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Ausbau der Dienste und Einrichtungen für pflegebedürftige Menschen

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BUNDESMINISTERIUM FÜR SOZIALE SICHERHEIT<br />

GENERATIONEN UND KONSUMENTENSCHUTZ<br />

Eigentümer, Herausgeber <strong>und</strong> Verleger:<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> soziale Sicherheit,<br />

Generationen <strong>und</strong> Konsumentenschutz<br />

Stubenring 1, 1010 Wien<br />

ÖBIG - <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong><br />

<strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

<strong>Menschen</strong> in Österreich<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR SOZIALE SICHERHEIT<br />

GENERATIONEN UND KONSUMENTENSCHUTZ<br />

Zwischenbilanz


ÖSTERREICHISCHES BUNDESINSTITUT FÜR GESUNDHEITSWESEN<br />

ÖBIG<br />

AUSBAU DER DIENSTE UND EINRICHTUNGEN<br />

FÜR PFLEGEBEDÜRFTIGE MENSCHEN<br />

IN ÖSTERREICH - ZWISCHENBILANZ<br />

IM AUFTRAG DES<br />

BUNDESMINISTERIUMS FÜR SOZIALE SICHERHEIT,<br />

GENERATIONEN UND KONSUMENTENSCHUTZ


ÖSTERREICHISCHES BUNDESINSTITUT FÜR GESUNDHEITSWESEN<br />

ÖBIG<br />

AUSBAU DER DIENSTE UND EINRICHTUNGEN<br />

FÜR PFLEGEBEDÜRFTIGE MENSCHEN<br />

IN ÖSTERREICH - ZWISCHENBILANZ<br />

ENDBERICHT<br />

Eva Schaffenberger<br />

Elisabeth Pochobradsky<br />

Wien, November 2004<br />

Im Auftrag des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> soziale Sicherheit, Generationen <strong>und</strong><br />

Konsumentenschutz


Impressum<br />

Eigentümer, Herausgeber <strong>und</strong> Verleger:<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> soziale Sicherheit, Generationen <strong>und</strong> Konsumentenschutz<br />

Stubenring 1, 1010 Wien<br />

Redaktion:<br />

Max Rubisch, Ilse Enge<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> soziale Sicherheit, Generationen <strong>und</strong> Konsumentenschutz,<br />

Abteilung IV/1<br />

Erscheinungsjahr:<br />

2004<br />

Auflage:<br />

2.000 Stück<br />

Druck:<br />

Druckerei des BMSG<br />

Gedruckt auf umweltfre<strong>und</strong>lichem Papier<br />

Bestellmöglichkeiten:<br />

BMSG-Bestellservice: 0800-20 20 74<br />

Internet: http://www.bmsg.gv.at


Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Österreich kann <strong>für</strong> sich in Anspruch nehmen, durch die Reform <strong>der</strong> Pflegevorsorge als eines<br />

<strong>der</strong> ersten Län<strong>der</strong> Europas eine umfassende, zeitgemäße <strong>und</strong> in das bestehende<br />

Sozialsystem passende Lösung <strong>für</strong> pflegebedürftigte <strong>Menschen</strong> erarbeitet zu haben.<br />

Die Neuregelung <strong>der</strong> Pflegevorsorge enthielt daher neben <strong>der</strong> Einführung eines<br />

b<strong>und</strong>eseinheitlichen Pflegegeldes als zweiten Hauptpunkt den <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> sozialen <strong>Dienste</strong>,<br />

<strong>der</strong> im Verantwortungsbereich <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> liegt.<br />

Zu diesem Zweck wurde parallel zu den Pflegegeldgesetzen eine Vereinbarung zwischen<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n nach Art. 15a B-VG über gemeinsame Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

Personen abgeschlossen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Vereinbarung haben die Län<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>für</strong> die<br />

sozialen <strong>Dienste</strong> erstellt, in denen das bestehende Defizit an Dienstleistungen festgestellt<br />

sowie eine Planung erarbeitet wurde, wie dieses Defizit schrittweise bis zum Jahr 2010<br />

abgedeckt wird.<br />

Das Jahr 2003 stellt in etwa die Halbzeit im Planungszeitraum <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungspläne dar. Es war daher wichtig, eine Zwischenbilanz über die bisherige<br />

Umsetzung dieser Pläne zu ziehen <strong>und</strong> den seit Mitte <strong>der</strong> Neunzigerjahre erzielten Fortschritt<br />

in <strong>der</strong> Bereitstellung eines bedarfsgerechten Angebotes an Dienstleistungen <strong>für</strong><br />

<strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong> zu evaluieren.<br />

Diese Studie wurde vom ÖBIG (Österreichisches B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen) im<br />

Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> soziale Sicherheit, Generationen <strong>und</strong> Konsumentenschutz<br />

(BMSG) in Zusammenarbeit mit den Län<strong>der</strong>n erstellt. Sie enthält als wichtigste Aussage, dass<br />

die sozialen <strong>Dienste</strong> seit Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre sowohl in quantitativer als auch in qualitativer<br />

Hinsicht beträchtlich ausgebaut wurden. Ich bin davon überzeugt, dass diese Publikation<br />

einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong> in Österreich leisten wird.<br />

Herzlichst,<br />

Ihr<br />

Mag. Herbert Haupt<br />

B<strong>und</strong>esminister <strong>für</strong> soziale Sicherheit, Generationen <strong>und</strong> Konsumentenschutz


Kurzfassung<br />

1 Einleitung<br />

Im Jahr 1999 wurde vom ÖBIG (Österreichisches B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen) im<br />

Auftrag des B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> soziale Sicherheit <strong>und</strong> Generationen (BMSG) eine österreichweite<br />

Übersicht über die Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> erstellt 1 . Das Jahr<br />

2003 stellt in etwa die Halbzeit im Planungszeitraum <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

dar. Die in <strong>der</strong> österreichweiten Übersicht über die Pläne publizierten Daten zum Iststand<br />

des Leistungsangebotes sind <strong>der</strong>zeit bereits - je nach B<strong>und</strong>esland verschieden - zwischen<br />

fünf <strong>und</strong> sieben Jahre alt. Es ist daher von Interesse, eine Zwischenbilanz über die bisherige<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne zu ziehen <strong>und</strong> den seit Mitte <strong>der</strong> neunziger<br />

Jahre erzielten Fortschritt in <strong>der</strong> Bereitstellung eines bedarfsgerechten Angebots an Dienstleistungen<br />

<strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong> einzuschätzen.<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> österreichweiten Übersicht über den <strong>Ausbau</strong> an <strong>Dienste</strong>n <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen ist es, die bislang gesetzten Maßnahmen zur Umsetzung <strong>der</strong><br />

Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne sowie <strong>der</strong>en Effekte zu untersuchen. Damit soll eine Einschätzung<br />

sowohl <strong>der</strong> aktuellen Versorgungssituation <strong>pflegebedürftige</strong>r Personen in Österreich<br />

als auch <strong>der</strong> bis zum Ende des Planungszeitraums <strong>der</strong> Vereinbarung nach Artikel 15a<br />

B-VG zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n zu erwartenden Weiterentwicklung möglich werden. Die<br />

Zwischenbilanz basiert auf schriftlichen <strong>und</strong> mündlichen Auskünften <strong>der</strong> Sozialabteilungen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Aufgr<strong>und</strong> unterschiedlich detaillierter Auskünfte <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> kann nicht immer<br />

gleichgewichtig auf alle Län<strong>der</strong> Bezug genommen werden. Ausführlichere o<strong>der</strong> weniger ausführlichere<br />

Beschreibungen in <strong>der</strong> Zwischenbilanz sind somit nicht durch den <strong>Ausbau</strong>grad<br />

des Angebotes in den Län<strong>der</strong>n bedingt, son<strong>der</strong>n durch die dazu verfügbaren Informationen.<br />

DIENSTE UND EINRICHTUNGEN FÜR ALTE MENSCHEN<br />

2 Mobile <strong>Dienste</strong><br />

Die Übersicht über den <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong><br />

beschränkt sich auf den Kernbereich <strong>der</strong> mobilen Betreuung, <strong>und</strong> zwar auf Hauskrankenpflege,<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegehilfe <strong>und</strong> Heimhilfe. Zielsetzung dieser <strong>Dienste</strong> ist es, den<br />

Verbleib <strong>der</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>n Personen zu Hause zu ermöglichen, stationäre Aufenthalte zu<br />

vermeiden o<strong>der</strong> zumindest hintanzustellen <strong>und</strong> Angehörige <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Betreuungspersonen<br />

zu entlasten.<br />

__________<br />

1<br />

B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales (Hg.): <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

<strong>Menschen</strong> in Österreich. Übersicht über die Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Wien. 1999<br />

I


2.1 Iststand<br />

Mit Stand 31.12.2002 waren in Österreich, berechnet in Vollzeitäquivalenten, 7.810 Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonen tätig. Der größte Anteil des Personals - <strong>und</strong> zwar 56 Prozent -<br />

entfällt auf die Berufsgruppe <strong>der</strong> Heimhelfer/innen mit insgesamt 4.411 Vollzeitäquivalenten.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen sowie <strong>der</strong> Alten-<br />

/Pflegehelfer- <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen ist mit 1.734 bzw. 1.665 Vollzeitäquivalenten in<br />

etwa ähnlich groß .Österreichweit liegt die Versorgungsdichte bei 13,4 Personen pro 1.000<br />

ab 75-jährige Einwohner. Wie bereits in den Jahren 1995/96/97 ist das Angebot an mobilen<br />

<strong>Dienste</strong>n in Österreich sehr ungleich verteilt: Die Versorgungsdichte schwankt zwischen 21<br />

Vollzeitpersonen pro 1.000 ab 75-jährige Einwohnern in Wien <strong>und</strong> 6,1 Personen in Oberösterreich,<br />

das damit in etwa ein Drittel des Leistungsangebotes von Wien aufweist.<br />

2.2 Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

Die Anzahl an Vollzeitäquivalenten in den mobilen <strong>Dienste</strong>n hat in Österreich seit 1995/96/97<br />

beträchtlich zugenommen: Derzeit sind - ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Entwicklung in Wien,<br />

da <strong>für</strong> das Jahr 1996 keine vollständigen Wiener Daten zur Verfügung stehen - um 1.727<br />

vollzeitbeschäftigte Personen mehr im Bereich <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> tätig als noch vor fünf bis<br />

sieben Jahren, das entspricht einer Zunahme des Personalangebots um 51 Prozent.<br />

Die Versorgungsdichte hat österreichweit zugenommen, <strong>und</strong> zwar um 2,6 Personen pro<br />

1.000 Einwohner ab 75 Jahren (ohne Berücksichtigung von Wien). Dies bedeutet, dass <strong>der</strong><br />

Zuwachs an Beschäftigten nicht ausschließlich durch die Zunahme alter <strong>Menschen</strong> bestimmt<br />

ist, son<strong>der</strong>n dass sich das Angebot tatsächlich ausgeweitet hat, das heißt, dass mehr <strong>pflegebedürftige</strong><br />

<strong>Menschen</strong> als noch Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre betreut werden können bzw.<br />

dass <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> pro Person erbrachten Dienstleistungen höher geworden ist.<br />

Differenziert nach Berufsgruppen zeigt sich, dass generell ein Trend zum Einsatz höherqualifizierten<br />

Personals in den mobilen <strong>Dienste</strong>n besteht, wobei in <strong>der</strong> überwiegenden Anzahl<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> das größte Augenmerk auf die Ausweitung <strong>der</strong> Berufsgruppe <strong>der</strong> Alten-<br />

/Pflegehelfer- <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen gelegt wurde.<br />

2.3 Bedarfsdeckung<br />

Österreichweit besteht zwischen dem Iststand 2002 <strong>und</strong> den in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

<strong>für</strong> das Jahr 2010 ermittelten Bedarf an vollzeitbeschäftigten Personen in den<br />

mobilen <strong>Dienste</strong>n ein noch nicht gedeckter Bedarf von 1.894 Vollzeitäquivalenten (ohne<br />

Berücksichtigung von Vorarlberg <strong>und</strong> Wien, es lagen keine Sollwerte <strong>für</strong> das Jahr 2010 vor).<br />

Österreichweit kann – sofern die Bedarfsberechnungen ein adäquates Bild abgeben – somit<br />

noch nicht von einem bedarfsgerechten Angebot gesprochen werden. Dies gilt jedoch<br />

nicht <strong>für</strong> drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>: In Salzburg <strong>und</strong> Kärnten übersteigt <strong>der</strong> Iststand den berechneten<br />

Bedarf, im Burgenland ist <strong>der</strong> Iststand 2002 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sollstand 2010 nahezu gleich.<br />

II


2.4 Sollstand<br />

Nach <strong>der</strong>zeitigem Stand ist österreichweit bis zum Jahr 2010 <strong>der</strong> Einsatz von zusätzlich<br />

2.191 Vollzeitäquivalenten gegenüber dem Jahr 2002 geplant (ohne Salzburg, Vorarlberg<br />

<strong>und</strong> Wien). Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre ist dieser<br />

Zuwachs durchaus realistisch. Dieser geplante <strong>Ausbau</strong> wird sowohl zu einer Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Versorgungssituation in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n führen als auch österreichweit<br />

die Versorgungsdichte anheben (von <strong>der</strong>zeit 10,5 auf 13,6 Personen pro 1.000 Einwohnern<br />

ab 75 Jahre, ohne Salzburg, Vorarlberg <strong>und</strong> Wien).<br />

2.5 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur<br />

Die <strong>für</strong> die nächsten Jahre geplanten Maßnahmen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> beziehen sich im Wesentlichen<br />

auf die Ausweitung des Angebotes bzw. die Aufrechterhaltung erreichter Versorgungsniveaus<br />

sowie auf die Professionalisierung, Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Dienstleistungen.<br />

3 Teilstationäre <strong>Dienste</strong><br />

Teilstationäre <strong>Dienste</strong> stellen entsprechend dem Prinzip abgestufter <strong>Dienste</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

Personen ein Zwischenglied zwischen <strong>der</strong> Betreuung zu Hause <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufnahme in<br />

ein Pflegeheim dar. Häufigste Angebotsform ist das geriatrische Tageszentrum; teilweise<br />

wird die Tagesbetreuung auch als Teil des Leistungsangebotes von stationären <strong>Einrichtungen</strong><br />

verstanden.<br />

3.1 Iststand<br />

Mit Stand 31.12.2002 wurden - ohne Berücksichtigung des Burgenlandes - in Österreich insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 1.070 Plätze in <strong>der</strong> teilstationären Betreuung angeboten. Die Angebotsform<br />

teilstationäre Betreuung ist außerhalb Wiens noch wenig etabliert, <strong>und</strong> zwar unter an<strong>der</strong>em<br />

deshalb, weil diese aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen geographischen Erreichbarkeit eher urbane<br />

Strukturen voraussetzt.<br />

3.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur<br />

Ziel <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> ist es, das Angebot an teilstationärer Betreuung primär in städtischen Regionen<br />

auszubauen <strong>und</strong> dabei weitere Erfahrungen mit <strong>der</strong> Akzeptanz dieses Angebots <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Nachfrage danach zu sammeln.<br />

4 Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />

4.1 Iststand<br />

Mit Stand 31.12.2002 gab es in Österreich r<strong>und</strong> 67.600 Heimplätze, das entspricht einer<br />

Versorgungsdichte von 116 Plätzen pro 1.000 Einwohner im Alter von 75 Jahren <strong>und</strong> älter.<br />

III


Davon wurden r<strong>und</strong> 53.000 Plätze o<strong>der</strong> etwa 78 Prozent <strong>der</strong> Heimplätze als Pflegeplätze<br />

geführt bzw. von <strong>pflegebedürftige</strong>n Personen belegt, r<strong>und</strong> 14.600 Plätze o<strong>der</strong> etwa 22 Prozent<br />

wurden als Wohnplätze geführt. Wie bereits im Zeitraum 1995/96/97 ist das Angebot in<br />

<strong>der</strong> stationären Betreuung in Österreich sehr ungleich verteilt: Die Versorgungsdichte<br />

schwankt zwischen 153 Heimplätzen pro 1.000 ab 75-jährige Einwohner in Salzburg <strong>und</strong> 67<br />

Heimplätzen im Burgenland, das damit weniger als die Hälfte des Leistungsangebots von<br />

Salzburg aufweist.<br />

Personelle Ausstattung <strong>der</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />

Die folgenden Personalzahlen können nur eine Größenordnung zeigen (z. B. Personal ist<br />

nicht dem Pflege- o<strong>der</strong> dem Wohnbereich zuzuordnen): In den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen Österreichs<br />

gibt es r<strong>und</strong> 21.250 vollzeitäquivalent beschäftigte Personen. Die Zahl <strong>der</strong> tatsächlich<br />

Beschäftigten ist im Vergleich zur Anzahl dieser Vollzeitäquivalente deutlich höher,<br />

da ein - allerdings in den meisten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n nicht bekannter - Teil des Personals teilzeit-<br />

o<strong>der</strong> st<strong>und</strong>enweise beschäftigt ist.<br />

4.2 Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

Die Versorgungsdichte mit Heimplätzen hat sich bereits in den Jahren 1995/96/97 stark zwischen<br />

den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschieden. Zwischenzeitlich ist ein geringer <strong>Ausbau</strong> an Heimplätzen<br />

insgesamt erfolgt (plus 4,3 Prozent o<strong>der</strong> 2.800 Heimplätze, Iststand 1995/96/97:<br />

64.800 Heimplätze), bei einem gleichzeitigem Anstieg <strong>der</strong> Bevölkerung ab 75 Jahren zwischen<br />

1996 <strong>und</strong> 2001 von 13 Prozent. Generell wird dem Strukturwandel Rechnung getragen:<br />

massiver Abbau von Wohnplätzen zugunsten eines massiven <strong>Ausbau</strong>s an Pflegeplätzen.<br />

Die Strukturanpassungen erscheinen im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich homogen, mit Ausnahme<br />

von Wien, wo diese Strukturanpassungen nicht erkennbar sind.<br />

Die Versorgungsdichte hat österreichweit abgenommen, <strong>und</strong> zwar um 9,7 Plätze pro 1.000<br />

Einwohner ab 75 Jahren. Das bedeutet, dass nicht im gleichen Ausmaß Pflegeplätze geschaffen<br />

wie Wohnplätze abgebaut wurden <strong>und</strong> dass daher ein Beitrag zum Ziel geleistet<br />

wurde, Betreuungssituationen, die nicht zwingend einen Wohnheimplatz erfor<strong>der</strong>n, mit mobilen<br />

pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong>n zu bewältigen.<br />

Personalangebot<br />

Im Zeitraum zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 hat sich die Personalausstattung in allen Alten-<br />

<strong>und</strong> Pflegeheimen um r<strong>und</strong> 60 Prozent o<strong>der</strong> 7.760 vollzeitbeschäftigte Personen erhöht.<br />

Dabei ist das Personalangebot in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n größer geworden, wobei die Zuwächse<br />

zwischen neun Prozent (Steiermark) <strong>und</strong> 140 Prozent (Nie<strong>der</strong>österreich) lagen.<br />

4.3 Bedarfsdeckung<br />

Österreichweit (unter Ausschluss von Wien, da in Wien keine Bedarfsberechnungen <strong>für</strong> 2010<br />

im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan enthalten waren) hat <strong>der</strong> Iststand 2002 den in den Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>für</strong> das Jahr 2010 ermittelten Bedarf an Heimplätzen nahezu<br />

IV


erreicht: nur 433 Plätze fehlen auf den ermittelten Soll-Stand 2010. Sofern die Bedarfsermittlungen<br />

ein realitätsnahes Bild ergeben, kann bereits im Jahr 2002 von einem bedarfsgerechten<br />

Angebot ausgegangen werden. In allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (mit Ausnahme des Burgenlandes)<br />

übersteigt <strong>der</strong> Iststand 2002 bereits den Sollstand 2010.<br />

Bedarfsdeckung bei <strong>der</strong> personellen Ausstattung<br />

Im Zeitraum zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 hat sich die Dichte <strong>der</strong> Personalausstattung in<br />

allen Alten- <strong>und</strong> Pflegheimen um r<strong>und</strong> 60 Prozent bzw. um 7.760 vollzeitbeschäftigte Personen<br />

erhöht. Die Frage, ob nun eine personelle Bedarfsdeckung vorliegt o<strong>der</strong> nicht, kann<br />

anhand des hier aufgezeigten Zahlenmaterials nicht beantwortet werden. Im Rahmen aller<br />

Interviews mit den Län<strong>der</strong>n zur gegenständlichen Studie wurde auf das Problem des nicht<br />

gedeckten Personalbedarfs, teilweise sogar des „Pflegenotstands“ im Rahmen <strong>der</strong> Altenbetreuung<br />

hingewiesen.<br />

4.4 Sollstand<br />

Nach <strong>der</strong>zeitigem Stand ist österreichweit bis zum Jahr 2010 <strong>der</strong> Aufbau von 3.280 Heimplätzen<br />

geplant (plus 9,6 Prozent, Iststand 2002: 34.073 Heimplätze ohne Salzburg, Steiermark<br />

<strong>und</strong> Wien). Im selben Zeitraum wird die Anzahl <strong>der</strong> ab 75jährigen <strong>Menschen</strong> um 12,6<br />

Prozent zunehmen, das heißt, die Anzahl <strong>der</strong> Heimplätze im Jahr 2010 wird nicht im selben<br />

Ausmaß ansteigen wie die Anzahl <strong>der</strong> ab 75jährigen <strong>Menschen</strong>. Würde man das Versorgungsniveau<br />

auf dem aktuellen Stand halten wollen, müssten in diesen sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

um 1.000 Heimplätze mehr aufgestockt werden. Diese Entwicklung spiegelt sich in <strong>der</strong><br />

Versorgungsdichte wi<strong>der</strong>: Die Versorgungsdichte von <strong>der</strong>zeit 103 Heimplätzen pro 1.000<br />

Einwohner ab 75 Jahren (bezogen auf diese sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>) wird sich unter diesen<br />

Bedingungen bis zum Jahr 2010 auf 95 reduzieren.<br />

4.5 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur<br />

Die <strong>für</strong> die nächsten Jahre geplanten Maßnahmen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> beziehen sich im Wesentlichen<br />

auf den weiteren <strong>Ausbau</strong> des Pflegeplatzangebots, <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Bedürfnisorientierung<br />

in Form von zeitgemäßen baulich-räumlichen Strukturen, <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl<br />

<strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen <strong>und</strong> Höherqualifizierung, Aufbau o<strong>der</strong> Verstärkung<br />

neuer Leistungsbereiche, Verstärkung <strong>der</strong> Pflegeaufsicht <strong>und</strong> Anpassung <strong>der</strong> Finanzierung.<br />

5 Kurzzeitpflege<br />

Resümierend kann festgehalten werden, dass österreichweit ein <strong>Ausbau</strong> von Kurzzeitpflegeplätzen<br />

von 631 im Jahr 2002 auf insgesamt 984 im Jahr 2010, also im Ausmaß von zusätzlich<br />

353 fixen <strong>und</strong> variablen Kurzzeitpflegeplätzen geplant ist (ohne Burgenland, Salzburg,<br />

Steiermark <strong>und</strong> Wien). Zielsetzung aller B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> - wenn auch in unterschiedlichem<br />

Ausmaß - bleibt es, ein flächendeckendes Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen zu schaffen.<br />

Die mit Wirkung vom 1.1.2004 vom BMSG geschaffene Möglichkeit, wonach aus dem Unter-<br />

V


stützungsfonds Mittel auch als Zuschüsse zu Kosten <strong>für</strong> Kurzzeitpflegeangebote gewährt<br />

werden können, kann dazu führen, dass diese Leistung verstärkt nachgefragt wird.<br />

6 Betreutes Wohnen <strong>für</strong> alte <strong>Menschen</strong><br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass von den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> dieser Angebotsform<br />

kein explizit genanntes Entwicklungsziel darstellt. Oberösterreich stellt diesbezüglich<br />

eine Ausnahme dar; hier bildet das Angebotssegment <strong>der</strong> betreubaren Wohnungen<br />

einen Schwerpunkt neben <strong>der</strong> mobilen <strong>und</strong> stationären Betreuung. In Oberösterreich<br />

wurden <strong>für</strong> diese Angebotsform Qualitätsstandards definiert. Es besteht das Vorhaben,<br />

bis zum Jahr 2010 über ein Angebot von r<strong>und</strong> 2.500 Wohneinheiten zu verfügen - das ist eine<br />

Steigerung zum Iststand um 230 Prozent.<br />

7 Koordinationsstrukturen<br />

In allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurden Aktivitäten zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Koordinationsstrukturen<br />

gesetzt, wobei diese, teilweise entsprechend den Plänen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, unterschiedlich<br />

tiefgreifend waren.<br />

Die beschrittenen Wege sind je nach Land unterschiedlich: Im Wesentlichen lassen sich die<br />

Strategien <strong>und</strong> Strukturen nicht vergleichen, abgesehen von einer ähnlichen Herangehensweise<br />

in Kärnten <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>österreich sowie in Vorarlberg <strong>und</strong> Wien.<br />

Es gibt in sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel, wobei diese aber in<br />

<strong>der</strong> Regel nicht als effektive Mittel zur Koordination wahrgenommen o<strong>der</strong> genützt werden.<br />

Diese liegen, ausgehend von den bisherigen Aktivitäten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, offenbar vorrangig in auf<br />

spezifische Koordinationsaufgaben ausgerichteten Strukturen wie Übergangspflege, Vereinbarung<br />

von Standards <strong>für</strong> die Betreuungsübernahme <strong>und</strong> -übergabe <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />

Informationsflüsse.<br />

Der weitere <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Koordination <strong>und</strong> Kooperation wird vielfach als erfor<strong>der</strong>lich angesehen,<br />

wobei <strong>der</strong> nahtlose Anschluss mobiler an stationäre Versorgung nach wie vor als<br />

zentraler Problembereich wahrgenommen wird. Konkrete Maßnahmenplanungen <strong>für</strong> die Zukunft<br />

bestehen in <strong>der</strong> Regel nicht bzw. wurden von den Län<strong>der</strong>n nicht bekannt gegeben.<br />

DIENSTE UND EINRICHTUNGEN FÜR BEHINDERTE MENSCHEN<br />

8 Tagesbetreuung<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> zur Tagesbetreuung ist die Beschäftigung <strong>und</strong> Strukturierung des Alltags<br />

behin<strong>der</strong>ter <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong>, orientiert an <strong>der</strong>en Bedürfnissen <strong>und</strong> Möglichkeiten, die Unterstützung<br />

ihrer Entwicklung in Richtung erhöhter Selbstständigkeit <strong>und</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in<br />

den offenen Arbeitsbereich. Zielgruppe sind <strong>Menschen</strong>, <strong>der</strong>en körperlicher, geistiger o<strong>der</strong><br />

seelischer Zustand den Zugang zu einer beruflichen Ausbildung o<strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung er-<br />

VI


schwert o<strong>der</strong> unmöglich macht, <strong>und</strong> die den Anfor<strong>der</strong>ungen einer geschützten Arbeit (noch)<br />

nicht gewachsen sind, o<strong>der</strong> die <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Pflege bedürfen.<br />

8.1 Iststand<br />

Mit Stand 31.12.2002 gab es in Österreich 384 <strong>Einrichtungen</strong> zur Tagesbetreuung von <strong>Menschen</strong><br />

mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen mit insgesamt 13.550 Plätzen (ohne<br />

Kärnten). Dies entspricht einer Versorgungsdichte von 18,1 Plätzen pro 10.000 Einwohner in<br />

Österreich (berechnet ohne Kärnten).<br />

Der Bereich <strong>der</strong> Tagesbetreuung von <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen hat sich seit Erstellung<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne beträchtlich weiterentwickelt: Derzeit gibt es österreichweit<br />

um r<strong>und</strong> ein Drittel mehr Plätze als noch Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre. Der <strong>für</strong> das<br />

Jahr 2010 ermittelte Bedarf an Plätzen (dies ist in fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n erfolgt) ist bereits abgedeckt.<br />

Die regionalen Unterschiede zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n haben sich weitgehend ausgeglichen,<br />

das heißt, es besteht eine österreichweit ähnliche Dichte an Tagesbetreuungsangeboten.<br />

In einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gibt es Unterschiede zwischen Bezirken, die in den kommenden<br />

Jahren ausgeglichen werden sollen.<br />

8.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur<br />

Die geplanten Maßnahmen zur Differenzierung des Angebotes entsprechend unterschiedlicher<br />

Zielgruppen, wobei insbeson<strong>der</strong>e auf die Gruppe älterer <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong><br />

bzw. <strong>Menschen</strong> mit schwersten Beeinträchtigungen Bedacht genommen werden sollte, wurden<br />

weitgehend umgesetzt. Die Anpassung <strong>der</strong> Leistungen in den <strong>Einrichtungen</strong> an die<br />

dort betreuten Personen ist aber auch weiterhin Zielsetzung beim zukünftigen <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong><br />

Strukturen.<br />

Maßnahmen wurden auch im Bereich <strong>der</strong> Qualifikation des Personals gesetzt, die sich aus<br />

<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> - sowohl durch Bildungsmaßnahmen als auch durch Beschäftigung<br />

ausgebildeter Personen - deutlich verbessert hat. Die Höherqualifizierung des Personals<br />

entsprechend den fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung spezieller Zielgruppen ist<br />

auch in den kommenden Jahren vorgesehen.<br />

9 Betreute Wohnformen<br />

Der Bereich des betreuten Wohnens umfasst zwei nach <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Betreuung unterschiedliche<br />

Angebotsformen, <strong>und</strong> zwar vollbetreutes Wohnen <strong>und</strong> teilbetreutes bzw. mobil<br />

o<strong>der</strong> fallweise betreutes Wohnen. Ziel des vollbetreuten Wohnens ist es, behin<strong>der</strong>ten <strong>Menschen</strong><br />

ein Zuhause anzubieten <strong>und</strong> ihnen zu ermöglichen, aus dem Elternhaus auszuziehen.<br />

Es wird sowohl die notwendige Betreuung als auch eine individuelle För<strong>der</strong>ung angeboten,<br />

die auf die Erhöhung ihrer Selbstständigkeit <strong>und</strong>, falls möglich, auf die Übersiedlung in eine<br />

weniger betreute Wohnform abzielt.<br />

VII


9.1 Iststand<br />

Mit Stand 31.12.2002 gab es in Österreich insgesamt r<strong>und</strong> 8.400 Plätze in 447 <strong>Einrichtungen</strong><br />

(ohne Anzahl <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätze in Kärnten sowie ohne Anzahl teilbetreuter <strong>Einrichtungen</strong><br />

in Wien). Dies entspricht einer Dichte von 11,3 Plätzen pro 10.000 Einwohner<br />

(berechnet ohne Kärnten). Von sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n liegen Informationen zur Differenzierung<br />

zwischen voll- <strong>und</strong> teilbetreuten Plätzen vor: In diesen entfallen 71 Prozent <strong>der</strong> Plätze<br />

auf vollbetreutes Wohnen, 29 Prozent auf teilbetreute Wohnangebote. Damit hat sich <strong>der</strong><br />

Anteil teilbetreuten Wohnens seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre, <strong>der</strong> damals bei zehn Prozent<br />

lag, deutlich erhöht (bezogen auf acht B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>). Das Vorhaben des verstärkten <strong>Ausbau</strong>s<br />

teilbetreuter Wohnplätze wurde somit zwischenzeitlich umgesetzt.<br />

9.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur<br />

Die Län<strong>der</strong> gehen von einem deutlichen Mehrbedarf an Plätzen im Wohnbereich aus, wobei<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich angestrebt wird, ein dem jeweiligen regionalen Bedarf unterschiedlicher<br />

Zielgruppen ein entsprechend differenziertes Angebot vorzuhalten. Der Bedarf wird nur <strong>für</strong><br />

kurzfristige Zeiträume ermittelt, wobei dies in <strong>der</strong> Regel auf Basis empirischer Daten erfolgt.<br />

Es ist anzunehmen, dass sich das Angebot im Wohnbereich in den nächsten Jahren deutlich<br />

erhöhen wird.<br />

Ziele in Hinblick auf die Qualitätsentwicklung werden von den Län<strong>der</strong>n nicht betont. Neben<br />

<strong>der</strong> oben erwähnten Höherqualifizierung des Personals <strong>und</strong> <strong>der</strong> zielgruppenadäquaten<br />

Differenzierung des Angebotes werden keine weiteren expliziten Ziele genannt.<br />

VIII


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Einleitung..................................................................................................................................... 1<br />

DIENSTE UND EINRICHTUNGEN FÜR ALTE MENSCHEN<br />

2 Mobile <strong>Dienste</strong>............................................................................................................................. 6<br />

2.1 Iststand ............................................................................................................................... 8<br />

2.2 Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne........................................ 15<br />

2.3 Bedarfsdeckung ................................................................................................................ 18<br />

2.4 Sollstand ........................................................................................................................... 20<br />

2.5 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ........................................ 23<br />

2.6 Zusammenfassung ............................................................................................................ 25<br />

3 Teilstationäre <strong>Dienste</strong> ............................................................................................................... 26<br />

3.1 Iststand ............................................................................................................................. 27<br />

3.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ........................................ 28<br />

4 Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime............................................................................................................. 30<br />

4.1 Iststand ............................................................................................................................. 33<br />

4.2 Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne....................................... 41<br />

4.3 Bedarfsdeckung ................................................................................................................ 46<br />

4.4 Sollstand ........................................................................................................................... 48<br />

4.5 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ........................................ 55<br />

4.6 Zusammenfassung ............................................................................................................ 58<br />

5 Kurzzeitpflege............................................................................................................................ 60<br />

5.1 Iststand ............................................................................................................................. 61<br />

5.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ....................................... 62<br />

6 Betreutes Wohnen <strong>für</strong> alte <strong>Menschen</strong> ...................................................................................... 63<br />

6.1 Iststand <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur .................................................. 63<br />

7 Koordinationsstrukturen........................................................................................................... 65<br />

7.1 Entwicklung <strong>der</strong> Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel ............................................................. 67<br />

7.2 Entwicklung an<strong>der</strong>er Koordinationsstrukturen .................................................................... 71<br />

7.3 Zusammenfassung ............................................................................................................ 74<br />

8 Entwicklung im Altenbereich - Zusammenfassung ................................................................. 76


DIENSTE UND EINRICHTUNGEN FÜR BEHINDERTE MENSCHEN .............................................. 79<br />

9 Tagesbetreuung ........................................................................................................................ 80<br />

9.1 Iststand <strong>und</strong> Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne.................... 83<br />

9.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ........................................ 87<br />

9.3 Zusammenfassung ............................................................................................................ 90<br />

10 Betreute Wohnformen............................................................................................................... 91<br />

10.1 Iststand <strong>und</strong> Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne................... 94<br />

10.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ........................................ 98<br />

10.3 Zusammenfassung ...........................................................................................................101<br />

11 Entwicklung im Behin<strong>der</strong>tenbereich - Zusammenfassung.....................................................102<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 2.1: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Iststand an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungs-<br />

personen zum Stichtag 31.12.2002 (in Vollzeitäquivalenten) ................................... 10<br />

Tabelle 2.2: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Zuwachs an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungs-<br />

personen (Vollzeitäquivalente) zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong><br />

2002 (absolut <strong>und</strong> indexiert, Daten aus 1995/96/97 = 100)...................................... 18<br />

Tabelle 2.3: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Sollstand an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungs-<br />

personen im Jahr 2010 (in Vollzeitäquivalenten) ..................................................... 22<br />

Tabelle 3.1: Teilstationäre <strong>Dienste</strong> in Österreich - Ausgangslage im Jahr 2002 <strong>und</strong><br />

Sollstand bis 2010 ................................................................................................... 27<br />

Tabelle 3.2: Teilstationäre <strong>Dienste</strong> - <strong>Ausbau</strong>pläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bis zum Jahr 2010........................ 29<br />

Tabelle 4.1: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Iststand an Pflege- <strong>und</strong> Wohn-<br />

plätzen per 31.12.2002 ............................................................................................ 35<br />

Tabelle 4.2: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal<br />

im Pflege- <strong>und</strong> Wohnbereich in Vollzeitäquivalenten (ger<strong>und</strong>ete Zahlen)<br />

per 31.12.2002 ........................................................................................................ 39<br />

Tabelle 4.3: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Zuwachs bzw. Reduktion an<br />

Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplätzen zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 (absolut<br />

<strong>und</strong> indexiert, Daten aus 1995/96/97 = 100)............................................................. 43<br />

Tabelle 4.4: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Zuwachs bzw. Reduktion an<br />

Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen (in Vollzeitäquivalenten) zwischen<br />

1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 (absolut <strong>und</strong> indexiert, Daten aus 1995/96/97<br />

= 100)...................................................................................................................... 45


Tabelle 4.5: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - von den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n aktuali-<br />

sierter Sollstand an Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen im Jahr 2010 ..................................... 51<br />

Tabelle 4.6: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Schlüssel zur Ausstattung mit<br />

Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (ohne Vorarl-<br />

berg <strong>und</strong> Wien)........................................................................................................ 53<br />

Tabelle 5.1: Kurzzeitpflege in Österreich - Ausgangslage im Jahr 2002 <strong>und</strong> Aus-<br />

baupläne bis 2010 .................................................................................................. 61<br />

Tabelle 6.1: Betreutes Wohnen in Österreich - Iststand per 31.12.2002....................................... 64<br />

Tabelle 7.1 Koordinationsstrukturen in Österreich - Struktur <strong>der</strong> Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>-<br />

heitssprengel ........................................................................................................... 68<br />

Tabelle 7.2: Koordinationsstrukturen in Österreich - Ausgangslage im Jahr 2002<br />

<strong>und</strong> künftige Strategien............................................................................................ 73<br />

Tabelle 9.1: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schrän-kungen -Iststand an <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätzen <strong>und</strong> Zuwachs seit<br />

Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne........................................................ 84<br />

Tabelle 9.2: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - Personschlüssel.............................................................................. 87<br />

Tabelle 9.3: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - geplanter Zuwachs <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Plätze ....................................... 88<br />

Tabelle 9.4: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-‚<br />

schränkungen - geplante Weiterentwicklung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> ............. 89<br />

Tabelle 10.1: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - Anzahl <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätze............................................... 95<br />

Tabelle 10.2: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - Zuwachs an <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätzen seit Er-<br />

stellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne absolut <strong>und</strong> indexiert .......................... 97<br />

Tabelle 10.3: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - geplanter Zuwachs <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Plätze ....................................... 99<br />

Tabelle 10.4: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - geplante Weiterentwicklung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ein-<br />

richtungen ..............................................................................................................100


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 2.1: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Qualifikationsstruktur des Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonals zum Stichtag 31.12. 2002 (in Vollzeit-<br />

äquivalenten)........................................................................................................... 11<br />

Abbildung 2.2: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen pro<br />

1.000 Einwohner über 75 Jahre in den Jahren 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002<br />

(in Vollzeitäquivalenten, Daten <strong>für</strong> Österreich gesamt ohne Wien............................. 16<br />

Abbildung 2.3: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Sollstand an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungs-<br />

personen pro 1.000 Einwohner über 75 Jahre im Jahr 2010 1 auf Basis<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>und</strong> Iststand im Jahr 2002<br />

(in Vollzeitäquivalenten)........................................................................................... 20<br />

Abbildung 4.1: Alten <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Heimplätze pro 1.000<br />

Einwohner ab 75 Jahren per 31.12.2002.................................................................. 37<br />

Abbildung 4.2: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Qualifikationsstruktur des Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonals per 31.12.2002 (ohne Nie<strong>der</strong>-österreich*)........................ 40<br />

Abbildung 4.3: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Heimplätze pro 1.000<br />

Einwohner ab 75 Jahren .......................................................................................... 44<br />

Abbildung 4.4: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Sollstand an Heimplätzen pro<br />

1.000 Einwohner ab 75 Jahren im Jahr 2010 1 im Vergleich zum<br />

Iststand 2002........................................................................................................... 48<br />

Abbildung 9.1: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - Plätze pro 10.000 Einwohner im Jahr 2002 <strong>und</strong><br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

(ohne Kärnten, gereiht)............................................................................................ 85<br />

Abbildung 10.1:Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Ein-<br />

schränkungen - Plätze pro 10.000 Einwohner im Jahr 2002 <strong>und</strong><br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne,<br />

gereiht (2002: ohne Kärnten) ................................................................................... 96<br />

Kartenverzeichnis<br />

Karte 1: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Ist-Stand per 31.12.2002 ......................................................14<br />

Karte 2: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime - Ist-Stand an Heimplätzen per 31.12.2002.....................................36


1 Einleitung<br />

Ausgangslage<br />

Die im Jahre 1993 zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n geschlossene Vereinbarung nach Artikel 15a<br />

B-VG über gemeinsame Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen sieht vor, dass das Leistungsangebot<br />

<strong>für</strong> alte <strong>und</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong> in Österreich bis zum Jahr<br />

2010 bedarfsgerecht ausgebaut werden soll. Dieser <strong>Ausbau</strong> soll gleichmäßig in Etappen bis<br />

zu den Jahren 2000, 2005 <strong>und</strong> 2010 erfolgen. Die Basis <strong>für</strong> diesen <strong>Ausbau</strong> bilden die gemäß<br />

Anlage B <strong>der</strong> Vereinbarung von den Län<strong>der</strong>n erstellten Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne.<br />

Im Jahr 1999 wurde vom ÖBIG (Österreichisches B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen) im<br />

Auftrag des B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> soziale Sicherheit <strong>und</strong> Generationen (BMSG) eine österreichweite<br />

Übersicht über die Pläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> erstellt 2 . Diese beinhaltet im Wesentlichen<br />

eine Beschreibung des Iststandes <strong>der</strong> Dienstleistungen <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen, eine<br />

Darstellung <strong>der</strong> von den Län<strong>der</strong>n ermittelten Bedarfszahlen <strong>für</strong> die einzelnen Leistungen sowie<br />

eine Gegenüberstellung von Ist- <strong>und</strong> Sollstand, die die erfor<strong>der</strong>liche Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bis<br />

zum Jahr 2010 ergibt.<br />

Das Jahr 2003 stellt in etwa die Halbzeit im Planungszeitraum <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

dar. Die in <strong>der</strong> österreichweiten Übersicht über die Pläne publizierten Daten zum<br />

Iststand des Leistungsangebotes sind <strong>der</strong>zeit bereits - je nach B<strong>und</strong>esland verschieden -<br />

zwischen fünf <strong>und</strong> sieben Jahre alt. Es ist daher von Interesse, eine Zwischenbilanz über die<br />

bisherige Umsetzung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne zu ziehen <strong>und</strong> den seit Mitte <strong>der</strong><br />

neunziger Jahre erzielten Fortschritt in <strong>der</strong> Bereitstellung eines bedarfsgerechten Angebots<br />

an Dienstleistungen <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong> einzuschätzen.<br />

Zudem haben sich, entsprechend den Prognosen, schon in diesem relativ kurzen Zeitraum<br />

auch die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Inanspruchnahme von professionell erbrachten<br />

Dienstleistungen verän<strong>der</strong>t. So ist die Anzahl <strong>der</strong> ab 75-jährigen Personen in Österreich zwischen<br />

1996 <strong>und</strong> 2001 um fast 70.000 <strong>Menschen</strong> bzw. um 13 Prozent gestiegen. Im gleichen<br />

Ausmaß erhöht hat sich auch die Anzahl <strong>der</strong> Pflegegeldbezieher: Im Jahr 2002 gab es um<br />

mehr als 40.000 Pflegegeldempfänger mehr als noch vor vier Jahren, im Jahr 1998; dies<br />

entspricht einer Zunahme von ebenfalls 13 Prozent. Derzeit erhalten österreichweit knapp<br />

360.000 <strong>Menschen</strong> B<strong>und</strong>es- o<strong>der</strong> Landespflegegeld. Schon allein zur Aufrechterhaltung des<br />

Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre bestehenden Versorgungsniveaus ist daher ein beträchtlicher Zuwachs<br />

an Dienstleistungen in Österreich zu erwarten.<br />

__________<br />

2 B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales (Hg.): <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

<strong>Menschen</strong> in Österreich. Übersicht über die Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Wien 1999<br />

1


Ziele <strong>und</strong> Inhalte <strong>der</strong> Zwischenbilanz<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> Erstellung einer österreichweiten Zwischenbilanz über den <strong>Ausbau</strong> an <strong>Dienste</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen ist es, die bislang gesetzten Maßnahmen<br />

zur Umsetzung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne sowie <strong>der</strong>en Effekte zu untersuchen.<br />

Damit soll eine Einschätzung sowohl <strong>der</strong> aktuellen Versorgungssituation <strong>pflegebedürftige</strong>r<br />

Personen in Österreich als auch <strong>der</strong> bis zum Ende des Planungszeitraums <strong>der</strong> Vereinbarung<br />

nach Artikel 15a B-VG zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n zu erwartenden Weiterentwicklung<br />

möglich werden.<br />

Die Zwischenbilanz soll im Wesentlichen drei Ergebnisse liefern:<br />

• Eine Übersicht über das aktuelle mobile <strong>und</strong> (teil)stationäre Leistungsangebot <strong>für</strong> alte <strong>und</strong><br />

behin<strong>der</strong>te <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong> in Österreich.<br />

• Einen Überblick über den bereits erreichten <strong>Ausbau</strong>grad <strong>der</strong> Infrastruktur sowie über die<br />

Vorhaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zur Weiterentwicklung des Leistungsangebotes bis zum Jahr 2010.<br />

• Die Einschätzung, inwieweit sich die den Plänen - <strong>und</strong> zwar insbeson<strong>der</strong>e den Bedarfsberechnungen<br />

- zugr<strong>und</strong>e liegenden Annahmen als realistisch erwiesen haben.<br />

Die Studie konzentriert sich auf jene Bereiche <strong>der</strong> Versorgung von älteren <strong>Menschen</strong> sowie<br />

<strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Beeinträchtigungen, die bereits bei <strong>der</strong> Erstellung<br />

<strong>der</strong> österreichweiten Übersicht über die Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne behandelt wurden<br />

(siehe Kasten).<br />

2<br />

<strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong><br />

alte <strong>Menschen</strong><br />

•Mobile <strong>Dienste</strong> (Hauskrankenpflege, Alten- <strong>und</strong><br />

Pflegehilfe, Heimhilfe)<br />

•Teilstationäre <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> zwar geriatrische<br />

Tageszentren, Tagespflege<br />

•Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime sowie Kurzzeitpflege<br />

• Betreutes Wohnen<br />

Untersuchungsgegenstand<br />

•Koordinationsstrukturen (Integrierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialsprengel<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Integrations- <strong>und</strong> Vernetzungsformen)<br />

<strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong><br />

behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong><br />

•Tagesbetreuung <strong>für</strong> erwachsene geistig o<strong>der</strong><br />

mehrfach behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong><br />

•Betreute Wohnformen <strong>für</strong> erwachsene geistig<br />

o<strong>der</strong> mehrfach behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong>


Methodisches Vorgehen<br />

Die Zwischenbilanz basiert auf schriftlichen <strong>und</strong> mündlichen Auskünften <strong>der</strong> Sozialabteilungen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Im Wesentlichen wurden drei Schritte durchgeführt:<br />

1. Schriftliche Befragung <strong>der</strong> Sozialabteilungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> anhand einer detaillierten Frageliste<br />

zu den Themen Iststand <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong>, durchgeführte Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ergebnisse, allenfalls neu ermittelte Bedarfszahlen <strong>und</strong> Prioritätensetzung sowie<br />

geplante Maßnahmen bis zum Jahr 2010. Für Kärnten wurden unter Zustimmung des<br />

Amtes <strong>der</strong> Landesregierung die Daten <strong>und</strong> Informationen <strong>der</strong> Studie „Evaluierung <strong>und</strong><br />

Fortschreibung des Kärntner Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplans“ entnommen.<br />

