505 Verein <strong>für</strong> Eisenbahnkunde zu Berlin, ProtocoU vom 13. Februar <strong>1855</strong>. 506che seit 2 Jahren auf der Cöln-Mindener Eisenbahn im Betriebesind.Bei der weiteren Beurtheilung der verschiedenen Bandagenwird angenommen, dafs alle Bandagen auf gleiche Räder aufgewogensind, auf Räder der besten Construction, — auf Scheibenräder— welche den Bandagen überall eine gleich festeUnterstützung geben; es tritt dies besonders wesentlich hervor,wenn die Bandagen zur letzten Ausnutzung dünn gedreht sind.L Eiserne Bandagen haben häufig weichere oder blätterigeoder in den einzelnen Lagen unvollkommen geschweifsteStellen, an wekjben sie mehr wie sonst auslaufen, dann Schlägegeben und abgedreht werden müssen.W^enn die Bandagen 1 bis 1^ Linien, im Mittel also 1| Linienrheinländ. ausgelaufen sind, werden sie abzudrehen sein. Beieisernen Bandagen mufs dann durchschnittlich 3 Linien dick abgedrehtwerden, weil sonst der stärkeren Dollen (stärker ausgelaufeneStellen) oder der schärfer abgenutzten Flanschen halberdie Räder nicht ordentlich rund, richtig in <strong>Sp</strong>urmafs undauch in der Flanschenform resp, ProfiJfomi nicht richtig werdenwürden.Die eiserne Bandage darf höchstens bis 9 Linien dick abgedrehtund dann noch einmal um i^ Linien ausgenutzt werden.Die 2 2oll dicke Bandage ist also fünfmal abzudrehenund sechsmal um i~ Linien auszunutzen.Nach durchlaufenen 2500 Meilen waren die eisernen Bandagender Mehrzahl nach über 1 Linie tief ausgelaufen, auf 1^Linien kommen daher nicht mehr als 3125 Meilen.Für die ganze Bandage darf man also höchstens 6X3125^=18750 Meilen als Dauer annehmen.n. Bei Puddeletahl-Bandagen, die 1| Linien ausgelaufensind, wird es genügen, 2^ Linien abzudrehen, es lassensich dieselben bis auf 8 Linien dick abdrehen und dannnoch um 1-^ Linien tief ausnutzen. — Bandagen von 1^ ZollDicke sind daher viermal abzudrehen und fünfmal um 1^ Linienauszunutzen. Bei einer Ausnutzung von 1 Linie hatten siehöchstens 4300 Meilen durchlaufen, auf li Linien würden also5375 Meilen kommen und die ganze 1| Zoll starke Bandagewird 5x5375=26875 Meilen aushalten.IIL Gufsstahl-Bandagen — ohne Schweifsung — nutzensich so gleichmäfsig und fehlerfrei aus, als ob sie auf derDrehbank hohl ausgedreht wären, auch die Flanschen leiden nurso wenig, dafs 1| Linien abdrehen mehr wie ausreichend ist,um nach einer 1| Linien tiefen Ausnutzung die Bandagen wiedervollkommen richtig im Profil herzustellen.Gusstahl-Bandagen können ferner ihrer Härte und Festigkeithalber bis auf 6 Linien dick abgedreht und dann noch einmalIJ- Linie tief ausgenutzt werden. Eine von vorn hereinnur 13 Linien dicke Bandage ist also viermal abzudrehen undfünfmal um 1^ Linien auszunutzen.Herr Fr. Krupp aus Essen will zwar garantiren, dafsseine Gufsstahl-Bandagen ohne Schweifsung 20000 Meilen durchlaufen,bevor sie 1 Linie tief ausnutzen; wenn dies sich aberauch nach den Beobachtungen der ersten Probe-Bandagen alsrichtig herausstellen mag, so dürfte es doch schon vollkommenausreichen, wenn sie auf 1 Linie Ausnutzung nur 15000 Meilenaushalten, was dann 18750 Meilen auf i| Linien giebt. Dieganze 13 Linien dicke