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Download - Weltgebetstag der Frauen

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WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenÖkumenischer <strong>Weltgebetstag</strong>Titelbild zum WGT 2014, Wasserströme in <strong>der</strong> Wüste, Souad Abdelrasoul/ Ägypten © WGT e.V.;DeutschlandStröme in <strong>der</strong> WüsteFreitag, 7. März 2014<strong>Frauen</strong> aus Ägypten laden ein-1-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenInhaltsverzeichnisZum Geleit 3LandvorstellungLandkarte 4Ägypten auf einen Blick 5Ägypten zwischen Agonie und leisem Aufbruch 6Aufbruch <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> 10Interessante Ägypterinnen 13Vom Müllviertel zum Recyclingviertel 16Die Kirchen des christlichen Ostens 17Die Anfänge des Mönchtums in Ägypten 20Pflanzen in <strong>der</strong> Bibel 22Rezepte 24LiturgieEinführung 27Bibelarbeiten 28Predigtimpulse 32ProjektarbeitProjekte WGT 2014 34WGT in ÖsterreichAus dem Vorstand 38WGT-Europatagung 39Fabel – Blume in <strong>der</strong> Wüste 39Rückblick WGT 2013/Finanzen 40In memoriam / Buchtipps 41Pressetext 42Kollektenbestätigung 43Der <strong>Weltgebetstag</strong> 2015 kommt aus den Bahamas.Thema:„Do You Know What I Have Done to You?“Der deutsche Titel wird im Sommer 2014 bekannt gegeben.Medieninhaberin und Herausgeberin: WELTGEBETSTAG DER FRAUEN – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich,Währingerstrasse 2-4/2/22, A – 1090 Wien, Tel. + Fax: 01/406 78 70 – Email: wgt@weltgebetstag.at – www.weltgebetstag.atBankverbindung: ERSTE Bank, IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWWLayout: Maria Schachamayr; Druck: Buch- und Offsetdruck; JanetschekDIESES ARBEITSHEFT IST NUR FÜR DEN INTERNEN KIRCHLICHEN GEBRAUCH VORGESEHEN-2-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenLANDVORSTELLUNGLandkarte:-4-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenÄGYPTEN AUF EINEN BLICKLän<strong>der</strong>name:Arabische Republik Ägypten; Gumhuriyyat Misr al-ArabiyyaStaatsform:Republik, PräsidialdemokratieStaatsoberhaupt:Staatspräsident Mohammed Mursi wurde durch das ägyptische Militäram 03.07.2013 abgesetzt. Das Militär hat am 04.07.2013Verfassungsgerichtspräsident Adli Mansur übergangsweise mit <strong>der</strong>Staatsführung beauftragt.Premierminister:Hasem al Beblawi (am 09.07.2013 zum Premierminister <strong>der</strong>Übergangsregierung ernannt)Klima:Mediterran (Küste, Nildelta) bis wüstenhaft (Kairo, Mittel- undOberägypten)Lage:Im Nordosten des afrikanischen Kontinents; Grenzen zum Sudan, zuLibyen und IsraelGröße:1.001.450 Quadratkilometer; davon circa 4 Prozent landwirtschaftlichnutzbarGlie<strong>der</strong>ung:26 Provinzen, 8 WirtschaftsregionenHauptstadt:Kairo (al-Qahira); mit dem Einzugsgebiet etwa 20 Millionen EinwohnerLandessprache:Schriftsprache: mo<strong>der</strong>nes Hocharabisch, Umgangssprache: ägyptischarabischerDialekt; als Geschäfts- und Bildungssprachen sind Englischund in geringerem Ausmaß Französisch verbreitetBevölkerung:85 Millionen; Niltal und –delta zählen zu den am dichtesten besiedeltenRegionen <strong>der</strong> Welt (1.120 Einwohner/qkm; Kairo: 28.000 – 120.000Einwohner/qkm)Bevölkerungsentwicklung: + 1,83% pro JahrWirtschaft:Nur 4% <strong>der</strong> Staatsfläche landwirtschaftlich genutzt, die ältestenGewerbezweige sind die Verarbeitung von Baumwolle und Zucker,später kamen Erdölverarbeitung, Eisen und Aluminiumerzeugung,Elektro- und chemisch-pharmazeutische Industrie dazu; TourismusReligionen: Über 90 % Muslime (davon 99 % Sunniten, 1 % Schiiten); 5-10 %Christen (davon 91% koptisch-orthodox, 4-5% koptisch-katholisch –Zahlenangaben betreffend Kopten differieren oft), 2% sonstigeReligionsgemeinschaftenNationalfeiertag:23. Juli (1952), RevolutionstagPolitische Bewegungen In Folge <strong>der</strong> Revolution wurden zahlreiche neue Parteien gegründet.und Parteien:Unter den Parteien mit religiösem Hintergrund ist die <strong>der</strong>Muslimbrü<strong>der</strong>schaft nahe stehende Partei "Freiheit und Gerechtigkeit"die am besten organisierte. Sie konnte bei den Wahlen zurVolkskammer 2011/2012 fast die Hälfte <strong>der</strong> Sitze erringen. Die radikalislamischesalafistische "Nur"-Partei ("Das Licht") wurde zweitstärksteKraft mit etwa einem Viertel <strong>der</strong> Abgeordnetenmandate. Die restlichenStimmen entfielen auf die traditionelle "Wafd"-Partei und neugegründete säkulare Parteien.Menschenrechtssituation: Ägypten hat die UN-<strong>Frauen</strong>rechtskonvention nur mit Vorbehaltenratifiziert und das Zusatzprotokoll zur <strong>Frauen</strong>rechtskonventionüberhaupt nicht unterzeichnet. Das Land liegt weltweit an <strong>der</strong> Spitzebei <strong>der</strong> Verstümmelung weiblicher Genitalien.Die Folter ist verbreitet und die Todesstrafe wird angewandt.Beson<strong>der</strong>s in Oberägypten ist die christliche Min<strong>der</strong>heit oft Ziel vonTerror.-5-Quellen: Auswärtiges Amt/Deutschland/WGT-Komitee Ägypten; Wikipedia


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenÄgypten zwischen Agonie und leisem AufbruchAls Staat existiert das Land am Nil bereits seit fünf Jahrtausenden innerhalb jenerGrenzen, die auch heute gelten. Kaum ein an<strong>der</strong>es Land kann auf eine solcheterritoriale Kontinuität zurückblicken. Hier wurden Hierarchie und Beamtenapparatgleichsam erfunden. Doch gegenwärtig hat man den Eindruck, das Land stünde kurzvor dem Kollaps, die staatlichen Institutionen würden jede Substanz verlieren. Was2011 als Revolution mit politischen For<strong>der</strong>ungen, wie Ende <strong>der</strong> Korruption und Rufnach Gerechtigkeit, begann, kann je<strong>der</strong>zeit in eine Brotrevolte kippen. DieArbeitslosigkeit ist dramatisch, die Grundversorgung <strong>der</strong> Bevölkerung ist angesichtsleerer Staatskassen in Frage gestellt.Geschenk des Nils nannten die Menschen traditionell ihre Heimat, wo sie dank desfruchtbaren Nilschlammes und regelmäßiger Überflutungen mehrere Ernten im Jahreinbrachten. Die Kornkammer des Römischen Reiches muss heute 80 Prozent <strong>der</strong>Grundnahrungsmittel importieren. In vielfacher Hinsicht hat sich die einstigeHochkultur des Mittelmeeres verän<strong>der</strong>t. Wer vermag sich im Moloch von Kairo, worund 25 Millionen Menschen täglichunterwegs sind, vorstellen, dass dieseStadt im Jahr 1923 den Prix Universelals schönste Gartenstadt erhaltenhatte? Und was wurde aus demeinstigen Völkergemisch vonAlexandria, dessen Bibliothek in <strong>der</strong>Antike legendär war? Als Zentrum desHellenismus dominierte lange dieseHafenstadt die damalige Welt, umletztlich von Rom überrollt zu werden.Noch in den 1950er Jahren herrschtenhier Geschäftigkeit und Lebensfreude<strong>der</strong> Levante, wo ethnische undreligiöse Zugehörigkeiten keine Rollespielten. Vielmehr standenHeliopolis, einstmals Vorort v. Kairoum 1900 entstanden Wohnanlagen f. daslevantinische VölkergemischGedankenfreiheit und Kreativität im Vor<strong>der</strong>grund. Versinkt Ägypten wie<strong>der</strong> einmal inChaos?Der Staat kollabiert allmählichEs wäre nicht das erste Mal in <strong>der</strong> Geschichte, dass diese alte Macht an sich selbstzerbricht. In den Annalen <strong>der</strong> Pharaonen finden sich ebenso solche Zäsuren, wieauch die Geschichte <strong>der</strong> Neuzeit und folgen<strong>der</strong> Epochen mehr über ein provinziellesÄgypten zwischen Cholera und Armut berichtet als über jenes kosmopolitischeGroßreich, das einst Inbegriff zentraler Verwaltung und hoher Architektur war. Aufdessen Spuren wandelten im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die europäischen Bildungsreisendenund Orientalisten. Sie kamen wegen <strong>der</strong> Pyramiden und ägyptischen Mythologie,-6-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptennicht wegen <strong>der</strong> Moscheen. Mit <strong>der</strong> vorislamischen Ära, <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Dunkelheit,können aber viele strenggläubige Muslime, insbeson<strong>der</strong>e die Muslimbrü<strong>der</strong>, weniganfangen. Die halbnackten Skulpturen, Gott-Mensch-Zwitterwesen und all das bunteKulturerbe sind ihnen ein Dorn im Auge. Der Alltag in Ägypten wurde mit islamischerGesellschaftsmoral weniger fröhlich. Dies spürt man auch als Gast auf Hochzeiten,die schon einmal bunter und ausgelassener waren.In den letzten Jahrzehnten wurde <strong>der</strong>Massentourismus Nil auf und Nil abverfrachtet, und die Küste am RotenMeer versackte zum neuen Mallorca.Auch wenn die Preise immer niedrigerwurden, diese so wichtigeEinnahmequelle des Landes kommtnun völlig zum Erliegen. TäglicheGewalt, Entführungen und absoluteUnsicherheit, wie es politischweitergeht, schrecken Reiselustige ab.Der Tourismus sorgte für rund 30Prozent <strong>der</strong> Staatseinnahmen, dieweite BevölkerungsschichtenMoschee, Ibn Tulun; Kairoerreichten. Der fliegende Händler, <strong>der</strong> Souvenirs vertrieb, hatte ebenso wie <strong>der</strong>Hotelmanager, <strong>der</strong> Koch und <strong>der</strong> Bootsunternehmer etwas vom großen KuchenFremdenverkehr. Sah man schon im Sommer 2011 immer weniger Reisegruppen, sobricht nun dieser wichtige Geschäftszweig völlig zusammen. Angesichts des hohenBevölkerungswachstums müssten theoretisch alle acht Monate um die 400 000Arbeitsplätze geschaffen werden. Tatsächlich gingen aber Millionen verloren, nichtzuletzt auch durch die ägyptischen Heimkehrer aus Libyen. Die zornigen jungenMänner haben keine Aussicht auf Verbesserung ihres Lebens, sie demonstrieren,werfen Steine und suchen Schuldige für ihre Misere. Keine Ehe gründen zu können,keinen Status sich zu schaffen, dies schafft tickende Zeitbomben an jungenMännern, die immer gewaltbereiter werden. Allein die wachsende Zahl anVergewaltigungen zeichnet ein dramatisches Bild gesellschaftlicher Zustände.Die Sorge vor einem lang anhaltenden Bürgerkrieg zwischen Anhängern <strong>der</strong>gestürzten Muslimbrü<strong>der</strong> und den säkularen Kräften, hinter denen die Armee steht,ist berechtigt. Denn die Einheit des Landes scheint völlig in Frage gestellt. Wie immerman die Ereignisse vom 3. Juli bezeichnen mag, ob als Umsturz mit starkemRückhalt im Volk, als Putsch o<strong>der</strong> als Volkserhebung gegen die neue Machtcliquerund um Präsident Mursi, die Bevölkerung ist tief gespalten. Sah man vor zweiJahren noch die Menschen in T-Shirts mit Sprüchen wie “Bin ein stolzer Ägypter“, sodriften die Aufschriften auf den Leibchen heute stark auseinan<strong>der</strong>. Anhänger o<strong>der</strong>Gegner von Mursi zu sein, wird eben auch textil zur Schau getragen. Gegen ihnwurden in den Monaten <strong>der</strong> permanenten Aufmärsche dieselben Parolen skandiert –nämlich „Irhal“ zu Deutsch „Hau ab“ – wie im Jänner 2011 gegen denLangzeitpräsidenten Hosni Mubarak. Den Sturz von Mursi genau ein Jahr nachAmtsantritt begrüßte Syriens Präsident Baschar al-Assad, Saudi-Arabien unterstütztedie Intervention <strong>der</strong> Armee diskret, während viele westliche Regierungen dies alsPutsch verurteilten. Die Führungsebene rund um Mursi wird gegenwärtig verhaftet,wie es zuvor den Profiteuren des Regime Mubarak ergangen war. Im Mai weilte ich-7-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenDr. Kneissl: Debatte mit Alaaal-Aswanifür einige Vorträge in Kairo und verfolgte aufmerksam dieBerichterstattung über eine Verhandlung zu Mubarak, <strong>der</strong>bereits zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Nichtmehr auf <strong>der</strong> Bahre mit versteinerter Miene, son<strong>der</strong>n mitfrisch gefärbtem Haupt aufrecht im Sessel verfolgteMubarak die Verhandlung. Ein sarkastisches undwissendes Lächeln zog sich durch sein Gesicht. Es wärewohl Ironie <strong>der</strong> Geschichte, wenn in seine Zelle nun Mursieinzieht.Die Entzauberung <strong>der</strong> Muslimbrü<strong>der</strong>Die islamistischen Bewegungen errangen bei den Parlamentswahlen Anfang 2012gemeinsam die absolute Mehrheit. Mit einem Wahlsieg <strong>der</strong> Muslimbrü<strong>der</strong>, dieJahrzehnte hindurch im Untergrund tätig waren, hatte man gerechnet. Nicht aber mitden knapp 25 Prozent <strong>der</strong> Salafisten, die puristisch für eine islamische Gesellschafteintreten, wie sie zur Zeit des Propheten Mohammed bestanden haben soll. Diesemilitante Gruppierung verdankte ihren Aufstieg in Nordafrika und auf dem syrischenSchlachtfeld vor allem <strong>der</strong> finanziellen und logistischen Unterstützung aus denGolfstaaten. Salafisten und Muslimbrü<strong>der</strong> verstrickten sich im Parlament bald in vieleDispute um Banalitäten, wie zusätzliche Gebetsräume o<strong>der</strong> Schönheitsoperationenihrer Abgeordneten, und kümmerten sich nicht um die Infrastruktur des Landes unddie Schaffung von Arbeitsplätzen. Indes zogen internationale Konzerne ihreBelegschaft ab, da in Verhandlungen und bei <strong>der</strong> Umsetzung von Projekten nichtsweiter ging. Diese Experten und ihre Investitionen könnten <strong>der</strong> ägyptischenEnergiewirtschaft noch fatal fehlen, denn dem überlasteten Stromnetz droht <strong>der</strong>völlige Zusammenbruch.Der Wahlslogan <strong>der</strong> Muslimbrü<strong>der</strong> in Ägypten war stets die einfache und gefährlichvereinfachende Formel: „Der Islam ist die Lösung“ (arabisch: Al Islam huwa al hall).Doch dieser simple Zugang zu brennenden Fragen, wie Smog, Trinkwasser,Energieversorgung, scheint sich zu entzaubern. Die zur Schau getragene moralischeÜberlegenheit zerbricht an Korruption und politischer Gewalt. Wenn dieStromversorgung versagt, Aussichtslosigkeit und <strong>der</strong> tägliche Überlebenskampf dieMillionen in den Megastädten zermürben, dann offenbart sich, dass die Religion dochkeine Antworten liefert.Die Trennung von Politik und Religion war in fast allen Weltreligionen schon einmalklarer. Was wir heute erleben, ist nicht nur eine gewaltvolle Auseinan<strong>der</strong>setzung imAnspruch auf die eine absolute Wahrheit, wie es die vielen Kriege im Namen Gotteseinfor<strong>der</strong>ten. Es kommt hinzu eine neue Verführbarkeit <strong>der</strong> Menschen, Religion undPolitik zu vermengen, wenn alle an<strong>der</strong>en säkularen Heilsversprechen versagt haben.Die Ägypter