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Große Häuser – kleine Häuser

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1. Einführung<br />

Die archäologische Erkundung der quellenkundlich und<br />

forschungsgeschichtlich bedeutsamen Fundlandschaft des<br />

Federseemoores bekam ab 1979 neuen Aufschwung, als<br />

das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (LDA) im<br />

Rahmen des neu begründeten „Projektes Bodensee-Oberschwaben“<br />

mit einer Bestandsaufnahme der prähistorischen<br />

Feuchtbodensiedlungen zwischen Bodensee und<br />

Oberer Donau begann. Neben Geländebegehungen, Vermessungsarbeiten<br />

in freigespülten Pfahlfeldern und<br />

Sondagen im Flachwasser des Bodensees kam es auch in<br />

den oberschwäbischen Seen und Feuchtgebieten zu entsprechenden<br />

Prospektionsversuchen. Da die Fundgebiete<br />

dort zumeist von Grünland, teilweise auch von Wald bedeckt<br />

sind, brachten Luftbildprospektion und einfaches<br />

Absuchen der Oberflächen nur in wenigen Fällen die erwünschten<br />

Ergebnisse. Erst Bohrungen und vor allem die<br />

Begehungen frisch gefräster Entwässerungsgräben gewährten<br />

dann im Lauf der Jahre die gesuchten Einblicke in größere<br />

Moorflächen und ermöglichten die gezielte Anlage<br />

von Sondierschnitten.<br />

Neben Unternehmungen in verschiedenen Kleinseen<br />

Oberschwabens bildete das Federseeried einen besonderen<br />

Schwerpunkt der Untersuchungen. Hier galt es zunächst<br />

die altberühmten, inzwischen aber durch landwirtschaftliche<br />

Nutzung und Aufforstung überprägten Fundstätten<br />

wiederzufinden und zu prüfen, welcher Informationsgehalt<br />

ihnen noch zugemessen werden konnte. Die Arbeiten<br />

konzentrierten sich zunächst auf das südliche Federseeried,<br />

wo die Grabungen der Forschungspioniere des 19.<br />

Jahrhunderts, vor allem aber die großflächigen Siedlungsgrabungen<br />

der zweiten Forschungsetappe in den 1920er<br />

Jahren stattgefunden hatten. Die Wiederauffindung einer<br />

nahezu vergessenen Siedlungsentdeckung des Biberacher<br />

Archäologen Heinrich Forschner, die in den Riedwiesen<br />

bei Ödenahlen gelang, lenkte 1980/81 den Blick dann<br />

erstmals auf das nördliche Federseemoor.<br />

Es war für den weiteren Fortgang der Untersuchungen von<br />

großer Bedeutung, dass im Rahmen des 1983 begonnenen<br />

DFG-Schwerpunktprogramms „Siedlungsarchäologische<br />

Untersuchungen im Alpenvorland“ für viele Jahre eine<br />

<strong>Große</strong> <strong>Häuser</strong> <strong>–</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Häuser</strong><br />

Archäologische Befunde zum Siedlungswandel am neolithischen Federsee<br />

HELMUT SCHLICHTHERLE<br />

Grabungsmannschaft am Federsee tätig war. Am Rande<br />

der nun wieder aufgenommenen Grabungsaktivitäten in<br />

der „Siedlung Forschner“, der letzten, bis dahin noch weitgehend<br />

unberührten Siedlungsentdeckung der 1920er<br />

Jahre im südlichen Ried, kam es zu weiteren Begehungen<br />

und Beobachtungen im nördlichen Federseeried durch<br />

Grabungsleiter und Mitarbeiter. Vor allem Franz Herzig<br />

und Erwin Keefer, aber auch Fridolin Könnel waren dort<br />

prospektiv tätig. Ihren Hinweisen und Fundmeldungen<br />

gingen wir dann seitens der Feuchtbodenarchäologie des<br />

Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg gezielt nach.<br />

Abb. 1 Neolithische Siedlungen im Federseemoor. Im vorliegenden<br />

Band behandelte Stationen sind rot hervorgehoben.<br />

13


14<br />

Durch Sondagen erschloss sich in den 1980/90er Jahren<br />

im „Nördlichen Ried“ eine vom Archäologenspaten noch<br />

weitgehend unberührte Fundlandschaft mit sechs neuentdeckten<br />

neolithischen Siedlungsanlagen und mit mehreren<br />

Anzeichen auf weitere Siedlungen (Abb. 1). Die in<br />

sommerlichen Sondagekampagnen betriebenen Untersuchungen<br />

kamen 1996 zu einem vorläufigen Abschluß, als<br />

am Rande des „Westlichen Riedes“ bei Neubauten an der<br />

Wuhrstraße von Bad Buchau metallzeitliche Bohlenwege<br />

und im daneben liegenden Bauerwartungsland der Torwiesen<br />

neolithische Siedlungen entdeckt wurden. Es galt<br />

nun, die Arbeitskraft auf die hier fälligen Rettungsgrabungen<br />

zu konzentrieren. Für die Sondagen im nördlichen<br />

Ried ergab sich somit eine Zwangspause, die für eine Aufarbeitung<br />

archäologischer Teilaspekte, vor allem aber des<br />

geborgenen naturwissenschaftlichen Probenmaterials genutzt<br />

wurde. Der vorliegende Band legt über die durchgeführten<br />

Spezialuntersuchungen Rechenschaft ab.<br />

Die archäologischen Untersuchungen in den Siedlungen<br />

„Ödenahlen“ und „Hartöschle“ wurden bereits abschließend<br />

publiziert (SCHLICHTHERLE 1995b; STROBEL 2000a),<br />

die Sondagen in den anderen Stationen des nördlichen Federseeriedes<br />

in Vorberichten vorgestellt. Zudem erfolgte<br />

eine Aufarbeitung alter Grabungen im Südlichen Ried<br />

(STROBEL 2000b; BOLLACHER 2001a). Die im Folgenden<br />

gegebene Zusammenfassung der archäologischen Sondageergebnisse<br />

im nördlichen Ried stellt somit einen Zwischenbericht<br />

der willkürlich unterbrochenen Feldforschungen<br />

dar. Zudem werden archäologische Ergebnisse<br />

zu den bereits vorgelegten Stationen Hartöschle und Dullenried<br />

zusammengefasst und vorläufige Ergebnisse der<br />

Rettungsrabung in den Torwiesen komprimiert vorgelegt.<br />

Damit erhalten die Spezialuntersuchungen und naturwissenschaftlichen<br />

Beiträge ihren Rahmen.<br />

Abb. 2 Alleshausen-<br />

Hartöschle. Haus 1<br />

und 2, Raumaufteilung<br />

und Lage der<br />

Feuerstellen und des<br />

Kuppelofens.<br />

2. Alleshausen-Hartöschle<br />

2.1 Topographie<br />

Das <strong>kleine</strong>, nach dem nahe gelegenen Gewann „Hartöschle“<br />

benannte Siedlungsgelände Alleshausen-Hartöschle<br />

(Gde. Alleshausen, Lkr. Biberach) befindet sich etwa 2 km<br />

NNO der Ortschaft in den „Riedwiesen“ auf den Parzellen<br />

501 und 502/1. Die Station liegt weit vorgeschoben im<br />

buchtförmigen Seebecken, der Westflanke des nördlichen<br />

Riedes vorgelagert. Möglicherweise befand sie sich hier<br />

zwischen einem <strong>kleine</strong>n Zufluss und dem See in einer<br />

halbinselartigen Position. Die Entfernung zum Mineralboden<br />

beträgt etwa 250 m. Die Grundwasserdurchströmung<br />

ist in diesem Bereich, der vom Hang her Zufluß erhält,<br />

gut. Die Erhaltung der Fundschichten erwies sich im<br />

Innern des Kulturschichtpaketes als exzellent. Die Moorüberdeckung<br />

ist heute durch Torfstich und Torfschwund<br />

reduziert. Entwässerungsgräben bedingen eine partielle<br />

Durchlüftung der obersten Kulturschichtbereiche.<br />

2.2 Grabung und Befunde<br />

Begehungen der frisch gereinigten Entwässerungsgräben<br />

durch E. Keefer brachten im Frühjahr 1984 erste Hinweise<br />

auf Baubefunde. Die Grabungsfräse hatte einen Holzfußboden<br />

und Lehmestriche auf etwa 10 m Länge durchschnitten.<br />

Im Sommer desselben Jahres wurden erste Sondiergrabungen<br />

angesetzt, die im Folgejahr eine Fortsetzung<br />

fanden (KEEFER/KÖNINGER 1985). Dabei wurden im<br />

Entwässerungsgraben die Befunde ausgegraben, ein Profil<br />

entlang der Grabenwand aufgenommen und Bohrungen<br />

im Umfeld niedergebracht. 1992/93 kam es zu Gefrierkernbohrungen<br />

in engem Raster, die den Nachweis von


zwei eng nebeneinanderliegenden <strong>Häuser</strong>n bestätigten,<br />

denen in gleicher Bauflucht wohl ein drittes Gebäude zugesellt<br />

war, dessen Befunde jedoch nur rudimentär erhalten<br />

sind. Zwei Teilbereiche der <strong>Häuser</strong> 1 und 2 wurden auf<br />

insgesamt 127 qm flächig aufgedeckt. Die Grabungen erfassten<br />

lediglich die obersten Lagen der durch vielfache<br />

Fußbodenerneuerungen mächtig aufgeschichteten Hausplätze.<br />

Haus 1 umfasst insgesamt acht Holzfußböden. Die<br />

Gebäude sind zweiräumig. Haus 1 hat zudem einen Vorplatz,<br />

im Rückraum befindet sich ein Kuppelofen (Abb.<br />

2). Die aus Holzfußböden, Pfosten, Wandelementen, Lehmestrichlagen<br />

und organischen Abfallschichten aufgebauten<br />

Befunde der ebenerdig auf Niedermoor errichteten<br />

<strong>Häuser</strong> erwiesen sich durch Transgressionen rundum abgespült<br />

und von Mudden überlagert. Die Befunde sind<br />

bereits abschließend vorgelegt (STROBEL 2000a), so dass<br />

sich hier eine detaillierte Beschreibung erübrigt.<br />

Im Gegensatz zu den etwa zeitgleichen Siedlungen Riedschachen<br />

II, Taubried I und Ehrenstein mit etwa 20<strong>–</strong>40<br />

Gebäuden handelt es sich bei Alleshausen-Hartöschle um<br />

einen <strong>kleine</strong>n, aus nur zwei bis drei <strong>Häuser</strong>n bestehenden<br />

Weiler (Abb. 3). Die vielfache Erneuerung der Fußböden<br />

zeigt dabei eine gewisse Kontinuität der Nutzung. Zur<br />

Zeit der Schussenrieder Kultur dürfte das nördliche Federseeried<br />

nur von dieser Kleinsiedlung belegt worden sein.<br />

2.3 Datierung und Fundmaterial<br />

Holzbauteile aus Eiche und Buche, insbesondere aus den<br />

unteren Fußbodenlagen 2 und 3 des Hauses 1 ergaben<br />

dendrochronologische Waldkantendaten zwischen 3920<br />

und 3916 v. Chr. (BILLAMBOZ 1998, 165). Zudem liegt ein<br />

14 C-Datum aus einem über diesen Böden liegenden Eichenbrett<br />

vor: HD 9509<strong>–</strong>9275 5345±30BP, 4315<strong>–</strong>4046<br />

BC cal.<br />

Die <strong>kleine</strong>n Sondageflächen haben ein vielfältiges und reiches<br />

Fundmaterial erbracht. Dieses ist insbesondere mit<br />

seinem verzierten wie unverzierten Keramikspektrum,<br />

aber auch mit Hirschgeweih-Tüllenfassungen, einem zugehörigen<br />

Knieholm und einer Spitzklinge aus Rijckholt-<br />

Feuerstein der Oberschwäbischen Gruppe der Schussenrieder<br />

Kultur zuweisbar. Die Funde umfassen ferner Mahlsteine<br />

und Läufer, Beilklingen, Klopfsteine, Geweihhacken,<br />

Knochen- und Holzgeräte sowie zahlreiche Netz-<br />

senker. Das Fundmaterial wurde von Strobel (2000a, 174<br />

ff.) ausführlich vorgelegt und diskutiert.<br />

3. Bad Buchau-Torwiesen II<br />

3.1 Topographie<br />

Abb. 3 Rekonstruktionsskizze der <strong>kleine</strong>n Siedlung<br />

Alleshausen-Hartöschle, ein Weiler der Schussenrieder<br />

Kultur (Zeichnung H. Schlichtherle).<br />

In den „Torwiesen“ nördlich des mittelalterlichen Straßendammes<br />

von Kappel nach Buchau liegt das Gelände der<br />

Siedlung Torwiesen II (Stadt Bad Buchau, Lkr. Biberach)<br />

auf den Parzellen 2268/1 und 2260. Es ist dies die Engstelle<br />

zwischen dem Festland und der mineralischen Insel<br />

Buchau, die in der mittleren Bronzezeit und in der Eisenzeit<br />

von Bohlenwegen und einem Packwerkweg überspannt<br />

war (BILLAMBOZ 1997; HEUMÜLLER 1998; dies.<br />

2002). Die endneolithische Siedlung liegt stratigraphisch<br />

unter diesen Wegen etwa in der Mitte zwischen Festland<br />

und Insel, jeweils ca. 300<strong>–</strong>400 m von den Moorrändern<br />

entfernt. Sie ist nach dem aktuellen Stand der Grabungen<br />

an drei Seiten von Muddeablagerungen umgeben. Die Frage,<br />

ob es sich hier bereits zur Siedlungszeit um eine Halbinsel-<br />

oder Insellage handelte, harrt noch der Klärung.<br />

Die Dorfstrasse der Siedlung hat eine ähnliche Orientierung<br />

wie die metallzeitlichen Überwege, so dass vermutet<br />

werden kann, dass die Ortschaft ebenfalls an einer Wegverbindung<br />

auf die Insel Buchau angelegt war. Die Siedlung<br />

orientiert sich jedoch vor allem auf die Festlandseite, was<br />

durch stabile Pfostenbauweise des Weges in westliche<br />

Richtung verdeutlicht wird.<br />

3.2 Grabung und Befunde<br />

Die 1996 im Zuge von systematischen Bohrungen auf der<br />

Trasse der metallzeitlichen Bohlenwege entdeckte Siedlung<br />

wird von uns seit 1997 im Zuge einer Rettungsgrabung<br />

im Bauerwartungsland des Moorheilbades Bad<br />

Buchau erforscht. Das Siedlungsareal ist zum augenblicklichen<br />

Zeitpunkt bereits weitgehend ausgegraben. Die Arbeiten<br />

decken die Baubefunde durch Feinpräparation auf,<br />

die Einzelfunde werden eingemessen. Durch PVC-Röhren<br />

stellen wir in jedem Quadratmeter Rasterproben für Phosphatuntersuchungen<br />

und die quantitative Analyse von<br />

pflanzlichen Großresten und Insekten sicher. Tierknochen<br />

werden wie Funde behandelt. Eine Siebung von Kultur-<br />

15


16<br />

v<br />

60<br />

y<br />

40<br />

100<br />

x<br />

2<br />

1<br />

4<br />

0 2.5 3 m<br />

Straße<br />

15 ?<br />

V7<br />

3<br />

6 8<br />

5<br />

Profil 1<br />

120 140<br />

Abb. 4 Bad Buchau-Torwiesen II. Übersichtsplan der Siedlung, Stand 2003. Pfosten schwarz, Begleitpfosten der Dorfstraße gelb,<br />

Feuerstellen in den <strong>Häuser</strong>n orange. Tierknochenverteilung blau, osteologisch bereits untersuchte Grabungsschnitte grün umrandet.<br />

Profilausschnitt 1 (Abb. 5) rot (Grafik W. Hohl/J. Köninger).<br />

Abb. 5 Bad Buchau-Torwiesen II. Profilausschnitt 1 im Bereich des Kleinhauses 14. 1 sandiger Beckenton, 2 Kalkmudde,<br />

3 Lebermudde, 4 Niedermoortorf, 5 Kulturschicht (Hölzer unter Lehmlagen und Feuerstellenbereich des<br />

Hauses), 6 Niedermoortorf, 7 Sedimentreste des Stadtweihers, 8 Torferde (Zeichnung J. Younson; Grafik J. Köninger).<br />

10<br />

14<br />

7<br />

12<br />

9<br />

11<br />

150<br />

13


schichtmaterialien erfolgt lediglich in Sonderfällen, vor allem<br />

wenn Streuungen kalzinierter Knochenpartikel vorliegen.<br />

Die archäologischen und naturwissenschaftlichen<br />

Analysearbeiten haben erst in Teilbereichen der Siedlung<br />

begonnen. Es liegen erste botanische und phosphatanalytische<br />

Ergebnisse (SCHLICHTHERLE/VOGT/HERBIG 2002;<br />

HERBIG 2002) vor. Mehrere Vorberichte unterrichten bereits<br />

ausführlicher über die archäologischen Ergebnisse<br />

(HOHL/SCHLICHTHERLE 1999; BILLAMBOZ/HOHL/<br />

SCHLICHTHERLE 2000; SCHLICHTHERLE 2001; SCHLICHT-<br />

HERLE/HOHL 2002). Hier soll eine Kurzfassung genügen:<br />

Die Siedlungsbefunde liegen auf Niedermoortorf und werden<br />

von einem mächtigen Torfkörper überdeckt (Abb. 5).<br />

Unmittelbar über den Siedlungsruinen und in diesen wurzelnd<br />

wuchs ein Bruchwald dessen zahlreiche Baumstubben<br />

sich bei der Grabung vorfanden. Die in der Regel nur<br />

dünn ausgeprägte, vom umgebenden Torf makroskopisch<br />

oft nicht unterscheidbare Kulturschicht wird am Siedlungsrand<br />

im Norden, Nordosten und Westen der Siedlung<br />

von einer Transgressionsmudde überlagert. Im Bereich<br />

der Bebauung gibt es hingegen keine sedimentologischen<br />

Überflutungshinweise.<br />

Es wurde die komplette Siedlung mit 12 Großhäusern und<br />

2<strong>–</strong>3 Kleinhäusern aufgedeckt (Abb. 4). Die <strong>Häuser</strong> reihen<br />

sich beidseits einer Strasse auf, von der im Westen Begleitpfosten<br />

und im Zentrum des Siedlungsareals Reste der<br />

Bohlenwegskonstruktion erhalten sind. Bei den Großhäusern<br />

handelt es sich um zwei und einschiffige Pfostenbauten<br />

mit mehrlagigem Fußbodenaufbau, die ziemlich regelhaft<br />

mit einem zentralen Feuerstellenbereich ausgestattet<br />

sind und mit Vorplätzen an die Dorfstrasse anbinden. Die<br />

Böden sind zumeist ohne Estrich, die Feuerstellen hingegen<br />

lehmgebaut und scheinen<strong>–</strong> nach einigen Funden angeziegelter<br />

Lehmkuppel(?)fragmente <strong>–</strong> auch Kuppelöfen<br />

umfasst zu haben. Weitere Lehmlinsen weisen auf den partiellen<br />

Einsatz von Lehm im Wandbau hin. Mehrfach<br />

scheinen die hinteren Hausabschlüsse mit Lehm verkleidet<br />

gewesen zu sein. Die Längswände waren, wie Pfostenpaare<br />

und alternierend stehende Pfosten andeuten, wohl vor allem<br />

mit horizontal eingeschichteten Hölzern gebaut (Pfostenstangenwände,<br />

Bretterwände?). In Haus 13 nach hinten<br />

herausgebrochene Stirnwandteile lassen dünne Palisadenwände<br />

in den Giebelflächen vermuten. Die Kleinhäuser<br />

sind einfacher konstruiert und haben lediglich einen<br />

zweifachen, aber sehr stabil gebauten Bodenaufbau (Abb.<br />

6) mit dickem Lehmestrichbelag (Abb. 4), <strong>kleine</strong> Feuerstellen<br />

und nur wenige Pföstchen in den Außenwänden.<br />

Die Befunde der Groß- und Kleinhäuser ähneln konstruktiv<br />

somit denen von Seekirch-Stockwiesen (s. unten), zeigen<br />

im Gegensatz zu diesen aber noch mehr Lehmbauweise.<br />

Die Grabungen brachten einige Abfallkonzentrationen neben<br />

den Hauseingängen zum Vorschein. Hinweise auf eine<br />

siedlungsumgebende Palisade liegen bislang nicht vor. Das<br />

Siedlungsumfeld wird derzeit noch genauer untersucht. Es<br />

liegt somit ein endneolithisches Straßendorf vor, dessen<br />

bauliche Organisation der etwa 300 Jahre jüngeren Siedlung<br />

Seekirch-Achwiesen in hohem Maße gleicht. Hinwei-<br />

Abb. 6 Bad Buchau-Torwiesen II. Das Kleinhaus<br />

14 im Zuge der Ausgrabung 2001 (Foto W. Hohl).<br />

se auf ein Brandereignis im Siedlungsareal gibt es nicht.<br />

Der klare Baubefund ohne Bauüberlagerungen und das<br />

geringe Fundaufkommen sprechen für die Einphasigkeit<br />

der Anlage, der eine Lebensdauer von nur wenigen Jahren<br />

bis Jahrzehnten zugebilligt werden kann.<br />

3.3 Datierung und Fundmaterial<br />

Eichenpfähle der <strong>Häuser</strong> 1 und 3 erbrachten dendrochronologische<br />

Waldkantendaten auf 3293 und 3281 v. Chr.<br />

(BILLAMBOZ/HOHL/SCHLICHTHERLE 2000 u. mündl. Mitt.<br />

A. BILLAMBOZ, Dendrochronologisches Labor Hemmenhofen).<br />

Die Pfähle der anderen <strong>Häuser</strong> (meist Esche) und<br />

auch ihre durchweg aus verschiedenen Laubhölzern, jedoch<br />

niemals aus Eiche gebauten Bodenkonstruktionen<br />

entziehen sich vorläufig noch einer genauen Datierung.<br />

Die dendrochronologischen Untersuchungen sind im<br />

Rahmen einer Dissertation in Arbeit.<br />

Das Fundmaterial umfasst eine vor allem aus Kochtöpfen<br />

bestehende Siedlungsware (Abb. 7). Die Töpfe sind dickwandig,<br />

meist etwas gebaucht mit einziehendem Rand. Es<br />

finden sich aber auch s-förmig geschweifte Topfprofile, die<br />

zusammen mit gelegentlich vorkommender Schlickrauhung<br />

eine Verbindung zur vorausgehenden Pfyn-Altheimer<br />

Gruppe Oberschwabens erkennen lassen. Die Töpfe<br />

sind teilweise mit Einstichreihen unter dem Rand, teils<br />

auch mit Knubben verziert. In wenigen Fällen kommen<br />

frei auf die Gefäßwand aufgesetzte Leistensegmente vor.<br />

Daneben gibt es <strong>kleine</strong> Becher und Schalen sowie Tassen<br />

mit Ösen bzw. Henkelöse. Hinzu kommen zahlreiche<br />

scheibenförmige und konische Spinnwirtel. Das Keramik-<br />

17


Abb. 8 Rekonstruierende Zeichnung eines Henkelgefäßes der Badener<br />

Kultur mit eingefügter kannelierter Scherbe aus der Kulturschicht von<br />

Bad Buchau-Torwiesen II (1) und gesattelter Henkel (2)<br />

(Grafik A. Kalkowski).<br />

Abb. 7<br />

Bad Buchau-<br />

Torwiesen II.<br />

Keramik<br />

(Zeichnungen<br />

H. Schlichtherle<br />

u. A. Kalkowski).<br />

18<br />

spektrum ist der älteren Horgener Kultur zuweisbar. Gute<br />

Entsprechungen finden sich in den Schichten 11<strong>–</strong>12 von<br />

Sipplingen. Gegenüber Sipplingen Schicht 13, Nußdorf-<br />

Strandbad und Dullenried fehlt es an deutlich ausgeprägten<br />

Randkanneluren, an Ritzverzierungen und an innengedellten<br />

Böden. Das Inventar von Torwiesen II ist somit<br />

typologisch etwas früher bzw. im Überschneidungsbereich<br />

zur Fazies Nußdorf-Dullenried anzusetzen. Eine <strong>kleine</strong><br />

Wandscherbe kannelierter Ware (Abb. 8,1) und ein gesat-<br />

1<br />

2<br />

telter Henkel (Abb. 8,2) sind als Kontaktfunde zur Badener<br />

Kultur aufzufassen. Auch die Tassen und Spinnwirtel<br />

deuten auf donauländische Beziehungen hin. Zudem gibt<br />

es Silices (darunter zwei Importstücke aus Kreidefeuerstein),<br />

Felsgesteingeräte (Klopfsteine, Beilrohlinge, Beilklingen,<br />

Mahlsteine und Läufer, Schleifplatten), erhaltungsbedingt<br />

wenige Knochengeräte und Holzgeräte<br />

(Knieholm, Stangenholm, Quirl, Stößel, 10 Fragmente<br />

von Eibenbögen). Auffälligerweise sind alle Mahl- und


Schleifsteine fragmentiert, alle Holzgeräte alt gebrochen,<br />

Steinbeile nur als defekte Stücke oder verworfene Rohlinge<br />

vorliegend, kein einziger Keramikfund ist auch nur annähernd<br />

vollständig und viele Spinnwirtel sind zerbrochen.<br />

Die Siedlung wurde ganz offensichtlich systematisch<br />

geräumt, lediglich das Unbrauchbare blieb zurück.<br />

4. Bad Buchau-Dullenried<br />

4.1 Topographie<br />

Im Grenzbereich zwischen zentralem und südlichem Federseebecken,<br />

befindet sich östlich der Insel Buchau im<br />

Gewann „Dullenried“ (Stadt Bad Buchau, Kr. Biberach)<br />

das Siedlungsgelände gleichen Namens auf den Flurstükken<br />

863<strong>–</strong>865. Die Station ist von der mineralischen Insel<br />

Buchau ca. 700 m, vom gegenüberliegenden Festland bei<br />

Oggelshausen ca. 2 km entfernt und liegt damit so weit<br />

vorgeschoben im Federseebecken, wie keine andere der Federsee-Moorsiedlungen.<br />