Bandage hält hiernach 5X18750=93750oder rund 94000 Meilen aus.Zur ökonomischen Vergleichung werde nun eine Gufsatahl-Bandage mit ihren 94000 Meilen Dauerzeit zu Grunde gelegt.Zur gleichen Meilenzabl sind dann 5 eiserne 2 Zoll starke Bandagenzu 18750 Meilen oder drei und eine halbe 1| Zoll starkePuddelstahl-Bandagen zu 26875 Meilen Dauerzeit erforderlich.Eine Vergleichung nur allein in Hinsicht auf die zu durchlaufendenMeilen genügt indessen nicht; .'die Kosten müssenauch Zins auf Zins angerechnet werden, und dazu gehört auchdie Beachtung der Zeit, in welcher die Achsen die 94000 Meilendurchlaufen.Für jede Bahn werden sich hierzu wohl besondere Zeitenergeben; zur nachfolgenden Calculation mag indessen angenommenwerden, dafs die Achsen durchschnittlich pro Jahr4500 Meilen oder die ganzen 94000 Meilen in zwanzig Jahrendtu'chlaufen.ad. 1. Eiserne Bandagen.Das Paar 2 Zoll starker Bandagen hält 18750 Meilen aus;fünf Paar Bandagen werden also zu 94000 Meilen erforderlichsein und da diese in 20 Jahren durchlaufen werden, so wirdjedes Paar Bandagen vier Jahre aushalten.Jedes Paar Bandagen wird in den vier Jahren Dauerzeitfünfmal abgedreht und sechsmal ausgenutzt.Das Paar neuer 2 Zoll starker Bandagen zu Bädern vdn3 Fufs Durchmesser wiegt 780 Pfd.; die -f Zoll starken Bandagenzuletzt noch einmal 1^ Linien tief ausgenutzt, wiegen260 Pfd.Die neuen Bandagen auf die Räder aufgezogen, fertig abgedrehtund mit Bau dagen schrauben versehen, kosten ä 1000Pfd. lUThlr. alsoEin Paar neuer Bandagen . . . . 86 Thir. 17 Sgr. 5 Pf.Die Bandagen halten 4 Jahre, daherZinsen 4 Jahre von 86 ThIr. 17 Sgr.5Ff. zu4pCt 1 3 — 2 5 — 8 —Die Kosten <strong>für</strong> 5mal Abdrehen h 1 Thlr. 5 — „ — „ —Zum jedesmaligen Abdrehen der Bädermufs der Wagen aufserBetrieb gesetzt,gehoben und neue Achsen untergebrachtwerden. Der Aufwand an Arbeitslohnetc. kannpro Achse auf 1 Thlr.gerechnet werden Das Auswechselnder Achsen, wenn die Bandagen ganzausgenutzt sind, gelte dem gleich. Also6 Auswechselungen zu 1 Thlr. , . 6 — „ — „ —111 Thlr. 13 Sgr. 1 Pf.Davon ab derWerth der alten Bandagen= 260 Pfd., 1000 Pfd. zu 16|Thlr., 4 - 7 — D —mithin bleiben 107 Thlr. 5 Sgr. 8 Pf.welche nach Ablauf von 4 Jahren <strong>für</strong> die in dieser Zeit durchlaufenen18750 Meilen absorbirt werden.Das erste Paar Bandagen absorbirte also 107 Thlr. 5 Sgr.8 Pf., welche, bis die ganzen 94000 Meilen durchlaufen sind,noch 16 Jahre zu 4 pCt. Zins auf Zins gerechnet werden müssen,und dann betragen 201 Thlr. 2 Sgr. 7 Pf.Das zweite Paar Bandagen absorbirtein 4 Jahren ebenfalls 107 Thlr. 5 Sgr-8 Pf., welche noch 12 Jahre Zins aufZins tragen, und dann geben . . 171 — 24 — 9 —Das dritte Paar Bandagen, 107 Thlr.5 Sgr. 8 Pf., werden in 8 Jahren Zinsauf Zins zu 146 — 22 — 3 —Das vierte Paar Bandagen giebt in 4 JahrenZins auf Zins 125 — 12. — 4 —Das fünfte Paar Bandagen läuft geradeaus, ist also in Rechnung zu bringen mit 107 — 5 — 8 •—Summa 752 Thlr. 7 Sgr. 7 Pf.Eine Achse mit eisernen Bandagen, welche 94000 Meilenin 20 Jahren durchläuft, absorbirt ffir Unterhaltung der eisernenBandagen einen Capitalwerth von 752 Thlr.
