Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen
Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen
Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
-11-<br />
WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />
Wer o<strong>der</strong> was ermöglicht aber dieses schnelle Wachstum, den grossen Wohlstand?<br />
Kommt man aus <strong>der</strong> Hauptstadt heraus, so öffnet sich eine ganz an<strong>der</strong>e Welt. Das Wohlstandsgefälle<br />
zwischen Stadt und Land ist riesig und nimmt weiterhin zu 2 . Während weite Teile <strong>der</strong> Bevölkerung auf<br />
einem wirtschaftlich guten Niveau leben, gibt es trotzdem auch eine grosse Gruppe <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />
die vom wirtschaftlichen Fortschritt wenig mitbekommt: dies sind vor allem die ländliche Bevölkerung<br />
sowie Migrantinnen und Migranten (im folgenden wird jeweils nur eine Form erwähnt; gemeint sind<br />
jeweils weibliche und männliche Personen).<br />
Beson<strong>der</strong>s stark ist die Armut in Sabah, dem östlichsten Gliedstaat Malaysias. Trotz großem<br />
Reichtum an natürlichen Ressourcen leben hier am meisten Menschen unter <strong>der</strong> Armutsgrenze. 10%<br />
<strong>der</strong> malaysischen Bevölkerung lebt in Sabah und über 40% aller armen Menschen in Malaysia leben<br />
in Sabah. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen <strong>der</strong> reichen chinesischen Bevölkerung in den<br />
Städten und den indigenen Einheimischen auf dem Land sind riesig.<br />
Arbeitsmigration<br />
Laut Human Rights Watch leben in Malaysia zurzeit 3 Millionen legale und illegale Migranten, welche<br />
die Basis für Malaysias Wirtschaftswachstum bilden: Sie erledigen die Arbeiten, die viele<br />
Malaysierinnen nicht mehr machen würden, zu weitaus niedrigeren Löhnen als die Staatsbürger.<br />
Verschiedene NGOs sprechen von bis zu 2 Millionen Arbeitsmigrantinnen allein in Sabah. Meist<br />
kommen die Arbeiterinnen und Arbeiter aus den Phillippinen, Indonesien, auch aus Bangladesh und<br />
Nepal. Die geographische Nähe zu Indonesien und den Phillippinen begünstigt die Migration aus den<br />
Nachbarlän<strong>der</strong>n.<br />
Am Anfang einer Migration steht die Hoffnung auf ein besseres Leben, einen existenzsichernden<br />
Lohn, auf Arbeit und Einkommen für sich selbst und die Familie daheim. Oft endet dieses<br />
Unterfangen aber für die indonesischen und philippinischen Landsleute mit Löhnen unter dem<br />
Existenzminimum, schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen und fehlendem Zugang zu jeglicher<br />
staatlicher Infrastruktur.<br />
Viele <strong>der</strong> Migrantinnen leben an <strong>der</strong> Grenze zur Legalität.<br />
Wenn legal eingereist, ist <strong>der</strong> Aufenthalt <strong>der</strong> Migranten an ihren Arbeitsplatz gebunden. Die Einreise<br />
nach Malaysia ist nur mit einem Arbeitsvertrag möglich. Um diesen zu erhalten, wenden sich die<br />
Leute in ihren Heimatlän<strong>der</strong>n an Vermittlungsagenturen.<br />
In Malaysia angekommen, verwahren die Arbeitgeber oft die Pässe ihrer Arbeiterinnen 3 .<br />
Einen grossen Teil des Lohns <strong>der</strong> ersten Monate müssen die Arbeiter ausserdem meist den<br />
Agenturen als Vermittlungsgebühr abtreten.<br />
Klassische Arbeitsplätze für Migrantinnen sind Fabriken, Ölplantagen o<strong>der</strong> die Arbeit als<br />
Hausangestellte. In Heimarbeit stellen Familien ausserdem Handwerksobjekte her. Kin<strong>der</strong> und<br />
Erwachsene sind gleichsam einbezogen. Als Hausangestellte arbeiten meist <strong>Frauen</strong> und Kin<strong>der</strong>.<br />
Migranten und Migrantinnen, die ihren Arbeitsplatz aufgrund unzumutbarer Arbeitsbedingungen<br />
verlassen wollen, droht die Illegalität o<strong>der</strong> die Deportation. Eine Einglie<strong>der</strong>ung und Legalisierung des<br />
Aufenthalts ist schwierig bis unmöglich. Anträge auf Einbürgerung o<strong>der</strong> Anerkennung des<br />
Aufenthaltstatus werden nur in sehr wenigen Fällen genehmigt und sind sehr kostspielig. Seit einigen<br />
Jahren reagiert die Regierung auf die Gastarbeiterinnen mit Razzien gegen „illegale“ Einwan<strong>der</strong>ung<br />
und Deportation.<br />
Verhaftungen und willkürliche Haftbedingungen und –länge, Ausschaffungen innert 24h-Frist o<strong>der</strong> die<br />
Internierung in den berüchtigten malaysischen Internierungslagern sind an <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />
Vermittlungsagenturen werden hingegen nicht kontrolliert.<br />
2 Millenium Development Goals report, 2010<br />
3 „'Model employer' in breach of work rules?”, Malaysiakini, 31.05.2011