14 Heinrich Chantraineringerer oder kaum größerer Wirtschaftskraft, als sie Chalkis hatte, bis ca.465 oder gar ca. 450 noch Münzen schlugen. Daraus wird man immerhin soviel folgern dürfen, daß auch wirtschaftsgeschichtliche Überlegungen eineWiederaufnahme der Prägetätigkeit in Chalkis zu Beginn des delisch-attischenSeebundes befürworten 32.Als Resultat der bisherigen Ausführungen läßt sich formulieren: Die Niederlagevon Chalkis im Jahre 506 hat nicht die Folgen gehabt, die man ihr in derneueren numismatischen Forschung zuschrieb. Von 490 an verfügt die Stadtwieder über ihr altes Territorium. Die Mitgliedschaft im Seebund bedeutetekein Verbot der Münzprägung. Der wirtschaftliche Niedergang setzte nichtschlagartig nach 478/77 ein und ist nicht eine Folge der Tributzahlung, sondern,vielleicht schon vor 506 beginnend, mit der ständig wachsenden Bedeutung desHandels Athens und der Menge und Überlegenheit seines Geldes zu erklären.Es gibt also keinen zureichenden historischen Grund, die Wiederaufnahmeder chalkidischen Prägung nach 490/80 in Abrede zu stellen; soweit wir di<strong>eV</strong>erhältnisse überblicken können, sprechen sie im Gegenteil eher dafür. DieFrage ist, ob stilistische Erwägungen dem entgegenstehen. Solange ein Corpusder chalkidischen Münzen nicht vorliegt, ist es schwierig hier ganz Verbindlicheszu sagen — daß es eine längere Entwicklung gegeben hat, ist aus demvon Babelon ausgebreiteten Material ersichtlich". Immerhin kann aber daraufhingewiesen werden, daß früher (vor Six und Babelon) Head die betreffendenMünzen in die Zeit von 480 bis 445 gesetzt hatte, Gardner und Ziebarth-Reglingdas Enddatum auch noch später vertreten haben. Da Schatzfunde aus derZeit der Pentekontaetie nicht vorliegen, läßt sich nur noch anführen, daß einattisches Schatzverzeichnis von 429/28 einen Stater (1) von Chalkis erwähnt,dessen Vorhandensein leichter erklärlich ist, wenn die Prägung von Chalkisnicht schon vor 80 Jahren aufgehört hat".Wann endete aber die frühe Prägung in Chalkis und seinen Nachbarstädten?Im Jahre 445 nach dem Aufstand gegen Athen, wie man das früher annahm?Daß der Vertrag, den Athen mit Chalkis und Eretria schloß", eine solcheBestimmung enthielt, ist nicht erweislich. Samos hat z. B. nicht lange nachseiner Unterwerfung im Jahre 439 wieder zu prägen begonnen" und ähnlichscheint es schon vorher bei Thasos gewesen zu sein". Man kann also dasr Die Untersuchungen könnten an Hand der Zusammenstellungen von Gardner, JHS 33, 1913,147 ff., und E. S. G. Robinson a. a. 0. auch auf die anderen Bezirke ausgedehnt werden. Auchdort gibt es Städte mit niedrigem Tribut und andauernder Münzprägung. Doch erfordern diemeisten infolge Ihrer periphären Lage eine andere Beurteilung.sa Tratte 2, 1, 663 ff., vgl. u. Anm. 44.M IG 17, 310 Z. 169." IG 13, 39; SIG, 64; Tod 42. Der Vertrag mit Eretria Ist Z. 42 der Inschrift erwähnt." Zu Samos s. etwa Head, HN, 603 f.; Gardner, JHS 33, 1913, 160 = History etc., 248; Babelon,Tralt6 2, 2, 1910, 1067 ff.; 2, 3, 22 = RevNum 1913, 473 f.; E. S. G. Robinson a. a. 0. 330 I.; Seltman,Greek Colns', 147. Von der Prägung nach 439 gibt es 15 Serien, bezeichnet mit B- E,dazu noch eine oder zwei ohne Buchstaben. Head datiert sie von 439-408, Seltman von 432-415.Da jedoch das attische Münzdekret um 420 erlassen wurde — s. o. Anm. 23 — ist es sinnvoller,die genannten Serien von ca. 438—ca. 422 zu datieren. Die Existenz dieser Emission stützt umgekehrtauch die Datierung des Münzgesetzes; denn daß das unterworfene Samos das allgemeinePrägeverbot ungestört habe ignorieren können, ist schlecht denkbar.,, Fortdauer der Prägung nehmen z. B. Head, HN' 264 und Babelon, Tratte 2, 3, 27 = RevNum1913, 478, an, doch vgl. Trait6 2, 4, 1932, 710, wo die jüngere Serie erst ab 439 datiert wird. —Wells Bemerkung, ZNum 28, 1910, 356: „Mit Sicherheit läßt sich nur behaupten", daß nachErhebungen „die lokalen Münzstätten unterdrückt" wurden, ist also unzutreffend.
