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Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen

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Ökumenischer <strong>Weltgebetstag</strong><br />

<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong><br />

Freitag, 2. März 2012<br />

<strong>Frauen</strong> aus Malaysia laden ein


Inhaltsverzeichnis<br />

-2-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Zum Geleit 3<br />

Landvorstellung 4<br />

Landkarte 4<br />

Malaysia auf einen Blick 5<br />

Tropisches Land am Äquator 6<br />

Bildung 8<br />

Geschichte 8<br />

Migration in Malaysia 10<br />

Indigene Völker Malaysias 13<br />

Menschenrechte in Malaysia 19<br />

Fairer Handel ist möglich (aus „<strong>Frauen</strong> mit einer Mission“) 20<br />

Der weise Richter (Märchen aus Malaysia) 22<br />

Religion 23<br />

Was Sie sonst noch interessieren könnte 25<br />

Rezepte 26<br />

Liturgie 28<br />

Einführung in die Liturgie 28<br />

Bibelarbeiten 29<br />

Predigtvorschlag 32<br />

Projektarbeit 34<br />

Projekte WGT 2012 34<br />

Projektbericht Haiti 38<br />

Aufbau eines neuen <strong>Frauen</strong>zentrums (LeEZA) - Türkei 39<br />

WGT in Österreich 42<br />

Aus dem Vorstand 42<br />

Zeichen <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> 43<br />

Rückblick WGT 2011/Finanzen 45<br />

Pressetext/Nachruf Dorli Gienger 46<br />

Kollektenbestätigung 47<br />

Der <strong>Weltgebetstag</strong> 2013 kommt aus Frankreich.<br />

Thema:<br />

„I Was a Stranger and You Welcomed Me“<br />

Der deutsche Titel wird im Sommer 2012 bekannt gegeben.<br />

Medieninhaberin und Herausgeberin: WELTGEBETSTAG DER FRAUEN – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich,<br />

Währingerstrasse 2-4/2/22, A – 1090 Wien, Tel. + Fax: 01/406 78 70 – Email: wgt@weltgebetstag.at – www.weltgebetstag.at<br />

Bankverbindung: Raiffeisenlandesbank NÖ – Wien; BLZ 32 000, Kontonr. 7.474.448<br />

Redaktion: Marianne Domby, Monika Heitz, Gerda Mlady, Elisabeth Papauschek,<br />

Layout: Maria Schachamayr; Druck: Buch- und Offsetdruck Buschek<br />

DIESES ARBEITSHEFT IST NUR FÜR DEN INTERNEN KIRCHLICHEN GEBRAUCH VORGESEHEN


ZUM GELEIT<br />

-3-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Am 2. März 2012, aber auch schon Wochen und Monate davor, richten<br />

weltweit viele Christinnen und Christen ihre Aufmerksamkeit auf<br />

Malaysia: das ist das Land, aus dem die Liturgie für den <strong>Weltgebetstag</strong><br />

2012 kommt.<br />

Mit <strong>der</strong> Liturgie und verschiedenen Informationsmaterialien haben uns<br />

die malaysischen <strong>Frauen</strong> auch ein wun<strong>der</strong>schönes Bild <strong>der</strong> Künstlerin<br />

Hanna Cheriyan Varghese geschickt, das diese eigens für den WGT 2012 geschaffen hat.<br />

Wir fanden dieses Bild so beeindruckend, dass wir es im Original als Titelbild verwendet<br />

haben. Beeindruckend sind nicht nur die kräftigen gelben, roten und grünen Farbtöne,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Bewegung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>gestalten. Das gesamte Bild unterstreicht das<br />

Thema und verstärkt den Ruf nach <strong>Gerechtigkeit</strong> für alle Menschen.<br />

„LASST GERECHTIGKEIT WALTEN“ - unter diesem Thema steht <strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong><br />

2012 und er ist damit wie<strong>der</strong> einmal ganz nahe bei den Ereignissen, die <strong>der</strong>zeit die Welt<br />

beschäftigen.<br />

Wenn wir die Botschaft <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus Malaysien verstehen wollen, kommen wir nicht<br />

umhin, uns ernsthaft mit ihrem Land, <strong>der</strong> Bevölkerung, mit ihren Freuden und Sorgen und<br />

ihren Gebetsanliegen auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Dazu möchte Ihnen das vorliegende Arbeitsheft eine Hilfe sein.<br />

Die Verfasserinnen <strong>der</strong> Liturgie aus Malaysia stellen uns die Schönheit und den Reichtum<br />

ihres Landes vor, aber sie zeigen auch klar auf, wo Probleme und Missstände herrschen<br />

und sie rufen auf, eine klare, unmissverständliche Haltung einzunehmen, wenn es darum<br />

geht ungerechte Situationen beim Namen zu nennen und entschlossen für Verän<strong>der</strong>ungen<br />

einzutreten.<br />

Malaysia besteht aus zwei Landesteilen, die durch das Südchinesische Meer voneinan<strong>der</strong><br />

getrennt sind. Dort leben Menschen malayischer Herkunft – sie werden auch Bumiputras<br />

genannt, d.h. „Söhne <strong>der</strong> Erde“ – und eingewan<strong>der</strong>te Bevölkerungsgruppen, Chinesen und<br />

In<strong>der</strong>. Zudem ist Malaysia das größte asiatische Zielland für Arbeitsmigranten und –<br />

migrantinnen und hier suchen auch noch viele Flüchtlinge aus Län<strong>der</strong>n, in denen politische<br />

Unruhen o<strong>der</strong> Krieg herrschen, ein vorläufiges Zuhause. Demnach ist die ethnische und<br />

religiöse Vielfalt ein wesentliches gesellschaftliches Merkmal Malaysias.<br />

Vielfalt bedeutet Reichtum, kann aber auch Konfliktpotenzial beinhalten.<br />

Malaysias Wahlspruch - „Einheit ist Stärke“ - möchte den Eindruck erwecken, dass das<br />

friedvolle, harmonische Zusammenleben von Menschen mit so unterschiedlichen Kulturen<br />

und Religionen vorbildlich gelingt. Seit <strong>der</strong> Einführung des Bumiputra-Status, <strong>der</strong> mit vielen<br />

wirtschaftlichen Privilegien verbunden ist, wächst jedoch die Gefahr, dass die Rechte aller<br />

an<strong>der</strong>en Bevölkerungs- und Religionsgruppen mehr und mehr beschnitten werden.<br />

Lass <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>! Malaysia und die Welt, wir alle brauchen das Gebet für<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> und Frieden. Darum wollen wir diese malaysische Liturgie dankbar<br />

annehmen und achtsam damit umgehen, wenn wir sie in unseren Gottesdiensten am<br />

2. März 2012 einsetzen.<br />

Bei allen Vorbereitungen für diesen Tag und im gemeinsamen Feiern, Beten und Handeln<br />

wünscht Ihnen <strong>der</strong> Vorstand des Ökumenischen Nationalkomitees viel Freude, Kreativität<br />

und Gottes Segen.<br />

Marianne Domby


LANDVORSTELLUNG<br />

Landkarte:<br />

-4-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Die wichtigsten Landessymbole sind die Flagge, das Wappen sowie <strong>der</strong> Rote<br />

Hibiskus (malaiisch: Bunga Raya).<br />

Die Flagge<br />

Das Wappen:<br />

Der Rote Hibiskus:<br />

M a l a y s i a<br />

weist mit ihren Streifen auf die Fö<strong>der</strong>ation aus 13<br />

Bundesstaaten (14 mit dem 1965 ausgeschiedenen<br />

Singapur) hin. Halbmond und Stern zeigen die in <strong>der</strong><br />

Verfassung hervorgehobene Stellung des Islam an.<br />

enthält darüber hinaus die Flaggen <strong>der</strong> 9 Sultanate mit dem<br />

Staatsmotto: "Bersekutu Bertambah Mutu" (Einheit ist Stärke).<br />

die "Bungaraya", mit <strong>der</strong> leuchtend roten Blüte ist <strong>der</strong><br />

Nationalbaum von Malaysia<br />

Quelle:inwent – Län<strong>der</strong>info<br />

WGT-Komitte Malaysia


MALAYSIA AUF EINEN BLICK<br />

-5-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Staatsname: Malaysia<br />

Lage: Malaysia besteht aus zwei durch das südchinesische Meer getrennten<br />

Landesteilen, <strong>der</strong> malaiischen Halbinsel im Westen und Teilen <strong>der</strong> Insel<br />

Borneo im Osten. Der Westteil grenzt im Norden an Thailand, im Süden<br />

befindet sich auf einer vorgelagerten Insel <strong>der</strong> Stadtstaat Singapur, <strong>der</strong><br />

Ostteil teilt sich eine lange Grenze mit Indonesien und umschließt im<br />

Norden das Sultanat Brunei.<br />

Klima: In beiden Landesteilen feuchtheißes Tropenklima mit Nordost- und<br />

Südwestmonsun, aber ohne deutliche jahreszeitliche Schwankungen;<br />

Durchschnittstemperatur 27° C, Luftfeuchtigkeit meist über 80%.<br />

Malaysia verfügt über die ältesten Regenwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde.<br />

Größe: 329.758 km 2<br />

Hauptstadt: Kuala Lumpur, 1.5 Mio Einwohner<br />

Staatsform: Fö<strong>der</strong>ale parlamentarische Wahlmonarchie; Zwei-Kammer-Parlament:<br />

Abgeordnetenhaus mit 222 Sitzen und Senat mit 70 Sitzen<br />

Staatsoberhaupt: König Mizan Zainal Abidin; Premierminister ist Najib Razak<br />

Landessprache: Malaiisch (seit 1967 unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Bahasa Malaysia“ als<br />

Amtssprache)<br />

Bevölkerung: 28,3 Mio, davon 65% Malaien und indigene Gruppen (11 %); 23,7 %<br />

Chinesen, 7,1 % In<strong>der</strong> und sonstige ethnische Gruppen.<br />

Alphabetisierungsrate beträgt 88,7%. Der Großteil <strong>der</strong> Bevölkerung (rund<br />

70%) lebt in den Städten.<br />

Bevölkerungswachstum ca 2,02%<br />

Religionen: Islam ist offizielle Religion. Rund 60% sind sunnitische Muslime, Malaysier<br />

chinesischer, indischer o<strong>der</strong> srilankischer Abstammung haben mehrheitlich<br />

ihre religiöse Tradition behalten; Indigene Gruppen sind meist Christen<br />

o<strong>der</strong> Animisten. Insgesamt gibt es ca. 1 Mio malaysische Christen (7%),<br />

Buddhisten ca. 20 % und rund 6 % Hindus.<br />

Unabhängigkeit: Seit August 1957 unabhängig als Fö<strong>der</strong>ation Malaya, ohne Sarawak und<br />

Sabah. Seit dem 16. September 1963 nach dem Beitritt von Sarawak und<br />

Sabah als Malaysia (mit Singapur). Im Jahr 1965 trat Singapur wie<strong>der</strong> aus.<br />

Nationalfeiertag: 31. August<br />

Währung: Malaysischer Ringgit; 1 MYR = rund 0,20 Euro<br />

Wirtschaft: Malaysia ist reich an Bodenschätzen und Rohstoffen. Exportierte es bis in<br />

die 1980er Jahre in erster Linie Zinn und Kautschuk, ist es jetzt, nach<br />

Indonesien, <strong>der</strong> weltweit zweitgrößte Produzent von Palmöl mit rund 1,5<br />

Mio Hektar Anbaufläche. Seit Beginn <strong>der</strong> 1990er Jahre erfolgte eine<br />

rasante industrielle Entwicklung und so wurde Malaysia von einem zuvor<br />

mehrheitlichen Agrarstaat zu einem technisierten und kapitalintensiven<br />

Industriestandort mit einem Wirtschaftswachstum um rund 5%.<br />

Hauptexportgüter sind Elektrogeräte und Elektronik.<br />

Gesellschaft: 80% <strong>der</strong> Bevölkerung lebt im Westteil und nur 20% im Ostteil, den beiden<br />

auf <strong>der</strong> Insel Borneo gelegenen Bundesstaaten Sarawak und Sabah (allein<br />

in Sabah leben 40% <strong>der</strong> Armen). Malaysia ist das größte Zielland für<br />

Wan<strong>der</strong>arbeiterInnen (mit extrem niedriger Entlohnung) Asiens. Das<br />

Wohlstandsgefälle zwischen Stadt und Land ist riesig.<br />

Politik: Seit 1957 regiert das von <strong>der</strong> United Malays National Organisation (UMNO)<br />

angeführte Parteienbündnis Barisan Nasional (BN); mit autoritären<br />

Ansätzen (unter an<strong>der</strong>em kein Budgetrecht des Parlaments, sehr starke<br />

Stellung des Premierministers, eingeschränkte Bürgerrechte durch<br />

Sicherheitsgesetze, Medienkontrolle). Wahlen: alle 5 Jahre.<br />

Quellen: Auswärtiges Amt/Deutschland/Stand April 2011<br />

WGT-Komitee Malaysia; Wikepedia


MALAYSIA – TROPISCHES LAND AM ÄQUATOR<br />

-6-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

West-und Ost-Malaysia besteht aus zwei durch das Südchinesische Meer voneinan<strong>der</strong><br />

getrennten Landesteilen mit 28,3 Mio. Einwohnern. Hauptstadt ist Kuala Lumpur mit 1,5 Mio. Ew.,<br />

70% <strong>der</strong> Bevölkerung lebt in den Städten. Beide Landesteile zusammen haben eine Fläche von ca.<br />

329.758 km², 40% davon entfallen auf die Malaiische Halbinsel im Westen, 60% <strong>der</strong> Landesfläche<br />

entfallen auf das 540 km entfernte Ost-Malaysia, das den Nord- und Nordwestteil <strong>der</strong> Insel Borneo<br />

umfasst, die die drittgrößte Insel <strong>der</strong> Welt ist (indonesisch: Kalimantan). Das Klima ist in beiden<br />

Landesteilen feuchtheißes Tropenklima mit einer Durchschnittstemperatur von 27°C.<br />

West-Malaysia umfasst den Südteil <strong>der</strong> malaiischen Halbinsel, die als 1500 km lange, schmale<br />

Landzunge den südlichsten Teil des asiatischen Festlandes bildet und hat eine Fläche von 131.587<br />

km². Die Längsausdehnung West-Malaysias beträgt ca. 740 km. Von <strong>der</strong> Südspitze sind es noch<br />

ca. 100 km bis zum Äquator. Im Norden wird West-Malaysia durch Thailand, im Osten vom<br />

Südchinesischen Meer, im Süden von <strong>der</strong> Inselrepublik Singapur, im Westen und Südwesten von<br />

<strong>der</strong> Straße von Malakka begrenzt, die eine <strong>der</strong> meist befahrenen Handelsrouten <strong>der</strong> Erde ist. West-<br />

Malaysia und das indonesische Sumatra liegen an einer Stelle nur 40 km auseinan<strong>der</strong>. An <strong>der</strong><br />

Westküste liegen die großen Städte und wirtschaftlichen Zentren, wie die <strong>der</strong> Großräume von Kuala<br />

Lumpur, <strong>der</strong> Insel Penang und im Süden Johor Bahru, die auch durch ein dichtes Straßen- und<br />

Bahnnetz verbunden sind. An <strong>der</strong> Ostküste, mit hun<strong>der</strong>ten von Kilometern Strand und<br />

Fischerdörfern gibt es nur wenige Großstädte. Treffpunkt <strong>der</strong> Touristen sind die vielen schönen<br />

Inseln, die auch als Tauchgebiete beliebt sind.<br />

Regenwald: Das Landesinnere <strong>der</strong> Halbinsel ist<br />

überwiegend gebirgig und von Regen- und Nebelwäl<strong>der</strong>n<br />

bedeckt. Die großen, bis über 40 m hohen Urwaldbäume<br />

(Dipterocarpaceen) machen den Hauptanteil des geschlagenen<br />

Nutzholzes aus. Alte, aus Granit bestehende<br />

Faltengebirge verlaufen in unterschiedlichen Längen parallel<br />

zueinan<strong>der</strong> in Nord-Süd-Richtung. Östlich <strong>der</strong> Hauptkette,<br />

getrennt durch das zentrale breite Hügelland, befindet sich<br />

mit dem 2187m hohen Gunung Tahan, <strong>der</strong> höchste Berg <strong>der</strong><br />

Halbinsel, <strong>der</strong> im Norden des 4350 km² großen Nationalpark<br />

Taman Negara liegt. Auf beiden Seiten <strong>der</strong> Gebirgsketten erstreckt sich das Küstenflachland,<br />

das aus <strong>der</strong> Ablagerung von Sedimenten besteht, die von Flüssen wie dem Sungai Pahang<br />

angeschwemmt werden. Es entstanden vor allem entlang <strong>der</strong> Westküste große Kautschuk- und<br />

Ölpalmenplantagen. Nassreisanbau wird vorwiegend im Norden, in den an Thailand grenzenden<br />

Schwemmlandebenen angebaut. In den Gebirgen Malaysias entspringen zahlreiche Flüsse, die in<br />

breiten Deltas ins Meer münden.<br />

Der Name Taman Negara ist malaiisch und heißt übersetzt<br />

"National-Park".<br />

Seit 1938/39 bilden die drei Bundesstaaten Pahang, Kelantan und<br />

Terengganu den 4350 km² großen Nationalpark, den ältesten in<br />

Malaysia. Mit seinen 130 Millionen Jahren ist <strong>der</strong> Taman Negara das<br />

älteste Waldgebiet <strong>der</strong> Erde. Unter dem Einfluss von Eiszeiten,<br />

Klimaschwankungen o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des Meeresspiegels haben<br />

sich viele Teile <strong>der</strong> Welt verän<strong>der</strong>t, aber auf <strong>der</strong> Malaiischen<br />

Halbinsel sind die Verhältnisse jedoch relativ stabil geblieben und die<br />

Tier- und Pflanzenwelt konnte sich ohne größere Störungen<br />

entwickeln und fortbestehen. Die Wäl<strong>der</strong> Malaysias gehören zu den<br />

ältesten und mit rund 2500 Baumarten zu den artenreichsten<br />

Pflanzengemeinschaften <strong>der</strong> Welt. Der Waldbestand ist seit 1970<br />

durch Gewinnung von Edelhölzern sowie Brandrodungsfeldbau,<br />

beson<strong>der</strong>s auf Borneo, um mehr als 20 % zurückgegangen.<br />

Jackfruchtbaum süßsaftige<br />

Frucht!<br />

Maulbeergewächs<br />

Rafflesia - besitzt die<br />

größte Blüte d. Welt<br />

bis zu 1m Durchmesser


-7-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Ost-Malaysia grenzt im Süden an den indonesischen Bundesstaat Kalimantan. Zwischen den<br />

Bundesstaaten Sabah und Sarawak liegt noch das eigenständige Sultanat Brunei. Das Land ist<br />

noch in weiten Teilen unzugänglich, unterscheidet sich aber nicht wesentlich von dem <strong>der</strong><br />

Malaiischen Halbinsel. Große Bedeutung hat die Flussschiffahrt. In Sabah liegt mit 4101m <strong>der</strong><br />

höchste Berg Malaysias und Südostasiens, <strong>der</strong> Kinabalu.<br />

Einkommen: Malaysia ist mit einem beachtlichen Wirtschaftswachstum<br />

von rund 5% (2010) ein Schwellenland, das sich erfolgreich vom<br />

Rohstofflieferant zum Industriestandort mit im Durchschnitt mittleren<br />

Einkommen entwickelt hat.<br />

Jährliches Pro-Kopf-Einkommen: 6948 US$<br />

Arbeitslosigkeit: 3,2% (2010)). Es besteht ein großes Einkommensgefälle<br />

zwischen Stadt- und Landbevölkerung.<br />

Gewerkschaften: Über 200 nach englischem Vorbild organisiert, die<br />

ausschließlich malaysischen ArbeitnehmerInnen offenstehen.<br />

Wirtschaft<br />

Elektronik (weltweit exportieren<strong>der</strong> Mikrochip- und Solarzellenhersteller), Chemie, Holz- und<br />

Bauwirtschaft sowie Fahrzeugbau sind die größten Zweige <strong>der</strong> verarbeitenden Industrie. Die<br />

wichtigsten Bodenschätze sind Zinnerz sowie Erdgas- und Erdölvorkommen auf Borneo. Die<br />

Staatseinnahmen kommen zu über 40% vom Öl- und Gaskonzern PETRONAS, <strong>der</strong> mittlerweile<br />

einen Großteil seiner Einnahmen im Ausland erzielt. Malaysia ist nach Indonesien <strong>der</strong> weltweit<br />

zweitgrößte Produzent und Exporteur von Palmöl (über 60% <strong>der</strong> Welterzeugung) und drittgrößter<br />

Produzent und Exporteur von Kautschukprodukten.<br />

Umweltschutz: Der Anbau <strong>der</strong> Ölpalmen erfolgt nach gängiger Einschätzung gegenwärtig in<br />

ökologisch nicht nachhaltiger Weise. Verschiedene Umweltschutzorganisationen, Greenpeace und<br />

Rettet den Regenwald, weisen darauf hin, dass für die Errichtung von neuen Ölpalmplantagen in<br />

großem Umfang Regenwäl<strong>der</strong> zerstört werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 wurden CO2-Einsparungen von bis zu 40% bis zum<br />

Jahr 2020 im Vergleich zu 2005 angekündigt. Die EU verhandelt <strong>der</strong>zeit mit Malaysia über ein<br />

freiwilliges Partnerschaftsabkommen, welches zum Ziel hat, die Legalität von in Malaysia<br />

geschlagenem Tropenholz rückverfolgen zu können.<br />

Landwirtschaft<br />

Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst ungefähr 13 Prozent <strong>der</strong><br />

Landesfläche, 35 Prozent davon betreffen Plantagen. Viele<br />

Kleinbauern produzieren für den Eigenbedarf und decken den<br />

größten Teil des Inlandsbedarfs an Nahrungsmittelerzeugnissen<br />

(vorwiegend Reis).<br />

Quellen: Auswärtiges Amt-Deutschland, Reise Know How: Malaysia mit Singapur und Brunei, wikipedia (Text u. Fotos)<br />

Gesundheitssystem<br />

Durian: Das Fruchtfleisch ist klebrig, gelblich, süß und geschmacklich sehr<br />

verschieden vom (für die meisten Europäer) abstoßenden Geruch.<br />

Petronas Twin Towers<br />

(Kuala Lumpur)<br />

In den öffentlichen Krankenhäusern und Kliniken werden Patienten gegen eine Aufnahmegebühr<br />

behandelt. Da es keine nationale Krankenversicherungspflicht gibt, glie<strong>der</strong>n die meisten<br />

Unternehmen ihre Mitarbeiter und <strong>der</strong>en Familien in betriebliche Krankenversicherungen ein, damit


-8-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

sie eine bessere Gesundheitsversorgung erhalten. Vermögen<strong>der</strong>e Malaysier leisten sich eine<br />

umfassende private Krankenversicherung o<strong>der</strong> zahlen die Kosten selbst.<br />

Bildung<br />

Quelle: http://www.eeas.europa.eu/malaysia/csp/07_13_de.pdf<br />

MALAYSIA – EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT, STRATEGIEPAPIER<br />

FÜR DEN ZEITRAUM 2007- 2013<br />

In Malaysia besteht eine insgesamt 11jährige Schulpflicht. Der Besuch <strong>der</strong> Schule ist für Kin<strong>der</strong><br />

kostenlos. Das malaysische Schulsystem ist zweistufig. Vom 7. bis zum 12. Lebensjahr besuchen<br />

Kin<strong>der</strong> in Malaysia die Grundschule. Es gibt zwei Arten: die staatliche und die traditionelle. In den<br />

staatlichen Grundschulen wird auf malaysisch, in den traditionellen auf chinesisch o<strong>der</strong> tamilisch<br />

unterrichtet. Die Oberschule in Malaysia, Sekolah Menengah Kebangsaan, ist in fünf jeweils<br />

einjährige Bildungsabschnitte unterteilt. Es gibt öffentliche, private und von <strong>der</strong> Regierung<br />

geför<strong>der</strong>te Schulen. Die staatlichen und zahlreichen privaten Hochschulen im Malaysia bieten den<br />

rund 600.000 Studenten vor allem in den technischen Studiengängen gute Studienbedingungen.<br />

Die Bumiputra-Politik (Teil <strong>der</strong> „Neuen Ökonomischen Politik“,1970; NEP) <strong>der</strong> Regierung – Begünstigungen<br />

für die indigene malaiische Bevölkerungsgruppe – wirkt sich stark im Bildungswesen<br />

aus. Der Zugang zu staatlichen Hochschulen und Stipendien wird speziell Malaien erleichtert.<br />

Chinesen und In<strong>der</strong> sind in höherem Maße auf kostspielige private Hochschulen o<strong>der</strong> ein Studium<br />

im Ausland angewiesen.<br />

GESCHICHTE<br />

Elisabeth Papauschek<br />

Quelle: Bildungssystem Muslimische Jugendliche in Südostasien<br />

Umfragen in Indonesien und Malaysia<br />

Goethe-Institut Indonesien; Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit<br />

http://www.goethe.de/ins/id/pro/jugendstudie/jugendstudie_dt.pdf<br />

Malaysia ist seit dem Jahr 1957 ein unabhängiger Staat, <strong>der</strong> auf eine lange<br />

Geschichte zurückblicken kann. Historische Funde aus <strong>der</strong> Zeit von 40.000<br />

Jahren vor unserer Zeitrechnung in den Niah - Höhlen in Sarawak<br />

belegen, dass das heutige Malaysia damals schon Siedlungsgebiet war.<br />

Keramik, Schmuck Steinwerkzeuge, Gegenstände aus Bronze und Eisen<br />

beweisen eine kontinuierliche Besiedlung. Die Völker im Land des uralten<br />

Regenwaldes, in dem noch Nachfahren <strong>der</strong> Ureinwohner- <strong>der</strong> „Orang Asli“,<br />

„<strong>der</strong> ursprünglichen Menschen“ leben, suchen seit <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

nach ihrer nationalen Identität.<br />

Krug aus<br />

Die verschiedenen Volksgruppen, die als Nachkommen <strong>der</strong> Ureinwohner Schiffswrack, 1817<br />

Malaysias angesehen werden, bezeichnet man als „Bumiputra o<strong>der</strong> Bumiputera“; diese malaiische<br />

Bezeichnung leitet sich aus dem Sanskrit-Wort „Bhumiputra“ ab und bedeutet „Sohn <strong>der</strong> Erde“<br />

(putra - Sohn, bhumi - Erde). Dazu werden die Malaien, Javaner, Bugis und Minangkabaus sowie<br />

einige kleinere ethnische Gruppen wie die Dajak und die Orang Asli gezählt.<br />

Die Malaien teilt man in die „Deutero-Malaien“, die aus dem Inneren des asiatischen Kontinents<br />

eingewan<strong>der</strong>t sind, und in die „Proto-Malaien“, die aus dem südchinesischen Yünnan über den<br />

Festlandkeil nach“ Inselindien“, nach Westmalaysia aufgebrochen sind. Beide vor mehr als 2.000<br />

Jahren unserer Zeitrechnung.<br />

Der Landsporn von Malaya nimmt eine Brückenstellung zwischen dem asiatischen Festland,<br />