2. Durchführung von Gesprächen mit den Leiter/innen sowie gegebenenfalls Mitarbeiter/innen<br />

<strong>der</strong> Sozialabteilungen auf Basis <strong>der</strong> übermittelten Frageliste. Dabei wurden Verständnisfragen<br />

geklärt <strong>und</strong> die schriftlichen Informationen vertieft, auch in Hinblick auf Ursachen<br />

<strong>für</strong> gewählte Strategien <strong>und</strong> die Einschätzung <strong>der</strong> Praktikabilität des Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplanes als kontinuierliche Handlungsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> das Land.<br />

3. Erstellung einer Rohfassung <strong>der</strong> Studie auf Basis <strong>der</strong> schriftlichen <strong>und</strong> mündlichen Informationen<br />

<strong>und</strong> Übermittlung an den Auftraggeber sowie an die Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

zur Durchsicht.<br />

4. Überarbeitung <strong>und</strong> Einarbeitung <strong>der</strong> schriftlichen <strong>und</strong> mündlichen Stellungnahmen <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> im Zeitraum zwischen Jänner <strong>und</strong> Juli 2004.<br />

Die vorläufigen Ergebnisse wurden bei <strong>der</strong> Sitzung des Arbeitskreises <strong>für</strong> Pflegevorsorge am<br />

12. Dezember 2003 mit dem Auftraggeber sowie mit den Län<strong>der</strong>n diskutiert <strong>und</strong> abgestimmt.<br />

Nach Einarbeitung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Ergänzungen <strong>und</strong> Korrekturen liegt nunmehr <strong>der</strong> Endbericht<br />

<strong>der</strong> Studie vor.<br />

Aufgr<strong>und</strong> unterschiedlich detaillierter Auskünfte <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> kann nicht immer gleichgewichtig<br />

auf alle Län<strong>der</strong> Bezug genommen werden. Ausführlichere o<strong>der</strong> weniger ausführlichere Beschreibungen<br />

in <strong>der</strong> Zwischenbilanz sind somit nicht durch den <strong>Ausbau</strong>grad des Angebotes<br />

in den Län<strong>der</strong>n bedingt, son<strong>der</strong>n durch die dazu verfügbaren Informationen.<br />

Praktikabilität <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

Erhoben wurde, inwieweit die Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne praktikable Handlungsgr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>für</strong> sozialpolitische Maßnahmen darstellen. Der Bereich <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen ist einem raschen Wandel unterworfen, wie sich auch in <strong>der</strong><br />

Darstellung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> einzelnen Bereiche in den folgenden Kapiteln zeigen wird.<br />

Es ist daher erfor<strong>der</strong>lich, Planung als dynamischen Prozess zu sehen <strong>und</strong> diese kontinuierlich<br />

durchzuführen, um auf wechselnde Bedarfslagen bzw. neue Entwicklungen in Hinblick<br />

auf Struktur <strong>und</strong> Qualität des Leistungsangebotes reagieren zu können.<br />

Die Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne selbst sind (noch) nicht in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> sozialpolitische Entscheidungen - so wurde <strong>der</strong> Plan etwa in <strong>der</strong> Steiermark nicht<br />

3


von <strong>der</strong> Landesregierung beschlossen <strong>und</strong> hat daher keine Verbindlichkeit <strong>für</strong> die Verwaltung<br />

erlangt -, sie tragen jedoch offenbar zur Durchführung einer laufenden Planung bei, sofern<br />

diese, wie in Salzburg, nicht bereits etabliert war.<br />

Das Erfor<strong>der</strong>nis einer laufenden Übersicht über die Infrastruktur <strong>und</strong> einer darauf aufbauenden<br />

kontinuierlichen Planung wird vom Großteil <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> bejaht. In <strong>der</strong> Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> wurden auch entsprechende Strukturen eingeführt, etwa über die Beschäftigung<br />

von Sozialplaner/innen o<strong>der</strong> die Einrichtung von Planungsreferaten.<br />

Einige Län<strong>der</strong> haben den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan bzw. Teile davon bereits evaluiert<br />

<strong>und</strong> fortgeschrieben (Burgenland, Kärnten, Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich), in an<strong>der</strong>en<br />

wird dies gerade durchgeführt bzw. ist in unmittelbarer Zukunft geplant (Salzburg, Steiermark,<br />

Tirol, Vorarlberg).<br />

Generell zu beobachten<strong>der</strong> Trend ist, die laufende Planung auf adäquate empirische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

zu stellen, das heißt, Daten über die Angebote <strong>und</strong> die Inanspruchnahme <strong>der</strong> Dienstleistungen<br />

zu generieren <strong>und</strong> diese so aufzubereiten, dass sie zur Steuerung <strong>der</strong> Angebotsentwicklung<br />

verwendet werden können. Dies ist teilweise bereits eingeführt (z. B. in Nie<strong>der</strong>österreich,<br />

Oberösterreich, Salzburg <strong>und</strong> Vorarlberg), in an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n kurzfristig<br />

(Burgenland) bzw. mittelfristig beabsichtigt (Steiermark).<br />

Nächster dringend erfor<strong>der</strong>licher Schritt ist, aufbauend auf diesen Bemühungen eine österreichweite<br />

Berichterstattung über das Leistungsangebot <strong>und</strong> dessen Inanspruchnahme einzuführen,<br />

die eine laufende Übersicht über die Versorgungssituation <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong><br />

in Österreich insgesamt ermöglicht. Auf dieser Basis kann eine kontinuierliche Bewertung<br />

<strong>der</strong> Bedarfsgerechtheit <strong>der</strong> Strukturen erfolgen, das heißt, es kann überprüft werden,<br />

welches Angebot an Sachleistungen den <strong>pflegebedürftige</strong>n <strong>Menschen</strong> in Österreich zur Verfügung<br />

steht. Dies ist wie<strong>der</strong>um Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Feststellung, welche Weiterentwicklung erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist, <strong>und</strong> welche österreichweiten Steuerungsmaßnahmen durchgeführt werden sollten.<br />

4


<strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong><br />

<strong>für</strong> alte <strong>Menschen</strong>


2 Mobile <strong>Dienste</strong><br />

Mobile <strong>Dienste</strong> stellen die Betreuung hilfs- <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>r Personen zu Hause sicher.<br />

Sie sind Voraussetzung <strong>für</strong> die in Österreich langjährig vertretene <strong>und</strong> in die Neuregelung<br />

<strong>der</strong> Pflegevorsorge im Jahr 1993 eingeflossene sozialpolitische Leitlinie, <strong>Menschen</strong> mit Hilfs-<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Pflegebedarf eine selbstbestimmte <strong>und</strong> bedürfnisorientierte Lebensführung zu ermöglichen.<br />

Eine zentrale Bedingung da<strong>für</strong> ist, dass pflegedürftige Personen durch bedarfsgerechte<br />

Dienstleistungen in ihrer eigenen Wohnung <strong>und</strong> ihrem sozialen Umfeld bleiben<br />

können <strong>und</strong> institutionelle Betreuung so lange wie möglich vermieden wird. Die Priorität mobiler<br />

vor stationärer Betreuung <strong>und</strong> damit einhergehend eine Schwerpunktsetzung auf den<br />

<strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> wurde demnach auch von allen Län<strong>der</strong>n in ihren Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplänen festgehalten.<br />

Die wesentlichsten Funktionen <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> sind:<br />

• Ermöglichung des Verbleibs <strong>der</strong> hilfs- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>n Person zu Hause.<br />

• Vermeidung bzw. Verzögerung <strong>der</strong> stationären Aufnahme in Krankenanstalten bzw. Alten-<br />

<strong>und</strong> Pflegeheime.<br />

• Ermöglichung <strong>der</strong> frühen Entlassung aus <strong>der</strong> stationären Versorgung.<br />

• Unterstützung <strong>und</strong> Entlastung <strong>der</strong> Angehörigen bzw. an<strong>der</strong>er Betreuungspersonen.<br />

• Aufrechterhaltung sozialer Kontakte <strong>und</strong> Verhin<strong>der</strong>ung von Isolierung <strong>und</strong> Vereinsamung.<br />

Der Bereich <strong>der</strong> mobilen pflegerischen <strong>Dienste</strong> umfasst eine breite Palette von Leistungen,<br />

die von qualifizierter Pflege über Hilfe zur Weiterführung des Haushaltes bis hin zur Aufrechterhaltung<br />

sozialer Kontakte reicht. Die Dienstleistungen können in einen Kernbereich<br />

<strong>und</strong> in ergänzende Angebote differenziert werden, wobei <strong>der</strong> Kernbereich - <strong>der</strong> die Gr<strong>und</strong>bedingung<br />

<strong>für</strong> einen Verbleib zu Hause darstellt - die Leistungen Hauskrankenpflege <strong>und</strong> Hilfe<br />

bei <strong>der</strong> Haushaltsführung durch die Berufsgruppen diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen,<br />

Alten-/Pflegehelfer/innen bzw. Altenfachbetreuer/innen <strong>und</strong> Heimhilfen umfasst.<br />

Dieser Kernbereich soll durch ein weites Spektrum weiterer Angebote ergänzt werden,<br />

wie etwa Mahlzeitendienst, Familienhilfe, Besuchsdienst, Hilfsmittelverleih <strong>und</strong> -beratung,<br />

Notrufsystem o<strong>der</strong> Fahrtendienst.<br />

In <strong>der</strong> überwiegenden Anzahl <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> wurde <strong>der</strong><br />

Kernbereich <strong>der</strong> Betreuung zu Hause geplant; dieser wurde demnach auch in <strong>der</strong> Übersicht<br />

über diese Pläne dargestellt. Aufbauend darauf wird in <strong>der</strong> Zwischenbilanz <strong>der</strong> bisher erfolgte<br />

<strong>Ausbau</strong> des Angebotes in diesem Kernbereich beschrieben.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Vereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n über gemeinsame Maßnahmen<br />

<strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen soll im Jahr 2010 ein bedarfsgerechtes Angebot an mobilen<br />

<strong>Dienste</strong>n vorgehalten werden, wobei etwaige Versorgungsdefizite gleichmäßig in Etappen<br />

bis zu den Jahren 2000, 2005 <strong>und</strong> 2010 abgebaut werden sollten.<br />

6


Die Definition des Sollstandes des Leistungsangebotes im Jahr 2010 <strong>und</strong> seine Gegenüberstellung<br />

mit dem jeweiligen Iststand in den Län<strong>der</strong>n ergaben im Wesentlichen folgende drei<br />

Entwicklungserfor<strong>der</strong>nisse, die im Bereich <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> in Österreich bis zum Jahr<br />

2010 erfüllt werden sollten:<br />

• Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen bei gleichzeitigem Ausgleich<br />

regionaler Unterschiede<br />

In allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurde festgestellt, dass das Personalangebot ausgeweitet werden<br />

muss, wobei vielfach auch <strong>der</strong> Ausgleich <strong>der</strong> zum Teil beträchtlichen Unterschiede zwischen<br />

den Bezirken angestrebt wurde. Das geplante Ausmaß <strong>der</strong> Aufstockung des Personals<br />

war auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterschiedlichen Bedarfsberechnungsgr<strong>und</strong>lagen einerseits<br />

sowie <strong>der</strong> Ausgangslage im jeweiligen B<strong>und</strong>esland an<strong>der</strong>erseits heterogen: So wurde etwa<br />

in Salzburg mit einem zusätzlichen Bedarf an 102 Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen (in<br />

Vollzeitäquivalenten) <strong>der</strong> geringste, in Nie<strong>der</strong>österreich mit 1.300 Personen <strong>der</strong> höchste<br />

<strong>Ausbau</strong>bedarf festgestellt. Zentrales Ergebnis war, dass bei einer Umsetzung dieser Pläne<br />

im Jahr 2010 keine österreichweit einheitliche Versorgungsdichte im Bereich <strong>der</strong> mobilen<br />

<strong>Dienste</strong>n zu erwarten ist, das heißt, dass die Auffassungen in Österreich über die<br />

Ausgestaltung eines bedarfsgerechten Versorgungsangebotes nicht miteinan<strong>der</strong> überein-<br />

stimmen. Bewohner eines B<strong>und</strong>eslandes können daher - auch wenn davon ausgegangen<br />

wird, dass das Angebot im Land dem Bedarf entspricht - nicht das gleiche Leistungsangebot<br />

in Anspruch nehmen wie Bewohner eines an<strong>der</strong>en Landes. Ebenso von Bedeutung<br />

ist es, österreichweit vergleichbare, einheitlich definierte Leistungsangebote <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

zur Disposition zu stellen d. h. eine entsprechende Leistung muss vergleichbare<br />

Kosten, Qualifikationen des eingesetzten Personals <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong> Leistungserbringung<br />

aufweisen.<br />

• Höherqualifizierung des Personals<br />

Nahezu alle B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> sahen die Notwendigkeit <strong>der</strong> Höherqualifizierung des in den<br />

mobilen <strong>Dienste</strong>n eingesetzten Personals vor, sowohl hinsichtlich <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Berufsgruppen als auch hinsichtlich <strong>der</strong> Befähigung, verän<strong>der</strong>ten Pflege- <strong>und</strong> Betreuungsbedürfnissen<br />

gerecht zu werden. Geplant wurde daher, die Qualifikationsstruktur des<br />

im mobilen Bereich eingesetzten Personals zu verän<strong>der</strong>n sowie verstärktes Augenmerk<br />

auf eine zielgerichtete Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung des Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonals zu<br />

legen. Teilweise wurden da<strong>für</strong> konkrete Maßnahmen geplant.<br />

• Sicherung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Leistungen<br />

Österreichweit wurde die Notwendigkeit einer Implementierung von Qualitätssicherungsmaßen<br />

sowie von Qualitätskontrolle festgehalten, wobei in <strong>der</strong> Regel geplant wurde, die<br />

Finanzierung <strong>der</strong> Leistungen an die Einhaltung <strong>der</strong> Vorgaben zu knüpfen.<br />

Ausgehend von den Planungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> stellen sich nun folgende vier Fragen:<br />

1. Wie stellt sich das aktuelle Angebot an mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong>n in<br />

Österreich insgesamt <strong>und</strong> in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n dar <strong>und</strong> wie ist es regional verteilt?<br />

7


2. In welcher Weise hat sich das Angebot seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> inwieweit sind die Planungen zum schrittweisen <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong><br />

umgesetzt worden?<br />

3. Welcher Grad <strong>der</strong> Bedarfsdeckung ist daher im Bereich <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> erreicht?<br />

4. Wurden die Planungen zum weiteren <strong>Ausbau</strong> des Angebotes bis zum Jahr 2010 zwischenzeitlich<br />

revidiert, <strong>und</strong> wenn ja, welche Ziele <strong>für</strong> die quantitative <strong>und</strong> qualitative Weiterentwicklung<br />

des Angebotes bis zum Jahr 2010 bestehen nunmehr <strong>und</strong> welche Maßnahmen<br />

sind vorgesehen?<br />

2.1 Iststand<br />

Wie oben erwähnt, werden die Bereiche Hauskrankenpflege <strong>und</strong> Weiterführung des Haushaltes<br />

durch die Berufsgruppen diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen, Altenhelfer-/Altenfachbetreuer-/Pflegehelfer/innen<br />

<strong>und</strong> Heimhelfer/innen behandelt. Alten- <strong>und</strong><br />

Pflegehelfer/innen sowie Altenfachbetreuer/innen werden auf Gr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> differenzierter<br />

Daten sowie aus Gründen <strong>der</strong> Vergleichbarkeit mit <strong>der</strong> im Jahr 1999 durchgeführten österreichweiten<br />

Übersicht über die Pläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> 3 zusammengefasst dargestellt, obwohl das<br />

Qualifikationsniveau <strong>der</strong> Altenhelfer/innen - bzw. in Oberösterreich Altenbetreuer/innen –<br />

nicht mit jenem <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en Berufsgruppen gleichzusetzen ist. Auch bezüglich <strong>der</strong><br />

Regelungen zum Tätigkeitsfeld <strong>der</strong> Heimhelfer/innen gibt es aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Landesgesetze Unterschiede.<br />

Das Personalangebot in diesen Berufsgruppen wird hinsichtlich <strong>der</strong> beiden Kriterien<br />

• Anzahl an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen (in Vollzeitäquivalenten)<br />

<strong>und</strong> Versorgungsdichte sowie<br />

• Zusammensetzung nach Berufsgruppen<br />

beschrieben.<br />

Personalangebot<br />

Mit Stand 31.12.2002 waren in Österreich, berechnet in Vollzeitäquivalenten, 7.810 Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonen tätig (vgl. Tabelle 2.1) 4 . Der größte Anteil des Personals - <strong>und</strong> zwar<br />

56 Prozent - entfällt auf die Berufsgruppe <strong>der</strong> Heimhelfer/innen mit insgesamt 4.411 Vollzeitäquivalenten.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen sowie<br />

<strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer- <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen ist mit 1.734 bzw. 1.665 Vollzeitäquivalenten<br />

in etwa ähnlich groß .<br />

8<br />

__________<br />

3 .B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Arbeit, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales (Hg.): <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

<strong>Menschen</strong> in Österreich. Übersicht über die Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Wien 1999<br />

4 Die Daten <strong>für</strong> das B<strong>und</strong>esland Kärnten beziehen sich auf Mai 2002.


Der größte Anteil an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen entfällt mit knapp 2.700 vollzeitäquivalent<br />

beschäftigten Personen auf Wien, gefolgt von Nie<strong>der</strong>österreich, wo r<strong>und</strong> 1.930 Vollzeitäquivalente<br />

tätig sind. Der geringste Anteil des Personals mit 187 vollzeitäquivalenten Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonen ist im Burgenland beschäftigt.<br />

Aussagekräftiger als die Verteilung <strong>der</strong> absoluten Anzahl an Vollzeitäquivalenten ist die Versorgungsdichte,<br />

das heißt die Anzahl an Vollzeitäquivalenten bezogen auf 1.000 Einwohner<br />

ab 75 Jahren. Österreichweit liegt die Versorgungsdichte bei 13,4 Personen (vgl. Tabelle 2.1<br />

<strong>und</strong> Abbildung 2.3). Wie bereits in den Jahren 1995/96/97 ist das Angebot an mobilen <strong>Dienste</strong>n<br />

in Österreich sehr ungleich verteilt: Die Versorgungsdichte schwankt zwischen 21 Vollzeitpersonen<br />

pro 1.000 ab 75-jährige Einwohnern in Wien <strong>und</strong> 6,1 Personen in Oberösterreich,<br />

das damit in etwa ein Drittel des Leistungsangebotes von Wien aufweist. Eine überdurchschnittliche<br />

Versorgungsdichte verzeichnen weiters Vorarlberg, Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong><br />

Salzburg (zwischen 17,5 <strong>und</strong> 16,7 Personen). Die übrigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> liegen bereits unter<br />

dem Österreichdurchschnitt, wobei Kärnten, Tirol, Steiermark <strong>und</strong> Burgenland mit 8,5 bis 9,5<br />

Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen pro 1.000 ab 75-jährige Personen eine ähnliche Versorgungsstruktur<br />

aufweisen. Es gibt also - trotz <strong>der</strong> seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

erfolgten deutlichen Aufstockung des Personals - nach wie vor kein gleichmäßiges<br />

Versorgungsniveau in Österreich (vgl. Kapitel 2.2).<br />

Qualifikationsstruktur<br />

Das Schwergewicht des eingesetzten Personals liegt im Bereich <strong>der</strong> Heimhelfer/innen: Österreichweit<br />

gibt es pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren in diesem Bereich 7,6 Vollzeitäquivalente<br />

gegenüber r<strong>und</strong> 3,0 Vollzeitäquivalenten in den an<strong>der</strong>en Berufsgruppen. Wie die Versorgungsdichte<br />

unterscheidet sich auch die Versorgungsstruktur in Hinblick auf die Zusammensetzung<br />

des Personals zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n beträchtlich (vgl. Abbildung 2.1<br />

<strong>und</strong> Karte 1).<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Heimhilfen am Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal in den mobilen <strong>Dienste</strong>n reicht<br />

• von mehr als 80 Prozent in Wien<br />

• über cirka 60 Prozent in Vorarlberg, Burgenland <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>österreich<br />

• bis zu einem Drittel bzw. Viertel in <strong>der</strong> Steiermark, in Kärnten <strong>und</strong> in Tirol <strong>und</strong><br />

einem Anteil von Null in Oberösterreich, das diesen Leistungsbereich erst seit Mitte des Jahres<br />

2002 aufbaut.<br />

9


Tabelle 2.1: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Iststand an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen zum Stichtag 31.12.2002<br />

(in Vollzeitäquivalenten)<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

EW 75+<br />

2001 1<br />

Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> Krankenpflegepersonen<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ pro<br />

1.000<br />

EW 75+<br />

Altenhelfer/Pflegehelfer/Altenfachbetreuer<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ pro<br />

1.000<br />

EW 75+<br />

Heimhelfer Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonengesamt<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ pro<br />

1.000<br />

EW 75+<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ pro<br />

1.000<br />

EW 75+<br />

Qualifikationsstruktur<br />

DGKP<br />

in %<br />

AH/AFB/<br />

PH in %<br />

Burgenland 22.271 48,0 2,2 27,0 1,2 112,0 5,0 187,0 8,4 26 14 60<br />

Kärnten 2 42.367 89,0 2,1 189,1 4,5 122,7 2,9 400,8 9,5 22 47 31<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 113.509 492,0 4,3 312,0 2,7 1122,0 9,9 1.926,0 17,0 26 16 58<br />

Oberösterreich 93.114 179,0 1,9 390,0 4,2 0,0 0,0 569,0 6,1 31 69 0<br />

Salzburg 32.267 168,0 5,2 102,0 3,2 270,0 8,4 540,0 16,7 31 19 50<br />

Steiermark 91.612 252,0 2,8 239,0 2,6 300,0 3,3 791,0 8,6 32 30 38<br />

Tirol 40.909 133,0 3,3 150,0 3,7 90,8 2,2 373,8 9,1 36 40 24<br />

Vorarlberg 18.794 116,0 6,2 12,5 0,7 200,0 10,6 328,5 17,5 35 4 61<br />

Wien 128.278 257,3 2,0 243,4 1,9 2193,8 17,1 2.694,5 21,0 10 9 81<br />

Österreich 583.121 1.734,3 3,0 1.665,0 2,9 4.411,3 7,6 7.810,6 13,4 22 22 56<br />

EW 75+ = Einwohner mit 75 <strong>und</strong> mehr Jahren, VZÄ = Vollzeitäquivalente (Basis: 40-St<strong>und</strong>en-Beschäftigung)<br />

- = keine Angabe<br />

1<br />

Basis: Statistik Austria, Volkszählung 2001<br />

2<br />

Die Daten beziehen sich auf Mai 2002<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

HH<br />

in %


Deutliche Unterschiede gibt es auch bei <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen.<br />

Der maximale Anteil dieser Berufsgruppe am Personal <strong>der</strong> mobilen<br />

<strong>Dienste</strong> beläuft sich auf 69 Prozent in Oberösterreich, <strong>der</strong> geringste Anteil auf vier Prozent in<br />

Vorarlberg. Auch in den übrigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ist die Situation nicht vergleichbar: Kärnten,<br />

Tirol <strong>und</strong> die Steiermark haben Anteile zwischen 30 <strong>und</strong> 50 Prozent, Burgenland <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>österreich<br />

um 15 Prozent <strong>und</strong> Wien neun Prozent.<br />

Nicht ganz so krass ist die Situation beim diplomierten Pflegepersonal, auf das in <strong>der</strong> Regel<br />

etwa ein Viertel bis ein Drittel des eingesetzten Personals entfällt. Ausnahme ist allerdings<br />

Wien, das einen deutlich geringeren Anteil an diplomiertem Pflegepersonal als an<strong>der</strong>e B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong><br />

aufweist: Nur zehn Prozent des Personals haben ein Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegediplom,<br />

in den an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n sind es zwischen 22 <strong>und</strong> 35 Prozent.<br />

Abbildung 2.1: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich -<br />

Qualifikationsstruktur des Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonals<br />

zum Stichtag 31.12. 2002 (in Vollzeitäquivalenten)<br />

Wien<br />

Vorarlberg<br />

Burgenland<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Österreich<br />

Salzburg<br />

Steiermark<br />

Kärnten<br />

Tirol<br />

Oberösterreich<br />

10<br />

26<br />

26<br />

22<br />

22<br />

9<br />

31<br />

32<br />

31<br />

35<br />

36<br />

14<br />

16<br />

22<br />

4<br />

19<br />

30<br />

47<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

40<br />

81<br />

69<br />

61<br />

60<br />

VZÄ pro 1.000 EW 75+<br />

58<br />

56<br />

50<br />

38<br />

31<br />

24<br />

0<br />

DGKP<br />

AH/AFB/PH<br />

DGKP = Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen, AH/AFB/PH = Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen, ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ergibt somit, dass nicht nur das quantitative Angebot<br />

an mobilen <strong>Dienste</strong>n in Österreich uneinheitlich ist, son<strong>der</strong>n auch das qualitative in Hinblick<br />

auf die eingesetzten Berufsgruppen. Die massiven Unterschiede in <strong>der</strong> Qualifikations-<br />

HH<br />

11


struktur des Personals haben bereits zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

bestanden. Sie zeigen, dass es kein österreichweit einheitliches Verständnis von<br />

den Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>der</strong> einzelnen Berufsgruppen gibt, <strong>und</strong> legen den Schluss<br />

nahe, dass die Bewertung des fachlich besten bzw. legistisch entsprechenden Personaleinsatzes<br />

in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschiedlich ist. Da nicht davon auszugehen ist, dass sich<br />

die Art des Hilfe- <strong>und</strong> Pflegebedarfs in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n massiv voneinan<strong>der</strong><br />

unterscheidet, werden offenbar gleichartige Dienstleistungen von unterschiedlichen Berufsgruppen<br />

erbracht. Eine Verlagerung <strong>der</strong> Leistungen besteht vor allem zwischen den Alten-<br />

/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen sowie den Heimhelfer/innen. Ein höherer<br />

Anteil an einer <strong>der</strong> beiden Berufsgruppen geht mit einem niedrigeren Anteil an <strong>der</strong> jeweils<br />

an<strong>der</strong>en einher. Ausnahme ist Wien, wo <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Betreuung durch Heimhilfen erbracht<br />

wird, <strong>und</strong> die Berufsgruppen <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen bzw. Altenfachbetreuer/innen<br />

ebenfalls nur in geringem Ausmaß bestehen. Hier stellt sich die Frage, ob Hauskrankenpflege<br />

in Wien <strong>der</strong>zeit nur in unbeträchtlichem Umfang erbracht wird, o<strong>der</strong> ob die Befugnisse<br />

<strong>der</strong> Heimhilfen in Wien jene in an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n übersteigen. In den letzten<br />

Jahren wurde in Wien demnach ausschließlich das höher qualifizierte Personal aufgestockt.<br />

Es kann daher zwar innerhalb <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> Regelungen <strong>der</strong> Tätigkeitsprofile <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

geben, diese unterscheiden sich aber zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n. Eine bedarfsgerechte<br />

<strong>und</strong> effiziente Versorgungsstruktur erfor<strong>der</strong>t jedoch sowohl quantitativ ausreichendes<br />

als auch entsprechend den jeweiligen Bedarfslagen adäquat qualifiziertes Personal. Der<br />

Einsatz hochqualifizierten Personals <strong>für</strong> Tätigkeiten, die auch von an<strong>der</strong>en Berufsgruppen<br />

erbracht werden können, ist ineffizient <strong>und</strong> verursacht vermeidbare Kosten sowohl <strong>für</strong> die<br />

Klientinnen <strong>und</strong> Klienten als auch <strong>für</strong> die öffentliche Hand. Umgekehrt müssen alle <strong>pflegebedürftige</strong>n<br />

Personen Zugang zu qualifizierter Pflege <strong>und</strong> Betreuung haben, sofern sie einen<br />

entsprechenden Bedarf aufweisen.<br />

Die Vereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen sieht demnach<br />

auch vor, dass ein qualitäts- <strong>und</strong> bedarfsgerechtes Angebot nach den Gr<strong>und</strong>sätzen <strong>der</strong><br />

Zweckmäßigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit erbracht werden soll. Dies wurde durch die bislang<br />

durchgeführten Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Angebotes noch nicht erreicht. Zukünftige<br />

Maßnahmen sollten sich daher nicht nur auf die Aufstockung des Angebotes innerhalb<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> konzentrieren, son<strong>der</strong>n auch auf die Erreichung gleichmäßiger <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

effizienter Versorgungsstrukturen über die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>grenzen hinweg ausgerichtet<br />

werden. Erster Schritt müsste eine Analyse <strong>der</strong> Tätigkeitsprofile <strong>der</strong> Berufsgruppen <strong>und</strong>, darauf<br />

aufbauend, eine eindeutige Definition <strong>der</strong> jeweiligen Aufgaben sein. Eine Basis da<strong>für</strong> sind<br />

die im Zuge <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit in Begutachtung befindlichen Vereinbarung nach Artikel 15a B-VG<br />

über die Neuregelegung <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Sozialbetreuungsberufe getroffenen Festlegungen.<br />

Ausgehend davon können Steuerungsmaßnahmen entwickelt werden, wie etwa die Integration<br />

<strong>der</strong> Vorgaben in Leistungsverträge mit den Anbietern. Weiters wäre eine Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den Auffassungen über den quantitativen Bedarf mit dem Ziel einer österreichweit<br />

einigermaßen ausgeglichenen Versorgungssituation, auch wenn sich diese an jeweilige<br />

regionale Erfor<strong>der</strong>nisse anpassen soll.<br />

Die Qualifikationsstruktur des Personals hat sich bereits in den Jahren 1995/96/97 stark zwischen<br />

den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschieden. Durch die zwischenzeitlich erfolgte massive Auf-<br />

12


stockung des Personals sind diese Unterschiede nicht geringer geworden, wenngleich es<br />

auch innerhalb einiger Län<strong>der</strong> deutliche Verschiebungen im Schwergewicht <strong>der</strong> einzelnen<br />

Berufsgruppen gegeben hat (z. B. in Vorarlberg, Salzburg <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Steiermark). Der <strong>Ausbau</strong><br />

<strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> folgt jedoch keiner österreichweit einheitlichen o<strong>der</strong> vergleichbaren<br />

Strategie, son<strong>der</strong>n basiert zum Teil auf spezifische Schwerpunktsetzungen in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

bzw. auf <strong>der</strong> Fortschreibung von Traditionen <strong>und</strong> bestehenden Angebotsstrukturen<br />

(vgl. Kapitel 2.2).<br />

13


MOBILE DIENSTE IN ÖSTERREICH -<br />

ISTSTAND PER 31.12. 2002<br />

Berufsgruppen (DGKP = Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen,<br />

AH/AFB/PH = Altenhelfer/Altenfachbetreuer/Pflegehelfer, HH = Heimhelfer)<br />

pro 1.000 Einwohner mit 75 <strong>und</strong> mehr Jahren<br />

2,4<br />

Quellen: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen,ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Grafik: ÖBIG Karte 1


2.2 Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungspläne<br />

Teil <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne war die Planung von Maßnahmen, die die Län<strong>der</strong><br />

bis zum Jahr 2010 umsetzen wollen, um das bedarfsgerechte Leistungsangebot zu erzielen.<br />

Die Maßnahmendefinition fiel in den einzelnen Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen unterschiedlich<br />

konkret aus: Während einige B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> die vorgesehenen Aktivitäten detailliert<br />

ausarbeiteten, geschah dies in an<strong>der</strong>en in globaler Form.<br />

Die geplanten Maßnahmen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bezogen sich, wie oben ausgeführt, vorrangig auf die<br />

Bereiche <strong>Ausbau</strong> des Personalangebotes, Höherqualifizierung des Personals <strong>und</strong> Qualitätssicherung.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist festzuhalten, dass die in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

festgehaltenen Maßnahmen in aller Regel bereits umgesetzt wurden, wiewohl diese drei<br />

Schwerpunkte, wie nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten ist, auch in den kommenden Jahren Priorität<br />

haben werden (vgl. Kapitel 2.5).<br />

Personalangebot<br />

Die Anzahl an Vollzeitäquivalenten hat in Österreich seit 1995/96/97 beträchtlich zugenommen:<br />

Derzeit sind - ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Entwicklung in Wien, da <strong>für</strong> das Jahr 1996<br />

keine vollständigen Wiener Daten zur Verfügung stehen - um 1.727 vollzeitbeschäftigte Personen<br />

mehr im Bereich <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> tätig als noch vor fünf bis sieben Jahren, das<br />

entspricht einer Zunahme des Personalangebots um 51 Prozent (vgl. Tabelle 2.2).<br />

Das Personalangebot in den mobilen <strong>Dienste</strong>n ist in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n größer geworden,<br />

wobei die Zuwächse zwischen 32 Prozent (Salzburg) <strong>und</strong> 116 Prozent (Oberösterreich) liegen.<br />

Das unterschiedliche Ausmaß <strong>der</strong> Personalaufstockung ist nicht nur durch die jeweilige<br />

Ausgangsposition, das heißt durch die hohe o<strong>der</strong> geringe Versorgungsdichte zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne bedingt. So lagen etwa die Steiermark<br />

o<strong>der</strong> Tirol Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre unter dem österreichischen Durchschnitt in <strong>der</strong> Versorgungsdichte,<br />

das Personalangebot hat sich seit damals aber ebenfalls unterdurchschnittlich<br />

stark ausgeweitet.<br />

Die Versorgungsdichte hat österreichweit zugenommen, <strong>und</strong> zwar um 2,6 Personen pro<br />

1.000 Einwohner ab 75 Jahren (ohne Berücksichtigung von Wien). Dies bedeutet, dass <strong>der</strong><br />

Zuwachs an Beschäftigten nicht ausschließlich durch die Zunahme alter <strong>Menschen</strong> bestimmt<br />

ist, son<strong>der</strong>n dass sich das Angebot tatsächlich ausgeweitet hat, das heißt, dass mehr <strong>pflegebedürftige</strong><br />

<strong>Menschen</strong> als noch Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre betreut werden können bzw.<br />

dass <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> pro Person erbrachten Dienstleistungen höher geworden ist.<br />

Die Versorgungsdichte hat sich auch in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n erhöht, das heißt, <strong>für</strong> die ab 75jährigen<br />

<strong>Menschen</strong> steht in jedem Land ein größeres Angebot an Personal in den mobilen<br />

<strong>Dienste</strong>n zur Verfügung als zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

(vgl. Abbildung 2.2). Die Zuwächse liegen zwischen 1,5 <strong>und</strong> 7,7 Vollzeitpersonen pro<br />

1.000 Einwohner ab 75 Jahren, wobei die größte Steigerung auf Vorarlberg entfällt, wo sich<br />

15


die Dichte fast verdoppelt hat. Der geringste Zuwachs mit einem Plus an 1,5 bzw. 1,7 Vollzeitäquivalenten<br />

entfällt auf die Steiermark bzw. Tirol. Überdurchschnittliche Zuwächs kann<br />

Nie<strong>der</strong>österreich (plus 3,6 Vollzeitpersonen) verzeichnen, die übrigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> liegen<br />

etwa im österreichischen Durchschnitt.<br />

Abbildung 2.2: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen pro<br />

1.000 Einwohner über 75 Jahre in den Jahren 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002<br />

(in Vollzeitäquivalenten, Daten <strong>für</strong> Österreich gesamt ohne Wien<br />

16<br />

Wien<br />

Vorarlberg<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Salzburg<br />

Österreich<br />

Kärnten<br />

Tirol<br />

Steiermark<br />

Burgenland<br />

Oberösterreich<br />

3,3<br />

6,3<br />

6,1<br />

7,5<br />

7,4<br />

8,6<br />

8,6<br />

7,1<br />

8,4<br />

9,5<br />

9,1<br />

9,8<br />

11,2<br />

13,4<br />

14,7<br />

17,0<br />

16,7<br />

17,5<br />

21,0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

VZÄ pro 1.000 EW 75+<br />

VZÄ = Vollzeitäquivalente (Basis: 40 St<strong>und</strong>en-Beschäftigung)<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

2002<br />

1995/96/9<br />

Durch die erfolgte Aufstockung des Personalangebotes in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n haben sich<br />

die Unterschiede in <strong>der</strong> Versorgungsdichte zwischen den Län<strong>der</strong>n tendenziell verringert: Betrug<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Abstand zwischen<br />

best- bzw. geringst versorgtem B<strong>und</strong>esland noch 16 Vollzeitäquivalente pro 1.000 Einwohner<br />

ab 75 Jahren, so sind es <strong>der</strong>zeit nur noch 15. Trotzdem ist die Rangreihe <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Versorgungsdichte nahezu gleich geblieben, nur Vorarlberg ist von <strong>der</strong> vierten an die<br />

zweite Stelle <strong>der</strong> Rangreihe gerückt.<br />

Es ergibt sich somit, dass bestehende Strukturen fortgeschrieben werden, das heißt, dass<br />

sowohl die Planung als auch <strong>der</strong> tatsächliche <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> die Versorgungssituation<br />

zwar verbessern, aber nicht zu einer Angleichung in quantitativer Hinsicht führt.


Qualifikationsstruktur<br />

Differenziert nach Berufsgruppen zeigt sich, dass generell ein Trend zum Einsatz höherqualifizierten<br />

Personals in den mobilen <strong>Dienste</strong>n besteht, wobei in <strong>der</strong> überwiegenden Anzahl <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> das größte Augenmerk auf die Ausweitung <strong>der</strong> Berufsgruppe <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer-<br />

<strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen gelegt wurde. Der Anteil dieser Personen hat sich in den vergangenen<br />

fünf bis sieben Jahren nahezu verdoppelt. Ebenfalls deutlich erhöht hat sich in allen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n das Angebot an diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen,<br />

das insgesamt um r<strong>und</strong> 70 Prozent zugenommen hat. Der Bereich <strong>der</strong> Heimhilfe wurde dagegen<br />

in <strong>der</strong> Regel in wesentlich geringerem Ausmaß ausgeweitet (österreichweit gibt es eine<br />

Zunahme von nur sechs Prozent) o<strong>der</strong> sogar leicht reduziert (Wien). Ausnahmen sind<br />

Burgenland <strong>und</strong> Vorarlberg - beide ausgehend von einem unterdurchschnittlichen Angebot<br />

im Bereich <strong>der</strong> Heimhilfe -, die dieses Angebot deutlich erhöht haben.<br />

In diesem Zusammenhang sind auch die Aktivitäten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zur (Höher)Qualifizierung<br />

des eingesetzten Personals bzw. generell zur Ausbildung von Personal durch Bereitstellung<br />

von Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangeboten zu sehen, die Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre geplant<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Regel umgesetzt wurden.<br />

Der Mangel an einer Berufsgruppe ist offenbar nur ein Faktor in sozialpolitischen <strong>und</strong> sozialadministrativen<br />

Entscheidungen über die Entwicklung des Dienstleistungsangebotes, da sich<br />

die Entwicklung nicht überall auf die jeweilige Ausgangsposition zurückführen lässt. So wiesen<br />

etwa die Län<strong>der</strong> Steiermark <strong>und</strong> Tirol Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre ebenfalls ein geringes<br />

Angebot im Bereich <strong>der</strong> Heimhilfe auf, haben dieses aber nicht erhöht, son<strong>der</strong>n ihren<br />

Schwerpunkt in die Ausweitung <strong>der</strong> Berufsgruppe <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen bzw. Altenfachbetreuer/innen<br />

gelegt. Umgekehrt hat sich, ausgehend von einem bereits guten Versorgungsangebot,<br />

die Anzahl <strong>der</strong> diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen in<br />

Salzburg überdurchschnittlich stark erhöht. Der teils beträchtliche Zuwachs an Beschäftigten<br />

in den mobilen <strong>Dienste</strong>n hat demnach auch nicht - wie oben erläutert - zu einer Angleichung<br />

<strong>der</strong> Qualifikationsstruktur zwischen den Län<strong>der</strong>n geführt.<br />

17


Tabelle 2.2: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Zuwachs an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen<br />

(Vollzeitäquivalente) zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 (absolut <strong>und</strong> indexiert,<br />

Daten aus 1995/96/97 = 100)<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

18<br />

Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong><br />

Krankenpflegepersonen <br />

Altenhelfer/Pflegehelfer/Altenfachbetreuer<br />

Heimhelfer Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen<br />

gesamt<br />

Zuwachs Zuwachs Zuwachs Zuwachs<br />

VZÄ<br />

absolut indexiert<br />

VZÄ<br />

absolut indexiert<br />

VZÄ<br />

absolut indexiert<br />

VZÄ<br />

absolut indexiert<br />

Burgenland 12,3 134,5 10,4 162,7 52,3 187,6 75,0 167,0<br />

Kärnten 36,8 170,5 - - - - 131,8 1 149,0<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 218,0 179,6 116,0 159,2 239,0 127,1 573,0 142,4<br />

Oberösterreich 76,7 175,0 228,9 242,1 0,0 0,0 305,6 216,0<br />

Salzburg 101,8 253,8 29,2 140,1 0,5 100,2 131,5 132,2<br />

Steiermark 88,7 154,3 139,5 240,2 7,5 102,6 235,7 142,4<br />

Tirol 27,5 126,1 70,1 187,7 7,9 109,5 105,5 139,3<br />

Vorarlberg 28,3 132,3 0,5 104,2 140,3 335,0 169,1 206,1<br />

Wien 2 - - - - 187,2 92,1 - -<br />

Österreich 590,1 2 166,5 2 594,6 1,2 193,2 1,2 260,3 1 106,5 1 1.727,2 3 151,0 3<br />

VZÄ = Vollzeitäquivalente (Basis: 40 St<strong>und</strong>en-Beschäftigung),- = keine Angabe<br />

1 Im Kärntner Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan wurde zwischen Alten-/Pflegehelfern <strong>und</strong> Heimhelfern nicht differenziert.<br />

Diese Personen sind daher nur in <strong>der</strong> Spalte „Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen gesamt“ enthalten.<br />

2 Im Wiener Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan waren nur Daten über die Anzahl an Heimhelfer/innen enthalten; es<br />

können daher keine Zuwächse bei den an<strong>der</strong>en Berufsgruppen ermittelt werden.<br />

3 Berechnung <strong>der</strong> Zuwächse gesamt ohne Berücksichtigung von Wien.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

2.3 Bedarfsdeckung<br />

Nächste zentrale Fragestellung ist, welcher Grad an Bedarfsdeckung in den mobilen <strong>Dienste</strong>n<br />

in Österreich bereits besteht. Die Vereinbarung über gemeinsame Maßnahmen des B<strong>und</strong>es<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen sieht vor, dass Versorgungsdefizite in<br />

gleichmäßigen Etappen bis zum Jahr 2010 abgebaut werden sollen. Es stellt sich nun die<br />

Frage, in welchem Ausmaß <strong>der</strong> in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen ermittelte Bedarf an<br />

Personal bereits abgedeckt ist, <strong>und</strong> welcher weitere <strong>Ausbau</strong>bedarf besteht.<br />

Vor <strong>der</strong> Beantwortung dieser Frage ist allerdings <strong>der</strong> Stellenwert von Bedarfsberechnungen<br />

zu relativieren. Die Ermittlung des Bedarfs an Leistungsangeboten ist gr<strong>und</strong>sätzlich mit inhaltlichen<br />

<strong>und</strong> methodischen Problemen behaftet. Die Nachfrage nach professionellen<br />

Dienstleistungen hängt von zahlreichen Faktoren ab, wie etwa soziale Schichtzugehörigkeit,


lebensgeschichtliche Erfahrungen <strong>und</strong> familiäre Ressourcen, <strong>der</strong>en Wirkungsrichtungen nur<br />

schwer quantifiziert werden können. Es gibt daher zahlreiche Verfahren zur Berechnung des<br />

Bedarfs bzw. <strong>der</strong> zu erwartenden Nachfrage, die, abhängig von den jeweils eingeflossenen<br />

Annahmen, zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Daraus folgt zweierlei:<br />

• Bedarfsberechnungen liefern keine starren Vorgaben <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Infrastruktur,<br />

son<strong>der</strong>n sind vorläufige Werte, die als Orientierungslinien dienen.<br />

• Die Planungsgr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Ergebnisse müssen an <strong>der</strong> Praxis überprüft <strong>und</strong> adaptiert<br />

werden, das heißt, Planung ist als dynamischer Prozess zu sehen.<br />

In den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen wurden verschiedene Gr<strong>und</strong>lagen zur Bedarfsermittlung<br />

herangezogen: Zum einen wurden Berechnungen auf Basis bestimmter Indikatoren<br />

angestellt, wie z. B. zu erwarten<strong>der</strong> Pflegebedarf <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>und</strong> gegenwärtige Inanspruchnahme<br />

mobiler <strong>Dienste</strong>, zum an<strong>der</strong>en wurden Richtwerte aus <strong>der</strong> Literatur verwendet.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Bedarfsberechnungen waren dementsprechend sehr heterogen. Die im<br />

Jahr 2010 angestrebte Versorgungsdichte reichte von 7,2 Vollzeitäquivalenten pro 1.000<br />

Einwohnern ab 75 Jahren in Oberösterreich bis zum mehr als Zweieinhalbfachen von 19,7<br />

Vollzeitäquivalenten in Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> in Tirol. Es gab somit kein österreichweit geteiltes<br />

Verständnis über die Ausgestaltung eines bedarfsgerechten Angebotes, son<strong>der</strong>n län<strong>der</strong>spezifische<br />

Zielvorgaben.<br />

Die Relativität von Bedarfsberechnungen wird durch die Entwicklung des Dienstleistungsangebotes<br />

seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre bestätigt. Österreichweit besteht zwischen dem<br />

Iststand 2002 <strong>und</strong> den in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>für</strong> das Jahr 2010 ermittelten<br />

Bedaf an vollzeitbeschäftigten Personen in den mobilen <strong>Dienste</strong>n ein noch nicht gedeckter<br />

Bedarf von 1.894 Vollzeitäquivalenten (ohne Berücksichtigung von Vorarlberg <strong>und</strong> Wien, es<br />

lagen keine Sollwerte <strong>für</strong> das Jahr 2010 vor). Österreichweit kann – sofern die Bedarfsberechnungen<br />

ein adäquates Bild abgeben – somit noch nicht von einem bedarfsgerechten<br />

Angebot gesprochen werden. Dies gilt jedoch nicht <strong>für</strong> drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>: In Salzburg <strong>und</strong><br />

Kärnten übersteigt <strong>der</strong> Iststand den berechneten Bedarf, im Burgenland ist <strong>der</strong> Iststand 2002<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sollstand 2010 nahezu gleich (vgl. Abbildung 2.3). Das heißt, <strong>der</strong> in den drei Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>für</strong> das Jahr 2010 prognostizierte Bedarf wurde somit von <strong>der</strong> Realität bereits eingeholt<br />

bzw. überholt. In Tirol, Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Steiermark besteht noch deutlicher rechnerischer<br />

<strong>Ausbau</strong>bedarf (<strong>für</strong> die Län<strong>der</strong> Vorarlberg <strong>und</strong> Wien liegen keine Solldaten <strong>für</strong> das<br />

Jahr 2010 vor). Im Vergleich zu Tirol, Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Steiermark besteht in Oberösterreich<br />

ein relativ geringer rechnerischer <strong>Ausbau</strong>bedarf.<br />

Diese Ergebnisse lassen mehrere Schlussfolgerungen zu:<br />

• In Teilen Österreichs besteht bereits ein bedarfsgerechtes Angebot an mobilen <strong>Dienste</strong>n,<br />

das heißt, einige Län<strong>der</strong> haben die Möglichkeit des gleichmäßigen <strong>Ausbau</strong>s <strong>der</strong> Strukturen<br />

bis zum Jahr 2010 nicht in Anspruch genommen.<br />

• Die den Bedarfsberechnungen zugr<strong>und</strong>e liegenden Annahmen haben <strong>der</strong> Realität nicht<br />

standgehalten; die Bedarfsermittlung müsste daher, im Sinne einer dynamischen Planung,<br />

revidiert werden.<br />

19


• Die im Rahmen <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne angestellten Bedarfsberechnungen<br />

haben keine bzw. nur eine untergeordnete Bedeutung <strong>für</strong> sozialpolitische <strong>und</strong> sozialadministrative<br />

