Ackermannbote 2011-18.pdf - Ackermannbogen eV Quartiersverein
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VORSICHT BAUSTELLE<br />
Foto: Ines Jenewein<br />
Blick in die Nachbarschaft<br />
Kreativen Raum schaff en<br />
oder: Kunst braucht Standorte<br />
Tonnenhalle im Kreativquartier Dachauer / Schwere-Reiter-Straße<br />
Eines der letzten innerstädtischen Industrieareale<br />
in München wird derzeit überplant: zwischen<br />
Schwere-Reiter-Straße, Heßstraße, Lothstraße<br />
und Dachauer Straße entsteht das neue<br />
so genannte Kreativquartier.<br />
Bis 1920 waren auf diesem Gebiet Artilleriewerkstätten<br />
der Max II Kaserne untergebracht.<br />
Nach dem II. Weltkrieg wurde das Areal als Betriebs-<br />
und Gewerbehof von städtischen Betrieben,<br />
etwa den Stadtwerken, genutzt. Nach<br />
deren Verlagerung dienten die vorhandenen<br />
Gebäude den Kultur- und Kunstschaff enden als<br />
Atelier- und Proberäumen. So entstand Anfang<br />
der 90er Jahre ein Kulturquartier mit Künstlerinnen<br />
und Künstlern der Darstellenden und<br />
Bildenden Kunst, die dort Arbeits- und Auff ührungsräume<br />
fanden: etwa das Experimentaltheater<br />
„PATHOS München“ mit einer Vielzahl<br />
an Eigen- und Co-Produktionen. Seit 2008 kann<br />
sich im „Schwere Reiter“ als Spielstätte für Tanz-<br />
und Musiktheater die junge und experimentale<br />
Tanz- und Musiktheaterszene in München<br />
entfalten, auch haben die Biennale für Neues<br />
Musiktheater und das Spielart-Festival hier eine<br />
Spielstätte gefunden.<br />
Unter Denkmalschutz stehend befi nden sich<br />
auf dem Areal die Tonnenhalle, eine Rohrlagerhalle<br />
mit einer als Flachtonne ausgebildeten<br />
frei tragenden Eisenbetonkonstruktion, und<br />
die Jutierhalle, 1926 ebenfalls im Reduktions-<br />
8 <strong>Ackermannbote</strong> ° Ausgabe 18, April 2012<br />
stil errichtet. Letztgenannte diente bis 2003 als<br />
Ausweichräumlichkeit für die Münchner Kammerspiele<br />
während der Sanierung ihrer innerstädtischen<br />
Hauptbühne.<br />
Momentan sind die Hallen ungenutzt und sollen<br />
laut Stadtratsbeschluss der kulturellen und<br />
wirtschaftlichen Nutzung Kreativschaff ender<br />
zugeführt werden. Im Zuge der Überplanung<br />
des Gebiets zu einem Wohn- und Kulturquartier<br />
wird überlegt, wie diese beiden Hallen, nun<br />
auch wirtschaftlich betrachtet, den Kunst- und<br />
Kulturschaff enden mit ihren Bühnen dienen<br />
könnten.<br />
Das Kulturreferat hat hierzu parallel zum derzeit<br />
laufenden städtebaulichen Wettbewerb einen<br />
Ideenwettbewerb für interdisziplinäre Teams<br />
aus Künstlern, Architekten und Kulturwirtschaftlern<br />
ausgeschrieben, die Konzepte und<br />
Perspektiven für die Bespielbarkeit, Gestaltung<br />
und den Betrieb der Hallen erarbeiten sollen.<br />
Dieser partizipative Ansatz ist begrüßenswert.<br />
Es ist off en, wie viel K U N S T letztendlich dem<br />
Standort Kreativquartier erhalten bleiben wird.<br />
Die Stadt setzt auf ihre Kulturschaff enden und<br />
auf die Kreativen Macher – ist nicht auch die<br />
Wissenschaft einzubinden?<br />
Die Künstler - etwa im Atelierhaus 110g - und<br />
die übrigen Freischaff enden auf dem Gelände<br />
haben also ihre Chancen! Doch werden diese<br />
letztendlich bestimmt durch „Boom-Town-Munich“<br />
und die langfristig zu erzielende „wirtschaftliche<br />
Rendite“. Aber es wäre zu einfach,<br />
KULTUR, die uns oft zukunftsweisend den Spiegel<br />
entgegenhält, dem BIP (Bruttoinlandsprodukt)<br />
zu unterwerfen. Kreativität ist in erster<br />
Linie gefordert für die notwendige monetäre<br />
Kalkulation zur Legitimation dieser Kultur!<br />
/Erich Jenewein<br />
� Die schlimmen Buben in der Schule, 02.05.2012<br />
www.pathosmuenchen.de<br />
� Atelierhaus 110g -<br />
www.atelierhaus-dachauerstrasse.de<br />
Kunstaktion vor den denkmalgeschützten Industriebauten Jutier- und Tonnenhalle<br />
Visualisierung: Architektin Anna Jenewein