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1958 Band IX - Bayerische Numismatische Gesellschaft eV

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26 Heinrich ChantraineErscheinung wie die Erfindung geprägten Geldes ausbreitet, so wird man dochkaum die ältesten Münzen des eigentlichen Griechenland, die aeginetischenStatere, früher als 620 ansetzen können. Daraus folgt, daß die zweifellosjüngeren Wappenmünzen euboeischen Fußes bestimmt nach 600 und nach demlelantischen Krieg geprägt wurden. Laufen die attischen Athena-Eule-Münzenerst ab ca. 525, bleibt kaum eine andere Möglichkeit, als die Wappenmünzen fürihre Vorgänger anzusehen; denn daß Pisistratus das Silber seiner Minen(Herodot 1, 64, 1) nur in Form ungemünzten oder fremden Geldes in Umlaufgesetzt habe, ist nicht anzunehmen. Für Euboea bedeutet das: Seine ältestenGepräge sind die chalcidischen und eretrischen Münzen vom Typ Adler-Radbzw. Kuh-Oktopus; die Ga ebler' sehe Zuweisung des Viergespannes inVorderansicht an Chalcis wird nämlich deswegen sehr zweifelhaft, weil diejüngere Serie später zu sein scheint als die ältesten Adler-Rad-Typen". Diegenannten Münzen von Chalcis und Eretria sind, nach Stil und Technik zuurteilen, wohl nicht vor 530 entstanden". Vor dieser Zeit hat somit Euboeakeine eigene Prägung gehabt; man hat wohl weitgehend auf Münzgeld verzichtetoder, wie Hill vermutete, sich mit corinthischem beholfen". Wenn einesder griechischen Gewichtssysteme das euboeische hieß, setzt das nicht mitNotwendigkeit voraus, daß bei seiner Einführung und Ausbreitung schon Münzgeldbestand. Gleich seinen orientalischen Vorgängern oder dem — allerdingsschon eine weiter fortgeschrittene Stufe darstellenden — pheidonisch-aeginetischenSystem wurde es beim Wägen der Wertmetalle zu Grunde gelegt.So ist dieser Name ein Zeugnis für die wirtschaftliche Blüte der FrühzeitEuboeas". Im 6. Jh. hatten sich jedoch die Verhältnisse gewandelt: die letzteeuboeische Kolonie wurde, soweit wir wissen, um 650 gegründet, der griechischeWesten war zur Domäne Corinths geworden, Corcyra längst verloren gegangen,Aegina hatte den Handel in der Aegaeis weitgehend an sich gezogen und imthracisch-macedonischen Raum waren die einheimischen Stämme im Vordringen".Auch von daher gesehen, läßt sich also das angenommene späte Anfangsdatumfür eine eigene Münzprägung begründen.Seit der spätarchaischen Zeit sind die Geschicke Euboeas weitgehend vonseinen Nachbarn, Athenern, Boeotern, schließlich den Macedonen bestimmtworden. Die Münzen bilden dazu eine Illustration, oft auch wertvolles odereinziges Zeugnis. Die chalcidischen Stücke vom Typ Adler-Rad setzte manfrüher erst in die Zeit von 480-445 (1; IIN1). Ein höheres Datum — etwaIo Zur Zeitbestimmung s. K r a a y S. 60 und o. S. 161. S. auch u. Anm. 12.11 Allenfalls könnte die Prägung von Chalcis noch einige Jahre früher beginnen, aber nicht vor 540.— Die Hippoboten von Chalcis und der Adel von Eretria haben also zur gleichen Zeit mit derPrägung begonnen wie die gleichfalls vorwiegend agrarisch orientierten syracusanischen Gamoren,s. E. Boehringer, Die Münzen von Syrakus, Berlin 1929, 6; 110.12 Cambr. Anc. Hist. 4, 1926, 129; die Funde bestätigen diese Ansicht nicht. S. auch E. S. G. RobinsonNC 1924, 333. — Auf Grund der bekannten Wappenmünzen — von den Didrachmen sindetwa ein Dutzend Typen mit etwa 40 Vs.-Stempeln, von denen einige durch gemeinsame Punzengekoppelt sind, erhalten — läßt sich keine hundertjährige umfängliche Prägung zahlreicherStädte Euboeas (und Athens) annehmen, s. Hill a. a. 0. und die Aufstellung K r a a y s S. 65.13 Daß auch blühende Kulturen lange ohne Münzgeld auskamen, ist bekannt, vgl. P. G a r d n e r,Proc. Bat. Acad. 3, 1907/08, 110 = Hist. of Anc. Coinage, 70. Zum pheidonischen Gewichtssystems. Schwabacher, RE 19, 2, 1946-1949 und Chantraine, JbNum 8, 1957, 70-76." S. etwa E d. Meyer, Gesch. d. Altert. 3', 1937, 498; H. T. Wade-Ger y, Cambr. Anc. Hist.3, 535; M. Gary, Ibid., 616-623. Eine Beziehung zu Euboea, speziell Carystus läßt noch dercorcyraelsche Münztyp erkennen, vgl. He ad (13 und HN 8).

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