Hyperplasien
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346 16 Erkrankungen des Pharynx<br />
Bei Kehlkopfödem: Epinephrin lokal (z.B. Micronephrin-<br />
Spray oder Vernebler) oder ⁄ -Sympathomimetikum lokal<br />
(z.B. Privin®, Otriven®-Spray oder Vernebler) und beim<br />
Kind feuchte Kammer (Gitterbett mit feuchtem Tuch abdecken).<br />
Prognose<br />
Eine Kieferklemme oder ein Begleitödem des Kehlkopfeingangs<br />
mit Atemnot und Erstickungsgefahr sind möglich.<br />
Bei fehlender adäquater Soforttherapie (z.B. bei Antibiose<br />
ohne Abszessspaltung) kann es zu Halsphlegmonen mit<br />
nachfolgender Thrombophlebitis der V. jugularis, Sepsis,<br />
Mediastinitis, Arrosion der A. carotis, eitriger Parotitis (bei<br />
jeder eitrigen Parotitis Peritonsillarabszess als Ursache ausschließen),<br />
Orbitalphlegmonen, Meningitis, einer Kavernosusthrombose<br />
und einem Hirnabszess kommen.<br />
Falls eine Tonsillektomie im Intervall unterlassen wird,<br />
entsteht mit großer Wahrscheinlichkeit ein erneuter Peritonsillarabszess<br />
oder eine Peritonsillitis innerhalb von Monaten<br />
bis Jahren.<br />
Retrotonsillarabszess<br />
Bei einem Retrotonsillarabszess handelt es sich um eine besonders<br />
gefährliche Sonderform des Peritonsillarabszesses<br />
mit Eitereinbruch in den retrotonsillären, parapharyngealen<br />
Raum mit akuter Gefahr einer abszedierend-phlegmonösen<br />
Entzündung des Halses bis zum Mediastinum, einschließlich<br />
Thrombophlebitis oder V. jugularis, Sepsis und<br />
Arrosion der A. carotis.<br />
Therapie<br />
Obligate Soforttonsillektomie.<br />
Antibiotische Behandlung: Penicillin G (z.B. Penicillin<br />
„Grünenthal“, 3 × 10 Mio. E/d, Kinder 200 000−400 000 E/d,<br />
verteilt auf 3 Einzelgaben). Breitspektrumpenicilline, z.B.<br />
Amoxi-Wolff® 500 oder Amoxicillin-ratiopharm® 500; bei<br />
Erwachsenen 1,5−3 g in 3−4 Einzeldosen, bei Kindern<br />
Amoxi-Wolff® Saft 10 %, 50−100 mg/kg KG/d in 3 Einzeldosen.<br />
Bei Penicillin-Allergie: Erythromycin (z.B. Erythromycinratiopharm<br />
500 Filmtabletten, 3- bis 4-mal 1 Tbl./d, bei<br />
Kindern z.B. Paediathrocin®-Trockensaft, Tagesdosis bis<br />
zum 8. Lj.: 30−50 mg/kg KG, auf 3−4 Einzeldosen verteilt),<br />
alternativ Clindamycin (z.B. Sobelin®).<br />
Bei schweren Krankheitsbildern Betalaktamaseninhibitoren<br />
wie z.B. Augmentan®, 2 × 1 Tbl./d, bei Kindern z.B. Augmentan®-Trockensaft,<br />
entsprechend Alter und KG dosiert.<br />
Prognose<br />
Wie beim Peritonsillarabszess, jedoch erheblich höhere<br />
Komplikationsrate.<br />
Tonsillogene Sepsis (Angina septica,<br />
postanginöse Sepsis)<br />
Zeichen einer tonsillogenen Sepsis ist ein bakterieller Einbruch<br />
in die Blutbahn, ausgehend von den Tonsillen, einem<br />
Peritonsillarabszess oder einer ihrer Abszesskomplikationen<br />
(Retrotonsillarabszess, Thrombophlebitis oder V. jugularis,<br />
Arrosion der A. carotis, Mediastinitis, Orbitalphlegmone,<br />
Meningitis, Hirnabszess, Kavernosusthrombose).<br />
Therapie<br />
Tonsillektomie (s. Patienteninformation „Tonsillektomie“,<br />
S. 336) zur Herdentfernung und Abszesseröffnung, Abstrich,<br />
mehrfach Blutkulturen im Fieberanstieg, zusätzlich<br />
operatives Vorgehen je nach Art der Komplikation (s.<br />
dort).<br />
Antibiotische Therapie: Cephalosporin (z.B. Claforan®,<br />
3- bis 6-mal 2 g/d, oder Rocephin®, 1×1−2 g/d) plus Ampicillin,<br />
ggf. in Kombination mit einem Aminoglykosid, z.B.<br />
Tobramycin (Gernebcin®, 3 × 40−80 mg/d, Dosierung nach<br />
Serumspiegel) plus Metronidazol (z.B. Clont®, 1,5−2 g/d).<br />
Alternativ als Reserveantibiotikum: Imipenem (ZIE-<br />
NAM®, 3- bis 4-mal 0,5−1 g/d) bei Lebensgefahr.<br />
Nach Erhalt des Antibiogramms gegebenenfalls Umstellung<br />
der Medikation.<br />
Prognose<br />
Letaler Verlauf möglich. Bei kombinierter operativer und<br />
antibiotischer Therapie günstige Prognose.<br />
Tonsillogene Kavernosusthrombose<br />
Eine tonsillogene Kavernosusthrombose kann sehr selten<br />
durch eine hämatogene Überleitung von den Tonsillen oder<br />
als Folge einer tonsillogenen Komplikation (Peritonsillarabszess<br />
[s.o.], Parotitis [s. Kap. 14.6, Abschn. Entzündungen,<br />
S. 316], Thrombophlebitis der V. jugularis interna, Sepsis<br />
[s.o.], Orbitalphlegmone [s. Kap. 14.4, Abschn. Komplikationen<br />
bei Nasennebenhöhlenentzündungen, sinugene<br />
Komplikationen, S. 283]) über die Venen der Fossa pterygopalatina,<br />
die V. jugularis interna und die V. ophthalmica inferior<br />
entstehen und induziert einen (evtl. pulsierenden)<br />
Exophthalmus.<br />
Therapie<br />
Antibiotische Therapie: Cephalosporin (z.B. Claforan®,<br />
3- bis 6-mal 2 g/d, oder Rocephin®, 1 × 1−2 g/d) in Kombination<br />
mit Ampicillin und ggf. mit einem Aminoglykosid,<br />
z.B. Tobramycin (Gernebcin®, 3 × 40−80 mg/d, Dosierung<br />
nach Serumspiegel), plus Metronidazol (z.B. Clont®, 1,5−<br />
2g/d).<br />
Alternativ als Reserveantibiotikum: Imipenem (ZIE-<br />
NAM®, 3- bis 4-mal 0,5−1 g/d) bei Lebensgefahr.