459 Drewitz, Exercicrhaus im Invalidenpark zu Berlin. 460stein zu einer neuen Schiefsstätte <strong>für</strong> die MünchenerBürger-Schtitzengilde gelegt und zwar an einem Punkte,der ungefähr 30 Füfs über der Ebene gelegen, einenfreien Ueberblick über diese und die dahinter malerischsich ausbreitende Hauptstadt, sowie eine herrliche Aussichtauf das in duftiger Feme den Horizont begrenzendebairische Hochgebirge gewährt. Die ganze Anlagewurde im Verlaufe von 3 Jahren so weit vollendet,dafs sie der Benutzung übergeben werden konnte.Die Bedingungen des Grundplanes dehnten sich überdie <strong>für</strong> die Schützen erforderlichen Räume noch auf gröfsereWirthschaftslokale aus, da anzunehmen war, dafsder wegen seiner schönen Lage sehr anziehende Ort einenstarken Besuch vom Münchener Publikum und dendie Bavaria besuchenden Fremden zu erwarten habenwürde. Zugleich aber pflegen zur Zeit des berühmtenMünehener Octoberfestes, das in grofsartiger Weise aufder Theresienwiese gefeiert wird, auch gröfsere Festlichkeitenauf der Schiefsstätte stattzufinden, und es wardeshalb ein gröfserer Saal mit entsprechenden Nebenräumenvorzusehen. Die Beamten und YTärter des Gebäudesmufsten gleichfalls sämmtlich in demselben untergebrachtwerden, da die Entfernung bis zu den nächstenHäusern der Stadt immerhin eine Viertelmeile beträgt.Diesen sämmtlichen Bedingungen Genüge zu leisten,nahm der Architekt, Herr Baurath Bürklein, im Hauptgebäude2 Geschosse an, von denen das obere den Saalund die grölsem Gesellschaftszimmer umfafst, das unteredagegen nach der Vorderfronte kleinere Wirthschafts-Lokaleund nach der Hinterseite die fortwährend im Gebrauchstehenden Schützen-Lokale enthält, an die sich unmittelbardie Arkaden mit den einzelnen Schiefsständenanschliefsen. Diese letzteren liegen in einem grofsen mitMauern und Wällen umgebenen Hofe, in welchem dieScbdben aufgestellt sind. -^ Das untere Geschofs wurdetheilweise durch ein Entresol getbeilt, in welchem zweiWohnungen ihren Platz fanden. Alle übrigen Anordnungenerklären sich von selbst.Sämmtliche Gebäulichkeiten sind in schönem undsolidem Material ausgeführt. Der Hauptbau ist mitfeinen glatten Ziegeln verblendet und <strong>für</strong> Thür- undFenster - Einfassungen sind Formsteine aus Tcrracottaangewandt; Hausteine von grauem bairischem Kalksteinwurden nur <strong>für</strong> die Säulen, deren jede bis zum Capitalaus einem Stücke besteht und <strong>für</strong> die Bogen-Ansätzeüber denselben, <strong>für</strong> das Gicbelgosimse, dag übrigens nurals Verblendimg der Dachsparren auftritt, und <strong>für</strong> denSockel verwendet. Ferner bestehen die äufsoren Treppenund die innere Flaupttreppe aus diesem Material.Die Gruppe des Giebelfeldes, von dem ThiermalerSchleich erfunden, ist bis jetzt noch nicht zur Ausführunggekommen, soll aber ebenfalls in Terracötta ausgeführtwerden.Die innere Decoration des Gebäudes beschränkt sichan den Wänden auf eine einfache Eintheilung in Felderund farbige Marmorirung derselben. Embleme der Jagd,ausgestopfte Thiere und geschickt durchschossene Scheibensind an den Wänden des Hauptsaales und fast allerandern Räume aufgestellt. Der Ladesaal ist rings umhermit Wandschränken umgeben. Die Decken bestehenin sämmtlichen Gesellschaftsräumen aus Täfelwerk, dasauf verschiedene sehr anmuthige Weise aus Tannenbretternund einfach aufgenagelten Leistchen mit Anwendungweniger Farbe hergestellt ist. Ebenso sind sämmtlicheMöbel und Oefen nach Zeichnungen des Architektenim Charakter des Gebäudes neu gefertigt worden.M. NohLExercierhaus im Invalidenpark