Entscheidungen über die Weiterentwicklung des Personalangebotes.<br />

Abbildung 2.3: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Sollstand an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen<br />

pro 1.000 Einwohner über 75 Jahre im Jahr 2010 1 auf Basis<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>und</strong> Iststand im Jahr 2002<br />

(in Vollzeitäquivalenten)<br />

20<br />

Wien<br />

Vorarlberg<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Salzburg<br />

Österreich<br />

Kärnten<br />

Tirol<br />

Steiermark<br />

Burgenland<br />

Oberösterreich<br />

0,0<br />

0,0<br />

6,1<br />

7,2<br />

9,5<br />

8,0<br />

9,1<br />

8,6<br />

8,4<br />

8,7<br />

11,1<br />

13,5<br />

13,4<br />

13,1<br />

17,5<br />

17,0<br />

16,7<br />

19,7<br />

19,7<br />

21,0<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

VZÄ pro 1.000 EW 75+<br />

Ist 2002<br />

Soll 2010 - BEP<br />

VZÄ = Vollzeitäquivalente (Basis: 40 St<strong>und</strong>en-Beschäftigung), BEP = Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

1 In Vorarlberg <strong>und</strong> Wien wurden im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan keine Solldaten <strong>für</strong> das Jahr 2010 festgelegt.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

2.4 Sollstand<br />

Ausgehend von den oben dargestellten Ergebnissen ist zu untersuchen,<br />

• ob die Bedarfsberechnungen <strong>für</strong> das Jahr 2010 von den Län<strong>der</strong>n revidiert wurden, <strong>und</strong><br />

• welche neuen Ziele in Bezug auf die Quantität <strong>und</strong> Qualität des Angebotes im Bereich<br />

mobiler <strong>Dienste</strong> gesetzt wurden.<br />

Fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> - Burgenland, Kärnten, Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich <strong>und</strong> Salzburg -<br />

haben die in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen angestellten Bedarfsberechnungen revi-


diert, wobei dieser Prozess in Salzburg noch nicht abgeschlossen ist, das heißt, dort liegt<br />

noch kein abschließendes Ergebnis <strong>der</strong> Bedarfsermittlung vor. In Tirol ist eine Revision <strong>der</strong><br />

Bedarfsberechnung geplant. In <strong>der</strong> Steiermark wird <strong>der</strong> Bedarf jährlich auf Basis <strong>der</strong> im Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsplan verwendeten Richtwerte ermittelt. Die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> Vorarlberg<br />

<strong>und</strong> Wien haben weiterhin keine festgelegten Richtwerte.<br />

Die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben neuerlich unterschiedliche Methoden <strong>für</strong> die Neuberechnung des<br />

Bedarfs herangezogen. Gemeinsam ist, dass die Verwendung von Richtwerten aus <strong>der</strong> Literatur<br />

nicht mehr als alleinige Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Bedarfsermittlung akzeptiert wird. Die Neuberechnung<br />

des Bedarfs beruht jeweils auf einer vertieften Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

von Dienstleistungen <strong>und</strong> weiteren relevanten Einflussfaktoren auf die Nachfrage.<br />

In Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> in Salzburg wurden eigene Indikatorenmodelle konstruiert, das heißt,<br />

auf Basis <strong>der</strong> Inanspruchnahme <strong>der</strong> Dienstleistungen einerseits <strong>und</strong> weiterer Indikatoren an<strong>der</strong>erseits<br />

- wie etwa in Salzburg die Entwicklung <strong>der</strong> Morbidität <strong>und</strong> die Allokation des Hilfs-<br />

<strong>und</strong> Pflegebedarfs - wird <strong>der</strong> zukünftige Bedarf ermittelt. In Oberösterreich <strong>und</strong> in Kärnten<br />

werden nach wie vor Richtwerte verwendet, auch diese wurden aber an landesspezifische<br />

Strukturen - Struktur <strong>und</strong> Inanspruchnahme <strong>der</strong> Dienstleistungen (Oberösterreich) <strong>und</strong> Sozialindikatoren<br />

(Kärnten) - angepasst. In <strong>der</strong> Regel wird davon ausgegangen, dass <strong>der</strong> Bedarf<br />

zukünftig - im Rahmen eines kontinuierlichen Planungsprozesses - kurzfristig ermittelt werden<br />

soll.<br />

Da die gegenwärtige Struktur in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n in die Neuberechnung des Bedarfs einfließt,<br />

sind <strong>der</strong>en Ergebnisse sehr heterogen: Burgenland plant eine Aufstockung des Personals<br />

um knapp 42 Prozent, Kärnten um 23 Prozent, Nie<strong>der</strong>österreich um 30 Prozent <strong>und</strong><br />

Oberösterreich um 90 Prozent. Bezogen auf die Versorgungsdichte sind Zuwächse zwischen<br />

0,9 Vollzeitäquivalente pro 1.000 ab 75-jährige Einwohner (Kärnten) <strong>und</strong> 3,5 Vollzeitäquivalente<br />

(Oberösterreich) geplant. Nie<strong>der</strong>österreich hat die Bedarfsberechnung um acht Prozent<br />

nach unten revidiert. Sofern <strong>der</strong> weitere <strong>Ausbau</strong> des Angebotes den Plänen folgt, wird sich<br />

die Versorgungsdichte in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n neuerlich nicht aneinan<strong>der</strong> annähern, <strong>und</strong> die<br />

Unterschiede werden weiter bestehen bleiben.<br />

Nach <strong>der</strong>zeitigem Stand ist österreichweit bis zum Jahr 2010 <strong>der</strong> Einsatz von zusätzlich<br />

2.191 Vollzeitäquivalenten gegenüber dem Jahr 2002 geplant (ohne Salzburg, Vorarlberg<br />

<strong>und</strong> Wien). Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre ist dieser<br />

Zuwachs durchaus realistisch. Dieser geplante <strong>Ausbau</strong> wird sowohl zu einer Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Versorgungssituation in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n führen als auch österreichweit die<br />

Versorgungsdichte anheben (von <strong>der</strong>zeit 10,5 auf 13,6 Personen pro 1.000 Einwohnern ab<br />

75 Jahre, ohne Salzburg, Vorarlberg <strong>und</strong> Wien, vgl. Tabelle 2.3).<br />

21


Tabelle 2.3: Mobile <strong>Dienste</strong> in Österreich - Sollstand an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen im Jahr 2010<br />

(in Vollzeitäquivalenten)<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

EW 75+<br />

2010 1<br />

Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> Krankenpflegepersonen<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ<br />

pro 1.000<br />

EW 75+<br />

Altenhelfer/Pflegehelfer/Altenfachbetreuer<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ<br />

pro 1.000<br />

EW 75+<br />

Heimhelfer Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonengesamt<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ<br />

pro 1.000<br />

EW 75+<br />

VZÄ<br />

absolut<br />

VZÄ<br />

pro 1.000<br />

EW 75+<br />

Qualifikationsstruktur<br />

DKGP<br />

in %<br />

AH/AFB/<br />

PH in %<br />

Burgenland 2 26.654 62,5 2,3 42,5 1,6 160,0 6,0 265,0 9,9 24 16 60<br />

Kärnten 47.489 146,0 3,1 173,0 3,6 173,0 3,6 492,0 10,4 30 35 35<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 134.505 550,0 4,1 426,0 3,2 1512,0 11,2 2488,0 18,5 22 17 61<br />

Oberösterreich 112.536 292,0 2,6 527,0 4,7 262,0 2,3 1081,0 9,6 27 49 24<br />

Salzburg 38.894 - - - - - - - - - - -<br />

Steiermark 3 103.870 339,0 3,3 395,7 3,8 395,7 3,8 1130,4 10,9 30 35 35<br />

Tirol 3 49.114 236,0 4,8 277,0 5,6 469,0 9,5 982,0 20,0 24 28 48<br />

Vorarlberg 24.786 - - - - - - - - - - -<br />

Wien 118.620 - - - - - - - - - - -<br />

Österreich 4 656.468 1.625,5 4 3,4 5 1.841,2 4 3,9 5 2.971,7 4 6,3 5 6.438,4 4 13,6 5 25 29 46<br />

EW 75+ = Einwohner mit 75 <strong>und</strong> mehr Jahren, VZÄ = Vollzeitäquivalente (Basis: 40-St<strong>und</strong>en-Beschäftigung), - = keine Angabe<br />

1 Basis: Statistik Austria, Volkszählung 2001<br />

2 Der Sollstand bezieht sich auf das Jahr 2006.<br />

3 Die Bedarfszahlen wurden nicht neu berechnet, son<strong>der</strong>n entsprechen jenen aus den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen.<br />

4 In den Summen sind Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen in Salzburg, Vorarlberg <strong>und</strong> Wien nicht enthalten.<br />

5 Die Versorgungsdichte bezieht sich auf die Einwohnerzahl Österreich gesamt minus Salzburg, Vorarlberg <strong>und</strong> Wien.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

HH<br />

in %


2.5 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Versorgungsstruktur<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne wurden, auf Basis einer Prioritätensetzung,<br />

Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong> bis<br />

zum Jahr 2010 festgehalten. Es stellt sich nun die Frage, welche Prioritäten <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

aus heutiger Sicht bis zum Jahr 2010 verfolgt werden sollen. Die Planungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

sind in <strong>der</strong> Regel konkret; nur <strong>für</strong> Salzburg (die Überarbeitung des Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplanes<br />

ist noch nicht abgeschlossen), <strong>und</strong> Wien liegt keine aktuelle Maßnahmenplanung<br />

vor.<br />

Die Län<strong>der</strong> fühlen sich gr<strong>und</strong>sätzlich weiterhin einer dezentralen <strong>und</strong> flächendeckenden Versorgung<br />

mit mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong>n verpflichtet. In keinem Land wird<br />

eine verän<strong>der</strong>te Prioritätensetzung - etwa die Forcierung an<strong>der</strong>er Leistungsbereiche - deutlich.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Sicherung eines möglichst langen Verbleibs hilfs- <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>r<br />

Personen in <strong>der</strong> eigenen Wohnung ist somit weiterhin aufrecht.<br />

Die in den nächsten Jahren geplanten Aktivitäten lassen sich im Wesentlichen zu acht Bereichen<br />

zusammenfassen, wobei die Län<strong>der</strong>, abhängig von <strong>der</strong> jeweiligen Ausgangslage im<br />

B<strong>und</strong>esland, unterschiedliche Schwerpunkte setzen:<br />

1. Weiterer <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> mit dem Ziel <strong>der</strong> Abdeckung <strong>der</strong> ermittelten Bedarfszahlen<br />

bzw. des Haltens des schon erreichten Versorgungsniveaus (Vorarlberg), gegebenenfalls<br />

mit zusätzlichen Vorgaben wie Ausgleich regionaler Versorgungsunterschiede<br />

zwischen den Bezirken (Burgenland) o<strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> von Wochenend- <strong>und</strong> Feiertagsangeboten<br />

sowie Ganztagsbetreuung (Oberösterreich, Tirol).<br />

2. Stärkung <strong>der</strong> informellen Unterstützung durch Hilfen <strong>für</strong> Angehörige sowie Information <strong>und</strong><br />

Beratung (Burgenland, Nie<strong>der</strong>österreich, Tirol).<br />

3. Aufbau o<strong>der</strong> Verstärkung neuer Leistungsbereiche wie Prävention, Rehabilitation (Burgenland),<br />

mobiler Palliativ- <strong>und</strong> Hospizdienste (Burgenland, Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich)<br />

o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>hauskrankenpflege (Burgenland, Oberösterreich).<br />

4. Sicherung <strong>der</strong> Bedürfnisorientierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Leistungen, etwa durch Festlegung<br />

detaillierter <strong>und</strong> überprüfbarer Qualitätsvorgaben, auch in Hinblick auf Tätigkeiten<br />

<strong>der</strong> Berufsgruppen, Einführung einer Qualitätssicherungskommission <strong>und</strong> laufende Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Zufriedenheit <strong>der</strong> Klientinnen <strong>und</strong> Klienten (Burgenland), durch detaillierte<br />

För<strong>der</strong>richtlinien/Qualitätskriterien <strong>und</strong> Durchführung von Qualitätskontrollen <strong>und</strong> Einhaltung<br />

dieser Richtlinien. Darüber hinaus wird jede Trägerorganisation verpflichtet, über ein<br />

Qualitätsmanagementinstrument zu verfügen - anerkannt <strong>und</strong> akkreditiert durch ein österreichisches<br />

Zertifizierungsunternehmen (Steiermark), Durchführung von Qualitätskontrollen<br />

<strong>und</strong> Organisationsanalysen (Tirol) <strong>und</strong> nicht zuletzt Professionalisierung <strong>der</strong> Sozial-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel (z. B. Tirol, Kärnten).<br />

5. Sicherung des bedarfsgerechten Angebotes an qualifiziertem Personal durch Aus-, Fort-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildungsangebote, auch <strong>für</strong> Wie<strong>der</strong>einsteiger/innen (Kärnten <strong>und</strong> Steiermark).<br />

23


6. Verstärkung von Koordinationsstrukturen wie z. B. Einführung <strong>und</strong> <strong>Ausbau</strong> von Case Management<br />

(Oberösterreich, Burgenland) <strong>und</strong> Verbesserung des Schnittstellenmanagements<br />

zwischen Krankenhaus <strong>und</strong> mobilen <strong>Dienste</strong>n (Burgenland, Tirol, Vorarlberg; vgl.<br />

Kapitel 7).<br />

7. Steuerung <strong>der</strong> Allokation <strong>der</strong> Ressourcen, z. B. durch Vorgabe von Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>für</strong> die<br />

Inanspruchnahme von Dienstleistungen (Salzburg) bzw. durch die Vorgabe von Zielgrößen<br />

<strong>und</strong> Zielwerten <strong>der</strong> Versorgung <strong>und</strong> Vereinheitlichung <strong>der</strong> Abklärung des Pflege- <strong>und</strong><br />

Betreuungsbedarfs zwischen den Trägerorganisationen durch die Einführung eines standardisierten<br />

Bedarfsabklärungsinstruments zur Verbesserung einer objektiven Einschätzung<br />

des Pflege- <strong>und</strong> Betreuungsbedarfs (Steiermark).<br />

8. Steuerung <strong>der</strong> Angebotsentwicklung über die Finanzierung bzw. Anknüpfung <strong>der</strong> Finanzierung<br />

an Vorgaben (Burgenland, Oberösterreich), Einführung o<strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> von Controllingsystemen<br />

(Burgenland, Nie<strong>der</strong>österreich), Einführung eines Normkostenmodells auf<br />

Basis von Einsatzst<strong>und</strong>en (Steiermark) <strong>und</strong> von EDV-unterstützten Dokumentationssystemen<br />

(Kärnten, Tirol) bzw. laufende Evaluierung <strong>und</strong> Anpassung von Angebot <strong>und</strong> Nachfrage<br />

(Vorarlberg).<br />

Es besteht somit die Absicht, das Leistungsangebot in den einzelnen Län<strong>der</strong>n sowohl in Bezug<br />

auf die Quantität als auch auf die Qualität weiterzuentwickeln, wobei Augenmerk auf die<br />

weitere Professionalisierung <strong>der</strong> Dienstleistungen, die Steuerung ihrer Inanspruchnahme <strong>und</strong><br />

die laufende Planung gelegt wird. Der quantitative <strong>Ausbau</strong> <strong>und</strong> die Sicherung <strong>der</strong> Qualität<br />

waren bereits Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre zentrale Vorhaben. Der Vergleich <strong>der</strong> damals <strong>und</strong><br />

heute geplanten Maßnahmen zeigt jedoch eine Verschiebung <strong>der</strong> Schwerpunkte. Zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne wurden neben <strong>der</strong> Verstärkung des<br />

Personalangebotes vielfach Maßnahmen zur Qualifizierung des Personals durch Aus-, Fort-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildungsangebote sowie durch gr<strong>und</strong>legende Standards <strong>der</strong> Leistungserbringung<br />

(z. B. Dokumentation von Einsätzen <strong>und</strong> Leistungen) gelegt. Vorhaben wie die Entwicklung<br />

neuer Leistungsbereiche, die Steuerung <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Dienstleistungen <strong>und</strong> die<br />

Einführung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> von Kontrollmechanismen wurden Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre<br />

noch nicht so betont.<br />

24<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> -<br />

Vorhaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

• Weiterer <strong>Ausbau</strong> des quantitativen Angebotes<br />

• Entwicklung neuer Leistungsbereiche<br />

• Unterstützung informeller Hilfe<br />

• Qualitätsentwicklung <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

• Sicherung eines bedarfsgerechten Personalangebotes<br />

• Steuerung <strong>der</strong> Ressourcenallokation<br />

• <strong>Ausbau</strong> von Koordinationsstrukturen<br />

• Controlling <strong>und</strong> Anpassung <strong>der</strong> Angebotsentwicklung


2.6 Zusammenfassung<br />

Die Zwischenbilanz über die Entwicklung <strong>der</strong> mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong> in<br />

Österreich seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne führt zusammenfassend zu<br />

folgenden Ergebnissen:<br />

• Das Personalangebot in den mobilen <strong>Dienste</strong>n hat sich beträchtlich ausgeweitet, <strong>und</strong><br />

zwar sowohl in Hinblick auf die Anzahl <strong>der</strong> eingesetzten Vollzeitäquivalente als auch auf<br />

die Versorgungsdichte. Mit <strong>der</strong>zeit r<strong>und</strong> 7.810 Vollzeitäquivalenten sind um 1.727 Vollzeitäquivalente<br />

mehr tätig als noch Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre (ohne Zuwachs in Wien).<br />

Die Versorgungsdichte hat sich um 2,6 Vollzeitäquivalente pro 1.000 ab 75-jährige Einwohner<br />

erhöht, das heißt, den <strong>pflegebedürftige</strong>n <strong>Menschen</strong> steht <strong>der</strong>zeit ein größeres Angebot<br />

an mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen Dienstleistungen als in den Jahren<br />

1995/96/97 zur Verfügung.<br />

• Der <strong>für</strong> das Jahr 2010 prognostizierte Bedarf ist bezogen auf Österreich gesamt nicht erreicht;<br />

dies gilt nicht <strong>für</strong> drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> (<strong>für</strong> die Län<strong>der</strong> Vorarlberg <strong>und</strong> Wien liegen keine<br />

Solldaten <strong>für</strong> das Jahr 2010 vor). Die in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen angestellten<br />

Bedarfsberechnungen haben sich somit nicht als realistische Zielvorgaben <strong>für</strong> den<br />

<strong>Ausbau</strong> des Angebotes erwiesen.<br />

• Generell besteht <strong>der</strong> Trend zur Höherqualifizierung des Personals, das heißt, zum verstärkten<br />

Einsatz von diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen <strong>und</strong> zu Alten-/Pflegehelfer/innen<br />

bzw. Altenfachbetreuer/innen. Die Berufsgruppe <strong>der</strong> Heimhilfen<br />

wird - sofern diese nicht stark unterrepräsentiert ist - nur in geringem Umfang ausgebaut<br />

bzw. sogar reduziert.<br />

• Die Versorgungsunterschiede zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n haben sich leicht verringert,<br />

trotzdem besteht we<strong>der</strong> in Bezug auf die Quantität des Angebotes noch auf die Qualifikationsstruktur<br />

des Personals eine nur annähernd einheitliche Struktur. Den hilfs- <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>n<br />

<strong>Menschen</strong> in Österreich steht daher, in Abhängigkeit von ihrem Wohnort,<br />

ein unterschiedliches Dienstleistungsangebot gegenüber.<br />

• In Hinblick auf Versorgungsgerechtigkeit <strong>und</strong> Effizienz <strong>der</strong> Leistungen ist es erfor<strong>der</strong>lich,<br />

ein österreichweit einheitliches Verständnis sowohl über den Bedarf als auch über die Tätigkeitsprofile<br />

<strong>der</strong> Berufsgruppen zu erzielen. Die Leistungen sollten gr<strong>und</strong>sätzlich von <strong>der</strong><br />

da<strong>für</strong> qualifizierten Berufsgruppe erbracht werden, wobei sich dies nicht wesentlich zwischen<br />

den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterscheiden soll.<br />

• Die <strong>für</strong> die nächsten Jahre geplanten Maßnahmen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> beziehen sich im Wesentlichen<br />

auf die Ausweitung des Angebotes bzw. die Aufrechterhaltung erreichter Versorgungsniveaus<br />

sowie auf die Professionalisierung, Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Dienstleistungen.<br />

Derzeit wird ein Zuwachs bis zum Jahr 2010 von etwa 2.191 Vollzeitäquivalenten<br />

geplant (ohne Salzburg, Vorarlberg <strong>und</strong> Wien). Dieser <strong>Ausbau</strong> wird auch zu einer Zunahme<br />

<strong>der</strong> Versorgungsdichte führen.<br />

25


3 Teilstationäre <strong>Dienste</strong><br />

Mit <strong>der</strong> Vereinbarung über gemeinsame Maßnahmen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

Personen haben sich die Län<strong>der</strong> verpflichtet, <strong>für</strong> ein bedarfsgerechtes Angebot an<br />

teilstationärer Betreuung zu sorgen. Die teilstationären <strong>Dienste</strong> in Form von Tagespflege,<br />

Tagesbetreuung <strong>und</strong> Tageszentren stellt einen eigenständigen Versorgungsbereich dar, <strong>der</strong><br />

- entsprechend dem Prinzip, ein abgestuftes Leistungsangebot <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen<br />

vorzuhalten - ein Zwischenglied zwischen <strong>der</strong> Betreuung zu Hause <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufnahme in ein<br />

Pflegeheim ist. Der <strong>Ausbau</strong> teilstationärer <strong>Einrichtungen</strong> steht im Einklang mit dem Ziel <strong>der</strong><br />

Pflegevorsorge, mobile vor stationärer Betreuung zu forcieren.<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> teilstationären Betreuung sind die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> bisherigen Lebensweise<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verbleib in <strong>der</strong> eigenen Wohnung durch eine tagsüber bereit gestellte aktivierende<br />

Betreuung.<br />

Primäre Zielgruppe sind <strong>Menschen</strong> mit funktionellen Einschränkungen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> psychischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen (wie z. B. desorientierte Personen, Alzheimer-Patienten, gerontopsychiatrische<br />

Patienten, Schlaganfallpatienten), die den Alltag nicht mehr alleine bewältigen können<br />

<strong>und</strong> durch mobile <strong>Dienste</strong> unterversorgt, durch stationäre Pflege jedoch überversorgt wären.<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> die Inanspruchnahme einer Tagesbetreuung sind die Transportfähigkeit<br />

des Betreuungsbedürftigen <strong>und</strong> das Vorhandensein einer ergänzenden professionellen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> informellen Betreuung zu Hause. Personen mit speziellem Betreuungsbedarf (z. B.<br />

bei Suchterkrankungen o<strong>der</strong> schwerer Inkontinenz) sind in <strong>der</strong> Regel nicht mehr bzw. nur mit<br />

entsprechen<strong>der</strong> personeller Besetzung in teilstationären <strong>Einrichtungen</strong> betreubar.<br />

Weitere Zielgruppe sind aber auch Angehörige, die von <strong>der</strong> Pflege <strong>und</strong> Betreuung entlastet<br />

werden <strong>und</strong> damit gegebenenfalls auch die eigene Berufstätigkeit aufrecht erhalten können<br />

sollen.<br />

Die auf den individuellen Bedarf <strong>der</strong> Besucher abzustimmende <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich aktivierende<br />

bzw. auf die Erhaltung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung von Fähigkeiten abzielende Betreuung<br />

umfasst sowohl psychosoziale als auch pflegerisch-therapeutische Leistungsangebote.<br />

Die häufigste Angebotsform von teilstationärer Betreuung ist das geriatrische Tageszentrum.<br />

Dabei handelt es sich um eine eigenständige Versorgungsform, die sowohl als selbstständige<br />

Einrichtung bestehen als auch organisatorisch an eine stationäre Einrichtung wie ein Alten-<br />

<strong>und</strong> Pflegeheim angeglie<strong>der</strong>t sein kann.<br />

Insgesamt ist dieses Angebot in Österreich noch wenig etabliert - unter an<strong>der</strong>em deshalb,<br />

weil diese Angebotsform auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen guten verkehrsgeographischen Erreichbarkeit<br />

eher städtische Strukturen voraussetzt.<br />

26


3.1 Iststand<br />

Mit Stand 31.12.2002 wurden - ohne Berücksichtigung des Burgenlandes - in Österreich insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 1.070 Plätze in <strong>der</strong> teilstationären Betreuung angeboten (vgl. Tabelle 3.1). Die<br />

Angebotsform teilstationäre Betreuung ist außerhalb Wiens noch wenig etabliert, <strong>und</strong> zwar<br />

unter an<strong>der</strong>em deshalb, weil diese wie erwähnt aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen geographischen<br />

Erreichbarkeit eher urbane Strukturen voraussetzt. In den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

1995/96/97 wurden von drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (Steiermark, Tirol <strong>und</strong> Wien) insgesamt 385<br />

Plätze angegeben, in Salzburg 212 Tagesgäste pro Woche.<br />

Über das höchste Platzangebot in <strong>der</strong> teilstationären Betreuung verfügt mit Abstand Wien,<br />

wo diese in 16 Tageszentren angeboten wird. In Wien gibt es auch drei Tageszentren <strong>für</strong><br />

spezielle Betreuungsgruppen wie <strong>Menschen</strong> mit Multipler Sklerose o<strong>der</strong> Morbus Alzheimer.<br />

Tabelle 3.1: Teilstationäre <strong>Dienste</strong> in Österreich -Ausgangslage im Jahr 2002<br />

<strong>und</strong> Sollstand bis 2010<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Teilstationäre <strong>Dienste</strong><br />

Iststand 2002 Sollstand 2010<br />

Burgenland - 125 1<br />

Kärnten 2 15 75<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 70 -<br />

Oberösterreich 205 -<br />

Salzburg 75 -<br />

Steiermark 100 -<br />

Tirol 24 -<br />

Vorarlberg 50 -<br />

Wien 532 -<br />

Gesamt 1.071 -<br />

- = keine Angaben verfügbar<br />

1<br />

In Burgenland geht man davon aus, dass pro 1.000 Einwohner über 65 Jahren zwei bis drei Plätze zur Verfügung<br />

zu stellen wären, das ergäbe 100 bis 150 Plätze. In <strong>der</strong> Tabelle wurde <strong>der</strong> Mittelwert herangezogen.<br />

2<br />

Der Stand bezieht sich auf Mai 2002.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

27


3.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Versorgungsstruktur<br />

Da es sich bei <strong>der</strong> Angebotsform <strong>der</strong> teilstationären Betreuung in Österreich um ein - mit<br />

Ausnahme von Wien - noch wenig etabliertes Leistungsangebot handelt, wurde nach <strong>der</strong>zeitigem<br />

Stand nur in zwei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n eine Bedarfsermittlung vorgenommen. In Burgenland<br />

geht man bei <strong>der</strong> Bedarfsermittlung davon aus, dass pro 1.000 Einwohner über 65 Jahre<br />

zwei bis drei Plätze zur Verfügung stehen sollen <strong>und</strong> in Kärnten rechnet man mit 2,75 Plätzen<br />

je 1.000 Einwohnern ab 75 Jahren in Gemeinden ab 5.000 Einwohnern.<br />

Die Ermittlung des quantitativen Bedarfs erscheint in diesem Leistungsbereich zum aktuellen<br />

Stand nicht sinnvoll, da weitere Erfahrungen mit <strong>der</strong> Akzeptanz dieser Angebotsform (vor allem<br />

im ländlichen Bereich) gesammelt werden müssen. Derzeit besteht in den Län<strong>der</strong>n die<br />

übereinstimmende Meinung, dass diese Angebotsform typischerweise eine vorwiegend im<br />

städtischen Bereich einzurichtende Angebotsform darstellt.<br />

Zusammengefasst können folgende Problembereiche fokussiert werden, die sich beim <strong>Ausbau</strong><br />

<strong>der</strong> teilstationären Betreuung ergeben:<br />

• Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterschiedlich ausgeprägten Nachfrage kann es zu Auslastungsproblemen<br />

kommen. Wichtig sind daher eine gezielte Information <strong>der</strong> Bevölkerung einerseits <strong>und</strong> die<br />

Abstimmung des Angebotes auf die Nachfrageentwicklung an<strong>der</strong>erseits.<br />

• Hoher Personalbedarf <strong>und</strong> damit hohe Kosten dieses Leistungsangebots: Bei zu hohen<br />

Kostenbeiträgen <strong>für</strong> die Besucher, die ja auch ihren Haushalt weiterfinanzieren müssen,<br />

können einkommensschwache Personen von <strong>der</strong> Inanspruchnahme des Tageszentrums<br />

ausgeschlossen werden. Im Burgenland, in Kärnten, Vorarlberg <strong>und</strong> Wien wird <strong>der</strong>en Nutzung<br />

durch die Sozialhilfe geför<strong>der</strong>t.<br />

• Inflexibilität bzw. geringe Möglichkeiten <strong>der</strong> Abstimmung des Hol- <strong>und</strong> Bringdienstes auf<br />

individuelle Bedürfnisse <strong>der</strong> Klientinnen <strong>und</strong> Klienten: Beson<strong>der</strong>s in ländlichen Regionen<br />

mit geringer Besiedelungsdichte <strong>und</strong> dadurch langen Wegzeiten kann die Organisation<br />

bzw. die Zumutbarkeit <strong>der</strong> Fahrzeit <strong>für</strong> die Klientinnen <strong>und</strong> Klienten <strong>der</strong> Hol- <strong>und</strong> Bringdienste<br />

Probleme bereiten.<br />

Ziel <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> ist es, das Angebot an teilstationärer Betreuung primär in städtischen Regionen<br />

auszubauen <strong>und</strong> dabei weitere Erfahrungen mit <strong>der</strong> Akzeptanz dieses Angebots <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Nachfrage danach zu sammeln. Die <strong>Ausbau</strong>vorhaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> beziehen sich - mit Ausnahme<br />

von Wien - praktisch darauf, Tagesbetreuungsmöglichkeiten in Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen<br />

anzubieten. Die nachstehende Tabelle 3.2 gibt einen Überblick über die Vorhaben <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> bis zum Jahr 2010.<br />

28


Tabelle 3.2: Teilstationäre <strong>Dienste</strong> - <strong>Ausbau</strong>pläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bis zum Jahr 2010<br />

B<strong>und</strong>esland <strong>Ausbau</strong>pläne<br />

Burgenland Etablierung von Tagesbetreuung als kommunale Einrichtung außerhalb<br />

von Heimen in Kooperation mit fachlich kompetenten Betreibern aus dem<br />

Bereich <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong>. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die aktivierende<br />

<strong>und</strong> mobilitätsför<strong>der</strong>nde Präventivwirkung <strong>der</strong> Tagesbetreuung gesetzt<br />

(„Multifunktionale Senioren-Tageszentren“)<br />

Kärnten Sukzessiver <strong>Ausbau</strong> bis zum Sollstand in städtischen Regionen (Gemeinden<br />

ab 5.000 Einwohner), gezielte Bewerbung des Angebotes <strong>und</strong> finanzielle<br />

Unterstützung bei Bedarf.<br />

Nie<strong>der</strong>österreich Kein weiterer <strong>Ausbau</strong> geplant, da nur in städtischen Regionen nachgefragt.<br />

Hohe Kosten <strong>und</strong> Auslastungsschwankungen stellen Probleme beim <strong>Ausbau</strong><br />

dar.<br />

Oberösterreich Sukzessiver <strong>Ausbau</strong> ausschließlich in städtischen Regionen nach Erprobung<br />

<strong>der</strong> Akzeptanz.<br />

Salzburg Das Produkt „Tagespflege <strong>für</strong> Senioren <strong>und</strong> Seniorinnen“ wurde überarbeitet:<br />

Zielgruppe sind vorwiegend ältere Personen mit körperlichen <strong>und</strong> gerontopsychiatrischen<br />

Erkrankungen (neurologische Erkrankungen, Demenzerkrankungen,<br />

psychische <strong>und</strong> physische altersbedingte Beeinträchtigung);<br />

flexible Öffnungszeiten (auch am Wochenende) werden angestrebt.<br />

Steiermark Es bestehen keine <strong>Ausbau</strong>pläne.<br />

Tirol Es bestehen keine <strong>Ausbau</strong>pläne, durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch<br />

mit den Betreibern wird das Anbot evaluiert.<br />

Vorarlberg Berücksichtigung im Pflegeheimgesetz <strong>und</strong> in den Investitions-För<strong>der</strong>ungsrichtlinien<br />

<strong>für</strong> den Bau von Pflegeheimen/Sozialzentren; Anerkennung<br />

von Entgelten <strong>für</strong> die Tagespflege durch die Sozialhilfe, sukzessiver <strong>Ausbau</strong><br />

in Pflegeheimen.<br />

Wien Es bestehen keine <strong>Ausbau</strong>pläne.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

Zusammenfassend kann in Bezug auf die teilstationären <strong>Dienste</strong> festgestellt werden, dass<br />

diese Angebotsform in Österreich - bis auf Wien - noch wenig etabliert ist. Mit Stand<br />

31.12.2003 werden österreichweit (ohne Berücksichtigung des Burgenlandes) 1.070 Plätze<br />

angeboten. Ziel <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> ist es, das Angebot an teilstationärer Betreuung primär in städtischen<br />

Regionen auszubauen <strong>und</strong> dabei weitere Erfahrungen mit <strong>der</strong> Akzeptanz dieses Angebots<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nachfrage danach zu sammeln.<br />

29


4 Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime stellen die stationäre Langzeitpflege <strong>und</strong> -betreuung hilfs- <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>r<br />

Personen bereit. Der Bereich <strong>der</strong> stationären Betreuung umfasst ein breites<br />

Spektrum von Angebotsformen, die im Sinne eines differenzierten <strong>und</strong> auf unterschiedliche<br />

Bedürfnisse ausgerichteten Leistungsangebots vom Wohnangebot <strong>für</strong> (noch) nicht hilfsbedürftige<br />

Personen bis hin zur Versorgung schwerst <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>und</strong> chronisch kranker<br />

Personen reicht. Dem unteren Ende des Spektrums lassen sich die Angebote betreutes<br />

Wohnen o<strong>der</strong> Seniorenwohnungen <strong>und</strong> -wohngemeinschaften zuordnen, dem oberen Ende<br />

des Spektrums hingegen Pflegeheime <strong>und</strong> Pflegeanstalten <strong>für</strong> chronisch Kranke, die es mit<br />

Ausnahme von Burgenland <strong>und</strong> Vorarlberg in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gibt – in Oberösterreich<br />

gibt es im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Pflegevorsorge <strong>für</strong> ältere <strong>Menschen</strong> keine Pflegeanstalten<br />

<strong>für</strong> chronisch Kranke. Chronischkrankenanstalten sind nicht nur auf alte <strong>Menschen</strong> ausgerichtet,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> schwerst <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>und</strong> chronisch kranke Personen,<br />

die intensive pflegerische, therapeutische <strong>und</strong> fachärztliche Betreuung benötigen.<br />

Die Sozialmedizinischen Zentren <strong>der</strong> öffentlichen Hand in Wien beispielsweise sind hoch<br />

medikalisiert <strong>und</strong> verfügen über ständig anwesendes fachärztliches Personal <strong>und</strong> medizinische<br />

<strong>Einrichtungen</strong> (z. B. Labor). Sie können demnach auch Bewohner im (akuten) Krankheitsfall<br />

betreuen; ihr Leistungsangebot ist daher kaum mit dem eines „normalen“ Pflegeheims<br />

an<strong>der</strong>er Träger bzw. in an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n vergleichbar. Sie haben den Status<br />

eines Krankenhauses, fallen von ihrer Finanzierung her aber in den Sozialbereich.<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime befriedigen sowohl Wohn- als auch Betreuungsbedürfnisse alter<br />

hilfs- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong>: Das klassische Altenheim bietet Unterkunft <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>versorgung <strong>für</strong> Personen, die nicht mehr ohne Hilfestellung im eigenen Haushalt leben<br />

können, aber keine dauernde Pflege benötigen; Pflegeheime stellen über Wohnung <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>versorgung hinaus auch ständige Pflege bereit. In beiden Einrichtungstypen sollten<br />

soziale <strong>und</strong> kulturelle Bedürfnisse abgedeckt <strong>und</strong> ein aktivierendes, dem Leben außerhalb<br />

<strong>der</strong> Institution weitgehend entsprechendes Milieu angeboten werden.<br />

Die Betreuung alter <strong>Menschen</strong> unterliegt zur Zeit einem strukturellen Wandel: Noch vor einigen<br />

Jahren wurde <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> stationären Betreuung in Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen<br />

gesetzt. In den letzten Jahren wurde aber deutlich, dass sich die Nachfrage immer mehr in<br />

Richtung Pflege <strong>und</strong> intensivere Betreuung verschiebt. Bedingt nicht nur durch die demographische<br />

Entwicklung, son<strong>der</strong>n auch durch die Zunahme von Patienten mit demenziellen Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en pflegeintensiven Beeinträchtigungen im Alter wird <strong>der</strong> Bedarf nach<br />

Pflegeplätzen immer größer. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Wohnplätzen aufgr<strong>und</strong><br />

besserer individueller Wohnverhältnisse. Dieser Strukturwandel stellt einerseits Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die kommunale Planung, an<strong>der</strong>erseits auch an die einzelnen Träger von Alten- <strong>und</strong><br />

Pflegeheimen.<br />

Das Leistungsangebot muss <strong>der</strong> sich än<strong>der</strong>nden Nachfrage <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Infrastruktur <strong>und</strong> Personalausstattung gerecht werden. Entsprechend <strong>der</strong><br />

Vereinbarung über gemeinsame Maßnahmen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>für</strong> pflegebedürfti-<br />

30


ge Personen sind im Sinne einer wohnortnahen, familienähnlichen Betreuung Häuser mit einer<br />

überschaubaren Anzahl an Bewohnern zu bevorzugen. Gleichzeitig müssen - im Sinne<br />

einer durchgängigen Versorgungskette <strong>für</strong> den einzelnen Bewohner - die Kooperation <strong>und</strong><br />

Koordination mit den an<strong>der</strong>en Dienstleistungsangeboten gesichert werden. Die Schwerpunktsetzung<br />

auf den <strong>Ausbau</strong> von Pflegeheimen <strong>und</strong> dem oftmals gänzlichen Verzicht auf<br />

Altenheime ist nur dann zielführend, wenn es im Planungszeitraum gelingt, Fehlplatzierungen<br />

zu vermeiden <strong>und</strong> das entsprechende substitutive Angebot an mobilen pflegerischen<br />

<strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong>n, teilstationärer Betreuung sowie an alternativen Betreuungsformen<br />

(wie z. B. Seniorenwohngemeinschaften) aufzubauen. Längerfristig besteht seitens <strong>der</strong><br />

Mehrheit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> das Ziel, jene <strong>Menschen</strong>, die keinen o<strong>der</strong> nur fallweisen Pflegebedarf<br />

aufweisen, primär durch mobile <strong>Dienste</strong> zu betreuen (Richtlinie „mobil vor stationär“). Die<br />

Priorität „Pflegeheime, aber auch alternative Wohnformen wie z. B. betreutes Wohnen (vgl.<br />

Kapitel 5) vor Wohnheimen“ sowie eine Schwerpunktsetzung auf den <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> mobilen<br />

<strong>Dienste</strong> wurde demnach auch von allen Län<strong>der</strong>n in ihren aktuellen Überlegungen thematisiert.<br />

In allen Län<strong>der</strong>n besteht demnach auch die Priorität, das Pflegeplatzangebot zu Lasten<br />

des Wohnplatzangebots auszubauen.<br />

Entsprechend dem oben aufgezeigten Strukturwandel gibt es in Österreich kaum mehr <strong>Einrichtungen</strong>,<br />

die ausschließlich Wohn- o<strong>der</strong> Pflegeplätze anbieten, son<strong>der</strong>n überwiegend gemischte<br />

<strong>Einrichtungen</strong> mit beiden Leistungsangeboten bzw. Wohnplätzen, an denen im Bedarfsfall<br />

auch Pflege geleistet wird. Dieser Wandel in <strong>der</strong> Bedürfnisstruktur schlägt sich auch<br />

in <strong>der</strong> Struktur des Angebots nie<strong>der</strong>, die in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n angestrebt wird. In allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

ist dieser Prozess bereits ganz o<strong>der</strong> teilweise abgeschlossen - es wird nicht mehr<br />

zwischen Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplatz unterschieden bzw. wurde die Anzahl <strong>der</strong> Wohnplätze drastisch<br />

reduziert <strong>und</strong> es werden Plätze in den meisten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n erst ab Pflegegeldstufe<br />

3 über die Sozialhilfe geför<strong>der</strong>t (in Salzburg etwa werden die Kosten <strong>der</strong> Hotelleistung nicht<br />

mehr von <strong>der</strong> Sozialhilfe geför<strong>der</strong>t).<br />

In beinahe allen Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> wurden Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />

geplant; dieser Bereich wurde demnach auch in <strong>der</strong> Übersicht über diese Pläne dargestellt.<br />

Aufbauend darauf wird in <strong>der</strong> nun vorliegenden Zwischenbilanz <strong>der</strong> bisher erfolgte<br />

<strong>Ausbau</strong> des Angebots beschrieben.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Vereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n über gemeinsame Maßnahmen<br />

<strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen soll im Jahr 2010 ein qualitäts- <strong>und</strong> bedarfsgerechtes Angebot<br />

an stationärer Betreuung vorgehalten werden, wobei etwaige Versorgungsdefizite<br />

gleichmäßig in Etappen bis zu den Jahren 2000, 2005 <strong>und</strong> 2010 abgebaut werden sollten.<br />

Die Definition des Sollstandes des Leistungsangebots im Jahr 2010 <strong>und</strong> seine Gegenüberstellung<br />

mit dem jeweiligen Iststand in den Län<strong>der</strong>n ergaben im Wesentlichen folgende vier<br />

Maßnahmen, die im Bereich <strong>der</strong> stationären Betreuung in Österreich bis zum Jahr 2010 erfüllt<br />

werden sollten:<br />

1. Umstrukturierung des Heimplatzangebotes <strong>und</strong> ein - wenn auch quantitativ nicht bedeuten<strong>der</strong><br />

- <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Plätze, bei gleichzeitig angestrebtem Ausgleich regionaler Unterschiede.<br />

31


32<br />

Die bereits zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne in Gang gesetzte<br />

Umstrukturierung des Heimplatzangebots im Hinblick auf eine Erhöhung des Angebots<br />

an Pflegeplätzen <strong>und</strong> eine Verringerung des Angebots an reinen Wohnplätzen<br />

wurde weitergeführt. In praktisch allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurde das Angebot an Pflegeplätzen<br />

ausgeweitet <strong>und</strong> gleichzeitig das Angebot an Wohnplätzen reduziert. Die Planung sah<br />

vor, dass es bis zum Jahr 2010 - unter Außerachtlassung von Wien, hier lag keine Festlegung<br />

auf eine Bedarfsberechnung vor - in Österreich r<strong>und</strong> 50.000 Heimplätze geben sollte.<br />

Bliebe das Angebot an stationärer Betreuung in Wien auf dem Stand von 1996, so<br />

würde sich die Bedarfszahl <strong>für</strong> das Jahr 2010 auf r<strong>und</strong> 70.000 Heimplätze erhöhen. Gegenüber<br />

den Ausgangsjahren 1995/96/97 mit r<strong>und</strong> 64.800 Heimplätzen war dieser Bedarf<br />

somit nur um etwa 5.200 Plätze o<strong>der</strong> um acht Prozent höher.<br />

Bei den angestrebten Planungen wurde bereits <strong>der</strong> Umstrukturierung des Heimplatzangebots<br />

Rechnung getragen: Der Bedarf nach Pflegeplätzen im Jahr 2010 lag um etwa 8.000<br />

Plätze höher als <strong>der</strong> Iststand zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Bestandsaufnahmen 1995/96/97, <strong>der</strong> Bedarf<br />

nach Wohnplätzen um etwa 2.650 Plätze niedriger (Daten ohne Oberösterreich <strong>und</strong><br />

Wien). Der Anteil an Pflegeplätzen an den Heimplätzen insgesamt sollte sich somit von<br />

r<strong>und</strong> 62 Prozent in den Jahren 19995/96/97 auf etwa 73 Prozent im Jahr 2010 erhöhen.<br />

Würden alle Heimplätze in Oberösterreich dem Pflegebereich zugerechnet (Aufnahmekriterium<br />

in ein Heim stellt ein ständiger außergewöhnlicher Pflegebedarf dar), würde dieser<br />

Anteil sogar 79 Prozent betragen.<br />

Die größte Differenz zwischen Ist- <strong>und</strong> Sollstand an Pflegeplätzen wurde in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

Nie<strong>der</strong>österreich, Salzburg, Steiermark <strong>und</strong> Vorarlberg ermittelt. Bis auf die Steiermark<br />

ergab sich in diesen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gleichzeitig ein geringerer Bedarf nach<br />

Wohnplätzen als zum Erhebungszeitraum vorhanden.<br />

2. Zeitgemäße Ausstattung <strong>der</strong> baulich-räumlichen Strukturen.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen im Heimplatzangebot standen in Zusammenhang mit einer sukzessiven<br />

Verbesserung <strong>der</strong> baulich-räumlichen Bedingungen. In vielen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurde<br />

von einem großen Reinvestitionsbedarf ausgegangen, da ältere Bauten den Standards<br />

einer mo<strong>der</strong>nen, an die Ziele <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze <strong>der</strong> Betreuung alter <strong>Menschen</strong> angepassten<br />

Umgebung - z. B. Wahrung <strong>der</strong> Intimsphäre, zeitgemäße Pflegemodelle - nicht entsprachen.<br />

3. Erhöhung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen <strong>und</strong> Höherqualifizierung.<br />

Der Bedarf nach Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen im Jahr<br />

2010 wurde nur von fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ermittelt: Es wurde davon ausgegangen, dass<br />

zusätzlich insgesamt 736 Personen bis zum Jahr 2010 im Bereich Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal<br />

erfor<strong>der</strong>lich sein werden.<br />

Bedingt durch die Zunahme des Bedarfs nach Pflegeplätzen einerseits <strong>und</strong> durch den<br />

vielfach noch nicht erreichten vorgesehenen Qualifikationsgrad des Personals an<strong>der</strong>erseits<br />

wurde insbeson<strong>der</strong>e eine Zunahme des Bedarfs nach diplomierten Pflegepersonen<br />

prognostiziert. So lauteten die Planungen beispielsweise im Burgenland, in Kärnten <strong>und</strong> in<br />

Salzburg, bis zum Jahr 2010 jeweils zwischen 90 <strong>und</strong> 115 diplomierte Pflegepersonen zusätzlich<br />

zu beschäftigen.


4. Einführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen <strong>und</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Heime<br />

durch das jeweilige Land.<br />

Die Sicherung <strong>der</strong> Qualität in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen wurde von allen Län<strong>der</strong>n als<br />

eine wichtige <strong>und</strong> noch nicht eingelöste Anfor<strong>der</strong>ung gesehen, wenngleich die Qualität <strong>der</strong><br />

Leistungen nicht in allen Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen untersucht wurde. Identifiziert<br />

wurden unterschiedliche Defizite, etwa hinsichtlich <strong>der</strong> Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote<br />

<strong>für</strong> das Personal o<strong>der</strong> die Umsetzung <strong>der</strong> Heimgesetze <strong>und</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Verordnungen.<br />

Auch die Aufsicht über die Heime wurde vielfach als noch nicht ausreichend eingeschätzt.<br />

Ausgehend von den Planungen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> stellen sich nun folgende vier Fragen:<br />

1. Wie stellt sich das aktuelle Angebot in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen in Österreich insgesamt<br />

<strong>und</strong> in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n dar <strong>und</strong> wie ist es regional verteilt?<br />

2. In welcher Weise hat sich das Angebot seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> inwieweit sind die Planungen zum schrittweisen <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> stationären<br />

Betreuung umgesetzt worden?<br />

3. Welcher Grad <strong>der</strong> Bedarfsdeckung ist daher erreicht?<br />

4. Wurden die Planungen zum weiteren <strong>Ausbau</strong> des Angebots bis zum Jahr 2010 zwischenzeitlich<br />

revidiert, <strong>und</strong> wenn ja, welche Ziele <strong>für</strong> die quantitative <strong>und</strong> qualitative Weiterentwicklung<br />

des Angebots bis zum Jahr 2010 bestehen nunmehr <strong>und</strong> welche Maßnahmen<br />

sind vorgesehen?<br />

4.1 Iststand<br />

Der Iststand <strong>der</strong> Versorgung im Bereich <strong>der</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime wird hinsichtlich zweier<br />

Aspekte dargestellt:<br />

• Anzahl an Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplätzen <strong>und</strong> Versorgungsdichte<br />

• Personelle Ausstattung <strong>der</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime, das heißt Anzahl <strong>und</strong> Qualifikation<br />

des dort beschäftigten Personals.<br />

33


Angebot an Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen<br />

Mit Stand 31.12.2002 gab es in Österreich r<strong>und</strong> 67.600 Heimplätze, das entspricht einer<br />

Versorgungsdichte von 116 Plätzen pro 1.000 Einwohner im Alter von 75 Jahren <strong>und</strong> älter<br />

(vgl. Tabelle 4.1 <strong>und</strong> Karte 2) 5 .<br />

Unter <strong>der</strong> Annahme, dass die im Burgenland zur Verfügung stehenden Heimplätze ausschließlich<br />

als Pflegeplätze zu zählen sind (in diesem B<strong>und</strong>esland wird nicht mehr zwischen<br />

Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplatz unterschieden bzw. müssen alle Wohnplätze auch pflegegerecht<br />

sein), wurden r<strong>und</strong> 53.000 Plätze o<strong>der</strong> etwa 78 Prozent <strong>der</strong> Heimplätze als Pflegeplätze geführt<br />

bzw. von <strong>pflegebedürftige</strong>n Personen belegt, 14.630 Plätze o<strong>der</strong> etwa 22 Prozent wurden<br />

als Wohnplätze geführt.<br />

Der größte Anteil an Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen entfällt mit etwa 19.500 auf Wien, gefolgt von<br />

Oberösterreich (11.660) <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>österreich (10.800). Der geringste Anteil an Heimplätzen<br />

mit r<strong>und</strong> 1.500 ist im Burgenland vorhanden. Die Inanspruchnahme von Langzeitpflege im<br />

Burgenland ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> regionalen Struktur, <strong>der</strong> Akzeptanz in <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>und</strong> nicht<br />

zuletzt durch die gewachsene Tradition durchschnittlich geringer: So konnten im Jahr 2002<br />

120 Plätze <strong>und</strong> im Jahr 2003 72 Plätze nicht besetzt werden.<br />

Aussagekräftiger als die Verteilung <strong>der</strong> absoluten Anzahl an Heimplätzen ist die Versorgungsdichte,<br />

das heißt die Anzahl an Heimplätzen bezogen auf 1.000 Einwohner über 75<br />

Jahren. Österreichweit liegt die Versorgungsdichte bei 116 Heimplätzen (vgl. Tabelle 4.1 <strong>und</strong><br />

Abbildung 4.1). Wie bereits im Zeitraum 1995/96/97 ist das Angebot in <strong>der</strong> stationären<br />

Betreuung in Österreich sehr ungleich verteilt: Die Versorgungsdichte schwankt zwischen<br />

153 Heimplätzen pro 1.000 ab 75-jährige Einwohner in Salzburg <strong>und</strong> 67 Heimplätzen im<br />

Burgenland, das damit weniger als die Hälfte des Leistungsangebots von Salzburg aufweist.<br />

Eine überdurchschnittliche Versorgungsdichte weisen weiters Wien, Oberösterreich <strong>und</strong> Tirol<br />

auf (152,2 bzw. 125,2 bzw. 116,4). Die übrigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> liegen unter dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt,<br />

wobei Kärnten, Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> Steiermark mit 80 bis 100 Heimplätzen<br />

eine ähnliche Versorgungsstruktur aufweisen. Es gibt also - trotz <strong>der</strong> seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungspläne erfolgten geringfügigen Aufstockung <strong>der</strong> Heimplätze - nach wie<br />

vor keine Angleichung <strong>der</strong> Versorgungsdichten, das heißt kein regional gleich verteiltes Angebot<br />

an Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimplätzen. Die Spannbreite zwischen <strong>der</strong> höchsten <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

niedrigsten Dichte an Heimplätzen in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ist seit 1995/96/97 sogar in etwa<br />

auf gleichem Niveau verblieben.<br />

__________<br />

5 Die Daten <strong>für</strong> das B<strong>und</strong>esland Kärnten beziehen sich auf Mai 2002.<br />

34


Tabelle 4.1: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Iststand an Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen per 31.12.2002<br />

EW 75+ 2001 1<br />

absolut<br />

Wohnplätze Pflegeplätze 2 Heimplätze zusammen<br />

pro 1.000<br />

EW 75+<br />

absolut<br />

pro 1.000<br />

EW 75+<br />

absolut<br />

pro 1.000<br />

EW 75+<br />

Burgenland 22.271 1.495 3 67,1 1.495 67,1<br />

Kärnten 42.367 982 23,2 2.428 57,3 3.410 80,5<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 113.509 1.323 11,7 9.462 83,4 10.785 95,0<br />

Oberösterreich 93.114 0 0 11.660 4 125,2 11.660 125,2<br />

Salzburg 32.267 888 27,5 4.060 125,8 4.948 153,3<br />

Steiermark 91.612 0 0 9.084 99,2 9.084 99,2<br />

Tirol 40.909 1.239 30,3 3.522 86,1 4.761 116,4<br />

Vorarlberg 18.794 428 22,8 1.534 81,6 1.962 104,4<br />

Wien 128.278 9.770 76,2 9.752 76,0 19.522 152,2<br />

Österreich 583.121 14.630 5<br />

26,1 5<br />

52.997 6<br />

90,9 6<br />

67.627 116,0<br />

EW 75+ = Einwohner mit 75 <strong>und</strong> mehr Jahren<br />

1<br />

Basis: ST.AT - Volkszählung 2001<br />

2<br />

inklusive Wohnplätze mit Pflege<br />

3<br />

Es wird im Burgenland nicht mehr zwischen Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplatz unterschieden.<br />

4<br />

Seit 1.1.1995 wird in Oberösterreich nicht mehr zwischen Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplätzen differenziert, da entsprechend <strong>der</strong> Sozialhilfegesetznovelle 1994 je<strong>der</strong> Heimplatz<br />

pflegegerecht sein muss.<br />

5<br />

Die Summe beinhaltet keine Wohnplätze aus Burgenland, die Zahl pro 1.000 Einwohner 75+ bezieht sich demnach auf die Einwohnerzahl Österreich gesamt minus<br />

<strong>der</strong> Einwohner im Burgenland.<br />

6<br />

Nachdem es sich in Burgenland zum überwiegenden Anteil um Pflegeplätze bzw. Wohnplätze mit Pflege handelt, wurden alle Heimplätze <strong>der</strong> Kategorie Pflegeplätze<br />

zugeschlagen.<br />

Erläuterungen:<br />

• Kärnten: Die Zahl <strong>der</strong> Pflegeplätze inkludiert 215 Pflegeplätze in Son<strong>der</strong>anstalten <strong>für</strong> chronisch Kranke. Der Stand bezieht sich auf Mai 2002.<br />

• Wien: Plätze nur in Wien<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen


ALTEN- UND PFLEGEHEIME -<br />

ISTSTAND AN HEIMPLÄTZEN PER 31. 12. 2002<br />

Heimplätze pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren<br />

bis 70 Heimplätze<br />

71 bis 90 Heimplätze<br />

91 bis 110 Heimplätze<br />

111 bis 130 Heimplätze<br />

über 130 Heimplätze<br />

Quellen: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Karte 2


Abbildung 4.1: Alten <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich -<br />

Heimplätze pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren per 31.12.2002<br />

Salzburg<br />

Wien<br />

Oberösterreich<br />

Tirol<br />

Österreich<br />

Vorarlberg<br />

Steiermark<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Kärnten<br />

Burgenland<br />

75+ = 75 Jahre <strong>und</strong> älter<br />

67,1<br />

80,5<br />

99,2<br />

95,0<br />

104,4<br />

116,4<br />

116,0<br />

125,2<br />

153,3<br />

152,2<br />

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0<br />

Heimplätze pro 1.000 Einwohner 75+<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Personelle Ausstattung <strong>der</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime<br />

Ein zentraler Standard <strong>der</strong> Strukturqualität in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen ist die personelle<br />

Ausstattung, wobei sowohl die Anzahl als auch die Qualifikation des Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonals<br />

wesentliche Faktoren sind. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist die Ausstattung mit Pflegepersonal<br />

im Pflegebereich (ab Pflegegeldstufe 3), da im Wohnbereich - sofern es sich nicht<br />

um Wohnplätze mit Pflegemöglichkeit handelt - selbstständige o<strong>der</strong> nur in geringem Umfang<br />

hilfs- <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Bewohner leben. Im Pflegebereich befinden sich hingegen durch<br />

die zunehmende Lebenserwartung immer mehr hochbetagte <strong>Menschen</strong>, die einen intensiven<br />

Pflege- <strong>und</strong> - im Fall von Bewohnern mit demenziellen Erkrankungen - Betreuungsbedarf haben.<br />

Neben <strong>der</strong> ausreichenden Anzahl an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen ist daher <strong>der</strong>en<br />

Qualifikation <strong>für</strong> den Umgang mit verwirrten <strong>Menschen</strong> bzw. mit gerontopsychiatrischen Patienten<br />

von beson<strong>der</strong>er Wichtigkeit.<br />

37


Ein weiterer Aspekt ist die Betreuung <strong>der</strong> Bewohner durch therapeutische <strong>Dienste</strong>, die zur<br />

Aufrechterhaltung <strong>und</strong> zur Wie<strong>der</strong>herstellung funktioneller Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewohner <strong>und</strong><br />

damit zur Erhöhung <strong>der</strong> Selbstständigkeit erfor<strong>der</strong>lich sind. Der Pflegebereich ist zwar nicht<br />

in erster Linie auf Rehabilitation <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong> ausgerichtet, dennoch ist die<br />

rehabilitative Versorgung hier von großer Bedeutung, da durch das weitgehende Fehlen entsprechen<strong>der</strong><br />

Leistungsangebote im stationären Akutbereich <strong>und</strong> auch im privaten Umfeld<br />

Rehabilitationschancen alter <strong>Menschen</strong> vor <strong>der</strong> Aufnahme in ein Alten- <strong>und</strong> Pflegeheim oftmals<br />

nicht zeitgerecht genutzt werden.<br />

Der Österreichische Krankenanstalten- <strong>und</strong> Großgeräteplan sieht mittlerweile die Einrichtung<br />

von Abteilungen bzw. Departments <strong>für</strong> Akutgeriatrie/Remobilisation in Krankenanstalten vor,<br />

die dieses Defizit im stationären Akutbereich beseitigen bzw. zumindest verringern sollen.<br />

Aber auch wenn es geriatrische Rehabilitation in Akutkrankenanstalten gibt <strong>und</strong> in noch größerem<br />

Umfang geben wird, ist ein therapeutisches Angebot (Physio- <strong>und</strong> Ergotherapie bzw.<br />

Logopädie) auch im Pflegebereich <strong>für</strong> Erhalt <strong>und</strong> Verbesserung funktioneller Fähigkeiten unerlässlich.<br />

In Bezug auf die Rehabilitation älterer <strong>Menschen</strong> lassen sich zwei Patientengruppen<br />

unterscheiden: Schwerst<strong>pflegebedürftige</strong>, behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong>, bei denen die Rehabilitation<br />

primär <strong>der</strong> Funktionserhaltung dient, <strong>und</strong> Patienten mit/nach akuten Erkrankungen, bei<br />

denen ein aktivierendes Programm mit dem Ziel <strong>der</strong> bestmöglichen Wie<strong>der</strong>herstellung ihrer<br />

Unabhängigkeit durchgeführt wird.<br />

Die Darstellung des Iststands <strong>der</strong> personellen Ausstattung in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen in<br />

Österreich ist nur eingeschränkt möglich. Erstens ist das Personal nicht dem Pflege- o<strong>der</strong><br />

dem Wohnbereich zuzuordnen, da häufig beide Leistungsbereiche im Rahmen einer Einrichtung<br />

angeboten werden. Damit ist auch eine <strong>der</strong> interessantesten Aussagen - Anzahl <strong>und</strong><br />

Qualifikation des Personals im Pflegebereich - nicht zu treffen. Zweitens ist das Personal in<br />

Nie<strong>der</strong>österreich nicht in vergleichbarer Weise nach seiner Qualifikation aufgeschlüsselt, <strong>und</strong><br />

drittens bezieht sich <strong>der</strong> Erhebungszeitpunkt in Wien auf die Jahre 1999/2000.<br />

Die folgenden Personalzahlen können daher nur eine Größenordnung zeigen: In den Alten-<br />

<strong>und</strong> Pflegeheimen Österreichs gibt es r<strong>und</strong> 21.250 vollzeitäquivalent (also entsprechend 40<br />

St<strong>und</strong>en pro Woche) beschäftigte Personen. Die Zahl <strong>der</strong> tatsächlich Beschäftigten ist im<br />

Vergleich zur Anzahl dieser Vollzeitäquivalente deutlich höher, da ein - allerdings in den<br />

meisten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n nicht bekannter - Teil des Personals teilzeit- o<strong>der</strong> st<strong>und</strong>enweise beschäftigt<br />

ist (vgl. Tabelle 4.2).<br />

Unter Außerachtlassung von Nie<strong>der</strong>österreich war r<strong>und</strong> die Hälfte des Personals (47 Prozent)<br />

<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen zuzuordnen. Etwa<br />

ein Drittel sind diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen, den Rest nimmt<br />

mit elf Prozent das Hilfspersonal (angelernte Personen) ein. Wie die Versorgungsdichte unterscheidet<br />

sich auch die Versorgungsstruktur im Hinblick auf die Zusammensetzung des<br />

Personals zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n beträchtlich (vgl. Abbildung 4.2).<br />

38


Der Anteil <strong>der</strong> diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen in den Alten- <strong>und</strong><br />

Pflegeheimen reicht<br />

• von 43 bzw. 38 Prozent in Wien bzw. im Burgenland<br />

• über ca. 30 Prozent in Salzburg <strong>und</strong> Vorarlberg<br />

• bis zu weniger als einem Viertel in <strong>der</strong> Steiermark, Kärnten <strong>und</strong> Oberösterreich bzw.<br />

• zu einem Fünftel in Tirol.<br />

Tabelle 4.2: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal<br />

im Pflege- <strong>und</strong> Wohnbereich in Vollzeitäquivalenten (ger<strong>und</strong>ete Zahlen)<br />

per 31.12.2002<br />

DGKP AH/PH/AFB Hilfspersonal MTD Gesamt<br />

Burgenland 1 193 2 232 84 0 3 509<br />

Kärnten 5 196 508 166 - 870<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 1.779 1.786 52 3.617<br />

Oberösterreich 810 2.550 268 0 3.628<br />

Salzburg 389 780 204 0 1.373<br />

Steiermark 5 535 1.477 282 - 2.294<br />

Tirol 362 1.090 333 9 1.794<br />

Vorarlberg 235 454 180 - 869<br />

Wien 6 2.624 2.749 712 215 6.300<br />

Österreich 7.123 9.840 7 2.229 7 276 21.254<br />

DGKP = Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen<br />

AH/PH/AFB = Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen<br />

MTD = Personal <strong>der</strong> gehobenen medizinisch-technischen <strong>Dienste</strong><br />

- = keine Angabe<br />

1<br />

Der Iststand bezieht sich auf den Stand 31.12.2000.<br />

2<br />

Die Zahl umfasst diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen <strong>und</strong> Stationsleiter.<br />

3<br />

0,4 Vollzeitäquivalente an Personal <strong>der</strong> gehobenen Medizinisch-technischen <strong>Dienste</strong><br />

4<br />

Der Iststand bezieht sich auf den Stand Mai 2002 (ohne Personal in den Pflegeanstalten <strong>für</strong> chronisch Kranke).<br />

5<br />

Stichtag <strong>der</strong> Personalangaben war 31.3.2003. Es lagen Personalangaben von 115 Pflegeheimbetreibern bzw.<br />

6.288 Pflegeheimplätzen vor. Die Angaben wurden mit Erlaubnis <strong>der</strong> Fachabteilung 11 A auf 9.084 Pflegeheimplätzen<br />

hochgerechnet. Die Personalangaben enthielten unter an<strong>der</strong>em die Kategorie „Personal Sonstige“, die<br />

<strong>der</strong> Kategorie „Hilfspersonal“ zugerechnet wurden.<br />

6<br />

Die Personalangaben wurden im Rahmen <strong>der</strong> (unveröffentlichten) Studie „Wiener Pflegeheimplan“ 2001 erhoben<br />

<strong>und</strong> beziehen sich bei den städtischen Heimen auf den Stand 31.12.1999, bei den Heimen des Kuratoriums<br />

Wiener Pensionistenwohnhäuser <strong>und</strong> <strong>der</strong> privaten Träger auf den Stand 31.12.2000. Bei den privaten Trägern<br />

wurden Angaben zu 58 Prozent <strong>der</strong> Plätze getätigt, die Personalangaben wurden auf die restlichen Plätze<br />

hochgerechnet. Die Personalangaben beziehen sich auf insgesamt 20.890 Heimplätze - in etwa je zur Hälfte auf<br />

Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplätze.<br />

7<br />

Summe exklusive Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

39


Wird <strong>der</strong> Personalstand nach B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n genauer betrachtet, so zeigen sich Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Qualifikationsstruktur des Personals, die nicht nur durch das jeweilige Angebot an<br />

Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen bedingt sind.<br />

Soweit dazu Informationen vorliegen, gibt es in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen nur wenig therapeutisches<br />

Personal. Demnach ist die quantitativ am geringsten vertretene Personalkategorie<br />

jene <strong>der</strong> medizinisch-technischen <strong>Dienste</strong>, wobei Angaben von drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

fehlen. In den übrigen sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n stehen r<strong>und</strong> 280 Therapeuten <strong>für</strong> r<strong>und</strong> 53.200<br />

Heimplätze zur Verfügung, wobei Wien den höchsten Personalstand meldete.<br />

Die therapeutische Betreuung <strong>der</strong> Bewohner findet allerdings nicht nur durch angestelltes<br />

Personal, son<strong>der</strong>n auch durch nie<strong>der</strong>gelassene Therapeuten statt. Trotzdem ist zu vermuten,<br />

dass eine bedarfsgerechte Betreuung <strong>der</strong> Bewohner mit therapeutischem Personal noch<br />

nicht gegeben ist.<br />

Abbildung 4.2: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Qualifikationsstruktur des Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonals per 31.12.2002 (ohne Nie<strong>der</strong>österreich*)<br />

40<br />

Wien<br />

Burgenland<br />

Salzburg<br />

Vorarlberg<br />

Steiermark<br />

Kärnten<br />

Oberösterreich<br />

Tirol<br />

23<br />

23<br />

22<br />

20<br />

28<br />

27<br />

38<br />

43<br />

58<br />

61<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

DGKP = Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen<br />

AH/PH/AFB = Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen<br />

HP = Hilfspersonen<br />

* In Nie<strong>der</strong>österreich liegen nur Angaben <strong>für</strong> Pflegehelfer <strong>und</strong> Abteilungshelfer insgesamt vor.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

52<br />

57<br />

64<br />

70<br />

46<br />

45<br />

21<br />

17<br />

19<br />

19<br />

12<br />

15<br />

12<br />

7<br />

DGKP<br />

AH/PH/AFB<br />

HP


Die Betrachtung <strong>der</strong> Versorgungsstruktur ergibt somit, dass nicht nur das quantitative stationäre<br />

Angebot in Österreich uneinheitlich ist, son<strong>der</strong>n auch die Qualifikationsstruktur des eingesetzten<br />

Personals. Es ist jedoch festzustellen, dass sich die Unterschiede in <strong>der</strong> Qualifikationsstruktur<br />

des Personals seit dem Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

deutlich reduziert haben. Die Unterschiede im Hinblick auf das Angebot an<br />

Heimplätzen sind hingegen bestehen geblieben.<br />

Dies legt den Schluss nahe, dass es aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Faktoren <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

<strong>und</strong> unterschiedlicher sozialer Strukturen kein österreichweit einheitliches Verständnis<br />

von einem regional ausgewogenen Angebot gibt. Es stehen somit in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

sowohl eine unterschiedliche Heimstruktur als auch unterschiedlich viele Heimplätze<br />

zur Verfügung.<br />

4.2 Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

Die Versorgungsdichte mit Heimplätzen hat sich bereits in den Jahren 1995/96/97 stark zwischen<br />

den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschieden. Zwischenzeitlich ist ein geringer <strong>Ausbau</strong> an Heimplätzen<br />

insgesamt erfolgt (plus 4,3 Prozent o<strong>der</strong> 2.800 Heimplätze, Iststand 1995/96/97:<br />

64.800 Heimplätze), bei einem gleichzeitigem Anstieg <strong>der</strong> Bevölkerung ab 75 Jahren zwischen<br />

1996 <strong>und</strong> 2001 von 13 Prozent. Generell wird dem oben thematisierten Strukturwandel<br />

Rechnung getragen: massiver Abbau von Wohnplätzen zugunsten eines massiven <strong>Ausbau</strong>s<br />

an Pflegeplätzen. Die Strukturanpassungen erscheinen im B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>vergleich homogen,<br />

mit Ausnahme von Wien, wo diese Strukturanpassungen nicht erkennbar sind.<br />

Eine bedarfsgerechte <strong>und</strong> effiziente Versorgungsstruktur erfor<strong>der</strong>t jedoch sowohl ein quantitativ<br />

ausreichendes Heimplatzangebot als auch entsprechend den jeweiligen Pflegeerfor<strong>der</strong>nissen<br />

adäquat qualifiziertes Personal. Die Vereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n <strong>für</strong><br />

<strong>pflegebedürftige</strong> Personen sieht daher auch vor, dass ein qualitäts- <strong>und</strong> bedarfsgerechtes<br />

Angebot b<strong>und</strong>esweit nach gleichen Zielsetzungen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätzen zu regeln ist. Dies wurde<br />

durch die bislang durchgeführten Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Angebotes noch<br />

nicht erreicht. Zukünftige Maßnahmen sollten sich daher nicht nur auf eine innerhalb <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> konzentrierte Aufstockung bzw. Strukturän<strong>der</strong>ungen beschränken, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Erreichung gleichmäßiger <strong>und</strong> effizienter Versorgungsstrukturen über die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>grenzen<br />

hinweg anstreben. Eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Auffassungen über den quantitativen<br />

Bedarf mit dem Ziel einer österreichweit einigermaßen ausgeglichenen Versorgungssituation<br />

ist erfor<strong>der</strong>lich, auch wenn sich diese an die jeweiligen regionalen Erfor<strong>der</strong>nisse anpassen<br />

kann.<br />

Die geplanten Maßnahmen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bezogen sich - wie oben ausgeführt - vorrangig auf<br />

die Bereiche Umstrukturierung des Heimplatzangebots, zeitgemäße Ausstattung <strong>der</strong> baulichräumlichen<br />

Strukturen, Erhöhung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen sowie auf<br />

41


die Einführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist festzuhalten, dass in<br />

sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n bereits gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen bestehen, die die oben angeführten<br />

Maßnahmen auf legistischer Ebene festlegen. Trotzdem haben diese Maßnahmen auch <strong>für</strong><br />

die kommenden Jahre Priorität, vor allem was die Umsetzung aller festgelegten Standards<br />

betrifft.<br />

Heimplatzangebot<br />

Die Anzahl an Heimplätzen in Österreich hat seit 1995/96/97 geringfügig zugenommen: Derzeit<br />

stehen <strong>der</strong> österreichischen Bevölkerung um etwa 2.800 Heimplätze mehr zur Verfügung,<br />

das entspricht einer Zunahme von r<strong>und</strong> vier Prozent (vgl. Tabelle 4.3).<br />

Das Heimplatzangebot ist in sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n größer geworden, wobei die Zuwächse<br />

zwischen knapp acht (Burgenland) <strong>und</strong> 20 Prozent (Steiermark) liegen. Die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

zwischen dem Wohnplatz- <strong>und</strong> dem Pflegeplatzangebot weisen in eine eindeutige Richtung.<br />

Unter Ausschluss von Burgenland <strong>und</strong> Oberösterreich (<strong>und</strong> Steiermark), wo eine differenzierte<br />

Betrachtung nicht möglich ist, da nicht zwischen Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplatz unterschieden<br />

wird, wurden seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n mit<br />

Ausnahme Tirols zwischen acht Prozent (Wien) <strong>und</strong> 100 Prozent (Steiermark) <strong>der</strong> Wohnplätze<br />

abgebaut bzw. zu Pflegeplätze umgewidmet. Insgesamt wurden in sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

die Wohnplätze um fast 40 Prozent reduziert.<br />

Entgegengesetzt zur Entwicklung im Wohnplatzbereich wurde in fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n die<br />

Zahl <strong>der</strong> Pflegeplätze aufgestockt, <strong>und</strong> zwar zwischen sieben Prozent (Kärnten) <strong>und</strong> 137<br />

Prozent in Salzburg. Der Aufbau an Pflegeplätzen in den erwähnten sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

führte daher zu einer Aufstockung um insgesamt r<strong>und</strong> 35 Prozent (vgl. Tabelle 4.3).<br />

Tirol scheint die Ausnahme bei dieser Entwicklung zu sein: Im Beobachtungszeitraum wurden<br />

Wohnplätze aufgebaut <strong>und</strong> Pflegeplätze abgebaut.<br />

Interessant ist die Frage, ob die Zuwächse bzw. Reduktionen mit <strong>der</strong> Ausgangsposition zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne zusammenhängen, das heißt,<br />

ob die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Platzanzahl von <strong>der</strong> in den Jahren 1995/96/97 herrschenden Versorgungsdichte<br />

abhängt. In den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Wien <strong>und</strong> Vorarlberg scheint dies <strong>der</strong> Fall zu<br />

sein - beide B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> wiesen 1995/96/97 eine überdurchschnittliche Versorgungsdichte<br />

auf <strong>und</strong> reduzierten bislang sieben bzw. zehn Prozent <strong>der</strong> Gesamtkapazitäten. In Salzburg<br />

<strong>und</strong> Oberösterreich ist hingegen eine an<strong>der</strong>e Entwicklung sichtbar - beide B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong><br />

wiesen bereits zum damaligen Erhebungszeitpunkt eine überdurchschnittliche Versorgungsdichte<br />

auf <strong>und</strong> erhöhten dennoch ihr Heimplatzangebot (um acht bzw. 16 Prozent, vgl.<br />

Tabelle 4.3).<br />

42


Tabelle 4.3: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Zuwachs bzw. Reduktion<br />

an Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplätzen zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002<br />

(absolut <strong>und</strong> indexiert, Daten aus 1995/96/97 = 100)<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Wohnplätze<br />

Zuwachs/Reduktion<br />

Pflegeplätze<br />

Zuwachs/Reduktion<br />

Heimplätze gesamt<br />

Zuwachs/Reduktion<br />

absolut indexiert absolut indexiert absolut indexiert<br />

Burgenland 109 1 107,9 1 109 107,9<br />

Kärnten - 259 79,1 162 107,1 - 97 97,2<br />

Nie<strong>der</strong>österreich - 2.897 31,4 3.966 172,2 1.069 111,0<br />

Oberösterreich 863 1 108,0 1 863 108,0<br />

Salzburg - 1.668 34,7 2.352 237,7 684 116,0<br />

Steiermark - 2.506 0 4.002 178,7 1.496 119,7<br />

Tirol 544 178,3 - 126 96,5 418 109,6<br />

Vorarlberg - 904 32,1 693 182,4 - 211 90,3<br />

Wien - 871 92,0 - 648 93,8 - 1.519 92,8<br />

Österreich - 8.561 2 63,1 2 10.401 2 135,3 2 2.812 104,3<br />

1 Im Burgenland wurde beim Iststand 31.12.2002, in Oberösterreich beim Iststand 1996 nicht zwischen Wohn-<br />

<strong>und</strong> Pflegeplätzen unterschieden, daher konnte ein Zuwachs bzw. eine Reduktion nur <strong>für</strong> Heimplätze insgesamt<br />

berechnet werden.<br />

2 Die Zahl beinhaltet keine absoluten o<strong>der</strong> prozentuellen Verän<strong>der</strong>ungen im Burgenland <strong>und</strong> in Oberösterreich.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Die Versorgungsdichte hat österreichweit abgenommen, <strong>und</strong> zwar um 9,7 Plätze pro 1.000<br />

Einwohner ab 75 Jahren (vgl. Abbildung 4.3). Das bedeutet, dass nicht im gleichen Ausmaß<br />

Pflegeplätze geschaffen wie Wohnplätze abgebaut wurden <strong>und</strong> dass daher ein Beitrag zum<br />

Ziel geleistet wurde, Betreuungssituationen, die nicht zwingend einen Wohnheimplatz erfor<strong>der</strong>n,<br />

mit mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong>n zu bewältigen.<br />

Die Versorgungsdichte hat sich in sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n reduziert. Die Reduktionen weisen<br />

eine Brandbreite zwischen 28,8 (Vorarlberg) <strong>und</strong> 1,2 (Nie<strong>der</strong>österreich) Heimplätzen pro<br />

1.000 Einwohner ab 75 Jahren auf. Überdurchschnittliche Reduktionen in Bezug auf die Versorgungsdichte<br />

fanden in Wien (- 19) <strong>und</strong> in Kärnten (- 17,5) statt. Die Steiermark weist als<br />

einziges B<strong>und</strong>esland einen geringfügigen Zuwachs auf, <strong>und</strong> zwar von 1,8 Heimplätzen pro<br />

1.000 Einwohner ab 75 Jahren auf. In Salzburg ist die Versorgungsdichte praktisch ident<br />

geblieben.<br />

43


Abbildung 4.3: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich -<br />

Heimplätze pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren<br />

44<br />

Burgenland<br />

Kärnten<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Steiermark<br />

Vorarlberg<br />

Österreich<br />

Tirol<br />

Oberösterreich<br />

Wien<br />

Salzburg<br />

67,1<br />

77,5<br />

80,5<br />

98<br />

95,0<br />

96,2<br />

99,2<br />

97,4<br />

104,4<br />

116,4<br />

120<br />

133,2<br />

116,0<br />

125,7<br />

125,2<br />

135,5<br />

152,2<br />

153,3<br />

152,9<br />

171,2<br />

0 50 100 150 200<br />

Heimplätze pro 1.000 Einwohner 75+<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

2002<br />

1995/1996/1997<br />

Durch die Verän<strong>der</strong>ung des Heimplatzangebotes haben sich die Unterschiede in <strong>der</strong> Versorgungsdichte<br />

zwischen den Län<strong>der</strong>n tendenziell verringert: Betrug zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne die Differenz zwischen dem am höchsten <strong>und</strong> dem<br />

am niedrigsten dicht versorgten B<strong>und</strong>esland 93,7 Heimplätze pro 1.000 Einwohner ab 75<br />

Jahren, so sind es <strong>der</strong>zeit 86,2.<br />

Personalangebot<br />

Im Zeitraum zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 hat sich die Personalausstattung in allen Alten-<br />

<strong>und</strong> Pflegeheimen um r<strong>und</strong> 60 Prozent o<strong>der</strong> 7.760 vollzeitbeschäftigte Personen erhöht (vgl.<br />

Tabelle 4.4). Dabei ist das Personalangebot in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n größer geworden, wobei<br />

die Zuwächse zwischen neun Prozent (Steiermark) <strong>und</strong> 140 Prozent (Nie<strong>der</strong>österreich) lagen.


Tabelle 4.4: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Zuwachs bzw. Reduktion an Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonen (in Vollzeitäquivalenten) zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong><br />

2002 (absolut <strong>und</strong> indexiert, Daten aus 1995/96/97 = 100)<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Diplomierte Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong><br />

Krankenpflegepersonen <br />

Altenhelfer/Pflegehelfer/Altenfachbetreuer<br />

Heimhelfer Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen<br />

gesamt<br />

Zuwachs Zuwachs Zuwachs Zuwachs<br />

absolut indexiert absolut indexiert absolut indexiert absolut indexiert<br />

Burgenland 68 154,4 -4 98,1 -15 83,0 49 111,5<br />

Kärnten 61 145,2 68 115,5 -19 89,7 110 114,5<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 1 1.311 380,1 761 174,2 2.072 238,8<br />

Oberösterreich 445 221,9 1.107 176,7 -107 71,5 1.445 166,2<br />

Salzburg 155 166,2 332 174,1 -166 55,1 321 130,5<br />

Steiermark 113 126,8 651 178,8 -584 32,6 180 108,5<br />

Tirol 175 193,6 275 133,7 -83 80,0 367 125,9<br />

Vorarlberg 91 163,2 35 108,4 -27 87,0 99 112,9<br />

Wien 2 - - - - - - 3.117 3 205,0 3<br />

Österreich 2.419 4 216,3 4 2.464 5 153,5 5 -1.001 5 60,1 5 7.760 158,9<br />

1<br />

Im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan Nie<strong>der</strong>österreich wurde zwischen Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Heimhelfer/innen<br />

nicht differenziert.<br />

2<br />

Im Wiener Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan wurde keine Aufsplittung auf die Berufsgruppen vorgenommen, außerdem<br />

beziehen sich die Personalangaben nur auf städtische Pflegeheime.<br />

3<br />

Der Zuwachs ist insofern zu relativieren, als die Berechnungsgr<strong>und</strong>lage zwischen 1997 <strong>und</strong> 2002 eine an<strong>der</strong>e<br />

ist: Personalangaben zu 1997 beziehen sich ausschließlich auf die städtischen Pflegeheime, jene <strong>für</strong> 2002<br />

(bzw. Erhebungszeitraum 1999-2000) beziehen sich auf alle Heime.<br />

4<br />

Berechnung ohne Berücksichtigung von Wien.<br />

5<br />

Berechnung ohne Berücksichtigung von Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> Wien.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Unter Ausschluss von Wien hat die Gruppe <strong>der</strong> diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen<br />

die größten Zuwächse - r<strong>und</strong> 116 Prozent o<strong>der</strong> r<strong>und</strong> 2.420 vollzeitbeschäftigte<br />

Personen (vgl. Tabelle 4.4). Auch die Gruppe <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen<br />

vergrößerte sich, jedoch in prozentuell deutlich geringerem Ausmaß (um r<strong>und</strong><br />

50 Prozent). Hingegen hat sich die Gruppe <strong>der</strong> Heimhelfer/innen um 40 Prozent o<strong>der</strong> etwa<br />

1.000 vollzeitbeschäftigte Personen reduziert.<br />

Von Interesse erscheint nun, ob die Zunahme von Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal ursächlich<br />

durch den Aufbau von personalintensiveren Pflegeplätzen bedingt ist. Dies scheint nur<br />

bedingt <strong>der</strong> Fall zu sein. Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> die Steiermark etwa verzeichneten einen ungefähr<br />

gleich starken Aufbau von Pflegeplätzen zugunsten einer etwa gleich starken Reduktion<br />

von Wohnplätzen. Während jedoch Nie<strong>der</strong>österreich, wie bereits oben erwähnt, die<br />

stärkste Zunahme an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal verzeichnete, erfolgte in <strong>der</strong> Steiermark,<br />

lediglich eine Erhöhung um neun Prozent bzw. 180 vollzeitbeschäftigte Personen.<br />

45


Insgesamt entspricht die Entwicklung <strong>der</strong> Personalausstattung einer zunehmenden Höherqualifizierung<br />

in <strong>der</strong> Pflege <strong>und</strong> Betreuung, wenngleich nicht überall im gleichen Ausmaß. Alle<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben Aufstockungen des diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonals<br />

vorgenommen, wobei die Bandbreiten zwischen 280 (Nie<strong>der</strong>österreich) <strong>und</strong> 27<br />

Prozent (Steiermark) lagen. Die Zuwächse in Wien sind nur eingeschränkt interpretierbar.<br />

Zum einen lag zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung des Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplans keine Aufsplittung<br />

auf die einzelnen Berufsgruppen <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en nur Personalangaben <strong>der</strong> städtischen<br />

Pflegeheime vor.<br />

4.3 Bedarfsdeckung<br />

Eine weitere zentrale Fragestellung ist, in welchem Grad die Bedarfsdeckung in <strong>der</strong> stationären<br />

Betreuung in Österreich bereits gegeben ist. Die Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG<br />

über gemeinsame Maßnahmen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen<br />

sieht vor, dass Versorgungsdefizite in gleichmäßigen Etappen bis zum Jahr 2010 behoben<br />

werden sollen. Es stellt sich somit die Frage, in welchem Ausmaß <strong>der</strong> in den Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplänen ermittelte Bedarf an Plätzen bereits abgedeckt ist, <strong>und</strong> welcher weitere<br />

<strong>Ausbau</strong>bedarf besteht.<br />

Bedarfsdeckung bei den Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen<br />

Was den Bedarf nach Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen betrifft, wurde in <strong>der</strong> Vereinbarung zwischen<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n über gemeinsame Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen festgelegt,<br />

dass ein bedarfsgerechtes Angebot vorhanden sein muss. Ein österreichweit gelten<strong>der</strong><br />

Richtwert da<strong>für</strong> wurde nicht vereinbart, dementsprechend haben die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> unterschiedliche<br />

Verfahren <strong>der</strong> Bedarfsberechnung gewählt.<br />

Die Berechnung des Bedarfs nach Dienstleistungen generell <strong>und</strong> damit auch nach Pflege-<br />

<strong>und</strong> Wohnplätzen ist mit einer Reihe von Unsicherheiten behaftet. Der Bedarf bzw. die Nachfrage<br />

hängen von einer Reihe von Faktoren ab, die vielfach kaum quantifiziert werden können.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Zahl alter <strong>Menschen</strong> kann prognostiziert werden. Ob diese <strong>Menschen</strong><br />

auch in ein Heim übersiedeln wollen, hängt aber unter an<strong>der</strong>em von ihren familiären<br />

Betreuungsmöglichkeiten, von ihrer sozialen Schichtzugehörigkeit, vom Angebot an akzeptablen<br />

Heimen in <strong>der</strong> Umgebung, von <strong>der</strong> Bekanntheit <strong>der</strong> Heime <strong>und</strong> nicht zuletzt von den<br />

entstehenden Kosten ab. Für die Bedarfsprognose ist aber auch die prognostizierte Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit bzw. Morbidität im Zusammenhang mit <strong>der</strong> zu erwartenden Zunahme<br />

<strong>der</strong> Lebenserwartung von Bedeutung.<br />

Darüber hinaus muss - vor allem <strong>für</strong> die Planung bis zum Jahr 2010 - die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> angrenzenden Versorgungssegmente mitberücksichtigt werden. Relevant <strong>für</strong> die Bedarfsermittlung<br />

im stationären Wohn- <strong>und</strong> Pflegebereich sind vorrangig die Kapazitäten <strong>der</strong><br />

mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong> sowie <strong>der</strong> teilstationären Betreuung.<br />

46


Der Bedarf kann im Wesentlichen auf drei verschiedene Weisen ermittelt werden: Durch indikatorengestützte<br />

Bedarfsmodelle, durch Bedarfsfortschreibung unter Verwendung von<br />

Richtwerten o<strong>der</strong> anhand einer Kombination von Richtwerten <strong>und</strong> bezirksspezifischen Zu-<br />

bzw. Abschlägen.<br />

In allen Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen wurde <strong>der</strong> Bedarf auf Basis eines Richtwerts ermittelt.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Bedarfsberechnungen waren heterogen. Die im Jahr 2010 angestrebte<br />

Versorgungsdichte reichte von 74,4 Heimplätzen pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren<br />

in Nie<strong>der</strong>österreich bis zum beinahe Doppelten von 137,7 Heimplätzen in Salzburg. Wie bei<br />

den mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong>n gibt es auch bei <strong>der</strong> Bedarfsberechnung<br />

<strong>für</strong> Heimplätze kein b<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>überschreitendes, einheitliches Verständnis über die Ausgestaltung<br />

eines bedarfsgerechten Angebots.<br />

Österreichweit (unter Ausschluss von Wien, da in Wien keine Bedarfsberechnungen <strong>für</strong> 2010<br />

im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan enthalten waren) hat <strong>der</strong> Iststand 2002 den in den Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>für</strong> das Jahr 2010 ermittelten Bedarf an Heimplätzen nahezu<br />

erreicht: nur 433 Plätze fehlen auf den ermittelten Soll-Stand 2010. Sofern die Bedarfsermittlungen<br />

ein realitätsnahes Bild ergeben, kann bereits im Jahr 2002 von einem bedarfsgerechten<br />

Angebot ausgegangen werden. In allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (mit Ausnahme des Burgenlandes)<br />

übersteigt <strong>der</strong> Iststand 2002 bereits den Sollstand 2010 (vgl. Abbildung 4.4).<br />

Bedarfsdeckung bei <strong>der</strong> personellen Ausstattung<br />

In Bezug auf die personelle Ausstattung <strong>der</strong> Heime mit Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal<br />

wurden in fast allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Personalschlüssel definiert, die mittlerweile zum Großteil<br />

in Heimgesetzen bzw. Verordnungen festgelegt wurden (vgl. Kapitel 4.4). Diese Personalschlüssel<br />

beruhen in <strong>der</strong> Regel auf einer Personalbedarfsberechnung, die nicht auf <strong>der</strong> Zahl<br />

<strong>der</strong> Pflege- o<strong>der</strong> Wohnplätze <strong>der</strong> Einrichtung (mit Ausnahme von Tirol), son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Bewohnerstruktur<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Pflege- <strong>und</strong> Betreuungsbedarf (d. h. Pflegegeldeinstufung) basiert.<br />

Der Bedarf nach Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen im Jahr<br />

2010 wurde nur von fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ermittelt; ein österreichweiter Wert kann daher nicht<br />

angegeben werden. In diesen fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurde davon ausgegangen, dass zusätzlich<br />

736 Personen an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal erfor<strong>der</strong>lich sein werden, davon<br />

sollten 675 Personen in einem Pflege- <strong>und</strong> Betreuungsberuf qualifiziert sein.<br />

Im Zeitraum zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 hat sich die Dichte <strong>der</strong> Personalausstattung in<br />

allen Alten- <strong>und</strong> Pflegheimen um r<strong>und</strong> 60 Prozent bzw. um 7.760 vollzeitbeschäftigte Personen<br />

erhöht. Die Frage, ob nun eine personelle Bedarfsdeckung vorliegt o<strong>der</strong> nicht, kann anhand<br />

des hier aufgezeigten Zahlenmaterials nicht beantwortet werden. Im Rahmen aller Interviews<br />

mit den Län<strong>der</strong>n zur gegenständlichen Studie wurde auf das Problem des nicht gedeckten<br />

Personalbedarfs, teilweise sogar des „Pflegenotstands“ im Rahmen <strong>der</strong> Altenbetreuung<br />

hingewiesen.<br />

47


Abbildung 4.4: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Sollstand an Heimplätzen<br />

pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren im Jahr 2010 1 im Vergleich<br />

zum Iststand 2002<br />

48<br />

Salzburg<br />

Wien<br />

Oberösterreich<br />

Tirol<br />

Österreich<br />

Vorarlberg<br />

Steiermark<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Kärnten<br />

Burgenland<br />

67,1<br />

74,4<br />

80,5<br />

76,2<br />

105,8<br />

90,9<br />

84,8<br />

99,2<br />

89,1<br />

83,7<br />

97,1<br />

95,0<br />

116,4<br />

110,7<br />

104,4<br />

125,2<br />

153,3<br />

137,7<br />

152,2<br />

0 50 100 150 200<br />

BEP = Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

Heimplätze pro 1.000 EW 75+<br />

Ist 2002<br />

Soll 2010 - BEP<br />

1 In Wien wurden im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan keine Solldaten <strong>für</strong> das Jahr 2010 festgelegt. Daher bezieht<br />

sich die Versorgungsdichte <strong>für</strong> Österreich insgesamt sowohl beim Iststand 2002 als auch beim Sollstand 2010<br />

auf Österreich insgesamt minus Wien.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Diese Ergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass die vorgenommenen Bedarfsermittlungen<br />

in <strong>der</strong> Sozialplanung nur vage Zielgrößen darstellen: <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> an Heimplätzen bis<br />

zum Jahr 2002 hat die Bedarfswerte <strong>für</strong> 2010 beinahe erreicht, keine Aussage kann darüber<br />

getroffen werden, in welchem Ausmaß die Entwicklung von Wohn- zu Pflegeplätzen hin in<br />

den nächsten Jahren betrieben wird; die Personalbedarfsberechnungen wurden von <strong>der</strong> Realität<br />

völlig „überholt“.<br />

4.4 Sollstand<br />

Bedarf nach Heimplätzen<br />

Ausgehend von den oben dargestellten Ergebnissen ist zu untersuchen,<br />

• ob die 1995/96/97 vorgenommene Bedarfsermittlung von den Län<strong>der</strong>n revidiert wurde <strong>und</strong>


• welche neuen Ziele in Bezug auf die Quantität <strong>und</strong> Qualität des Angebotes im Bereich <strong>der</strong><br />

stationären Betreuung definiert wurden.<br />

Insgesamt liegen von sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (Burgenland, Kärnten, Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich,<br />

Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg) aktuelle Bedarfsberechnungen vor. Vier B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben<br />

die ehemals getroffenen Bedarfsermittlungen revidiert, <strong>für</strong> das Burgenland haben die Mitte<br />

<strong>der</strong> 1990er-Jahre getroffenen Bedarfsberechnungen immer noch Gültigkeit (nachdem in den<br />

letzten beiden Jahren das Angebot an Plätzen größer als die Nachfrage war), <strong>und</strong> in Vorarlberg<br />

weichen die aktuellen Überlegungen zum Bedarf nur geringfügig zu den ehemals ermittelten<br />

Ergebnissen ab. In Salzburg wird <strong>der</strong>zeit an <strong>der</strong> Überarbeitung des Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplans<br />

gearbeitet, Ergebnisse lagen zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Zwischenbilanz<br />

noch nicht vor. In <strong>der</strong> Steiermark gibt es keine Aktualisierung des Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplans<br />

bzw. wurde darauf hingewiesen, dass dieser bis dato von <strong>der</strong> Landesregierung<br />

nicht beschlossen wurde <strong>und</strong> daher keine Verbindlichkeit hinsichtlich sozialpolitischer Entscheidungen<br />

hat. Wien verfügt weiterhin über keine Bedarfsberechnung.<br />

Die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben neuerlich unterschiedliche Methoden <strong>für</strong> die Neuberechnung des<br />

Bedarfs herangezogen. Zum einen wurden diese erneut auf Basis von Richtwertberechnungen<br />

plus gegebenenfalls unter Berücksichtigung bezirksspezifischer Zu- bzw. Abschläge<br />

vorgenommen, zum an<strong>der</strong>en wurden spezielle Prognose- <strong>und</strong> Indikatorenmodelle gerechnet,<br />

die eine differenzierte Inanspruchnahme (z. B. <strong>für</strong> enger gefasste Altersgruppen bzw. in Abhängigkeit<br />

von den Effekten gezielt forcierter Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge) in die Berechnungen<br />

einbezogen.<br />

In Salzburg wurde ein spezielles Indikatorenmodelle konstruiert, im Burgenland wurde die<br />

Bedarfsberechnung aufgr<strong>und</strong> eines bestimmten Richtwerts fortgeschrieben. Dabei wurde am<br />

Richtwert laut Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan festgehalten (84 Heimplätze <strong>für</strong> 1.000 Einwohner<br />

über 75 Jahren), dieser Richtwert wurde jedoch als mittelfristiges Ziel mit Zeithorizont<br />

2011 definiert. In Salzburg wurde ein Prognosemodell kreiert, in dem neben <strong>der</strong> demographischen<br />