507 Verein <strong>für</strong> Eisenbahnkunde zu Berlin. Protocoll vom 13. Februar <strong>1855</strong>- 508aä IL Puddelstahl-Bandagen.Das Paar 1} Zoll starker Bandagen hält 26875 Meilen aus;es werden also 3y Paar Bandagen zu 94000 Meilen erforderlichsein. Da diese 94000 Meilen in 20 Jahren durchlaufenwerden, so wird jedes Paar Bandagen 6 Jahre aushalten. Indiesen 6 Jahren werden die Bandagen 5mal abgedreht und6 mal ausgenutzt.Das Paar neuer 1 ä Zoll starker Bandagen zu Rädern von3 Fufs Durchmesser, wiegt 592 Pfd. Die 8 Linien starken Bandagenzuletzt noch einmal i^ Linien tief ausgenutzt, wiegen258 Pfd,Die neuen Bandagen, auf die Räder aufgezogen» fertig abgedrehtund mit Puddelstatl-Bandagenscbrauben versehen, kostenü 1000 Pfd. 152 Thlr., also:Ein Paar neuer Puddelstahl-Bandagen 89 Thlr. 29 Sgr. 6 Pf.Die Bandagen halten 6 Jahre, daherZinsen 6 Jahre von 89 Thlr. 29 Sgr.6Pf. zu4pCt 21 „ 18 „ — „Die Kosten <strong>für</strong> viermal A bdrehen h 1 Thlr, 4 „ — „ — „Für fünfmal Auswechseln ä 1 Thlr. . 5 „ — TI_^7_«_120 Thlr. 17 Sgr. ti Pf.Davon ab der Werth der alten Bandagen=258Pfd.,lOOOPfd.zu 16J-Thlr., 4 ^ 6 „ 5 „mithin bleiben 116 Thlr. 11 Sgr. 1 Pf.welche nach Ablauf von 6 Jahren <strong>für</strong> die in dieser Zeit durchlaufenen26,8 Meilen absorbirt werden.Das erste Paar Bandagen absorbirte also 116 Thlr. 11 Sgr.1 Pf., welche, bis die ganzen 94000 Meilen durchlaufen sind,noch 14, Jahre zu 4 pCt. Zins auf Zins gerechnet werden müssen, und dann betragen201 Thlr. 23 Sgr 6 Pf.Das zweite Paar Bandagen absorbirt in6 Jahren ebenfalls 116 Thlr. U Sgr.I Pf., welche nach 8 Jahren Zins aufZins betragen 159 „ 9 ,, 4 „Das dritte Paar Bandagen zu 116 Xhlr.II Sgr. 1 Pf. nach 2 Jahren Zins aufZins gieBt 125 „ 2'? n 4 „Das vierte Paar Bandagen wird nurhalb ausgenutzt und daher nur inRechnung zu bringen sein mit . . 58 „ 5 „ 7 „Summa 545 Thlr. 5 Sgr. 9 Pf,Eine Achse mit PuddelStahl-Bandagen, welche 94000 Meilenin 20 Jahren durchläuft, absorbirt <strong>für</strong> die Unterhaltung derPuddelstahl-Bandagen einen Capitalwerth von 545 Thlr.ad IILGufsstahl-Bandagen.Ein Paar 13 Linien starke Bandagen wiegt 454 Pfd.; diealten 6 Linien starken und zuletzt noch i\ Linien tief ausgenutztenBandagen wiegen 254 Pfd.Die 13 Linien starken, auf die Bäder aufgezogenen, fertigabgedrehten und mit Gufsstahl-Bandagenschrauben versehenenBandagen kosten ä 110 Pfd. 55 Thlr,Da das eine Paar Bandagen die ganzen 94000 Meilen und20 Jahre aushält, so müssen die Kosten dieser Bandagen 227Thlr. auf 20 Jahre zu 4 pCt. Zins auf Zins gerechnet werden,giebt 498 Thlr. 1 Sgr. 2 Pf.DieKosten<strong>für</strong>viermalAbdrehenälThlr. 4 „ — „ — „Für fünfmal Auswechseln a 1 Thlr, . 5 „ — „ — „507 Thlr. 1 Sgr. 2 Pf.Davon ab der Werth der alten Bandagen254 Pfd. 2u HO Pfd. ä 10 Thlr. . 