Ozeanien und Australien ein, und dies führte schon früh zur Wan<strong>der</strong>ung zahlreicher Völker. Die<br />

malaiische Kultur und Sprache wurde stark von Indien beeinflusst. Aus den Jahren 500 bis 1300,


-9-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

etwa <strong>der</strong> Zeit des europäischen Mittelalters, wird von „ Frühen Königreichen“ berichtet. Im 1. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

wird vom Langkasuka - Hindu – Reich gesprochen. Aus dem 4. Jahrhun<strong>der</strong>t sind uns<br />

königlich - buddhistische Sanskrit Inschriften in Stein überliefert.<br />

Der Buddhismus wie<strong>der</strong> übte auf die Chinesen eine so starke Faszination aus, dass chinesische<br />

Pilger sich nach Indien aufmachten. Ein Bericht an den chinesischen Kaiser (607- 610) nennt<br />

Malaya das Chi tu - Reich. In dieser Zeit kamen Malaien vermutlich durch Händler aus China und<br />

Arabien mit dem Islam in Berührung. Aber erst nach <strong>der</strong> Zerstörung des indisch orientierten<br />

Srivjaya- Reiches im 11. Jh. konnte sich <strong>der</strong> Islam ausbreiten. Frühere Rajas nannten sich fortan<br />

Sultane o<strong>der</strong> Schahs. Marco Polo berichtet 1292 von „ islamischen Gemeinden an <strong>der</strong> Westküste<br />

Malayas“. Ab dem 13. Jh. wird von Sultanaten gesprochen, <strong>der</strong> islamische Einfluss nahm weiter zu,<br />

und über Malakka wehte <strong>der</strong> grüne Banner Mohameds.<br />

Mit den Europäern kam im 15. Jh. das Christentum an die fernöstlichen<br />

Küsten. Beson<strong>der</strong>s die Portugiesen betrieben eine fanatische<br />

Missionstätigkeit, die ihre Handelsinteressen, ihre Gier nach Gold und<br />

Gewürzen, kaschieren sollten.<br />

Die Portugiesen bauten in Malakka die ersten befestigten<br />

Steingebäude, ein stark bewehrtes „Klein Portugal“ mit einer<br />

Kathedrale, drei Kirchen, zwei Hospitälern und einer Schule. Der<br />

Handel lohnte sich auf jeden Fall, ein Sack Pfeffer aus „Hinterindien“<br />

brachte in Europa das vierzigfache des Einkaufspreises!<br />

Fast 100 Jahre danach, im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t, erreichten die Hollän<strong>der</strong><br />

die südmalaiische Küste. Der religiös-missionarische Eifer <strong>der</strong><br />

Protestanten war nicht ganz so stark; sie fanden beim Sultan von Johor<br />

freundliche Aufnahme: schon wegen dessen Hoffnung, die<br />

Eines <strong>der</strong> Haupttore <strong>der</strong><br />

portugiesischen Festung<br />

A Famosa, die Porta de<br />

Santiago<br />

Neuankömmlinge würden die strenge portugiesische Herrschaft einschränken. Bereits 1603 wurden<br />

die ersten Handelsverträge mit ihnen geschlossen. Die Hollän<strong>der</strong> verlegten ihre Handelsnie<strong>der</strong>lassungen<br />

nach Jakarta, sie nutzten Malakka noch bis 1895 als Seekontrollpunkt und als<br />

Garnisonsstadt, dann wurden sie von den Briten vertrieben.<br />

Die Herrschaft <strong>der</strong> Briten währte länger und prägte das Land in vielen Bereichen seiner<br />

Entwicklung. Sie beherrschten seit dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t den Teehandel mit Indien und weiteten in<br />

<strong>der</strong> zweiten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts ihren Machtbereich in Richtung China aus. Die Kolonien<br />

<strong>der</strong> Britischen Ostindien Kompanie, die “ Straits Settlements“ (Siedlungen) an <strong>der</strong> Meeresstrasse<br />

von Malakka, bestanden ursprünglich aus Penang, Singapur und Malakka. Sie waren von grosser<br />

strategischer Bedeutung für den Gewürzhandel zwischen Ostasien, Indien und Europa. Nun<br />

herrschten die „White Rajahs“ über Sarawak und 1880 wurde Kuala Lumpur Hauptstadt von<br />

Britisch - Malaysia.<br />

Aber nichts währt ewig, die Japaner besetzten 1942 Malaysia und Borneo. Fassungslos musste die<br />

einheimische Bevölkerung die Flucht <strong>der</strong> Briten vor <strong>der</strong> japanischen Besatzung erleben. Mit seinem<br />

Überseebesitz war Großbritannien in die Zwickmühle <strong>der</strong> Achsenmächte Deutschland und Japan<br />

geraten. Die deutsche Luftwaffe flog gegen England, deutsche U-Boote bedrohten die Royal Navy<br />

und Rommels Truppen den Suez- Kanal. Die japanischen Besatzer trieben einen Keil zwischen die<br />

malaiischen Völker: Beson<strong>der</strong>s die Chinesen, etwa ein Viertel <strong>der</strong> Bevölkerung Malaysias von<br />

damals 19 Millionen Einwohnern (Volkszählung 1939). Die Arbeiter in den Zinkminen, Händler und<br />

Bauern litten unter schrecklichen Repressalien, denn auch China war von den Japanern besetzt.<br />

Die Briten eroberten 1945 Malaysia zurück, und mit dem Ende des 2. Weltkriegs än<strong>der</strong>te sich auch<br />

für Asien schnell die politische Konstellation. Malaysia blieb im „westlichen Lager“ als eine <strong>der</strong><br />

wenigen zuverlässigen Nationen. Die Fö<strong>der</strong>ation Malaya wurde 1948 gegründet, die ersten<br />

allgemeinen Wahlen 1955 führten zum Sieg einer halbsouveränen malaiischen Regierung. Zwei<br />

Jahre danach, im August 1957 erreichte Malaysia die Unabhängigkeit, verblieb aber noch innerhalb


-10-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

des britischen Empire. Der malaiischen Bevölkerung wurden Son<strong>der</strong>rechte zugestanden, Bahasa<br />

Malaysia wurde Staatssprache, <strong>der</strong> Islam Staatsreligion, aber auch eine generelle Religionsfreiheit<br />

anerkannt. Eine Wahlmonarchie wurde eingerichtet, alle fünf Jahre wird aus den neun Sultanen ein<br />

Staatsoberhaupt gewählt.<br />

Von 1963 bis 1965 war Malaysia in einem Staatenbund mit den unter britischer Herrschaft<br />

stehenden Gebieten Singapur, Sarawak und Sabah in einer Fö<strong>der</strong>ation vereinigt. Das Bündnis mit<br />

Singapur wurde wegen <strong>der</strong> Privilegien <strong>der</strong> Malaien nach zwei Jahren aufgekündigt, seither besteht<br />

Malaysia in seiner heutigen Form.<br />

Der Sitz <strong>der</strong> Bundesregierung befindet sich in Kuala Lumpur, Staatsform ist eine fö<strong>der</strong>ale,<br />

parlamentarische Wahlmonarchie. Die seit <strong>der</strong> Unabhängigkeit regierende Parteiallianz besteht aus<br />

<strong>der</strong> United Malays National Organisation - UMNO, <strong>der</strong> Malaysian Chinese Association MCA und<br />

dem Malaysian Indian Congress - MIC. Die Parteiallianz wurde 1974 zur umfassenden „Nationalen<br />

Front“ erweitert, <strong>der</strong> heute 13 Parteien angehören. Innerhalb <strong>der</strong> Regierungskoalition dominiert die<br />

UMNO, sie stellt traditionell den Premierminister. Die Regierung besteht aus zwei Kammern, dem<br />

Senat (Dewan Negara) und dem Repräsentantenhaus (Dewan Rakyat). König Mizan Zanial Abidin,<br />

Sultan von Terengganu, ist <strong>der</strong>zeit das gewählte Staatsoberhaupt. Die politische Macht <strong>der</strong> Sultane<br />

ist stark beschnitten, dennoch leben sie in unbeschreiblichem Luxus. Der gewählte Regierungschef,<br />

Premierminister Najib Razak, führt die Regierungsgeschäfte, die Innenpolitik des Landes wird stark<br />

von den Ethnien geprägt. Die 13 Teilstaaten und das 1974 geschaffene Bundesterritorium Kuala<br />

Lumpur haben ihr eigenes gewähltes Parlament. Die Regierung versucht seit 1970/71 im Rahmen<br />

<strong>der</strong> „Neuen ökonomischen Politik“ die Besitzverhältnisse zu Gunsten <strong>der</strong> Bumiputras zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Angestrebt wird ein Anteil von 30 % am industriellen Produktivvermögen des Landes. Die neue<br />

Regierung versucht aber auch die Bevorzugung <strong>der</strong> Bumiputras, <strong>der</strong> „Ursprünglichen Bevölkerung“<br />

gegenüber den indisch- und den chinesischstämmigen Staatsbürgern, sowie an<strong>der</strong>en Min<strong>der</strong>heiten<br />

einzuschränken. Oberstes Ziel <strong>der</strong> Regierung ist es, die Entwicklung Malaysias zum voll<br />

industrialisierten Staat bis 2020 zu erreichen.<br />

Gerda Mlady<br />

Quellen: Malaysia/ Herausgeber Günter Nelles- Verlag Nelles<br />

http:www.spiegel.de/lexikon/54352774.html<br />

Wikipedia/Malaysia- Geschichte und Bild: Porta de Santiago<br />

Malaysia & Singapur, Managing Editor Aruna Ghose, Dorling Kin<strong>der</strong>sley Verlag GmbH, München<br />

Reichtümer aus dem goldenen MALAYSIA, Ausstellung und Buch2003, Dr. Ramesh Kumar Biswas, Springer Verlag<br />

Und Bild: Krug aus Schiffswrack<br />

MIGRATION IN MALAYSIA - MIGRANTENKINDER<br />

Malaysia - Land <strong>der</strong> Gegensätze<br />

Malaysia ist eines <strong>der</strong> reichsten Län<strong>der</strong> Südostasiens. In Kuala Lumpur, <strong>der</strong><br />

Hauptstadt auf <strong>der</strong> westlichen Halbinsel, boomen Bauprojekte und Hightechfirmen. Mit dem „Multi<br />

Media Super Corridor“ ausserhalb <strong>der</strong> Stadt wird ein Riesenprojekt aus dem Boden gestampft, künftig<br />

sollen hier Hightech-, Öl- und an<strong>der</strong>e internationale Firmen neben <strong>der</strong> Regierung ihren Sitz finden.<br />

Bis 2020 will Malaysia zu den weltweiten Spitzen-Län<strong>der</strong>n in Sachen Pro-Kopf-Einkommen gehören 1 .<br />

Vom Exporteur von hauptsächlich unverarbeiteten Rohstoffen wie Holz, Gas, Öl, Palmöl und<br />

Kautschuk, mausert es sich zu einem Land <strong>der</strong> Hightech- und Biotechnologie, Dienstleistungen und<br />

Finanzen.<br />

1 CIA-Factbook


-11-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Wer o<strong>der</strong> was ermöglicht aber dieses schnelle Wachstum, den grossen Wohlstand?<br />

Kommt man aus <strong>der</strong> Hauptstadt heraus, so öffnet sich eine ganz an<strong>der</strong>e Welt. Das Wohlstandsgefälle<br />

zwischen Stadt und Land ist riesig und nimmt weiterhin zu 2 . Während weite Teile <strong>der</strong> Bevölkerung auf<br />

einem wirtschaftlich guten Niveau leben, gibt es trotzdem auch eine grosse Gruppe <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />

die vom wirtschaftlichen Fortschritt wenig mitbekommt: dies sind vor allem die ländliche Bevölkerung<br />

sowie Migrantinnen und Migranten (im folgenden wird jeweils nur eine Form erwähnt; gemeint sind<br />

jeweils weibliche und männliche Personen).<br />

Beson<strong>der</strong>s stark ist die Armut in Sabah, dem östlichsten Gliedstaat Malaysias. Trotz großem<br />

Reichtum an natürlichen Ressourcen leben hier am meisten Menschen unter <strong>der</strong> Armutsgrenze. 10%<br />

<strong>der</strong> malaysischen Bevölkerung lebt in Sabah und über 40% aller armen Menschen in Malaysia leben<br />

in Sabah. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen <strong>der</strong> reichen chinesischen Bevölkerung in den<br />

Städten und den indigenen Einheimischen auf dem Land sind riesig.<br />

Arbeitsmigration<br />

Laut Human Rights Watch leben in Malaysia zurzeit 3 Millionen legale und illegale Migranten, welche<br />

die Basis für Malaysias Wirtschaftswachstum bilden: Sie erledigen die Arbeiten, die viele<br />

Malaysierinnen nicht mehr machen würden, zu weitaus niedrigeren Löhnen als die Staatsbürger.<br />

Verschiedene NGOs sprechen von bis zu 2 Millionen Arbeitsmigrantinnen allein in Sabah. Meist<br />

kommen die Arbeiterinnen und Arbeiter aus den Phillippinen, Indonesien, auch aus Bangladesh und<br />

Nepal. Die geographische Nähe zu Indonesien und den Phillippinen begünstigt die Migration aus den<br />

Nachbarlän<strong>der</strong>n.<br />

Am Anfang einer Migration steht die Hoffnung auf ein besseres Leben, einen existenzsichernden<br />

Lohn, auf Arbeit und Einkommen für sich selbst und die Familie daheim. Oft endet dieses<br />

Unterfangen aber für die indonesischen und philippinischen Landsleute mit Löhnen unter dem<br />

Existenzminimum, schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen und fehlendem Zugang zu jeglicher<br />

staatlicher Infrastruktur.<br />

Viele <strong>der</strong> Migrantinnen leben an <strong>der</strong> Grenze zur Legalität.<br />

Wenn legal eingereist, ist <strong>der</strong> Aufenthalt <strong>der</strong> Migranten an ihren Arbeitsplatz gebunden. Die Einreise<br />

nach Malaysia ist nur mit einem Arbeitsvertrag möglich. Um diesen zu erhalten, wenden sich die<br />

Leute in ihren Heimatlän<strong>der</strong>n an Vermittlungsagenturen.<br />

In Malaysia angekommen, verwahren die Arbeitgeber oft die Pässe ihrer Arbeiterinnen 3 .<br />

Einen grossen Teil des Lohns <strong>der</strong> ersten Monate müssen die Arbeiter ausserdem meist den<br />

Agenturen als Vermittlungsgebühr abtreten.<br />

Klassische Arbeitsplätze für Migrantinnen sind Fabriken, Ölplantagen o<strong>der</strong> die Arbeit als<br />

Hausangestellte. In Heimarbeit stellen Familien ausserdem Handwerksobjekte her. Kin<strong>der</strong> und<br />

Erwachsene sind gleichsam einbezogen. Als Hausangestellte arbeiten meist <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>.<br />

Migranten und Migrantinnen, die ihren Arbeitsplatz aufgrund unzumutbarer Arbeitsbedingungen<br />

verlassen wollen, droht die Illegalität o<strong>der</strong> die Deportation. Eine Einglie<strong>der</strong>ung und Legalisierung des<br />

Aufenthalts ist schwierig bis unmöglich. Anträge auf Einbürgerung o<strong>der</strong> Anerkennung des<br />

Aufenthaltstatus werden nur in sehr wenigen Fällen genehmigt und sind sehr kostspielig. Seit einigen<br />

Jahren reagiert die Regierung auf die Gastarbeiterinnen mit Razzien gegen „illegale“ Einwan<strong>der</strong>ung<br />

und Deportation.<br />

Verhaftungen und willkürliche Haftbedingungen und –länge, Ausschaffungen innert 24h-Frist o<strong>der</strong> die<br />

Internierung in den berüchtigten malaysischen Internierungslagern sind an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Vermittlungsagenturen werden hingegen nicht kontrolliert.<br />

2 Millenium Development Goals report, 2010<br />

3 „'Model employer' in breach of work rules?”, Malaysiakini, 31.05.2011


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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Nach und nach rutschen so immer mehr Migrantinnen in die Illegalität ab. Dies macht sie noch<br />

verwundbarer: Sie können keine Rechte einklagen und werden von Arbeitgeberinnen noch stärker<br />

ausgenutzt, Arbeitsbedingungen und Löhne verschlechtern sich weiter. Passieren Übergriffe und<br />

Missbrauch, gibt es wenig Möglichkeit, sich zu wehren.<br />

Malaysia ist bekannt für eine restriktive Einwan<strong>der</strong>ungspolitik, jedoch auch auf die niedrigen<br />

Lohnkosten für Arbeitsmigranten angewiesen. Gleichzeitig machen die Einkünfte <strong>der</strong> Migrantinnen<br />

einen bedeutenden Teil <strong>der</strong> Überweisung in ihre Heimatlän<strong>der</strong> aus und sind eine wichtige Stütze für<br />

die zurückgebliebenen Familienangehörigen sowie für die Wirtschaft des Heimatlandes 4 .<br />

Migrantenkin<strong>der</strong>- Kin<strong>der</strong> ohne Grundrechte<br />

Was geschieht nun, wenn - legale und illegale - Gastarbeiter<br />

Kin<strong>der</strong> bekommen o<strong>der</strong> bereits als Familie einreisen?<br />

Der Lohn <strong>der</strong> Eltern reicht oft nicht, um die ganze Familie zu<br />

ernähren. Die Kin<strong>der</strong> arbeiten ab einem frühen Alter zu einem<br />

niedrigen Lohn mit, um dazu zu verdienen.<br />

Den illegal in Malaysia lebenden Arbeiterinnen ist es nicht<br />

möglich, ihre Kin<strong>der</strong> in die Schule zu schicken. Die Kin<strong>der</strong> sind,<br />

sofern nach mehrjährigem Aufenthalt ihrer Eltern in Malaysia<br />

geboren, staatenlos.<br />

Den Kin<strong>der</strong>n droht also ein ähnliches, wenn nicht gar<br />

Meivan, 6 Jahre<br />

schlimmeres Schicksal als ihren Eltern. Ohne gesundheitliche<br />

Grundversorgung, Chance auf eine Schulbildung, ohne Papiere, sind sie früh darauf angewiesen,<br />

eine schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen. Der Teufelskreis ist bekannt: Sie werden schlechte<br />

Chancen haben, einmal einen besseren Bildungs- und Einkommensstand zu erreichen.<br />

In <strong>der</strong> Region Asien-Pazifik arbeiten laut UNICEF um die 130 Mio. Kin<strong>der</strong> unter für Kin<strong>der</strong><br />

unzumutbaren Bedingungen, ein fünftel <strong>der</strong> dortigen Bevölkerung.<br />

Gemäss <strong>der</strong> ILO(International Labour Organisation) sind 30 Prozent aller Hausangestellten weltweit<br />

Kin<strong>der</strong>. In Sabah arbeiten Kin<strong>der</strong> ausserdem oft auch auf Palmölplantagen.<br />

Im Juni dieses Jahres, wurde von <strong>der</strong> ILO ein Übereinkommen verabschiedet, das Regierungen unter<br />

an<strong>der</strong>em verpflichtet, ein Mindestalter für häusliche Arbeit festzulegen und auch oberhalb dieser<br />

Altersgrenze eine von <strong>der</strong> Erwerbsarbeit nicht beeinträchtigte Schulbildung zu garantieren. Malaysia<br />

hat dieser Konvention als eines <strong>der</strong> wenigen Län<strong>der</strong> weltweit nicht zugestimmt. Genauso wenig hat<br />

die malaysische Regierung die UNO-Menschenrechtskonvention ratifiziert, wo unter an<strong>der</strong>em das<br />

Recht auf Bildung verankert wäre. Anscheinend ist es Malaysia also kein Anliegen, etwas an <strong>der</strong><br />

Situation <strong>der</strong> Migrantinnen und Migranten zu än<strong>der</strong>n.<br />

Anna Perrottet, mission21<br />

Bild zur Verfügung gestellt von mission21<br />

Der WGT för<strong>der</strong>t mit den Projekten „<strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk“ und „Solidarität gegen Gewalt<br />

an <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n“ zwei Malaysia-Projekte von Mission 21.<br />

Das WGT-geför<strong>der</strong>te Projekt „Schul- und Unterstützungsinitiativen für Kin<strong>der</strong>“ <strong>der</strong> Heilsarmee widmet<br />

sich speziell den Kin<strong>der</strong>n aus MigrantInnenfamilien in Malaysia. Mehr dazu siehe Seite 35.<br />

4 Suara Nr.2/2008: „…Für die Ökonomien <strong>der</strong> Entsendelän<strong>der</strong> sind die Überweisungen von MigrantInnen enorm wichtig. Im Fall<br />

von Indonesien machen diese laut <strong>der</strong> Weltbank 2% des Gesamt-BIP aus. Diese Zahl enthält nicht die Dunkelziffer, da<br />

informelle Kanäle des Geldtransfers nicht quantifizierbar sind.“


INDIGENE VÖLKER IN MALAYSIA:<br />

<strong>Lasst</strong> die <strong>Gerechtigkeit</strong> siegen<br />

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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Einleitung<br />

Malaysia umfasst drei Regionen: Die 11 Bundesstaaten auf <strong>der</strong> Halbinsel Malaysia, sowie die<br />

Staaten Sabah und Sarawak auf <strong>der</strong> Insel Borneo. Auf <strong>der</strong> Halbinsel leben rund 80 Prozent <strong>der</strong><br />

Bevölkerung, in Sabah und Sarawak die restlichen 20 Prozent. Die großen ethnischen Gruppen <strong>der</strong><br />

Halbinsel sind Malayen, Chinesen, In<strong>der</strong>, Sikhs und Nachfahren von Europäern, während die<br />

indigenen Min<strong>der</strong>heiten als Orang Asli bezeichnet werden.<br />

Sabah und Sarawak haben einen noch vielfältigeren ethnischen Mix. Die Ureinwohner, in Sabah als<br />

Anak Negeri und in Sarawak als Dayak und Orang Ulu bezeichnet, bilden dort die<br />

Mehrheitsbevölkerung. Da Orang Asli und die Indigenen von Sabah und Sarawak aber nur rund 3<br />

Millionen Menschen umfassen – 11,8 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung Malaysias – sind sie trotzdem eine<br />

Min<strong>der</strong>heit. 1970 wurde – gegen den Wi<strong>der</strong>stand vieler Ureinwohner – als Element <strong>der</strong> ‚New<br />

Economic Policy’ (NEP) das Konzept <strong>der</strong> Bumiputra, wörtlich Söhne <strong>der</strong> Erde, eingeführt, worunter<br />

neben den muslimischen Malaien die nicht-moslemischen indigenen Völker summiert werden.<br />

Seit den 1980er-Jahren hat mich meine berufliche und ehrenamtliche Tätigkeit in zahlreiche Dörfer in<br />

Sabah und Sarawak geführt, und in den späten 90er-Jahren zu etlichen Orang Asli-Gemeinschaften,<br />

wodurch ich wertvolle Einblicke aus erster Hand gewann. Durch diese Erfahrungen habe ich viel<br />

gelernt und ein tieferes Verständnis für die indigene Bevölkerung Malaysias, über die ich in diesem<br />

Artikel berichte, entwickelt.<br />

Die Orang Asli<br />

Orang Asal bedeutet ‚ursprüngliche Menschen’, eine Bezeichnung, die viele indigene<br />

Gemeinschaften für sich selbst verwenden. Die Orang Asli werden offiziell in drei Gruppen unterteilt –<br />

Negritos, Proto-Malayen und Senoi, und diese wie<strong>der</strong>um in 18 Untergruppen. Die Negritos,<br />

ursprünglich nomadische Jäger und Sammler, bewohnen die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> malayischen Halbinsel,<br />

vermutlich seit mehr als 25.000 Jahren. Sie leben im Norden in den Bundesstaaten Kedah, Upper<br />

Perak, Kelantan, Trengganu und Pahang und sprechen eine Sprache <strong>der</strong> Mon-Khmer-Gruppe und<br />

sind mit drei Prozent <strong>der</strong> gesamten Orang Asli Bevölkerung die kleinste <strong>der</strong> drei Gruppen. Heute<br />

leben nur noch wenige <strong>der</strong> Negritos halbnomadisch in den Wäl<strong>der</strong>n.<br />

Die Senoi, die nach heutigem Kenntnisstand etwa 2000 v. Chr. eingewan<strong>der</strong>t sind, leben<br />

hauptsächlich im Inneren <strong>der</strong> Halbinsel. Sie sprechen Austro-Asiatische Sprachen und haben<br />

mongoloide Gesichtszüge. Sie werden mit den neolithischen Einwohnern des südlichen Thailands in<br />

Verbindung gebracht. Von den insgesamt 132.873 (Volkszählung 2001) Orang Asli gehören rund 55<br />

Prozent zu den Senoi.<br />

Die Proto-Malayen leben im zentralen und südlichen Teil <strong>der</strong> Halbinsel, sind von den Orang Asli-<br />

Gruppen vermutlich zuletzt auf <strong>der</strong> Halbinsel angekommen und heute dennoch am besten etabliert.<br />

Zu ihnen gehören die restlichen 42 Prozent <strong>der</strong> Orang Asli.<br />

Die indigene Bevölkerung von Sarawak<br />

Die eingeborene Bevölkerung Sarawaks wird in 28 Volksgruppen eingeteilt, etwa die Iban, Melanau,<br />

Kayan, Kenyah, Kelabit, Bukitan, Bisayah, Lun Bawang und viele kleinere Gruppen. Die Iban als<br />

größte Volksgruppe machen etwa 30 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung Sarawaks aus. In den Wäl<strong>der</strong>n des<br />

inneren Hochlandes leben einige nomadische und seminomadische wie die Penan, die Bhuket/Ukit<br />

und Punan. Jedes dieser Völker hat eine eigene Sprache, Kultur, Lebensweise und Religion, obwohl<br />

mittlerweile viele zum Christentum konvertiert sind.<br />

Die indigene Bevölkerung von Sabah<br />

Von den 39 indigenen Gemeinschaften, die etwa 62 Prozent <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung des<br />

Bundesstaates ausmachen, sind 30 offiziell anerkannt. Sie sprechen mehr als 50 verschiedene<br />

Sprachen. Die größte <strong>der</strong> einheimischen Gruppen sind die Kadazandusuns (28% <strong>der</strong> Bevölkerung),


gefolgt von den Bajaus (11%) und Mututs (4 %).<br />

Weitere anerkannte indigene Gemeinschaften<br />

umfassen Brunei-Malayen, Rungus, Paitan,<br />

Suluk, Orang Sungai, Bonggi, Lun Dayeh, Illanun<br />

und Sino (chinesische)-Kadazan, insgesamt etwa<br />

19 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Das Bild rechts zeigt eine Gruppe von Rungus, in<br />

ihren traditionellen, gewobenen Klei<strong>der</strong>n mit bunten<br />

Perlenketten und Schmuck.<br />

Land, Flüsse und Wäl<strong>der</strong> sind überlebenswichtig<br />

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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Die meisten Orang Asli leben nach wie vor in o<strong>der</strong> nahe dem Wald in ländlichen Gebieten und sind<br />

angewiesen auf Subsistenz-Landwirtschaft, Fischfang, Jagd und das Sammeln von Waldprodukten.<br />

Der Wald spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben, sei es für die Versorgung mit Brennholz,<br />

Baumaterial, medizinischen Kräutern und verschiedensten Nahrungsmitteln. Als Beispiel seien die<br />

