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Download - Weltgebetstag der Frauen

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WGT-Arbeitsheft 2014 - ÄgyptenMann Mohammed eine eigene Töpferwerkstatt in <strong>der</strong> Oase Fayum rund eine Stundesüdlich von Kairo und verkauft die Keramik im Hofladen und in den Boutiquen <strong>der</strong>Hauptstadt. Davon kann die Familie gut leben. Am liebsten mag Rawia die Motiveaus dem ländlichen Leben: Kamele, Fische, Pflanzen und jung Verheiratete inGalabiya, dem bodenlangen traditionellen ägyptischen Gewand.Idyllisch ist das Landleben aber nur auf den Tellern und Schüsseln von RawiasKeramik. Ihre Berufstätigkeit hat sich die Töpferin gegen den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Elternhart erkämpfen müssen, denn normalerweise verläuft das Leben einer Frau hier inden klassischen Bahnen von Ehe, Haushalt, Feldarbeit und Kin<strong>der</strong>erziehung. „Ich bindie einzige verheiratete Frau in unserm Dorf, die berufstätig ist“, betont sie mit Stolz.Einige Bewerber um ihre Hand hat sie abgelehnt, weil sie das Töpfern nichtaufgeben wollte. Ehemann Mohammed jedoch wirkt zwar in seiner Galabiyatraditionell, akzeptiert aber nicht nur, dass sie <strong>der</strong> Kopf <strong>der</strong> Werkstatt ist. Durch dieunternehmerischen Fähigkeiten seiner Frau ist die Familie zu bescheidenemWohlstand gekommen.Insgesamt sind laut Global Gen<strong>der</strong> Gap Report des Weltwirtschaftsforums von 2012lediglich 24 % <strong>der</strong> Ägypterinnen berufstätig – im Vergleich zu an<strong>der</strong>en arabischenLän<strong>der</strong>n mit mittlerem Einkommen ein sehr geringer Anteil. Das liegt vor allem andem ausgeprägten Stadt-Land-Gefälle. In <strong>der</strong> Hauptstadt Kairo leben die Menschenin einigen Vierteln genau wie in an<strong>der</strong>en Metropolen <strong>der</strong> Welt. Das ländliche Ägyptenhingegen ist eine vernachlässigte, patriarchalische Gesellschaft unabhängig davon,ob die Menschen Muslime o<strong>der</strong> Christen sind. Selbst bei den jungen <strong>Frauen</strong>zwischen 15 und 24 Jahren können noch fast ein Fünftel nicht lesen und schreiben,die meisten dieser Analphabetinnen leben auf dem Land. In Oberägypten haben fast43% <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> nie eine Schule besucht.<strong>Frauen</strong>rechte waren bisher in erster Linie ein Thema für die besserengesellschaftlichen Kreise in Kairo und Alexandria. Als sich Hoda Shaarawi 1923 inKairo öffentlich ihren Schleier herunterriss, war das die Geburtsstunde desarabischen Feminismus. Rechtlich und politisch haben die <strong>Frauen</strong> seitdem einigeserreicht, aber an den <strong>Frauen</strong> in ländlichen Gebieten sind ihre Erfolge fast vollständigvorbeigegangen. Zu ihren Errungenschaften gehören eine Liberalisierung <strong>der</strong>Scheidung und eine <strong>Frauen</strong>quote im nationalen Parlament. Ein Gesetz aus dem Jahr2000 hat <strong>Frauen</strong> die Scheidung erleichtert, ohne den Rahmen des islamischenRechts zu sprengen.Damals sorgte die Diktatorengattin Suzanne Mubarak dafür, dass die Liberalisierunggegen die Stimmen konservativer Wi<strong>der</strong>sacher im Parlament durchgepeitscht wurde.Eine <strong>Frauen</strong>quote im Parlament behielt 20% <strong>der</strong> Sitze für weibliche Abgeordnete vor.Allerdings waren die Quotenfrauen allesamt Vertreterinnen von MubaraksEinheitspartei NDP und das Parlament nicht frei gewählt. 2008 wurde die weiblicheGenitalverstümmelung nach dem Tod zweier Mädchen gesetzlich verboten, in demJahr waren laut <strong>der</strong> ägyptischen Bevölkerungs- und Gesundheitsstatistik 91% aller<strong>Frauen</strong> zwischen 15 und 49 Jahren an ihren Genitalien verstümmelt, auch wenn dieZahl bei den jüngeren <strong>Frauen</strong> leicht zurück gegangen ist.Politisch haben <strong>Frauen</strong> seit dem Rücktritt Mubaraks an Einfluss verloren. DieQuotenregelung für weibliche Abgeordnete wurde 2011 vom Militärrat abgeschafft.Im neuen, im Juli 2012 aufgelösten Parlament waren nur noch zwölf <strong>Frauen</strong>, vier vonihnen für die Partei „Freiheit und Gerechtigkeit“ <strong>der</strong> Muslimbrü<strong>der</strong>, statt wie zuvor 64weibliche Abgeordnete, vertreten. Nach einer neuen Regelung ist jede Partei nurnoch verpflichtet, eine Frau auf ihrer Kandidatenliste aufzuführen.-11-

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