Eine vom Ausgräber postulierte<br />

Halbinsellage der Siedlung modellierten wohl erst spätere<br />

Transgressionen heraus. Die Station ist durch Abtorfung<br />

und die Ausgrabungen der 1920er Jahre weitgehend zerstört.<br />

Nur ganz lokal in die Mudde eingesunkene Restbefunde<br />

sind noch erhalten.<br />

4.2 Grabung und Befunde<br />

Die Station wurde 1920, 1928 und 1929 unter Leitung<br />

von H. Reinerth (1936, 60 ff.) weitgehend vollständig ausgegraben.<br />

Die Freilegungsarbeiten erfolgten mit grobem<br />

Gerät, die Grabungsflächen wurden von den Grabungsarbeitern<br />

fortwährend begangen, was in den Feuchtsedimenten<br />

zur „Vermatschung“ führte. Das Fundmaterial wurde<br />

dabei sicher nur zum Teil entdeckt und ohne Einmessung<br />

sichergestellt. Die Flächenbefunde wurden aufgemessen<br />

und ab der zweiten Kampagne in vorzüglichen Planfotografien<br />

festgehalten. Profile kamen indessen nur in seltenen<br />

Fällen zur Dokumentation. Die nach heutigen Gesichtspunkten<br />

nicht mehr befriedigende Grabungstechnik<br />

und Dokumentation erlaubte immerhin eine grundlegende<br />

Neubewertung der Baubefunde. Auf die ausführliche<br />

Darstellung und Diskussion der Befunde sei hier ausdrücklich<br />

verwiesen (BOLLACHER 2001a). E. Wall (1961,<br />

266 ff.) führte 1952 Nachuntersuchungen durch, die vor<br />

allem der moorstratigraphischen Situation galten. Dabei<br />

stieß er auf Estrichreste und entnahm 14 C-Proben. Die Begehungen<br />

des „Dullenriedes“ und Bohrungen durch unser<br />

„Projekt Bodensee-Oberschwaben“ brachten in den<br />

1980er Jahren nur noch wenige Besiedlungsreste zum Vorschein.<br />

Die Wiesen waren damals als Weide genutzt und<br />

von Großvieh stark zertreten, dessen Hufe durch den Torfabraum<br />

bis in die oberflächennahen Mudden einsanken.<br />

Es gab somit nur noch wenig Hoffnung, auf ungestörte<br />

Befunde zu stoßen. Per Zufall wurde aber 1999 bei der<br />

Anlage des „Archäologischen Moorpfades“ das Lehmpaket<br />

einer Feuerstelle angebohrt, die wir dann 2000/01 im<br />

Zuge einer <strong>kleine</strong>n Nachuntersuchung anschnitten und<br />

zur Gewinnung von neuen 14 C-Daten und pflanzlichen<br />

Großresten beprobten (BOLLACHER 2001b).<br />

Die Siedlungsreste lagen zur Zeit ihrer Aufdeckung etwa<br />

25<strong>–</strong>60 cm unter der Oberfläche, die Baustrukturen waren<br />

auf einem etwa 20 cm dicken Niedermoortorf angelegt.<br />

Die Siedlung umfasst 9, durch liegende Holzstrukturen<br />

und andere Befunde nachweisbare <strong>Häuser</strong>, zudem fanden<br />

sich Pfostenstrukturen wohl weiterer <strong>Häuser</strong> (Abb. 10).<br />

Mehrfach sind Überschneidungen und Überlagerungen<br />

der Baubefunde festzustellen. Insgesamt können etwa 12<br />

Gebäude festgestellt werden. Die <strong>Häuser</strong> sind unterschiedlich<br />

orientiert. Bollacher (2001a, 202 f.) unternahm den<br />

Versuch, Orientierungsgruppen zu unterscheiden. Einige<br />

Gebäude lassen sich auch diesen Gruppen nicht zuordnen,<br />

so dass eine mehrphasige Siedlung mit jeweils nur wenigen<br />

gleichzeitigen Gebäuden vorauszusetzen ist (Abb. 9). Die<br />

Baubefunde sind entgegen der Auffassung des Ausgräbers<br />

<strong>–</strong> Reinerth sah in ihnen ovale Reisighütten <strong>–</strong> klar als <strong>kleine</strong><br />

Rechteckhäuser zu interpretieren. Die Gebäude hatten<br />

mehrlagig unterbaute Prügelböden mit Lehmestrichbelag<br />

(Abb. 11), enthielten Feuerstellen und wiesen Pfosten und<br />

Pföstchenstrukturen entlang der Wände auf. Mittelpfosten<br />

sind indessen nur im Bereich des unklaren Hausgrundrisses<br />

6 und der unvollständigen Pfostenstruktur B<br />

Abb. 9 Bad Buchau-Dullenried. Zeichnerische Skizze<br />

verschiedener Siedlungsphasen nach den Orientierungsgruppen<br />

von BOLLACHER 2001a (Zeichnung H. Schlichtherle).<br />

19


20<br />

Abb. 10 Bad Buchau-Dullenried. Siedlungsplan mit Eintragung der Profilaufnahmen in Schnitt 1 der Nachuntersuchung<br />

2000/2001 (nach BOLLACHER 2001a).


Abb. 11 Bad Buchau-Dullenried. Rekonstruktion<br />

von Hausböden nach BOLLACHER 2001a, 190.<br />

festzustellen, so dass sich vor allem einräumige, mit einer<br />

Feuerstelle ausgestattete Kleinhäuser rekonstruieren lassen,<br />

deren Dachlast von einer größeren Zahl von Wandpfosten<br />

getragen wurde. Die Gebäude ähneln in ihrer<br />

Grundform und mittelpfostenlosen Konstruktion den<br />

Kleinhäusern von Alleshausen-Grundwiesen, weisen im<br />

Gegensatz zu diesen jedoch stabilere Wandpfosten auf. Vor<br />

allem sind sie mit Lehmestrichen ausgestattet, was sie in<br />

die Nähe der Kleinhäuser der Siedlung Bad Buchau-Torwiesen<br />

II bringt.<br />

4.3 Datierung und Fundmaterial<br />

Leider konnte bei den Nachuntersuchungen kein geeignetes<br />

Holzprobenmaterial für dendrochronologische Analysen<br />

sichergestellt werden. Zur 14 C-Datierung wurden zwei<br />

Holzkohlestraten aus der Feuerstelle des Hauskomplexes<br />

7a/b herangezogen (Abb. 12). Die gewonnenen Daten liegen<br />

kalibriert im Bereich 3332<strong>–</strong>3035 v. Chr. (Abb. 13)<br />

und sind aufgrund der Plateaulage der Kalibrationskurve<br />

nicht präziser zu fassen.<br />

Das Fundmaterial umfasst Kochtöpfe der Horgener Kultur<br />

mit Randlochung, Fingertupfenreihen und Randkanneluren.<br />

Durch plastische Applikationen (Fingertupfenleisten,<br />

glatte Leisten, Leistensegmente und Knubben) und<br />

innengetupfte Standböden ist das Keramikspektrum in die<br />

zeitliche Nähe von Nußdorf-Strandbad und Sipplingen<br />

Schicht 13 zu stellen. Damit ergibt sich eine Einordnung<br />

in die ältere Horgener Kultur, allenfalls noch in den Übergang<br />

zur mittleren Horgener Kultur. Eine zeitliche Überschneidung<br />

mit Torwiesen II ist möglich, das Fundmaterial<br />

vom Dullenried dürfte in der Masse jedoch etwas jünger<br />

einzustufen sein. Die Zeitspanne kann aufgrund typologischer<br />

Argumente im Vergleich zu den datierten Komplexen<br />

am Bodensee auf etwa 3280<strong>–</strong>3150 v. Chr. geschätzt<br />

werden. Es ist denkbar, dass erste <strong>Häuser</strong> der Siedlung bereits<br />

zur Zeit von Torwiesen II bestanden und eine letzte<br />

Besiedlung im Übergang zur mittleren Horgener Kultur<br />

um 3150 v. Chr. erfolgte.<br />

Abb. 12 Bad Buchau-Dullenried, Sondage 2000/2001. Profil durch<br />

eine mehrphasige Herdstelle im Bereich von Haus 7a/b. 1 Mudde,<br />

2 Torf, 3 Feuerstellenpackung aus Lehmlagen mit Brandplatten<br />

(orange), Kohle- und Aschelagen (schwarz) und Lagen parallel<br />

geschichteter Holzruten (Zeichnung Ch. Bollacher/Grafik J. Köninger).<br />

Abb. 13 Bad Buchau-Dullenried. Kalibration der 14 C-<br />

Daten aus Holzkohlebändern der Feuerstelle in Haus 7a/b,<br />

zur Position der Proben vgl. Abbildung 12.<br />

21


22<br />

Gut in diesen zeitlichen Ansatz passt das Vorkommen von<br />

einigen Spinnwirteln und einer Hirschgeweih-Klemmschäftung.<br />

Das Fundmaterial enthält ferner Steinbeile und<br />

Beilrohlinge, es fehlen jedoch bezeichnenderweise Beilklingen<br />

aus Edelserpentin. Zudem liegen vor: Silices (zwei<br />

Pfeilspitzen, mehrere „Horgener Messer“ <strong>–</strong> davon keines<br />

mit Sichelglanz <strong>–</strong>, ein geschäftetes Faustmesser), Klopfsteine,<br />

Schleifsteine, Geweih- und Knochengeräte, mehrere<br />

hölzerne Knieholme und ein Stangenholm, Holzgefäße,<br />

Birkenrindenrollen, ein Seilknoten, ein Kamm und Zahnanhänger<br />

eines zusammengehörigen Colliers. Ein Webgewicht<br />

bezeugt neben den Spinnwirteln die Textilproduktion.<br />

Auffällig ist das Fehlen von Mahlsteinen und Sichelglanz.<br />

Das Fundmaterial ist bei Bollacher (2001a, 203 ff.)<br />

katalogmäßig erfasst und wird dort eingehend diskutiert.<br />

5. Seekirch-Stockwiesen<br />

5. 1 Topographie<br />

An der Ostflanke des nördlichen Federseeriedes, deutlich<br />

in den verengten Ausläufer des Moores zurückgesetzt, befindet<br />

sich die Station in den „Stockwiesen“ (Gemeinde<br />

Seekirch, Lkr. Biberach). Sie liegt etwa 700 m NNO der<br />

Ortschaft Seekirch in den Flurstücken 679<strong>–</strong>682 und ist<br />

etwa 125 m vom mineralischen Hang in das Moor vorgeschoben.<br />

Die Siedlungsbefunde liegen nur 10<strong>–</strong>50 cm unter<br />

der Grasnarbe und leiden erheblich unter der Austrocknung<br />

des Riedes. Zahlreiche Tiergänge reichen bereits bis<br />

in die Bauschicht.<br />

5.2 Grabung<br />

Erwin Keefer entdeckte die Siedlung 1985 durch offenliegende<br />

Lehm- und Holzbefunde in einem Entwässerungsgraben<br />

(Graben M). Im Sommer 1991 kam es zu ersten<br />

systematischen Untersuchungen durch eine Profilaufnahme<br />

im Graben, einige Sondierschnitte und ein Bohrprogramm.<br />

Die Untersuchungen wurden 1992<strong>–</strong>1996 durch<br />

die vollständige Freilegung eines Hauses (Haus 1) und<br />

schmale Sondierschnitte fortgesetzt, die es erlaubten, den<br />

Baubestand der Siedlung mit insgesamt 11 <strong>Häuser</strong>n weitgehend<br />

zu erfassen. Zudem erfolgte 1995 eine geophysikalische<br />

Prospektion des Geländes mit hochauflösendem<br />

Magnetometer durch Bernd Becker. Diese zeichnete jedoch<br />

lediglich das Siedlungsgelände durch leicht erhöhte<br />

Abb. 14 Seekirch-Stockwiesen. Plan der endneolithischen Siedlung nach Bohr- und Grabungsbefunden.<br />

Die erschlossenen Standorte der <strong>Häuser</strong> sind gerastert, Feuerstellen sind blau markiert, Abfallhaufen<br />

gerastert. Die Lage des Bohrtransektes, Strecke A<strong>–</strong>B (Abbildung 16) und des Ostprofiles aus Schnitt<br />

18, Strecke C<strong>–</strong>D (Abbildung 24) sind rot eingetragen.


Werte nach und erlaubte keine weitere Identifizierung von<br />

Feuerstellen oder Baubefunden. Insgesamt deckten wir in<br />

den Sondier- und Grabungsschnitten 380 qm auf, das sind<br />

etwa 20 % des gesamten Siedlungsgeländes. Die Sondagen<br />

konnten in den trockenen Sommermonaten weitgehend<br />

ohne künstliche Entwässerung durchgeführt werden. Die<br />

Grabungsarbeiten erfolgten mit Feingerät unter Einzeleinmessung<br />

der Funde und Holzbauelemente. Auf eine Siebung<br />

des Grabungsaushubes haben wir angesichts der<br />

Fundarmut und der generellen Schwierigkeit, die es beim<br />

Schlämmen von stark durchwurzelten Torf- und Kulturschichtablagerungen<br />

gibt, verzichtet. Proben für botanische<br />

und insektenkundliche Untersuchungen bargen wir<br />

in Profilkästen und in Flächenproben dort, wo die Kulturschicht<br />

deutlich ausgeprägt war. Mehrere Vorberichte unterrichten<br />

über die Unternehmungen (SCHLICHTHERLE/<br />

STROBEL 1991; SCHLICHTHERLE/MAIER 1992; SCHLICHT-<br />

HERLE 1995c). Die Sondagen sollen zur Absicherung der<br />

Ergebnisse und zur Klärung offener Fragen 2005/06 fortgesetzt<br />

werden.<br />

5.3 Befunde<br />

Die Strukturen der Siedlung erschließen sich aus Bohrungen<br />

und linearen Sondierschnitten (Abb. 14). Bohrungen<br />

und Aufschlüsse geben einen guten Überblick der Schich-<br />

Abb. 15 Seekirch-<br />

Stockwiesen. Rekonstruktionsskizze<br />

der<br />

Siedlung, im Vordergrund<br />

Haus 1 (Zeichnung<br />

H. Schlichtherle).<br />

tenfolge im Siedlungsgelände. Ein hier in vereinfachter<br />

Wiedergabe vorgelegter Transsekt von NW nach NO<br />

(Abb. 14 A<strong>–</strong>B; 16) folgt in etwa einem von<br />

H. LIESE-KLEIBER (1996) pollenanalytisch untersuchten<br />

Bohrtranssekt, so dass eine zeitlich Einordnung der Straten<br />

möglich ist. Im Siedlungsbereich steht der glaziale Bekkenton<br />

1,5<strong>–</strong>1,7 m unter Flur an (Abb. 16,1). Darüber liegen<br />

Alleröd-zeitliche Niedermoortorfe, die in ihrem oberen<br />

Bereich in unterschiedlicher Weise mit Sand- und<br />

Kieslagen durchsetzt sind, die schließlich in eine reine<br />

Sand/Kieslage der Jüngeren Dryas übergehen. Dies sind<br />

die landwärtigsten Ausläufer des bereits erwähnten Strandwallkomplexes<br />

(Abb. 16,2). Im Hangenden folgen präboreale<br />

bis atlantische Leber- und Torfmudden (Abb. 16,3),<br />

denen ein 15<strong>–</strong>20cm mächtiger Niedermoortorf (Wechsellagen<br />

von Wurzeltorf und Laubmoostorf) aufliegt, der bereits<br />

ins frühe Subboreal zu stellen ist (Abb. 16,4). Dieser<br />

Torf bildet den Baugrund der Siedlung, deren Befunde<br />

von einem optisch kaum unterscheidbaren Niedermoor<br />

überdeckt werden (Abb. 16,6). In diesem Horizont gibt es<br />

Lagen stark zersetzten Bruchwaldtorfes. Vor allem waren<br />

in den Grabungsflächen Baumstubben festzustellen, deren<br />

Wurzeln in die endneolithischen Baubefunde eingriffen.<br />

Dieser Bruchwald wurzelte unmittelbar über und in den<br />

Bauresten und dürfte zeitlich in die Nähe des Wüstungsereignisses<br />

zu stellen sein. Die über dem Siedlungshorizont<br />

liegenden Torfe werden vom See her von einer 5<strong>–</strong>10cm<br />

23


24<br />

Abb. 16 Seekirch-Stockwiesen. Stark überhöhter Bohrtransekt durch die Siedlung auf der Achse A<strong>–</strong>B (vgl. Abb. 14) mit<br />

Hervorhebung der Transgressionsmudde (7, schraffiert), des Siedlungshorizontes (5, rot) und des spätglazialen Strandwallkomplexes<br />

mit Sanden und alten Torfen (2, hellgrün koloriert) (Zeichnung A. Kalkowski/H. Schlichtherle).<br />

mächtigen, olivfarbenen Transgressionsmudde überlagert<br />

(Abb. 16,7), die noch nicht datiert ist. Diese Mudde geht<br />

im landwärtigen Siedlungsbereich in die oberflächennah<br />

stark zersetzten Torfreste über, die wir als vererdeten „Torfabraum“<br />

der einst im Gelände betriebenen Torfstiche bezeichneten.<br />

Diese Transgressionsmudde reicht in der Regel<br />

nicht bis auf die Fundschicht und umspülte nur an wenigen<br />

Stellen die obersten Bauhölzer. Der Bereich des Hauses<br />

1 wurde von der Transgression nicht berührt. Es ist aufgrund<br />

dieses Befundes auszuschließen, dass die Fundarmut<br />

der Station und das Fehlen einer flächig verfolgbaren<br />

Kulturschicht auf spätere Abspülungsvorgänge zurückzuführen<br />

sein könnte.<br />

Der Siedlungshorizont ist vor allem durch seine mehrlagigen<br />

Holzbaubefunde und die eingelagerten Lehmlinsen<br />

der Feuerstellen gut kenntlich. Eine regelrechte Kulturschicht<br />

mit Detrituslagen aus anthropogenen Siedlungsabfällen<br />

ist hingegen nur an einzelnen Stellen ausgebildet<br />

und zumeist nur wenige Zentimeter mächtig. Eine feinstratigraphische<br />

Gliederung der Siedlungsablagerungen<br />

und der einzelnen <strong>Häuser</strong> zueinander ist somit nicht möglich.<br />

Deutlich ausgeprägte Kulturschichtlagen fanden sich<br />

vor allem im Bereich von Abfallhaufen. Es sind dies mehr<br />

oder weniger geschichtete Detrituslagen (Grobdetritus,<br />

Zweigstückchen) in Wechsellage mit Feuerstellenabraum<br />

(Holzkohlen, Asche, Lehmklümpchen, kalzinierte Knochensplitter,<br />

vereinzelt auch Fäkalreste [„Beerenkernkonzentrationen“]).<br />

Solche Abfallbereiche sind jeweils rechts<br />

der Eingangsfront von Haus 1, 3 und 6, sowie an der Straße<br />

im Dorfeingangsbereich (Sn 18) angetroffen worden.<br />

Sie sind stark komprimiert und haben heute noch eine<br />

Mächtigkeit von 2<strong>–</strong>20 cm. Die botanischen und insektenkundlichen<br />

Untersuchungen legen nahe, dass in diesen<br />

Abfallbereichen auch Tierdung gelagert war (Beiträge<br />

MAIER u. SCHMIDT in diesem Band). In <strong>kleine</strong>ren Flecken<br />

reichen solche „Mistkleckse“ vor Haus 1 auch in den Bereich<br />

des Vorplatzes und der anschließenden Dorfstraße.<br />

Die Baubefunde ergeben einen klaren Plan und lassen nur<br />

wenige Überlagerungen durch jüngere Bauaktivitäten erkennen.<br />

Eine deutliche Überlagerung ist durch Haus 1b<br />

über Haus 1 festzustellen, aber auch im Bereich der <strong>Häuser</strong><br />

5, 11, 8 und 9 gibt es „überzählige“ Pfosten bzw. etwas<br />

merkwürdige, im Einzelnen noch ungeklärte Richtungsänderungen<br />

in den Holzlagen, die auf eine Mehrphasigkeit<br />

hindeuten. Zudem zeigt Haus 15 einen schon zur Siedlungszeit<br />

zerfallenden Baubefund. Die Siedlung lässt so<br />

eine gewisse Baudynamik erwarten, bietet aber <strong>–</strong> im Gegensatz<br />

zu den vor allem in jungneolithischen Moorsiedlungen<br />

gängigen, sich vielfach überlagernden Um- und<br />

Neubauphasen <strong>–</strong> das Bild einer nur kurze Zeit von schätzungsweise<br />

10<strong>–</strong>30 Jahren besiedelten Anlage.<br />

Der Siedlungsplan umfaßt 11 große Rechteckhäuser, die<br />

sich giebelständig beidseits einer geraden Dorfstrasse in<br />

dichter Folge aufreihen (Abb. 14; 15). Die <strong>Häuser</strong> 1, 12<br />

und 13, mit jeweils ähnlicher Grundstruktur (Hauptfeuerstelle<br />

im Zentrum, rechts dahinterliegender Nebenfeuerstelle<br />

und Abfallhaufen rechts vom Eingang) zeigen dabei<br />

am deutlichsten, dass sich beide <strong>Häuser</strong>zeilen mit ihren<br />

Eingängen auf die Straßenachse beziehen. Somit liegt, wie<br />

in Torwiesen II, das Schema eines jungsteinzeitlichen<br />

„Straßendorfes“ vor, das sich deutlich von den jungneolithischen<br />

Siedlungen vom „Schema Aichbühl“ unterscheidet.<br />

Alle <strong>Häuser</strong>, mit Ausnahme des Kleinhauses oder auch<br />

nur Anbaues 1b, sind Pfostenbauten. Die Pfosten reichen<br />

tief in den Untergrund. Wir haben nur einzelne bis in eine<br />

Tiefe von 30 cm unter den Siedlungshorizont verfolgt, die<br />

Spitzen dürften jedoch in 1<strong>–</strong>1,5 m Tiefe in den glazialen


Sedimenten stecken. Da die Pfosten durch Komprimierung<br />

des Moorkörpers heute bis in die Grasnarbe durchdrücken,<br />

kann eine Einrammtiefe von mindestens 1,5<strong>–</strong>2m<br />

vorausgesetzt werden.<br />

Die Pfosten sind, soweit dies die Grabungschnitte erkennen<br />

lassen, vor allem in Dreier-Jochen gesetzt, so dass sich<br />

zweischiffige Firstdachhäuser (Satteldachhäuser) ergeben.<br />

Die Gebäude sind aufgrund ihrer Längen-Breiten-Verhältnisse<br />

recht schmalstirnig, so dass im Gegensatz zu den gängigen<br />

Proportionen jungneolithischer Gebäude mit einer<br />

gewissen Berechtigung von „Langhäusern“ gesprochen<br />

werden kann. Ein „genetischer“ Zusammenhang mit den<br />

Langhäusern alt- und mittelneolithischer Tradition besteht<br />

indessen nicht (siehe unten). Von der Dachkonstruktion<br />

fanden sich im Holzversturz keine sicher zuweisbaren<br />

Reste. Einige große Rindenbahnen könnten zur Dachdeckung<br />

gehört haben. Die Gebäude sind mit Holzfußböden<br />

ausgestattet, deren mehrlagiger Unterbau eine gewisse Bodenfreiheit<br />

von etwa 20<strong>–</strong>30 cm gewährte, so dass die Bodenbeläge<br />

vom feuchten Untergrund abgerückt waren. Es<br />

fehlt in allen Gebäuden jeglicher Nachweis von Fußbodenestrichen<br />

oder gar Wandlehmen. Vielmehr zeigen angebrannte<br />

Bodenhölzer um die Feuerstellen mehrfach, dass<br />

die Holzböden in ihrem Umfeld offen lagen. Die Befunde<br />

in Haus 1 belegen, dass der Boden zumindest partiell mit<br />

Rindenbahnen ausgelegt war. Zudem gibt der Befund der<br />

Nebenfeuerstelle des gleichen Hauses den Hinweis auf<br />

eine Bodenisolation durch eingebrachten Torf. An Außenwandkonstruktionen<br />

lassen sich liegende Hölzer in Pfostenzangen<br />

(Pfostenstangenwände, vielleicht auch Bretterwände)<br />

und stehende Stangenwände (Palisadenwände) erschließen.<br />

Diese Wände dürften, da Wandlehme gänzlich<br />

fehlen, mit Moos oder Torf abgestopft gewesen sein. Im<br />

Inneren gab es leichte Flechtwände. Nur die Feuerstellen<br />

sind mit Lehm gebaut und enthalten partiell Rindenbahnen<br />

und Steine.<br />

5.3.1 Hausbefunde im Einzelnen<br />

Haus 1<br />

Zweischiffiger Pfostenbau von 15 x 5 m Grundfläche. Die<br />

tief gegründeten Pfosten bestehen aus Rundlingen, Halblingen<br />

und Radialspältlingen von Eschenstämmen mit 10<strong>–</strong><br />

25 cm Durchmesser. Die Pfosten der Längswände stehen<br />

meist in Pfostenpaaren. Die Mittelpfosten stehen indessen<br />

einfach und bilden zusammen mit den Pfostengruppen<br />

der Wände insgesamt 9 Pfostenjoche, die in Abständen<br />

von ca. 2 m hintereinander gesetzt sind (Abb. 18). Lediglich<br />

im Mittelbereich des Hauses gab es im 6. Joch einmalig<br />

einen Jochabstand von nur 1 m, was mit der Plazierung<br />

der Feuerstelle in Zusammenhang steht.<br />

Es ist zu vermuten, dass die Pfostengruppen der Längswände<br />

liegende Prügel- oder Bretterwände im Sinne von<br />

Pfostenzangen zusammenhielten, von denen allerdings<br />

keine Elemente in situ angetroffen wurden. Darüber hinaus<br />

erlaubten die Doppelpfosten möglicherweise die Konstruktion<br />

eines halbstöckigen Dachgeschosses, in dem ein<br />

Pfosten die Konstruktion der Zwischendecke, der andere<br />

weiter hinaufreichend die Wandpfette trug. Die nordöstliche<br />

Giebelseite des Hauses zeigt durch <strong>kleine</strong>re Zwischenpföstchen<br />

einen klaren Wandabschluß. Dieser bestand offenbar<br />

aus vertikal gestellten Buchenstangen, die in das<br />

Gebäudeinnere hereingebrochen als Versturzlage auf dem<br />

Fußboden erhalten blieben (Abb. 19a).<br />

Die der Dorfstrasse zugewandte Giebelseite des Hauses hat<br />

eine nach innen verschobene Hauswand, so dass ein überdachter<br />

Eingangsbereich bestand. Fünf Pföstchen der<br />

Wandkonstruktion sind auf Höhe des zweiten Pfostenjoches<br />

erhalten. Klare Spuren einer Türöffnung sind nicht<br />

auszumachen, vermutlich lag sie im SO des Firstpfostens<br />

in gerader Flucht mit den anderen Türöffnungen im Gebäudeinneren.<br />

Die nach innen verschobene Giebelfläche<br />

Abb. 17 Seekirch-Stockwiesen.<br />

Haus 1 von SW, im Vordergrund<br />

die Substruktion der<br />

Dorfstraße (Foto LDA).<br />

25


26<br />

Abb. 18 Seekirch-Stockwiesen. Haus 1 mit Anbau 1b, Hölzer des Fußbodens und Pfähle. Eingetragen sind die Gliederung des<br />

