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Download - Weltgebetstag der Frauen

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WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenNicht trotz <strong>der</strong> lebensfeindlichen Bedingungen in <strong>der</strong> Wüste zog es die erstenMönche dorthin, son<strong>der</strong>n vielmehr wegen ihnen: Die Wüste war ein Ort, <strong>der</strong> mitUnfruchtbarkeit, Hitze, Tod, mit wilden Tieren und mit Dämonen in Verbindunggebracht wurde. Doch gerade dort könnte am ehesten gelingen, was die Mönche alsgottgemäßes Leben ansahen: das Loslösen von eigenen, beherrschendenInteressen und Wünschen; ein Leben ohne Güter und Besitz; ein Leben ohne dieGelegenheit zum Ausleben sexueller Triebe. Was blieb, waren die Versuchungen,die einen wachen Sinn erfor<strong>der</strong>ten. Mit strenger Askese und im Kampf „gegen dieDämonen o<strong>der</strong>, psychologisierend betrachtet, gegen die eigenen Wünsche,Triebkräfte und Emotionen“ 4 gestalteten die Väter und Mütter sich einen Ort in <strong>der</strong>Wüste, <strong>der</strong> es ermöglichte, „authentisch als Mönch“ 5 zu leben und <strong>der</strong> „Sehnsuchtnach Gott“ 6 Ausdruck zu verleihen. Der Gang in die Wüste als neues Lebensumfeldwar allerdings kein Selbstzweck: Die Mönche empfanden die Wüste nicht in ersterLinie als Ort des Rückzugs, son<strong>der</strong>n als Ort <strong>der</strong> Bewährung. Sie setzten sich denPrüfungen aus, die die Wüste für sie bereithielt, um auf diese Weise - nach einemWort des Matthäusevangeliums (Mt 7,14) - den „schmalen Weg“ zu gehen und das„enge Tor“ zu durchqueren, das sie in das Reich Gottes führen würde.Aus <strong>der</strong> - nach heutigem Verständnis mit vielen stilistischen Gestaltungselementenversehenen - Biographie des Mönchsvaters Antonios werden die verschiedenenStufen <strong>der</strong> Askese deutlich, die er exemplarisch beschreitet: Die Stationen seinesWeges (Elternhaus - vor dem Elternhaus - am Rand des Dorfes - bei den Gräbern -an <strong>der</strong> Schwelle zur Wüste) stehen für das Wachsen und Reifen seiner Spiritualität,<strong>der</strong> Askese und letztendlich des Gottesvertrauens. Er betritt nach anfänglichemZögern schließlich die Wüste, in <strong>der</strong> er 20 Jahre lang bleibt, bevor er „eingeweiht inheilige Geheimnisse und Gott erfüllt“ 7 zurückkehrt in die lose Gemeinschaft <strong>der</strong>Einsiedler. Von da an wurde er bekannt als geistlicher Lehrer und Begleiter, zu demviele Menschen pilgerten und auf dessen Erfahrung sie hofften, wenn sie ihn um Ratin geistlichen und existentiellen Fragen baten.Die Antworten und Richtungsweisungen, die die Wüstenmönche diesen fragendenund suchenden Menschen gaben, sind in den bereits genannten ApophthegmataPatrum bis heute bewahrt und nachzulesen. Es handelt sich dabei um kurzeAnekdoten, manchmal auch um die Schil<strong>der</strong>ung prophetischer Zeichen o<strong>der</strong>Wun<strong>der</strong>taten, außerdem um knappe Erzählungen über die Lebensweise <strong>der</strong> Mönchein <strong>der</strong> Wüste. Beson<strong>der</strong>s die Frage, was <strong>der</strong> Mensch tun könne, um gerettet zuwerden und in das Reich Gottes zu gelangen, wird in den Apophthegmata Patrumausführlich behandelt, womit viele Bereiche <strong>der</strong> Lebensführung und <strong>der</strong> religiösenGrundeinstellung angesprochen werden. Diese Spruchsammlung aus dem Mund <strong>der</strong>ersten Väter und Mütter des Mönchtums wurde zum „Schlüsselbuch für das früheMönchtum“ 8 , weil in ihr authentische Antworten auf die Fragen jüngerer Mönche o<strong>der</strong>pilgern<strong>der</strong> Menschen gegeben wurden, die zukunftsweisenden undzukunftsbegleitenden Charakter hatten.4 Brunert, Maria-Elisabeth: Die Bedeutung <strong>der</strong> Wüste im Eremitentum, in: Lindemann, Uwe / Schmitz-Emans,Monika (Hg.): Was ist eine Wüste? Interdisziplinäre Annährungen an einen interkulturellen Topos, Würzburg:Königshausen & Neumann 2000 (= Saarbrücker Beiträge zur vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft12), 59–69, hier: 60.5 Schulz, Günther / Ziemer, Jürgen: Mit Wüstenvätern und Wüstenmüttern im Gespräch. Zugänge zur Welt desfrühen Mönchtums, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010, 23.6 Ebd.7 Ebd., 28.8 Lilienfeld, Fairy von: Art. Mönchtum II. Das erste Mönchtum, in: TRE 23 (1994) 152–157, hier: 153.-21-

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