Penan genannt, die zahlreiche Gegenstände für die Jagd, die Nahrungszubereitung und Transporte<br />

aus Waldprodukten herstellen, etwa Matten, Körbe, Babyrucksäcke, Regenschutz und Köcher für die<br />

Pfeile. Die Orang Asal handeln auch mit Waldprodukten wie Rattan, Damar-Harz, proteinreiches<br />

Gemüse aus Parkia speciosa und gaharu (Rinde von Aloen für Räucherwerk).<br />

Die Orang Asal haben ihre eigene Tradition, die Nutzungsrechte, die Verpflichtungen und die<br />

Grenzen gegenüber den Nachbarn zu definieren. Die Iban in Sarawak nennen die Grenzen ihres<br />

Gebietes, die vor Jahrhun<strong>der</strong>ten von den Vorfahren festgelegt wurden, pemakai menoa. Diese<br />

grenzen nicht nur den Wald ab, son<strong>der</strong>n auch Brachland, die alten Siedlungsplätze, heilige Plätze,<br />

z.B. Brunnen, Friedhöfe, Gemüse- und Obstgärten. Auch die Penan haben <strong>der</strong>artige klar definierte<br />

Gebiete für Jagd und Sammeln (tana’pengurip) sowie Landansprüche nach dem Gewohnheitsrecht<br />

(NCR), die unter an<strong>der</strong>em Gebäude, die Gräber <strong>der</strong> Vorfahren, den genutzten Ur- und Sekundärwald<br />

und – für die sesshaften und semi-sesshaften Penan, das kultivierte Farmland umfassen.<br />

Wäl<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e Gaben <strong>der</strong> Natur sind nicht nur von ökonomischer Bedeutung, son<strong>der</strong>n haben<br />

auch einen inneren Wert für die Frage nach dem eigenen Ursprung, für Kultur, Traditionen und<br />

religiöse Zeremonien. Rituale werden an bestimmten Plätzen im Wald, bei Quellen o<strong>der</strong> Flüssen<br />

durchgeführt. In vielen indigenen Gemeinschafen haben <strong>Frauen</strong> großen Einfluss, insbeson<strong>der</strong>e ältere<br />

<strong>Frauen</strong>. Da sie Kenntnisse <strong>der</strong> Heilkunde, <strong>der</strong> Vorsehung und die Fähigkeit, mit <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Geister<br />

zu kommunizieren, haben, leiten sie oft religiöse Zeremonien und Rituale zur Lobpreisung <strong>der</strong><br />

Geister, etwa die bobolian/bobohizan (Priesterin) bei den Duzun-Kadazans in Sabah. <strong>Frauen</strong> führen<br />

auch den Vorsitz bei Zeremonien wie dem Erntedankfest, o<strong>der</strong> wenn neu gerodete Fel<strong>der</strong> eingeweiht<br />

werden, da die Bauern den Segen <strong>der</strong> Geister benötigen. Utensilien für diese Zeremonien werden im<br />

Wald gesammelt, so etwa verschiedene Pflanzen, Rinden und Blätter. Manche Objekte in <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>der</strong> Siedlungen, wie Felsen und Bambushaine gelten als heilig und sollten nicht zerstört werden. Für<br />

die Penan gehören Pfeilgift-Bäume, Bäume, aus denen Blasrohre hergestellt werden (keleout) und<br />

salzige Quellen zu den wichtigsten rituellen Plätzen.<br />

Generell sind Flüsse sehr wichtig für die Orang Asal. Viele beziehen noch immer Trinkwasser und<br />

Nahrung aus den Flüssen und nutzen sie zum Waschen und als Verkehrsweg. Die Flüsse sind<br />

zugleich wichtig in ihren Legenden und Erzählungen: Bei den Eingeborenen von Sabah gilt ein Platz


-15-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

namens Nunuk Ragang als gemeinsame Urheimat. Nunuk ist <strong>der</strong> Name eines Baumes, <strong>der</strong> häufig<br />

am Liwagu-Fluss in Ranau wächst. In den alten Tagen kletterten die Kin<strong>der</strong> demnach nach einem<br />

Bad im Fluss auf die Zweige dieses Baumes, um sich zu sonnen. Aus <strong>der</strong> Ferne gab dies den<br />

Zweigen einen rötlichen Glanz (ragang). Daher, so die Legende, nannten die Vorfahren <strong>der</strong><br />

Kadazandusun den Ort Nunuk Ragang.<br />

Nicht alle Orang Asal leben heute als Bauern o<strong>der</strong> Jäger und Sammler auf dem Land. In<br />

zunehmen<strong>der</strong> Zahl werden sie durch ökonomische Zwänge zu Hilfsarbeitern in <strong>der</strong> Holzindustrie, <strong>der</strong><br />

Ölför<strong>der</strong>ung, in Plantagen, Fabriken o<strong>der</strong> im Dienstleistungssektor. Manche sind sogar in die Politik<br />

gegangen, an<strong>der</strong>e arbeiten als Fremdenführer, im Tourismus, in <strong>der</strong> Bürokratie und sogar in <strong>der</strong><br />

Forschung. Viele sind in die Städte gezogen o<strong>der</strong> ausgewan<strong>der</strong>t.<br />

Die aktuelle Lage<br />

Heutzutage stehen die Orang Asal vor vielen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Das Hauptproblem ist die<br />

Verweigerung <strong>der</strong> kollektiven Gewohnheitsrechte auf Land und Territorien, in jener Form, wie sie<br />

früher von einer Generation zur nächsten gemäß den traditionellen Gesetzen (adat) weitergegeben<br />

wurden. Weiters haben die politischen, sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Strukturen des Staates,<br />

wie auch die offizielle ‚Entwicklungspolitik’ einen Gutteil <strong>der</strong> indigenen Identität, <strong>der</strong><br />

Glaubensvorstellungen, <strong>der</strong> Lebensart, <strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> Traditionen und Bräuche erodiert. Viele<br />

Orang Asal-Gemeinschaften und Familien – aber auch lokale malaysische und sonstige nichtindigene<br />

Einwohner – spüren die negativen Auswirkungen <strong>der</strong> Tropenholzindustrie, von Plantagen,<br />

Staudämmen und an<strong>der</strong>en Großprojekten. Die Lizenzen für den Holzeinschlag und das Pflanzen von<br />

Plantagen werden von den zuständigen Behörden oft ohne vorherige Konsultation <strong>der</strong> Betroffenen an<br />

reiche Unternehmer mit guten Kontakten zu den politischen Entscheidungsträgern vergeben.<br />

Konflikte wegen Holzeinschlag auf traditionell genutztem Land haben zu weiteren Menschen-<br />

rechtsverletzungen geführt – von gefährlichen Drohungen über Körperverletzung durch die<br />

Holzfällerfirmen bis zu Festnahmen und Haft durch staatliche Behörden, die die Interessen dieser<br />

Firmen durchsetzen.<br />

Durch die Zerstörung von Wäl<strong>der</strong>n und Umwelt verschwinden auch die zahlreichen Produkte des<br />

Waldes – was unweigerlich die ursprüngliche Lebensweise <strong>der</strong> Waldvölker zerstört. Am stärksten<br />

betrifft dies die Penan, <strong>der</strong>en Lebensunterhalt noch zu einem großen Teil auf Forstprodukten beruht.<br />

Heute leben weniger als 200 östliche Penan als traditionelle nomadische Jäger und Sammler, doch<br />

auch diese müssen wegen <strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> bisweilen Landbau betreiben, die große<br />

Mehrheit wurde zu einem sesshaften o<strong>der</strong> semi-sesshaften Leben gezwungen. Die Hauptnahrung<br />

<strong>der</strong> Penan ist Mehl aus <strong>der</strong> wild wachsenden, stärkereichen Sagopalme. Inzwischen gibt es aber<br />

wegen <strong>der</strong> Regenwaldzerstörung nicht mehr genügend Sago-Palmen und Sago wurde durch<br />

Hochland-Reis ersetzt.<br />

Die meisten <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> indigenen Gemeinschaften können ihr Wissen und ihre Weisheit nicht mehr<br />

an die Töchter weitergeben, weil die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört wurden. So können<br />

Temuan-Mädchen aus dem Dorf Gerachi nur noch 10 verschiedene Säugetiere und Vögel ihrer<br />

Umgebung benennen und 19 verschiedene Früchte, Gemüse und essbare Knollen aus dem<br />

Regenwald, während beispielsweise Jahai-<strong>Frauen</strong> in Perak alleine 13 Arten essbarer Knollen im<br />

Regenwald erkennen, die meist nur den Orang Asli bekannt sind. Eine 43-jährige Frau aus Gerachi<br />

beklagt: „Ich habe viele lokale Arten von Früchten gegessen, die meine Großeltern gepflanzt haben,<br />

aber meine Kin<strong>der</strong> werden den Geschmack dieser Früchte nicht mehr kennenlernen o<strong>der</strong> ihre Namen<br />

lernen, weil ein Damm unsere Gärten und den Wald zerstört hat.“<br />

Durch den zerstörerischen Einfluss <strong>der</strong> Moral, Werte und Normen <strong>der</strong> dominanten<br />

Mehrheitsgesellschaft, die die indigenen Völker als min<strong>der</strong>wertig betrachtet, wurde nicht nur das<br />

Selbstwertgefühl <strong>der</strong> indigenen Völker erschüttert, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en Sprachen, Bräuche und<br />

Traditionen erodiert. Bei den Kayan und den Kenyah in Sarawak gehören langgezogene<br />

Ohrläppchen zur Tradition <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. Die Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> folgt diesem Brauch aber nicht mehr,<br />

da er als ‚rückständig’ und unzeitgemäß denunziert wurde. Gleichzeitig versucht die Tourismus-


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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Industrie, indigene Männer und <strong>Frauen</strong> dazu zu bringen, ihre Gebräuche und Gegenstände<br />

malaysischen und internationalen Besuchern darzubieten. Das gilt auch für Tänze und sogar für<br />

schamanische Gesänge und Riten, die zur religiösen Überlieferung gehören, was aber von <strong>der</strong><br />

Tourismusindustrie nicht respektiert wird. Die indigenen Völker verlieren durch die staatliche<br />

Dominanz im Erziehungswesen auch die Kontrolle über ihre eigenen Sprachen.<br />

Wie lei<strong>der</strong> viele indigene Völker weltweit, sind auch die indigenen Völker in Malaysia, und speziell<br />

<strong>der</strong>en <strong>Frauen</strong>, kulturell und politisch marginalisiert. Jedoch sind sie nicht willenlose und<br />

bedauernswerte Opfer des Staates, <strong>der</strong> Holzfäller-Firmen und an<strong>der</strong>er: Viele <strong>der</strong> Betroffenen haben<br />

trotz Drohungen und Kollaboration <strong>der</strong> Behörden mit den Regenwald-Zerstörern große Risiken auf<br />

sich genommen, um ihre Landrechte zu verteidigen: Von Petitionen über friedliche Blockaden bis zu<br />

gerichtlichen Klagen. Seit den 80er-Jahren, als die Holzfäller in ihr Gebiet kamen haben zum Beispiel<br />

Penan-Männer, <strong>Frauen</strong> und sogar Kin<strong>der</strong> viel Energie aufgewandt um ihren Wald und ihr Überleben<br />

zu sichern. Heute kämpfen sie gegen die Gewalt, die <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n seitens <strong>der</strong> Holzfäller<br />

ausgesetzt sind. In den vielen Jahren, die sie für Anerkennung und ihre Rechte gekämpft haben,<br />

haben sie auch immer wie<strong>der</strong> Unterstützung in und außerhalb Malaysias gefunden.<br />

Literatur, Quellen<br />

Bruno Manser Fund, website: www.bmf.ch<br />

IDEAL, 2000. Not Development but Theft – The testimony of Penan Communities in Sarawak. IDEAL, Sibu.<br />

Yong, Carol, 2010. Logging in Sarawak and the Rights of Sarawak’s Indigenous Communities. A JOANGOHutan Report for FERN.<br />

Available online at: FERN website - http://www.fern.org and<br />

http://www.pro-regenwald.de/docs/logginginsarawak_joangohutanreport.pdf<br />

Yong Ooi Lin, Carol 2006, ‘Dam-based Development in Malaysia: the Temmenggor and Sungai Selangor Dams and the Resettlement of the<br />

Orang Asli’, doctoral thesis submitted to the University of Sussex.<br />

Yong Ooi Lin, Carol 2003. Flowed Over: The Babagon Dam and the Resettlement of the Kadazandusuns in Sabah. Centre for Orang Asli<br />

Concerns, Subang Jaya.<br />

Yong Ooi Lin, Carol, 2000. A Tribute to Mak Minah (Kampung Peretak/Gerachi). In Rentak Kini (Rhythm of Today). In:<br />

http://www.malaysiakini.com/archives_news/2000/sept/sept29/news4.htm<br />

Bil<strong>der</strong>: Carol Yong<br />

Fallstudie 1: Die Auswirkung von Dämmen und Umsiedelung<br />

„In den frühen 90er-Jahren beobachteten wir ein privates Vermessungsteam, das ohne Erlaubnis in<br />

unsere Dörfer kam. Wir fragten sie, was sie hier treiben. Sie erklärten, sie würden die Vermessungen<br />

für ein Gesundheitsprojekt machen. Dabei zerstörten sie auch Pflanzen auf unseren Fel<strong>der</strong>n. Später<br />

fanden wir heraus, dass die Vermessungen seit 1987<br />

durchgeführt wurden, um ein Staudamm-Projekt<br />

vorzubereiten. 1992 wurde unser Land von <strong>der</strong><br />

Staatsregierung enteignet um Wasser für die Stadt und<br />

an<strong>der</strong>e Gebiete zu speichern, während wir<br />

umgesiedelt wurden, um dem Projekt nicht im Weg zu<br />

stehen.“<br />

Der obige Bericht stammt von einer Gruppe von<br />

<strong>Frauen</strong> aus dem Dorf Tampasak in Sabah, die<br />

zusammen mit rund 200 indigenen Kadazandusun aus<br />

30 Familien vom Bau des Babagon-Damm betroffen<br />

sind. Trotz ständiger Proteste und Lobby-Arbeit,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus dem Dorf, unterstützt von<br />

benachbarten Gemeinschaften und <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

konnten sie das Projekt nicht stoppen. Sie mussten einer<br />

Umsiedelung zustimmen und erhielten teils geringfügige<br />

Entschädigung für den Verlust von Land und Häusern.<br />

Wenn traditionell genutztes Land für staatliche Projekte<br />

enteignet wird, erleiden jene ohne offizielle Landtitel die<br />

größten Verluste. Obwohl die traditionelle Nutzung nach<br />

Eine Frau <strong>der</strong> Jahai kommt mit ihrer<br />

Tochter vom Wasserholen von einem<br />

nahen Fluss. Die Jahai wurden in den 70er<br />

Jahren durch den Temenggor-Damm<br />

vertrieben und umgesiedelt.


-17-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Gewohnheitsrecht anerkannt wird, werden dafür oft keinerlei Entschädigungen bezahlt. Meine<br />

Forschungen über die Bewohner von Tampasak im Jahr 1988 zeigten, dass 61 % <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und<br />

65 % <strong>der</strong> Männer Land, ohne offiziellen Titel nutzten. Von diesen erhielten 88% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und 78%<br />

<strong>der</strong> Männer keine Entschädigung für das Land, das sie wegen des Babagon-Dammes verloren.<br />

Mitte 2003 besuchte ich Upper Perak im Norden <strong>der</strong> Halbinsel, wo in den Bezirken Temiar, Semai<br />

und Lanoh rund 1500 Personen, hauptsächlich Jahai Negritos und in geringerer Anzahl Angehörige<br />

an<strong>der</strong>er Orang Asli-Gruppen umgesiedelt wurden, als die Schleusen des Temenggor-Damms 1997<br />

geschlossen wurden. Dort traf ich unter den Betroffenen ältere Menschen, die dauernd von den alten<br />

Zeiten ‚mit unserem Wald und den Flüssen’ sprachen. Die Familien verwendeten kleine Boote<br />

(perahu) zum Fischen o<strong>der</strong> sie streiften durch die nahen Wäl<strong>der</strong>, um Nahrung zu sammeln. Die<br />

Wäl<strong>der</strong> wurden jedoch für den Temenggor Damm gefällt und <strong>der</strong> entstehende See machte das<br />

Fischen und die Sammeltouren schwieriger, denn <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong> konnten viele traditionelle<br />

Sammelgebiete nicht mehr erreichen, da sie dazu ein Boot hätten ausleiden müssen. Auch Baden,<br />

Waschen und Wasserholen, alles Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und Mädchen, wurde durch das Aufstauen<br />

<strong>der</strong> Flüsse erschwert.<br />

Ich habe ähnliche Probleme bei den Temuan in den Ortschaften Gerachi und Peretak, die durch den<br />

Aufstau des Selangor-Flusses vertrieben wurden, festgestellt. Diese beiden Orang Asli-<br />

Gemeinschaften sind traditionell Fluss-<br />

Bewohner, Neu-Gerachi wurde jedoch auf <strong>der</strong><br />

Schulter eines Hügels errichtet. Beson<strong>der</strong>s die<br />

armen Familien und alleinstehende Mütter litten<br />

unter <strong>der</strong> Verknappung <strong>der</strong> Nahrung aus dem<br />

Wald und genereller Mangelversorgung. So<br />

verringerte sich das Einkommen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong><br />

durch Sammeln von Bambus – wie auch jenes<br />

<strong>der</strong> Männer, die etwa wilden Honig gewinnen.<br />

Auch <strong>der</strong> Status und die Rolle <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong><br />

Familie wurden durch die Reduktion <strong>der</strong><br />

Ausbeute von Jagd und Sammeln negativ<br />

beeinflusst. Früher haben Kin<strong>der</strong> und <strong>Frauen</strong> die<br />

Männer bei <strong>der</strong> Jagd begleitet, doch nun sind die<br />

Wäl<strong>der</strong> zu weit entfernt: <strong>Frauen</strong> müssen zu Hause<br />

bleiben, wo sie Bambus-Rohre verarbeiten und<br />

Die Regenwäl<strong>der</strong> wurden durch die<br />

Bauarbeiten für den Selangor-Damm zerstört<br />

sich um die Kin<strong>der</strong> kümmern. Nach <strong>der</strong> Zwangsumsiedelung zeigten sich auch mehr Fälle von<br />

Alkoholismus, Jugendkriminalität und Verschuldung. Obwohl diese Probleme nicht alleine auf die<br />

Umsiedelung zurückgeführt werden können, haben diese mit dem damit verbundenen Kulturschock,<br />

den ökonomischen Verän<strong>der</strong>ungen und an<strong>der</strong>en Stressfaktoren zu tun. Heute kommt es oft vor, dass<br />

Orang Asli Männer ihre <strong>Frauen</strong> schlagen, wenn sie betrunken sind, was früher in ihren<br />

Gemeinschaften selten war.<br />

Staudämme und Zwangsumsiedelung haben sich als großes Problem für die indigenen Völker<br />

Malaysias erwiesen, beson<strong>der</strong>s jene, die auf Land ihrer Vorfahren in <strong>der</strong> Nähe von Flüssen und in<br />

Wäl<strong>der</strong>n nach Gewohnheitsrecht leben. Für Infrastruktur, Staudamm und Stausee werden viele <strong>der</strong> in<br />

den betroffenen Regionen lebenden Menschen ausgesiedelt. Alleine im Bundesstaat Sarawak sollen<br />

bis 2020 12 Wasserkraftwerke in Gebieten, die von indigenen Völkern besiedelt sind, gebaut werden.<br />

Alle haben schwerwiegende soziale, ökologische, ökonomische und menschenrechtliche<br />

Auswirkungen. Arme, ausgegrenzte und in vielen Fällen indigene Menschen werden von<br />

Dammprojekten meist am stärksten in Mitleidenschaft gezogen, während sie wenige o<strong>der</strong> gar keine<br />

<strong>der</strong> Vorteile davon haben. Warum sollte immer <strong>der</strong> ärmste Teil <strong>der</strong> Gesellschaft, wo immer in<br />

Malaysia, seine Heimat, seinen Lebensraum und seine Zukunft für das Wohl <strong>der</strong> Städter und <strong>der</strong><br />

Industrie opfern?


-18-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Fallbeispiel 2: Holzindustrie und sexuelle Belästigung von indigenen<br />

<strong>Frauen</strong> am Beispiel <strong>der</strong> Penan in Sarawak<br />

Viele <strong>der</strong> Probleme, denen sich die Penan heute ausgesetzt sind, begannen mit dem Vordringen<br />

kommerzieller Holzfäller in die entlegenen Regionen Baram, Apoh Tutoh und Ulu Limbang. Dies ist<br />

<strong>der</strong> traditionelle Lebensraum <strong>der</strong><br />

nomadischen östlichen Penan. Davon<br />

abgesehen werden ihnen auch in vielen<br />

Bereichen gleiche Rechte als<br />

Staatsbürger verweigert, unter an<strong>der</strong>em<br />

das Recht auf Identitätsdokumente,<br />

Geburtsurkunde, Zugang zu Bildung,<br />

Gesundheit und an<strong>der</strong>en<br />

Grundbedürfnissen wie sauberes<br />

Trinkwasser. Zusätzliche Probleme macht<br />

das Fehlen u.a. von Kommunikations-<br />

und Transportinfrastruktur. Traditionell<br />

waren die Dörfer untereinan<strong>der</strong> und mit<br />

<strong>der</strong> Außenwelt durch Fußwege und die<br />

Flüsse verbunden. Die Penan konnten<br />

sich in ihrem Lebensraum sehr gut orientieren.<br />

Durch die Holzfäller wurden viele <strong>der</strong> Pfade<br />

unpassierbar und den Penan wurde das Betreten<br />

<strong>der</strong> Konzessionsgebiete verboten. Infolge<br />

dessen müssen sie oft die Forstwege und<br />

Es fehlen die nötigen gesetzlichen<br />

Bestimmungen, um die Rechte <strong>der</strong> Penan-<br />

Kin<strong>der</strong> in Sarawak zu garantieren<br />

Fahrzeuge <strong>der</strong> Holzfäller benutzen und werden dadurch neuen Gefahren ausgesetzt. Beson<strong>der</strong>s für<br />

<strong>Frauen</strong> und Mädchen aus den entlegenen Gebieten, wo die meisten Regenwald-Rodungen<br />

stattfinden, ist diese Situation noch gefährlicher als für die Männer, da sie zusätzlich unter sexuellen<br />

Belästigungen und Gewalt leiden. Bereits 1994 gab es die erste Anzeige von 15 Penan-Dörfern in<br />

Ulu Baram wegen Körperverletzung durch Holzfäller, darunter auch ein Fall einer<br />

Gruppenvergewaltigung eines 15-jährigen Mädchens. We<strong>der</strong> die bundesstaatlichen Behörden noch<br />

jene Sarawaks ergriffen wirksame Maßnahmen, um den Penan zu helfen.<br />

Internationale Menschenrechtsorganisationen sind besorgt, weil sexuelle Ausbeutung und Gewalt<br />

gegen Penan-<strong>Frauen</strong> und Mädchen in <strong>der</strong> Region weiterhin verbreitet sind. Eine Schweizer<br />

Organisation, <strong>der</strong> Bruno-Manser-Fonds, veröffentlichte am 15. Dezember 2008 einen Bericht,<br />

wonach eine Reihe von Penan-<strong>Frauen</strong> Angestellte <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Region Middle Baram tätigen Holzfäller-<br />

Firmen Samling und Interhill beschuldigten, sie sexuell missbraucht zu haben. Die Firmen bestritten<br />

diese Anschuldigungen. Nachdem im Oktober desselben Jahres eine malaysische Journalistin die<br />

Vorfälle recherchierte und mehrere Artikel in einer malaysischen Tageszeitung veröffentlichte, kam es<br />

zu einem öffentlichen Aufschrei und staatliche Stellen sahen sich gezwungen, eine offizielle<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Vorfälle einzuleiten. Das malaysische Ministerium für <strong>Frauen</strong>, Familie und lokale<br />

Entwicklung entsandte eine Untersuchungskommission aus hochgestellten Regierungsbeamten,<br />

Polizei und NGO-VertreterInnen zu einer Untersuchung in die Penan-Dörfer von Baram. Die<br />

Ergebnisse wurden fast 10 Monate unter Verschluss gehalten, bis am 8. September 2009 eine<br />

Veröffentlichung nach massivem Druck <strong>der</strong> Öffentlichkeit und <strong>der</strong> Opposition nicht mehr verhin<strong>der</strong>t<br />

werden konnte.<br />

Der Bericht bestätigte die Fälle von sexueller Belästigung und Ausbeutung durch Arbeiter <strong>der</strong><br />

Holzfäller-Lager. Es wurden mindestens 8 zusätzliche Fälle von sexuellem Missbrauch von Penan-<br />

Mädchen und <strong>Frauen</strong> durch Holzfäller dokumentiert, darunter Schülerinnen, die erst 10 Jahre alt<br />

waren. Weiters wurde von Entführungen von Mädchen auf Forststraßen berichtet, die dann von<br />

Beschäftigten <strong>der</strong> Holzfäller-Firmen sexuell missbraucht wurden. Der Bericht wurde von lokalen<br />

Politikern und Polizei ohne weitere Untersuchung als unbegründet zurückgewiesen – wie ein Politiker<br />

meinte seien die Penan ‚gute Geschichtenerfin<strong>der</strong>’. Die Vorfälle hörten damit nicht auf: Im Mai 2011


-19-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

wurden wie<strong>der</strong> Fälle von Vergewaltigung von Penan-<strong>Frauen</strong> und Mädchen in dieser Region bekannt,<br />

die aber von den Betroffenen aus naheliegenden Gründen nicht angezeigt wurden.<br />

Durch das fehlende Interesse und die fehlende Entschlossenheit <strong>der</strong> Behörden und <strong>der</strong> Polizei, den<br />

andauernden sexuellen Missbrauch von Penan-Mädchen zu bekämpfen wird die Verfassung<br />

Malaysias, die die Rechte <strong>der</strong> indigenen Völker garantiert, untergraben. Weiters hat die malaysische<br />

Regierung die ‚Convention on the Elimination of all Forms of Discrimination against Women’<br />

(CEDAW) und die Konvention über die Kin<strong>der</strong>rechte ratifiziert, die unter an<strong>der</strong>em die sexuelle<br />

Ausbeutung von Min<strong>der</strong>jährigen verbietet. Dessen ungeachtet mangelt es an gesetzlichen<br />

Regelungen, die einen wirksamen Schutz <strong>der</strong> Penan und beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Penan-Kin<strong>der</strong> sicherstellen.<br />

Zu den internationalen Konventionen, die von Malaysia unterzeichnet wurden, aber nicht wirksam<br />

durch gesetzliche Bestimmungen umgesetzt wurden, gehört auch die UN-Deklaration über die<br />

Rechte <strong>der</strong> indigenen Völker.<br />

Dr. Carol Yong<br />

Carol Yong ist seit über 20 Jahren in Südost-Asien als Aktivistin zu sozialen Fragen, beson<strong>der</strong>s Zwangsumsiedlung und<br />

<strong>Frauen</strong>rechten tätig und hat sich im Rahmen ihrer Diplom- und Doktorarbeit mit den Auswirkungen von Staudämmen auf<br />

indigene Gemeinschaften und indigene <strong>Frauen</strong> in Malaysia beschäftigt.<br />

Übersetzung aus dem Englischen: Andreas J. Burghofer<br />

Fotos: Carol Yong<br />

MENSCHENRECHTE IN MALAYSIA ?<br />

Die WGT-<strong>Frauen</strong> aus Malaysia berichten im Gebetstext über die langjährige<br />

Kämpferin für Menschen- und beson<strong>der</strong>s <strong>Frauen</strong>rechte Irene Fernandez, die inzwischen Trägerin des<br />

Alternativen Nobelpreises ist.<br />

Sie war 1991 Mitbegrün<strong>der</strong>in und später Leiterin von "Tenaganita" (<strong>Frauen</strong>kraft), einer Organisation,<br />

die sich für Schutz und Rechtsbeistand für <strong>Frauen</strong> einsetzt. Zunächst ging es vor allem um Würde<br />

und Rechte von <strong>Frauen</strong> (beson<strong>der</strong>s Migrantinnen), die auf Plantagen, in <strong>der</strong> Industrie und in<br />

Freihandelszonen arbeiten.<br />

Inzwischen arbeitet Tenaganita - in dem Land, in dem es kein einziges professionell geführtes, von<br />

<strong>der</strong> Regierung unterstütztes <strong>Frauen</strong>haus gibt - verstärkt mit alleinerziehenden Müttern, von<br />

Menschenhandel betroffenen <strong>Frauen</strong>, Hausangestellten, Sexarbeiterinnen und Menschen mit<br />

HIV/AIDS.<br />

Dass <strong>der</strong> Kampf um Menschen- und gar <strong>Frauen</strong>rechte in Malaysia harte persönliche Folgen haben<br />

kann, erfahren wir - am Schicksal von Irene Fernandez - ebenfalls aus dem Gebetstext.<br />

So ist es verständlich, dass die WGT-<strong>Frauen</strong> sich im Gottesdienst fragen: "Sollen wir uns in<br />

Unrechtssituationen einmischen o<strong>der</strong> sollen wir uns heraushalten?"<br />

Dabei ist noch zu bedenken, dass die verschiedenen Religionen, wie ja auch schon die einzelnen<br />

christlichen Konfessionen, durchaus unterschiedliche Einstellungen zum Thema "<strong>Frauen</strong>rechte" bzw.<br />

"Gewalt gegen <strong>Frauen</strong>" vertreten.<br />

Auf zwei Problembereiche, die - wie so oft - <strong>Frauen</strong> beson<strong>der</strong>s hart betreffen, möchte ich im<br />

Zusammenhang mit Malaysia noch beson<strong>der</strong>s hinweisen:<br />

1. Die Zerstörung des Regenwaldes, die ja u. a. auch oft indigenen Völkern die Lebensgrundlage<br />

nimmt.<br />

Vgl. www.stop-timber-corruption.org und: www.sarawakreport.org<br />

Beson<strong>der</strong>s instruktiv ist die Untersuchung „A Wi<strong>der</strong> Context of Sexual Exploitation of Penan<br />

Women and Girls in Middle and Ulu Baram, Sarawak, Malaysia<br />

Vgl. http://suaram.net<br />

An dieser Stelle sollten wir uns auch fragen: "Was kommt wohl beson<strong>der</strong>s auf die Randgruppen<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung zu, wenn die weltweit für jegliche Zukunftstechnik (z.B. Energiesparlampen)<br />

immer begehrter werdenden "Seltenen Erden" in Malaysia abgebaut werden?"