Entwicklung die Morbidität sowie gezielte Präventionsmaßnahmen („forcierte<br />

Krankheitsvermeidung“) entscheidende Parameter waren. Je nach Ausprägung jedes einzelnen<br />

Parameters ergeben sich daraus unterschiedliche Ergebnisse.<br />

In Oberösterreich wurden die im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan angesetzten Richtwerte an<br />

die aktuelle demographische Entwicklung angepasst. In Tirol wurden ebenso Richtwerte zur<br />

Bedarfsberechnung herangezogen („Tiroler Richtwertemodell“). Kärnten evaluierte den Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsplan <strong>und</strong> wählte <strong>für</strong> den Wohnplatzbereich einen nationalen Richtwert,<br />

<strong>für</strong> den Pflegeplatzbereich einen differenzierten internationalen Richtwert plus einer<br />

Korrektur durch bezirksspezifische Zuschläge aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> soziodemographischen Struktur<br />

<strong>der</strong> Bezirke. In Nie<strong>der</strong>österreich wurde im Jahr 2002 ein Prognosemodell <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

vorgelegt. Der gr<strong>und</strong>legende Ansatz des neuen <strong>und</strong> „verän<strong>der</strong>ungsflexiblen“ Modells<br />

<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>österreichischen Altenhilfe beruht auf <strong>der</strong> modellierten Relation <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

<strong>der</strong> Altenhilfe gegenüber <strong>der</strong> Anzahl an Pflegegeldempfängern in eng gefassten Altersklassen<br />

(differenziert nach Pflegestufen <strong>und</strong> Geschlecht).<br />

49


Obwohl die aktuelle Struktur in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n die Basis <strong>für</strong> die Neuberechnung des<br />

Bedarfs darstellt, sind <strong>der</strong>en Ergebnisse heterogen: Nach <strong>der</strong>zeitigem Stand ist österreichweit<br />

bis zum Jahr 2010 <strong>der</strong> Aufbau von 3.280 Heimplätzen geplant (plus 9,6 Prozent,<br />

Iststand 2002: 34.073 Heimplätze ohne Salzburg, Steiermark <strong>und</strong> Wien, vgl. Tabelle 4.1 <strong>und</strong><br />

Tabelle 4.5). Im selben Zeitraum wird die Anzahl <strong>der</strong> ab 75jährigen <strong>Menschen</strong> um 12,6 Prozent<br />

zunehmen, das heißt,. die Anzahl <strong>der</strong> Heimplätze im Jahr 2010 wird nicht im selben<br />

Ausmaß ansteigen wie die Anzahl <strong>der</strong> ab 75jährigen <strong>Menschen</strong>. Würde man das Versorgungsniveau<br />

auf dem aktuellen Stand halten wollen, müssten in diesen sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

um 1.000 Heimplätze mehr aufgestockt werden. Diese Entwicklung spiegelt sich in <strong>der</strong><br />

Versorgungsdichte wi<strong>der</strong>: Die Versorgungsdichte von <strong>der</strong>zeit 103 Heimplätzen pro 1.000<br />

Einwohner ab 75 Jahren (bezogen auf diese sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>) wird sich unter diesen<br />

Bedingungen bis zum Jahr 2010 auf 95 reduzieren.<br />

Bis auf Nie<strong>der</strong>österreich planen die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> eine Aufstockung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit vorhandenen<br />

Plätze. Burgenland plant eine Aufstockung um knapp 50 Prozent, Kärnten <strong>und</strong> Tirol um jeweils<br />

r<strong>und</strong> 30 Prozent <strong>und</strong> Oberösterreich um 20 Prozent. Nur Nie<strong>der</strong>österreich beabsichtigt,<br />

das Heimplatzkontingent um 23 Prozent zu reduzieren. Dieses Ergebnis wird wohl dadurch<br />

bedingt, dass keine Planungen mehr im Wohnheimbereich vorgenommen werden.<br />

Betrachtet man Wohn- <strong>und</strong> Pflegeplätze differenziert (ohne Salzburg, Steiermark <strong>und</strong> Wien),<br />

so zeigen sich folgende Ergebnisse: Zwischen 2002 <strong>und</strong> 2010 werden die Wohnplätze von<br />

3.972 auf 3.073 reduziert <strong>und</strong> im Gegenzug die Pflegeplätze von 30.101 auf 34.279 aufgestockt.<br />

Auch in Bezug auf die Versorgungsdichte zeigen sich diese Schwerpunktsetzungen:<br />

Im Jahr 2010 stehen fünf Wohnplätze pro 1.000 ab 75-jährige Einwohner gegenüber 12<br />

Wohnplätzen im Jahr 2002 zur Verfügung; auch die Dichte an Pflegeplätzen wird im gleichen<br />

Zeitraum aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> demographischen Entwicklung, jedoch in geringerem Ausmaß sinken<br />

<strong>und</strong> zwar von 91 Pflegeplätzen pro 1.000 ab 75-jährige Einwohner im Jahr 2002 auf 87 im<br />

Jahr 2010.<br />

Zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n zeigen sich hinsichtlich <strong>der</strong> Versorgungsdichte folgende Verän<strong>der</strong>ungen:<br />

Zuwächse sind zwischen elf Heimplätzen pro 1.000 ab 75-jährige Einwohner<br />

(Tirol) <strong>und</strong> 16 Heimplätzen (Burgenland) geplant (vgl. Tabelle 4.1 <strong>und</strong> Tabelle 4.5, jeweils<br />

letzte Spalte). Nie<strong>der</strong>österreich wird die Heimplätze um 23 Heimplätze pro 1.000 Einwohner<br />

ab 75 Jahren senken. In Vorarlberg werden ebenfalls um 18 Heimplätze pro 1.000 Einwohner<br />

ab 75 Jahren weniger zur Verfügung stehen, da die absolute Aufstockung an Heimplätzen<br />

nicht die wachsende Anzahl <strong>der</strong> über 75-jährigen <strong>Menschen</strong> kompensieren wird. Sofern<br />

sich <strong>der</strong> weitere <strong>Ausbau</strong> an den vorliegenden Plänen orientiert,<br />

50


Tabelle 4.5: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - von den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n aktualisierter Sollstand an Pflege- <strong>und</strong> Wohnplätzen im<br />

Jahr 2010<br />

EW 75+ 2010 1<br />

Wohnplätze Pflegeplätze 2 Heimplätze zusammen<br />

absolut pro 1.000<br />

EW 75+<br />

absolut pro 1.000<br />

EW 75+<br />

absolut pro 1.000<br />

EW 75+<br />

Burgenland 26.654 2.223 83,4 2.223 83,4<br />

Kärnten 47.489 1.211 25,5 3.159 66,5 4.370 92,0<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 134.505 0 0 8.310 61,8 8.310 71,6<br />

Oberösterreich 112.536 0 0 14.042 124,8 14.042 124,8<br />

Salzburg 38.894 - - - - - -<br />

Steiermark 103.870 - - - - - -<br />

Tirol 49.114 1.862 37,9 4.397 89,5 6.259 127,4<br />

Vorarlberg 24.786 0 0 2.148 86,7 2.148 86,7<br />

Wien 118.620 - - - - - -<br />

Österreich 656.468 3.073 3 4,9 3 34.279 4 86,8 4 37.352 94,5<br />

EW 75+ = Einwohner mit 75 <strong>und</strong> mehr Jahren, - = keine Angabe<br />

1<br />

Basis: ST.AT - Volkszählung 2001<br />

2<br />

inklusive Wohnplätze mit Pflege<br />

3<br />

Die Summe <strong>der</strong> Wohnplätze beinhaltet keine Wohnplätze aus Burgenland, die Zahl pro 1.000 Einwohner 75+ bezieht sich demnach auf die Einwohnerzahl Österreich<br />

insgesamt minus Einwohner im Burgenland.<br />

4<br />

Nachdem es im Burgenland zum überwiegenden Anteil um Pflegeplätze bzw. Wohnplätze mit Pflege handelt, wurden alle Heimplätze <strong>der</strong> Kategorie Pflegeplätze<br />

zugeschlagen.<br />

Erläuterungen:<br />

• Burgenland: Der Soll-Stand stammt aus dem Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan (1995), es handelt sich dabei um eine Rahmengröße.<br />

• Kärnten: Die Zahl <strong>der</strong> Pflegeplätze inkludiert 215 Pflegeplätze in Son<strong>der</strong>anstalten <strong>für</strong> chronisch Kranke.<br />

• Nie<strong>der</strong>österreich: Vom Sollstand werden 7.600 Plätze <strong>für</strong> nie<strong>der</strong>österreichische Bewohner vorgesehen.<br />

• Tirol: In Tirol sind Wohnplätze <strong>für</strong> Bewohner mit Pflegegeldstufe 0 bis 2 vorgesehen.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen


werden sich die unterschiedlichen Versorgungsdichten in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n auch<br />

zukünftig nicht wesentlich aneinan<strong>der</strong> annähern. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> aktuellen Berechnungen liegt<br />

die Differenz zwischen <strong>der</strong> höchsten Versorgungsdichte pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> niedrigsten bei 56 Heimplätzen. Bei den Bedarfsberechnungen in den Jahren<br />

1995/96/97 lag diese Differenz bei 63 Heimplätzen pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren.<br />

Bedarf nach Personal<br />

Aktuelle Personalbedarfsberechnungen <strong>für</strong> das Jahr 2010 gibt es in Kärnten <strong>und</strong> Tirol. In<br />

Kärnten wird davon ausgegangen, dass zusätzlich insgesamt 586 Vollzeitäquivalente an<br />

Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal erfor<strong>der</strong>lich sein werden, davon sollen 390 Vollzeitäquivalente<br />

<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen <strong>und</strong> 195 Personen<br />

<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen angehören.<br />

Diese Berechnungen wurden auf Basis des zukünftig gültigen Personalschlüssels durchgeführt.<br />

In Tirol wird von einem zusätzlichen Personalbedarf von 582 Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen<br />

(Vollzeitäquivalente) ausgegangen. Davon sollen zusätzlich 230 Personen<br />

qualifizierte Pflegepersonen sein <strong>und</strong> zusätzlich 450 Personen aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Alten-<br />

/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen stammen. Die Gruppe des Hilfspersonals<br />

soll um 96 Personen reduziert werden. Beide Entwicklungen zeigen in Richtung Höherqualifizierung<br />

des Personals.<br />

Die in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n geltenden Personalschlüssel sind in Tabelle 4.6 dargestellt. Im<br />

Pflegebereich ist eine Vollzeitkraft des Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonals auf zwei bis drei<br />

Plätze, im Wohnbereich eine Vollzeitkraft pro zwölf bis 24 Plätze vorgesehen. Bis dato wurden<br />

in drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (Burgenland, Oberösterreich <strong>und</strong> Steiermark) Personalschlüssel<br />

auch legistisch in Form von Verordnungen zu Heimgesetzen festgelegt. Diese Personalvorgaben<br />

unterscheiden sich mitunter von den Vorgaben in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen.<br />

In Wien befindet sich eine Verordnung zum Heimgesetz in <strong>der</strong> Beschlussfassungsphase.<br />

Unterschiedlich sind auch die Vorgaben <strong>für</strong> die Qualifikationsstruktur: In Oberösterreich <strong>und</strong><br />

in <strong>der</strong> Steiermark muss <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> diplomierten Pflegekräfte am Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal<br />

20 Prozent, in Kärnten 30 Prozent <strong>und</strong> zukünftig 40 Prozent, in Nie<strong>der</strong>österreich 45<br />

Prozent <strong>und</strong> in Burgenland sogar 50 Prozent betragen. Hilfsdienste werden nur in Kärnten<br />

(<strong>der</strong>zeit) <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Steiermark als Anteil am Personalschlüssel gewertet. Personalschlüssel<br />

<strong>für</strong> Personen des medizinisch-technischen <strong>Dienste</strong>s wurden in drei Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

(Burgenland, Steiermark <strong>und</strong> Tirol) festgelegt, in den vorhandenen Verordnungen<br />

jedoch nicht.<br />

52


Tabelle 4.6: Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich - Schlüssel zur Ausstattung mit Pflege-<br />

<strong>und</strong> Betreuungspersonal in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (ohne Vorarlberg <strong>und</strong> Wien)<br />

B<strong>und</strong>esland:<br />

Quelle<br />

Burgenland:<br />

Altenwohn- <strong>und</strong><br />

PflegeheimVO:<br />

Kärnten:<br />

BEP<br />

Entwurf zur VO<br />

Nie<strong>der</strong>österreich:<br />

BEP<br />

Oberösterreich 2 :<br />

Alten- <strong>und</strong> PflegeheimVO<br />

Personalschlüssel<br />

<strong>und</strong> -struktur<br />

Pflegebereich Wohnbereich<br />

Personalschlüssel Eigenes Berechnungsmodell. Indikatoren: Zwischen 20 <strong>und</strong> 80<br />

Pflegeminuten/Tag, belegte Plätze, Wochennettoarbeitszeit, Tag-<br />

<strong>und</strong> Nachtdienst unterschiedliche Berechnung<br />

Personalstruktur 50 % DGKP : 50 % PH (in Heimen mit überwiegend pflegeintensiven<br />

Patienten)<br />

Personalschlüssel 1 VZÄ : 3 Bewohner 1 VZÄ : 12 Bewohner<br />

Personalstruktur 30 % DGKP : 60 % PH : 10 %<br />

Hilfsdienst<br />

Mindestens 2 DGKP; 60 % PH :<br />

40 % Hilfspersonal<br />

Personalschlüssel 1 VZÄ : 2,4 Bewohner Gleich wie oben<br />

Personalstruktur 40 % DGKP : 50 % PH : 10 % in<br />

Ausbildung zum PH/AFB<br />

Personalschlüssel 1 Abhängig von Pflegegeldstufen<br />

<strong>der</strong> Bewohner: PS 1 = 1 : 20; PS<br />

2 = 1 : 13,8; PS 3 = 1 : 10; PS 4<br />

= 1 : 3,7; PS 5 = 1 : 2,4; PS 6 = 1<br />

: 1,9; PS 7 = 1 : 1,4; Intensivpflege<br />

= 1 : 1<br />

Personalstruktur 45 % DGKP : 55 % PH -<br />

Personalschlüssel Abhängig von Pflegegeldstufen <strong>der</strong> Bewohner: PS 0 = 1 : 24; PS 1<br />

= 1 : 12; PS 2 = 1 : 7,5; PS 3 = 1 : 4; PS 4 = 1 : 2,5; PS 5 = 1 : 2; PS<br />

6 = 1 : 1,5; PS 7 = 1 : 1,5<br />

Personalstruktur 20 % DGKP, 50 % Altenfachbetreuer, 30 % Altenbetreuer<br />

Salzburg: BEP Personalstruktur DGKP, PH, Ergotherapeuten,<br />

Sozialarbeiter, sonstiges Fachpersonal,<br />

soweit durch Rechtsvorschriften<br />

des B<strong>und</strong>es anerkannt;<br />

fachlich adäquater Anteil<br />

an DKP<br />

Steiermark: PersonalschlüsselVO<br />

Tirol:<br />

Modell Tirol 3<br />

Sozialarbeiter, Koch, sonstiges<br />

Fachpersonal, soweit durch<br />

Rechtsvorschriften des B<strong>und</strong>es<br />

anerkannt<br />

Personalschlüssel Abhängig von Pflegegeldstufen <strong>der</strong> Bewohner: PS 1 = 1 :12; PS 2 =<br />

1 : 6; PS 3 = 1 : 4; PS 4 = 1 : 3; PS 5 = 2,8; PS 6 = 1 : 2,5; PS 7 = 1<br />

: 2 (10 % Unterschreitung ist zulässig)<br />

Personalstruktur 20 % DGKP : 60 % PH/AFB : 20 % Sonstige<br />

Personalschlüssel Tagdienst:<br />

Abhängig von Pflegegeldstufen<br />

<strong>der</strong> Bewohner: PS 1 = 1 : 10, PS<br />

2 = 1 : 6, PS 3 = 1 : 3, PS 4 =<br />

2,4, PS 5 - 7 = 1 : 1,9<br />

Nachtdienst:<br />

Pro 30 BW ab PS 3 =<br />

2,75 bis 3,2 Beschäftigte<br />

-<br />

1 VZÄ : 50 Bewohner<br />

AFB = Altenfachbetreuer/innen, BW = Bewohner, DGKP = diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegeperson,<br />

PH = Pflegehelfer/innen, PS = Pflegegeldstufe , VO = Verordnung, VZÄ = Vollzeitäquivalent (40-St<strong>und</strong>en-<br />

Beschäftigung), - = keine Angabe<br />

1<br />

ohne Leitungskräfte (Oberschwester, Stationsschwestern)<br />

2<br />

In Oberösterreich wird nicht zwischen Pflege- <strong>und</strong> Wohnbereich differenziert.<br />

3<br />

Das Minutenmodell wurde in Personalschlüssel umgerechnet (Basis: Jahresnettoarbeitszeit 1.600 St<strong>und</strong>en).<br />

Quelle: Verordnungen sowie Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

53


Baulich-räumliche Bedingungen<br />

Im Folgenden werden die zusätzlich festgelegten Standards im Bereich <strong>der</strong> baulichräumlichen<br />

Bedingungen kurz dargestellt. Auch sie werfen ein Licht auf die unterschiedlichen<br />

Schwerpunkte <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> auf verschiedene Auffassungen über eine zeitgemäße Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Heime.<br />

Bis zum heutigen Tag bestehen in sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gesetzliche Vorgaben in Form von<br />

Heimgesetzen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Verordnungen hinsichtlich Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen. In allen sieben<br />

Landesgesetzen (Ausnahmen: Wien <strong>und</strong> Tirol) bestehen qualitative <strong>und</strong> quantitative Vorgaben<br />

in Bezug auf die baulich-räumliche Ausstattung in unterschiedlichem Detaillierungsgrad.<br />

In <strong>der</strong> Vereinbarung über gemeinsame Maßnahmen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

Personen wurden Standards festgelegt, die sich unter an<strong>der</strong>em auf die baulichräumliche<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Heime beziehen.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> 15a-Vereinbarung sehen alle Landesgesetze Vorgaben zur Heimgröße<br />

vor: Zumindest müssen die Heime überschaubar <strong>und</strong> in familiäre Strukturen geglie<strong>der</strong>t sein.<br />

Zwei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben die maximale Größe gesetzlich festgelegt: in Oberösterreich dürfen<br />

Heime bis zu 120 Normplätze aufweisen <strong>und</strong> in Salzburg Heime generell bis zu maximal<br />

100 Plätze, wobei „reine“ Pflegeheime nicht mehr als 50 Plätze haben dürfen (in Salzburg<br />

wird an einer Novellierung dieser Verordnung <strong>der</strong>zeit gearbeitet). In Vorarlberg ist die Heimbauverordnung<br />

in Kraft getreten. In Kärnten werden Heime mit über 50 Plätzen (plus/minus<br />

10 Prozent) nicht mehr genehmigt.<br />

Das Verhältnis zwischen Einbett- <strong>und</strong> Mehrbettzimmern wird in fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n definiert:<br />

In Oberösterreich haben 90 Prozent <strong>der</strong> Normplätze als Ein-Personen-Wohneinheiten konzipiert<br />

zu sein, in <strong>der</strong> Steiermark sind „gr<strong>und</strong>sätzlich“ Einbettzimmer zu schaffen <strong>und</strong> in Salzburg<br />

sind Wohneinheiten „überwiegend“ als Einzelzimmer zu gestalten. In Vorarlberg sind<br />

Pflegezimmer rollstuhlgerecht als Einzelzimmer mit Vorraumbereich <strong>und</strong> Sanitäreinheit einzurichten.<br />

In Nie<strong>der</strong>österreich sind Zimmer mit Belagsmöglichkeit von mehr als zwei Personen<br />

nur bei beson<strong>der</strong>er Betreuung <strong>und</strong> Pflege (Intensivpflege, Tagesbetreuung, Tagespflege,<br />

Kurzzeitpflege) zugelassen. In Burgenland sind dezidiert höchstens vier Bewohner pro<br />

Zimmer vorgesehen.<br />

In den Landesgesetzen sind darüber hinaus auch detaillierte Vorgaben hinsichtlich Raumausstattung<br />

<strong>und</strong> -größe vorgegeben. In allen gesetzlichen Vorgaben müssen die Zimmer behin<strong>der</strong>tengerecht<br />

<strong>und</strong> mit Nasszelle ausgestattet sein. In Salzburg ist die Konzeption <strong>der</strong><br />

Bewohnerzimmer folgen<strong>der</strong>maßen festgelegt: Wohneinheiten sind überwiegend als Einzelzimmer<br />

zu gestalten sowie pflege- <strong>und</strong> behin<strong>der</strong>tengerecht <strong>und</strong> mit Nasszellen auszustatten,<br />

<strong>der</strong> Wohnschlafraum hat mindestens 13,48 m 2 zu umfassen. In Oberösterreich haben die<br />

Wohneinheiten aus Vorraum, Sanitär- <strong>und</strong> Waschraum sowie Wohn- <strong>und</strong> Schlafraum zu bestehen,<br />

wobei <strong>der</strong> Wohnschlafraum <strong>für</strong> eine Person mindestens 16 m 2 umfassen muss. In<br />

Vorarlberg wird <strong>für</strong> ein Pflegezimmer die Mindestgröße einschließlich Vorraumbereich <strong>und</strong><br />

Sanitäreinheit mit 25 m 2 festgelegt.<br />

54


Qualitätssicherung<br />

Die Sicherung <strong>der</strong> Qualität wird erneut von allen Län<strong>der</strong>n als eine wichtige <strong>und</strong> noch nicht<br />

eingelöste Anfor<strong>der</strong>ung gesehen. Bisher wurden in sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Standards <strong>für</strong> Errichtung<br />

<strong>und</strong> Betrieb von Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen auf eine rechtliche Basis gestellt <strong>und</strong> zwar<br />

entwe<strong>der</strong> im Rahmen eines Heimgesetzes bzw. einer Verordnung o<strong>der</strong> in Form von Richtlinien.<br />

Allein diese Entwicklung <strong>der</strong> letzten Jahre (Festlegung von verbindlichen Qualitätsstandards)<br />

muss als großer Schritt in Richtung Qualitätssicherung gewertet werden.<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen hinsichtlich des Personals wurden beispielsweise im Bereich <strong>der</strong><br />

Pflegedienst- <strong>und</strong> Heimleitung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen geregelt. Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungserfor<strong>der</strong>nisse sowie das Angebot von Supervision werden in unterschiedlicher<br />

Form behandelt. Die Mitwirkungsmöglichkeit <strong>der</strong> Heimbewohner wird in drei Heimgesetzen<br />

als Bewohnervertretung bzw. Heimbewohneranwaltschaft definiert. Die Handhabung <strong>der</strong><br />

Aufsicht über die Heime wurde in allen Gesetzeswerken geregelt.<br />

4.5 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Versorgungsstruktur<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne wurden Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> stationären Betreuung bis zum Jahr 2010 festgehalten. Es stellt sich nun die Frage,<br />

welche Maßnahmen bis zum heutigen Tag gesetzt wurden <strong>und</strong> welche Maßnahmen mit welchen<br />

Prioritäten aus heutiger Sicht bis zum Jahr 2010 verfolgt werden sollen. Die Planungen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> sind in <strong>der</strong> Regel konkret, nur <strong>für</strong> Salzburg (die Überarbeitung des Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplans ist nicht abgeschlossen), <strong>für</strong> Wien <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Steiermark liegen keine aktuellen<br />

Maßnahmenplanungen vor.<br />

Die Prioritäten „Pflegeheime vor Wohnheime“ sowie „<strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong>“ (<strong>und</strong> damit<br />

Sicherung eines möglichst langen Verbleibs in <strong>der</strong> eigenen Wohnung) wurden gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

von allen Län<strong>der</strong>n genannt. Die in den nächsten Jahren geplanten Aktivitäten lassen sich<br />

im Wesentlichen zu folgenden zehn Bereichen zusammenfassen, wobei die Län<strong>der</strong> - abhängig<br />

von <strong>der</strong> jeweiligen Ausgangslage im B<strong>und</strong>esland - unterschiedliche Schwerpunkt setzen:<br />

1. Weiterer <strong>Ausbau</strong> des Pflegeplatzangebots mit dem Ziel <strong>der</strong> Abdeckung des ermittelten<br />

Bedarfs. Weiter sukzessiver Abbau von Wohnheimplätzen, in Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> Vorarlberg<br />

wird zukünftig gänzlich auf Wohnheimplätzen verzichtet. Gegebenenfalls gibt es<br />

zusätzliche Vorgaben wie z. B. Ausgleich regionaler Versorgungsunterschiede zwischen<br />

den Bezirken <strong>und</strong> prioritäre Maßnahmenplanung in unterversorgten Bezirken, um eine<br />

dezentrale wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten (Kärnten, Tirol).<br />

2. Sicherung <strong>der</strong> Bedürfnisorientierung in Form von zeitgemäßen baulich-räumlichen Strukturen,<br />

etwa durch gesetzlich festgelegte baulich-räumliche Mindeststandards <strong>und</strong> dadurch<br />

überprüfbare Qualitätsvorgaben sowie durch För<strong>der</strong>ung tagesstrukturieren<strong>der</strong> Angebote:<br />

In Tirol, wo Qualitätsstandards noch auf keine gesetzliche Basis gestellt wurden, beste-<br />

55


56<br />

hen fachlich ausgearbeitete Empfehlungen. In Salzburg wie<strong>der</strong>um betrug <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Einbettzimmer an den Gesamtplätzen bereits im Jahr 2002 73 Prozent <strong>und</strong> soll weiterhin<br />

gesteigert werden. Im Salzburger Pflegegesetz werden tagesstrukturierende Angebote<br />

ebenso wie ein uneingeschränktes Besuchsrecht <strong>für</strong> die Angehörigen <strong>der</strong> Heimbewohner<br />

festgeschrieben <strong>und</strong> es wird weiterhin auf die Einhaltung geachtet.<br />

In Oberösterreich werden <strong>für</strong> jene Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime, die <strong>der</strong>zeit nicht den Mindeststandards<br />

<strong>der</strong> Heimverordnung entsprechen, nur zeitlich befristete Ausnahmebewilligungen<br />

<strong>für</strong> den Weiterbetrieb gewährt, um auf diese Weise die erfor<strong>der</strong>lichen Adaptierungsarbeiten<br />

zu initiieren. Das konkrete Ziel lautet: 3.000 Heimplätze in den nächsten sechs<br />

Jahren zu erneuern (Anpassung an die Heimverordnung). Im Burgenland sind Altenwohn-<br />

<strong>und</strong> Pflegeheime überschaubar zu errichten <strong>und</strong> in familienähnliche Strukturen zu glie<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> in Oberösterreich sollen immer mehr kleinere <strong>Einrichtungen</strong> zu einer regional ausgewogenen<br />

Verteilung <strong>der</strong> Heimplätze beitragen.<br />

3. Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen <strong>und</strong> Höherqualifizierung <strong>der</strong>selben:<br />

Zur Institutionalisierung des Erfahrungsaustausches <strong>und</strong> zur Initiierung von Maßnahmen<br />

zur Personalgewinnung wird in Kärnten je eine Arbeitsgruppe <strong>für</strong> den stationären<br />

<strong>und</strong> den mobilen Bereich gegründet. Mit <strong>der</strong> Aktion „Pflege hat Zukunft“ hat das Land<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 2001 gemeinsam mit <strong>der</strong> ARGE <strong>der</strong> NÖ-Heime begonnen, massiv Werbung<br />

<strong>für</strong> die Pflegeberufe zu machen. Ebenso wurde seitens des Landes in Kooperation<br />

mit dem AMS die Aktion „2. Bildungsweg“ gestartet. In Oberösterreich wird eine landeseigene<br />

Altenbetreuungsschule betrieben die ALIS – Altenheim-Implacement-Stiftung seit<br />

einigen Jahren implementiert, die von <strong>der</strong> ARGE Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime Oberösterreich<br />

initiiert wurde.<br />

4. Qualitätssicherungsmaßnahmen in Form von Qualitätszirkeln <strong>und</strong> Qualitätskommissionen:<br />

Einbeziehung des Know-hows <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaften <strong>der</strong> Heimleiter bzw. Pflegedienstleiter<br />

(Tirol), finanzielle För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Heimleiteraus- <strong>und</strong> -weiterbildung (Oberösterreich<br />

<strong>und</strong> Tirol). In Salzburg wird jährlich von <strong>der</strong> Sozialabteilung ein Weiterbildungskatalog<br />

erstellt. In <strong>der</strong> Steiermark wurde die „Pflegeombudsschaft“ per Gesetz zur Wahrung<br />

<strong>und</strong> Sicherung <strong>der</strong> Rechte <strong>und</strong> Interesse <strong>der</strong> Patienten <strong>und</strong> Bewohner eingeführt. Zu <strong>der</strong>en<br />

Aufgaben zählen unter an<strong>der</strong>em die umfassende Beratung <strong>und</strong> Erteilung von Auskünften<br />

sowie die Entgegennahme, Prüfung <strong>und</strong> Aufklärung von Beschwerden.<br />

5. Stärkung <strong>der</strong> informellen Unterstützung durch Hilfen <strong>für</strong> Angehörige sowie Information <strong>und</strong><br />

Beratung (Burgenland, Salzburg, Tirol).<br />

6. Entwicklung einer höheren Zielgenauigkeit bei <strong>der</strong> Aufnahme in eine stationäre Einrichtung<br />

(Kärnten, Salzburg, Burgenland), das heißt Sicherstellung <strong>der</strong> tatsächlichen Belegung<br />

<strong>der</strong> Pflegeplätze mit in hohem Maße <strong>pflegebedürftige</strong>n Personen. In Oberösterreich<br />

konnte durch die konsequente Anwendung <strong>der</strong> Strategie „mobil vor stationär“ erreicht<br />

werden, dass sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Heimbewohner ohne Pflegegeldbezug seit 1994 von 19,8<br />

Prozent auf 5,3 Prozent reduzierte, wobei keine Unterscheidung zwischen Wohn- <strong>und</strong><br />

Pflegeplätzen erfolgte.


7. Aufbau o<strong>der</strong> Verstärkung neuer Leistungsbereiche: Bei <strong>der</strong> Umstrukturierung von bestehenden<br />

<strong>Einrichtungen</strong> als auch bei <strong>der</strong> Neuschaffung muss die Möglichkeit von Tagespflege<br />

<strong>und</strong> Kurzzeitpflege gegeben sein (Nie<strong>der</strong>österreich, Kärnten). In Nie<strong>der</strong>österreich<br />

werden die Hospizbetreuung sowie die Plätze <strong>für</strong> Apalliker, <strong>für</strong> intensiv zu betreuende<br />

Personen, <strong>für</strong> beatmete Personen <strong>und</strong> <strong>für</strong> demenziell erkrankte Bewohner ausgebaut. In<br />

Salzburg wird verstärkt auf forcierte Krankheitsvermeidung in Form von gezielten Präventionsmaßnahmen,<br />

aber auch auf einen verstärkten <strong>Ausbau</strong> alternativer Betreuungsformen<br />

(wie z. B. Wohngemeinschaften) gesetzt. In Oberösterreich werden spezielle Konzepte <strong>für</strong><br />

<strong>Menschen</strong> mit beson<strong>der</strong>en Betreuungsbedürfnissen (z. B. Demenz) erarbeitet. In Vorarlberg<br />

sollen Wohnplätze durch mobil betreute Wohnformen ersetzt werden.<br />

8. Verstärkung von Koordinationsstrukturen - z. B. durch „dezentrale Vernetzung mobiler<br />

<strong>und</strong> stationärer <strong>Dienste</strong>“ in Oberösterreich (vgl. Kapitel 7). In Vorarlberg werden auf örtlicher<br />

Ebene Heime in Form von Sozialzentren mit erhöhter Strukturqualität geschaffen.<br />

9. <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Pflegeaufsicht durch die Län<strong>der</strong>: In Nie<strong>der</strong>österreich wurde die Pflegeaufsicht<br />

des Landes personell verstärkt. In Salzburg werden weiterhin jährlich in den Alten- <strong>und</strong><br />

Pflegeheimen Aufsichtsbesuche durch die Aufsichtsbehörde sichergestellt. Im Burgenland<br />

werden seit Jahren <strong>und</strong> sollen auch künftighin kommissionelle Qualitätskontrollen durchgeführt<br />

werden. In Oberösterreich wird intensiv am Aufbau bzw. an <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

einer externen Qualitätssicherung (Heimaufsicht) gearbeitet. In <strong>der</strong> Steiermark trat im November<br />

ein novelliertes Pflegeheimgesetz in Kraft, das auch Anwendung auf (privat betreute)<br />

Pflegeplätze findet. Durch dieses neue Gesetz gelten auch <strong>für</strong> Pflegeplätze Mindeststandards<br />

<strong>und</strong> Überprüfungs- <strong>und</strong> Zutrittsrechte wie <strong>für</strong> Altenwohn- <strong>und</strong> Pflegeheime.<br />

10. Anpassung <strong>der</strong> Finanzierung an Vorgaben: Im Rahmen einer Studie wurden in Tirol Organisationsanalysen<br />

in ausgewählten Heimen durchgeführt. Ein wesentliches Ergebnis<br />

dieser Studie führte zu einem tirolweit einheitlichen Kalkulationsmodell, aus dem sich unter<br />

an<strong>der</strong>em auch Anhaltszahlen <strong>für</strong> das Pflegepersonal ableiten ließen. Die Investitionsför<strong>der</strong>ung<br />

wird an die Einhaltung <strong>der</strong> ausgegebenen Standards geb<strong>und</strong>en. In Oberösterreich<br />

ist die Landesför<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> Heimbauten an die regionale Sozialplanung geb<strong>und</strong>en,<br />

dort wird eine hohe Investitionsför<strong>der</strong>ung des Landes auf Basis von Normkosten gewährt<br />

(verb<strong>und</strong>en mit weiteren Auflagen wie Qualitätssicherung <strong>und</strong> Kostendämpfungsverfahren).<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Län<strong>der</strong> die bereits seit Mitte <strong>der</strong><br />

1990er-Jahre begonnene Entwicklung des massiven Abbaus von Wohnplätzen (teilweise<br />

zugunsten von Pflegeplätzen) weiter forcieren werden. Zusätzlich werden als Ziele in verstärktem<br />

Ausmaß die Erhöhung des Anteils qualifizierter Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen<br />

sowie <strong>der</strong> Aufbau zeitgemäßer baulich-räumlicher Strukturen verfolgt.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> damals <strong>und</strong> heute geplanten Maßnahmen zeigt eine tendenzielle Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Schwerpunkte. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

wurde <strong>der</strong> Umstrukturierung von Wohn- in Pflegeplätzen, <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die baulich-räumlichen Gestaltung, <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong><br />

Betreuungspersonen sowie den Höherqualifizierungsmaßnahmen des Personals ein beson<strong>der</strong>er<br />

Stellenwert beigemessen. An<strong>der</strong>en Vorhaben (wie z. B. dem weiteren <strong>Ausbau</strong> alterna-<br />

57


tiver Betreuungsformen wie Wohngemeinschaften o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Wohnformen <strong>für</strong> demenziell<br />

erkrankte Personen o<strong>der</strong> dem <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Pflegeaufsicht, <strong>der</strong> Koppelung <strong>der</strong> Finanzierung<br />

an die Vorgaben o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zielgenauigkeit beim Aufnahmeverfahren) wurden zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne nicht im selben Ausmaß Beachtung<br />

geschenkt. Diese Vorhaben stehen aber in den aktuellen zukünftigen Maßnahmen zum <strong>Ausbau</strong><br />

des Versorgungssystems vermehrt im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

4.6 Zusammenfassung<br />

Die Zwischenbilanz über die Entwicklung <strong>der</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime in Österreich seit Erstellung<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne führt zusammenfassend zu folgenden Ergebnissen:<br />

• Mit Stand 31.12.2002 gab es in Österreich r<strong>und</strong> 67.600 Heimplätze, das entspricht einer<br />

Versorgungsdichte von 116 Plätzen pro 1.000 Einwohner im Alter von 75 Jahren <strong>und</strong> älter<br />

(davon r<strong>und</strong> 14.600 Wohnplätze <strong>und</strong> 53.000 Pflegeplätze).<br />

• Die Anzahl an Heimplätzen in Österreich hat seit 1995/96/97 geringfügig zugenommen,<br />

<strong>und</strong> zwar stehen <strong>der</strong> österreichischen Bevölkerung um etwa 2.800 Heimplätzen mehr zur<br />

Verfügung, das entspricht einer Zunahme an Heimplätzen von r<strong>und</strong> vier Prozent bei einem<br />

gleichzeitigem Anstieg <strong>der</strong> Bevölkerung ab 75 Jahren zwischen 1996 <strong>und</strong> 2001 von<br />

13 Prozent (Iststand 1995/96/97 64.800 Heimplätze).<br />

• Seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne zeichnet sich ein Strukturwandel ab:<br />

massiver Abbau von Wohnplätzen zugunsten eines massiven <strong>Ausbau</strong>s an Pflegeplätzen.<br />

Im selben Zeitraum hat die Versorgungsdichte österreichweit abgenommen, <strong>und</strong> zwar um<br />

9,7 Plätze pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren, das heißt, den <strong>pflegebedürftige</strong>n <strong>Menschen</strong><br />

steht <strong>der</strong>zeit ein kleineres Angebot an Heimplätzen als in den Jahren 1995/96/97 zur Verfügung.<br />

• Im Zeitraum zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 hat sich die Personalausstattung in allen Alten-<br />

<strong>und</strong> Pflegeheimen um r<strong>und</strong> 60 Prozent o<strong>der</strong> 7.760 vollzeitbeschäftigte Personen erhöht.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen verzeichnete<br />

die größten Zuwächse - r<strong>und</strong> 116 Prozent o<strong>der</strong> r<strong>und</strong> 2.420 vollzeitbeschäftigte Personen.<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen <strong>und</strong> Altenfachbetreuer/innen vergrößerte<br />

sich um r<strong>und</strong> 50 Prozent, die Gruppe <strong>der</strong> Heimhelfer/innen reduzierte sich um 40 Prozent<br />

o<strong>der</strong> etwa 1.000 vollzeitbeschäftigte Personen.<br />

• Insgesamt entspricht die Entwicklung <strong>der</strong> Personalausstattung einer zunehmenden Höherqualifizierung<br />

in <strong>der</strong> Pflege <strong>und</strong> Betreuung, wenngleich nicht überall im selben Ausmaß.<br />

Alle B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben Aufstockungen des diplomierten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonals<br />

vorgenommen, wobei die Bandbreiten zwischen 280 (Nie<strong>der</strong>österreich)<br />

<strong>und</strong> 27 Prozent (Steiermark) lagen.<br />

• Österreichweit (ohne Bedarfsberechnungen von Wien <strong>für</strong> 2010) hat <strong>der</strong> Iststand 2002 beinahe<br />

bereits den in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>für</strong> das Jahr 2010 ermittelten<br />

Bedarf an Heimplätzen erreicht - 433 Plätze fehlen auf den ehemaligen Soll-Stand 2010.<br />

58


In beinahe allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (mit Ausnahme des Burgenlands) übersteigt <strong>der</strong> Iststand<br />

2002 bereits den Sollstand 2010.<br />

• Der Bedarf nach Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonal in den Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen im Jahr<br />

2010 wurde nur von fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ermittelt; ein österreichweiter Wert kann daher<br />

nicht angegeben werden. Die Frage, ob nun eine personelle Bedarfsdeckung vorliegt<br />

o<strong>der</strong> nicht, kann anhand des vorhandenen Zahlenmaterials nicht beantwortet werden. Im<br />

Rahmen aller Interviews mit den Län<strong>der</strong>n wurde auf das Problem des nicht gedeckten<br />

Personalbedarfs, teilweise sogar des „Pflegenotstands“ im Rahmen <strong>der</strong> Altenbetreuung<br />

hingewiesen.<br />

• Nach <strong>der</strong>zeitigem Stand ist österreichweit bis zum Jahr 2010 <strong>der</strong> Aufbau von weiteren<br />

3.280 Heimplätzen - ohne Salzburg, Steiermark <strong>und</strong> Wien - gegenüber dem Jahr 2002<br />

geplant (plus 9,6 Prozent, Iststand 2002: 34.073 Heimplätze). Im selben Zeitraum wird die<br />

Anzahl <strong>der</strong> über 75-jährigen <strong>Menschen</strong> um 12,6 Prozent zunehmen, das heißt die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Heimplätze im Jahr 2010 wird nicht im gleichen Ausmaß ansteigen wie die Anzahl <strong>der</strong><br />

ab 75-jährigen <strong>Menschen</strong>. Die Versorgungsdichte von <strong>der</strong>zeit 103 Heimplätzen pro 1.000<br />

Einwohner ab 75 Jahren wird sich unter diesen Bedingungen bis zum Jahr 2010 auf 95<br />

Heimplätzen reduzieren (bezogen auf jene sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, wo aktuelle Bedarfsberechnungen<br />

vorliegen).<br />

• Die einzelnen Versorgungsdichten werden sich auch zukünftig nicht wesentlich aneinan<strong>der</strong><br />

annähern, die Unterschiede haben sich zwischen 1995/96/97 <strong>und</strong> 2002 leicht verringert:<br />

Die Differenz zwischen <strong>der</strong> höchsten Versorgungsdichte pro 1.000 Einwohner ab 75<br />

Jahren <strong>und</strong> <strong>der</strong> niedrigsten beträgt 2002 56 Heimplätze versus 1995/96/97 63 Heimplätzen<br />

pro 1.000 Einwohner ab 75 Jahren.<br />

• Aktuell bestehen in sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gesetzliche Vorgaben in Form von Heimgesetzen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Verordnungen hinsichtlich Alten- <strong>und</strong> Pflegheimen. In allen sieben Landesgesetzen<br />

bestehen qualitative <strong>und</strong> quantitative Vorgaben in Bezug auf die baulichräumliche<br />

Ausstattung in unterschiedlichem Detaillierungsgrad; von zwei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

(Burgenland <strong>und</strong> Steiermark) wurden Personalschlüssel legistisch in Form von Verordnungen<br />

zu Heimgesetzen - in Oberösterreich in Form einer Verordnung zum Oberösterreichischen<br />

Sozialhilfegesetz 1998 - festgelegt; Unterschiede bestehen hinsichtlich <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Zahl an Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen als auch <strong>der</strong> Vorgaben <strong>für</strong> die Qualifikationsstruktur.<br />

In Wien befindet sich das Heimgesetz <strong>und</strong> die Verordnung in <strong>der</strong> Beschlussfassungsphase,<br />

in Tirol wird an einem Heimgesetz gearbeitet.<br />

• Die <strong>für</strong> die nächsten Jahre geplanten Maßnahmen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> beziehen sich im Wesentlichen<br />

auf den weiteren <strong>Ausbau</strong> des Pflegeplatzangebots, <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Bedürfnisorientierung<br />

in Form von zeitgemäßen baulich-räumlichen Strukturen, <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl<br />

<strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong> Betreuungspersonen <strong>und</strong> Höherqualifizierung, Aufbau o<strong>der</strong> Verstärkung<br />

neuer Leistungsbereiche, Verstärkung <strong>der</strong> Pflegeaufsicht <strong>und</strong> Anpassung <strong>der</strong> Finanzierung.<br />

59


5 Kurzzeitpflege<br />

In <strong>der</strong> Vereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n ist vorgesehen, sogenannte Kurzzeitpflegeeinrichtungen<br />

als einen Teil des Leistungsspektrums anzubieten. Kurzzeitpflege wird in<br />

<strong>der</strong> Regel nicht in einer eigenen Einrichtung, son<strong>der</strong>n von den Altenwohn- <strong>und</strong> Pflegeheimen<br />

angeboten. Kurzzeitpflege ist die vorübergehende stationäre Pflege eines <strong>pflegebedürftige</strong>n<br />

älteren <strong>Menschen</strong>, <strong>der</strong> ansonsten zu Hause betreut wird. Vorrangiges Ziel ist die Entlastung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung <strong>der</strong> Betreuungspersonen zu Hause, etwa bei Urlauben o<strong>der</strong> Krankheit,<br />

aber auch bei physischer o<strong>der</strong> psychischer Überlastung. Damit sollen die häusliche Pflege<br />

<strong>und</strong> Betreuung aufrecht erhalten <strong>und</strong> eine dauernde Aufnahme in eine stationäre Pflegeeinrichtung<br />

verhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> zumindest verzögert werden. Die Kurzzeitpflege kann auch nach einem<br />

Krankenhausaufenthalt eines <strong>pflegebedürftige</strong>n <strong>Menschen</strong> o<strong>der</strong> bei einer vorübergehenden<br />

Intensivierung des Betreuungsbedarfs im Zuge einer Erkrankung erfor<strong>der</strong>lich sein.<br />

Kurzzeitpflege in den Altenwohn- <strong>und</strong> Pflegeheimen wird teilweise auf fix da<strong>für</strong> vorgesehenen,<br />

in <strong>der</strong> Praxis jedoch zum überwiegenden Anteil auf variabel da<strong>für</strong> zur Verfügung gestellten<br />

Plätzen angeboten. Variable Plätze haben den Vorteil, saisonale Schwankungen <strong>der</strong><br />

Nachfrage ausgleichen zu können, nicht mit Auslastungsproblemen konfrontiert zu sein <strong>und</strong><br />

damit dem Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungserbringung gerecht werden zu können.<br />

Nachteil ist allerdings, dass <strong>der</strong> Fall eintreten kann, dass bei einer hohen Auslastung <strong>der</strong><br />

Heime keine o<strong>der</strong> zu wenig freie Plätze <strong>für</strong> Kurzzeitpflege zur Verfügung stehen.<br />

Bei den mit den Vertretern <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> geführten Interviews wurde die finanzielle Belastung<br />

<strong>der</strong> Klientinnen <strong>und</strong> Klienten als nachteiliger Effekt bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Kurzzeitpflege<br />

thematisiert. Vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> soziale Sicherheit, Generationen <strong>und</strong> Konsumentenschutz<br />

traten am 1.1.2004 Richtlinien <strong>für</strong> die Gewährung von Zuwendungen zur<br />

Unterstützung pflegen<strong>der</strong> Angehöriger in Kraft, wonach aus dem Unterstützungsfonds Mittel<br />

gewährt werden, wenn ein naher Angehöriger seit mindestens einem Jahr eine <strong>pflegebedürftige</strong><br />

Person zumindest <strong>der</strong> Pflegegeldstufe vier überwiegend pflegt <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Erbringung<br />

<strong>der</strong> Pflegeleistung wegen Krankheit, Urlaub o<strong>der</strong> sonstigen wichtigen Gründen gehin<strong>der</strong>t ist.<br />

Als Begründung wird unter an<strong>der</strong>em angeführt, dass dem System <strong>der</strong> Pflegevorsorge <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> mobilen vor <strong>der</strong> stationären Pflege immanent ist, weshalb Maßnahmen, welche<br />

die Pflege zu Hause unterstützen <strong>und</strong> zu einer Entlastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

führen, von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung sind.<br />

Mit dieser Maßnahme soll daher die Möglichkeit geschaffen werden, dass ein naher Angehöriger,<br />

<strong>der</strong> eine <strong>pflegebedürftige</strong> Person seit mindestens einem Jahr überwiegend pflegt <strong>und</strong><br />

an <strong>der</strong> Erbringung <strong>der</strong> Pflegeleistung gehin<strong>der</strong>t ist, eine Zuwendung als Zuschuss zu jenen<br />

Kosten erhalten kann, die im Falle <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung dieser „Hauptpflegeperson“ anfallen,<br />

um eine professionelle o<strong>der</strong> private Ersatzpflege organisieren zu können. Zur Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen soll <strong>der</strong> Unterstützungsfonds <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Behin<strong>der</strong>ungen mit zusätzlichen<br />

Mitteln in <strong>der</strong> Höhe von zehn Millionen Euro dotiert werden. Diese Maßnahme wird<br />

auch dazu dienen, Kurzzeitpflegeangebote verstärkt nachzufragen.<br />

60


5.1 Iststand<br />

Mit Stand 31.12.2002 wurden - ohne Berücksichtigung des Burgenlandes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Steiermark<br />

