Hyperplasien
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16<br />
342 16 Erkrankungen des Pharynx<br />
Bei sonstigen Fokusbeziehungen: Es besteht nur eine relative<br />
Indikation zur Tonsillektomie. Die Indikationsstellung<br />
erfolgt in Kooperation mit Kinder-, Haut- bzw.<br />
Augenarzt.<br />
Bei gleichzeitig bestehender Gerinnungsstörung: In diesemFallistnebenderoptimalenEinstellungderGerinnung<br />
eine mikrochirurgische Dissektionstonsillektomie (s.<br />
Meth. 16-3), intraoperativ gegebenenfalls die zusätzliche<br />
Lokalapplikation von Humanfibrinkleber und Verschluss<br />
der Gaumenbögen indiziert.<br />
Postoperative Blutungen: Bei kleineren Blutungen: Eiskrawatte,<br />
Mundspülung mit Eiswasser (evtl. mit Privin®-Zusatz),<br />
Einsprühen mit Privin® 1:1000.<br />
Im Falle einer stärkeren Nachblutung erfolgt die Blutstillung<br />
mit der bipolaren Kaustik (vorher einsprühen mit 1:1-Gemisch<br />
aus Privin® 1:1000/Pantocain 2 %) oder es wird zunächst<br />
ein konservativer Versuch mit Umspritzen des Blutungsherdes<br />
mit Epinephrin (z.B. Xylocain® 1 %/-2 % mit<br />
Adrenalin 1:200 000 Injektionslösung) unternommen.<br />
Bei starker Nachblutung ist eine Revisionsoperation mit intraoperativer<br />
Koagulation oder Umstechung der blutenden<br />
Gefäße (Cave: atypischer Verlauf von A. carotis interna,<br />
A. maxillaris und A. lingualis) indiziert.<br />
Bei Persistenz einer diffusen Blutung wird zu deren Stillung<br />
ein Hämostyptikum (z.B. TABOTAMP) verwendet, über<br />
dem die Gaumenbögen verschlossen werden. Im Extremfall<br />
muss die A. carotis externa unterbunden werden.<br />
Postoperativ können Blutungen insbesondere dann auftreten,<br />
wenn das Tonsillengewebe nicht vollständig entfernt<br />
wurde.<br />
Zur Reduktion des Nachblutungsrisikos sind alternative<br />
Tonsillektomiemethoden in der Diskussion (s. Meth. 16-3).<br />
Prognose<br />
Nach Tonsillektomie: Postoperative Blutungen (s. Abschn.<br />
<strong>Hyperplasien</strong>, S. 332): Diese sind besonders innerhalb der<br />
ersten 4 Tage, jedoch auch bis zu 2 Wochen postoperativ<br />
möglich. Zur Reduktion des Nachblutungsrisikos sind alternative<br />
Tonsillektomiemethoden in der Diskussion (s.<br />
Meth. 16-3).<br />
Rhinolalie: Eine Rhinolalie kann bei operierten, nicht gedeckten<br />
oder submukösen Gaumenspalten auftreten, daher<br />
ist präoperativ ein Phoniater hinzuzuziehen. Bei Sängern ist<br />
eine vorübergehende postoperative Veränderung des Resonanzraumes<br />
möglich.<br />
Meth. 16-3 Alternative Tonsillektomiemethoden<br />
(H.-P. Zenner)<br />
Die folgenden Tonsillektomieverfahren wurden entwickelt,<br />
um das Nachblutungsrisiko nach Tonsillektomie<br />
zu senken. Davon zu unterscheiden ist die nur eingeschränkt<br />
indizierte Tonsillotomie (s. Meth. 16-2, S. 335),<br />
die ebenfalls das Nachblutungsrisiko reduziert.<br />
Intrakapsuläre Tonsillektomie (ICT): Die sogenannte<br />
intrakapsuläre Tonsillektomie (ICT) ist ein noch nicht<br />
verbreitetes Verfahren, das das Risiko einer Tonsillennachblutung<br />
reduzieren soll. Das erkrankte lymphatischeGewebewirdunterErhaltderderMuskulaturaufsitzenden<br />
Pseudokapsel und damit unter Erhalt der aus<br />
der Muskulatur häufig in die Pseudokapsel eintretenden<br />
Blutgefäße entfernt. Methodisch wird nicht selten ein<br />
Shaver (Power-ICT) verwendet. Große kontrollierte Studien,<br />
die die Reduktion des Nachblutungsrisikos signifikant<br />
demonstrieren, fehlen noch.<br />
Mikrochirurgische Dissektionstonsillektomie (MDT):<br />
Unter dem Operationsmikroskop wird am hängenden<br />
Kopf die Tonsillenkapsel jeweils soweit „kalt“ von der<br />
Muskulatur abgespreizt, bis sich von der Muskulatur in<br />
die Pseudokapsel eintretende Blutgefäße darstellen. Diese<br />
werden jeweils koaguliert und danach durchtrennt.<br />
Dadurch soll ein Rückzug blutender Gefäße in die Muskulatur<br />
vermieden werden.<br />
Chronisch-rezidivierende Tonsillitis<br />
(chronisch-rezidivierende Angina)<br />
Als chronisch-rezidivierende Tonsillitis wird eine ein- bis<br />
mehrmals jährlich auftretende akute Exazerbation einer<br />
Tonsillitis mit Fieberschüben und Halsschmerzen beschrieben.<br />
Therapie<br />
Tonsillektomie (s. Patienteninformation „Tonsillektomie<br />
[Entfernung der Gaumenmandeln]“, S. 336).<br />
Bei postoperativer Blutung: Siehe Abschn. Chronische<br />
Tonsillitis, subakute Tonsillitis; S. 341.<br />
Prognose<br />
Akute Tonsillitiden mit Fieber werden postoperativ naturgemäß<br />
nicht mehr auftreten. Die Zahl banaler Infekte der<br />
oberen Luftwege ändert sich hingegen postoperativ nicht.<br />
Weitere Einzelheiten s. Abschn. <strong>Hyperplasien</strong>, S. 332.