Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen
Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen
Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen
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Ökumenischer <strong>Weltgebetstag</strong><br />
<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong><br />
Freitag, 2. März 2012<br />
<strong>Frauen</strong> aus Malaysia laden ein
Inhaltsverzeichnis<br />
-2-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Zum Geleit 3<br />
Landvorstellung 4<br />
Landkarte 4<br />
Malaysia auf einen Blick 5<br />
Tropisches Land am Äquator 6<br />
Bildung 8<br />
Geschichte 8<br />
Migration in Malaysia 10<br />
Indigene Völker Malaysias 13<br />
Menschenrechte in Malaysia 19<br />
Fairer Handel ist möglich (aus „<strong>Frauen</strong> mit einer Mission“) 20<br />
Der weise Richter (Märchen aus Malaysia) 22<br />
Religion 23<br />
Was Sie sonst noch interessieren könnte 25<br />
Rezepte 26<br />
Liturgie 28<br />
Einführung in die Liturgie 28<br />
Bibelarbeiten 29<br />
Predigtvorschlag 32<br />
Projektarbeit 34<br />
Projekte WGT 2012 34<br />
Projektbericht Haiti 38<br />
Aufbau eines neuen <strong>Frauen</strong>zentrums (LeEZA) - Türkei 39<br />
WGT in Österreich 42<br />
Aus dem Vorstand 42<br />
Zeichen <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> 43<br />
Rückblick WGT 2011/Finanzen 45<br />
Pressetext/Nachruf Dorli Gienger 46<br />
Kollektenbestätigung 47<br />
Der <strong>Weltgebetstag</strong> 2013 kommt aus Frankreich.<br />
Thema:<br />
„I Was a Stranger and You Welcomed Me“<br />
Der deutsche Titel wird im Sommer 2012 bekannt gegeben.<br />
Medieninhaberin und Herausgeberin: WELTGEBETSTAG DER FRAUEN – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich,<br />
Währingerstrasse 2-4/2/22, A – 1090 Wien, Tel. + Fax: 01/406 78 70 – Email: wgt@weltgebetstag.at – www.weltgebetstag.at<br />
Bankverbindung: Raiffeisenlandesbank NÖ – Wien; BLZ 32 000, Kontonr. 7.474.448<br />
Redaktion: Marianne Domby, Monika Heitz, Gerda Mlady, Elisabeth Papauschek,<br />
Layout: Maria Schachamayr; Druck: Buch- und Offsetdruck Buschek<br />
DIESES ARBEITSHEFT IST NUR FÜR DEN INTERNEN KIRCHLICHEN GEBRAUCH VORGESEHEN
ZUM GELEIT<br />
-3-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Am 2. März 2012, aber auch schon Wochen und Monate davor, richten<br />
weltweit viele Christinnen und Christen ihre Aufmerksamkeit auf<br />
Malaysia: das ist das Land, aus dem die Liturgie für den <strong>Weltgebetstag</strong><br />
2012 kommt.<br />
Mit <strong>der</strong> Liturgie und verschiedenen Informationsmaterialien haben uns<br />
die malaysischen <strong>Frauen</strong> auch ein wun<strong>der</strong>schönes Bild <strong>der</strong> Künstlerin<br />
Hanna Cheriyan Varghese geschickt, das diese eigens für den WGT 2012 geschaffen hat.<br />
Wir fanden dieses Bild so beeindruckend, dass wir es im Original als Titelbild verwendet<br />
haben. Beeindruckend sind nicht nur die kräftigen gelben, roten und grünen Farbtöne,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Bewegung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>gestalten. Das gesamte Bild unterstreicht das<br />
Thema und verstärkt den Ruf nach <strong>Gerechtigkeit</strong> für alle Menschen.<br />
„LASST GERECHTIGKEIT WALTEN“ - unter diesem Thema steht <strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong><br />
2012 und er ist damit wie<strong>der</strong> einmal ganz nahe bei den Ereignissen, die <strong>der</strong>zeit die Welt<br />
beschäftigen.<br />
Wenn wir die Botschaft <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus Malaysien verstehen wollen, kommen wir nicht<br />
umhin, uns ernsthaft mit ihrem Land, <strong>der</strong> Bevölkerung, mit ihren Freuden und Sorgen und<br />
ihren Gebetsanliegen auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />
Dazu möchte Ihnen das vorliegende Arbeitsheft eine Hilfe sein.<br />
Die Verfasserinnen <strong>der</strong> Liturgie aus Malaysia stellen uns die Schönheit und den Reichtum<br />
ihres Landes vor, aber sie zeigen auch klar auf, wo Probleme und Missstände herrschen<br />
und sie rufen auf, eine klare, unmissverständliche Haltung einzunehmen, wenn es darum<br />
geht ungerechte Situationen beim Namen zu nennen und entschlossen für Verän<strong>der</strong>ungen<br />
einzutreten.<br />
Malaysia besteht aus zwei Landesteilen, die durch das Südchinesische Meer voneinan<strong>der</strong><br />
getrennt sind. Dort leben Menschen malayischer Herkunft – sie werden auch Bumiputras<br />
genannt, d.h. „Söhne <strong>der</strong> Erde“ – und eingewan<strong>der</strong>te Bevölkerungsgruppen, Chinesen und<br />
In<strong>der</strong>. Zudem ist Malaysia das größte asiatische Zielland für Arbeitsmigranten und –<br />
migrantinnen und hier suchen auch noch viele Flüchtlinge aus Län<strong>der</strong>n, in denen politische<br />
Unruhen o<strong>der</strong> Krieg herrschen, ein vorläufiges Zuhause. Demnach ist die ethnische und<br />
religiöse Vielfalt ein wesentliches gesellschaftliches Merkmal Malaysias.<br />
Vielfalt bedeutet Reichtum, kann aber auch Konfliktpotenzial beinhalten.<br />
Malaysias Wahlspruch - „Einheit ist Stärke“ - möchte den Eindruck erwecken, dass das<br />
friedvolle, harmonische Zusammenleben von Menschen mit so unterschiedlichen Kulturen<br />
und Religionen vorbildlich gelingt. Seit <strong>der</strong> Einführung des Bumiputra-Status, <strong>der</strong> mit vielen<br />
wirtschaftlichen Privilegien verbunden ist, wächst jedoch die Gefahr, dass die Rechte aller<br />
an<strong>der</strong>en Bevölkerungs- und Religionsgruppen mehr und mehr beschnitten werden.<br />
Lass <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>! Malaysia und die Welt, wir alle brauchen das Gebet für<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong> und Frieden. Darum wollen wir diese malaysische Liturgie dankbar<br />
annehmen und achtsam damit umgehen, wenn wir sie in unseren Gottesdiensten am<br />
2. März 2012 einsetzen.<br />
Bei allen Vorbereitungen für diesen Tag und im gemeinsamen Feiern, Beten und Handeln<br />
wünscht Ihnen <strong>der</strong> Vorstand des Ökumenischen Nationalkomitees viel Freude, Kreativität<br />
und Gottes Segen.<br />
Marianne Domby
LANDVORSTELLUNG<br />
Landkarte:<br />
-4-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Die wichtigsten Landessymbole sind die Flagge, das Wappen sowie <strong>der</strong> Rote<br />
Hibiskus (malaiisch: Bunga Raya).<br />
Die Flagge<br />
Das Wappen:<br />
Der Rote Hibiskus:<br />
M a l a y s i a<br />
weist mit ihren Streifen auf die Fö<strong>der</strong>ation aus 13<br />
Bundesstaaten (14 mit dem 1965 ausgeschiedenen<br />
Singapur) hin. Halbmond und Stern zeigen die in <strong>der</strong><br />
Verfassung hervorgehobene Stellung des Islam an.<br />
enthält darüber hinaus die Flaggen <strong>der</strong> 9 Sultanate mit dem<br />
Staatsmotto: "Bersekutu Bertambah Mutu" (Einheit ist Stärke).<br />
die "Bungaraya", mit <strong>der</strong> leuchtend roten Blüte ist <strong>der</strong><br />
Nationalbaum von Malaysia<br />
Quelle:inwent – Län<strong>der</strong>info<br />
WGT-Komitte Malaysia
MALAYSIA AUF EINEN BLICK<br />
-5-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Staatsname: Malaysia<br />
Lage: Malaysia besteht aus zwei durch das südchinesische Meer getrennten<br />
Landesteilen, <strong>der</strong> malaiischen Halbinsel im Westen und Teilen <strong>der</strong> Insel<br />
Borneo im Osten. Der Westteil grenzt im Norden an Thailand, im Süden<br />
befindet sich auf einer vorgelagerten Insel <strong>der</strong> Stadtstaat Singapur, <strong>der</strong><br />
Ostteil teilt sich eine lange Grenze mit Indonesien und umschließt im<br />
Norden das Sultanat Brunei.<br />
Klima: In beiden Landesteilen feuchtheißes Tropenklima mit Nordost- und<br />
Südwestmonsun, aber ohne deutliche jahreszeitliche Schwankungen;<br />
Durchschnittstemperatur 27° C, Luftfeuchtigkeit meist über 80%.<br />
Malaysia verfügt über die ältesten Regenwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Erde.<br />
Größe: 329.758 km 2<br />
Hauptstadt: Kuala Lumpur, 1.5 Mio Einwohner<br />
Staatsform: Fö<strong>der</strong>ale parlamentarische Wahlmonarchie; Zwei-Kammer-Parlament:<br />
Abgeordnetenhaus mit 222 Sitzen und Senat mit 70 Sitzen<br />
Staatsoberhaupt: König Mizan Zainal Abidin; Premierminister ist Najib Razak<br />
Landessprache: Malaiisch (seit 1967 unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Bahasa Malaysia“ als<br />
Amtssprache)<br />
Bevölkerung: 28,3 Mio, davon 65% Malaien und indigene Gruppen (11 %); 23,7 %<br />
Chinesen, 7,1 % In<strong>der</strong> und sonstige ethnische Gruppen.<br />
Alphabetisierungsrate beträgt 88,7%. Der Großteil <strong>der</strong> Bevölkerung (rund<br />
70%) lebt in den Städten.<br />
Bevölkerungswachstum ca 2,02%<br />
Religionen: Islam ist offizielle Religion. Rund 60% sind sunnitische Muslime, Malaysier<br />
chinesischer, indischer o<strong>der</strong> srilankischer Abstammung haben mehrheitlich<br />
ihre religiöse Tradition behalten; Indigene Gruppen sind meist Christen<br />
o<strong>der</strong> Animisten. Insgesamt gibt es ca. 1 Mio malaysische Christen (7%),<br />
Buddhisten ca. 20 % und rund 6 % Hindus.<br />
Unabhängigkeit: Seit August 1957 unabhängig als Fö<strong>der</strong>ation Malaya, ohne Sarawak und<br />
Sabah. Seit dem 16. September 1963 nach dem Beitritt von Sarawak und<br />
Sabah als Malaysia (mit Singapur). Im Jahr 1965 trat Singapur wie<strong>der</strong> aus.<br />
Nationalfeiertag: 31. August<br />
Währung: Malaysischer Ringgit; 1 MYR = rund 0,20 Euro<br />
Wirtschaft: Malaysia ist reich an Bodenschätzen und Rohstoffen. Exportierte es bis in<br />
die 1980er Jahre in erster Linie Zinn und Kautschuk, ist es jetzt, nach<br />
Indonesien, <strong>der</strong> weltweit zweitgrößte Produzent von Palmöl mit rund 1,5<br />
Mio Hektar Anbaufläche. Seit Beginn <strong>der</strong> 1990er Jahre erfolgte eine<br />
rasante industrielle Entwicklung und so wurde Malaysia von einem zuvor<br />
mehrheitlichen Agrarstaat zu einem technisierten und kapitalintensiven<br />
Industriestandort mit einem Wirtschaftswachstum um rund 5%.<br />
Hauptexportgüter sind Elektrogeräte und Elektronik.<br />
Gesellschaft: 80% <strong>der</strong> Bevölkerung lebt im Westteil und nur 20% im Ostteil, den beiden<br />
auf <strong>der</strong> Insel Borneo gelegenen Bundesstaaten Sarawak und Sabah (allein<br />
in Sabah leben 40% <strong>der</strong> Armen). Malaysia ist das größte Zielland für<br />
Wan<strong>der</strong>arbeiterInnen (mit extrem niedriger Entlohnung) Asiens. Das<br />
Wohlstandsgefälle zwischen Stadt und Land ist riesig.<br />
Politik: Seit 1957 regiert das von <strong>der</strong> United Malays National Organisation (UMNO)<br />
angeführte Parteienbündnis Barisan Nasional (BN); mit autoritären<br />
Ansätzen (unter an<strong>der</strong>em kein Budgetrecht des Parlaments, sehr starke<br />
Stellung des Premierministers, eingeschränkte Bürgerrechte durch<br />
Sicherheitsgesetze, Medienkontrolle). Wahlen: alle 5 Jahre.<br />
Quellen: Auswärtiges Amt/Deutschland/Stand April 2011<br />
WGT-Komitee Malaysia; Wikepedia
MALAYSIA – TROPISCHES LAND AM ÄQUATOR<br />
-6-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
West-und Ost-Malaysia besteht aus zwei durch das Südchinesische Meer voneinan<strong>der</strong><br />
getrennten Landesteilen mit 28,3 Mio. Einwohnern. Hauptstadt ist Kuala Lumpur mit 1,5 Mio. Ew.,<br />
70% <strong>der</strong> Bevölkerung lebt in den Städten. Beide Landesteile zusammen haben eine Fläche von ca.<br />
329.758 km², 40% davon entfallen auf die Malaiische Halbinsel im Westen, 60% <strong>der</strong> Landesfläche<br />
entfallen auf das 540 km entfernte Ost-Malaysia, das den Nord- und Nordwestteil <strong>der</strong> Insel Borneo<br />
umfasst, die die drittgrößte Insel <strong>der</strong> Welt ist (indonesisch: Kalimantan). Das Klima ist in beiden<br />
Landesteilen feuchtheißes Tropenklima mit einer Durchschnittstemperatur von 27°C.<br />
West-Malaysia umfasst den Südteil <strong>der</strong> malaiischen Halbinsel, die als 1500 km lange, schmale<br />
Landzunge den südlichsten Teil des asiatischen Festlandes bildet und hat eine Fläche von 131.587<br />
km². Die Längsausdehnung West-Malaysias beträgt ca. 740 km. Von <strong>der</strong> Südspitze sind es noch<br />
ca. 100 km bis zum Äquator. Im Norden wird West-Malaysia durch Thailand, im Osten vom<br />
Südchinesischen Meer, im Süden von <strong>der</strong> Inselrepublik Singapur, im Westen und Südwesten von<br />
<strong>der</strong> Straße von Malakka begrenzt, die eine <strong>der</strong> meist befahrenen Handelsrouten <strong>der</strong> Erde ist. West-<br />
Malaysia und das indonesische Sumatra liegen an einer Stelle nur 40 km auseinan<strong>der</strong>. An <strong>der</strong><br />
Westküste liegen die großen Städte und wirtschaftlichen Zentren, wie die <strong>der</strong> Großräume von Kuala<br />
Lumpur, <strong>der</strong> Insel Penang und im Süden Johor Bahru, die auch durch ein dichtes Straßen- und<br />
Bahnnetz verbunden sind. An <strong>der</strong> Ostküste, mit hun<strong>der</strong>ten von Kilometern Strand und<br />
Fischerdörfern gibt es nur wenige Großstädte. Treffpunkt <strong>der</strong> Touristen sind die vielen schönen<br />
Inseln, die auch als Tauchgebiete beliebt sind.<br />
Regenwald: Das Landesinnere <strong>der</strong> Halbinsel ist<br />
überwiegend gebirgig und von Regen- und Nebelwäl<strong>der</strong>n<br />
bedeckt. Die großen, bis über 40 m hohen Urwaldbäume<br />
(Dipterocarpaceen) machen den Hauptanteil des geschlagenen<br />
Nutzholzes aus. Alte, aus Granit bestehende<br />
Faltengebirge verlaufen in unterschiedlichen Längen parallel<br />
zueinan<strong>der</strong> in Nord-Süd-Richtung. Östlich <strong>der</strong> Hauptkette,<br />
getrennt durch das zentrale breite Hügelland, befindet sich<br />
mit dem 2187m hohen Gunung Tahan, <strong>der</strong> höchste Berg <strong>der</strong><br />
Halbinsel, <strong>der</strong> im Norden des 4350 km² großen Nationalpark<br />
Taman Negara liegt. Auf beiden Seiten <strong>der</strong> Gebirgsketten erstreckt sich das Küstenflachland,<br />
das aus <strong>der</strong> Ablagerung von Sedimenten besteht, die von Flüssen wie dem Sungai Pahang<br />
angeschwemmt werden. Es entstanden vor allem entlang <strong>der</strong> Westküste große Kautschuk- und<br />
Ölpalmenplantagen. Nassreisanbau wird vorwiegend im Norden, in den an Thailand grenzenden<br />
Schwemmlandebenen angebaut. In den Gebirgen Malaysias entspringen zahlreiche Flüsse, die in<br />
breiten Deltas ins Meer münden.<br />
Der Name Taman Negara ist malaiisch und heißt übersetzt<br />
"National-Park".<br />
Seit 1938/39 bilden die drei Bundesstaaten Pahang, Kelantan und<br />
Terengganu den 4350 km² großen Nationalpark, den ältesten in<br />
Malaysia. Mit seinen 130 Millionen Jahren ist <strong>der</strong> Taman Negara das<br />
älteste Waldgebiet <strong>der</strong> Erde. Unter dem Einfluss von Eiszeiten,<br />
Klimaschwankungen o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des Meeresspiegels haben<br />
sich viele Teile <strong>der</strong> Welt verän<strong>der</strong>t, aber auf <strong>der</strong> Malaiischen<br />
Halbinsel sind die Verhältnisse jedoch relativ stabil geblieben und die<br />
Tier- und Pflanzenwelt konnte sich ohne größere Störungen<br />
entwickeln und fortbestehen. Die Wäl<strong>der</strong> Malaysias gehören zu den<br />
ältesten und mit rund 2500 Baumarten zu den artenreichsten<br />
Pflanzengemeinschaften <strong>der</strong> Welt. Der Waldbestand ist seit 1970<br />
durch Gewinnung von Edelhölzern sowie Brandrodungsfeldbau,<br />
beson<strong>der</strong>s auf Borneo, um mehr als 20 % zurückgegangen.<br />
Jackfruchtbaum süßsaftige<br />
Frucht!<br />
Maulbeergewächs<br />
Rafflesia - besitzt die<br />
größte Blüte d. Welt<br />
bis zu 1m Durchmesser
-7-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Ost-Malaysia grenzt im Süden an den indonesischen Bundesstaat Kalimantan. Zwischen den<br />
Bundesstaaten Sabah und Sarawak liegt noch das eigenständige Sultanat Brunei. Das Land ist<br />
noch in weiten Teilen unzugänglich, unterscheidet sich aber nicht wesentlich von dem <strong>der</strong><br />
Malaiischen Halbinsel. Große Bedeutung hat die Flussschiffahrt. In Sabah liegt mit 4101m <strong>der</strong><br />
höchste Berg Malaysias und Südostasiens, <strong>der</strong> Kinabalu.<br />
Einkommen: Malaysia ist mit einem beachtlichen Wirtschaftswachstum<br />
von rund 5% (2010) ein Schwellenland, das sich erfolgreich vom<br />
Rohstofflieferant zum Industriestandort mit im Durchschnitt mittleren<br />
Einkommen entwickelt hat.<br />
Jährliches Pro-Kopf-Einkommen: 6948 US$<br />
Arbeitslosigkeit: 3,2% (2010)). Es besteht ein großes Einkommensgefälle<br />
zwischen Stadt- und Landbevölkerung.<br />
Gewerkschaften: Über 200 nach englischem Vorbild organisiert, die<br />
ausschließlich malaysischen ArbeitnehmerInnen offenstehen.<br />
Wirtschaft<br />
Elektronik (weltweit exportieren<strong>der</strong> Mikrochip- und Solarzellenhersteller), Chemie, Holz- und<br />
Bauwirtschaft sowie Fahrzeugbau sind die größten Zweige <strong>der</strong> verarbeitenden Industrie. Die<br />
wichtigsten Bodenschätze sind Zinnerz sowie Erdgas- und Erdölvorkommen auf Borneo. Die<br />
Staatseinnahmen kommen zu über 40% vom Öl- und Gaskonzern PETRONAS, <strong>der</strong> mittlerweile<br />
einen Großteil seiner Einnahmen im Ausland erzielt. Malaysia ist nach Indonesien <strong>der</strong> weltweit<br />
zweitgrößte Produzent und Exporteur von Palmöl (über 60% <strong>der</strong> Welterzeugung) und drittgrößter<br />
Produzent und Exporteur von Kautschukprodukten.<br />
Umweltschutz: Der Anbau <strong>der</strong> Ölpalmen erfolgt nach gängiger Einschätzung gegenwärtig in<br />
ökologisch nicht nachhaltiger Weise. Verschiedene Umweltschutzorganisationen, Greenpeace und<br />
Rettet den Regenwald, weisen darauf hin, dass für die Errichtung von neuen Ölpalmplantagen in<br />
großem Umfang Regenwäl<strong>der</strong> zerstört werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 wurden CO2-Einsparungen von bis zu 40% bis zum<br />
Jahr 2020 im Vergleich zu 2005 angekündigt. Die EU verhandelt <strong>der</strong>zeit mit Malaysia über ein<br />
freiwilliges Partnerschaftsabkommen, welches zum Ziel hat, die Legalität von in Malaysia<br />
geschlagenem Tropenholz rückverfolgen zu können.<br />
Landwirtschaft<br />
Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst ungefähr 13 Prozent <strong>der</strong><br />
Landesfläche, 35 Prozent davon betreffen Plantagen. Viele<br />
Kleinbauern produzieren für den Eigenbedarf und decken den<br />
größten Teil des Inlandsbedarfs an Nahrungsmittelerzeugnissen<br />
(vorwiegend Reis).<br />
Quellen: Auswärtiges Amt-Deutschland, Reise Know How: Malaysia mit Singapur und Brunei, wikipedia (Text u. Fotos)<br />
Gesundheitssystem<br />
Durian: Das Fruchtfleisch ist klebrig, gelblich, süß und geschmacklich sehr<br />
verschieden vom (für die meisten Europäer) abstoßenden Geruch.<br />
Petronas Twin Towers<br />
(Kuala Lumpur)<br />
In den öffentlichen Krankenhäusern und Kliniken werden Patienten gegen eine Aufnahmegebühr<br />
behandelt. Da es keine nationale Krankenversicherungspflicht gibt, glie<strong>der</strong>n die meisten<br />
Unternehmen ihre Mitarbeiter und <strong>der</strong>en Familien in betriebliche Krankenversicherungen ein, damit
-8-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
sie eine bessere Gesundheitsversorgung erhalten. Vermögen<strong>der</strong>e Malaysier leisten sich eine<br />
umfassende private Krankenversicherung o<strong>der</strong> zahlen die Kosten selbst.<br />
Bildung<br />
Quelle: http://www.eeas.europa.eu/malaysia/csp/07_13_de.pdf<br />
MALAYSIA – EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT, STRATEGIEPAPIER<br />
FÜR DEN ZEITRAUM 2007- 2013<br />
In Malaysia besteht eine insgesamt 11jährige Schulpflicht. Der Besuch <strong>der</strong> Schule ist für Kin<strong>der</strong><br />
kostenlos. Das malaysische Schulsystem ist zweistufig. Vom 7. bis zum 12. Lebensjahr besuchen<br />
Kin<strong>der</strong> in Malaysia die Grundschule. Es gibt zwei Arten: die staatliche und die traditionelle. In den<br />
staatlichen Grundschulen wird auf malaysisch, in den traditionellen auf chinesisch o<strong>der</strong> tamilisch<br />
unterrichtet. Die Oberschule in Malaysia, Sekolah Menengah Kebangsaan, ist in fünf jeweils<br />
einjährige Bildungsabschnitte unterteilt. Es gibt öffentliche, private und von <strong>der</strong> Regierung<br />
geför<strong>der</strong>te Schulen. Die staatlichen und zahlreichen privaten Hochschulen im Malaysia bieten den<br />
rund 600.000 Studenten vor allem in den technischen Studiengängen gute Studienbedingungen.<br />
Die Bumiputra-Politik (Teil <strong>der</strong> „Neuen Ökonomischen Politik“,1970; NEP) <strong>der</strong> Regierung – Begünstigungen<br />
für die indigene malaiische Bevölkerungsgruppe – wirkt sich stark im Bildungswesen<br />
aus. Der Zugang zu staatlichen Hochschulen und Stipendien wird speziell Malaien erleichtert.<br />
Chinesen und In<strong>der</strong> sind in höherem Maße auf kostspielige private Hochschulen o<strong>der</strong> ein Studium<br />
im Ausland angewiesen.<br />
GESCHICHTE<br />
Elisabeth Papauschek<br />
Quelle: Bildungssystem Muslimische Jugendliche in Südostasien<br />
Umfragen in Indonesien und Malaysia<br />
Goethe-Institut Indonesien; Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit<br />
http://www.goethe.de/ins/id/pro/jugendstudie/jugendstudie_dt.pdf<br />
Malaysia ist seit dem Jahr 1957 ein unabhängiger Staat, <strong>der</strong> auf eine lange<br />
Geschichte zurückblicken kann. Historische Funde aus <strong>der</strong> Zeit von 40.000<br />
Jahren vor unserer Zeitrechnung in den Niah - Höhlen in Sarawak<br />
belegen, dass das heutige Malaysia damals schon Siedlungsgebiet war.<br />
Keramik, Schmuck Steinwerkzeuge, Gegenstände aus Bronze und Eisen<br />
beweisen eine kontinuierliche Besiedlung. Die Völker im Land des uralten<br />
Regenwaldes, in dem noch Nachfahren <strong>der</strong> Ureinwohner- <strong>der</strong> „Orang Asli“,<br />
„<strong>der</strong> ursprünglichen Menschen“ leben, suchen seit <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />
nach ihrer nationalen Identität.<br />
Krug aus<br />
Die verschiedenen Volksgruppen, die als Nachkommen <strong>der</strong> Ureinwohner Schiffswrack, 1817<br />
Malaysias angesehen werden, bezeichnet man als „Bumiputra o<strong>der</strong> Bumiputera“; diese malaiische<br />
Bezeichnung leitet sich aus dem Sanskrit-Wort „Bhumiputra“ ab und bedeutet „Sohn <strong>der</strong> Erde“<br />
(putra - Sohn, bhumi - Erde). Dazu werden die Malaien, Javaner, Bugis und Minangkabaus sowie<br />
einige kleinere ethnische Gruppen wie die Dajak und die Orang Asli gezählt.<br />
Die Malaien teilt man in die „Deutero-Malaien“, die aus dem Inneren des asiatischen Kontinents<br />
eingewan<strong>der</strong>t sind, und in die „Proto-Malaien“, die aus dem südchinesischen Yünnan über den<br />
Festlandkeil nach“ Inselindien“, nach Westmalaysia aufgebrochen sind. Beide vor mehr als 2.000<br />
Jahren unserer Zeitrechnung.<br />
Der Landsporn von Malaya nimmt eine Brückenstellung zwischen dem asiatischen Festland,<br />
Ozeanien und Australien ein, und dies führte schon früh zur Wan<strong>der</strong>ung zahlreicher Völker. Die<br />
malaiische Kultur und Sprache wurde stark von Indien beeinflusst. Aus den Jahren 500 bis 1300,
-9-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
etwa <strong>der</strong> Zeit des europäischen Mittelalters, wird von „ Frühen Königreichen“ berichtet. Im 1. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
wird vom Langkasuka - Hindu – Reich gesprochen. Aus dem 4. Jahrhun<strong>der</strong>t sind uns<br />
königlich - buddhistische Sanskrit Inschriften in Stein überliefert.<br />
Der Buddhismus wie<strong>der</strong> übte auf die Chinesen eine so starke Faszination aus, dass chinesische<br />
Pilger sich nach Indien aufmachten. Ein Bericht an den chinesischen Kaiser (607- 610) nennt<br />
Malaya das Chi tu - Reich. In dieser Zeit kamen Malaien vermutlich durch Händler aus China und<br />
Arabien mit dem Islam in Berührung. Aber erst nach <strong>der</strong> Zerstörung des indisch orientierten<br />
Srivjaya- Reiches im 11. Jh. konnte sich <strong>der</strong> Islam ausbreiten. Frühere Rajas nannten sich fortan<br />
Sultane o<strong>der</strong> Schahs. Marco Polo berichtet 1292 von „ islamischen Gemeinden an <strong>der</strong> Westküste<br />
Malayas“. Ab dem 13. Jh. wird von Sultanaten gesprochen, <strong>der</strong> islamische Einfluss nahm weiter zu,<br />
und über Malakka wehte <strong>der</strong> grüne Banner Mohameds.<br />
