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Download - Weltgebetstag der Frauen

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WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenVor <strong>der</strong> Revolution wurde die Erfahrung von Gewalt totgeschwiegen. Jetztbrechen immer mehr <strong>Frauen</strong> ihr SchweigenFür Hoda Badran, Vorsitzende <strong>der</strong> Egyptian Feminist Union und Grande Dame <strong>der</strong>ägyptischen <strong>Frauen</strong>bewegung, überwiegt deshalb zwei Jahre nach <strong>der</strong> Revolutiondie Sorge vor Rückschritten bei den <strong>Frauen</strong>rechten. Badran sieht <strong>Frauen</strong> zerriebenzwischen zwei frauenfeindlichen Ideologien, dem Männlichkeitskult <strong>der</strong> Militärs unddem religiösen Fundamentalismus <strong>der</strong> Islamisten. "<strong>Frauen</strong> haben keinen Platz in denInstitutionen <strong>der</strong> Transformation“, kritisiert sie. Ein Zweckbündnis mit den weiblichenAbgeordneten <strong>der</strong> Partei „Gerechtigkeit und Freiheit“ hält sie für sinnlos. „Es gibtSklavinnen, die nicht befreit werden wollen“, lautet ihr hartes Urteil über dieIkhwanias, die <strong>Frauen</strong> bei den Muslimbrü<strong>der</strong>n.Doch die Realität ist komplizierter als das Klischee von den fortschrittlichenSäkularen und den rückwärts gewandten Religiösen. Die Befürchtungen einer HodaBadran spiegeln auch die Arroganz <strong>der</strong> alten liberalen Elite, die auf ihre ungebildetenLandsleute herabschaut. „Hoda Badran repräsentiert nicht die Mehrheit <strong>der</strong>ägyptischen <strong>Frauen</strong>, weil sie aus <strong>der</strong> Oberschicht stammt“, hält die SchriftstellerinSalwa Bakr dagegen, die aus einfachen Kairoer Verhältnissen kommt. Für sie sindnicht nur die Muslimbrü<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n vor allem die zutiefst frauenfeindliche Kultur desLandes das Hauptproblem. An<strong>der</strong>e Liberale gestehen auch den <strong>Frauen</strong> aus demislamischen Spektrum zu, dass sie für weibliche Anliegen eintreten werden. So wiedie junge Psychiaterin und Aktivistin Basma Abdel Asis, die durch ihre Arbeit für dasGesundheitsministerium einen guten Einblick in die Alltagsprobleme von <strong>Frauen</strong> hat.„Alle <strong>Frauen</strong> sprechen über ihre Rechte, egal ob religiös o<strong>der</strong> nicht religiös“, sagt sie.„Es gab sogar Demonstrationen von <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> schwarzen Vollverschleierung,dem Niqab, für mehr <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Verfassungskommission.“Basma Abdel Asis und viele Aktivistinnen <strong>der</strong> jüngeren Generation setzen auf dengesellschaftlichen Wandel. Der macht sich zum Beispiel beim Thema sexuelleBelästigung bemerkbar. Nach einer Umfrage des ägyptischen Zentrums für<strong>Frauen</strong>rechte haben 83% <strong>der</strong> Ägypterinnen Erfahrungen mit sexueller Gewalt. DasThema ist allgegenwärtig, aber die gesellschaftliche Wahrnehmung hat sichgewandelt. Vor <strong>der</strong> Revolution wurde das Problem totgeschwiegen. Falls docheinmal ein Opfer zur Polizei ging, gaben Polizisten und Gerichte <strong>der</strong> Frau selbst dieSchuld. Jetzt brechen immer mehr <strong>Frauen</strong> ihr Schweigen. Basma Abdel Asis kenntsolche Fälle durch ihr Engagement beim Nadeem Center, das Opfern von Gewalthilft, ihr Recht zu erstreiten – etwa einer Frau, die ihren Peiniger vor ein KairoerGericht brachte. Im November 2012 wurde <strong>der</strong> 42-jährige Mann schuldig gesprochenund zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 2000 ägyptischen Pfund (223Euro) verurteilt. Solche Erfolge machen Mut. „<strong>Frauen</strong> kämpfen heute mehr für ihreRechte, und deshalb hat sich ihre Lage verbessert“, meint Salwa Bakr. „Sie fangenan, ihre Schuldgefühle und ihre Scham zu überwinden und klagen die an<strong>der</strong>e Seitean. Das ist eine gewaltige Verän<strong>der</strong>ung.“Die Revolution hat einen Umbruch in <strong>der</strong> ägyptischen Gesellschaft angestoßen. Diesoziale Realität ägyptischer <strong>Frauen</strong> entspricht längst nicht mehr dem konservativenFamilienbild, das Muslimbrü<strong>der</strong> und große Teile <strong>der</strong> Gesellschaft pflegen. Bis zu 30%<strong>der</strong> Haushalte werden von <strong>Frauen</strong> geführt. <strong>Frauen</strong> aus allen Bereichen <strong>der</strong>Gesellschaft for<strong>der</strong>n mehr Rechte. Koptische <strong>Frauen</strong> kämpfen für die Einführungeiner Zivilehe und dem damit verbundenen Recht auf Scheidung, das ihre Kirche-12-

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