4.3.2 Alter <strong>und</strong> AltersverteilungAuf das Alter der <strong>Kinder</strong> wird auch im Young Carers Bericht 2004 Bezug genommen. Dieser bringt dasAlter der <strong>Kinder</strong> sowie deren Geschlecht mit den Tätigkeiten, die die <strong>Kinder</strong> erledigen, inZusammenfang wie in folgender Tabelle dargestellt.TätigkeitsbereichAlter 5-10Buben/Mädchen (%)Alter 11-15Buben/Mädchen (%)Alter 16-18Buben/Mädchen (%)HauswirtschaftlichePflege52% (371)/60% (445) 67% (846)/77% (1298) 69% (176)/85% (344)Allgemeine Pflege 39% (274)/43% (337) 50% (635)/50% (840) 55% (141)/51% (208)Emotionale Pflege 11% (76)/13% (104) 15% (191)/22% (370) 17% (44)/32% (129)Körperpflege 81% (580)/80% (622) 81% (1023)/82% (1387) 85% (218)/87% (354)Geschwisterpflege 11% (75)/10% (76) 10% (123)/13% (220) 10% (25)/13% (52)Tabelle 4: Tätigkeitsdimensionen <strong>pflegende</strong>r <strong>Kinder</strong> in Großbritannien im Zusammenhang mit Alter <strong>und</strong>Geschlecht Quelle: (Dearden & Becker, 2004, S. 9). (n=5.102) Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung von Young CarersUK.Es lässt sich sagen, dass je älter die <strong>Kinder</strong> werden, desto mehr werden sie in anspruchsvollereTätigkeiten involviert. Dies bezieht sich auf alle Tätigkeiten mit Ausnahme der Geschwisterpflege. DerUnterschied in Bezug auf das Geschlecht zeigt sich in jungen Jahren weniger <strong>als</strong> später im Alterzwischen 16 <strong>und</strong> 18 Jahren. 32 % der Mädchen in dieser Altersgruppe übernehmen Körperpflege,was nur halb so viel Buben tun. Hier ist allerdings wieder darauf hinzuweisen, dass nicht dasGeschlecht per se sondern auch das Geschlecht des kranken Familienmitglieds <strong>und</strong> die Anzahlanderer Geschwister einen Einfluss auf die Ausübung dieser Tätigkeiten hat (Becker, et al., 1998).Hinsichtlich der zeitlichen Intensität ist davon auszugehen, dass ab dem fünften Lebensjahr r<strong>und</strong> einDrittel der Young Carers zwischen 11 <strong>und</strong> 20 St<strong>und</strong>en wöchentlich pflegen, 16 % über 20 St<strong>und</strong>en<strong>und</strong> einige wenige (2%) sogar über 50 St<strong>und</strong>en.4.3.3 Wen pflegen <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong> <strong>und</strong> aus welchem Anlass?Die Spannweite, der für die Pflegebedürftigkeit Anlass gebenden Erkrankungen, ist breit: laut demYoung Carers Report 2004 ist die Hälfte der Erkrankungen körperlich bezogen, wie z.B. MultipleSklerose, HIV/AIDS <strong>und</strong> deren Folgeerkrankungen, Krebs, Parkinson <strong>und</strong> andere chronisch physischeErkrankungen. R<strong>und</strong> 30% sind psychische Ges<strong>und</strong>heitsprobleme wie beispielsweiseSuchterkrankungen, bipolare Störungen, Depressionen. R<strong>und</strong> 17% des Pflegeanlasses bestehenaufgr<strong>und</strong> von Lernbehinderungen <strong>und</strong> 3% aufgr<strong>und</strong> sensorischer Beeinträchtigungen (Dearden &Becker, 2004).Väter <strong>und</strong> Mütter werden überwiegend aufgr<strong>und</strong> einer physischen oder psychischenBeeinträchtigung gepflegt (Väter körperlich/psychisch 65%/43%; Mütter körperlich/psychisch57%/50%), Geschwisterkinder zu einem großen Teil aufgr<strong>und</strong> einer Lernbehinderung (63%).22
Pflegebedürftige Person %Mutter (inkl. Stiefmutter) 52% (3617)Vater (inkl. Stiefvater) 14% (959)Geschwister 31% (2142)Großeltern 3% (197)Tabelle 5: Familiäre Beziehung der pflegebedürftigen Person zum <strong>pflegende</strong>n Kind (n=6.992) Quelle: Dearden<strong>und</strong> Becker (2004, S. 5). Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung von Young Carers UKWenn man die Anzahl der Nennungen in dieser Tabelle (n=6992) mit der Gesamtzahl der <strong>Kinder</strong> inder Studie vergleicht (n=6178), wird deutlich, dass einige <strong>Kinder</strong> für mindestens zwei PersonenPflegeverantwortung übernehmen. Es zeigt sich auch, dass meistens für die kranke MutterVerantwortung übernommen wird. Das Argument aus den englischen Studie hierzu stützt sich auf dieBeobachtung, dass die meisten Young Carers in Großbritannien in Ein-Familien-Haushalten leben <strong>und</strong>es sich bei den Alleinerziehenden vorwiegend um Mütter handelt (Becker, et al., 1998; Dearden &Becker, 2004). Nur selten übernehmen <strong>Kinder</strong> auch Sorgeverantwortung für ein pflegebedürftigesGroßelternteil (3%) <strong>und</strong> dann meist aufgr<strong>und</strong> körperlicher Belange. Die „Alzheimer AssociationAustralia“ berichtet allerdings, dass <strong>Kinder</strong> auch pflegerische Verantwortung beiAlzheimererkrankungen in der Familie übernehmen (zit. nach Becker, 2007, S. 38), was die Sorge umein Großelternteil nahelegt.4.3.4 Gründe für