sind fromme Menschen, frömmeln<strong>der</strong> als ihre Glaubensbrü<strong>der</strong> inAlgerien o<strong>der</strong> Syrien. Und auch dies hat mit <strong>der</strong> vorislamischen Geschichte zu tun.Fast alle Mythologien <strong>der</strong> Antike finden in <strong>der</strong> ägyptischen Geschichte ihre Wurzeln,und damit lassen sich auch wesentliche Konzepte späterer monotheistischer-8-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenReligionen auf ihre ägyptischen Vorfahren zurückverfolgen. Der Isis und Osiris Kultsei nur stellvertretend für die engen Verbindungen zum Christentum genannt, wo sieals die Verbindung zwischen Maria und Jesus auftreten. Die Idee <strong>der</strong> Auferstehungnach dem Tode wurde ebenso mit allem, was zum Totenkult hinzugehört, praktiziert,wie auch ein Monotheismus bereits erschaffen wurde. Allein das Göttliche wurdejedem Lebewesen zuerkannt, so erklären sich unter an<strong>der</strong>em die Mischwesen ausTieren und Menschen, wie die löwenartige Sphinx. Das Leben wurde viel weiterinterpretiert als dies die Dogmen späterer Schöpfungsgedichte, wie jene <strong>der</strong>Genesis, zulassen sollten. Pharao Echnaton erklärte den Amun-Kult des einenSonnengottes zur offiziellen Staatsreligion im dritten Jahrtausend vor unsererZeitrechnung. Für den Vater aller Geschichtsschreiber, den Griechen Herodot, stehtdie Wiege <strong>der</strong> Menschheit auf dem afrikanischen Kontinent und damit auch inÄgypten, das vom nubischen Süden ebenso inspiriert wurde, wie es später dasrestliche Mittelmeer befruchten sollte.Auch wenn das öffentliche Leben in den ägyptischen Städten Mitte des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts entspannter war, Begegnung zwischen Mann und Frau an<strong>der</strong>s möglichwar als heute, hier das Zentrum für Verlagswesen und Filme sich befand, so war dieägyptische Gesellschaft doch nie so säkular, wie es die Türkei unter Kemal Atatürko<strong>der</strong> auch Algerien nach dem Unabhängigkeitskrieg erlebten. Die Gründung <strong>der</strong>Muslimbru<strong>der</strong>schaft durch den Dorflehrer Hassan el-Banna im Jahre 1928 ist nichtnur im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die britische Bevormundung zu Zeitendes Protektorats zu verstehen. Auch die gesellschaftlich weit verbreitete Gläubigkeitspielte wohl eine Rolle.Immer wie<strong>der</strong> in den Untergrund gedrängt und letztlich nach <strong>der</strong> Ermordung vonPräsident Anwar as-Sadat 1981 verboten, entwickelten die Muslimbrü<strong>der</strong> einetypische Opfer Mentalität. Zwar machten viele ihrer Anhänger als unabhängigeKandidaten Karrieren in den Berufsvertretungen und schufen so mächtigeVorfeldorganisationen, doch einmal an <strong>der</strong> Macht wussten sie mit Gewaltenteilungund Transparenz nicht umzugehen. Im Jänner zog Mursi sämtliche Macht an sich,untersagte die parlamentarische Überprüfung seiner Dekrete und legte einenautoritären Führungsstil an den Tag, wie es teils nicht einmal ein Mubarak gewagthätte. Unter <strong>der</strong> Berufung auf die Legitimität einer demokratischen Wahl klammerteMursi sich an die Macht. Hätte er Neuwahlen zugelassen, wäre er vielleicht nichtgestürzt worden. Nun liegt es an <strong>der</strong> Armee im Verbund mit <strong>der</strong> säkular orientiertenRegierung das Land zu einen. Mit Parolen, wie <strong>der</strong> „heiligen Nation“, wird an dieEinheit <strong>der</strong> Ägypter appelliert. Doch <strong>der</strong> Hass zwischen den Islamisten und dem Rest<strong>der</strong> Bevölkerung verfestigt sich. Revolutionen werden mit leerem Magen gemacht,wusste schon Napoleon. Will man also die nächste Eskalation vermeiden, müssenArbeit und Einnahmen für die Menschen geschaffen werden. Angesichts globalerRezession und <strong>der</strong> großen Ungewissheit im Lande wird dies zur Herkulesaufgabe.Was aber am Nil passiert, wirkt sich auf die gesamte Region aus, denn <strong>der</strong> Nil isteben <strong>der</strong> Älteste, wie <strong>der</strong> Schriftsteller Naguib Mahfouz zu sagen pflegte.Dr. Karin Kneissl, Juli 2013Publizistin, Lehrbeauftragte & EnergieanalystinFotos: © Dr. Kneissl-9-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenAufbruch <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>Die Revolution in Ägypten hat den <strong>Frauen</strong> bisher nicht mehr Rechte gebracht, aber<strong>der</strong> Wandel ist nicht aufzuhalten.Sie war jung, trug Kopftuch und schrieb Geschichte. Am 25. Januar 2011 for<strong>der</strong>teAsmaa Mahfus ihre Landsleute per Video auf Facebook dazu auf, auf dem Tahrir-Platz in Kairo gegen Korruption und Machtmissbrauch zu demonstrieren. Es kamenviel mehr als erwartet und die ägyptische Protestbewegung führte knapp dreiWochen später zum Sturz von Diktator Hosni Mubarak. Asmaa Mahfus,Mitbegrün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Jugendbewegung 6. April, wurde zu einer ihrer wichtigstenSymbolfiguren.An<strong>der</strong>e <strong>Frauen</strong> mit und ohne Schleier skandierten und demonstrierten, mancheübernachteten sogar in Zelten auf dem Platz – eine für ägyptische Verhältnisseunerhörte Tatsache. „<strong>Frauen</strong> aus allen Schichten <strong>der</strong> Gesellschaft waren beteiligt“,erinnert sich die Schriftstellerin Salwa Bakr, die ebenfalls mit dabei war. „Für michwar dieser Aufbruch <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> die wichtigste Botschaft <strong>der</strong> Revolution. <strong>Frauen</strong>hatten plötzlich das Gefühl, etwas Wichtiges für die ganze Gesellschaft beizutragen.“Zwei Jahre später fragen sich viele Ägypterinnen ernüchtert, was ihnen <strong>der</strong> mutigeEinsatz gebracht hat. Waren die Ereignisse auf dem Tahrir nur ein nationalerTaumel, ein kurzer und heftiger Freiheitsrausch, aus dem man verkatert aufwacht?O<strong>der</strong> haben <strong>Frauen</strong> heute einen an<strong>der</strong>en, einen höheren Stellenwert in einertraditionell männlich bestimmten Kultur? Zwar haben seitdem vorerst die Islamistenden Kulturkampf über die künftige Ausrichtung des Landes gewonnen. Aber <strong>der</strong>Prozess <strong>der</strong> Transformation ist am Nil längst noch nicht abgeschlossen.Rechtlich hat sich seit dem Sturz Mubaraks die Lage <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> nicht verän<strong>der</strong>t. ImJuni 2012 wurde mit dem Muslimbru<strong>der</strong> Mohammed Mursi knapp ein Islamist zumStaatspräsidenten gewählt und im Dezember 2012 stimmten die Ägypter für eineneue Verfassung. Sie steht wie die alte Verfassung von 1971 im Spannungsbogenzwischen individuellen Freiheitsrechten und islamischem Recht. Danach sind Mannund Frau gleich vor dem Gesetz, gleichzeitig gilt aber wie bisher die islamischeRechtsordnung, die Scharia, in Familien- und Erbschaftsangelegenheiten, die nicht inallen Teilen damit kompatibel ist. Neu ist <strong>der</strong> Artikel zehn, <strong>der</strong> die Familie alsFundament <strong>der</strong> Gesellschaft bezeichnet, das auf den Werten von Religion, Moral undPatriotismus beruhe. Kritiker befürchten, diese Festschreibung traditionellerRollenmuster in <strong>der</strong> Verfassung könnte sich als nachteilig erweisen, wenn konkreteGesetzesvorhaben zu <strong>Frauen</strong>rechten anstehen.Im Parlament, in dem die Islamisten eine Zweidrittelmehrheit stellen, versuchten dieSalafisten, das gesetzliche Heiratsalter von Mädchen von 18 auf 12 Jahreherabzusetzen. Ob dieser Vorschlag konsensfähig gewesen wäre, ist nicht klar.Denn das Parlament wurde im Juni 2012 wegen angeblicher Verfahrensfehler beiden Wahlen vom Militärrat wie<strong>der</strong> aufgelöst. Neuwahlen stehen in den kommendenMonaten an, einen Termin dafür gibt es aber noch nicht. Dann werden die Kartenwie<strong>der</strong> neu gemischt.Rawia Abdel Ka<strong>der</strong>s Finger formen mit <strong>der</strong> Leichtigkeit einer Künstlerin denunförmigen Klumpen Lehm in eine vollendete Kanne. An <strong>der</strong> Töpferscheibe ist sie inihrem Element. Die 35-jährige Mutter von drei Kin<strong>der</strong>n betreibt zusammen mit ihrem-10-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenMann Mohammed eine eigene Töpferwerkstatt in <strong>der</strong> Oase Fayum rund eine Stundesüdlich von Kairo und verkauft die Keramik im Hofladen und in den Boutiquen <strong>der</strong>Hauptstadt. Davon kann die Familie gut leben. Am liebsten mag Rawia die Motiveaus dem ländlichen Leben: Kamele, Fische, Pflanzen und jung Verheiratete inGalabiya, dem bodenlangen traditionellen ägyptischen Gewand.Idyllisch ist das Landleben aber nur auf den Tellern und Schüsseln von RawiasKeramik. Ihre Berufstätigkeit hat sich die Töpferin gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Elternhart erkämpfen müssen, denn normalerweise verläuft das Leben einer Frau hier inden klassischen Bahnen von Ehe, Haushalt, Feldarbeit und Kin<strong>der</strong>erziehung. „Ich bindie einzige verheiratete Frau in unserm Dorf, die berufstätig ist“, betont sie mit Stolz.Einige Bewerber um ihre Hand hat sie abgelehnt, weil sie das Töpfern nichtaufgeben wollte. Ehemann Mohammed jedoch wirkt zwar in seiner Galabiyatraditionell, akzeptiert aber nicht nur, dass sie <strong>der</strong> Kopf <strong>der</strong> Werkstatt ist. Durch dieunternehmerischen Fähigkeiten seiner Frau ist die Familie zu bescheidenemWohlstand gekommen.Insgesamt sind laut Global Gen<strong>der</strong> Gap Report des Weltwirtschaftsforums von 2012lediglich 24 % <strong>der</strong> Ägypterinnen berufstätig – im Vergleich zu an<strong>der</strong>en arabischenLän<strong>der</strong>n mit mittlerem Einkommen ein sehr geringer Anteil. Das liegt vor allem andem ausgeprägten Stadt-Land-Gefälle. In <strong>der</strong> Hauptstadt Kairo leben die Menschenin einigen Vierteln genau wie in an<strong>der</strong>en Metropolen <strong>der</strong> Welt. Das ländliche Ägyptenhingegen ist eine vernachlässigte, patriarchalische Gesellschaft unabhängig davon,ob die Menschen Muslime o<strong>der</strong> Christen sind. Selbst bei den jungen <strong>Frauen</strong>zwischen 15 und 24 Jahren können noch fast ein Fünftel nicht lesen und schreiben,die meisten dieser Analphabetinnen leben auf dem Land. In Oberägypten haben fast43% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> nie eine Schule besucht.<strong>Frauen</strong>rechte waren bisher in erster Linie ein Thema für die besserengesellschaftlichen Kreise in Kairo und Alexandria. Als sich Hoda Shaarawi 1923 inKairo öffentlich ihren Schleier herunterriss, war das die Geburtsstunde desarabischen Feminismus. Rechtlich und politisch haben die <strong>Frauen</strong> seitdem einigeserreicht, aber an den <strong>Frauen</strong> in ländlichen Gebieten sind ihre Erfolge fast vollständigvorbeigegangen. Zu ihren Errungenschaften gehören eine Liberalisierung <strong>der</strong>Scheidung und eine <strong>Frauen</strong>quote im nationalen Parlament. Ein Gesetz aus dem Jahr2000 hat <strong>Frauen</strong> die Scheidung erleichtert, ohne den Rahmen des islamischenRechts zu sprengen.Damals sorgte die Diktatorengattin Suzanne Mubarak dafür, dass die Liberalisierunggegen die Stimmen konservativer Wi<strong>der</strong>sacher im Parlament durchgepeitscht wurde.Eine <strong>Frauen</strong>quote im Parlament behielt 20% <strong>der</strong> Sitze für weibliche Abgeordnete vor.Allerdings waren die Quotenfrauen allesamt Vertreterinnen von MubaraksEinheitspartei NDP und das Parlament nicht frei gewählt. 2008 wurde die weiblicheGenitalverstümmelung nach dem Tod zweier Mädchen gesetzlich verboten, in demJahr waren laut <strong>der</strong> ägyptischen Bevölkerungs- und Gesundheitsstatistik 91% aller<strong>Frauen</strong> zwischen 15 und 49 Jahren an ihren Genitalien verstümmelt, auch wenn dieZahl bei den jüngeren <strong>Frauen</strong> leicht zurück gegangen ist.Politisch haben <strong>Frauen</strong> seit dem Rücktritt Mubaraks an Einfluss verloren. DieQuotenregelung für weibliche Abgeordnete wurde 2011 vom Militärrat abgeschafft.Im neuen, im Juli 2012 aufgelösten Parlament waren nur noch zwölf <strong>Frauen</strong>, vier vonihnen für die Partei „Freiheit und Gerechtigkeit“ <strong>der</strong> Muslimbrü<strong>der</strong>, statt wie zuvor 64weibliche Abgeordnete, vertreten. Nach einer neuen Regelung ist jede Partei nurnoch verpflichtet, eine Frau auf ihrer Kandidatenliste aufzuführen.-11-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenVor <strong>der</strong> Revolution wurde die Erfahrung von Gewalt totgeschwiegen. Jetztbrechen immer mehr <strong>Frauen</strong> ihr SchweigenFür Hoda Badran, Vorsitzende <strong>der</strong> Egyptian Feminist Union und Grande Dame <strong>der</strong>ägyptischen <strong>Frauen</strong>bewegung, überwiegt deshalb zwei Jahre nach <strong>der</strong> Revolutiondie Sorge vor Rückschritten bei den <strong>Frauen</strong>rechten. Badran sieht <strong>Frauen</strong> zerriebenzwischen zwei frauenfeindlichen Ideologien, dem Männlichkeitskult <strong>der</strong> Militärs unddem religiösen Fundamentalismus <strong>der</strong> Islamisten. "<strong>Frauen</strong> haben keinen Platz in denInstitutionen <strong>der</strong> Transformation“, kritisiert sie. Ein Zweckbündnis mit den weiblichenAbgeordneten <strong>der</strong> Partei „Gerechtigkeit und Freiheit“ hält sie für sinnlos. „Es gibtSklavinnen, die nicht befreit werden wollen“, lautet ihr hartes Urteil über dieIkhwanias, die <strong>Frauen</strong> bei den Muslimbrü<strong>der</strong>n.Doch die Realität ist komplizierter als das Klischee von den fortschrittlichenSäkularen und den rückwärts gewandten Religiösen. Die Befürchtungen einer HodaBadran spiegeln auch die Arroganz <strong>der</strong> alten liberalen Elite, die auf ihre ungebildetenLandsleute herabschaut. „Hoda Badran repräsentiert nicht die Mehrheit <strong>der</strong>ägyptischen <strong>Frauen</strong>, weil sie aus <strong>der</strong> Oberschicht stammt“, hält die SchriftstellerinSalwa Bakr dagegen, die aus einfachen Kairoer Verhältnissen kommt. Für sie sindnicht nur die Muslimbrü<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n vor allem die zutiefst frauenfeindliche Kultur desLandes das Hauptproblem. An<strong>der</strong>e Liberale gestehen auch den <strong>Frauen</strong> aus demislamischen Spektrum zu, dass sie für weibliche Anliegen eintreten werden. So wiedie junge Psychiaterin und Aktivistin Basma Abdel Asis, die durch ihre Arbeit für dasGesundheitsministerium einen guten Einblick in die Alltagsprobleme von <strong>Frauen</strong> hat.