Mit den Europäern kam im 15. Jh. das Christentum an die fernöstlichen<br />
Küsten. Beson<strong>der</strong>s die Portugiesen betrieben eine fanatische<br />
Missionstätigkeit, die ihre Handelsinteressen, ihre Gier nach Gold und<br />
Gewürzen, kaschieren sollten.<br />
Die Portugiesen bauten in Malakka die ersten befestigten<br />
Steingebäude, ein stark bewehrtes „Klein Portugal“ mit einer<br />
Kathedrale, drei Kirchen, zwei Hospitälern und einer Schule. Der<br />
Handel lohnte sich auf jeden Fall, ein Sack Pfeffer aus „Hinterindien“<br />
brachte in Europa das vierzigfache des Einkaufspreises!<br />
Fast 100 Jahre danach, im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t, erreichten die Hollän<strong>der</strong><br />
die südmalaiische Küste. Der religiös-missionarische Eifer <strong>der</strong><br />
Protestanten war nicht ganz so stark; sie fanden beim Sultan von Johor<br />
freundliche Aufnahme: schon wegen dessen Hoffnung, die<br />
Eines <strong>der</strong> Haupttore <strong>der</strong><br />
portugiesischen Festung<br />
A Famosa, die Porta de<br />
Santiago<br />
Neuankömmlinge würden die strenge portugiesische Herrschaft einschränken. Bereits 1603 wurden<br />
die ersten Handelsverträge mit ihnen geschlossen. Die Hollän<strong>der</strong> verlegten ihre Handelsnie<strong>der</strong>lassungen<br />
nach Jakarta, sie nutzten Malakka noch bis 1895 als Seekontrollpunkt und als<br />
Garnisonsstadt, dann wurden sie von den Briten vertrieben.<br />
Die Herrschaft <strong>der</strong> Briten währte länger und prägte das Land in vielen Bereichen seiner<br />
Entwicklung. Sie beherrschten seit dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t den Teehandel mit Indien und weiteten in<br />
<strong>der</strong> zweiten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts ihren Machtbereich in Richtung China aus. Die Kolonien<br />
<strong>der</strong> Britischen Ostindien Kompanie, die “ Straits Settlements“ (Siedlungen) an <strong>der</strong> Meeresstrasse<br />
von Malakka, bestanden ursprünglich aus Penang, Singapur und Malakka. Sie waren von grosser<br />
strategischer Bedeutung für den Gewürzhandel zwischen Ostasien, Indien und Europa. Nun<br />
herrschten die „White Rajahs“ über Sarawak und 1880 wurde Kuala Lumpur Hauptstadt von<br />
Britisch - Malaysia.<br />
Aber nichts währt ewig, die Japaner besetzten 1942 Malaysia und Borneo. Fassungslos musste die<br />
einheimische Bevölkerung die Flucht <strong>der</strong> Briten vor <strong>der</strong> japanischen Besatzung erleben. Mit seinem<br />
Überseebesitz war Großbritannien in die Zwickmühle <strong>der</strong> Achsenmächte Deutschland und Japan<br />
geraten. Die deutsche Luftwaffe flog gegen England, deutsche U-Boote bedrohten die Royal Navy<br />
und Rommels Truppen den Suez- Kanal. Die japanischen Besatzer trieben einen Keil zwischen die<br />
malaiischen Völker: Beson<strong>der</strong>s die Chinesen, etwa ein Viertel <strong>der</strong> Bevölkerung Malaysias von<br />
damals 19 Millionen Einwohnern (Volkszählung 1939). Die Arbeiter in den Zinkminen, Händler und<br />
Bauern litten unter schrecklichen Repressalien, denn auch China war von den Japanern besetzt.<br />
Die Briten eroberten 1945 Malaysia zurück, und mit dem Ende des 2. Weltkriegs än<strong>der</strong>te sich auch<br />
für Asien schnell die politische Konstellation. Malaysia blieb im „westlichen Lager“ als eine <strong>der</strong><br />
wenigen zuverlässigen Nationen. Die Fö<strong>der</strong>ation Malaya wurde 1948 gegründet, die ersten<br />
allgemeinen Wahlen 1955 führten zum Sieg einer halbsouveränen malaiischen Regierung. Zwei<br />
Jahre danach, im August 1957 erreichte Malaysia die Unabhängigkeit, verblieb aber noch innerhalb
-10-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
des britischen Empire. Der malaiischen Bevölkerung wurden Son<strong>der</strong>rechte zugestanden, Bahasa<br />
Malaysia wurde Staatssprache, <strong>der</strong> Islam Staatsreligion, aber auch eine generelle Religionsfreiheit<br />
anerkannt. Eine Wahlmonarchie wurde eingerichtet, alle fünf Jahre wird aus den neun Sultanen ein<br />
Staatsoberhaupt gewählt.<br />
Von 1963 bis 1965 war Malaysia in einem Staatenbund mit den unter britischer Herrschaft<br />
stehenden Gebieten Singapur, Sarawak und Sabah in einer Fö<strong>der</strong>ation vereinigt. Das Bündnis mit<br />
Singapur wurde wegen <strong>der</strong> Privilegien <strong>der</strong> Malaien nach zwei Jahren aufgekündigt, seither besteht<br />
Malaysia in seiner heutigen Form.<br />
Der Sitz <strong>der</strong> Bundesregierung befindet sich in Kuala Lumpur, Staatsform ist eine fö<strong>der</strong>ale,<br />
parlamentarische Wahlmonarchie. Die seit <strong>der</strong> Unabhängigkeit regierende Parteiallianz besteht aus<br />
<strong>der</strong> United Malays National Organisation - UMNO, <strong>der</strong> Malaysian Chinese Association MCA und<br />
dem Malaysian Indian Congress - MIC. Die Parteiallianz wurde 1974 zur umfassenden „Nationalen<br />
Front“ erweitert, <strong>der</strong> heute 13 Parteien angehören. Innerhalb <strong>der</strong> Regierungskoalition dominiert die<br />
UMNO, sie stellt traditionell den Premierminister. Die Regierung besteht aus zwei Kammern, dem<br />
Senat (Dewan Negara) und dem Repräsentantenhaus (Dewan Rakyat). König Mizan Zanial Abidin,<br />
Sultan von Terengganu, ist <strong>der</strong>zeit das gewählte Staatsoberhaupt. Die politische Macht <strong>der</strong> Sultane<br />
ist stark beschnitten, dennoch leben sie in unbeschreiblichem Luxus. Der gewählte Regierungschef,<br />
Premierminister Najib Razak, führt die Regierungsgeschäfte, die Innenpolitik des Landes wird stark<br />
von den Ethnien geprägt. Die 13 Teilstaaten und das 1974 geschaffene Bundesterritorium Kuala<br />
Lumpur haben ihr eigenes gewähltes Parlament. Die Regierung versucht seit 1970/71 im Rahmen<br />
<strong>der</strong> „Neuen ökonomischen Politik“ die Besitzverhältnisse zu Gunsten <strong>der</strong> Bumiputras zu verän<strong>der</strong>n.<br />
Angestrebt wird ein Anteil von 30 % am industriellen Produktivvermögen des Landes. Die neue<br />
Regierung versucht aber auch die Bevorzugung <strong>der</strong> Bumiputras, <strong>der</strong> „Ursprünglichen Bevölkerung“<br />
gegenüber den indisch- und den chinesischstämmigen Staatsbürgern, sowie an<strong>der</strong>en Min<strong>der</strong>heiten<br />
einzuschränken. Oberstes Ziel <strong>der</strong> Regierung ist es, die Entwicklung Malaysias zum voll<br />
industrialisierten Staat bis 2020 zu erreichen.<br />
Gerda Mlady<br />
Quellen: Malaysia/ Herausgeber Günter Nelles- Verlag Nelles<br />
http:www.spiegel.de/lexikon/54352774.html<br />
Wikipedia/Malaysia- Geschichte und Bild: Porta de Santiago<br />
Malaysia & Singapur, Managing Editor Aruna Ghose, Dorling Kin<strong>der</strong>sley Verlag GmbH, München<br />
Reichtümer aus dem goldenen MALAYSIA, Ausstellung und Buch2003, Dr. Ramesh Kumar Biswas, Springer Verlag<br />
Und Bild: Krug aus Schiffswrack<br />
MIGRATION IN MALAYSIA - MIGRANTENKINDER<br />
Malaysia - Land <strong>der</strong> Gegensätze<br />
Malaysia ist eines <strong>der</strong> reichsten Län<strong>der</strong> Südostasiens. In Kuala Lumpur, <strong>der</strong><br />
Hauptstadt auf <strong>der</strong> westlichen Halbinsel, boomen Bauprojekte und Hightechfirmen. Mit dem „Multi<br />
Media Super Corridor“ ausserhalb <strong>der</strong> Stadt wird ein Riesenprojekt aus dem Boden gestampft, künftig<br />
sollen hier Hightech-, Öl- und an<strong>der</strong>e internationale Firmen neben <strong>der</strong> Regierung ihren Sitz finden.<br />
Bis 2020 will Malaysia zu den weltweiten Spitzen-Län<strong>der</strong>n in Sachen Pro-Kopf-Einkommen gehören 1 .<br />
Vom Exporteur von hauptsächlich unverarbeiteten Rohstoffen wie Holz, Gas, Öl, Palmöl und<br />
Kautschuk, mausert es sich zu einem Land <strong>der</strong> Hightech- und Biotechnologie, Dienstleistungen und<br />
Finanzen.<br />
1 CIA-Factbook
-11-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Wer o<strong>der</strong> was ermöglicht aber dieses schnelle Wachstum, den grossen Wohlstand?<br />
Kommt man aus <strong>der</strong> Hauptstadt heraus, so öffnet sich eine ganz an<strong>der</strong>e Welt. Das Wohlstandsgefälle<br />
zwischen Stadt und Land ist riesig und nimmt weiterhin zu 2 . Während weite Teile <strong>der</strong> Bevölkerung auf<br />
einem wirtschaftlich guten Niveau leben, gibt es trotzdem auch eine grosse Gruppe <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />
die vom wirtschaftlichen Fortschritt wenig mitbekommt: dies sind vor allem die ländliche Bevölkerung<br />
sowie Migrantinnen und Migranten (im folgenden wird jeweils nur eine Form erwähnt; gemeint sind<br />
jeweils weibliche und männliche Personen).<br />
Beson<strong>der</strong>s stark ist die Armut in Sabah, dem östlichsten Gliedstaat Malaysias. Trotz großem<br />
Reichtum an natürlichen Ressourcen leben hier am meisten Menschen unter <strong>der</strong> Armutsgrenze. 10%<br />
<strong>der</strong> malaysischen Bevölkerung lebt in Sabah und über 40% aller armen Menschen in Malaysia leben<br />
in Sabah. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen <strong>der</strong> reichen chinesischen Bevölkerung in den<br />
Städten und den indigenen Einheimischen auf dem Land sind riesig.<br />
Arbeitsmigration<br />
Laut Human Rights Watch leben in Malaysia zurzeit 3 Millionen legale und illegale Migranten, welche<br />
die Basis für Malaysias Wirtschaftswachstum bilden: Sie erledigen die Arbeiten, die viele<br />
Malaysierinnen nicht mehr machen würden, zu weitaus niedrigeren Löhnen als die Staatsbürger.<br />
Verschiedene NGOs sprechen von bis zu 2 Millionen Arbeitsmigrantinnen allein in Sabah. Meist<br />
kommen die Arbeiterinnen und Arbeiter aus den Phillippinen, Indonesien, auch aus Bangladesh und<br />
Nepal. Die geographische Nähe zu Indonesien und den Phillippinen begünstigt die Migration aus den<br />
Nachbarlän<strong>der</strong>n.<br />
Am Anfang einer Migration steht die Hoffnung auf ein besseres Leben, einen existenzsichernden<br />
Lohn, auf Arbeit und Einkommen für sich selbst und die Familie daheim. Oft endet dieses<br />
Unterfangen aber für die indonesischen und philippinischen Landsleute mit Löhnen unter dem<br />
Existenzminimum, schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen und fehlendem Zugang zu jeglicher<br />
staatlicher Infrastruktur.<br />
Viele <strong>der</strong> Migrantinnen leben an <strong>der</strong> Grenze zur Legalität.<br />
Wenn legal eingereist, ist <strong>der</strong> Aufenthalt <strong>der</strong> Migranten an ihren Arbeitsplatz gebunden. Die Einreise<br />
nach Malaysia ist nur mit einem Arbeitsvertrag möglich. Um diesen zu erhalten, wenden sich die<br />
Leute in ihren Heimatlän<strong>der</strong>n an Vermittlungsagenturen.<br />
In Malaysia angekommen, verwahren die Arbeitgeber oft die Pässe ihrer Arbeiterinnen 3 .<br />
Einen grossen Teil des Lohns <strong>der</strong> ersten Monate müssen die Arbeiter ausserdem meist den<br />
Agenturen als Vermittlungsgebühr abtreten.<br />
Klassische Arbeitsplätze für Migrantinnen sind Fabriken, Ölplantagen o<strong>der</strong> die Arbeit als<br />
Hausangestellte. In Heimarbeit stellen Familien ausserdem Handwerksobjekte her. Kin<strong>der</strong> und<br />
Erwachsene sind gleichsam einbezogen. Als Hausangestellte arbeiten meist <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>.<br />
Migranten und Migrantinnen, die ihren Arbeitsplatz aufgrund unzumutbarer Arbeitsbedingungen<br />
verlassen wollen, droht die Illegalität o<strong>der</strong> die Deportation. Eine Einglie<strong>der</strong>ung und Legalisierung des<br />
Aufenthalts ist schwierig bis unmöglich. Anträge auf Einbürgerung o<strong>der</strong> Anerkennung des<br />
Aufenthaltstatus werden nur in sehr wenigen Fällen genehmigt und sind sehr kostspielig. Seit einigen<br />
Jahren reagiert die Regierung auf die Gastarbeiterinnen mit Razzien gegen „illegale“ Einwan<strong>der</strong>ung<br />
und Deportation.<br />
Verhaftungen und willkürliche Haftbedingungen und –länge, Ausschaffungen innert 24h-Frist o<strong>der</strong> die<br />
Internierung in den berüchtigten malaysischen Internierungslagern sind an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />
Vermittlungsagenturen werden hingegen nicht kontrolliert.<br />
2 Millenium Development Goals report, 2010<br />
3 „'Model employer' in breach of work rules?”, Malaysiakini, 31.05.2011
-12-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Nach und nach rutschen so immer mehr Migrantinnen in die Illegalität ab. Dies macht sie noch<br />
verwundbarer: Sie können keine Rechte einklagen und werden von Arbeitgeberinnen noch stärker<br />
ausgenutzt, Arbeitsbedingungen und Löhne verschlechtern sich weiter. Passieren Übergriffe und<br />
Missbrauch, gibt es wenig Möglichkeit, sich zu wehren.<br />
Malaysia ist bekannt für eine restriktive Einwan<strong>der</strong>ungspolitik, jedoch auch auf die niedrigen<br />
Lohnkosten für Arbeitsmigranten angewiesen. Gleichzeitig machen die Einkünfte <strong>der</strong> Migrantinnen<br />
einen bedeutenden Teil <strong>der</strong> Überweisung in ihre Heimatlän<strong>der</strong> aus und sind eine wichtige Stütze für<br />
die zurückgebliebenen Familienangehörigen sowie für die Wirtschaft des Heimatlandes 4 .<br />
Migrantenkin<strong>der</strong>- Kin<strong>der</strong> ohne Grundrechte<br />
Was geschieht nun, wenn - legale und illegale - Gastarbeiter<br />
Kin<strong>der</strong> bekommen o<strong>der</strong> bereits als Familie einreisen?<br />
Der Lohn <strong>der</strong> Eltern reicht oft nicht, um die ganze Familie zu<br />
ernähren. Die Kin<strong>der</strong> arbeiten ab einem frühen Alter zu einem<br />
niedrigen Lohn mit, um dazu zu verdienen.<br />
Den illegal in Malaysia lebenden Arbeiterinnen ist es nicht<br />
möglich, ihre Kin<strong>der</strong> in die Schule zu schicken. Die Kin<strong>der</strong> sind,<br />
sofern nach mehrjährigem Aufenthalt ihrer Eltern in Malaysia<br />
geboren, staatenlos.<br />
Den Kin<strong>der</strong>n droht also ein ähnliches, wenn nicht gar<br />
Meivan, 6 Jahre<br />
schlimmeres Schicksal als ihren Eltern. Ohne gesundheitliche<br />
Grundversorgung, Chance auf eine Schulbildung, ohne Papiere, sind sie früh darauf angewiesen,<br />
eine schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen. Der Teufelskreis ist bekannt: Sie werden schlechte<br />
Chancen haben, einmal einen besseren Bildungs- und Einkommensstand zu erreichen.<br />
In <strong>der</strong> Region Asien-Pazifik arbeiten laut UNICEF um die 130 Mio. Kin<strong>der</strong> unter für Kin<strong>der</strong><br />
unzumutbaren Bedingungen, ein fünftel <strong>der</strong> dortigen Bevölkerung.<br />
Gemäss <strong>der</strong> ILO(International Labour Organisation) sind 30 Prozent aller Hausangestellten weltweit<br />
Kin<strong>der</strong>. In Sabah arbeiten Kin<strong>der</strong> ausserdem oft auch auf Palmölplantagen.<br />
Im Juni dieses Jahres, wurde von <strong>der</strong> ILO ein Übereinkommen verabschiedet, das Regierungen unter<br />
an<strong>der</strong>em verpflichtet, ein Mindestalter für häusliche Arbeit festzulegen und auch oberhalb dieser<br />
Altersgrenze eine von <strong>der</strong> Erwerbsarbeit nicht beeinträchtigte Schulbildung zu garantieren. Malaysia<br />
hat dieser Konvention als eines <strong>der</strong> wenigen Län<strong>der</strong> weltweit nicht zugestimmt. Genauso wenig hat<br />
die malaysische Regierung die UNO-Menschenrechtskonvention ratifiziert, wo unter an<strong>der</strong>em das<br />
Recht auf Bildung verankert wäre. Anscheinend ist es Malaysia also kein Anliegen, etwas an <strong>der</strong><br />
Situation <strong>der</strong> Migrantinnen und Migranten zu än<strong>der</strong>n.<br />
Anna Perrottet, mission21<br />
Bild zur Verfügung gestellt von mission21<br />
Der WGT för<strong>der</strong>t mit den Projekten „<strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk“ und „Solidarität gegen Gewalt<br />
an <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n“ zwei Malaysia-Projekte von Mission 21.<br />
Das WGT-geför<strong>der</strong>te Projekt „Schul- und Unterstützungsinitiativen für Kin<strong>der</strong>“ <strong>der</strong> Heilsarmee widmet<br />
sich speziell den Kin<strong>der</strong>n aus MigrantInnenfamilien in Malaysia. Mehr dazu siehe Seite 35.<br />
4 Suara Nr.2/2008: „…Für die Ökonomien <strong>der</strong> Entsendelän<strong>der</strong> sind die Überweisungen von MigrantInnen enorm wichtig. Im Fall<br />
von Indonesien machen diese laut <strong>der</strong> Weltbank 2% des Gesamt-BIP aus. Diese Zahl enthält nicht die Dunkelziffer, da<br />
informelle Kanäle des Geldtransfers nicht quantifizierbar sind.“
INDIGENE VÖLKER IN MALAYSIA:<br />
<strong>Lasst</strong> die <strong>Gerechtigkeit</strong> siegen<br />
-13-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Einleitung<br />
Malaysia umfasst drei Regionen: Die 11 Bundesstaaten auf <strong>der</strong> Halbinsel Malaysia, sowie die<br />
Staaten Sabah und Sarawak auf <strong>der</strong> Insel Borneo. Auf <strong>der</strong> Halbinsel leben rund 80 Prozent <strong>der</strong><br />
Bevölkerung, in Sabah und Sarawak die restlichen 20 Prozent. Die großen ethnischen Gruppen <strong>der</strong><br />
Halbinsel sind Malayen, Chinesen, In<strong>der</strong>, Sikhs und Nachfahren von Europäern, während die<br />
indigenen Min<strong>der</strong>heiten als Orang Asli bezeichnet werden.<br />
Sabah und Sarawak haben einen noch vielfältigeren ethnischen Mix. Die Ureinwohner, in Sabah als<br />
Anak Negeri und in Sarawak als Dayak und Orang Ulu bezeichnet, bilden dort die<br />
Mehrheitsbevölkerung. Da Orang Asli und die Indigenen von Sabah und Sarawak aber nur rund 3<br />
Millionen Menschen umfassen – 11,8 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung Malaysias – sind sie trotzdem eine<br />
Min<strong>der</strong>heit. 1970 wurde – gegen den Wi<strong>der</strong>stand vieler Ureinwohner – als Element <strong>der</strong> ‚New<br />
Economic Policy’ (NEP) das Konzept <strong>der</strong> Bumiputra, wörtlich Söhne <strong>der</strong> Erde, eingeführt, worunter<br />
neben den muslimischen Malaien die nicht-moslemischen indigenen Völker summiert werden.<br />
Seit den 1980er-Jahren hat mich meine berufliche und ehrenamtliche Tätigkeit in zahlreiche Dörfer in<br />
Sabah und Sarawak geführt, und in den späten 90er-Jahren zu etlichen Orang Asli-Gemeinschaften,<br />
wodurch ich wertvolle Einblicke aus erster Hand gewann. Durch diese Erfahrungen habe ich viel<br />
gelernt und ein tieferes Verständnis für die indigene Bevölkerung Malaysias, über die ich in diesem<br />
Artikel berichte, entwickelt.<br />
Die Orang Asli<br />
Orang Asal bedeutet ‚ursprüngliche Menschen’, eine Bezeichnung, die viele indigene<br />
Gemeinschaften für sich selbst verwenden. Die Orang Asli werden offiziell in drei Gruppen unterteilt –<br />
Negritos, Proto-Malayen und Senoi, und diese wie<strong>der</strong>um in 18 Untergruppen. Die Negritos,<br />
ursprünglich nomadische Jäger und Sammler, bewohnen die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> malayischen Halbinsel,<br />
vermutlich seit mehr als 25.000 Jahren. Sie leben im Norden in den Bundesstaaten Kedah, Upper<br />
Perak, Kelantan, Trengganu und Pahang und sprechen eine Sprache <strong>der</strong> Mon-Khmer-Gruppe und<br />
sind mit drei Prozent <strong>der</strong> gesamten Orang Asli Bevölkerung die kleinste <strong>der</strong> drei Gruppen. Heute<br />
leben nur noch wenige <strong>der</strong> Negritos halbnomadisch in den Wäl<strong>der</strong>n.<br />
Die Senoi, die nach heutigem Kenntnisstand etwa 2000 v. Chr. eingewan<strong>der</strong>t sind, leben<br />
hauptsächlich im Inneren <strong>der</strong> Halbinsel. Sie sprechen Austro-Asiatische Sprachen und haben<br />
mongoloide Gesichtszüge. Sie werden mit den neolithischen Einwohnern des südlichen Thailands in<br />
Verbindung gebracht. Von den insgesamt 132.873 (Volkszählung 2001) Orang Asli gehören rund 55<br />
Prozent zu den Senoi.<br />
Die Proto-Malayen leben im zentralen und südlichen Teil <strong>der</strong> Halbinsel, sind von den Orang Asli-<br />
Gruppen vermutlich zuletzt auf <strong>der</strong> Halbinsel angekommen und heute dennoch am besten etabliert.<br />
Zu ihnen gehören die restlichen 42 Prozent <strong>der</strong> Orang Asli.<br />
Die indigene Bevölkerung von Sarawak<br />
Die eingeborene Bevölkerung Sarawaks wird in 28 Volksgruppen eingeteilt, etwa die Iban, Melanau,<br />
Kayan, Kenyah, Kelabit, Bukitan, Bisayah, Lun Bawang und viele kleinere Gruppen. Die Iban als<br />
größte Volksgruppe machen etwa 30 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung Sarawaks aus. In den Wäl<strong>der</strong>n des<br />
inneren Hochlandes leben einige nomadische und seminomadische wie die Penan, die Bhuket/Ukit<br />
und Punan. Jedes dieser Völker hat eine eigene Sprache, Kultur, Lebensweise und Religion, obwohl<br />
mittlerweile viele zum Christentum konvertiert sind.<br />
Die indigene Bevölkerung von Sabah<br />
Von den 39 indigenen Gemeinschaften, die etwa 62 Prozent <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung des<br />
Bundesstaates ausmachen, sind 30 offiziell anerkannt. Sie sprechen mehr als 50 verschiedene<br />
Sprachen. Die größte <strong>der</strong> einheimischen Gruppen sind die Kadazandusuns (28% <strong>der</strong> Bevölkerung),
gefolgt von den Bajaus (11%) und Mututs (4 %).<br />
Weitere anerkannte indigene Gemeinschaften<br />
umfassen Brunei-Malayen, Rungus, Paitan,<br />
Suluk, Orang Sungai, Bonggi, Lun Dayeh, Illanun<br />
und Sino (chinesische)-Kadazan, insgesamt etwa<br />
19 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
Das Bild rechts zeigt eine Gruppe von Rungus, in<br />
ihren traditionellen, gewobenen Klei<strong>der</strong>n mit bunten<br />
Perlenketten und Schmuck.<br />
Land, Flüsse und Wäl<strong>der</strong> sind überlebenswichtig<br />
-14-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Die meisten Orang Asli leben nach wie vor in o<strong>der</strong> nahe dem Wald in ländlichen Gebieten und sind<br />
angewiesen auf Subsistenz-Landwirtschaft, Fischfang, Jagd und das Sammeln von Waldprodukten.<br />
Der Wald spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben, sei es für die Versorgung mit Brennholz,<br />
Baumaterial, medizinischen Kräutern und verschiedensten Nahrungsmitteln. Als Beispiel seien die<br />
Penan genannt, die zahlreiche Gegenstände für die Jagd, die Nahrungszubereitung und Transporte<br />
aus Waldprodukten herstellen, etwa Matten, Körbe, Babyrucksäcke, Regenschutz und Köcher für die<br />
Pfeile. Die Orang Asal handeln auch mit Waldprodukten wie Rattan, Damar-Harz, proteinreiches<br />
Gemüse aus Parkia speciosa und gaharu (Rinde von Aloen für Räucherwerk).<br />
Die Orang Asal haben ihre eigene Tradition, die Nutzungsrechte, die Verpflichtungen und die<br />
Grenzen gegenüber den Nachbarn zu definieren. Die Iban in Sarawak nennen die Grenzen ihres<br />
Gebietes, die vor Jahrhun<strong>der</strong>ten von den Vorfahren festgelegt wurden, pemakai menoa. Diese<br />
grenzen nicht nur den Wald ab, son<strong>der</strong>n auch Brachland, die alten Siedlungsplätze, heilige Plätze,<br />
z.B. Brunnen, Friedhöfe, Gemüse- und Obstgärten. Auch die Penan haben <strong>der</strong>artige klar definierte<br />
Gebiete für Jagd und Sammeln (tana’pengurip) sowie Landansprüche nach dem Gewohnheitsrecht<br />
(NCR), die unter an<strong>der</strong>em Gebäude, die Gräber <strong>der</strong> Vorfahren, den genutzten Ur- und Sekundärwald<br />
und – für die sesshaften und semi-sesshaften Penan, das kultivierte Farmland umfassen.<br />
Wäl<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e Gaben <strong>der</strong> Natur sind nicht nur von ökonomischer Bedeutung, son<strong>der</strong>n haben<br />
auch einen inneren Wert für die Frage nach dem eigenen Ursprung, für Kultur, Traditionen und<br />
religiöse Zeremonien. Rituale werden an bestimmten Plätzen im Wald, bei Quellen o<strong>der</strong> Flüssen<br />
durchgeführt. In vielen indigenen Gemeinschafen haben <strong>Frauen</strong> großen Einfluss, insbeson<strong>der</strong>e ältere<br />
<strong>Frauen</strong>. Da sie Kenntnisse <strong>der</strong> Heilkunde, <strong>der</strong> Vorsehung und die Fähigkeit, mit <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Geister<br />
zu kommunizieren, haben, leiten sie oft religiöse Zeremonien und Rituale zur Lobpreisung <strong>der</strong><br />
Geister, etwa die bobolian/bobohizan (Priesterin) bei den Duzun-Kadazans in Sabah. <strong>Frauen</strong> führen<br />
auch den Vorsitz bei Zeremonien wie dem Erntedankfest, o<strong>der</strong> wenn neu gerodete Fel<strong>der</strong> eingeweiht<br />
werden, da die Bauern den Segen <strong>der</strong> Geister benötigen. Utensilien für diese Zeremonien werden im<br />
