vivantesKÖRPER & SEELEErnährungCOPD: Vier Buchstaben, die das Lebenvon rund 6,5 Millionen Menschen bei unsin Deutschland bestimmen – und ihreLebensqualität entscheidend beeinträchtigen.Ein Viertel aller Raucher über65 Jahre ist betroffen. In Berlin schätzenExperten die Zahl der Patientenauf schon rund 240.000 Menschen.Tendenz: Steigend!„gesund!" erklärt, was genau bei COPDim Körper passiert – und Professor Dr.Wulf Pankow (60), Chefarzt im <strong>Vivantes</strong>Klinikum Neukölln und Spezialist fürCOPD und andere Lungenkrankheiten,antwortet auch auf die zwei wichtigstenFragen:•Wie können Sie sich schützen?•Und was tun, wenn die Diagnose COPDda ist?COPD ist eine typische Raucherkrankheit.Leon rauchte, seit er 15 Jahre altwar. Fast 32 Jahre lang. Leon: „Es warenzum Schluss zwei Schachteln am Tag.Dank der Unterstützung im <strong>Vivantes</strong> Institutfür Tabakentwöhnung in Neuköllnkonnte ich damit aufhören. Nie wiedereine Kippe, mit dem Qualmen ist es vorbei!“Die COPD blieb.Rauch-Stopp!Sie wollen mit dem Rauchen aufhören?Hier gibt es für Sie professionelleHilfe:<strong>Vivantes</strong> Institut für Tabakentwöhnungund RaucherpräventionKlinikum Neukölln, Innere Medizin,Rudower Str. 48, 12351 BerlinTel. (030) 130 14 2487Erfahrene Psychologen und Ärzteleiten Anti-Raucher-Kurse nachneuesten Methoden. Krankenkassenübernehmen zum Teil dieKosten, die Teilnehmer zahlenmaximal 190 Euro.Denn COPD ist nicht heilbar: Die moderneMedizin kann die Entwicklungder Krankheit nur verlangsamen. Dafürmüssen die Betroffenen aktiv am Heilungsprozessmitwirken. Und mehrmalstäglich teils hoch kortisonhaltige Medizininhalieren.Professor Dr. Wulf Pankow ist nicht nurChefarzt im <strong>Vivantes</strong> Klinikum Neukölln,der Internist ist gleichzeitig Chef des „Ins-tituts für Tabakentwöhnung und Raucherprävention“am gleichen Standort.„gesund!" stellte Professor Pankow diewichtigsten Fragen zu COPD.Professor Pankow, was passiert mitder Lunge bei COPD?Man kann sich die Krankheit wie einschwelendes Feuer vorstellen, das einfachnicht erlöschen will. In der Lunge hen viele kleinere Entzündungen vor, diege-den Luftaustausch – die zentrale Aufgabeder Lunge in unserem Körpersystem– erschweren. Die Entzündungen führenzur Verengung der Atemwege, zurSchwellung der Bronchialschleimhautund zur vermehrten Schleimbildung.Während Asthma und die leichte Bronchitisdie Lungen zeitweise verengen,zerstören die COPD-Entzündungendas Gewebe. Und das baut sich nichtgleichwertig wieder auf, sondern wird nurdurch minderwertiges Gewebe ersetzt.Die sogenannte Pluripotenz der Zellenkann das Narbengewebe nicht ersetzen.Woran erkenne ich, dass ich an COPDleiden kann?Die typischen Symptome der COPDsind Atemnot, Husten und schließlichAuswurf, also das Spucken von Schleim,auch bekannt als das AHA-Syndrom. Zu-dem verursacht COPD ständigen Husten,besonders stark spürbar morgens.Jetzt, in Herbst und Winter, sind Atemnotund Husten wegen des kühlerenWetters noch häufiger und belastenderfür die COPD-Patienten.Wodurch wird die „Dauerinfektion“und Gewebezerstörung des COPDausgelöst?Ganz sicher begünstigen Rauchen undPassiv-Rauchen die Entwicklung derCOPD ungemein. Doch auch verbranntesBiomaterial und feinste Staubpartikelan Arbeitsplätzen – etwa im Stall beiLandwirten oder feinster Steinstaubauf Baustellen – erhöhen das Erkrankungsrisiko.Diagnose COPD – was bedeutet dasfür den Betroffenen?Leider wird man nie wieder ganz gesund.Aber: Niemand darf den Kopf hängenlassen! Man kann heute therapeutischeine Menge tun, um sich noch langewenigstens eine gewisse Lebensqualitätzu sichern. Auch wenn COPD nichtheilbar ist: Die moderne Medizin, alsoder behandelnde Arzt, und ein Patient,der aktiv mitmacht, können gemeinsamden Verlauf entscheidend verlangsamen.Wer raucht, der muss mit demRauchen aufhören. Jede Zigarette wirkt,UNSERE LUNGE:Bei COPD bildensich auf der OberflächeschadstoffhaltigeLuftblasen (rot),bis die Atemwegeverstopft sind unddas Ausatmen nichtmehr funktioniert.10 gesund! 04.2013