- in Österreich insgesamt r<strong>und</strong> 530 fixe <strong>und</strong> 104 variable Kurzzeitpflegeplätze angeboten<br />

(vgl. Tabelle 5.1). Das variable Angebot scheint sehr viel höher zu sein. Burgenland, Salzburg,<br />

Tirol <strong>und</strong> Wien gaben an, in den Heimen nahezu alle freien Plätze auch als variable<br />

Plätze nutzen zu können. Insgesamt dürfte die Zahl dieser Plätze beträchtlich höher sein, da<br />

<strong>für</strong> Wien lediglich Angaben zu den städtischen Pflegeheimen vorliegen. In den Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplänen 1995/96/97 wurden von sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n insgesamt r<strong>und</strong> 470 fixe<br />

<strong>und</strong> variable Plätze angegeben.<br />

Unterschiedlich ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Heime, in denen Kurzzeitpflege - in Form fixer o<strong>der</strong> variabler<br />

Plätze - möglich ist. In Oberösterreich gibt es nahezu in allen Heimen (86 Prozent aller<br />

Heime) die Möglichkeit, Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen. Etwas niedriger ist <strong>der</strong> Anteil<br />

in Nie<strong>der</strong>österreich - nämlich 70 Prozent. In Salzburg werden immerhin in einem Drittel aller<br />

Heime fixe Kurzzeitpflegeplätze vorgehalten.<br />

Tabelle 5.1: Kurzzeitpflege in Österreich - Ausgangslage im Jahr 2002 <strong>und</strong> <strong>Ausbau</strong>pläne<br />

bis 2010<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Kurzzeitpflegeplätze<br />

Iststand 2002 Sollstand 2010<br />

Fixe Plätze Variable Plätze Fixe Plätze Variable Plätze<br />

Burgenland - - - -<br />

Kärnten 1 20 0 90 2 0<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 30 76 100 200<br />

Oberösterreich 222 13 421 3<br />

Salzburg 4 56 - - -<br />

Steiermark - - - -<br />

Tirol 28 - 98<br />

Vorarlberg 30 15 75 -<br />

Wien 141 5 - - -<br />

Gesamt 527 104 265 6 200 6<br />

- = keine Angabe<br />

631 984<br />

1<br />

Der Stand bezieht sich auf Mai 2002.<br />

2<br />

Bis zum Jahr 2005 werden in Kärnten 90 Kurzzeitpflegeplätze vorgeschrieben <strong>und</strong> somit fix gewidmet sein. In<br />

allen ab 2002 neu errichteten Pflegeheimen müssen fünf fixe Kurzzeitpflegeplätze vorgehalten werden.<br />

3<br />

Die Festlegung, ob variable o<strong>der</strong> fixe Kurzzeitpflegeplätze angeboten werden, liegt in <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Einrichtung; in ca. 80 bis 90 Prozent aller Heime wird die Möglichkeit <strong>der</strong> Kurzzeitpflege angeboten.<br />

4<br />

Alle freien Plätze sind auch als Kurzzeitpflegeplätze zu nutzen.<br />

5<br />

Die Zahl bezieht sich nur auf die städtischen Pflegeheime.<br />

6<br />

Ohne Oberösterreich <strong>und</strong> Tirol.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

61


5.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Versorgungsstruktur<br />

Nach <strong>der</strong>zeitigem Stand ist österreichweit ein <strong>Ausbau</strong> von Kurzzeitpflegeplätzen von 631 im<br />

Jahr 2002 auf insgesamt 984 im Jahr 2010, also im Ausmaß von zusätzlich 353 fixen <strong>und</strong> variablen<br />

Kurzzeitpflegeplätzen geplant (ohne Burgenland, Salzburg, Steiermark <strong>und</strong> Wien, vgl.<br />

Tabelle 5.1), Zielsetzung aller B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß)<br />

bleibt es, ein flächendeckendes Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen zu schaffen. Generell wird<br />

die Nachfrage aufgr<strong>und</strong> des noch nicht generell präsenten <strong>und</strong> bekannten Angebotes sehr<br />

unterschiedlich eingeschätzt.<br />

Um ein flächendeckendes Angebot an Kurzzeitpflege zu erreichen, planen die Län<strong>der</strong> - soweit<br />

Angaben vorliegen - analog den Vorhaben in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen die<br />

Bereitstellung fixer Plätze bzw. die Vorgabe, dass jedes Heim bzw. jedes neu errichtete<br />

Heim obligatorisch Kurzzeitpflege anbieten muss.<br />

In Kärnten soll das bis dato recht unbekannte Angebot <strong>der</strong> Kurzzeitpflege durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />

beworben werden. Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit kann einerseits<br />

das Informationsdefizit über das Angebot per se in <strong>der</strong> Bevölkerung abgebaut werden, an<strong>der</strong>erseits<br />

können dadurch das Image dieses Leistungsangebots verbessert <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Folge<br />

Hemmschwellen älterer <strong>Menschen</strong> reduziert werden. In Kärnten, Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg erhalten<br />

Klientinnen <strong>und</strong> Klienten bei Bedarf durch die Sozialhilfe finanzielle Unterstützung. In<br />

Oberösterreich wird bei <strong>der</strong> Vergabe <strong>der</strong> Investitionsför<strong>der</strong>ung zwischen Kurzzeitpflege- <strong>und</strong><br />

Dauerpflegeplatz nicht unterschieden. Darüber hinaus werden in zwei bis drei Heimen ausschließlich<br />

fixe Kurzzeitpflegeplätze angeboten, <strong>der</strong>en Finanzierung im Falle <strong>der</strong> Nichtnutzung<br />

<strong>der</strong> Sozialhilfeverband übernimmt.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass österreichweit ein <strong>Ausbau</strong> von Kurzzeitpflegeplätzen<br />

von 631 im Jahr 2002 auf insgesamt 984 im Jahr 2010, also im Ausmaß von<br />

zusätzlich 353 fixen <strong>und</strong> variablen Kurzzeitpflegeplätzen geplant ist (ohne Burgenland, Salzburg,<br />

Steiermark <strong>und</strong> Wien). Zielsetzung aller B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> - wenn auch in unterschiedlichem<br />

Ausmaß - bleibt es, ein flächendeckendes Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen zu schaffen.<br />

Die mit Wirkung vom 1.1.2004 vom BMSG geschaffene Möglichkeit, wonach aus dem<br />

Unterstützungsfonds Mittel auch als Zuschüsse zu Kosten <strong>für</strong> Kurzzeitpflegeangebote gewährt<br />

werden können, kann dazu führen, dass diese Leistung verstärkt nachgefragt wird.<br />

62


6 Betreutes Wohnen <strong>für</strong> alte <strong>Menschen</strong><br />

Seniorenwohnungen sind Wohnungen <strong>für</strong> ältere <strong>Menschen</strong>, die barrierefrei ausgestattet <strong>und</strong><br />

in <strong>der</strong> Regel in <strong>der</strong> Nähe von Einsatzstellen mobiler <strong>Dienste</strong> o<strong>der</strong> von Altenwohn- bzw. Pflegeheimen<br />

angesiedelt sind. Zielsetzung ist es, beim Auftreten von Hilfs- <strong>und</strong> Pflegebedürftigkeit<br />

Betreuung <strong>und</strong> Pflege im eigenen Haushalt bereitstellen zu können, ohne dass die Betroffenen<br />

dabei Problemen wie Barrieren in <strong>der</strong> Wohnung, langen Anfahrtswegen, Informationsmängeln<br />

usw. ausgesetzt sind. Zusätzlich kann ein Umfeld angeboten werden, das soziale<br />

Kontakte för<strong>der</strong>t. Seniorenwohnungen sind eine Alternative zum klassischen Altenheim,<br />

aber auch zur Betreuung durch Mobile <strong>Dienste</strong> zu Hause. Dadurch soll die Übersiedlung in<br />

ein Pflegeheim vermieden bzw. zumindest verzögert <strong>und</strong> die Möglichkeit <strong>der</strong> selbstständigen<br />

Lebensführung aufrecht erhalten <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t werden.<br />

In <strong>der</strong> Regel mietet <strong>der</strong> Bewohner eine zentral gelegene barrierefreie <strong>und</strong> altengerechte<br />

Wohnung, meist in einer speziellen Wohnanlage. Darüber hinaus muss er ein Paket von<br />

Gr<strong>und</strong>leistungen des Betreuungsservices abnehmen, <strong>für</strong> die monatlich eine sogenannte<br />

Betreuungspauschale zu entrichten ist. Diese Gr<strong>und</strong>betreuung umfasst in <strong>der</strong> Regel Beratungs-<br />

<strong>und</strong> Informationsleistungen sowie die Notrufsicherung. Zusätzlich werden über mobile<br />

<strong>Dienste</strong> Wahlleistungen - wie z. B. Mahlzeiten, Reinigungs- o<strong>der</strong> Pflegeleistungen - angeboten,<br />

die bei Bedarf in Anspruch genommen werden können <strong>und</strong> in Form sozial gestaffelter<br />

Kostenbeiträge nach den landeseinheitlichen Richtlinien bezahlt werden müssen. Die Bewohner<br />

schließen einen Miet- <strong>und</strong> Betreuungsvertrag. Diese Wohnform unterliegt nicht den<br />

heimrechtlichen Bestimmungen.<br />

Träger <strong>der</strong> Seniorenwohnungen sind Wohnbaugenossenschaften o<strong>der</strong> Gemeinden. In <strong>der</strong><br />

Regel finden sich diese Wohnungen in sogenannten Seniorenwohnhäusern, aber auch als<br />

Teil von Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen. Das Angebot an Seniorenwohnungen ist quantitativ noch<br />

nicht sehr umfassend. Der Bedarf hängt unter an<strong>der</strong>em vom <strong>Ausbau</strong>stand <strong>der</strong> mobilen<br />

<strong>Dienste</strong>, von den Wohnbedingungen älterer <strong>Menschen</strong>, ihrer Bereitschaft zu einem präventiven<br />

Umzug in eine an<strong>der</strong>e Wohnung <strong>und</strong> nicht zuletzt von ihrer Finanzkraft ab.<br />

6.1 Iststand <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Versorgungsstruktur<br />

Mit Stand 31.12.2002 wurden - ohne Berücksichtigung von Nie<strong>der</strong>österreich, Salzburg <strong>und</strong><br />

Tirol - in Österreich insgesamt 1.880 Seniorenwohnungen angeboten (vgl. Tabelle 6.1). Es<br />

gibt - mit Ausnahme von Oberösterreich - keine Bedarfsberechnungen zu diesem Angebot.<br />

In <strong>der</strong> Regel ist <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> dieser Angebotsform auch kein explizit genanntes Entwicklungsziel.<br />

In Oberösterreich besteht das Vorhaben, bis zum Jahr 2010 über ein Angebot von r<strong>und</strong><br />

2.500 betreubaren Wohnungen zu verfügen. Das Ergebnis basiert auf dem Richtwert von ein<br />

bzw. 1,1 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung über 65 Jahre (differenziert nach ländlicher <strong>und</strong> urbaner<br />

Region) abzüglich <strong>der</strong> Heimbewohner.<br />

63


In Oberösterreich bildet das Angebotssegment von betreubaren Wohnungen einen Schwerpunkt<br />

neben <strong>der</strong> mobilen <strong>und</strong> stationären Betreuung. Demzufolge wurden <strong>für</strong> diese Angebotsform<br />

schon im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan Qualitätsstandards definiert wie beispielsweise<br />

barrierefreie Ausgestaltung, r<strong>und</strong> um die Uhr besetzte Notrufanlage mit direkter<br />

Verbindung zum Anbieter mobiler <strong>Dienste</strong>. Seit Oktober 1997 gibt es eine Son<strong>der</strong>för<strong>der</strong>ung<br />

<strong>für</strong> betreubare Wohnungen: Die Abteilung Wohnbauför<strong>der</strong>ung för<strong>der</strong>t die Errichtungskosten<br />

<strong>der</strong> betreubaren Wohnungen mit einem 100-prozentigen Wohnbaudarlehen. Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> diese För<strong>der</strong>ung ist eine vorherige inhaltliche Prüfung des Projekts durch die Sozialabteilung<br />

des Landes.<br />

Im Salzburger Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan wurden explizit Investitionszuschüsse <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>tengerechte<br />

Wohnungen vorgesehen. Die aktuellen Strategien hinsichtlich dieser Angebotsform<br />

sind <strong>der</strong> flächendeckende behin<strong>der</strong>tengerechte <strong>Ausbau</strong> durch die Wohnbauför<strong>der</strong>ung.<br />

Im Burgenland sind weitere Projekte in Bau bzw. in Planung, eine Evaluierung wird<br />

angestrebt. In allen an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wird die Finanzierung dieser Angebotsform<br />

durch die Wohnbauför<strong>der</strong>ung bzw. Gemeinden angestrebt.<br />

Tabelle 6.1: Betreutes Wohnen in Österreich -<br />

Iststand per 31.12.2002<br />

B<strong>und</strong>esland Wohneinheiten/Plätze<br />

Burgenland 22<br />

Kärnten 1 6<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Oberösterreich 755<br />

Salzburg<br />

Steiermark 2 764<br />

Tirol<br />

Vorarlberg 3 247<br />

Wien 85<br />

Gesamt 1.879<br />

- = keine Angabe<br />

64<br />

-<br />

-<br />

-<br />

1 Der Iststand wurde mit 5 bis 7 Plätzen eingeschätzt.<br />

2 Der Iststand wurde im Rahmen des Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplans 1995 erhoben<br />

3 Von den 247 Plätzen befinden sich 170 Plätze in mobil betreute Seniorenwohnungen<br />

<strong>und</strong> 77 in voll versorgten Kleinheimen bzw. Seniorenwohngemeinschaften.<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass von den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> dieser Angebotsform<br />

kein explizit genanntes Entwicklungsziel darstellt. Oberösterreich stellt diesbezüglich<br />

eine Ausnahme dar; hier bildet das Angebotssegment <strong>der</strong> betreubaren Wohnungen<br />

einen Schwerpunkt neben <strong>der</strong> mobilen <strong>und</strong> stationären Betreuung. In Oberösterreich wurden<br />

<strong>für</strong> diese Angebotsform Qualitätsstandards definiert. Es besteht das Vorhaben, bis zum Jahr<br />

2010 über ein Angebot von r<strong>und</strong> 2.500 Wohneinheiten zu verfügen - das ist eine Steigerung<br />

zum Iststand um 230 Prozent.


7 Koordinationsstrukturen<br />

In <strong>der</strong> Vereinbarung über gemeinsame Maßnahmen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong><br />

Personen ist festgehalten, dass die mobilen, teilstationären <strong>und</strong> stationären<br />

Dienstleistungen koordiniert erbracht werden sollen. Als Qualitätskriterien <strong>der</strong> Versorgung<br />

sind unter an<strong>der</strong>em die ganzheitliche Leistungserbringung, die Vernetzung <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> sowie<br />

möglichst fließende Übergänge zwischen mobilen <strong>und</strong> stationären <strong>Dienste</strong>n festgelegt worden.<br />

<strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> die Koordination <strong>und</strong> Kooperation <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> sind demnach auch einer<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Anlage B <strong>der</strong> Vereinbarung genannten sozial- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Mindeststandards des Leistungsangebotes.<br />

Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Koordination <strong>und</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Dienstleistungen geht darauf zurück,<br />

dass Pflege <strong>und</strong> Betreuung von einer hoch differenzierten Palette an Anbietern erbracht<br />

werden. Diese sind auf verschiedene Ausschnitte des Betreuungsbedarfs spezialisiert <strong>und</strong><br />

damit arbeitsteilig tätig. Die Anbieter können gleichzeitig - z. B. wenn eine Person Hauskrankenpflege<br />

<strong>und</strong> Hilfe bei <strong>der</strong> Weiterführung des Haushalts erhält - o<strong>der</strong> auch hintereinan<strong>der</strong><br />

tätig sein, wenn z. B. einem Krankenhausaufenthalt eine Betreuung durch Mobile <strong>Dienste</strong><br />

folgt.<br />

Es gibt daher in <strong>der</strong> Regel hohen Abstimmungs- <strong>und</strong> Kooperationsbedarf, entwe<strong>der</strong> zwischen<br />

Institutionen o<strong>der</strong> zwischen gleichzeitig o<strong>der</strong> hintereinan<strong>der</strong> betreuenden Personen.<br />

Nachteile fehlen<strong>der</strong> Koordination sind Lücken in <strong>der</strong> Betreuungskette, z. B. wenn die Entlassung<br />

<strong>pflegebedürftige</strong>r Personen aus dem Krankenhaus ohne rechtzeitige Organisation <strong>der</strong><br />

häuslichen Betreuung erfolgt, Brüche in <strong>der</strong> Betreuung, wenn z. B. Informationen über<br />

durchgeführte Maßnahmen nicht weitergegeben werden <strong>und</strong> kein gemeinsames Betreuungsziel<br />

verfolgt wird, sowie Ineffektivität <strong>und</strong> Ineffizienz <strong>der</strong> Leistungserbringung, z. B. bei<br />

Doppelgleisigkeiten, unscharfen Kompetenzabgrenzungen <strong>und</strong> Unter- o<strong>der</strong> Überversorgung<br />

anstatt Treffsicherheit erbrachter Dienstleistungen. Koordination ist somit auch erfor<strong>der</strong>lich,<br />

um das Ziel einer wirtschaftlichen Leistungserbringung zu erreichen, wie es in <strong>der</strong> Vereinbarung<br />

zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n sowie in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

angestrebt wird.<br />

Die Notwendigkeit <strong>der</strong> Sicherung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Koordination <strong>und</strong> Kooperation<br />

<strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> - <strong>und</strong> zwar insbeson<strong>der</strong>e zwischen mobiler <strong>und</strong> stationärer<br />

Versorgung - wurde im Rahmen <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne von allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

betont. Für die Umsetzung dieses Anspruches wurden aber unterschiedliche Konzepte<br />

verfolgt. Die wesentlichen Unterschiede bestanden darin,<br />

• ob eigene <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> die Übernahme von Koordinationsaufgaben geschaffen<br />

werden sollten,<br />

• ob diese selbst Betreuungsleistungen erbringen o<strong>der</strong> auf Koordinationsfunktionen<br />

beschränkt sein sollen,<br />

• wie weit diese ausgebaut werden, das heißt, ob es sich dabei um flächendeckende<br />

o<strong>der</strong> um punktuelle Ansätze handelt, <strong>und</strong><br />

• ob sie mittels Gesetz eingerichtet wurden o<strong>der</strong> auf an<strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>lagen basieren.<br />

65


Ursachen <strong>für</strong> diese unterschiedlichen Herangehensweisen sind unter an<strong>der</strong>em die jeweilige<br />

Struktur <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> im jeweiligen B<strong>und</strong>esland, die verschiedene Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Koordination <strong>der</strong> Dienstleistungen mit sich bringt. Relevante Faktoren sind etwa<br />

<strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong>grad des Angebotes, die Trägervielfalt <strong>und</strong> die urbane o<strong>der</strong> ländliche Struktur.<br />

Eine Gemeinsamkeit <strong>der</strong> in den meisten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n entwickelten Strukturen <strong>und</strong> Modelle<br />

ist, dass diese in <strong>der</strong> Regel nicht nur auf die Koordination <strong>der</strong> Dienstleistungen abzielen,<br />

son<strong>der</strong>n auch die ebenfalls in <strong>der</strong> Vereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n als Mindeststandard<br />

festgehaltene Information <strong>und</strong> Beratung <strong>der</strong> Bevölkerung über das Angebot an<br />

Dienstleistungen übernehmen sollen.<br />

Zusammenfassend können drei Strategien des Aufbaus von Koordinationsstrukturen in Österreich<br />

unterschieden werden:<br />

1. Die Einrichtung von Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengeln, die - allerdings mit heterogenen<br />

Modellen - zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne bereits umgesetzt<br />

waren (Kärnten, Nie<strong>der</strong>österreich, Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg) o<strong>der</strong> geplant wurden<br />

(Burgenland, Oberösterreich, Steiermark).<br />

2. Die Aufnahme <strong>der</strong> Verpflichtung zur Koordination <strong>und</strong> Vernetzung in den Leistungskatalog<br />

<strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> sowie <strong>der</strong>en Absicherung im Rahmen <strong>der</strong> Finanzierung<br />

(Salzburg).<br />

3. Die räumliche <strong>und</strong> organisatorische Integration eines breiten Spektrums an mobilen <strong>und</strong><br />

teilstationären <strong>Dienste</strong>n (Wien, Vorarlberg).<br />

In den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen wurde übereinstimmend festgehalten, dass die Anfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Koordination <strong>und</strong> Vernetzung von Dienstleistungen noch nicht zufriedenstellend<br />

eingelöst ist, <strong>und</strong> dass in den nächsten Jahren entsprechende strukturelle Maßnahmen<br />

gesetzt werden sollten. Die vorgesehenen Maßnahmen waren je nach B<strong>und</strong>esland unterschiedlich<br />

tiefgreifend. Diese reichten etwa von <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> technischen Infrastruktur<br />

durch Herstellung einer EDV-Vernetzung in Kärnten bis hin zur Schaffung von Sozialzentren<br />

(Oberösterreich, Vorarlberg).<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> verfolgte die Absicht, die bisher eingeschlagenen Strategien<br />

beizubehalten, die vorhandenen Strukturen aber auszubauen, zu verbessern bzw. weiter zu<br />

entwickeln. Vier B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> - Burgenland, Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich <strong>und</strong> Vorarlberg<br />

- planten darüber hinausgehend strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen, wobei sich diese sich im<br />

Wesentlichen auf die Schaffung zusätzlicher <strong>Einrichtungen</strong> bzw. - wie in Vorarlberg - auf die<br />

Ausstattung bestehen<strong>der</strong> Institutionen mit zusätzlichen Funktionen bezogen.<br />

66


Zusammengefasst wurden folgende Aktivitäten geplant:<br />

• Die Schaffung von Sozialsprengeln bzw. eines Sozialverb<strong>und</strong>s<br />

(Burgenland <strong>und</strong> Oberösterreich).<br />

• Die Einrichtung von Koordinationszentren <strong>für</strong> Sozialstationen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Anbieter<br />

(Nie<strong>der</strong>österreich)<br />

• Die Schaffung von Sozialzentren im Nahraum mit Stützpunktsfunktion<br />

(Vorarlberg).<br />

Als ein langfristiges Ziel sahen mehrere B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> vor, ähnlich dem in Wien bereits eingeschlagenen<br />

Weg, <strong>Einrichtungen</strong> zu dezentralen, multifunktionalen Zentren weiterzuentwickeln.<br />

Diese sollen ein breites Spektrum an mobilen <strong>und</strong> im Idealfall auch stationären Leistungen<br />

selbst anbieten o<strong>der</strong> zumindest organisieren <strong>und</strong> überdies als Anlaufstelle <strong>für</strong> die Bevölkerung<br />

einerseits sowie <strong>für</strong> die Anbieter <strong>und</strong> die Verwaltung an<strong>der</strong>erseits fungieren.<br />

Seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne wurden in allen Län<strong>der</strong>n Maßnahmen<br />

zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> Dienstleistungen gesetzt, wobei diese - wie bereits<br />

die Planung - unterschiedlich weitreichend waren. Die Planungen wurden weitgehend<br />

realisiert, wobei in einigen Län<strong>der</strong>n aber auch an<strong>der</strong>e bzw. zusätzliche Aktivitäten durchgeführt<br />

wurden. Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zielrichtung <strong>und</strong> Vorgangsweise bei <strong>der</strong> Etablierung <strong>und</strong><br />

Verbesserung von Koordination gibt es nur im Burgenland, wo die im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan<br />

vorgesehene Zielvorgabe, Sozialverbünde zu schaffen, nicht mehr verfolgt wird<br />

<strong>und</strong> demnach auch die Maßnahmenplanung <strong>und</strong> -umsetzung verän<strong>der</strong>t wurde.<br />

Im Folgenden werden die seit <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne erfolgten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Koordinationsstrukturen dargestellt, wobei nach den Gesichtspunkten<br />

• <strong>der</strong> Weiterentwicklung bestehen<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schaffung neuer Sprengelmodelle sowie<br />

• <strong>der</strong> Weiterentwicklung an<strong>der</strong>er Koordinationsstrukturen<br />

differenziert wird.<br />

7.1 Entwicklung <strong>der</strong> Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

Schon vor <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne gab es Sprengelmodelle in<br />

Kärnten, Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich (in Form von Einzelprojekten), Tirol <strong>und</strong> Vorarlberg.<br />

Zwischenzeitlich sind auch im Burgenland, in Oberösterreich <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Steiermark Sozial-<br />

bzw. Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel installiert worden.<br />

Es gibt kaum vergleichbare Strukturen in Österreich: Die Sprengelmodelle unterscheiden<br />

sich in Hinblick auf ihr Aufgabenspektrum sowie in ihren Organisationsstrukturen. Die wesentlichsten<br />

Unterschiede bestehen darin,<br />

• ob die Sprengel selbst als Anbieter von Dienstleistungen auftreten bzw. ob diese ausschließlich<br />

auf Koordination <strong>und</strong> Beratung ausgerichtet sind, bzw.<br />

67


• ob eigene Organisationseinheiten mit eigenem Personal <strong>für</strong> diese Aufgaben geschaffen<br />

wurden, bzw. ob diese von bestehenden <strong>Einrichtungen</strong> übernommen werden (vgl. Tabelle<br />

7.1).<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> Sprengelmodelle zielt auf die Koordination von Dienstleistungen ab, wobei<br />

die operativen Aufgaben einer bestehenden Institution (Bezirksverwaltungsbehörde, Gemeinde)<br />

übertragen werden.<br />

Tabelle 7.1 Koordinationsstrukturen in Österreich - Struktur <strong>der</strong> Sozial-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

Organisation<br />

Eigene<br />

Organisationseinheiten<br />

Keine eigenen<br />

Organisationseinheiten<br />

68<br />

Vorrangiger Aufgabenbereich<br />

Angebot von mobilen <strong>Dienste</strong>n Koordination von Dienstleistungen<br />

• Sozial <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

Tirol<br />

• Sozialsprengel Vorarlberg<br />

• Sozialsprengel Oberösterreich<br />

• Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

Burgenland<br />

• Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

Kärnten<br />

• Sozialsprengel Nie<strong>der</strong>österreich<br />

• Integrierte Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

Steiermark<br />

Zur bisherigen <strong>und</strong> geplanten zukünftigen Entwicklung in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n (vgl.<br />

auch Tabelle 7.2 am Ende des Kapitels):<br />

• In Kärnten bestehen flächendeckend Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel auf Bezirksebene,<br />

die per Sozialhilfegesetz eingerichtet wurden. Die Sprengelfunktionen nimmt ein/e Mitarbeiter/in<br />

<strong>der</strong> Bezirksverwaltungsbehörde wahr, als Gremium <strong>für</strong> die Absprache von Koordination<br />

<strong>und</strong> Kooperation fungiert ein Fachbeirat. Im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan wurde<br />

eine Verbesserung <strong>der</strong> Informationsflüsse zwischen den Sprengeln sowie zwischen<br />

Sprengeln <strong>und</strong> Land angestrebt, dies wurde teilweise erreicht: Durch informelle Gesprächsr<strong>und</strong>en<br />

konnte eine intensivere Vernetzung <strong>der</strong> Sprengel <strong>und</strong> die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Informationskultur erzielt werden. Zusätzlich wurden Einzelmaßnahmen durchgeführt<br />

(z. B. Hilfe <strong>für</strong> pflegende Angehörige, Erstellung von Pflegeverlegeberichten zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Information zwischen intra- <strong>und</strong> extramuraler Versorgung). Die ebenfalls vorgesehene<br />

EDV-Vernetzung zwischen Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengeln, Anbietern <strong>und</strong><br />

Land steht noch aus; diese ist weiterhin geplant.<br />

Zusätzlich zur Verbesserung <strong>der</strong> technischen Infrastruktur ist eine Professionalisierung<br />

<strong>und</strong> inhaltliche Weiterentwicklung <strong>der</strong> Sprengelstruktur vorgesehen. Geplant sind die Fort-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> Koordinatoren <strong>der</strong> Sprengel, <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Bürgerbeteiligung in<br />

den Sprengeln durch <strong>der</strong>en Integration in den Fachbeirat <strong>und</strong> die Evaluierung <strong>der</strong> Strukturen<br />

in Hinblick auf Angebot <strong>und</strong> Koordination von Dienstleistungen.


• In Nie<strong>der</strong>österreich besteht eine ähnliche Struktur wie in Kärnten: Die Sozialsprengel entsprechen<br />

den Bezirken, <strong>und</strong> sie wurden per Sozialhilfegesetz eingerichtet. Ziel ist die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Kooperation <strong>der</strong> mobilen, teilstationären <strong>und</strong> stationären Dienstleistungen<br />

auf Ebene <strong>der</strong> Bezirke. Die Umsetzung <strong>der</strong> Aufgaben erfolgt durch die Bezirksverwaltungsbehörde,<br />

Koordinationsgremium ist <strong>der</strong> Sozialbeirat. Im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan<br />

war die Beibehaltung dieser Struktur vorgesehen. Zusätzlich sollte aber ein Koordinationszentrum<br />

<strong>für</strong> Sozialstationen eingerichtet werden, das operative Aufgaben wie die<br />

Sicherung <strong>der</strong> Kontinuität <strong>der</strong> Betreuung <strong>und</strong> reibungsloser Informationsflüsse zwischen<br />

Anbietern, die Information <strong>und</strong> Beratung <strong>für</strong> die Bevölkerung <strong>und</strong> die Deckung von Angebotslücken<br />

wahrnimmt. Diese Überlegung wurde in Nie<strong>der</strong>österreich nicht weiter verfolgt.<br />

Durch den <strong>Ausbau</strong> regionaler Organisationsstrukturen bei den Anbietern mobiler <strong>Dienste</strong><br />

haben sich aus <strong>der</strong> Sicht des Landes die Abläufe bereits verbessert. Zukünftig ist eine<br />

Evaluierung dieser Strukturen <strong>und</strong> eine darauf aufbauende Weiterentwicklung <strong>der</strong> Strukturen<br />

vorgesehen. Die Vernetzung zwischen mobilen <strong>Dienste</strong>n <strong>und</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen<br />

wäre etwa aus <strong>der</strong>zeitiger Sicht zu verbessern. Konkrete Maßnahmen sind noch<br />

nicht geplant.<br />

• In Oberösterreich gab es zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung des Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplanes<br />

einzelne Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel (Linz, Wels), die ursprünglich als Pilotprojekte<br />

eingerichtet worden waren. Als landesweite Strategie war vorgesehen, flächendeckend<br />

multifunktionale Sozialzentren in Sozialsprengeln einzurichten, die regionale Versorgungsverantwortung<br />

übernehmen, Einsatzstellen mobiler <strong>Dienste</strong> sind <strong>und</strong> sowohl teilstationäre<br />

als auch stationäre Versorgung (Kurzzeit- <strong>und</strong> Langzeitpflege) anbieten. Diese<br />

Strategie ist in etwa jenen von Vorarlberg <strong>und</strong> Wien vergleichbar (siehe unten).<br />

Die ersten Schritte zur Umsetzung dieser Vorhaben wurden gesetzt: Die Einrichtung von<br />

Sozialsprengeln <strong>und</strong> -zentren wurde 1999 per Sozialhilfegesetz rechtlich verankert. In den<br />

Sozialsprengeln sind mittlerweile 65 Sozialberatungsstellen in Betrieb - dies entspricht einem<br />

<strong>Ausbau</strong>grad von 75 Prozent -, die von <strong>der</strong> Bevölkerung wie von relevanten Akteuren<br />

im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialbereich akzeptiert werden. Zukünftig sollen die Sozialberatungsstellen<br />

zum einen flächendeckend ausgebaut werden, zum an<strong>der</strong>en soll auch <strong>der</strong>en<br />

Aufgabenbereich ausgeweitet werden. Ziel ist, dass die Sozialberatungsstellen zukünftig<br />

auch Steuerungsfunktionen übernehmen, das heißt, Case- <strong>und</strong> Care-Management, Aufgaben<br />

wahrnehmen sollen. Dieses Vorhaben wird <strong>der</strong>zeit einem intensiven Diskussionsprozess<br />

unterzogen. Als weitere Koordinationsstruktur wurden Fachbeiräte auf Ebene <strong>der</strong><br />

Sozialhilfeverbände eingerichtet. Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Sozialberatungsstellen in<br />

Richtung von multifunktionalen Sozialzentren in unmittelbarer Zukunft ist nicht geplant.<br />

• In <strong>der</strong> Steiermark wurden ebenfalls flächendeckend per Sozialhilfegesetz Integrierte Sozial-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel vorgesehen, wobei es sich um Zusammenschlüsse von<br />

Gemeinden handelt. Die Sprengel sollen die Leistungserbringung organisatorisch vernetzen<br />

<strong>und</strong> eine koordinierte, flächendeckende Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung sicherstellen. Es<br />

gibt jedoch keine explizite Aufgabenbeschreibung <strong>und</strong> auch keine eigenen Strukturen <strong>für</strong><br />

<strong>der</strong>en Umsetzung, son<strong>der</strong>n die Aufgaben werden von den beteiligten Gemeinden erbracht.<br />

Die Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel werden <strong>der</strong>zeit als unterschiedlich effektiv<br />

wahrgenommen, wobei dies vom Engagement <strong>der</strong> beteiligten Personen abhängig ist.<br />

69


70<br />

Wie in Kärnten war auch in <strong>der</strong> Steiermark die Verbesserung <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsstrukturen<br />

vorgesehen. So wurde etwa ein Arbeitskreis zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

„Schnittstelle Krankenhausentlassung“ durchgeführt; es liegen jedoch keine Informationen<br />

darüber vor, welche Ergebnisse erzielt wurden, bzw. ob <strong>und</strong> welche zukünftigen Maßnahmen<br />

zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Sprengel geplant sind. Ein möglicher Ansatzpunkt besteht<br />

darin, die Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel in die Finanzierung <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong><br />

einzubinden <strong>und</strong> damit eine bessere Steuerung <strong>der</strong> Angebotsentwicklung zu erreichen.<br />

Die Sprengel könnten zukünftig die Trägerorganisationen beauftragen, bestimmte Kontingente<br />

an St<strong>und</strong>en zu erbringen, <strong>und</strong> damit direkten Einfluss auf das Angebot in den Regionen<br />

nehmen. Eine Festlegung des Landes auf diese eventuelle zukünftige Funktion <strong>der</strong><br />

Sprengel ist jedoch noch nicht erfolgt.<br />

• Bereits langjährig bestehen flächendeckend Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel in Tirol, die<br />

nicht als Koordinationseinrichtungen, son<strong>der</strong>n als Anbieter von Dienstleistungen agieren.<br />

Die Sprengel decken den größten Teil <strong>der</strong> mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen <strong>Dienste</strong> in<br />

Tirol ab, agieren darüber hinaus als Informations- <strong>und</strong> Beratungseinrichtungen <strong>für</strong> die Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> leisten Unterstützung <strong>für</strong> pflegende Angehörige. Die Koordination von<br />

<strong>Dienste</strong>n <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> war kein expliziter Bestandteil des Aufgabenbereiches <strong>der</strong><br />

Sprengel bzw. wurde von diesen in Abhängigkeit vom Aufgabenverständnis <strong>der</strong> Geschäftsführungen<br />

wahrgenommen. Die Pläne zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

bezogen sich vorrangig auf die Professionalisierung <strong>der</strong> Strukturen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch die Qualifizierung <strong>der</strong> Geschäftsführungen <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Informationsflüsse,<br />

sowie auf die Ausweitung des Aufgabenverständnisses <strong>der</strong> Sprengel.<br />

Eine Reihe konkreter Maßnahmen war geplant (z. B. Entwicklung einer Dokumentation,<br />

Fortbildungen <strong>für</strong> die Geschäftsführer/innen, Herausgabe eines R<strong>und</strong>briefes, Durchführung<br />

eines Pilotprojektes zur Organisation des Informationsflusses über elektronische<br />

Medien, Einführung von Sozialarbeit im Bezirkskrankenhaus).<br />

Die Struktur <strong>der</strong> Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel ist in Tirol nach wie vor unangefochten,<br />

ebenso das Ziel <strong>der</strong> Qualitätsverbesserung. Nach wie vor steht die Funktion als Anbieter<br />

von Dienstleistungen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, in Hinblick auf die Koordinationsaufgaben wurden<br />

keine gezielten Aktivitäten gesetzt. Ziel war die Professionalisierung <strong>und</strong> Verbesserung<br />

des Leistungsangebotes, z. B. durch Einsatz einer Pflegedienstleitung bei allen Anbietern<br />

von mobilen <strong>Dienste</strong>n <strong>und</strong> damit auch in jedem Sprengel, Schulung <strong>der</strong> Anlaufstellen, Erstellung<br />

einer Broschüre, Aktivitäten zur Unterstützung <strong>und</strong> Entlastung <strong>der</strong> pflegenden<br />

Angehörigen <strong>und</strong> die Einführung eines EDV-unterstützten Dokumentationssystems. Aus<br />

<strong>der</strong> Sicht des Landes hat sich die Qualität <strong>der</strong> Sprengel in Hinblick auf ihre Funktion als<br />

Anbieter von Dienstleistungen sowie als Anlauf- <strong>und</strong> Informationsstelle deutlich gesteigert.<br />

Ein wesentlicher Motor da<strong>für</strong> sind die regelmäßig durchgeführten Organisationsanalysen,<br />

bei denen die Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> überprüft <strong>und</strong> mit den Verantwortlichen<br />

besprochen werden. Die Ziele <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Strukturen sind im<br />

Wesentlichen unverän<strong>der</strong>t: Weitere Professionalisierung, unter an<strong>der</strong>em durch die Schaffung<br />

größerer Sprengel, <strong>und</strong> Entschärfung <strong>der</strong> Schnittstellenproblematik, insbeson<strong>der</strong>e<br />

zwischen Krankenanstalten <strong>und</strong> mobilen <strong>Dienste</strong>n. Konkrete Maßnahmen stehen <strong>der</strong>zeit<br />

nicht fest.


• In Vorarlberg bestehen ebenfalls bereits langjährig Sozialsprengel, wobei sich <strong>der</strong>en<br />

Funktionen <strong>und</strong> Aufgaben, in Abhängigkeit von den beteiligten Gemeinden, unterschiedlich<br />

ausgeformt haben. Sie treten sowohl als Anbieter von Dienstleistungen mit eigenen<br />

Einsatzstellen - die durchaus nicht nur auf <strong>pflegebedürftige</strong> Personen beschränkt sein<br />

können - als auch als Strukturen ohne festgelegte Funktionen <strong>und</strong> eigene <strong>Einrichtungen</strong><br />

auf. Auch in Vorarlberg wurden als Ziele <strong>der</strong> Weiterentwicklung die Verbesserung des<br />

Schnittstellenmanagements vor Ort, insbeson<strong>der</strong>e zwischen stationärem <strong>und</strong> mobilem Bereich,<br />

aber auch innerhalb des mobilen Bereiches, definiert. Vorgesehen war eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Organisationsstrukturen: Im Nahraum bestehen Sozialzentren, die Anlaufstelle<br />

<strong>für</strong> die Bevölkerung sind <strong>und</strong> eine Stützpunktfunktion übernehmen, wobei diese vorrangig<br />

bei Pflegeheimen angesiedelt sind. Diese Strategie entspricht somit auch dem in Oberösterreich<br />

angestrebten <strong>und</strong> in Wien begangenen Weg, Dienstleistungen örtlich <strong>und</strong> organisatorisch<br />

zu integrieren, das heißt, dezentrale <strong>und</strong> multifunktionale <strong>Einrichtungen</strong> zu<br />

schaffen.<br />

Diese Strategie, die 1997 auch in einer Novelle des Sozialhilfegesetzes festgeschrieben<br />

wurde, wird in Vorarlberg weiterhin verfolgt: Der laufende <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> regionalen Sozialzentren<br />

wird als kontinuierlicher Prozess verstanden, <strong>der</strong> zukünftig weiterlaufen soll. Die<br />

bisherigen Erfahrungen zeigen, dass dadurch sowohl die Infrastruktur als auch die Koordination<br />

<strong>der</strong> Dienstleistungen laufend verbessert werden. Als zusätzliche <strong>und</strong> unterstützende<br />

Struktur gibt es auf Landesebene die Plattform „Pflegenetz“, an <strong>der</strong> die sektoralen<br />

sozialen <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> Pflegedienste beteiligt sind.<br />

7.2 Entwicklung an<strong>der</strong>er Koordinationsstrukturen<br />

In Burgenland, Salzburg <strong>und</strong> in Wien werden an<strong>der</strong>e Wege zur Verbesserung <strong>der</strong> Koordination<br />

<strong>der</strong> Dienstleistungen <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> Personen beschritten, wobei diese aber - wie<br />

im Wesentlichen auch die jeweiligen Ausformungen <strong>der</strong> Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel -<br />

nicht vergleichbar sind. Diese inkludieren die Implementierung bewährter Strukturen (z. B.<br />

Überleitungs- bzw. Übergangspflege in Burgenland <strong>und</strong> in Salzburg), die Einrichtung von<br />

Plattformen als Ort <strong>für</strong> Abstimmung <strong>und</strong> Kooperationsvereinbarungen (Burgenland, Wien) bis<br />

hin zur Schaffung bzw. den <strong>Ausbau</strong> eigener <strong>Einrichtungen</strong> (z. B. Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitszentren<br />

in Wien).<br />

• Im Burgenland war vorgesehen, zur Verbesserung <strong>der</strong> Koordination neue Strukturen zu<br />

schaffen: Zum einen war geplant, auf Ebene <strong>der</strong> Bezirke Sozialsprengel (Sozialverbände)<br />

<strong>und</strong> Sozialstützpunkte einzurichten <strong>und</strong> das Modell „Organisierte soziale Dorferneuerung“<br />

(Netz von Informations- <strong>und</strong> Hilfemöglichkeiten auf Gemeindeebene) umzusetzen. Zum<br />

an<strong>der</strong>en sollten über eine Arbeitsgemeinschaft Hauskrankenpflege das Angebot an<br />

Dienstleistungen sowie Teamarbeit <strong>und</strong> Arbeitsteilung von Anbietern <strong>und</strong> Berufsgruppen<br />

verbessert werden. Letzteres Vorhaben wurde umgesetzt: Die 1997 gegründete „ARGE<br />

Hauskrankenpflege <strong>und</strong> soziale <strong>Dienste</strong>“ fungiert als Plattform <strong>für</strong> regelmäßige Kontakte<br />

zwischen den Anbietern. Sie ist unbestritten, ihre Effektivität ist aus <strong>der</strong> Sicht des Landes<br />

aber noch verbesserungswürdig. Über diese Aktivitäten hinaus wurden zusätzliche Maßnahmen<br />

gesetzt sowie die Strategien verän<strong>der</strong>t. So wurde in zwei Bezirken (Eisenstadt<br />

71


72<br />

<strong>und</strong> Oberwart) eine Pflegeüberleitung eingerichtet, die als beispielgebend <strong>für</strong> das gesamte<br />

B<strong>und</strong>esland wahrgenommen werden. Es gibt darüber hinaus zwischenzeitlich per Definition<br />

Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel auf Ebene <strong>der</strong> Sanitätsgemeinden <strong>und</strong> -sprengel,<br />

diese haben jedoch keine Funktion in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Koordination <strong>der</strong> <strong>Dienste</strong>.<br />

Zukünftig geplant ist die Fortführung <strong>der</strong> eingeschlagenen Strategien, das heißt die flächendeckende<br />

Einrichtung <strong>der</strong> Überleitungspflege inklusive <strong>der</strong> Evaluierung ihrer Effekte<br />

<strong>und</strong> die Intensivierung <strong>der</strong> Absprachen zwischen den Anbietern, zum einen durch mo<strong>der</strong>ierte<br />

Verb<strong>und</strong>konferenzen aller Anbieter auf Bezirksebene, die zu einer Verbesserung<br />

von Kooperation, Koordination <strong>und</strong> Kommunikation beitragen sollen, <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en<br />

durch die stärkere Gewichtung <strong>der</strong> ARGE. Eine in die Steuerung <strong>der</strong> Angebotsentwicklung<br />

hineinreichende Maßnahme, die auch in an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n bereits umgesetzt<br />

o<strong>der</strong> angedacht wird, ist <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> von Case Management durch Erstbesuche von <strong>pflegebedürftige</strong>n<br />

Personen durch diplomierte Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegepersonen.<br />

• In Salzburg werden Koordinationsleistungen als Teil des Aufgabenbereiches <strong>der</strong> Anbieter<br />

<strong>der</strong> <strong>Dienste</strong> angesehen; eigene bzw. zusätzliche Strukturen sind daher verzichtbar. Im<br />

Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan war vorgesehen, diese Strategie weiterhin zu verfolgen:<br />

Zusätzlich dazu sollten Vereinbarungen zwischen Anbietern von Dienstleistungen über die<br />

sachliche <strong>und</strong> örtliche Abgrenzung des Leistungsangebotes getroffen <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

zwischen mobilen <strong>Dienste</strong>n <strong>und</strong> stationären Pflegeeinrichtungen, vor allem in<br />

Hinblick auf die Organisation von Kurzzeitpflege, verbessert werden.<br />

Zur Regelung des reibungslosen Übergangs zwischen stationärer Akutversorgung <strong>und</strong><br />

Betreuung zu Hause - <strong>der</strong> in den meisten Län<strong>der</strong>n als zentrales Problem in Zusammenhang<br />

mit dem Schnittstellenmanagement angesehen wird - wurde zwischenzeitlich das<br />

Projekt <strong>der</strong> Übergangspflege entwickelt <strong>und</strong> flächendeckend umgesetzt. Die Übergangspflegepersonen<br />

übernehmen Patienten mit voraussichtlichem Bedarf nach Weiterbetreuung<br />

zu Hause noch während des Krankenhausaufenthaltes, führen die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

pflegerischen Maßnahmen zu Hause <strong>für</strong> einen begrenzten Zeitraum durch <strong>und</strong> organisieren<br />

die weiterhin erfor<strong>der</strong>lichen Dienstleistungen. Dies umfasst zwei Zielsetzungen, <strong>und</strong><br />

zwar sowohl die Verhin<strong>der</strong>ung einer allfälligen Betreuungslücke zwischen Entlassung aus<br />

dem Krankenhaus <strong>und</strong> Betreuung zu Hause (wie etwa während des Wochenendes) als<br />

auch die Vermeidung einer allfälligen Überversorgung jener Patienten, die nur kurzfristig<br />

häusliche Betreuung brauchen. Die Struktur <strong>der</strong> Übergangspflege (in an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

auch als „Überleitungspflege“ bezeichnet) erfüllt damit nicht nur eine Koordinations-<br />

son<strong>der</strong>n auch eine Steuerungsfunktion <strong>für</strong> die Inanspruchnahme von Dienstleistungen.<br />

Die Koordination <strong>der</strong> Dienstleistungen wird in Salzburg damit <strong>der</strong>zeit als zufriedenstellend<br />

eingelöst wahrgenommen. Es sind demnach <strong>der</strong>zeit keine weiteren Maßnahmen vorgesehen.<br />

• Die in Wien angewandte Strategie zur Verbesserung <strong>der</strong> Koordination besteht in <strong>der</strong> örtlichen<br />

<strong>und</strong> organisatorischen Zusammenführung unterschiedlicher Dienstleistungen im<br />

Rahmen von Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialzentren (GSZ). Diese sind <strong>für</strong> das flächendeckende<br />

Betreuungsangebot in einer definierten Region (ein o<strong>der</strong> mehrere Bezirke) zuständig <strong>und</strong><br />

bündeln ein breites Angebot an Dienstleistungen an einem Ort, teilweise auch unter einer<br />