Wald gesammelt, so etwa verschiedene Pflanzen, Rinden und Blätter. Manche Objekte in <strong>der</strong> Nähe<br />
<strong>der</strong> Siedlungen, wie Felsen und Bambushaine gelten als heilig und sollten nicht zerstört werden. Für<br />
die Penan gehören Pfeilgift-Bäume, Bäume, aus denen Blasrohre hergestellt werden (keleout) und<br />
salzige Quellen zu den wichtigsten rituellen Plätzen.<br />
Generell sind Flüsse sehr wichtig für die Orang Asal. Viele beziehen noch immer Trinkwasser und<br />
Nahrung aus den Flüssen und nutzen sie zum Waschen und als Verkehrsweg. Die Flüsse sind<br />
zugleich wichtig in ihren Legenden und Erzählungen: Bei den Eingeborenen von Sabah gilt ein Platz
-15-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
namens Nunuk Ragang als gemeinsame Urheimat. Nunuk ist <strong>der</strong> Name eines Baumes, <strong>der</strong> häufig<br />
am Liwagu-Fluss in Ranau wächst. In den alten Tagen kletterten die Kin<strong>der</strong> demnach nach einem<br />
Bad im Fluss auf die Zweige dieses Baumes, um sich zu sonnen. Aus <strong>der</strong> Ferne gab dies den<br />
Zweigen einen rötlichen Glanz (ragang). Daher, so die Legende, nannten die Vorfahren <strong>der</strong><br />
Kadazandusun den Ort Nunuk Ragang.<br />
Nicht alle Orang Asal leben heute als Bauern o<strong>der</strong> Jäger und Sammler auf dem Land. In<br />
zunehmen<strong>der</strong> Zahl werden sie durch ökonomische Zwänge zu Hilfsarbeitern in <strong>der</strong> Holzindustrie, <strong>der</strong><br />
Ölför<strong>der</strong>ung, in Plantagen, Fabriken o<strong>der</strong> im Dienstleistungssektor. Manche sind sogar in die Politik<br />
gegangen, an<strong>der</strong>e arbeiten als Fremdenführer, im Tourismus, in <strong>der</strong> Bürokratie und sogar in <strong>der</strong><br />
Forschung. Viele sind in die Städte gezogen o<strong>der</strong> ausgewan<strong>der</strong>t.<br />
Die aktuelle Lage<br />
Heutzutage stehen die Orang Asal vor vielen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Das Hauptproblem ist die<br />
Verweigerung <strong>der</strong> kollektiven Gewohnheitsrechte auf Land und Territorien, in jener Form, wie sie<br />
früher von einer Generation zur nächsten gemäß den traditionellen Gesetzen (adat) weitergegeben<br />
wurden. Weiters haben die politischen, sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Strukturen des Staates,<br />
wie auch die offizielle ‚Entwicklungspolitik’ einen Gutteil <strong>der</strong> indigenen Identität, <strong>der</strong><br />
Glaubensvorstellungen, <strong>der</strong> Lebensart, <strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> Traditionen und Bräuche erodiert. Viele<br />
Orang Asal-Gemeinschaften und Familien – aber auch lokale malaysische und sonstige nichtindigene<br />
Einwohner – spüren die negativen Auswirkungen <strong>der</strong> Tropenholzindustrie, von Plantagen,<br />
Staudämmen und an<strong>der</strong>en Großprojekten. Die Lizenzen für den Holzeinschlag und das Pflanzen von<br />
Plantagen werden von den zuständigen Behörden oft ohne vorherige Konsultation <strong>der</strong> Betroffenen an<br />
reiche Unternehmer mit guten Kontakten zu den politischen Entscheidungsträgern vergeben.<br />
Konflikte wegen Holzeinschlag auf traditionell genutztem Land haben zu weiteren Menschen-<br />
rechtsverletzungen geführt – von gefährlichen Drohungen über Körperverletzung durch die<br />
Holzfällerfirmen bis zu Festnahmen und Haft durch staatliche Behörden, die die Interessen dieser<br />
Firmen durchsetzen.<br />
Durch die Zerstörung von Wäl<strong>der</strong>n und Umwelt verschwinden auch die zahlreichen Produkte des<br />
Waldes – was unweigerlich die ursprüngliche Lebensweise <strong>der</strong> Waldvölker zerstört. Am stärksten<br />
betrifft dies die Penan, <strong>der</strong>en Lebensunterhalt noch zu einem großen Teil auf Forstprodukten beruht.<br />
Heute leben weniger als 200 östliche Penan als traditionelle nomadische Jäger und Sammler, doch<br />
auch diese müssen wegen <strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> bisweilen Landbau betreiben, die große<br />
Mehrheit wurde zu einem sesshaften o<strong>der</strong> semi-sesshaften Leben gezwungen. Die Hauptnahrung<br />
<strong>der</strong> Penan ist Mehl aus <strong>der</strong> wild wachsenden, stärkereichen Sagopalme. Inzwischen gibt es aber<br />
wegen <strong>der</strong> Regenwaldzerstörung nicht mehr genügend Sago-Palmen und Sago wurde durch<br />
Hochland-Reis ersetzt.<br />
Die meisten <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> indigenen Gemeinschaften können ihr Wissen und ihre Weisheit nicht mehr<br />
an die Töchter weitergeben, weil die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört wurden. So können<br />
Temuan-Mädchen aus dem Dorf Gerachi nur noch 10 verschiedene Säugetiere und Vögel ihrer<br />
Umgebung benennen und 19 verschiedene Früchte, Gemüse und essbare Knollen aus dem<br />
Regenwald, während beispielsweise Jahai-<strong>Frauen</strong> in Perak alleine 13 Arten essbarer Knollen im<br />
Regenwald erkennen, die meist nur den Orang Asli bekannt sind. Eine 43-jährige Frau aus Gerachi<br />
beklagt: „Ich habe viele lokale Arten von Früchten gegessen, die meine Großeltern gepflanzt haben,<br />
aber meine Kin<strong>der</strong> werden den Geschmack dieser Früchte nicht mehr kennenlernen o<strong>der</strong> ihre Namen<br />
lernen, weil ein Damm unsere Gärten und den Wald zerstört hat.“<br />
Durch den zerstörerischen Einfluss <strong>der</strong> Moral, Werte und Normen <strong>der</strong> dominanten<br />
Mehrheitsgesellschaft, die die indigenen Völker als min<strong>der</strong>wertig betrachtet, wurde nicht nur das<br />
Selbstwertgefühl <strong>der</strong> indigenen Völker erschüttert, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en Sprachen, Bräuche und<br />
Traditionen erodiert. Bei den Kayan und den Kenyah in Sarawak gehören langgezogene<br />
Ohrläppchen zur Tradition <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. Die Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> folgt diesem Brauch aber nicht mehr,<br />
da er als ‚rückständig’ und unzeitgemäß denunziert wurde. Gleichzeitig versucht die Tourismus-
-16-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Industrie, indigene Männer und <strong>Frauen</strong> dazu zu bringen, ihre Gebräuche und Gegenstände<br />
malaysischen und internationalen Besuchern darzubieten. Das gilt auch für Tänze und sogar für<br />
schamanische Gesänge und Riten, die zur religiösen Überlieferung gehören, was aber von <strong>der</strong><br />
Tourismusindustrie nicht respektiert wird. Die indigenen Völker verlieren durch die staatliche<br />
Dominanz im Erziehungswesen auch die Kontrolle über ihre eigenen Sprachen.<br />
Wie lei<strong>der</strong> viele indigene Völker weltweit, sind auch die indigenen Völker in Malaysia, und speziell<br />
<strong>der</strong>en <strong>Frauen</strong>, kulturell und politisch marginalisiert. Jedoch sind sie nicht willenlose und<br />
bedauernswerte Opfer des Staates, <strong>der</strong> Holzfäller-Firmen und an<strong>der</strong>er: Viele <strong>der</strong> Betroffenen haben<br />
trotz Drohungen und Kollaboration <strong>der</strong> Behörden mit den Regenwald-Zerstörern große Risiken auf<br />
sich genommen, um ihre Landrechte zu verteidigen: Von Petitionen über friedliche Blockaden bis zu<br />
gerichtlichen Klagen. Seit den 80er-Jahren, als die Holzfäller in ihr Gebiet kamen haben zum Beispiel<br />
Penan-Männer, <strong>Frauen</strong> und sogar Kin<strong>der</strong> viel Energie aufgewandt um ihren Wald und ihr Überleben<br />
zu sichern. Heute kämpfen sie gegen die Gewalt, die <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n seitens <strong>der</strong> Holzfäller<br />
ausgesetzt sind. In den vielen Jahren, die sie für Anerkennung und ihre Rechte gekämpft haben,<br />
haben sie auch immer wie<strong>der</strong> Unterstützung in und außerhalb Malaysias gefunden.<br />
Literatur, Quellen<br />
Bruno Manser Fund, website: www.bmf.ch<br />
IDEAL, 2000. Not Development but Theft – The testimony of Penan Communities in Sarawak. IDEAL, Sibu.<br />
Yong, Carol, 2010. Logging in Sarawak and the Rights of Sarawak’s Indigenous Communities. A JOANGOHutan Report for FERN.<br />
Available online at: FERN website - http://www.fern.org and<br />
http://www.pro-regenwald.de/docs/logginginsarawak_joangohutanreport.pdf<br />
Yong Ooi Lin, Carol 2006, ‘Dam-based Development in Malaysia: the Temmenggor and Sungai Selangor Dams and the Resettlement of the<br />
Orang Asli’, doctoral thesis submitted to the University of Sussex.<br />
Yong Ooi Lin, Carol 2003. Flowed Over: The Babagon Dam and the Resettlement of the Kadazandusuns in Sabah. Centre for Orang Asli<br />
Concerns, Subang Jaya.<br />
Yong Ooi Lin, Carol, 2000. A Tribute to Mak Minah (Kampung Peretak/Gerachi). In Rentak Kini (Rhythm of Today). In:<br />
http://www.malaysiakini.com/archives_news/2000/sept/sept29/news4.htm<br />
Bil<strong>der</strong>: Carol Yong<br />
Fallstudie 1: Die Auswirkung von Dämmen und Umsiedelung<br />
„In den frühen 90er-Jahren beobachteten wir ein privates Vermessungsteam, das ohne Erlaubnis in<br />
unsere Dörfer kam. Wir fragten sie, was sie hier treiben. Sie erklärten, sie würden die Vermessungen<br />
für ein Gesundheitsprojekt machen. Dabei zerstörten sie auch Pflanzen auf unseren Fel<strong>der</strong>n. Später<br />
fanden wir heraus, dass die Vermessungen seit 1987<br />
durchgeführt wurden, um ein Staudamm-Projekt<br />
vorzubereiten. 1992 wurde unser Land von <strong>der</strong><br />
Staatsregierung enteignet um Wasser für die Stadt und<br />
an<strong>der</strong>e Gebiete zu speichern, während wir<br />
umgesiedelt wurden, um dem Projekt nicht im Weg zu<br />
stehen.“<br />
Der obige Bericht stammt von einer Gruppe von<br />
<strong>Frauen</strong> aus dem Dorf Tampasak in Sabah, die<br />
zusammen mit rund 200 indigenen Kadazandusun aus<br />
30 Familien vom Bau des Babagon-Damm betroffen<br />
sind. Trotz ständiger Proteste und Lobby-Arbeit,<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus dem Dorf, unterstützt von<br />
benachbarten Gemeinschaften und <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
konnten sie das Projekt nicht stoppen. Sie mussten einer<br />
Umsiedelung zustimmen und erhielten teils geringfügige<br />
Entschädigung für den Verlust von Land und Häusern.<br />
Wenn traditionell genutztes Land für staatliche Projekte<br />
enteignet wird, erleiden jene ohne offizielle Landtitel die<br />
größten Verluste. Obwohl die traditionelle Nutzung nach<br />
Eine Frau <strong>der</strong> Jahai kommt mit ihrer<br />
Tochter vom Wasserholen von einem<br />
nahen Fluss. Die Jahai wurden in den 70er<br />
Jahren durch den Temenggor-Damm<br />
vertrieben und umgesiedelt.
-17-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Gewohnheitsrecht anerkannt wird, werden dafür oft keinerlei Entschädigungen bezahlt. Meine<br />
Forschungen über die Bewohner von Tampasak im Jahr 1988 zeigten, dass 61 % <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und<br />
65 % <strong>der</strong> Männer Land, ohne offiziellen Titel nutzten. Von diesen erhielten 88% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und 78%<br />
<strong>der</strong> Männer keine Entschädigung für das Land, das sie wegen des Babagon-Dammes verloren.<br />
Mitte 2003 besuchte ich Upper Perak im Norden <strong>der</strong> Halbinsel, wo in den Bezirken Temiar, Semai<br />
und Lanoh rund 1500 Personen, hauptsächlich Jahai Negritos und in geringerer Anzahl Angehörige<br />
an<strong>der</strong>er Orang Asli-Gruppen umgesiedelt wurden, als die Schleusen des Temenggor-Damms 1997<br />
geschlossen wurden. Dort traf ich unter den Betroffenen ältere Menschen, die dauernd von den alten<br />
Zeiten ‚mit unserem Wald und den Flüssen’ sprachen. Die Familien verwendeten kleine Boote<br />
(perahu) zum Fischen o<strong>der</strong> sie streiften durch die nahen Wäl<strong>der</strong>, um Nahrung zu sammeln. Die<br />
Wäl<strong>der</strong> wurden jedoch für den Temenggor Damm gefällt und <strong>der</strong> entstehende See machte das<br />
Fischen und die Sammeltouren schwieriger, denn <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong> konnten viele traditionelle<br />
Sammelgebiete nicht mehr erreichen, da sie dazu ein Boot hätten ausleiden müssen. Auch Baden,<br />
Waschen und Wasserholen, alles Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und Mädchen, wurde durch das Aufstauen<br />
<strong>der</strong> Flüsse erschwert.<br />
Ich habe ähnliche Probleme bei den Temuan in den Ortschaften Gerachi und Peretak, die durch den<br />
Aufstau des Selangor-Flusses vertrieben wurden, festgestellt. Diese beiden Orang Asli-<br />
Gemeinschaften sind traditionell Fluss-<br />
Bewohner, Neu-Gerachi wurde jedoch auf <strong>der</strong><br />
Schulter eines Hügels errichtet. Beson<strong>der</strong>s die<br />
armen Familien und alleinstehende Mütter litten<br />
unter <strong>der</strong> Verknappung <strong>der</strong> Nahrung aus dem<br />
Wald und genereller Mangelversorgung. So<br />
verringerte sich das Einkommen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong><br />
durch Sammeln von Bambus – wie auch jenes<br />
<strong>der</strong> Männer, die etwa wilden Honig gewinnen.<br />
Auch <strong>der</strong> Status und die Rolle <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong><br />
Familie wurden durch die Reduktion <strong>der</strong><br />
Ausbeute von Jagd und Sammeln negativ<br />
beeinflusst. Früher haben Kin<strong>der</strong> und <strong>Frauen</strong> die<br />
Männer bei <strong>der</strong> Jagd begleitet, doch nun sind die<br />
Wäl<strong>der</strong> zu weit entfernt: <strong>Frauen</strong> müssen zu Hause<br />
bleiben, wo sie Bambus-Rohre verarbeiten und<br />
Die Regenwäl<strong>der</strong> wurden durch die<br />
Bauarbeiten für den Selangor-Damm zerstört<br />
sich um die Kin<strong>der</strong> kümmern. Nach <strong>der</strong> Zwangsumsiedelung zeigten sich auch mehr Fälle von<br />
Alkoholismus, Jugendkriminalität und Verschuldung. Obwohl diese Probleme nicht alleine auf die<br />
Umsiedelung zurückgeführt werden können, haben diese mit dem damit verbundenen Kulturschock,<br />
den ökonomischen Verän<strong>der</strong>ungen und an<strong>der</strong>en Stressfaktoren zu tun. Heute kommt es oft vor, dass<br />
Orang Asli Männer ihre <strong>Frauen</strong> schlagen, wenn sie betrunken sind, was früher in ihren<br />
Gemeinschaften selten war.<br />
Staudämme und Zwangsumsiedelung haben sich als großes Problem für die indigenen Völker<br />
Malaysias erwiesen, beson<strong>der</strong>s jene, die auf Land ihrer Vorfahren in <strong>der</strong> Nähe von Flüssen und in<br />
Wäl<strong>der</strong>n nach Gewohnheitsrecht leben. Für Infrastruktur, Staudamm und Stausee werden viele <strong>der</strong> in<br />
den betroffenen Regionen lebenden Menschen ausgesiedelt. Alleine im Bundesstaat Sarawak sollen<br />
bis 2020 12 Wasserkraftwerke in Gebieten, die von indigenen Völkern besiedelt sind, gebaut werden.<br />
Alle haben schwerwiegende soziale, ökologische, ökonomische und menschenrechtliche<br />
Auswirkungen. Arme, ausgegrenzte und in vielen Fällen indigene Menschen werden von<br />
Dammprojekten meist am stärksten in Mitleidenschaft gezogen, während sie wenige o<strong>der</strong> gar keine<br />
<strong>der</strong> Vorteile davon haben. Warum sollte immer <strong>der</strong> ärmste Teil <strong>der</strong> Gesellschaft, wo immer in<br />
Malaysia, seine Heimat, seinen Lebensraum und seine Zukunft für das Wohl <strong>der</strong> Städter und <strong>der</strong><br />
Industrie opfern?
-18-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Fallbeispiel 2: Holzindustrie und sexuelle Belästigung von indigenen<br />
<strong>Frauen</strong> am Beispiel <strong>der</strong> Penan in Sarawak<br />
Viele <strong>der</strong> Probleme, denen sich die Penan heute ausgesetzt sind, begannen mit dem Vordringen<br />
kommerzieller Holzfäller in die entlegenen Regionen Baram, Apoh Tutoh und Ulu Limbang. Dies ist<br />
<strong>der</strong> traditionelle Lebensraum <strong>der</strong><br />
nomadischen östlichen Penan. Davon<br />
abgesehen werden ihnen auch in vielen<br />
Bereichen gleiche Rechte als<br />
Staatsbürger verweigert, unter an<strong>der</strong>em<br />
das Recht auf Identitätsdokumente,<br />
Geburtsurkunde, Zugang zu Bildung,<br />
Gesundheit und an<strong>der</strong>en<br />
Grundbedürfnissen wie sauberes<br />
Trinkwasser. Zusätzliche Probleme macht<br />
das Fehlen u.a. von Kommunikations-<br />
und Transportinfrastruktur. Traditionell<br />
waren die Dörfer untereinan<strong>der</strong> und mit<br />
<strong>der</strong> Außenwelt durch Fußwege und die<br />
Flüsse verbunden. Die Penan konnten<br />
sich in ihrem Lebensraum sehr gut orientieren.<br />
Durch die Holzfäller wurden viele <strong>der</strong> Pfade<br />
unpassierbar und den Penan wurde das Betreten<br />
<strong>der</strong> Konzessionsgebiete verboten. Infolge<br />
dessen müssen sie oft die Forstwege und<br />
Es fehlen die nötigen gesetzlichen<br />
Bestimmungen, um die Rechte <strong>der</strong> Penan-<br />
Kin<strong>der</strong> in Sarawak zu garantieren<br />
Fahrzeuge <strong>der</strong> Holzfäller benutzen und werden dadurch neuen Gefahren ausgesetzt. Beson<strong>der</strong>s für<br />
<strong>Frauen</strong> und Mädchen aus den entlegenen Gebieten, wo die meisten Regenwald-Rodungen<br />
stattfinden, ist diese Situation noch gefährlicher als für die Männer, da sie zusätzlich unter sexuellen<br />
Belästigungen und Gewalt leiden. Bereits 1994 gab es die erste Anzeige von 15 Penan-Dörfern in<br />
Ulu Baram wegen Körperverletzung durch Holzfäller, darunter auch ein Fall einer<br />
Gruppenvergewaltigung eines 15-jährigen Mädchens. We<strong>der</strong> die bundesstaatlichen Behörden noch<br />
jene Sarawaks ergriffen wirksame Maßnahmen, um den Penan zu helfen.<br />
Internationale Menschenrechtsorganisationen sind besorgt, weil sexuelle Ausbeutung und Gewalt<br />
gegen Penan-<strong>Frauen</strong> und Mädchen in <strong>der</strong> Region weiterhin verbreitet sind. Eine Schweizer<br />
Organisation, <strong>der</strong> Bruno-Manser-Fonds, veröffentlichte am 15. Dezember 2008 einen Bericht,<br />
wonach eine Reihe von Penan-<strong>Frauen</strong> Angestellte <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Region Middle Baram tätigen Holzfäller-<br />
Firmen Samling und Interhill beschuldigten, sie sexuell missbraucht zu haben. Die Firmen bestritten<br />
diese Anschuldigungen. Nachdem im Oktober desselben Jahres eine malaysische Journalistin die<br />
Vorfälle recherchierte und mehrere Artikel in einer malaysischen Tageszeitung veröffentlichte, kam es<br />
zu einem öffentlichen Aufschrei und staatliche Stellen sahen sich gezwungen, eine offizielle<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Vorfälle einzuleiten. Das malaysische Ministerium für <strong>Frauen</strong>, Familie und lokale<br />
Entwicklung entsandte eine Untersuchungskommission aus hochgestellten Regierungsbeamten,<br />
Polizei und NGO-VertreterInnen zu einer Untersuchung in die Penan-Dörfer von Baram. Die<br />
Ergebnisse wurden fast 10 Monate unter Verschluss gehalten, bis am 8. September 2009 eine<br />
Veröffentlichung nach massivem Druck <strong>der</strong> Öffentlichkeit und <strong>der</strong> Opposition nicht mehr verhin<strong>der</strong>t<br />
werden konnte.<br />
Der Bericht bestätigte die Fälle von sexueller Belästigung und Ausbeutung durch Arbeiter <strong>der</strong><br />
Holzfäller-Lager. Es wurden mindestens 8 zusätzliche Fälle von sexuellem Missbrauch von Penan-<br />
Mädchen und <strong>Frauen</strong> durch Holzfäller dokumentiert, darunter Schülerinnen, die erst 10 Jahre alt<br />
waren. Weiters wurde von Entführungen von Mädchen auf Forststraßen berichtet, die dann von<br />
Beschäftigten <strong>der</strong> Holzfäller-Firmen sexuell missbraucht wurden. Der Bericht wurde von lokalen<br />
Politikern und Polizei ohne weitere Untersuchung als unbegründet zurückgewiesen – wie ein Politiker<br />
meinte seien die Penan ‚gute Geschichtenerfin<strong>der</strong>’. Die Vorfälle hörten damit nicht auf: Im Mai 2011
-19-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
wurden wie<strong>der</strong> Fälle von Vergewaltigung von Penan-<strong>Frauen</strong> und Mädchen in dieser Region bekannt,<br />
die aber von den Betroffenen aus naheliegenden Gründen nicht angezeigt wurden.<br />
Durch das fehlende Interesse und die fehlende Entschlossenheit <strong>der</strong> Behörden und <strong>der</strong> Polizei, den<br />
andauernden sexuellen Missbrauch von Penan-Mädchen zu bekämpfen wird die Verfassung<br />
Malaysias, die die Rechte <strong>der</strong> indigenen Völker garantiert, untergraben. Weiters hat die malaysische<br />
Regierung die ‚Convention on the Elimination of all Forms of Discrimination against Women’<br />
(CEDAW) und die Konvention über die Kin<strong>der</strong>rechte ratifiziert, die unter an<strong>der</strong>em die sexuelle<br />
Ausbeutung von Min<strong>der</strong>jährigen verbietet. Dessen ungeachtet mangelt es an gesetzlichen<br />
Regelungen, die einen wirksamen Schutz <strong>der</strong> Penan und beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Penan-Kin<strong>der</strong> sicherstellen.<br />
Zu den internationalen Konventionen, die von Malaysia unterzeichnet wurden, aber nicht wirksam<br />
durch gesetzliche Bestimmungen umgesetzt wurden, gehört auch die UN-Deklaration über die<br />
Rechte <strong>der</strong> indigenen Völker.<br />
Dr. Carol Yong<br />
Carol Yong ist seit über 20 Jahren in Südost-Asien als Aktivistin zu sozialen Fragen, beson<strong>der</strong>s Zwangsumsiedlung und<br />
<strong>Frauen</strong>rechten tätig und hat sich im Rahmen ihrer Diplom- und Doktorarbeit mit den Auswirkungen von Staudämmen auf<br />
indigene Gemeinschaften und indigene <strong>Frauen</strong> in Malaysia beschäftigt.<br />
Übersetzung aus dem Englischen: Andreas J. Burghofer<br />
Fotos: Carol Yong<br />
MENSCHENRECHTE IN MALAYSIA ?<br />
Die WGT-<strong>Frauen</strong> aus Malaysia berichten im Gebetstext über die langjährige<br />
Kämpferin für Menschen- und beson<strong>der</strong>s <strong>Frauen</strong>rechte Irene Fernandez, die inzwischen Trägerin des<br />
Alternativen Nobelpreises ist.<br />
Sie war 1991 Mitbegrün<strong>der</strong>in und später Leiterin von "Tenaganita" (<strong>Frauen</strong>kraft), einer Organisation,<br />
die sich für Schutz und Rechtsbeistand für <strong>Frauen</strong> einsetzt. Zunächst ging es vor allem um Würde<br />
und Rechte von <strong>Frauen</strong> (beson<strong>der</strong>s Migrantinnen), die auf Plantagen, in <strong>der</strong> Industrie und in<br />
Freihandelszonen arbeiten.<br />
Inzwischen arbeitet Tenaganita - in dem Land, in dem es kein einziges professionell geführtes, von<br />
<strong>der</strong> Regierung unterstütztes <strong>Frauen</strong>haus gibt - verstärkt mit alleinerziehenden Müttern, von<br />
Menschenhandel betroffenen <strong>Frauen</strong>, Hausangestellten, Sexarbeiterinnen und Menschen mit<br />
HIV/AIDS.<br />
Dass <strong>der</strong> Kampf um Menschen- und gar <strong>Frauen</strong>rechte in Malaysia harte persönliche Folgen haben<br />
kann, erfahren wir - am Schicksal von Irene Fernandez - ebenfalls aus dem Gebetstext.<br />
So ist es verständlich, dass die WGT-<strong>Frauen</strong> sich im Gottesdienst fragen: "Sollen wir uns in<br />
Unrechtssituationen einmischen o<strong>der</strong> sollen wir uns heraushalten?"<br />
Dabei ist noch zu bedenken, dass die verschiedenen Religionen, wie ja auch schon die einzelnen<br />
christlichen Konfessionen, durchaus unterschiedliche Einstellungen zum Thema "<strong>Frauen</strong>rechte" bzw.<br />
"Gewalt gegen <strong>Frauen</strong>" vertreten.<br />
Auf zwei Problembereiche, die - wie so oft - <strong>Frauen</strong> beson<strong>der</strong>s hart betreffen, möchte ich im<br />
Zusammenhang mit Malaysia noch beson<strong>der</strong>s hinweisen:<br />
1. Die Zerstörung des Regenwaldes, die ja u. a. auch oft indigenen Völkern die Lebensgrundlage<br />
nimmt.<br />
Vgl. www.stop-timber-corruption.org und: www.sarawakreport.org<br />
Beson<strong>der</strong>s instruktiv ist die Untersuchung „A Wi<strong>der</strong> Context of Sexual Exploitation of Penan<br />
Women and Girls in Middle and Ulu Baram, Sarawak, Malaysia<br />
Vgl. http://suaram.net<br />
An dieser Stelle sollten wir uns auch fragen: "Was kommt wohl beson<strong>der</strong>s auf die Randgruppen<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung zu, wenn die weltweit für jegliche Zukunftstechnik (z.B. Energiesparlampen)<br />
immer begehrter werdenden "Seltenen Erden" in Malaysia abgebaut werden?"