-20-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

2. Der demokratische Wert "Meinungsfreiheit" - gerade auch im Hinblick auf die Neuwahlen.<br />

Der KURIER meldete (Montag, 11.07.11): "Mit großer Härte hat Malaysias Polizei am Wochenende<br />

eine Demonstration auseinan<strong>der</strong>geknüppelt. Mehr als 1600 ProtestteilnehmerInnen wurden<br />

festgenommen, einigen droht jahrelange Haft. Gefor<strong>der</strong>t hatten, die meist <strong>der</strong> Opposition<br />

angehörigen Demonstranten keinen Machtwechsel, son<strong>der</strong>n transparentere Wahlgesetze...."<br />

Laut "Bersih 2.0" ("Koalition für saubere und faire Wahlen") geht es um so "Selbstverständlichkeiten"<br />

wie etwa "keine gültigen Stimmen mehr von verstorbenen, erfundenen o<strong>der</strong> mehrfach<br />

gezählten WählerInnen" u.ä.<br />

Vgl. www.bersih.org<br />

Der WGT beteiligte sich an einer Eilaktion für Meinungsfreiheit <strong>der</strong> malaysischen Menschenrechtsorganisation<br />

SUARAM.<br />

Vgl. http://suaram.net<br />

Sich informieren ist schon ein wichtiger Schritt im Prozess "<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>"!<br />

Vgl. die ausführlichen Artikel zu diesem Thema im vorliegendem Arbeitsheft<br />

FAIRER HANDEL IST MÖGLICH<br />

OStR in Monika Heitz<br />

Im Dorf Angalor, 60 km von <strong>der</strong> Stadt Tenom, lebt die Ethnie <strong>der</strong> Murut,<br />

also Ureinwohner von Sabah. Es sind rund 300 Menschen. Die Mehrheit<br />

davon sind Christen, 90% gehören <strong>der</strong> BCCM an, 9% einer an<strong>der</strong>en Kirche und 1% sind Muslime.<br />

Die Menschen leben von <strong>der</strong> Landwirtschaft, vor allem dem Anbau von Gummi, Bananen, Kaffee und<br />

Kokospalmen. Die Arbeiten werden von den <strong>Frauen</strong> wie Männern gleichermaßen verrichtet.<br />

In Angalor und drei an<strong>der</strong>en Dörfern gibt es jetzt Gruppen, die Produkte für den fairen Handel<br />

herstellen.<br />

Allerdings gibt es noch keine Mobilfunkanlagen, was die Kommunikation mit den Handwerker-<br />

Gruppen sehr erschwert. Es muss häufig über schriftliche Nachrichten kommuniziert werden, worüber<br />

viel Zeit verstreicht.<br />

Die Situation im Dorf Sepulut ist besser als die <strong>der</strong> Dörfer in <strong>der</strong> Region Tenom. Das Dorf liegt in <strong>der</strong><br />

Region Nabawan, ungefähr 250 km von Keningau entfernt. Neben <strong>der</strong> Landwirtschaft leben sie vom<br />

Jagen und Fischen und dem Anbau von Palmöl. Diese Region hat eine Zufahrtstrasse und ein gut<br />

funktionierendes Mobilfunknetz.<br />

Das Dorf Silungai liegt weit von <strong>der</strong> Stadt entfernt und verfügt über keine nennenswerte Infrastruktur.<br />

Auch dort leben die Menschen von <strong>der</strong> Landwirtschaft (Trockenreis und Maniok), Jagen, Fischen,<br />

Gelegenheitsarbeit (Häuserbau, Schiffsführer) Sammeln von Waldprodukten wie Heilpflanzen.<br />

Üblicherweise verrichten die Männer Arbeiten wie Jagen, Fischen und Gelegenheitsarbeiten. Die<br />

<strong>Frauen</strong> arbeiten in den Gemüsegärten und stellen handwerkliche Erzeugnisse her. Die Fahrzeuge,<br />

welche in jener Gegend benutzt werden sind Vierradantriebsautos, sowie motorisierte und nichtmotorisierte<br />

Boote.<br />

Den <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Region Tenom und Nabawan bietet es sich aufgrund <strong>der</strong> natürlichen Vorkommen<br />

<strong>der</strong> Rohmaterialen an, handwerkliche Erzeugnisse aus Bambus, Rattan und ähnlichen Materialien<br />

herzustellen. Sie fertigen Körbe und Netze, so etwa als Hochzeitsgeschenke o<strong>der</strong> als<br />

Alltagsgegenstände, etwa um Essen darin aufzubewahren o<strong>der</strong> für gefangene Fische. Früher wurden


-21-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

diese Erzeugnisse nur für den Eigengebrauch hergestellt und nicht zum Verkauf angeboten. Jetzt<br />

besteht aber eine Nachfrage des Marktes nach solchen Produkten. Die Nachfrage ist aber klein und<br />

<strong>der</strong> Preis nicht beständig. Das Problem ist auch, dass die junge Generation nicht mehr über diese<br />

handwerklichen Fertigkeiten verfügt.<br />

Im Allgemeinen stehen alle Gruppen denselben Schwierigkeiten gegenüber. Wenn Regen fällt sind<br />

die Wasserleitungen oft unterbrochen, so dass die <strong>Frauen</strong> am Fluss waschen und Wasser holen<br />

müssen. Eigentlich müsste je<strong>der</strong> Haushalt einen eigenen Wassertank haben.<br />

Die Kultur ist nach wie vor sehr stark in <strong>der</strong> Tradition verankert. Sie führt auch dazu, dass die<br />

Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau noch immer klar geregelt ist. <strong>Frauen</strong> waschen, schauen nach<br />

den Kin<strong>der</strong>n, führen den Haushalt, pflanzen den Reis, kochen und vieles an<strong>der</strong>e. So ist es auch mit<br />

den Arbeiten <strong>der</strong> Männer. Das ist die Kultur <strong>der</strong> Murut.<br />

Es ist nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass die <strong>Frauen</strong> abends erschöpft einschlafen, denn den ganzen Tag sieht<br />

man sie arbeiten. Natürlich haben sie abends keine Energie mehr handwerklich zu arbeiten. Außer<br />

anlässlich einer Hochzeit, wo sie ihre Produkte als Geschenke mitbringen, beschäftigen sie sich also<br />

nicht mit den Handwerksarbeiten.<br />

Glücklicherweise haben Tenom und Nabawan bereits Elektrizität. So können die <strong>Frauen</strong> abends<br />

weben. In an<strong>der</strong>en Dörfern gibt es noch keine Elektrizität. Das führt dazu, dass einige <strong>Frauen</strong><br />

zunehmend schlecht sehen, weil sie bei ungenügendem Licht weben.<br />

In den Monaten Januar bis März gehen die <strong>Frauen</strong> auf ihre Nassreisfel<strong>der</strong> um das Unkraut zu jäten.<br />

In den Monaten April bis Mai ernten sie den Reis.<br />

In den Monaten Juni bis August haben die <strong>Frauen</strong> eine etwas weniger strenge Zeit.<br />

In den Monaten September bis Oktober bereiten die <strong>Frauen</strong> die Fel<strong>der</strong> zum Reisanbau vor, säubern<br />

sie vom Unkraut und hacken die Büsche.<br />

Zwischen November und Dezember pflanzen die <strong>Frauen</strong> den Reis.<br />

Deshalb werden in <strong>der</strong> Region Pagalungan sehr wenig handwerkliche Erzeugnisse angefertigt.<br />

2007 stellte Herr Ueli Knecht, ein Mitarbeiter <strong>der</strong> mission21, den Bewohnern von Angalor und Bakuku<br />

das Fair Trade Programm vor.<br />

Im Jahr 2008 wurde ein Handwerkszentrum in Kundasang eingerichtet. Dieses hilft den <strong>Frauen</strong> in<br />

Angalor sehr. 12 <strong>Frauen</strong> lernen in <strong>der</strong> Werkstatt, wie die Preise von fair bezahlten Produkten<br />

abgeschätzt werden können und eignen sich neue Fertigkeiten an. Die <strong>Frauen</strong> erhalten mit dieser<br />

Arbeit die Handwerkstradition <strong>der</strong> Murut aufrecht. Die Werkstatt entwirft auch neue Designs und geht<br />

so auf die Bedürfnisse des Marktes ein. Auch wenn die Form <strong>der</strong> handwerklichen Erzeugnisse sich<br />

än<strong>der</strong>t, so bleiben doch die Motive und die kulturellen Charakteristika erhalten.<br />

Ein Ziel <strong>der</strong> Werkstatt ist es, die Gedanken <strong>der</strong> Leute anzuregen und neue Ideen und Impulse zu<br />

vermitteln. So soll etwa die junge Generation davon überzeugt werden, dass sie die Handwerkskunst<br />

und damit einen Teil <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> Murut aktiv erhalten sollen. Denn die ältere Generation gibt es<br />

bald nicht mehr, und die Kin<strong>der</strong> wissen wenig über die handwerkliche Tradition, die Tänze und die<br />

kulturellen Gepflogenheiten. So geht die Kultur und damit <strong>der</strong> Stolz <strong>der</strong> Murut verloren.<br />

Langsam reift das Verständnis <strong>der</strong> jungen Leute für die Relevanz <strong>der</strong> handgefertigten Produkte.<br />

Früher gebrauchten sie die Gegenstände nur privat. Heute aber sind die Produkte auf dem Markt zu<br />

finden und dies sogar im Ausland.<br />

2008 wurden die Produkte <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus vielen Dörfern <strong>der</strong> Region Tenom bereits nach Basel<br />

exportiert, was sehr bedeutsam ist. Die Murut und Lundayeh sind stolz, dass ihre Produkte einen<br />

Absatzmarkt gefunden haben. Die Einnahmen aus dem Verkauf <strong>der</strong> Produkte sind ein sehr<br />

willkommenes zusätzliches Einkommen. Das Fair Trade Programm verhilft den <strong>Frauen</strong> zu einem<br />

eigenen Einkommen, was sie bisher nicht hatten.<br />

Durch das Fair Trade Programm erhalten die <strong>Frauen</strong> Selbstbewusstsein, da ihre Arbeit wertgeschätzt<br />

wird und sie fair behandelt werden. Bevor das Fair Trade Programm eingeführt wurde, sind die<br />

Produkte immer unterbezahlt worden und standen in keinem Verhältnis zum Arbeitsaufwand. Die


-22-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Motivation <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, Produkte anzufertigen war deshalb nicht groß. Durch das Fair Trade<br />

Programm än<strong>der</strong>t sich das. Den <strong>Frauen</strong> ist so sehr geholfen. Es gibt <strong>Frauen</strong>, die nicht oft in die<br />

Kirche gehen. Über das Fair Trade Programm finden nun aber viele zur Kirche.<br />

Bis zum heutigen Tag hat das Programm den <strong>Frauen</strong> sehr geholfen, indem es ihnen ein Einkommen<br />

verschafft. Zwei <strong>Frauen</strong> wurden eingestellt, welche die <strong>Frauen</strong> unterweisen. Sie werden die <strong>Frauen</strong><br />

unterrichten, welche das Handwerk erlernen möchten und an <strong>der</strong> Qualitätsverbesserung interessiert<br />

sind. Sie werden die Dörfer besuchen und sich die Fortschritte und Aktivitäten je<strong>der</strong> aktiven Gruppe<br />

ansehen. Sie werden auch neue Techniken und Designs einführen, welche auf dem Markt gefragt<br />

sind.<br />

Bis jetzt sind es acht Dörfer, welche sich am Programm beteiligen. Gott sei gepriesen, dass alles gut<br />

verläuft.<br />

Die geographischen Gegebenheiten in <strong>der</strong> Region Tenom sind sehr gut, so dass es viele Früchte<br />

gibt. Dies sind Bananen, Papaya, Maniok, Süßkartoffeln und vieles mehr. Der Absatz von rohen<br />

Produkten ist gut. Ich hoffe, dass wir in Zukunft einen Kurs über die Zubereitung von Snacks werden<br />

anbieten können. Der Absatz für Snacks auf dem inländischen wie ausländischen Markt ist sehr gut.<br />

Ich bin sicher, dass die Zubereitung von Snacks <strong>der</strong> ökonomischen Situation <strong>der</strong> Kirche und <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong> nur zuträglich ist. Diese Arbeit würde wie<strong>der</strong>um neue Einkommensquellen eröffnen und den<br />

Lebensstandard <strong>der</strong> Bevölkerung von Tenom erhöhen. Ich hoffe sehr, dass mission21 dieses<br />

Programm empfehlen wird. Gott segne das Programm Fair Trade. Amen.<br />

Der weise Richter ( ein Märchen aus Malaysia)<br />

Minah Siturup<br />

Projektleiterin für Fair Trade und Mitglied von Basel Christian Church of Malaysia (BCCM, BM)<br />

Übersetzt aus dem Indonesischen von Sarah Brack<br />

Aus:<strong>Frauen</strong> mit einer Mission:Sabah/Malaysia<br />

Mit freundlicher Genehmigung von mission21<br />

Bild: WGT Österreich<br />

Ein reicher Mann lebte mit seiner Frau in einer Stadt. Sie hatten ein großes Haus, viele Knechte und<br />

Mägde und ein ansehnliches Vermögen. Hinter ihrem Haus lebten ein armer Mann und seine Frau.<br />

Obwohl <strong>der</strong> reiche Mann und seine Frau ein sehr bequemes Leben führten, waren sie dünn wie<br />

Bohnenstangen. Sie sorgten sich ständig um ihren Besitz und waren immerfort damit beschäftigt.<br />

Der arme Mann und seine Frau dagegen waren sehr dick. Sie hatten kaum Sorgen und waren immer<br />

glücklich. Eines Tages traf <strong>der</strong> reiche Mann den armen Mann auf <strong>der</strong> Straße. "Ihr seid sehr dick. Was<br />

esst ihr?" fragte er. "Nichts Beson<strong>der</strong>es. Wir warten einfach, bis deine Köchin anfängt zu kochen. Der<br />

Geruch aus deiner Küche macht uns satt. Deshalb sind wir so dick", sagte <strong>der</strong> arme Mann.<br />

Der reiche Mann wurde sehr zornig, als er das hörte. Er entschied: Der arme Mann und seine Frau<br />

hatten vom Geruch seiner Mahlzeiten profitiert. So gingen er und seine Frau zum Richter. "Wir<br />

verlangen Entschädigung, Euer Ehren", sagte <strong>der</strong> reiche Mann. Der arme Mann und seine Frau<br />

bekannten sich schuldig.<br />

Der Richter verkündete das Urteil. Er ließ die entsprechende Summe in Goldmünzen kommen und<br />

dazu eine Schale aus Metall. "Seid ihr bereit, eure Entschädigung anzunehmen?", fragte er. Der<br />

reiche Mann nickte.<br />

Der Richter nahm die Goldmünzen und ließ sie eine nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en in die Metallschale fallen. Der<br />

reiche Mann zählte die klingenden Töne, die die Münzen machten, sobald sie auf das Metall trafen.<br />

"Ja, das ist die Entschädigung, die wir wollen", sagte <strong>der</strong> reiche Mann.<br />

"Der arme Mann erhielt nur den Geruch eurer Mahlzeiten. Deshalb ist es angebracht, dass ihr nur<br />

den Klang des Geldes als Entschädigung erhaltet", sagte <strong>der</strong> Richter. Die Gerichtsverhandlung war<br />

zu Ende. Der arme Mann und seine Frau waren frei gesprochen.<br />

Der reiche Mann und seine Frau verließen den Gerichtssaal - beschämt!<br />

Quelle: Material des Intern. Komitee zum Kin<strong>der</strong>t-WGT 2012. Aus dem Englischen übertragen: OStR in Monika Heitz


RELIGION UND KIRCHEN<br />

-23-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Malaysia ist ein multi-ethnisches, multi-kulturelles und multi-religiöses Land.<br />

Religionsfreiheit ist in dem heute islamisch geprägten Malaysia verfassungsmäßig garantiert und<br />

je<strong>der</strong> Religionsgemeinschaft wird offiziell mindestens ein Feiertag zugestanden, sie darf ihren<br />

Glauben praktizieren und verkünden und eigene Kultstätten und Kirchen unterhalten. So stehen oft<br />

Moscheen, buddhistische o<strong>der</strong> taoistische Tempel, Hindutempel südindischer Bauart und christliche<br />

Kirchen nah beieinan<strong>der</strong>.<br />

Die älteste und ursprüngliche Religion im ost- und südostasiatischen Raum ist <strong>der</strong> Animismus.<br />

Er ist auch die Religion eines Großteils <strong>der</strong> Orang Asli. Dieser Naturreligion zufolge ist die gesamte<br />

belebte Natur von guten und bösen Geistern beseelt, die Leben und Gestalt besitzen, essen und<br />

trinken können und helfend o<strong>der</strong> zerstörerisch auf die Menschen einwirken. Bis ins 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

waren nahezu alle Malaien Animisten, zeitweise aber auch Buddhisten und Hindus.<br />

Durch arabische Händler und Kaufleute kam Malaysia erstmals im 7. Jahrhun<strong>der</strong>t mit dem Islam in<br />

Kontakt. Weil aber zu dieser Zeit hier noch buddhistische und indisch-hinduistische Königreiche<br />

vorherrschten, konnte dieser zunächst nicht richtig Fuß fassen. Erst nachdem sich im 14. und 15.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t vermehrt Araber in Malaysia nie<strong>der</strong>ließen und auch die Herrscher Melakkas zum Islam<br />

übertraten, wurde die Islamisierung <strong>der</strong> Malaien vorangetrieben.<br />

Bis in die 1970er Jahre galten muslimische Malaysier als liberal (ähnlich den indonesischen<br />

Abangan, die die Scharia nicht zwingend als verbindlich für sich ansehen). Ausgelöst durch<br />

ethnische und soziale Konflikte setzte jedoch danach eine Islamisierungswelle ein, die dazu führte,<br />

dass Malaysia heute orthodox-islamisch geprägt ist. Der Islam, zu dem sich 60% <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

bekennen, ist Staatsreligion und alle ethnischen Malaysier sind verfassungsgemäß automatisch<br />

von Geburt an Muslime. Sie können keine An<strong>der</strong>sgläubigen heiraten, und auch ein Abfall vom<br />

islamischen Glauben ist in <strong>der</strong> Praxis nur sehr schwer möglich.<br />

Der Buddhismus kam hauptsächlich ab dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t durch chinesische Einwan<strong>der</strong>er nach<br />

Malaysia. Ihm gehören heute 20% <strong>der</strong> Bevölkerung an. Ein grundlegen<strong>der</strong> Unterschied zu den<br />

monotheistischen Religionen und zum Hinduismus besteht darin, dass die buddhistische Lehre, die<br />

mehr einer Denktradition o<strong>der</strong> Philosophie als einer Religion nach westlichem Verständnis ähnelt,<br />

we<strong>der</strong> einen allmächtigen Gott noch eine ewige Seele kennt. Im Verlauf seiner Geschichte hat <strong>der</strong><br />

Buddhismus zahlreiche Schulen und Systeme hervorgebracht; in Malaysia wird <strong>der</strong> Mahayana-<br />

Buddhismus (Großes Fahrzeug) praktiziert. Demzufolge sind Bodhisattvas (Erleuchtete) den<br />

Gläubigen auf dem beschwerlichen Weg zur Erlösung aus dem Nirwana, dem Kreislauf <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>geburten, behilflich.<br />

Ähnlich wie <strong>der</strong> Buddhismus hat auch <strong>der</strong> Hinduismus schon Jahrhun<strong>der</strong>te vor dem Islam durch<br />

indische Seefahrer in Malaysia Fuß gefasst und Spuren im Leben <strong>der</strong> Malaysier hinterlassen: z.B.<br />

in <strong>der</strong> Sprache und <strong>der</strong> Literatur, in <strong>der</strong> Kleidung und in Sitten und Bräuchen. In <strong>der</strong> 2. Hälfte des<br />

19. und <strong>der</strong> ersten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts kamen dann indische Plantagenarbeiter,<br />

überwiegend Tamilen nach Malaysia und brachten ihre jeweils örtlichen Formen des Hinduismus<br />

mit. Heute leben ca. 6% Hindus in Malaysia. Weil die südindischen Einwan<strong>der</strong>er jedoch Angehörige<br />

<strong>der</strong> niedrigeren Kasten waren, ist das Kastenwesen, das im Allgemeinen untrennbar mit dem<br />

Hinduismus verbunden ist, in Malaysia nur wenig ausgeprägt.<br />

Mit den Hindus nicht zu verwechseln sind die Sikhs. Sie sind in Malaysia eine relativ kleine<br />

Gemeinschaft (ca. 50.000), die aber ihre Identität bewahrt und einen engen Zusammenhalt pflegt.<br />

Die Sikhs kamen als Soldaten und Polizeistreitkräfte <strong>der</strong> Briten ins Land, sind aber heute auch in<br />

vielen an<strong>der</strong>en Beeichen anzutreffen.<br />

1983 haben sich alle Religionen Malaysias (außer dem Islam) zum Malaysian Consultative Council<br />

for Buddhism, Christianity, Hinduism and Sikhism zusammengeschlossen.


-24-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Mit den Kolonialherren kam auch das Christentum auf die malaysische Halbinsel. Die erste<br />

christliche Kirche wurde bereits 1511 von den Portugiesen in<br />

Melakka erbaut. Eine 1641 von den Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n erbaute<br />

Reformierte Kirche wurde später von Anglikanern übernommen<br />

und 1858 als Christ Church geweiht. (siehe Foto)<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts setzte dann eine beachtliche<br />

Missionstätigkeit unter den animistischen Volksstämmen in<br />

Sarawak und Sabah (auf <strong>der</strong> Insel Borneo) ein. In diesen beiden<br />

Bundesstaaten sind heute rund 30% <strong>der</strong> Bevölkerung Christen Kirche in Melakka<br />

und die Islamisierungstendenzen sind hier weniger ausgeprägt<br />

als in Westmalaysia. Den Christen in Sarawak und Sabah wird als offizieller Feiertag zusätzlich zu<br />

Weihnachten (25. Dezember) auch <strong>der</strong> Karfreitag gewährt.<br />

Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „die Christen als Min<strong>der</strong>heit zwischen allen<br />

Stühlen sitzen“. Es gibt sie in allen ethnischen Gruppen, weil aber die islamischen Malaysier, die<br />

seit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> malaysischen neuen ökonomischen Politik in den 1960er – Jahren durch<br />

den sogenannten Bumiputra-Status, nicht nur den politischen Führungsanspruch erheben, son<strong>der</strong>n<br />

von <strong>der</strong> Regierung auch in wirtschaftlichen Belangen immer mehr bevorzugt werden, ist eine<br />

zunehmende Entfremdung zwischen islamischen Malaysiern und den an<strong>der</strong>en Volksgruppen zu<br />

beobachten. Dadurch werden auch religiöse Fragen in gefährlicher Weise politisiert und<br />

Medienberichten zufolge kommt es deswegen immer wie<strong>der</strong> auch zu gewalttätigen Übergriffen. Ein<br />

aktuelles Beispiel ist <strong>der</strong> langjährige Streit um den Gebrauch des Wortes „Allah“, den die Regierung<br />

<strong>der</strong> christlichen Min<strong>der</strong>heit verbieten wollte. Für uns Europäer mag dies befremdlich klingen, aber in<br />

Län<strong>der</strong>n mit arabischem Einfluss ist es nicht ungewöhnlich, dass das Wort Allah auch von<br />

Nichtmuslimen gebraucht wird. Der anglikanische Bischof Bolly Lapok aus Sarawak sieht in <strong>der</strong><br />

Frage des Verbots sogar eine Menschenrechtsverletzung: „Wenn man uns Ureinwohnern diese<br />

Wörter verbietet, wird das Ganze eine Frage <strong>der</strong> Menschenrechte, denn auf Iban, meiner<br />

Muttersprache gibt es gar kein an<strong>der</strong>es Wort für Gott.“<br />

Das Verbot wurde durch ein Urteil des Obersten Gerichtes zwar aufgehoben, aber die Regierung<br />

hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Die Meinungen unter den muslimischen ethnischen<br />

Malaysiern sind allerdings geteilt. So hat die oppositionelle Islamische Partei Malaysias kein<br />

Problem damit, dass auch Nichtmuslime den Namen „Allah“ verwenden: „Die Kirche hat das<br />

verfassungsmäßige Recht, diesen Begriff zu benutzen, zumal dies auch nicht vom Koran verboten<br />

worden ist.“<br />

Wann und wie <strong>der</strong> Streit beigelegt wird ist nicht absehbar, aber ein Beharren auf dem Verbot,<br />

weitere Protestaktionen und Anschläge auf Kirchen würden die Harmonie zwischen den<br />

Religionsgemeinschaften in hohem Maße gefährden.<br />

So stehen die christlichen Kirchen Malaysias, denen 10% <strong>der</strong> Bevölkerung angehören, vor <strong>der</strong><br />

großen Herausfor<strong>der</strong>ung, in dieser komplexen multi-ethnischen, multi-kulturellen und multireligiösen<br />

malaysischen Gesellschaft, die ökumenischen Beziehungen zu vertiefen, ungeachtet <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Traditionen sehr viel enger zusammenzuarbeiten und den interreligiösen Dialog<br />

fortzusetzen.<br />

Die älteste nationale Kirchenorganisation Malaysias ist <strong>der</strong> Malaysische Kirchenrat. Dieser wurde<br />

bereits 1948 gegründet und ist bestrebt, in entscheidenden Beziehungen zwischen Kirche und<br />

Staat im Geiste von Dialog und Wohlwollen mit diesem zusammenzuarbeiten. Im Malaysischen<br />

Kirchenrat vertreten sind die: Anglikanische Kirche, Evangelisch-Lutherische Kirche, Methodistische<br />

Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche.<br />

Dem <strong>Frauen</strong>werk des Malaysischen Kirchenrates obliegt seit 1978 die gesamte Verantwortung für<br />

den <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>.