Gebäudes und die Feuerstellen, F = Flechtwände. Die Lage der Profile 1 und 2 im Bereich der Feuerstelle im Mittelraum ist rot<br />

hervorgehoben (unten). Pfahlplan mit Eintrag der Joche (oben).<br />

des Hauses gibt sich auch im Erhaltungszustand des Hausbodens<br />

gut zu erkennen, der außerhalb der Wand <strong>–</strong> wo er<br />

der Atmosphäre ausgesetzt war <strong>–</strong> abrupt schlechter erhalten<br />

ist. Hier ist er nur noch in Rudimenten und im Bereich<br />

der Vorplatz-Feuerstelle zu erkennen, wo durch Verkohlung<br />

der Holzoberflächen lokal bessere Erhaltungsbedingungen<br />

bestanden. Die Feuerstelle besteht aus einer etwa<br />

1 qm großen Lehmlinse mit Brandspuren im Umfeld des<br />

Firstpfostens. Die einfache Lehmlage war auf den Holzboden<br />

aufgebracht.<br />

Das Haus hatte neben dem überdachten Vorplatzbereich<br />

vier durch leichte Innenwände abgetrennte Räume (Abb.<br />

18). Die beiden Vorderräume waren durch eine Längswand<br />

getrennt, wie <strong>kleine</strong> Begleitpfosten in der Mittelach-<br />

se des Gebäudes erkennen lassen. Die Vorderräume, von<br />

denen der östliche als Eingangsraum diente, hatten keine<br />

Feuerstellen. Wenige dünne Pföstchen in der O-Ecke des<br />

Raumes deuten vielleicht auf weitere Einbauten hin.<br />

Der drei Joche umfassende Mittelraum wird durch Flechtwände<br />

aus fingerdicken Weidenruten abgetrennt, von denen<br />

sich vertikal zwischen die Bodenhölzer gesteckte Elemente,<br />

partiell auch Reste der horizontalen Flechtung erhielten<br />

(Abb. 19c; 20). Die SW-Begrenzung des<br />

Mittelraumes wird durch zwei versetzt eingebaute Wandscheiben<br />

gebildet, die einen breiten Durchgang zum Vorderraum<br />

W offen ließen, der somit an der Hauptfeuerstelle<br />

partizipierte. Zum Eingangsraum bestand eine schmalere<br />

Türe, deren Durchgangsbereich durch eine auf den Prü-


gelboden aufgedoppelte Holzlage markiert wird. Die<br />

Trennwand zum Hinterrraum ist hingegen in einer Linie<br />

gezogen und lässt einen Türdurchgang südöstlich des Mittelpfostens<br />

frei. Es gibt indessen weder hier noch in den<br />

anderen Durchgängen eine Türschwelle oder Hinweise auf<br />

einen Türrahmen. Das Zentrum des Mittelraumes wird<br />

von einer großen Feuerstelle eingenommen, die sich durch<br />

ihren besonderen Aufbau als Hauptfeuerstelle zu erkennen<br />

gibt. Sie wurde bereits zu Beginn der Bauarbeiten angelegt,<br />

indem man zwischen den Mittelpfosten des fünften und<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Signatur der<br />

Holzarten:<br />

Abb. 19 Seekirch-<br />

Stockwiesen. Holzlagen<br />

im Boden von Haus 1.<br />

a oberste Holzlagen,<br />

b Prügellage des<br />

Fußbodens,<br />

c Unterzüge<br />

(Bestimmung<br />

M. Schneider).<br />

27


28<br />

Abb. 20 Seekirch-Stockwiesen. Reste des Flechtwerkwändchens<br />

zwischen Mittelraum und Vorraum (Grafik A. Kalkowski).<br />

sechsten Joches ein etwa 40 cm dickes, steiniges Lehmpaket<br />

einbrachte, das schnell im Grund eingesunken sein<br />

muss. Mehrere große Rundhölzer (dabei ein Birkenstamm)<br />

sind im Lehmpaket enthalten(Abb. 22 u) und sollten<br />

vermutlich zur Stabilität beitragen. Ihre Länge und genaue<br />

Anordnung ist nicht bekannt, da die tieferen Partien<br />

der Lehmpackung nicht ausgegraben wurden. Die Unterzüge<br />

des Fußbodens verlegte man bereits über diese Lehmpackung<br />

hinweg und legte in diesem Bereich die Buchenstangen<br />

besonders dicht, quasi Stange an Stange (Abb.<br />

19c) und überdeckte sie mit einer Rindenlage. Beim Verlegen<br />

der Fußbodenhölzer wurde dann im Bereich dieser<br />

Basis ein rechteckiges Loch von etwa 2,25 x 1,4 m ausgespart<br />

(Abb. 19b). Die Holzenden sind um das Loch herum<br />

sehr sorgfältig in steilem Winkel abgebeilt. Dieser rechteckige<br />

Bodenausschnitt nahm die Lehmlagen der Hauptfeuerstelle<br />

auf. Sie ist im Inneren mehrfach gegliedert und<br />

zeigt Wechsellagen von unverziegelten und gelblich angeziegelten<br />

Lehmen, in die kohle- und aschehaltige Straten<br />

und Rindenbahnen eingeschoben sind (Abb. 22<strong>–</strong>24). Vereinzelte<br />

Fragmente von Kochkeramik und wenige Tierknochen,<br />

Holzkohlenester und <strong>kleine</strong> wie auch große Hitzesteine<br />

sind eingelagert. Die Erneuerungen der Feuerstelle<br />

(es lassen sich mindestens 5 Phasen nachweisen) führten<br />

zu einer sukzessiven Ausweitung der Lehmfläche vor allem<br />

in Richtung SW, so dass so etwas wie eine Lehmtenne um<br />

den Feuerplatz herum entstand, die am Ende 8 qm deckte.<br />

Leider war das Zentrum der Feuerstelle vom Entwässerungsgraben<br />

M gestört. Es blieben jedoch ausreichend Beobachtungsmöglichkeiten<br />

um festzustellen, dass sich keine<br />

geregelten Strukturen von Steineinbauten und auch keine<br />

Hinweise auf eine Ofenkuppel erhalten hatten.<br />

Der wiederum zwei Joche umfassende Hinterraum hatte<br />

einen unvollständigen Fußbodenbelag in der NO-Ecke<br />

des Hauses. Rechts des Einganges befand sich in die SO-<br />

Ecke eingeschmiegt eine etwa 1 qm große Feuerstelle, deren<br />

Lehmlagen auf dem Holzfußboden auflagen. Sie erwies<br />

sich als zweiphasig mit einer Zwischenschicht aus einplaniertem<br />

Torf. Diese Torflage kann als Hinweis darauf<br />

verstanden werden, dass die Böden und vielleicht auch die<br />

Wände mit Torf ausgekleidet und isoliert waren.<br />

Die Substruktion des Hausbodens ist dreilagig aufgebaut<br />

und besteht aus drei längs der Pfahlreihen gelegten Grund-<br />

schwellen aus Eschenrundlingen und aus einem Gitterwerk<br />

von Unterzügen aus dünneren Buchenstangen (Abb.<br />

19c). Erst auf diesen liegt dann der dicht gelegte Prügelboden<br />

des Hauses aus runden, vereinzelt auch halbierten<br />

Stangen unterschiedlicher Holzarten (Abb. 19b). Diese<br />

überragen das Gebäude seitlich in unterschiedlichen Längen<br />

um 30<strong>–</strong>90 cm. Der Boden wies Reste einer Überdeckung<br />

mit Rindenbahnen auf, die allerdings nicht immer<br />

von stark korrodiertem Holzversturz und Ausbesserungen<br />

des Fußbodens zu unterscheiden waren, die den Boden<br />

partiell überlagern (Abb. 19a). Das Gebäude bindet mit<br />

einem in gleicher Weise gebauten Vorplatz schräg an die<br />

Konstruktion der Dorfstrasse an (Abb. 17). Dieser Vorplatz<br />

war, wie bereits beschrieben, durch die Gebäudefront<br />

mit seitlich vorgezogenen Hauswänden partiell überdacht.<br />

An den Vorplatz anschließend fand sich südöstlich des<br />

Hauses ein Abfallhaufen. Dieser bestand aus einer geschichteten<br />

Ablagerung von organischem Detritus und<br />

Holzkohle-Aschebändchen, partiell durchsetzt mit kleinsten<br />

Lehmklümpchen und etwas Fundmaterial.<br />

Haus 1b<br />

An der NO-Seite des Hauses 1 fand sich eine von einigen<br />

dünnen Pföstchen begleitete Bodenkonstruktion, die einem<br />

Anbau, vielleicht auch einem eigenständigen Kleinhaus<br />

zuzurechnen ist. Die Bodenhölzer liegen auf einfachen<br />

Unterzügen sowie auf den Bodenhölzern des Hauses<br />

1 auf, wodurch eine relative Datierung „jünger als Haus 1,<br />

möglicherweise noch zeitgleich mit späterer Nutzung von<br />

Haus 1“ gegeben ist. Das nicht vollständig ergrabene Gebäude<br />

ist nur etwa 3 m breit und dürfte kaum länger gewesen<br />

sein. Es enthält eine <strong>kleine</strong>, auf den Boden planierte<br />

Feuerstelle aus Lehm.<br />

Haus 2<br />

Zweischiffiger Pfostenbau, etwa 4 m breit und mindestens<br />

14 m lang. Nur im Profil des Grabens M und durch<br />

Schnitt 5 aufgeschlossen. Ein großer Mittelpfosten<br />

(Esche) der Konstruktion angeschnitten. Vierlagige Bodenkonstruktion<br />

wie Haus 1, direkt an die Dorfstrasse anbindend.<br />

<strong>Große</strong>, lehmgebaute Feuerstelle in der NW-<br />

Hälfte des Hauses angebohrt und im Profil aufgeschlossen.<br />

Haus 3<br />

Zweischiffiger Pfostenbau, 5 m breit, mindestens 13 m<br />

lang. Nur in den Schnitten 10 und 13 partiell erschlossen.<br />

Mehrere Seitenwand- und Mittelpfosten angeschnitten.<br />

Vierlagiger Fußbodenaufbau mit zahlreichen (mindestens<br />

8) Grundschwellen in Längsrichtung. Hauptfeuerstelle<br />

mangels Bohrung im Hausmittelbereich nicht erfasst. Nebenfeuerstelle<br />

mit Lehmlage auf dem Fußboden im SW-<br />

Bereich des Hauses angeschnitten. Nordwestlich des<br />

Hauseinganges fanden sich in den Schnitten 10 und 11<br />

Detritusreste eines Abfallhaufens.<br />

Haus 4<br />

Zweischiffiger Pfostenbau, etwa 4,80 m breit und nicht<br />

länger als 10<strong>–</strong>11 m. Nur in Schnitt 10 partiell erschlossen.<br />

Vierlagiger Fußbodenaufbau wie Haus 1. Mehrere Wand-


und Mittelpfosten (Esche) angeschnitten. Hauptfeuerstelle<br />

in der Mitte des Hauses erbohrt und in Form einer<br />

Lehmlinse randlich aufgedeckt.<br />

Haus 5<br />

Pfostenbau, etwa 5 m breit, mindestens 14 m lang. In den<br />

Schnitten 10 und 13 partiell ausgegraben. Mehrere Pfosten<br />

in Schnitt 13 deuten auf eine dreischiffige Konstruktion<br />

hin. Die Substruktion des Bodens zeigt eine vom Schema<br />

des Hauses 1 abweichende Gitterlage aus fünf längs<br />

laufenden Grundschwellen und quer liegenden Unterzügen.<br />

In Schnitt 11 fand sich eine Lage längs laufender Unterzüge,<br />

die vermutlich die dritte Substruktionsebene darstellen,<br />

auf der die Prügel des Fußbodens auflagen. Von<br />

diesen Bodenhölzern fand sich in den geöffneten Schnitten<br />

jedoch keine Spur. Feuerstellen wurden nicht erfasst.<br />

Haus 6<br />

Zweischiffiger Pfostenbau, etwa 5 m breit und mindestens<br />

10 m lang. In den Schnitten 12 und 14 partiell freigelegt.<br />

Mehrere Seitenwand- und Mittelpfosten (Esche) ergraben.<br />

Hauptfeuerstelle inmitten des Gebäudes angebohrt. Kleine<br />

Nebenfeuerstelle in Schnitt 14 erfasst. Südlich des<br />

Hauses wurde in Schnitt 12 ein Abfallhaufen mit organischem<br />

Detritus angeschnitten.<br />

Haus 7<br />

Pfostenbau von etwa 5 m Breite und maximal 13 m Länge.<br />

In den Schnitten 12 und 16 partiell erfasst. Vierlagiger<br />

Bodenaufbau wie Haus 1, Prügelboden gut erhalten. Mehrere<br />

Wand- und Mittelpfosten (Esche) angeschnitten.<br />

Hauptfeuerstelle mit Lehmlagen etwa in der Mitte des<br />

Hauses angebohrt. Der Eckpfosten in Schnitt 12 zeigt,<br />

dass bis an die Dorfstrasse herangebaut wurde. Im NO des<br />

Hauses wurden in Schnitt 16 mehrere längs liegende Stangen<br />

angetroffen. Ob es sich hier in der Freifläche zwischen<br />

Haus 2 und 7 um Reste einer weiteren Baustruktur handelt,<br />

bleibt offen.<br />

Haus 8<br />

Pfostenbau, vermutlich von ca. 4 m Breite und 15 m Länge.<br />

In den Schnitten 5, 10 und 19 partiell erfasst. Mehrlagiger<br />

Fußbodenaufbau, durch Torfstich stellenweise stark<br />

gestört. Lehme der Hauptfeuerstelle in der Mitte des Hauses<br />

angeschnitten. Zwei Pfosten der Giebelfront bis nahe<br />

an die Dorfstrasse heranreichend.<br />

Haus 9<br />

Pfostenbau, vermutlich etwa 5 m breit und möglicherweise<br />

etwa 15 m lang. In Schnitt 10 partiell angegraben, Pfosten<br />

in Schnitt 19 vermutlich zugehörig, dort aber starke<br />

Störung durch Torfstich. Genaue Orientierung des Gebäudes<br />

unklar. Vierlagiger Fußbodenaufbau wohl ähnlich<br />

Haus 1. Hauptfeuerstelle etwa im mittleren Bereich des<br />

Hauses angebohrt und angeschnitten, mit 25 cm dickem,<br />

im Zentrum durch Brand gelblich gefärbtem Lehmpaket.<br />

Im Inneren der Feuerstelle fanden sich Rindenbahnen und<br />

eine Lage größerer Steine.<br />

Haus 10<br />

Pfostenbau unbekannter Größe. In den Schnitten 14, 15<br />

und 12 durch einzelne Pfosten (Esche) nachgewiesen.<br />

Hauptfeuerstelle mit Lehmlage angebohrt und partiell<br />

freigelegt. Um und unter dem Lehm wirre Holzlage. Vermutlich<br />

schon zur Siedlungszeit stark ruinöser Hausbefund.<br />

Haus 11<br />

Pfostenbau etwa 4,5 m breit und genau 13 m lang. In den<br />

Schnitten 10, 13 und 19 partiell aufgedeckt. Mehrlagiger<br />

Fußbodenaufbau, im Einzelnen nicht geklärt. Feuerstellen<br />

nicht erfasst. Insbesondere war die hintere Giebelfront des<br />

Hauses klar zu erkennen. Unmittelbar außerhalb der S-<br />

Ecke des Hauses fand sich eine <strong>kleine</strong> Konzentration von<br />

menschlichen Fäkalresten, kenntlich an mehreren Beerenkernkonzentrationen.<br />

Hier bestand offensichtlich ein gelegentlich<br />

aufgesuchter Abtritt.<br />

Abb. 21 Seekirch-Stockwiesen. Rekonstruktion<br />

des Hauses mit Einblick in die<br />

Innenräume (Zeichnung<br />

H. Schlichtherle/A. Kalkowski).<br />

29


30<br />

Abb. 22 Seekirch-Stockwiesen. Profile 1 (oben) und 2 (unten) durch die Feuerstelle im Mittelraum von Haus 1. Bef. 102 Torf, Bef. 104 Feuerstellenkomplex, Bef. 105 Torf,<br />

Bef. 107 Mudde (Lage der Profile s. Abb. 18 unten) (Zeichnung D. Hakelberg, A. Harwath, A. Kalkowski u. H. Schlichtherle; Grafik J. Köninger).


Fragliche Hausbefunde im Bereich F<br />

Eine Bohrung (bei Koordinate 130/50) in der südlichen<br />

Peripherie der Siedlung erfasste blauen Lehm; Nachschürfungen<br />

bestätigen die Existenz einer Lehmlinse an dieser<br />

Stelle. Ob es sich hierbei um die Reste einer Hausfeuerstelle<br />

handelt, ist ungeklärt. In Schnitt 20 kamen stark zerstückte<br />

Hölzer in unregelmäßiger Lage zum Vorschein.<br />

Die Befunde in diesem anscheinend durch Torfstich in<br />

Mitleidenschaft gezogenen Bereich reichen nicht aus, um<br />

eine dritte <strong>Häuser</strong>zeile zu postulieren<br />

Dorfstraße<br />

Die Siedlung wird von Ost nach West von einem Bohlenweg<br />

durchzogen. Dieser führt landwärts in gerader Linie<br />

aus dem Dorf hinaus, seewärts ist seine Fortsetzung noch<br />

nicht erkundet. Diese Dorfstraße hat einen vier- bis fünffachen<br />

Bodenaufbau. Gitterförmig gelegte Unterzugslagen<br />

tragen den Straßenbelag aus dicht aneinander gelegten<br />

Prügeln, der nur an wenigen Stellen erhalten ist und vorwiegend<br />

aus Rundhölzern besteht. Die Straße ist bislang<br />

auf eine Länge von 40 m nachgewiesen und war etwa<br />

2,5m breit.<br />

Befunde im Dorfeingangsbereich<br />

Mit Schnitt 18 konnte die Dorfstraße östlich des bebauten<br />

Areals nachgewiesen werden. Sie ist hier noch durch drei<br />

längslaufende Unterzüge, stark zerstückte, querliegende<br />

Züge und weitgehend vergangene Reste des Prügelbelages<br />

fassbar. Im benachbarten Schnitt 17 fand sich keine Fortsetzung,<br />

der Erhaltungszustand der Straßenbefunde dürfte<br />

sich deshalb nach O schnell verschlechtern. Unmittelbar<br />

im NO der Straße fand sich im Schnitt 18 ein etwa 1/4 qm<br />

großes Abfalldepositum von 4 cm Mächtigkeit. Es enthielt<br />

in fleckiger Anordnung Holzkohlenester, kalzinierte Knochenfragmente,<br />

eine Keramikscherbe, blaue Lehmflecken,<br />

Rindenfetzen und eine Konzentration von Beerenkernen<br />

(Fäkalrest). Beidseits der Straße waren Schichtdiskordan-<br />

zen im Niedermoortorf erkennbar, entlang derer Hölzer<br />

bis in die Mudde herabreichen (Abb. 24). In der Mudde<br />

fand sich hier zudem ein sehr gut erhaltener endneolithischer<br />

Stangenholm, der wohl den Siedlungsabfällen zuzurechnen<br />

ist (Abb. 28,1). Auch südlich des Straßenkörpers<br />

sind im Schnitt 18 Hölzer in der Mudde, vor allem dünne,<br />

horizontal in die Sedimente einsedimentierte Stangen<br />

(Hasel?) beobachtet worden, dabei auch Beilspäne. Die<br />

Straße selbst liegt hingegen eindeutig auf einem Niedermoorpaket.<br />

Es ist denkbar, dass beidseits der Straße von<br />

den Siedlern der Torf (zur Baumaterialgewinnung ?) ausgehoben<br />

war und deshalb die Hölzer und Funde in tieferliegende<br />

Schichten gelangten. Der Dorfeingang wäre so<br />

beidseits von „sumpfigen Gräben“ flankiert gewesen, die<br />

ein Annäherungshindernis darstellten. Die angetroffenen<br />

Stangenhölzer könnten Reste eines sehr leichten Dorfzaunes<br />

sein. Die moorstratigraphisch komplexe Situation verlangt<br />

eine weitere Klärung im Gelände.<br />

5.4 Datierung und Fundmaterial<br />

Es gibt in der Siedlung kein Eichenholz, so dass vorläufig<br />

kein geeignetes Material für eine dendrochronologische<br />

Datierung vorliegt. Es bleibt zu hoffen, dass sich bei Erarbeitung<br />

einer Eschen- und Buchenchronologie noch jahrgenaue<br />

Daten ergeben werden. Buchen- und Eschenholz<br />

Abb. 23 Seekirch-Stockwiesen. Profilsteg in<br />

der Hauptfeuerstelle in Haus 1 (Foto<br />

H. Schlichtherle).<br />

Abb. 24 Seekirch-Stockwiesen. Stark<br />

überhöhtes Profil (Ostprofil Schnitt<br />

18). Der landwärts führende<br />

Bohlenweg (5) liegt auf einem Horst<br />

vorsiedlungszeitlicher Torfe (4),<br />

beidseits sind Hölzer und Funde in<br />

Mudden (3) einsedimentiert. Torfe<br />

(6) und Abraum (7) decken die<br />

Befunde ab (Grafik A. Kalkowski u.<br />

H. Schlichtherle).<br />

31


32<br />

liegt in großer Zahl vor und verspricht zumindest relativchronologische<br />

Ergebnisse zur Beurteilung der siedlungsinternen<br />

Baudynamik. Die Holzproben werden im Rahmen<br />

einer Dissertation bearbeitet.<br />

Vier Eschenpfosten aus Haus 1 sind einer 14 C-Datierung<br />

unterzogen worden. Zur Datierung kamen jeweils die letzten<br />

10 Jahrringe der insgesamt etwa 30jährigen Hölzer, die<br />

eine gleiche Deckungslage in der Jahrringfolge aufwiesen,<br />

also gleichzeitig gefällt worden waren. Die Daten liegen<br />

kalibriert (1σ) nach Stuiver und Kraeds (1986) zwischen<br />

3036<strong>–</strong>2703 v. Chr., mit hohen Probabilitäten im Bereich<br />

2900<strong>–</strong>3000 v. Chr. (Abb. 25). Zudem wurde ein Wurzelstubben<br />

(Erle ?) unmittelbar über dem Siedlungshorizont<br />

verprobt. Dieser ergab ein Rohdatum von 4117±23 BP,<br />

kalibriert (1σ) von 2855<strong>–</strong>2610 v. Chr. Die Datierungen<br />

des Siedlungshorizontes liegen somit tendenziell vor der<br />

Masse der Goldberg III-Daten (SCHLICHTHERLE 1999, 38<br />

Abb. 4).<br />

Das Fundmaterial der Siedlung ist erstaunlich spärlich. Es<br />

liegen aus doch immerhin 380 qm feingegrabener Siedlungsfläche<br />

nur 145 meist kleingescherbte Keramikfragmente,<br />

12 Silices, 2 Steinbeile, 1 Schleifplatte (Abb. 27), 8<br />

Birkenrindenrollen, 1 hölzerner Stangenholm, ein Spaltkeil<br />

und 1 Haken vor (Abb. 28). Zudem lag im Bereich der<br />

Dorfstrasse vor Haus 1 das Fragment eines Wagenrades.<br />

Das <strong>kleine</strong> Keramikspektrum umfasst vor allem steilwandige<br />

Töpfe, die in nahezu allen Fällen durch Inhaltsreste<br />

als Kochgefäße zu deuten sind (Abb. 26). Die Ränder werden<br />

meist von Einstichreihen begleitet, Randkanneluren<br />

oder andere Verzierungen fehlen. Mehrere Flachböden<br />

dürften zu den Kochtöpfen gehören. Hinzu kommen<br />

Fragmente <strong>kleine</strong>rer Gefäße (Abb. 26,12.14) und das<br />

Fragment wohl eines Gefäßes mit abgesetztem Schulterfeld<br />

(Topf oder Knickschüssel?) (Abb. 26,13). Das Formenspektrum<br />

findet gute Entsprechungen in den Siedlun-<br />

Abb. 25 Seekirch-Stockwiesen. Kalibration der Radiokarbondaten<br />

aus 4 Pfählen (Haus 1) der Siedlung Stockwiesen. Analysen Heidelberg,<br />

HD 14808, HD 14749, HD 14750, HD 14748.<br />

Abb. 26 Seekirch-Stockwiesen. Keramik<br />

(Zeichnungen A. Kalkowski).<br />

Abb. 27 Seekirch-Stockwiesen. Schleifplatte aus Sandstein<br />

und Beilklingen aus Edelserpentin.


