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Editorial - Psychotherapeutenkammer NRW

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<strong>Editorial</strong>Liebe Kolleginnen und Kollegen,vor Ihnen liegt die zweite Ausgabe des PTJin diesem Jahr.Zwei der drei Hauptbeiträge in diesemHeft veranschaulichen in unterschiedlicherWeise in der Profession ausgesprochenkontrovers behandelte Themen.Matthias Ochs, Wiesbaden, diskutiert inseinem Beitrag „Methodenvielfalt in derPsychotherapieforschung“ unterschiedlicheforschungsmethodische Modelle– den quantitativen und den qualitativenZugang. Dabei ist es dem Autor ein wesentlichesAnliegen, über eine ideologisierendeGegenüberstellung der methodischenAnsätze hinausführend nachzudenkenund für eine jeweils gegenstandsadäquateKombination sowohl quantitativer als auchqualitativer Methoden der Psychotherapieforschungzu plädieren, wobei ihm besondersdie Darstellung des qualitativen Ansatzeswichtig ist.Auch der Beitrag „Leitlinien in der Psychotherapie“,verfasst vom Ausschussfür Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherungder Berliner Kammer fürPsychologische Psychotherapeuten undKinder‐ und Jugendlichenpsychotherapeuten,befasst sich mit einem kontroversenThema, nämlich der Bewertung von RCT-Studiendesigns in Bezug auf deren Aussagekraft,Praxisrelevanz und eventuellerFolgewirkungen für die zukünftige Entwicklungund gesellschaftliche Relevanzder Psychotherapie. Der Text vermitteltInformationen zur Geschichte der Leitlinienerstellungund zu den Prinzipien ihrerEntwicklung und diskutiert die Methodikder Leitlinienerstellung. Kritisch reflektierteder Ausschuss die Methodik der Erstellungvon Leitlinien und hierbei ganz besondersdie Bewertung von RCT-Studien. Der Ausschusssah sich schlussendlich nicht in derLage, ein vollständig konsentiertes Papierzu erstellen. Die Ausschussmitglieder entschiedensich, Ihnen die Kontroverse offenim Text zur Verfügung zu stellen. Die partielleUnmöglichkeit der Konsensfindungzu diesem Text spiegelt wahrscheinlichdie kontroverse Diskussion zur Bewertungvon Leitlinien in der gesamten Professionwider!Schließlich schildern Hanna Wallis-Simon,Ludwigshafen, und Babette Renneberg,Berlin, aus der psychotherapeutischenForschung und Praxis „PsychischeFaktoren bei schweren Brandverletzungen:Psychotherapeutische Beiträge zurVerbesserung der Lebensqualität“. DieAutorinnen benennen die verschiedenenFormen körperlicher und psychischer Beschädigungendieser Patientinnen undPatienten und den daraus resultierendenintensivmedizinischen und rehabilitativenBehandlungsbedarf. Sie akzentuieren aufdie Notwendigkeit psychotherapeutischer,psychosozialer und rehabilitativer Begleitungdurch hierfür aus‐ und fortgebildetePsychotherapeutInnen. Vermittelt werdenInformationen zum aktuellen Stand derForschung und zu den wenigen vorhandenenund für diesen Personenkreis geeignetenBehandlungsprogrammen. DieAutorinnen stellen wesentliche Ergebnisseeiner groß angelegten Längsschnittstudievor sowie ein auf dieser Basis neu entwickeltesverhaltenstherapeutisches Gruppenbehandlungsprogrammfür Schwerbrandverletztein der Rehabilitation. Auchdie Auswirkungen der psychotherapeutischenArbeit mit diesen Patientinnen undPatienten auf den Therapeuten und dieNotwendigkeit fachkundiger Supervisionwerden thematisiert. Besonders in diesemTeil der Arbeit wird deutlich, wie tiefgreifenddie nicht nur körperliche sondernauch innerpsychische Verletzung der Patientinnenist und wie sehr PatientInnenu n d TherapeutInnen hierdurch mitexistentiellen Themen wie der Endlichkeitder menschlichen Existenz konfrontiertsind.Aus juristischer Sicht bearbeitet Bernd Rasehorn,Bremen, die bisherige Rechtssprechung„Zum Einsichtsrecht von Patientenin die persönlichen Aufzeichnungen einesPsychotherapeuten“, ein Thema von hoherRelevanz für die gesamte Profession.Einige interessante neue Forschungsergebnissepräsentiert wiederum MatthiasOchs, Wiesbaden, in der Rubrik „Aktuellesaus der Forschung“.Ergänzend erhält auch dieses Heft wiederRezensionen zu praxisrelevanten Themen,nämlich zur „Systemischen Therapie mitKindern und Jugendlichen“, zur „Psychotherapiezwischen Neurowissenschaftenund Geisteswissenschaften“ und zur „KultursensiblenTherapiebeziehung“ am Beispieltürkischer Klienten.Wir wünschen Ihnen eine anregendeLektüre!Anne Springer (Berlin)Mitglied des RedaktionsbeiratesPsychotherapeutenjournal 2/2009117