als ob man einem Feuer noch Sauerstoffhinzufügt! Tabak begünstigt das rasanteVoranschreiten und die irreparablenSchäden von COPD. Dazu empfehleich, auch wenn es zunächst unlogischklingt: Sport treiben! Kontrollierte Belastung,wie beim Schwimmen, Radfahren,Tischtennis oder bei Gymnastik, unterstütztauch den Aufbau der Muskulatur– und die fit zu halten, das ist wichtig fürCOPD-Patienten.Also: COPD steigert sich innerhalbdes Krankheitsverlaufs?Ärzte unterteilen bei COPD-Patientenfünf Entwicklungsstadien der Krankheit.Hausärzten dient diese Einteilung in dieinternational so bezeichneten GOLD-Stadien dazu, für Therapie-Richtlinien,Medikamente und Empfehlungen gleicheStandards zu haben. In der Gruppe Izeigen sich leichte Symptome, bei GruppeII mittlere, bei Gruppe III schwere undbei Gruppe IV sehr schwere Anzeichen.Bei Patienten der Gruppe IV weicht dieLungenfunktion bereits über 70 Prozentvon dem ab, was normal wäre. Patientenin diesem Stadium sind chronischmit Sauerstoff unterversorgt. Sie leidenauch im Ruhezustand unter Atemnot,weshalb ihre körperliche Leistungsfähigkeitund ihre Lebensqualität stark eingeschränktsind. Anfälle, also Krankheitsschübe,sind für Patienten im Stadium IVlebensgefährlich.Keine guten Aussichten! COPD sollauch andere Krankheiten begünstigen– können Sie dazu mehr sagen?In der Tat, leider kommt COPD seltenallein. Etwa die Hälfte aller COPD-Patientenleidet zeitgleich an Herz-Kreislauf-Problemen, an Diabetes, Gewichtsverlustoder Depressionen. Es sind dieseBegleiterkrankungen, die die Lebenserwartungder Patienten deutlich verringernund häufig die Todesursache sind.. . . und aller Übel Wurzel ist wiederumdas Rauchen?Ja, ganz sicher besitzt Tabakkonsumeine traurige Schlüsselrolle bei Arterien-Verkalkungen,Herzschwächen undHerz-Rhythmus-Störungen, die beiCOPD-Patienten deutlich öfter auftretenals bei gleichaltrigen, gesundenMenschen. Das Rauchen begünstigtebenso die Entwicklung von Diabetes,wo das Erkrankungs-Risiko mit derDauer des Rauchens steigt. Achtenmuss der Patient auch auf sein Gewicht:Durch die permanente Luftnotschonen sich Patienten mit COPD. Mitgleichzeitig einsetzender Appetitlosigkeitverlieren sie an Muskulatur, dieKörperkräfte schwinden langsam. Hierkann eine Ernährungsberatung helfen.Wichtig ist regelmäßige Bewegung.Und schließlich leidet etwa ein Drittelder COPD-Patienten an Depressionen,weshalb manchmal eine psychotherapeutischeBegleitung während derKrankheit nötig wird.LUNGEN-SPEZIALISTund Chefarzt Prof.Dr. Wulf Pankowkämpft dafür, dasLeid der an COPD-Erkrankten zulindern.Ein so schlimmer Atemnot-Anfall,wie ihn der Patient Leon eingangs beschreibt,kündigt der sich an?COPD ist eine tückische Krankheit, oftkommt es zu plötzlichen Schüben oderAtemnot-Anfällen, wie dieser Patient eshier beschreibt. Auslöser sind häufig Infekte,beispielsweise durch Erkältungsviren,manchmal auch durch Bakterien.Solche schwerwiegenden Verschlechterungenkündigen sich häufig an, leideraber oft nur Minuten vor dem Ausbruchdes Schubes. Deutliche Warnzeichensind einsetzende Atemnot beimnormale Gehen und Reden oder einschneller und unregelmäßiger Herzschlag.Oft helfen jetzt auch die Notfallsprayskaum mehr. Der COPD-Krankedarf jetzt nicht zögern, sofort den Notarztzu kontaktieren!Was tut <strong>Vivantes</strong> für COPD-Patienten?Wir behandeln Patienten einmal imNotfall oder begleiten sie und die Angehörigenbei COPD und den Begleiterkrankungenso gut, einfühlsam undfortschrittlich, wie wir können. <strong>Vivantes</strong>setzt aber weiter auch am Ursprung derKrankheit an – dem Rauchen. Deswegenhaben wir ganz gezielt mit dem Institutfür Tabakentwöhnung und Raucherpräventioneine Einrichtung gegründet, dieRaucher bei ihrem Entschluss, mit demTabakkonsum aufzuhören, mit wissenschaftlichanerkannten und wirksamenMethoden unterstützt. Ob in einerGruppe Gleichgesinnter oder in Einzelgesprächen,ob mit oder ohne Medikamentebei starken Entzugserscheinungen,ob Tag oder Nacht – wir assistierendort alle, die aufhören möchten.KontaktProf. Dr. Wulf PankowChefarzt der Klinik für InnereMedizin, Pneumologie, Infektiologie<strong>Vivantes</strong> Klinikum NeuköllnRudower Str. 48, 12351 BerlinTel: (030) 130 14 2487Fax: (030) 130 23 3602wulf.pankow@vivantes.dewww.vivantes.de/ knk/pneumo/MEHR ERFAHRENÜber diesen QR-Code (einfach scannen,etwa mit den kostenlosen Apps „QR Droid“oder „ScanLife“) gelangen Sie direkt auf dieWebseiten der <strong>Vivantes</strong>-Lungenexperten.Dort lesen Sie mehr über das medizinischeLeistungsspektrum, Sprechzeiten undähnliches.11