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Günter Behm- Blancke DIE SCHNURKERAMISCHE TOTENHÜTTE ...

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**<strong>Günter</strong><strong>Behm</strong>- <strong>Blancke</strong><strong>DIE</strong> <strong>SCHNURKERAMISCHE</strong> <strong>TOTENHÜTTE</strong> THÜRINGENS,IHRE BEZIEHUNGEN ZUM GRABBAU VERWANDTERKULTUREN UND ZUM NEOLITHISCHEN WOHNBAUDurch die Grabungen von Kretzsch1 in den Hügelgräberbezirken vonSeifartsdorf und Hartmannsdorf bei Eisenberg (Thüringen), durch die Untersuchunvon Höckner2 im Hügelgräberfeld des Luckaer Forstes beiAltenburg (Sachsen) und durch eine Ausgrabung von Wiegand3 im Gebietvon Arnstadt (Thüringen) wurde eine Reihe von Grundrissen schnurkeramischerGrabhügeleinbauten erschlossen, die für die Kenntnis der neolithischenBestattungssitten in Mitteldeutschland sehr bedeutungsvoll sind.Sie gestatten besonders einen aufschlußreichen Vergleich mit den bekanntenAunjetitzer Totenhütten. Darüber hinaus lassen sie Beziehungen zumGrabbau verwandter Kulturen der gleichen Zeit erkennen. Schließlicherlauben sie einige Rückschlüsse auf den in Mitteldeutschland noch ungenügendbekannten Wohnbau der Schnurkeramiker.Es sind einräumige und zweiräumige Grabeinbauten zu unterscheiden,die teilweise von einem Steinkreis umgeben waren4.1) Herr Kretzsch gestattete mir, seine zum größten Teil noch unveröffentlichtenAusgrabungsergebnisse für diese zusammenfassende Arbeit zu benutzen,wofür ich ihm meinen besonderen Dank ausspreche.Die Beschreibung der einzelnenGräber und ihrer Funde hat sich Herr Kretzsch vorbehalten. Die wichtigenGräber vom "Großen Stein" bei Seifartsdorf sind bereits in diesem Bandbesprochen. (H. Kretzsch: Drei schnurkeramische Grabanlagen auf dem"Großen Steine" bei Seifartsdorf, Landkreis Eisenberg/Thür., Alt- Thüringen1953/54, Jahresschrift d. Museums f. Ur-u. Frühgeschichte Thüringens, Weimar1955,S. 182 ff.2) H. Höckner: Ausgrabung von schnurkeramischen Hügelgräbern imKreise Altenburg, Bez. Leipzig. Siehe diese Zs. 5. 99 if. — Durch die neue Bezirkseintvom Jahre 1952 kam der ehemals thüringische Landkreis Altenburgzu Sachsen.3) F. Wiegand: Ein Grabhaus am Egelsee bei Arnstadt. Siehe diese Zs.S. 213 ff.4) Bisher nur in den Gebieten von Seifartsdorf und Etzdorf beobachtet.


[.Die einräumigen Grabhügeleinbauten.Sie lassen verschiedenartige Grundrißgestaltungen erkennen:a) Rechteckige Totenbettung aus einer Kieslagenschicht. auf der sich einefestgestampfte Lehmtenne befindet.Im Luckaer Forst - ein steinarmes SandundGeschiebemergelgebiet— konnte sie dreimal beobachtet werden. Ihre Länge maß 1,80 m, ihreBreite 1,30 m. Höckner hat wahrscheinlich gemacht, daß es sich hier umden Fußbodenbelag kleiner Bauten handelt, auch wenn sich am Randedieser Estrichlagen keine Pfosten oder schwellenartige Verfärbungenentdeckenließen.b) Rechteckige Totenbettung aus einer Kieslagenschicht mit größerenRandsteinen.Ein derartiger Grabhügeleinbau kam ebenfalls im Luckner Forst zumVorschein. Leider war er durch Tierverwühlungen auf der einen Seitebeschädigt. Immerhin ließen sich die Ausmaße auf 1,50 m Länge und1 141Breite festlegen. Anscheinend aus Mangel an Steinen war hier dieTotenbettung nur mit wenigen Steinen begrenzt worden. Sie begegnetwesentlich eindrucksvoller bei einigen Totenhütten im steinigen Gebietvon Eisenberg wieder.» Rechteckiges Steinpflaster mit längsseitigen Schlitzgräbchen.Dieser Grundriß wurde in Seifartsdorf und Arnstadt beobachtet. DieSeifartsdorfer Grabstätte umfaßte offenbar nur einen Raum. Beachtenswertsind vor und hinter dem einen Seitengräbchen zwei pfostenartigeVertiefungen im Pflaster, die bei dem gegenüberliegenden Schlitz nichtfestgestellt werden konnten, da hier das Pflaster zum Teil zerstört war.Die Totenhütte bei Arnstadt war wahrscheinlich zweiräumig. Sie wirdhier nur wegen ihrer zum Seifartsdorfer Bau zu stellenden Seitenschlitzeerwähnt. Bei der Behandlung der zweiräumgen Bauten wirdnochmals auf sie zurückzukommen sein. Wie später noch näher ausgeführtfürwerden wird, haben die Schlitzgräbchen konstruktive Bedeudungden Oberbau.d) Rechteckiger ungepflasterter Steinsockelbau.Er wurde bisher nur im Seifartsdorfer Hugeigräberbezirk erschlossen.Als Besonderheit ist ein Grundriß zu erwähnen, der auf der Seite, aufder sich der Eingang befunden haben mag, als Begrenzung nur einigeeinzelne Steine aufweist, die als Träger einer Pfostenkonstruktion zudeuten sind.II. Das zweiräumige Totenhaus.Es wurde in der Flur Seifartsdorf, bei Hartmannsdorf, bei Etzdorf und beiArnstadt beobachtet. 4 Arten der Grundrißgestaltung begegnen hier:


a) Der rechteckige Hüttenboden ist gepflastert. Ein kleiner Vorraum wirdvom Hauptraum durch eine rinnenförmige Vertiefung abgetrennt(Hartmannsdorf).b) Der rechteckige, gepflasterte Hüttenboden weist an den Längsseitenzwei Gräbchen auf, die, wie schon betont, konstruktive Bedeutung fürden Oberbau besitzen. Als Beleg für diese Gruppe ist bis jetzt nur derbereits erwähnte Grundriß vom Egelsee bei Arnstadt zu nennen, derursprünglich wohl unter einem Hügel gelegen haben wird, von demaber heute keine Spur mehr zu entdecken war. Die Stellung einesFirstbalkenträgers im letzten Viertel dieser Totenhütte und eine Unterbrechungdes einen Schlitzgräbchens durch einen bearbeiteten Steinlegen es nahe, den Bau in einen Hauptraum und einen Vorraum aufzugliederIn dieser Auffassung wird man dadurch bestärkt, daß einzweiter Firstträger nur auf der einen Giebelseite stand, so daß sich einHüttengrundriß mit offenem Vorbau ergibt. Die vor den Seitengräbchenaufgeschichteten äußeren Randsteine erhoben sich über das Niveau desinneren Pflasters. Dieser Befund ist in Verbindung mit den Schlitzgräbchenfür die Rekonstruktion des Oberbaues von Bedeutung. Auchan den Giebelseiten waren die Randsteine gegenüber dem Flächenpflasterbeachten ist.erhöht, was bei der Rekonstruktion des Giebelabschlusses zuDen zahlreichen Bestattungen (14 bzw. 15 Hocker!) waren nur ein gutretuschiertes Feuersteinmesser, 3 Feuersteinpfeilspitzen, 1 Feuersteinabspliß,das Bruchstück eines Arbeitsbeiles und ein Hundezahn in dieTotenhütte mitgegeben worden. Die beiden Hauptbestattungen - dieeine im Hauptraum, die andere im Vorraum gebettet - lagen jedochwestöstlich orientiert mit Blickrichtung, soweit sich hierüber noch Feststellungemachen ließen, nach Süden. Diese Orientierung ist charakteristischfür die Schnurkeramiker5. Bei den Nachbestattungen zeigtedie Orientierung abgewandelte Formen. Man möchte so glauben, daßdie Arnstädter Grabanlage mit der schnurkeramischen Kultur in Verbindungzu bringen ist, wenn auch nicht zu übersehen ist, daß die Massenbestaeinerseits an megalithische Bestattungssitten, andererseitsan die mehrfach belegten FamilienundSippengrabstellen einesbestimmten Horizontes der Aunjetitzer Kultur erinnern. Vermutlichgehört die Anlage dem Übergang zur Aunjetitzer Kultur an.c) Der Grundriß der Totenhütte ist durch einen umlaufenden Steinsockelgebildet, und zwar in der Art, daß ein kleiner Vorraum vom Hauptraum5) U. F i sc h e r: Die Orientierung der Toten in den neolithischen Kulturendes Saalegebietes. (Jahresschr. f. mitteldeutsche Vorgesch., Bd. 37, Halle 1935,S. 56.)


