12 Heinrich ChantraineDer delisch-attische Seebund war ein Schutz- und Trutzbündnis einer Vielzahlgriechischer Staaten mit Athen zu dem Zwecke, den Perserkrieg weiterzuführenund die kleinasiatischen Griechenstädte zu befreien. Ob er auf ewigeZeiten oder nur bis zur Erreichung des gesteckten Zieles gelten sollte, istumstritten, hier auch nicht relevant. Athen besaß zwar die militärische Führung,aber für andere Belange war die Bundesversammlung in Delos zuständig,in der jeder Staat mit einer Stinune vertreten war. Die Bündner stellten entwederSchiffe oder zahlten einen Beitrag an die Bundeskasse zu Delos. Daßeine solche Symmachie keinen Verzicht auf innenpolitische Rechte, also auchdie Münzprägung bedeutete, ist klar. Wenn die Entwicklung in den folgendenJahrzehnten darauf hinauslief, so ist das eine andere Sache. Die Mehrzahl derBündner zog es nämlich bald vor, ihren Verpflichtungen durch Geldzahlungnachzukommen, statt Schiffe zu stellen, und ließ ihr Militärwesen verfallen.Manche Stadt lehnte sich auch auf, doch die Athener zwangen sie nieder undberaubten sie ihrer Flotte. Einen entscheidenden Schritt bedeutete die Verlegungder Bundeskasse und -versammlung von Delos nach Athen (454). Alsim Jahre 449 Frieden mit Persien geschlossen wurde und somit der eigentlicheZweck der Liga erfüllt, jedenfalls die straffe Organisation und die Höhe derTributzahlungen nicht mehr begründet waren, wußte Athen eine Auflockerungzu verhindern, es ging nun sogar dazu über, die Beiträge seiner „Bundesgenossen"für eigene Zwecke zu verwenden: Die Symmachie war zur doci geworden,die ditp,axot zu imirtoot". Auf eine Skizze der weiteren Entwicklung bis zumZusammenbruch der attischen Macht kann hier verzichtet werden. Für unserProblem ist nur die Epoche bis zum Münzgesetz von ca. 420 von Bedeutung.Man könnte entgegenhalten, die Stellung der Schiffe oder die Höhe desPhoros habe den finanziellen Ruin der Städte bedeutet. Doch ist hierzu zubemerken, daß nach Plutarch Aristides die Verteilung der Lasten erst nachPrüfung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Mitgliedstaaten vornahm und dabeiallgemeine Zustimmung fand". Uber die Höhe der Belastung vermag man sichein Bild zu machen, wenn man aus Thuk. 7, 28, 4 erfährt, daß die Athener413/12, d.h. nach der Kleon-Schatzung, die den Tribut verdreifacht hatte, dieBeiträge der Bündner durch einen fünfprozentigen Zoll auf die zur See einundausgeführten Waren ersetzten in der Hoffnung, so ihre Einnahmen zu steigern".Dennoch ist ein gewisser wirtschaftlicher Niedergang vieler Bundesstädtenicht zu leugnen. Er hatte andere Ursachen und setzte jedenfalls nicht mitBegründung der Liga ein. Diese Entwicklung wurde dadurch ausgelöst, daß derbei den Bündnern „partout" demokratische Staatsformen eingeführt habe oder ihnen kein Anteilan der Kriegsbeute gewährt worden sei (S. 61.)." Obige Darstellung kann natürlich nur als umrißhafte Skizze gelten; Näheres in den zitiertenWerken zur griechischen Geschichte. S. ferner G. Busolt-H. Swoboda, Griechische Staatskunde2, 1926, 133711.; Nesselhaut, 1 ff.; ATL 3, 225 ft., wo weitere Literatur verzeichnet ist. Unterden antiken Zeugnissen sind Thuk. 1, 99 und Plutarch, Kimon 11 besonders wichtig, wozu manetwa Gommes Kommentar, vor allem aber Nesselhaut, 4, und ATL 3, 244 ff.; 249 Anm. 20 vergleiche.Zum Kallias-Frieden s. etwa Nesselhaut, 28 t. und ATL 3, 27526 Aristides 24. Allerdings ist bei dieser Notiz der Zusammenhang mit dem Folgenden zu beachten,wo nämlich die Erhöhung des Tributes unter Perikles und die Kleon-Schatzung als Folie angeführtwerden. Vgl. dazu ATL 3, 234 ft. und Gomme zu Thuk. 2, 13, 3.T, Es soll nicht geleugnet werden, daß bei vielfach herrschender Mißwirtschaft und Unterschlagungdie Tributzahlung manchem Staat gelegentlich schwer fallen mochte, an die Substanz gingendie Zahlungen keinesfalls. — Bei Babelon, Tratte 2, 3, 11 erscheint die ebtocrrtil nach einem wörtlichenZitat aus Cavaignac (Stellenangabe fehlt) als eine Abgabe von 20%1
