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Download - Weltgebetstag der Frauen

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WGT-Arbeitsheft 2014 - Ägyptennicht wegen <strong>der</strong> Moscheen. Mit <strong>der</strong> vorislamischen Ära, <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Dunkelheit,können aber viele strenggläubige Muslime, insbeson<strong>der</strong>e die Muslimbrü<strong>der</strong>, weniganfangen. Die halbnackten Skulpturen, Gott-Mensch-Zwitterwesen und all das bunteKulturerbe sind ihnen ein Dorn im Auge. Der Alltag in Ägypten wurde mit islamischerGesellschaftsmoral weniger fröhlich. Dies spürt man auch als Gast auf Hochzeiten,die schon einmal bunter und ausgelassener waren.In den letzten Jahrzehnten wurde <strong>der</strong>Massentourismus Nil auf und Nil abverfrachtet, und die Küste am RotenMeer versackte zum neuen Mallorca.Auch wenn die Preise immer niedrigerwurden, diese so wichtigeEinnahmequelle des Landes kommtnun völlig zum Erliegen. TäglicheGewalt, Entführungen und absoluteUnsicherheit, wie es politischweitergeht, schrecken Reiselustige ab.Der Tourismus sorgte für rund 30Prozent <strong>der</strong> Staatseinnahmen, dieweite BevölkerungsschichtenMoschee, Ibn Tulun; Kairoerreichten. Der fliegende Händler, <strong>der</strong> Souvenirs vertrieb, hatte ebenso wie <strong>der</strong>Hotelmanager, <strong>der</strong> Koch und <strong>der</strong> Bootsunternehmer etwas vom großen KuchenFremdenverkehr. Sah man schon im Sommer 2011 immer weniger Reisegruppen, sobricht nun dieser wichtige Geschäftszweig völlig zusammen. Angesichts des hohenBevölkerungswachstums müssten theoretisch alle acht Monate um die 400 000Arbeitsplätze geschaffen werden. Tatsächlich gingen aber Millionen verloren, nichtzuletzt auch durch die ägyptischen Heimkehrer aus Libyen. Die zornigen jungenMänner haben keine Aussicht auf Verbesserung ihres Lebens, sie demonstrieren,werfen Steine und suchen Schuldige für ihre Misere. Keine Ehe gründen zu können,keinen Status sich zu schaffen, dies schafft tickende Zeitbomben an jungenMännern, die immer gewaltbereiter werden. Allein die wachsende Zahl anVergewaltigungen zeichnet ein dramatisches Bild gesellschaftlicher Zustände.Die Sorge vor einem lang anhaltenden Bürgerkrieg zwischen Anhängern <strong>der</strong>gestürzten Muslimbrü<strong>der</strong> und den säkularen Kräften, hinter denen die Armee steht,ist berechtigt. Denn die Einheit des Landes scheint völlig in Frage gestellt. Wie immerman die Ereignisse vom 3. Juli bezeichnen mag, ob als Umsturz mit starkemRückhalt im Volk, als Putsch o<strong>der</strong> als Volkserhebung gegen die neue Machtcliquerund um Präsident Mursi, die Bevölkerung ist tief gespalten. Sah man vor zweiJahren noch die Menschen in T-Shirts mit Sprüchen wie “Bin ein stolzer Ägypter“, sodriften die Aufschriften auf den Leibchen heute stark auseinan<strong>der</strong>. Anhänger o<strong>der</strong>Gegner von Mursi zu sein, wird eben auch textil zur Schau getragen. Gegen ihnwurden in den Monaten <strong>der</strong> permanenten Aufmärsche dieselben Parolen skandiert –nämlich „Irhal“ zu Deutsch „Hau ab“ – wie im Jänner 2011 gegen denLangzeitpräsidenten Hosni Mubarak. Den Sturz von Mursi genau ein Jahr nachAmtsantritt begrüßte Syriens Präsident Baschar al-Assad, Saudi-Arabien unterstütztedie Intervention <strong>der</strong> Armee diskret, während viele westliche Regierungen dies alsPutsch verurteilten. Die Führungsebene rund um Mursi wird gegenwärtig verhaftet,wie es zuvor den Profiteuren des Regime Mubarak ergangen war. Im Mai weilte ich-7-

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