Inhalt<strong>Editorial</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117OriginaliaMatthias OchsMethodenvielfalt in der Psychotherapieforschung 120Quantitative und qualitative Forschungsmethoden sind das empirische Fundament der Psychotherapieforschung. Einige relevanteAspekte quantitativer Psychotherapieforschung werden im vorliegenden Artikel gewürdigt. Aspekte qualitativer Psychotherapieforschungwerden unter dem Blickwinkel der möglichen Relevanz für die Praxeologie, für die psychotherapeutischeErgebnis‐ und Prozessforschung sowie für die Erforschung von Psychotherapie im Kontext des Gesundheitssystems dargestellt.Letztlich wird für die Kombination quantitativer und qualitativer Methoden plädiert.Ausschuss Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BerlinLeitlinien in der Psychotherapie 131Der Artikel gibt einen Überblick zu dem kontrovers diskutierten Thema. Es werden Begriffe erläutert und wesentliche Hintergründefür die Entwicklung von Leitlinien im Gesundheitswesen erörtert. Fakten zur Methodik und zum Stand der Entwicklung vonLeitlinien sowie zentrale Argumente für die Entwicklung und den Einsatz von Leitlinien in der Psychotherapie werden kritisch betrachtet.Einzelne Leitlinien werden exemplarisch für die Arbeitsfelder Psychologische Psychotherapie, Kinder‐ und Jugendlichenpsychotherapiesowie für das Arbeiten in Institutionen ausgewählt. Wesentliche Informationen und kritische Diskussionspunktezum Thema Evidenzbasierung im Gesundheitswesen werden zusammenfassend erläutert.Hanna Wallis-Simon & Babette RennebergPsychische Faktoren bei schweren Brandverletzungen: Psychotherapeutische Beiträge zurVerbesserung der Lebensqualität 142Die Behandlung schwerbrandverletzter Patienten erfordert ein interdisziplinäres Team, dem auch ein klinischer Psychologe undPsychotherapeut angehören sollte. Im Artikel werden psychosoziale Faktoren, die Einfluss auf die Rehabilitation Schwerbrandverletzterhaben, beschrieben und ein neu entwickeltes verhaltenstherapeutisches Gruppenbehandlungsprogramm für Brandverletztein der Rehabilitationsphase vorgestellt. Ziel ist es, die Lebensqualität Schwerbrandverletzter zu verbessern.Recht: AktuellBernd RasehornZum Einsichtsrecht von Patienten in die persönlichen Aufzeichnungen eines Psychotherapeuten 153Der Beitrag stellt aktuelle Gerichtsentscheidungen vor und analysiert deren Bedeutung für die psychotherapeutische Praxis.Aktuelles aus der ForschungMatthias Ochs 156BuchrezensionenHans MetschRetzlaff, R. (2008). Spiel-Räume – Lehrbuch der systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen.Stuttgart: Klett-Cotta. 161Gerd MöhlenkampWollschläger, M. (Hrsg.). (2008). Hirn Herz Seele Schmerz – Psychotherapie zwischen Neurowissenschaften undGeisteswissenschaften. Tübingen: dgvt-Verlag. 162Wolf Ortiz-MüllerKahraman, B. (2008). Die kultursensible Therapiebeziehung: Störungen und Lösungsansätze am Beispiel türkischerKlienten. Gießen: Psychosozial-Verlag. 163118 Psychotherapeutenjournal 2/2009


InhaltMitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nBundespsychotherapeutenkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178Bremen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190Niedersachsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199Ostdeutsche <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205Rheinland-Pfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209Saarland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221Inserentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222Kontaktdaten der Kammern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223Stellen-/Praxismarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121, 123, 224Kleinanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226Branchenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228Hinweis:Alle