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Berg- und Hüttenmännische Zeitung Munscheid & Jeeniche ...

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- 818 -wurden. Als es nach der Eiszeit den Thieren in denGewässern der Ebene zu warm wurde, fand eine ganzallmähliche Rückwanderung in die höheren Teile der Flussestatt. Hierbei gelangt aber nur ein Teil der Thiere wie er indie Alpen, die übrigen wurden durch die Verästelungen derFlufssysteme heim Aufwärtswandern in unsere Mitte -gebirge abgelenkt. Der P. alpina folgte bald ein andererStrudelwurm, Polycelis comuta, welcher jene vor sich herdrängte.Zuletzt, erst zu einer Zeit, als sich schon dasnoch in der Postgiacialzeit mit dem Kontinent zusammenhängendeEngland von diesem abgelöst hatte, wurde eindritter Strudelwurm, Planaria gonocephala, wahrscheinlichvom südlichen Rußland aus zu uns verschleppt, weicherdann ebenfalls im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte die Bäche langsamhinaufwanderte. So drängt immer eine Thierart die andereweiter nach oben. Der Vortragende belegte seine Ausführungendurch eine Reihe von Kartenskizzen, welche er über dieVerbreitung der drei Strudelwürmer in verschiedenen GegendenMitteleuropas aufgenommen hatte. Er stützte weiterhin seineBehauptungen durch den Hinweis auf entwickelungsgeschichtlicheUntersuchungen, indem er nachwies, dafs man imstandeist, bei gewissen Thierarten aus den Temperaturverhältnissen,unter welchen sie ihre ersten Entwickclungsstadien durchlaufen,einen Rückschlufs auf das Klima zu ziehen, unterwelchen ihre Vorfahren einst gelebt haben müssen. Sostammen z. B. die Winterlaicher unter unseren Fischen ausdem hohen Norden, was für einen Teil derselben auchdurch paläontologische Forschungen, für den anderen durchthiergeographische Untersuchungen bestätigt wird.Bezirksgeologe Dr. A. Leppla-Berlin sprach sodannüber die Störungserscheinungen in der geologischenGeschichte des Saar-Nahe-Gebietes.Die Entstehung der für das Saar-N ahe-G ebiet bezeichnendenAblagerungen ist wahrscheinlich auf jeneDislokationen in der Erdrinde zurückzuführen, welche amSchlufs der Kulmzeit die bis dahin vorhandenen paläozoischenSchichten faltete <strong>und</strong> hier zwischen dem rheinischenSchiefergebirge <strong>und</strong> dem Urgebirge der Nord-Vogesen einegrabenförmige Einsenkung schuf. In dieser wurden dieSchicliten der produktiven Steinkohlenformation <strong>und</strong> desuntern Rotliegenden abgelagert <strong>und</strong> das Material hierzuvon den Randgebirgen des Grabens genommen. Die Schichtenfolgescheint bis zum Schlufs des untern Rotliegenden einekonkordante zu sein. Hier traten Störungen in den ebengebildetenSchichten ein, welche eine ungleichförmige Auflagerungder zunächst folgenden Ablagerungen der SöternerSchichten <strong>und</strong> des obern Rotliegenden zur Folge hatten.Mit den Störungen <strong>und</strong> Zerreifsungen der Schichten stehenhier ausgedehnte Eruptionen von sauren <strong>und</strong> basischenMagmen teils in Form von Gängen <strong>und</strong> Stöcken, teils inForm von Lava-Ergüssen in ursächlichem Zusammenhang.Die Dislokationen dauerten im obei n Rotliegenden fort <strong>und</strong>verstärkten sich gegen das Ende seiner Bildung, also vor derAblagerung des Buntsandsteins zu einer Auffaltung der Schichtendes Saar-Nahe-Gebietes, zur Bildung des Pfälzischen Sattels<strong>und</strong> der Nahe-Mulde. Die triassisclien Ablagerungen legensich horizontal an die steil aufgerichteten Schichten derobern Steinkohlenformation <strong>und</strong> des Rotliegenden an. Währendder ganzen mesozoischen Periode scheint Ruhe in denSchichten geherrscht zu haben. Es ist hier keine Bewegungin der Erdrinde zu verzeichnen. Erst in der Oligocänzeitwurde das Saar-Nahe-Gebiet wieder von jenen Störungserscheinungenberührt, welche mit der Bildung der Alpenin engster Verbindung stehen. Die benachbarten Triasschichtenwurden in sehr flache Sättel <strong>und</strong> Mulden gelegt<strong>und</strong> hierbei das anstofsende jüngste Palaeozoicum dure 1quer zum Streichen verlaufende Verwerfungen zerstückelt.Den nächsten Vortrag hielt Sanitätsrat Dr. Heusuer-Kreuznach, welcher unter Benutzung von Plänen, Gesteins<strong>und</strong>Wasserpruben u. s. w. die Salzquellen des unterenNahethaies besprach. Sie existierten nach ihm wohl schonzur Zeit des Mitteltertiärmeeres vor Bildung des jetzigen Flufstliales<strong>und</strong> werden in Urk<strong>und</strong>en schon 1 4 8 7 erwähnt. Siekommen aus dem Porphyr der Thalsohle, teilw eise desFlufsbettes selbst, über 2 0 an der Zahl, zwischen Ebernburg<strong>und</strong> Kreuznach (nur eine iin Alsenzthale bei Altenbamberg).Nur einige sind nicht nachgebohit, viele aberdurcli Bohrungen überhaupt erst gef<strong>und</strong>en. Die Bohrlöcherhaben verschiedene Tiefe bis zu 2 0 4 m, die Temperaturdes Wassers der verschiedenen Quellen schwankt zwischen10 <strong>und</strong> 3 0 ,7 ° C. Der Gehalt an festen Bestandteilen beträgt0 ,8 bis 1,7 pCt. Kochsalz überwiegt darin bei weitem, dannfolgt Chlorcalcium. In geringeren Mengen weisen die Quellenaut: Magnesium-, Eisen-, Baryum-, Strontium- <strong>und</strong> Lithium-Salze, Brom- <strong>und</strong> Jodverbindungen, Spuren von Caesium <strong>und</strong>Rubidium u. s. w. Schwefelsäure Salze fehlen durchaus,<strong>und</strong> dies ist neben dem ansehnlichen Chlorcalciumgehaltcharakteristisch. An Gasen enthalten die Quellen Stickstoff,Kohlensäure <strong>und</strong> etwas leichten Kohlenwasserstoff. Wasdie Entstehung der Quellen angeht, wird als das wahrscheinlichsteangenommen, dafs sie durch Auslaugung <strong>und</strong>Zersetzung des Melaphyrs, nicht des Porphyrs, w ie auchdie Dürkheimer Quellen entstehen. (Laspeyres, Dunker).Die Quellen werden zur Salzbereitung benutzt <strong>und</strong> dabeiauch die berühmte Kreuznacher Mutterlauge gewonnen,welche über 3 0 pCt. Chlorcalcium, daneben noch vielChlorcalium, Chlornatrium, Chlorlithium , Chlorstrontium,Chlormagnesium, sowie Jod- <strong>und</strong> Biom-M agnesium enthält.Als Heilmittel werden die Quellen innerlich <strong>und</strong> äufserlich(als Vollbad, Lokalbad, Um schlag, Inhalation etc.) angewandt<strong>und</strong> bei der äufseren Verwendung durch die Mutterlaugeverstärkt. An den Gradierwerken entwickelt sichreichlich Ozon, daher zum T eil die günstige Wirkung derSalinenluft. Das Klima ist im Sommer etwas wärmer,etwas trockener, etwas weniger bewölkt, als das der m ittel-rheinischen Ebene. Unter den vielen mit Glück behandeltenKrankheiten stellt die Skrofulöse in erster Reihe.Professor K o h 1-Kreuznach berichtet sodann über denbei Kreuznach jüngst aufgef<strong>und</strong>enen Mosaik-Fufsboden, aus der Römerzeit stammend, eines dergröfsten <strong>und</strong> sehenswertesten römischen Mosaiks Deutschlands.Oberlehrer G e is e n h e y n er-K ieuznacli hält hieraufeinen ausführlichen Vortrag über die Würfelnatter<strong>und</strong> die Hausratte der Kreuznacher Gegend. Vonbesonderem Interesse ist, dafs ersteres T h ier, ein imallgemeinen in Deutschland selten vorkommendes Reptil,sich in der Nähe Kreuznachs in grofser Anzahl findet, wasRedner auf die durcli die warmen Quellen bedingte höhereBodentemperatur zurückführt. Der Ansicht, dafs das zweiteerwähnte Thier, die Hausratte, durch Verdrängung seitensder Wanderratte, im Aussterben begriffen sei, hält derVortragende auf Gr<strong>und</strong> seiner vielfachen diesbezüglichenForschungenfür die Kreuznacher Gegend nicht für zutreffend.Als letzter Redner sprach Geheimer <strong>Berg</strong>rat Heusler-Bonn über „Kolilensäurevorkomtnen im Rheinthal“.

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