23 „ 2 9 „mithin bleiben 483 Thlr. 28 Sgr. 5 Pf.Eine Achse mit GuiastaM-Bandagen, welche 94000 Meilenin 20 Jahren durchläuft, absorbirt an Gufsstahl-Bandagen einenCapitalwerth von 484 Thlr.Zur vollständigen vergleichenden Beurtheilung müfste nochin Anrechnung kommen, dafs, je öfter die Achsen behufs Abdrehenetc. unter dem Wagen fortgenommen werden, auch einum desto gröfserer Bestand an Reserve-Achsen erforderlich istund die Wagen desto mehr dem Betriebe entzogen werden müssen,also auch ein um so gröfserer Wagenpark zu halten ist.Die Capitalien, welche in diesen gröfseren Achsen- undWagenbeständen nutzlos daliegen, sind nicht unerheblich.Die Beachtung hierauf, welche in Zahlen hier nicht weiterausgeführt wird, würde den Gufsstahl-Bandagen noch sehr zuGunsten kommen.Die obigen Calculationen ergeben, dafs die Unterhaltungder Bandagen <strong>für</strong> eine Achse bei einem Zingfufse von 4 pCt.und Zins- auf Zinsrechnung der verwendeten Capitalien, <strong>für</strong>zu durchlaufende 94000 Meilen kostet, wenn dazu 20 Jahreangenommen werden:bei eisernen Bandagen752 Thlr.bei Puddelstahl-Bandagen . . . . . . 545 „bei Gufsstahl - Bandagen . . . . . . . 484 „Wird angenommen, dafs die 94000 Meilen in 10 Jahrendurchlaufen werden, so ergiebt eine ähnliche Berechnung:bei eisernen Bandagen . . . 589 Thlr. 14 Sgr. 2 Pf.bei Puddelstahl - Bandagen . 430 „ ^'i y, Ö „bei Gufsstahl-Bandagen . . 321 „ 26 „ 1 „In rein technischer Beziehung wird das beste Material immerden Vorzug verdienen; die Calculationen stellen aber auchdie eisernen Bandagen als die.kostspieligsten, und die Gufsstahl-Bandagenals die billigsten und besten in ökonomischerBeziehung heraus, sofern die zur ersten Beschaffung erforderlichenGeldmittel nur disponibel gemacht werden können.Gegen die in diesem Ansatz von Herrn Neeaen aufgestellteAnsicht, dafs die Gufsstahl-Bandagen im Betreff des Kostenpunktessowohl wie in andern Beziehungen den Vorzug verdienen,wird von Herrn Ilartwich eingewendet, dafs dieErfahrung noch nicht umfangreich genug sei, um in der Sachesicher zu entscheiden.HerrGrüsou macht hierauf eine ausführliche Mittheilungnebst Zeichnung von dem Locomotiven-Systeme des HofrathsEngerth zu Wien, und hebt hervor, dafs man dasselbe denBestrebungen der Oesterreichischen Regierung verdanke, zweckmäfsigeLocomotiven <strong>für</strong> den Betrieb der Semmering-Bahn zuerhalten, dafs das System in einer eigenthümlichen Kuppelungdes Tenders mit der Locomotive beruhe, wodurch die Leistungsfähigkeitder Locomotiven sehr erhöht, der Gang der Räderin den Krümmungen aber begünstigt werde, und dafs diesesSystem <strong>für</strong> Last-Locomotiven auch bei uns Eingang verdienenwürde.Nach einer angeknüpften Mittheilung des Herrn Bris istdies System dem Erfinder <strong>für</strong> Preufsen patentirt worden.Herr Grapow berichtet über den Bruch einer 4| Zollhohen, noch ziemlich neuen Schiene auf der Niederschlesisch-Märkischen - Bahn an einem der kältesten Tage der verflossenenWoche. Der Bruch, 16 Zoll vom Stofse, sei durch eineschlechte Stelle im Eisen vorbereitet gewesen, beim Ueberfalireneines Personenzuges erfolgt; der abgebrochene Theil seiaber nur unmerklich eingesunken, da der Kies darunter festgefroren gewesen.Es schliefst sich hieran die Bemerkung des Herrn Müller,daft das Eisen durch den Frost an Elasticität zu verlierenscheine, was durch die Anführung bestätigt wird, dafs an denkältesten Tagen die meisten Brüche der Bandagen und Federnetc. eintreten.
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