gen der späten Horgener Kultur am Bodensee, insbesondere<br />

in Schicht 15 von Sipplingen (KOLB 1997). Gegenüber<br />

den Bodenseefunden sind jedoch einige Unterschiede<br />

festzustellen: Die Ränder sind mehrfach sorgsam flach abgestrichen,<br />

es kommt eine sorgsam gerundete, etwas aufgewulstete<br />

Randlippe vor (Abb. 26,11) und die Böden sind<br />

dünner als im Horgen am Bodensee und Zürichsee. Zudem<br />

sind die Tone weniger grob gemagert und die Oberflächenbehandlung<br />

der Gefäße (kaum sichtbare Magerungskörner,<br />

gut verstrichen bis geglättet) ist besser als in<br />

der deutlich gröberen und nachlässiger behandelten Ware<br />

des Bodensee-Horgen. Die Qualität der Ware und die genannte<br />

Ausprägung von Randlippen und Böden sind vielmehr<br />

den Goldberg III-Ensembles vom Schreckensee und<br />

von Seekirch-Achwiesen ähnlich. Im Scherbenmaterial<br />

von den Stockwiesen fehlt andererseits jeglicher Hinweis<br />

auf Leistenapplikationen und Mattenrauhung. Das vorliegende<br />

Fundspektrum ist somit typologisch einer Spätphase<br />

der Horgener Kultur zuweisbar, die bereits Anklänge an<br />

die Goldberg III-Gruppe zeigt. Es vermittelt zwischen den<br />

Fundkomplexen der älteren Horgener Kultur von Dullenried<br />

und Torwiesen II zu den vermutlich nur wenig jüngereren<br />

oder zeitgleichen Funden von Alleshausen-Täschenwiesen<br />

(SCHLICHTHERLE 1999, 39). Auf die grundlegenden<br />

Probleme einer Abgrenzung von Horgen und Goldberg III<br />

in Oberschwaben und im Neckarbecken kann hier nicht<br />

näher eingegangen werden. Letztlich fehlt es noch immer<br />

an gut datierten und ausreichend großen Fundkomplexen.<br />

Es bleibt festzuhalten, dass die für das Keramikensemble<br />

von Seekirch-Stockwiesen gewonnene typologische Einschätzung<br />

(Beginn des 3. Jts. v. Chr.) die gewonnenen 14 C-<br />

Datierungen zu bestätigen vermag.<br />

In das Bild einer Datierung in den späteren Verlauf von<br />

Horgen bzw. in ein frühes Goldberg III passt auch das<br />

Ausbleiben von Spinnwirteln, die am Bodensee vor allem<br />

die ältere und in geringem Umfang noch die mittlere Horgener<br />

Kultur charakterisieren (KOLB 1993; KÖNINGER/<br />

KOLB/SCHLICHTHERLE 2001) sowie das Vorkommen von<br />

Abb. 28 Seekirch-Stockwiesen.<br />

Holzartefakte aus Buche:<br />

1 Stangenholm, 2 Spaltkeil,<br />

3 <strong>kleine</strong>r Haken. Angegebener<br />

Maßstab 5 cm (Zeichnungen<br />

Th. Pollmann/M. Kinsky).<br />

zwei Steinbeilen aus Edelserpentin (Abb. 27). Dieses Importmaterial<br />

(MOTTES/NICOLIS/SCHLICHTHERLE 2002,<br />

127) ist den Siedlungen der ältesten Horgener Kultur am<br />

Bodensee und auch der älteren Horgener Kultur am Federsee<br />

(Dullenried, Torwiesen II) noch fremd. Aus den wenigen<br />

Silices, die aus regionalen Rohmaterialien der Schwäbischen<br />

Alb gefertigt sind (Jurahornstein und Bohnerzjaspis),<br />

sticht ein Abschlagfragment aus Importfeuerstein ab.<br />

Es handelt sich um einen grauen, etwas schlierigen, hell<br />

gepunkteten Kreidefeuerstein, der gute Entsprechungen in<br />

oberitalienischen Silexvorkommen hat. Italienische Importsilices<br />

häufen sich vor allem in den Schichten 14 und<br />

15 der Stratigraphie von Sipplingen (KOLB 1993; SCHLICH-<br />

THERLE 2004b).<br />

Der Stangenholm (Abb. 28,1) gehört zu den typischen<br />

Beilschäften des Endneolithikums. Vergleichsfunde gibt es<br />

sowohl im Horgen von Dullenried und Sipplingen wie<br />

auch aus dem Goldberg III-Kontext von Seekirch-Achwiesen.<br />

Das Vollscheibenrad mit Einschubleisten, ein Fund,<br />

der zu den wenigen Radfunden des Alpenvorlandes gehört,<br />

die eindeutig vor den schnurkeramischen Horizont<br />

zu datieren sind, wurde bereits eingehend vorgelegt und<br />

diskutiert (SCHLICHTHERLE 2002; ders. 2004). Eine auffällig<br />

kupfergrüne Verfärbung auf einem <strong>kleine</strong>n Holzstöckchen<br />

hielten wir für einen Kupferoxidrest (SCHLICHTHER-<br />

LE/MAIER 1995, 77). Das Objekt enthielt bei näherer Untersuchung,<br />

für die wir E. Pernicka, Bergakademie<br />

Freiberg danken, jedoch keine Spuren von Kupfer. Bemerkenswert<br />

ist die Verzierung eines schmalen Birkenrindenstreifchens,<br />

das sich im Haus 1 fand. Die Verzierungen<br />

sind mit einem scharfen Gerät in die Rindenoberfläche<br />

geritzt (SCHLICHTHERLE/MAIER 1992, 77 Abb. 44).<br />

Auffällig ist im Fundspektrum der Stockwiesen das Fehlen<br />

von Mahlsteinen und Läufern. Zwar befinden sich unter<br />

den etwa 430 im Siedlungsareal registrierten Steinen (dabei<br />

viele Hitzesteine) auch Fragmente von Molassesandsteinen,<br />

die zu zerbrochenen Mühlen gehören können,<br />

33


34<br />

doch fehlt es an vollständigeren Stücken. Es liegen somit<br />

ganz ähnliche Verhältnisse vor wie in der Siedlung Bad<br />

Buchau-Torwiesen II, wo es im vollständig ergrabenen<br />

Siedlungsgelände nur <strong>kleine</strong>re Mahlsteinfragmente, aber<br />

keine einzige vollständige Mühle gibt. Dies spricht dafür,<br />

dass die Siedlungen bei ihrer Auflassung systematisch geräumt<br />

wurden. Die geringe Zahl an Keramikfunden erklärt<br />

sich zum Teil aus der schlechten Erhaltungsfähigkeit<br />

der endneolithischen Ware im frostgefährdeten, oberflächennahen<br />

Bereich. Doch auch hier dürften alle noch<br />

brauchbaren Gefäße aus der Siedlung mitgenommen worden<br />

sein.<br />

6. Alleshausen-Grundwiesen<br />

6.1 Topographie<br />

Die Siedlung Alleshausen-Grundwiesen (Gde. Alleshausen,<br />

Lkr. Biberach) liegt am Westrand des nördlichen Riedes.<br />

Sie erstreckt sich über die Parzellen 381 und 384 etwa<br />

250 m nördlich von Alleshausen. Das Siedlungsgelände<br />

befindet sich knapp unterhalb einer Hangkante des Altmoränengebietes,<br />

die ein <strong>kleine</strong>s Uferkliff darstellt. Die<br />

Station liegt somit nur 15 m vom mineralischen Umland<br />

des Federsees entfernt im Moor. Aus der Hangkante treten<br />

Quellen aus, die weiter südlich durch Brunnenstuben gefasst<br />

sind. Die Grundwasserdurchströmung des Fundplatzes<br />

war somit trotz der Moorrandlage immer gut und die<br />

Kulturschicht ist dadurch optimal erhalten. Die Drainie-<br />

Abb. 29 Alleshausen-Grundwiesen.<br />

Plan der Siedlung mit<br />

Eintragung der Bohrfluchten<br />

aus Abbildung 31 (Zeichnung<br />

A. Kalkowski).<br />

rung des als Mähwiese genutzten Geländes entwässert<br />

heute allerdings die Torfabdeckung und erreicht wohl<br />

temporär auch die oberen Schichten des Kulturschichtpaketes.<br />

6.2 Grabung<br />

Bei der Begehung von frisch ausgefrästen Entwässerungsgräben<br />

fand Franz Herzig im Frühjahr 1989 in der Tiefe<br />

des Grabenprofils angeschnittene Hölzer, Steine, Holzkohle<br />

und Keramikscherben (SCHLICHTHERLE 1989, 59).<br />

Im Jahr 1990 wurde mit Sondierarbeiten begonnen, die<br />

sich in Sommerkampagnen bis 1992 weiterführen ließen.<br />

Es wurden Bohrungen mit dem Handbohrgerät niedergebracht,<br />

um die Ausdehnung des Kulturschichtpaketes zu<br />

erfassen. Detailliertere stratigraphische Einblicke ergaben<br />

sich durch Profilaufnahmen in einem der Entwässerungsgräben<br />

(Graben K) und in streifenförmigen Sondierschnitten<br />

(Schnitte 3, 4, 5, 6), ergänzt um eine <strong>kleine</strong>re Grabungsfläche<br />

(Schnitt 1). Nur im Graben K und im Schnitt<br />

3 wurde das Kulturschichtpaket zumindest an einigen<br />

Stellen bis in die sterilen liegenden Schichten durchtieft.<br />

Die Sondagen erfassten ansonsten weitgehend nur die<br />

obersten Lagen der archäologischen Befunde. Etwa<br />

100 qm des Siedlungsareals können somit als partiell untersucht<br />

gelten, dies sind nur etwa 4 % der Fläche.<br />

Die Grabungsflächen wurden mit Motorpumpen <strong>–</strong> in <strong>kleine</strong>ren<br />

Schnitteinheiten auch durch Ausschöpfen von


Hand <strong>–</strong> wasserfrei gehalten. Die Freilegungsarbeiten erfolgten<br />

mit Feingerät nach feinstratigraphischen Einheiten<br />

unter dreidimensionaler Einmessung der Funde und Befunde.<br />

Eine Siebung des Grabungsaushubes erfolgte nicht.<br />

Tierknochen wurden wie Funde behandelt. Probenmaterial<br />

für botanische und insektenkundliche Untersuchungen<br />

bargen wir in einer Serie von Profilkästen im Siedlungszentrum<br />

(Kästen E I) und in Einzelproben.<br />

6.3 Befunde<br />

Die Kulturschicht deckt eine rundliche Fläche von etwa<br />

2000<strong>–</strong>2500 qm (Abb. 29). Die Bohrungen ergaben ein<br />

reich gegliedertes Kulturschichtpaket von bis zu 120 cm<br />

Dicke im Siedlungszentrum, das zu den Rändern ausdünnt<br />

(Abb. 31 ). Entsprechend mächtiger wird die Moorüberdeckung<br />

aus Niedermoortorfen den Siedlungsrändern<br />

zu, die im Zentrum etwa 30<strong>–</strong>50 cm, an der Peripherie etwa<br />

100<strong>–</strong>150 cm beträgt. Hier sind die Erhaltungsbedingungen<br />

auch in den oberen Kulturschichtbereichen noch optimal.<br />

Im SO wird das Kulturschichtpaket von einem dünnen<br />

Muddeband überlagert. Die unmittelbare Oberfläche<br />

des im Moor begrabenen „Siedlungshügels“ wird von einem<br />

Bruchtorf gebildet, der bereits in vorgeschichtlicher<br />

Zeit zersetzende Wirkung hatte. <strong>Große</strong> Baumstubben dieses<br />

Horizontes waren mehrfach mit ihrem Wurzelwerk in<br />

die Oberfläche der Siedlungsschicht eingedrungen.<br />

Lediglich an wenigen Stellen konnten die Kulturschichten<br />

vollständig durchgraben werden, was eine Ausschachtung<br />

von 1,70 m unter die heutige Oberfläche erforderlich<br />

machte (Abb. 32 u.). Die Kulturschichten liegen im Siedlungszentrum<br />

auf einem etwa 10 cm dicken Wurzeltorf,<br />

Abb. 30 Alleshausen-Grundwiesen.<br />

Rekonstruktionsskizze der Siedlung, in<br />

einer späten Bauphase, mit den <strong>Häuser</strong>n<br />

1<strong>–</strong>5 und J, die eine Orientierungsgruppe<br />

bilden. Umgebungsbebauung nur angedeutet<br />

(Zeichnung H. Schlichtherle).<br />

im Liegenden folgen Seeablagerungen (Mudde). Das Gelände<br />

war also bei Errichtung der Siedlung bereits verlandet.<br />

Das Kulturschichtpaket ist weiträumig in großer<br />

Mächtigkeit ausgeprägt (Abb. 31). Eindrucksvoll war die<br />

hervorragende Erhaltung der aus pflanzlichen Partikeln<br />

aufgebauten Straten. Es fanden sich ganze Lagen von<br />

Leinstengeln. Mehrfach trieben große Mengen von Stengel-<br />

und Kapselfragmenten im Schöpfwasser der Grabungsschnitte.<br />

Auch lagen solche Lein-Konzentrationen<br />

oft in merkwürdig schmierigen, im frischen Anstich gelbbraunen<br />

Detritusschichten (z. B. Abb. 32, Befund 107), in<br />

denen die Ausgräber tierische Fäkalablagerungen vermuteten,<br />

ohne hierfür allerdings aus dem makroskopischen Befund<br />

konkrete Belege beibringen zu können. Auffällig war<br />

hingegen in allen Grabungsschnitten das Ausbleiben von<br />

Getreidekörnern.<br />

In den organischen Detrituslagen sind blaugrüne Lehme<br />

und Hölzer von Baukonstruktionen eingelagert. Bis an<br />

den Rand der Kulturschicht sind Lehmestriche angebohrt<br />

worden, so dass von einer Bebauung des gesamten Areals<br />

ausgegangen werden kann. Die Struktur der Baureste erschloß<br />

sich zunächst im Entwässerungsgraben. Hier zeigten<br />

sich angeschnittene Fußböden aus dichten Prügellagen<br />

und Unterzügen. Nach Abnahme der obersten Schichten<br />

kamen weitere Bauphasen zum Vorschein (Abb. 32), deren<br />

Aufdeckung im engen Entwässerungsgraben jedoch nicht<br />

durchgängig weiter betrieben wurde.<br />

Um genaueren Aufschluß über die Holzbauarchitektur<br />

und ihre oberflächennahe Erhaltung zu erlangen, wählten<br />

wir <strong>–</strong> ausgehend vom Entwässerungsgraben <strong>–</strong> einen relativ<br />

hochliegenden, nur 30<strong>–</strong>40 cm unter der Grasnarbe befindlichen<br />

Hausfußboden mit angeschnittener Feuerstelle<br />

35


36<br />

m ü. NN<br />

als Ausgangspunkt für eine flächige Aufdeckung. (Schnitt<br />

1) (Abb. 35). Ergänzt um Befunde in Schnitt 3 ergab sich<br />

auf etwa gleichem Niveau eine Reihe <strong>kleine</strong>r Gebäude<br />

(<strong>Häuser</strong> 1<strong>–</strong>4), der in Schnitt 6 ein ähnlich orientiertes,<br />

möglicherweise zeitgleiches Gebäude vorgelagert war<br />

(Haus 5).<br />

6.3.1 Hausbefunde im Einzelnen<br />

Haus 1<br />

Prügelboden auf vier Schwellhölzern, Grundfläche etwa 4<br />

x 4 m (Abb. 34). Der Befund zeigt nur zwei dünne vertikale<br />

Stangen, die als Pföstchen in Frage kommen. Dem Prügelboden<br />

aufliegend eine Feuerstelle mit angeziegeltem<br />

Lehmestrich etwa in Hausmitte. Eine flach ausgetretene<br />

Lehmplatte reichte von hier in südlicher Richtung aus<br />

dem Gebäude heraus und markiert vielleicht den Bereich<br />

des Hauseinganges, der in Analogie zu anderen prähistorischen<br />

Federseesiedlungen auf dieser wettergeschützten,<br />

dem See zugewandten Seite vermutet werden kann.<br />

Haus 2<br />

Prügelboden auf vier Schwellhölzern, Grundfläche etwa 5<br />

x 3 m (Abb. 34). Reihe dünner Pföstchen in der Südfront<br />

des Hauses, zwei Pföstchen im Feuerstellenbereich. Prügelboden<br />

im Bereich der Feuerstelle rechteckig ausgespart,<br />

unter der Lehmpackung kam der Holzboden einer vorausgehenden,<br />

lagegleichen Bauphase zum Vorschein.<br />

Im Umfeld der Feuerstellen von Haus 1 und 2 sah man<br />

zahlreiche Brandspuren auf den Rundhölzern, was als Indiz<br />

dafür gelten kann, dass die Böden nicht flächig mit<br />

Lehm ausgekleidet waren. Innerhalb der Feuerstellen fanden<br />

sich keine Strukturen, die auf eine spezielle Nutzung<br />

582,33<br />

580,75<br />

579,40<br />

Abb. 31 Alleshausen-Grundwiesen. Profilübersicht<br />

in 3D-Projektion, zweifach überhöht. Mudden<br />

hellgrün, Torfe braun, Kulturschichtpaket rot,<br />

Abraum grau.<br />

N<br />

x 70<br />

Y 85<br />

Graben K<br />

Y 115<br />

als Herd oder Backofen hindeuten würden, auch keine<br />

Rindenlagen, wie sie in mehrfach erneuerten Feuerstellenbereichen<br />

im Grabenprofil zu beobachten waren.<br />

Haus 3<br />

Prügelboden auf vier Schwellhölzern, etwa 5 x 3,70 m<br />

Grundfläche. Zentralbereich des Hauses nicht erfasst. An<br />

der Südseite, ähnlich wie in Haus 1, aus dem Gebäude<br />

herauslaufende Lehmlage. Kleines Pföstchen entlang der<br />

Ostwand.<br />

Haus 4<br />

Prügelboden auf Schwellhölzern, Länge mindestens 6 m,<br />

Breite 4 m (Abb. 33). <strong>Große</strong> Bereiche des Hauses nicht<br />

erfasst. Längliche Lehmplatte im Zentrum. Die Zugehörigkeit<br />

von größeren Pfosten außerhalb der Westwand ist<br />

fraglich.<br />

Haus 5<br />

Prügelboden auf Schwellhölzern (Bef. 615). Breite des Gebäudes<br />

ca. 4,70 m, Länge größer als 4 m. Nur mesialer<br />

Bereich erfasst. Lehmüberdeckung im zentralen und westlichen<br />

Bereich. Mehrere <strong>kleine</strong> Pföstchen im Innenbereich.<br />

Hausbereich J<br />

Die beschriebenen <strong>Häuser</strong> lassen sich durch Bohrbefunde<br />

um einen weiteren Hausbereich mit zentraler Feuerstelle<br />

ergänzen (Abb. 29, J) und sind im Sinne einer „Orientierungsgruppe“<br />

wahrscheinlich zeitgleich. Haus 5 wird von<br />

einer Feuerstelle mit zugehörigem, fragmentarisch erhaltenem<br />

Prügelboden überlagert, so dass auch diese Orientierungsgruppe<br />

nicht die letzte Bauphase der Siedlung darstellt.


Abb. 32 Alleshausen-Grundwiesen. Zusammenhängender<br />

Profilabschnitt in Graben K,<br />

Nordprofil, mit Eintragung der entnommenen<br />

Profilkästen E I-1 bis 4. Bef. 117, 122, 123 u.<br />

127 verschiedene Lehmlinsen. Zu den anderen<br />

Bef.-Nummern vgl. Beitrag Maier, 99 ff.<br />

37


38<br />

Abb. 33 Alleshausen-Grundwiesen. Schnitt durch<br />

Haus 4 von W, im Mittelgrund die Ecke von Haus 3<br />

(Foto H. Schlichtherle).<br />

Hausbereiche A<strong>–</strong>H<br />

Wohl älteren, anders orientierten Bauetappen sind die Gebäudeausschnitte<br />

G <strong>–</strong> mit möglicherweise zugehöriger,<br />

verstürzter Ostwand <strong>–</strong> und H <strong>–</strong> mit tief eingesunkener,<br />

mächtiger Lehmlinse <strong>–</strong> zuzuweisen. Hier zeichnen sich zusammen<br />

mit den Gebäuderesten A<strong>–</strong>F weitere Orientierungsgruppen<br />

ab, im Einzelnen ist eine stratigraphische<br />

Gliederung jedoch schwierig und noch nicht erarbeitet.<br />

Den einräumigen Gebäuden sind die einfach unterbauten<br />

Prügelböden, das Fehlen flächiger Lehmestrichauskleidungen,<br />

die zentral mit Lehm gebauten Feuerstellen und wenige,<br />

meist nur dünne Pföstchen gemeinsam, denen kaum<br />

tragende Funktion zugebilligt werden kann. Die dünnen,<br />

im Querschnitt meist nur 3<strong>–</strong>5 cm messenden, vertikal steckenden<br />

Stangen befinden sich vereinzelt im Innenraum,<br />

in einigen Fällen in den Ecken und entlang der Wände. Sie<br />

dürften Teile leichter Flecht- oder Prügelwände gewesen<br />

sein und hatten im Falle von Bretterwänden vielleicht<br />

auch nur fixierende Funktion. Es ist in diesem Zusammenhang<br />

von Interesse, dass insbesondere neben Haus 5<br />

mehrere Spaltbretter aufgedeckt worden sind, die zum<br />

Oberbau gehört haben dürften. Systematisch gesetzte Seitenwand-<br />

und Mittelpfosten fehlen, so dass es sich nicht<br />

um Pfostenbauten im eigentlichen Sinn handeln kann.<br />

Die Befunde ähneln vielmehr denen des 1986 ergrabenen<br />

Hauses von Alleshausen-Täschenwiesen, das nicht einmal<br />

Pföstchen aufwies und aufgrund weiterer Indizien als<br />

blockhausartige Konstruktion gedeutet wurde (KÖNINGER<br />

1986). Wir müssen uns einen Wandaufbau vorstellen, der<br />

weitgehend pfostenlos gefügt war, aber dennoch genügend<br />

Stabilität aufwies, um selbsttragend zumindest eine leichte<br />

Dachkonstruktion aufnehmen zu können. Dies konnte<br />

durch wohlgefügte Bretterwände aber auch durch Prügelwände<br />

erreicht werden, die an den Ecken überkämmend,<br />

nur von wenigen dünnen Pfostenzangen gehalten werden<br />

mussten. Letztere Version ist im Freilichtgelände des Federseemuseums<br />

mit leichten, birkenrindenbelegten Sparrendächern<br />

rekonstruiert worden.<br />

Weitere Baustrukturen, etwa befestigte Wege oder Siedlungszugänge<br />

ließen sich in den Sondagen nicht mit Sicherheit<br />

erkennen, wenngleich einige der angeschnittenen<br />

Holzstrukturen dahingehend gedeutet werden könnten.<br />

Mehrere Pfosten am West- und Ostende des Schnittes 3<br />

sind als Teile siedlungsumgebender Palisaden aufzufassen.<br />

Es muß betont werden, dass alle auf dem Plan (Abb. 29)<br />

dargestellten Baubefunde im oberen Kulturschichtbereich<br />

liegen. Wie Bohrungen und Tiefsondagen zeigten, folgen<br />

darunter zahlreiche weitere Gebäudereste. Bei vermutlich<br />

geringer Lebensdauer der schwachen Hauskonstruktionen<br />

kam es somit zu vielen Um- und Neubauphasen. Ganz offensichtlich<br />

handelt es sich um noch labilere Strukturen,<br />

als wir sie ohnehin aus den jungneolithischen Siedlungen<br />

wie Hornstaad oder Aulendorf-Steeger See kennen. Dort<br />

ist die Lebensdauer eines Pfostenbaues auf 4<strong>–</strong>20 Jahre begrenzt.<br />

Die <strong>kleine</strong>n Goldberg III-<strong>Häuser</strong> dürften somit<br />

nur wenige Jahre bestanden haben, und es ist nicht auszuschließen,<br />

dass sie sogar nur eine Saison bewohnt waren.<br />

Zur weitgehend ungeklärten Baugeschichte der Siedlung<br />

sollen noch zwei weitere Beobachtungen aufgeführt werden:<br />

Der bereits genannte Befund 107 war insbesondere<br />

im Siedlungszentrum gut ausgeprägt und scheint hier zwischen<br />

den Hölzern einer ersten Bauphase und jüngeren<br />

Bauphasen eine Zwischenschicht zu bilden. Die Matrix<br />

des Befundes war relativ fundarm. Es kann erwogen werden,<br />

dass dieser Befund eine Unterbrechung der Baugeschichte<br />

markiert. Letztlich ist dies aber aus den <strong>kleine</strong>n<br />

Grabungsausschnitten heraus noch nicht zu klären. Im<br />

Siedlungszentrum zeigten sich in mehreren Straten zudem<br />

starke Lehmlinsen, die als Estriche interpretiert und Pfähle,<br />

die damit in Zusammenhang stehen könnten. Vielleicht<br />

gab es in der Mitte der Siedlung einen oder mehrere<br />

Pfostenbauten. Auch hier sind weitere Grabungen abzuwarten.<br />

6.4 Datierung und Fundmaterial<br />

Die Grabungskampagnen brachten kein Eichenholz zum<br />

Vorschein, so dass sich die Hoffnung auf eine absolute<br />

dendrochronologische Datierung nun auf jahrringreiche<br />

Buchenholzproben gründet. Daneben sind zahlreiche Birken-<br />

und Erlenstangen verprobt worden, von denen ein<br />

Beitrag zur relativen Chronologie der einzelnen Bauphasen<br />

zu erwarten ist. Die dendrochronologischen Untersuchungen<br />

sind im Zuge einer Dissertation in Arbeit.