<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in Malaysia<br />

-25-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Bereits Ende <strong>der</strong> 1940er Jahre dürften die Christinnen aus Malaysia den <strong>Weltgebetstag</strong> kennen<br />

gelernt und vermutlich vereinzelt auch gefeiert haben. Offizielle Übermittlungen gibt es allerdings<br />

erst aus dem Jahr 1956. Damals wurden WGT-Gottesdienste an 12 Orten gefeiert.<br />

Der <strong>Weltgebetstag</strong> für 2012 wurde von 23 <strong>Frauen</strong> aus dem Malaysischen Nationalkomitee<br />

vorbereitet, die verschiedenen christlichen Konfessionen angehören. Neben den Vertreterinnen <strong>der</strong><br />

Mitgliedskirchen im Malaysischen Kirchenrat waren beim Erstellen <strong>der</strong> Liturgie und Hintergrundmaterialien<br />

auch <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Mar-Thoma-Kirche, <strong>der</strong> Heilsarmee und <strong>der</strong> Presbyterianischen Kirche<br />

beteiligt.<br />

Marianne Domby<br />

Quellen: Malaysia – Reiseführer Know How, Wikipedia, auch Bild v. Kirche in Melakka<br />

Hintergrundinfo vom Internationalen WGT-Komitee, Materialmappe WGT-Deutschland<br />

WAS SIE SONST NOCH INTERESSIEREN KÖNNTE<br />

Die <strong>Frauen</strong> aus Malaysia teilen uns mit, dass auch die "Mar Thoma Kirche" in die WGT-Arbeit eingebunden<br />

war.<br />

Die Wenigsten von uns werden etwas über die Mar Thoma Kirche wissen. Aber manche von uns<br />

erinnern sich vielleicht, dass Krankenschwestern aus Indien (Kerala) sich Thomas-Christinnen<br />

nennen.<br />

Diese Kirche geht von <strong>der</strong> Annahme aus, dass <strong>der</strong> Apostel Thomas das Christentum ab 52 n. Chr.<br />

nach Südindien gebracht hat. Dementsprechend gleicht ihr Glaubensgut dem <strong>der</strong> "alten Kirche". So<br />

heißt sie in Malaysia etwa "Mar Thoma Syrian Church in Malaysia". Dort soll es ca. 2500 Mitglie<strong>der</strong> in<br />

16 Gemeinden geben, die zur Diözese von Malaysia, Singapur und Australien zusammengefasst<br />

sind.<br />

Bemerkenswert: Wo auch immer Gläubige dieser Kirche leben, sie missionieren nicht durch<br />

Missionare o<strong>der</strong> Priester. Gebetet wird in Privatwohnungen. Eventuell wird bei genügen<strong>der</strong> Anzahl<br />

ein Priester angefor<strong>der</strong>t (lt. Internet gibt es in Deutschland 22 Familien an 14 Orten;<br />

Gottesdienststellen sind in Köln, Essen und Heidelberg, von einem Geistlichen ist nicht die Rede).<br />

Das Motto dieser Kirche lautet nämlich "Lighted to lighten", d.h. "Erleuchtet, um zu (er)leuchten".<br />

Und das gilt ausdrücklich für alle Gläubigen.<br />

Wer aus Südindien stammt und dazu MigrantIn ist, weiß, was Not bedeutet. So ist diese Kirche<br />

ausgesprochen sozial/diakonisch aktiv: Es gibt zahlreiche Institutionen für Waisenkin<strong>der</strong>, Kin<strong>der</strong> mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen, psychisch kranke o<strong>der</strong> traumatisierte <strong>Frauen</strong>. Viele Geistliche absolvieren während<br />

ihres Studiums Praktika in Spitälern, Altersheimen, Einrichtungen für Kin<strong>der</strong> von Sex-Arbeiterinnen<br />

o<strong>der</strong> für HIV-Positive/Aids-Kranke. (Kein Wun<strong>der</strong> also, dass wir diese Kirche in Österreich und<br />

Deutschland gerade durch Krankenschwestern kennengelernt haben).<br />

Die Mar Thoma Kirche ist auch sehr um ökumenische Kontakte bemüht. "Ökumene" gibt es sogar als<br />

Studienfach. Von Anfang an gehört diese Kirche zum Weltkirchenrat und ist auch in Malaysia Mitglied<br />

des "Ökumenischen Rates <strong>der</strong> Kirchen in Malaysia".<br />

In Indien hat sie z.B. enge Kontakte zu den syrisch-orthodoxen Christen, zur Anglikanischen Kirche<br />

(mit ihr besteht sogar volle Kommuniongemeinschaft), zur Röm.-Kath. und zur Reformierten Kirche<br />

sowie zu den beiden Kirchen Nord- und Südindiens.<br />

Auch die Beziehungen zu den Altkatholischen Kirchen <strong>der</strong> Utrechter Union sind auf einem guten<br />

Weg. Der Delegat ist <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Bischof Mag. Dr. John Okoro <strong>der</strong> Altkatholischen Kirche<br />

Österreichs, durch den ich auch detaillierte Unterlagen erhalten habe.<br />

OStR in Monika Heitz<br />

Quelle: Joan L .Jebelean, Bericht über den Besuch einer Delegation <strong>der</strong> Utrechter Union bei <strong>der</strong> Mar Thoma Kirche in Kerala 2008. vgl.<br />

auch Internet "Mar Thoma Kirche"


REZEPTE<br />

-26-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Gado-Gado (eine Art Salat mit Gemüse, gerösteten Erdnüssen, etc. serviert mit Erdnusssoße)<br />

Zutaten: 4 Stück fester weißer Tofu, Öl zum Braten, 1 kleiner Weisskrautkopf (grob geschnitten)<br />

1 Bund Fisolen (in ca. 4 cm lange Stücke geschnitten), 1 Tasse Sojasprossen, 1 kleiner jicama<br />

(sengkuang), geschält und in Streifen geschnitten (Ersatz: Kohlrabi), 1 kleine Gurke (in schmale<br />

Streifen geschnitten), 4 hartgekochte Eier, geschält und geviertelt,<br />

Scharfe Erdnusssoße:<br />

1 Tasse geröstete Erdnüsse (1 Tasse), 1-2 frische Chillischoten, in kleine Stücke geschnitten,<br />

Knoblauch und Jungzwiebel, von jedem ca. 2-3 Zehen, Salz und Zucker zum Abschmecken,<br />

Tamarinden-Wasser (Ersatz: verdünnter Zitronensaft o<strong>der</strong> Sauerrahm)<br />

Methode:<br />

Den Tofu in 2 cm-Würfel schneiden und ihn in einem heissen Wok mit etwas Öl braten, bis er<br />

goldbraun ist. Mit einer Küchenrolle überschüssiges Öl abtupfen. Den Weisskohl 2 Minuten lang<br />

kochen und dann mit einem Küchensieb abseihen. Denselben Vorgang mit den Fisolen,<br />

Sojasprossen und dem an<strong>der</strong>en Gemüse wie<strong>der</strong>holen.<br />

Vergewissern Sie sich, dass alles gut abgetropft ist. Arrangieren Sie alle Zutaten in einer grossen<br />

Servierplatte o<strong>der</strong> in einzelnen Schüsselchen. Die Erdnusssoße getrennt servieren.<br />

Erdnusssoße zubereiten:<br />

Die gerösteten Erdnüsse, Chillies, Knoblauch, Jungzwiebel und an<strong>der</strong>e frische Gewürze in den Mixer<br />

geben (o<strong>der</strong> mit dem Passierstab passieren) – die genaue Zusammensetzung <strong>der</strong> Zutaten bleibt<br />

ihrem Geschmack überlassen.<br />

Etwas Wasser dazugeben und sehr fein mixen. Vor dem Servieren Tamarindenwasser beifügen bis<br />

es die gewünschte Konsistenz hat. (Falls die Soße mit <strong>der</strong> Zeit etwas eindickt, mit etwas Wasser<br />

wie<strong>der</strong> verdünnen).<br />

Öl in einer kleinen Pfanne erhitzen, dann die Temperatur etwas zurückdrehen und die dicke Soße 5-<br />

10 Minuten köcheln lassen, fall Sie sie warm mit dem Salat servieren möchten.<br />

Nasi Lemak<br />

Die Zubereitung von Kokos-Milchreis:<br />

Zutaten: 300g Langkornreis<br />

Jungzwiebel und Knoblauch (damit sie knusprig sind, Öl in einer<br />

kleinen Pfanne erhitzen und Jungzwiebel und Knoblauch einige<br />

Minuten lang braten bis sie leicht braun sind)<br />

Salz und Zucker zum Abschmecken<br />

375-400ml Kokosmilch<br />

2 gefleckte Pandanblätter (Gewürz)<br />

Methode:<br />

Pix: Carol Yong<br />

Den Reis waschen, bis er sauber ist, dann abtropfen. Reis,<br />

Jungzwiebel, Knoblauch und Salz in einen Reiskocher geben. Die Kokosmilch über den Reis leeren.<br />

(Die Kokosmilch-Schichte sollte den Reis um 2 cm überragen.) Den Reis kochen, bis er gar ist und<br />

mit einem Holzlöffel auflockern. Den Reis warm halten bis er mit den restlichen Zutaten serviert wird.<br />

An<strong>der</strong>e Zutaten: (Beilagen)<br />

1 Bund Fisolen (A) in ca. 4cm lange Stücke geschnitten, 3-4 hart gekochte Eier, geschält und<br />

geviertelt (B), 1 kleine Gurke, in dünne Ringe schnitten (C);<br />

(D) Getrocknete, halbierte Sardellen, 1-2 kleine Pilze, geschält und in kleine Stücke zerteilt, 2-3<br />

Knoblauchzehen und Jungzwiebel, in kleine Stücke geschnitten; getrocknete / frische Chillies, grob


-27-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

zerteilt – die Menge hängt davon ab, wie viel Schärfe erwünscht ist. Salz und Zucker zum<br />

Abschmecken<br />

Methode:<br />

(A)Die Fisolen in kochendem Wasser für einige Minuten blanchieren. Vom Feuer nehmen und mit<br />

einem Sieb abseihen. Alternativ dazu, Fisolen in etwas Öl mit Salz anbraten, bis sie fast gar sind.<br />

(D) Die Sardellen ohne Öl in einer Pfanne bei niedriger Hitze anbraten bis sie leicht braun und<br />

knusprig sind. Gelegentlich umrühren. Aus <strong>der</strong> Pfanne nehmen und zur Seite legen.<br />

Die Chillies mit dem Knoblauch und den Jungzwiebeln in einen Mixer geben, etwas Wasser<br />

dazugeben und mixen (o<strong>der</strong> mit dem Pürierstab prürieren), bis eine mittel feine Paste entsteht.<br />

Öl in einer Pfanne erhitzen und die Chilli-Paste so lange rösten, bis sie duftet (Achtung: Die Schärfe<br />

verflüchtigt sich). Mit Salz und Zucker abschmecken. Ab und zu umrühren, damit die Paste nicht<br />

anbrennt. Danach die angebratenen Sardellen und an<strong>der</strong>e frische Gewürze ihrer Wahl (z.B.<br />

Zitronengras, Ingwer) zugeben und für ein paar weitere Minuten braten.<br />

Den Reis mit <strong>der</strong> Sardellen-Chilie-Paste und den an<strong>der</strong>en Zutaten (A) bis (C) servieren.<br />

Gebratene Glasnudeln (Tong Fun)<br />

Zutaten: 125g Glasnudeln, 15 Minuten aufquellen lassen und gut abtropfen, 75g Garnelen, 75g<br />

ausgelöstes Hühnerfleisch, in kleine Stücke zerteilt, 50g zerkleinerte Karotten, 50g zerkleinerter<br />

Weisskohl, 1°Ei, 2 EL Öl, 1/2 TL gehackter Knoblauch,<br />

Würze: 1 EL Austernsoße, 1 EL helle Sojasoße, 1/2 TL Hühnerbrühenpulver, 1/4 TL dunkle<br />

Sojasoße, Salz und Zucker zum Abschmecken<br />

Methode:<br />

Öl in einem Wok erhitzen, Knoblauch kurz anbraten bis er duftet. Hühnerstückchen und Garnelen<br />

hinzufügen. Gut umrühren und braten lassen.<br />

Karotten und Weisskohl hinzufügen. Die Würze einrühren. Glasnudeln hinzufügen und scharf<br />

anbraten. Alle Zutaten zur Seite schieben, das Ei dazu in die Pfanne schlagen, etwas Öl hinzufügen<br />

und das Ei mit den Glasnudeln bedecken. 1-2 Minuten kochen. Anrichten und sofort servieren.<br />

Vegetarische pfannengerührte Nudeln<br />

Zutaten: 1 Packung chinesische Nudeln, 1 Liter kochendes Wasser, 1 getrockneter schwarzer Pilz,<br />

eingeweicht und dann in dünne Scheiben geschnitten, 3 Champignons, dünn gschnitten, 50g<br />

Karotten, dünn geschnitten, 50g Chinakohl o<strong>der</strong> (Weiss-) kohl, dünn geschnitten, 50g Soja-sprossen,<br />

2 EL Öl, 1 TL Sesamöl, 1/2 TL gehackter Knoblauch,<br />

Würze (vermischen): 1 TL helle Sojasoße, 1 EL vegetarische Austernsoße, 1/4 EL helle Sojasoße,<br />

1/2 TL Zucker, 1/8 TL Natriumglutamat, 1 Prise Pfeffer, 1/2 Tasse Wasser<br />

Verdickung (vermischen): 1 TL Maismehl, 1 TL Wasser<br />

Garnierung: gehackte Frühlingszwiebel und Chillies<br />

Methode:<br />

Die Nudeln im kochenden Wasser 30 bis 40 Sekunden kochen. Abtropfen, dann mit kaltem Wasser<br />

abschrecken. Gut abtropfen und zur Seite stellen. Öl und Sesamöl in einem Wok erhitzen, dann<br />

Knoblauch sautieren bis er duftet. Champignons und getrocknete Pilze hinzufügen. Karotten,<br />

Chinakohl und Sojasprossen dazugeben. Gut rühren und anbraten. Nudeln und Gewürze hinzufügen.<br />

Den Wok zudecken und 1-2 Minuten kochen lassen. Danach die Verdickung beifügen, gut rühren,<br />

anrichten und mit <strong>der</strong> Garnierung sofort servieren.<br />

Die Rezepte (vegetarische pfannengerührte Nudeln und gebratene Glasnudeln) sind entnommen aus: The Star Online,<br />

CyberKuali section (http://www.kuali.com/recipes/)<br />

Abkürzungen: EL = Esslöffel, TL = Teelöffel, ml = Milliliter, l = Liter, g = Gramm, kg = Kilogramm,<br />

° F = Fahrenheit, ° C = Celcius, cm = Zentimeter<br />

Carol Yong<br />

(Übersetzung vom Englischen: Anna Wieselthaler)


LITURGIE<br />

Einführung in die Liturgie<br />

"Lass <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>" - "<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>" - die <strong>Frauen</strong> aus<br />

Malaysia verbinden mit diesem Motto beides: Gott alles Unrecht zu klagen<br />

und seine <strong>Gerechtigkeit</strong> einzufor<strong>der</strong>n u n d die gegenseitige Ermutigung,<br />

Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen und für Gottes <strong>Gerechtigkeit</strong><br />

einzutreten.<br />

-28-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Frieden und Willkommen wünschen uns die Schwestern aus Malaysia zur<br />

Begrüßung. Die dazugehörige Geste zeigt gegenseitige Achtung und Respekt. All das ist<br />

grundlegend in einem Staat, in dem unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mit ihren verschiedenen<br />

Sprachen, Religionen und Kulturen zusammenleben. Staat, Religionen und Kirchen sind ständig<br />

herausgefor<strong>der</strong>t, alles zu tun, damit aus einem bloßen Nebeneinan<strong>der</strong> ein echtes Miteinan<strong>der</strong> wird.<br />

Die Begrüßung schließt mit <strong>der</strong> Hoffnung auf Gottes <strong>Gerechtigkeit</strong>, Liebe und Verlässlichkeit.<br />

Die Einladung zum Dank schlägt einen weiten Bogen vom Dank für Gottes Tun unter den Völkern<br />

über den Dank für die Möglichkeit, miteinan<strong>der</strong> Gottesdienst zu feiern und einan<strong>der</strong> beizustehen,<br />

über den Dank für die Menschen, die das Evangelium in ihr Land gebracht haben, bis hin zum Dank<br />

für die vielfältigen Gaben <strong>der</strong> Schöpfung.<br />

Der Ruf nach <strong>Gerechtigkeit</strong> verbindet sich für die malaysischen Christinnen mit <strong>der</strong> Frage: Sollen<br />

wir uns einmischen o<strong>der</strong> heraushalten, wo Unrecht geschieht? Ihre Antwort ist klar: Wir sind einan<strong>der</strong><br />

das christliche Zeugnis schuldig, unsere Stimme öffentlich zu erheben. In <strong>der</strong> Klage Habakuks über<br />

das Unrecht seiner Zeit und seiner Erfahrung, dass Gott das alles nicht zu kümmern scheint, können<br />

wir uns mit den <strong>Frauen</strong> aus Malaysia wie<strong>der</strong>finden. Es ist aber auch ihr und unser Trost, dass<br />

Habakuk im Hören auf Gott neues Vertrauen schöpft und er Gott mitten im Elend an sein Erbarmen<br />

erinnert.<br />

Hier hat nun das Schuldbekenntnis seinen Ort. Für Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit<br />

gegenüber dem Unrecht in ihrem Land und gegenüber <strong>der</strong> Verletzung <strong>der</strong> Menschenrechte bitten sie<br />

(und entsprechend auch wir) um Vergebung. Der Abschnitt schließt mit einem ermutigenden Wort<br />

Habakuks und einem bestärkenden Lied.<br />

Viermal erinnern wir uns dann an die Verheißung Jesu aus <strong>der</strong> Bergpredigt: "Selig, die hungern und<br />

dürsten...". Und wir hören das Gleichnis von <strong>der</strong> hartnäckigen Witwe als Ermutigung, uns mit<br />

Unrecht nicht abzufinden, son<strong>der</strong>n beharrlich für Verän<strong>der</strong>ung einzutreten. - Irene Fernandez aus<br />

Malaysia berichtet von ihrem langen, zähen Kampf um <strong>Gerechtigkeit</strong>. (An dieser Stelle wird Zeit<br />

gegeben - wir sollten sie nicht zu kurz ansetzen -, an Unrecht und Ungerechtigkeit in unserem<br />

eigenen Land zu denken - im Stillen für sich o<strong>der</strong> im Gespräch mit Nachbarinnen, wie es für jede und<br />

jeden passt).<br />

Zum Abschluss dieses Abschnitts sind wir zu einem Gebet von Alan Paton eingeladen, <strong>der</strong> in<br />

Südafrika den Mut gehabt hat, gegen das rassistische Apartheidsystem anzukämpfen.<br />

Dann sollen die Bibeltexte noch einmal zur Sprache kommen:<br />

als Meditation, Predigt o<strong>der</strong> Auslegung in einer an<strong>der</strong>en Form.<br />

Im Aufruf zur Kollekte wird das WGT-Motto konkret:<br />

Informiert beten und betend handeln.<br />

Die Anliegen <strong>der</strong> Fürbitten können wir gut auch als die unseren erkennen, ob es nun um die<br />

Regierungen geht, um die Opfer von Ausgrenzung und Unterdrückung, um Flüchtlinge und


-29-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Migrantinnen o<strong>der</strong> um die Kirchen. Wir schließen mit <strong>der</strong> Bitte: Lass uns <strong>Gerechtigkeit</strong> schauen und<br />

gib uns die Kraft, dafür zu kämpfen. (Es ist gut, dass auch Stille für eigene Anliegen vorgesehen ist).<br />

Nach dem Vater unser wird das Lied vorgeschlagen, das die Älteren unter uns seit den Zeiten M. L.<br />

Kings und später aus <strong>der</strong> Friedensbewegung kennen: "We Shall Overcome" - die Ermutigung, die<br />

Hoffnung und das Bemühen nicht aufzugeben, für ein Leben in <strong>Gerechtigkeit</strong>, Frieden, Wahrhaftigkeit<br />

und geschwisterlicher Gemeinschaft einzutreten.<br />

Nach <strong>der</strong> Bitte um Gottes Segen schließt die Liturgie wie jedes Jahr mit dem <strong>Weltgebetstag</strong>slied.<br />

Bibelarbeit zu Habakuk und Lk 18,1-8<br />

Die beiden Bibelstellen, die für den diesjährigen <strong>Weltgebetstag</strong><br />

ausgewählt wurden, haben ein gemeinsames Thema: Das Ringen<br />

um <strong>Gerechtigkeit</strong>. Sie können auch für uns heute Gedankenanstöße<br />

o<strong>der</strong> Reibungspunkte sein, um uns mit diesem Thema auseinan<strong>der</strong><br />

zu setzen. Denn Eines ist klar: Das Thema ist nicht nur in Malaysia<br />

heute so aktuell wie vor 2600 bzw. 2000 Jahren!<br />

Das Buch Habakuk<br />

Hintergrundwissen: Die Zeit des Propheten Habakuk<br />

Pfr. in Mag. a Ilse Beyer<br />

Bild: WGT Österreich<br />

Das Buch Habakuk dürfte ab 605 v. Christus entstanden sein. Für Juda und Jerusalem waren es<br />

damals turbulente Zeiten. Dieses kleine Land wurde immer wie<strong>der</strong> von verschiedenen<br />

Großmächten unterworfen, die im Land ihre Spuren hinterließen und mehr o<strong>der</strong> weniger starken<br />

Einfluss auf das gesellschaftliche, politische und religiöse Leben Judas ausübten. Waren es<br />

zunächst die Assyrer (z.T. mit Hilfe <strong>der</strong> Ägypter), denen Juda als Vasallenstaat zu<br />

Tributzahlungen verpflichtet war 5 , so kam in <strong>der</strong> Zeit des Propheten Habakuk eine an<strong>der</strong>e<br />

Großmacht auf: die Babylonier (=Chaldäer ). Unter den Assyrern war Joshia König in Juda, er<br />

war eine Art „Vorzeigekönig“. Nach seinem Tod wurde - unter den Babyloniern - sein Sohn<br />

Jojakim als (Vasallen-) König eingesetzt. Dieser dürfte jedoch ein harter, despotischer Herrscher<br />

gewesen sein. Seine Entscheidung, von Babylon abzufallen, führte für das Volk Juda 598/ 597<br />

v.Chr. zu einer Katastrophe: die Babylonier deportierten als Strafe große Teile <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Oberschicht und des Adels nach Babylon, wo sie Jahrzehnte im Exil leben<br />

mussten. 6<br />

Zum Text:<br />

Im Buch Habakuk spiegeln sich die Ereignisse und Erfahrungen seiner Zeit wie<strong>der</strong>. Im ersten<br />

Kapitel bringt <strong>der</strong> Prophet das Unrecht, das er sieht, vor Gott und wartet auf dessen Antwort.<br />

Doch die Antwort Gottes, die Habakuk zunächst erfährt, ist für uns nur schwer zu verstehen,<br />

bzw. zu ertragen: Habakuk deutet das Kommen <strong>der</strong> Chaldäer (Babylonier) als Strafgericht<br />

5<br />

Vgl. DONNER, Herbert: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 2, S. 232-233<br />

(Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 1986)<br />

6<br />

Vgl. DONNER, Herbert: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 2, S. 220 -290


-30-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Gottes für das in Juda begangene Unrecht! 7 Unheil o<strong>der</strong> Krankheit als Strafe Gottes zu deuten,<br />

das ist in <strong>der</strong> Bibel keine Seltenheit, und in bestimmten religiösen Kreisen geschieht das selbst<br />

heute noch. Es ist wohl <strong>der</strong> Versuch, wirklich ALLES, was in dieser Welt geschieht, auf Gott<br />

zurückzuführen und gleichzeitig dem Unrecht, Unheil und Leid in dieser Welt einen Sinn zu<br />

geben.<br />

Habakuk erlebt allerdings auch, mit welcher Gewalt die Babylonier das Land überrennen und<br />

selbst Gewalttaten verüben. Darum klagt er erneut vor Gott. Kann Gott wirklich zulassen, dass<br />

<strong>der</strong> Ungerechte den Gerechten verschlingt? (Hab 1,12-17)<br />

Wie<strong>der</strong> wartet <strong>der</strong> Prophet auf die Antwort Gottes, und in einer Vision erfährt er dann schließlich<br />

doch Tröstung: Die Verfolger und ihr Reich werden auf Dauer keinen Bestand haben. In den fünf<br />

„Wehrufen“ des zweiten Kapitels wird deutlich: Die Gewalt, die Plün<strong>der</strong>ungen und das Unrecht,<br />

das die Babylonier an<strong>der</strong>en antun, wird auf sie selbst zurückfallen! Habakuk soll alles<br />

aufschreiben, was er von Gott erfahren hat, und er soll darauf vertrauen, dass es wirklich<br />

geschieht , auch wenn es bis dahin noch einige Zeit dauern wird. Das dritte und letzte Kapitel<br />

des Buches Habakuk besteht aus einem großen Gebet des Propheten, das wohl auch im<br />

gottesdienstlichen Kontext verwendet wurde. In diesem Kapitel zeigt Habakuk auf, dass Gott<br />

eines Tages machtvoll in dieser Welt wirksam werden wird. In den letzten Versen des Buches<br />

