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Komplett - Das Sauerlandmagazin Juni 2015

In diesem Heft u.a.: Idylle pur auf der Lenne + So wird man Schützenkönig + Ultimative Tipps für den Urlaub zu Hause

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<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />

„Vom Kopf zum Schwanz“ und über<br />

den olfaktorischen Orgasmus<br />

„Nose-to-Tail<br />

–Küche“ heißt<br />

der neueste<br />

Trend in der<br />

Top-Gastronomie.<br />

Auf gut<br />

deutsch: Verwertung<br />

eines<br />

Tiers von der<br />

Schnauze bis zum Schwanz. „Interessant“, mögen Sie<br />

als Landwirt aus dem Sauerland einwerfen. „So haben<br />

wir’s doch schon immer gemacht.“ Klar, das Verbraucherverhalten<br />

hatte sich aber in den letzten Jahren stark<br />

verändert. Beispiel Huhn: Da wurde vom Konsumenten<br />

nur noch Brustfleisch nachgefragt. Alles andere wanderte<br />

in die Tonne oder wurde bestenfalls für kleines<br />

Geld nach Asien exportiert. Beispiel Kalb: Wann haben<br />

Sie das letzt Mal Leber, Niere oder Bries zubereitet, geschweige<br />

denn im Restaurant bestellt? Und auch beim<br />

Fisch landete nur noch das Filet auf dem Tisch. Oder<br />

kochen Sie noch die Gräten zum kraftvollen Fond aus?<br />

Sehen Sie.<br />

Aber nicht nur Fleisch- und Fischesser hat der neue Trend<br />

erfasst, auch Vegetarier. „Flower-to-Root“ − von der<br />

Blüte bis zur Wurzel – heißt hier die Zauberformel. Ein<br />

Drei-Sterne-Koch nannte sein Gericht ganz simpel „Kürbis“.<br />

Was auf den Tisch kam, war eine Kürbissuppe mit<br />

Kürbischips, Kürbiskompott und Kürbiskernen. Nicht nur,<br />

dass bei diesem Trend vergessene Köstlichkeiten begeistern<br />

können, nein, die komplette Verarbeitung ist auch<br />

wirtschaftlicher, das Produkt kann günstiger angeboten<br />

werden. Großes Problem: Nur wenige Köche sind heute<br />

noch dazu in der Lage, alle Teile perfekt zuzubereiten.<br />

Genießer-Paradies<br />

Lassen Sie mich an dieser Stelle noch über ein paar gastronomische<br />

Erlebnisse und Begegnungen aus den letzten<br />

beiden Monaten berichten.<br />

Da wäre zunächst das Baskenland. Die Region an der<br />

Nordküste Spaniens ist für Genießer ein Paradies. Wenn<br />

Sie in den Altstadtkneipen von Bilbao und San Sebastian<br />

auf die Pintxos, die baskische Form der beliebten<br />

Tapas, treffen, werden Sie begeistert sein. Für kleines<br />

Geld werden Köstlichkeiten gereicht, die an Kreativität<br />

kaum noch zu überbieten sind.<br />

Wer über einen prall gefüllten Geldbeutel verfügt, der<br />

hat die Auswahl zwischen den höchst dekorierten Restaurants<br />

der Welt. Die Region um San Sebastian weist<br />

die höchste Drei-Sterne-Lokal-Dichte auf: Vier an der<br />

Zahl. Nur: Wenn Sie dort einkehren, müssen Sie mit<br />

rund 500 Euro für zwei Personen am Abend rechnen.<br />

Die Pintxos gibt’s schon ab 50 Cent das Stück...<br />

Edle Weine<br />

Themenwechsel: Pro Wein <strong>2015</strong>. Drei Tage hat’s mich<br />

wieder mal nach Düsseldorf verschlagen. Tausende von<br />

Ausstellern aus allen Weinregionen des Globus präsentieren<br />

dort ihre besten Kreszenzen. Da verliert man<br />

schnell den Überblick. Dennoch habe ich zwei wichtige<br />

Erkenntnisse gewonnen. 1. Der deutsche Rotwein, insbesondere<br />

der Spätburgunder, wird immer besser. Locker<br />

können die besten Erzeugnisse aus Baden oder Pfalz mit<br />

den Top-Lagen des Burgunds oder Kaliforniens mithalten.<br />

Der einzige Unterschied: Für einen großen französischen<br />

Burgunder muss der Verbraucher oft ein Vielfaches<br />

auf den Tisch blättern. Testen Sie’s einfach mal.<br />

2. Was Weinexperten bei Blindproben alles entdecken, ist<br />

sensationell – mir aber weitgehend fremd. Als vor Jahren<br />

ein Kollege nach dem Schnuppern an einer Scheurebe<br />

aus Franken über seinen olfaktorischen Orgasmus schrieb,<br />

jubelte die Fachwelt. Nach einem Test des gleichen Tropfens<br />

regte sich indes bei mir nichts. Ich verzweifle immer<br />

mehr, verlasse frustriert so manche Probe. Da müssen mir<br />

wohl einige Riech- und Schmeckzellen fehlen. Vielleicht<br />

wird auf dem Gebiet aber auch viel geblendet, denke<br />

ich mir. Oder es liegt<br />

einfach nur daran,<br />

dass meine rechten<br />

und linken Nachbarn<br />

bei den Proben jeden<br />

auch noch so kleinen<br />

Schluck in einem<br />

großen Spuckgefäß<br />

entsorgen. <strong>Das</strong> habe<br />

ich bisher noch nie<br />

gemacht . . .<br />

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