Es wurden neun 14 C-Datierungen aus gut stratifizierten<br />

Materialien gewonnen (Abb. 36). Diese ergeben eine konsequente<br />

Datenfolge mit Ausnahme des stratigraphisch<br />

aus der Mudde geborgenen Holzes (RC 9). Dieses ist offenbar<br />

intrusiv und es dürfte sich um ein schräg von oben<br />

hereingekommenes Holz handeln. Eine Kalibration (1 σ)<br />

der drei aus dem unteren Bereich des Kulturschichtpaketes<br />

gewonnenen Proben nach Stuiver und Kraeds 1986 ergibt<br />

eine Spanne von 3020<strong>–</strong>2700 v. Chr. (Abb. 37). Datiert<br />

wurden Holzkohlen (RC 5), Leinscheben und Grobdetritus<br />

(RC 6) aus der Kulturschichtbasis und ein liegendes<br />

Holz (RC 7) aus dem unteren Kulturschichtbereich. Die<br />

Holzproben aus dem das Kulturschichtpaket nach oben<br />

versiegelnden Bruchwald liegen kalibriert bei 2870<strong>–</strong>2580<br />

v. Chr. Das Holz RC 9 datiert 2919<strong>–</strong>2784 BCcal. Eine<br />

weitere Datenserie ist im Zusammenhang mit der naturwissenschaftlichen<br />

Bearbeitung der Kastenprofile EI erarbeitet<br />

worden (siehe Beitrag MAIER in diesem Band, Abb.<br />

29).<br />

Das Fundmaterial des gesamten Kulturschichtpaketes ist<br />

der Goldberg III Gruppe zuzuweisen. An typischen Keramikfunden<br />

liegen sowohl Scherben grober Lochrandtöpfe,<br />

Töpfe mit Textilabrollung (sog. Mattenrauhung) und<br />

Feinkeramik mit Applikationen und Strich- bzw. Einruckzier<br />

vor (Abb. 38). Hinzu kommen Hirschgeweihgeräte,<br />

vor allem Zapfenfassungen, Knochen- und Holzgerät, darunter<br />

ein vollständiger Stangenholm und mehrere Spaltkeile<br />

(SCHLICHTHERLE 1999, 45 Abb. 10,15; 11,2.5.8; 12,<br />

1.2). Im Feuersteinmaterial gibt es gestielte Pfeilspitzen<br />

Abb. 34 Alleshausen-Grundwiesen.<br />

Holzfußböden von Haus 1 und Haus 2<br />

(Bestimmung M. Schneider;<br />

Grafik A. Kalkowski).<br />

Abb. 35 Alleshausen-Grundwiesen.<br />

Schnitt 1 von W mit den <strong>Häuser</strong>n 1<br />

und 2 (Foto H. Schlichtherle).<br />

39


40<br />

Abb. 36 Alleshausen-Grundwiesen.<br />

Profilskizze zur<br />

stratigraphischen<br />

Lage der 14 C-<br />

Proben (Zeichnung<br />

H. Schlichtherle).<br />

Abb. 38 Alleshausen-Grundwiesen. Keramik (Zeichnungen H. Gruschkus).<br />

(SCHLICHTHERLE 1999, Abb. 10,4-10). Von besonderer Bedeutung<br />

ist ein Wagenrad mit rechteckigem Achsloch, das<br />

bereits ausführlich vorgelegt wurde (SCHLICHTHERLE<br />

2002). Das geborgene Fundmateral ist nicht sehr zahlreich,<br />

eine feinstratigraphische Gliederung deshalb noch<br />

nicht Erfolg versprechend. Es lässt sich jedoch vermuten,<br />

dass <strong>–</strong> angesichts der Schichtmächtigkeit und zahlreicher<br />

Bauphasen <strong>–</strong> eine Abfolge von frühen Keramikformen<br />

ähnlich Alleshausen-Täschenwiesen (KÖNINGER 1986;<br />

SCHLICHTHERLE 1999, 39 Abb. 5) zu späten Formen ähnlich<br />

Seekirch-Achwiesen vorliegt. Leider lässt sich die<br />

Goldberg III-Gruppe in allen Fundstellen Oberschwabens<br />

chronotypologisch noch nicht genauer gliedern (SCHLICHT<br />

HERLE 1999, 38).<br />

Abb. 37 Alleshausen-Grundwiesen. Kalibration der 14 C-Daten von Alleshausen-<br />

Grundwiesen nach STUIVER/KRAEDS 1986. Analysen Heidelberg Hd 1519, 14907,<br />

14603, 15016, 14660, 14908, 15015, 14909.


7. Seekirch-Achwiesen<br />

7.1 Topographie<br />

Das Siedlungsgelände in der Flur „Achwiesen“ (Gemeinde<br />

Seekirch, Lkr. Biberach) liegt am Ostufer des nördlichen<br />

Riedes, etwa 150 m westlich der auf einem Moränenvorsprung<br />

liegenden Ortschaft Seekirch und südlich einer<br />

großen, von dort aus in das Moor hineinragenden Sandzunge,<br />

die ihre Entstehung lateraler Sedimentfracht des<br />

eiszeitlichen Federsees aus dem „Tiefenbacher Kliff“ verdanken<br />

dürfte. Die Fundstelle befindet sich im Bereich der<br />

Parzellen 132<strong>–</strong>134, 136 und 144<strong>–</strong>146. Die Fundschichten<br />

sind zumeist nur noch von einer dünnen Niedermoordekke<br />

abgedeckt, die häufig schon in Moorerde übergeht. Da<br />

die Fundschichten keine Flächen bilden, sondern aus einzelnen,<br />

in die oberflächennahen Mudden abgesunkenen<br />

Paketen bestehen, liegen dennoch optimale Erhaltungsbedingungen<br />

vor. Hier sind selbst Textilien konserviert, was<br />

in den Moorsiedlungen Oberschwabens eine Seltenheit ist<br />

(vgl. Beitrag FELDTKELLER in diesem Band).<br />

7.2 Grabung<br />

Im Zuge einer intensiven Begehung der Entwässerungsgräben<br />

fand Franz Herzig die Fundstelle in den „Achwiesen“<br />

im Frühjahr 1989. Noch im selben Jahr wurde mit<br />

Bohrungen und Sondagen begonnen, die 1990 ihren vorläufigen<br />

Abschluss fanden. Die tiefen Grabungsschnitte<br />

wurden mit Motorpumpen entwässert, die Bedingungen<br />

für Feinbeobachtungen waren gut. Die Sondagen führten<br />

Radfunde<br />

Profil Abb. 42<br />

zu einer Profilaufnahme entlang des Entwässerungsgrabens<br />

(Graben 1) an der Westflanke von Flst. 146 sowie zur<br />

Öffnung einer daran anschließenden Grabungsfläche von<br />

12 qm (Schnitt 2). Der im SO-Bereich der Siedlung liegende<br />

Schnitt 2 verfolgte die tief in Taschen eingesunkenen<br />

Kulturschichten bis in eine Tiefe von ca. 1,5 m unter<br />

die heutige Oberfläche. Hier wurden feinstratigraphische<br />

Grabungsmethoden mit Einzeleinmessung der Funde angewandt.<br />

Eine systematische Siebung des Grabungsaushubes<br />

erfolgte nicht. Tierknochen wurden gleichfalls eingemessen.<br />

Bodenproben für botanische Untersuchungen ließen<br />

sich in den Profilen durch eingedrückte Profilkästen<br />

Abb. 40 Seekirch-Achwiesen. Schnitt 2 von Süden bei der Freilegung<br />

der Kulturschicht. Man erkennt die schräg gedrückten Pfosten (Foto J.<br />

Köninger).<br />

Profil Abb. 43<br />

Profil Abb. 41<br />

Abb. 39 Seekirch-Achwiesen.<br />

Gesamtplan des Siedlungsareales mit<br />

Bohrpunkten, Grabungsschnitten<br />

und im Folgenden abgebildeten<br />

Profilabschnitten (rot). Ausdehnung<br />

der Siedlungsreste (grau gerastert),<br />

Lehmlinsen (blau). Die Pfeile<br />

markieren aus dem Planausschnitt<br />

hinauslaufende Bohrfluchten (Grafik<br />

A. Kalkowski u. H. Schlichtherle).<br />

41


42<br />

und in ergänzenden Einzelproben sicherstellen. Zudem<br />

kam es zur Öffnung von zwei weiteren Aufschlüssen (A1)<br />

im O und (Sn5) im S der Siedlung, in denen jeweils nur<br />

1/4 qm und 1 qm der Fundschicht dokumentiert werden<br />

Abb. 41 Seekirch-Achwiesen. Profilabschnitt in Graben 1. Ostprofil mit Entnahmestelle<br />

des Profilkastens P 2. 1 gebänderte Mudden, 2 Kulturschicht, 3 gebänderte Mudden,<br />

4 Niedermoortorf, 5 Abraum (Zeichnung A. Bonenberger; Grafik J. Köninger).<br />

konnten. Erste Ergebnisse der Sondagen kamen in Vorberichten<br />

zur Veröffentlichung (SCHLICHTHERLE 1989; BO-<br />

NENBERGER 1990).<br />

7.3 Befunde<br />

Die Bohrungen ergaben ein etwa 2000 qm großes, nierenförmiges<br />

Areal, in dem Hölzer und Lehmpakete erfasst<br />

sind. Dies dürfte in etwa der Ausdehnung der Siedlung<br />

entsprechen, von der etwa 1% untersucht ist. Die Zahl der<br />

niedergebrachten Bohrungen war hoch. Der Plan (Abb.<br />

39) verzeichnet bei weitem nicht alle spontanen Bohrungen,<br />

mit denen <strong>–</strong> ohne genauere Dokumentation und somit<br />

auf schnelle Weise <strong>–</strong> das Areal überzogen wurde. Somit<br />

ließen sich Lehm- und Kulturschichtpakete auch außerhalb<br />

des regulären Bohrrasters aufspüren. Insgesamt konnten<br />

etwa 30 solcher lokal ausgeprägter Packungen unterschiedlicher<br />

Mächtigkeit angebohrt werden, die sich deutlich<br />

voneinander abgesetzt über das Siedlungsareal<br />

verteilen. Eine regelhafte Bebauung des Areals lässt sich<br />

über die Lehmansammlungen nicht erkennen. Hinweise<br />

auf eine umgebende Palisade waren weder in den Bohrungen<br />

noch in den Wassergräben zu erhalten.<br />

Abb. 42 Seekirch-Achwiesen. Profilabschnitt aus<br />

Graben 1, Westprofil. 1 Mudden, 2 in die Mudde<br />

eingesunkene Kulturschicht mit Brandschichtelementen<br />

(2a), 3 leicht gebänderte Mudde, 4 Niedermoortorf, 5<br />

Abraum (Zeichnung A. Harwath; Grafik J. Köninger).


paket mit Detritus, Lehm und Brandschutt, 3 gebänderte<br />

Mudden, 4 Niedermoortorf, 5 Abraum (Zeichnung und<br />

Grafik J. Köninger).<br />

Abb. 43 Seekirch-Achwiesen.<br />

Profilabschnitt in Graben 1, Ostprofil.<br />

1 gebänderte Mudden, 2 Kulturschicht-<br />

Die erbohrten Lehmlagen wurden zunächst als Feuerstellenbereiche<br />

klassifiziert, bis die Grabungsschnitte aufzeigen<br />

konnten, dass die Befunde erheblich komplexer zu<br />

deuten sind. Das Gelände wird von Pfahlstellungen, zumeist<br />

aus Eschenrundlingen, durchzogen, die alle so stark<br />

Abb. 44 Seekirch-Achwiesen. Schräg gedrückte Pfosten in<br />

Schnitt 2 (Grafik A. Kalkowski).<br />

nach NO verkippt sind, dass sie erst bei tiefergreifender<br />

Grabung von den liegenden Hölzern klar unterschieden<br />

werden konnten. Sie bilden offenbar eng gestellte Pfostenjoche<br />

(Abb. 44). Die untersuchten Flächen sind zu klein,<br />

als dass über Pfostenstellungen bereits Hausgrundrisse zu<br />

identifizieren wären, doch belegen die Pfählungen, dass<br />

wir uns unzweifelhaft in einer Siedlung mit stabilen Pfostenbauten<br />

befinden, deren Pfähle respektable Querschnitte<br />

von 10<strong>–</strong>16 cm Durchmesser aufweisen. Liegende<br />

Bauhölzer sind in großer Zahl vorhanden, doch lagern sie<br />

in der Regel wirr und nicht im Bauverband. Es sind meist<br />

unverkohlte Rundhölzer unterschiedlicher Dicke, dabei<br />

auch lange Stangenhölzer. Vereinzelt ließen sich mit dem<br />

Beil abgelängte Holzenden feststellen, zudem liegt das Astgabelende<br />

einer Stange vor, deren Gabelenden abgebeilt<br />

sind. Rindenbahnen und angekohlte oder ganz verkohlte<br />

Holzstücke sind nicht selten. An wenigen Stellen musste<br />

man den Eindruck gewinnen, dass parallel eingeschichtete,<br />

dünnere Prügel in Lehmpaketen noch im ursprünglichen<br />

Verband lagen. Sie bilden jedoch nur kleinflächige<br />

Reste vermutlich abgestürzter Bauverbände. Die grünblauen<br />

Lehmlinsen erreichen an manchen Stellen eine<br />

Dicke von 50<strong>–</strong>60 cm, sind in ihrem Inneren jedoch nicht<br />

gegliedert, sondern eher wild von Feuchthölzern, angekohlten<br />

Hölzern, angeziegelten Lehmbrocken und vereinzelt<br />

Hitzesteinen durchsetzt (Abb. 41<strong>–</strong>43).<br />

Die Kulturschicht mit ihren Lehmpaketen, dichten Holzkohlelagen<br />

und unverkohlten organischen Detrituslagen,<br />

u. a. Leinstengelansammlungen und Moospolster, bildet<br />

so ein kleinflächig wechselndes Mosaik. Den Kulturschichtelementen<br />

fehlt zudem eine ebene Auflagefläche,<br />

wie sie in den anderen Moorsiedlungen des Federsees in<br />

der Regel aus einem Niedermoorhorizont gebildet wird.<br />

Vielmehr sind die Kulturschichtelemente in unterschiedlicher<br />

Tiefe in die unterlagernde Mudde eingesunken.<br />

Schwere Lehmpakete reichen sackartig bis 1 m unter die<br />

Oberkante des Fundhorizontes und haben weitere Komponenten<br />

mit hinabgezogen. Vereinzelt fanden sich auch<br />

Kleinfunde und Bauholzstücke noch 80 cm unter der Kulturschicht<br />

in der Mudde. Nur in den obersten Kultur-<br />

43


44<br />

schichtabschnitten lassen sich Detritusbänder großflächiger<br />

verfolgen. Sie bildeten wahrscheinlich die regulären<br />

Siedlungsablagerungen, durch die dann die schwereren<br />

Elemente hindurchgesackt sind. Im Zentrum einer großen,<br />

in Schnitt 2 detailliert ausgegrabenen Lehmpackung,<br />

fanden sich angeziegelte Herdplattenbruchstücke, die eine<br />

stark gestörte Gemengelage bildeten. Die angebohrten<br />

Lehmpakete sind vermutlich als verstürzte Hausbereiche<br />

zu interpretieren, in denen Elemente von Feuerstellen,<br />

Böden und Wänden, möglicherweise sogar von Dächern<br />

vorkommen. <strong>Große</strong> Holzkohlekonzentrationen, angeziegelte<br />

Lehmstücke, verkohlte Textilien und andere verkohlte<br />

organische Materialien deuten darauf hin, dass zumindest<br />

ein Teil der Siedlung in einer Feuersbrunst ihr Ende<br />

fand. Zwischen den lokal ausgeprägten Lehm- und Brandschichtpaketen<br />

dünnen die Kulturelemente in verschwemmte,<br />

nur noch sporadisch holzkohledurchsetzte<br />

Muddezonen aus. Dies sind offensichtlich die Bereiche<br />

zwischen den einzelnen Hausstandorten.<br />

Die Befunde der Station Seekirch-Achwiesen sind mit den<br />

anderen Moorsiedlungen des Federsees nicht vergleichbar.<br />

Es fehlen bei optimaler Holz- und Kulturschichterhaltung<br />

Abb. 45 Seekirch-<br />

Achwiesen. Kalibration<br />

der 14 C-Daten aus der<br />

Kulturschicht nach<br />

STUIVER/KRAEDS 1986.<br />

Analysen Heidelberg<br />

Hd 13044, 13061,<br />

13043.<br />

Abb. 46 Seekirch-<br />

Achwiesen. Keramik<br />

(Zeichnungen<br />

A. Kalkowski).<br />

ebenerdige Baustrukturen und vor allem auch ein Niedermoorhorizont<br />

unter den Kulturschichten. Die Befunde in<br />

den Achwiesen ähneln denen der untersten, jungneolithischen<br />

Siedlungsschicht auf der Halbinsel im Schreckensee,<br />

wo ebenfalls Siedlungsabfälle unmittelbar auf und in die<br />

weichen Mudden eingelagert sind. Das Ausbleiben horizontaler<br />

Feinschichtungen, wie wir sie immer wieder in<br />

den Ufersiedlungen am Bodensee beobachten können, deren<br />

Kulturschichten gleichfalls unmittelbar auf Seesedimenten<br />

zu liegen kamen, liegt am weichen Muddegrund.<br />

Die Kulturschichtelemente sackten in den Achwiesen nach<br />

unten durch und entzogen sich so einer horizontalen Einregelung<br />

durch Wasser- oder Siedlungsaktivität. Am Bodensee<br />

konnten die Kulturschichtablagerungen in der Regel<br />

nicht in den Baugrund einsinken, weil die Seekreiden<br />

dort stabiler sind als die wirklich puddingweichen Mudden<br />

des Federsees.<br />

Die außergewöhnlichen Befunde der Siedlung Seekirch-<br />

Achwiesen sind erst ungenügend erforscht. Es spricht jedoch<br />

alles dafür, dass hier eine über dem offenen Wasser<br />

mit Pfahlhäusern errichtete Siedlung bestand, deren Überreste<br />

unmittelbar in die offenen Seesedimente fielen und <strong>–</strong><br />

je nach Gewicht <strong>–</strong> unterschiedlich tief einsanken. Die<br />

Sondagen erfassten in Schnitt 2 vermutlich Teilbereiche<br />

von zwei verstürzten <strong>Häuser</strong>n.<br />

7.4 Datierung und Fundmaterial<br />

Trotz einer großen Zahl von Holzproben liegen keine dendrochronologisch<br />

auswertbaren Eichenholzproben vor.<br />

Aus gut versiegelten Kulturschichtlagen sind Holzkohlen


Abb. 47 Seekirch-Achwiesen. Hirschgeweih-Zwischenfutter. Hacke<br />

links), Zapfenfassungen (mitte) und Klemmschäftungen (unten).<br />

(Sa-RC 1 u. 2) und unverkohlte Detrituspartikel (Sa-RC<br />

3) zur Radiokarbondatierung entnommen worden. Die<br />

Daten liegen kalibriert (1σ) nach Stuiver und Kraeds recht<br />

einheitlich zwischen 2860 und 2490 v. Chr. (Abb. 45).<br />

Die Kulturschichten erwiesen sich als äußerst fundreich.<br />

Ganze Nester weitgehend anpassender Keramikbruchstücke<br />

lassen sich wieder zu vollständigen Gefäßen ergänzen.<br />

Dies ist, gemessen an den Erfahrungen z. B. mit den<br />

Brandschichten von Hornstaad, Wangen-Hinterhorn und<br />

Arbon-Bleiche 3 ein weiterer Hinweis auf einen Siedlungsbrand.<br />

Das Formenspektrum ist einheitlich der Goldberg<br />

III-Gruppe zuweisbar (Abb. 46). Unter der Grobkeramik<br />

fallen zahlreiche Stücke mit Textilabrollung (sog. Mattenrauhung)<br />

ins Auge. Zudem gibt es Lochränder und Leistenapplikationen.<br />

Die Feinkeramik hat Ritz- und Stichverzierungen,<br />

Knickschüsseln tragen Knubben und Leistensegmente<br />

am Umbruch. Dies ist zusammen mit der<br />

häufigen Textilabrollzier ein typologischer Hinweis auf<br />

eine jüngere Datierung innerhalb der Laufzeit von Goldberg<br />

III. Bei den Schüsseln von Alleshausen-Grundwiesen<br />

und Alleshausen-Täschenwiesen sitzen die Applikationen<br />

über dem Umbruch, wie auch die Knickschüssel aus der<br />

dendrochronologisch auf 2917<strong>–</strong>2856 v. Chr. datierten<br />

Schicht 15 von Sipplingen am Bodensee eine deutlich über<br />

dem Knick angebrachte Knubbe aufweist (KOLB 1999, 17<br />

Abb. 4,1).<br />

Die Fundschicht enthält eine reiche Hirschgeweihgeräteindustrie<br />

mit Abfall-, Halb- und Fertigprodukten, dabei<br />

Geweih-Zapfenfassungen (Abb. 47), Geweihhacken und<br />

eine Harpune (SCHLICHTHERLE 1999, 44 Abb. 11,3.12).<br />

Auch Knochengeräte und zahlreiche Holzgeräte sind optimal<br />

erhalten (SCHLICHTHERLE 1999, 45 Abb. 12,3<strong>–</strong>16). Es<br />

liegen mehrere Knie- und Stangenholme, Holzgefäße und<br />

Spaltkeile vor. Drei Teile von Wagenrädern mit Einschubleisten<br />

sind an anderer Stelle bereits ausführlich vorgelegt<br />

worden (SCHLICHTHERLE 2002). Die Steingeräte umfassen<br />

neben gestielten Silexpfeilspitzen auch Beilklingen aus<br />

Grüngestein und Edelserpentin sowie Mahlplatten und<br />

Mahlsteine. Die herausragenden Textilfunde stellt A.<br />

Feldtkeller (in diesem Band) in einem eigenen Beitrag vor.<br />

8. <strong>Häuser</strong> und Siedlungsstrukturen im Wandel<br />

8.1 <strong>Häuser</strong><br />

Die Gebäude der Aichbühler- und Schussenrieder Kultur<br />

in Aichbühl, Riedschachen, Taubried und Ehrenstein sind<br />

seit langem bekannt und konnten als die „klassischen“<br />

<strong>Häuser</strong> der jungsteinzeitlichen Feuchtbodensiedlungen in<br />

Oberschwaben gelten. Es sind ein- und zweiräumige, in<br />

seltenen Fällen auch dreiräumige Rechteckhäuser, die in<br />

Pfostenbauweise, partiell auch in Ständerbauweise errichtet<br />

waren. Feuerstellen und Backöfen gehören regelhaft zur<br />

Ausstattung und sind vor allem enlang der Wände positioniert.<br />

Während in Aichbühl zweischiffige Gebäude vorherrschen,<br />

fehlen in der Schussenrieder Kultur vermehrt<br />

die Mittelpfosten. Vor allem die <strong>kleine</strong>ren einzelligen Gebäude<br />