(Hab 3, 17-19), die in die <strong>Weltgebetstag</strong>sliturgie aufgenommen wurden, wird deutlich, wie groß<br />

die Hoffnung des Volkes auf Gott ist, trotz des Unheils und <strong>der</strong> Ungerechtigkeit, die vom<br />

judäischen Volk ertragen werden müssen. „Der Feigenbaum blüht nicht, und in den Weinbergen<br />

gibt es keinen Ertrag, die Leistung des Ölbaums bleibt aus, und die Fel<strong>der</strong> bringen keine<br />

Nahrung. Die Schafe sind von <strong>der</strong> Herde getrennt, und in den Stallungen ist kein Vieh. Ich aber<br />

will frohlocken über den HERRN, will jubeln über den Gott meiner Rettung! Der HERR, <strong>der</strong> Herr<br />

ist meine Stärke, und er hat meine Füße gemacht wie die <strong>der</strong> Hirschkuh, und über meine Höhen<br />

lässt er mich schreiten.“<br />

Möglichkeiten zum Weiterarbeiten:<br />

- Der Prophet Habakuk sieht das Unrecht, das um ihn herum geschieht, und klagt es<br />

Gott. Welches Unrecht geschieht in unserer Zeit? Welche Klagen können wir vor Gott<br />

bringen? Mögliche kreative Umsetzung: Klagen auf Steine o<strong>der</strong> Pappkartons<br />

schreiben und eine „Klagemauer“ bauen.<br />

- Trotz allen Unrechts vertraut Habakuk darauf, dass Gott alles wie<strong>der</strong> zum Guten<br />

wenden und sein Volk retten wird. Können wir dieses Vertrauen teilen? Fällt uns das<br />

schwer? Mögliche kreative Umsetzung: Schreiben eines eigenen Vertrauenspsalms<br />

(kann auch in Kleingruppen geschehen). Sie können später an <strong>der</strong> „Klagemauer“<br />

befestigt werden.<br />

Das Gleichnis von <strong>der</strong> hartnäckigen Witwe (Lk 18,1-8)<br />

Hintergrundwissen zum Gleichnis:<br />

Das Gleichnis von <strong>der</strong> Witwe und dem Richter findet sich nur im Lukasevangelium. Das<br />

„Son<strong>der</strong>gut“ des Evangelisten zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die soziale Frage eine<br />

große Rolle spielt. 8 Sie steht auch in unserem Gleichnis im Hintergrund: Damals sorgten<br />

ausschließlich die Männer im arbeitsfähigen Alter für den Lebensunterhalt <strong>der</strong> Familie. Soziale<br />

Absicherungen und Pensionen gab es nicht. Witwen gehörten zu den Schwächsten <strong>der</strong><br />

Gesellschaft. Sie waren sozial nicht versorgt und ohne den Schutz ihres Mannes oft an<strong>der</strong>en<br />

7<br />

Vgl. RENDTORFF, Rolf: Theologie des Alten Testaments, Bd. 1, S. 278 (Neukirchener Verlagsgesellschaft:<br />

Neukirchen-Vluyn 1999/2001)<br />

8<br />

Vgl. SCHNELLE, Udo: Einleitung in das Neue Testament, S. 208-209 (Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht,<br />

1994)


-31-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Männern, die ihre Notlage ausnutzten, schutzlos ausgeliefert. Darum gibt es in <strong>der</strong> Bibel viele<br />

Vorschriften, die dem Schutz <strong>der</strong> Witwen (und Waisen) dienen sollten.<br />

Zum Text:<br />

Die Einleitung des Gleichnisses zeigt schon sehr deutlich, worauf es in diesem Gleichnis<br />

ankommt: auf die Hartnäckigkeit <strong>der</strong> bittenden Witwe. So, wie sie nicht aufgibt, den Richter um<br />

Recht und <strong>Gerechtigkeit</strong> anzurufen, so sollen auch wir Christen nicht aufhören, Gott im Gebet<br />

anzurufen. Und so wie die Witwe immer wie<strong>der</strong> mit ihren Klagen zum Richter kommt, so dürfen<br />

auch wir unsere Klagen vor Gott bringen, ja, wir dürfen ihn sogar anklagen – ein Gedanke, <strong>der</strong><br />

für die Menschen vieler Generationen völlig fremd war.<br />

Manche Theologen/Theologinnen stellen dagegen den ungerechten Richter in das Zentrum des<br />

Gleichnisses: Wenn schon ein ungerechter Richter die Witwe erhört und gerecht handelt, „um<br />

wie viel mehr“ 9 wird dies dann erst <strong>der</strong> gerechte Gott tun. Diese unterschiedliche Interpretation,<br />

bzw. Akzentsetzung zieht sich durch die gesamte theologische Literatur. Wenn man jedoch den<br />

einleitenden Satz ernst nimmt, wird deutlich, dass es im Gleichnis in erster Linie um die<br />

Hartnäckigkeit <strong>der</strong> Witwe geht, die uns als positives Beispiel für die Art unseres Betens vor<br />

Augen gestellt wird. Immer wie<strong>der</strong> kommt die Witwe zum Richter und for<strong>der</strong>t ihr Recht ein.<br />

Worum es dabei geht, erfahren wir nicht. Nach <strong>der</strong> Theologin Eta Linnemann dürfte es wohl<br />

eine Erbangelegenheit gewesen sein, da nur diese von einem Einzelrichter entschieden werden<br />

durfte. 10 Jedenfalls geht es für die Witwe wohl um ihre soziale Absicherung, um ihre Existenz.<br />

Sie geht zum Richter, damit er ihr Recht verschafft, so wie es seine Aufgabe ist. Sie weiß, dass<br />

sie im Recht ist, und auch <strong>der</strong> Richter scheint dies gar nicht in Zweifel zu ziehen, denn am Ende<br />

sagt er zu sich selbst, dass er <strong>der</strong> Witwe Recht verschaffen will. Aber bis es soweit ist, muss die<br />

Witwe immer und immer wie<strong>der</strong> ihr Recht einfor<strong>der</strong>n.<br />

Doch sie gibt nicht auf, mag es auch zunächst völlig hoffnungslos erscheinen, da <strong>der</strong> Richter<br />

we<strong>der</strong> die Menschen noch Gott fürchtet! Es ist die Hartnäckigkeit <strong>der</strong> Witwe, vielleicht auch das<br />

Überschreiten von gesellschaftlichen und rollentypischen Grenzen (öffentlicher Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />

Frau, Aggressivität, evtl. lautes Geschrei), die den Richter schließlich umstimmt, auch wenn es<br />

ihm dabei nicht um die Witwe, son<strong>der</strong>n nur um seine Ruhe und die Angst um sich selbst geht.<br />

Aber das spielt am Ende keine Rolle. Die Witwe erreicht ihr Ziel, sie erfährt <strong>Gerechtigkeit</strong> nach<br />

<strong>der</strong> Thora/dem Gesetz. 11<br />

Die letzten Sätze des Gleichnisses deuten darauf hin, dass die Christen <strong>der</strong> ersten Jahrzehnte in<br />

<strong>der</strong> Erwartung lebten, dass Jesus Christus bald auf die Erde zurückkehren würde, um sie zu<br />

richten und zur Vollendung zu führen (=sog. Naherwartung). Darum sollten die Menschen auch<br />

„allzeit beten und nicht darin nachlassen“, denn Gott wird ihnen „unverzüglich“ Recht<br />

verschaffen. Am Ende des Gleichnisses bleibt aber eine Frage offen: Wird <strong>der</strong> Menschensohn<br />

unter den Menschen einen Glauben antreffen, <strong>der</strong> so vertrauensvoll und hartnäckig ist, wie es<br />

die Witwe in ihrem Umgang mit dem Richter war?<br />

Möglichkeiten zum Weiterarbeiten:<br />

- Der Bibeltext wird gemeinsam gelesen. Anschließend kann die Szene mit biblischen<br />

Erzählfiguren nachgestellt werden. Folgende Fragen können helfen, die Figuren zu<br />

stellen: Wie geht die Witwe zum Richter? Wie steht sie vor ihm? Wie reagiert <strong>der</strong><br />

Richter? Wie reagiert die Witwe auf die Ablehnung? Was tut sie nach einem<br />

gescheiterten Versuch? Was verän<strong>der</strong>t sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit bei <strong>der</strong> Witwe, was<br />

verän<strong>der</strong>t sich beim Richter? Neben Witwe und Richter kann auch für alle<br />

Teilnehmenden eine Figur dazu gestellt werden: Wie hätten wir jeweils als<br />

Zuschauer/ Zuschauerinnen reagiert? (Statt <strong>der</strong> Erzählfiguren können die Szenen<br />

auch pantomimisch von den Teilnehmenden dargestellt o<strong>der</strong> die Fragen in einer<br />

„normalen“ Gesprächsrunde miteinan<strong>der</strong> besprochen werden.)<br />

9<br />

Vgl. SCHOTTROFF, Luise: Die Gleichnisse Jesu, S. 254, (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus GmbH, 2005)<br />

10 Nachdruck <strong>der</strong> 6.ergänzten<br />

Vgl. LINNEMANN, Eta: Gleichnisse Jesu, S. 118-119 (Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht<br />

Auflage<br />

1978<br />

11<br />

Vgl. SCHOTTROFF, Luise: Die Gleichnisse Jesu, S. 252-253


-32-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

- Im Gleichnis <strong>der</strong> Witwe geht es um eine einzelne Frau und das Unrecht, das sie ganz<br />

persönlich erleben musste. Kenne ich das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu<br />

sein? Wie bin ich damit umgegangen? Habe ich am Ende <strong>Gerechtigkeit</strong> erfahren?<br />

- Habakuk beklagt das Unrecht, das in <strong>der</strong> Gesellschaft geschieht. Die Witwe beklagt<br />

beim Richter das Unrecht, das sie am eigenen Leib erfahren hat. Ist unser Blick offen<br />

genug für das Unrecht, das an<strong>der</strong>en geschieht? Setzen wir uns genug für<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> ein, o<strong>der</strong> bleibt unserer Blick an eigenen Unrechtserfahrungen hängen?<br />

Welche Menschen und Organisationen beeindrucken mich, weil sie sich für<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> einsetzten?<br />

Predigtvorschlag<br />

Liebe <strong>Weltgebetstag</strong>sgemeinde,<br />

Dipl. theol. Sabine Clasani<br />

Pfarrerin <strong>der</strong> altkatholischen Heilandskirche Wien<br />

es gibt biblische Texte, denen nähere ich mich gern mit einer gewissen<br />

gesunden Frechheit. Wenn man es nicht übertreibt, dann kann das zusammen mit einer Prise<br />

Provokation eine neue Perspektive und damit Frische und Dynamik in altbekannte und oft gehörte<br />

Geschichten bringen.<br />

Aber es gibt auch an<strong>der</strong>e Texte. Die erfor<strong>der</strong>n viel Behutsamkeit und Demut, und Frechheit verbietet<br />

sich von selbst. Die Bibeltexte, die die <strong>Frauen</strong> aus Malaysia uns für den heutigen <strong>Weltgebetstag</strong><br />

mitgegeben haben, gehören für mich definitiv in die zweite Kategorie.<br />

„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ – Diesen eindringlichen Ruf <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus Malaysia verstehen wir<br />

wohl. Wir haben gehört, wie die <strong>Frauen</strong> dort gekämpft haben, um ein Stück <strong>Gerechtigkeit</strong> auf den<br />

Weg zu bringen. Und wenn wir Ohren haben zu hören und ein Herz um mitzufühlen, dann berührt<br />

uns ihr Aufruf zutiefst.<br />

„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ Ja, das wünschen wir uns alle. Manchmal wütend, manchmal<br />

verzweifelt, aber immer voll Sehnsucht. Denn Ungerechtigkeit gibt es nicht nur in Malaysia.<br />

Von <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> Tageszeitung am Morgen bis zu den Spätnachrichten im Fernsehen sind wir<br />

tagtäglich mit Unrecht und Ungerechtigkeit konfrontiert. In den großen, globalen Zusammenhängen,<br />

aber auch in unserem Alltag. Wenn wir einen Augenblick innehalten und nachdenken, dann fallen uns<br />

allen sicher unzählige Beispiele ein. Im Großen, wie im Kleinen.<br />

Und dennoch stehe ich hier vor Ihnen und ringe nach Worten, um dem Thema gerecht zu werden.<br />

Freilich wäre es ein Leichtes, eine flammende Rede zu halten wi<strong>der</strong> alles Unrecht dieser Welt. Die<br />

Reichen und Mächtigen anzuprangern und politische – vielleicht auch religiöse - Systeme<br />

verantwortlich zu machen dafür, dass es den vielen Armen und Machtlosen schlecht geht, das ist<br />

einfach und klingt gut in den Ohren vieler. Ein Leichtes wäre es natürlich auch, gleich ganz simple<br />

Lösungen mitzuliefern, etwa nach dem Motto: Kehren wir doch einfach die Verhältnisse um! Heißt es<br />

nicht in <strong>der</strong> Bibel „die Letzten werden die Ersten sein“?<br />

Wollte ich so mit dem Thema umspringen, ich würde es nach meinem Dafürhalten klar verfehlen!<br />

Ernsthaft über „<strong>Gerechtigkeit</strong>“ sprechen zu wollen, das lässt mich eigentlich verstummen.<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong> zu lassen, das gehört wohl zu den schwierigsten Aufgaben, vor die wir gestellt<br />

werden können. Denn es ist nun einmal so: Ungerechtigkeit setzt voraus, dass ein Ungleichgewicht<br />

besteht. Etwa, dass ein Mensch aus <strong>der</strong> Not eines an<strong>der</strong>en Profit schlägt und sich Vorteile verschafft,<br />

o<strong>der</strong> aus Gier – sei es nach Geld o<strong>der</strong> Macht – einer den an<strong>der</strong>en in Not und Unglück bringt o<strong>der</strong> ihn<br />

dort belässt, weil es den eigenen Interessen dient. Es scheint, als würde dieses Streben nach dem<br />

eigenen Vorteil, koste es was – und wen – es wolle, zu unserer menschlichen Natur gehören. Seit


-33-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Anbeginn <strong>der</strong> Zeiten, so scheint es, sind wir auf diesen Vorteil aus, <strong>der</strong> zwangsläufig immer für<br />

jemand an<strong>der</strong>s bedeutet, dass er o<strong>der</strong> sie im Nachteil sind. Ob wir die Welt als ungerecht empfinden,<br />

das hängt zumeist davon ab, auf welcher Seite wir stehen.<br />

Der Prophet Habakuk lebt in einer politisch schwierigen und sehr gewalttätigen Zeit. Er ist so<br />

betroffen über die Unterdrückung und das Unrecht um ihn herum, dass er, an<strong>der</strong>s als man es von<br />

einem Propheten gemeinhin erwartet, nicht zu den Menschen von Gott spricht, son<strong>der</strong>n viel mehr zu<br />

Gott über die Menschen. Ihn treibt dabei die Frage: Gott, wie kannst du nur zulassen was auf dieser –<br />

deiner – Welt geschieht und nicht eingreifen?<br />

Eine Frage, die auch heute vielen Menschen unter den Nägeln brennt. Wir stehen voll Entsetzen vor<br />

dem Unrecht allerorten, wir fühlen uns hilflos. Wenn Gott nicht hilft, wie sollen dann WIR es schaffen,<br />

aus dem Ungleichgewicht ein Gleichgewicht herzustellen? Wir sind doch nur so kleine Menschen und<br />

das Unrecht ist so groß und wenn wir ganz ehrlich sind, dann sind wir ja auch durchaus öfter einmal<br />

auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong>er, die im Vorteil sind und - vielleicht nicht die Verursacher - aber doch Nutznießer<br />

von Ungerechtigkeit; und dann ist sie plötzlich „relativ“ und wir befinden, dass man das von mehreren<br />

Seiten betrachten muss und eigentlich und überhaupt können wir doch gar nichts dafür usw, usf. Im<br />

Ausreden-Erfinden waren wir Menschen schon immer gut.<br />

Wer verzichtet schon gern auf seinen Vorteil? Und je größer, umfassen<strong>der</strong> und politisch wirksamer<br />

die Ungerechtigkeit ist, umso hilfloser fühlen wir uns. Was können wir schon ausrichten? „Die da<br />

oben“, die machen ja doch was sie wollen!<br />

Ist das so?<br />

Haben wir resigniert?<br />

Die Geschichte von <strong>der</strong> hartnäckigen Witwe gibt uns ein an<strong>der</strong>es Beispiel. Sie gibt nicht auf. Sie liegt<br />

dem skrupellosen und menschenverachtenden Richter solang in den Ohren, bis er es leid ist und ihr<br />

endlich Recht verschafft. Sie kämpft. Mit dem Mut <strong>der</strong> Verzweiflung und <strong>der</strong> Zuversicht, dass das<br />

Recht am Ende doch Sieger sein muss. Der Richter fürchtet, sie könne ihm „am Ende noch ins<br />

Gesicht schlagen“.<br />

Kann diese Frau, als Frau und als Witwe damals am aller untersten Ende <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

angesiedelt, ohne Lobby und mächtige Fürsprecher uns ein Beispiel sein?<br />

Können wir soviel Mut aufbringen? Denn es wäre wahrlich ein Schlag ins Gesicht <strong>der</strong> Herrn unserer<br />

Welt, die Gott nicht fürchten und vor keinem Menschen Achtung haben, wollten wir uns vor ihnen<br />

aufstellen und „<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ rufen, flüstern, schreien, immer wie<strong>der</strong>, bis ihnen die<br />

Ohren dröhnen und klingeln? Das Unrecht bekämpfen, hartnäckig und ausdauernd. Bis wir den<br />

Machthabern und Möchtegernherrschern, den Diktatoren und Profiteuren, den Kriegsgewinnlern und<br />

Spekulanten lästig sind und sie uns fürchten. Weil WIR vor ihnen keine Angst mehr haben, ihr Spiel<br />

nicht mehr mitmachen und einfach aussteigen aus dem Wettlauf um den größten Vorteil, den<br />

dicksten Profit, aus dem Kampf, <strong>der</strong> immer mehr Verlierer als Gewinner haben wird.<br />

<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>, um Gottes Willen. Denn Gottes Wille ist es zweifellos, dass alle<br />

Menschen aus seiner Fülle schöpfen können.<br />

Er hat sie allen zugedacht, und es wird kein Friede werden auf dieser Welt und zwischen uns<br />

Menschen, solang unser Streben und Trachten, unser ganzes Herz und all unser Sehnen sich nicht<br />

darauf richtet, dieser <strong>Gerechtigkeit</strong> bei uns Raum zu schaffen. Das wird uns alles abverlangen:<br />

Demut, Geduld, Hartnäckigkeit, Mut, große Liebe zu unseren Mitmenschen und allen Glauben und<br />

alle Zuversicht, die wir aufbringen können.<br />

„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“<br />

Ja, lasst es uns endlich und um Gottes Willen tun. Denn dann ist das Himmelreich wirklich nahe<br />

herbeigekommen!<br />

AMEN.<br />

Gertrude Rohrmoser<br />

Dieser Predigtvorschlag ist wirklich als „Vorschlag“ gedacht<br />

und kann ganz o<strong>der</strong> in Teilen übernommen werden.<br />

Die Autorin<br />

Bild: WGT Österreich


PROJEKTE WELTGEBETSTAG 2012<br />

...aus dem Schwerpunktland Malaysia:<br />

M a l a y s i a , Sabah: <strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk<br />

Protestantische Kirche in Sabah/über Mission 21<br />

-34-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Das Zentrum für <strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk <strong>der</strong> PCS (Protestantische Kirche in Sabah) liegt in<br />

Tinangol, im ländlichen Gebiet Sabahs (Borneo). Seit 1995 setzen sich seine MitarbeiterInnen für die<br />

Stärkung <strong>der</strong> sozialen und wirtschaftlichen Stellung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> ein. Sabah gilt als ärmster Gliedstaat<br />

Malaysias, wo große soziale Spannungen zwischen <strong>der</strong> chinesischen Bevölkerung in den Städten,<br />

den indigenen Einheimischen (mehrheitlich indigene Rungus) sowie den vom Staat privilegierten<br />

muslimischen Malaien herrschen. Vor allem junge Männer aus dem ländlichen Gebiet <strong>der</strong> PCS<br />

ziehen in die Städte, um das von <strong>der</strong> Landwirtschaft und Jagd<br />

nur unzureichend bestrittene Familienbudget aufzubessern.<br />

<strong>Frauen</strong> und Mädchen sind daher oftmals allein für die Haus- und<br />

Feldarbeit verantwortlich. Häusliche Gewalt, Diskriminierung und<br />

Gesundheitsprobleme gehören zu ihrem Alltag.<br />

Das Zentrum für <strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk hat ein<br />

Programm entwickelt, das den <strong>Frauen</strong> mit traditionellem<br />

Kunsthandwerk alternative Einkommensquellen aufzeigt. Erlernt<br />

werden kann das traditionelle Flechten und Sticken mit Bambus<br />

Foto: Mission 21 und Rattan, basierend auf dem traditionellen Wissen <strong>der</strong> Rungus. Pro Jahr<br />

werden 70 <strong>Frauen</strong> in diversen Kursen weitergebildet, die 2mal jährlich je 3<br />

Monate lang stattfinden. Neben den Kursen im Zentrum werden auch <strong>Frauen</strong>gruppen in sehr<br />

abgelegenen Dörfern in <strong>der</strong> Umgebung betreut. Nun soll das Zentrum zu einem Studien- und<br />

Beratungszentrum für <strong>Frauen</strong> erweitert werden, um <strong>der</strong> Sensibilisierungs- und Beratungsarbeit<br />

(Themen: Häusliche Gewalt, Rolle <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, Gesundheit) mehr Gewicht zu geben.<br />

Bislang konnten die ProduzentInnen ihre Produkte auf lokalen Märkten o<strong>der</strong> bei Festanlässen in<br />

Sabah verkaufen. Darüber hinaus kann das von den <strong>Frauen</strong> gefertigtes Kunsthandwerk (Tischsets,<br />

Taschen, Schmuck, etc.) über Netzwerke des Fairen Handels bezogen werden.<br />

För<strong>der</strong>summe: 5.770,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />

M a l a y s i a , Sabah: Solidarität gegen Gewalt an <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n<br />

<strong>Frauen</strong>kommission <strong>der</strong> Basel Christian Church of Malaysia – Bahasa Melayu (BCCM-<br />

BM), SAWO Sabah Women´s Action Resource Group/ über Mission 21<br />

Obwohl die malaysische Regierung die Problematik von<br />

Foto: Mission 21<br />

Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong> - insbeson<strong>der</strong>e<br />

häusliche Gewalt - in ihr Programm aufgenommen und<br />

bereits 1994 ein Gesetz zur Eindämmung häuslicher<br />

Gewalt verabschiedet hat, ist die Situation für betroffene<br />

<strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong> in Sabah, dem ärmsten Gliedstaat,<br />

sehr schwierig. Bis jetzt gibt es kein einziges<br />

professionell geführtes, von <strong>der</strong> Regierung unterstütztes<br />

<strong>Frauen</strong>haus. Insbeson<strong>der</strong>e im ländlichen Raum fehlt es<br />

an Informationen und Hilfestellungen für<br />

gewaltbetroffene <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>.<br />

In Zusammenarbeit mit einer etablierten Nichtregierungsorganisation (SAWO Sabah Women´s Action<br />

Resource Group) führt die <strong>Frauen</strong>kommission <strong>der</strong> BCCM-BM (Basel Christian Church of Malaysia -<br />

Bahasa Melayu, eine Partnerkirche von Mission 21), Sensibilisierungsworkshops in ländliche


-35-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Gemeinden durch für Pfarrpersonen, Kirchenpflegemitglie<strong>der</strong> und in <strong>der</strong> diakonischen Arbeit tätigen<br />

Freiwilligen. Themen sind Gen<strong>der</strong>-<strong>Gerechtigkeit</strong>, Menschen- und <strong>Frauen</strong>rechte, Ursachen und<br />

Formen von Gewalt sowie Hilfestellungen für Betroffene.<br />

Aufbauend auf diesen Workshops wird in jedem <strong>der</strong> 8 Kirchgemeindebezirke Sabah´s ein kleines,<br />

geschultes Team gebildet, das psychologische, seelsorgerische, rechtliche und medizinische<br />

Hilfestellung für Betroffene leistet und weitere Sensibilisierungs- und Schulungsworkshops in den<br />

Gemeinden durchführt. Insgesamt profitieren rund 30.000 Kirchenmitglie<strong>der</strong> von diesem Projekt.<br />

Beson<strong>der</strong>er Wert wird auf die Teilnahme von Gemeinde- und Bezirkspfarrern sowie von Ehepaaren<br />

gelegt.<br />

Ziel des Projektes ist eine Än<strong>der</strong>ung des Bewusstseins und des Verhaltens <strong>der</strong> Menschen in Sabah,<br />

sodass die zur traurigen Normalität gewordene Gewalt an <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n zurück geht.<br />

För<strong>der</strong>summe: 5.390,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />

M a l a y s i a , Banting/ Kota Kinabalu: Schul- und Unterstützungsinitiativen für<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Heilsarmee Malaysia/ über Heilsarmee Schweiz<br />

Dieses Projekt stellt das Recht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf Schulbildung in den<br />

Mittelpunkt. In einem Umfeld von zunehmen<strong>der</strong> Verarmung,<br />

Analphabetismus, Gewalt und Abhängigkeiten bieten die<br />

Tagesbetreuungszentren <strong>der</strong> Heilsarmee Kin<strong>der</strong>n aus verarmten,<br />

bildungsfernen Schichten die Chance, diesen Teufelskreis zu<br />

durchbrechen. Viele Probleme entstehen dadurch, dass die Kin<strong>der</strong><br />

tagsüber sich selbst überlassen blieben, da viele <strong>Frauen</strong>- darunter<br />

auch viele Alleinerzieherinnen - das Familieneinkommen alleine<br />

bestreiten müssen.<br />

In Kota Kinabalu (Ostmalaysia) und Banting (Westmalaysia) geben<br />

Foto: Heilsarmee Malaysia<br />

MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Heilsarmee-Tageszentren 85 Kin<strong>der</strong>n zwischen 4<br />

und 12 Jahren Unterricht und unterstützen die SchülerInnen durch bedarfsorientierte Infrastruktur.<br />

Das Tagesbetreuungszentrum in Kota Kinabalu, <strong>der</strong> Hauptstadt Sabah´s, beherbergt 55 Kin<strong>der</strong> aus<br />

philippinischen und indonesischen MigrantInnenfamilien, die im Niedriglohnsektor legal o<strong>der</strong> illegal<br />

arbeiten. Aufgrund <strong>der</strong> malaysischen Gesetzeslage gelten diese Kin<strong>der</strong> als „illegal“ und haben folglich<br />

kein Recht auf den Besuch einer staatlichen Schule. Im Heilsarmee-Kin<strong>der</strong>betreuungszentrum in<br />

Banting verbringen 30 Kin<strong>der</strong> im Anschluss an den regulären Unterricht ihre Freizeit, essen zu Mittag<br />

und werden beim Lernen unterstützt.<br />

Projekt des Kin<strong>der</strong>weltgebetstags För<strong>der</strong>summe: 14.460,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />

…und weitere aktuelle Projekte aus aller Welt:<br />

Pakistan, Baghbanan: Ambulanz Shamshatoo – Gesundheit als Existenzgrundlage proLoka<br />