Zur Münzprägung von Chalkis im 6./5. Jahrhundert 15Aufhören der Prägung im Jahre 445 staatsrechtlich nicht zureichend begründen.Allerdings wären die wirtschaftlichen Folgen der Niederlage ausreichend füreine solche Annahme". Für Karystos, das in diesem Zusammenhang immermit genannt wird, stimmt das Datum aber keinesfalls; es hat nämlich amAufstande gar nicht teilgenommen. Es wird nirgends in unseren Quellen erwähntund auch seine Tributquote änderte sich damals nicht. Dagegen finden wir inden Tributlisten von 451/50 zu 450/49 eine Senkung des Beitrags von 71/2 auf5 Talente. Anscheinend wurde damals eine Kleruchie dorthin entsandt oder dieschlechte wirtschaftliche Lage mag diese Maßnahme veranlaßt haben. Also wäre451/50 eher als Endpunkt der Prägung in Karystos anzunehmen gewesen 89.Die euboeischen Städte haben aber wohl schon früher zu prägen aufgehört.E. S. G. Robinson läßt in der Zeit von 479-465 Eretria und Karystos ihre Münzstättenschließen°. Das Jahr 465 wird wohl ungefähr richtig sein. Damals hattedie wirtschaftliche Ausdehnung Athens schon große Fortschritte gemacht, indiese Zeit fällt der Versuch der Kolonie-Gründung im Strymon-Gebiet (EnneaHodoi) und die Unterdrückung des thasischen Aufstandes, also die weitgehendeSperrung des thrakischen Silbers für andere Städte. Die Münzen von Chalkis,deren mehr altertümlicher Stil — wie bei den attischen — kommerzielleGründe haben kann, mögen einige Jahre früher enden, da die Einwohnersich damals anscheinend vom Handel ab- und der Landwirtschaft zugewandthatten.Damit ist ein Enddatum für die frühe chalkidische Münzprägung mit demTyp Adler-Rad gewonnen. Dieses Ergebnis hat möglicherweise Konsequenzenfür die Chronologie der elischen Münzen. Sind nämlich die von Seltman zumVergleich heiangezogenen chalkidischen Stücke erst nach 490 anzusetzen, mußman den Prägebeginn in Elis gleichfalls herabdatieren und kann ihn vielleichtmit den Vorbereitungen für den Bau des Zeustempels in Zusammenhangbringen 41.Es bleibt die Frage nach ihrem Beginn noch zu erörtern. Dabei kann daraufverzichtet werden, das Problem der Wappenmünzen zu behandeln. Ebenfallsbleibt die Gaebler'sche Zuweisung der Serien mit dem Viergespann in Vorderansichtnebst Teilstücken außerhalb der Diskussion 42. Es geht hier immer nurum den Typ: Adler im Flug ohne oder mit Schlange-Rad ohne oder mitEs ist neben der Kriegsentschädigung besonders an die großen Gebietsverluste zu denken. InEuboea wurden entweder Staatsdomänen errichtet, so Nesselhaut 133 ff., vgl. Gomme zu Thuk.1, 114, 3, oder Kleruchen angesiedelt, so zuletzt wieder ATL 3, 295 1. Die Stelle Aellan V. H. 6, 1wird seit Swoboda (s. Anm. 20) meist auf diese Kleruchie bezogen. Laut Creuzer-Baehr zu Herodot5, 77 ist jedoch die Zahl von 2000 Kleruchen Konjektur des Gronovius statt des überlieferten400. Hercher notiert nichts.ss Daß ein Teil der Kleruchen des Tolmides hier angesiedelt wurde, vermuten Ziebarth IG 12, 9,149, 19 ff. nach Geyer, Topographie und Geschichte der Insel Euboea 1, 1903, 105, und Glotz 2, 202.Den ungewöhnlich hohen Tribut der Stadt erklärt man wohl am besten mit Beloch 2, 2', 1916,358, damit, daß die Stadt im Perserkriege nicht mitgekämpft hatte und nachher in den Bundgezwungen wurde; s. auch ATL 3, 198.4° a. a.0. 9. 329. Babelon 2, 3, 175 läßt die größeren Nominale von Karystos mit dem Eintritt indie Liga enden, dle Kleingeld-Emissionen aber noch andauern.4' Hier kann natürlich erst das von Wallace zu erwartende Corpus endgültigen Aufschluß geben.Bemerkenswert ist vielleicht, daß Im Elle benachbarten Arkadien die Prägung um 490 beginnt, s.W. P. Wallace, JHS 74, 1954, 32-35.S. dazu die Einleitung zum Literaturüberblick Euboea u. S. 24-26.
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