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Lasst Gerechtigkeit walten - Weltgebetstag der Frauen

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-32-<br />

WGT-Arbeitsheft 2012 Malaysia<br />

- Im Gleichnis <strong>der</strong> Witwe geht es um eine einzelne Frau und das Unrecht, das sie ganz<br />

persönlich erleben musste. Kenne ich das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu<br />

sein? Wie bin ich damit umgegangen? Habe ich am Ende <strong>Gerechtigkeit</strong> erfahren?<br />

- Habakuk beklagt das Unrecht, das in <strong>der</strong> Gesellschaft geschieht. Die Witwe beklagt<br />

beim Richter das Unrecht, das sie am eigenen Leib erfahren hat. Ist unser Blick offen<br />

genug für das Unrecht, das an<strong>der</strong>en geschieht? Setzen wir uns genug für<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> ein, o<strong>der</strong> bleibt unserer Blick an eigenen Unrechtserfahrungen hängen?<br />

Welche Menschen und Organisationen beeindrucken mich, weil sie sich für<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> einsetzten?<br />

Predigtvorschlag<br />

Liebe <strong>Weltgebetstag</strong>sgemeinde,<br />

Dipl. theol. Sabine Clasani<br />

Pfarrerin <strong>der</strong> altkatholischen Heilandskirche Wien<br />

es gibt biblische Texte, denen nähere ich mich gern mit einer gewissen<br />

gesunden Frechheit. Wenn man es nicht übertreibt, dann kann das zusammen mit einer Prise<br />

Provokation eine neue Perspektive und damit Frische und Dynamik in altbekannte und oft gehörte<br />

Geschichten bringen.<br />

Aber es gibt auch an<strong>der</strong>e Texte. Die erfor<strong>der</strong>n viel Behutsamkeit und Demut, und Frechheit verbietet<br />

sich von selbst. Die Bibeltexte, die die <strong>Frauen</strong> aus Malaysia uns für den heutigen <strong>Weltgebetstag</strong><br />

mitgegeben haben, gehören für mich definitiv in die zweite Kategorie.<br />

„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ – Diesen eindringlichen Ruf <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus Malaysia verstehen wir<br />

wohl. Wir haben gehört, wie die <strong>Frauen</strong> dort gekämpft haben, um ein Stück <strong>Gerechtigkeit</strong> auf den<br />

Weg zu bringen. Und wenn wir Ohren haben zu hören und ein Herz um mitzufühlen, dann berührt<br />

uns ihr Aufruf zutiefst.<br />

„<strong>Lasst</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong>!“ Ja, das wünschen wir uns alle. Manchmal wütend, manchmal<br />

verzweifelt, aber immer voll Sehnsucht. Denn Ungerechtigkeit gibt es nicht nur in Malaysia.<br />

Von <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> Tageszeitung am Morgen bis zu den Spätnachrichten im Fernsehen sind wir<br />

tagtäglich mit Unrecht und Ungerechtigkeit konfrontiert. In den großen, globalen Zusammenhängen,<br />

aber auch in unserem Alltag. Wenn wir einen Augenblick innehalten und nachdenken, dann fallen uns<br />

allen sicher unzählige Beispiele ein. Im Großen, wie im Kleinen.<br />

Und dennoch stehe ich hier vor Ihnen und ringe nach Worten, um dem Thema gerecht zu werden.<br />

Freilich wäre es ein Leichtes, eine flammende Rede zu halten wi<strong>der</strong> alles Unrecht dieser Welt. Die<br />

Reichen und Mächtigen anzuprangern und politische – vielleicht auch religiöse - Systeme<br />

verantwortlich zu machen dafür, dass es den vielen Armen und Machtlosen schlecht geht, das ist<br />

einfach und klingt gut in den Ohren vieler. Ein Leichtes wäre es natürlich auch, gleich ganz simple<br />

Lösungen mitzuliefern, etwa nach dem Motto: Kehren wir doch einfach die Verhältnisse um! Heißt es<br />

nicht in <strong>der</strong> Bibel „die Letzten werden die Ersten sein“?<br />

Wollte ich so mit dem Thema umspringen, ich würde es nach meinem Dafürhalten klar verfehlen!<br />

Ernsthaft über „<strong>Gerechtigkeit</strong>“ sprechen zu wollen, das lässt mich eigentlich verstummen.<br />

<strong>Gerechtigkeit</strong> <strong>walten</strong> zu lassen, das gehört wohl zu den schwierigsten Aufgaben, vor die wir gestellt<br />

werden können. Denn es ist nun einmal so: Ungerechtigkeit setzt voraus, dass ein Ungleichgewicht<br />

besteht. Etwa, dass ein Mensch aus <strong>der</strong> Not eines an<strong>der</strong>en Profit schlägt und sich Vorteile verschafft,<br />

o<strong>der</strong> aus Gier – sei es nach Geld o<strong>der</strong> Macht – einer den an<strong>der</strong>en in Not und Unglück bringt o<strong>der</strong> ihn<br />

dort belässt, weil es den eigenen Interessen dient. Es scheint, als würde dieses Streben nach dem<br />

eigenen Vorteil, koste es was – und wen – es wolle, zu unserer menschlichen Natur gehören. Seit

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