Eine Ambulanz in Baghbanan (vor den Toren des Flüchtlingslagers Shamshatoo) soll die notwendige<br />

grundlegende medizinische Versorgung <strong>der</strong> lokalen Bevölkerung (rund 250.000 Personen)<br />

gewährleisten. Neben <strong>der</strong> grundlegenden medizinischen Behandlung werden Impfkampagnen und<br />

Gesundheitsaufklärung in Schulen von dieser Ambulanz aus durchgeführt. Zielgruppen sind<br />

insbeson<strong>der</strong>e (stillende) Mütter und Kleinkin<strong>der</strong>.<br />

För<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012-2013


-36-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Kamerun, Kumbo: Ernährungs- und Hygieneseminare für Menschen mit HIV/AIDS<br />

Tertiarschwestern des Hl. Franziskus<br />

Hygiene und Ernährung sind wesentliche Punkte, die das Leben von Menschen mit HIV bzw. AIDS<br />

erleichtern können. Die Seminare <strong>der</strong> Tertiarschwestern informieren über Ansteckungsrisiken und wie<br />

man trotz <strong>der</strong> Infektion ein lebenswertes Leben führen kann. In 12 Dörfern wurden<br />

Unterstützungsgruppen gegründet, die in einem eintägigen Workshop eine Schulung erhalten und<br />

das erworbene Wissen weitergeben. Insgesamt werden 600 Personen erreicht.<br />

För<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012-2013<br />

Österreich, Innsbruck: Empowerment für Flüchtlingsfrauen<br />

Ankyra – Zentrum für interkulturelle Psychotherapie, Diakonie Flüchtlingsdienst<br />

Unterstützung von Flüchtlingen mit psychischen Störungen und in psychischen Krisensituationen<br />

durch Psychotherapie, psychologische, medizinische und psychiatrische Beratung. Zielgruppe:<br />

AsylwerberInnen, Traumatisierte und Folteropfer, Angehörige und professionelle UnterstützerInnen<br />

dieser Personengruppen.<br />

Durch die Methoden "Psychodrama" und die Selbstbehauptungsgruppe sollen sie darin unterstützt<br />

werden, ihre eigenen Ressourcen und Lebensenergien wie<strong>der</strong> aufzubauen.<br />

För<strong>der</strong>summe: 10.374,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />

Senegal, Enampore: Grossesses précoces – Jugendliche Mütter<br />

Evang. Pfarrgemeinde AB Linz Innere Stadt, Lore Beck<br />

Ziel des Projektes ist eine umfassende Unterstützung von min<strong>der</strong>jährigen Schwangeren und jungen<br />

Müttern in <strong>der</strong> Region Enampore (Südsenegal) im Umfeld <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Evang. Pfarrgemeinde AB Linz<br />

bereits geför<strong>der</strong>ten Schule. Die Mädchen und ihre Babies erhalten einerseits die dringend<br />

erfor<strong>der</strong>liche Medizinische Basisversorgung und Beratung zur Familienplanung, an<strong>der</strong>erseits wird<br />

gezielt mit den Herkunftsfamilien und den Schulen kooperiert, um Schulabbruch und Stigmatisierung<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

För<strong>der</strong>summe: 3.500,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />

Chile, Santiago de Chile: Ausbildung junger Multiplikatorinnen im Bereich sexuelle-reproduktive<br />

Rechte, Colectivo Con-Spirando/ über Christen für Chile<br />

Ziel des Projektes ist es, junge <strong>Frauen</strong> und Männer in den üblicherweise frauen- und<br />

jugenddiskriminierenden Diskurs über sexuelle und reproduktive Rechte mit einzubinden und dadurch<br />

ihre Stellung in <strong>der</strong> Gesellschaft zu stärken. Insgesamt werden 200 SchülerInnen und 100<br />

StudentInnen erreicht.<br />

För<strong>der</strong>summe: 25.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />

Chile, Groß-Santiago de Chile: Gemeinschaftszentren für die Zubereitung und den Verkauf<br />

von Hausmannskost; Taller de Acción Cultural (TAC)/ über Christen für Chile<br />

In den zwei Gemeinschaftszentren <strong>der</strong> Slums Santo Tomás und Villa San Gabriel erhalten 24<br />

<strong>Frauen</strong> einen lokalen, fair bezahlten Arbeitsplatz indem sie an die ArbeiterInnen <strong>der</strong> Umgebung<br />

selbst zubereitete Mahlzeiten verkaufen. Die Organisation TAC vermittelt 24 <strong>Frauen</strong> die dafür<br />

notwendigen Fertigkeiten und bietet kostenlose Kin<strong>der</strong>betreuung an.<br />

För<strong>der</strong>summe: 25.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />

Chile, Regionen Bío Bío, La Araucanía, Los Ríos: Kräuter- und Pilzesammlerinnen Taller de<br />

Acción Cultural (TAC)/ über Christen für Chile<br />

Da die Monokulturen großer Holzkonzerne die Lebensgrundlagen <strong>der</strong> Menschen bedrohen, entstand<br />

die Idee, die Tradition des Sammelns von Früchten, Kräutern und Pilzen wie<strong>der</strong> zu beleben. 60


-37-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

<strong>Frauen</strong> erhalten eine umfassende Beratung hinsichtlich <strong>der</strong> effizienten Nutzung von<br />

Trockenmaschinen und <strong>der</strong> Qualitätssteigerung, an<strong>der</strong>erseits eine grundlegende administrative<br />

Ausbildung. Die Produkte werden im In- und Ausland über Netzwerke des fairen Handels vermarktet.<br />

För<strong>der</strong>summe: 25.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />

Chile, Temuco, Region La Araucanía: Ganzheitliche Bildung für Mapuche <strong>Frauen</strong><br />

Evang.-method. Kirche Chile/ Obra Rural Nueva Imperia<br />

95% aller Mapuche-<strong>Frauen</strong> leben in extremer Armut. Beim täglichen Existenzkampf spielt die Frau<br />

die Schlüsselrolle, in dem sie Gemüse, Kleintieren und Webstoffen verkauft. Durch<br />

Bildungsangebote, Bereitstellung von Saatgut und Werkzeug sowie Vermarktungshilfe wird die<br />

Lebenssituation von insgesamt rund 750 Personen verbessert.<br />

För<strong>der</strong>summe: 30.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2013<br />

Palästina, Westbank: Fortbildung und Friedenserziehung<br />

Berliner Missionswerk/ Dr. Sumaya Farhat-Naser<br />

Stärkung und Befähigung von <strong>Frauen</strong> und Mädchen in <strong>der</strong> Westbank in gewaltfreier Kommunikation,<br />

Dialogfähigkeit, Problembewältigung sowie Bewusstseinsbildung für<br />

die soziale und wirtschaftliche <strong>Gerechtigkeit</strong> in Palästina.<br />

För<strong>der</strong>summe: 20.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2010-2012<br />

Ecuador, Cuenca: <strong>Frauen</strong>haus „María Amor“ Ausbildungs- u. Betreuungsprogramm Caritas<br />

Feldkirch<br />

Im <strong>Frauen</strong>haus werden ca. 100 <strong>Frauen</strong> und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> im Jahr betreut. Herzstück des<br />

Ausbildungsprogramms bilden die hauseigene Wäscherei und die Küche, die von den <strong>Frauen</strong><br />

autonom geführt werden. Mikrokredite erleichtern den <strong>Frauen</strong> den Schritt in die Selbständigkeit für<br />

die Zeit nach ihrem Aufenthalt im <strong>Frauen</strong>haus.<br />

För<strong>der</strong>summe: 10.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />

Makedonien, Strumica: Computer und Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

Evang.- method. Kirche, Diakonisches Zentrum<br />

Diese Ausbildung in den grundlegenden EDV-Programmen soll 6 Jugendliche mit beson<strong>der</strong>en<br />

Bedürfnissen ermächtigen, selbstbestimmter zu leben. Unterrichtet wird von einem diplomierten<br />

Pädagogen und einem EDV-Fachmann in 2 wöchentlichen Unterrichtseinheiten.<br />

För<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2013<br />

Türkei, Dersim/Tunceli: Aufbau eines <strong>Frauen</strong>zentrums<br />

LeEZA (Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit)<br />

Das <strong>Frauen</strong>zentrum wurde von <strong>der</strong> ersten Bürgermeisterin <strong>der</strong> Türkei gegründet und soll eine<br />

Anlaufstelle sein für <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>, die psychosoziale, rechtliche o<strong>der</strong> sonstige Unterstützung<br />

brauchen. Die <strong>Frauen</strong> dieser kurdischen Stadt sehen sich nicht nur mit struktureller, politisch<br />

motivierter Gewalt konfrontiert, son<strong>der</strong>n leiden auch unter individueller Gewalt, die in <strong>der</strong> sehr<br />

patriarchalisch geprägten Gesellschaft tabuisiert wird.<br />

För<strong>der</strong>summe: 5.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011<br />

Bolivien, Potosí: Umfassende Solidarität mit den Witwen des Cerro Rico<br />

Verein INTERSOL/ MUSOL<br />

Die Witwen <strong>der</strong> Bergbauarbeiter und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> leben am Silberberg in sozioökonomisch äußerst<br />

prekären Verhältnissen. Durch Rechtsberatung, För<strong>der</strong>ung von Einkommensschaffenden Tätigkeiten<br />

und medizinischer Betreuung unterstützt sie Intersol in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> lokalen Organisation<br />

MUSOL.<br />

För<strong>der</strong>summe: 24.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2010-2012


-38-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

WGT-Tagung 2012 New York<br />

Der WGT ermöglicht einer Delegierten aus dem WGT-Partnerland Makedonien die Teilnahme an <strong>der</strong><br />

internationalen Tagung des <strong>Weltgebetstag</strong>s <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> 2012 in New York.<br />

För<strong>der</strong>summe: 1.500,- Euro<br />

Neues vom Haiti Projekt des <strong>Weltgebetstag</strong>s:<br />

Angesichts <strong>der</strong> schweren Erdbebenkatastrophe in Haiti vom Jänner 2010 war es zahlreichen<br />

Menschen in Österreichs Kirchengemeinden ein<br />

beson<strong>der</strong>es Anliegen, zusätzlich zur jährlichen<br />

<strong>Weltgebetstag</strong>s-Kollekte Geld für ein Projekt in Haiti zu<br />

sammeln: Insgesamt konnte <strong>der</strong> WGT 10.000,- Euro an<br />

das Primarschulprojekt <strong>der</strong> Heilsarmee Haiti überweisen.<br />

Dazu Effrant Nozelus Direktor <strong>der</strong> Schule Campêche<br />

(115 Schüler, im Süden Haitis):<br />

„Das Erdbeben vom vergangenen Jahr hat an unserer<br />

Schule einige Risse hinterlassen und das Gebäude<br />

muss deshalb teilweise renoviert werden. Auch viele<br />

Familien haben unter dem Erdbeben gelitten, viele<br />

Häuser wurden zerstört. Trotzdem konnten wir das<br />

Schuljahr erfolgreich abschließen. Wir danken Ihnen,<br />

dass Sie uns dabei unterstützen.“<br />

Heilsarmee Haiti<br />

Die Heilsarmee Haiti führt 48 Schulen, 18 davon werden von <strong>der</strong> Heilsarmee Schweiz, Österreich und<br />

Ungarn kofinanziert. Diese Schulen beherbergen insgesamt 3500 Kin<strong>der</strong> im Alter von 3 bis 12 Jahren<br />

und befinden sich überwiegend am Land. Alle Heilsarmee-Schulen bieten eine überdurchschnittlich<br />

hohe Qualität <strong>der</strong> Bildung und kommen für die Kosten <strong>der</strong> Lehrpersonen, Uniformmaterialien, Bücher<br />

sowie administrative und inhaltliche Beratungen auf.<br />

Das verheerende Erdbeben vom Jänner 2010 hat in Haiti zahlreiche Schulen des Landes verwüstet.<br />

Dies führte zu einem zusätzlichen Druck auf das bereits schwache Bildungssystem, denn bereits vor<br />

dem Erdbeben konnten etwa 1/3 <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Haitis keine Schule besuchen. Die Heilsarmee Schweiz<br />

finanziert die nötigen Reparaturen o<strong>der</strong>, wo nötig, den Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Heilsarmeeschulen.<br />

Für die Kin<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Schulbesuch etwas Wichtiges. Es gibt ihnen einen Rhythmus in ihren Alltag und<br />

sie freuen sich nicht nur am Lernen von Neuem, son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft mit ihren Schulkameraden und -kameradinnen. Auch die Eltern sind froh, ihre Kin<strong>der</strong> in<br />

den Heilsarmeeschulen in guten Händen zu wissen.<br />

Nachdem die Schulen nach dem Erdbeben im Jänner 2010 einige Wochen geschlossen blieben,<br />

konnte das Schuljahr 2010/11 wie<strong>der</strong> von den SchülerInnen erfolgreich abgeschlossen werden.<br />

Die Unterstützung des WGT fließt in die Reparaturarbeiten, die Instandhaltung und die<br />

LehrerInnenfortbildungen von 6 Primarschulen <strong>der</strong> Heilsarmee. An manchen Schulen wurden die<br />

Toilettenanlagen renoviert, an 2 Schulen die Bänke. Nach einem etwas verzögerten Start konnten die<br />

lokalen Baufirmen im August 2011 mit den Renovierungs- und Aufbauarbeiten beginnen. Eine große<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung stellen die durch die enorme (ausländische) Nachfrage gestiegenen Preise bei<br />

Baumaterialien, Baubeaufsichtigung, Bauarbeiten, Transport und Gehältern dar.<br />

MMag. a Anna Wieselthaler<br />

Projekreferentin<br />

Weiterführende Information zu unseren Projekten erhalten Sie unter: 01/406 78 70 o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> WGT-<br />

Homepage www.weltgebetstag.at/Projektinformationen


Aufbau eines neuen <strong>Frauen</strong>zentrums durch LeEZA<br />

im osttürkischen Dêrsim/Tunceli, unterstützt vom <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong><br />

Mary Kreutzer (LeEZA) befragte drei<br />

AkteurInnen aus <strong>der</strong> Region zur aktuellen<br />

Situation im Sommer 2011.<br />

-39-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Abkürzungen:<br />

Mary Kreutzer = MK, (rechts im Bild)<br />

Özlem Uç Çiçek = ÖUC,<br />

Kıymet Ceviz = KC; (links im Bild; auf <strong>der</strong> Rückreise von Dersim nach Diyarbakir)<br />

Ercan Ayboga = EA<br />

Özlem Uç Çiçek ist die Leiterin des neu gegründeten <strong>Frauen</strong>zentrums in Dêrsim.<br />

MK. - Erzählen Sie uns in einigen Sätzen was genau das <strong>Frauen</strong>zentrum in Dêrsim, das<br />

vom WGT und <strong>der</strong> Stadt Wien unterstützt wird, macht? Für wen ist es zugänglich?<br />

ÖUC - Das neue <strong>Frauen</strong>zentrum ist für alle <strong>Frauen</strong> und Mädchen in Dêrsim und Umgebung da, egal<br />

ob verheiratet, ledig, geschieden o<strong>der</strong> verwitwet. Wir bieten soziale, psychologische und rechtliche<br />

Beratung und Betreuung an. Das nehmen vor allem <strong>Frauen</strong> in Anspruch, die von psychischer,<br />

körperlicher, sozialer, kultureller und ökonomischer Gewalt betroffen sind. In unserem Zentrum<br />

arbeiten jetzt eine Psychologin, eine Soziologin, eine Krankenschwester und eine ehrenamtliche<br />

Anwältin. Bis jetzt haben bereits 80 <strong>Frauen</strong> unsere Beratung in Anspruch genommen. Weitere <strong>Frauen</strong><br />

konnten wir über öffentliche Informationsveranstaltungen zum Thema Gesellschaft und<br />

Geschlechterverhältnisse erreichen.<br />

MK - Von Dêrsim heißt es immer wie<strong>der</strong>, es sei beson<strong>der</strong>s mo<strong>der</strong>n, fortschrittlich in<br />

vielerlei Hinsicht. Was bedeutet das in Bezug auf die Situation von <strong>Frauen</strong> und Mädchen?<br />

ÖUC - Das patriachale System, das <strong>Frauen</strong> und Mädchen benachteiligt, ist in Dêrsim genauso<br />

präsent wie überall in <strong>der</strong> Türkei. Die Geschlechterverhältnisse im gesamten Land spiegeln sich also<br />

lei<strong>der</strong> auch in Dêrsim wi<strong>der</strong>. Jedoch würde ich einschränkend hinzufügen, dass durch die Dominanz<br />

des Alevismus in unserer Region das System von „berdel“, also <strong>der</strong> gleichzeitigen und<br />

wechselseitigen Verheiratung eines Sohnes und einer Tochter einer Familie mit dem Sohn und <strong>der</strong><br />

Tochter einer an<strong>der</strong>en Familie, weniger verbreitet ist wie an<strong>der</strong>swo. Auch an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong><br />

Zwangsverheiratung, u.a. Kin<strong>der</strong>ehen, wie auch Ehrenmorde und Polygamie kommen hier seltener<br />

vor als an<strong>der</strong>swo.<br />

MK - Und wie ist die wirtschaftliche Situation von <strong>Frauen</strong> in Dêrsim?<br />

ÖUC - Dêrsim hat eine beson<strong>der</strong>e Rolle für die Menschen in <strong>der</strong> Region: Durch Krieg und<br />

Vertreibung ist es ein, von Zwangswan<strong>der</strong>ung von den Dörfern in die Stadt geprägtes Gebiet. Die<br />

Auswirkungen sind für alle katastrophal, aber <strong>Frauen</strong> sind im höheren Maße davon betroffen. Sie<br />

wurden von eigenständigen ProduzentInnen zu abhängigen KonsumentInnen gemacht. Konkret heißt<br />

das: Arbeitslosigkeit, Armut, Integrationsprobleme im urbanen Umfeld, kulturelle Anomalität und<br />

Assimilation.<br />

MK - Könnten Sie uns die Fallgeschichte einer Ihrer Klientinnen aus dem <strong>Frauen</strong>zentrum<br />

schil<strong>der</strong>n?<br />

ÖUC - Frau E. war die allererste Klientin, die bei uns eine Psychotherapie in Anspruch nahm. Sie war<br />

32 Jahre jung und hatte zwei Kin<strong>der</strong>. Als sie uns aufsuchte, war es bereits fünf Jahre her, dass sie<br />

den Gewaltausbrüchen ihres Mannes entkommen konnte. Die sexualisierte Gewalt und die<br />

Misshandlungen führten damals zu ihrer Scheidung. Daraufhin wurde sie von den eigenen Eltern


-40-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

verstoßen. Neben ihrer Traumatisierung hatte sie zusätzlich mit enormen finanziellen Problemen zu<br />

kämpfen. Sie kam zu uns, als sie nicht mehr weiter wusste. Die Therapie half ihr neue Kraft zu<br />

schöpfen und Entscheidungen zu treffen. Sie besuchte dann eine Schule und machte den<br />

Führerschein. Zusätzlich begann sie selbstständig Kleidung am Bazar zu verkaufen, auf einem<br />

Standplatz, <strong>der</strong> ihr von <strong>der</strong> Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde.<br />

Vor einigen Monaten ereilte uns die Nachricht, dass eine Frau in Dêrsim ermordet wurde. Es war<br />

Frau E. Am Tatort fand man eine Polizeikappe. Wir machten daraufhin sofort eine Presseerklärung<br />

und for<strong>der</strong>ten die rasche Aufklärung <strong>der</strong> Tat. Doch <strong>der</strong> Staat unternimmt offensichtlich alles, um den<br />

Verantwortlichen zu schützen. Vor kurzem erfuhren wir, dass <strong>der</strong> Staatsanwalt beschloss, den Fall<br />

unter absoluter Geheimhaltung zu bearbeiten. Unserer Anwältin werden damit Informationen und<br />

Beweismittel vorenthalten.<br />

Kıymet Ceviz ist Vorstandsmitglied von LeEZA und ist in Dêrsim (Türkisch-Kurdistan) geboren. Sie<br />

arbeitet als diplomierte Sozialarbeiterin bei Sozial Global Beratungszentrum für ältere Migrantinnen<br />

und Migranten "Terra", sowie bei „Verein Wiener <strong>Frauen</strong>häuser" und bei <strong>der</strong> Caritas als<br />

Dolmetscherin (Kurdisch und Türkisch).<br />

MK - Dêrsim ist das kulturelle Zentrum <strong>der</strong> Zaza-sprachigen AlevitInnen. Hat die<br />

Liberalisierung <strong>der</strong> Sprachpolitik unter <strong>der</strong> AKP-Regierung positive Auswirkungen auf das Zaza in<br />

Dêrsim? Gibt es heute Schulunterricht in <strong>der</strong> Muttersprache?<br />

KC - In Dêrsim wird nicht nur Zaza son<strong>der</strong>n auch Kurmanci gesprochen. Die Mehrheit <strong>der</strong> Dêrsimer<br />

spricht Zaza. Von <strong>der</strong> sogenannten Liberalisierung spüren die Menschen we<strong>der</strong> in Dêrsim noch in<br />

den an<strong>der</strong>en kurdischen Gebieten etwas. Denn muttersprachlicher Unterricht ist nach wie vor strikt<br />

verboten. Menschen dürfen jetzt zwar ihre Muttersprache sprechen, aber in den Schulen darf diese<br />

nicht unterrichtet werden. Es können nur privat<br />

Kurse angeboten werden. Eine staatliche<br />

Unterstützung gibt es hierfür nicht. Buchstaben wie<br />

Q, W o<strong>der</strong> X sind immer noch tabu. Zwar ist es nun<br />

erlaubt, kurdische Namen zu verwenden, jedoch<br />

dürfen diese ausschließlich türkische Buchstaben<br />

enthalten, aber die klassischen kurdischen Namen<br />

enthalten oft Q,W o<strong>der</strong> X, und sind somit verboten.<br />

Die ursprünglichen Namen kurdischer Orte, welche<br />

türkisiert wurden, bestehen nach wie vor. Einige<br />

Dinge sind durch bloße Verordnungen „geregelt“,<br />

sodass die Justiz willkürlich vorgeht. Fakt ist, dass<br />

auch heute immer noch Menschen bestraft werden,<br />

Mitarbeiterinnen besuchen die <strong>Frauen</strong><br />

weil sie kurdisch sprechen o<strong>der</strong> schreiben. Verordnungen sind bekanntlich keine Rechte, die in <strong>der</strong><br />

Verfassung verankert sind. Nur Sprachkurse zuzulassen ist doch keine Liberalisierung!<br />

Verordnungen können je<strong>der</strong>zeit zurückgenommen werden und die Menschen können dann ihre<br />

Rechte nicht einklagen.<br />

MK - Mit <strong>der</strong> AKP regiert seit 2002 eine konservativ-sunnitische Partei. Welche Auswirkungen<br />

hat das auf die Situation <strong>der</strong> AlevitInnen in Dêrsim?<br />

KC - Es gibt in <strong>der</strong> Türkei ein „Diyanet İşleri Başkanlığı“ (Amt für Religionsangelegenheiten), das sich<br />

um die Angelegenheiten <strong>der</strong> SunnitInnen kümmert, aber nicht um jene <strong>der</strong> AlevitInnen. Diese<br />

Institution wird durch Steuergel<strong>der</strong> finanziert. Die AlevitInnen zahlen ganz normal ihre Steuern,<br />

profitieren aber nicht vom Diyanet wie die SunnitInnen. Es gibt also keine staatliche Institution, die<br />

sich um ihre Angelegenheiten kümmert. In <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Türkei wurden mehrmals Massaker an<br />

AlevitInnen verübt, bei denen Hun<strong>der</strong>te umgebracht wurden. So z.B. 1938 in Dêrsim, 1978 in<br />

Malatya, 1978 in Maraş, 1993 in Sivas und 1995 in einem Istanbuler Vorort. Der türkische Staat hat<br />

sich bis heute nicht entschuldigt. Von einer Verbesserung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Aleviten kann lei<strong>der</strong> nicht<br />

die Rede sein. Doch die AKP-Regierung hat seit 2002 bis heute sehr wohl Probleme <strong>der</strong> AlevitInnen


-41-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

und KurdInnen in <strong>der</strong> Türkei angesprochen, aber bis heute hat die gleiche Regierung diese Probleme<br />

nicht gelöst.<br />

Was die AKP-Regierung macht, ist eher Kosmetik.<br />

Ercan Ayboga ist Gründungsmitglied <strong>der</strong> “Initiative to Keep Hasankeyf Alive“, einer Vereinigung, die<br />

seit Januar 2006 gegen den Bau des Ilisu-Staudamms kämpft.<br />

MK - Welche Auswirkungen haben die Staudammbauten des GAP (das Südostanatolien-<br />

Projekt des türkischen Staates umfasst Dutzende Staudämme, Wasserkraftwerke und<br />

Bewässerungsanlagen) auf <strong>Frauen</strong> in Dêrsim und allen weiteren betroffenen Gebieten?<br />

EA - Gegenüber den Männern leiden <strong>Frauen</strong> viel stärker unter den Auswirkungen des GAP als<br />

Männer. Denn während die <strong>Frauen</strong> auf dem Land direkt im Produktionsprozess eingebunden sind,<br />

fallen sie in Städten in eine passive und Konsumsituation. In den Städten werden sie oft in ihren<br />

Vierteln faktisch eingesperrt. Es fehlt jegliches soziales<br />

Umfeld. Und die Kin<strong>der</strong> sind bis dahin unbekannten<br />

Gefahren ausgesetzt. Für junge (unverheiratete)<br />

<strong>Frauen</strong> in konservativen Strukturen könnten sie sich<br />

aber auch einige positive Entwicklungen ergeben, z.B.<br />

wenn sich für sie durch das Leben in <strong>der</strong> Stadt neue<br />

Jobmöglichkeiten ergeben. Hier sollte man unbedingt<br />

ansetzen und einkommens-generierende Projekte<br />

unterstützen.<br />

In <strong>der</strong> Türkei gibt es selten die Umsiedlung nach <strong>der</strong><br />

Regel ‚Land für Land’. Wenn die LandbewohnerInnen<br />

Entschädigungszahlungen bekommen, erhält in <strong>der</strong><br />

Regel <strong>der</strong> Mann das Geld und damit die Kontrolle über<br />

Mitarbeiterinnen besuchen die <strong>Frauen</strong><br />

die Ausgaben. Zwar ist die Lage <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> auch auf<br />

dem Land nicht rosig, aber in <strong>der</strong> Stadt verschlechtert<br />

sich diese in <strong>der</strong> Regel massiv.<br />

MK - Bedeutete <strong>der</strong> Rückzug Österreichs aus dem Ilisu-Staudammprojekt im Jahr 2009<br />

das Ende dieses Projekts?<br />

EA - Nein. Das Unternehmen Andritz ist immer noch involviert und zwar mit noch mehr Anteilen als<br />

vor 2009. Denn Andritz übernahm die Anteile des deutschen Unternehmens Züblin und des<br />

schweizer Unternehmens Alstom. Andritz wird immer dreister, denn sie behaupteten, dass die<br />

zwischen den Regierungen vereinbarten Auflagen umgesetzt werden. Das ist schlicht eine Lüge.<br />

MK - Die Österreichische Kontrollbank argumentierte ja bis kurz vor ihrem Ausstieg immer<br />

damit, dass ja sonst „<strong>der</strong> Chinese“ das Projekt bauen würde und dann viel weniger Rücksicht auf<br />