die PflegeübernahmeStudien über <strong>pflegende</strong> <strong>Kinder</strong> zeigen ein breites Spektrum an Gründen für die Pflegeübernahmeoder –beteiligung von <strong>Kinder</strong>n: familiäre Präferenzen, Abwesenheit von anderen informell zuVerfügung stehenden familiären Netzwerken oder anderen sozialen Netzwerken, Mangel anpassenden, zugänglichen <strong>und</strong> leistbaren formalen Pflegearrangements (Becker, et al., 1998; Morrow,2005). Die Übernahme der Pflegerolle ist dabei selten das Resultat freier Wahl, sondern eineNotwendigkeit, die daraus resultiert, in eine Welt ohne Alternativen hineingeboren zu werden. Fürdie meisten <strong>Kinder</strong> ist es Teil ihrer Normalität, sie kennen es nicht anders (Becker, 2007).Die Gründe für die Pflegeübernahme dürfen nicht losgelöst vom Alter <strong>und</strong> dem kindlichenEntwicklungsstand betrachtet werden. Kleine <strong>Kinder</strong> wachsen in die Pflegerolle automatisch hinein.Meist ist die Mutter im Fokus der Aufmerksamkeit. Egal ob sie selbst krank ist oder ob sie der Mutter„einfach helfen wollen“ auch wenn jemand anderer krank ist (Metzing, 2007, S. 129). Schulkinderbringen in ihrer Entwicklung schon ein Familienkonzept hervor, auf deren Gr<strong>und</strong>lage sie sich fürandere verantwortlich fühlen <strong>und</strong> die Notwendigkeit der Pflegeübernahme aufgr<strong>und</strong> empf<strong>und</strong>enermangelnder Wahlfreiheit hervortritt (ebd. , S. 131). Im jugendlichen Alter wächst dieMoralvorstellung, die sich mit der <strong>Kinder</strong>liebe <strong>als</strong> Motivator vereint. Diese <strong>Jugendliche</strong>n empfindenbeispielsweise ein Pflichtbewusstsein, die Familie durch ihre Pflegetätigkeiten zusammenzuhalten<strong>und</strong> davor zu schützen auseinandergerissen zu werden, anderen zu helfen ist für sieselbstverständlich (ebd. , S. 135).23
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Familien mit chronischer Krankheit
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aufgrund des Identifikationsmusters
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Wert dar. Es ist allerdings nicht d
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den Anteil pflegender Kinder zu erk
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8 DIE SITUATION EHEMALIGER PFLEGEND
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Ende des Interviews wurden noch soz
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Nr. Alter Beginn der Pflegeerkrankt
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HaushaltstätigkeitenInterviewteiln
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mehr im gemeinsamen Haushalt oder s
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Familienangehörigen mit einer eher
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Person und deren Wohlbefinden veran
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pflegebedürftigen Familienmitglied
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oder viel häufiger als unbewusste
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„Sie hat gejammert und, also dies
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„Ich hab sicher seither mit meine
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„Also ich glaube, dass übernimmt
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„Also ich war selber eine Zeit la
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und das „Nichtwissen“ des Umgan
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„Und da war auch so eine prägend
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„Ich sage einmal Skikurs ist ein
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Eine andere Interviewperson bestät
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9 RESÜMEEDie vorliegende Studie gi
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10 EMPFEHLUNGEN UND ZIELE ZUR UNTER
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MedizinerInnen konfrontiert werden.
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pflegerische Verantwortung; trotzde
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von Familien die „Family Health N
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teilzunehmen oder die Kinder teilne
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11 LITERATURVERZEICHNISAldridge, J.
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The National Commission for the Pro
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13 ANHANG13.1 TabellenverzeichnisTa
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Haushaltpflegende Kinder - nicht pf
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Hilfe warumpflegende Kinder - nicht
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