abgetrennt wird. Diese Grundrißform wurde bisher nur in Etzdorfund Seifartsdorf beobachtet. In einem Falle waren im Zuge derlängsseitigen Steinsockel einzelne Pfosten gesetzt°.d) Der Totenhüttengrundriß setzt sich aus drei Abteilungen zusammen:aus einem gepflasterten Hauptraum, aus einem ungepflasterten kleinenVorraum und aus einem vor dem Vorraum liegenden, ebenfalls ungepflastertenVorbau mit Pfostenabschluß. Der Wandverlauf wird durcheinen Steinsockel wiedergegeben. Dieser Grundrißtyp, der offensichtlicheine typologische Weiterentwicklung des einfachen Vorraumbauesdarstellt, wurde ebenfalls nur in Seifartsdorf ergraben. Im "Megaron"vom "Großen Stein" (Grab III) wurde die Bestattung mit Beigaben imgepflasterten Hauptraum, weitere Keramikbeigaben wurden im ungepflasterVorraum angetroffen7. Den beiden in Steinkreisen stehendenVorbaupfosten standen zwei weitere Pfosten an der hinteren Giebelseitekorrespondierend gegenüber. Diese vier Pfosten müssen fürden hölzernen Oberbau der Totenhütte tragende Bedeutung gehabthaben.Abb. 2: Seifartsdorf, "Alte Straße": Steineintau in Grabhügel III.Es ist sehr wahrscheinlich, daß der von Loewe ausgegrabene Hügel IIIan der "Alten Straße" bei Seifartsdorf einen ähnlichen mit Steinenausgelegten Grundriß einer Totenhütte enthielt8. Loewe läßt es offen,ob die südlich des rechteckigen Pflasters befindlichen einzelnen Steinezur Grabanlage gehören. Die südwestlich liegende kleine Gruppe aus6) Dieser Totenhütten- Grundriß wird, da er eine eingehende Besprechung undDeutung erfahren muß, hier nur erwähnt. Die Veröffentlichung von Kretzschbleibt abzuwarten.7) H. K r e t z s c h: a. a. 0., S. 197. Der auffällige Erdschlitz an der einenLängsseite ist nur auf dem Foto zu erkennen, nicht auf der Zeichnung (H.K r e t z s c h, a. a. 0., Tafel XIII). Seine mutmaßliche konstruktive Bedeutung fürden Oberbau bleibt daher leider unklar.8) G. L o e w e: Zwei schnurkeramische Grabhügel an der "Alten Straße" beiSeifartsdorf, Landkreis Stadtroda. (Der Spatenforscher, Jg. 8, Folge 1/2, 1943,S. 1 if,)


offensichtlich hochkant gestellten Steinen ist jedoch so auffällig, daßman versucht ist, sie in Beziehung zum Steinpflaster zu bringen undunter Heranziehung der südöstlichen Steingruppe zu einer Rekonstruktiondes leider durch Pflug gestörten Grundrisses zu kommen. Ob diegroße Platte vor der Südwest- Steingruppe als umgefallen anzusprechenist und somit noch eine Verlängerung des Vorbaues unter weiterer Heranziehunvon Steinen der Südostgruppe vertretbar ist, oder ob diegroße Steinplatte und die schräg gegenüberliegende SteinpackungStandflächen von "Antensäulen" anzeigen sollen, schließlich aber, obdiese Steine nicht mehr zum Grundriß gehören, ist leider nicht mehrfestzustellen. Es ist jedoch unzweifelhaft aus der Steinlage herauszulesen,daß, wie bei Grab III vom "Großen Stein", auch hier derHauptraum gepflastert war und der Vorraum ungepflastert gebliebenist.Zusammenfassend lassen sich folgende Arten der Grundrißbildung beiden thüringischen Totenhütten nachweisen: 1. Pflasterbau mit und ohneSteinsockel (Pflaster aus Steinplatten oder Lehmestrich mit Kiesunterlage),2. Pflasterbau mit Steinsockel und Pfosten, 3. Steinsockelbau, 4. Steinsockelbamit Pfostenstellung. Daraus ergibt sich, daß das Steinpflaster(auch Kieslagen mit gestampfter Lehmdiele in steinarmen Gegenden) undder Steinsockel Hauptbestandteile der Grundrisse sind, während der Pfostenbauuntergeordnete Bedeutung hat.Es erhebt sich nunmehr die Frage nach der Oberbaukonstruktion dieserschnurkeramischen Totenhütten. Zunächst ist zu beachten, daß die TotenhüttenGrabhügeleinbauten waren. Sie mußten daher einen besonderswiderstandsfähigen Oberbau erhalten, um dem Erddruck des Hügels standhaltenzu können. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Totenhütte der mitteldeutscSchnurkeramiker unzerstört, d. h. nicht verbrannt, wie esz. B. von den altbronzezeitlichen Totenhütten Norddeutschlands bekanntgewordeist, mit Erde überzogen wurden. Größere Mengen von nicht verkohltemHolz, das bei der Freilegung der thüringischen Totenhütten imGebiet von Seifartsdorf zutage kam, sprechen jedenfalls dafür, daß, wiebei den Aunjetitzer Häuptlingsgräbern, der Grabhügel einen intakten Einbauumschloß. Wenn die thüringischen Totenhütten wohl ohne Zweifeldie verschiedenen Grundrißformen des gleichzeitigen Wohnhauses wiedergeben,wie noch näher ausgeführt werden wird, kann also die Art undWeise, wie der Oberbau konstruiert wurde und die Verankerung des Bauesauf der Erde erfolgte, unter dem Gesichtspunkt der zu begegnenden Erdbelastunvorgenommen sein, wie das besonders klar die AunjetitzerTotenhütten Mitteldeutschlands vor Augen führen.