„Alle <strong>Frauen</strong> sprechen über ihre Rechte, egal ob religiös o<strong>der</strong> nicht religiös“, sagt sie.„Es gab sogar Demonstrationen von <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> schwarzen Vollverschleierung,dem Niqab, für mehr <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Verfassungskommission.“Basma Abdel Asis und viele Aktivistinnen <strong>der</strong> jüngeren Generation setzen auf dengesellschaftlichen Wandel. Der macht sich zum Beispiel beim Thema sexuelleBelästigung bemerkbar. Nach einer Umfrage des ägyptischen Zentrums für<strong>Frauen</strong>rechte haben 83% <strong>der</strong> Ägypterinnen Erfahrungen mit sexueller Gewalt. DasThema ist allgegenwärtig, aber die gesellschaftliche Wahrnehmung hat sichgewandelt. Vor <strong>der</strong> Revolution wurde das Problem totgeschwiegen. Falls docheinmal ein Opfer zur Polizei ging, gaben Polizisten und Gerichte <strong>der</strong> Frau selbst dieSchuld. Jetzt brechen immer mehr <strong>Frauen</strong> ihr Schweigen. Basma Abdel Asis kenntsolche Fälle durch ihr Engagement beim Nadeem Center, das Opfern von Gewalthilft, ihr Recht zu erstreiten – etwa einer Frau, die ihren Peiniger vor ein KairoerGericht brachte. Im November 2012 wurde <strong>der</strong> 42-jährige Mann schuldig gesprochenund zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 2000 ägyptischen Pfund (223Euro) verurteilt. Solche Erfolge machen Mut. „<strong>Frauen</strong> kämpfen heute mehr für ihreRechte, und deshalb hat sich ihre Lage verbessert“, meint Salwa Bakr. „Sie fangenan, ihre Schuldgefühle und ihre Scham zu überwinden und klagen die an<strong>der</strong>e Seitean. Das ist eine gewaltige Verän<strong>der</strong>ung.“Die Revolution hat einen Umbruch in <strong>der</strong> ägyptischen Gesellschaft angestoßen. Diesoziale Realität ägyptischer <strong>Frauen</strong> entspricht längst nicht mehr dem konservativenFamilienbild, das Muslimbrü<strong>der</strong> und große Teile <strong>der</strong> Gesellschaft pflegen. Bis zu 30%<strong>der</strong> Haushalte werden von <strong>Frauen</strong> geführt. <strong>Frauen</strong> aus allen Bereichen <strong>der</strong>Gesellschaft for<strong>der</strong>n mehr Rechte. Koptische <strong>Frauen</strong> kämpfen für die Einführungeiner Zivilehe und dem damit verbundenen Recht auf Scheidung, das ihre Kirche-12-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptenbisher nicht kennt. Islamisch orientierte Feministinnen wie Heba Raouf, Professorinan <strong>der</strong> Amerikanischen Universität in Kairo, streiten gegen die rigide Koranauslegung<strong>der</strong> Salafisten. Netzaktivistinnen beteiligen sich an <strong>der</strong> Facebook-Initiative„Der Aufstand <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> arabischen Welt“, <strong>der</strong>en Logo als Grafitti aufHauswänden in Kairo auftaucht. Schon einen Monat nach dem Start hatte die Seitebereits 60.000 Fans, darunter viele Männer. Der Aufstand <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> gegenkonservative Rollenbil<strong>der</strong> und Bevormundung durch eine männlich geprägteGesellschaft wird weiter gehen.Claudia MendeFreie Journalistin in MünchenInteressante Ägypterinnen:stark, klug, tapfer, raffiniert...1. Biblische <strong>Frauen</strong>HagarÄgyptische Sklavin und Leihmutter für die kin<strong>der</strong>lose Sara. Als Schwangere -gedemütigt - in die Wüste geflüchtet, später - mit Sohn Ismael - verstoßen und in dieWüste getrieben. Beide Male erscheint ihr - <strong>der</strong> fremdländischen Sklavin - ein BoteGottes. Beide Male spielt ein Brunnen in <strong>der</strong> Wüste die lebensrettende Rolle.Und: Wie Abraham erhält auch sie die Zusage einer großen Nachkommenschaft; undwie Sara wird auch sie "Erzmutter"; denn ihr Sohn Ismael gilt als Vater <strong>der</strong>Ismaeliten, <strong>der</strong> arabischen Völker. (Gen 16,17,21)Die Frau des Potifar,des hohen Beamten Pharaos, <strong>der</strong> Josef gekauft hatte. Sie versuchte vergebens denLeibeigenen ihres Mannes zu verführen, scheiterte jedoch und verleumdete Josef, sodass er ins Gefängnis kam. (Gen 39)Die Tochter des Pharao,die Prinzessin, die - sich voll auf ihre (wohl auch ägyptische) Dienerin verlassend -entgegen dem Befehl des Pharao den kleinen Moses in seinem Papyruskörbchenaus dem Nil rettete und weiterhin für ihn sorgte. (Ex 2,1-26)2. Göttinnen(zum Thema "Religion") vgl. entsprechende Ausführungen in diesem Arbeitsheft!:Da das Jenseits als Abbild des Diesseits gedacht wurde, gibt es zahlreiche(ca.150) Göttinnen und Götter mit oft mehreren Funktionen und somitunterschiedlichen Gestalten und verschiedenartigen Attributen. Hapi, <strong>der</strong> Nilgott, <strong>der</strong>Fruchtbarkeitsbringer, ist sogar zweigeschlechtlich.-13-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenIsisSchwester und Gattin des Gottes Osiris - gilt als ideale Ehefrau und Mutter.Hathorebenfalls Muttergöttin; zu erkennen an ihrer Kuhgestalt o<strong>der</strong> ihren Kuhohren bzw.den Kuhgehörnen mit Sonnenscheiben.3. Pharaonengattinnen/Königinnen/(Mit)Regentinnen:Hatschepsutregierte um 1475 v.Chr. 22 Jahre allein. Die Sage von ihrer göttlichen Abstammungerinnert an "Mariä Verkündigung". (Der König im Amt hatte Anteil an <strong>der</strong> göttlichenSphäre). Der Besuch ihrer Totentempels ist ein nicht nur touristisches "Muss". DasGedenken des Anschlags durch islamistische Terroristen am 17.11.1997 ebenfalls.NofreteteGemahlin und Mitregentin von Echnaton (um 1340 v. Chr., Einführung<strong>der</strong> ersten bekannten monotheistischen Religion). Nofretetes Namebedeutet: die Schöne ist gekommen. Zumindest einige ihrer zahlreichenBüsten beweisen das bis heute!Nefertari bzw. NofretariLieblingsfrau von Ramses II.(Im Königshaus war Polygamie erlaubt). Sie starb mit ca. 33 Jahren um1260 v.Chr.; ihr Grab ist im Tal <strong>der</strong> Königinnen. Ramses baute ihreinen Tempel in Abu Simbel, wo sie als Verkörperung <strong>der</strong> Göttin Hathor verehrtwurde.NofreteteKleopatra, die Großeauch sie regierte zweitweise allein. Es war die Zeit Cäsars, weswegen sie im Lateinunterrichtauftauchte. Zurzeit gibt es eine große Ausstellung in Bonn (D).4. Ägypterinnen heute<strong>Weltgebetstag</strong>Seit 1928, zunächst von koptischen <strong>Frauen</strong> gefeiert, ist <strong>der</strong> WGT um 1940ökumenisch über ganz Ägypten verbreitet; gebetet wird in Arabisch bzw. von Auslän<strong>der</strong>innenin Englisch. Bis heute wird die arabische Version in die entsprechendenLän<strong>der</strong> des Mittleren Ostens und – bei Bedarf – nach Europa geschickt.Schon zweimal war Ägypten „WGT-Land“: 1959 „Lord, I believe“ (Joh 9,38) und 1975„Become Perfectly One“ (Joh 17,22).Regelmäßige Teilnahme an internationalen Konferenzen. Die größte Sorge: Viele -gut ausgebildete - junge <strong>Frauen</strong> emigrieren.-14-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenDas Thema "Feminismus"(in seiner christlichen, islamischen und säkularen Ausformung) ist im Ägypten desganzen 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts lebendig, vielschichtig und mit zahlreichen Namenverbunden. Daher nur ein Lesetipp: Lesebuch <strong>der</strong> „Neuen Frau“ – Araberinnen übersich selbst; Rowohlt TB 13106, 1992Fakten, die den WGT-<strong>Frauen</strong> wichtig sind:1982 waren 14% <strong>der</strong> in Lohn stehenden Bevölkerung <strong>Frauen</strong> (bes. in Erziehung,Medizin und Ingenieurberufen); viele jedoch im Niedriglohnbereich (bes. im Textil-,Lebensmittel-, Heilmittelbereich).Da viele Männer in angrenzenden Län<strong>der</strong>n arbeiten, gibt es entsprechend viele,weitgehend alleinerziehende Mütter; d.h.v.a. auch: <strong>Frauen</strong> haben zunehmend dieMöglichkeit über das Familiengeld zu bestimmen.In Muslimischen Kreisen – beson<strong>der</strong>s in Südägypten – ist Verschleierung undGeschlechtertrennung inzwischen üblich. Mehr und mehr junge <strong>Frauen</strong> verlassen dieSchule in <strong>der</strong> Pubertät, um möglichst wenigen männlichen Personen zu begegnen.Heirats- und Scheidungsrecht entsprechen <strong>der</strong> jeweiligen Religionszugehörigkeit. DieMuslima hat weit weniger Rechte als <strong>der</strong> Mann.In <strong>der</strong> Ägyptischen/Koptischen Kirche gibt es keine Priesterinnen, wohl aberDiakoninnen, national und international anerkannte Theologinnen und <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong>Kirchenleitung. Für die r.k. Kirche und die evang. Kirchen gelten die jeweils eigenenGesetze.Gemeinsam ist allen <strong>Weltgebetstag</strong>sfrauen die Sorge um die „Millionen ägyptischerKin<strong>der</strong>“, die in große Armut hineingeboren werden: Unterernährung,Gesundheitsprobleme, fehlende Erziehung und Ausbildung, frühe Hochzeiten, ….sind die kaum o<strong>der</strong> nicht reparierbaren Folgen.Die große Hoffnung <strong>der</strong> WGT-<strong>Frauen</strong> ist, beizutragen zu „sozialer und ökonomischerGerechtigkeit, zu Frieden und Sicherheit; eben einer von Gottes Strömen in <strong>der</strong>Wüste zu sein“. (nach WGT-Materialien aus Ägypten 2014)Nun noch ein paar Anmerkungen:Umm Kulthum, †1975 - berühmteste Sängerin <strong>der</strong> arabischen Welt –vgl.Internet und Mohamed Abdel Aziz über ihre Lie<strong>der</strong> und ihre Biographie von StefanieGesell.Jehan Sadat: Ich bin eine Frau aus Ägypten, und My Hope for Peace.Nawal al-Saadawi - über 80jährige Hebamme, Ärztin und Schriftstellerin("Gott stirbt am Nil" und " Ich spucke auf euch") -eine <strong>der</strong> bekanntesten Aktivistinnen, war zumindest 2011 noch auf dem Tahrir -Platz!Zwei Autobiographien reichen schon bis in die gegenwärtige SituationShahinda Maklad: Ich werde nicht zerbrechen (Eine Frau auf dem Weg zum Tahrir-Platz) 2012Wafaan El Saddik: Es gibt nur den geraden Weg (Mein Leben als SchatzhüterinÄgyptens) 2013.OStRin Monika HeitzFoto: Wikipedia-15-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenVom Müllviertel zum RecyclingviertelManschiyyet Nasserist ein informeller Stadtteil von Kairo am Fuße des Muqattam-Hügels. Die „Zabbalin“(Müllsucher) leben dort. Diese etwa 60.000 Menschen, meist koptischen Glaubenssorgen mit ihren hoch beladenen Eselskarren und Kleinlastwagen nicht nur für einesehr zuverlässige Müllabfuhr in Kairo, son<strong>der</strong>n auch für eine sehr umfassendeMüllsortierung und ein Recycling vieler Materialien. 80% des anfallenden Müllswerden hier bearbeitet. Die meisten Familien haben sich auf die Sortierung einerbestimmten Abfallart spezialisiert.Früher war diese Gegend eine grüne, fruchtbare Oase. Daranerinnert heute nur noch <strong>der</strong> Name: Espet El Nakhl, Ort <strong>der</strong>Palmen. Aus den ersten Zelten und Wellblechhüten sindHochhäuser aus dem Boden geschossen, die bis zu 15Stockwerken erreichen können.Die Bewohner <strong>der</strong> Müllsammlergemeinde stammen ursprünglich aus Oberägypten.Vor etwa 50 Jahren mussten sie ihre Oasen verlassen, nachdem es jahrelang nichtmehr ausreichend geregnet hatte. Die Kopten aus Oberägypten wollte hier niemand,es gab auch keine Arbeit für sie, so begannen sie Müll zu sammeln. Inzwischen istaus den ersten wirtschaftlichen Erfolgen eine Recyclingindustrie entstanden.Gearbeitet wird rund um die Uhr, <strong>der</strong> Sonntag ist frei. Ausden 7000 t Müll täglich werden Rohstoffe produziert, die nachKanada, China und afrikanische Staaten exportiert werden.Mit ausländischer Unterstützung haben die Kopten das„Lichtprojekt“ (Straßen sollen beleuchtet, sauberer undsicherer werden) ins Leben gerufen. Sie wollen dasMüllmanagement effizienter gestalten und gleichzeitig zurVerbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen beitragen. Beson<strong>der</strong>sdie <strong>Frauen</strong> engagieren sich in diesem Projekt und stellen Straßenbeleuchtung ausgesammeltem Aluminiumabfall her. Dazugekauft wird nichts. Die <strong>Frauen</strong> erhaltendadurch einen höheren Stellenwert und eine gewisse Unabhängigkeit.Bis vor kurzem war eine <strong>der</strong> wichtigsten Einkommensquellen auch die Schweinezucht,denn an<strong>der</strong>s als Muslime dürfen die Christen Schweine mästen. Im Mai 2009ordnete die ägyptische Regierung die Tötung sämtlicher Schweine im ganzen Landan, da die Tiere im Verdacht standen, Auslöser <strong>der</strong> sogenannten „Schweinegrippe“zu sein. Dadurch ging ein Teil <strong>der</strong> Existenzgrundlage verloren.Im „Friedenszentrum“ einer koptischen Ordensgemeinschaft gibt es die MöglichkeitKin<strong>der</strong> in einem Kin<strong>der</strong>garten unterzubringen und die Schule bietet Ausbildungsplätzefür etwa 1600 Mädchen und Buben.Die Höhlenkirche St. Sama’an, die von den Kopten in <strong>der</strong> Müllstadt genutzt wird, istdie größte Kirche im Nahen Osten mit einer Kapazität für 20.000 Gläubige.Maria SchachamayrQuellen: wikipediaFotos: wikipedia-16-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenDie Kirchen des christlichen OstensDas Christentum in ÄgyptenEinleitungDas Erscheinungsbild des Christentums in Ägypten führt uns in die Welt <strong>der</strong>Ostkirchen. Gerade Ägypten spielt für die Entwicklung <strong>der</strong> christlichen - und speziell<strong>der</strong> ostkirchlichen - Konfessionen, wie sie sich uns heute präsentieren, eine wichtigeRolle. Ägypten mit seinem frühchristlichen Zentrum Alexandrien ist außerdem einesjener Län<strong>der</strong>, in denen alle drei ostkirchlichen Konfessionen (orthodox,altorientalisch, mit Rom uniert) 1 vor dem Hintergrund einer langen, traditionsreichenund bisweilen nicht konfliktfreien Geschichte neben- und miteinan<strong>der</strong> existieren. Indiesem Beitrag werden zunächst in einem konfessionskundlichen Überblick die dreigenannten Kirchenfamilien des christlichen Ostens vorgestellt. Danach folgt eineRückschau in die Geschichte des Christentums in Ägypten. Zuletzt sollen dieSpiritualität und die pastoralen Tätigkeiten des ägyptischen Christentums, wie esheute existiert und erfahrbar ist, in den Blick genommen werden.Kleine KonfessionskundeSo wie die Mitglie<strong>der</strong> einer Familie zusammengehören, in Beziehung