-20-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
2. Der demokratische Wert "Meinungsfreiheit" - gerade auch im Hinblick auf die Neuwahlen.<br />
Der KURIER meldete (Montag, 11.07.11): "Mit großer Härte hat Malaysias Polizei am Wochenende<br />
eine Demonstration auseinan<strong>der</strong>geknüppelt. Mehr als 1600 ProtestteilnehmerInnen wurden<br />
festgenommen, einigen droht jahrelange Haft. Gefor<strong>der</strong>t hatten, die meist <strong>der</strong> Opposition<br />
angehörigen Demonstranten keinen Machtwechsel, son<strong>der</strong>n transparentere Wahlgesetze...."<br />
Laut "Bersih 2.0" ("Koalition für saubere und faire Wahlen") geht es um so "Selbstverständlichkeiten"<br />
wie etwa "keine gültigen Stimmen mehr von verstorbenen, erfundenen o<strong>der</strong> mehrfach<br />
gezählten WählerInnen" u.ä.<br />
Vgl. www.bersih.org<br />
Der WGT beteiligte sich an einer Eilaktion für Meinungsfreiheit <strong>der</strong> malaysischen Menschenrechtsorganisation<br />
SUARAM.<br />
Vgl. http://suaram.net<br />
Sich informieren ist schon ein wichtiger Schritt im Prozess "<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>"!<br />
Vgl. die ausführlichen Artikel zu diesem Thema im vorliegendem Arbeitsheft<br />
FAIRER HANDEL IST MÖGLICH<br />
OStR in Monika Heitz<br />
Im Dorf Angalor, 60 km von <strong>der</strong> Stadt Tenom, lebt die Ethnie <strong>der</strong> Murut,<br />
also Ureinwohner von Sabah. Es sind rund 300 Menschen. Die Mehrheit<br />
davon sind Christen, 90% gehören <strong>der</strong> BCCM an, 9% einer an<strong>der</strong>en Kirche und 1% sind Muslime.<br />
Die Menschen leben von <strong>der</strong> Landwirtschaft, vor allem dem Anbau von Gummi, Bananen, Kaffee und<br />
Kokospalmen. Die Arbeiten werden von den <strong>Frauen</strong> wie Männern gleichermaßen verrichtet.<br />
In Angalor und drei an<strong>der</strong>en Dörfern gibt es jetzt Gruppen, die Produkte für den fairen Handel<br />
herstellen.<br />
Allerdings gibt es noch keine Mobilfunkanlagen, was die Kommunikation mit den Handwerker-<br />
Gruppen sehr erschwert. Es muss häufig über schriftliche Nachrichten kommuniziert werden, worüber<br />
viel Zeit verstreicht.<br />
Die Situation im Dorf Sepulut ist besser als die <strong>der</strong> Dörfer in <strong>der</strong> Region Tenom. Das Dorf liegt in <strong>der</strong><br />
Region Nabawan, ungefähr 250 km von Keningau entfernt. Neben <strong>der</strong> Landwirtschaft leben sie vom<br />
Jagen und Fischen und dem Anbau von Palmöl. Diese Region hat eine Zufahrtstrasse und ein gut<br />
funktionierendes Mobilfunknetz.<br />
Das Dorf Silungai liegt weit von <strong>der</strong> Stadt entfernt und verfügt über keine nennenswerte Infrastruktur.<br />
Auch dort leben die Menschen von <strong>der</strong> Landwirtschaft (Trockenreis und Maniok), Jagen, Fischen,<br />
Gelegenheitsarbeit (Häuserbau, Schiffsführer) Sammeln von Waldprodukten wie Heilpflanzen.<br />
Üblicherweise verrichten die Männer Arbeiten wie Jagen, Fischen und Gelegenheitsarbeiten. Die<br />
<strong>Frauen</strong> arbeiten in den Gemüsegärten und stellen handwerkliche Erzeugnisse her. Die Fahrzeuge,<br />
welche in jener Gegend benutzt werden sind Vierradantriebsautos, sowie motorisierte und nichtmotorisierte<br />
Boote.<br />
Den <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Region Tenom und Nabawan bietet es sich aufgrund <strong>der</strong> natürlichen Vorkommen<br />
<strong>der</strong> Rohmaterialen an, handwerkliche Erzeugnisse aus Bambus, Rattan und ähnlichen Materialien<br />
herzustellen. Sie fertigen Körbe und Netze, so etwa als Hochzeitsgeschenke o<strong>der</strong> als<br />
Alltagsgegenstände, etwa um Essen darin aufzubewahren o<strong>der</strong> für gefangene Fische. Früher wurden
-21-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
diese Erzeugnisse nur für den Eigengebrauch hergestellt und nicht zum Verkauf angeboten. Jetzt<br />
besteht aber eine Nachfrage des Marktes nach solchen Produkten. Die Nachfrage ist aber klein und<br />
<strong>der</strong> Preis nicht beständig. Das Problem ist auch, dass die junge Generation nicht mehr über diese<br />
handwerklichen Fertigkeiten verfügt.<br />
Im Allgemeinen stehen alle Gruppen denselben Schwierigkeiten gegenüber. Wenn Regen fällt sind<br />
die Wasserleitungen oft unterbrochen, so dass die <strong>Frauen</strong> am Fluss waschen und Wasser holen<br />
müssen. Eigentlich müsste je<strong>der</strong> Haushalt einen eigenen Wassertank haben.<br />
Die Kultur ist nach wie vor sehr stark in <strong>der</strong> Tradition verankert. Sie führt auch dazu, dass die<br />
Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau noch immer klar geregelt ist. <strong>Frauen</strong> waschen, schauen nach<br />
den Kin<strong>der</strong>n, führen den Haushalt, pflanzen den Reis, kochen und vieles an<strong>der</strong>e. So ist es auch mit<br />
den Arbeiten <strong>der</strong> Männer. Das ist die Kultur <strong>der</strong> Murut.<br />
Es ist nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass die <strong>Frauen</strong> abends erschöpft einschlafen, denn den ganzen Tag sieht<br />
man sie arbeiten. Natürlich haben sie abends keine Energie mehr handwerklich zu arbeiten. Außer<br />
anlässlich einer Hochzeit, wo sie ihre Produkte als Geschenke mitbringen, beschäftigen sie sich also<br />
nicht mit den Handwerksarbeiten.<br />
Glücklicherweise haben Tenom und Nabawan bereits Elektrizität. So können die <strong>Frauen</strong> abends<br />
weben. In an<strong>der</strong>en Dörfern gibt es noch keine Elektrizität. Das führt dazu, dass einige <strong>Frauen</strong><br />
zunehmend schlecht sehen, weil sie bei ungenügendem Licht weben.<br />
In den Monaten Januar bis März gehen die <strong>Frauen</strong> auf ihre Nassreisfel<strong>der</strong> um das Unkraut zu jäten.<br />
In den Monaten April bis Mai ernten sie den Reis.<br />
In den Monaten Juni bis August haben die <strong>Frauen</strong> eine etwas weniger strenge Zeit.<br />
In den Monaten September bis Oktober bereiten die <strong>Frauen</strong> die Fel<strong>der</strong> zum Reisanbau vor, säubern<br />
sie vom Unkraut und hacken die Büsche.<br />
Zwischen November und Dezember pflanzen die <strong>Frauen</strong> den Reis.<br />
Deshalb werden in <strong>der</strong> Region Pagalungan sehr wenig handwerkliche Erzeugnisse angefertigt.<br />
2007 stellte Herr Ueli Knecht, ein Mitarbeiter <strong>der</strong> mission21, den Bewohnern von Angalor und Bakuku<br />
das Fair Trade Programm vor.<br />
Im Jahr 2008 wurde ein Handwerkszentrum in Kundasang eingerichtet. Dieses hilft den <strong>Frauen</strong> in<br />
Angalor sehr. 12 <strong>Frauen</strong> lernen in <strong>der</strong> Werkstatt, wie die Preise von fair bezahlten Produkten<br />
abgeschätzt werden können und eignen sich neue Fertigkeiten an. Die <strong>Frauen</strong> erhalten mit dieser<br />
Arbeit die Handwerkstradition <strong>der</strong> Murut aufrecht. Die Werkstatt entwirft auch neue Designs und geht<br />
so auf die Bedürfnisse des Marktes ein. Auch wenn die Form <strong>der</strong> handwerklichen Erzeugnisse sich<br />
än<strong>der</strong>t, so bleiben doch die Motive und die kulturellen Charakteristika erhalten.<br />
Ein Ziel <strong>der</strong> Werkstatt ist es, die Gedanken <strong>der</strong> Leute anzuregen und neue Ideen und Impulse zu<br />
vermitteln. So soll etwa die junge Generation davon überzeugt werden, dass sie die Handwerkskunst<br />
und damit einen Teil <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> Murut aktiv erhalten sollen. Denn die ältere Generation gibt es<br />
bald nicht mehr, und die Kin<strong>der</strong> wissen wenig über die handwerkliche Tradition, die Tänze und die<br />
kulturellen Gepflogenheiten. So geht die Kultur und damit <strong>der</strong> Stolz <strong>der</strong> Murut verloren.<br />
Langsam reift das Verständnis <strong>der</strong> jungen Leute für die Relevanz <strong>der</strong> handgefertigten Produkte.<br />
Früher gebrauchten sie die Gegenstände nur privat. Heute aber sind die Produkte auf dem Markt zu<br />
finden und dies sogar im Ausland.<br />
2008 wurden die Produkte <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus vielen Dörfern <strong>der</strong> Region Tenom bereits nach Basel<br />
exportiert, was sehr bedeutsam ist. Die Murut und Lundayeh sind stolz, dass ihre Produkte einen<br />
Absatzmarkt gefunden haben. Die Einnahmen aus dem Verkauf <strong>der</strong> Produkte sind ein sehr<br />
willkommenes zusätzliches Einkommen. Das Fair Trade Programm verhilft den <strong>Frauen</strong> zu einem<br />
eigenen Einkommen, was sie bisher nicht hatten.<br />
Durch das Fair Trade Programm erhalten die <strong>Frauen</strong> Selbstbewusstsein, da ihre Arbeit wertgeschätzt<br />
wird und sie fair behandelt werden. Bevor das Fair Trade Programm eingeführt wurde, sind die<br />
Produkte immer unterbezahlt worden und standen in keinem Verhältnis zum Arbeitsaufwand. Die
-22-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Motivation <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, Produkte anzufertigen war deshalb nicht groß. Durch das Fair Trade<br />
Programm än<strong>der</strong>t sich das. Den <strong>Frauen</strong> ist so sehr geholfen. Es gibt <strong>Frauen</strong>, die nicht oft in die<br />
Kirche gehen. Über das Fair Trade Programm finden nun aber viele zur Kirche.<br />
Bis zum heutigen Tag hat das Programm den <strong>Frauen</strong> sehr geholfen, indem es ihnen ein Einkommen<br />
verschafft. Zwei <strong>Frauen</strong> wurden eingestellt, welche die <strong>Frauen</strong> unterweisen. Sie werden die <strong>Frauen</strong><br />
unterrichten, welche das Handwerk erlernen möchten und an <strong>der</strong> Qualitätsverbesserung interessiert<br />
sind. Sie werden die Dörfer besuchen und sich die Fortschritte und Aktivitäten je<strong>der</strong> aktiven Gruppe<br />
ansehen. Sie werden auch neue Techniken und Designs einführen, welche auf dem Markt gefragt<br />
sind.<br />
Bis jetzt sind es acht Dörfer, welche sich am Programm beteiligen. Gott sei gepriesen, dass alles gut<br />
verläuft.<br />
Die geographischen Gegebenheiten in <strong>der</strong> Region Tenom sind sehr gut, so dass es viele Früchte<br />
gibt. Dies sind Bananen, Papaya, Maniok, Süßkartoffeln und vieles mehr. Der Absatz von rohen<br />
Produkten ist gut. Ich hoffe, dass wir in Zukunft einen Kurs über die Zubereitung von Snacks werden<br />
anbieten können. Der Absatz für Snacks auf dem inländischen wie ausländischen Markt ist sehr gut.<br />
Ich bin sicher, dass die Zubereitung von Snacks <strong>der</strong> ökonomischen Situation <strong>der</strong> Kirche und <strong>der</strong><br />
<strong>Frauen</strong> nur zuträglich ist. Diese Arbeit würde wie<strong>der</strong>um neue Einkommensquellen eröffnen und den<br />
Lebensstandard <strong>der</strong> Bevölkerung von Tenom erhöhen. Ich hoffe sehr, dass mission21 dieses<br />
Programm empfehlen wird. Gott segne das Programm Fair Trade. Amen.<br />
Der weise Richter ( ein Märchen aus Malaysia)<br />
Minah Siturup<br />
Projektleiterin für Fair Trade und Mitglied von Basel Christian Church of Malaysia (BCCM, BM)<br />
Übersetzt aus dem Indonesischen von Sarah Brack<br />
Aus:<strong>Frauen</strong> mit einer Mission:Sabah/Malaysia<br />
Mit freundlicher Genehmigung von mission21<br />
Bild: WGT Österreich<br />
Ein reicher Mann lebte mit seiner Frau in einer Stadt. Sie hatten ein großes Haus, viele Knechte und<br />
Mägde und ein ansehnliches Vermögen. Hinter ihrem Haus lebten ein armer Mann und seine Frau.<br />
Obwohl <strong>der</strong> reiche Mann und seine Frau ein sehr bequemes Leben führten, waren sie dünn wie<br />
Bohnenstangen. Sie sorgten sich ständig um ihren Besitz und waren immerfort damit beschäftigt.<br />
Der arme Mann und seine Frau dagegen waren sehr dick. Sie hatten kaum Sorgen und waren immer<br />
glücklich. Eines Tages traf <strong>der</strong> reiche Mann den armen Mann auf <strong>der</strong> Straße. "Ihr seid sehr dick. Was<br />
esst ihr?" fragte er. "Nichts Beson<strong>der</strong>es. Wir warten einfach, bis deine Köchin anfängt zu kochen. Der<br />
Geruch aus deiner Küche macht uns satt. Deshalb sind wir so dick", sagte <strong>der</strong> arme Mann.<br />
Der reiche Mann wurde sehr zornig, als er das hörte. Er entschied: Der arme Mann und seine Frau<br />
hatten vom Geruch seiner Mahlzeiten profitiert. So gingen er und seine Frau zum Richter. "Wir<br />
verlangen Entschädigung, Euer Ehren", sagte <strong>der</strong> reiche Mann. Der arme Mann und seine Frau<br />
bekannten sich schuldig.<br />
Der Richter verkündete das Urteil. Er ließ die entsprechende Summe in Goldmünzen kommen und<br />
dazu eine Schale aus Metall. "Seid ihr bereit, eure Entschädigung anzunehmen?", fragte er. Der<br />
reiche Mann nickte.<br />
Der Richter nahm die Goldmünzen und ließ sie eine nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en in die Metallschale fallen. Der<br />
reiche Mann zählte die klingenden Töne, die die Münzen machten, sobald sie auf das Metall trafen.<br />
"Ja, das ist die Entschädigung, die wir wollen", sagte <strong>der</strong> reiche Mann.<br />
"Der arme Mann erhielt nur den Geruch eurer Mahlzeiten. Deshalb ist es angebracht, dass ihr nur<br />
den Klang des Geldes als Entschädigung erhaltet", sagte <strong>der</strong> Richter. Die Gerichtsverhandlung war<br />
zu Ende. Der arme Mann und seine Frau waren frei gesprochen.<br />
Der reiche Mann und seine Frau verließen den Gerichtssaal - beschämt!<br />
Quelle: Material des Intern. Komitee zum Kin<strong>der</strong>t-WGT 2012. Aus dem Englischen übertragen: OStR in Monika Heitz
RELIGION UND KIRCHEN<br />
-23-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Malaysia ist ein multi-ethnisches, multi-kulturelles und multi-religiöses Land.<br />
Religionsfreiheit ist in dem heute islamisch geprägten Malaysia verfassungsmäßig garantiert und<br />
je<strong>der</strong> Religionsgemeinschaft wird offiziell mindestens ein Feiertag zugestanden, sie darf ihren<br />
Glauben praktizieren und verkünden und eigene Kultstätten und Kirchen unterhalten. So stehen oft<br />
Moscheen, buddhistische o<strong>der</strong> taoistische Tempel, Hindutempel südindischer Bauart und christliche<br />
Kirchen nah beieinan<strong>der</strong>.<br />
Die älteste und ursprüngliche Religion im ost- und südostasiatischen Raum ist <strong>der</strong> Animismus.<br />
Er ist auch die Religion eines Großteils <strong>der</strong> Orang Asli. Dieser Naturreligion zufolge ist die gesamte<br />
belebte Natur von guten und bösen Geistern beseelt, die Leben und Gestalt besitzen, essen und<br />
trinken können und helfend o<strong>der</strong> zerstörerisch auf die Menschen einwirken. Bis ins 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
waren nahezu alle Malaien Animisten, zeitweise aber auch Buddhisten und Hindus.<br />
Durch arabische Händler und Kaufleute kam Malaysia erstmals im 7. Jahrhun<strong>der</strong>t mit dem Islam in<br />
Kontakt. Weil aber zu dieser Zeit hier noch buddhistische und indisch-hinduistische Königreiche<br />
vorherrschten, konnte dieser zunächst nicht richtig Fuß fassen. Erst nachdem sich im 14. und 15.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t vermehrt Araber in Malaysia nie<strong>der</strong>ließen und auch die Herrscher Melakkas zum Islam<br />
übertraten, wurde die Islamisierung <strong>der</strong> Malaien vorangetrieben.<br />
Bis in die 1970er Jahre galten muslimische Malaysier als liberal (ähnlich den indonesischen<br />
Abangan, die die Scharia nicht zwingend als verbindlich für sich ansehen). Ausgelöst durch<br />
ethnische und soziale Konflikte setzte jedoch danach eine Islamisierungswelle ein, die dazu führte,<br />
dass Malaysia heute orthodox-islamisch geprägt ist. Der Islam, zu dem sich 60% <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
bekennen, ist Staatsreligion und alle ethnischen Malaysier sind verfassungsgemäß automatisch<br />
von Geburt an Muslime. Sie können keine An<strong>der</strong>sgläubigen heiraten, und auch ein Abfall vom<br />
islamischen Glauben ist in <strong>der</strong> Praxis nur sehr schwer möglich.<br />
Der Buddhismus kam hauptsächlich ab dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t durch chinesische Einwan<strong>der</strong>er nach<br />
Malaysia. Ihm gehören heute 20% <strong>der</strong> Bevölkerung an. Ein grundlegen<strong>der</strong> Unterschied zu den<br />
monotheistischen Religionen und zum Hinduismus besteht darin, dass die buddhistische Lehre, die<br />
mehr einer Denktradition o<strong>der</strong> Philosophie als einer Religion nach westlichem Verständnis ähnelt,<br />
we<strong>der</strong> einen allmächtigen Gott noch eine ewige Seele kennt. Im Verlauf seiner Geschichte hat <strong>der</strong><br />
Buddhismus zahlreiche Schulen und Systeme hervorgebracht; in Malaysia wird <strong>der</strong> Mahayana-<br />
Buddhismus (Großes Fahrzeug) praktiziert. Demzufolge sind Bodhisattvas (Erleuchtete) den<br />
Gläubigen auf dem beschwerlichen Weg zur Erlösung aus dem Nirwana, dem Kreislauf <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>geburten, behilflich.<br />
Ähnlich wie <strong>der</strong> Buddhismus hat auch <strong>der</strong> Hinduismus schon Jahrhun<strong>der</strong>te vor dem Islam durch<br />
indische Seefahrer in Malaysia Fuß gefasst und Spuren im Leben <strong>der</strong> Malaysier hinterlassen: z.B.<br />
in <strong>der</strong> Sprache und <strong>der</strong> Literatur, in <strong>der</strong> Kleidung und in Sitten und Bräuchen. In <strong>der</strong> 2. Hälfte des<br />
19. und <strong>der</strong> ersten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts kamen dann indische Plantagenarbeiter,<br />
überwiegend Tamilen nach Malaysia und brachten ihre jeweils örtlichen Formen des Hinduismus<br />
mit. Heute leben ca. 6% Hindus in Malaysia. Weil die südindischen Einwan<strong>der</strong>er jedoch Angehörige<br />
<strong>der</strong> niedrigeren Kasten waren, ist das Kastenwesen, das im Allgemeinen untrennbar mit dem<br />
Hinduismus verbunden ist, in Malaysia nur wenig ausgeprägt.<br />
Mit den Hindus nicht zu verwechseln sind die Sikhs. Sie sind in Malaysia eine relativ kleine<br />
Gemeinschaft (ca. 50.000), die aber ihre Identität bewahrt und einen engen Zusammenhalt pflegt.<br />
Die Sikhs kamen als Soldaten und Polizeistreitkräfte <strong>der</strong> Briten ins Land, sind aber heute auch in<br />
vielen an<strong>der</strong>en Beeichen anzutreffen.<br />
1983 haben sich alle Religionen Malaysias (außer dem Islam) zum Malaysian Consultative Council<br />
for Buddhism, Christianity, Hinduism and Sikhism zusammengeschlossen.
-24-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Mit den Kolonialherren kam auch das Christentum auf die malaysische Halbinsel. Die erste<br />
christliche Kirche wurde bereits 1511 von den Portugiesen in<br />
Melakka erbaut. Eine 1641 von den Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n erbaute<br />
Reformierte Kirche wurde später von Anglikanern übernommen<br />
und 1858 als Christ Church geweiht. (siehe Foto)<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts setzte dann eine beachtliche<br />
Missionstätigkeit unter den animistischen Volksstämmen in<br />
Sarawak und Sabah (auf <strong>der</strong> Insel Borneo) ein. In diesen beiden<br />
Bundesstaaten sind heute rund 30% <strong>der</strong> Bevölkerung Christen Kirche in Melakka<br />
und die Islamisierungstendenzen sind hier weniger ausgeprägt<br />
als in Westmalaysia. Den Christen in Sarawak und Sabah wird als offizieller Feiertag zusätzlich zu<br />
Weihnachten (25. Dezember) auch <strong>der</strong> Karfreitag gewährt.<br />
Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „die Christen als Min<strong>der</strong>heit zwischen allen<br />
Stühlen sitzen“. Es gibt sie in allen ethnischen Gruppen, weil aber die islamischen Malaysier, die<br />
seit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> malaysischen neuen ökonomischen Politik in den 1960er – Jahren durch<br />
den sogenannten Bumiputra-Status, nicht nur den politischen Führungsanspruch erheben, son<strong>der</strong>n<br />
von <strong>der</strong> Regierung auch in wirtschaftlichen Belangen immer mehr bevorzugt werden, ist eine<br />
zunehmende Entfremdung zwischen islamischen Malaysiern und den an<strong>der</strong>en Volksgruppen zu<br />
beobachten. Dadurch werden auch religiöse Fragen in gefährlicher Weise politisiert und<br />
Medienberichten zufolge kommt es deswegen immer wie<strong>der</strong> auch zu gewalttätigen Übergriffen. Ein<br />
aktuelles Beispiel ist <strong>der</strong> langjährige Streit um den Gebrauch des Wortes „Allah“, den die Regierung<br />
<strong>der</strong> christlichen Min<strong>der</strong>heit verbieten wollte. Für uns Europäer mag dies befremdlich klingen, aber in<br />
Län<strong>der</strong>n mit arabischem Einfluss ist es nicht ungewöhnlich, dass das Wort Allah auch von<br />
Nichtmuslimen gebraucht wird. Der anglikanische Bischof Bolly Lapok aus Sarawak sieht in <strong>der</strong><br />
Frage des Verbots sogar eine Menschenrechtsverletzung: „Wenn man uns Ureinwohnern diese<br />
Wörter verbietet, wird das Ganze eine Frage <strong>der</strong> Menschenrechte, denn auf Iban, meiner<br />
Muttersprache gibt es gar kein an<strong>der</strong>es Wort für Gott.“<br />
Das Verbot wurde durch ein Urteil des Obersten Gerichtes zwar aufgehoben, aber die Regierung<br />
hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Die Meinungen unter den muslimischen ethnischen<br />
Malaysiern sind allerdings geteilt. So hat die oppositionelle Islamische Partei Malaysias kein<br />
Problem damit, dass auch Nichtmuslime den Namen „Allah“ verwenden: „Die Kirche hat das<br />
verfassungsmäßige Recht, diesen Begriff zu benutzen, zumal dies auch nicht vom Koran verboten<br />
worden ist.“<br />
Wann und wie <strong>der</strong> Streit beigelegt wird ist nicht absehbar, aber ein Beharren auf dem Verbot,<br />
weitere Protestaktionen und Anschläge auf Kirchen würden die Harmonie zwischen den<br />
Religionsgemeinschaften in hohem Maße gefährden.<br />
So stehen die christlichen Kirchen Malaysias, denen 10% <strong>der</strong> Bevölkerung angehören, vor <strong>der</strong><br />
großen Herausfor<strong>der</strong>ung, in dieser komplexen multi-ethnischen, multi-kulturellen und multireligiösen<br />
malaysischen Gesellschaft, die ökumenischen Beziehungen zu vertiefen, ungeachtet <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Traditionen sehr viel enger zusammenzuarbeiten und den interreligiösen Dialog<br />
fortzusetzen.<br />
Die älteste nationale Kirchenorganisation Malaysias ist <strong>der</strong> Malaysische Kirchenrat. Dieser wurde<br />
bereits 1948 gegründet und ist bestrebt, in entscheidenden Beziehungen zwischen Kirche und<br />
Staat im Geiste von Dialog und Wohlwollen mit diesem zusammenzuarbeiten. Im Malaysischen<br />
Kirchenrat vertreten sind die: Anglikanische Kirche, Evangelisch-Lutherische Kirche, Methodistische<br />
Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche.<br />
Dem <strong>Frauen</strong>werk des Malaysischen Kirchenrates obliegt seit 1978 die gesamte Verantwortung für<br />
den <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>.