von Taubried I und Riedschachen II kommen auch<br />

ohne Mittelpfosten aus. Firstpfosten sind jedoch die Regel,<br />

so dass in den meisten Fällen von Satteldächern bzw.<br />

Rofendächern ausgegangen werden kann. Die <strong>Häuser</strong> sind<br />

durchweg in Holz-Lehmbauweise errichtet. Lehmestriche<br />

kleiden die auf Schwellholzlagen errichteten Holzfußböden<br />

aus, in Riedschachen sind sogar Estrichlagen ohne<br />

Holzunterbau nachgewiesen (STROBEL 2000, 204 ff.).<br />

Konstruktive Details, noch mit Lehmfüllung bei der Ausgrabung<br />

angetroffene Wandstummel und in Schadfeuern<br />

verziegelte Hüttenlehmfragmente machen deutlich, dass<br />

auch die Wände einen Lehmverputz hatten. Zumindest<br />

alle Flecht- und Stangenwände dürften so mit Lehm isoliert<br />

gewesen sein. Für gut gefügte Bohlen- und Palisadenwände<br />

sind auch einfache Abstopfungen mit Moos oder<br />

Gras denkbar. Da unterschiedliche Wandkonstruktionen<br />

nicht selten an ein und demselben Gebäude nachweisbar<br />

sind, können die <strong>Häuser</strong> auch kombiniert mit Lehmwänden<br />

und abgestopften Holzwänden gebaut gewesen sein.<br />

Die vielfach erneuerten Lehmestriche und weitere, als<br />

Wandversturz deutbare Lehmpackungen in den Siedlungsablagerungen<br />

machen jedenfalls deutlich, dass Lehm als<br />

Baumaterial in diesen Gebäuden des frühern Jungneolithikums<br />

eine wichtige Rolle spielte.<br />

Ähnliche Verhältnisse sind auch für das späte Jungneolithikum<br />

anzunehmen. Die ebenerdigen <strong>Häuser</strong> der Pfyn-<br />

Altheimer Gruppe Oberschwabens sind in Pfostenbauweise,<br />

meist zweischiffig mit mehrfacher Jochstellung der Pfosten<br />

errichtet. In Reute-Schorrenried liegen Estriche über<br />

Holzfußböden (MAINBERGER 1998, 28 ff.). In Ruhestetten-Egelsee<br />

blieben in den <strong>Häuser</strong>n 1 und 3 die hinteren<br />

Gebäudeteile estrichfrei (PARET 1955, 17 Abb. 6). Dies<br />

deutet wiederum eine Zweiteilung der <strong>Häuser</strong> an, wie<br />

auch in Reute Haus 1 durch einen Wechsel der Fußbodenlage<br />

eine zweikammerige Gliederung anzunehmen ist<br />

(MAINBERGER 1998, 33 Abb. 28). Leider sind die <strong>Häuser</strong><br />

von Ödenahlen nicht in der Fläche erkundet, doch lassen<br />

die Profilschnitte durch die <strong>Häuser</strong> 1<strong>–</strong>4 dicke Lehmlagen,<br />

in einer Bauphase des Hauses 2 auch eine Stangenwand<br />

erkennen (SCHLICHTHERLE 1995b, 26 ff.; Beilage 2<strong>–</strong>4). Die<br />

<strong>Häuser</strong> der Siedlungen der Pfyn-Altheimer Gruppe im<br />

Schreckensee und Steeger See waren in Pfostenbauweise<br />

errrichtet, sind der Befundlage nach zu urteilen aber ver-<br />

45


46<br />

Abb. 48 Gliederung<br />

verschiedener <strong>Häuser</strong> des<br />

Süddeutschen Alpenvorlandes.<br />

1 Aichbühl Haus 2,<br />

2 Taubried Haus 1,<br />

3 Taubried Haus 11,<br />

4 Taubried Haus 9,<br />

5 Stockwiesen Haus 1,<br />

6 Pestenacker Haus 1c,<br />

Feuerstellen und Backöfen<br />

sind gepunktet, Vorplätze<br />

schraffiert.<br />

mutlich mit abgehobenen Böden als Pfahlbauten über den<br />

offenen Seesedimenten gebaut worden (SCHLICHTHERLE<br />

1981; KÖNINGER 1998). Eine detaillierte Vorlage der Befunde<br />

steht noch aus.<br />

An diese Tradition von Pfostenbauten in Holz-Lehmbauweise<br />

sind auch die endneolithischen <strong>Häuser</strong> von Dullenried<br />

anzuschließen. Zumindest die besser erhaltenen Befunde<br />

zeigten dort Lehmestrichlagen über den Holzfußböden<br />

(BOLLACHER 2001a). Im Feuerstellenbereich des<br />

Hauskomplexes 7 kam es, wie die neuen Nachuntersuchungen<br />

zeigten, zu einem mächtigen, mehrfach erneuerten<br />

Lehmpaket. Die meisten <strong>Häuser</strong> haben keine Mittelpfosten.<br />

Nur wenn wir die fragmentarische Pfostenstruktur<br />

A spiegelbildlich zu einem Grundriß ergänzen<br />

(BOLLACHER 2001a, 175 f.; Abb. 24) und dem Haus 6 in<br />

kühner Weise einige weitere Pfähle in Überschneidung mit<br />

Haus 5 zurechnen (BOLLACHER 2001a, 162 f.; Abb. 16),<br />

ergeben sich zwei- und dreischiffige Gebäude mit mehreren<br />

Jochen. Diese dubiosen Befunde müssen fraglich bleiben.<br />

Auffällig ist das Ausbleiben selbst von Firstpfosten in<br />

einigen der anderen <strong>Häuser</strong>, so dass sich hier Gebäude ergeben,<br />

deren Dächer nur auf Wand- und Eckpfosten ruhen<br />

konnten. Diese Befunde sind den Kleinhäusern von<br />

Torwiesen II, Stockwiesen und Grundwiesen ähnlich.<br />

Die einzelligen Kleinhäuser von Torwiesen haben dicke<br />

Lehmestriche auf den Holzfußböden, jedoch deutlich<br />

dünnere Pföstchen als die <strong>Häuser</strong> des Dullenriedes. Die<br />

zeitlich jünger anzusetzenden Kleinhäuser von Stockwiesen<br />

und Grundwiesen haben bei ähnlich schwachen<br />

Wandpföstchen keine Anzeichen für eine Lehmbauweise<br />

mehr aufzuweisen. Die Holzfußböden sind nur noch im<br />

Bereich der zentralen Feuerstelle kleinflächig mit Lehm<br />

überdeckt, entlang der Wände fehlen zudem jegliche Spuren<br />

eines Lehmverputzes. Hier hat sich eine leichtere Bauweise<br />

durchgesetzt, wie sie auch an den endneolithischen<br />

Großhäusern zu beobachten ist.<br />

Die neuen Enteckungen in den Torwiesen und im nördlichen<br />

Federseeried erlauben es heute, den „klassischen“<br />

<strong>Häuser</strong>n des Jungneolithikums (Abb. 48,1<strong>–</strong>4) einen anderen<br />

Typ von großen <strong>Häuser</strong>n des Endneolithikums gegenüberzustellen<br />

(Abb. 48,5). In Torwiesen II und Stockwiesen<br />

treten uns schmalstirnige, bis zu 15 m lange Pfosten-<br />

bauten entgegen, die sorgfältig unterbaute Prügelböden<br />

aufweisen, aber auf Lehmestrichbeläge weitgehend verzichten.<br />

In Torwiesen waren einige Wandscheiben noch<br />

lehmverputzt, wie sich an zerflossenen Lehmresten entlang<br />

der Wandfluchten erkennen lässt. In der etwa 300 Jahre<br />

jüngeren Siedlung Stockwiesen fehlt bereits jeglicher Hinweis<br />

auf Estriche und Lehmverputz. Zur Innengliederung<br />

der ein- und zweischiffigen <strong>Häuser</strong> von Torwiesen liegen<br />

zum gegenwärtigen Stand der Auswertungsarbeiten noch<br />

keine Erkenntnisse vor. Regelhaft ist jedoch die zentrale<br />

Position der Feuerstelle, die sich in Stockwiesen wiederholt.<br />

Vorläufig gestattet lediglich Haus 1 von Stockwiesen<br />

eine Rekonstruktion der Raumteilung <strong>–</strong> wie im Vorausgehenden<br />

dargestellt (Abb. 18; 21) <strong>–</strong>, die sich grundlegend<br />

von den jungneolithischen <strong>Häuser</strong>n unterscheidet. Es<br />

kommt durch Längs- und Querwände zu einer vierräumigen<br />

Kammerung. Die große Feuerstelle liegt entlang der<br />

Mittelpfosten im Zentrum des Hauses, in einem L-förmigen<br />

Raum. Kuppelbacköfen sind in den Torwiesen nur<br />

durch angeziegelte Lehmfragmente wahrscheinlich zu machen,<br />

vielleicht gehören die gefundenen Lehmfragmente<br />

auch nicht zu Ofenkuppeln sondern zu komplexeren<br />

Lehmaufbauten der Herdstellen. In Stockwiesen fehlen<br />

Hinweise auf Backöfen.<br />

Die einfache Organisation des Hauses um eine zentrale<br />

Feuerstelle findet sich in gleicher Weise in den einzelligen<br />

<strong>Häuser</strong>n von Dullenried und Grundwiesen. Auch hier besteht<br />

ein deutlicher Gegensatz zu den <strong>kleine</strong>n, einzelligen<br />

<strong>Häuser</strong>n der Schussenrieder Kultur im Taubried, in denen<br />

die Feuerplätze meist exzentrisch an den Wänden liegen.<br />

An die Wand gerückte Öfen und Herde sind auch in Aichbühl<br />

und Ehrenstein die Regel.<br />

Der Wandel der <strong>Häuser</strong> vom Jung- zum Endneolithikum<br />

in Oberschwaben erschließt sich vorläufig aus mehreren,<br />

jeweils durch Siedlungslücken getrennten Etappen (Abb.<br />

55). Zwischen den um 3650 v. Chr. abbrechenden Siedlungen<br />

der Pfyn-Altheimer Gruppe und der ersten um<br />

3283 v. Chr. nachweisbaren Siedlung der Horgener Kultur<br />

(Torwiesen II) liegen 370 dunkle Jahre. In dieser Zeit muss<br />

es zu einer neuen Konzeption der <strong>Häuser</strong> und der in ihnen<br />

angesiedelten Haushalte gekommen sein. Relikte der<br />

Holz-Lehmbauarchitektur und typologische Relikte im<br />

Keramikbestand der älteren Horgener Kultur von Torwie-


sen II, die nur aus den Traditionen der Pfyn-Altheimer<br />

Gruppe erklärbar sind, sprechen indessen dafür, dass es in<br />

Oberschwaben keine abrupte Zäsur, sondern vielmehr einen<br />

allmählichen Wandel gegeben haben dürfte. Am Bodensee<br />

rücken die Siedlungsbelege im fraglichen Zeitraum<br />

dichter auf. Hier scheint es um 3500<strong>–</strong>3380 v. Chr. eine<br />

nur 120 jährige Siedlungslücke zu geben, nach der in Arbon-Bleiche<br />

3 dann ein Übergangshorizont mit alten Pfyner<br />

und neuen Horgener Kulturelementen zu fassen ist (DE<br />

CAPITANI 2002). In Sipplingen Schicht 11 sind um 3317<strong>–</strong><br />

3306 v. Chr. noch Reminiszenzen an die Pfyner Kultur im<br />

Keramikbestand sichtbar. Auch am Bodensee verraten somit<br />

die Keramikspektren, dass es einen Wandel und keinen<br />

Bruch der Kulturerscheinungen gab.<br />

In der um 3490 v. Chr. datierten Talbodensiedlung von<br />

Pestenacker in Oberbayern stoßen wir in Altheimer Kulturmilieu<br />

auf Pfosten- und Ständerbauten, die einer eigenen<br />

Bautradition verpflichtet sind (SCHÖNFELD 2001).<br />

Mehrfach sind zweigeteilte <strong>Häuser</strong> erkennbar, die im Vorderen<br />

Teil einen zentral stehenden Backofen, im hinteren<br />

Teil eine zentrale Feuerstelle aufweisen. Für den hinteren<br />

Teil der <strong>Häuser</strong> ist zudem durch Mistlagen eine Aufstallung<br />

von Großvieh nachweisbar, so dass dort von Wohnstallhäusern<br />

gesprochen werden kann. Ein Gebäude mit<br />

gut erhaltenen Innenbefunden (Haus 1c) lässt eine Innengliederung<br />

durch Quer- und Längswände erkennen<br />

(SCHÖNFELD 1991) (Abb. 48,6). Vor allem die Abtrennung<br />

eines Flures im Eingangsbereich des Hauses ist merkwürdig<br />

und im Hinblick auf die Eingangssituation des Hauses<br />

1 von Seekirch-Stockwiesen von Interesse. In Stockwiesen<br />

bestand zwar kein vergleichbar schmaler Flur, aber die<br />

Längsteilung des vorderen Hausbereiches ergab einen Eingangsraum,<br />

der wie ein Flur in die Tiefe des Hauses führt.<br />

Zudem ergab sich in Pestenacker durch den Flureinbau ein<br />

L-förmiger Grundriß des Hauptraumes, der dem ähnlich<br />

merkwürdig geschnittenen Mittelraum von Stockwiesen<br />

vergleichbar ist. Es ist nicht auszuschließen, dass es beziehungsreiche<br />

Verbindungen zwischen beiden Phänomenen<br />

gibt und die Gliederung der Großhäuser des Endneolithikums<br />

am Federsee auf Vorbilder der späten Altheimer Kultur<br />

in Oberbayern zurückgeführt werden kann.<br />

8.2 Siedlungsstrukturen<br />

8.2.1 „Siedlungsschema Aichbühl“<br />

In den jungneolithischen Siedlungsanlagen der Aichbühler<br />

und Schussenrieder Kultur orientieren sich die <strong>Häuser</strong><br />

in der Regel in die gleiche Richtung, d. h. jede <strong>Häuser</strong>zeile<br />

war einer eigenen Kommunikationsachse zugewandt, eine<br />

zweite <strong>Häuser</strong>zeile kehrte der ersten ihre Rückfronten zu<br />

(Abb. 49,1). Dieses „Siedlungsschema vom Typ Aichbühl“<br />

treffen wir auch noch in der Siedlung Ruhestetten-Egelsee<br />

an, die der Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens zuzurechnen<br />

ist (Abb. 50). Dort verraten u. a. lehmestrichfreie<br />

Hinterräume die gleichsinnige Orientierung beider <strong>Häuser</strong>zeilen.<br />

Auch in Reute-Schorrenried scheint ein Dorfplan<br />

mit mehreren gleichgerichteten <strong>Häuser</strong>zeilen vorzu-<br />

liegen, wenn wir von zwei quer gestellten Gebäuden einmal<br />

absehen, denen eventuell eine Sonderfunktion zuzubilligen<br />

ist (MAINBERGER 1998, 120 ff.). Auf der <strong>kleine</strong>n<br />

Insel im Steeger See bei Aulendorf ist eine <strong>Häuser</strong>zeile der<br />

Pfyn-Altheimer Gruppe nachgewiesen (KÖNINGER 1998).<br />

Leider wissen wir über die Struktur der etwa zeitgleichen<br />

Siedlungen am Schreckensee und in Ödenahlen so gut wie<br />

nichts.<br />

8.2.2 „Siedlungsschema Niederwil“<br />

Die Pfyn-Altheimer Siedlungen Oberschwabens dürften<br />

aber, soweit sich dies im Augenblick erkennen lässt, den<br />

Siedlungswandel nicht mitgemacht haben, der am Bodensee<br />

mit der älteren Pfyner Kultur eintrat. Dort kam es<br />

schon um 3870 v. Chr. mit Hornstaad-Hörnle IB zu uferparallelen<br />

<strong>Häuser</strong>reihen, die dem gängigen Schema der Pfyner<br />

Kultur entsprechen und die man mit dem Begriff „Siedlungsschema<br />

vom Typ Niederwil“ fassen kann (Abb. 49,2).<br />

8.2.3 „Straßendörfer vom Typ Seekirch“ und<br />

„Typ Pestenacker“<br />

Mit Torwiesen II und Stockwiesen finden wir in Oberschwaben<br />

indessen erstmals eine weitere Ortsform. In diesen<br />

Siedungen orientieren sich zwei <strong>Häuser</strong>zeilen mit ihren<br />

Eingängen auf eine befestigte Straße. Bei diesen Stra-<br />

Abb. 49 Siedlungsschema vom Typ Aichbühl (1), vom Typ<br />

Niederwil (2) und Straßendorf vom Typ Seekirch (3).<br />

47


48<br />

Abb. 50 Der Dorfausschnitt von<br />

Ruhestetten-Egelsee, eine Siedlung der<br />

Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens<br />

wohl um 3700 v. Chr. Die Eingangsseiten<br />

der <strong>Häuser</strong> (markiert) liegen<br />

entsprechend des „Siedlungsschemas<br />

Aichbühl“ in einer Richtung (nach PARET<br />

1955, ergänzt).<br />

ßendörfern können wir vom „Siedlungsschema Seekirch“<br />

sprechen (Abb. 49,3). Ähnlichkeiten bestehen zu den<br />

ebenfalls auf eine befestigte Dorfstraße orientierten Siedlungen<br />

von Pestenacker (Abb. 51) und Unfriedshausen,<br />

doch fehlt am Federsee und auch in ähnlichen Straßendörfern<br />

am Bielersee (Sutz-Lattrigen, Kleine Station) (Abb.<br />

52) und im ostfranzösischen Lac Chalain (Chalain 2, Chalain<br />

3: PÉTREQUIN/PÉTREQUIN 1988, 132 f.; PÉTREQUIN<br />

1997, 234) (Abb. 53) das für Pestenacker charakteristische<br />

Geviert des Dorfzaunes, das die bayerischen Siedlungen<br />

eng umschließt. Es ist deshalb angebracht, das „Siedlungschema<br />

Pestenacker“ von den Straßendörfern des süddeutsch-<br />

bis ostfranzösischen Endneolithikums auch begrifflich<br />

abzusetzen.<br />

Bohlenwege, die in Siedlungen hineinführen, finden sich<br />

bereits in Moorsiedlungen der Pfyner Kultur (Thayngen-<br />

Weier II u. III) und der Cortaillod Kultur (Egolzwil 4,<br />

Dorf 5). Sie werden dort mit der Aufstallung von Vieh im<br />

Siedlungsinneren in Zusammenhang gebracht (HEUMÜL-<br />

LER 1998; dies. 2002; SCHLICHTHERLE im Druck). Auch in<br />

Niederwil bleibt zwischen den <strong>Häuser</strong>reihen eine Schneise,<br />

die als Zuwegung aufzufassen ist. In ähnlicher Weise<br />

sind die <strong>Häuser</strong>reihen in Arbon-Bleiche 3 unterbrochen,<br />

so dass auch hier von einer, vielleicht auch von zwei landseewärtigen<br />

Verkehrsachsen ausgegangen werden kann<br />

(LEUZINGER 2000, 51 ff.). Von hier ist es zu den Straßendörfern<br />

nicht mehr weit, doch fehlt allen diesen Dörfern<br />

noch die strikte, Planung verratende Aufreihung an einer<br />

geradlinigen Straßenachse, wie auch der Nachweis einer<br />

spiegelbildlichen Ausrichtung der Hauseingänge auf die<br />

Straße. Die Ufersiedlungen von Concise am Neuenburger<br />

See zeigen exemplarisch, wie die Zuwegung der Siedlungen<br />

vom Jung- zum Endneolithikum zunehmend an Bedeutung<br />

gewinnt und erst im Verlauf der Entwicklung auf<br />

die bauliche Organisation der Dörfer Einfluß nimmt (WI-<br />

NIGER im Druck). Es gibt also im südwestdeutsch-schweizerischen<br />

Alpenvorland eine Entwicklung hin zur siedlungserschließenden<br />

Straßenachse, doch bleibt der Ur-<br />

sprung des konsequenten „Siedlungsschemas vom Typ<br />

Seekirch“ noch zu eruieren. Am ähnlichsten sind ihm die<br />

Siedlungen vom „Typ Pestenacker“ in Pestenacker und<br />

Unfriedshausen. Sie gehen den Straßendörfern am Federsee<br />

um 200<strong>–</strong>250 Jahre voran und könnten ihren Einfluss<br />

geltend gemacht haben. Dies ist durchaus im Bereich des<br />

Denkbaren, denn die Zusammenhänge Oberschwabens<br />

mit Oberbayern sind bereits im Jungneolithischen Fundspektrum<br />

evident und finden insbesondere auch in der<br />

Goldberg III-Gruppe mit großer Affinität zur Chamer<br />

Kultur ihre Fortsetzung. Auch die Tassen und Spinnwirtel<br />

im Keramikspektrum von Torwiesen sind als östliche Elemente<br />

aufzufassen. Die Keramikfragmente von Gefäßen<br />

der Badener Kultur sprechen zudem für weit in den Donauraum<br />

reichende Kulturverbindungen (KÖNINGER/<br />

KOLB/SCHLICHTHERLE 2001). Eine Ausbreitung des neuen<br />

Siedlungstyps „Straßendorf“ aus dieser Richtung hätte somit<br />

einiges für sich.<br />

Das älteste Straßendorf am Lac Chalain (Chalain 3, VIII)<br />

(Abb. 53 unten) datiert 3189<strong>–</strong>3170 v. Chr. (PÉTREQUIN<br />

1997, 55 f.; PÉTREQUIN et al. 2002). Sein der Horgener<br />

Kultur anzuschließendes Keramikspektrum zeigt innengetupfte<br />

Böden, wie sie für das zeitgleiche ältere Horgen im<br />

Raum Bodensee-Oberschwaben, insbesondere für das<br />

„Horgen vom Typ Dullenried-Nußdorf“ geradezu typisch<br />

sind (KÖNINGER 1999). Innengedellte Böden fehlen indessen<br />

dem zentralschweizerischen und westschweizerischen<br />

Horgen, so dass hier eine Verbindung über die burgundische<br />

Pforte unter Umgehung des Schweizer Mittellandes<br />

anzunehmen ist, die das neue Siedlungsschema bis weit in<br />

den Südosten brachte. Am Bielersee stoßen wir in Sutz-<br />

Lattrigen, Kleine Station um 2750 v. Chr. auf ein Straßendorf<br />

der Saône-Rhône Kultur (Lüscherz im Übergang zu<br />

Auvernier) (HAFNER/SUTER 2004, 22) (Abb. 52). Am Bodensee<br />

fehlen ausreichend große Siedlungsgrabungen für<br />

die ältere und mittlere Horgener Kultur, so dass das Auftauchen<br />

des „Straßendorfes“ hier noch im Dunkel liegt.<br />

Im Späten Horgen der Schicht 15 von Sipplingen ist dann


um 2917<strong>–</strong>2856 v. Chr. das Straßendorfschema in großen<br />

Dimensionen verwirklicht (KOLB 1997, 26 f.).<br />

Es ist naheliegend, zwischen dem Aufkommen des Rades<br />

in der zweiten Hälfte des 4. Jts. v. Chr. und der Verbreitung<br />

des Straßendorfes im südwestdeutsch-schweizerischen<br />

Alpenvorland einen Zusammenhang zu sehen. Das<br />

Straßendorf entsprach dem neuen Transportmittel in idealer<br />

Weise und ermöglichte eine leichte Versorgung bzw.<br />

Entsorgung der Haushalte mit dem Wagen. Baumaterialien<br />

und landwirtschaftliche Produkte konnten bis vors<br />

Haus gefahren, Abfälle leicht abtransportiert werden. Indessen<br />

gehen die Anfänge des Wegebaus außerhalb und<br />

innerhalb von Siedlungen weiter zurück und haben sich <strong>–</strong><br />

wie bereits beschrieben <strong>–</strong> offenbar im Zusammenhang mit<br />

dem Viehtrieb und der Aufstallung von Vieh im Siedlungsbereich<br />

entwickelt. Das Straßendorf ist also <strong>–</strong> wie die<br />

Siedlung von Pestenacker und ihre Vorläufer (Unfriedshausen,<br />

vielleicht auch Pestenacker III) mit linearer, befestigter<br />

Straße zeigen <strong>–</strong> bereits im Vorfeld der Erfindung von<br />

Rad und Wagen ausgebildet. Die Ausbreitung des Wagens<br />

konnte sich bereits der gelegten Strukturen bedienen und<br />

hat sicher zur weiteren Durchsetzung des Prinzips linearer,<br />

land-seewärtiger Dorfstraßen in den endneolithischen<br />

Feuchtbodensiedlungen des Alpenvorlandes beigetragen.<br />

8.2.4 Haufendörfer(?)<br />

Die eher diffusen Siedlungspläne von Dullenried und Alleshausen-Grundwiesen<br />

sind teils als Resultat mehrerer<br />

Bauphasen mit unterschiedlicher Orientierung der <strong>Häuser</strong><br />

zu werten, teils dürfte sich hier auch eine weniger planvolle<br />

Organisation der aus <strong>kleine</strong>ren <strong>Häuser</strong>n zusammengesetzten<br />

Gemeinschaften andeuten. Ähnlich ungeregelte<br />

Siedlungspläne zeigen die alten Befunde vom Goldberg III<br />

(BERSU 1937) im Nördlinger Ries und die Chamer Siedlung<br />

Dietfurt an der Altmühl (GOHLISCH 2001). Auch<br />

dort scheint es sich überwiegend um einzellige <strong>Häuser</strong> mit<br />

zentraler Feuerstelle zu handeln. Entsprechend einzellig<br />

sind auch die vereinzelt nachgewiesenen Grubenhäuser des<br />

Endneolithikums im südwestdeutsch-schweizerischen Raum<br />

wie z. B. Stuttgart-Stammheim (JOACHIM 1987) und Ürschhausen<br />

(HASENFRATZ/SCHNYDER 1998, 156).<br />

9. Kleine <strong>Häuser</strong> <strong>–</strong> große <strong>Häuser</strong><br />

Wenn wir im Folgenden die Begriffe Groß- und Kleinhäuser<br />

verwenden, so beziehen sich diese nicht auf die in Mitteleuropa<br />

gängige, Langhäuser frühneolithischer Tradition<br />

von den Kleinhäusern des Spätneolithikums absetzende<br />

Terminologie. Vielmehr sollen mit diesen Begriffen die<br />

Gebäude des Spätneolithikums im Alpenvorland in große,<br />

meist mehrzellige <strong>Häuser</strong> und <strong>kleine</strong>re, meist einzellige<br />