Reinerth hat die eine Kurzapsiden- Grabhütte von Sarmenstorf ähnlichwie die Klein- Meinsdorfer Häuser als Firstdach- Apsidenhütte rekonstruiert9.Menghin weist darauf hin, daß diese Wiederherstellung nicht unbedingtzutreffend sein muß, da hier auch ein Halbkugeldach vorstellbar ist10.Auch die Pfostenhütte von Sarmenstorf, Grabhügel II, die sich z. T. durcheine Kombination mit einem Steinsockel auszeichnet, ist von Reinerth sorekonstruiert worden, daß das Dach über die durch die Pfosten getragenesenkrechte Bohlenwand bis zum Boden hinabgeführt wurde und so abermalsdas piid einer Dachhütte entsteht. Reinerth wird zu dieser letztenRekonstruktion vor allem aus dem Grunde gekommen sein, weil ein derartigerGrabhüttenbau innerhalb der Erdmassen des Hügels besonderswiderstandsfähig erscheint. Er wird sich auch zu einer derartigen Wiederherstellunhaben leiten lassen durch das Vorbild, das durch den allerdingsanders gestalteten Nienstedter Grabhügeleinbau gegeben ist.Die Dachhüttenrekonstruktionen von Sarmenstorf ließen sich in ähnlicherForm auch auf die thüringischen Grabhütten übertragen, bei denen danndie Stensockel als Dachstützenaufsatzflächen und Widerlager der Roofenoder Sparren fungiert hätten. Bei dem Arnstädter Grabbau scheint einederartige Rekonstruktion durch den Grabungsbefund gegeben zu sein. Hiersaßen die Dachhölzer in den Schlitzgräben und waren durch eine äußereSteinschicht und durch vereinzelte auflagernde Steine in ihrer Lage festverankert.Andererseits könnte man auch den Versuch unternehmen, die SteinalsUnterlage für einen Schwellenbau, wie er durch die Totenhüttevon ITaldeif bezeugtist, in Anspruch zu nehmen. Bei einer derartigenRekonstruktion würden z. T. die senkrechten Pfosten, die bei mehrerenCia' hügeleinbauten in Verbindung mit Steinsockeln oder mit einerSchlitzgriibchenanlage erscheinen, ihre besondere Bedeutung erlangen.In der schwierigen Frage, wie der Oberbau der schnurkeramischen Hüttenausgesehen haben wird, kommen wir weiter durch einen Vergle'ch dersteinzeitlichen Grundrisse mit den gut erhaltenen Totenhütten- Anlagender Aunjetitzer Kultur, wie sie vor allem aus den Grabhügeln von Leubingen,Helmsdorf und Nienstedt bekannt wurden. Bei einem derartigen'9) H. R e i n e r t h: Die schnurkeramischen Totenhäuser von Sarmenstorf.(Mannus VI, Erg. Ed. 1928,S. 202.)Das nordische Haus in der Steinzeit in Süddeutschlandu. d. Schweiz. (Hausu. Hof im nordischenRaum, Ed. 1, Leipzig 1937,S. 63 if.)10) 0. M e n g h i n: Die Denkmäler, Jüngere SteinundBronzezeit in Europaund einigen angrenzenden Gebieten bis um 1000 v. Chr. (Handbuch d. Archäologie,IV. Lieferung, München 1950,S. 136, 141, 143.)


Vergleich ergeben sich nicht zu übersehende Übereinstimmungen, dieeinen genetischen Zusammenhang zwischen den beiden Hüttengruppenannehmen lassen und die es gestatten, auch über den Oberbau der steinzeitlicheBestattungshütten bestimmtere Aussagen zu machen. Sowohlder eine Seifartsdorfer wie auch der Arnstädter Bau mit Seitengräbchensind der Leubinger Totenhütte an die Seite zu stellen. Hier umzieht einFundamentgraben nicht nur die Längs-, sondern auch die Giebelseiten".In den seitlichen Grabenabschnitten standen schräg zum Inneren des Bauesgeneigte Bohlen, die sich in einem Firstbalken vereinigten und die Dachhauttrugen. Beim Nienstedter Grab standen in einem Fundamentgräbchen,im Gegensatz zu Leubingen, senkrechte Pfosten, die auf Schwellenaufgesetzt waren12. An diese Pfostenwand waren schräge, von außen herangesetzte Stützen gestellt, so daß sich, trotz der senkrechten Wandführung,wieder eine Dachhüttenkonstruktion ergibt. Zwischen der Arnstädterund der Leubinger Hütte zeigt sich durch das Vorkommen von Firstbalkenträgeeine weitere Übereinstimmung'3. Schließlich kehrt die wahrscheinlizu machende Grundrißgestaltung des Arnstädter Totenbaues alsVorraumhütte im Helmsdorf er Grabhügel wieder14. Hier stand die Toten-.auf einem größeren rechteckigen Pflaster, dem sich ein kleinerer ungepflasFußbodenteil anschloß. Diese Zweiteilung in einen gepflastertengrößeren und in einen nicht gepflasterten kleineren Raumabschnittkehrt bei zwei Totenhütten von Seifartsdorf wieder. In dem "Megaron"vom "Großen Stein" war ebenso wie in Helmsdorf die Bestattung imgepflasterten Teil, weitere Keramikbeigaben waren im ungepflastertenVorraum untergebracht.Auf Grund dieser Übereinstimmung darf die Gewißheit eines Zusammenhan11) P. Höfe r: Der Leubinger Grabhügel. (Jahresschr.f. d. Vorgesch.d. sächs. thUr.Länder, Bd. 5, 1906,S. 1 if.)F. Behn: Beiträge zur Urgeschichte des Hauses. (Praehist. Zeitschr. 11/12,1919/20,S. 75 f.)12) G. E i c h h o r n: Die Ausgrabung des Nienstedter Grabhügels (Jahresschr.f. d. Vorgesch. d. sächs. -thür.F. Behn: a. a. 0., S. 76 f.Länder, Bd. 7, 1908,S. 85 if.)13) Behn hat wahrscheinlich gemacht, daß auch die beiden Pfosten an denGiebelseiten der Helmsdorfer Hütte als Firstbalkenträger aufzufassen sind,wenngleich ein Firstbalken nicht vorgefunden wurde. (F. B e h n: a. a. 0., S. 78 f.)Als Firstträger wird auch ein Pfosten inmitten des Totenhüttengrundrissesvon Kirchheilingen zu deuten sein. (F. B e h n: a. a. 0., S. 77 f.)14) H. G r ö 131e r: Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachtebei Helmsdorf. (Jahresschr. f. d. Vorgesch. d. sächs. -thür. Länder, Bd. 6, 1907,S. 1 if.)


zwischen den Totenhütten der Schnurkeramik und der AunjetitzerKultur Mitteldeutschlands ausgesprochen werden. Bereits früherwurde es als wahrscheinlich bezeichnet, daß die Aunjetitzer TßtenhüttenMitteldeuschlands aus einer schnurkeramischen Tradition entstandensind15.Als Beweis konnte damals allerdings nur die Vermutung angeführtwerden, daß die Grabhütten (?) von Klein- Meinsdorf, Sarmenstorf undHaldorf ebenfalls einfache Dachhütten darstellten.Zusammenfassend kann daher die Ansicht vertreten werden, daß dieschnurkeramischen Grundrisse nach dem Vorbild der erhaltenen AunjetitzerGrabhügeleinbauten als Dachhütten zu rekonstruieren sind, wobeies verschiedene Aufbaumöglichkeiten gegeben haben wird, wie einerseitsLeubingen und Helmsdorf, andererseits Nienstedt lehren.In diesem Zusammenhang mag an die These von Childe erinnert sein,der die in den großen altbronzezeitlichen Grabhügeln Mitteldeutschlandsbestatteten Häuptlinge als Schnurkeramiker anspricht, die über die AunjetitzerBauernbevölkerung herrschten16. Mandera weist demgegenüber daraufhin, daß zwar in diesen Häuptlingsgräbern schnurkeramische Affinitätenvorhanden sind, jedoch verschiedene Schwierigkeiten die Ansicht vonChild.e nicht bedingungslos teilen lassen17.Er stellt zwei miteinander verbundeneHauptfragen zur Diskussion: 1. Handelt es sich bei der "Metallgruppe"der Aunjetitzer Kultur, einschließlich der "Fürstengräber", um"aunjetitzisierte" schnurkeramische Verbände? 2. Sind die schnurkeramischenReminiszenzen in den "Fürstengräbern" (bzw. die Verbindung zwischen.,Metallgruppe" und Schnurkeramik) Ausdruck des Nachlebens endneolithisEinheiten über die älteste Phase der Aunjetitzer Kultur hinweg,sei es, daß diese die Basis für die jüngeren Aunjetitz- Erscheinungenabgegeben hätten, sei es, daß die genannten Verbindungen nur äußererNatur und ohne innere Beziehungen gewesen wären?Wir kommen auf Grund der in vorliegender Arbeit aufgezeigten Gesichtspuzu der Überzeugung, daß nur Schnurkeramiker die altbronzezeitlichenoffensichtlich in schnurkeramischer Tradition stehenden Totenhüttenerrichtet haben können. Die Aunjetitzer übten eine andere Bestattungsart,die durch ihre Einwanderung in Mitteldeutschland eine weite15) K. K e r s t e n: Das Totenhaus von Grünhof-Tesperhude. (Offa, Bd. 1,Neumünster 1936, S. 80.)16) V. G. C h II d e: The Danube in Prehistory, Oxford 1929,S. 244.The Dawn of European Civilisation, London 1947,S. 195 if.17) H. E. M a n d e r a: Versuch einer Gliederung der Aunjetitzer Kultur inMitteldeutschland. (Jahresschr. f. mitteldeutsche Vorgesch., Bd. 37, Halle 1953,S. 210.)