<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in Malaysia<br />
-25-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Bereits Ende <strong>der</strong> 1940er Jahre dürften die Christinnen aus Malaysia den <strong>Weltgebetstag</strong> kennen<br />
gelernt und vermutlich vereinzelt auch gefeiert haben. Offizielle Übermittlungen gibt es allerdings<br />
erst aus dem Jahr 1956. Damals wurden WGT-Gottesdienste an 12 Orten gefeiert.<br />
Der <strong>Weltgebetstag</strong> für 2012 wurde von 23 <strong>Frauen</strong> aus dem Malaysischen Nationalkomitee<br />
vorbereitet, die verschiedenen christlichen Konfessionen angehören. Neben den Vertreterinnen <strong>der</strong><br />
Mitgliedskirchen im Malaysischen Kirchenrat waren beim Erstellen <strong>der</strong> Liturgie und Hintergrundmaterialien<br />
auch <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Mar-Thoma-Kirche, <strong>der</strong> Heilsarmee und <strong>der</strong> Presbyterianischen Kirche<br />
beteiligt.<br />
Marianne Domby<br />
Quellen: Malaysia – Reiseführer Know How, Wikipedia, auch Bild v. Kirche in Melakka<br />
Hintergrundinfo vom Internationalen WGT-Komitee, Materialmappe WGT-Deutschland<br />
WAS SIE SONST NOCH INTERESSIEREN KÖNNTE<br />
Die <strong>Frauen</strong> aus Malaysia teilen uns mit, dass auch die "Mar Thoma Kirche" in die WGT-Arbeit eingebunden<br />
war.<br />
Die Wenigsten von uns werden etwas über die Mar Thoma Kirche wissen. Aber manche von uns<br />
erinnern sich vielleicht, dass Krankenschwestern aus Indien (Kerala) sich Thomas-Christinnen<br />
nennen.<br />
Diese Kirche geht von <strong>der</strong> Annahme aus, dass <strong>der</strong> Apostel Thomas das Christentum ab 52 n. Chr.<br />
nach Südindien gebracht hat. Dementsprechend gleicht ihr Glaubensgut dem <strong>der</strong> "alten Kirche". So<br />
heißt sie in Malaysia etwa "Mar Thoma Syrian Church in Malaysia". Dort soll es ca. 2500 Mitglie<strong>der</strong> in<br />
16 Gemeinden geben, die zur Diözese von Malaysia, Singapur und Australien zusammengefasst<br />
sind.<br />
Bemerkenswert: Wo auch immer Gläubige dieser Kirche leben, sie missionieren nicht durch<br />
Missionare o<strong>der</strong> Priester. Gebetet wird in Privatwohnungen. Eventuell wird bei genügen<strong>der</strong> Anzahl<br />
ein Priester angefor<strong>der</strong>t (lt. Internet gibt es in Deutschland 22 Familien an 14 Orten;<br />
Gottesdienststellen sind in Köln, Essen und Heidelberg, von einem Geistlichen ist nicht die Rede).<br />
Das Motto dieser Kirche lautet nämlich "Lighted to lighten", d.h. "Erleuchtet, um zu (er)leuchten".<br />
Und das gilt ausdrücklich für alle Gläubigen.<br />
Wer aus Südindien stammt und dazu MigrantIn ist, weiß, was Not bedeutet. So ist diese Kirche<br />
ausgesprochen sozial/diakonisch aktiv: Es gibt zahlreiche Institutionen für Waisenkin<strong>der</strong>, Kin<strong>der</strong> mit<br />
Behin<strong>der</strong>ungen, psychisch kranke o<strong>der</strong> traumatisierte <strong>Frauen</strong>. Viele Geistliche absolvieren während<br />
ihres Studiums Praktika in Spitälern, Altersheimen, Einrichtungen für Kin<strong>der</strong> von Sex-Arbeiterinnen<br />
o<strong>der</strong> für HIV-Positive/Aids-Kranke. (Kein Wun<strong>der</strong> also, dass wir diese Kirche in Österreich und<br />
Deutschland gerade durch Krankenschwestern kennengelernt haben).<br />
Die Mar Thoma Kirche ist auch sehr um ökumenische Kontakte bemüht. "Ökumene" gibt es sogar als<br />
Studienfach. Von Anfang an gehört diese Kirche zum Weltkirchenrat und ist auch in Malaysia Mitglied<br />
des "Ökumenischen Rates <strong>der</strong> Kirchen in Malaysia".<br />
In Indien hat sie z.B. enge Kontakte zu den syrisch-orthodoxen Christen, zur Anglikanischen Kirche<br />
(mit ihr besteht sogar volle Kommuniongemeinschaft), zur Röm.-Kath. und zur Reformierten Kirche<br />
sowie zu den beiden Kirchen Nord- und Südindiens.<br />
Auch die Beziehungen zu den Altkatholischen Kirchen <strong>der</strong> Utrechter Union sind auf einem guten<br />
Weg. Der Delegat ist <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Bischof Mag. Dr. John Okoro <strong>der</strong> Altkatholischen Kirche<br />
Österreichs, durch den ich auch detaillierte Unterlagen erhalten habe.<br />
OStR in Monika Heitz<br />
Quelle: Joan L .Jebelean, Bericht über den Besuch einer Delegation <strong>der</strong> Utrechter Union bei <strong>der</strong> Mar Thoma Kirche in Kerala 2008. vgl.<br />
auch Internet "Mar Thoma Kirche"
REZEPTE<br />
-26-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Gado-Gado (eine Art Salat mit Gemüse, gerösteten Erdnüssen, etc. serviert mit Erdnusssoße)<br />
Zutaten: 4 Stück fester weißer Tofu, Öl zum Braten, 1 kleiner Weisskrautkopf (grob geschnitten)<br />
1 Bund Fisolen (in ca. 4 cm lange Stücke geschnitten), 1 Tasse Sojasprossen, 1 kleiner jicama<br />
(sengkuang), geschält und in Streifen geschnitten (Ersatz: Kohlrabi), 1 kleine Gurke (in schmale<br />
Streifen geschnitten), 4 hartgekochte Eier, geschält und geviertelt,<br />
Scharfe Erdnusssoße:<br />
1 Tasse geröstete Erdnüsse (1 Tasse), 1-2 frische Chillischoten, in kleine Stücke geschnitten,<br />
Knoblauch und Jungzwiebel, von jedem ca. 2-3 Zehen, Salz und Zucker zum Abschmecken,<br />
Tamarinden-Wasser (Ersatz: verdünnter Zitronensaft o<strong>der</strong> Sauerrahm)<br />
Methode:<br />
Den Tofu in 2 cm-Würfel schneiden und ihn in einem heissen Wok mit etwas Öl braten, bis er<br />
goldbraun ist. Mit einer Küchenrolle überschüssiges Öl abtupfen. Den Weisskohl 2 Minuten lang<br />
kochen und dann mit einem Küchensieb abseihen. Denselben Vorgang mit den Fisolen,<br />
Sojasprossen und dem an<strong>der</strong>en Gemüse wie<strong>der</strong>holen.<br />
Vergewissern Sie sich, dass alles gut abgetropft ist. Arrangieren Sie alle Zutaten in einer grossen<br />
Servierplatte o<strong>der</strong> in einzelnen Schüsselchen. Die Erdnusssoße getrennt servieren.<br />
Erdnusssoße zubereiten:<br />
Die gerösteten Erdnüsse, Chillies, Knoblauch, Jungzwiebel und an<strong>der</strong>e frische Gewürze in den Mixer<br />
geben (o<strong>der</strong> mit dem Passierstab passieren) – die genaue Zusammensetzung <strong>der</strong> Zutaten bleibt<br />
ihrem Geschmack überlassen.<br />
Etwas Wasser dazugeben und sehr fein mixen. Vor dem Servieren Tamarindenwasser beifügen bis<br />
es die gewünschte Konsistenz hat. (Falls die Soße mit <strong>der</strong> Zeit etwas eindickt, mit etwas Wasser<br />
wie<strong>der</strong> verdünnen).<br />
Öl in einer kleinen Pfanne erhitzen, dann die Temperatur etwas zurückdrehen und die dicke Soße 5-<br />
10 Minuten köcheln lassen, fall Sie sie warm mit dem Salat servieren möchten.<br />
Nasi Lemak<br />
Die Zubereitung von Kokos-Milchreis:<br />
Zutaten: 300g Langkornreis<br />
Jungzwiebel und Knoblauch (damit sie knusprig sind, Öl in einer<br />
kleinen Pfanne erhitzen und Jungzwiebel und Knoblauch einige<br />
Minuten lang braten bis sie leicht braun sind)<br />
Salz und Zucker zum Abschmecken<br />
375-400ml Kokosmilch<br />
2 gefleckte Pandanblätter (Gewürz)<br />
Methode:<br />
Pix: Carol Yong<br />
Den Reis waschen, bis er sauber ist, dann abtropfen. Reis,<br />
Jungzwiebel, Knoblauch und Salz in einen Reiskocher geben. Die Kokosmilch über den Reis leeren.<br />
(Die Kokosmilch-Schichte sollte den Reis um 2 cm überragen.) Den Reis kochen, bis er gar ist und<br />
mit einem Holzlöffel auflockern. Den Reis warm halten bis er mit den restlichen Zutaten serviert wird.<br />
An<strong>der</strong>e Zutaten: (Beilagen)<br />
1 Bund Fisolen (A) in ca. 4cm lange Stücke geschnitten, 3-4 hart gekochte Eier, geschält und<br />
geviertelt (B), 1 kleine Gurke, in dünne Ringe schnitten (C);<br />
(D) Getrocknete, halbierte Sardellen, 1-2 kleine Pilze, geschält und in kleine Stücke zerteilt, 2-3<br />
Knoblauchzehen und Jungzwiebel, in kleine Stücke geschnitten; getrocknete / frische Chillies, grob
-27-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
zerteilt – die Menge hängt davon ab, wie viel Schärfe erwünscht ist. Salz und Zucker zum<br />
Abschmecken<br />
Methode:<br />
(A)Die Fisolen in kochendem Wasser für einige Minuten blanchieren. Vom Feuer nehmen und mit<br />
einem Sieb abseihen. Alternativ dazu, Fisolen in etwas Öl mit Salz anbraten, bis sie fast gar sind.<br />
(D) Die Sardellen ohne Öl in einer Pfanne bei niedriger Hitze anbraten bis sie leicht braun und<br />
knusprig sind. Gelegentlich umrühren. Aus <strong>der</strong> Pfanne nehmen und zur Seite legen.<br />
Die Chillies mit dem Knoblauch und den Jungzwiebeln in einen Mixer geben, etwas Wasser<br />
dazugeben und mixen (o<strong>der</strong> mit dem Pürierstab prürieren), bis eine mittel feine Paste entsteht.<br />
Öl in einer Pfanne erhitzen und die Chilli-Paste so lange rösten, bis sie duftet (Achtung: Die Schärfe<br />
verflüchtigt sich). Mit Salz und Zucker abschmecken. Ab und zu umrühren, damit die Paste nicht<br />
anbrennt. Danach die angebratenen Sardellen und an<strong>der</strong>e frische Gewürze ihrer Wahl (z.B.<br />
Zitronengras, Ingwer) zugeben und für ein paar weitere Minuten braten.<br />
Den Reis mit <strong>der</strong> Sardellen-Chilie-Paste und den an<strong>der</strong>en Zutaten (A) bis (C) servieren.<br />
Gebratene Glasnudeln (Tong Fun)<br />
Zutaten: 125g Glasnudeln, 15 Minuten aufquellen lassen und gut abtropfen, 75g Garnelen, 75g<br />
ausgelöstes Hühnerfleisch, in kleine Stücke zerteilt, 50g zerkleinerte Karotten, 50g zerkleinerter<br />
Weisskohl, 1°Ei, 2 EL Öl, 1/2 TL gehackter Knoblauch,<br />
Würze: 1 EL Austernsoße, 1 EL helle Sojasoße, 1/2 TL Hühnerbrühenpulver, 1/4 TL dunkle<br />
Sojasoße, Salz und Zucker zum Abschmecken<br />
Methode:<br />
Öl in einem Wok erhitzen, Knoblauch kurz anbraten bis er duftet. Hühnerstückchen und Garnelen<br />
hinzufügen. Gut umrühren und braten lassen.<br />
Karotten und Weisskohl hinzufügen. Die Würze einrühren. Glasnudeln hinzufügen und scharf<br />
anbraten. Alle Zutaten zur Seite schieben, das Ei dazu in die Pfanne schlagen, etwas Öl hinzufügen<br />
und das Ei mit den Glasnudeln bedecken. 1-2 Minuten kochen. Anrichten und sofort servieren.<br />
Vegetarische pfannengerührte Nudeln<br />
Zutaten: 1 Packung chinesische Nudeln, 1 Liter kochendes Wasser, 1 getrockneter schwarzer Pilz,<br />
eingeweicht und dann in dünne Scheiben geschnitten, 3 Champignons, dünn gschnitten, 50g<br />
Karotten, dünn geschnitten, 50g Chinakohl o<strong>der</strong> (Weiss-) kohl, dünn geschnitten, 50g Soja-sprossen,<br />
2 EL Öl, 1 TL Sesamöl, 1/2 TL gehackter Knoblauch,<br />
Würze (vermischen): 1 TL helle Sojasoße, 1 EL vegetarische Austernsoße, 1/4 EL helle Sojasoße,<br />
1/2 TL Zucker, 1/8 TL Natriumglutamat, 1 Prise Pfeffer, 1/2 Tasse Wasser<br />
Verdickung (vermischen): 1 TL Maismehl, 1 TL Wasser<br />
Garnierung: gehackte Frühlingszwiebel und Chillies<br />
Methode:<br />
Die Nudeln im kochenden Wasser 30 bis 40 Sekunden kochen. Abtropfen, dann mit kaltem Wasser<br />
abschrecken. Gut abtropfen und zur Seite stellen. Öl und Sesamöl in einem Wok erhitzen, dann<br />
Knoblauch sautieren bis er duftet. Champignons und getrocknete Pilze hinzufügen. Karotten,<br />
Chinakohl und Sojasprossen dazugeben. Gut rühren und anbraten. Nudeln und Gewürze hinzufügen.<br />
Den Wok zudecken und 1-2 Minuten kochen lassen. Danach die Verdickung beifügen, gut rühren,<br />
anrichten und mit <strong>der</strong> Garnierung sofort servieren.<br />
Die Rezepte (vegetarische pfannengerührte Nudeln und gebratene Glasnudeln) sind entnommen aus: The Star Online,<br />
CyberKuali section (http://www.kuali.com/recipes/)<br />
Abkürzungen: EL = Esslöffel, TL = Teelöffel, ml = Milliliter, l = Liter, g = Gramm, kg = Kilogramm,<br />
° F = Fahrenheit, ° C = Celcius, cm = Zentimeter<br />
Carol Yong<br />
(Übersetzung vom Englischen: Anna Wieselthaler)
LITURGIE<br />
Einführung in die Liturgie<br />
"Lass <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>" - "<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>" - die <strong>Frauen</strong> aus<br />
Malaysia verbinden mit diesem Motto beides: Gott alles Unrecht zu klagen<br />
und seine <strong>Gerechtigkeit</strong> einzufor<strong>der</strong>n u n d die gegenseitige Ermutigung,<br />
Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen und für Gottes <strong>Gerechtigkeit</strong><br />
einzutreten.<br />
-28-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Frieden und Willkommen wünschen uns die Schwestern aus Malaysia zur<br />
Begrüßung. Die dazugehörige Geste zeigt gegenseitige Achtung und Respekt. All das ist<br />
grundlegend in einem Staat, in dem unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mit ihren verschiedenen<br />
Sprachen, Religionen und Kulturen zusammenleben. Staat, Religionen und Kirchen sind ständig<br />
herausgefor<strong>der</strong>t, alles zu tun, damit aus einem bloßen Nebeneinan<strong>der</strong> ein echtes Miteinan<strong>der</strong> wird.<br />
Die Begrüßung schließt mit <strong>der</strong> Hoffnung auf Gottes <strong>Gerechtigkeit</strong>, Liebe und Verlässlichkeit.<br />
Die Einladung zum Dank schlägt einen weiten Bogen vom Dank für Gottes Tun unter den Völkern<br />
über den Dank für die Möglichkeit, miteinan<strong>der</strong> Gottesdienst zu feiern und einan<strong>der</strong> beizustehen,<br />
über den Dank für die Menschen, die das Evangelium in ihr Land gebracht haben, bis hin zum Dank<br />
für die vielfältigen Gaben <strong>der</strong> Schöpfung.<br />
Der Ruf nach <strong>Gerechtigkeit</strong> verbindet sich für die malaysischen Christinnen mit <strong>der</strong> Frage: Sollen<br />
wir uns einmischen o<strong>der</strong> heraushalten, wo Unrecht geschieht? Ihre Antwort ist klar: Wir sind einan<strong>der</strong><br />
das christliche Zeugnis schuldig, unsere Stimme öffentlich zu erheben. In <strong>der</strong> Klage Habakuks über<br />
das Unrecht seiner Zeit und seiner Erfahrung, dass Gott das alles nicht zu kümmern scheint, können<br />
wir uns mit den <strong>Frauen</strong> aus Malaysia wie<strong>der</strong>finden. Es ist aber auch ihr und unser Trost, dass<br />
Habakuk im Hören auf Gott neues Vertrauen schöpft und er Gott mitten im Elend an sein Erbarmen<br />
erinnert.<br />
Hier hat nun das Schuldbekenntnis seinen Ort. Für Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit<br />
gegenüber dem Unrecht in ihrem Land und gegenüber <strong>der</strong> Verletzung <strong>der</strong> Menschenrechte bitten sie<br />
(und entsprechend auch wir) um Vergebung. Der Abschnitt schließt mit einem ermutigenden Wort<br />
Habakuks und einem bestärkenden Lied.<br />
Viermal erinnern wir uns dann an die Verheißung Jesu aus <strong>der</strong> Bergpredigt: "Selig, die hungern und<br />
dürsten...". Und wir hören das Gleichnis von <strong>der</strong> hartnäckigen Witwe als Ermutigung, uns mit<br />
Unrecht nicht abzufinden, son<strong>der</strong>n beharrlich für Verän<strong>der</strong>ung einzutreten. - Irene Fernandez aus<br />
Malaysia berichtet von ihrem langen, zähen Kampf um <strong>Gerechtigkeit</strong>. (An dieser Stelle wird Zeit<br />
gegeben - wir sollten sie nicht zu kurz ansetzen -, an Unrecht und Ungerechtigkeit in unserem<br />
eigenen Land zu denken - im Stillen für sich o<strong>der</strong> im Gespräch mit Nachbarinnen, wie es für jede und<br />
jeden passt).<br />
Zum Abschluss dieses Abschnitts sind wir zu einem Gebet von Alan Paton eingeladen, <strong>der</strong> in<br />
Südafrika den Mut gehabt hat, gegen das rassistische Apartheidsystem anzukämpfen.<br />
Dann sollen die Bibeltexte noch einmal zur Sprache kommen:<br />
als Meditation, Predigt o<strong>der</strong> Auslegung in einer an<strong>der</strong>en Form.<br />
Im Aufruf zur Kollekte wird das WGT-Motto konkret:<br />
Informiert beten und betend handeln.<br />
Die Anliegen <strong>der</strong> Fürbitten können wir gut auch als die unseren erkennen, ob es nun um die<br />
Regierungen geht, um die Opfer von Ausgrenzung und Unterdrückung, um Flüchtlinge und
-29-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Migrantinnen o<strong>der</strong> um die Kirchen. Wir schließen mit <strong>der</strong> Bitte: Lass uns <strong>Gerechtigkeit</strong> schauen und<br />
gib uns die Kraft, dafür zu kämpfen. (Es ist gut, dass auch Stille für eigene Anliegen vorgesehen ist).<br />
Nach dem Vater unser wird das Lied vorgeschlagen, das die Älteren unter uns seit den Zeiten M. L.<br />
Kings und später aus <strong>der</strong> Friedensbewegung kennen: "We Shall Overcome" - die Ermutigung, die<br />
Hoffnung und das Bemühen nicht aufzugeben, für ein Leben in <strong>Gerechtigkeit</strong>, Frieden, Wahrhaftigkeit<br />
und geschwisterlicher Gemeinschaft einzutreten.<br />
Nach <strong>der</strong> Bitte um Gottes Segen schließt die Liturgie wie jedes Jahr mit dem <strong>Weltgebetstag</strong>slied.<br />
Bibelarbeit zu Habakuk und Lk 18,1-8<br />
Die beiden Bibelstellen, die für den diesjährigen <strong>Weltgebetstag</strong><br />
ausgewählt wurden, haben ein gemeinsames Thema: Das Ringen<br />
um <strong>Gerechtigkeit</strong>. Sie können auch für uns heute Gedankenanstöße<br />
o<strong>der</strong> Reibungspunkte sein, um uns mit diesem Thema auseinan<strong>der</strong><br />
zu setzen. Denn Eines ist klar: Das Thema ist nicht nur in Malaysia<br />
heute so aktuell wie vor 2600 bzw. 2000 Jahren!<br />
Das Buch Habakuk<br />
Hintergrundwissen: Die Zeit des Propheten Habakuk<br />
Pfr. in Mag. a Ilse Beyer<br />
Bild: WGT Österreich<br />
Das Buch Habakuk dürfte ab 605 v. Christus entstanden sein. Für Juda und Jerusalem waren es<br />
damals turbulente Zeiten. Dieses kleine Land wurde immer wie<strong>der</strong> von verschiedenen<br />
Großmächten unterworfen, die im Land ihre Spuren hinterließen und mehr o<strong>der</strong> weniger starken<br />
Einfluss auf das gesellschaftliche, politische und religiöse Leben Judas ausübten. Waren es<br />
zunächst die Assyrer (z.T. mit Hilfe <strong>der</strong> Ägypter), denen Juda als Vasallenstaat zu<br />
Tributzahlungen verpflichtet war 5 , so kam in <strong>der</strong> Zeit des Propheten Habakuk eine an<strong>der</strong>e<br />
Großmacht auf: die Babylonier (=Chaldäer ). Unter den Assyrern war Joshia König in Juda, er<br />
war eine Art „Vorzeigekönig“. Nach seinem Tod wurde - unter den Babyloniern - sein Sohn<br />
Jojakim als (Vasallen-) König eingesetzt. Dieser dürfte jedoch ein harter, despotischer Herrscher<br />
gewesen sein. Seine Entscheidung, von Babylon abzufallen, führte für das Volk Juda 598/ 597<br />
v.Chr. zu einer Katastrophe: die Babylonier deportierten als Strafe große Teile <strong>der</strong><br />
gesellschaftlichen Oberschicht und des Adels nach Babylon, wo sie Jahrzehnte im Exil leben<br />
mussten. 6<br />
Zum Text:<br />
Im Buch Habakuk spiegeln sich die Ereignisse und Erfahrungen seiner Zeit wie<strong>der</strong>. Im ersten<br />
Kapitel bringt <strong>der</strong> Prophet das Unrecht, das er sieht, vor Gott und wartet auf dessen Antwort.<br />
Doch die Antwort Gottes, die Habakuk zunächst erfährt, ist für uns nur schwer zu verstehen,<br />
bzw. zu ertragen: Habakuk deutet das Kommen <strong>der</strong> Chaldäer (Babylonier) als Strafgericht<br />
5<br />
Vgl. DONNER, Herbert: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 2, S. 232-233<br />
(Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 1986)<br />
6<br />
Vgl. DONNER, Herbert: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen 2, S. 220 -290
-30-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Gottes für das in Juda begangene Unrecht! 7 Unheil o<strong>der</strong> Krankheit als Strafe Gottes zu deuten,<br />
das ist in <strong>der</strong> Bibel keine Seltenheit, und in bestimmten religiösen Kreisen geschieht das selbst<br />
heute noch. Es ist wohl <strong>der</strong> Versuch, wirklich ALLES, was in dieser Welt geschieht, auf Gott<br />
zurückzuführen und gleichzeitig dem Unrecht, Unheil und Leid in dieser Welt einen Sinn zu<br />
geben.<br />
Habakuk erlebt allerdings auch, mit welcher Gewalt die Babylonier das Land überrennen und<br />
selbst Gewalttaten verüben. Darum klagt er erneut vor Gott. Kann Gott wirklich zulassen, dass<br />
<strong>der</strong> Ungerechte den Gerechten verschlingt? (Hab 1,12-17)<br />
Wie<strong>der</strong> wartet <strong>der</strong> Prophet auf die Antwort Gottes, und in einer Vision erfährt er dann schließlich<br />
doch Tröstung: Die Verfolger und ihr Reich werden auf Dauer keinen Bestand haben. In den fünf<br />
„Wehrufen“ des zweiten Kapitels wird deutlich: Die Gewalt, die Plün<strong>der</strong>ungen und das Unrecht,<br />
das die Babylonier an<strong>der</strong>en antun, wird auf sie selbst zurückfallen! Habakuk soll alles<br />
aufschreiben, was er von Gott erfahren hat, und er soll darauf vertrauen, dass es wirklich<br />
geschieht , auch wenn es bis dahin noch einige Zeit dauern wird. Das dritte und letzte Kapitel<br />
des Buches Habakuk besteht aus einem großen Gebet des Propheten, das wohl auch im<br />
gottesdienstlichen Kontext verwendet wurde. In diesem Kapitel zeigt Habakuk auf, dass Gott<br />
eines Tages machtvoll in dieser Welt wirksam werden wird. In den letzten Versen des Buches<br />
(Hab 3, 17-19), die in die <strong>Weltgebetstag</strong>sliturgie aufgenommen wurden, wird deutlich, wie groß<br />
die Hoffnung des Volkes auf Gott ist, trotz des Unheils und <strong>der</strong> Ungerechtigkeit, die vom<br />
judäischen Volk ertragen werden müssen. „Der Feigenbaum blüht nicht, und in den Weinbergen<br />
gibt es keinen Ertrag, die Leistung des Ölbaums bleibt aus, und die Fel<strong>der</strong> bringen keine<br />
Nahrung. Die Schafe sind von <strong>der</strong> Herde getrennt, und in den Stallungen ist kein Vieh. Ich aber<br />
will frohlocken über den HERRN, will jubeln über den Gott meiner Rettung! Der HERR, <strong>der</strong> Herr<br />
ist meine Stärke, und er hat meine Füße gemacht wie die <strong>der</strong> Hirschkuh, und über meine Höhen<br />
lässt er mich schreiten.“<br />
Möglichkeiten zum Weiterarbeiten:<br />
- Der Prophet Habakuk sieht das Unrecht, das um ihn herum geschieht, und klagt es<br />
Gott. Welches Unrecht geschieht in unserer Zeit? Welche Klagen können wir vor Gott<br />
bringen? Mögliche kreative Umsetzung: Klagen auf Steine o<strong>der</strong> Pappkartons<br />
schreiben und eine „Klagemauer“ bauen.<br />
- Trotz allen Unrechts vertraut Habakuk darauf, dass Gott alles wie<strong>der</strong> zum Guten<br />
wenden und sein Volk retten wird. Können wir dieses Vertrauen teilen? Fällt uns das<br />
schwer? Mögliche kreative Umsetzung: Schreiben eines eigenen Vertrauenspsalms<br />
(kann auch in Kleingruppen geschehen). Sie können später an <strong>der</strong> „Klagemauer“<br />
befestigt werden.<br />
Das Gleichnis von <strong>der</strong> hartnäckigen Witwe (Lk 18,1-8)<br />
Hintergrundwissen zum Gleichnis:<br />
Das Gleichnis von <strong>der</strong> Witwe und dem Richter findet sich nur im Lukasevangelium. Das<br />
„Son<strong>der</strong>gut“ des Evangelisten zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die soziale Frage eine<br />
große Rolle spielt. 8 Sie steht auch in unserem Gleichnis im Hintergrund: Damals sorgten<br />
ausschließlich die Männer im arbeitsfähigen Alter für den Lebensunterhalt <strong>der</strong> Familie. Soziale<br />
Absicherungen und Pensionen gab es nicht. Witwen gehörten zu den Schwächsten <strong>der</strong><br />
Gesellschaft. Sie waren sozial nicht versorgt und ohne den Schutz ihres Mannes oft an<strong>der</strong>en<br />
7<br />
Vgl. RENDTORFF, Rolf: Theologie des Alten Testaments, Bd. 1, S. 278 (Neukirchener Verlagsgesellschaft:<br />
Neukirchen-Vluyn 1999/2001)<br />
8<br />
Vgl. SCHNELLE, Udo: Einleitung in das Neue Testament, S. 208-209 (Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht,<br />
1994)
-31-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Männern, die ihre Notlage ausnutzten, schutzlos ausgeliefert. Darum gibt es in <strong>der</strong> Bibel viele<br />
Vorschriften, die dem Schutz <strong>der</strong> Witwen (und Waisen) dienen sollten.<br />
Zum Text:<br />
Die Einleitung des Gleichnisses zeigt schon sehr deutlich, worauf es in diesem Gleichnis<br />
ankommt: auf die Hartnäckigkeit <strong>der</strong> bittenden Witwe. So, wie sie nicht aufgibt, den Richter um<br />
Recht und <strong>Gerechtigkeit</strong> anzurufen, so sollen auch wir Christen nicht aufhören, Gott im Gebet<br />
anzurufen. Und so wie die Witwe immer wie<strong>der</strong> mit ihren Klagen zum Richter kommt, so dürfen<br />
auch wir unsere Klagen vor Gott bringen, ja, wir dürfen ihn sogar anklagen – ein Gedanke, <strong>der</strong><br />
für die Menschen vieler Generationen völlig fremd war.<br />
Manche Theologen/Theologinnen stellen dagegen den ungerechten Richter in das Zentrum des<br />
Gleichnisses: Wenn schon ein ungerechter Richter die Witwe erhört und gerecht handelt, „um<br />
wie viel mehr“ 9 wird dies dann erst <strong>der</strong> gerechte Gott tun. Diese unterschiedliche Interpretation,<br />
bzw. Akzentsetzung zieht sich durch die gesamte theologische Literatur. Wenn man jedoch den<br />
einleitenden Satz ernst nimmt, wird deutlich, dass es im Gleichnis in erster Linie um die<br />
Hartnäckigkeit <strong>der</strong> Witwe geht, die uns als positives Beispiel für die Art unseres Betens vor<br />
