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WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenDie Kirchen des christlichen OstensDas Christentum in ÄgyptenEinleitungDas Erscheinungsbild des Christentums in Ägypten führt uns in die Welt derOstkirchen. Gerade Ägypten spielt für die Entwicklung der christlichen - und speziellder ostkirchlichen - Konfessionen, wie sie sich uns heute präsentieren, eine wichtigeRolle. Ägypten mit seinem frühchristlichen Zentrum Alexandrien ist außerdem einesjener Länder, in denen alle drei ostkirchlichen Konfessionen (orthodox,altorientalisch, mit Rom uniert) 1 vor dem Hintergrund einer langen, traditionsreichenund bisweilen nicht konfliktfreien Geschichte neben- und miteinander existieren. Indiesem Beitrag werden zunächst in einem konfessionskundlichen Überblick die dreigenannten Kirchenfamilien des christlichen Ostens vorgestellt. Danach folgt eineRückschau in die Geschichte des Christentums in Ägypten. Zuletzt sollen dieSpiritualität und die pastoralen Tätigkeiten des ägyptischen Christentums, wie esheute existiert und erfahrbar ist, in den Blick genommen werden.Kleine KonfessionskundeSo wie die Mitglieder einer Familie zusammengehören, in Beziehung zueinanderstehen und miteinander verbunden sind, so können auch die einzelnen Kirchen einerKirchenfamilie gesehen werden: Es gibt Elemente in Vergangenheit und Gegenwart,die all diesen Kirchen gemeinsam sind, auf die sie sich stützen und die zu ihremWesen gehören. In Bezug auf die Ostkirchen gibt es drei Kirchenfamilien, die jeweilsuntereinander - wie eine Familie - in Gemeinschaft stehen: Erstens die Familie derOrthodoxen (auch Byzantinisch-Orthodox genannten) Kirchen, zweitens die Familieder Altorientalischen (auch Orientalisch-Orthodox genannten) Kirchen, und drittensdie Familie der mit Rom unierten, katholischen Ostkirchen 2 . Innerhalb dieser dreiKirchenfamilien gibt es im Wesentlichen jeweils drei Elemente, die das Bindegliedzwischen den einzelnen Kirchen sind: (a) der gemeinsame Glaube bzw. dasgemeinsame Bekenntnis, das in der Lehre zum Ausdruck kommt, (b) diegemeinsame Liturgie, die nach einem bestimmten Ritus gefeiert wird, und (c) diegemeinsame kirchenrechtliche Grundlage, die in den canones (lat. „Rechtssätze“)des Kirchenrechts zum Ausdruck kommt. Auf die Ostkirchen treffen zwei weitereMerkmale zu: Sie sind zum einen als Landeskirchen organisiert und haben damiteinen starken Bezug zu den jeweiligen staatliche Strukturen, in die sie eingebettetsind. Je nach Rangfolge steht einer Ostkirche entweder ein Patriarch oder einErzbischof, in jedem Fall aber ein geweihter Bischof, vor. Zum anderen sind dieOstkirchen „liturgische Kirchen“, womit die hohe Stellung der Liturgie nicht nur impraktischen Leben der Kirche, sondern auch in ihrer Theologie zum Ausdruckkommt.1 Siehe Tabelle im Anhang.2 Die dritte Gruppe der katholischen Ostkirchen nehmen gewissermaßen eine Sonderposition unter denOstkirchen ein, da sie Teil der katholischen Kirche sind. Bedingt durch geschichtliche Begebenheiten anerkennensie den römischen Papst als ihr Oberhaupt und stehen so mit der römisch-katholischen Kirche in Gemeinschaft.-17-