<strong>Häuser</strong> geschieden werden. Im Vergleich zu den Langhäusern<br />

der Linearbandkeramik mit ca. 150<strong>–</strong>250 qm Grundfläche<br />

handelt es sich bei den jung- und endneolithischen<br />

Großhäusern des Alpenvorlandes um maximal 70<strong>–</strong>90 qm<br />

große Einheiten.<br />

Die Grundfläche der Groß- und Kleinhäuser variiert erheblich<br />

(Tab. 1). Die größten <strong>Häuser</strong> von Aichbühl haben<br />

um 70 qm. Wenn die Beobachtung eines dreikammerigen<br />

Hauses in Ehrenstein zutreffend ist, so erreicht dort ein<br />

Gebäude sogar etwa 90 qm. Die normale Größe der <strong>Häuser</strong><br />

von Ehrenstein und Aichbühl liegt indessen bei 40 qm.<br />

In Riedschachen und Taubried I sind zweikammerige<br />

<strong>Häuser</strong> mit etwa 20<strong>–</strong>35 qm Grundfläche zu beobachten.<br />

Die „großen“ Gebäude sind hier also deutlich <strong>kleine</strong>r und<br />

wir sprechen hier besser von <strong>kleine</strong>ren Zweikammerhäusern<br />

des Jungneolithikums. In Taubried ist gut zu beobachten,<br />

wie sich die <strong>Häuser</strong> im Verlauf der Um- und Neubauphasen<br />

aus einkammerigen zu zweikammerigen Einheiten<br />

entwickeln. Die endneolithischen Großhäuser der<br />

Siedlungen Torwiesen II und Stockwiesen haben indessen<br />

30<strong>–</strong>50 qm, in Einzelfällen 75 qm.<br />

Bereits in Ehrenstein erscheinen neben den Großhäusern<br />

zwei <strong>kleine</strong>, einkammerige Gebäude von nur 5<strong>–</strong>6 qm<br />

Grundfläche. Die einkammerigen Einheiten von Taubried<br />

und Riedschachen umfassen etwa 10<strong>–</strong>15 qm. Die <strong>Häuser</strong><br />

von Dullenried liegen im Bereich von 15<strong>–</strong>28 qm, diejenigen<br />

von Grundwiesen um 20<strong>–</strong>26 qm.<br />

Die <strong>kleine</strong>n zweikammerigen <strong>Häuser</strong> der Schussenrieder<br />

Kultur und die einkammerigen <strong>Häuser</strong> des Endneolithikums<br />

überschneiden sich in ihren Größenbereichen. Es ist<br />

aber unverkennbar, dass die einkammerigen <strong>Häuser</strong> des<br />

Abb. 51 Das Straßendorf Pestenacker in Oberbayern,<br />

Siedlung I, um 3549 v. Chr. nach SCHÖNFELD 2003.<br />

49


50<br />

Abb. 52 Straßendorf am Bielersee, Westschweiz. Sutz-<br />

Lattrigen, Kleine Station: Sâone-Rhône Kultur (Übergang<br />

Lüscherz zu Auvernier) (nach HAFNER/SUTER 2004, 22).<br />

Endneolithikums im Schnitt deutlich <strong>kleine</strong>r sind als die<br />

zweigekammerten des Jungneolithikums. Krass ist indessen<br />

der Kontrast zwischen den endneolithischen Großund<br />

Kleinhäusern. Die Kleinhäuser von Torwiesen haben<br />

nur ein 1:5 bis 1:10 von der Grundfläche der Großhäuser.<br />

Die <strong>Häuser</strong> von Dullenried und Grundwiesen etwa 1:2 bis<br />

1:5 von der Grundfläche der Großhäuser in Torwiesen<br />

und Stockwiesen. Hinzu kommt die leichte Bauweise<br />

mehrerer Gebäude in Dullenried und aller anderen Kleinhäuser<br />

in Grundwiesen, Stockwiesen und Torwiesen, die<br />

auf leichte Wand- und Dachkonstruktionen schließen lassen.<br />

Die Gebäude dürften kaum stabile Dachräume zur<br />

Lagerung von landwirtschaftlichen Gütern in nennenswertem<br />

Umfang besessen haben. Eine Nutzung der Dachräume<br />

durch Zwischendecken, in Einzelfällen auch durch<br />

den Einbau eines Kniestockes <strong>–</strong> wie in Aichbühl durch<br />

Bauteile wahrscheinlich zu machen (Schmidt 1930/37,<br />

122 ff.) <strong>–</strong> ist indessen für die stabilen Pfostenkonstruktionen<br />

der Großhäuser vorauszusetzen. Durch Brandschichten<br />

in den Ufersiedlungen des Bodensees wissen wir, dass<br />

dort Erntevorräte in großem Umfang in den Wohnhäusern<br />

gelagert waren. Derartige Lagerkapazitäten bietet eigentlich<br />

nur der Dachraum, vor allem wenn die <strong>Häuser</strong><br />

<strong>kleine</strong>re Grundrisse haben. Die Kleinhäuser des Endneolithikums<br />

aber boten diese Lagerkapazitäten nur in sehr beschränktem<br />

Umfang.<br />

Nebengebäude waren in den südwestdeutschen Ufer und<br />

Moorsiedlungen bislang kaum nachzuweisen. Eine Ausnahme<br />

bilden die genannten zwei Nebengebäude in Ehrenstein,<br />

die in Bauperiode II in der Gasse zwischen den<br />

<strong>Häuser</strong>n 5 und 8 errichtet waren (Abb. 54). Beide Kleinhäuser<br />

hatten Estrichböden über Prügelböden und scheinen<br />

wie die großen <strong>Häuser</strong> in Holz-Lehmbauweise gebaut<br />

gewesen zu sein. Feuerstellen sind in ihnen nicht nachgewiesen,<br />

so dass es keinen Hinweis auf ihre Funktion als<br />

Wohneinheiten gibt. Es könnte sich sehr wohl um <strong>kleine</strong><br />

Ökonomiegebäude (Ställe, Lagerschuppen) gehandelt haben.<br />

Die Kleingebäude gingen, nach einer Erneuerung des<br />

Nebengebäudes 2, mit dem Siedlungsbrand am Ende der<br />

Bauperiode II zugrunde und wurden im Gegensatz zu den<br />

großen <strong>Häuser</strong>n nicht wieder aufgebaut (ZÜRN 1965, 49 f.).<br />

Aichbühl<br />

Haus A3 (11) 6x9,9 m 59,4 qm<br />

Haus A15 (5) 6,3x11,5 m 72,4 qm<br />

„Villa Franconia“<br />

Ehrenstein<br />

Haus 2B 5x8,2m 41qm<br />

Haus 5D 6x15m 90qm<br />

Nebengebäude 1 2x2,5m 5qm<br />

Nebengebäude 2a 2x3,0m 6qm<br />

Taubried<br />

Haus 1<br />

Phase 1, 1-2 räumig 2,9x4,4m 13qm<br />

Phase 4, 2 räumig<br />

Haus 2<br />

3,3x7,4m 24,4qm<br />

Phase 2, 1-2 räumig<br />

Haus 3<br />

2,9x5,5m 15,9qm<br />

Phase 1, 1 räumig 3,2x3,2m 10,2qm<br />

Phase 1b, 2 räumig 3,6x7,5m 27qm<br />

Phase 2, 2 räumig<br />

Haus 11<br />

4x8,5m 34qm<br />

Phase 1a, 1 räumig 3x3,1m 9,3qm<br />

Phase 1b, 2 räumig 3,5x6,5m 22,1qm<br />

Phase 2, 2 räumig<br />

Haus 12<br />

3,3x6,7m 22,1qm<br />

1 räumig<br />

Haus 13<br />

3,9x3,9m 15,2qm<br />

Phase 2, 2 räumig<br />

Hartöschle<br />

Haus 1<br />

3,8x6m 22,8qm<br />

3 räumig<br />

Haus 2<br />

3,4x6m 20,4qm<br />

2 räumig<br />

Dullenried<br />

3,4x6,7m 22,7qm<br />

Haus 3 3,5x4,5m 15,7qm<br />

Haus 4 4x7m 28qm<br />

Haus 5 4x6m 24qm<br />

Haus 8<br />

Grundwiesen<br />

3x5m 15qm<br />

Haus 2 4x5m 20qm<br />

Haus 3 4x5m 20qm<br />

Haus 4<br />

Torwiesen<br />

3,8x7m 26,6qm<br />

Haus 1 4x12,5m 50qm<br />

Haus 5 4,2x9m 37,8qm<br />

Haus 7 4x9m 36qm<br />

Haus 8 3,8x7,7m 29,6qm<br />

Haus 10 4x10m 40qm<br />

Kleinhaus 4 2x2,6m 5,9qm<br />

Kleinhaus 14<br />

Stockwiesen<br />

2,5x2,5m 6,2qm<br />

Haus 1 5x15m 75qm<br />

Haus 4 4,8x10m 48qm<br />

Haus 11 4x7m 28qm<br />

Kleinhaus 1b 2x2m 4qm<br />

Tab.1 Berechnung der Grundfläche einiger neolithischer<br />

<strong>Häuser</strong> Oberschwabens.


Für Taubried I konnte Strobel (2000b) durch Analyse der<br />

Bauphasen aufzeigen, dass die zweizelligen <strong>Häuser</strong> aus<br />

einzelligen Anfängen hervorgegangen waren. Dort kamen<br />

erste Siedlungspioniere am Platz zunächst mit 10<strong>–</strong>15 qm<br />

Grundfläche aus, die sie dann allerdings im Laufe von zwei<br />

bis drei Umbauphasen in zweizellige Wohn- und Wirtschaftseinheiten<br />

ausbauten, unter Zugewinn von 1:3 bis<br />

1:1 an Fläche. Über die wirtschaftlichen Verhältnisse der<br />

Siedlung ist leider wenig bekannt. Im Fundmaterial sind<br />

Mahlsteine nachweisbar, Bertsch (1931, 31) berichtete<br />

von einem Vorratsfund mit verkohltem Getreide. Zusammen<br />

mit den regelhaft auftretenden Backöfen kann so eine<br />

agrarische Wirtschaftsweise erschlossen werden, deren<br />

Verhältnis zu jägerisch-sammlerischen Elementen, die<br />

durch zahlreiche Netzsenker nachzuweisen sind, aber<br />

nicht zu gewichten ist. Vermutlich spielte Jagd wie in anderen<br />

Schussenrieder Siedlungen eine beträchtliche Rolle<br />

(STEPPAN in diesem Band).<br />

Besser ist es nun um die <strong>kleine</strong> <strong>Häuser</strong>gruppe von Alleshausen-Hartöschle<br />

bestellt. Dort sind für ähnlich <strong>kleine</strong>,<br />

zwei- bis dreiräumige <strong>Häuser</strong> von 13<strong>–</strong>20 qm Grundfläche<br />

<strong>–</strong> also Einheiten etwa der halben Größe des durchschnittlichen<br />

Ehrensteinhauses <strong>–</strong> zwar Öfen und Mahlsteine nachgewiesen<br />

und umfangreiche botanische Nachweise eines<br />

Getreideanbaus erbracht (MAIER in diesem Band), doch<br />

zeigen die Tierknochenspektren viel Jagdfauna und keinen<br />

sicheren Beleg eines Haustieres (STEPPAN in diesem Band).<br />

Nachweise für Sammeltätigkeit sind indessen eher gering.<br />

Da sommerliche wie winterliche Aktivitäten nachweisbar<br />

sind, kann es sich bei dieser <strong>kleine</strong>n <strong>Häuser</strong>gruppe nicht<br />

um eine saisonale Nebensiedlung der bekannten, größeren<br />

Siedlungen des südlichen Federseeriedes handeln. Vielmehr<br />

dürften hier Siedlungspioniere für eine gewisse Zeit<br />

ansässig geworden sein, wobei es ihnen nicht gelang, die<br />

<strong>kleine</strong> Gemeinschaft zu einem Dorf auszubauen. Nehmen<br />

wir die Größe der <strong>Häuser</strong> als Maßstab für die Betriebsgröße,<br />

so handelt es sich im Gegensatz zu Aichbühl, Riedschachen<br />

II und Ehrenstein bei Täschenwiesen und Taubried<br />

um ärmlichere Bauern mit lediglich der Hälfte des Betriebsvolumens.<br />

Leider wissen wir wenig über die Inventare der <strong>Häuser</strong> von<br />

Dullenried. Immerhin hat Bertsch (1931, 46 f.) ein <strong>kleine</strong>s<br />

Kulturpflanzenspektrum festgestellt, eine quantitative<br />

Wertung ist jedoch nicht möglich. Zudem liegen Geräte<br />

zur Textilproduktion, aber keine Mahlsteine und keine<br />

klaren Erntemeser vor. Wiederum sind hier die Jagdanteile<br />

sehr hoch (STEPPAN in diesem Band). Den Siedlern stand<br />

aufgrund der besonderen topographischen Situation nur<br />

die Insel Buchau als Ackerland zur Verfügung. Diese böte<br />

mit etwa 40 ha zwar ausreichend Anbaufläche für eine größere<br />

Siedlung, doch sind die Möglichkeiten auf der langschmalen<br />

Insel beschränkt. Alle andern Ufersiedlungen<br />

des Federsees orientieren sich nicht an dieser Insel. Es<br />

dürfte deshalb auszuschließen sein, dass in Dullenried mit<br />

der Absicht gesiedelt wurde, eine größere Dorfgemeinschaft<br />

zu gründen. Der Siedlungsplatz scheint vielmehr im<br />

Hinblick auf Fischfang und Jagd ausgewählt und bot hierzu<br />

ideale Bedingungen. Hier sind also weniger Pioniere,<br />

sondern Randgruppen der neolithischen Gesellschaft mit<br />

vorwiegend wildbeuterischer Orientierung zu vermuten.<br />

Ob ganzjährig oder temporär gesiedelt wurde, wissen wir<br />

nicht.<br />

Einen besonderen und äußerst spannenden Fall einer Siedlung<br />

mit Kleinhäusern haben wir mit Alleshausen-Grundwiesen<br />

aufgetan. Sehen wir von den völlig ungeklärten<br />

Hinweisen auf einen Pfostenbau der mittleren Bauphasen<br />

im Siedlungszentrum einmal ab, so sind hier innerhalb einer<br />

Palisade zahlreiche einzellige Kleinhäuser in leichter<br />

Bauweise belegt. Die botanischen Großrestuntersuchungen<br />

(MAIER in diesem Band) lassen eine Spezialisierung auf<br />

Leinanbau erkennen, wohingegen Getreidebau aufgrund<br />

äußerst geringer Pollen- und Dreschreste kaum belegbar<br />

ist. Botanische und insektenkundliche Untersuchungen<br />

(SCHMIDT in diesem Band) sprechen für die Anhäufung<br />

von Tierdung in der Siedlung, der Fund einer Radscheibe<br />

bezeugt den Einsatz von Zugrindern, das Tierknochenspektrum<br />

bietet jedoch nur wenige Belege für Haustierhaltung<br />

bei großer Dominanz der Jagdtiere (STEPPAN in diesem<br />

Band). Keine andere Siedlung in Südwestdeutschland<br />

hat bislang auch nur annähernd so dicke Lagen eines Materials<br />

ergeben, das wohl zu großen Anteilen Tierdung enthielt.<br />

Hier gab es also Herdenhaltung, wobei die Siedler<br />

selbst vor allem Jagdbeute verzehrten sowie eine Spezialisierung<br />

der Siedler auf Textilfaserproduktion unter Verzicht<br />

auf Getreideanbau. Getreide beschaffte man sich<br />

zum Verzehr von außerhalb. Es ist eher unwahrscheinlich,<br />

dass unter diesen Voraussetzungen eine Siedlungsgemeinschaft<br />

autonom wirtschaftete, es sei denn, sie wusste sich<br />

durch ihre Produkte im Austausch mit anderen Siedlungen<br />

zu behaupten. Wahrscheinlicher scheint hier der Fall einer<br />

Nebensiedlung mit hohem Spezialisierungsrad vorzuliegen,<br />

deren Hauptsiedlung reguläre Landwirtschaft betrieb.<br />

Abb. 53 Straßendörfer<br />

am Lac de Chalain,<br />

Ostfrankreich. Chalain<br />

3,VIII: Horgener<br />

Kultur; Chalain 3,II:<br />

Gruppe „Clairvaux<br />

ancien“ (nach PÉTRE-<br />

QUIN 1997, 310).<br />

51


52<br />

Jedenfalls stehen wir hier vor dem Phänomen einer hoch<br />

spezialisierten Gemeinschaft, das sich den gängigen Vorstellungen<br />

autarker neolithischer Siedlungen mit Subsistenzwirtschaft<br />

nicht zurechnen lässt. Die Siedlung Alleshausen-Torwiesen<br />

wirft somit ein Schlaglicht auf die Differenzierung<br />

der endneolithischen Wirtschafts- und Gesellschaftsverhältnisse.<br />

Weitere archäologisch-naturwissenschaftliche<br />

Untersuchungen an diesem Fundplatz wären<br />

vielversprechend.<br />

Vielleicht kennen wir bereits die zugehörige Hauptsiedlung.<br />

Zumindest die jüngeren Bauphasen von Grundwiesen<br />

könnten mit der Siedlung Seekirch-Achwiesen zeitgleich<br />

sein, die sich gerade gegenüber, am anderen Rand<br />

des nördlichen Riedes befindet. Dort sind ganz normale<br />

Kulturpflanzenspektren und Haustier-Wildtierverhältnisse<br />

registriert worden (MAIER und STEPPAN in diesem<br />

Band). Die bauliche Organisation dieser Siedlung mit<br />

massiven Pfostenbauten unbekannter Größe bleibt uns leider<br />

vorerst verborgen. Auch hier müssten weitere Grabungen<br />

ansetzen.<br />

Um Hauptsiedlungen regulären Zuschnitts dürfte es sich<br />

bei den beiden Straßendörfern Torwiesen und Stockwiesen<br />

handeln. Sie haben normale Kulturpflanzenspektren<br />

(HERBIG 2002; MAIER in diesem Band). Leider ist die Knochenerhaltung<br />

in beiden Siedlungen schlecht, so dass sich<br />

zwar das ganze Haustierspektrum feststellen lässt, aber keine<br />

verlässlichen Daten zum Haustier-Wildtierverhältnis<br />

vorliegen (STEPPAN in diesem Band). Man geht aber sicher<br />

nicht fehl, in den großen <strong>Häuser</strong>n dieser Siedlungen respektable<br />

landwirtschaftliche Betriebseinheiten zu sehen.<br />

Abb. 54 Ehrenstein Periode IIa. Zwei Nebengebäude zwischen<br />

den großen Wohnhäusern 5 und 6 (nach ZÜRN 1965).<br />

Auffällig und besonders spannend ist in diesen Siedlungen<br />

das Auftauchen von Kleinhäusern. In Stockwiesen handelt<br />

es sich beim Kleinhaus 1a um einen Anbau an das Großhaus<br />

1 oder um eine spätere Überbauung, in Torwiesen<br />

gibt es keine Hinweise auf eine zeitliche Staffelung. Interessant<br />

ist der Umstand, dass das Kleinhaus 4 hier im Dorfgefüge<br />

den Platz eines Großhauses beansprucht. Die<br />

Kleinhäuser 14 und 15 liegen indessen hinter der nördlichen<br />

Reihe von Großhäusern. Die Kleinhäuser von Torwiesen,<br />

die durch Feuerstellen als Wohnzellen ausgewiesen<br />

sind, könnten die ersten Hütten der Gründungspioniere<br />

der Siedlung sein, deren Hausstandorte im weiteren Siedlungsausbau<br />

respektiert wurden. Warum aber kam es dann<br />

nicht zu einer Vergrößerung gerade dieser ersten Zellen?<br />

Vielleicht wohnten in den Kleinhäusern aber auch Personen,<br />

die nicht im Sinne agragrischer Produktion tätig waren<br />

und deshalb keinen Stauraum benötigten. Siedelten<br />

hier Spezialisten <strong>–</strong> Hirten, Jäger oder beides in Einem <strong>–</strong> in<br />

Gemeinschaft und Symbiose mit den großen Bauern?<br />

Oder manifestieren sich krasse soziale Unterschiede: unselbständige,<br />

nur ihre Arbeitskraft bietende Kleinexistenzen<br />

gegenüber großen bäuerlichen Betrieben? Kleinexistenz<br />

konnte z. B. landwirtschaftliche Hilfskraft, handwerklicher<br />

Spezialist oder eben Jäger, Fischer, Hirte in<br />

Abhängigkeit von den Bauern bedeuten. Die Kleinhäuser<br />

am Federsee werfen Fragen zur Organisation der endneolithischen<br />

Gesellschaft auf, die wir kaum beantworten können,<br />

bevor nicht Inventare und Abfälle von Kleinhäusern<br />

detailliert untersucht sind.<br />

Einen anderen Argumenmtationsstrang verfolgt Steppan<br />

(in diesem Band), der in Fortsetzung der Hypothesen zur<br />

klimatischen Steuerung des Siedelgeschehens (GROSS-<br />

KLEE/MAISE 1997) Jagdanteil und Betriebsgröße als Funktion<br />

der landwirtschaftlichen Prosperität sieht. Zudem<br />

liegt die Versuchung nahe, spezialisierte, saisonale Jagdstationen<br />

landwirtschaftlichen Dauersiedlungen mit gemischter<br />

Subsistenz gegenüberzustellen. Dies allein vermag<br />

die beobachteten Phänomene, insbesondere das Nebeneinander<br />

von Groß- und Kleinhäusern in ein und<br />

derselben Siedlung aber nicht zu erklären. Zudem sprechen<br />

die pflanzlichen Großrest- und die insektenkundlichen<br />

Untersuchungen ihre eigene Sprache und beleuchten<br />

komplexere wirtschaftliche Verhältnisse.<br />

Die Siedlungsabfolge am Federsee ist lückenhaft (Abb. 55)<br />

und es deutet alles darauf hin, dass sich die Lücken auch<br />

durch weitere Forschungen nicht wesentlich schließen lassen.<br />

Vor allem die Pollendiagramme (LIESE-KLEIBER 1993)<br />

lassen für das Neolithikum eine diskontinuierliche Besiedlung<br />

des Federseebeckens erkennen, die in etwa mit den<br />

archäologisch nachweisbaren Siedelphasen übereinstimmt.<br />

Es liegt von daher nahe, die Besiedlungsschübe<br />

am Federsee und in den anderen Feuchtgebieten Oberschwabens<br />

als Teil eines großräumigeren Siedelgeschehens<br />

zu begreifen. Dieses mag man sich so vorstellen, dass aus<br />

den Altsiedelkernen an der oberen Donau und am westlichen<br />

Bodensee immer wieder Vorstöße in die oberschwäbische<br />

Seenplatte erfolgten. Einmal geriet der Federsee lediglich<br />

in die Zone peripherer Randgruppen (saisonale


oder semipermanente Jagdplätze), ein andermal in die<br />

Zone landwirtschaftlicher Pioniere (Kleinbauern in Kombination<br />

mit Jagd), in einigen Phasen kam es zu einer vollen<br />

Integration in die Ökumene landwirtschaftlicher Siedlungen<br />

gemischter Subsistenz. Klimaschwankungen und<br />

Seespiegelschwankungen sind Faktoren, aber sicher nicht<br />

die einzigen Faktoren in diesem Geschehen. Da wir über<br />

das Mineralbodenneolithikum Oberschwabens, von den<br />

frühneolithischen Siedlungen auf der Südabdachung der<br />

Schwäbischen Alb bei Ulm einmal abgesehen, so gut wie<br />

nichts wissen, bleiben solche Vorstellungen vorläufig nicht<br />

mehr als ein Modell.<br />

Auch mit den in diesem Band vorgelegten naturwissenschaftlichen<br />

Beiträgen, die die Faktenkenntnis und Fragestellung<br />

wesentlich voranbringen, bleibt das Informationsgerüst<br />

noch immer fragil und unausgewogen. Es fehlt an<br />

weiteren Analysen, vor allem auch an detailliert ergrabenen,<br />

mit ihren Siedlungsabfällen interpretierbaren Kleinund<br />

Großhäusern. Der Abschluß und die Auswertung der<br />

Siedlung Torwiesen II und die geplante Fortsetzung der<br />

Sondagen im nördlichen Federseeried werden hier neue<br />

Quellen erschließen. Vor allem aber sollte es gelingen, weitere<br />

Siedlungen des Endneolithikums dendrochronologisch<br />

präzise zu datieren. Dies ist durch das Ausbleiben<br />

von Eichen im Bauholz bislang nicht möglich gewesen,<br />

wird sich jedoch durch Heterokonnektion anderer Holzarten<br />

in Zukunft erreichen lassen. Der vorliegende Band dokumentiert<br />

somit eine Etappe in der Erforschung des neolithischen<br />

Siedlungsgefüges und lässt noch immer viele<br />

Fragen offen.<br />

In der zweiten Hälfte des 4. Jts. v. Chr. kam es zu tiefgreifenden<br />

wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen. Im<br />

südwestdeutsch-schweizerischen Alpenvorland äußern<br />

Abb. 55 Chronologische Abfolge von<br />

Kulturgruppen und Siedlungsplänen in<br />

Oberschwaben. Die in Oberschwaben<br />

verfügbaren dendrochronologischen<br />

Eckdaten für die Kulturgruppen sind<br />

eingetragen, 14 C-datierte Siedelphasen<br />

schraffiert. Verwendete Rahmenterminologie<br />

(Jungneolithikum/Endneolithikum)<br />

nach J. DRIEHAUS und R. A. MAIER).<br />

sich diese u. a. in einem Wandel des Getreide- und Unkrautspektrums,<br />

in einer Steigerung der Textilfaserproduktion,<br />

in einer Vermehrung des Hausschweinbestandes<br />

und im systematischen Einsatz tierischer Arbeitskraft. Es<br />

ist aufgrund verschiedener Indizien zu vermuten, dass es in<br />

dieser Zeit zu einem systematischen Einsatz des Hakenpfluges<br />

kam (KÖNINGER/KOLB/SCHLICHTHERLE 2001,<br />

649 f.). Zudem ändern sich die Erntemethoden (SCHLICHT-<br />

HERLE 2004c). Für eine Veränderung der Sozialstrukturen<br />

spricht das Aufkommen von Kollektivgräbern und der<br />

Wandel der Siedlungsstrukturen. Die Siedlungen am Federsee<br />

haben an diesen Umstrukturierungen Teil, wie der<br />

vorliegende Band erstmals eingehender darlegen kann.<br />

Wieweit es sich dabei um einen fernen Reflex der Entstehung<br />

erster Hochkultur im Nahen Osten handelt (im Sinne<br />

der „Secondary Products Revolution“ von Sherratt)<br />

und wieweit hier endogene Prozesse (im Sinne einer divergenten<br />

Kulturentwicklung) wirksam waren, bleibt als generelle<br />

Forschungsfrage weiteren Studien vorbehalten.<br />

Letzlich dürfte es wenig fruchtbar sein, Diffusion und Divergenz<br />

als sich ausschließende Mechanismen der Geschichte<br />

zu betrachten, wie dies in der jüngeren Fachdiskussion<br />

polarisiert wurde (VOSTEEN 1996a; ders. 1996b;<br />

1999; SHERRATT 1996; ders. 2003). Vielmehr geht es darum,<br />

das Ineinanderwirken von regionalen Entwicklungen<br />

mit den innovativen Effekten von Fernbeziehungen als<br />

komplexen Prozess zu begreifen. Die endneolithischen<br />

Siedlungen am Federsee mit ihrer vorzüglichen Quellenlage<br />

und in ihrer verkehrsgeographischen Position zwischen<br />

Donauraum und westlichem Alpenvorland, bieten zur<br />

Untersuchung der Transformationsprozesse im 4. und 3.<br />

Jts. v. Chr. ein geeignetes Forschungsfeld, das die vorliegenden<br />

Untersuchungen erstmals mit einer breiteren Datenbasis<br />

versehen.<br />

53


54<br />

10. Literatur<br />

BERSU 1937: G. BERSU, Altheimer Wohnhäuser vom Goldberg,<br />

OA. Neresheim, Württemberg. Germania 21, 1937, 149<strong>–</strong>158.<br />

BILLAMBOZ 1997: A. BILLAMBOZ, Zur dendrochronologischen<br />

Datierung der Bohlenwege an der Wuhrstrasse westlich von Bad<br />

Buchau, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1997,<br />

50<strong>–</strong>52.<br />

BILLAMBOZ 1998: A. BILLAMBOZ, Die jungneolithischen Dendrodaten<br />

der Pfahlbausiedlungen Südwestdeutschlands als Zeitrahmen<br />

für die Einflüsse der Michelsberger Kultur in ihrem südlichen<br />

Randgebiet. In: J. BIEL/H. SCHLICHTHERLE/M. STROBEL/A.<br />

ZEEB, Die Michelsberger Kultur und ihre Randgebiete. Kolloquium<br />

Hemmenhofen 1997. Materialh. Arch. Baden-Württemberg<br />

43 (Stuttgart 1998) 159<strong>–</strong>168.<br />

BILLAMBOZ/HOHL/SCHLICHTHERLE 2000: A. BILLAMBOZ/W.<br />

HOHL/H. SCHLICHTHERLE, Erste Datierungen für die endneolithische<br />

Siedlung Bad Buchau-Torwiesen II am Federsee, Kreis<br />

Biberach. Arch. Ausgr. in Baden-Württemberg 2000, 42<strong>–</strong>45.<br />

BOLLACHER 2001a: CH. BOLLACHER, Die endneolithische Siedlung<br />

im Dullenried bei Bad Buchau, Lkr. Biberach. Neue Untersuchungen<br />

zu den Funden und Befunden der Reinerthschen Grabungen<br />

von 1920, 1928 und 1929. Fundber. Baden-Württemberg<br />

25, 2001, 132<strong>–</strong>294.<br />

BOLLACHER 2001b: CH. BOLLACHER, Nachuntersuchungen im<br />

Dullenried bei Bad Buchau, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-<br />