Augen gestellt wird. Immer wie<strong>der</strong> kommt die Witwe zum Richter und for<strong>der</strong>t ihr Recht ein.<br />
Worum es dabei geht, erfahren wir nicht. Nach <strong>der</strong> Theologin Eta Linnemann dürfte es wohl<br />
eine Erbangelegenheit gewesen sein, da nur diese von einem Einzelrichter entschieden werden<br />
durfte. 10 Jedenfalls geht es für die Witwe wohl um ihre soziale Absicherung, um ihre Existenz.<br />
Sie geht zum Richter, damit er ihr Recht verschafft, so wie es seine Aufgabe ist. Sie weiß, dass<br />
sie im Recht ist, und auch <strong>der</strong> Richter scheint dies gar nicht in Zweifel zu ziehen, denn am Ende<br />
sagt er zu sich selbst, dass er <strong>der</strong> Witwe Recht verschaffen will. Aber bis es soweit ist, muss die<br />
Witwe immer und immer wie<strong>der</strong> ihr Recht einfor<strong>der</strong>n.<br />
Doch sie gibt nicht auf, mag es auch zunächst völlig hoffnungslos erscheinen, da <strong>der</strong> Richter<br />
we<strong>der</strong> die Menschen noch Gott fürchtet! Es ist die Hartnäckigkeit <strong>der</strong> Witwe, vielleicht auch das<br />
Überschreiten von gesellschaftlichen und rollentypischen Grenzen (öffentlicher Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />
Frau, Aggressivität, evtl. lautes Geschrei), die den Richter schließlich umstimmt, auch wenn es<br />
ihm dabei nicht um die Witwe, son<strong>der</strong>n nur um seine Ruhe und die Angst um sich selbst geht.<br />
Aber das spielt am Ende keine Rolle. Die Witwe erreicht ihr Ziel, sie erfährt <strong>Gerechtigkeit</strong> nach<br />
<strong>der</strong> Thora/dem Gesetz. 11<br />
Die letzten Sätze des Gleichnisses deuten darauf hin, dass die Christen <strong>der</strong> ersten Jahrzehnte in<br />
<strong>der</strong> Erwartung lebten, dass Jesus Christus bald auf die Erde zurückkehren würde, um sie zu<br />
richten und zur Vollendung zu führen (=sog. Naherwartung). Darum sollten die Menschen auch<br />
„allzeit beten und nicht darin nachlassen“, denn Gott wird ihnen „unverzüglich“ Recht<br />
verschaffen. Am Ende des Gleichnisses bleibt aber eine Frage offen: Wird <strong>der</strong> Menschensohn<br />
unter den Menschen einen Glauben antreffen, <strong>der</strong> so vertrauensvoll und hartnäckig ist, wie es<br />
die Witwe in ihrem Umgang mit dem Richter war?<br />
Möglichkeiten zum Weiterarbeiten:<br />
- Der Bibeltext wird gemeinsam gelesen. Anschließend kann die Szene mit biblischen<br />
Erzählfiguren nachgestellt werden. Folgende Fragen können helfen, die Figuren zu<br />
stellen: Wie geht die Witwe zum Richter? Wie steht sie vor ihm? Wie reagiert <strong>der</strong><br />
Richter? Wie reagiert die Witwe auf die Ablehnung? Was tut sie nach einem<br />
gescheiterten Versuch? Was verän<strong>der</strong>t sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit bei <strong>der</strong> Witwe, was<br />
verän<strong>der</strong>t sich beim Richter? Neben Witwe und Richter kann auch für alle<br />
Teilnehmenden eine Figur dazu gestellt werden: Wie hätten wir jeweils als<br />
Zuschauer/ Zuschauerinnen reagiert? (Statt <strong>der</strong> Erzählfiguren können die Szenen<br />
auch pantomimisch von den Teilnehmenden dargestellt o<strong>der</strong> die Fragen in einer<br />
„normalen“ Gesprächsrunde miteinan<strong>der</strong> besprochen werden.)<br />
9<br />
Vgl. SCHOTTROFF, Luise: Die Gleichnisse Jesu, S. 254, (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus GmbH, 2005)<br />
10 Nachdruck <strong>der</strong> 6.ergänzten<br />
Vgl. LINNEMANN, Eta: Gleichnisse Jesu, S. 118-119 (Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht<br />
Auflage<br />
1978<br />
11<br />
Vgl. SCHOTTROFF, Luise: Die Gleichnisse Jesu, S. 252-253
-32-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
- Im Gleichnis <strong>der</strong> Witwe geht es um eine einzelne Frau und das Unrecht, das sie ganz<br />
persönlich erleben musste. Kenne ich das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu<br />
sein? Wie bin ich damit umgegangen? Habe ich am Ende <strong>Gerechtigkeit</strong> erfahren?<br />
- Habakuk beklagt das Unrecht, das in <strong>der</strong> Gesellschaft geschieht. Die Witwe beklagt<br />
beim Richter das Unrecht, das sie am eigenen Leib erfahren hat. Ist unser Blick offen<br />
genug für das Unrecht, das an<strong>der</strong>en geschieht? Setzen wir uns genug für<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong> ein, o<strong>der</strong> bleibt unserer Blick an eigenen Unrechtserfahrungen hängen?<br />
Welche Menschen und Organisationen beeindrucken mich, weil sie sich für<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong> einsetzten?<br />
Predigtvorschlag<br />
Liebe <strong>Weltgebetstag</strong>sgemeinde,<br />
Dipl. theol. Sabine Clasani<br />
Pfarrerin <strong>der</strong> altkatholischen Heilandskirche Wien<br />
es gibt biblische Texte, denen nähere ich mich gern mit einer gewissen<br />
gesunden Frechheit. Wenn man es nicht übertreibt, dann kann das zusammen mit einer Prise<br />
Provokation eine neue Perspektive und damit Frische und Dynamik in altbekannte und oft gehörte<br />
Geschichten bringen.<br />
Aber es gibt auch an<strong>der</strong>e Texte. Die erfor<strong>der</strong>n viel Behutsamkeit und Demut, und Frechheit verbietet<br />
sich von selbst. Die Bibeltexte, die die <strong>Frauen</strong> aus Malaysia uns für den heutigen <strong>Weltgebetstag</strong><br />
mitgegeben haben, gehören für mich definitiv in die zweite Kategorie.<br />
„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ – Diesen eindringlichen Ruf <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus Malaysia verstehen wir<br />
wohl. Wir haben gehört, wie die <strong>Frauen</strong> dort gekämpft haben, um ein Stück <strong>Gerechtigkeit</strong> auf den<br />
Weg zu bringen. Und wenn wir Ohren haben zu hören und ein Herz um mitzufühlen, dann berührt<br />
uns ihr Aufruf zutiefst.<br />
„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ Ja, das wünschen wir uns alle. Manchmal wütend, manchmal<br />
verzweifelt, aber immer voll Sehnsucht. Denn Ungerechtigkeit gibt es nicht nur in Malaysia.<br />
Von <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> Tageszeitung am Morgen bis zu den Spätnachrichten im Fernsehen sind wir<br />
tagtäglich mit Unrecht und Ungerechtigkeit konfrontiert. In den großen, globalen Zusammenhängen,<br />
aber auch in unserem Alltag. Wenn wir einen Augenblick innehalten und nachdenken, dann fallen uns<br />
allen sicher unzählige Beispiele ein. Im Großen, wie im Kleinen.<br />
Und dennoch stehe ich hier vor Ihnen und ringe nach Worten, um dem Thema gerecht zu werden.<br />
Freilich wäre es ein Leichtes, eine flammende Rede zu halten wi<strong>der</strong> alles Unrecht dieser Welt. Die<br />
Reichen und Mächtigen anzuprangern und politische – vielleicht auch religiöse - Systeme<br />
verantwortlich zu machen dafür, dass es den vielen Armen und Machtlosen schlecht geht, das ist<br />
einfach und klingt gut in den Ohren vieler. Ein Leichtes wäre es natürlich auch, gleich ganz simple<br />
Lösungen mitzuliefern, etwa nach dem Motto: Kehren wir doch einfach die Verhältnisse um! Heißt es<br />
nicht in <strong>der</strong> Bibel „die Letzten werden die Ersten sein“?<br />
Wollte ich so mit dem Thema umspringen, ich würde es nach meinem Dafürhalten klar verfehlen!<br />
Ernsthaft über „<strong>Gerechtigkeit</strong>“ sprechen zu wollen, das lässt mich eigentlich verstummen.<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong> zu lassen, das gehört wohl zu den schwierigsten Aufgaben, vor die wir gestellt<br />
werden können. Denn es ist nun einmal so: Ungerechtigkeit setzt voraus, dass ein Ungleichgewicht<br />
besteht. Etwa, dass ein Mensch aus <strong>der</strong> Not eines an<strong>der</strong>en Profit schlägt und sich Vorteile verschafft,<br />
o<strong>der</strong> aus Gier – sei es nach Geld o<strong>der</strong> Macht – einer den an<strong>der</strong>en in Not und Unglück bringt o<strong>der</strong> ihn<br />
dort belässt, weil es den eigenen Interessen dient. Es scheint, als würde dieses Streben nach dem<br />
eigenen Vorteil, koste es was – und wen – es wolle, zu unserer menschlichen Natur gehören. Seit
-33-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Anbeginn <strong>der</strong> Zeiten, so scheint es, sind wir auf diesen Vorteil aus, <strong>der</strong> zwangsläufig immer für<br />
jemand an<strong>der</strong>s bedeutet, dass er o<strong>der</strong> sie im Nachteil sind. Ob wir die Welt als ungerecht empfinden,<br />
das hängt zumeist davon ab, auf welcher Seite wir stehen.<br />
Der Prophet Habakuk lebt in einer politisch schwierigen und sehr gewalttätigen Zeit. Er ist so<br />
betroffen über die Unterdrückung und das Unrecht um ihn herum, dass er, an<strong>der</strong>s als man es von<br />
einem Propheten gemeinhin erwartet, nicht zu den Menschen von Gott spricht, son<strong>der</strong>n viel mehr zu<br />
Gott über die Menschen. Ihn treibt dabei die Frage: Gott, wie kannst du nur zulassen was auf dieser –<br />
deiner – Welt geschieht und nicht eingreifen?<br />
Eine Frage, die auch heute vielen Menschen unter den Nägeln brennt. Wir stehen voll Entsetzen vor<br />
dem Unrecht allerorten, wir fühlen uns hilflos. Wenn Gott nicht hilft, wie sollen dann WIR es schaffen,<br />
aus dem Ungleichgewicht ein Gleichgewicht herzustellen? Wir sind doch nur so kleine Menschen und<br />
das Unrecht ist so groß und wenn wir ganz ehrlich sind, dann sind wir ja auch durchaus öfter einmal<br />
auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong>er, die im Vorteil sind und - vielleicht nicht die Verursacher - aber doch Nutznießer<br />
von Ungerechtigkeit; und dann ist sie plötzlich „relativ“ und wir befinden, dass man das von mehreren<br />
Seiten betrachten muss und eigentlich und überhaupt können wir doch gar nichts dafür usw, usf. Im<br />
Ausreden-Erfinden waren wir Menschen schon immer gut.<br />
Wer verzichtet schon gern auf seinen Vorteil? Und je größer, umfassen<strong>der</strong> und politisch wirksamer<br />
die Ungerechtigkeit ist, umso hilfloser fühlen wir uns. Was können wir schon ausrichten? „Die da<br />
oben“, die machen ja doch was sie wollen!<br />
Ist das so?<br />
Haben wir resigniert?<br />
Die Geschichte von <strong>der</strong> hartnäckigen Witwe gibt uns ein an<strong>der</strong>es Beispiel. Sie gibt nicht auf. Sie liegt<br />
dem skrupellosen und menschenverachtenden Richter solang in den Ohren, bis er es leid ist und ihr<br />
endlich Recht verschafft. Sie kämpft. Mit dem Mut <strong>der</strong> Verzweiflung und <strong>der</strong> Zuversicht, dass das<br />
Recht am Ende doch Sieger sein muss. Der Richter fürchtet, sie könne ihm „am Ende noch ins<br />
Gesicht schlagen“.<br />
Kann diese Frau, als Frau und als Witwe damals am aller untersten Ende <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
angesiedelt, ohne Lobby und mächtige Fürsprecher uns ein Beispiel sein?<br />
Können wir soviel Mut aufbringen? Denn es wäre wahrlich ein Schlag ins Gesicht <strong>der</strong> Herrn unserer<br />
Welt, die Gott nicht fürchten und vor keinem Menschen Achtung haben, wollten wir uns vor ihnen<br />
aufstellen und „<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ rufen, flüstern, schreien, immer wie<strong>der</strong>, bis ihnen die<br />
Ohren dröhnen und klingeln? Das Unrecht bekämpfen, hartnäckig und ausdauernd. Bis wir den<br />
Machthabern und Möchtegernherrschern, den Diktatoren und Profiteuren, den Kriegsgewinnlern und<br />
Spekulanten lästig sind und sie uns fürchten. Weil WIR vor ihnen keine Angst mehr haben, ihr Spiel<br />
nicht mehr mitmachen und einfach aussteigen aus dem Wettlauf um den größten Vorteil, den<br />
dicksten Profit, aus dem Kampf, <strong>der</strong> immer mehr Verlierer als Gewinner haben wird.<br />
<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>, um Gottes Willen. Denn Gottes Wille ist es zweifellos, dass alle<br />
Menschen aus seiner Fülle schöpfen können.<br />
Er hat sie allen zugedacht, und es wird kein Friede werden auf dieser Welt und zwischen uns<br />
Menschen, solang unser Streben und Trachten, unser ganzes Herz und all unser Sehnen sich nicht<br />
darauf richtet, dieser <strong>Gerechtigkeit</strong> bei uns Raum zu schaffen. Das wird uns alles abverlangen:<br />
Demut, Geduld, Hartnäckigkeit, Mut, große Liebe zu unseren Mitmenschen und allen Glauben und<br />
alle Zuversicht, die wir aufbringen können.<br />
„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“<br />
Ja, lasst es uns endlich und um Gottes Willen tun. Denn dann ist das Himmelreich wirklich nahe<br />
herbeigekommen!<br />
AMEN.<br />
Gertrude Rohrmoser<br />
Dieser Predigtvorschlag ist wirklich als „Vorschlag“ gedacht<br />
und kann ganz o<strong>der</strong> in Teilen übernommen werden.<br />
Die Autorin<br />
Bild: WGT Österreich
PROJEKTE WELTGEBETSTAG 2012<br />
...aus dem Schwerpunktland Malaysia:<br />
M a l a y s i a , Sabah: <strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk<br />
Protestantische Kirche in Sabah/über Mission 21<br />
-34-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Das Zentrum für <strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk <strong>der</strong> PCS (Protestantische Kirche in Sabah) liegt in<br />
Tinangol, im ländlichen Gebiet Sabahs (Borneo). Seit 1995 setzen sich seine MitarbeiterInnen für die<br />
Stärkung <strong>der</strong> sozialen und wirtschaftlichen Stellung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> ein. Sabah gilt als ärmster Gliedstaat<br />
Malaysias, wo große soziale Spannungen zwischen <strong>der</strong> chinesischen Bevölkerung in den Städten,<br />
den indigenen Einheimischen (mehrheitlich indigene Rungus) sowie den vom Staat privilegierten<br />
muslimischen Malaien herrschen. Vor allem junge Männer aus dem ländlichen Gebiet <strong>der</strong> PCS<br />
ziehen in die Städte, um das von <strong>der</strong> Landwirtschaft und Jagd<br />
nur unzureichend bestrittene Familienbudget aufzubessern.<br />
<strong>Frauen</strong> und Mädchen sind daher oftmals allein für die Haus- und<br />
Feldarbeit verantwortlich. Häusliche Gewalt, Diskriminierung und<br />
Gesundheitsprobleme gehören zu ihrem Alltag.<br />
Das Zentrum für <strong>Frauen</strong>arbeit und Kunsthandwerk hat ein<br />
Programm entwickelt, das den <strong>Frauen</strong> mit traditionellem<br />
Kunsthandwerk alternative Einkommensquellen aufzeigt. Erlernt<br />
werden kann das traditionelle Flechten und Sticken mit Bambus<br />
Foto: Mission 21 und Rattan, basierend auf dem traditionellen Wissen <strong>der</strong> Rungus. Pro Jahr<br />
werden 70 <strong>Frauen</strong> in diversen Kursen weitergebildet, die 2mal jährlich je 3<br />
Monate lang stattfinden. Neben den Kursen im Zentrum werden auch <strong>Frauen</strong>gruppen in sehr<br />
abgelegenen Dörfern in <strong>der</strong> Umgebung betreut. Nun soll das Zentrum zu einem Studien- und<br />
Beratungszentrum für <strong>Frauen</strong> erweitert werden, um <strong>der</strong> Sensibilisierungs- und Beratungsarbeit<br />
(Themen: Häusliche Gewalt, Rolle <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, Gesundheit) mehr Gewicht zu geben.<br />
Bislang konnten die ProduzentInnen ihre Produkte auf lokalen Märkten o<strong>der</strong> bei Festanlässen in<br />
Sabah verkaufen. Darüber hinaus kann das von den <strong>Frauen</strong> gefertigtes Kunsthandwerk (Tischsets,<br />
Taschen, Schmuck, etc.) über Netzwerke des Fairen Handels bezogen werden.<br />
För<strong>der</strong>summe: 5.770,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />
M a l a y s i a , Sabah: Solidarität gegen Gewalt an <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n<br />
<strong>Frauen</strong>kommission <strong>der</strong> Basel Christian Church of Malaysia – Bahasa Melayu (BCCM-<br />
BM), SAWO Sabah Women´s Action Resource Group/ über Mission 21<br />
Obwohl die malaysische Regierung die Problematik von<br />
Foto: Mission 21<br />
Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong> - insbeson<strong>der</strong>e<br />
häusliche Gewalt - in ihr Programm aufgenommen und<br />
bereits 1994 ein Gesetz zur Eindämmung häuslicher<br />
Gewalt verabschiedet hat, ist die Situation für betroffene<br />
<strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong> in Sabah, dem ärmsten Gliedstaat,<br />
sehr schwierig. Bis jetzt gibt es kein einziges<br />
professionell geführtes, von <strong>der</strong> Regierung unterstütztes<br />
<strong>Frauen</strong>haus. Insbeson<strong>der</strong>e im ländlichen Raum fehlt es<br />
an Informationen und Hilfestellungen für<br />
gewaltbetroffene <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>.<br />
In Zusammenarbeit mit einer etablierten Nichtregierungsorganisation (SAWO Sabah Women´s Action<br />
Resource Group) führt die <strong>Frauen</strong>kommission <strong>der</strong> BCCM-BM (Basel Christian Church of Malaysia -<br />
Bahasa Melayu, eine Partnerkirche von Mission 21), Sensibilisierungsworkshops in ländliche
-35-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Gemeinden durch für Pfarrpersonen, Kirchenpflegemitglie<strong>der</strong> und in <strong>der</strong> diakonischen Arbeit tätigen<br />
Freiwilligen. Themen sind Gen<strong>der</strong>-<strong>Gerechtigkeit</strong>, Menschen- und <strong>Frauen</strong>rechte, Ursachen und<br />
Formen von Gewalt sowie Hilfestellungen für Betroffene.<br />
Aufbauend auf diesen Workshops wird in jedem <strong>der</strong> 8 Kirchgemeindebezirke Sabah´s ein kleines,<br />
geschultes Team gebildet, das psychologische, seelsorgerische, rechtliche und medizinische<br />
Hilfestellung für Betroffene leistet und weitere Sensibilisierungs- und Schulungsworkshops in den<br />
Gemeinden durchführt. Insgesamt profitieren rund 30.000 Kirchenmitglie<strong>der</strong> von diesem Projekt.<br />
Beson<strong>der</strong>er Wert wird auf die Teilnahme von Gemeinde- und Bezirkspfarrern sowie von Ehepaaren<br />
gelegt.<br />
Ziel des Projektes ist eine Än<strong>der</strong>ung des Bewusstseins und des Verhaltens <strong>der</strong> Menschen in Sabah,<br />
sodass die zur traurigen Normalität gewordene Gewalt an <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>n zurück geht.<br />
För<strong>der</strong>summe: 5.390,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />
M a l a y s i a , Banting/ Kota Kinabalu: Schul- und Unterstützungsinitiativen für<br />
Kin<strong>der</strong><br />
Heilsarmee Malaysia/ über Heilsarmee Schweiz<br />
Dieses Projekt stellt das Recht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auf Schulbildung in den<br />
Mittelpunkt. In einem Umfeld von zunehmen<strong>der</strong> Verarmung,<br />
Analphabetismus, Gewalt und Abhängigkeiten bieten die<br />
Tagesbetreuungszentren <strong>der</strong> Heilsarmee Kin<strong>der</strong>n aus verarmten,<br />
bildungsfernen Schichten die Chance, diesen Teufelskreis zu<br />
durchbrechen. Viele Probleme entstehen dadurch, dass die Kin<strong>der</strong><br />
tagsüber sich selbst überlassen blieben, da viele <strong>Frauen</strong>- darunter<br />
auch viele Alleinerzieherinnen - das Familieneinkommen alleine<br />
bestreiten müssen.<br />
In Kota Kinabalu (Ostmalaysia) und Banting (Westmalaysia) geben<br />
Foto: Heilsarmee Malaysia<br />
MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Heilsarmee-Tageszentren 85 Kin<strong>der</strong>n zwischen 4<br />
und 12 Jahren Unterricht und unterstützen die SchülerInnen durch bedarfsorientierte Infrastruktur.<br />
Das Tagesbetreuungszentrum in Kota Kinabalu, <strong>der</strong> Hauptstadt Sabah´s, beherbergt 55 Kin<strong>der</strong> aus<br />
philippinischen und indonesischen MigrantInnenfamilien, die im Niedriglohnsektor legal o<strong>der</strong> illegal<br />
arbeiten. Aufgrund <strong>der</strong> malaysischen Gesetzeslage gelten diese Kin<strong>der</strong> als „illegal“ und haben folglich<br />
kein Recht auf den Besuch einer staatlichen Schule. Im Heilsarmee-Kin<strong>der</strong>betreuungszentrum in<br />
Banting verbringen 30 Kin<strong>der</strong> im Anschluss an den regulären Unterricht ihre Freizeit, essen zu Mittag<br />
und werden beim Lernen unterstützt.<br />
Projekt des Kin<strong>der</strong>weltgebetstags För<strong>der</strong>summe: 14.460,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />
…und weitere aktuelle Projekte aus aller Welt:<br />
Pakistan, Baghbanan: Ambulanz Shamshatoo – Gesundheit als Existenzgrundlage proLoka<br />
Eine Ambulanz in Baghbanan (vor den Toren des Flüchtlingslagers Shamshatoo) soll die notwendige<br />
grundlegende medizinische Versorgung <strong>der</strong> lokalen Bevölkerung (rund 250.000 Personen)<br />
gewährleisten. Neben <strong>der</strong> grundlegenden medizinischen Behandlung werden Impfkampagnen und<br />
Gesundheitsaufklärung in Schulen von dieser Ambulanz aus durchgeführt. Zielgruppen sind<br />
insbeson<strong>der</strong>e (stillende) Mütter und Kleinkin<strong>der</strong>.<br />
För<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012-2013
-36-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Kamerun, Kumbo: Ernährungs- und Hygieneseminare für Menschen mit HIV/AIDS<br />
Tertiarschwestern des Hl. Franziskus<br />
Hygiene und Ernährung sind wesentliche Punkte, die das Leben von Menschen mit HIV bzw. AIDS<br />
erleichtern können. Die Seminare <strong>der</strong> Tertiarschwestern informieren über Ansteckungsrisiken und wie<br />
man trotz <strong>der</strong> Infektion ein lebenswertes Leben führen kann. In 12 Dörfern wurden<br />
Unterstützungsgruppen gegründet, die in einem eintägigen Workshop eine Schulung erhalten und<br />
das erworbene Wissen weitergeben. Insgesamt werden 600 Personen erreicht.<br />
För<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012-2013<br />
Österreich, Innsbruck: Empowerment für Flüchtlingsfrauen<br />
Ankyra – Zentrum für interkulturelle Psychotherapie, Diakonie Flüchtlingsdienst<br />
Unterstützung von Flüchtlingen mit psychischen Störungen und in psychischen Krisensituationen<br />
durch Psychotherapie, psychologische, medizinische und psychiatrische Beratung. Zielgruppe:<br />
AsylwerberInnen, Traumatisierte und Folteropfer, Angehörige und professionelle UnterstützerInnen<br />
dieser Personengruppen.<br />
Durch die Methoden "Psychodrama" und die Selbstbehauptungsgruppe sollen sie darin unterstützt<br />
werden, ihre eigenen Ressourcen und Lebensenergien wie<strong>der</strong> aufzubauen.<br />
För<strong>der</strong>summe: 10.374,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />
Senegal, Enampore: Grossesses précoces – Jugendliche Mütter<br />
Evang. Pfarrgemeinde AB Linz Innere Stadt, Lore Beck<br />
Ziel des Projektes ist eine umfassende Unterstützung von min<strong>der</strong>jährigen Schwangeren und jungen<br />
Müttern in <strong>der</strong> Region Enampore (Südsenegal) im Umfeld <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Evang. Pfarrgemeinde AB Linz<br />
bereits geför<strong>der</strong>ten Schule. Die Mädchen und ihre Babies erhalten einerseits die dringend<br />
erfor<strong>der</strong>liche Medizinische Basisversorgung und Beratung zur Familienplanung, an<strong>der</strong>erseits wird<br />
gezielt mit den Herkunftsfamilien und den Schulen kooperiert, um Schulabbruch und Stigmatisierung<br />
zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
För<strong>der</strong>summe: 3.500,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2012<br />
Chile, Santiago de Chile: Ausbildung junger Multiplikatorinnen im Bereich sexuelle-reproduktive<br />
Rechte, Colectivo Con-Spirando/ über Christen für Chile<br />
Ziel des Projektes ist es, junge <strong>Frauen</strong> und Männer in den üblicherweise frauen- und<br />
jugenddiskriminierenden Diskurs über sexuelle und reproduktive Rechte mit einzubinden und dadurch<br />
ihre Stellung in <strong>der</strong> Gesellschaft zu stärken. Insgesamt werden 200 SchülerInnen und 100<br />
StudentInnen erreicht.<br />
För<strong>der</strong>summe: 25.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />
Chile, Groß-Santiago de Chile: Gemeinschaftszentren für die Zubereitung und den Verkauf<br />
von Hausmannskost; Taller de Acción Cultural (TAC)/ über Christen für Chile<br />
In den zwei Gemeinschaftszentren <strong>der</strong> Slums Santo Tomás und Villa San Gabriel erhalten 24<br />
<strong>Frauen</strong> einen lokalen, fair bezahlten Arbeitsplatz indem sie an die ArbeiterInnen <strong>der</strong> Umgebung<br />
selbst zubereitete Mahlzeiten verkaufen. Die Organisation TAC vermittelt 24 <strong>Frauen</strong> die dafür<br />
notwendigen Fertigkeiten und bietet kostenlose Kin<strong>der</strong>betreuung an.<br />
För<strong>der</strong>summe: 25.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />
Chile, Regionen Bío Bío, La Araucanía, Los Ríos: Kräuter- und Pilzesammlerinnen Taller de<br />
Acción Cultural (TAC)/ über Christen für Chile<br />
Da die Monokulturen großer Holzkonzerne die Lebensgrundlagen <strong>der</strong> Menschen bedrohen, entstand<br />
die Idee, die Tradition des Sammelns von Früchten, Kräutern und Pilzen wie<strong>der</strong> zu beleben. 60
-37-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
<strong>Frauen</strong> erhalten eine umfassende Beratung hinsichtlich <strong>der</strong> effizienten Nutzung von<br />