zueinan<strong>der</strong>stehen und miteinan<strong>der</strong> verbunden sind, so können auch die einzelnen Kirchen einerKirchenfamilie gesehen werden: Es gibt Elemente in Vergangenheit und Gegenwart,die all diesen Kirchen gemeinsam sind, auf die sie sich stützen und die zu ihremWesen gehören. In Bezug auf die Ostkirchen gibt es drei Kirchenfamilien, die jeweilsuntereinan<strong>der</strong> - wie eine Familie - in Gemeinschaft stehen: Erstens die Familie <strong>der</strong>Orthodoxen (auch Byzantinisch-Orthodox genannten) Kirchen, zweitens die Familie<strong>der</strong> Altorientalischen (auch Orientalisch-Orthodox genannten) Kirchen, und drittensdie Familie <strong>der</strong> mit Rom unierten, katholischen Ostkirchen 2 . Innerhalb dieser dreiKirchenfamilien gibt es im Wesentlichen jeweils drei Elemente, die das Bindegliedzwischen den einzelnen Kirchen sind: (a) <strong>der</strong> gemeinsame Glaube bzw. dasgemeinsame Bekenntnis, das in <strong>der</strong> Lehre zum Ausdruck kommt, (b) diegemeinsame Liturgie, die nach einem bestimmten Ritus gefeiert wird, und (c) diegemeinsame kirchenrechtliche Grundlage, die in den canones (lat. „Rechtssätze“)des Kirchenrechts zum Ausdruck kommt. Auf die Ostkirchen treffen zwei weitereMerkmale zu: Sie sind zum einen als Landeskirchen organisiert und haben damiteinen starken Bezug zu den jeweiligen staatliche Strukturen, in die sie eingebettetsind. Je nach Rangfolge steht einer Ostkirche entwe<strong>der</strong> ein Patriarch o<strong>der</strong> einErzbischof, in jedem Fall aber ein geweihter Bischof, vor. Zum an<strong>der</strong>en sind dieOstkirchen „liturgische Kirchen“, womit die hohe Stellung <strong>der</strong> Liturgie nicht nur impraktischen Leben <strong>der</strong> Kirche, son<strong>der</strong>n auch in ihrer Theologie zum Ausdruckkommt.1 Siehe Tabelle im Anhang.2 Die dritte Gruppe <strong>der</strong> katholischen Ostkirchen nehmen gewissermaßen eine Son<strong>der</strong>position unter denOstkirchen ein, da sie Teil <strong>der</strong> katholischen Kirche sind. Bedingt durch geschichtliche Begebenheiten anerkennensie den römischen Papst als ihr Oberhaupt und stehen so mit <strong>der</strong> römisch-katholischen Kirche in Gemeinschaft.-17-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenGeschichte des Christentums in ÄgyptenDas Patriarchat von Alexandrien in Ägypten war - neben Rom, Konstantinopel,Antiochien und Jerusalem - eines <strong>der</strong> fünf großen Zentren des frühen Christentums.Wichtige theologische und kirchenpolitische Entscheidungen, die für dieWeiterentwicklung und Profilschärfung <strong>der</strong> Kirche relevant waren, hatten ihrenAusgangspunkt in diesen fünf Zentren. Die Aufsplitterung in mehrere christlicheKonfessionen ist ein Phänomen, das erst in <strong>der</strong> Mitte des vierten Jahrhun<strong>der</strong>tsbegann. Davor gab es die eine, einzige Kirche des spätantiken Römischen Reiches,die sowohl im Westen, als auch im Osten des Reiches angesiedelt und beheimatetwar. Diese Kirche verstand sich als die „eine, heilige, katholische (= umfassende)und apostolische (= in <strong>der</strong> Nachfolge <strong>der</strong> Apostel stehende) Kirche“, wie es imgemeinsamen Glaubensbekenntnis des vierten Jahrhun<strong>der</strong>ts formuliert und bis heutein den Kirchen aller christlichen Konfessionen bekannt wird.Das Patriarchat von Alexandrien mit seinen Vertretern war einer <strong>der</strong> Schauplätze <strong>der</strong>ersten großen und bleibenden Trennungen einer Kirchenfamilie von <strong>der</strong>Reichskirche: Nach dem Konzil von Chalzedon 451 n. Chr. ging die AltorientalischeKirchenfamilie ihren eigenen Weg. Grund dafür waren neben kirchenpolitischenProblemen in erster Linie Verständigungsschwierigkeiten dahingehend, wie dieKirche angemessen von Jesus Christus sprechen kann: Wie kann in Worte gefasstund damit in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Kirche gewahrt werden, dass Jesus Christus zugleichwahrer Gott und wahrer Mensch ist? Unterschiedliche Antworten auf diese Frageführten schließlich dazu, dass sich die Altorientalischen Kirchen aus dem Gefüge <strong>der</strong>Reichskirche loslösten und ab diesem Zeitpunkt eigenständig waren. Die Initiatorindieser Bewegung und gleichzeitig bis heute zahlenmäßig stärkste Kirche unter denAltorientalen ist die Koptische Kirche Ägyptens. Seit dem sechsten Jahrhun<strong>der</strong>t wähltdie Koptische Kirche kontinuierlich bis heute ihr eigenes Oberhaupt. DemKirchenvater Eusebius von Caesarea (+ ca. 340 n. Chr.) zufolge war es <strong>der</strong>Evangelist Markus, <strong>der</strong> in Ägypten gepredigt und dort die erste christliche Gemeindegegründet hat. Deswegen gilt Markus für die ägyptischen Christinnen und Christenals <strong>der</strong> historisch erste Patriarch <strong>der</strong> ägyptischen Kirche, in dessen Nachfolge alleweiteren Patriarchen stehen. Seit November 2012 steht Tawadros II. als118. Oberhaupt und, mit offiziellem Titel, als „Papst von Alexandrien und Patriarchdes Stuhles des Heiligen Markus“ an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Koptischen Kirche.Spiritualität und Pastoral des ägyptischen Christentums heuteBeim Betreten einer koptischen Kirche taucht man ein in eine Welt, die alle Sinnedes Menschen anspricht: Ein reiches hagiographisches Bildprogramm an denWänden und an <strong>der</strong> Ikonostase (jener Bil<strong>der</strong>wand, die das Bindeglied zwischen demGöttlichen und dem Menschlichen symbolisiert) ziehen den Blick auf sich. Man wirdumfangen von durchgehend liturgischem Gesang während eines Gottesdienstes, imWechsel zwischen Liturge (Priester bzw. Diakon), Chor und Volk, begleitet vonTrommeln, Glocken und an<strong>der</strong>en Schlag- und Rhythmusinstrumenten. Weihrauch alsSymbol <strong>der</strong> Reinigung am Beginn und als Ehrerweisung während <strong>der</strong> Liturgie istfester Bestandteil des Gottesdienstes.Die Koptische Kirche kennt sieben Sakramente, die gerade an zentralen Ereignissenim Leben des Menschen Gottes Nähe wirksam und spürbar werden lassen. DieSakramente <strong>der</strong> Taufe, Firmung und Eucharistie werden meist Kin<strong>der</strong>n in einereinzigen, liturgischen Feier gespendet. So sind es beson<strong>der</strong>s Säuglinge und Kin<strong>der</strong>,die in <strong>der</strong> sonntäglichen Liturgie die Kommunion zur geistigen Kräftigung undUnterstützung empfangen. Mithilfe <strong>der</strong> sogenannten Sonntagsschulen, eingebettet in-18-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptendie gesamtkoptische „Sonntagsschulbewegung“, bemüht sich die Koptische Kirche,in den einzelnen Gemeinden sowohl die religiöse und ethische Erziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>und Jugendlichen zu ermöglichen und zu för<strong>der</strong>n, als auch dasZusammengehörigkeitsgefühl <strong>der</strong> Gemeindemitglie<strong>der</strong> zu stärken. Gleichzeitigerfüllen die Sonntagsschulen den Zweck des Praxis- und Übungsfeldes für jungeMänner, die den Weg des Priesters gehen möchten: Die pastorale Mitarbeit und dasEngagement in ausgewählten Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Sonntagsschule ist seit den 70er-Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts Verpflichtung und Bedingung dafür, dass ein jungerMann zur Priesterweihe zugelassen und damit in den Dienst Gottes an <strong>der</strong>Gemeinde gestellt wird.Tabelle: Kirchenfamilien des christlichen OstensOrthodoxe Kirchen(= byzantinisch-orthodox)Ökumenisches Patriarchat vonKonstantinopelGriechisch-Orthodoxes Patriarchatvon AlexandrienGriechisch-Orthodoxes Patriarchatvon AntiochienGriechisch-Orthodoxes Patriarchatvon JerusalemOrthodoxes Patriarchat vonMoskau und ganz RusslandOrthodoxes Patriarchat vonSerbienOrthodoxes Patriarchat vonRumänienOrthodoxes Patriarchat vonBulgarienOrthodoxes Patriarchat vonGeorgienOrthodoxe Kirche von ZypernAltorientalische Kirchen(= orientalisch-orthodox)Katholische Ostkirchen(= mit Rom uniert)Koptische Orthodoxe Kirche 21 Katholische Ostkirchen,darunter u. a.:Syrische Orthodoxe KircheChaldäisch-Katholische KircheArmenische Apostolische KircheMalankarische Orthodoxe SyrischeKircheÄthiopische Orthodoxe KircheOrthodoxe Kirche von EritreaSyro-Malabarische KircheMaronitisch-Katholische KircheSyrisch-Katholische KircheSyro-Malankarische KircheKoptisch-Katholische KircheÄthiopisch-Katholische KircheArmenisch-Katholische KircheMelkitische Griechisch-KatholischeKircheUkrainische Griechisch-KatholischeKircheOrthodoxe Kirche vonGriechenlandOrthodoxe Kirche von Polen Ruthenische Griechisch-Katholische KircheOrthodoxe Kirche von Albanien Rumänische Griechisch-Katholische KircheOrthodoxe Kirche von Tschechienund <strong>der</strong> Slowakei…MMag. a Andrea RiedlInstitut f. Historische Theologie, Kath.-Theol. Fakultät WienLiteraturhinweise zum Nachschlagen und Informieren:Lange, Christian/Pinggéra, Karl (Hg.): Die altorientalischen Kirchen. Glaube und Geschichte, Darmstadt:Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2010.Kleine Konfessionskunde, hg. Johann-Adam-Möhler-Institut, Pa<strong>der</strong>born: Bonifatius 4 2005 (=Konfessionskundliche Schriften des Johann-Adam-Möhler-Instituts 19).Oeldemann, Johannes: Die Kirchen des christlichen Ostens. Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierteOstkirchen, Kevelaer: Topos 2 2008.-19-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenDie Anfänge des Mönchtums in ÄgyptenVäter und Mütter <strong>der</strong> Wüste„Wer in <strong>der</strong> Wüste sitzt und die Stille übt, wird frei von Kämpfen: vom Kampf desHörens, vom Kampf des Sprechens, vom Kampf des Sehens. Nur noch eineneinzigen Kampf hat er zu kämpfen: den des Herzens.“ (Antonios, ApophthegmataPatrum 11/11)„Wir brauchen nichts als einen wachsamen Sinn.“ (Poimen, Apophthegmata Patrum135/709)Ägypten gilt - wie allgemein die Gebiete <strong>der</strong> Levante und Kleinasiens - als eine <strong>der</strong>bedeutendsten Geburtsstätten des christlichen Mönchtums. Für die ersten Mönchestand am Beginn die Bewegung, ja <strong>der</strong> Drang des Weggehens, des Sich-Entfernensund Distanzierens von den kultivierten Dörfern und Städten. Sie durchbrachen damitden gewohnten Lebenskreis und zogen aus dieser Welt aus hinein in unbewohntesLand, das - damals wie heute - <strong>der</strong> Inbegriff des Ausgeliefertseins und <strong>der</strong> Gefahr,aber auch <strong>der</strong> absoluten Stille und Ruhe war: Sie zogen aus in die Wüste, um dortein einfaches, Gott ergebenes Leben zu führen. Die ersten Mönche waren Einsiedlerohne übergeordnete Strukturen, die ihren Lebensrhythmus bestimmten o<strong>der</strong> dasZusammenleben mehrerer Gleichgesinnter beabsichtigten und regelten. In losemKontakt zu Gleichgesinnten lebten die Einsiedler in einfachen Hütten, überdachtenErdlöchern o<strong>der</strong> kleinen Höhlen, die mit dem Sammelbegriff kellia (griech. „Zellen“)bezeichnet wurden. Die Form des gemeinschaftlichen Lebens ‚unter einem Dach‘,wie es heute von Orden und Klostergemeinschaften praktiziert wird, entstand kurzeZeit später und war als Alternative eine Reaktion darauf, dass die radikaleLebensweise als Einsiedler eine überaus große Herausfor<strong>der</strong>ung darstellte undstrenge Disziplin erfor<strong>der</strong>te.Anhand <strong>der</strong> Lebensbeschreibung des Antonios (+ ca. 357 n. Chr.), <strong>der</strong> als einer <strong>der</strong>ersten und sogar als <strong>der</strong> „Vater <strong>der</strong> Wüstenmönche“ gilt, soll im vorliegenden Beitragzunächst die Bewegung in die Wüste thematisiert werden: Welche Motive führten dieMenschen in die Wüste? Wie lebten sie und welche Ziele verfolgten sie? Wiegestaltete sich ein spiritueller Weg in <strong>der</strong> Wüste? Damit verbunden werden in einemzweiten Schritt die sogenannten Apophthegmata Patrum, die „Sprüche <strong>der</strong> Väter[und Mütter 3 ]“ vorgestellt. Sie sind die erste und reichste Quelle, aus <strong>der</strong> wir über dieSpiritualität und das Leben <strong>der</strong> Männer und <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Wüste erfahren. Zuletztsoll ein Ausblick auf die Formen des Mönchtums und des klösterlichen Lebensgegeben werden, die sich aus dem ägyptischen Mönchtum heraus in weiterer Folgeentwickelt haben.3 Drei Wüstenmütter mit <strong>der</strong> Ehrenbezeichnung Amma (in Vergleich zum männlichen Abba) sind namentlich inden Apophthegmata Patrum erwähnt: Sarrha, Synkletike und Theodora. Ihre Existenz und die Aufnahme ihrerSprüche in die Apophthegmata Patrum zeigen, dass <strong>Frauen</strong> bereits von Beginn <strong>der</strong> Wüstenbewegung an das Bilddes Wüstenmönchtums geprägt haben. Die Aussprüche, die von ihnen überliefert sind, lassen jedoch erkennen,dass Weiblichkeit auch den <strong>Frauen</strong> selbst als Schwachheit und als etwas zu Überwindendes gegolten hat. Indiesem Sinn bekräftigt Sarrah, dass sie zwar körperlich eine Frau sei, dem Denken nach aber ein Mann.