Leitung. Sie fungieren überdies als Informations- <strong>und</strong> Beratungsstellen <strong>für</strong> die Bevölke-


ung <strong>und</strong> als Anlaufstellen <strong>für</strong> Anbieter <strong>und</strong> Verwaltung. Im Wiener Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan<br />

wurden keine Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Koordinationsstrukturen<br />

festgehalten.<br />

Dessen ungeachtet wurden zwischenzeitlich die Koordinationsstrukturen einerseits inhaltlich<br />

weiterentwickelt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits um zusätzliche Formen ergänzt. Es wurden zwei<br />

weitere GSZ geschaffen; mit mittlerweile sieben Zentren besteht diese Struktur nahezu<br />

flächendeckend. Das Aufgabenverständnis <strong>der</strong> GSZ wurde ausgeweitet, wobei zielgruppenorientierte<br />

Informations- <strong>und</strong> Beratungsangebote, die auch präventive Wirkungen haben<br />

sollen, betont werden. Weiters werden interdisziplinäre Herangehensweisen bei Beratung,<br />

Bedarfsfeststellung usw. angestrebt. Weiters werden Aktivitäten zur Verbesserung<br />

des Schnittstellenmanagements zwischen stationärer Versorgung <strong>und</strong> mobilen <strong>Dienste</strong>n<br />

gesetzt. Diese beinhalten etwa Kooperationsübereinkommen mit den regionalen städtischen<br />

<strong>und</strong> privaten Spitälern (umfassen z. B. regelmäßige Besprechungen, die Standardisierung<br />

<strong>der</strong> Betreuungsübernahme <strong>und</strong> -übergabe, die Konkretisierung von Kompetenz-<br />

<strong>und</strong> Verantwortungsbereichen), die Weiterentwicklung von Pflegekonsiliardiensten in<br />

städtischen Krankenanstalten sowie die Einrichtung von Servicestellen mit interdisziplinärem<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Konsiliarangebot im Krankenhaus, die als Außenstellen <strong>der</strong> GSZ agieren.<br />

Es wurde auch die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en regionalen Partnern in- <strong>und</strong> außerhalb<br />

des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialbereiches (wie etwa Sozialversicherungsträger, nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Ärzten, Apotheken, Behörden, Gerichte usw.) intensiviert. Für die zukünftige<br />

Weiterentwicklung wurden keine neuen bzw. verän<strong>der</strong>ten Strategien festgelegt.<br />

Tabelle 7.2: Koordinationsstrukturen in Österreich - Ausgangslage im Jahr 2002<br />

<strong>und</strong> künftige Strategien<br />

B<strong>und</strong>esland Iststand 2002<br />

Burgenland �Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

auf Ebene von Gemeinden <strong>und</strong><br />

Sanitätssprengeln<br />

�ARGE Hauskrankenpflege auf Landesebene<br />

B<strong>und</strong>esland Iststand 2002<br />

Kärnten Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

(flächendeckend; Bezirksebene)<br />

Geplante<br />

Weiterentwicklung<br />

�Flächendeckend Überleitungspflege<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Evaluierung<br />

�Intensivierung <strong>der</strong> Absprachen zwischen<br />

Anbietern (Verb<strong>und</strong>skonferenzen,<br />

ARGE Hauskrankenpflege)<br />

�<strong>Ausbau</strong> von Case Management<br />

Geplante<br />

Weiterentwicklung<br />

�Verbesserung <strong>der</strong> technischen Ausstattung<br />

(EDV-Vernetzung)<br />

�Professionalisierung <strong>der</strong> Sprengel<br />

(Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung Koordinatoren)<br />

�Inhaltliche Weiterentwicklung (Bürgerbeteiligung<br />

stärken)<br />

73


74<br />

Tabelle 7.2/Fortsetzung<br />

Nie<strong>der</strong>österreich Sozialsprengel<br />

(flächendeckend; Bezirksebene)<br />

Oberösterreich �Sozialsprengel (flächendeckend)<br />

�Sozialberatungsstellen im <strong>Ausbau</strong>grad<br />

von 75 Prozent<br />

Salzburg Flächendeckend Übergangspflege -<br />

Steiermark Integrierte Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

(flächendeckend; Gemeinden<br />

o<strong>der</strong> Gemeindeverbände)<br />

Tirol Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel<br />

(flächendeckend; eine o<strong>der</strong> mehrere<br />

Gemeinden)<br />

Vorarlberg �Multifunktionale Sozialzentren<br />

�Sozialsprengel (weitgehend flächendeckend;<br />

eine o<strong>der</strong> mehrere<br />

Gemeinden); dazu Koordination<br />

durch Anbieter selbst sowie durch<br />

Gemeinden<br />

Wien Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialzentren mit<br />

räumlicher <strong>und</strong> organisatorischer Integration<br />

von <strong>Dienste</strong>n <strong>und</strong> regionaler<br />

Versorgungsverantwortung, nahezu<br />

flächendeckend<br />

BEP = Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, - = keine Angabe<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

7.3 Zusammenfassung<br />

�Evaluierung <strong>der</strong> Struktur<br />

�Verbesserung Vernetzung mobiler<br />

<strong>und</strong> stationärer Pflegebereich<br />

�Flächendeckend Sozialberatungsstellen<br />

mit Case- <strong>und</strong> Care Mangagement-Funktionen<br />

Allenfalls Übernahme von Steuerungsfunktionen<br />

durch Einbindung in die Finanzierung<br />

�Weitere Professionalisierung (größere<br />

Sprengel)<br />

�Entschärfung Schnittstellenproblematik<br />

mobiler <strong>und</strong> stationärer Bereich<br />

Flächendeckend multifunktionale Sozialzentren<br />

mit Anlaufstellen- <strong>und</strong> Stützpunktfunktion<br />

Die Zwischenbilanz über die Entwicklung <strong>der</strong> Koordinationsstrukturen in Österreich seit Erstellung<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne führt zusammenfassend zu folgenden Ergebnissen:<br />

• In allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurden Aktivitäten zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Koordinationsstrukturen<br />

gesetzt, wobei diese, teilweise entsprechend den Plänen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, unterschiedlich<br />

tiefgreifend waren.<br />

• Die beschrittenen Wege sind je nach Land unterschiedlich: Im Wesentlichen lassen sich<br />

die Strategien <strong>und</strong> Strukturen nicht vergleichen, abgesehen von einer ähnlichen Herangehensweise<br />

in Kärnten <strong>und</strong> Nie<strong>der</strong>österreich sowie in Vorarlberg <strong>und</strong> Wien.<br />

-


• Es gibt in sieben B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssprengel, wobei diese aber in<br />

<strong>der</strong> Regel nicht als effektive Mittel zur Koordination wahrgenommen o<strong>der</strong> genützt werden.<br />

Diese liegen, ausgehend von den bisherigen Aktivitäten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, offenbar vorrangig in<br />

auf spezifische Koordinationsaufgaben ausgerichteten Strukturen wie Übergangspflege,<br />

Vereinbarung von Standards <strong>für</strong> die Betreuungsübernahme <strong>und</strong> -übergabe <strong>und</strong> Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Informationsflüsse.<br />

• Sofern dies aus den geplanten Maßnahmen abgeleitet werden kann, liegen die wichtigsten<br />

Defizite in <strong>der</strong> Kooperation <strong>und</strong> Koordination <strong>der</strong> Anbieter<br />

− im Informationsaustausch <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Organisation verbindlicher Vereinbarungen zwischen<br />

Leistungserbringern, etwa in Hinblick auf Aufgabendefinitionen, sowohl innerhalb<br />

des mobilen als auch zwischen mobilem <strong>und</strong> stationärem Bereich,<br />

− in <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> nahtlosen Betreuungsübernahme <strong>und</strong> -übergabe zwischen Krankenhaus<br />

<strong>und</strong> mobilen <strong>Dienste</strong>n,<br />

− in <strong>der</strong> Effektivität <strong>der</strong> bestehenden Koordinationsstrukturen selbst <strong>und</strong><br />

− in <strong>der</strong> Treffsicherheit <strong>der</strong> eingesetzten Leistungen.<br />

• Der weitere <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Koordination <strong>und</strong> Kooperation wird vielfach als erfor<strong>der</strong>lich angesehen,<br />

wobei <strong>der</strong> nahtlose Anschluss mobiler an stationäre Versorgung nach wie vor als<br />

zentraler Problembereich wahrgenommen wird. Konkrete Maßnahmenplanungen <strong>für</strong> die<br />

Zukunft bestehen in <strong>der</strong> Regel nicht bzw. wurden von den Län<strong>der</strong>n nicht bekanntgegeben.<br />

• Soweit Informationen dazu vorliegen, konzentrieren sich die in den nächsten Jahren vorgesehenen<br />

Aktivitäten auf drei Aspekte:<br />

− Professionalisierung <strong>der</strong> Arbeitsweisen durch Einsatz mo<strong>der</strong>ner Informationstechnologien<br />

ebenso wie durch Qualifikation <strong>der</strong> verantwortlichen Personen.<br />

− Weiterentwicklung fachlicher Aspekte wie inhaltlicher Zielrichtungen an neue Standards,<br />

wie z. B. Bereitstellung interdisziplinärer Problemlösungen.<br />

− Verstärkter Einsatz von Steuerungsmaßnahmen <strong>für</strong> das Angebot <strong>und</strong> die Inanspruchnahme<br />

von Dienstleistungen, etwa über die Einführung o<strong>der</strong> Verstärkung von Case- <strong>und</strong><br />

Care-Management <strong>und</strong> über die Finanzierung <strong>der</strong> Leistungen.<br />

75


8 Entwicklung im Altenbereich -<br />

Zusammenfassung<br />

Auf Basis <strong>der</strong> vorliegenden Daten kann folgende Zwischenbilanz über die Entwicklung des<br />

Leistungsangebotes <strong>für</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> alte <strong>Menschen</strong> in Österreich seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungspläne gezogen werden:<br />

• Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Entwicklung des Angebotes lag österreichweit auf <strong>der</strong> Schaffung<br />

zusätzlicher Angebote im Bereich <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong>. Das Personalangebot hat sich beträchtlich<br />

ausgeweitet, <strong>und</strong> zwar sowohl in Hinblick auf die Anzahl <strong>der</strong> eingesetzten vollzeitbeschäftigten<br />

Personen als auch auf die Versorgungsdichte. Derzeit sind mit r<strong>und</strong><br />

7.810 eingesetzten Vollzeitäquivalenten um etwa 50 Prozent mehr tätig als noch Mitte <strong>der</strong><br />

neunziger Jahre (ohne Zuwachs in Wien). Den <strong>pflegebedürftige</strong>n <strong>Menschen</strong> steht somit<br />

<strong>der</strong>zeit ein größeres Angebot an mobilen pflegerischen <strong>und</strong> sozialen Dienstleistungen als<br />

in den Jahren 1995/96/97 zur Verfügung.<br />

• Die Entwicklung im Bereich <strong>der</strong> stationären Langzeitpflege <strong>und</strong> -betreuung war weniger<br />

von einem Zuwachs an Plätzen als von einer - bereits vor Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungspläne begonnenen - Umstrukturierung des Angebotes gekennzeichnet. Gegenüber<br />

Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre gibt es <strong>der</strong>zeit um 2.800 Heimplätze bzw. um vier Prozent<br />

mehr, durch die Zunahme alter <strong>Menschen</strong> an <strong>der</strong> Bevölkerung ist die Versorgungsdichte<br />

österreichweit jedoch gesunken (Iststand 1995/96/97 64.800 Heimplätze). Erhöht<br />

hat sich jedoch das Angebot an Pflegeplätzen, während jenes an Wohnplätzen - die zu<br />

Pflegeplätzen umgewidmet werden - zurückgegangen ist. Mit Stand 31.12.2002 gab es in<br />

Österreich r<strong>und</strong> 67.600 Heimplätze, das entspricht einer Versorgungsdichte von 116 Plätzen<br />

pro 1.000 Einwohner im Alter von 75 Jahren <strong>und</strong> darüber (davon 14.630 Wohnplätze<br />

<strong>und</strong> 53.000 Pflegeplätze).<br />

• Dieser Trend wird sich, sofern die Weiterentwicklung des Angebotes den Planungen folgt,<br />

zukünftig fortsetzen: Das Angebot im mobilen Bereich sowie im stationären Pflegebereich<br />

wird sich erhöhen, jenes im Wohnbereich abnehmen.<br />

• Auffallend sind die weiterhin bestehenden Unterschiede in <strong>der</strong> Versorgungsdichte zwischen<br />

den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, die vor allem im Bereich <strong>der</strong> mobilen <strong>Dienste</strong> beträchtlich sind.<br />

Die Entwicklung in den letzten Jahren hat zwar zu einer gewissen Angleichung geführt,<br />

nach wie vor gibt es jedoch beträchtliche Unterschiede im Leistungsangebot zwischen<br />

den Län<strong>der</strong>n, die wohl nicht allein auf die jeweilige Nachfrage in den Län<strong>der</strong>n zurückgehen.<br />

Tendenziell hat sich das Angebot in gut versorgten Län<strong>der</strong>n stärker entwickelt als in<br />

geringer versorgten. Etablierte Traditionen werden daher offenbar fortgeführt bzw. fallen<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung des Angebots stärker ins Gewicht als auf sozialplanerischen Überlegungen<br />

basierende Steuerungsmaßnahmen.<br />

• In den mobilen <strong>Dienste</strong>n sowie in Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen sind zusammengefasst r<strong>und</strong><br />

29.000 Personen (berechnet in Vollzeitäquivalenten) tätig. Die Entwicklung <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre war in beiden Bereichen sowohl durch eine Zunahme des Personals als auch durch<br />

eine Höherqualifizierung gekennzeichnet: Sowohl im mobilen als auch im stationären Be-<br />

76


eich hat sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> diplomierten Pflegepersonen sowie <strong>der</strong> Alten-/Pflegehelfer/innen<br />

bzw. Altenfachbetreuer/innen erhöht, jener <strong>der</strong> Heimhilfe bzw. des Hilfspersonals<br />

ist gesunken. Das Vorhaben, die Betreuungsqualität zu heben <strong>und</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an intensive Pflege durch die Zunahme hochaltriger <strong>Menschen</strong> zu entsprechen, wurden<br />

somit umgesetzt.<br />

• Erhöht hat sich auch das Angebot an teilstationären <strong>Dienste</strong>n sowie an Kurzzeitpflege. Im<br />

Bereich <strong>der</strong> Kurzzeitpflege ist ein weiterer <strong>Ausbau</strong> in den nächsten Jahren vorgesehen.<br />

Kein österreichweit vorrangiges Ziel ist dagegen die Aufstockung von teilstationären Plätzen.<br />

Auch <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> des betreuten Wohnens ist österreichweit kein explizit genanntes<br />

Entwicklungsziel in den kommenden Jahren.<br />

• Die in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>für</strong> das Jahr 2010 angestellten Bedarfsberechnungen<br />

wurden sowohl im mobilen als auch im stationären Bereich bereits eingeholt.<br />

Diese haben sich somit nicht als realistische Zielvorgaben, zumindest <strong>für</strong> eine längerfristige<br />

Planung, erwiesen. Dies bestärkt die For<strong>der</strong>ung nach einer kontinuierlichen Anpassung<br />

<strong>der</strong> Planung an die Bedarfsentwicklung, aber auch nach einer verstärkten Steuerung<br />

dieser Entwicklung auf <strong>der</strong> Basis von Zielvorgaben.<br />

77


<strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong><br />

<strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong>


9 Tagesbetreuung<br />

<strong>Einrichtungen</strong> zur Tagesbetreuung zielen auf die Beschäftigung <strong>und</strong> sinnvolle Strukturierung<br />

des Alltags von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen ab. Diese sollen in ihrer Entwicklung in<br />

Richtung erhöhter Selbstständigkeit unterstützt <strong>und</strong> im Idealfall in den offenen Arbeitsbereich<br />

eingeglie<strong>der</strong>t werden. Durch die Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

in den Bereichen <strong>der</strong> Arbeit, <strong>der</strong> sozialen Integration, <strong>der</strong> Selbsthilfe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freizeit werden<br />

sowohl technisch-handwerkliche als auch soziale <strong>und</strong> lebenspraktische Kompetenzen erworben<br />

<strong>und</strong> weiterentwickelt. <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen sollen einer Beschäftigung,<br />

wenn möglich in normalen Arbeitszusammenhängen, nachgehen können. Dadurch soll ihre<br />

Lebensqualität erhöht <strong>und</strong> ihnen die Möglichkeit geboten werden, am gesellschaftlichen Leben<br />

teilzunehmen.<br />

Erfor<strong>der</strong>lich da<strong>für</strong> ist ein abgestuftes <strong>und</strong> differenziertes Leistungsangebot in den <strong>Einrichtungen</strong>,<br />

das den individuellen Möglichkeiten <strong>und</strong> Bedürfnissen von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen<br />

gerecht werden kann <strong>und</strong> ihnen einen Entwicklungsprozess ermöglicht, auch wenn<br />

dieser auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung begrenzt sein kann.<br />

Zielgruppe von <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung sind <strong>Menschen</strong>, <strong>der</strong>en körperlicher, geistiger<br />

o<strong>der</strong> seelischer Zustand den Zugang zu einer beruflichen Ausbildung o<strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung<br />

erschwert o<strong>der</strong> unmöglich macht, <strong>und</strong> die den Anfor<strong>der</strong>ungen einer geschützten Arbeit<br />

(noch) nicht gewachsen sind, o<strong>der</strong> die <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Pflege bedürfen.<br />

In <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung in Österreich werden drei unterschiedliche Zielgruppen<br />

betreut, <strong>und</strong> zwar<br />

• <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen,<br />

• <strong>Menschen</strong> mit schwersten Einschränkungen mit speziellem Betreuungs-<br />

<strong>und</strong> Pflegebedarf sowie<br />

• <strong>Menschen</strong> mit psychischen Einschränkungen.<br />

Während die ersten beiden Zielgruppen in vielen Fällen gemeinsam in einer Einrichtung -<br />

wenn auch in <strong>der</strong> Regel in unterschiedlichen Gruppen - betreut werden, wird in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

zwischen <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen<br />

<strong>und</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit psychischen Einschränkungen unterschieden. <strong>Einrichtungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>für</strong> letztere wurden nur vereinzelt in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

näher behandelt; auch weil davon ausgegangen wird, dass <strong>der</strong>en Betreuungsangebote<br />

Gegenstand eigener Pläne sein sollten (Psychiatriepläne). In den Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplänen lagen somit vergleichbare Daten über Tagesbetreuungseinrichtungen<br />

<strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen vor, diese wurden auch in <strong>der</strong><br />

zusammenfassenden Übersicht über diese Pläne behandelt. Die vorliegende Darstellung<br />

konzentriert sich daher auf die Entwicklung <strong>der</strong> Leistungsangebote <strong>für</strong> diese Zielgruppen.<br />

Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen benötigen<br />

ein an den individuellen Bedürfnissen <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Betroffenen orientiertes<br />

80


Beschäftigungs- <strong>und</strong> Therapieangebot (physikalische Therapie, Logopädie, Ergotherapie<br />

usw.), das<br />

• sozialpädagogische För<strong>der</strong>ung, sozial-kreative Beschäftigung <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />

im offenen Arbeitsbereich umfasst <strong>und</strong> das<br />

• auf die För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Erhaltung sozialer Beziehungen, sensomotorischer <strong>und</strong> lebenspraktischer<br />

Fähigkeiten bis hin zur Erreichung des Arbeitnehmerstatus abzielt.<br />

Als begleitende Angebote gibt es in <strong>der</strong> Regel einen Fahrtendienst, welcher die Klientinnen<br />

<strong>und</strong> Klienten von ihrem Wohnplatz zur Tageseinrichtung <strong>und</strong> zurück bringt. Weiters gibt es<br />

zumeist zusätzliche therapeutische Angebote, pflegerische <strong>Dienste</strong> <strong>und</strong> fachbegleitende<br />

<strong>Dienste</strong> (wie Sozialberatung, psychologische Unterstützung usw.).<br />

Von <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung im hier definierten Sinn sind zwei Leistungsangebote<br />

zu unterscheiden, die teilweise ebenfalls Planungsgegenstand in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> waren, zu denen jedoch keine österreichweiten Daten vorliegen:<br />

• <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> beruflichen Einglie<strong>der</strong>ung bzw. Fachwerkstätten, Arbeitstraining, Arbeitserprobung<br />

o<strong>der</strong> Anlehre.<br />

• Geschützte Arbeitsplätze mit Kollektivvertrag, entwe<strong>der</strong> in geschützten Werkstätten bzw.<br />

in sozioökonomischen Betrieben o<strong>der</strong> am freien Arbeitsmarkt, <strong>und</strong> Arbeitsassistenz.<br />

Diese Angebote sind daher we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> österreichweiten Übersicht über die Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> noch in <strong>der</strong> Zwischenbilanz erfasst. Ausnahme sind die Daten<br />

aus <strong>der</strong> Steiermark, die auch <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> beruflichen Einglie<strong>der</strong>ung beinhalten.<br />

In den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> wurden <strong>für</strong> die Tagesbetreuung geistig<br />

o<strong>der</strong> mehrfach beeinträchtigter <strong>Menschen</strong> zusammengefasst vier Problembereiche <strong>und</strong> Entwicklungserfor<strong>der</strong>nisse<br />

festgehalten:<br />

1. Zu geringes Angebot an Plätzen<br />

Alle B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> legten fest, dass die Anzahl an Tagesbetreuungsplätzen in den nächsten<br />

Jahren zu erhöhen sei. Dies gilt auch dann, wenn das Angebot zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung<br />

des Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplanes bedarfsgerecht war, da von einer Zunahme<br />

<strong>der</strong> Anzahl von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen auszugehen ist.<br />

2. Regionale Versorgungsunterschiede<br />

In einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurde eine unterschiedliche regionale Versorgungsdichte,<br />

bezogen auf Bezirke, festgestellt. Diese sollte ausgeglichen werden, um das Ziel einer<br />

wohnortnahen <strong>und</strong> flächendeckenden Versorgung zu erreichen, das heißt, <strong>Menschen</strong> mit<br />

Einschränkungen sollen möglichst in <strong>der</strong> Nähe ihres Wohnortes eine Tageseinrichtung<br />

besuchen können <strong>und</strong> nicht in an<strong>der</strong>e Bezirke übersiedeln bzw. lange Fahrten auf sich<br />

nehmen müssen.<br />

3. Anpassung des Angebotes an spezifische Zielgruppen <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />

Das Angebot an Tagesbetreuung muss entsprechend den unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen differenziert sein. Dies wurde als noch nicht aus-<br />

81


82<br />

reichend umgesetzt wahrgenommen. Lücken wurden vorrangig bei <strong>der</strong> Betreuung von<br />

<strong>Menschen</strong> mit schwersten Einschränkungen, älterer <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong> mit<br />

Beeinträchtigungen sowie bei speziellen Zielgruppen festgestellt, wie z. B. <strong>Menschen</strong>, die<br />

erst im Erwachsenenalter behin<strong>der</strong>t wurden, <strong>Menschen</strong> mit psychischen Einschränkungen<br />

<strong>und</strong> schwer rehabilitierbaren <strong>Menschen</strong> o<strong>der</strong> jüngeren körperbehin<strong>der</strong>ten Personen.<br />

4. Qualifikation des Personals<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Qualifikation des Personals wurden zwei Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

definiert: Sicherung einer spezifischen Ausbildung <strong>für</strong> alle im Behin<strong>der</strong>tenbereich tätigen<br />

Personen, wobei diese österreichweit nach einheitlichen Richtlinien erfolgen sollte, <strong>und</strong><br />

Qualifizierung des Personals in Hinblick auf die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung von<br />

<strong>Menschen</strong> mit schwersten Einschränkungen <strong>und</strong> alter <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen.<br />

Ausgehend von diesen Entwicklungserfor<strong>der</strong>nissen wurden von den Län<strong>der</strong>n Maßnahmen<br />

<strong>für</strong> den Zeitraum bis zum Jahr 2010 festgelegt, wobei die Planung in Abhängigkeit vom B<strong>und</strong>esland<br />

unterschiedlich konkret ausfiel. Mit Ausnahme von Oberösterreich war gemeinsamer<br />

Tenor, dass es keine Festlegungen auf quantitative <strong>Ausbau</strong>ziele gab: Da die Berechnung<br />

des quantitativen Bedarfs bzw. <strong>der</strong> Nachfrage nach Plätzen in <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenbetreuung<br />

vor noch größeren Schwierigkeiten steht, als es im Altenbereich schon <strong>der</strong> Fall<br />

ist, wurden nur von fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Aussagen über den quantitativen Bedarf getroffen.<br />

Alle gingen aber davon aus, dass es sich dabei nicht um verbindliche Vorgaben, son<strong>der</strong>n um<br />

Rahmenrichtwerte handelt, die anhand <strong>der</strong> praktischen Erfahrungen mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Nachfrage modifiziert werden sollten. In Oberösterreich erfolgte eine Festlegung auf einen<br />

quantitativen Bedarf, allerdings wurden die Bedarfskennzahlen in späterer Folge durch eine<br />

zentrale Datenbank von Voranmeldungen ersetzt <strong>und</strong> die <strong>Ausbau</strong>ziele entsprechend adaptiert.<br />

In Kärnten gibt es noch keine Planung <strong>der</strong> Weiterentwicklung des Behin<strong>der</strong>tenbereiches. Der<br />

Kärntner Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan sowie dessen Aktualisierung <strong>und</strong> Fortschreibung<br />

behandelt nur den Bereich <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Dienste</strong> <strong>für</strong> alte <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong>.<br />

Ein eigener Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong> wird <strong>der</strong>zeit erstellt.<br />

Zusammengefasst wurden von den Län<strong>der</strong>n <strong>für</strong> den Zeitraum bis zum Jahr 2010 vier Maßnahmenprogramme<br />

als erfor<strong>der</strong>lich angesehen:<br />

1. <strong>Ausbau</strong> an Plätzen entsprechend <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Nachfrage, wobei insbeson<strong>der</strong>e<br />

Plätze <strong>für</strong> schwerstbehin<strong>der</strong>te <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong> geschaffen <strong>und</strong><br />

regionale Unterschiede ausgeglichen werden sollten.<br />

2. Anpassung des Leistungsangebotes an die Bedürfnisse älterer <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen.<br />

3. Erhöhung <strong>der</strong> Durchlässigkeit <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung zum Arbeitsmarkt<br />

bzw. zu geschützten Werkstätten.<br />

4. Sicherung <strong>der</strong> Qualität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong>.


9.1 Iststand <strong>und</strong> Entwicklung seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

Der Iststand <strong>der</strong> Angebote an Tagesbetreuung <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen in Österreich <strong>und</strong> seine Entwicklung seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre kann<br />

anhand von drei Gesichtspunkten beschrieben werden:<br />

• Quantität des Angebotes<br />

• Struktur des Angebotes<br />

• Qualität des Angebotes<br />

Quantität des Angebotes<br />

Mit Stand 31.12.2002 gab es in Österreich 384 <strong>Einrichtungen</strong> zur Tagesbetreuung von <strong>Menschen</strong><br />

mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen mit insgesamt 13.550 Plätzen (Daten<br />

ohne Kärnten; vgl. Tabelle 9.1) 6 . Dies entspricht einer Versorgungsdichte von 18,1 Plätzen<br />

pro 10.000 Einwohner in Österreich (berechnet ohne Kärnten).<br />

Das Angebot in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ist österreichweit relativ ausgeglichen (in den Daten von<br />

Salzburg, das in <strong>der</strong> Tabelle ein unterdurchschnittliches Versorgungsangebot aufweist, sind<br />

Tagesbetreuungsplätze als Teil eines Gesamtangebotes nicht enthalten). Bereits zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne gab es - an<strong>der</strong>s als im Bereich <strong>der</strong><br />

Dienstleistungen <strong>für</strong> alte <strong>Menschen</strong> - keine massiven Unterschiede zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n.<br />

Durch die Entwicklung <strong>der</strong> letzten Jahre haben sich diese weiter verringert, das<br />

heißt, es gibt österreichweit ein relativ einheitliches Angebot an Tagesbetreuung <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong><br />

mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen (vgl. Tabelle 9.1). Es ist allerdings<br />

möglich, dass den Daten keine einheitliche Definition <strong>der</strong> einbezogenen Einrichtungstypen<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt, also die Zahlen nicht vollständig miteinan<strong>der</strong> verglichen werden können. So<br />

sind etwa in den steiermärkischen Zahlen - wie bereits im Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan -<br />

auch <strong>Einrichtungen</strong> zur beruflichen Einglie<strong>der</strong>ung mit enthalten, die Leistungen <strong>für</strong> die Zielgruppe<br />

psychisch kranker <strong>Menschen</strong> erbringen.<br />

Das Angebot hat sich seit <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne deutlich ausgeweitet:<br />

In den Jahren 1995 bzw. 1996 (nur die Kärntner Daten stammen aus 1999) gab es<br />

österreichweit 10.222 Plätze. Das Angebot an Tagesbetreuung hat sich somit um 3.329 Plätze<br />

bzw. um 33 Prozent erhöht. Die Versorgungsdichte, ausgedrückt in <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Plätze<br />

bezogen auf 10.000 Einwohner, betrug damals 12,7 Plätze <strong>und</strong> ist damit um 5,4 Plätze im<br />

Jahr 2002 angestiegen. Auch die Anzahl <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> hat sich deutlich erhöht: Gab es<br />

Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre 247 <strong>Einrichtungen</strong> (ohne Salzburg), so sind es mittlerweile um<br />

zumindest 134 mehr (Daten ohne Vorarlberg <strong>und</strong> Kärnten).<br />

__________<br />

6 Die Daten <strong>für</strong> das B<strong>und</strong>esland Tirol beziehen sich auf das Jahr 2001.<br />

83


Tabelle 9.1: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen -Iststand an <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätzen <strong>und</strong> Zuwachs<br />

seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

84<br />

Anzahl <strong>Einrichtungen</strong><br />

Iststand 2002 Zuwächse 1<br />

Anzahl Plätze Anzahl <strong>Einrichtungen</strong><br />

absolut absolut pro 10.000<br />

EW 2<br />

Anzahl Plätze<br />

absolut absolut pro 10.000<br />

EW 2<br />

Burgenland 22 494 17,8 7 241 8,0<br />

Kärnten - - - - - -<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 55 2.665 17,2 3 563 3,3<br />

Oberösterreich 44 2.427 17,6 19 528 4,0<br />

Salzburg 3 21 713 13,8 21 96 1,6<br />

Steiermark 4 99 2.235 18,9 53 1.027 8,9<br />

Tirol 5 59 1.220 18,1 37 541 7,8<br />

Vorarlberg - 727 20,7 - 185 4,9<br />

Wien 79 3.070 19,8 22 695 5,0<br />

Österreich 384 13.551 6 18,1 6 137 7 3.329 6 5,4 6<br />

EW = Einwohner gesamt, - = keine Angabe<br />

1<br />

Bezugsjahre: Burgenland, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Wien: 1995; Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich, Steiermark,<br />

Wien: 1996; Kärnten: 1999<br />

2<br />

Basis: Statistik Austria, Volkszählung 2001<br />

3<br />

ohne Tagesbetreuungsplätze als Teil eines Gesamtangebotes<br />

4<br />

Daten beziehen sich auf 1.1.2001 <strong>und</strong> beziehen sich auf inklusive <strong>Einrichtungen</strong> <strong>für</strong> berufliche Einglie<strong>der</strong>ung<br />

sowie Plätze <strong>für</strong> psychisch Kranke.<br />

5<br />

Daten beziehen sich auf 31.12.2001. Ohne 254 integrierte Wohn- <strong>und</strong> Tagesbetreuungsplätze (bei Wohnplätzen<br />

gezählt).<br />

6<br />

ohne Kärnten<br />

6<br />

ohne Vorarlberg <strong>und</strong> Kärnten<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Die Zuwächse im Angebot fielen, entsprechend <strong>der</strong> unterschiedlichen Ausgangsposition <strong>und</strong><br />

dem jetzt vorhandenen weitgehend ausgeglichenen Angebot, unterschiedlich hoch aus. Diese<br />

liegen zwischen 15 Prozent in Salzburg <strong>und</strong> 95 Prozent im Burgenland, wo sich das Angebot<br />

fast verdoppelt hat.<br />

Festzuhalten ist, dass die von den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

vorgesehene quantitative Weiterentwicklung des Angebotes bis zum Jahr 2010 - soweit<br />

Richtgrößen festgehalten wurden - nicht nur bereits verwirklicht, son<strong>der</strong>n vielfach sogar bei<br />

weitem überschritten wurde. So wurden etwa im Burgenland 241 anstatt 160 Plätzen, in<br />

Oberösterreich 528 anstelle von 248 <strong>und</strong> in Wien 695 anstelle von 170 Plätzen geschaffen.<br />

In <strong>der</strong> Steiermark <strong>und</strong> in Tirol wurde das <strong>für</strong> 2010 prognostizierte Versorgungsniveau bereits<br />

im Jahr 2002 erreicht. Auch wenn gegebenenfalls unterschiedliche Definitionen <strong>der</strong> Dienst-


leistungen verwendet wurden (z. B. Berücksichtigung <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> zur beruflichen Einglie<strong>der</strong>ung),<br />

so zeigt dies, dass Bedarfsberechnungen - wie im Bereich <strong>der</strong> Leistungen <strong>für</strong> alte<br />

<strong>Menschen</strong> - keine zuverlässigen Aussagen über die voraussichtliche Weiterentwicklung<br />

des Angebotes ermöglichen. Es wird daher in einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n angestrebt, eine laufende<br />

<strong>und</strong> kurzfristige Planung des <strong>Ausbau</strong>s auf Basis regelmäßiger Erhebungen relevanter<br />

Indikatoren durchzuführen (vgl. Kapitel 1).<br />

Der <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuungsangebote ging mit <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> regionalen Ausgewogenheit<br />

- etwa im Burgenland, Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> Oberösterreich - einher. In Nie<strong>der</strong>österreich<br />

wurde mit dem <strong>Ausbau</strong> auch die Einhaltung von Qualitätskriterien verb<strong>und</strong>en, indem<br />

bei neuen <strong>Einrichtungen</strong> auf die Einhaltung von Richtgrößen <strong>für</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Plätze<br />

geachtet wurde. In Oberösterreich wurden anhand <strong>der</strong> definierten Qualitätsstandards unter<br />

an<strong>der</strong>em die maximale Obergrenzen <strong>für</strong> die Kapazitäten von Werkstätten (32 Plätze) festgelegt.<br />

Abbildung 9.1: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - Plätze pro 10.000 Einwohner im Jahr 2002 <strong>und</strong><br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

(ohne Kärnten, gereiht)<br />

Vorarlberg<br />

Wien<br />

Steiermark<br />

Tirol<br />

Österreich<br />

Burgenland<br />

Oberösterreich<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Salzburg<br />

Kärnten<br />

0,0<br />

10,0<br />

9,7<br />

10,3<br />

9,8<br />

12,7<br />

13,6<br />

13,9<br />

13,8<br />

12,2<br />

14,8<br />

15,8<br />

17,8<br />

17,6<br />

17,2<br />

18,1<br />

18,1<br />

18,9<br />

19,8<br />

20,7<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

Plätze pro 10.000 Einwohner<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Struktur des Angebotes<br />

2002<br />

1995/96/99<br />

In vielen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wurde die Differenzierung des Leistungsangebotes in den Tagesbetreuungseinrichtungen<br />

entsprechend den Bedürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen an-<br />

85


gestrebt, wobei vorrangig Defizite in den Angeboten <strong>für</strong> alte <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> <strong>Menschen</strong> mit<br />

schwersten Einschränkungen gesehen wurden. Soweit Informationen dazu vorliegen, wurde<br />

das Angebot österreichweit entsprechend den im B<strong>und</strong>esland wahrgenommenen Problemlagen<br />

weiter differenziert.<br />

Insgesamt lassen sich folgende Schwerpunkte zusammenfassen:<br />

• Schaffung von Angeboten <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit schwersten Einschränkungen (z. B. Burgenland,<br />

Salzburg, Wien).<br />

• Verstärkung von Arbeits- <strong>und</strong> Qualifizierungsprojekten (Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich,<br />

Wien).<br />

• Information <strong>und</strong> Beratung <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen: Mit <strong>der</strong> Neufassung des<br />

Oberösterreichischen Sozialhilfegesetzes 1998 wurde auch die Schaffung von Sozialberatungsstellen<br />

gesetzlich festgelegt. Wesentlichstes Ziel dieser Sozialberatungsstellen ist<br />

es, den Zugang <strong>für</strong> alle <strong>Menschen</strong>, die einen Hilfebedarf aufweisen, zu sozialer Hilfe zu<br />

erleichtern.<br />

• Einrichtung einer Krisenstation <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen Einschränkungen mit massiven<br />

Problemkonstellationen (Nie<strong>der</strong>österreich).<br />

• <strong>Ausbau</strong> zusätzlicher Dienstleistungen zur Tagesbetreuung (familienentlastende Pflege in<br />

Vorarlberg)<br />

Qualität des Angebotes<br />

Die Differenzierung des Leistungsangebotes entsprechend unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

ist bereits ein zentraler Indikator <strong>für</strong> die Qualität des Angebotes. Weitere relevante Kriterien<br />

sind die Anzahl <strong>und</strong> Qualifikation des Personals sowie die Durchführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen.<br />

In beiden Bereichen wurden von den Län<strong>der</strong>n Maßnahmen gesetzt, wobei<br />

die Qualität in Bezug auf das Personal weitgehend als zufriedenstellend wahrgenommen<br />

wird, die Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung von Qualitätssicherungsmaßnahmen jedoch noch<br />

weitgehend im Gange ist.<br />

In fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n wird darauf hingewiesen, dass eine Höherqualifizierung <strong>der</strong> Mitarbeiter/innen<br />

in den Behin<strong>der</strong>teneinrichtungen erreicht worden ist, zum einen durch berufsbegleitende<br />

Ausbildungen, zum an<strong>der</strong>en durch die Beschäftigung von Personen mit einschlägigen<br />

Ausbildungen. Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> einheitlichen Regelung <strong>der</strong> Ausbildung des Personals im<br />

Behin<strong>der</strong>tenbereich (<strong>und</strong> im Altenbereich) wird durch die <strong>der</strong>zeit in Erarbeitung befindliche<br />

Vereinbarung zwischen B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n über Sozialbetreuungsberufe erfüllt werden. Diese<br />

sieht zukünftig vier Berufe vor, <strong>und</strong> zwar jene <strong>der</strong> Fach-Sozialbetreuer/innen sowie <strong>der</strong><br />

Diplom-Sozialbetreuer/innen <strong>für</strong> Behin<strong>der</strong>tenarbeit <strong>und</strong> Behin<strong>der</strong>tenbegleitung, wobei sich<br />

diese in Hinblick auf ihre Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen voneinan<strong>der</strong> unterscheiden (z. B. ist<br />

die Pflegehelferkompetenz in die Fach- <strong>und</strong> Diplom-Sozialbetreuer/innen Behin<strong>der</strong>tenarbeit<br />

inkludiert).<br />

Neben <strong>der</strong> Höherqualifizierung des Personals sind Aktivitäten zur Implementierung von Qualitätssicherung<br />

in den <strong>Einrichtungen</strong> bereits im Gange (Oberösterreich, Tirol <strong>und</strong> Wien) bzw.<br />

angedacht (Steiermark). Dies umfasst die Definition von Qualitätskriterien <strong>und</strong> Leistungs-<br />

86


standards, die in Leistungsverträge mit den <strong>Einrichtungen</strong> aufgenommen werden können<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Einhaltung damit an die Finanzierung geknüpft wird. In Salzburg findet eine kontinuierliche<br />

fachliche Weiterentwicklung <strong>der</strong> Leistungen in einem partnerschaftlichen Planungsprozess<br />

unter Einbindung <strong>der</strong> Anbieter statt das heißt, die Definition von Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Leistungen bewirkt gleichzeitig eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Qualität im Feld<br />

(Qualitätsstandards sind bereits Inhalt <strong>der</strong> Leistungsverträge mit den Anbietern).<br />

Es gibt in einigen Län<strong>der</strong>n Schlüssel <strong>für</strong> die personelle Ausstattung <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong>, wobei<br />

betont wird, dass diese keine starren Vorgaben sind, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Personaleinsatz an die jeweilige<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Klientel einer Einrichtung angepasst werden müssen. Trotzdem<br />

sind die Personalschlüssel nicht vergleichbar: Die Bandbreiten reichen von einem Verhältnis<br />

von einer Betreuungsperson zu einem behin<strong>der</strong>ten <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen<br />

(schwerstbehin<strong>der</strong>te Personen) bis zu einem Schlüssel von einer/einem Betreuer/in zu zwölf<br />

betreuten Personen (vgl. Tabelle 9.2). Im Durchschnitt wird bei Personen mit schweren Einschränkungen<br />

von einem Schlüssel von einer Betreuungsperson zu drei Behin<strong>der</strong>ten ausgegangen,<br />

wobei dieser in Oberösterreich sogar bei einem Verhältnis von eins zu eins liegen<br />

kann. Auch am oberen Ende <strong>der</strong> Skala gibt es Unterschiede, wobei Wien mit dem Schlüssel<br />

von einer Betreuungsperson auf zwölf Betreute einen deutlich geringeren Personaleinsatz<br />

ermöglicht als an<strong>der</strong>e B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>.<br />

Tabelle 9.2: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - Personschlüssel<br />

B<strong>und</strong>esland Personalschlüssel Betreuer/in pro Anzahl Personen<br />

mit Einschränkungen<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 1 : 4 bis 1 : 8<br />

Oberösterreich 1 : 1, 1 : 3, 1 : 6<br />

Salzburg 1 : 7 (Personen mit schwersten Einschränkungen zählen doppelt)<br />

Vorarlberg 1 : 3,25 (durchschnittlich)<br />

Wien 1 : 3 bis 1 : 12<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

9.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Versorgungsstruktur<br />

Quantitative Weiterentwicklung<br />

Wie eingangs erwähnt, ist die Ermittlung des zukünftigen Bedarfs an Plätzen im Bereich <strong>der</strong><br />

Dienstleistungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen mit noch größeren Schwierigkeiten<br />

verb<strong>und</strong>en als im Altenbereich. So ist etwa die Nachfrage nach Tagesbetreuung vom Erfolg<br />

von Maßnahmen zur Integration von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen in den Arbeitsmarkt<br />

87


abhängig. Demnach haben sich auch die von einzelnen Län<strong>der</strong>n in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

getroffenen Festlegungen nicht bewährt. Es besteht daher die Auffassung,<br />

Bedarfszahlen nicht als unverän<strong>der</strong>liche Fixgrößen anzusehen <strong>und</strong> den Bedarf nur <strong>für</strong> kurzfristige<br />

Zeiträume zu ermitteln.<br />

Generelles Ziel ist, das Angebot auf wechselnde <strong>und</strong> regional wie zielgruppenspezifische<br />

Nachfragesituationen abzustellen. Die Bedarfsberechnung kann daher nicht (allein) anhand<br />

von Richtwerten, son<strong>der</strong>n muss auf empirischer Basis erfolgen. Herangehensweisen dazu<br />

sind Erhebungen bzw. die Sammlung entsprechen<strong>der</strong> administrativer Daten. So wurde in<br />

Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> Salzburg die Bedarfssituation von Schulabgängern ermittelt; in Salzburg<br />

ist vorgesehen, diese künftig jährlich durchzuführen. In Oberösterreich besteht eine Datenbank,<br />

die den Großteil <strong>der</strong> <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen erfasst, die Maßnahmen erhalten,<br />

<strong>und</strong> die als Planungsgr<strong>und</strong>lage herangezogen wird. Der Aufbau einer solchen Datenbank<br />

ist auch in <strong>der</strong> Steiermark geplant.<br />

Insgesamt besteht aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bereits eine gute Versorgungssituation, wobei<br />

teilweise nach wie vor regionale Fehlbestände bestehen, die ausgeglichen werden sollen<br />

(Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich). Generelles Ziel ist, dass das Angebot in den nächsten<br />

Jahren entsprechend dem jeweiligen regionalen <strong>und</strong> zielgruppenspezifischen Bedarf ausgebaut<br />

werden soll. Fünf Län<strong>der</strong> haben den <strong>der</strong>zeit beabsichtigten quantitativen <strong>Ausbau</strong> an<br />

Plätzen angegeben (vgl. Tabelle 9.3). In diesen Län<strong>der</strong>n wird sich - sofern <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> den<br />

<strong>der</strong>zeitigen Planungen folgt - das Angebot in den nächsten Jahren um zumindest 1.500 Plätze<br />

erhöhen, das entspricht, bezogen auf diese Län<strong>der</strong>, einer Steigerung von r<strong>und</strong> 20 Prozent.<br />

Damit wird sich das Angebot in den kommenden Jahren nicht im gleichen Umfang erhöhen<br />

wie seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne (Zuwachs in diesen Län<strong>der</strong>n<br />

bisher r<strong>und</strong> 30 Prozent).<br />

Tabelle 9.3: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - geplanter Zuwachs <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Plätze<br />

Burgenland Schaffung von 27 Plätzen bis zum Jahr 2006<br />

Ziel im Jahr 2006: 521 Plätze<br />

Kärnten Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong> wird <strong>der</strong>zeit erstellt<br />

Nie<strong>der</strong>österreich • Schaffung von 65 Plätzen pro Jahr<br />

• Ziel im Jahr 2010: 3.200 Plätze (entspricht Schaffung von 525 Plätzen,<br />

Kennzahl: 3 Promille <strong>der</strong> 15- bis 59-Jährigen)<br />

Oberösterreich Ziel im Jahr 2010: 2.931 Plätze (entspricht Schaffung von 504 Plätzen)<br />

88<br />

Salzburg Schaffung von durchschnittlich 15 bis 20 Plätzen pro Jahr<br />

Steiermark <strong>Ausbau</strong>bedarf besteht, eine Quantifizierung ist nicht erfolgt<br />

Tirol Bedarfsermittlung <strong>für</strong> das Jahr 2010 ist im Gange<br />

Vorarlberg geringfügiger jährlicher <strong>Ausbau</strong> in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Nachfrage<br />

Wien • Schaffung von 20 bis 30 Plätzen pro Jahr<br />

• Ziel im Jahr 2010: 3.400 Plätze (entspricht Schaffung von 330 Plätzen;<br />

Richtwert: Anzahl <strong>der</strong> Wohnplätze plus 50 Prozent)<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen


Qualitative Weiterentwicklung<br />

Soweit Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Dienstleistungen im<br />

Bereich Tagesbetreuung formuliert wurden, sind diese mit den schon in den Bedarfs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsplänen festgehaltenen Vorhaben weitgehend deckungsgleich. Angestrebt werden<br />

- wenn es auch unterschiedliche Schwerpunkte in den Län<strong>der</strong>n gibt - im Wesentlichen<br />

vier Zielrichtungen (vgl. Tabelle 9.4):<br />

1. Weitere Differenzierung des Angebotes entsprechend den Bedürfnissen <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Gruppen von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen, wobei ein flexibles <strong>und</strong> einan<strong>der</strong><br />

ergänzendes Netz von Dienstleistungen angestrebt wird.<br />

2. Verstärkung von Angeboten zur Integration von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen in den<br />

Arbeitsmarkt bei gleichzeitiger Betonung <strong>der</strong> Durchlässigkeit dieser Angebote.<br />

3. Weitere Höherqualifizierung des Personals entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Betreuung (Angebot berufsbegleiten<strong>der</strong> Ausbildung sowie von Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsprogrammen).<br />

4. Entwicklung <strong>der</strong> Qualität durch (weitere) Erarbeitung von Leistungsstandards <strong>und</strong> Organisation<br />

<strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong> Anbieter mit den Vorgaben, unter an<strong>der</strong>em durch Einbindung<br />

in die Planung.<br />

Tabelle 9.4: Tageseinrichtungen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - geplante Weiterentwicklung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong><br />

Burgenland weitere Differenzierung des Angebotes nach Zielgruppen (geringer Behin<strong>der</strong>te,<br />

Schwer- <strong>und</strong> Mehrfachbehin<strong>der</strong>te)<br />

Kärnten Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong> wird <strong>der</strong>zeit erstellt<br />