bei Berlin,(Mit Zeichnungen auf Blatt 55.)Die in den drei Bataillons-Casemen in der Chaussee-Strafsevor dem Oranienburger Thore hierselbst seitdem Jahre 1851 casernirten Truppen waren zur Ausbildungihrer Kekmten allein auf die Benutzung des dortigenCasernenhofes beschränkt, es lag daher nahe, einExercierhaus zu erhalten, um die Ausbildung der Rekrutenohne Störungen des Königlichen Dienstes vornehmenzu können.In Betracht dieses Bedürfnisses geruhte Se, Majestätder König auf den Antrag Sr. Excellenz des HerrnKriegs-Ministers dÄi Bau eines Exercierhauses <strong>für</strong> diegedachten Truppen Allerhöchst zu genehmigen, dabeiwurde zugleich die Bedingung ausgesprochen, dafs derBau im Frühjahre 1853 begonnen und in demselben Jahreso weit gefördert werden solle^ dafs die Truppen davonin demselben Winter Gebrauch machen könnten.Ftlr die Ermittelung der Gröfse des zu erbauendenExercierhauses war die Bestimmung maafsgebend, dafsjeder da^ unabweisliche Bedürfnifs überschreitende Autwandzu vermeiden sei, dafs daher auch die hier bereitsvorhandenen Gebäude dieser Art nicht als Norm dienenkönnten, weil Bau-Anlagen nach diesem Maafsstabe bemessen,bedeutende I%)sten erfordert haben würden. Eswurde daher von dem hohen Kriege-Ministerio festgesetzt,dafs die Gröfse des Exercierhauses nach der Zahlder auszubildenden Rekruten zu berechnen, wobei zur Detail-Ausbildung<strong>für</strong> den einzelnen Mann ein Raum von36 QFufs als Minimum anzunehmen sei.
4ßl Drcwitz, Exercierhaus im InvaJidenpark bei Berlin. 462Bei der Zahl von 3 Bataillonen, welche bei demEsercierhause zu betheiligen waren, die im Ganzen 600Kekruten auszubilden haben, und bei der Annahme, dafseine alternirende Benutzung, einen Tag um den andern,stattfindet, mithin Raum <strong>für</strong> 300 Mann zu schaffen sei,würde sich das Eaumbedürfnifs auf 3G üF. x 300 = 10800QFufs Grundfläche ergeben haben, und es hätte genügt,dem Gebäude eine Länge von 240 Fufs und 45 Fufs Tiefezu geben; da indessen die Truppen bei ihren Marsch-Uebungen in Zügen eine Breite von mindestens 60 Fufsbedürfen, so wurden die Abmessungen des Esercierhausesvon dem Königl. Kriegs-Ministerio auf das Maximumvon 240 Fufa Länge, 60 Fufs Tiefe und 23 FufsHöhe im Lichten festgesetzt. Diese Höhe würde zwar<strong>für</strong> die Bestimmung des Gebäudes eine Verminderungauf 18^20 Fufs gestattet haben, doch wären hierdurchdie architektonischen Verhältnisse des Gebäudes wesentlichgestört worden, indem die äufsere Erscheinung einzu gedrücktes Verhältnifs erhalten hätte. — Dabei warauch in Betracht zu ziehen, dafs die Beleuchtung einesso tiefen Gebäudes bei geringerer Höh^ nicht vortheilhaftsein konnte, weil die Fenster dann tiefer gelegt werdenmufsten, was aufserdem den Nachtheil gehabt hätte,dafs die exercierenden Mannschaften dem Zuge durchdie I^enstor ausgesetzt gewesen wären, was jetzt bei derhöheren Lage der Fenster nicht der Fall igt.Auf Grund dieser Annahmen und der Bestimmung,wonach das quaest. Gebäude auf dem zwischen der Pankeund dem Park des Invalidenhauses belegenen, früher alsBaumschule benutzten Platze zu errichten sei, wobei diedaselbst an der Kesselstrafse belegenen Officier-Gärtendem Invalidenhause erhalten bheben, ist das BauprojectAnfang Mai 1853 bearbeitet worden. Die Einleitung desBaues selbst erfolgte ohne Verzug gleich darauf, und dieBeendigung desselben konnte so zeitig geschehen, dafsdie betheiligten Truppen das quaest. Gebäude schon EndeOctober in Benutzung nehmen konnten. Wie aus demSituationsplan, Blatt 55, ersichtlich, nimmt das errichteteGebäude die Mitte des