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Berg- und Hüttenmännische Zeitung Munscheid & Jeeniche ...

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- 823 -sind einfach genug. Zunächst ergiebt sich hieraus, dafs inden letzten Jahren in allen denjenigen Fällen, in welcheneine Minderung des Arbeitsverdienstes nicht eingetreten ist,sich infolge der verbilligten Lebensmittelpreise die Lage derArbeiter sehr wesentlich gebessert hat. Bei unserer Montanindustriesteht aber die Sache naclr unserer Statistik so,dafs im ganzen in 1 8 9 4 eine kleine Steigerung desGesamtverdienstes unseres Arbeiters stattgef<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong>dafs, wenn trotzdem hier <strong>und</strong> da vereinzelt eine Minderungder Jahresverdienste eintrat, dieselbe hauptsächlich in derverminderten Beschäftigung infolge von Feierschichten,d. i. in der verminderten Arbeitsgelegenheit beruht.M. H., hierin, in der verminderten Erwerbsgelegenheit,liegt wohl überhaupt die Kalamität der gegenwärtigen Geschäftslage,<strong>und</strong> auch diejenigen, welche unter Unterschätzungder anderen das Gedeihen des Völkerwohlstandes bedingendenFaktoren, lediglich die gute Lage des Arbeiterstandes zumMafsstabe für den Stand des Erwerbslebens nehmen, sollteder an so vielen Punkten bei uns hervortretende Mangelan Arbeitsgelegenheit bedenklich <strong>und</strong> darauf aufmerksammachen, dafs nicht die Einschnürung, sondern die Entwickelungder Industrie dem Arbeiterstande in allererster Reihe zumVorteile gereicht. Die oberschlesische Eisenindustrie ist durchden Abschlufs des deutsch-russischen Handelsvertrages imvorigen Jahre wesentlich gefördert worden. Die natürlicheEntwickelung der oberschlesischen Kohlenindustrie ist aberseit 10 Jahren dadurch sehr beeinträchtigt worden, dafsunsere Eisenbahnverwaltung im Gegensatz gegen das Vorgehender Eisenbahnverwaltungen aller Nachbarländer <strong>und</strong>zu ihrem eigenen materiellen Schaden mit der Ausbildungihres Tarifsystems denjenigen W eg nicht weiter verfolgt hat,welchen die für Oberschlesien mafsgebenden Bahnen vorihrer Verstaatlichung eingeschlagen hatten. Dem gegenübersind die Flufs- <strong>und</strong> Seefrachten immer weiter zurückgegangen,<strong>und</strong> da mufste dann schliefslich das eintreten, was eingetretenist: die oberschlesische Kohle, deren Verfrachtungnach ihren nördlichen Absatzgebieten vermöge der grofsenStreckenlängen die beste Einnahmequelle für die Staatsbahnverwaltungbilden sollte, mufste hier an Absatzgebiet verlieren.Unsere beste Hoffnung auf Aenderung in diesemVerhältnisse beruht übrigens in den Einnahm e-Ausfällen,welche die Eisenbahn in diesem Verkehr erleidet <strong>und</strong> welchesich in der nächsten Zeit noch viel deutlicher als bisherbemerkbar machen werden."D ie B eratu n g d es S ta a tsh a u sh a lts d er p reu fsisch enB erg-, H ü tten - <strong>und</strong> S a lin e n v e r w a ltu n g fü r1895/96 im A b g eo rd n eten h a u se.(Fortsetzung.)Abg. v. W a ld o w (fortfahrend):Meine H erren, ich stehe um so mehr auf diesem Standpunkt,als auch alle übrigen Erwerbsstände kein Interesse an dem Beständeder Goldwährung, sondern vielm ehr nur Schädigung von derselbenzu erwarten haben. Ich erinnere beispielsw eise an diejenigenIndustrieen, welche m it ihren A rtikeln auf den Export angewiesensind nach Ländern m it unterw ertiger V aluta. Dieselben befindensich in derselben üblen Lage wie die Landwirtschaft.Das Gold dient lediglich den Zwecken des Kapitals für seineninternationalen V erkehr. Dieses allein hat ein Interesse an demFortbestände der Goldwährung, <strong>und</strong> wir haben, glaube ich, keinengrofsen Anlafs, dies zu unterstützen. Man soll nur nicht glauben,dafs die Zeiten hohen Geldwertes <strong>und</strong> niedriger Preise ein Segenseien. Das ist nicht der Fall. Die Thatsachen beweisen das Gegenteil.Wenn wir auf die Zeiten vor der Goldwährung zurückblicken,so sehen wir, dafs wir damals einen niedrigen Stand des G eldwertes<strong>und</strong> hohe Preise hatten <strong>und</strong> uns in einer Periode steigendenVolkswohlstandes befanden; heute, nach Einführung der