begleiten etc.Schließlich Geschwisterpflege wie z. B. Aufgaben machen, in die Schule/<strong>Kinder</strong>garten bringen etc.Dazu kommen noch andere, vorwiegend selbst genannte Tätigkeiten. Die folgende Tabelle zeigt dasAusmaß der Tätigkeiten in den genannten Bereichen aus dem Young Carers Bericht 2004:20
Tätigkeitsbereiche 2003Haushaltstätigkeiten 68%Allgemeine Pflege 48%Emotionale Pflege 82%Körperpflege 18%Geschwisterpflege 11%Andere 7%Tabelle 2: Tätigkeitsdimensionen <strong>pflegende</strong>r <strong>Kinder</strong> in Großbritannien (n = 5.116) Quelle: Dearden <strong>und</strong> Becker(2004, S. 7), eigene ZusammenstellungDie Tabelle zeigt, dass emotionale Unterstützung ein zentraler Teil kindlicher Pflege ist. Gefolgt vonHaushaltstätigkeiten <strong>und</strong> allgemeiner Pflege. Allerdings übernimmt auch fast jedes fünfte KindVerantwortung im Bereich der Körperpflege.Sabine Metzing arbeitet aus ihrer Gro<strong>und</strong>ed Theory Studie vier verschiedene Hilfebereiche heraus.Dabei rückt mehr in den Vordergr<strong>und</strong>, für wen die Hilfen übernommen werden (Metzing, 2007, S. 93ff.). Hilfe für die Familie, Hilfe für die erkrankte Person, Hilfe für ges<strong>und</strong>e Angehörige <strong>und</strong> Hilfe fürsich selbst. Diesen Dimensionen ist eine Reihe an Subdimensionen zugeordnet, wie in folgenderAbbildung dargestellt:Hilfen fürdie FamilieInnerhalb desHauses(u.a. Putzen,Essen machen)Außerhalb desHauses(u.a. einkaufen,Organisatorisches)Hilfen fürdieerkranktePersonKörperbezogen(u.a. Körperpflege,Nahrungsaufnahme)Emotional(u.a. Dasein,trösten, vorSorgenbewahren)Medizinisch/therapeutisch(u.a. Medikamente,W<strong>und</strong>versorgung)Aufpassen <strong>und</strong>schützen(u.a. wachsamsein, für Sicherheitsorgen)Im Notfall(in fast allenBereichen)ÜbersetzenHilfen füreinenges<strong>und</strong>enAngehörigenBetreuung vonGeschwisternEntlastungges<strong>und</strong>erElternSich selbsthelfenVerantwortungübernehmenTabelle 3: Kindliche Hilfstätigkeiten bei chronischer Erkrankung in der Familie. Quelle: Metzing (2007, S. 106)Zentral dabei ist, dass <strong>pflegende</strong> <strong>Kinder</strong> mit ihren Tätigkeiten auf unbesetzte Rollen reagieren d.h.„die Lücke füllen“ <strong>und</strong> ihre Hilfe stark von einem antizipatorischen (bewusst vorwegnehmenden)Charakter geprägt ist, sie <strong>als</strong>o dauernd „in Bereitschaft“ sind. Einflüsse auf die Art <strong>und</strong> das Ausmaßder Tätigkeiten, haben die Schwere der Erkrankung, die Anzahl der <strong>pflegende</strong>n Personen <strong>und</strong> dasAlter des Kindes (Metzing, 2007, S. 93 ff.).21
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Motivation der Kinder Hilfestellung
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Lediglich 20% finden, dass sie zu w
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Wünsche21,717,519,032,2für sich s
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Familien mit chronischer Krankheit
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aufgrund des Identifikationsmusters
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Wert dar. Es ist allerdings nicht d
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den Anteil pflegender Kinder zu erk
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8 DIE SITUATION EHEMALIGER PFLEGEND
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Ende des Interviews wurden noch soz
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Nr. Alter Beginn der Pflegeerkrankt
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HaushaltstätigkeitenInterviewteiln
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mehr im gemeinsamen Haushalt oder s
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Familienangehörigen mit einer eher
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„Also ich glaube, dass übernimmt
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„Also ich war selber eine Zeit la
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und das „Nichtwissen“ des Umgan
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„Und da war auch so eine prägend
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„Ich sage einmal Skikurs ist ein
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Eine andere Interviewperson bestät
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9 RESÜMEEDie vorliegende Studie gi
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10 EMPFEHLUNGEN UND ZIELE ZUR UNTER
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MedizinerInnen konfrontiert werden.
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pflegerische Verantwortung; trotzde
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von Familien die „Family Health N
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teilzunehmen oder die Kinder teilne
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11 LITERATURVERZEICHNISAldridge, J.
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The National Commission for the Pro
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13 ANHANG13.1 TabellenverzeichnisTa
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