Trockenmaschinen und <strong>der</strong> Qualitätssteigerung, an<strong>der</strong>erseits eine grundlegende administrative<br />
Ausbildung. Die Produkte werden im In- und Ausland über Netzwerke des fairen Handels vermarktet.<br />
För<strong>der</strong>summe: 25.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />
Chile, Temuco, Region La Araucanía: Ganzheitliche Bildung für Mapuche <strong>Frauen</strong><br />
Evang.-method. Kirche Chile/ Obra Rural Nueva Imperia<br />
95% aller Mapuche-<strong>Frauen</strong> leben in extremer Armut. Beim täglichen Existenzkampf spielt die Frau<br />
die Schlüsselrolle, in dem sie Gemüse, Kleintieren und Webstoffen verkauft. Durch<br />
Bildungsangebote, Bereitstellung von Saatgut und Werkzeug sowie Vermarktungshilfe wird die<br />
Lebenssituation von insgesamt rund 750 Personen verbessert.<br />
För<strong>der</strong>summe: 30.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2013<br />
Palästina, Westbank: Fortbildung und Friedenserziehung<br />
Berliner Missionswerk/ Dr. Sumaya Farhat-Naser<br />
Stärkung und Befähigung von <strong>Frauen</strong> und Mädchen in <strong>der</strong> Westbank in gewaltfreier Kommunikation,<br />
Dialogfähigkeit, Problembewältigung sowie Bewusstseinsbildung für<br />
die soziale und wirtschaftliche <strong>Gerechtigkeit</strong> in Palästina.<br />
För<strong>der</strong>summe: 20.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2010-2012<br />
Ecuador, Cuenca: <strong>Frauen</strong>haus „María Amor“ Ausbildungs- u. Betreuungsprogramm Caritas<br />
Feldkirch<br />
Im <strong>Frauen</strong>haus werden ca. 100 <strong>Frauen</strong> und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> im Jahr betreut. Herzstück des<br />
Ausbildungsprogramms bilden die hauseigene Wäscherei und die Küche, die von den <strong>Frauen</strong><br />
autonom geführt werden. Mikrokredite erleichtern den <strong>Frauen</strong> den Schritt in die Selbständigkeit für<br />
die Zeit nach ihrem Aufenthalt im <strong>Frauen</strong>haus.<br />
För<strong>der</strong>summe: 10.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2012<br />
Makedonien, Strumica: Computer und Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />
Evang.- method. Kirche, Diakonisches Zentrum<br />
Diese Ausbildung in den grundlegenden EDV-Programmen soll 6 Jugendliche mit beson<strong>der</strong>en<br />
Bedürfnissen ermächtigen, selbstbestimmter zu leben. Unterrichtet wird von einem diplomierten<br />
Pädagogen und einem EDV-Fachmann in 2 wöchentlichen Unterrichtseinheiten.<br />
För<strong>der</strong>summe: 15.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011-2013<br />
Türkei, Dersim/Tunceli: Aufbau eines <strong>Frauen</strong>zentrums<br />
LeEZA (Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit)<br />
Das <strong>Frauen</strong>zentrum wurde von <strong>der</strong> ersten Bürgermeisterin <strong>der</strong> Türkei gegründet und soll eine<br />
Anlaufstelle sein für <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>, die psychosoziale, rechtliche o<strong>der</strong> sonstige Unterstützung<br />
brauchen. Die <strong>Frauen</strong> dieser kurdischen Stadt sehen sich nicht nur mit struktureller, politisch<br />
motivierter Gewalt konfrontiert, son<strong>der</strong>n leiden auch unter individueller Gewalt, die in <strong>der</strong> sehr<br />
patriarchalisch geprägten Gesellschaft tabuisiert wird.<br />
För<strong>der</strong>summe: 5.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2011<br />
Bolivien, Potosí: Umfassende Solidarität mit den Witwen des Cerro Rico<br />
Verein INTERSOL/ MUSOL<br />
Die Witwen <strong>der</strong> Bergbauarbeiter und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> leben am Silberberg in sozioökonomisch äußerst<br />
prekären Verhältnissen. Durch Rechtsberatung, För<strong>der</strong>ung von Einkommensschaffenden Tätigkeiten<br />
und medizinischer Betreuung unterstützt sie Intersol in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> lokalen Organisation<br />
MUSOL.<br />
För<strong>der</strong>summe: 24.000,- Euro, För<strong>der</strong>dauer: 2010-2012
-38-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
WGT-Tagung 2012 New York<br />
Der WGT ermöglicht einer Delegierten aus dem WGT-Partnerland Makedonien die Teilnahme an <strong>der</strong><br />
internationalen Tagung des <strong>Weltgebetstag</strong>s <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> 2012 in New York.<br />
För<strong>der</strong>summe: 1.500,- Euro<br />
Neues vom Haiti Projekt des <strong>Weltgebetstag</strong>s:<br />
Angesichts <strong>der</strong> schweren Erdbebenkatastrophe in Haiti vom Jänner 2010 war es zahlreichen<br />
Menschen in Österreichs Kirchengemeinden ein<br />
beson<strong>der</strong>es Anliegen, zusätzlich zur jährlichen<br />
<strong>Weltgebetstag</strong>s-Kollekte Geld für ein Projekt in Haiti zu<br />
sammeln: Insgesamt konnte <strong>der</strong> WGT 10.000,- Euro an<br />
das Primarschulprojekt <strong>der</strong> Heilsarmee Haiti überweisen.<br />
Dazu Effrant Nozelus Direktor <strong>der</strong> Schule Campêche<br />
(115 Schüler, im Süden Haitis):<br />
„Das Erdbeben vom vergangenen Jahr hat an unserer<br />
Schule einige Risse hinterlassen und das Gebäude<br />
muss deshalb teilweise renoviert werden. Auch viele<br />
Familien haben unter dem Erdbeben gelitten, viele<br />
Häuser wurden zerstört. Trotzdem konnten wir das<br />
Schuljahr erfolgreich abschließen. Wir danken Ihnen,<br />
dass Sie uns dabei unterstützen.“<br />
Heilsarmee Haiti<br />
Die Heilsarmee Haiti führt 48 Schulen, 18 davon werden von <strong>der</strong> Heilsarmee Schweiz, Österreich und<br />
Ungarn kofinanziert. Diese Schulen beherbergen insgesamt 3500 Kin<strong>der</strong> im Alter von 3 bis 12 Jahren<br />
und befinden sich überwiegend am Land. Alle Heilsarmee-Schulen bieten eine überdurchschnittlich<br />
hohe Qualität <strong>der</strong> Bildung und kommen für die Kosten <strong>der</strong> Lehrpersonen, Uniformmaterialien, Bücher<br />
sowie administrative und inhaltliche Beratungen auf.<br />
Das verheerende Erdbeben vom Jänner 2010 hat in Haiti zahlreiche Schulen des Landes verwüstet.<br />
Dies führte zu einem zusätzlichen Druck auf das bereits schwache Bildungssystem, denn bereits vor<br />
dem Erdbeben konnten etwa 1/3 <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Haitis keine Schule besuchen. Die Heilsarmee Schweiz<br />
finanziert die nötigen Reparaturen o<strong>der</strong>, wo nötig, den Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Heilsarmeeschulen.<br />
Für die Kin<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Schulbesuch etwas Wichtiges. Es gibt ihnen einen Rhythmus in ihren Alltag und<br />
sie freuen sich nicht nur am Lernen von Neuem, son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft mit ihren Schulkameraden und -kameradinnen. Auch die Eltern sind froh, ihre Kin<strong>der</strong> in<br />
den Heilsarmeeschulen in guten Händen zu wissen.<br />
Nachdem die Schulen nach dem Erdbeben im Jänner 2010 einige Wochen geschlossen blieben,<br />
konnte das Schuljahr 2010/11 wie<strong>der</strong> von den SchülerInnen erfolgreich abgeschlossen werden.<br />
Die Unterstützung des WGT fließt in die Reparaturarbeiten, die Instandhaltung und die<br />
LehrerInnenfortbildungen von 6 Primarschulen <strong>der</strong> Heilsarmee. An manchen Schulen wurden die<br />
Toilettenanlagen renoviert, an 2 Schulen die Bänke. Nach einem etwas verzögerten Start konnten die<br />
lokalen Baufirmen im August 2011 mit den Renovierungs- und Aufbauarbeiten beginnen. Eine große<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung stellen die durch die enorme (ausländische) Nachfrage gestiegenen Preise bei<br />
Baumaterialien, Baubeaufsichtigung, Bauarbeiten, Transport und Gehältern dar.<br />
MMag. a Anna Wieselthaler<br />
Projekreferentin<br />
Weiterführende Information zu unseren Projekten erhalten Sie unter: 01/406 78 70 o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> WGT-<br />
Homepage www.weltgebetstag.at/Projektinformationen
Aufbau eines neuen <strong>Frauen</strong>zentrums durch LeEZA<br />
im osttürkischen Dêrsim/Tunceli, unterstützt vom <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Frauen</strong><br />
Mary Kreutzer (LeEZA) befragte drei<br />
AkteurInnen aus <strong>der</strong> Region zur aktuellen<br />
Situation im Sommer 2011.<br />
-39-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Abkürzungen:<br />
Mary Kreutzer = MK, (rechts im Bild)<br />
Özlem Uç Çiçek = ÖUC,<br />
Kıymet Ceviz = KC; (links im Bild; auf <strong>der</strong> Rückreise von Dersim nach Diyarbakir)<br />
Ercan Ayboga = EA<br />
Özlem Uç Çiçek ist die Leiterin des neu gegründeten <strong>Frauen</strong>zentrums in Dêrsim.<br />
MK. - Erzählen Sie uns in einigen Sätzen was genau das <strong>Frauen</strong>zentrum in Dêrsim, das<br />
vom WGT und <strong>der</strong> Stadt Wien unterstützt wird, macht? Für wen ist es zugänglich?<br />
ÖUC - Das neue <strong>Frauen</strong>zentrum ist für alle <strong>Frauen</strong> und Mädchen in Dêrsim und Umgebung da, egal<br />
ob verheiratet, ledig, geschieden o<strong>der</strong> verwitwet. Wir bieten soziale, psychologische und rechtliche<br />
Beratung und Betreuung an. Das nehmen vor allem <strong>Frauen</strong> in Anspruch, die von psychischer,<br />
körperlicher, sozialer, kultureller und ökonomischer Gewalt betroffen sind. In unserem Zentrum<br />
arbeiten jetzt eine Psychologin, eine Soziologin, eine Krankenschwester und eine ehrenamtliche<br />
Anwältin. Bis jetzt haben bereits 80 <strong>Frauen</strong> unsere Beratung in Anspruch genommen. Weitere <strong>Frauen</strong><br />
konnten wir über öffentliche Informationsveranstaltungen zum Thema Gesellschaft und<br />
Geschlechterverhältnisse erreichen.<br />
MK - Von Dêrsim heißt es immer wie<strong>der</strong>, es sei beson<strong>der</strong>s mo<strong>der</strong>n, fortschrittlich in<br />
vielerlei Hinsicht. Was bedeutet das in Bezug auf die Situation von <strong>Frauen</strong> und Mädchen?<br />
ÖUC - Das patriachale System, das <strong>Frauen</strong> und Mädchen benachteiligt, ist in Dêrsim genauso<br />
präsent wie überall in <strong>der</strong> Türkei. Die Geschlechterverhältnisse im gesamten Land spiegeln sich also<br />
lei<strong>der</strong> auch in Dêrsim wi<strong>der</strong>. Jedoch würde ich einschränkend hinzufügen, dass durch die Dominanz<br />
des Alevismus in unserer Region das System von „berdel“, also <strong>der</strong> gleichzeitigen und<br />
wechselseitigen Verheiratung eines Sohnes und einer Tochter einer Familie mit dem Sohn und <strong>der</strong><br />
Tochter einer an<strong>der</strong>en Familie, weniger verbreitet ist wie an<strong>der</strong>swo. Auch an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong><br />
Zwangsverheiratung, u.a. Kin<strong>der</strong>ehen, wie auch Ehrenmorde und Polygamie kommen hier seltener<br />
vor als an<strong>der</strong>swo.<br />
MK - Und wie ist die wirtschaftliche Situation von <strong>Frauen</strong> in Dêrsim?<br />
ÖUC - Dêrsim hat eine beson<strong>der</strong>e Rolle für die Menschen in <strong>der</strong> Region: Durch Krieg und<br />
Vertreibung ist es ein, von Zwangswan<strong>der</strong>ung von den Dörfern in die Stadt geprägtes Gebiet. Die<br />
Auswirkungen sind für alle katastrophal, aber <strong>Frauen</strong> sind im höheren Maße davon betroffen. Sie<br />
wurden von eigenständigen ProduzentInnen zu abhängigen KonsumentInnen gemacht. Konkret heißt<br />
das: Arbeitslosigkeit, Armut, Integrationsprobleme im urbanen Umfeld, kulturelle Anomalität und<br />
Assimilation.<br />
MK - Könnten Sie uns die Fallgeschichte einer Ihrer Klientinnen aus dem <strong>Frauen</strong>zentrum<br />
schil<strong>der</strong>n?<br />
ÖUC - Frau E. war die allererste Klientin, die bei uns eine Psychotherapie in Anspruch nahm. Sie war<br />
32 Jahre jung und hatte zwei Kin<strong>der</strong>. Als sie uns aufsuchte, war es bereits fünf Jahre her, dass sie<br />
den Gewaltausbrüchen ihres Mannes entkommen konnte. Die sexualisierte Gewalt und die<br />
Misshandlungen führten damals zu ihrer Scheidung. Daraufhin wurde sie von den eigenen Eltern
-40-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
verstoßen. Neben ihrer Traumatisierung hatte sie zusätzlich mit enormen finanziellen Problemen zu<br />
kämpfen. Sie kam zu uns, als sie nicht mehr weiter wusste. Die Therapie half ihr neue Kraft zu<br />
schöpfen und Entscheidungen zu treffen. Sie besuchte dann eine Schule und machte den<br />
Führerschein. Zusätzlich begann sie selbstständig Kleidung am Bazar zu verkaufen, auf einem<br />
Standplatz, <strong>der</strong> ihr von <strong>der</strong> Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde.<br />
Vor einigen Monaten ereilte uns die Nachricht, dass eine Frau in Dêrsim ermordet wurde. Es war<br />
Frau E. Am Tatort fand man eine Polizeikappe. Wir machten daraufhin sofort eine Presseerklärung<br />
und for<strong>der</strong>ten die rasche Aufklärung <strong>der</strong> Tat. Doch <strong>der</strong> Staat unternimmt offensichtlich alles, um den<br />
Verantwortlichen zu schützen. Vor kurzem erfuhren wir, dass <strong>der</strong> Staatsanwalt beschloss, den Fall<br />
unter absoluter Geheimhaltung zu bearbeiten. Unserer Anwältin werden damit Informationen und<br />
Beweismittel vorenthalten.<br />
Kıymet Ceviz ist Vorstandsmitglied von LeEZA und ist in Dêrsim (Türkisch-Kurdistan) geboren. Sie<br />
arbeitet als diplomierte Sozialarbeiterin bei Sozial Global Beratungszentrum für ältere Migrantinnen<br />
und Migranten "Terra", sowie bei „Verein Wiener <strong>Frauen</strong>häuser" und bei <strong>der</strong> Caritas als<br />
Dolmetscherin (Kurdisch und Türkisch).<br />
MK - Dêrsim ist das kulturelle Zentrum <strong>der</strong> Zaza-sprachigen AlevitInnen. Hat die<br />
Liberalisierung <strong>der</strong> Sprachpolitik unter <strong>der</strong> AKP-Regierung positive Auswirkungen auf das Zaza in<br />
Dêrsim? Gibt es heute Schulunterricht in <strong>der</strong> Muttersprache?<br />
KC - In Dêrsim wird nicht nur Zaza son<strong>der</strong>n auch Kurmanci gesprochen. Die Mehrheit <strong>der</strong> Dêrsimer<br />
spricht Zaza. Von <strong>der</strong> sogenannten Liberalisierung spüren die Menschen we<strong>der</strong> in Dêrsim noch in<br />
den an<strong>der</strong>en kurdischen Gebieten etwas. Denn muttersprachlicher Unterricht ist nach wie vor strikt<br />
verboten. Menschen dürfen jetzt zwar ihre Muttersprache sprechen, aber in den Schulen darf diese<br />
nicht unterrichtet werden. Es können nur privat<br />
Kurse angeboten werden. Eine staatliche<br />
Unterstützung gibt es hierfür nicht. Buchstaben wie<br />
Q, W o<strong>der</strong> X sind immer noch tabu. Zwar ist es nun<br />
erlaubt, kurdische Namen zu verwenden, jedoch<br />
dürfen diese ausschließlich türkische Buchstaben<br />
enthalten, aber die klassischen kurdischen Namen<br />
enthalten oft Q,W o<strong>der</strong> X, und sind somit verboten.<br />
Die ursprünglichen Namen kurdischer Orte, welche<br />
türkisiert wurden, bestehen nach wie vor. Einige<br />
Dinge sind durch bloße Verordnungen „geregelt“,<br />
sodass die Justiz willkürlich vorgeht. Fakt ist, dass<br />
auch heute immer noch Menschen bestraft werden,<br />
Mitarbeiterinnen besuchen die <strong>Frauen</strong><br />
weil sie kurdisch sprechen o<strong>der</strong> schreiben. Verordnungen sind bekanntlich keine Rechte, die in <strong>der</strong><br />
Verfassung verankert sind. Nur Sprachkurse zuzulassen ist doch keine Liberalisierung!<br />
Verordnungen können je<strong>der</strong>zeit zurückgenommen werden und die Menschen können dann ihre<br />
Rechte nicht einklagen.<br />
MK - Mit <strong>der</strong> AKP regiert seit 2002 eine konservativ-sunnitische Partei. Welche Auswirkungen<br />
hat das auf die Situation <strong>der</strong> AlevitInnen in Dêrsim?<br />
KC - Es gibt in <strong>der</strong> Türkei ein „Diyanet İşleri Başkanlığı“ (Amt für Religionsangelegenheiten), das sich<br />
um die Angelegenheiten <strong>der</strong> SunnitInnen kümmert, aber nicht um jene <strong>der</strong> AlevitInnen. Diese<br />
Institution wird durch Steuergel<strong>der</strong> finanziert. Die AlevitInnen zahlen ganz normal ihre Steuern,<br />
profitieren aber nicht vom Diyanet wie die SunnitInnen. Es gibt also keine staatliche Institution, die<br />
sich um ihre Angelegenheiten kümmert. In <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Türkei wurden mehrmals Massaker an<br />
AlevitInnen verübt, bei denen Hun<strong>der</strong>te umgebracht wurden. So z.B. 1938 in Dêrsim, 1978 in<br />
Malatya, 1978 in Maraş, 1993 in Sivas und 1995 in einem Istanbuler Vorort. Der türkische Staat hat<br />
sich bis heute nicht entschuldigt. Von einer Verbesserung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Aleviten kann lei<strong>der</strong> nicht<br />
die Rede sein. Doch die AKP-Regierung hat seit 2002 bis heute sehr wohl Probleme <strong>der</strong> AlevitInnen
-41-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
und KurdInnen in <strong>der</strong> Türkei angesprochen, aber bis heute hat die gleiche Regierung diese Probleme<br />
nicht gelöst.<br />
Was die AKP-Regierung macht, ist eher Kosmetik.<br />
Ercan Ayboga ist Gründungsmitglied <strong>der</strong> “Initiative to Keep Hasankeyf Alive“, einer Vereinigung, die<br />
seit Januar 2006 gegen den Bau des Ilisu-Staudamms kämpft.<br />
MK - Welche Auswirkungen haben die Staudammbauten des GAP (das Südostanatolien-<br />
Projekt des türkischen Staates umfasst Dutzende Staudämme, Wasserkraftwerke und<br />
Bewässerungsanlagen) auf <strong>Frauen</strong> in Dêrsim und allen weiteren betroffenen Gebieten?<br />
EA - Gegenüber den Männern leiden <strong>Frauen</strong> viel stärker unter den Auswirkungen des GAP als<br />
Männer. Denn während die <strong>Frauen</strong> auf dem Land direkt im Produktionsprozess eingebunden sind,<br />
fallen sie in Städten in eine passive und Konsumsituation. In den Städten werden sie oft in ihren<br />
Vierteln faktisch eingesperrt. Es fehlt jegliches soziales<br />
Umfeld. Und die Kin<strong>der</strong> sind bis dahin unbekannten<br />
Gefahren ausgesetzt. Für junge (unverheiratete)<br />
<strong>Frauen</strong> in konservativen Strukturen könnten sie sich<br />
aber auch einige positive Entwicklungen ergeben, z.B.<br />
wenn sich für sie durch das Leben in <strong>der</strong> Stadt neue<br />
Jobmöglichkeiten ergeben. Hier sollte man unbedingt<br />
ansetzen und einkommens-generierende Projekte<br />
unterstützen.<br />
In <strong>der</strong> Türkei gibt es selten die Umsiedlung nach <strong>der</strong><br />
Regel ‚Land für Land’. Wenn die LandbewohnerInnen<br />
Entschädigungszahlungen bekommen, erhält in <strong>der</strong><br />
Regel <strong>der</strong> Mann das Geld und damit die Kontrolle über<br />
Mitarbeiterinnen besuchen die <strong>Frauen</strong><br />
die Ausgaben. Zwar ist die Lage <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> auch auf<br />
dem Land nicht rosig, aber in <strong>der</strong> Stadt verschlechtert<br />
sich diese in <strong>der</strong> Regel massiv.<br />
MK - Bedeutete <strong>der</strong> Rückzug Österreichs aus dem Ilisu-Staudammprojekt im Jahr 2009<br />
das Ende dieses Projekts?<br />
EA - Nein. Das Unternehmen Andritz ist immer noch involviert und zwar mit noch mehr Anteilen als<br />
vor 2009. Denn Andritz übernahm die Anteile des deutschen Unternehmens Züblin und des<br />
schweizer Unternehmens Alstom. Andritz wird immer dreister, denn sie behaupteten, dass die<br />
zwischen den Regierungen vereinbarten Auflagen umgesetzt werden. Das ist schlicht eine Lüge.<br />
MK - Die Österreichische Kontrollbank argumentierte ja bis kurz vor ihrem Ausstieg immer<br />
damit, dass ja sonst „<strong>der</strong> Chinese“ das Projekt bauen würde und dann viel weniger Rücksicht auf<br />
Ökologie und Menschenrechte nehmen würde, wie die guten Europäer. Baut nun tatsächlich „<strong>der</strong><br />
Chinese“ weiter?<br />
EA - Die ‚Chinesen’ sind nach dem Rückzug <strong>der</strong> europäischen Regierungen und Banken nicht<br />
gekommen. Hier hat wohl die chinesische Regierung abgewogen und sich aus einem konfliktreichen<br />
Projekt zurückgezogen. Also selbst ein Land wie China bewegt sich. Das liegt auch daran, dass wir<br />
sofort nach dem Rückzug <strong>der</strong> Europäer uns an China wandten und Öffentlichkeit schufen. Die<br />
ausgefallene Kreditfinanzierung kommt nun von den beiden privaten türkischen Banken Akbank und<br />
Garantibank. Heute werden die Auseinan<strong>der</strong>setzungen rund um den Ilisu-Staudamm ausschließlich<br />
in <strong>der</strong> Türkei ausgetragen. Wir werden jedenfalls nicht aufgeben, gegen dieses menschen- und<br />
umweltfeindliche Projekt zu mobilisieren.<br />
Mag. a Mary Kreutzer<br />
Fotos: LeEZA, Mary Kreutzer
Aus dem Vorstand<br />
-42-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Mit großer Freude begrüßen wir die Anglikanische Kirche in Österreich als neues Mitglied im<br />
<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> Österreich. Die Anglikanische Kirche ist bereits seit mehr als 25 Jahren<br />
Vollmitglied im Ökumenischen Rat <strong>der</strong> Kirchen in Österreich und die anglikanischen <strong>Frauen</strong> arbeiten<br />
seit vielen Jahren engagiert und aktiv im Ökumenischen Forum Christlicher <strong>Frauen</strong> und im<br />
<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> mit. So sind wir sehr dankbar, dass sie ihre Verbundenheit zum<br />
<strong>Weltgebetstag</strong> jetzt auch durch ihre Mitgliedschaft sichtbar gemacht haben und das ökumenische<br />
Spektrum im WGT-Vorstand bereichern.<br />
Die Delegierte <strong>der</strong> Anglikanischen Kirche im WGT-Vorstand ist Nicole Herdford-Scheiber. Wir<br />
freuen uns auf gute Zusammenarbeit und wünschen ihr viel Kraft und Gottes Segen für diese<br />
verantwortungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit.<br />
Lei<strong>der</strong> sind aber immer noch einige Stellen im Vorstand nicht besetzt.<br />
Wir suchen <strong>Frauen</strong> aus <strong>der</strong> Evangelischen Kirche H. B., Evangelisch-methodistischen Kirche,<br />
Armenisch-Apostolischen Kirche und von <strong>der</strong> Heilsarmee, die bereit sind im Vorstand mitzuarbeiten<br />
und uns bei <strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> vielseitigen Aufgaben unterstützen wollen.<br />
Es besteht auch die Möglichkeit, sich für einzelne konkrete Aufgaben kooptieren zu lassen.<br />
„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun – können das Gesicht <strong>der</strong><br />
Welt verän<strong>der</strong>n!“<br />
Für den Vorstand, Marianne Domby<br />
WELTGEBETSTAG SCHWEIZ – feierte 75. Geburtstag<br />
Ingrid Härle und Eva Schaffer waren dabei<br />
Am Sonntag, dem 21. August 2011 fand in <strong>der</strong> Pauluskirche (rechts) in<br />
Biel/Schweiz zum Thema "Weltweit mit <strong>Frauen</strong> unterwegs" ein<br />
Jubiläumsgottesdienst statt. Unter den Gästen waren auch zwei<br />
Österreicherinnen: Ingrid Härle und Eva Schaffer waren <strong>der</strong> Einladung<br />
gefolgt und hatten sich mit Glückwünschen, Gastgeschenken<br />
und Grüßen des Österreichischen Nationalkomitees im Gepäck auf<br />
den Weg nach Biel gemacht. Marianne Domby (MD) hat mit Eva<br />
Schaffer (ES), die zum 1. Mal an einer WGT-Veranstaltung im<br />
Ausland teilgenommen hat, folgendes Gespräch geführt:<br />
MD: Diese Jubiläumsfeier in <strong>der</strong> Schweiz war für dich eine ganz neue Erfahrung. Du<br />
konntest WGT-<strong>Frauen</strong> aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kennenlernen. Aus welchen Län<strong>der</strong>n waren Gäste da?<br />
ES: Heidi Wettstein, die Präsidentin des WGT in <strong>der</strong> Schweiz begrüßte Eileen King, die internationale<br />
Geschäftsführerin aus New York, Diane Harwood, ihre ehemalige Mitarbeiterin und die beiden<br />
Europa-Delegierten im Internationalen Komitee, Corinna Harbig (Slowenien) und Jean Hacket<br />
(England). Es waren auch Vertreterinnen <strong>der</strong> Nationalkomitees aus Ägypten, Deutschland,<br />
Frankreich, Italien und Serbien gekommen. Alle Gäste aus dem Ausland sind bereits am Samstag<br />
angereist und hatten die Möglichkeit, einan<strong>der</strong> kennenzulernen und sich darüber auszutauschen, wie<br />
<strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong> sich in den vergangenen 20 Jahren in ihren Län<strong>der</strong>n verän<strong>der</strong>t hat.<br />
MD: Aus persönlichen Erfahrungen weiß ich, wie bereichernd und informativ solche<br />
Begegnungen sein können. Gab es ein Thema, das alle Nationalkomitees beschäftigt?<br />
ES: In allen Län<strong>der</strong>n, die dort vertreten waren, sind Bemühungen um den „Nachwuchs“ und die<br />
„Verjüngung <strong>der</strong> Komitees“ wichtige Themen im Hinblick auf die Zukunft des WGT. Es wurde betont,<br />
dass Feste immer auch eine Möglichkeit sind, den Austausch zu intensivieren und sich zu vernetzen.<br />
Durch persönliche Kontakte kann die Begeisterung für den WGT Kreise ziehen und hoffentlich in<br />
Zukunft auch mehr jüngere <strong>Frauen</strong> erreichen.