Ökologie und Menschenrechte nehmen würde, wie die guten Europäer. Baut nun tatsächlich „<strong>der</strong><br />

Chinese“ weiter?<br />

EA - Die ‚Chinesen’ sind nach dem Rückzug <strong>der</strong> europäischen Regierungen und Banken nicht<br />

gekommen. Hier hat wohl die chinesische Regierung abgewogen und sich aus einem konfliktreichen<br />

Projekt zurückgezogen. Also selbst ein Land wie China bewegt sich. Das liegt auch daran, dass wir<br />

sofort nach dem Rückzug <strong>der</strong> Europäer uns an China wandten und Öffentlichkeit schufen. Die<br />

ausgefallene Kreditfinanzierung kommt nun von den beiden privaten türkischen Banken Akbank und<br />

Garantibank. Heute werden die Auseinan<strong>der</strong>setzungen rund um den Ilisu-Staudamm ausschließlich<br />

in <strong>der</strong> Türkei ausgetragen. Wir werden jedenfalls nicht aufgeben, gegen dieses menschen- und<br />

umweltfeindliche Projekt zu mobilisieren.<br />

Mag. a Mary Kreutzer<br />

Fotos: LeEZA, Mary Kreutzer


Aus dem Vorstand<br />

-42-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Mit großer Freude begrüßen wir die Anglikanische Kirche in Österreich als neues Mitglied im<br />

<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> Österreich. Die Anglikanische Kirche ist bereits seit mehr als 25 Jahren<br />

Vollmitglied im Ökumenischen Rat <strong>der</strong> Kirchen in Österreich und die anglikanischen <strong>Frauen</strong> arbeiten<br />

seit vielen Jahren engagiert und aktiv im Ökumenischen Forum Christlicher <strong>Frauen</strong> und im<br />

<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> mit. So sind wir sehr dankbar, dass sie ihre Verbundenheit zum<br />

<strong>Weltgebetstag</strong> jetzt auch durch ihre Mitgliedschaft sichtbar gemacht haben und das ökumenische<br />

Spektrum im WGT-Vorstand bereichern.<br />

Die Delegierte <strong>der</strong> Anglikanischen Kirche im WGT-Vorstand ist Nicole Herdford-Scheiber. Wir<br />

freuen uns auf gute Zusammenarbeit und wünschen ihr viel Kraft und Gottes Segen für diese<br />

verantwortungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit.<br />

Lei<strong>der</strong> sind aber immer noch einige Stellen im Vorstand nicht besetzt.<br />

Wir suchen <strong>Frauen</strong> aus <strong>der</strong> Evangelischen Kirche H. B., Evangelisch-methodistischen Kirche,<br />

Armenisch-Apostolischen Kirche und von <strong>der</strong> Heilsarmee, die bereit sind im Vorstand mitzuarbeiten<br />

und uns bei <strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> vielseitigen Aufgaben unterstützen wollen.<br />

Es besteht auch die Möglichkeit, sich für einzelne konkrete Aufgaben kooptieren zu lassen.<br />

„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun – können das Gesicht <strong>der</strong><br />

Welt verän<strong>der</strong>n!“<br />

Für den Vorstand, Marianne Domby<br />

WELTGEBETSTAG SCHWEIZ – feierte 75. Geburtstag<br />

Ingrid Härle und Eva Schaffer waren dabei<br />

Am Sonntag, dem 21. August 2011 fand in <strong>der</strong> Pauluskirche (rechts) in<br />

Biel/Schweiz zum Thema "Weltweit mit <strong>Frauen</strong> unterwegs" ein<br />

Jubiläumsgottesdienst statt. Unter den Gästen waren auch zwei<br />

Österreicherinnen: Ingrid Härle und Eva Schaffer waren <strong>der</strong> Einladung<br />

gefolgt und hatten sich mit Glückwünschen, Gastgeschenken<br />

und Grüßen des Österreichischen Nationalkomitees im Gepäck auf<br />

den Weg nach Biel gemacht. Marianne Domby (MD) hat mit Eva<br />

Schaffer (ES), die zum 1. Mal an einer WGT-Veranstaltung im<br />

Ausland teilgenommen hat, folgendes Gespräch geführt:<br />

MD: Diese Jubiläumsfeier in <strong>der</strong> Schweiz war für dich eine ganz neue Erfahrung. Du<br />

konntest WGT-<strong>Frauen</strong> aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kennenlernen. Aus welchen Län<strong>der</strong>n waren Gäste da?<br />

ES: Heidi Wettstein, die Präsidentin des WGT in <strong>der</strong> Schweiz begrüßte Eileen King, die internationale<br />

Geschäftsführerin aus New York, Diane Harwood, ihre ehemalige Mitarbeiterin und die beiden<br />

Europa-Delegierten im Internationalen Komitee, Corinna Harbig (Slowenien) und Jean Hacket<br />

(England). Es waren auch Vertreterinnen <strong>der</strong> Nationalkomitees aus Ägypten, Deutschland,<br />

Frankreich, Italien und Serbien gekommen. Alle Gäste aus dem Ausland sind bereits am Samstag<br />

angereist und hatten die Möglichkeit, einan<strong>der</strong> kennenzulernen und sich darüber auszutauschen, wie<br />

<strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong> sich in den vergangenen 20 Jahren in ihren Län<strong>der</strong>n verän<strong>der</strong>t hat.<br />

MD: Aus persönlichen Erfahrungen weiß ich, wie bereichernd und informativ solche<br />

Begegnungen sein können. Gab es ein Thema, das alle Nationalkomitees beschäftigt?<br />

ES: In allen Län<strong>der</strong>n, die dort vertreten waren, sind Bemühungen um den „Nachwuchs“ und die<br />

„Verjüngung <strong>der</strong> Komitees“ wichtige Themen im Hinblick auf die Zukunft des WGT. Es wurde betont,<br />

dass Feste immer auch eine Möglichkeit sind, den Austausch zu intensivieren und sich zu vernetzen.<br />

Durch persönliche Kontakte kann die Begeisterung für den WGT Kreise ziehen und hoffentlich in<br />

Zukunft auch mehr jüngere <strong>Frauen</strong> erreichen.


-43-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

MD: Der <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> kommenden Jahre wirft seine Schatten schon voraus. Du hast<br />

erwähnt, dass auch <strong>Frauen</strong> aus Frankreich und Ägypten in Biel waren. Gibt es bereits Informationen<br />

über den Verlauf <strong>der</strong> Vorbereitungen in diesen Län<strong>der</strong>n?<br />

ES: Die Schwestern aus Frankreich sind schon intensiv mit <strong>der</strong> Liturgie für 2013 beschäftigt. Die<br />

Liturgie zu dem Thema „I Was a Stranger and You Welcomed Me“ ist eigentlich schon fast fertig und<br />

die Verfasserinnen sind jetzt dabei, sie nach fast zweijähriger Arbeit „loszulassen“. Auch die<br />

Ägypterinnen haben bereits mit dem Schreiben <strong>der</strong> Liturgie für 2014 begonnen. Diese steht unter<br />

dem Thema „Streams in the Desert“.<br />

MD: Ihr seid nicht nur zum Arbeiten in die Schweiz gefahren. Was war für Dich <strong>der</strong><br />

Höhepunkt <strong>der</strong> Geburtstagsfeier?<br />

ES: Das war zweifelsohne <strong>der</strong> Festgottesdienst, am Sonntag, dem 21.August in <strong>der</strong> Pauluskirche.<br />

Schon bei <strong>der</strong> beeindruckenden Begrüßung in 5 Sprachen, wurde die internationale Dimension<br />

spürbar und hörbar. Diese zog sich dann auch durch den gesamten Gottesdienst, bis hin zu dem<br />

Vaterunser, das jede in ihrer eigenen Muttersprache gebetet hat. Sehr bewegend war auch das<br />

WGT–Lied, das zum Abschluss aus ca. 200 Kehlen den Kirchenraum erfüllte.<br />

Bei dem anschließenden Festakt führte auf sehr kreative Weise Clownin Julie durch das Programm.<br />

Wir wurden im Wechsel, kulinarisch und kulturell verwöhnt.<br />

Das Festwochenende wurde dann am Montag noch mit einer Schiffrundfahrt auf dem Bieler See<br />

abgerundet.<br />

MD: Was hast Du von diesem „kleinen internationalen Treffen“ für Dich persönlich,<br />

mitgenommen?<br />

ES: Es waren für mich so erfüllte und bereichernde Tage, die ich mit Worten gar nicht beschreiben<br />

kann. Das muss man erlebt haben!<br />

Diese Erlebnisse sind eine Kraftquelle, aus <strong>der</strong> ich in den nächsten Wochen und Monaten schöpfen<br />

werde, wenn wir auch in Österreich demnächst einen runden WGT-Geburtstag feiern.<br />

Der WGT setzt Zeichen <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>:<br />

• In Malaysia: Eilaktion für Meinungsfreiheit<br />

Foto: mit freundlicher Genehmigung WGT Schweiz<br />

Seit <strong>der</strong> Unabhängigkeit 1957 wird Malaysia`s Regierung vom Parteienbündnis Nationale Front<br />

(Barisan Nasional BN) gestellt, angeführt von <strong>der</strong> nationalkonservativen Partei United Malays<br />

National Organisation (kurz UMNO, auf Malaysisch Pertubuhan Kebangsaan Melayu Bersatu) von<br />

Premier Najib Razak. Aufgrund des allgemeinen politischen Klimas, geprägt von Intransparenz,<br />

Korruption und einseitiger medialer Berichterstattung, konnte die BN mit Ausnahme <strong>der</strong> Wahlen von<br />

1969 und 2008 stets die Zweidrittelmehrheit erreichen.<br />

Anwar Ibrahim, Anführer des heterogenen Oppositionsbündnisses (bestehend aus <strong>der</strong> säkularliberalen<br />

Demokratische Aktionspartei (DAP) und Keadilan Rakyat (PKR) sowie <strong>der</strong> Islamischen<br />

Partei PAS)), gilt als Hoffnungsträger für einen politischen Wandel. Ihm drohen aber aufgrund<br />

„homosexueller Aktivitäten“ mehrere Jahre Haft.<br />

Im Vorfeld <strong>der</strong> für 2012 angesetzten Wahlen erstarkte Bersih 2.0, ein Bündnis von 62<br />

Nichtregierungsorganisationen, das sich für freie und faire Wahlen einsetzt.<br />

Am 9. Juli fand in Kuala Lumpur die „Bersih 2.0 Rally“ statt. Zentrale For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> friedlichen<br />

Demonstration war u.a. eine Säuberung des Wahlregisters, Reform <strong>der</strong> Briefwahl und Benutzung<br />

dokumentechter Tinte. Insgesamt nahmen rund 4000 Menschen teil, in Malaysia und 37 an<strong>der</strong>en<br />

Orten <strong>der</strong> Welt, wo sich ExilmalaysierInnen mit den For<strong>der</strong>ungen ihrer Landsleute solidarisierten.<br />

Bereits im Vorfeld <strong>der</strong> Demonstration verhaftete die Polizei 179 <strong>der</strong> teilnehmenden AktivistInnen o<strong>der</strong><br />

hielt sie für Befragungen fest. In einigen Fällen wurde dabei die „Ausnahme Verordnung“ wirksam,<br />

die bewirkt, dass verdächtige Personen ohne Gerichtsverfahren unbegrenzt festgehalten werden<br />

können.


-44-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Der WGT beteiligte sich an einer Eilaktion <strong>der</strong> malaysischen Menschenrechtsorganisation SUARAM,<br />

um gegen die Einschüchterungsversuche <strong>der</strong> Regierung zu protestieren und die Respektierung <strong>der</strong><br />

Meinungsfreiheit <strong>der</strong> MalaysierInnen einzufor<strong>der</strong>n.<br />

• In Chile: Petition für die Rechte <strong>der</strong> Mapuche<br />

Am Mittwoch, den 2.März 2011 übergaben VertreterInnen von vier zivilgesellschaftlichten<br />

Organisationen dem chilenischen Botschafter in Wien, Alfredo Labbé Villa, eine Petition zum Thema<br />

<strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Mapuche. In ihrem Schreiben zeigten <strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, Christen für<br />

Chile, <strong>der</strong> Internationale Versöhnungsbund und die Dreikönigsaktion <strong>der</strong> katholischen Jungschar die<br />

schwierige Situation des indigenen Volkes <strong>der</strong> Mapuche auf und for<strong>der</strong>ten von Präsident Rafael<br />

Piñera die Abschaffung des umstrittenen Anti-Terror-Gesetzes.<br />

Hintergrund <strong>der</strong> Aktion ist <strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong> Mapuche um ihr Land. Nationale und internationale<br />

Konzerne vertreiben die größte indigene Gruppe Chiles (1 Million, das entspricht 6% <strong>der</strong><br />

Bevölkerung) von ihrem angestammten Territorium o<strong>der</strong> verschmutzen mit ihren Abwässern die<br />

Flüsse und entziehen ihnen so ihre Lebensgrundlage. In den letzten Jahren nahm <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />

Mapuche massiv zu, was die Regierung mit harter Repression beantwortet. So erlaubt u.a. das Anti-<br />

Terror-Gesetz, das noch aus <strong>der</strong> Zeit des Diktators Pinochet stammt, unverhältnismäßig lange<br />

Haftstrafen und Aussagen anonymer ZeugInnen. Aus Protest gegen das Gesetz gingen im Juli 2010<br />

34 Mapuche-Gefangene in Hungerstreik.<br />

Die VertreterInnen <strong>der</strong> 4 Organisationen wiesen darauf hin, dass die Respektierung <strong>der</strong><br />

Menschenrechte keine „Privatangelegenheit“ einzelner Staaten sein dürfe, son<strong>der</strong>n dass es laut UNO<br />

jedes Menschen Recht und Pflicht sei, sich für die Einhaltung <strong>der</strong> Menschenrechte einzusetzen.<br />

• In Kamerun: WGT-Postkartenaktion<br />

Eine gemeinsame Postkartenaktion mit FIAN 12 widmete sich dem Menschenrecht auf Nahrung <strong>der</strong><br />

bäuerlichen Landbevölkerung in Kamerun. Die Ausbreitung <strong>der</strong> Plantagenwirtschaft vereinnahmt dort<br />

viele tausend Hektar Land, Regenwäl<strong>der</strong> werden unwie<strong>der</strong>bringlich zerstört und das Menschenrecht<br />

auf Nahrung <strong>der</strong> Kleinbauern und -bäuerinnen wird nicht respektiert.<br />

Mit über 18.000 Unterschriften unterstützten Menschen in Österreich und Deutschland die<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betroffenen nach Zugang zu Land und zeigten den Verantwortlichen, dass eine<br />

internationale Öffentlichkeit auf die Situation aufmerksam geworden ist. Im Oktober 2010 wurden die<br />

Petition und Kopien <strong>der</strong> 1.649 österreichischen Unterschriften <strong>der</strong> Honorarkonsulin für Kamerun in<br />

Österreich, Mag. a Gertrud Tauchhammer, überreicht. Die Postkarten, Unterschriftenlisten und die<br />

Petition wurden im November 2010 direkt an MitarbeiterInnen des Premierministers von<br />

VertreterInnen <strong>der</strong> FIAN-Partnerorganisation COMINSUD und Catherine Chofor, <strong>der</strong> kamerunischen<br />

Koordinatorin für den <strong>Weltgebetstag</strong>, übergeben. Die weltweite Unterstützung hatte auch Erfolg:<br />

Inzwischen gibt es in Kamerun ein Netzwerk, das eine nationale Kampagne für das Recht auf<br />

Nahrung ins Leben gerufen hat.<br />

• In Papua Neuguinea: WGT-Unterschriftenaktion<br />

Am 15. Juli 2009 wurden bei einem gemeinsamen Termin von FIAN und dem <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Frauen</strong> im Finanzministerium die Postkarten und Unterschriftenlisten zum Weltbank-finanzierten<br />

Palmölprojekt in Papua-Neuguinea übergeben. In Vertretung des Finanzministers nahm Frau<br />

Dr. Edith Frauwallner die knapp 1000 Unterschriften entgegen und sagte die Unterstützung ihrer<br />

Abteilung zu.<br />

Im Rahmen des <strong>Weltgebetstag</strong>s <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> 2009 wurde die Postkarten- und Unterschriftenaktion zur<br />

Palmölproduktion in Papua Neuguinea gestartet. Palmöl wird vielfach für die Herstellung von<br />

Agrartreibstoffen verwendet, ohne auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen <strong>der</strong> monokulturellen<br />

Ölpalmplantagen auf die dortige Bevölkerung aufmerksam zu machen.<br />

Der exportorientierte Anbau von Ölpalmen wird durch die Nachfrage nach billigen Rohstoffen für die<br />

Agrartreibstoffproduktion auf den internationalen Märkten zunehmend forciert und die betroffenen<br />

Menschen ihrer natürlichen Lebens- und Nahrungsgrundlage beraubt. Die Weltbank als eine <strong>der</strong><br />

12 FIAN, das Food First Informations- und Aktions-Netzwerk, wurde 1986 gegründet und kämpft mittlerweile in 60 Län<strong>der</strong>n für<br />

die Verwirklichung des Menschenrechts auf Nahrung. In 18 Län<strong>der</strong>n bestehen nationale Vertretungen. Weltweit unterstützt<br />

FIAN Opfer von Verletzungen des Rechts auf Nahrung bei <strong>der</strong> Verteidigung ihrer Rechte. Bei den Vereinten Nationen hat FIAN<br />

Beraterstatus. www.fian.at


Materialverkauf/<br />

Sonstige<br />

20.000,00<br />

Kollekte<br />

182.000,00<br />

-45-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

wichtigsten internationalen Geberinstitutionen für Län<strong>der</strong> des Südens unterstützt diese Großprojekte<br />

internationaler Konzerne, ohne die Bevölkerung in die Planung einzubeziehen.<br />

Viele haben sich an <strong>der</strong> Aktion beteiligt, haben die Postkarten und Unterschriftenlisten unterzeichnet<br />

und somit ihre Solidarität mit den Menschen vor Ort bekundet. Durch diese zahlreiche Unterstützung<br />

konnten <strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und FIAN den Druck auf die österreichische Vertretung und<br />

die internationale Staatengemeinschaft erhöhen und die Einhaltung fundamentaler Menschenrechte<br />

im Rahmen von Weltbankprojekten einfor<strong>der</strong>n.<br />

RÜCKBLICK WELTGEBETSTAG 2011<br />

Leistungen f. Assistenz<br />

und Projektarbeit /<br />

Administration;<br />

41.500,00<br />

Material/Öffentlichkeitsarbeit<br />

19.000,00<br />

Internat. Beiträge;<br />

9.500,00<br />

Projekte; 132.000,00<br />

MMag. a Anna Wieselthaler<br />

Der herausfor<strong>der</strong>nden Frage <strong>der</strong> ökumenischen <strong>Frauen</strong> aus Chile: „Wie viele Brote hast du?“,<br />

haben sich ca 18.000 <strong>Frauen</strong>, Männer und Kin<strong>der</strong>, an rund 410 Gottesdienstorten in Österreich<br />

gestellt. Sie haben sich an vergessene und versteckte Gaben und Fähigkeiten erinnert und<br />

festgestellt: Jede/Je<strong>der</strong> hat etwas zum Geben, zum Teilen und Jede/Je<strong>der</strong> kann etwas empfangen.<br />

Die Balance von Geben und Empfangen, durch und in dieser Liturgie ließ die gemeinsame Feier<br />

wie<strong>der</strong> einmal zu „einer <strong>der</strong> schönsten Feiern werden, die wir je hatten…“<br />

17 vielfältige Projekte konnten mit den Kollektengel<strong>der</strong>n unterstützt werden.<br />

Finanzieller Überblick:<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

Die unentgeltliche umfangreiche Leistung von vielen MitarbeiterInnen ist ein<br />

wesentlicher Beitrag zur finanziellen Entlastung <strong>der</strong> Aufwendungen zugunsten <strong>der</strong><br />

Projektfinanzierung. Ein herzliches Danke, auch im Namen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, denen <strong>der</strong><br />

WGT eine neue Lebensperspektive eröffnet hat.<br />

Die Steuerberaterin Mag. a Veronika Auer prüft die jährliche Geschäftsgebarung des<br />

WGT und die ordnungsgemäße Verwendung <strong>der</strong> Spendengel<strong>der</strong> entsprechend den<br />

Kriterien des österreichischen Spendengütesiegels.<br />

Nähere Informationen<br />

erhalten Sie im Jahresbericht<br />

2011 auf<br />

www.weltgebetstag.at/<br />

berichte.<br />

o<strong>der</strong> in unserer Ge-<br />

schäftsstelle unter<br />

01/4067870


PRESSETEXT<br />

-46-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

Am ersten Freitag im März feiern Christinnen und Christen in über 170 Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Erde den <strong>Weltgebetstag</strong> (WGT) <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. Der WGT ist eine weltweite<br />

ökumenische Basisbewegung, die seit mehr als 100 Jahren durch „Informiertes<br />

Beten und Betendes Handeln“ Zeichen <strong>der</strong> Solidarität setzen und Not lin<strong>der</strong>n<br />

möchte. In Österreich wurde er erstmals vor 60 Jahren – 1952 – an zwei Orten<br />

ökumenisch gefeiert. Heute ist er bereits in mehr als 400 Orten ein fixer<br />

Bestandteil des pfarrkirchlichen Lebens.<br />

<strong>Frauen</strong> aus Malaysia haben das Thema für 2012 aufbereitet – „<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>“ – und<br />

laden ein, am 2. März 2012 in ökumenischer Verbundenheit Gottesdienste zu feiern und für<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> und Frieden einzustehen. Sie beschreiben in „ihrer“ Liturgie die Schönheit und den<br />

Reichtum ihres Landes, aber sie benennen auch ihre Sorgen und Nöte, die Probleme und<br />

Missstände und sie ermutigen dazu, eine klare unmissverständliche Haltung einzunehmen, wenn es<br />

darum geht ungerechte Situationen beim Namen zu nennen.<br />

Malaysia, das aus zwei Landesteilen besteht, die durch das Südchinesische Meer voneinan<strong>der</strong><br />

getrennt sind, zeichnet sich durch ethnische und religiöse Vielfalt aus: hier leben Menschen<br />

malaysischer, chinesischer und indischer Herkunft und Nachkommen indigener Völker. Damit das<br />

Zusammenleben trotz aller Unterschiedlichkeiten gelingen kann, müssen die Menschen sich immer<br />

wie<strong>der</strong> „darin üben, einan<strong>der</strong> zu tolerieren, zu verstehen und zu akzeptieren“. Das ist bekanntlich kein<br />

leichter Weg, aber Beispiele aus <strong>der</strong> Geschichte und aus biblischen Texten sind den malaysischen<br />

<strong>Frauen</strong> leuchtende Vorbil<strong>der</strong> und sie wollen auch uns ermutigen, für Verän<strong>der</strong>ungen einzutreten, dort<br />

wo wir Ungerechtigkeit wahrnehmen.<br />

So wollen wir diese malaysische Liturgie dankbar annehmen und achtsam damit umgehen, wenn wir<br />

sie in unseren Gottesdiensten einsetzen. Die Gottesdienste werden von <strong>Frauen</strong> vorbereitet und<br />

gestaltet. Selbstverständlich sind aber alle herzlich eingeladen, mitzufeiern: Kin<strong>der</strong>, <strong>Frauen</strong> und<br />

Männer. Die Orte, Uhrzeiten und weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage:<br />

www.weltgebetstag.at<br />

Marianne Domby<br />

Dorli Gienger<br />

ist am 17. August 2011 im<br />

88. Lebensjahr zu unserem<br />

himmlischen Vater<br />

heimgegangen.<br />

Ein reiches und für viele<br />

bereicherndes Leben ist<br />

damit zu Ende gegangen.<br />

Wir werden sie stets in<br />

dankbarer Erinnerung<br />

bewahren.<br />

Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie viel<br />

die Evangelische <strong>Frauen</strong>arbeit und <strong>der</strong><br />

<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in Österreich Dorli<br />

Gienger zu verdanken haben.<br />

Die Begleitung und Stärkung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in<br />

nahezu allen Bereichen des Lebens waren<br />

ihr immer ein großes Anliegen. Dafür hat sie<br />

sich auf eine Art und Weise eingesetzt, wie<br />

man sie heute kaum noch findet: sie hat<br />

einen großen Teil ihrer Kraft und<br />

Lebensenergie dahinein gegeben.<br />

Durch ihr engagiertes und segensreiches Wirken hat Dorli Gienger auch den <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in<br />

Österreich mitgestaltet und nachhaltig geprägt. Ganz beson<strong>der</strong>s in seinen Anfängen, hat sie wesentlich<br />

dazu beigetragen, dass dieser im ganzen Land bekannt und ökumenisch gefeiert wurde.<br />

Als ich 1993 ihre Nachfolge als Geschäftsführerin <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Frauen</strong>arbeit in Kärnten antreten<br />

durfte, fand ich ein wohl bestelltes Arbeitsfeld vor und durfte persönlich erleben, wie ansteckend Dorlis<br />

Fröhlichkeit und ihr Humor, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihr Mitgefühl waren.<br />

Wir danken Gott für alles Gute und Schöne, dass wir durch Dorli Gienger erfahren durften.<br />

Für den <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in Österreich, Marianne Domby<br />

Hinweis <strong>der</strong> Redaktion: Aufgrund verschiedener Quellen kommt es zu unterschiedlichen<br />

Schreibweisen beim Wort: „malayisch“.


-47-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

KOLLEKTENBESTÄTIGUNG(KB) 2012<br />

(Original für Österreichisches Nationalkomitee)<br />

Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend<br />

notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die<br />

Geschäftsstelle zu retournieren.<br />

Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei<br />

(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang<br />

muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!<br />

Bitte an WGT Otto-Mauer-Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien, senden.<br />

Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................<br />

Adresse <strong>der</strong> Gemeinde: Name:.............................................................<br />

Strasse: .........................................................<br />

PLZ/Ort: .........................................................<br />

Unterschrift 1: ............................................Unterschrift 2: ……………………………<br />

Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das<br />

Raiffeisenlandesbank Wien-NÖ -Konto 7.474.448 BLZ 32000 lautend auf<br />

<strong>Weltgebetstag</strong> in Österreich. IBAN: AT 63 3200 0000 0747 4448, BIC: RLNWATWW<br />

Bitte beachten: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort <strong>der</strong><br />

Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist!<br />

............................................................................................................................................<br />

KOLLEKTENBESTÄTIGUNG(KB) 2012<br />

(Kopie für Ihre Unterlagen)<br />

Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend<br />

notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die<br />

Geschäftsstelle zu retournieren.<br />

Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei<br />

(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang<br />

muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!<br />

Bitte an WGT Otto-Mauer Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien senden.<br />

Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................<br />

Adresse <strong>der</strong> Gemeinde: Name:….........................................................<br />

Strasse: .........................................................<br />

PLZ/Ort: .........................................................<br />

Unterschrift 1: .........................................Unterschrift 2: ……………………………<br />

Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das<br />

Raiffeisenlandesbank Wien-NÖ -Konto 7.474.448 BLZ 32000 lautend auf<br />

<strong>Weltgebetstag</strong> in Österreich. IBAN: AT63 3200 0000 0747 4448, BIC: RLNWATWW<br />

Bitte beachten: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort <strong>der</strong><br />

Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist!


-48-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia

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