Beiträge können Sie auch als PDF-Dokumente von der Internetseite der Zeitschrift www.psychotherapeutenjournal.deherunterladen.SIE WÜNSCHEN SICH EINE PRAXISNAHE,WISSENSCHAFTLICH FUNDIERTE, KOMPAKTE FORTBILDUNG?Der jährliche Workshopkongress des Hochschulverbundessowie der PTK <strong>NRW</strong> möchte Ihnen genau das anbieten!KONGRESSPROGRAMM UND NÄHERE INFORMATIONEN UNTER:www.unifortbildung-psychotherapie.de Anmeldung ab dem 30.06.2009Insgesamt mehr als 40 spannende Workshops zum ThemenschwerpunktSucht sowie vielfältigen anderen Themen (PTBS, Essstörungen, SexuelleStörungen, Affektive Störungen, Schlafstörungen, Training emotionalerKompetenzen, ACT, Therapie bei Kindern und Jugendlichen etc.)PLENUMSVORTRÄGEProf. Dr. Gerhard Bühringer: „Versorgung von Patienten mit Substanzstörungen:Stand, Defizite und Verbesserungsvorschläge.“Dr. Johannes Lindenmeyer: „Möglichkeiten und Grenzen ambulanterPsychotherapie bei alkoholabhängigen Patienten.“Prof. Dr. Joachim Körkel: „Kontrolliertes Trinken, Motivational Interviewingund mehr: Was PsychotherapeutInnen im Umgang mit Suchtproblemenwissen und können sollten.“Wir freuen uns darauf, Sie in Bochum begrüßen zu dürfen!24./ 25. Oktober 20095. Jahreskongress Psychotherapiedes Hochschulverbundes Psychotherapie <strong>NRW</strong>und der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong>Psychotherapie bei Suchtwww.unifortbildung-psychotherapie.dePsychotherapeutenjournal 2/2009119


Methodenvielfalt in derPsychotherapieforschungMatthias Ochs<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> HessenZusammenfassung: Quantitative und qualitative Forschungsmethoden bilden dasempirische Fundament der Psychotherapieforschung. Denn wissenschaftlich anerkanntepsychotherapeutische Verfahren sind sowohl in natur-, als auch in kultur- undsozialwissenschaftlichen Traditionen verankert. In dem Artikel werden zum einen einigerelevante Aspekte quantitativer Psychotherapieforschung gewürdigt. Zum anderenwerden Aspekte qualitativer Psychotherapieforschung unter dem Blickwinkel dermöglichen Relevanz für die Praxeologie, für die psychotherapeutische Ergebnis- undProzessforschung sowie für die Erforschung von Psychotherapie im Kontext des Gesundheitssystemsdargestellt. Abschließend wird für die Kombination quantitativer alsauch qualitativer Methoden bei der Erforschung von Psychotherapie plädiert.„Whether one uses numbers, narrative, poetry, drama, or photos as data, eachpoints to a better understanding (or multiple understanding) of some phenomenon“EinführungDieser Artikel versteht sich als ein Diskussionsbeitragzur Frage der Kombinationquantitativer und qualitativer Methoden inder Psychotherapieforschung. 1 Hierzu werdenverschiedene Überlegungen und Aspektezum Thema kursorisch beleuchtet.Der Anspruch des Artikels ist es nicht, dasweite Feld der quantitativen und qualitativenPsychotherapieforschung hinreichendumfassend darzustellen. Ein solches Unterfangenwürde den Rahmen des Artikelsdeutlich sprengen. (Ein stärker forschungsorientierter,in die fachlich-inhaltliche Tiefegehender Artikel zur qualitativen Forschungin der Psychotherapie wird vom Autor zurzeitvorbereitet.)Der Artikel plädiert für den Einsatz von sowohlquantitativen als auch qualitativenMethoden in der Psychotherapieforschung.Acock, Van Dulmen, Allen und Piercy (2005)Im Folgenden wird jedoch ein Schwerpunktauf qualitative Psychotherapieforschunggelegt; da diese immer noch eherstiefmütterlich behandelt wird. Denn qualitativePsychotherapieforschung kann (a)möglicherweise einerseits (komplementärzur quantitativen Forschung) ebenfalls zurim berufs- und sozialpolitischen Kontextbedeutsamen Versorgungsforschung beitragenund ist (b) andererseits praxeologischvon hoher Relevanz.Quantitative ForschungEs würde den Rahmen dieses Artikelssprengen, einen Überblick über das gesamteSpektrum quantitativ orientierterPsychotherapieforschung zu geben. Hierfürsei auf gute aktuelle Überblickarbeitenz. B. bei Lutz und Grawe (2007), Hautzinger(2007) oder Strauss und