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Editorial - Psychotherapeutenkammer NRW

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Psychische Faktoren bei schweren Brandverletzungentation von Bedeutung sind. Derzeit wird dasProgramm im ambulanten wie auch im stationärenKontext angeboten und evaluiert.Setting des Gruppenangebots: Die Gruppeist teilstrukturiert konzipiert und wird inihren insgesamt acht Sitzungen idealerweisegeschlossen mit denselben Teilnehmerndurchgeführt. Die Sitzungen, welche sichunterschiedlichen Themenschwerpunktenwidmen, dauern jeweils eine Zeitstunde.An den Sitzungen können bis maximalacht brandverletzte Patienten teilnehmen,die sich in der Rehabilitationsphase befinden.Die Sitzungen werden von einemPsychologischen Psychotherapeuten undim Idealfall gemeinsam mit einem Cotherapeutendurchgeführt. Die Gruppe kannein bis zwei Mal wöchentlich stattfinden.Der Gruppenraum sollte ausreichend Platzfür die Durchführung von Rollenspielenbieten. Mit jedem potenziellen Teilnehmerwird ein Vorgespräch durchgeführt, um bereitsvorab beratend relevante Informationenzu vermitteln und die Compliance fürdie Gruppenteilnahme zu erhöhen.Sitzungsinhalte1. Sitzung: Einführung indas Behandlungsprogramm,Informationen zum Thema„Haut und Narben“2. Sitzung: Expertenfragerundezum Thema „Hautund Narben, Schmerz undSchmerzbewältigung“3. Sitzung: Seelische Belastungenin der Folge schwererBrandverletzungen4. Sitzung: Umgang mitdem veränderten Körper5. Sitzung: Stress undStressbewältigung6. Sitzung: Kompetenz imUmgang mit sozialen Reaktionenauf die Brandverletzung,Teil 17. Sitzung: Kompetenzim Umgang mit anderen,Teil 2: Wie kann ich Kontakteangenehm gestalten?Vorgehen/TherapiezieleZiel und Nutzen des Programms: Daskompetenzfokussierende, verhaltenstherapeutischeGruppenangebot soll Betroffenenden Austausch und die Reflexionihrer Erfahrungen und ihrer aktuellen Problemein Bezug auf die Brandverletzungermöglichen. Durch die Vorgabe und diepsychotherapeutisch angeleitete, gezielteBearbeitung bestimmter Themenkomplexeunterscheidet es sich von einer Selbsthilfegruppe.Neben der Verbesserung derKörperakzeptanz sowie dem Aufbau vonStressbewältigungskompetenzen im Umgangmit dem Unfall und seinen Folgen istein weiteres wichtiges Ziel die Vermittlungspezieller sozialer Kompetenzen für einenkompetenten und selbstbewussten Umgangmit Reaktionen anderer auf den durchBrandnarben gezeichneten Körper, um sosozialen Rückzugstendenzen vorzubeugen.Hierdurch soll die Krankheitsbewältigungunterstützt und der Verhaltensspielraumim Umgang mit der Verletzung erweitertund gegebenenfalls verändert werden.Den Teilnehmern soll als wesentlicher Inhaltim Umgang mit der Brandverletzungeinerseits vermittelt werden, die persönlicheSituation akzeptieren zu lernen. Andererseitskann ausgehend von einer Annahmeder bisherigen Bewältigungsversuchedes Patienten die Möglichkeit eröffnetwerden, in einigen Bereichen Veränderungenanzustoßen und erste Schritte begleitendzu unterstützen. Beide Elemente sindgleichwertige und wichtige Schritte im Vorgehendes Konzepts. Wertschätzung undRessourcenorientierung stellen die Basisder therapeutischen Grundhaltung dar.Sicherlich ist es nicht möglich, alle für diepsychotherapeutische Unterstützung vonBrandverletzten relevanten Aspekte imRahmen eines komprimierten Gruppenprogrammserschöpfend zu behandeln. Vielmehrist es Ziel, einen ersten Überblick zugeben, einzelne Problembereiche herauszugreifenund exemplarisch zu vertiefen.Die Gruppe stellt keine Alternative zur psychotherapeutischenEinzelbehandlung dar,sondern ist als Ergänzung hierzu wie auch•Vorstellung des Gruppenprogramms•Kennenlernen der Teilnehmer•Erwartungsabgleich•Informationsvermittlung zum Thema Narben•Einführung in die Entspannungsmethode Progressive Muskelrelaxation(PMR)•Schaffen eines Frageforums für die Patienten•Wissensvermittlung zu Schmerzen und Schmerzbewältigung•Erarbeiten von Bewältigungsstrategien und Handlungsplänenfür Schmerzsituationen•Informationsvermittlung•Enttabuisierung/-dramatisierung•Erarbeitung von Bewältigungsstrategien•Aufbau und Stärkung positiver Empfindungen und Kognitionengegenüber dem eigenen Körper•Offenes Thematisieren von Problemen im Umgang mit demeigenen Körper•Verbesserung der Entspannungs‐ und Genussfähigkeit•Informationsvermittlung zur Entstehung und zum Wesen vonStress•Vermittlung von Stressbewältigungsstrategien•Aufbau spezieller sozialer und kommunikativer Kompetenzenim kompetenten Umgang mit den Reaktionen anderer aufden Unfall und die Verletzung/-sfolgen, z. B. mit unerwünschtenBlicken anderer auf die Narben•Steigerung der sozialen Aktivität, Abbau von Rückzugs‐ undsozialem Vermeidungsverhalten•Erarbeitung eines Verhaltensrepertoires für schwierige sozialeSituationen•Thematisieren von spezifischen Problemen mit Angehörigen8. Sitzung: Abschlusssitzung •Bilanz und Reflexion des Erreichten•Verabschiedung•Verankern der eigenen Ressourcen und Kompetenzen imUmgang mit Stress und schwierigen Situationen im AlltagTabelle 1: Inhaltliche Bausteine des Gruppenbehandlungsprogrammszur medizinischen Behandlung zu verstehen.Bei brandverletzten Patienten mit manifestenpsychischen Störungen, z. B. mitDepression, Anpassungsstörung oder PosttraumatischerBelastungsstörung, kann dieGruppe flankierend zur Einzeltherapie eingesetztwerden. Für andere Patienten bietetdie Gruppe die Möglichkeit, mit psychologischerBeratung in ersten Kontakt zu treten,sich einen Überblick über verschiedene, fürBrandverletzte relevante Themenbereichezu verschaffen und eventuell bestehendeBerührungsängste hinsichtlich psychologischerUnterstützung abzubauen.Das von uns entwickelte Gruppenprogrammmacht Anleihen bei anderen, bereitserprobten Konzepten, z. B. bei Programmenzur Depressionsprophylaxe (vgl.Kühner & Weber, 2001) und zur Stressbewältigung(vgl. z. B. Kaluza, 2004). In der146 Psychotherapeutenjournal 2/2009

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