TagungsberichteAuf dem Plenum am Freitag wurde zunächst vonKirstin Mertlitsch die neu gegründete ÖsterreichischeGesellschaft für <strong>Geschlechterforschung</strong>/Gender Studies Association ÖGGF vorgestellt(www.oeggf.at). Ein detaillierter Bericht dazu istzu finden unter: www.uibk.ac.at/geschlechterforschung/news.Die Gründungsversammlung fandam 23.11.2012 mit der Wahl des Vorstandes ander Universität Salzburg statt. Eine erste Tagungist für den 5. bis 7.12.2013 an der UniversitätWien geplant. Die dauerhafte Einbindung derKo-Stellen/Zentren in die Vereinsstruktur ist dabeigroßes Anliegen, die Finanzierung noch abzuklären.Helga Hauenschild von der UniversitätGöttingen gab eine Schilderung der Evaluierungder <strong>Geschlechterforschung</strong> in Niedersachsen. DieGender Studies wurden dabei nicht als Disziplin,sondern als Querschnittsgebiet eingeordnet,die Evaluierungskategorien schienen jedoch aufDisziplinen ausgerichtet. Als Vorgehen wurde einauf einer Selbstevaluation von 18 staatlichenHochschulen in Niedersachsen basierendes Verfahrenmit selektiven Anhörungen gewählt. DieBerichte der einzelnen Hochschulen waren voneiner sehr heterogenen Qualität. Ein Ergebnisdieser Evaluierung ist eine nun verstärkte interneDiskussion an einzelnen Hochschulen über dieFörderung <strong>und</strong> Etablierung von Gender Studiessowie die Forderung nach einer besserenAusstattung der Gender Studies. Die WissenschaftlicheKommission Niedersachsen (WKN)hat mittlerweile den Bericht zur <strong>Geschlechterforschung</strong>in Niedersachsen übergeben. Erist hier zu finden: www.wk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=19796&article_id=72409&_psmand=155. Von der seit einemJahr tätigen Koordinationsstelle Gender Studiesder Universität Vechta berichtete Sabine Bohneüber ein großes EU-Projekt, das über das 7. EU-Rahmenprogramm gefördert wird <strong>und</strong> dessenZiel die Stärkung von Gleichstellungsmaßnahmensowie die Verankerung der Gender Studies ist.Als gemeinsames Thema von KEG <strong>und</strong> FachgesellschaftGeschlechterstudien/Gender Studies Associationwurden schließlich unter dem Stichwort‚Exzellenz‘, Institution <strong>und</strong> Kritik – Bedingungenfür Gender <strong>und</strong> Queer Studies reformulieren!,ausgehend von Erfahrungen an unterschiedlichenStandorten, die verschiedenen Rahmenbedingungenvon Gender <strong>und</strong> Queer Studies wiez. B. Exzellenzinitiative, Gleichstellungsprogrammeauf Länderebene, Hochschulpolitiken beleuchtetsowie deren spezifische Wirkungsweisevor Ort im Speziellen <strong>und</strong> im Hinblick auf möglicheverallgemeinerbare Wirkungsweisen diskutiert.So berichteten Susanne Völker <strong>und</strong> Dirk Schulzvom GeStiK der Universität zu Köln, dass durchBeschluss des Senats der Universität zu Köln2012 mit GeStiK (Gender Studies in Köln) einefakultätsübergreifende, hochschulweite Einrichtungfür Gender <strong>und</strong> Queer Studies gegründetworden ist, die zwar an der Universität zu Kölnangesiedelt ist, sich jedoch gerade durch denKooperationsverb<strong>und</strong> mit Wissenschaftler_innenanderer Kölner Hochschulen (Sporthochschule,Kunsthochschule für Medien, Hochschule für Musik<strong>und</strong> Tanz, Fachhochschule Köln) auszeichnet.Diese mit Blick auf die langjährigen <strong>und</strong> vielfältigen<strong>Geschlechterforschung</strong>en an der Universitätzu Köln <strong>und</strong> im Vergleich zu anderen Hochschulensehr späte Gründung ereignete sich unterspezifischen, aber – so wurde vermutet – zumindestdeutschlandweit veränderten hochschulpolitischenBedingungen: Gleichstellungspolitikavanciert stärker zum hochschulpolitischen Maßstab;<strong>Geschlechterforschung</strong> soll – so zumindestpostuliert in den Gleichstellungsstandards derDFG – ein Qualitätskriterium für eine angemessenkomplexe Wissenschaft sein; Gender ist generellGegenstand von Exzellenzinitiativen <strong>und</strong>somit Hebel zur Akquisition von Drittmitteln.Gleichzeitig droht jedoch <strong>Geschlechterforschung</strong>geschwächt zu werden, weil sie unter dem Labeldes Querschnittthemas allzu oft gerade nichtsubstanziell <strong>und</strong> systematisch in Forschung verankertwird <strong>und</strong> weil inter- <strong>und</strong> transdisziplinäreGenderforschung häufig aller Postulate zumTrotz durch das Raster disziplinär geprägterFörderpraktiken fällt. Durch die Konstrukte vonExzellenz <strong>und</strong> besonderer Förderungswürdigkeitwächst zudem die Gefahr, gr<strong>und</strong>ständige Leistungenvon Zentren zu entwerten. Zu beobachtenbleibt, was diese Gemengelage für die Chancen<strong>und</strong> Gefahren einer inter- <strong>und</strong> transdisziplinären<strong>Geschlechterforschung</strong> bedeutet, die die Kritikder zweigeschlechtlichen Ordnung <strong>und</strong> derHeteronormativität zum Ausgangspunkt nimmtsowie langfristig Gr<strong>und</strong>lagen der Gender <strong>und</strong>Queer Studies abzusichern sucht. Vertreter_innenanderer Einrichtungen kontrastierten diese Etablierungsgeschichte.So berichtete Gabi Jähnertvon den Entwicklungen der ZTG der HU Berlin,Gregor Schuhen <strong>und</strong> Uta Fenske von denen amZentrum Gender Studies Siegen (Gestu_S).Neben den schon oben beschriebenen Entwicklungenbleibt das Verhältnis zwischen der Absicherung<strong>und</strong> Verstetigung von Gr<strong>und</strong>lagen sowieder Förderung kurzfristiger Surplus-Projekte zubeobachten. Hier stellt sich auch die Frage einergemeinsamen bzw. kooperierenden Strategiezur Absicherung gr<strong>und</strong>ständiger Geschlechterstudienstrukturen(so z. B. durch <strong>Geschlechterforschung</strong>snetzwerke,Kooperationen der Vertreter_innenmehrerer Hochschulen). Abschließendwurde die Diskussion auf die mögliche Formu-78 <strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013
Tagungsberichtelierung eigener Kriterien für die Evaluation von<strong>Geschlechterforschung</strong>seinrichtungen gerichtet.Hier stellte sich insbesondere die Frage, wie „eigene“Institutionen, beispielsweise die FachgesellschaftGeschlechterstudien, mögliche Evaluationsprozessebeeinflussen oder sogar steuernkönnen.Mit Blick auf die nächste Jahrestagung der KEG2014 wurden als mögliche Themen festgehalten:- Entwicklung der Studiengänge, Austausch zurEntwicklung der Masterstudiengänge, der Berufsfelder<strong>und</strong> dem Verbleib der Absolvent_innen- Graduiertenkollegs- Didaktik – Best Practice-Beispiele (z. B. Tandem-Lehre)- Evaluierungskriterien für Zentren – wie mit denZumutungen umgehen, sich immer neu zu profilieren?Welche eigenen Kriterien <strong>und</strong> welcheeigenen Qualitätsanforderungen haben wir inder <strong>Geschlechterforschung</strong>? Umgang mit Konkurrenz/Synergienvon Angeboten an unterschiedlichenStandorten- Verbindung KEG – nationale interdisziplinäre<strong>und</strong> disziplinäre Fachgesellschaften: Interessenkonstellationen,Kooperationen, Vernetzung,Bündnispartnerschaften, Schnittstellen- Herausforderung durch den Trend bzw. die Anforderungen,Diversity ins Themenspektrum derZentren aufzunehmen- Verankerung von Gender Studies in Forschungs<strong>und</strong><strong>Frauen</strong>förderprogrammen an verschiedenenHochschulen- Dauerhafte Finanzierung der Gender Studies/<strong>Geschlechterforschung</strong>, insbesondere im Zusammenhangmit „Exzellenz“- Normalisierung <strong>und</strong> Professionalisierung in denGender Studies; Verhältnis von „relativem Gradder Normalisierung“ <strong>und</strong> immer neuen Gefährdungenz. B. beim Auslaufen von StellenInitiativen zur Ausgestaltung dieser oder andererAGs sind herzlich willkommen! Bezüglich Ort<strong>und</strong> Zeitpunkt der KEG 2014 wurde wieder dieKoppelung mit der Tagung der FachgesellschaftGeschlechterstudien (eventuell auch eine länderübergreifendeFachtagung) ins Auge gefasst.Als Sprecherinnen der KEG wurden (wieder)gewählt:- Dr. Birgitta Wrede (Interdisziplinäres Zentrumfür <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> (IFF),Universität Bielefeld): birgitta.wrede@uni-bielefeld.de- Dr. Ilona Pache (Zentrum für transdisziplinäreGeschlechterstudien (ZtG), Humboldt-Universitätzu Berlin): ilona.pache@gender.hu-berlin.de- Dr. Tanja Rietmann (Interdisziplinäres Zentrumfür <strong>Geschlechterforschung</strong> (IZFG), UniversitätBern): tanja.rietmann@izfg.unibe.ch- Mag. Elisabeth Grabner-Niel (GeschäftsbereichGender Studies, Universität Innsbruck): elisabeth.grabner-niel@uibk.ac.atKEG im Internet: www.genderkonferenz.eu. Hiergibt es auch die Möglichkeit, sich in die Mailinglisteder KEG einzutragen.Kontakt <strong>und</strong> InformationDr. Birgitta Wredebirgitta.wrede@unibielefeld.de<strong>Journal</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Geschlechterforschung</strong> <strong>NRW</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>32</strong>/2013 79