-20-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenNicht trotz <strong>der</strong> lebensfeindlichen Bedingungen in <strong>der</strong> Wüste zog es die erstenMönche dorthin, son<strong>der</strong>n vielmehr wegen ihnen: Die Wüste war ein Ort, <strong>der</strong> mitUnfruchtbarkeit, Hitze, Tod, mit wilden Tieren und mit Dämonen in Verbindunggebracht wurde. Doch gerade dort könnte am ehesten gelingen, was die Mönche alsgottgemäßes Leben ansahen: das Loslösen von eigenen, beherrschendenInteressen und Wünschen; ein Leben ohne Güter und Besitz; ein Leben ohne dieGelegenheit zum Ausleben sexueller Triebe. Was blieb, waren die Versuchungen,die einen wachen Sinn erfor<strong>der</strong>ten. Mit strenger Askese und im Kampf „gegen dieDämonen o<strong>der</strong>, psychologisierend betrachtet, gegen die eigenen Wünsche,Triebkräfte und Emotionen“ 4 gestalteten die Väter und Mütter sich einen Ort in <strong>der</strong>Wüste, <strong>der</strong> es ermöglichte, „authentisch als Mönch“ 5 zu leben und <strong>der</strong> „Sehnsuchtnach Gott“ 6 Ausdruck zu verleihen. Der Gang in die Wüste als neues Lebensumfeldwar allerdings kein Selbstzweck: Die Mönche empfanden die Wüste nicht in ersterLinie als Ort des Rückzugs, son<strong>der</strong>n als Ort <strong>der</strong> Bewährung. Sie setzten sich denPrüfungen aus, die die Wüste für sie bereithielt, um auf diese Weise - nach einemWort des Matthäusevangeliums (Mt 7,14) - den „schmalen Weg“ zu gehen und das„enge Tor“ zu durchqueren, das sie in das Reich Gottes führen würde.Aus <strong>der</strong> - nach heutigem Verständnis mit vielen stilistischen Gestaltungselementenversehenen - Biographie des Mönchsvaters Antonios werden die verschiedenenStufen <strong>der</strong> Askese deutlich, die er exemplarisch beschreitet: Die Stationen seinesWeges (Elternhaus - vor dem Elternhaus - am Rand des Dorfes - bei den Gräbern -an <strong>der</strong> Schwelle zur Wüste) stehen für das Wachsen und Reifen seiner Spiritualität,<strong>der</strong> Askese und letztendlich des Gottesvertrauens. Er betritt nach anfänglichemZögern schließlich die Wüste, in <strong>der</strong> er 20 Jahre lang bleibt, bevor er „eingeweiht inheilige Geheimnisse und Gott erfüllt“ 7 zurückkehrt in die lose Gemeinschaft <strong>der</strong>Einsiedler. Von da an wurde er bekannt als geistlicher Lehrer und Begleiter, zu demviele Menschen pilgerten und auf dessen Erfahrung sie hofften, wenn sie ihn um Ratin geistlichen und existentiellen Fragen baten.Die Antworten und Richtungsweisungen, die die Wüstenmönche diesen fragendenund suchenden Menschen gaben, sind in den bereits genannten ApophthegmataPatrum bis heute bewahrt und nachzulesen. Es handelt sich dabei um kurzeAnekdoten, manchmal auch um die Schil<strong>der</strong>ung prophetischer Zeichen o<strong>der</strong>Wun<strong>der</strong>taten, außerdem um knappe Erzählungen über die Lebensweise <strong>der</strong> Mönchein <strong>der</strong> Wüste. Beson<strong>der</strong>s die Frage, was <strong>der</strong> Mensch tun könne, um gerettet zuwerden und in das Reich Gottes zu gelangen, wird in den Apophthegmata Patrumausführlich behandelt, womit viele Bereiche <strong>der</strong> Lebensführung und <strong>der</strong> religiösenGrundeinstellung angesprochen werden. Diese Spruchsammlung aus dem Mund <strong>der</strong>ersten Väter und Mütter des Mönchtums wurde zum „Schlüsselbuch für das früheMönchtum“ 8 , weil in ihr authentische Antworten auf die Fragen jüngerer Mönche o<strong>der</strong>pilgern<strong>der</strong> Menschen gegeben wurden, die zukunftsweisenden undzukunftsbegleitenden Charakter hatten.4 Brunert, Maria-Elisabeth: Die Bedeutung <strong>der</strong> Wüste im Eremitentum, in: Lindemann, Uwe / Schmitz-Emans,Monika (Hg.): Was ist eine Wüste? Interdisziplinäre Annährungen an einen interkulturellen Topos, Würzburg:Königshausen & Neumann 2000 (= Saarbrücker Beiträge zur vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft12), 59–69, hier: 60.5 Schulz, Günther / Ziemer, Jürgen: Mit Wüstenvätern und Wüstenmüttern im Gespräch. Zugänge zur Welt desfrühen Mönchtums, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010, 23.6 Ebd.7 Ebd., 28.8 Lilienfeld, Fairy von: Art. Mönchtum II. Das erste Mönchtum, in: TRE 23 (1994) 152–157, hier: 153.-21-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenDer um eine Generation jüngere Zeitgenosse des Antonios mit dem NamenPachomios ist <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> des sogenannten koinobitischen Mönchtums, also desgemeinschaftlichen, heutigem Ordensleben in Ansätzen vergleichbaren Mönchtums.Im Unterschied zu den Eremiten wohnten, beteten, arbeiteten und aßen die Mönchezusammen in geregeltem Tagesablauf. Jede koinobitische Gemeinschaft vonMännern o<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> unterstand einem geistlichen Vorstand und hatte diesemGehorsam zu leisten. Pachomios verfolgte mit seiner Idee zwei Ziele: Erstens wollteer es den Menschen erleichtern, den Weg des Mönchtums einzuschlagen. Das durchund durch geregelte Mönchsleben und die Bezogenheit <strong>der</strong> Mönche aufeinan<strong>der</strong> saher als notwendige Stütze und mögliches Korrektiv für den/die Einzelne/n. Zweitenssah er darin, dass die Männer und <strong>Frauen</strong> einer konkreten, gemeinsamen Arbeitnachgingen, die Verwirklichung <strong>der</strong> Nächstenliebe als Auftrag. Die Verbindung vongangbarer Askese nach innen und karitativer Tätigkeit nach außen war das neueKonzept des Mönchtums, das bald nach den Anfängen des Wüstenmönchtumsparallel dazu entstand und zu blühen begann. Beide Formen <strong>der</strong> mönchischenLebensweise, die ihre Wurzeln in Ägypten haben, bilden auf ihre Weise dasFundament, auf das im Lauf <strong>der</strong> Geschichte des Christentums bis heute sowohl imöstlichen, als auch im westlichen Christentum immer wie<strong>der</strong> aufgebaut wurde.MMag. a Andrea RiedlInstitut f. Historische Theologie, Kath.-Theol. Fakultät WienPflanzen in <strong>der</strong> BibelDie biblischen Verheißungen, dass einst auch die Wüste blühen wird, erwähnenunter an<strong>der</strong>em eben auch zahlreiche Pflanzen, mit denen sichtbar Leben in <strong>der</strong>bisher unfruchtbaren Gegend Einzug halten wird. Überhaupt ist in <strong>der</strong> Bibel oft und invielfältiger Weise von Pflanzen, von Blumen, Sträuchern und Bäumen, von Samenund Früchten die Rede. Etwa 120 verschiedene Pflanzen sind in <strong>der</strong> Bibel genannt;nicht alle konnten botanisch einwandfrei identifiziert werden. Gleich auf <strong>der</strong> erstenSeite <strong>der</strong> Bibel, beim ersten Schöpfungsbericht (1. Mose /Genesis 1, 11) wird erzählt,dass am dritten Schöpfungstag alles Grün auf Gottes Wort hin auf die Erdegekommen sei; <strong>der</strong> zweite, ältere Schöpfungsbericht (1. Mose/Genesis 2,8) berichtetdavon, dass Gott selbst einen fruchtbaren und wun<strong>der</strong>schönen Garten mit vielerleiPflanzen angelegt habe. Wo Pflanzen gedeihen können, ist Wasser, das Lebenermöglicht. Biblische Pflanzen und Bäume schenken mit ihren Früchten Nahrung –es sei nur an Weizen und Gerste, an den Weinstock o<strong>der</strong> den Ölbaum, dieDattelpalme und den Feigenbaum erinnert. Bäume erfreuen mit ihrem satten Grünund spenden überdies Schatten; Bäume wachsen über Jahrzehnte, ja Jahrhun<strong>der</strong>tehinweg und symbolisieren so auch Stabilität – wie die Ze<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> die Zypressen.Blumen und Sträucher mit farbenprächtigen Blüten und ihrem jeweiligen Duft – wiebeispielsweise die Lilien - sprechen die Sinne <strong>der</strong> Menschen an. Angesichts <strong>der</strong>großen Wüstenflächen in den Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Bibel – es kann sich um Sandwüsten o<strong>der</strong>-22-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenSteinwüsten handeln – wird deutlich, warum in <strong>der</strong> Bibel oft von „Dornen und Disteln“die Rede ist, die sich dieser lebensfeindlichen Umgebung angepasst haben.Die meisten <strong>der</strong> biblischen Pflanzen haben neben ihrer Funktion als Lieferanten vonNahrungsmitteln, als Heilmittel o<strong>der</strong> Schattenspen<strong>der</strong> auch eine symbolischeBedeutung; sie weisen auf Fruchtbarkeit, Liebe o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dimensionen desLebens hin – sie vermitteln zeichenhaft und eindrücklich „geistliche“ Inhalte innerhalb<strong>der</strong> biblischen Texte.Dr. in Jutta HennerÖsterreichische Bibelgesellschafthenner@bibelgesellschaft.atLiteraturtipps:Michael Zohary, Pflanzen <strong>der</strong> Bibel, 3. Auflage, Stuttgart, Calwer Verlag 1995, ISBN 3-7668-3397-9Wolfgang Kawollek/Henning Falk, Bibelpflanzen. Kennen und Kultivieren, Ulmer-Verlag, Stuttgart, 2005, ISBN978-3-8001-4692-5Gartengeschichten <strong>der</strong> Bibel, Biblische Taschenbücher, Stuttgart, Deutsche Bibelgesellschaft, ISBN 978-3-438-04807-3Dina Dostal, Jutta Henner, Michael Kiehn (Hgg.), Pflanzen, Bäume und Früchte in <strong>der</strong> Bibel. AusgewähltePflanzen <strong>der</strong> Bibel. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung, Österreichische Bibelgesellschaft, 2006 (58Seiten). Zu beziehen über www.bibelgesellschaft.atBibelgarten. Ausgewählte Pflanzen <strong>der</strong> Bibel. Begleitheft zum Bibelgarten im Museumsdorf Nie<strong>der</strong>sulz, hg. vonÖsterreichischer Bibelgesellschaft, Wien und Weinviertler Museumsdorf, Nie<strong>der</strong>sulz, 2013 (28 Seiten). Zubeziehen über www.bibelgesellschaft.atÄgyptische Symbole:Das Anch-Kreuz, Ägyptisches-Kreuz, Lebensschleife o<strong>der</strong> Nilschlüssel ist eineägyptische Hieroglyphe. Das Zeichen steht für das körperliche Leben, aberauch für das Weiterleben im Jenseits.SkarabäusDie Befreiung und schnelle Vermehrung des Käfers im Nilschlamm nach demRücktritt des Nils führte zur Meinung, er entstehe ohne Fortpflanzung,weswegen er als Symbol <strong>der</strong> Schöpferkraft galt.Verehrung als göttliches Tier (er wurde mit „Re“ und <strong>der</strong> Fahrt in <strong>der</strong> Sonnenbarkein Verbindung gebracht) und als Glücksbringer.Quelle: WikipediaFotos: Wikipedia-23-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenRezepteÄgyptische Zwiebel-Pitta ca. 50 StückZutaten:Teig: 400g Roggenvollkornmehl, 25g Hefe, ¼ llauwarmes Wasser, 3 EL Öl, 2 TL Salz, Mehl zumAusrollen, Öl zum Einfetten;Außerdem: 2 Eigelb, 2 Zwiebeln, 1 EL grobes SalzZubereitung:Für den Teig Mehl in eine Schüssel geben. In dieMitte eine Mulde drücken. Hefe mit dem Wassermischen. In die Mulde schütten. Mit etwas Mehlverrühren. Mit einem Küchentuch bedeckt an einem warmen Ort 15 Minuten gehen lassen.Dann alles mit dem Öl zu einem festen Teig verkneten und mit Salz abschmecken. Teignochmals zugedeckt 30 Minuten gehen lassen. Auf einer gut bemehlten Flächemesserrückendick ausrollen und Plätzchen von etwa 5 cm Durchmesser ausstechen.Plätzchen auf ein mit Öl eingefettetes Blech setzen. Eigelb verquirlen. Die Plätzchen damitbestreichen. Zwiebeln schälen und ganz fein hacken o<strong>der</strong> reiben. Auf die Plätzchen streuenund etwas in den Teig drücken. Plätzchen sparsam mit Salz bestreuen. Nochmals 15Minuten gehen lassen. Blech auf die mittlere Schiene in den vorgeheizten Ofen (180°)schieben. (Backzeit: 25 Minuten)Plätzchen aus dem Ofen nehmen und noch warm servieren.Orientalische Hefetaschen (Sfeeha) ca. 20 StückZutaten:Teig: 500g Mehl, 40g Hefe, 1 Prise Zucker, ¼ l lauwarmesWasser, ½ TL Salz, 4 EL Olivenöl, Öl zum Einfetten, Mehlzum FormenFüllung: 3 Zwiebeln, 1 TL Salz, 2 EL Olivenöl, 25g Pinieno<strong>der</strong>Sonnenblumenkerne, 1 Bund Petersilie, 5 Blätterfrische Minze, 400g gehacktes Lammfleisch, 1 ELTomatenmark, 1 EL Paprikamark, Saft einer Zitrone, 1 TLgemahlener Piment, 1 TL Chili Pulver, Mehl zum Ausrollen,Öl zum EinfettenZubereitung:Für den Teig Mehl in eine Schüssel geben. Eine Mulde in dieMitte drücken und die Hefe hineinbröckeln. Mit Zucker undknapp <strong>der</strong> Hälfte des Wassers verrühren. Mit etwas Mehlbestäuben und zugedeckt 15 Minuten gehen lassen. Dasrestliche Wasser, Salz und Olivenöl dazugeben. Alles zu einem glatten Teig kneten. EineSchüssel dünn mit Öl einfetten. Mit bemehlten Händen aus dem Teig einen Kloß formen. In-24-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptendie Schüssel legen und zugedeckt noch mal 1 Stunde gehen lassen. Dann mit bemehltenHänden aus dem Teig Kugeln von etwa 4cm Durchmesser formen.Für die Füllung die feingehackten Zwiebeln mit dem Salz mischen und etwa 30 Minutenziehen lassen. Dann das gezogene Wasser abgießen. Öl in einer Pfanne erhitzen. Pinieno<strong>der</strong>Sonnenblumenkerne darin leicht bräunen. Mit dem Öl zu den Zwiebeln geben. Diegewaschene Petersilie und Minze hacken. Mit Lammfleisch, Tomaten- und Paprikamark,Zitronensaft und den Gewürzen gut mischen.Die Teigkugeln auf bemehlter Arbeitsfläche im Durchmesser von 10cm ausrollen. Jeweilseine Esslöffel Füllung darauf geben. Den Teig über <strong>der</strong> Füllung hochziehen und wie einenDreispitz zusammendrücken.Ein Backblech mit Öl einfetten. Hefetaschen daraufsetzen und in den vorgeheizten Ofen(250°) auf die mittlere Schiene schieben. (Backzeit: 25 Minuten)Warm als Vorspeise o<strong>der</strong> Abendessen servieren.In Tomaten marinierter Fisch – orientalische ArtGereinigten Fisch (Zan<strong>der</strong>, Karpfen, Hecht o<strong>der</strong> Seefisch) in Mehl wenden und in heißem Ölknusprig ausbraten. Am vorteilhaftesten ist es, den Fisch gleich in Portionsstücke zu teilen.Feingewiegte Zwiebeln in dem vom Backen des Fisches verbleibenden Öl goldgelbanschwitzen, mit Tomatenmark und Essig auffüllen, mit Salz, Pfeffer und einer Prise Zuckerabschmecken, unter Hinzufügen einiger Lorbeerblätter und Pfefferkörner zu einer sämigenSauce aufkochen, durch ein Sieb streichen, über die erkalteten Fischstücke füllen, so dassdiese ganz mit Sauce bedeckt sind. Das Ganze einige Tage in dieser Sauce ziehen lassen.Mit Essiggürkchen, Zitronenscheiben und grünen Oliven nach Belieben anrichten.Grüner Fleischkuchen (Kifta Sinije bil furun)1000g nicht zu mageres Lammfleisch, das vorher durch die mittlere Wolfscheibe gedrehtwurde, wird mit 3 feingehackten und leicht angerösteten Zwiebeln, sehr viel grobgehackterPetersilie (die Masse soll fast grün wirken), 2 -3 Eiern, etwas Salz und Pfeffer und ein wenigzerdrücktem Knoblauch vermengt. Sollte die Masse zu fest werden, wird sie mit etwasWasser aufgelockert. Nun wird die Masse in eine gebutterte runde Form (mit etwa 6cmhohem Rand) 4-5 cm hoch eingefüllt, glatt gestrichen und mit Tahine (Paste ausfeingemahlenen Sesamkörnern) übergossen. Im Ofen wird die Kifta fertig gebacken, wie eineTorte in Ecken geteilt und reichlich mit gerösteten Pinienkernen bestreut; hierzu Joghurt undheiße Brotfladen reichen.Bohnenpasteten (Tamija)500g weiße Bohnen werden je nach Qualität einen o<strong>der</strong> zwei Tage lang eingeweicht.Nachdem das Wasser weggegossen worden ist, werden im Mörser die Bohnen, sowie 1-2Knoblauchzehen und sehr viel feingehackte Petersilie zerstampft. Unter diese Masse werden2 o<strong>der</strong> 3 ganzer Eier gemengt; es wird mit Salz, Pfeffer und etwas Paprika abgeschmecktund daraus formt man kleine, walnussgroße Kugeln, die in heißem Öl goldgelb ausgebackenwerden. Tomatensalat und Laban sind die beliebtesten Beilagen dazu. Laban ist einjoghurtähnliches Produkt.