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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
MD: Der <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> kommenden Jahre wirft seine Schatten schon voraus. Du hast<br />
erwähnt, dass auch <strong>Frauen</strong> aus Frankreich und Ägypten in Biel waren. Gibt es bereits Informationen<br />
über den Verlauf <strong>der</strong> Vorbereitungen in diesen Län<strong>der</strong>n?<br />
ES: Die Schwestern aus Frankreich sind schon intensiv mit <strong>der</strong> Liturgie für 2013 beschäftigt. Die<br />
Liturgie zu dem Thema „I Was a Stranger and You Welcomed Me“ ist eigentlich schon fast fertig und<br />
die Verfasserinnen sind jetzt dabei, sie nach fast zweijähriger Arbeit „loszulassen“. Auch die<br />
Ägypterinnen haben bereits mit dem Schreiben <strong>der</strong> Liturgie für 2014 begonnen. Diese steht unter<br />
dem Thema „Streams in the Desert“.<br />
MD: Ihr seid nicht nur zum Arbeiten in die Schweiz gefahren. Was war für Dich <strong>der</strong><br />
Höhepunkt <strong>der</strong> Geburtstagsfeier?<br />
ES: Das war zweifelsohne <strong>der</strong> Festgottesdienst, am Sonntag, dem 21.August in <strong>der</strong> Pauluskirche.<br />
Schon bei <strong>der</strong> beeindruckenden Begrüßung in 5 Sprachen, wurde die internationale Dimension<br />
spürbar und hörbar. Diese zog sich dann auch durch den gesamten Gottesdienst, bis hin zu dem<br />
Vaterunser, das jede in ihrer eigenen Muttersprache gebetet hat. Sehr bewegend war auch das<br />
WGT–Lied, das zum Abschluss aus ca. 200 Kehlen den Kirchenraum erfüllte.<br />
Bei dem anschließenden Festakt führte auf sehr kreative Weise Clownin Julie durch das Programm.<br />
Wir wurden im Wechsel, kulinarisch und kulturell verwöhnt.<br />
Das Festwochenende wurde dann am Montag noch mit einer Schiffrundfahrt auf dem Bieler See<br />
abgerundet.<br />
MD: Was hast Du von diesem „kleinen internationalen Treffen“ für Dich persönlich,<br />
mitgenommen?<br />
ES: Es waren für mich so erfüllte und bereichernde Tage, die ich mit Worten gar nicht beschreiben<br />
kann. Das muss man erlebt haben!<br />
Diese Erlebnisse sind eine Kraftquelle, aus <strong>der</strong> ich in den nächsten Wochen und Monaten schöpfen<br />
werde, wenn wir auch in Österreich demnächst einen runden WGT-Geburtstag feiern.<br />
Der WGT setzt Zeichen <strong>der</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>:<br />
• In Malaysia: Eilaktion für Meinungsfreiheit<br />
Foto: mit freundlicher Genehmigung WGT Schweiz<br />
Seit <strong>der</strong> Unabhängigkeit 1957 wird Malaysia`s Regierung vom Parteienbündnis Nationale Front<br />
(Barisan Nasional BN) gestellt, angeführt von <strong>der</strong> nationalkonservativen Partei United Malays<br />
National Organisation (kurz UMNO, auf Malaysisch Pertubuhan Kebangsaan Melayu Bersatu) von<br />
Premier Najib Razak. Aufgrund des allgemeinen politischen Klimas, geprägt von Intransparenz,<br />
Korruption und einseitiger medialer Berichterstattung, konnte die BN mit Ausnahme <strong>der</strong> Wahlen von<br />
1969 und 2008 stets die Zweidrittelmehrheit erreichen.<br />
Anwar Ibrahim, Anführer des heterogenen Oppositionsbündnisses (bestehend aus <strong>der</strong> säkularliberalen<br />
Demokratische Aktionspartei (DAP) und Keadilan Rakyat (PKR) sowie <strong>der</strong> Islamischen<br />
Partei PAS)), gilt als Hoffnungsträger für einen politischen Wandel. Ihm drohen aber aufgrund<br />
„homosexueller Aktivitäten“ mehrere Jahre Haft.<br />
Im Vorfeld <strong>der</strong> für 2012 angesetzten Wahlen erstarkte Bersih 2.0, ein Bündnis von 62<br />
Nichtregierungsorganisationen, das sich für freie und faire Wahlen einsetzt.<br />
Am 9. Juli fand in Kuala Lumpur die „Bersih 2.0 Rally“ statt. Zentrale For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> friedlichen<br />
Demonstration war u.a. eine Säuberung des Wahlregisters, Reform <strong>der</strong> Briefwahl und Benutzung<br />
dokumentechter Tinte. Insgesamt nahmen rund 4000 Menschen teil, in Malaysia und 37 an<strong>der</strong>en<br />
Orten <strong>der</strong> Welt, wo sich ExilmalaysierInnen mit den For<strong>der</strong>ungen ihrer Landsleute solidarisierten.<br />
Bereits im Vorfeld <strong>der</strong> Demonstration verhaftete die Polizei 179 <strong>der</strong> teilnehmenden AktivistInnen o<strong>der</strong><br />
hielt sie für Befragungen fest. In einigen Fällen wurde dabei die „Ausnahme Verordnung“ wirksam,<br />
die bewirkt, dass verdächtige Personen ohne Gerichtsverfahren unbegrenzt festgehalten werden<br />
können.
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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Der WGT beteiligte sich an einer Eilaktion <strong>der</strong> malaysischen Menschenrechtsorganisation SUARAM,<br />
um gegen die Einschüchterungsversuche <strong>der</strong> Regierung zu protestieren und die Respektierung <strong>der</strong><br />
Meinungsfreiheit <strong>der</strong> MalaysierInnen einzufor<strong>der</strong>n.<br />
• In Chile: Petition für die Rechte <strong>der</strong> Mapuche<br />
Am Mittwoch, den 2.März 2011 übergaben VertreterInnen von vier zivilgesellschaftlichten<br />
Organisationen dem chilenischen Botschafter in Wien, Alfredo Labbé Villa, eine Petition zum Thema<br />
<strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Mapuche. In ihrem Schreiben zeigten <strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, Christen für<br />
Chile, <strong>der</strong> Internationale Versöhnungsbund und die Dreikönigsaktion <strong>der</strong> katholischen Jungschar die<br />
schwierige Situation des indigenen Volkes <strong>der</strong> Mapuche auf und for<strong>der</strong>ten von Präsident Rafael<br />
Piñera die Abschaffung des umstrittenen Anti-Terror-Gesetzes.<br />
Hintergrund <strong>der</strong> Aktion ist <strong>der</strong> Kampf <strong>der</strong> Mapuche um ihr Land. Nationale und internationale<br />
Konzerne vertreiben die größte indigene Gruppe Chiles (1 Million, das entspricht 6% <strong>der</strong><br />
Bevölkerung) von ihrem angestammten Territorium o<strong>der</strong> verschmutzen mit ihren Abwässern die<br />
Flüsse und entziehen ihnen so ihre Lebensgrundlage. In den letzten Jahren nahm <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />
Mapuche massiv zu, was die Regierung mit harter Repression beantwortet. So erlaubt u.a. das Anti-<br />
Terror-Gesetz, das noch aus <strong>der</strong> Zeit des Diktators Pinochet stammt, unverhältnismäßig lange<br />
Haftstrafen und Aussagen anonymer ZeugInnen. Aus Protest gegen das Gesetz gingen im Juli 2010<br />
34 Mapuche-Gefangene in Hungerstreik.<br />
Die VertreterInnen <strong>der</strong> 4 Organisationen wiesen darauf hin, dass die Respektierung <strong>der</strong><br />
Menschenrechte keine „Privatangelegenheit“ einzelner Staaten sein dürfe, son<strong>der</strong>n dass es laut UNO<br />
jedes Menschen Recht und Pflicht sei, sich für die Einhaltung <strong>der</strong> Menschenrechte einzusetzen.<br />
• In Kamerun: WGT-Postkartenaktion<br />
Eine gemeinsame Postkartenaktion mit FIAN 12 widmete sich dem Menschenrecht auf Nahrung <strong>der</strong><br />
bäuerlichen Landbevölkerung in Kamerun. Die Ausbreitung <strong>der</strong> Plantagenwirtschaft vereinnahmt dort<br />
viele tausend Hektar Land, Regenwäl<strong>der</strong> werden unwie<strong>der</strong>bringlich zerstört und das Menschenrecht<br />
auf Nahrung <strong>der</strong> Kleinbauern und -bäuerinnen wird nicht respektiert.<br />
Mit über 18.000 Unterschriften unterstützten Menschen in Österreich und Deutschland die<br />
For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betroffenen nach Zugang zu Land und zeigten den Verantwortlichen, dass eine<br />
internationale Öffentlichkeit auf die Situation aufmerksam geworden ist. Im Oktober 2010 wurden die<br />
Petition und Kopien <strong>der</strong> 1.649 österreichischen Unterschriften <strong>der</strong> Honorarkonsulin für Kamerun in<br />
Österreich, Mag. a Gertrud Tauchhammer, überreicht. Die Postkarten, Unterschriftenlisten und die<br />
Petition wurden im November 2010 direkt an MitarbeiterInnen des Premierministers von<br />
VertreterInnen <strong>der</strong> FIAN-Partnerorganisation COMINSUD und Catherine Chofor, <strong>der</strong> kamerunischen<br />
Koordinatorin für den <strong>Weltgebetstag</strong>, übergeben. Die weltweite Unterstützung hatte auch Erfolg:<br />
Inzwischen gibt es in Kamerun ein Netzwerk, das eine nationale Kampagne für das Recht auf<br />
Nahrung ins Leben gerufen hat.<br />
• In Papua Neuguinea: WGT-Unterschriftenaktion<br />
Am 15. Juli 2009 wurden bei einem gemeinsamen Termin von FIAN und dem <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Frauen</strong> im Finanzministerium die Postkarten und Unterschriftenlisten zum Weltbank-finanzierten<br />
Palmölprojekt in Papua-Neuguinea übergeben. In Vertretung des Finanzministers nahm Frau<br />
Dr. Edith Frauwallner die knapp 1000 Unterschriften entgegen und sagte die Unterstützung ihrer<br />
Abteilung zu.<br />
Im Rahmen des <strong>Weltgebetstag</strong>s <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> 2009 wurde die Postkarten- und Unterschriftenaktion zur<br />
Palmölproduktion in Papua Neuguinea gestartet. Palmöl wird vielfach für die Herstellung von<br />
Agrartreibstoffen verwendet, ohne auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen <strong>der</strong> monokulturellen<br />
Ölpalmplantagen auf die dortige Bevölkerung aufmerksam zu machen.<br />
Der exportorientierte Anbau von Ölpalmen wird durch die Nachfrage nach billigen Rohstoffen für die<br />
Agrartreibstoffproduktion auf den internationalen Märkten zunehmend forciert und die betroffenen<br />
Menschen ihrer natürlichen Lebens- und Nahrungsgrundlage beraubt. Die Weltbank als eine <strong>der</strong><br />
12 FIAN, das Food First Informations- und Aktions-Netzwerk, wurde 1986 gegründet und kämpft mittlerweile in 60 Län<strong>der</strong>n für<br />
die Verwirklichung des Menschenrechts auf Nahrung. In 18 Län<strong>der</strong>n bestehen nationale Vertretungen. Weltweit unterstützt<br />
FIAN Opfer von Verletzungen des Rechts auf Nahrung bei <strong>der</strong> Verteidigung ihrer Rechte. Bei den Vereinten Nationen hat FIAN<br />
Beraterstatus. www.fian.at
Materialverkauf/<br />
Sonstige<br />
20.000,00<br />
Kollekte<br />
182.000,00<br />
-45-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
wichtigsten internationalen Geberinstitutionen für Län<strong>der</strong> des Südens unterstützt diese Großprojekte<br />
internationaler Konzerne, ohne die Bevölkerung in die Planung einzubeziehen.<br />
Viele haben sich an <strong>der</strong> Aktion beteiligt, haben die Postkarten und Unterschriftenlisten unterzeichnet<br />
und somit ihre Solidarität mit den Menschen vor Ort bekundet. Durch diese zahlreiche Unterstützung<br />
konnten <strong>der</strong> <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> und FIAN den Druck auf die österreichische Vertretung und<br />
die internationale Staatengemeinschaft erhöhen und die Einhaltung fundamentaler Menschenrechte<br />
im Rahmen von Weltbankprojekten einfor<strong>der</strong>n.<br />
RÜCKBLICK WELTGEBETSTAG 2011<br />
Leistungen f. Assistenz<br />
und Projektarbeit /<br />
Administration;<br />
41.500,00<br />
Material/Öffentlichkeitsarbeit<br />
19.000,00<br />
Internat. Beiträge;<br />
9.500,00<br />
Projekte; 132.000,00<br />
MMag. a Anna Wieselthaler<br />
Der herausfor<strong>der</strong>nden Frage <strong>der</strong> ökumenischen <strong>Frauen</strong> aus Chile: „Wie viele Brote hast du?“,<br />
haben sich ca 18.000 <strong>Frauen</strong>, Männer und Kin<strong>der</strong>, an rund 410 Gottesdienstorten in Österreich<br />
gestellt. Sie haben sich an vergessene und versteckte Gaben und Fähigkeiten erinnert und<br />
festgestellt: Jede/Je<strong>der</strong> hat etwas zum Geben, zum Teilen und Jede/Je<strong>der</strong> kann etwas empfangen.<br />
Die Balance von Geben und Empfangen, durch und in dieser Liturgie ließ die gemeinsame Feier<br />
wie<strong>der</strong> einmal zu „einer <strong>der</strong> schönsten Feiern werden, die wir je hatten…“<br />
17 vielfältige Projekte konnten mit den Kollektengel<strong>der</strong>n unterstützt werden.<br />
Finanzieller Überblick:<br />
Einnahmen<br />
Ausgaben<br />
Die unentgeltliche umfangreiche Leistung von vielen MitarbeiterInnen ist ein<br />
wesentlicher Beitrag zur finanziellen Entlastung <strong>der</strong> Aufwendungen zugunsten <strong>der</strong><br />
Projektfinanzierung. Ein herzliches Danke, auch im Namen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, denen <strong>der</strong><br />
WGT eine neue Lebensperspektive eröffnet hat.<br />
Die Steuerberaterin Mag. a Veronika Auer prüft die jährliche Geschäftsgebarung des<br />
WGT und die ordnungsgemäße Verwendung <strong>der</strong> Spendengel<strong>der</strong> entsprechend den<br />
Kriterien des österreichischen Spendengütesiegels.<br />
Nähere Informationen<br />
erhalten Sie im Jahresbericht<br />
2011 auf<br />
www.weltgebetstag.at/<br />
berichte.<br />
o<strong>der</strong> in unserer Ge-<br />
schäftsstelle unter<br />
01/4067870
PRESSETEXT<br />
-46-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Am ersten Freitag im März feiern Christinnen und Christen in über 170 Län<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Erde den <strong>Weltgebetstag</strong> (WGT) <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. Der WGT ist eine weltweite<br />
ökumenische Basisbewegung, die seit mehr als 100 Jahren durch „Informiertes<br />
Beten und Betendes Handeln“ Zeichen <strong>der</strong> Solidarität setzen und Not lin<strong>der</strong>n<br />
möchte. In Österreich wurde er erstmals vor 60 Jahren – 1952 – an zwei Orten<br />
ökumenisch gefeiert. Heute ist er bereits in mehr als 400 Orten ein fixer<br />
Bestandteil des pfarrkirchlichen Lebens.<br />
<strong>Frauen</strong> aus Malaysia haben das Thema für 2012 aufbereitet – „<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>“ – und<br />
laden ein, am 2. März 2012 in ökumenischer Verbundenheit Gottesdienste zu feiern und für<br />
<strong>Gerechtigkeit</strong> und Frieden einzustehen. Sie beschreiben in „ihrer“ Liturgie die Schönheit und den<br />
Reichtum ihres Landes, aber sie benennen auch ihre Sorgen und Nöte, die Probleme und<br />
Missstände und sie ermutigen dazu, eine klare unmissverständliche Haltung einzunehmen, wenn es<br />
darum geht ungerechte Situationen beim Namen zu nennen.<br />
Malaysia, das aus zwei Landesteilen besteht, die durch das Südchinesische Meer voneinan<strong>der</strong><br />
getrennt sind, zeichnet sich durch ethnische und religiöse Vielfalt aus: hier leben Menschen<br />
malaysischer, chinesischer und indischer Herkunft und Nachkommen indigener Völker. Damit das<br />
Zusammenleben trotz aller Unterschiedlichkeiten gelingen kann, müssen die Menschen sich immer<br />
wie<strong>der</strong> „darin üben, einan<strong>der</strong> zu tolerieren, zu verstehen und zu akzeptieren“. Das ist bekanntlich kein<br />
leichter Weg, aber Beispiele aus <strong>der</strong> Geschichte und aus biblischen Texten sind den malaysischen<br />
<strong>Frauen</strong> leuchtende Vorbil<strong>der</strong> und sie wollen auch uns ermutigen, für Verän<strong>der</strong>ungen einzutreten, dort<br />
wo wir Ungerechtigkeit wahrnehmen.<br />
So wollen wir diese malaysische Liturgie dankbar annehmen und achtsam damit umgehen, wenn wir<br />
sie in unseren Gottesdiensten einsetzen. Die Gottesdienste werden von <strong>Frauen</strong> vorbereitet und<br />
gestaltet. Selbstverständlich sind aber alle herzlich eingeladen, mitzufeiern: Kin<strong>der</strong>, <strong>Frauen</strong> und<br />
Männer. Die Orte, Uhrzeiten und weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage:<br />
www.weltgebetstag.at<br />
Marianne Domby<br />
Dorli Gienger<br />
ist am 17. August 2011 im<br />
88. Lebensjahr zu unserem<br />
himmlischen Vater<br />
heimgegangen.<br />
Ein reiches und für viele<br />
bereicherndes Leben ist<br />
damit zu Ende gegangen.<br />
Wir werden sie stets in<br />
dankbarer Erinnerung<br />
bewahren.<br />
Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie viel<br />
die Evangelische <strong>Frauen</strong>arbeit und <strong>der</strong><br />
<strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in Österreich Dorli<br />
Gienger zu verdanken haben.<br />
Die Begleitung und Stärkung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in<br />
nahezu allen Bereichen des Lebens waren<br />
ihr immer ein großes Anliegen. Dafür hat sie<br />
sich auf eine Art und Weise eingesetzt, wie<br />
man sie heute kaum noch findet: sie hat<br />
einen großen Teil ihrer Kraft und<br />
Lebensenergie dahinein gegeben.<br />
Durch ihr engagiertes und segensreiches Wirken hat Dorli Gienger auch den <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in<br />
Österreich mitgestaltet und nachhaltig geprägt. Ganz beson<strong>der</strong>s in seinen Anfängen, hat sie wesentlich<br />
dazu beigetragen, dass dieser im ganzen Land bekannt und ökumenisch gefeiert wurde.<br />
Als ich 1993 ihre Nachfolge als Geschäftsführerin <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Frauen</strong>arbeit in Kärnten antreten<br />
durfte, fand ich ein wohl bestelltes Arbeitsfeld vor und durfte persönlich erleben, wie ansteckend Dorlis<br />
Fröhlichkeit und ihr Humor, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihr Mitgefühl waren.<br />
Wir danken Gott für alles Gute und Schöne, dass wir durch Dorli Gienger erfahren durften.<br />
Für den <strong>Weltgebetstag</strong> <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> in Österreich, Marianne Domby<br />
Hinweis <strong>der</strong> Redaktion: Aufgrund verschiedener Quellen kommt es zu unterschiedlichen<br />
Schreibweisen beim Wort: „malayisch“.
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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
KOLLEKTENBESTÄTIGUNG(KB) 2012<br />
(Original für Österreichisches Nationalkomitee)<br />
Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend<br />
notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die<br />
Geschäftsstelle zu retournieren.<br />
Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei<br />
(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang<br />
muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!<br />
Bitte an WGT Otto-Mauer-Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien, senden.<br />
Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................<br />
Adresse <strong>der</strong> Gemeinde: Name:.............................................................<br />
Strasse: .........................................................<br />
PLZ/Ort: .........................................................<br />
Unterschrift 1: ............................................Unterschrift 2: ……………………………<br />
Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das<br />
Raiffeisenlandesbank Wien-NÖ -Konto 7.474.448 BLZ 32000 lautend auf<br />
<strong>Weltgebetstag</strong> in Österreich. IBAN: AT 63 3200 0000 0747 4448, BIC: RLNWATWW<br />
Bitte beachten: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort <strong>der</strong><br />
Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist!<br />
............................................................................................................................................<br />
KOLLEKTENBESTÄTIGUNG(KB) 2012<br />
(Kopie für Ihre Unterlagen)<br />
Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend<br />
notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die<br />
Geschäftsstelle zu retournieren.<br />
Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei<br />
(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang<br />
muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!<br />
Bitte an WGT Otto-Mauer Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien senden.<br />
Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................<br />
Adresse <strong>der</strong> Gemeinde: Name:….........................................................<br />
Strasse: .........................................................<br />
PLZ/Ort: .........................................................<br />
Unterschrift 1: .........................................Unterschrift 2: ……………………………<br />
Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das<br />
Raiffeisenlandesbank Wien-NÖ -Konto 7.474.448 BLZ 32000 lautend auf<br />
<strong>Weltgebetstag</strong> in Österreich. IBAN: AT63 3200 0000 0747 4448, BIC: RLNWATWW<br />
Bitte beachten: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort <strong>der</strong><br />
Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist!
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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia