Coverstorytoph Schneider, Leiter der Wirtschaftspolitik der WKO. „In der Folgemüssen die Betriebe versuchen, die Kosten zu senken bzw. Produktivitätspotenzialeauszuschöpfen. Kleine Unternehmen verfügen generellüber einen geringeren Preissetzungsspielraum.“Im Gewerbe und Handwerk, mit über 600.000 Beschäftigten dergrößte Arbeitgeber Österreichs, leiden aktuell fast 70 Prozent derBetriebe unter der Preiskonkurrenz. Die Ertragslage ist in nahezu allenWirtschaftsbereichen äußerst dürftig. Im Durchschnitt erwirtschaftendie KMU einen Gewinn vor Steuern (!) von lediglich 2,8Prozent der Betriebsleistung. Im Gewerbe sind es 3,1 Prozent, in derIndustrie 2,8 Prozent, im Handel 2,4 Prozent, im Tourismus noch bescheidenere1,6 Prozent und im Sektor Transport/Verkehr gar nur1,2 Prozent. Gerade im tourismusdominierten Land Kärnten verheißtdiese Ertragslage, auch angesichts der generell angeschlagenen SituationKärntens, nichts Gutes. Berücksichtigt man die Ertragssteuernund die Geldentwertung, ergibt sich real ein Verlust. 38 Prozent derKMU erreichen nicht einmal Kostendeckung und 27 Prozent arbeitenohne Eigenkapital.Die stetig steigenden öffentlichen Gebühren für Wasser, Müll sowiediverse Abgaben besonders im städtischen Umfeld machen der heimischenWirtschaft zu schaffen. Grundsätzlich sind KMU stärkervon der Erhöhung von Gebühren und Abgaben betroffen als größereUnternehmen. Als Paradebeispiel gilt die unverhältnismäßige Steigerungin diesem Bereich, wie sie kürzlich in Wien stattgefundenhat und sich überproportional belastend auf kleine Gewerbetreibendeauswirkt. Zahlreiche Geschäftsauflösungen sind eine Folge davon,denn der Spielraum, Preissteigerungen an Endkunden weiterzugeben,ist aufgrund der stagnierenden Verkaufspreise begrenzt. „Einerseitssind KMU mit teilweise erheblich steigenden und höheren Fixkostenkonfrontiert, auf der anderen Seite werden Investitionen aufgrundunsicherer Zukunftsaussichten zurückgehalten und Umsätze könnenin diesem wirtschaftlichen Umfeld nur schwer gesteigert werden“,analysiert Christoph Schneider. Österreich hat laut Eurostat denhöchsten Anstieg der Arbeitskosten im Euroraum von plus 15,5 Prozentvon 2008 bis 2012, was vor allem auf den Anstieg der Lohnnebenkostenzurückzuführen ist.Arbeitslosigkeit trotz niedriger InflationZwei wesentliche Punkte: Trotz leicht steigender Arbeitslosigkeit bis2014 weist Österreich seit 20<strong>11</strong> einen Beschäftigungsrekord auf. DieUnternehmen haben trotz Krise die Beschäftigung kontinuierlichausgebaut. Gerade steirische Unternehmer begeben sich sogar imiInformationKostendruck steigtDer Wirtschaftsbarometer Austria ist die halbjährliche Konjunkturumfrageder WKO unter ihren Mitgliedern. Die Ergebnissevom Frühjahr <strong>2013</strong> zeigen, welche Gründe die Unternehmenfür steigende Preise ihrer Güter und Dienstleistungenangeben. Der Großteil der Unternehmen sieht vorallem neben steigenden Energiekosten die steigendenLöhne und Gehälter als Preistreiber an.
Coverstory„Der Kostendruck steigt“,sagt Dr. Christoph Schneider,Leiter der WirtschaftspolitischenAbteilung derWKO. „Neben steigendenEnergiekosten machen dieUnternehmer die steigendenLöhne und Gehälter alsPreistreiber aus.“ Foto: WKOAusland auf die Suche nach qualifizierten Fachkräften. Österreichweist im europäischen Vergleich die niedrigste Arbeitslosenquoteauf. Außerdem steigt die Arbeitslosenquote im Fall von Österreich,da das Arbeitskräfteangebot zugenommen hat, insbesondere aufgrundder Zuwanderung und der höheren Erwerbsbeteiligung der Frauenund Älterer.Dass eine niedrige Inflation für eine steigende Arbeitslosenrate sorgt,gehört ebenfalls zur Kehrseite der Medaille. „Ausschlaggebend istdas niedrige Wachstum“, meint Schneider. „Höheres Wachstum führtin der Regel zu Preissteigerungen und einem Rückgang der Arbeitslosenrate.Umgekehrt führt geringes Wachstum zu tendenziell sinkendemPreisniveau und steigender Arbeitslosenrate. In dieser Situationbefinden wir uns aktuell.“dies veranlasst die Unternehmen, trotz geringer Kredite wenig zu investieren.Zweitens kommen die niedrigen Zinsen nicht direkt beiden Unternehmen an, dies trifft auch für Österreich zu, ist aber besondersin einigen Peripherieländern der Eurozone ein massives Problem.Und drittens wurden speziell in Österreich die Kreditrichtlinienim Firmenkundengeschäft bereits fünf Mal in Folge verschärft. Diestrifft sowohl Großunternehmen, aber vor allem kleine und mittlereUnternehmen. Die vorsichtige Vergabe von Krediten ist auf die höherenEigenkapitalkosten der Banken und eine geänderte Risikoeinschätzungin Hinblick auf branchen- oder firmenspezifische Aspektenach der Krise zurückzuführen.Geringe Inflation – trotzdem weniger KaufkraftWarum die Österreicher nichts von der derzeit geringen Inflation imGeldbörsel spüren, sollte zumindest der kommenden Bundesregierungzu denken geben, denn die kalte Progression ist hausgemacht.Sie ist die Steuermehrbelastung, die dadurch entsteht, wenn die Einkommensteuersätzenicht jährlich an die Preissteigerung (Inflation)angepasst werden. Das heißt, ohne dass die Einkommensbezieher,also Unternehmer und Angestellte, real mehr im „Geldbörsel“ haben,müssen sie automatisch mehr an den Fiskus abtreten. Bei einem Bruttoeinkommenvon 25.500 Euro im Jahr fallen derzeit (ohne Absetzbeträge,Sonderausgaben etc.) 5.326 Euro an Lohn- oder Einkommensteueran (sogenannte Tarifsteuer). Zuletzt wurden die Grenzsteuersätzeim Jahr 2009 geändert. Würden diese seit 2009 jährlich– wie in anderen Ländern üblich – an die Inflationsrate angepasst,müsste die Person in diesem Falle 4.915 Euro an Steuer zahlen, alsoum rund 4<strong>11</strong> Euro weniger! Bei einem Jahreseinkommen von 35.000Euro brutto beträgt die kalte Progression über 535 Euro pro Jahr; beieinem sehr hohen Bruttoeinkommen von 62.000 Euro sind es 671Euro. Das heißt, Bezieher geringer Einkommen werden relativ stärkerdurch die kalte Progression getroffen.ÜPlanungssicherheit durch stabile Inflation„Durch niedrige und - besonders wichtig - einigermaßen gleichbleibendeInflation im Zeitablauf wird die Planungssicherheit der Unternehmenerhöht und mehr Stabilität garantiert. In normalen Zeitenwürden die aufgehellte Stimmung, das günstige Finanzierungsumfeldund das starke Weltwirtschaftswachstum zu einem Aufschwung führen.Die Zeiten sind aber nicht normal. Auch wenn die Zeit reif wärefür einen Aufschwung, sehen wir derzeit keinen starken Aufschwung,sondern nur eine Erholung der österreichischen Wirtschaft. Die wichtigstenWachstumstreiber in Österreich sind Exporte und Investitionen.Wesentlich für das derzeitig verhaltene Wachstum ist die anhaltendeInvestitionszurückhaltung der Betriebe. Trotz des äußerst günstigenFinanzierungsumfeldes sind viele Betriebe derzeit nicht bereitzu investieren. Das WIFO revidierte die Investitionserwartungen fürdas Jahr <strong>2013</strong> in Hinblick auf die Ausrüstungsinvestitionen von plus1,5 Prozent im Juni auf minus 3,5 Prozent im Oktober“, so ChristophSchneider.„Angesichts dieser Rahmenbedingungen und einer sehr schwieriggewordenen Finanzierungslandschaft verwundert es nicht, dass imHinblick auf Investitionen viele KMU auf der Bremse stehen. ImGewerbe und Handwerk werden heuer 56 Prozent der Betriebe überhauptnicht investieren und weitere zehn Prozent ihre Investitionenzurückfahren“, schildert Walter Bornett die derzeitige Investitionsunlustder mittelständischen Wirtschaft.Investitionen sinken trotz billiger KrediteDie Zinsen sind zwar niedrig. Es zeigen sich jedoch drei Phänomene:Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung ist nach wie vor hoch,