-25-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenSüßes Gewürzgebäck ca. 40 StückZutaten:Teig: 125g Butter, 125g Zucker, 1 Ei, 1Messerspitze geriebene Muskatnuss, 1Messerspitze Zimt, 1 Messerspitze gemahleneNelken, abgeriebene Schale einer Zitrone, 125gMehl, 125g gemahlene Haselnüsse, 125gSemmel- o<strong>der</strong> Biskuitbrösel, Mehl zumAusrollenGlasur: 200g Staubzucker, 3-4 EL ZitronensaftBelag: je 30g Orangeat und ZitronatZubereitung:Für den Teig Butter und Zucker schaumig rühren. Ei und die Gewürze hineinrühren. Mehl,Haselnüsse und Semmel- o<strong>der</strong> Biskuitbrösel zugeben und alles zu einem glatten Teigkneten. Zugedeckt eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Teig auf einer bemehltenArbeitsfläche zu einer 4 mm dicken und 25 mal 30 cm großen Platte ausrollen. Daraus 3 mal6 cm große Rechtecke schneiden. Auf ein unbefettetes Backblech legen. Das Blech in denvorgeheizten Ofen (190°) auf die mittlere Schiene stellen. (Backzeit: 15-17 Minuten)Gebäck auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Für den Guss gesiebten Staubzucker undZitronensaft verrühren. Plätzchen damit bestreichen. Mit in Streifen geschnittenem Orangeatund Zitronat garnieren.Muskaziner-Brötchen ca. 35 StückZutaten:250g Zucker, 2 Eier, 1 Eiweiß, 250g ungeschälte, sehr fein gemahlene Mandeln, 8ggemahlener Zimt, 8g geriebene Muskatnuss, 4g gemahlene Nelken, 20g Mehl, 35 rundeOblaten mit einem Durchmesser von 7mmZubereitung:Für den Teig Eier und Eiweiß in deiner Schüssel 5 Minuten lang schaumig rühren. Gewürzeund Mehl zufügen und alles zu einem Teig kneten. Oblaten auf ein Backblech verteilen. Teigmit zwei Teelöffeln darauf verteilen. Nicht zu viel Teig darauf geben, er verläuft etwas.Backblech in den vorgeheizten Ofen (220°) auf die mittlere Schiene schieben. (Backzeit: 15Minuten).Muskaziner-Brötchen abkühlen lassen. Die eventuell überstehenden Oblatenrän<strong>der</strong>vorsichtig abbröckeln.Rezepte ausgewählt vonBrigitte Zinnburg-26-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenLiturgieEinführung:Gang durch die WGT Liturgie 2014Als die <strong>Frauen</strong> aus Ägypten sich darum beworben haben, den Gottesdienstvorzubereiten, konnten sie nicht ahnen, welche Aufbruchsstimmung 2011, im Jahrdes „Arabischen Frühlings“, in ihrem Land herrschen würde.Das Thema „Wie Ströme in <strong>der</strong> Wüste“ hat sie beson<strong>der</strong>s angesprochen, da <strong>der</strong> Nilseit eh und je lebensspendende Bedeutung für ihr Land hat. In <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> sieden Text verfasst haben, hat es dann zusätzlich eine ganz aktuelle Bedeutungbekommen.Ägypten hat eine Geschichte, die in vorbiblische Zeiten zurückreicht. Und dieKoptische Kirche gehört zu den ältesten christlichen Kirchen.Ägypten kommt auch mehrfach in <strong>der</strong> Bibel vor, z.B. als das Land, in dem dieIsraeliten in einer Hungersnot überlebt haben und als das Land, in dem die heiligeFamilie vor Herodes Zuflucht gefunden hat.Als Bibelstellen haben die <strong>Frauen</strong> zum einen Texte aus dem Buch Jesajaausgewählt, zum an<strong>der</strong>en die Begegnung Jesu mit <strong>der</strong> Samariterin am Brunnen.Die Jesajatexte begleiten uns durch die gesamte Liturgie. Sie sind durchgehendVerheißungen, wobei das Bild vom lebensspendenen Wasser in <strong>der</strong> Wüste immerwie<strong>der</strong> für das Handeln Gottes steht.In <strong>der</strong> Geschichte aus dem Johannesevangelium geht es um die Kraft Gottes, umdas Wasser, das uns immer neu lebendig und heil macht.Der Gottesdienst beginnt mit <strong>der</strong> Einladung zum Gebet.Im Schuldbekenntnis wird ausgesprochen, was Menschen einan<strong>der</strong> antun könneno<strong>der</strong> schuldig bleiben. Das Einbekennen <strong>der</strong> Schuld geschieht in dem Vertrauen,dass Gott uns einen neuen Anfang schenkt und schließt mit dem Zuspruch vonGottes Segen.Dann geben uns vier <strong>Frauen</strong> Einblicke in ihr Land und ihre Lebenswirklichkeiten.Sie sind dankbar für die Gemeinschaft in ihren Kirchen, für die Schönheit ihresLandes, ihre Möglichkeiten als <strong>Frauen</strong> und den Aufbruch, <strong>der</strong> ihnen neue Hoffnunggibt. Sie laden uns ein, in diesen Dank einzustimmen.Die Begegnung am Jakobsbrunnen wird uns in einem Gespräch lebendig nahegebracht.In diesem Gespräch gibt sich Jesus <strong>der</strong> Samariterin als <strong>der</strong> Messias zu erkennen.Sie begreift, dass das eigentliche Lebenswasser ein Geschenk Gottes ist.Was die Frau dann in ihrem Dorf ausgelöst hat, erinnert die Verfasserinnen <strong>der</strong>Liturgie an das Geschehen am Tahrir Platz, wo sie sich gegenseitig ermutigt undHoffnung gemacht haben.Es folgt eine Einladung, über eigene Erfahrungen von Wüstenzeiten undlebensspendenden Quellen ins Gespräch zu kommen o<strong>der</strong> sie schriftlichfestzuhalten und in einem Krug zu sammeln.-27-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägypten[Anm: Uns erscheint die Anleitung, die beschriebenen Bän<strong>der</strong> in einem Krug zusammeln etwas unfertig. Was soll danach damit geschehen?]An dieser Stelle können auch eine Predigt o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Auslegungstehen.Ein wesentlicher Bestandteil des WGT Gottesdienstes ist wie jedes Jahr dieVorstellung einiger Projekte und das Einsammeln <strong>der</strong> Kollekte.Mit Jesaja Worten werden wir erinnert, dass neue Hoffnung möglich ist, wennMenschen einan<strong>der</strong> unterstützen.Es folgen die Fürbitten, beson<strong>der</strong>s für <strong>Frauen</strong> und ihre Bedürfnisse in aller Welt.Wie eine Antwort auf die Fürbitten ist dann das Jesaja Wort, das auf gangbare Wegein die Zukunft verweist.Vater Unser und Segen beschließen den GottesdienstPf. in Mag. a Ilse BeyerMag. a Waltraut KovacicBibelarbeit zum <strong>Weltgebetstag</strong> 2014Ströme in <strong>der</strong> WüsteJohannes 4, 3-42 9Das Evangelium nach Johannes ist um 100 n. Chr., also ca. zwei Generationen nachJesus geschrieben worden. Johannes entfaltet seine Theologie narrativ, das heißterzählend. Der Verfasser beschreibt Jesus unter an<strong>der</strong>em als den, <strong>der</strong> die Menschenzum Licht und zur Wahrheit, zum wahren, zum ewigen Leben führen möchte. Jesusselbst ist die Wahrheit. In ihm kommen wir in Berührung mit <strong>der</strong> wahren Wirklichkeit.Jesus möchte uns mit einer inneren Lebendigkeit beschenken. Der Begriff für„Leben“ kommt oft vor (52 Mal) und meint Lebendigkeit, Lebensqualität, Fülle desLebens. In unserer Geschichte geht es um das Wasser des Lebens.Ausgangslage des TextesJesus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg von Jerusalem nach Galiläa; dabeidurchquert er Samarien. Hier verlief die kürzeste Straße von Jerusalem nach Galiläa.Sie kommen nach Sychar (vermutlich mit dem heutigen Askar identisch). In seinerNähe (ca. 1 km entfernt) befindet sich ein Brunnen mit rund 30 Metern Tiefe, <strong>der</strong> in9 Literatur: Ulrich Wilckens, Das Evangelium nach Johannes, NTD Band 4, Vandenhoeck & Ruprecht;Johannes Schnei<strong>der</strong>, Das Evangelium nach Johannes, Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament,Evangelische Verlagsanstalt BerlinSacherklärungen zur LutherbibelAnselm Grün, Jesus, Wege zum Leben, KreuzverlagBirgit Weyel, GPM, 1994/95. Heft 1, S.85-91, Vandenhoeck& Ruprecht-28-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptenden Felsen getrieben ist. Jesus sitzt erschöpft am Brunnen in <strong>der</strong> Mittagshitze - dieJünger sind in die Stadt gegangen, um Essen zu kaufen - da kommt eineSamaritanerin.Gespräch zwischen Jesus und <strong>der</strong> SamaritanerinEs entsteht ein Gespräch zwischen den beiden. Es ist angereichert mit densogenannten johanneischen Missverständnissen. Ihr Zweck ist, das Gespräch aufeine höhere Ebene zu heben. So kann das Göttliche im Menschlichen sichtbarwerden.Dass Jesus und die Samaritanerin ins Gespräch kommen, ist etwasAußergewöhnliches. Ein Mann sprach nicht mit einer Frau, ein Rabbi schon garnicht. Und Juden und Samaritaner sprachen auch nicht miteinan<strong>der</strong>. Nach <strong>der</strong>Eroberung <strong>der</strong> Hauptstadt Samarien durch die Assyrer 722 v.Chr. wurdenverschiedene Völker in das Gebiet geschickt. Es kam zu einer Vermischung mit denim Land verbliebenen Jüdinnen und Juden. Von den zurückgekehrten Juden wurdensie nicht anerkannt und galten als unrein wie die Heiden. Die Samaritaneranerkannten nur die 5 Bücher Mose (und damit auch den jüdischen Festzyklus) un<strong>der</strong>richteten auf dem Berg Garizim einen eigenen Tempel (im 2. Jhd v. Chr. zerstört).Die Frau ist sehr erstaunt, dass Jesus sie um Wasser bittet. Das gehörte sich inkeinem Fall und war ein Tabu. Es entspinnt sich ein Gespräch zwischen den beidenüber das Wasser des Lebens.Vom Wasser des LebensDie Lebenswichtigkeit von Wasser war und ist im vor<strong>der</strong>en Orient grundlegend.Insofern nimmt auch die Bibel dieses Bild immer wie<strong>der</strong> auf, wenn es um dieBeziehung zu Gott geht. Gott ist wie das lebensnotwendige Wasser. Alles, was Israelzu Gott führt, wie etwa das Gesetz, ist wie das Wasser, das <strong>der</strong> Mensch zum Lebenbraucht.Jesus selbst spricht nun von sich als dem lebendigen Wasser, das den Durst nachLeben stillt. Die Frau versteht zuerst nicht, wovon er spricht. Sie denkt ganzrealistisch. Natürlich hätte sie gerne ein Wasser, das den Durst löscht. Das würdeihren Alltag sehr erleichtern. Jesus greift das auf und geht einen Schritt weiter. Erspricht von einem Wasser, dass im Inneren zu einer lebendigen Quelle wird, die zumewigen Leben führt. Hier können wir ein Doppeltes hören: dieses lebendige Wasserbelebt die Person, die es trinkt. Es wird aber auch zu einer Quelle, die hin zu-29-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptenan<strong>der</strong>en fließt bzw. fließen will/soll. Beides gehört zusammen. Wer zum Glaubenfindet, soll davon weitergeben und auch an<strong>der</strong>e zur Quelle führen, damit sie selbertrinken können. Die Frau macht genau das am Ende unserer Geschichte. Sie holtMenschen aus ihrem Dorf, damit sie sich selber ein Bild machen können. Durch ihreBegeisterung und ihr Glück macht sie neugierig.Sehnsucht nach LiebeJesus stillt nicht nur unseren Durst nach Leben, son<strong>der</strong>n auch unsere Sehnsuchtnach Liebe. Das Gespräch nimmt nun eine unerwartete Wendung, indem Jesus dieFrau auf ihre Männer anspricht. Sie hat fünf Beziehungsabbrüche durch Tod o<strong>der</strong>Scheidung erlebt. Der Mann, mit dem sie jetzt zusammenlebt, ist nicht ihr Ehemann;das heißt, sie ist schutzlos und vermutlich auch nicht (mehr) hoch geachtet o<strong>der</strong> garakzeptiert. Nach jüdischer Sitte galten zwei bis drei Ehen als akzeptabel. Ihr Durstnach Leben und ihre Sehnsucht nach Liebe konnten bisher nicht gestillt werden.Jesus demütigt sie nicht, er verurteilt sie nicht. Er stellt einfach die Wahrheit fest. Dieoffene Konfrontation mit <strong>der</strong> Wahrheit ihres Lebens verletzt nicht, son<strong>der</strong>n öffnet denZugang zur Erkenntnis, wer Jesus ist und wo das durststillende, lebendige Wasserzu finden ist.Menschliche Beziehungen können unsere tiefste Sehnsucht des Geliebtwerdensnicht stillen. Sie können beglückend und erfüllend sein. Das Geliebtwerden ohneWenn und Aber, in <strong>der</strong> Tiefe unseres Seins mit allen Schatten, unseren Stärken undSchwächen, das können wir nur bei Gott erfahren. Niemand kennt uns so gut wieGott, wie Jesus. Nicht einmal wir selbst. Uns gilt Gottes bedingungslose Liebe, diewir in Jesus Christus sehen und erfahren können. Hier ist die Quelle des Lebens, dieunseren Durst nach Leben und unsere Sehnsucht nach Liebe stillt. Hier dürfen wirsein und immer wie<strong>der</strong> neu anfangen. Wir werden immer wie<strong>der</strong> neu ins lebendigeLeben gerufen.Gott anbetenNachdem die Frau ihre persönliche Lebensgeschichte offengelegt sieht, spricht sienun als Repräsentantin ihres Volkes. Eine Frage drängt sich jetzt auf für sie: wie istes mit dem Anbetungsort auf dem Berg Garizim? Sie wird vermutlich auch durch ihrepersönliche Not viel gebetet haben. Ein jüdischer Prophet weiß alles über sie.Vielleicht stellte sie sich die Frage: „Hat ihr ständiges Scheitern vielleicht damit zutun, dass sie am falschen Ort betet?“ Jesus beruhigt sie. Es wird eine Zeit kommen,in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ort nicht mehr wichtig sein wird. Denn Gott wird im Geist angebetet-30-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptenwerden. Und sie liegt nicht weit in <strong>der</strong> Zukunft, sie ist eigentlich schon da. Wererkennt, wer Jesus ist, erhält das ewige Leben. Jesus ermutigt die Frau: „Vertrauemir“. Er ist mehr als ein Prophet. Er kann ihr jetzt schon den Durst nach Leben stillen.Gott ist Geist. Als Geist hat Gott kein Geschlecht. Das entspricht auch <strong>der</strong>Gottesvorstellung am Dornbusch (Ex 3,14). Gott kann überall angebetet werden.Voraussetzung dafür ist die innere Offenheit und Stimmigkeit. Und die Erkenntnis,dass Gott es ist, <strong>der</strong> von Anfang war und immer sein wird. Mit „Wahrheit“ ist diedurch Jesus offenbarte Wirklichkeit Gottes gemeint. „Wahrheit“ meint im biblischenKontext auch die Treue Gottes. Im hebräischen Denken ist „Wahrheit“ eineEigenschaft. Etwas erweist sich als wahr und hält, was es verspricht. Es geht alsoum Zuverlässigkeit und die Erfahrung dieser Zuverlässigkeit, also von Treue. Gott istwahr im Sinne von haltgeben<strong>der</strong>, zuverlässiger Sicherheit und Treue. Durch Jesus ist<strong>der</strong> Zugang zu Gott, zur Wirklichkeit Gottes eröffnet. Nach Jesu Tod bleibt dieWahrheit Gottes durch Gottes Geist zugänglich und erfahrbar.Jesus gibt sich als <strong>der</strong> Sohn Gottes, als Messias, <strong>der</strong> Samariterin gegenüber zuerkennen. Zum ersten Mal klingt hier das „Ich bin“ an, das im Evangelium noch öfterkommen wird, wenn Jesus sich offenbart. Das Gespräch endet hier abrupt.Später wird deutlich: Die Frau wird zur ersten Jüngerin in Samarien. Sie verkündetJesu Messianität. 10Für die Praxis:Durst nach LebenIn die Mitte einen symbolisierten Brunnen stellen.Lebendiges Wasser = fließendes Wasser. Kann im Unterschied zu Zisternenwasserauch Quellwasser bedeuten o<strong>der</strong> auch Wasser aus einem Brunnen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tiefevon einer Quelle gespeist wird.