Zur Münzprägung von Chalkis im 6./5. Jahrhundert 13attische Handel eine gewaltige Ausdehnung erfuhr, daß die Athener den Piraeuszum alleinigen Umschlaghafen für manche Waren machten"° und, was dieMünzprägung anbelangt, daß die attischen „Eulen" massenhaft auftraten unddurch die Güte ihres Metalls und das gute Gewicht die anderen Prägungenstark zurückdrängten oder zum Erliegen brachten 28. Diese Faktoren wirktensich verständlicherweise besonders in den Attika benachbarten Landschaftenaus, also vor allem in Euboea. Dazu wußten sich die Athener die reichenthrakischen Silberminen dienstbar zu. machen — die Kolonie in Ennea Hodoiund der thasische Aufstand (465/464-463/462) verstehen sich daher —, sodaß viele Städte sich das Metall für ihre Prägung nicht oder doch nur unterunvorteilhaften Bedingungen verschaffen konnten. Die Auswirkungen dieserEntwicklungen können wir in den Zusammenstellungen von E. S. G. Robinsonüberblicken. Wenn wir den Insel-Bezirk und den thrakischen Bereich nehmen,also die Athen am meisten benachbarten Gegenden, stellen wir fest, daß voneinzelnen begründbaren Ausnahmen abgesehen, um 450 die Prägung aufhört 29.Aus den Listen Robinsons läßt sich noch ein weiterer Schluß ziehen: Untersuchenwir, welchen Tribut die einzelnen prägenden Städte gezahlt haben, somachen wir, wenn wir uns einmal auf den Insel-Bezirk beschränken, folgendeFeststellung: Für Koresia, das im Jahre 450 21/4 Talente, nach 449 mit denanderen Keern 4 Talente zahlte, wird Fortdauer der Prägung bis ca. 450 angenommen.Ein Gleiches gilt für Karthaia, die Hauptstadt von Keos, dessen Tributvor 450 wir nicht genau kennen, während danach die gesamte Insel 4 Talenteaufbrachte. Siphnos hat Robinson zufolge bis ca. 465 größere Nominale, vonda bis ca. 450 noch Kleingeld geprägt, sein Tribut, der allerdings erst ab 449bekannt ist, betrug 3 Talente. Eretria, das um dieselbe Zeit mit 6 TalentenTribut erscheint, soll um ca. 465 seine Prägung eingestellt haben. Nun hattedie Beitragsleistung von Chalkis in diesen Jahren eine Höhe von wahrscheinlich10, mindestens aber 5 Talenten». Da wir wissen, daß sich die Beitragssummenach der Leistungsfähigkeit der einzelnen Mitgliedstaaten richtete und ihr beiÄnderungen der wirtschaftlichen Lage angepaßt wurde 31, wir weiterhin keineGründe haben anzunehmen, allen zum Vergleich herangezogenen Städten seiim Verlauf der letzten Jahre im Gegensatz zu Chalkis ein ganz erheblicherNachlaß gewährt worden, kommen wir zu dem Ergebnis, daß Staaten mit ge-" Der Handel konzentrierte sich bald im Piraeus, später sicherten gesetzliche Bestimmungen diesenVorrang.„ Daß Athen der Verbreitung seines Geldes allen erdenklichen Vorschub geleistet hat, ist von Gardner,JHS 33, 1913, 147-185 = History of Anc. Coinage, 222 ff. gezeigt worden, s. ferner etwaWeil, ZNum 28, 1910, 355; Belach, Gr. Gesch. 2, 1', 1914, 82; de Sanctis, Storia dei Greef, 2, 148.Das geschah aber nicht durch ein Verbot der Prägung — das erfolgte ja erst um 420 —,sondern durch eine konsequente Wirtschaftspolitik. Eine Frage ist, wie weit und ab wann dieattischen Tetradrachmen das Geld der Liga bildeten, s. Babelon, 2, 3, 13 ff. und dagegen Gardner,History etc., 230." Hesperia Suppl. 8, 1949, 328 ff. Mag sich hie und da das Bild etwas ändern, im Gesamten wirdes sich wohl behaupten. — Es sei ausdrücklich betont, daß das Einstellen der Prägetätigkeitnicht unbedingt mit wirtschaftlichem Niedergang gleichgesetzt werden darf. Von dem durchAthen geschützten Frieden profitierten ebenfalls die Bündner, wenn auch der wirtschaftlicheAufschwung in der Regel bescheiden gegenüber dem Athens und oft nur vorübergehend war.3' Chalkis erscheint erst in Liste 7 (448/447) col. IV Z. 23, ist aber wohl in Liste 5 (450/449)col. IV Z. 36 oder 37 zu ergänzen, s. ATL 3, 28; 31 Anm. 7. Zur Höhe des Tributs s. aucho. Anm. 21." Der Tribut wurde alle 4 Jahre neu umgelegt. Allerdings sind die Schätzungsperloden erst seit454 bekannt, s. Nesselhaut, 2 f.
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