Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen
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WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Fallbeispiel 2: Holzindustrie und sexuelle Belästigung von indigenen<br />
<strong>Frauen</strong> am Beispiel <strong>der</strong> Penan in Sarawak<br />
Viele <strong>der</strong> Probleme, denen sich die Penan heute ausgesetzt sind, begannen mit dem Vordringen<br />
kommerzieller Holzfäller in die entlegenen Regionen Baram, Apoh Tutoh und Ulu Limbang. Dies ist<br />
<strong>der</strong> traditionelle Lebensraum <strong>der</strong><br />
nomadischen östlichen Penan. Davon<br />
abgesehen werden ihnen auch in vielen<br />
Bereichen gleiche Rechte als<br />
Staatsbürger verweigert, unter an<strong>der</strong>em<br />
das Recht auf Identitätsdokumente,<br />
Geburtsurkunde, Zugang zu Bildung,<br />
Gesundheit und an<strong>der</strong>en<br />
Grundbedürfnissen wie sauberes<br />
Trinkwasser. Zusätzliche Probleme macht<br />
das Fehlen u.a. von Kommunikations-<br />
und Transportinfrastruktur. Traditionell<br />
waren die Dörfer untereinan<strong>der</strong> und mit<br />
<strong>der</strong> Außenwelt durch Fußwege und die<br />
Flüsse verbunden. Die Penan konnten<br />
sich in ihrem Lebensraum sehr gut orientieren.<br />
Durch die Holzfäller wurden viele <strong>der</strong> Pfade<br />
unpassierbar und den Penan wurde das Betreten<br />
<strong>der</strong> Konzessionsgebiete verboten. Infolge<br />
dessen müssen sie oft die Forstwege und<br />
Es fehlen die nötigen gesetzlichen<br />
Bestimmungen, um die Rechte <strong>der</strong> Penan-<br />
Kin<strong>der</strong> in Sarawak zu garantieren<br />
Fahrzeuge <strong>der</strong> Holzfäller benutzen und werden dadurch neuen Gefahren ausgesetzt. Beson<strong>der</strong>s für<br />
<strong>Frauen</strong> und Mädchen aus den entlegenen Gebieten, wo die meisten Regenwald-Rodungen<br />
stattfinden, ist diese Situation noch gefährlicher als für die Männer, da sie zusätzlich unter sexuellen<br />
Belästigungen und Gewalt leiden. Bereits 1994 gab es die erste Anzeige von 15 Penan-Dörfern in<br />
Ulu Baram wegen Körperverletzung durch Holzfäller, darunter auch ein Fall einer<br />
Gruppenvergewaltigung eines 15-jährigen Mädchens. We<strong>der</strong> die bundesstaatlichen Behörden noch<br />
jene Sarawaks ergriffen wirksame Maßnahmen, um den Penan zu helfen.<br />
Internationale Menschenrechtsorganisationen sind besorgt, weil sexuelle Ausbeutung und Gewalt<br />
gegen Penan-<strong>Frauen</strong> und Mädchen in <strong>der</strong> Region weiterhin verbreitet sind. Eine Schweizer<br />
Organisation, <strong>der</strong> Bruno-Manser-Fonds, veröffentlichte am 15. Dezember 2008 einen Bericht,<br />
wonach eine Reihe von Penan-<strong>Frauen</strong> Angestellte <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Region Middle Baram tätigen Holzfäller-<br />
Firmen Samling und Interhill beschuldigten, sie sexuell missbraucht zu haben. Die Firmen bestritten<br />
diese Anschuldigungen. Nachdem im Oktober desselben Jahres eine malaysische Journalistin die<br />
Vorfälle recherchierte und mehrere Artikel in einer malaysischen Tageszeitung veröffentlichte, kam es<br />
zu einem öffentlichen Aufschrei und staatliche Stellen sahen sich gezwungen, eine offizielle<br />
Untersuchung <strong>der</strong> Vorfälle einzuleiten. Das malaysische Ministerium für <strong>Frauen</strong>, Familie und lokale<br />
Entwicklung entsandte eine Untersuchungskommission aus hochgestellten Regierungsbeamten,<br />
Polizei und NGO-VertreterInnen zu einer Untersuchung in die Penan-Dörfer von Baram. Die<br />
Ergebnisse wurden fast 10 Monate unter Verschluss gehalten, bis am 8. September 2009 eine<br />
Veröffentlichung nach massivem Druck <strong>der</strong> Öffentlichkeit und <strong>der</strong> Opposition nicht mehr verhin<strong>der</strong>t<br />
werden konnte.<br />
Der Bericht bestätigte die Fälle von sexueller Belästigung und Ausbeutung durch Arbeiter <strong>der</strong><br />
Holzfäller-Lager. Es wurden mindestens 8 zusätzliche Fälle von sexuellem Missbrauch von Penan-<br />
Mädchen und <strong>Frauen</strong> durch Holzfäller dokumentiert, darunter Schülerinnen, die erst 10 Jahre alt<br />
waren. Weiters wurde von Entführungen von Mädchen auf Forststraßen berichtet, die dann von<br />
Beschäftigten <strong>der</strong> Holzfäller-Firmen sexuell missbraucht wurden. Der Bericht wurde von lokalen<br />
Politikern und Polizei ohne weitere Untersuchung als unbegründet zurückgewiesen – wie ein Politiker<br />
meinte seien die Penan ‚gute Geschichtenerfin<strong>der</strong>’. Die Vorfälle hörten damit nicht auf: Im Mai 2011