Verbreitung erfuhr und schließlich auch bei den endneolithischen GruppenEingang gefunden hat. Wenn die Aunjetitzer Totenhütten nur für dieHäuptlinge errichtet wurden, so zeigt sich auch hier die Fortführung desschnurkeramischen Bestattungsritus, nach dem durchaus nicht jeder Toteeine gut gebaute rechteckige, mit sauberem Steinpflaster oder mit Steinsockelversehene Totenhütte erhielt, wie die Ausgrabungen in Thüringenlehren.Die beiden Hauptfragen Manderas lassen sich m. E. dahin beantworten,daß in den "Fürstengräbern" zweifellos das Nachleben schnurkeramischerVerbände, die unter dem Einfluß der Aunjetitzer Kultur standen, zumAusdruck kommt. Die These von Childe gewinnt dadurch an WahrscheinlichkeitWenn man sich im weiteren Umkreis nach Parallelen zu den rechteckigenTotenbauten Thüringens umsieht, so stößt man auf eine Totenhüttengim nordmainischen Hessen, in der überraschenderweise fastdie gleichen Grundrißformen wie in Thüringen vorkommen'8. Es handeltsich um die Verfärbungsgrundrisse von Holzeinbauten in den Grabhügelnvon Horbach, Neuses. Haitz, Haldorf und Großenhausen. Horhach undNeuses wiesen einräumige rechteckige Bauten auf, deren Wände sich alsschwellenartige Verfärbungen vom Boden abhoben. Der Horbacher Grundrißist gekennzeichnet durch zwei pfostenartige Vorsprünge am Rande dereinen Giebelseite, während der von Neuses vier Eckpfosten besitzt. DieseGrundrißformen sind den Einraumbauten mit Steinsockeln von Seifartsdorfgegenüberzustellen.Der Grundriß von Haitz setzt sich aus zwei parallel laufenden schwellenartigVerfärbungen zusammen, die als Wandgräbchen erkannt wurden.Sie sind mit den Schlitzgräbchen an den Längsseiten der thüringischenPflasterbauten zu vergleichen.Die Totenhütte von Haldorf'9 ist als gute Parallele zum "Megaron" vom"Großen Stein" bei Seifartsdorf zu nennen. Auch hier schließen zweiPfosten den Vorbau ab. Der thüringische Grundriß unterscheidet sich vondem Haldorfer nur durch den vor dem Hauptraum gelegenen Vorraum,der in Haldorffehlt.Schließlich ist noch auf den Ringgraben aus dem Hügel von Großenhausenhinzuweisen. Aus dem weiteren Mitteldeutschland ist als Parallele18) E. S a n g m e i s t e r: Die Jungsteinzeit im nordmainischen Hessen, Teil III,Die Glockenbecherkultur und die Becherkulturen. Melsungen 1951, T. XIX.19) W. B r e m e r: Ein Haus und Grab der jüngeren Steinzeit bei Haldorf,Kreis Melsungen, Reg.-Bez. Kassel. (Germania VI. H. 3, 1923,S. 110 if.)


der Holzkohlering von Niederkaina, Grab 17 (-0 4 m), in dem sich die Restevon wahrscheinlich senkrechten Pfosten befanden, zu nennen20.Zusammenfassend gesehen, unterscheidet sich die Grundrißgestaltungder hessischen Totenhütten von der der thüringischen Bauten dadurch,daß dort, wo bei den hessischen Hütten schwellenartige Holzverfärbungenvorhanden sind, sich bei den thüringischen Steinsockel entlangziehen. DieSchlitzgräbchenbauten stehen in Hessen unmittelbar auf dem Erdboden.In Thüringen sind sie mit einem Steinpflaster verbunden.Die Beigaben aus dem Horbacher Hügel, dessen Innenbau mit ähnlichenaus Holland zu vergleichen ist, bezeugen durch einen Fischgrätenbecherund durch Grand- Pressigny- Klingen Westbeziehungen21. Die im HaldorferGrundriß gefundenen wenigen Scherben gehören nach Bremer "in diejüngere Entwicklung der niederrheinischen Megalithkultur". Man wird sieder von Sangmeister so benannten "Westdeutschen Becherkultur", derauch der Fischgrätenbecher von Horbach angehört, zuweisen können.Lediglich der Hügel von Neuses lieferte südwestdeutsche Schnurkeramik.Insgesamt darf man Sangmeister beipflichten, wenn er die für den Hügelvon Horbach erschlossenen Beziehungen auch auf die übrigen Vertreterder hölzernen Grabhügeleinbauten im nordmainischen Hessen ausdehnt22.Kulturströmungen, die mit dem Eindringen der westdeutschen Becherkulturund der mit ihr verwandten nordwestdeutschen Einzelgrabkulturin Thüringen in Beziehungen stehen, mögen auch für die Entstehung derthüringischen Totenhütten von Bedeutung gewesen sein, wenngleich dasvorhandene keramische Material und andere Beigaben, die in dieser Hinsichteine Aussage machen könnten, noch sehr gering sind. Es sind zunennen: eine im "Megaron" vom "Großen Stein" gefundene Scherbe einesunter dem Rand leicht eingezogenen Bechers mit einem in Zonen angebrachtenkammstichartigen Muster und steilwandige Becher mit ebenfallsin Zonen gegliederten Ziermustern aus dem Hügelgräberbezirk von Seifartsdorf23Formen und Verzierungen dieser Keramik sind denen der20) W. C o b 1e n z: Schnurkeramische Gräber auf dem Schafberg Niederkainabei Bautzen. (Arbeits-. Forschungsberichte zur Sächs. Bodendenkmalpflegevom 1. Mai 1950 — 30. April 1951,S. 42, 101.)21) E. Sangmeister a. a. 0., S. 61 f.22) E. Sangmeister: a. a. 0., S. 62.23) H. Kretzsch: a. a. 0., S. 205, Abb. 142.Die steilwandigen Becher werden von Kretzsch veröffentlicht. Ihre Stellungim mitteldeutschen Neolithikum sowie ihr Verhältnis zur Megalith-, EinzelgrabundGlockenbecherkultur werden vom Verfasser in einer späteren Arbeit untersucht.


Einzeigrabkultur, im weiteren Sinne denen der Megalithkultur gegenüberzustZwei weitere bedeutungsvolle Gesichtspunkte lassen die Westbzw.Nordwestbeziehungen der im Gebiet von Seifartsdorf siedelnden Schnurkeramikenoch unterstreichen. Wie Kretzsch nachgewiesen hat, muß imGebiet der schnurkeramischen Gräber vom "Großen Stein" bis in historischeZeiten ein großer, auffälliger Stein gestanden haben, dessen ehemaligeAnwesenheit durch zahlreiche Flurnamen bezeugt wird. Es darfvermutet werden, daß es sich um einen Menhir gehandelt hat, der hier mitden Grabstellen in Verbindung zu bringen wäre75, da trotz sorgfältigerund intensiver Bodendenkmalpflege keine andere neolithische Kultur alsdie der Schnurkeramik im Gebiet von Seifartsdorf nachgewiesen werdenkonnte. Schließlich sei auch auf die Tatsache aufmerksam gemacht, daß dieZeugnisse der westdeutschen Becherkultur in Thüringen häufiger sind,als Sangmeister auf Grund des bisher veröffentlichten Materials annehmenkonnte. Im schnurkeramischen "Flachgräberfeld" von Weimar wurdenu. a. Hocker mit fischgrätenverzierten Bechern festgestellt26. Ihr Vorkommenin sonst rein schnurkeramischer Umgebung läßt an eine engeVerbindung der Träger dieser Kulturgruppe mit den mitteldeutschenSchntirkeramikernglauben.Zukünftige Untersuchungen über die Ausbreitung der westdeutschenBecherkultur und eine umfassende Bearbeitung der mitteldeutschen Steinkisten(nach Wahle und Sprockhoff letzte Ausläufer der über den Rheinherübergreifenden westeuropäischen Megalithkultur)27 werden die Stellungder thüringischen Totenhütten innerhalb der aus dem west-, südwestundnordwesteuropäischen Kulturkreisen kommenden Kulturströmungen noch24) Auf die weiteren Beziehungen der aus den thüringischen Hügeigrabeinbautenstammenden Keramik kann in diesem Rahmen nicht näher eingegangenwerden. (z. B. OstundNordostbeziehungen der Amphoren mit Ösen an Halsansatzund Schultermitte, weiterin Verbindung der in Thüringen sehr seltenenDoppelhenkelschale aus dem "Megaron" vom "Großen Stein" [s. H. K r e t z s c h:a. a. 0., Abb. 105]mit gleichartigen endneolithischen Schalen der oberlausitzischenSchnurkeramik Es.W. Coblenz: a. a. 0., T. 52 unten links und S. 104].)25) Zum Problem Menhir und Grab s. H. K i r c h n e r: Frühgeschichtsforschungund historische Kombination. (Wahle-Festschrift, Heidelberg 1950,S. 34 f.)26) Veröffentlichung in Vorbereitung.27) Zu den Beziehungen der westfälisch-hessischen Steinkisten und ihrer mitteldeutscEntsprechungen einerseits zur späteren Trichterbecher-, andererseitszur MichelsbergerundHorgener Kultur s. H. K n ö 11: Abriß der Trichterbeche(34. Bericht der Röm.-Germanischen Kommission 1951 bis 1953[1954], S. 57 f.)


esser beurteilen lassen. Hierbei werden auch die zwischen Harz und Elbevorkommenden kuppelförmigen Steinpackungen, Ringgräben, Bohlenkistenmit Steinpflastern. Massenbestattungen, viereckigen Holzbauten,die ähnliche Beziehungen offenbaren, mit in den Kreis der Betrachtungengezogen werden28.Als Parallelen zu den thüringischen Totenhütten müssen schließlich nochdie Schweizer Grabhütteneinbauten von Sarmenstorf erwähnt werden29.Die apsidenförmige Grundrißgestalt wurde bisher in Thüringen nicht beobachtetDiese Grundrißform besitzt eine alte Tradition, die auf mesolithischeund wahrscheinlich auch auf paläolithische Vorbilder zurückgehenmag.In Sarmenstorf begegnet die Kurzapsidenhütte als Pfostenbau und alsPflasterbau mit Steinsockelrand. Die Wandsteine waren in Schichten gelegtund erinnern so an die Bauart der Häuser und Grabstellen der westeuropäisKulturen ("Almeria- Kultur, Bretagne, Cornwall. RheinischeBecherkultur")30.Der Pfostengrundriß aus dem Sarmenstorfer Hügel II stellt einen Vorraumbaudar, der vor der einen Giebelseite noch Pfostenstellungen besitzt,die zu einem Anbau gehören können. Von Bedeutung ist, daß im Zuge derWandträger Steinsockel aufgeführt sind. Eine ähnliche Kombination vonPfostenundSteinsockelbau wurde auch in Seifartsdorf beobachtet, nurwaren hier die Pfosten, umgekehrt wie in Sarmenstorf, dem Sockelbauuntergeordnet.Zusammenfassend gesehen ist zwischen den Schweizer und den ThüringerBefunden übereinstimmend die Anwendung des Pflasterbaues, verbundenmit Steinsockel, die Kombination von Pfosten und Sockel und dieGrundrißgestaltung, soweit sie den Vorraumbau betrifft. Dagegen wurdeSüdwestbezider mit den Thüringischen Grabhügeleinbauten in Verbindungstehenden Totenhütten des nordmainischen Hessen legen es nahe,der Apsidenbau in Thüringen bisher nicht bekannt. Die Westund28) K. S c h i r w i t z: Die sächs. -thür. Gruppe d. Schnurkeramik im Raumezw. Harz u. Elbe. (Mannus, Bd. 32, Leipzig 1940,S. 107 f.)Beiträge zur Steinzeit d. Harzvorlandes. (Mannus Bd. 30, Leipzig 1938,S. 312 if.)Für Thüringen werden sich besonders die Eichsfelder und die EisenacherPforte als wichtige Einfallstore solcher aus dem W (NW, SW) kommenden Kulturströmnachweisen lassen. Für das östliche Mitteldeutschland werdenElbeundSaalelauf wichtige Leitlinien bei der Ausbreitung derartiger Kulturwellendarstellen.29) H. Reinerth:1928 a. a. 0.30) 0. Meng hin: a. a. 0., S. 113.


auch die Schweizer Totenhütten im Zusammenhang mit den thüringischenGrabbautenzu sehen.Abschließend soll das Verhältnis der thüringischen Totenhütten zumSiedlungsbau der Schnurkeramiker Mitteldeutschlarids beleuchtet werden,um einige vorsichtige Schlüsse auf das Aussehen des Wohnbaues zu ziehen.Die Notwendigkeit einer derartigen Betrachtung ergibt sich aus derTatsache, daß es trotz intensiver Bodendenkmalpflege bisher nicht gelungenist, einwandfreie Bauten, wie sie als Pfostenhäuser z. B. aus Succas&'und Tolkemit32 bekanntgeworden sind, geschweige denn ganze Dorf anlagenin Mitteldeutschland zu untersuchen. Wenn auch für das gesamte mitteldeutscheNeolithikum, mit Ausnahme der Stichbandkeramik. grundsätzlichgilt, daß auf dem Gebiete der Siedlungsforschung bisher mangelhaft gearbeitetwurde, so ist doch aus einigen neolithischen Kulturen immerhindieser oder jener Grundriß bekanntgeworden. Nach den bisherigen Forschungsezu urteilen, hat es den Anschein, daß der Pfostenhau,wie er in der aus verschiedenen Kulturelementen sich zusammensetzendenHaifküstenkultur üblich war, in Mitteldeutschland zum mindesten nichtallein gebräuchlich war. So erbrachte eine größere Flächenabdeckung aufeiner einwandfreien Siedlungsstätte, dem "Kolk" bei Gleina. Bez. Gera inThüringen, keinen Pfostenbau33. Zu einem ähnlichen Ergebnis führtenBeobachtungen bei Erdbewegung auf siedlungsverdächtigem Boden, aufden Phosphatuntersuchungen aufmerksam gemacht hatten, in unmittelbarerNähe der schnurkeramischen Hügeigräbergruppen des Luckaer Forstesund der Leina bei Altenburg, Bez. Leipzig. Auch hier konnten keinePfostenoderSiedlungsgruben entdeckt werden34. Andererseits wurdenschon früher pfostengrubenähnliche Verfärbungen in Doberschau bei Bautzen35und neuerdings bei Plaußig und Gottscheina. Bez. Leipzig, fest-31) B. E h r II c h: Ein steinzeitl. Dorf d. Schnurkeramiker in Succase, KreisElbing. (Altschlesien V, 1934, S. 60 ff.) Hier auch Hinweise auf Pfostenbautender Schnurkeramik in der ehern. Provinz Westpreußen mit Literaturangaben.Nachr. f. Dtsch. Vorzeit, XII, 1936, S. 206 if. (Bericht d. Staati. VertrauensmannesSchnurkeramische Pfostenhäuser bei Tolkemit, Kreis Eibing. (Mannus Bd. 32,1940, S. 44 if.)32) B. Ehrlich: 1940 a. a. 0., S. 44ff.33) Nach mündlicher Mitteilung v. H. Kretzsch. Die Grabungsergebnissewerdenin "Alt- Thüringen" 1955 veröffentlicht.34) H. H ö c k n e r: a. a. 0., S. 143. Die im Jahre 1954 im Hügelgräberbezirkdes Luckaer Forstes freigelegten Hausgrundrisse sind leicht eingetieft und zeigenkeine Pfostenwände (schriftliche Mitteilung von H. Höckner).35) W. R a d i g: Der Wohnbau im jungsteinzeitl. Deutschland. (Mannus Bibi.Nr. 43, Leipzig 1930,S. 90, 129 (Abb. 64), S. 151.


gestellt3. An den letztgenannten Fundstellen ist eine Flächenabdeckunggeplant.Allein eine Hausstelle kann aus Thüringen mit gewissen Vorbehaltengenannt werden. Es handelt sich hier jedoch nicht um einen regulärenPfostenbau, sondern um einen eingetieften Dachhüttenbau. der in Schel.Kreis Altenburg, freigelegt wurde37. Die ovale Grube hatte die beachtlichenAusmaße von 15X5,80 m. Sie ist zu vergleichen mit einer ähnlichenSiedlungsgrube von. Jordansmühl4. Einige außerhalb des Grubenrandesstehende, zum Inneren des thüringischen Hauses geneigte, unten zugespitztePfähle könnten auf eine Dachhüttenkonstruktion mit abgewaimtenGiebelseiten schließen lassen. Da jedoch bei der Breite des Baues Firstträgernotwendig sind, diese aber nicht entdeckt wurden, muß der Aufbauund die innere Raumaufteilung dieses Baues leider problematisch bleiben.Bei diesem Stand der Siedlungsforschung in Mitteldeutschland mit ihrenbesonders mageren Ergebnissen hinsichtlich des schnurkeramischen Siedlungswesist es daher zu begrüßen, wenn von seiten der Totenhausgrundrissetwas Licht auf das Problem des Wohnbaues der mitteldeutschenSchnurkeramiker fällt. SReinerth hat als erster den Versuch unternommen, seine in Sarmenstorfausgegrabenen Grabhügeleinbauten mit den in anderen Kulturen nachgewiesenWohnbauten zu vergleichen39. Der Grundriß des apsidenförmigenPflasterbaues wurde von ihm in Parallele gesetzt zu der kleinen Grub-1 aus Haldorf, Kreis Melsungen, und als Nachbildung eines Hausesvom Typ Klein- Meinsdorf angesprochen. Der aus dem Grabhügel II stammendezweiräumige Pfostenbau wurde als Nachbildung eines rechteckigenHaustypes bezeichnet, wie er aus den Siedlungen des Federseemooresbekanntgeworden ist.Die thüringischen Totenhütten zeigen nun folgende Grundrißgestaltungen:1. den Einraumbau. 2. den Zweiraumbau ohne und mit Vorbau. Esläßt sich zeigen, daß diese Grundrißformen in verschiedenen neolithischenSiedlungen anzutreffen sind, die teils mit dem Megalithkulturkreis, teils36) Mündliche Mitteilung des Grabungsassistenten Dunkel. Bei (51auch Abfaligruben.37) E. Amende und E. Frauendorf: Eine schnurkeramische Wohngrubein der Flur Schelditz bei Rositz (Kreis Altenburg, Thür). (Jahresschr. f.I1\'I Vorgesch.d. sächs. -thür. Länder, Bd. XIV, S. 27 ff.)W. Radig: a. a. 0., S. 52, 90, 130, 158.38) W. R a d 1g: a. a. 0., S. 123, Abb. 53.39) H. Ruine r † h: 1928 a. a. 0.


mit westeuropäischen und südosteuropäischen Kulturen4° bzw. mit Mischkulturaus diesen einzelnen Komponenten in Verbindung stehen.Das einräumige Haus ist als Pfostenbau u. a. im Federseemoor41 und,allerdings mit Vorbehalt, in Altfriesack42, schließlich auch mehrmals aufdem Goldberg angetroffen worden43. Als Pflaster begegnet es innerhalbder Vra- Kultur44 und der Schönfelder Kultur (Ladeburg, Kreis Jerichow)45.derUnter den neolithischen Wohnbauten Deutschlands und der Schweiz istVorraumundVorhallentyp als Pfostenbau belegt: 1. durch die RössenerGrundrisse vom Goldberg bei Nördlingen46 und von Ichstedt, KreisArtern47, 2. in den Siedlungen der Mischkulturen von Aichbühl, RiedschacII und Taubried48, 3. in der Megalithkultur und ihren Tochterkulturdurch Grundrisse von Dohnsen49, am Dümmer50 und Altfriesack1930. Rechteckige Einzeller: S. 178, Abb. 132 (Aichbühl), S. 224, Abb. 165 (Riedschac40) Nach S c h w a n t e s gehören die Aichbühler Häuser vielleicht zu Siedlern,deren Kultur als Ableger der Theißgruppe bezeichnet werden kann. Nach ihmist die sog. Aichbühler Gruppe zur Donau-Zivilisation zu stellen. (DeutschlandsUrgeschichte, Stuttgart 1952,S. 184.)41) R. R. c h m i d t: Jungsteinzeit- Siedlungen im Federseemoor, AugsburgI), S. 265, Abb. 211 (Riedschachen II). Quadratische Einzeller: S. 263,Abb. 209, 210 (RiedschachenII), S. 178, Abb. 130, 131 (Aichbühl, ältere Siedlung).Einräumige Bauten auch in der jüngeren Siedlung von Sipplingen.H. Reinerth: 1937 a. a. 0., S. 69.42) E. S p r o c k h o f f: Die Kulturen der jüngeren Steinzeit. (Vorgeschichtl.Forschungen,Bd. 1, Berlin 1924 bis 1926,S. 133, T. 56 b, Grundriß II.)43) W. R ad i g: a. a. 0., S. 116 f., Abb. 42 bis 43 (Hier auch weitere LiteraturS. 153.)44) S. F 10 r i n: Bauernhöfe und Fischerdörfer aus der DolmenundGanggräbeSchwedens. (Haus und Hof im nordischen Raum, Bd. 1, Leipzig 1937,S. 38, S. 39 [Abb. 35].)45) P. G r i m m: Ein Haus der Schönfelder Kultur bei Ladeburg, Kreis JerichowI. (Jahresschr.f. d. Vorgesch. d. sächs.-thür. Länder, Bd. 19, 1931,S. 5 if.)46) G. B e r s U: Rössener Wohnhäuser vom Goldberg, 0. A. Nehresheim, Württembe(Germania, Jg. 20, Berlin 1936,S. 229 if.)47) Veröffentlichung wird vorbereitet.48) Mit offenem Vorraum: R. R. Schmidt: a. a. 0., S. 178, Abb. 133 (Aich.S. 219, Abb. 163 (RiedschachenI).H. Reinerth: 1937 a. a. 0., S. 78, Abb. 75 (Taubried).H. Re i ne r t h: Ein Dorf der Großsteingräberzeit. (Germanenerbe, 4. Jg.,H. 8, Leipzig 1939, S. 231, Abb. 7 (Hunte).Mit geschlossenemVorraum: R. R. Schmidt: a. a. 0., S. 178, Abb. 134,S. 179, Abb. 135 bis 139 (Aichbühl), S. 224, Abb. 166, 167 (RiedschachenI), S. 265,Abb. 212, 213 (RiedschachenII).49) C. S c h u c h h a rd t: Alteuropa, Berlin 1944,S. 149, Abb. 82 a.50) H. Reinerth: 1939 a. a. 0., S. 231, Abb. 7.


(?)51. "Megaron"- Grundrißtypen begegnen in Aichbühl52, Taubried53,SipplingenM, Egolzwil55 und am Dümmer56. Bei einem Wohnhaus vonRiedschachen 1 ist der mit einem Firstträger versehene, von den Längswändenabgesetzte Vorbau als Laube anzusprechen57. Schließlich ist dieseGrundrißform auch durch die Ausgrabung in Succase belegt58. Es handeltsich hier um eine Bauform, die äußerlich dem antiken Megaron an dieSeite zu stellen ist. Da das Megaron bereits in Troja 1 c nachgewiesenwurde, ist es nicht möglich, diese Grundrißform aus dem Megalithoderschnurkeramischen Kulturkreis herzuleiten, worauf Bittel besonders aufmerksamgemacht hat50. Man wird sich daher der Meinung von Menghin6"und Miojcic61 anschließen müssen, nach der dem Megaron, das einen einfachenBaugedanken verkörpert, eine selbständige Entstehung an mehrerenStellen zugebilligt werden muß.Auf Grund der bei den Thüringischen Totenhütten beobachteten Grundrißformendie in neolithischen Siedlungen verschiedener Kulturen wiederbegegnenkönnen, darf angenommen werden, daß auch die schnurkeramischeSiedlung in Mitteldeutschland neben dem einfachen Einraumhausdas Vorraumhaus, das noch mit einem Vorbau auf der einen Giebelseiteversehen sein konnte, gekannt haben wird.Wenn es auch sicher ist, daß die Bauart der schnurkeramischen Totenhüttennicht zuletzt von der Notwendigkeit diktiert wurde, einer schwerenBelastung standzuhalten, so kann andererseits nicht übersehen werden, daßbeim Aufbau derselben auch Konstruktionsprinzipien in Anwendung gekommensein werden, die in der Siedlung üblich waren.Dabei ist zunächst zu bedenken, daß sich, aus, Gründen einer im Totenkult51) E. Sprockhoff: a. a. 0., T. 57 b (Grundriß 1).52) R. R. Schmidt: a. a. 0., S. 179, Abb. 140.53) H. Reinerth:1937 a. a. 0., S. 78, Abb. 75.54) H. Reinerth: 1937 a. a. 0., S. 72, Abb. 68.55) H. Reine 1937 a. a. 0., S. 84, Abb. 81.56) H. Reiner †h : 1939a. a. 0., S. 231, Abb. 7 (Haus 3).57) R. R. Schmidt: a. a. 0., S. 205, Abb. 153.58) W. Rad i g: Das vorgermanische nordische Haus in Norddeutschland.(Haus und Hof im nord. Raum, 1. Bd., Leipzig 1937, S. 59, Abb. 56 [ergänzter,schematischerGrundriß].)59) K. B itt e 1: Prachistorische Forschung in Kleinasien. (Istanbuler ForschungeBd. 6, Istanbul 1934,S. 26.)Kleinasiatische Studien. (Istanbuler Mitteil. 5, 1942, S. 138.)60) 0. M e n g h i n: a. a. 0., S. 146.61) V. Milojcic: Chronologie der jüngeren Steinzeit MittelundBerlin 1949,S. 109.Südosteuropas


verankerten Tradition, in der Grabhüttenbauweise ältere und primitivereKonstruktionsarten erhalten haben können. Zu einer derartigenAuffassung könnte man vor allem im Hinblick auf den Kurzapsidenbauvon irmenstorf kommen. Auch der Reihenbau. bei dem längs der Haus-.begrenzung Steine in Linienanordnung gelegt wurden, ist mesolithischerund paldolithischer Herkunft°2. Er geht auf die Steinlagen zurück, die zumFesthalten des Zeitgerüstes der Wildbeuter am Boden dienten. So ist alsodamit zu rechnen, daß sich sowohl in der Grundrißgestaltung wie auch inder Bautechnik der Grabhütten ältere Bauelemente erhalten haben können.Andererseits erhält der Gedanke, daß bestimmte Konstruktionseigentümlichkeder Tolenhulten dem Vorbild des Wohnhauses entsprechen,seine Stütze durch einen Vergleich der schwer belasteten AunjetitzerGrabhütten mit den gleichzeitigen Siedlungsbauten, wobei allerdings zubedenken ist, daß die Totenhütten schnurkeramische Tradition zeigen, diein den Siedlungen nicht vorhanden oder bis jetzt nicht faßbar ist.Leider steht uns aus Mitteldeutschland nur eine veröffentlichte Siedlungssteaus Thierschneck bei Camburg (Thüringen) für eine derartigeBetrachtung zur Verfügung, die zwar vom Ausgräber als Herdgrube bezeichnetwurde, jedoch auf Grund ihrer Größe und ihres Inhalts als abgebranntIlausiest angesprochen werden muß63. Über die Konstruktiondes ()beibaues sagt diese Siedlungsgrube nichts aus. Sie bezeugt nur, daßdie Aunjetitzer eingetiefte Hüttenstellen kannten. Auch in Groß- Mugl(Niederösterreich) konnte ein solcher Nachweis geführt werden64. Hiergelang es, am Rande der Gruben schräg stehende Stakenlöcher zu finden,die eine Dachhüttenkonstruktion annehmen lassen. Zukünftige Siedlungsgrabungehaben noch zu klären, inwieweit schwellenartige Verfärbungen,wie sie in Thüringen beobachtet wurden, auf unmittelbar am Erdbodenstehende Bauten hinweisen05.62) 0. Menghin: a. a. 0., S. 118.63) G. N e u m a n n: Neue bronzezeitliche Siedlungsfunde der KreisabteilungCamburg. (Der Spatenforscher, Jg. 3, Folge 2, 1938, S. 12 bis 14.) Die stärkereingetiefte Hütte scheint ein fester Bestandteil des Aunetitzer Dorfes gewesenzu sein, wie die Ausgrabungen in Böhmen lehren (1. 11n f z d o v ä Osadya chatyÜnêtického lidu v CechachArcheologické rozhledy V, 1953, 3, S. 380 if.).64) E. 11e n i 11g e r: Die frühbronzezeitliche Dorfanlage von G. Mugi (Niederdonau).(Mitt. d. Prähist. Komm. d. Akademie d. Wissenschaften, Bd. IV, Nr. 3bis 4, Wien 1941.S. 49 if.)65) Freundliche Mitteilung von Herrn Prof. Dr. Neumann. der solche Verfärbungenbesonders in einer noch nicht veröffentlichten Aunielilzer Siedlung feststellenkonnte. Voraussichtlich werden bei planmäßigen Grabungen in Mittel-


Diese wenigen Vergleichsmöglichkeiten zeigen deutliche Übereinstimmungenund Abweichungen im Aufbau der Totenhütte und des Wohnhausesder Aunjetitzer Kultur. Dachhüttenkonstruktion und Wandgräbehen(zur Aufnahme von Schwellen, Roofen, Sparren und senkrechtenPfosten) wurden auch im Grabbau, wenngleich aus Gründen der Belastungin wesentlich soliderer Form als beim Wohnbau, angetroffen. Die Steinpflasteranscheint, nach dem augenblicklichen Stand der Forschungzu urteilen, eine Besonderheit des Grabhügeleinbaues zu sein.Wenn sich durch spätere Siedlungsgrabungen klären ließe, ob die Grubevon Schelditz einen Wohnhaustyp der mitteldeutschen Schnurkeramikervertritt, dann ergäbe sich eine Übereinstimmung zu Groß- Mugl und diegleichen Unterschiede zum Totenbau wie bei der Aunjetitzer Kultur. Dochscheinen die Verhältnisse bei den Schnurkeramikern Mitteldeutschlandskomplizierter als bei den Aunjetitzern zu liegen, da größere Siedlungsgrubenanscheinend zu den sehr seltenen Objekten in Mitteldeutschlandgehören. Überdies lassen die senkrechten Pfosten, die beim schnurkeramischenTotenhüttenbau festzustellen sind, glauben, daß in der schnurkeramiscSiedlung Mitteldeutschlands auch mit Häusern, die eine senkrechteWand besitzen, gerechnet werden kann.Bei der Frage, welche Bauprinzipien der Totenhütte sich mit denen desWohnhauses decken werden, ist zunächst von der Tatsache auszugehen,daß für die Grabhügeleinbauten Thüringens, des nordmainischen Hessenund der Schweiz Pfosten, Schwellengräbchen, Steinpflaster und Steinsockelverwendet wurden. Der Pfostenbau ist im Dorf der Haffküstenkulturbereits nachgewiesen. In Mitteldeutschland steht der sichere Nachweisseiner Anwendung noch aus. Der Schwellenbau konnte in derSiedlung bisher nicht bezeugt werden. Vielleicht muß mit der Aufführungsolcher Bauten in Mitteldeutschland besonders gerechnet werden, da sichschnurkeramische Wohnbauten hier bisher hartnäckig den Blicken desBodendenkmalpflegers verborgen haben. Jedoch müssen zukünftige, sorgfältigdurchgeführte Grabungen abgewartet werden. Während bei beidenBauprinzipien - dem Pfostenunddem Schwellenbau - immerhin einegewisse Wahrscheinlichkeit ihrer Entdeckung in Mitteldeutschland gegebenist, kann man vorläufig nicht entscheiden, ob der PflasterundSockelbaunur allein bei der Errichtung der schnurkeramischen Totenhütten eineRolle spielte, wie das der Fall zu sein scheint bei den genetisch mit ihnendeutschland außerdem noch Pfostenbauten mit Firstträgerkonstruktion wie inBöhmen zutage treten (B. Soudský: Unetická osada v Postoloprtech, Arch.rozhl. V, 1953, 3, S. 308 ff., und 1. Hnfzdovä: a. a. 0.).


verbundenen Aunjetitzer Grabbauten. Immerhin ist von besonderer Bedeutungdie Tatsache, daß in der schnurkeramischen Siedlung von TolkemitSteinreihen im Zuge der Wand beobachtet wurden66 und sich somitein Vergleich mit den einzelnen Steinsockelzügen, wie sie die SarmenstorferPfostenhütte kennt, aufdrängt.Es sei daher kurz die Verbreitung des PflasterundSteinsockelbaues inneolithischen Siedlungen besprochen. Pflasterbauten mit Sockel undisolierte Steinsockel begegnen besonders häufig im Bereich der norddeutscheund skandinavischen Megalithgruppen. Zu erwähnen sind besondersdie Siedlungen von Klein- Meinsdorf, Strandegard, Vrä, Katrineholm,Mogetorp und Stora Toltorp67. In Katrineholm wurden im Innereneines Steinsockelbaues regelrechte Beifirstträger beobachtet. Auch inMitteldeutschland konnte der Pflasterbau mit Randsockel nachgewiesenwerden. Eine derartige einräumige Steinpflasteranlage wurde, wie schonerwähnt, auf einer Siedlung der Schönfelder Kultur in Ladeburg, KreisJerichow, freigelegt. In konstruktiver Hinsicht scheint sie der einen Totenhüttevon Seifartsdorf (Sockelbau ohne Bodenpflasterung) nahe zu stehen,insofern sich an der einen Seite Pfostenstellungen wahrscheinlich machen.In Ladeburg waren die Pfosten in zwei rundliche Steinsetzungen eingesetzt,die in ähnlicher Gestalt im übrigen Ausgrabungsgelände beobachtetund hier von Grimm als Pfostenstützlager erkannt wurden.Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, daß neuerdingsMenghin Bedenken über den Siedlungscharakter des Ladeburger Steingeäußerthat68. Er deutet an, daß es sich hier um den Grundrißeiner Totenhütte gehandelt haben könnte. Bekanntlich sind auch hinsichtlichder Bauten von Klein- Meinsdorf ähnliche Betrachtungen angestelltworden69. Ein sorgfältiges Studium des Grabungsplanes von Ladeburgmit seinen Herdstellen, einzelnen Pfostengruben, Pfostenstützkreisen undSteinsockelzügen (Schwellenunterlagen?) auf engem Raum, schließlichaber die Zusammensetzung der Keramik läßt jedoch eher an einen Siedlungsbaudenken70. Die von Grimm angedeuteten Beziehungen des mitteldeutschePflasterbaues zu ähnlichen Wohnbauten des nordeuropäischenMegalithkreises bestehen daher m. E. zu Recht. Hinsichtlich der Apsidenbauten66) B. Ehrlich: 1940 a. a. 0., S. 51.67) Zusammenfassende Beschreibung der skandinavischen Bauten: 0. M e n -g h i n: a. a. 0., S. 93, 112 f., 116, 118 (hier auch Literaturhinweise).68) 0. M e n g h i n: a. a. 0., S. 94.69) K. K e r s t e n: a. a. 0., S. 77.70) Die Schönfelder Kultur zeigt im Hausbau eine auffallende Mannigfaltigkeit.Neben dem von G r i m m erschlossenenPflasterbau mit Randsockel konnten


von Klein- Meinsdorf ist zu sagen, daß sie neuerdings von Schwabedissenwieder als Wohnbauten angesprochen werden71.Eine Sonderform des Steinsockelbaues wurde in mehreren SiedlungenEnglands beobachtet und stellt offenbar wieder ein westeuropäisches Bauelementdar. Hier standen innerhalb der den Hausgrundriß umziehendenStein sockel Pfostenreihen, oder die Fronten der Sockel wurden von einerinneren und einer äußeren Pfostenreihe begleitet72. Es sei in diesem Zusammenhdarauf hingewiesen, daß eine ähnliche Kombination zweierBauprinzipien auch in Sarmenstorf und in Seifartsdorf beobachtet wurde.Im Hinblick auf die die Steinsockel begleitenden Pfostenreihen drängtsich ein Vergleich auf mit dem Wandaufbau der schnurkeramischen Häuservon Succase. Die parallelen Pfostenreihen längs einer Wand müsseneine nicht näher feststellbare Füllung umschlossen haben. Man könnte anSoden denken. Derartige Soden könnten auch auf den Steinunterlagen derin England ergrabenen Gebäude geschichtet gewesen sein.derSteinsockelundSteinpflasterbau kommen also besonders im Bereichwestundnordeuropäischen Megalithkultur vor. Es liegt nahe, diethüringischen Totenbauten mit diesen - soweit es die Bautechnik zurErstellung des Untergrundes betrifft - in Verbindung zu bringen, zumalsich vom Westen bzw. vom Nordwesten herkommende Kultureinflüsse inThüringen bemerkbar machen.Nach Kenntnis des schnurkeramischen Wohnbaues in Mitteldeutschlandwird das Verhältnis der thüringischen Totenhütten zu den westundnordeuropäischen Siedlungsbauten einer eingehenden Betrachtung unterzogenwerdenmüssen.durch die ergebnisreichen Grabungen von L i es, der mir freundlicherweiseeinen Einblick in seine z. T. noch unveröffentlichten Grabungspläne gestattete,Häuser sowohl mit Reihen von Wandpfosten (Randau b. Magdeburg), wie auchmit Wandgräbchen (Gerwisch) freigelegt werden. Neben dem an den Eckenrundlich verlaufenden Wandgräbchen, in dem wahrscheinlich eine durch Pfostengestützte Flechtwerkwand verankert war, kommen noch parallel laufende kürzere,zu Nebengebäuden gehörende Gräbchen vor, die sehr an die Schlitzgräbchensteeiner Gruppe der besprochenen Totenhütten erinnern (Gerwisch).Da die Schnurkeramiker mit der Schönfelder Kultur in Mitteldeutschland engeBerührung hatten, wie aus Grabinventaren und Siedlungsbefunden hervorgeht,können sich vielleicht auch im schnurkeramischen Hausbau gewisse Übereinstimmunmit dem der Schönfelder Kultur zeigen.71) In einem öffentlichen Vortrag anläßlich der Jahrestagung der Arbeitsgemeinszur Erforschung der frühgeschichtlichen Landwirtschaft in Halleam 26. 3. 1954.72) J. G. D. C 1 a r k: Prehistoric Europe, London 1952,S. 152, Abb. 79, S. 153,Abb. 80. 0

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