quaest. Platzes abcd ein, beider tiefen Lage desselben mufste jedoch das künftigePlanum in der Höhe des Invaliden-Parks gelegt werden,um solches gegen Ueberschwemmungen von der nahebelegenen Panke zu schützen, obgleich hierdurch dieFundamentimng vertheuert, und die Aufhöhung des Terrainskostsplebger wurde.Nach den stattgefiindenen Aufgrabungen fand sichin einer Tiefe von 8 Fufs vom jetzigen Terrain eine hinreichendmächtige feinkörnige Sandschicht vor, die beieiner nicht zu starken Belastung der Frontmauern, wiesie bei dem fraglichen Gebäude stattfindet, ohne Bedenkenbenutzt werden konnte, sich auch als tragfahig undsicher bewährt hat.Das Gebäude hat massive Umfassungswände miteinem aus Eisen und Holz zusammengesetzten Dachgerüstund das Dach ist mit Schiefer auf einer Schalunseingedeckt. Um die Mauerstärken bei solider Ausführungauf das Minimum zu beschränken, setzen sich diecirca 14 Fufs von Mittel zu Mittel entfernt liegendenDachbinder auf 3 Fufs 5 Zoll starke und 3 Fufs breitePfeiler auf, zwischen denen eich 1 Fufs 9 Zoll starkeElend--Umfassungsmauern befinden. Hierdurch wird derFafade des Gebäudes bei ihrer ziemlich beträchtiichenLänge durch Licht- und Schattenwirkungen eine angenehmeUnterbrechung gegeben, und es erbält eine angemesseneBekrönung theils durch das weitüberragendeDach mit seinen verzierten <strong>Sp</strong>arrenköpfen, theils durcheine consolartige Auskragung des Mauerwerks. DieseAuskragung ist auch im Innern angeordnet,. um dadurchden Mauermassen einen besseren Zusammenhang zu geben,auch wird hierdurch das Gleichgewicht besser hergestellt.•Bei den gestellten Anforderungen, wonach das Exercierhaus-Etablissementeine getrennte Lage von dem umschliefscödenInvaliden-Terrain bekommen soll, hat dasgedachte Haus nach dem Invaliden-Park keine Obrnmunicationerhalten; es sind daher 5 Eingangsthüren angelegt,von denen 2 in den Giebeln liegen, und 3 Stückin der Mitte der nach der Panke belegenen Langfronteangelegt sind. — Erstere sind 8 Fufs imd letztere 7 Fufsim Lichten weit und nehmen hiernach eine entsprechendeHöhe ein.Der aus einem Lehmestrich bestehende Fulsbodenist 1^ Fufs hoch über das äufsere Terrain gelegt imdzur Abhaltung der Bodenfeuchtigkeit haben die Umfassungsmauernin der Höhe des Plinten-Absatzes eine^ Zoll starke Asphalt-Isolirsehicht erhalten.Derartige Lehmschläge werden am geeignetsten vonungeschlämmtem Thon hergestellt, und sind wie folgt zubehandeln:Der Thon -wird mit Wasser hinreichend angefeuchtet,mit dem <strong>Sp</strong>aten gut durchgearbeitet, und so zu einermöglichst gleichmäfsigen weichen Masse hergestellt,die dann, nachdem das Erdreich des mit einem Lehmschlagzu belegenden Kaumes gehörig geebnet und festgestampftist, in einer Lage von mindestens 6 — 8 ZollStärke aufgebracht wird» — Sobald dieser Thon anfängtzu trocknen und fest zu werden, wird er mit kleinenStampfen festgestampft, und dies so lange fortgesetzt,bis die Stampfen nur noch geringe Eindrücke hervorbringen;dann wird die Fläche mittelst grofser Schlägelso lange geschlagen, bis der Fulsboden so trocken ist,dafs auch die Schlägel keine Wirkungen hinterlassen.Während des Schiagens mit dem Schlägel ist es vortbeilhaft,die Thonflächen mit Ochsenblut zu tränken,und nach Beendigung der Arbeit nochmals mit Blut zuüberstreichen, wodurch ein fester zäher Ueberzug'gebildetund das Eeifsen vermieden wird. Die während derBearbeitung des Lehmschlages entstehenden Risse müssendurch Stampfen und Schlagen jieseltigt werden.Nach Maafsgabeder bebauten Grundfläche von
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