(Blaue) Papierstreifen verteilen. Teilnehmerinnen beschriften mit Stichworten zurFrage:- Wie zeigt sich Durst nach Leben?Die Papierstreifen werden dann in den „Brunnen“ gelegt.10 <strong>Frauen</strong> spielen im Evangelium nach Johannes eine wichtige Rolle: Maria, die Mutter Jesu, bittet ihn um seinerstes Zeichen (Joh 2), Marta spricht als erste ein Christusbekenntnis (Joh 11,27), am Beginn <strong>der</strong> Passion stehtdas liebevolle Zeichen <strong>der</strong> Maria, die Jesus salbt (Joh 12, 1-8); Maria von Magdala sieht Jesus nach <strong>der</strong>Auferstehung als Erste (Joh 20).-31-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenAnschließend „Interview“ mit <strong>der</strong> Samaritanerin. Eine Frau schlüpft in ihre Rolle, diean<strong>der</strong>en befragen. Die Rolle kann auch getauscht werden (evtl. ein Tuch über denKopf <strong>der</strong> jeweiligen Samaritanerin drapieren).Ziel: zu erfahren, wie spürt es sich und wie hört es sich an, wenn jemand die Quelledes Lebens gefunden hat und <strong>der</strong> Durst gelöscht ist? Wie erklärt man den an<strong>der</strong>en,was man gefunden hat?Die Papierstreifen werden aus dem Brunnen herausgeholt.Rote Papierstreifen werden beschriftet mit einem fiktiven Satz <strong>der</strong> Frau, den siesagen könnte, nachdem sie das Wasser empfangen hat, das ihren Durst löscht.Papierstreifen in den Brunnen legen.Alternativ: Phantasiereise zum Thema Durst, Quelle, Wasser erleben.Anschließend Bibelstelle lesen.Gespräch: Wie fühlt sich <strong>der</strong> Durst nach Leben an?Wie ist es, wenn Jesus den Durst stillt? Was könnte das bedeuten?Pastorin Anke NeuenfeldtEvangelisch-methodistische Kirche GrazPredigtimpulseBrunnen - Meditation zu Joh 4Brunnen – Ort, an dem ich meine Erschöpfung wahrnehmean dem ich meinen Durst spürean dem ich zur Ruhe kommeOrt, <strong>der</strong> aufgerichtete Mauern ins Wanken bringtMauern unterschiedlicher GlaubenstraditionenMauern zwischen Mann und FrauOrt, wo Begegnung in die Tiefe gehtwo Zuwendung im Augen-blick geschiehtwo wunde Punkte benannt werden-32-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenBrunnen, <strong>der</strong> die Quelle erahnen lässt<strong>der</strong> meinen Durst stilltwenn ich daraus schöpfeWo ist mein „Brunnenort“, wenn ich erschöpft, müde, rastlos bin?Spüre ich den Durst nach Leben auch in meinem alltäglichen Tun?Welche Mauern habe ich aufgerichtet und wem gegenüber?Wo setze ich mich über Grenzen, Tabus hinweg?Wo erlebe ich Begegnung auf Augenhöhe?Wo kann ich mich auch mit meinen wunden Punkten – Verletzungen, Kränkungen,Schwächen - zeigen?Wann fühle ich mich lebendig, frisch, mit meiner inneren Quelle verbunden?Welche Menschen erfrischen mich, lassen mich aufleben, hören mir zu?Zum Schluss noch eine Einladung von Carloyn Mc DadeKomm, trink tiefKomm trink tief vom lebendigen Wasser,ohne Becher neige dich dicht zum Grund.Wate barfuß in sprudelnde Gewässer hinein,wo sie voller Liebe und Leben sind.Komm, trink tief!Ich neige mein Haupt herabfallenden Himmelsgrenzen zu,wasche die Wunden <strong>der</strong> Erstarrung von meiner Seele,bade mein Herz in Fluten wil<strong>der</strong> Erneuerung,wo Liebe und Wut zusammenlaufen.Komm, trink tief!Komm, Himmelsregen, herab auf die trockene Saat,Regen <strong>der</strong> Liebe auf jedes geschundene Land.Tiefverwurzelte Selbstgefälligkeit erwacht zu Mitgefühl,so entspringt Hoffnung unseren Händen.Komm, trink tief!Mag. a Isabella EhartFeministische TheologinFoto:Wikipedia-33-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenProjekte <strong>Weltgebetstag</strong> 2014Ägypten, Kairo / CARITAS SalzburgSchulbildung für Mädchen aus dem SlumHagganaIn <strong>der</strong> ägyptischen Hauptstadt Kairo lebenheute weit über 16 Millionen EinwohnerInnen,ein Großteil davon in mehr als 50 Slums undArmenvierteln mit kaum vorhandenerInfrastruktur. Haggana ist einer dieser wildgewachsenen, d.h. ohne jegliche Planungentstandenen Vororte von Kairo.Hier leben ca. 500.000 Menschen unter ärmlichsten Bedingungen, vornehmlich inhöchst desolaten und baufälligen Behausungen. Die meisten <strong>der</strong> hier lebendenFamilien sind auf <strong>der</strong> Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen ausDörfern Oberägyptens in die Nähe <strong>der</strong> Hauptstadt gezogen, wurden jedoch sehr baldvon <strong>der</strong> harten Realität enttäuscht: <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Bewohner von Haggana verfügtüber kein geregeltes Einkommen und ist gezwungen, sich mit Gelegenheitsarbeitenüber Wasser zu halten.Die Arbeit <strong>der</strong> Caritas durch ihre Sozialprojekte ist in dem Stadtteil bereits seit 1986bekannt; In diesem aktuellen Projekt stehen die Mädchen im Mittelpunkt, da sie imspezifischen Kontext des Nahen Ostens fast immer benachteiligt bzw. aufverschiedenste Weise diskriminiert werden und deshalb einer beson<strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ungbedürfen.Die Eltern können die Existenz <strong>der</strong> Familie nicht sichern und verlassen sich deshalbschon sehr früh auf ihre Kin<strong>der</strong>. Kin<strong>der</strong>arbeit ist recht häufig, <strong>der</strong> Zugang zuSchulbildung ist aus finanziellen Gründen nicht für alle gesichert. Da die Privatschule<strong>der</strong> Barmherzigen Schwestern im Stadtteil Abbassieh einen ausgezeichneten Rufhat, entschloss sich die Caritas zu einererneuten Kooperation mit dem Orden.Seit 2007 erhalten rund 20 christliche undmuslimische bedürftige Mädchen imschulpflichtigen Alter, die mit ihren Familien imSlumviertel Haggana leben, eine guteSchulausbildung in <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong>Barmherzigen Schwestern. Die Mädchenwerden mit 2 Bussen <strong>der</strong> MIVA in denStefan Maier/CARITASStefan Maier/CARITASKin<strong>der</strong>garten und die Schule gebracht und biszu ihrer Rückkehr nach Hause von 2BetreuerInnen, die auch zwischen Schule und Eltern vermitteln, begleitet. DieMädchen können in <strong>der</strong> Schule Mittagessen und haben die Möglichkeit, amNachmittag Nachhilfe in Anspruch zu nehmen. Die Eltern beteiligen sich an <strong>der</strong>Ausbildung mit einem symbolischen Betrag und verpflichten sich die Kin<strong>der</strong> bis zurMatura in <strong>der</strong> Schule zu belassen.För<strong>der</strong>summe: 40.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2014 – 2016-34-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenHonduras, Halbinsel Zacate Grande: <strong>Frauen</strong>kooperativen und MikrokreditADEPZA (Vereinigung für die Entwicklung <strong>der</strong> Halbinsel Zacate Grande) /Global Local BozenDie südlich gelegene Halbinsel Zacate Grandegehört zu den ärmsten Gebieten von Honduras,und ist von einer hohen Analphabetenrate undeiner prekären Gesundheitsversorgunggeprägt. Für die Selbstversorgung <strong>der</strong> rund4000 EinwohnerInnen reichen die Fischerei,Mais und Bohnen nur knapp, denn <strong>der</strong> steinigeBoden ist wenig fruchtbar und wird zunehmendvon wohlhabenden ZweitwohnbesitzerInnen inBeschlag genommen.Thomas Viehwei<strong>der</strong>/Global LocalBozenHinzu kommt, dass das Ausmaß von physischer und psychischer Gewalt an <strong>Frauen</strong>in Zacate Grande erschreckend groß ist und mit <strong>der</strong> sozialen und wirtschaftlichenDiskriminierung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> einher geht. Dieses Projekt soll daher den Beginn einerstrukturierten <strong>Frauen</strong>arbeit darstellen und durch den Aufbau von <strong>Frauen</strong>kooperativendie wirtschaftliche und soziale Position <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> innerhalb <strong>der</strong> patriarchalischgeprägten Gesellschaft stärken.Insgesamt 70 <strong>Frauen</strong> in vier Dorfgemeinschaften bauen gemeinsam<strong>Frauen</strong>kooperativen (Schweinezucht, Bäckerei, Schnei<strong>der</strong>ei, Kleinhandel) auf undwerden dafür umfassend theoretisch und praktisch geschult. Kursinhalte sind<strong>Frauen</strong>rechte und Emanzipation, Backen, Nähen, Schweinezucht, Kleinhandel- bzw.Verkaufsladenführung.Teil <strong>der</strong> Finanzierungen werden auf Kreditbasis vergeben, d.h. die Kooperativenzahlen diesen Kredit an die Genossenschaftssparkasse von ADEPZA zurück, sodassin Zukunft an<strong>der</strong>e Gruppen wie Kleinunternehmen, Familien, Kooperativen profitierenkönnen.Dieses Projekt wurde bereits für den <strong>Weltgebetstag</strong> 2013 vorgestellt, <strong>der</strong>Projektbeginn verzögert sich jedoch aufgrund <strong>der</strong> umfangreichen Vorarbeiten mit den<strong>Frauen</strong>gruppen auf 2014.För<strong>der</strong>summe: 30.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2014 - 2016Frankreich, Massy: Unterbringung von MigrantInnen mit GewalterfahrungenLa CimadeLa CimadeSeit 2011 werden 20 <strong>der</strong> insgesamt 100 Räume desFlüchtlingszentrums speziell für <strong>Frauen</strong> mitGewalterfahrungen bereitgestellt.Betroffene <strong>Frauen</strong> und ihre Kin<strong>der</strong> können mindestens 6Monate hier leben und werden dabei unterstützt, eine eigeneBleibe zu finden. Psychologische und medizinischeVersorgung kann bei Bedarf auch in Anspruch genommenwerden.För<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 - 2014-35-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenFrankreich, Strassburg: Unterstützung und Beratung für AsylsuchendeCASASCASAS, eine kleine, lokal tätige NRO, betreutAsylwerberInnen, die nicht in staatlichen Einrichtungenuntergebracht sind. 120 ehrenamtliche und 6TeilzeitmitarbeiterInnen unterstützen AsylwerberInnen inden Anfor<strong>der</strong>ungen des täglichen Lebens und bei <strong>der</strong>Einreichung ihres Asylantrages.CASASFör<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 - 2014Türkei, Dersim/Tunceli: <strong>Frauen</strong>zentrumLeEZA (Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit)Mary Kreutzer/LeEZADas <strong>Frauen</strong>zentrum wurde 2011 von <strong>der</strong> erstenBürgermeisterin <strong>der</strong> Türkei gegründet und etabliert sichgerade als Anlaufstelle für <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>, diepsychosoziale, rechtliche o<strong>der</strong> sozialarbeiterischeUnterstützung in <strong>der</strong> von Gewalt geprägten kurdischenStadt Dersim/Tunceli. brauchen.Dieses Projekt wurde bereits für den <strong>Weltgebetstag</strong>2013 vorgestellt, musste jedoch aufgrund mangeln<strong>der</strong>Finanzierung um ein Jahr zurückgestellt werden.För<strong>der</strong>summe: 16.040,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 - 2014Libanon, Rayfoun: <strong>Frauen</strong>hausCaritas Libanon / Caritas SalzburgDas in den Bergen, 45 km nördlich von Beirutgelegene <strong>Frauen</strong>haus des Flüchtlingsbüros <strong>der</strong>Caritas Libanon bietet mit seinen großen Gärteneinen idealen Zufluchts- und Erholungsort für bis zu100 <strong>Frauen</strong>. Es besteht aus 3 Gebäuden mitinsgesamt 24 Zimmern, zwei großen Küchen sowie Stefan Maier/CARITASzahlreichen Räumen, die sich über drei Etagen imHauptgebäude verteilen.Die <strong>Frauen</strong>, die im <strong>Frauen</strong>haus Schutz suchen, sind ArbeitsmigrantInnen undAsylwerberinnen aus afrikanischen und asiatischen Län<strong>der</strong>n.För<strong>der</strong>summe: 20.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 - 2015MIRIAMGuatemala, Guatemala Ciudad und QuetzaltenangoMIRIAMDer Verein MIRIAM hat sich zum Ziel gesetzt, indigenenMaya-<strong>Frauen</strong> aus den ländlichen Gebieten durch ein ganzheitlichausgerichtetes Stipendienprogramm zu einer fundiertenBildung und damit zu einem selbstbestimmten Lebenund gesellschaftspolitischer Mitgestaltung zu verhelfen.För<strong>der</strong>summe: 31.700,90 Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 - 2015-36-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenBulgarien, Sofia: Gottes GeschenkChristliche Vereinigung für Bildung und Wohltätigkeit(CECA) „Heilige Sofia“2000 wurde CECA als Verein aus <strong>der</strong> bestehendenökumenische <strong>Frauen</strong>gruppe in Sofia konstituiert, <strong>der</strong> vorOrt 130 sozial benachteiligten Menschen (ältere o<strong>der</strong>behin<strong>der</strong>te Menschen, Waisen- und Straßenkin<strong>der</strong>,Arbeitslose) mit Lebensmitteln, Medikamenten undBeratung weiterhilft.Jordanka Gurowa/CECAFör<strong>der</strong>summe: 26.550,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 – 2015PNG, Kundiawa: Landwirtschaftskurse für <strong>Frauen</strong>Catholic Women’s Association <strong>der</strong> DiözeseKundiawaSeit 2013 bietet Schwester Angeline den <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong>Diözese Kundiawa Kurse für Landbau und Viehzuchtan. In insgesamt 36 Kursen mit jeweils 50Teilnehmerinnen vermittelt eine Trainerin Wissen überCatholic Women´s Association Gemüseanbau und die Aufzucht von Schlachthühnern,wobei auch die dafür notwendigen landwirtschaftlichenGeräte, Samen und Düngemittel bereitgestellt werden.För<strong>der</strong>summe: 20.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 – 2015Guatemala, Chajabal (Westl. Hochland): Las Luces –<strong>Frauen</strong> schaffen EinkommenAFDIGUA / Brigitte BannertZielgruppe sind 60 Maya-<strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>vereinigungdes Dorfes, die mit Hilfe des Mikrokreditfonds kleineGemüsegärten anlegen und bewirtschaften können. DasGemüse kann von <strong>der</strong> eigenen Familie konsumiert, bzw.weiter verarbeitet und am Markt verkauft werden.AFDIGUAFör<strong>der</strong>summe: 20.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2013 - 2015Unterstützung unseres Partnerlandes Makedonien, Teilnahme einer Delegiertenan <strong>der</strong> WGT-Europatagung 2014 in SalzburgUnter dem Motto „Voneinan<strong>der</strong> lernen – miteinan<strong>der</strong> leben“veranstaltet das ökumenische Nationalkomitee des <strong>Weltgebetstag</strong>es <strong>der</strong><strong>Frauen</strong> in Österreich die Europakonferenz des <strong>Weltgebetstag</strong>es 2014 inSalzburg.Einer Delegierten aus Makedonien, unserem WGT-Partnerland, soll dieTeilnahme an dieser internationalen Konferenz ermöglicht werden.För<strong>der</strong>summe: 1.000,- EuroMMag. a Anna Wieselthaler-37-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenAus dem VorstandDas Jahr 2013 war für uns <strong>Frauen</strong> im Vorstandüberschattet von <strong>der</strong> schweren Krankheit unsererVorstandsfrau Helen Nicole Hertford-Scheiber.Wir alle waren voll Zuversicht und Hoffnung,dass sie wie<strong>der</strong> in unserer Mitte sein kann.Als uns dann im Juli die Nachricht von ihremAbleben erreichte, waren wir alle sehr traurig undbetroffen.Nikki war eine große Bereicherung im Vorstanddes Nationalkomitees, dem sie seit 2011 alsVertreterin <strong>der</strong> Anglikanischen Kirche angehörte.Dankbar schauen wir auf die Zeit, die wir mit ihrverbringen durften. Ihre beson<strong>der</strong>e Ausstrahlungund Liebenswürdigkeit bleibt in unsererErinnerung.Nikki, du wirst im Vorstand und dem <strong>Weltgebetstag</strong> in Österreich sehr fehlen.Im Namen aller <strong>Frauen</strong> des VorstandesEva-Maria SchafferNachruf von Eva LochmannHelen Nicole Hertford-Scheiber ist nicht mehr unter unsSie wollte noch so vieles ...Immer war sie mit viel Eifer bei <strong>der</strong> Sache!Die <strong>Weltgebetstag</strong>sidee entsprach ihrer Lebenseinstellung - Helfen, wo es notwendigist - Ungerechtigkeiten aufzeigen, aber nicht Kritik war ihr wichtig, son<strong>der</strong>n vielmehrbeispielgebende Nächstenliebe als Vorbildwirkung.Sie konnte auch in ihrer ruhigen Art, konsequent und, wenn es sein musste, mitNachdruck ihre Meinung vertreten. Erwartungen, die sie an an<strong>der</strong>e stellte verlangtesie sich in gleichem Maße selbst ab.Sie saß bei Vorstandssitzungen neben mir ... So kamen wir immer öfter ins Gespräch... sie erzählte mir aus ihrer bewegten Vergangenheit ... wir fuhren gemeinsam imZug zur Klausurtagung ... so kamen wir uns näher ... ich lernte sie als wun<strong>der</strong>baren,einfühlsamen Menschen kennen.Der Platz neben mir wird leer sein ... sie wird mir - uns - fehlen ...Die Hochzeit ihrer Tochter Christine gab ihr Auftrieb, sie konnte und durfte sieerleben, doch die Anstrengung war zu viel ... die Krankheit war stärker ...Sie wollte noch so vieles ... Menschen wie sie sind Wegbereiter, vielleicht gelingt esuns, manches in ihrem Sinne weiterzuführen ... mögen wir in ihrem Angedenken dieKraft dazu aufbringen ...-38-


WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägypten<strong>Weltgebetstag</strong> Europatagung 11. bis 17. Juni 2014Österreich wird vom 11. bis 17. Juni 2014 Gastgeberland für die <strong>Weltgebetstag</strong> –Europakonferenz im Bildungs- und Konferenzzentrum St. Virgil in Salzburg sein. Zudieser Tagung erwarten wir ca. 130 <strong>Frauen</strong> aus über 40 europäischen Nationalkomiteesund des internationalen Komitees aus New York.Unter dem Thema:„Voneinan<strong>der</strong> lernen – miteinan<strong>der</strong> leben“steht die gegenseitige Achtung, Verständigung und Weiterentwicklung im Blickfeld.Wir konnten bereits Univ.-Prof. Dr. in Ulrike Bechmann und Mag. a Viola Raheb alsReferentinnen für die Bibelarbeiten gewinnen. Workshop-Leiterinnen kommensowohl vom internationalen als auch aus europäischen Nationalkomitees.Finanzieren wollen wir die Konferenz aus den Tagungsbeiträgen, Sponsoren undSpenden aus eigenen Veranstaltungen bzw. Spenden aus WGT-Basisgruppen(Basare, Flohmärkte, etc…). Wir laden Sie also alle herzlich ein, Erlöse IhrerAktivitäten <strong>der</strong> WGT-Europakonferenz zu widmen.Nähere Infos und Einladungen zum Begegnungstag ergehen noch geson<strong>der</strong>t.Fabel von <strong>der</strong> kleinen Blume in <strong>der</strong> WüsteEs war einmal eine kleine Blume, die stand mitten in <strong>der</strong>Wüste.Täglich wartete die kleine Blume auf einen Regentropfen.Doch wenn es wirklich einmal nach Regen roch, kam dieSonne hervor und machte die Hoffnung zunichte. Mit Mühehielt sich die kleine Blume im lockeren Boden und hatteeinfach Angst. Angst vor <strong>der</strong> sengenden Hitze; Angst vorEinsamkeit; und Angst vor <strong>der</strong> Zukunft. Ein Kolibri sah ihre Traurigkeit und sagt diesden an<strong>der</strong>en Tieren weiter.Der Stier hatte kein Interesse. Für ihn galt nur, was stark ist. Eine kleine Blumezählte für ihn nicht. Auch <strong>der</strong> Bernhardiner blieb kalt. Ihn rührte nichts. In <strong>der</strong> Hitzelag er nur ausgestreckt am Boden und schlief. Und die Elster, die immer große Töneschwang und hochfliegende Pläne hatte, verwies auf ihre vielen Termine und meinte,sie habe wirklich keine Zeit.Da war <strong>der</strong> Kolibri verzweifelt; denn was sollte er, ausgerechnet <strong>der</strong> kleinste unterden Vögeln, tun? Da schwirrte er kurz entschlossen zu den Ameisen, berichteteihnen von dem Leid <strong>der</strong> Blume. Ohne zu zögern bildeten sie eine lange Kette,schleppten Erdkrumen und Grassamen bis an die Wurzel <strong>der</strong> Blume undbefeuchteten alles mit Tau. Und es dauerte nicht lange, da wuchs Leben mitten in<strong>der</strong> Wüste, und die kleine Blume entwickelte sich zu einem strahlenden Glanz.Und alles war nur möglich, weil <strong>der</strong> Kolibri die Ameisen benachrichtigt hatte.Text/Foto: internet-39-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenRückblick <strong>Weltgebetstag</strong> 2013Die französischen <strong>Frauen</strong> haben mit dem sehr aktuellen Thema: „Ich war fremd und ihr habtmich aufgenommen“, eingeladen, die Erfahrungen des Fremd-Seins aus vielen Blickwinkelnzu betrachten. Ein deutliches Zeichen für ein Klima und eine Kultur des Willkommens habendie rund 400 Feiergemeinden des <strong>Weltgebetstag</strong>es einer fremdenfeindlichen Interpretation<strong>der</strong> Asylgesetze und dem mancherorts auftretenden Rassismus entgegengesetzt. DurchKreativität und Vielfalt <strong>der</strong> Gestaltung waren die Gottesdienste ein Angebot im FremdenJesus und damit Gott zu begegnen.Asylsuchenden Menschen eine erste Anlaufstelle für Ihr Anliegen zu bieten, ihnen Zugangzu medizinischen und psychologischen Behandlungen zu ermöglichen, das konnten wirkonkret im Schwerpunktland Frankreich mit zwei Projekten erreichen.Wir bedanken uns bei allen Mitarbeiterinnen für Ihren engagierten Einsatz in den einzelnenGemeinden und die Überweisung <strong>der</strong> Kollekte von rund 152.400,-- Euro; das sind etwa30.000,-- Euro weniger als die letzten Jahre.Maria Schachamayr<strong>Weltgebetstag</strong> 2013 in Zahlen: vorläufiger Stand September 2013EingängeAufwendungenDie unentgeltliche umfangreiche Leistung von vielen MitarbeiterInnen ist einwesentlicher Beitrag zur finanziellen Entlastung <strong>der</strong> Aufwendungen zugunsten <strong>der</strong>Projektfinanzierung. Ein herzliches DANKE, auch im Namen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, denen <strong>der</strong>WGT eine neue Lebensperspektive eröffnet hat.Die Steuerberaterin Mag. a Veronika Auer prüft die jährliche Geschäftsgebarung desWGT und die ordnungsgemäße Verwendung <strong>der</strong> Spendengel<strong>der</strong> entsprechend denKriterien des österreichischen Spendengütesiegels.-40-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenIn memoriam Pfr. in Dr. Elfriede Kreuze<strong>der</strong>Nach langer Krankheit und hochbetagt starb im Februar - kurz vor dem 15. Jahrestagihrer Weihe zur ersten Priesterin unserer Altkatholischen Kirche - Dr. in ElfriedeKreuze<strong>der</strong>.Abgeschlossene Studien in Religionswissenschaft und klassischer Archäologie sowieihr anschließendes Theologiestudium (vor allem an <strong>der</strong> Evang.Theol. Fakultät Wien)gaben ihr ein weit überdurchschnittlich solides Rüstzeug, in unserer Kirche - auchinternational - und in <strong>der</strong> Ökumene zu wirken.Beson<strong>der</strong>s engen Kontakt hatte sie zu den anglikanischen und orthodoxen Kirchen.Von <strong>der</strong> Gründungszeit des Ökumenischen Rates <strong>der</strong> Kirchen in Österreich, <strong>der</strong>Ökumenischen Morgenfeier im ORF, des Koordinierungsausschusses für christlichjüdischeZusammenarbeit, <strong>der</strong> Österreichischen Bibelgesellschaft und eben auch <strong>der</strong><strong>Weltgebetstag</strong>sbewegung in Österreich hat sie mir in meiner Übergangszeit vonDeutschland nach Österreich ausführlich berichtet.Schon damals, also vor knapp 20 Jahren, wurde uns beiden deutlich, wie sehr sichdie Zeiten und damit die Aufgabenbereiche und Arbeitsweisen geän<strong>der</strong>t haben.Vergessen sollten wir unsere ökumenischen "Mütter" jedenfalls nicht!OStR. in Monika HeitzBuchtipps:„Sr. Emmanuelle, Meine Freundin und Mutter“; Sr. Sara (Tyrolia Verlag, aus demFranzösischen von A. Handler)Das Buch ist als Dialog zwischen Sr. Sara und Sr. Emmanuelle über diegemeinsame Geschichte ihres Aufbauwerkes bei den Müllsammlernabgefasst und gibt einen lebendigen Einblick in das Leben <strong>der</strong> beidenSchwestern bei ihrer Mühe, den Menschen einen Weg in eine bessereZukunft zu ermöglichen. Es ist ein wun<strong>der</strong>bares Buch voll Spiritualitätund innerer Kraft.„<strong>Frauen</strong>power auf Arabisch“; Karim El-Gawhary (Kremayr&Scheriau)Jenseits von Klischee und Kopftuchdebatte„Die neuen arabischen <strong>Frauen</strong>“; Gabi Kratochwil (Verlag:Orell –Füssli, Zürich,ISBN 3-280-05461-3)Erfolgsgeschichten aus einer Welt im Aufbruch„Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierung“; Susanne Schröter(transcript-Verl. Bielefeld; ISBN 978-3-8376-2173-0)Transformation und Restauration von Gen<strong>der</strong>verhältnissen in <strong>der</strong>arabischen Welt-41-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenPressetextDie Liturgie für den WGT 2014 kommt aus Ägypten und ist wie<strong>der</strong> einmal vonhöchster Aktualität geprägt.Als das ägyptische Nationalkomitee vor zwei Jahren mit den Vorbereitungen für denWGT 2014 begonnen hat, war <strong>der</strong> Arabische Frühling auch in Ägyptenausgebrochen. Das Land stand im Zeichen von Protesten und Aufständen, an denensich auch viele junge <strong>Frauen</strong> beteiligten. Die Menschen gingen auf die Straßen, umihre Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Gleichberechtigung zu erheben. Siewaren voller Hoffnung für ein neues Ägypten, aber bis heute wurde die ersehnteRevolution <strong>der</strong> Werte nicht umgesetzt. Ägypten wird noch immer von blutigenZusammenstößen zwischen Anhängern <strong>der</strong> islamistischen Regierung, <strong>der</strong>Opposition und Sicherheitskräften erschüttert.Zu diesem kritischen und entscheidenden Zeitpunkt empfangen wir von denChristinnen aus Ägypten ein beson<strong>der</strong>es Geschenk: eine bewegende undbeeindruckende Liturgie.Das Thema für den WGT 2014 „Ströme in <strong>der</strong> Wüste“ steht schon seit 2007 fest,bekommt unter diesen Umständen aber eine neue Dimension und for<strong>der</strong>t uns erneutzum „Informierten Beten und Betenden Handeln“ heraus. Wie ein kleiner Strom, <strong>der</strong>in <strong>der</strong> Wüste zu fließen beginnt, wie<strong>der</strong>spiegeln auch Wortmeldungen <strong>der</strong>VertreterInnen christlicher Kirchen aus Ägypten die tiefe Quelle unseres Glaubensund ermutigen uns, an <strong>der</strong> Hoffnung festzuhalten, dass „viele kleine Leute, an vielenkleinen Orten das Gesicht <strong>der</strong> Welt (Ägyptens) verän<strong>der</strong>n können“. Viele kleineBäche, die zusammenfließen, entwickeln sich zu Strömen, die selbst eine Wüsteerfrischen und neu beleben können.Am Beispiel Begegnung <strong>der</strong> samaritanischen Frau mit Jesus am Jakobsbrunnen,zeigen die christlichen <strong>Frauen</strong> aus Ägypten in „ihrer“ Liturgie auf, dass es(lebens)notwendig ist, Grenzen zu überwinden, um zu den Strömen lebendigenWassers zu kommen und sie vertrauen auf die erfrischende und belebende Kraft ausdem Glauben, aus <strong>der</strong> Spiritualität und <strong>der</strong> ökumenischen Gemeinschaft.Das Titelbild wurde im Auftrag des WGT Deutschland von <strong>der</strong> ägyptischen KünstlerinSouad Abdelrasoul geschaffen.Marianne Domby-42-


WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenK O L L E K T E N B E S T Ä T I G U N G ( K B) 2014(Original für Österreichisches Nationalkomitee)Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringendnotwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an dieGeschäftsstelle zu retournieren.Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingangmuss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!Bitte an WGT Otto-Mauer-Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien, senden.Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................Adresse <strong>der</strong> Gemeinde:Name:.............................................................Strasse: .........................................................PLZ/Ort: .........................................................Unterschrift 1: ............................................Unterschrift 2: ……………………………Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf dasERSTE- Bank -Konto Nr. 822 596 412 00, BLZ 20111 lautend auf <strong>Weltgebetstag</strong>in Österreich. IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWWBitte beachten: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort <strong>der</strong>Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .K O L L E K T E N B E S T Ä T I G U N G (KB) 2 0 1 4(Kopie für Ihre Unterlagen)Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringendnotwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an dieGeschäftsstelle zu retournieren.Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingangmuss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!Bitte an WGT Otto-Mauer Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien senden.Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................Adresse <strong>der</strong> Gemeinde:Name:….........................................................Strasse: .........................................................PLZ/Ort: .........................................................Unterschrift 1: .........................................Unterschrift 2: ……………………………Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf dasERSTE- Bank-Konto Nr. 822 596 412 00, BLZ 20111 lautend auf <strong>Weltgebetstag</strong>in Österreich. IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWWBitte beachten: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort <strong>der</strong>Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist!-43-


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