Nie<strong>der</strong>österreich • weitere Differenzierung nach Zielgruppen<br />

• weitere Höherqualifizierung des Personals <strong>und</strong> Forcierung berufsbegleiten<strong>der</strong><br />

Ausbildung<br />

• Einhaltung <strong>der</strong> Richtgrößen bei neuen <strong>Einrichtungen</strong><br />

Oberösterreich • Umstellung <strong>der</strong> Finanzierung auf eine outputorientierte Finanzierung<br />

• Angebot neuer Beschäftigungsformen<br />

• Weiterverfolgung des Einsatzes höherqualifizierten Personals<br />

• Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Qualitätsstandards durch Träger <strong>und</strong> Personal<br />

Salzburg • weitere Differenzierung nach Zielgruppen<br />

• Erhöhung <strong>der</strong> Durchlässigkeit zum Arbeitsmarkt<br />

• weitere Höherqualifizierung des Personals (Weiterbildungsprogramm des<br />

Landes)<br />

• Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Qualitätsstandards durch Träger <strong>und</strong> Personal<br />

• fachliche Weiterentwicklung <strong>der</strong> Leistungen unter Einbindung <strong>der</strong> Anbieter<br />

Steiermark Trennung <strong>der</strong> Angebote Tagesbetreuung <strong>und</strong> Wohnen<br />

Tirol Bedarfsermittlung <strong>für</strong> das Jahr 2010 ist im Gange<br />

Vorarlberg keine Maßnahmen geplant<br />

Wien keine Maßnahmen geplant<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen<br />

89


9.3 Zusammenfassung<br />

Die Zwischenbilanz über die Entwicklung <strong>der</strong> Tagesbetreuung <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen<br />

o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen in Österreich führt zusammenfassend zu folgenden Ergebnissen:<br />

• Der Bereich <strong>der</strong> Tagesbetreuung von <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen hat sich seit Erstellung<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne beträchtlich weiterentwickelt: Derzeit gibt es österreichweit<br />

um r<strong>und</strong> ein Drittel mehr Plätze als noch Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre. Der <strong>für</strong><br />

das Jahr 2010 ermittelte Bedarf an Plätzen (dies ist in fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n erfolgt) ist bereits<br />

abgedeckt.<br />

• Die regionalen Unterschiede zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n haben sich weitgehend ausgeglichen,<br />

das heißt, es besteht eine österreichweit ähnliche Dichte an Tagesbetreuungsangeboten.<br />

In einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gibt es Unterschiede zwischen Bezirken, die in<br />

den kommenden Jahren ausgeglichen werden sollen.<br />

• Die geplanten Maßnahmen zur Differenzierung des Angebotes entsprechend unterschiedlicher<br />

Zielgruppen, wobei insbeson<strong>der</strong>e auf die Gruppe älterer <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong><br />

bzw. <strong>Menschen</strong> mit schwersten Beeinträchtigungen Bedacht genommen werden<br />

sollte, wurden weitgehend umgesetzt. Die Anpassung <strong>der</strong> Leistungen in den <strong>Einrichtungen</strong><br />

an die dort betreuten Personen ist aber auch weiterhin Zielsetzung beim zukünftigen<br />

<strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Strukturen.<br />

• Maßnahmen wurden auch im Bereich <strong>der</strong> Qualifikation des Personals gesetzt, die sich<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> - sowohl durch Bildungsmaßnahmen als auch durch Beschäftigung<br />

ausgebildeter Personen - deutlich verbessert hat. Die Höherqualifizierung des Personals<br />

entsprechend den fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung spezieller Zielgruppen<br />

ist auch in den kommenden Jahren vorgesehen.<br />

• Zielsetzung in Hinblick auf die Quantität ist die Sicherung eines Angebotes, das <strong>der</strong> regionalen<br />

zielgruppenspezifischen Nachfrage entspricht. Die Ermittlung dieser zukünftigen<br />

Nachfrage wird in einigen Län<strong>der</strong>n anhand regelmäßiger empirischer Erhebungen sowie<br />

auf Basis von administrativen Daten erfolgen. Generell wird festgehalten, dass eine Bedarfsermittlung<br />

auf Gr<strong>und</strong> von Kennzahlen kein adäquates Instrument <strong>für</strong> die Angebotsentwicklung<br />

darstellt.<br />

• Sofern <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> des Angebotes den Planungen folgt, wird sich die Anzahl an Tagesbetreuungsplätzen<br />

in den nächsten Jahren weiter beträchtlich erhöhen.<br />

• In Hinblick auf die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Qualität neben <strong>der</strong> weiteren Qualifizierung des<br />

Personals bestehen ähnliche Zielsetzungen wie Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre. Angestrebt<br />

werden nach wie vor<br />

- die weitere Differenzierung des Angebotes,<br />

- die Verstärkung von Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt,<br />

- die Sicherung <strong>der</strong> Durchlässigkeit <strong>der</strong> Dienstleistungen <strong>und</strong>, in einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n,<br />

- die Entwicklung <strong>und</strong> Vorgabe von Standards <strong>der</strong> Leistungen, allenfalls geknüpft an die<br />

Finanzierung.<br />

90


10 Betreute Wohnformen<br />

Der Bereich des betreuten Wohnens von <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen umfasst zwei nach<br />

<strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Betreuung unterschiedliche Angebotsformen, <strong>und</strong> zwar<br />

• vollbetreutes Wohnen <strong>und</strong><br />

• teilbetreutes bzw. mobil o<strong>der</strong> fallweise betreutes Wohnen.<br />

Beide Angebotsformen sollten in einer Region in einem Wohnverb<strong>und</strong>system angeboten<br />

werden, das heißt, die Angebote sollten aufeinan<strong>der</strong> abgestimmt <strong>und</strong> vernetzt sein, um die<br />

Durchlässigkeit zwischen den Betreuungsformen <strong>und</strong> nahtlose Übergänge zu ermöglichen.<br />

Ziel des vollbetreuten Wohnens ist es, <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen ein Zuhause anzubieten<br />

<strong>und</strong> ihnen zu ermöglichen, aus dem Elternhaus auszuziehen. Es wird sowohl die notwendige<br />

Betreuung als auch eine individuelle För<strong>der</strong>ung angeboten, die auf die Erhöhung ihrer<br />

Selbständigkeit <strong>und</strong>, falls möglich, auf die Übersiedlung in eine weniger betreute Wohnform<br />

abzielt. Vollbetreute Wohnformen sind keine Heime, son<strong>der</strong>n Wohnungen o<strong>der</strong> Häuser,<br />

in denen <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen in Wohngruppen <strong>und</strong> damit in familienähnlichen<br />

Strukturen leben.<br />

Als Übergangsform zwischen voll- <strong>und</strong> teilbetreutem Wohnen gibt es Trainingswohnungen,<br />

die zwar eine Vollzeit-Betreuung anbieten, in welchen die <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen<br />

aber gezielt auf eine teilbetreute Wohnform vorbereitet werden sollen. Der Aufenthalt in einer<br />

Trainingswohnung ist zeitlich befristet. Plätze in Trainingswohnungen werden in <strong>der</strong> Regel<br />

unter den vollbetreuten Wohnformen subsumiert.<br />

Teilbetreutes Wohnen soll ein möglichst hohes Maß an Selbstständigkeit ermöglichen. Es<br />

wird keine R<strong>und</strong>-um-die-Uhr-Betreuung, son<strong>der</strong>n es werden die dem jeweiligen Bedarf entsprechenden<br />

Hilfen angeboten, wobei auch eine sukzessive Verringerung <strong>der</strong> Leistungen<br />

vorgesehen sein kann. Das Betreuungsausmaß reicht von einigen St<strong>und</strong>en pro Tag bis hin<br />

zu fallweiser Betreuung. Die Wohnung kann sich entwe<strong>der</strong> im Besitz des <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen<br />

selbst befinden o<strong>der</strong> Teil eines Wohnverb<strong>und</strong>systems eines privaten o<strong>der</strong> öffentlichen<br />

Trägers sein.<br />

Ein geringeres Betreuungsausmaß <strong>für</strong> Personen mit Einschränkungen bieten mobile <strong>Dienste</strong>,<br />

die <strong>für</strong> allein o<strong>der</strong> im Familienverband lebende Personen erbracht werden können. Diese<br />

Betreuungsart unterscheiden sich insofern von teilbetreuten Wohnformen, als dass es sich<br />

dabei nicht um Institutionen handelt, son<strong>der</strong>n Dienstleistungen - wie bei den mobilen <strong>Dienste</strong>n<br />

<strong>für</strong> ältere <strong>Menschen</strong> - im Privathaushalt <strong>der</strong> <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen angeboten<br />

werden. Die mobile Betreuung kann wie bei älteren <strong>Menschen</strong> ein breites Spektrum von<br />

Dienstleistungen von Pflege bis zu Hilfestellung bei <strong>der</strong> persönlichen Lebensführung <strong>und</strong> Alltagsbewältigung<br />

umfassen.<br />

Eine Son<strong>der</strong>form des mobil betreuten Wohnens, die sich aber nicht in erster Linie auf die<br />

Zielgruppe <strong>der</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen richtet, ist die<br />

persönliche Assistenz. Diese Betreuungsform zielt darauf ab, <strong>Menschen</strong> mit Einschränkun-<br />

91


gen das ihrem Bedarf entsprechende Ausmaß an Dienstleistungen in <strong>der</strong>en Wohnung anzubieten.<br />

Die <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen treten dabei - entsprechend dem Gr<strong>und</strong>satz eines<br />

selbstbestimmten Lebens - als Experten in eigener Sache auf <strong>und</strong> schließen mit den<br />

Betreuungspersonen einen Vertrag über Umfang <strong>und</strong> Art <strong>der</strong> Betreuungsleistungen ab.<br />

Die Zielgruppen <strong>für</strong> voll- <strong>und</strong> teilbetreute Wohnformen unterscheiden sich nach dem Grad ihrer<br />

Fähigkeit zur selbstständigen Lebensführung:<br />

• Vollbetreute Wohnformen sind zum einen als Übergang <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> gedacht, die - z. B.<br />

aufgr<strong>und</strong> eines Unfalles - vorübergehend vollständig betreut werden müssen, aber nach<br />

einer Rehabilitation wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Lage sind, alleine zu wohnen. Zum an<strong>der</strong>en dienen sie<br />

<strong>der</strong> Betreuung von <strong>Menschen</strong> mit schweren Einschränkungen, die (noch) nicht in <strong>der</strong><br />

Lage sind, alleine bzw. in offenen Wohnformen zu leben, <strong>und</strong> auch nicht im Familienverband<br />

leben wollen o<strong>der</strong> können (z. B. weil die Eltern gestorben sind, weil diese bereits älter<br />

sind usw.).<br />

• Zielgruppe von teilbetreuten Wohnformen sind <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen, die einerseits<br />

keiner Vollzeitbetreuung bedürfen, an<strong>der</strong>erseits aber auch noch nicht in <strong>der</strong> Lage<br />

sind, völlig selbstständig - ob mit o<strong>der</strong> ohne mobile <strong>Dienste</strong> - zu leben.<br />

Die beiden Angebotsformen unterscheiden sich damit auch nach ihren Leistungen, wobei<br />

diese, entsprechend den Gr<strong>und</strong>sätzen einer bedürfnisorientierten Betreuung, in jedem Fall<br />

auf Bedarfsassessments <strong>und</strong> individuellen Zielkatalogen <strong>und</strong> Betreuungsplänen basieren<br />

sollen:<br />

• Im vollbetreuten Wohnen erfolgt die Betreuung r<strong>und</strong> um die Uhr <strong>und</strong> beinhaltet Leistungen<br />

wie umfassende individuelle För<strong>der</strong>ung zu größerer Selbstständigkeit <strong>und</strong> Selbstverantwortlichkeit<br />

durch lebenspraktisches Training (Verkehrserziehung, selbstständiges Besuchen<br />

von Theater, Kino usw.), Hilfe zur Körperpflege, Selbsthilfetraining <strong>und</strong> motorisches<br />

Training sowie Therapien. In den meisten Fällen sind die Bewohner tagsüber in einer beschäftigungstherapeutischen<br />

Einrichtung o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Tagesstätte beschäftigt.<br />

Daneben sollen in vollbetreuten Wohnformen aber auch Beschäftigung <strong>und</strong> tagesstrukturierende<br />

Aktivitäten <strong>für</strong> ältere <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen bzw. <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit<br />

schwersten Einschränkungen angeboten werden, die keine <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> Tagesbetreuung<br />

besuchen können.<br />

• Das Leistungsangebot des teilbetreuten Wohnens beinhaltet eine assistierende, stützende<br />

<strong>und</strong> trainierende Betreuung, die auf <strong>der</strong> Basis von individuellen Zielkatalogen durchgeführt<br />

wird. Darunter fallen Hilfestellungen bei <strong>der</strong> Haushaltsführung <strong>und</strong> Wohnungseinrichtung,<br />

bei Einkäufen <strong>und</strong> Amtswegen, bei <strong>der</strong> Geldeinteilung, bei <strong>der</strong> Planung von<br />

Terminen (wie z. B. Arzttermine) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontrolle ihrer Einhaltung, bei <strong>der</strong> Lösung von<br />

rechtlichen Problemen usw. Diese können täglich o<strong>der</strong> auch nur einmal wöchentlich <strong>und</strong><br />

seltener anfallen, je nach Unterstützungs- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ungsbedarf <strong>der</strong> Betreuten.<br />

In den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen wurden <strong>für</strong> den Bereich des voll- <strong>und</strong> teilbetreuten<br />

Wohnens von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen folgende Versorgungsdefizite <strong>und</strong> Entwicklungserfor<strong>der</strong>nisse<br />

identifiziert:<br />

92


1. In <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> wurde ein Mangel an Plätzen im Wohnbereich festgestellt,<br />

wobei <strong>der</strong> Nachholbedarf vielfach als höher angesehen wurde als bei <strong>der</strong> Tagesbetreuung.<br />

Defizite bzw. Entwicklungserfor<strong>der</strong>nisse bestanden dabei in zweierlei Hinsicht:<br />

• Der teilbetreute <strong>und</strong> mobil betreute Bereich war nur in Gr<strong>und</strong>zügen vorhanden <strong>und</strong><br />

schlecht ausgebaut, wobei große regionale Unterschiede, vor allem zwischen Stadt<br />

<strong>und</strong> Land, bestanden.<br />

• Es bestand Mangel an intensiv betreuten Wohnplätzen <strong>für</strong> die Zielgruppe von <strong>Menschen</strong><br />

mit schwersten Einschränkungen <strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong>. Diese lebten<br />

teilweise in <strong>Einrichtungen</strong> <strong>der</strong> stationären Altenversorgung <strong>und</strong> waren damit eindeutig<br />

nicht bedürfnisgerecht betreut.<br />

2. Durch den in Gang gesetzten Prozess <strong>der</strong> Ausglie<strong>der</strong>ung von <strong>Menschen</strong> mit geistigen<br />

o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen aus psychiatrischen Anstalten wurde zusätzlicher Bedarf<br />

an betreuten Wohnplätzen festgestellt, die die Reintegration dieser <strong>Menschen</strong> in<br />

normalisierte Lebenszusammenhänge ermöglichen. Darüber hinaus wurden vielfach Defizite<br />

in Angeboten <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit psychischen Einschränkungen <strong>und</strong> schwer rehabilitierbare<br />

Personen festgestellt.<br />

3. Die <strong>Einrichtungen</strong> sollten zukünftig, wie im Bereich <strong>der</strong> Tagesbetreuung auch, den Bedürfnissen<br />

älterer <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen entsprechen.<br />

4. Vielfach wurden - wenn auch nicht in allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n - regionale Unterschiede in <strong>der</strong><br />

Versorgungsdichte festgestellt, das heißt, es gab unter- <strong>und</strong> unversorgte Bezirke <strong>und</strong> in<br />

diesen zumindest keine wohnortnahen Betreuungsmöglichkeiten <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen.<br />

5. Teilweise wurden Defizite in <strong>der</strong> Qualifikation des Personals festgestellt, da - wie in <strong>der</strong><br />

Tagesbetreuung - ein relativ hoher Anteil <strong>der</strong> Beschäftigten über keine spezielle Ausbildung<br />

verfügte.<br />

6. Neben <strong>der</strong> zunehmenden Differenzierung des Angebotes im Hinblick auf unterschiedlichen<br />

Betreuungsbedarf wurde auch die gegenseitige Abstimmung <strong>und</strong> die Durchlässigkeit<br />

zwischen voll- <strong>und</strong> teilbetreuten Angeboten bzw. mobiler Betreuung als erfor<strong>der</strong>lich angesehen.<br />

Die Planungen im Behin<strong>der</strong>tenbereich sind kurzfristiger als jene im Altenbereich. Die Län<strong>der</strong><br />

haben daher in <strong>der</strong> Regel Vorhaben <strong>für</strong> die nächsten Jahre festgehalten, nicht aber <strong>für</strong> den<br />

gesamten Planungszeitraum bis zum Jahr 2010. Folgende Maßnahmen sollten aus <strong>der</strong> Sicht<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in den nächsten Jahren umgesetzt werden:<br />

• Flächendecken<strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> von betreuten Wohnplätzen <strong>und</strong> dabei Abbau regionaler Unterschiede<br />

sowie Schaffung von Wohnplätzen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit schwersten Einschränkungen<br />

<strong>und</strong> <strong>pflegebedürftige</strong> <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen <strong>und</strong> Erhöhung des Anteils<br />

von teilbetreuten Wohnplätzen.<br />

• <strong>Ausbau</strong> von mobilen <strong>Dienste</strong>n zur Betreuung von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen in ihren<br />

Wohnungen bzw. zur Unterstützung von Familien, bei denen Angehörige mit Einschränkungen<br />

wohnen.<br />

93


• Anpassung des Leistungsangebotes in den <strong>Einrichtungen</strong> an die Bedürfnisse älterer <strong>Menschen</strong><br />

mit Beeinträchtigungen.<br />

• Einführung <strong>und</strong> Festlegung qualitativer Standards.<br />

10.1 Iststand <strong>und</strong> Entwicklung seit Erstellung<br />

<strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

Der Iststand <strong>der</strong> Angebote an betreuten Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen in Österreich <strong>und</strong> seine Entwicklung seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre<br />

kann, analog zur Beschreibung <strong>der</strong> Tagesbetreuung, anhand von drei Gesichtspunkten dargestellt<br />

werden:<br />

• Quantität des Angebotes<br />

• Struktur des Angebots<br />

• Qualität des Angebotes<br />

Quantität <strong>und</strong> Struktur des Angebotes<br />

Mit Stand 31.12.2002 gab es in Österreich insgesamt r<strong>und</strong> 8.400 Plätze in 447 <strong>Einrichtungen</strong><br />

(Daten ohne Anzahl <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätze in Kärnten sowie ohne Anzahl teilbetreuter<br />

<strong>Einrichtungen</strong> in Wien). Dies entspricht einer Dichte von 11,3 Plätzen pro 10.000 Einwohner<br />

(berechnet ohne Kärnten, vgl. Tabelle 10.1). Von sechs B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n liegen Informationen<br />

zur Differenzierung zwischen voll- <strong>und</strong> teilbetreuten Plätzen vor: In diesen entfallen 71 Prozent<br />

<strong>der</strong> Plätze auf vollbetreutes Wohnen, 29 Prozent auf teilbetreute Wohnangebote. Damit<br />

hat sich <strong>der</strong> Anteil teilbetreuten Wohnens seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre, <strong>der</strong> damals bei<br />

zehn Prozent lag, deutlich erhöht (bezogen auf acht B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>). Das Vorhaben des verstärkten<br />

<strong>Ausbau</strong>s teilbetreuter Wohnplätze wurde somit zwischenzeitlich umgesetzt.<br />

Das Angebot in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ist österreichweit relativ einheitlich, wenn auch nicht im<br />

selben Ausmaß wie in <strong>der</strong> Tagesbetreuung. Die Versorgungsdichte schwankt zwischen 8,0<br />

Plätzen in <strong>der</strong> Steiermark <strong>und</strong> 13,5 Plätzen in Wien. Damit hat sich diese seit Erstellung <strong>der</strong><br />

Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne tendenziell angeglichen. Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre gab es<br />

mit einer Dichte zwischen 3,4 Plätzen (Tirol) <strong>und</strong> 9,9 Plätzen (Oberösterreich) noch größere<br />

Differenzen zwischen den Län<strong>der</strong>n.<br />

Das Angebot an Wohnplätzen hat sich entsprechend den Plänen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> in den<br />

letzten Jahren deutlich ausgeweitet. Bezogen auf acht B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> gibt es einen Zuwachs<br />

von 3.597 Plätzen (ohne Kärnten) bzw. um knapp 70 Prozent, dieser ist damit deutlich höher<br />

als in <strong>der</strong> Tagesbetreuung (vgl. Tabelle 10.2). Auch die Anzahl <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> hat sich<br />

stark erhöht: Selbst ohne Berücksichtigung von Kärnten, Salzburg <strong>und</strong> Vorarlberg gibt es um<br />

221 <strong>Einrichtungen</strong> mehr als noch Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre.<br />

94


Die Zuwächse fielen in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschiedlich hoch aus, wobei dies in etwa den<br />

jeweiligen Ausgangspositionen entspricht, das heißt, B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> mit geringerer Versorgungsdichte<br />

haben in stärkerem Ausmaß aufgestockt als B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> mit einer größeren<br />

(vgl. Abbildung 10.1). So wurde das Platzangebot in Oberösterreich - ausgehend von einem<br />

vergleichsweise hohen Versorgungsniveau - um 20 Prozent, das in Tirol - ausgehend von einem<br />

geringen Niveau - um 240 Prozent erhöht.<br />

Tabelle 10.1: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - Anzahl <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätze<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Vollbetreutes Wohnen Teilbetreutes Wohnen Zusammen<br />

Anzahl<br />

<strong>Einrichtungen</strong><br />

Anzahl Plätze<br />

absolut absolut pro<br />

10.000<br />

EW 1<br />

Anzahl<br />

<strong>Einrichtungen</strong><br />

Anzahl Plätze<br />

absolut absolut pro<br />

10.000<br />

EW 1<br />

Anzahl<br />

<strong>Einrichtungen</strong><br />

Anzahl Plätze<br />

absolut absolut pro<br />

10.000<br />

EW 1<br />

Burgenland 12 222 8,0 3 12 0,4 15 234 8,4<br />

Kärnten - - - - - - - - -<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 40 1.614 10,4 40 200 1,3 80 1.814 11,7<br />

Oberösterreich 2 - - - - - - 60 1.670 12,1<br />

Salzburg 1 173 3,4 33 285 5,5 34 458 8,9<br />

Steiermark 2+3 - - - - - - 50 950 8,0<br />

Tirol 4 39 536 8,0 62 236 3,5 101 772 11,5<br />

Vorarlberg - 234 6,7 - 188 5,4 - 422 12,0<br />

Wien 107 1.317 8,5 - 775 5,0 107 2.092 13,5<br />

Österreich 199 5 4.096 5 8,3 5<br />

EW = Einwohner gesamt, - = keine Angabe<br />

138 5 1.696 5<br />

3,5 5<br />

447 6 8.412 7 11,3 7<br />

1<br />

Basis: Statistik Austria, Volkszählung 2001<br />

2<br />

keine Differenzierung zwischen voll- <strong>und</strong> teilbetreuten Plätzen<br />

3<br />

Daten beziehen sich auf 1.1.2001.<br />

4<br />

Daten beziehen sich auf 31.12.2001. 254 Plätze bieten integrierte Wohn- <strong>und</strong> Tagesbetreuung<br />

5<br />

bezogen auf jene B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, von denen Daten vorliegen<br />

6<br />

ohne voll- <strong>und</strong> teilbetreute <strong>Einrichtungen</strong> in Kärnten sowie ohne teilbetreute <strong>Einrichtungen</strong> in Wien<br />

7 ohne Plätze in Kärnten<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Die in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen angeführten quantitativen <strong>Ausbau</strong>ziele wurden<br />

in <strong>der</strong> Regel erreicht <strong>und</strong> teilweise - wie etwa im Burgenland, in Tirol <strong>und</strong> in Vorarlberg - sogar<br />

überschritten. Trotzdem wird es österreichweit als notwendig erachtet, das Platzangebot<br />

in den kommenden Jahren weiter zu erhöhen, <strong>und</strong> zwar auch in Län<strong>der</strong>n, die das Angebot<br />

<strong>der</strong>zeit als bedarfsgerecht ansehen (wie etwa in Vorarlberg). In Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> in<br />

95


Oberösterreich liegt sogar <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Maßnahmen im Behin<strong>der</strong>tenbereich insgesamt<br />

auf dem <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Wohnangebote.<br />

Zusätzlich zum <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Wohnplätze wurden Aktivitäten bei weiteren Dienstleistungen<br />

gesetzt. So gibt es etwa in Oberösterreich ein flächendeckendes Angebot an persönlicher<br />

Assistenz, ein verstärktes Angebot an mobiler Begleitung <strong>und</strong> Betreuung durch qualifiziertes<br />

Personal <strong>und</strong> Information <strong>und</strong> Beratung inklusive <strong>der</strong> Abklärung komplexer Betreuungssituationen<br />

in den Sozialberatungsstellen.<br />

Abbildung 10.1: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - Plätze pro 10.000 Einwohner im Jahr 2002 <strong>und</strong><br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne,<br />

gereiht (2002: ohne Kärnten)<br />

96<br />

Kärnten<br />

Wien<br />

Oberösterreich<br />

Vorarlberg<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Tirol<br />

Österreich<br />

Salzburg<br />

Burgenland<br />

Steiermark<br />

0,0 5,0 10,0 15,0<br />

2002<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen, ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

1995/96/99


Tabelle 10.2: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - Zuwachs an <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätzen seit Erstellung <strong>der</strong><br />

Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne absolut <strong>und</strong> indexiert<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

Zuwachs an<br />

<strong>Einrichtungen</strong><br />

Zuwachs an Plätzen<br />

absolut absolut pro 10.000 EW indexiert 1<br />

Burgenland 8 120 4,2 205,3<br />

Kärnten - - - -<br />

Nie<strong>der</strong>österreich 53 860 5,4 190,1<br />

Oberösterreich 31 290 2,2 121,0<br />

Salzburg - 140 2,6 144,0<br />

Steiermark 19 432 3,7 183,4<br />

Tirol 83 548 8,1 344,6<br />

Vorarlberg - 200 5,5 190,1<br />

Wien 27 1.007 6,7 192,8<br />

Österreich 221 3.547 4,7 168,8<br />

- = keine Angabe<br />

1<br />

Werte aus Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan = 100 (Burgenland, Salzburg, Tirol, Vorarlberg: 1995; Nie<strong>der</strong>österreich,<br />

Oberösterreich, Steiermark, Wien: 1996; Kärnten: 1999)<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Qualität des Angebotes<br />

Relevante Kriterien in Hinblick auf die Qualität <strong>der</strong> betreuten Wohnformen sind die Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Leistungen entsprechend den unterschiedlichen Bedarfslagen, die Einhaltung<br />

von Standards im Hinblick auf die innere Strukturierung <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> (Glie<strong>der</strong>ung in familienähnliche<br />

Wohngruppen), baulich-räumliche Bedingungen <strong>und</strong> Standorte <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong>,<br />

die <strong>der</strong> jeweiligen Situation <strong>der</strong> Bewohner angepasste Anzahl <strong>und</strong> Qualifikation des<br />

Personals <strong>und</strong> nicht zuletzt die Implementierung von Qualitätssicherungsmaßnahmen.<br />

Zur Differenzierung <strong>der</strong> Leistungen: Soweit Informationen dazu vorhanden sind, streben die<br />

Län<strong>der</strong> ein breit gefächertes Angebot an, das von vollbetreuten Wohnplätzen <strong>für</strong> Personen<br />

mit intensivem Betreuungs- <strong>und</strong> Pflegebedarf über teilbetreutes Wohnen in Wohngemeinschaften<br />

bzw. in Einzelwohnungen bis zum Trainingswohnen reicht. So weit dies eingeschätzt<br />

werden kann, versuchen alle B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, diesem Anspruch bei <strong>der</strong> Schaffung von<br />

<strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> Plätzen zu entsprechen.<br />

Ähnliches gilt <strong>für</strong> die <strong>Einrichtungen</strong> selbst. Diese sollen eine überschaubare Größe haben,<br />

familienähnliche Strukturen aufweisen <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nen baulich-räumlichen Standards genügen<br />

(z. B. Einzelzimmer). So weit Informationen dazu vorliegen, sind diese Anfor<strong>der</strong>ungen in<br />

einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n bereits weitgehend umgesetzt, in an<strong>der</strong>en ist dieser Prozess - wie<br />

etwa die Verringerung <strong>der</strong> Kapazitäten in großen <strong>Einrichtungen</strong> - noch im Gange. Generell<br />

gilt, dass neu geschaffene Plätze diesen Standards genügen sollen.<br />

97


In den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen wurde festgelegt, dass sich Anzahl <strong>und</strong> Qualifikation<br />

des Personals an die zu erwartende Zunahme älterer <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>Menschen</strong> mit<br />

schwersten Einschränkungen bzw. von <strong>Menschen</strong> mit Verhaltensauffälligkeiten anpassen<br />

müssen. Informationen dazu liegen nur von drei B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n vor (Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich,<br />

Salzburg). Diese führen an, dass sich die Personalsituation in bei<strong>der</strong>lei Hinsicht<br />

verbessert hat. Vorgegebene Personalschlüssel existieren <strong>für</strong> den Wohnbereich in <strong>der</strong> Regel<br />

nicht.<br />

In den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen wurde vielfach auch die Absicht festgehalten, qualitative<br />

Standards festzulegen <strong>und</strong> einzuführen. Entsprechende Maßnahmen wurden nur von<br />

einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n - Oberösterreich, Salzburg - gesetzt bzw. bekannt gegeben. Dies<br />

deutet darauf hin, dass die Vorgabe von Standards, <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verknüpfung mit <strong>der</strong> Finanzierung,<br />

zumindest österreichweit keine Zielsetzung in <strong>der</strong> Steuerung <strong>der</strong> Angebotsentwicklung<br />

im Behin<strong>der</strong>tenbereich ist.<br />

In einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n werden weitere qualitätssichernde Maßnahmen durchgeführt. So<br />

wurde etwa in Oberösterreich ein standardisiertes Instrumentarium <strong>für</strong> die Erhebung des individuellen<br />

Hilfebedarfs entwickelt <strong>und</strong> die Bedarfslagen <strong>der</strong> betreuten <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen<br />

damit eingeschätzt. Dies dient sowohl zur Klärung, welche Leistungen <strong>für</strong> die<br />

jeweilige Person adäquat sind, <strong>und</strong> welcher Personaleinsatz erfor<strong>der</strong>lich ist, als auch zur<br />

Festlegung <strong>der</strong> Finanzierung dieser Leistungen, <strong>und</strong> kann als Qualitätssicherungsmaßnahme<br />

verstanden werden. In Salzburg findet eine kontinuierliche fachliche Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Leistungen in einem partnerschaftlichen Planungsprozess, unter Einbindung <strong>der</strong> Anbieter<br />

statt, das heißt, die Definition von Anfor<strong>der</strong>ungen an die Leistungen bewirkt gleichzeitig eine<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Qualität im Feld (Qualitätsstandards sind bereits Inhalt <strong>der</strong> Leistungsverträge<br />

mit den Anbietern). In Tirol ist die Entwicklung eines umfassenden Qualitätsmanagementprogramms<br />

im Gange.<br />

10.2 Maßnahmen <strong>für</strong> die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />

Versorgungsstruktur<br />

Quantitative Weiterentwicklung<br />

Wie oben erwähnt, gehen die Län<strong>der</strong> von einem steigenden Bedarf an Wohnplätzen aus,<br />

bedingt durch die Zunahme älterer <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen, die nicht mehr von ihren<br />

Eltern betreut werden können, <strong>und</strong> <strong>Menschen</strong> mit schweren Beeinträchtigungen. Wie<br />

oben erwähnt, wird in einigen Län<strong>der</strong>n auch ein bereits bestehendes Defizit festgestellt (z. B.<br />

Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> - trotz einer im Österreichvergleich sehr guten Versorgungssituation -<br />

Oberösterreich). Alle Län<strong>der</strong> planen somit einen kontinuierlichen weiteren <strong>Ausbau</strong> an Wohnplätzen.<br />

Wie im Bereich <strong>der</strong> Tagesbetreuung gibt es auch <strong>für</strong> den Bedarf an Leistungen in Bezug auf<br />

Wohnen keine verlässlichen Richtwerte. Die Län<strong>der</strong> gehen hier ebenso den Weg, vorrangig<br />

98


den kurzfristigen Bedarf zu ermitteln, wobei dazu administrative Daten bzw. empirische Erhebungen<br />

als Basis herangezogen werden, bzw., wie in Nie<strong>der</strong>österreich, Bedarfsberechnungen<br />

evaluiert <strong>und</strong> Kennzahlen mit Indikatoren, die die Inanspruchnahme beeinflussen,<br />

verknüpft werden sollen.<br />

Ziel ist es in <strong>der</strong> Regel, den konkreten regional feststellbaren Bedarf mit zielgruppenadäquaten<br />

Angeboten abzudecken. Die Betonung liegt, soweit dies auf Basis <strong>der</strong> vorhanden Informationen<br />

eingeschätzt werden kann, entsprechend den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung älterer,<br />

gegebenenfalls <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong> bzw. <strong>Menschen</strong> mit schweren <strong>und</strong><br />

schwersten Einschränkungen vorrangig auf <strong>der</strong> Schaffung zusätzlicher voll betreuter Wohnplätze.<br />

Das noch Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre genannte Ziel, teilbetreutes Wohnen stärker auszubauen,<br />

ist in den meisten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n in den Hintergr<strong>und</strong> getreten.<br />

Von den vier B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n Burgenland, Nie<strong>der</strong>österreich, Oberösterreich <strong>und</strong> Wien liegen<br />

Zahlen zum geplanten quantitativen <strong>Ausbau</strong> in den nächsten Jahren vor (vgl. Tabelle 10.3).<br />

Sofern die Planungen realistisch sind, wird sich das Angebot in diesen Län<strong>der</strong>n um 2.140<br />

Plätze erhöhen, das entspricht einer Zunahme von 45 Prozent. Auch wenn es keine zuverlässigen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> den zu erwartenden <strong>Ausbau</strong> des Platzangebotes gibt, so ist doch<br />

ein beträchtlicher Zuwachs zu erwarten.<br />

Qualitative Weiterentwicklung<br />

Die in den Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplänen festgehaltenen Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen in Hinblick<br />

auf die Weiterentwicklung <strong>und</strong> Sicherung <strong>der</strong> Qualität sind weitgehend aufrecht. Angestrebt<br />

wird, dass nicht nur ein quantitativ bedarfsgerechtes Angebot vorhanden sein soll,<br />

son<strong>der</strong>n dass dies auch den differenzierten Bedarfslagen von <strong>Menschen</strong> mit Beeinträchtigungen<br />

entsprechen soll, das heißt, die Differenzierung des Angebots in Hinblick auf intensive<br />

<strong>und</strong> weniger intensive Betreuung soll weitergeführt werden (vgl. Tabelle 10.4).<br />

Tabelle 10.3: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - geplanter Zuwachs <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Plätze<br />

B<strong>und</strong>esland Quantität<br />

Burgenland • Schaffung von 43 vollbetreuten <strong>und</strong> 21 teilbetreuten Wohnplätzen bis zum<br />

Jahr 2006<br />

• Ziel im Jahr 2006: 301 Plätze (265 vollbetreut, 36 teilbetreut)<br />

Kärnten Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong> wird <strong>der</strong>zeit erstellt<br />

Nie<strong>der</strong>österreich • Schaffung von 90 Wohnplätzen pro Jahr<br />

• Ziel im Jahr 2010: cirka 2.500 Plätze (2.100 vollbetreut, 400 teilbetreut;<br />

Kennzahl: 3 Promille <strong>der</strong> 20- bis 59-Jährigen; entspricht insgesamt Schaffung<br />

von 686 Plätzen)<br />

Oberösterreich Ziel im Jahr 2010: 2.455 Plätze (entspricht Schaffung von 785 Plätzen)<br />

Salzburg Prioritätenliste bis 2007 auf Basis des <strong>der</strong>zeit abschätzbaren regionalen Bedarfs<br />

wurde erstellt<br />

Steiermark -<br />

99


Fortsetzung Tabelle 10.3<br />

Tirol Bedarfsermittlung <strong>für</strong> das Jahr 2010 ist im Gange<br />

Vorarlberg Bedarfsermittlung ist <strong>der</strong>zeit im Gange<br />

Wien • Schaffung von 20 bis 30 Plätzen pro Jahr<br />

• Ziel im Jahr 2010: 2.700 Plätze (entspricht Schaffung von 608 Plätzen)<br />

- = keine Angabe<br />

Quelle: Auskünfte <strong>der</strong> Ämter <strong>der</strong> Landesregierungen; ÖBIG-eigene Berechnungen<br />

Ebenfalls aufrechte Zielsetzung in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Qualität ist die Höherqualifizierung<br />

des Personals, dessen Kompetenzen im Bereich <strong>der</strong> Pflege auch in Hinblick auf den Umgang<br />

mit Personen mit beson<strong>der</strong>em Betreuungsbedarf (z. B. <strong>Menschen</strong> mit Verhaltensauffälligkeiten)<br />

erweitert werden sollen. Zur Sicherung eines effektiven Personaleinsatzes werden<br />

in Salzburg Einrichtungsverbünde geschaffen. Diese ermöglichen, rasch Personal dem jeweiligen<br />

Bedarf <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> entsprechendes Personal einzusetzen.<br />

Wie oben erwähnt, soll auch die Umsetzung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an die Struktur sowie die<br />

baulich-räumlichen Bedingungen weitergeführt werden, sofern diese noch nicht generell<br />

verwirklicht sind.<br />

Auch in den Bereich <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Qualität fallen die Bestrebungen, Informationen über<br />

<strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen <strong>und</strong> die Inanspruchnahme von Leistungen zu sammeln <strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> Planungs- <strong>und</strong> Steuerungszwecke zu verwenden. Das in Oberösterreich verwendete Instrument<br />

zur Einschätzung des individuellen Hilfebedarfs wurde bereits erläutert. Im Burgenland<br />

ist vorgesehen, ein Berichtswesen einzuführen, das kontinuierlich Daten über die Inanspruchnahme<br />

<strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> eventuelle Wartelisten liefert.<br />

Tabelle 10.4: Betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen<br />

Einschränkungen - geplante Weiterentwicklung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong><br />

Burgenland weitere Differenzierung des Angebotes nach Zielgruppen (teilbetreutes<br />

Wohnen, Wohnheime <strong>für</strong> geringer eingeschränkte sowie schwer- <strong>und</strong><br />

mehrfach eingeschränkte <strong>Menschen</strong>)<br />

Kärnten Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungsplan <strong>für</strong> behin<strong>der</strong>te <strong>Menschen</strong> wird <strong>der</strong>zeit erstellt<br />

Nie<strong>der</strong>österreich<br />

Oberösterreich<br />

100<br />

• weitere Höherqualifizierung des Personals <strong>und</strong> Forcierung berufsbegleiten<strong>der</strong><br />

Ausbildung<br />

• weiterer <strong>Ausbau</strong> kleiner, dezentraler, gemeinwesenintegrierter Wohnformen<br />

(Fortführung <strong>der</strong> Wohnoffensive)<br />

• Differenzierung <strong>und</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> einan<strong>der</strong> ergänzenden Angebote in<br />

bedarfsgerechtem Ausmaß<br />

• Weiterverfolgung des Einsatzes höherqualifizierten Personals<br />

• Heranführung <strong>der</strong> <strong>Einrichtungen</strong> an definierte Leistungsstandards


Fortsetzung Tabelle 10.4<br />

Salzburg • Entwicklung von Personaleinsatzplänen zur Verstärkung <strong>der</strong> pflegerischen<br />

Angebote in den <strong>Einrichtungen</strong><br />

• zielgruppenadäquate Höherqualifizierung des Personals (Weiterbildungsprogramm<br />

des Landes)<br />

• fachliche Weiterentwicklung <strong>der</strong> Leistungen in partnerschaftlichem, produktorientiertem<br />

Planungsprozess<br />

Steiermark Trennung <strong>der</strong> Angebote Tagesbetreuung <strong>und</strong> Wohnen<br />

Tirol Bedarfsermittlung <strong>für</strong> das Jahr 2010 ist im Gange<br />

Vorarlberg Bedarfsermittlung ist im Gange<br />

Wien Schwerpunktsetzung auf Angebote <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit schweren Einschränkungen<br />

<strong>und</strong> pflegeintensive <strong>Menschen</strong> mit Einschränkungen<br />

10.3 Zusammenfassung<br />

Die Zwischenbilanz über die Entwicklung <strong>der</strong> betreuten Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen<br />

o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen in Österreich seit Erstellung <strong>der</strong> Bedarfs- <strong>und</strong> Entwicklungspläne<br />

führt zusammenfassend zu folgenden Ergebnissen:<br />

• Das quantitative Angebot hat sich seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre österreichweit um 221<br />

<strong>Einrichtungen</strong> <strong>und</strong> um r<strong>und</strong> 3.550 Plätze erhöht (Daten ohne Kärnten). Der Anteil teilbetreuter<br />

Wohnangebote hat deutlich zugenommen, er liegt <strong>der</strong>zeit, bezogen auf sechs<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, bei durchschnittlich 29 Prozent.<br />

• Die Differenzen in <strong>der</strong> Versorgungssituation in den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n haben sich tendenziell<br />

verringert. Der Zuwachs an Plätzen ist, entsprechend den jeweiligen Ausgangspositionen,<br />

in den einzelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschiedlich stark ausgefallen. Die ermittelten Bedarfszahlen<br />

wurden teilweise übererfüllt, teilweise in etwa eingehalten.<br />

• Die personelle Ausstattung hat sich aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> verbessert, sowohl in Hinblick<br />

auf die Anzahl des Personals als auch in Hinblick auf die Qualifikation. Die Höherqualifizierung<br />

wird auch in den kommenden Jahren angestrebt, wobei insbeson<strong>der</strong>e die<br />

bedarfsgerechte Betreuung von <strong>Menschen</strong> mit intensivem Betreuungs- <strong>und</strong> Pflegebedarf<br />

gesichert werden soll.<br />

• Die Län<strong>der</strong> gehen von einem deutlichen Mehrbedarf an Plätzen im Wohnbereich aus, wobei<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich angestrebt wird, ein dem jeweiligen regionalen Bedarf unterschiedlicher<br />

Zielgruppen ein entsprechend differenziertes Angebot vorzuhalten. Der Bedarf wird nur <strong>für</strong><br />

kurzfristige Zeiträume ermittelt, wobei dies in <strong>der</strong> Regel auf Basis empirischer Daten erfolgt.<br />

Es ist anzunehmen, dass sich das Angebot im Wohnbereich in den nächsten Jahren<br />

deutlich erhöhen wird.<br />

• Ziele in Hinblick auf die Qualitätsentwicklung werden von den Län<strong>der</strong>n nicht betont. Neben<br />

<strong>der</strong> oben erwähnten Höherqualifizierung des Personals <strong>und</strong> <strong>der</strong> zielgruppenadäquaten<br />

Differenzierung des Angebotes werden keine weiteren expliziten Ziele genannt.<br />

101


11 Entwicklung im Behin<strong>der</strong>tenbereich -<br />

Zusammenfassung<br />

Die zusammenfassende Übersicht über die Entwicklung <strong>der</strong> Bereiche Tagesbetreuung <strong>und</strong><br />

betreute Wohnformen <strong>für</strong> <strong>Menschen</strong> mit geistigen o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen zeigt<br />

folgende zentralen Ergebnisse:<br />

• Beide Bereiche haben sich quantitativ <strong>und</strong> qualitativ beträchtlich weiterentwickelt. In <strong>der</strong><br />

Tagesbetreuung gibt es österreichweit um r<strong>und</strong> ein Drittel mehr Plätze als noch Mitte <strong>der</strong><br />

neunziger Jahre. Damit ist <strong>der</strong> <strong>für</strong> das Jahr 2010 ermittelte Bedarf an Plätzen (dies ist in<br />

fünf B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n erfolgt) bereits abgedeckt. Derzeit stehen <strong>Menschen</strong> mit geistigen<br />

o<strong>der</strong> mehrfachen Einschränkungen in Österreich r<strong>und</strong> 13.550 Plätze in Tageseinrichtungen<br />

zur Verfügung.<br />

• In weit höherem Ausmaß hat sich <strong>der</strong> Wohnbereich entwickelt, <strong>und</strong> zwar hat das Angebot<br />

an voll- o<strong>der</strong> teilbetreuten Wohnplätzen seit Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre um knapp 70 Prozent<br />

zugenommen. Österreichweit gibt es r<strong>und</strong> 8.410 Plätze, wobei sich, entsprechend<br />

den Vorhaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> - <strong>der</strong> Anteil teilbetreuter Wohnplätze deutlich erhöht hat.<br />

• Die regionalen Unterschiede zwischen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n haben sich in <strong>der</strong> Tagesbetreuung<br />

weitgehend ausgeglichen, das heißt, den Bewohnern steht österreichweit ein<br />

vergleichbares Angebot gegenüber. Allerdings gibt es, zumindest in einigen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n,<br />

Unterschiede zwischen den Bezirken, die in den kommenden Jahren verringert werden<br />

sollen. Im Wohnbereich gibt es noch Unterschiede in <strong>der</strong> Versorgungsdichte zwischen<br />

den Län<strong>der</strong>n, diese haben sich aber in den letzten Jahren etwas verringert.<br />

• In beiden Bereichen war geplant, entsprechend <strong>der</strong> zu erwartenden Entwicklung <strong>der</strong><br />

Nachfrage das Angebot entsprechend unterschiedlicher Zielgruppen zu differenzieren,<br />

wobei insbeson<strong>der</strong>e auf die Gruppe älterer <strong>pflegebedürftige</strong>r <strong>Menschen</strong> bzw. <strong>Menschen</strong><br />

mit schwersten Einschränkungen Bedacht genommen werden sollte. Beim <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong><br />

Plätze wurde diese Anfor<strong>der</strong>ung weitgehend umgesetzt. Die Anpassung <strong>der</strong> Leistungen in<br />

den <strong>Einrichtungen</strong> an die dort betreuten Personen ist aber in beiden Bereichen weiterhin<br />

Zielsetzung beim zukünftigen <strong>Ausbau</strong> <strong>der</strong> Strukturen.<br />

• Zielsetzung in Hinblick auf die Quantität ist die Sicherung eines Angebotes, das <strong>der</strong> regionalen<br />

zielgruppenspezifischen Nachfrage entspricht. Die Ermittlung dieser zukünftigen<br />

Nachfrage wird in einigen Län<strong>der</strong>n anhand regelmäßiger empirischer Erhebungen sowie<br />

auf Basis von administrativen Daten erfolgen. Generell wird festgehalten, dass eine Bedarfsermittlung<br />

auf Gr<strong>und</strong> von Kennzahlen kein adäquates Instrument <strong>für</strong> die Angebotsentwicklung<br />

darstellt.<br />

• Sofern <strong>der</strong> <strong>Ausbau</strong> des Angebotes den Planungen folgt, wird sich die Anzahl an Tagesbetreuungs-<br />

<strong>und</strong> an Wohnplätzen in den nächsten Jahren weiter beträchtlich erhöhen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Wohnbereich wird von einem deutlichen Mehrbedarf an Plätzen ausgegangen.<br />

102


• Maßnahmen wurden auch im Bereich <strong>der</strong> Qualifikation des Personals gesetzt, die sich<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in beiden Bereichen - sowohl durch Bildungsmaßnahmen als<br />

auch durch Beschäftigung ausgebildeter Personen - deutlich verbessert hat. Die Höherqualifizierung<br />

des Personals entsprechend den fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Betreuung<br />

spezieller Zielgruppen ist auch in den kommenden Jahren vorgesehen.<br />

103

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