Goldwährung,ist m it dem fortgesetzten Steigen der K aufkraft des Goldes<strong>und</strong> dem entsprechend dem Fallen der Preise der W ohlstand derNation gesunken. Es mag hiergegen theoretisch gesagt werden,was will, die Thatsache selbst steht unleugbar fest <strong>und</strong> läfst sichnicht in Abrede stellen.W ir sehen nun in der Rem onetisierung des Silbers, in der H erstellungeines festen <strong>und</strong> günstigeren W erts Verhältnisses zwischenGold <strong>und</strong> Silber, als es jetzt besteht, ein wesentliches Mittel,wenn auch nicht das alleinige, zur H ebung des Nationalwohlstandes<strong>und</strong> besonders zur Erhaltung der Landwirtschaft. Der Landwirtschaftist nur dadurch zu helfen, daß ihr höhere Preise verschafftwerden, uud wir sind der Ansicht, dafs m it der Rem onetisierungdes Silbers sich die Preise w ieder heben w erden. W ir sehen inder Lösung der W ährungsfrage eins der grofsen M ittel, m it welchemder Landwirtschaft geholfen werden kann. Ich sage, wir sehendarin eins dieser M ittel; denn wir erwarten bestim m t, daß außerdemnoch andere M ittel zu gunsten der Landw irtschaft angewandtwerden. Das will ich h ier ausdrücklich hervorgehoben haben;denn wir wissen sehr wohl, daß an Einführung der Doppelwährung,an W iederherstellung des Silberw ertes nicht von heute auf morgenzu denken ist, <strong>und</strong> daß der V erw irklichung unserer W ünsche sichviele Schw ierigkeiten entgegenstellen. Aber gerade deswegen sindwir der Ansicht, dafs möglichst bald die einleitenden Schritte gethanwerden müssen. Deshalb haben w ir auch m it ganz besondererG enugthuung im Gegensatz zu dem H errn Abgeordneten Bueckdie wohlwollenden E rklärungen des H errn Reichskanzlers uud desH errn Staatssekretärs des Reichsschatzamtes in den Sitzungen desReichstages vom 15. <strong>und</strong> 16. Februar dieses Jahres, betreffendden A ntrag auf Einladung zu einer M ünzkonferenz behufs internationalerRegelung der W ährungsfrage, em pf<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> könnendie preußische Regierung nur dringend bitten, daß sie ihrenganzen E influß bei der Reichsregierung dahin geltend m acht, daßden in diesem A ntrag enthaltenen W ünschen, den W ünschen derLandwirtschaft, so bald wie möglich Rechnung getragen w erde; siekann versichert sein, dafs sie sich dam it den Dank der weitestenK reise verdienen wird. (Bravo !)A bgeordneter v. T i e d e m a n n (B om st): Meine H erren, ichwill in der späten St<strong>und</strong>e nicht noch ausführlich auf die Erörterungen,die hier eben gepflogen worden sind, eingehen. Ich habe imw esentlichen nur eine kurze Erklärung im Namen <strong>und</strong> im Aufträgem einer politischen Fre<strong>und</strong>e hier abzugeben.W ir halten den augenblicklichen Z eitpunkt nicht füg geeignet,unsererseits in eine so ausführliche D ebatte über die W ährungsfrageeinzutreten, wie sie eben stattgef<strong>und</strong>en hat. W enn HerrDr. A rendt — der ja übrigens ausdrücklich hinzugefügt hat, dafser nur persönliche Bemerkungen zu machen habe — die Frageangeschnitten hat, so waren das im w esentlichen nur A usführungenüber die Preisbildung des Silbers <strong>und</strong> des Goldes zu einander;die W ährungsfrage als solche hat er in der Breite nicht behandelt.(Sehr richtig!) W enn wir also auf diesem Standpunkt stehen, daßin dem Augenblick, wo eben der Reichstag gesprochen <strong>und</strong> derH err Reichskanzler im Namen der verbündeten Regierungen eineentgegenkom m ende Erklärung abgegeben hat <strong>und</strong> wo wir allewissen, dafs die ausgiebige B ehandlung dieser Frage durch denS taatsrat in allerkürzester Zeit bevorsteht, d aß wir, sage ich, ineinem solchen Z eitpunkt es ablehnen müssen, unsererseits aufdiese Frage einzugehen, so fühlen wir doch das Bedürfnis, überunsere Stelluug zu diesen Fragen keinen Zweifel zu lassen.Meine H erren, m eine politischen F re<strong>und</strong>e <strong>und</strong> ich stehen voll<strong>und</strong> ganz auf dem Boden der Resolution, die vor kurzem derReichstag angenommen h a t; wir haben Freude über die Erklärungen

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