Württemberg 2001, 42<strong>–</strong>44.<br />

BONENBERGER 1990: A. BONENBERGER, Seekirch-Achwiesen, eine<br />

endneolithische Siedlung im Federseeried, Gemeinde Seekirch,<br />

Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1990, 48<strong>–</strong>53.<br />

DE CAPITANI 2002: A. DE CAPITANI, Gefässkeramik. In: DE CAPI-<br />

TANI/DESCHLER-ERB/LEUZINGER/MARTI-GRÄDEL/SCHIBLER, Die<br />

jungsteinzeitliche Seeufersiedlung Arbon-Bleiche 3. Funde. Arch.<br />

Thurgau 11 (Frauenfeld 2002) 135<strong>–</strong>276.<br />

GOHLISCH 2001: T. GOHLISCH, Bemerkungen zur Struktur der<br />

endneolithischen Siedlung Dietfurt a. d. Altmühl. In: T. GOH-<br />

LISCH/L. REISCH (Hrsg.), Die Stellung der endneolithischen Chamer<br />

Kultur in ihrem räumlichen und zeitlichen Kontext. Kolloquien<br />

Inst. Ur- u. Frühgesch. Erlangen 1 (Erlangen 2001) 20<strong>–</strong>34.<br />

GROSS-KLEE/MAISE 1997: E. GROSS-KLEE/CH. MAISE, Sonne,<br />

Vulkane und Seeufersiedlungen. Jahrb. Schweiz. Ges. Ur.- u.<br />

Frühgesch. 80, 1997, 85<strong>–</strong>94.<br />

HAFNER/SUTER 2004: A. HAFNER/P. SUTER, Abgetaucht <strong>–</strong> Aufgetaucht<br />

1984<strong>–</strong>2004 (Bern 2004).<br />

HASENFRATZ/SCHNYDER 1998: A. HASENFRATZ/M. SCHNYDER, Das<br />

Seebachtal. Eine archäologische und paläoökologische Bestandsaufnahme.<br />

Forschungen im Seebachtal 1, Archäologie im Thurgau<br />

4 (Frauenfeld 1998).<br />

HERBIG 2002: CH. HERBIG, Archäobotanische Untersuchungen<br />

in der spätneolithischen Moorsiedlung Torwiesen II im Federseemoor.<br />

Unveröff. Magisterarbeit (Frankfurt 2002).<br />

HEUMÜLLER 1998: M. HEUMÜLLER, Die vorgeschichtlichen Wege<br />

des Federseemoores: Forschungsgeschichte, Konstruktion, Vergleich.<br />

Unveröff. Magisterarbeit (Tübingen 1998).<br />

HEUMÜLLER 2002: M. HEUMÜLLER, Die Bohlenwege des Alpenvorlandes.<br />

In: J. KÖNINGER/M. MAINBERGER/H. SCHLICHTHERLE/<br />

M. VOSTEEN, Schleife, Schlitten, Rad und Wagen. Zur Frage früher<br />

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3 (Freiburg i. Br. 2002) 133<strong>–</strong>138.<br />

HOHL/SCHLICHTHERLE 1999: W. HOHL/H. SCHLICHTHERLE, Torwiesen<br />

II <strong>–</strong> eine Siedlung mit „Langhäusern“ der Horgener Kultur<br />

im Federseemoor bei Bad Buchau, Kreis Biberach. Arch. Ausgr.<br />

Baden-Württemberg 1999, 39<strong>–</strong>42.<br />

JOACHIM 1987: W. JOACHIM, Archäologische Ausgrabungen in<br />

Stuttgart-Stammheim 1984<strong>–</strong>1987. Begleith. Ausst. Stuttgart-<br />

Stammheim (Stuttgart 1987).<br />

KEEFER/KÖNINGER 1985: E. KEEFER/J. KÖNINGER, Moorsiedlungen<br />

des Federseerieds. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1985,<br />

66<strong>–</strong>70.<br />

KÖNINGER 1986: J. KÖNINGER, Untersuchungen in der endneolithischen<br />

Moorsiedlung Täschenwiesen, Gemeinde Alleshausen,<br />

Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1986, 43<strong>–</strong>45.<br />

KÖNINGER 1998: J. KÖNINGER, Pfyn/Altheim <strong>–</strong> Michelsberg <strong>–</strong><br />

Schussenried. Tauchsondagen in einer neuentdeckten Pfahlbausiedlung<br />

im Steeger See bei Aulendorf, Kreis Ravensburg. In:<br />

J. BIEL/H. SCHLICHTHERLE/M. STROBEL/A. ZEEB (Hrsg.), Die Michelsberger<br />

Kultur und ihre Randgebiete <strong>–</strong> Probleme der Entstehung,<br />

Chronologie und des Siedlungswesens. Materialh. Arch.<br />

Baden-Württemberg 43 (Stuttgart 1998) 191<strong>–</strong>200.<br />

KÖNINGER 1999: J. KÖNINGER, Nußdorf-Strandbad <strong>–</strong> Das Fundmaterial<br />

der Horgener Siedlung an der Liebesinsel, Überlingen-<br />

Nußdorf, Bodenseekreis. In: H. SCHLICHTHERLE/M. STROBEL<br />

(Hrsg.), Horgen <strong>–</strong> Cham <strong>–</strong> Goldberg III <strong>–</strong> Schnurkeramik in<br />

Süddeutschland. Hemmenhofener Skripte 1 (Freiburg i.Br.<br />

1999) 19<strong>–</strong>30.<br />

KÖNINGER/KOLB/SCHLICHTHERLE 2001: J. KÖNINGER/M. KOLB/<br />

H. SCHLICHTHERLE, Elemente von Boleráz und Baden in den<br />

Feuchtbodensiedlungen des südwestdeutschen Alpenvorlandes<br />

und ihre mögliche Rolle im Transformationsprozess des lokalen<br />

Endneolithikums. In: P. ROMAN/S. DIAMANDI (Hrsg.), Cernavoda<br />

III<strong>–</strong>Boleraz. Ein vorgeschichtliches Phänomen zwischen dem<br />

Oberrhein und der Unteren Donau. Studia Danubiana, Symposi<br />

II (Bukarest 2001) 641<strong>–</strong>672.<br />

KOLB 1993: M. KOLB, Die Horgener Siedlungen in Sipplingen.<br />

Ergebnisse taucharchäologischer Untersuchungen in Sipplingen-<br />

Osthafen 1982<strong>–</strong>1987. Unveröff. Dissertation (Freiburg i. Br.<br />

1993).<br />

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Arch. in Deutschland (Stuttgart 1997) 22<strong>–</strong>28.<br />

LEUZINGER 2000: U. LEUZINGER, Die jungsteinzeitliche Seeufersiedlung<br />

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2000).<br />

LIESE-KLEIBER 1993: H. LIESE-KLEIBER, Pollenanalysen zur Geschichte<br />

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bis ins ausgehende Mittelalter. In: Festschr. Zoller, Dissertationes<br />

Botanicae 196 (Berlin-Stuttgart 1993) 347<strong>–</strong>368.<br />

LIESE-KLEIBER 1996: H. LIESE-KLEIBER, Paläoökologische Untersuchungen<br />

im neu erschlossenen Siedlungsgebiet des nördlichen<br />

Federseemoores. Bericht 1996, unveröff.<br />

MAIER/SCHLICHTHERLE 1992: U. MAIER/H. SCHLICHTHERLE, Archäologische<br />

und archäobotanische Untersuchungen in der<br />

Goldberg III-Siedlung Alleshausen-Grundwiesen am Federsee,<br />

Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1992, 88<strong>–</strong>93.<br />

MAINBERGER 1998: M. MAINBERGER, das Moordorf von Reute.<br />

Archäologische Untersuchungen in der jungneolithischen Siedlung<br />

Reute-Schorrenried (Staufen i. Br. 1998).<br />

MOTTES/NICOLIS/SCHLICHTHERLE 2002: E. MOTTES/F. NICOLIS/<br />

H. SCHLICHTHERLE, Kulturelle Beziehungen zwischen den Regionen<br />

nördlich und südlich der Zentralalpen während des Neolithikums<br />

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Waren. Kat. Ausst. Arch. Landesmus. Konstanz. ALManach 7/8<br />

(Stuttgart 2002) 119<strong>–</strong>135.<br />

PARET 1955: O. PARET, Das Steinzeitdorf Ehrenstein bei Ulm<br />

(Donau) (Stuttgart 1955).<br />

PÉTREQUIN 1997: P. PÉTREQUIN (Hrsg.), Les sites littoraux Néolithiques<br />

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PÉTREQUIN et al. 2002: P. PÉTREQUIN/R.-M. ARBOGAST/CH.<br />

BOURQUIN-MIGNOT et al., Le Mythe de la Stabilité: Déséquilibres<br />

et réajustements d´une communauté agricole Néolithique dans le<br />

Jura Francais, du 32 ème au 30 ème siècle av. J.-C. In: H. RICHARD/A.<br />

VIGNOT (Hrsg.), Équilibres et ruptures dans les écosystèmes depuis<br />

20 000 ans en Europe de l´Ouest (Besancon 2002) 387<strong>–</strong>402.<br />

REINERTH 1936: H. REINERTH, Das Federseemoor als Siedlungsland<br />

des Vorzeitmenschen. Führer Urgesch. 9 (Leipzig 1936).<br />

SCHLICHTHERLE 1981: H. SCHLICHTHERLE, Neolithische Ufersiedlungen<br />

auf der Halbinsel im Schreckensee, Wolpertswende,<br />

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SCHLICHTHERLE 1989: H. SCHLICHTHERLE, Neue Fundstellen im<br />

Federseemoor bei Bad Buchau, Oggelshausen, Alleshausen und<br />

Seekirch, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg<br />

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SCHLICHTHERLE 1990: H. SCHLICHTHERLE, Alleshausen-Grundwiesen<br />

<strong>–</strong> eine Siedlung der jungsteinzeitlichen Gruppe Goldberg<br />

III im nördlichen Federseeried, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg<br />

1990, 42<strong>–</strong>47.<br />

SCHLICHTHERLE 1991: H. SCHLICHTHERLE, Fortsetzung der<br />

Sondagen in der Goldberg III-Siedlung Alleshausen-Grundwiesen<br />

am Federsee, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg<br />

1991, 81<strong>–</strong>84.<br />

SCHLICHTHERLE 1995a: H.SCHLICHTHERLE, Bemerkungen zur<br />

Siedlungsstruktur der Feuchtbodensiedlungen im südwestdeutschen<br />

Alpenvorland. In: A. ASPES (Hrsg.), Settlement patterns<br />

between the Alps and the Black Sea 5th to 2nd Millenium B.C.<br />

Kongress Verona-Lazise 1992. Mem. Mus. Civ. Stor. Naturale<br />

Verona 4 (Verona 1995) 251<strong>–</strong>259.<br />

SCHLICHTHERLE 1995b: H. SCHLICHTHERLE, Ödenahlen, eine<br />

neolithische Siedlung der „Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens“<br />

im nördlichen Federseeried. Archäologische Untersuchungen<br />

1981<strong>–</strong>1986. In: Siedlungsarchäologie im Alpenvorland III.<br />

Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 46 (Stuttgart<br />

1995) 9<strong>–</strong>128.<br />

SCHLICHTHERLE 1995c: H. SCHLICHTHERLE, Sondagen zur Gewinnung<br />

eines Siedlungsplans der endneolithischen Station Seekirch-Stockwiesen<br />

im nördlichen Federseeried, Kreis Biberach.<br />

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SCHLICHTHERLE 1999: H. SCHLICHTHERLE, Die Goldberg III<br />

Gruppe in Oberschwaben. In: H. SCHLICHTHERLE/M. STROBEL<br />

(Hrsg.), Aktuelles zu Horgen <strong>–</strong> Cham <strong>–</strong> Goldberg III <strong>–</strong>Schnurkeramik<br />

in Süddeutschland. Hemmenhofener Skripte 1 (Freiburg i.<br />

Br. 1999) 35<strong>–</strong>48.<br />

SCHLICHTHERLE 2001: H. SCHLICHTHERLE, Neue Baubefunde und<br />

eine Scherbe der Badener Kultur in der endneolithischen Moorsiedlung<br />

Torwiesen II, Bad Buchau, Kreis Biberach. Arch. Ausgr.<br />

Baden-Württemberg 2001, 38<strong>–</strong>42.<br />

SCHLICHTHERLE 2002: H. SCHLICHTHERLE, Die jungsteinzeitlichen<br />

Radfunde vom Federsee und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung.<br />

In: J. KÖNINGER/M. MAINBERGER/H. SCHLICHTHERLE/<br />

M. VOSTEEN (Hrsg.), Schleife, Schlitten, Rad und Wagen. Zur<br />

Frage früher Transportmittel nördlich der Alpen. Hemmenhofener<br />

Skripte 3 (Freiburg i. Br. 2002) 9<strong>–</strong>34.<br />

SCHLICHTHERLE 2004a: H. SCHLICHTHERLE, Wagenfunde aus den<br />

Seeufersiedlungen im zirkumalpinen Raum. In: M. FANSA/<br />

S. BURMEISTER (Hrsg.), Rad und Wagen. Der Ursprung einer Innovation.<br />

Wagen im vorderen Orient und Europa. Beih. Arch.<br />

Mitt. Nordwestdeutschland 40 (Mainz 2004) 295<strong>–</strong>314.<br />

SCHLICHTHERLE 2004b: H. SCHLICHTHERLE, Jungsteinzeitliche<br />

Dolche aus den Pfahlbauten des Bodenseeraumes. Zeitschr. Ver.<br />

Pfahlbau u. Heimatkde. E. V. Plattform 11/12, 2002/03, im<br />

Druck.<br />

SCHLICHTHERLE 2004c: H. SCHLICHTHERLE, Bemerkungen zur<br />

Erntetechnik im Neolithikum. In: M. RÖSCH u. a. (Hrsg.), Expe-<br />

rimentelle Forschungen <strong>–</strong> Zu den Wurzeln der europäischen Kulturlandschaft.<br />

Materialh. Arch. Baden-Württemberg (Stuttgart)<br />

im Druck.<br />

SCHLICHTHERLE im Druck: H. SCHLICHTHERLE, Chemins, roues,<br />

chariots: innovations de la fin du Néolithique dans le Sud-Ouest<br />

de l´Allemagne. In: P. PÉTREQUIN/R.-M. ARBOGAST/A.-M PÉTRE-<br />

QUIN/S. VAN WILLIGEN/M. BAILLY (Hrsg.), Premiers Chariots, premiers<br />

araires. La traction animale en Europe au IVè millénaire av.<br />

J.-C. (Frankreich) im Druck.<br />

SCHLICHTHERLE/HOHL 2002: H. SCHLICHTHERLE/W. HOHL, Fortschritte<br />

der Ausgrabung in der endneolithischen Moorsiedlung<br />

Torwiesen II in Bad Buchau am Federsee, Kreis Biberach, Baden-<br />

Württemberg. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie<br />

NAU 9, 2002, 61<strong>–</strong>65.<br />

SCHLICHTHERLE/MAIER 1992: H. SCHLICHTHERLE/U. MAIER, Ein<br />

großes endneolithisches Haus in den Stockwiesen von Seekirch,<br />

Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1992, 75<strong>–</strong>79.<br />

SCHLICHTHERLE/STROBEL 1991: H. SCHLICHTHERLE/M. STROBEL,<br />

Eine endneolithische Siedlung in den Stockwiesen von Seekirch<br />

im nördlichen Federseemoor, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg<br />

1991, 77<strong>–</strong>81.<br />

SCHLICHTHERLE/VOGT/HERBIG 2002: H. SCHLICHTHERLE/<br />

R. VOGT/CH. HERBIG, Bauforschung, Phosphatkartierung und<br />

botanische Untersuchungen in den <strong>Häuser</strong>n der Moorsiedlung<br />

Torwiesen II im Federseeried, Bad Buchau, Kreis Biberach. Arch.<br />

Ausgr. Baden-Württemberg 2002, 48<strong>–</strong>53.<br />

SCHÖNFELD 1991: G. SCHÖNFELD, Ein Wohnstallhaus aus der<br />

jungneolithischen Talbodensiedlung von Pestenacker. Arch. Jahr<br />

Bayern 1991, 44<strong>–</strong>50.<br />

SCHÖNFELD 2001: G. SCHÖNFELD, Holzarchitektur der altheimzeitlichen<br />

Feuchtbodensiedlung von Pestenacker. Ber. Bayer. Bodendenkmalpfl.<br />

41/42, 2000/01, 21<strong>–</strong>38.<br />

SCHÖNFELD 2003: G. SCHÖNFELD, Ein jungsteinzeitliches Filialsiedelsystem<br />

in der Talaue bei Unfriedshausen, Gde. Geltendorf.<br />

Landsberger Geschichtsbl. 102, 2003, 3<strong>–</strong>8.<br />

SHERRATT 1981: A. SHERRATT, Plough and Pastoralism: aspects of<br />

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N. Hammond (Hrsg.), Patterns of the past. Studies in honour of<br />

David Clarke (Cambridge 1981) 261<strong>–</strong>305.<br />

SHERRATT 1996: A. SHERRATT, “Das sehen wir den Rädern ab”:<br />

some thoughts on M. Vosteen`s „Unter die Räder gekommen“.<br />

Arch. Inf. 19, 1996, 155<strong>–</strong>172.<br />

SHERRATT 2003, A. SHERRATT, The Baden (Pécel) culture and<br />

Anatolia: perspectives on a cultural transformation. In: E. JEREM/<br />

P. R ACZKY, Morgenrot der Kultur, Festschr. N. Kalicz (Budapest<br />

2003) 415<strong>–</strong>429.<br />

STROBEL 2000a: M. STROBEL, Alleshausen-Hartöschle <strong>–</strong> Eine<br />

Siedlung der Schussenrieder Kultur im nördlichen Federseemoor<br />

(Kr. Biberach). Die Ausgrabung 1984, 1992 und 1993. In: Berichte<br />

zu Ufer- und Moorsiedlungen Südwestdeutschlands III.<br />

Materialh. Arch. Baden-Württemberg 52 (Stuttgart 2000) 123<strong>–</strong><br />

229.<br />

STROBEL 2000b: M. STROBEL, Die Schussenrieder Siedlung Taubried<br />

I (Bad Buchau, Kr. Biberach). Ein Beitrag zu den Siedlungsstrukturen<br />

und zur Chronologie des frühen und mittleren Jungneolithikums<br />

in Oberschwaben (Stuttgart 2000).<br />

VOSTEEN 1996a: M. VOSTEEN, Unter die Räder gekommen. Untersuchungen<br />

zu Sherratts „Secondary Products Revolution“.<br />

Arch. Ber. 7 (Bonn 1996).<br />

VOSTEEN 1996b: M. VOSTEEN, Taken the wrong Way: einige Bemerkungen<br />

zu A. Sherratts „Das sehen wir von den Rädern ab“.<br />

Arch. Inf. 19, 1996, 173<strong>–</strong>186.<br />

WALL 1961: E. WALL, Der Federsee von der Eiszeit bis zur Gegenwart.<br />

In: W. ZIMMERMANN (Hrsg.), Der Federsee. Die Natur- und<br />

55


56<br />

Landschaftsgebiete Baden-Württembergs 2 (Stuttgart 1961) 228<strong>–</strong>315.<br />

WALL 1998: E. WALL, Archäologische Federseestudien. Untersuchungen<br />

zu Topographie, Stratigraphie, Hydrologie und Chronologie<br />

der vorgeschichtlichen Siedlungen am Federsee. In: Siedlungsarchäologie<br />

im Alpenvorland V. Forsch. u. Ber. Vor- u.<br />

Frühgesch. Baden-Württemberg 68 (Stuttgart 1998) 11<strong>–</strong>76.<br />

WINIGER im Druck: A. WINIGER, Les chemins d’accès des villages<br />

1. Einführung<br />

Die Textilien von Seekirch-Achwiesen<br />

Die Sondagen in der endneolithischen Siedlung Seekirch-<br />

Achwiesen am Federsee erbrachten sehr gut erhaltene Textilfunde.<br />

Die Geflecht-und Gewebereste waren in die Siedlungsschichten<br />

eingebettet und sind über die Beifunde<br />

Abb. 1 Seekirch-<br />

Achwiesen, Übersichtsplan.<br />

Eingetragen ist die<br />

Herkunft der Textilfunde<br />

aus Schnitt 2. Die<br />

Bezifferung der Fundstücke<br />

entspricht den<br />

Katalognummern<br />

(Kapitel 6) (Grafik<br />

A. Kalkowski / Landesdenkmalamt<br />

Baden-<br />

Württemberg [LDA]).<br />

ANNEMARIE FELDTKELLER<br />

néolithiques et Bronze ancien de Concise (Lac de Neuchâtel, Vaud,<br />

Suisse). In: P. PÉTREQUIN/R.-M. ARBOGAST/A.-M PÉTREQUIN/S. VAN<br />

WILLIGEN/M. BAILLY (Hrsg.), Premiers Chariots, premiers araires.<br />

La traction animale en Europe au IVè millénaire av. J.-C. im Druck.<br />

ZÜRN 1965: H. ZÜRN, Das jungsteinzeitliche Dorf Ehrenstein (Kreis<br />

Ulm), Ausgrabung 1960. Teil I: Die Baugeschichte. Veröff. Staatl.<br />

Amt für Denkmalpfl. Stuttgart, Reihe A, H. 10/1 (Stuttgart 1965).<br />

eindeutig der Goldberg III-Gruppe (ca. 2800<strong>–</strong>2400 v.<br />

Chr.) zuzuweisen (SCHLICHTHERLE 1999). Sie können keinem<br />

klaren Gebäudegrundriß zugeordnet werden, doch<br />

wird aus den Grabungsbefunden deutlich, dass sie mitsamt<br />

dem Hausrat von ein bis zwei Gebäudestandorten zur Ablagerung<br />

kamen (Abb. 1).

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