Wittmann(2005) verwiesen. Hier sollen lediglich einigem. E. relevant erscheinende Aspektekurz skizziert werden.Legitimation undVersorgungDie Verdienste der quantitativ und experimentellorientierten Forschung für diepsychotherapeutische Profession sindunbestritten und überwältigend. DieserForschung ist zu verdanken, dass heuteinnerhalb gesellschaftlicher, politischersowie wissenschaftlicher Diskurse mit Fugund Recht festgestellt werden kann, dassPsychotherapie wirkt und diese Wirkungnicht (nur) auf Placebo-Effekte zurückzuführenist, sondern auf eine Reihe von weiterenFaktoren, die beispielsweise Lambertund Barley (2002) folgendermaßen gewichten:40% Veränderungen außerhalbder Psychotherapie; 30% unspezifischeWirkfaktoren (z. B. die therapeutischeBeziehung, Therapeuteneigenschaften);15% Erwartungseffekte (Placebo); 15%Therapietechniken. Diese Prozentangabenstellen keine endgültigen Werte dar; sowird etwa der Anteil der therapeutischenBeziehung am Therapieerfolg im Großenund Ganzen nicht bezweifelt, aber teilweiseunterschiedlich bewertet (z. B. Martinet al., 2000, zitiert in Harfst, Wessels,Buchholz & Kächele, 2008). Anhand dieserZahlen wird aber auch deutlich, dass die1 Für hilfreiche Anmerkungen danke ich JürgenHardt, Prof. Jürgen Kriz und Prof. JürgenHoyer.120 Psychotherapeutenjournal 2/2009


StellenmarktDie Rems-Murr-Kliniken gGmbH verfügt über dreiKliniken an den Standorten Backnang, Schorndorfund Waiblingen mit insgesamt 915 Betten undrund 2.100 Mitarbeitern.Bis Ende 2012 wird in Winnenden ein Krankenhausneubaumit 620 Betten auf Zentralversorgungsniveauim Rahmen eines gemeinsamen Nachfolgekonzeptsfür die Standorte Backnang undWaiblingen errichtet.Wir haben für die psychologischeBetreuung in den Rems-Murr-Klinikenneue Stellen geschaffen und suchenab 01.06.2009 oder nach VereinbarungDiplompsychologen (w/m)Das Tätigkeitsgebiet umfasst die Betreuung onkologischerkrankter Patienten, die Begleitung Schwerkranker undPatienten mit chronischen Erkrankungen, die Betreuungder Angehörigen und die Unterstützung und ggf. Diagnostikbei psychosomatischen Erkrankungen. An derRems-Murr-Klinik Waiblingen ist eine Klinik für KinderundJugendmedizin angeschlossen, hier beinhaltet dasAufgabengebiet die Gesprächstherapie von Kindern undJugendlichen bei psychisch und sozialen Problemen undggf. Psychodiagnostik, Elternberatung sowie die psychotherapeutischeBegleitung chronisch kranker Kinder(Diabetes mellitus, Asthma). Abgerundet wird das Aufgabengebietdurch Personalschulungen und -beratungen.Wir wünschen uns engagierte und motivierte Psychologenmit möglichst einschlägiger beruflicher Vorerfahrung,die Freude an der Gestaltung einer neuen Stelle haben.Eine mindestens begonnene Psychotherapieausbildungin einem wissenschaftlich anerkannten Verfahren sowieeine abgeschlossene Approbation wären wünschenswert.Die Bereitschaft und Fähigkeit zur berufsgruppenübergreifendenZusammenarbeit setzen wir voraus.Wir bieten eine anspruchsvolle und interessante Aufgabemit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten. Sie kannsowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit (50%) besetzt werden.Die Vergütung erfolgt nach TVöD-K mit allen imöffentlichen Dienst üblichen Zusatzleistungen, zudembieten wir Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Beider Wohnungssuche sind wir gerne behilflich.Weitere Auskünfte erteilt Ihnen gerne Frau Haalck,Direktorin Allgemeine Verwaltung, unter der Telefonnummer07151/5006-2106.Interessiert? Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung.Bitte senden Sie Ihre aussagefähigen Unterlagen anRems-Murr-Kliniken gGmbHPersonaldirektion – Frau Karin Göller, Tel.: 07191/33-2002Karl-Krische-Str. 4 -11, 71522 BacknangKagoeller@khrmk.de, www.rems-murr-kliniken.dePsychotherapeutenjournal 2/2009121


Methodenvielfalt in der PsychotherapieforschungErgebnisse quantitativer Psychotherapieforschungmanchmal nicht so leicht in diePraxis psychotherapeutischer Versorgungzu übertragen sind: Soll sich ein praktizierenderPsychotherapeut etwa auf die Wirkfaktorenaußerhalb der Psychotherapieverlassen und sich lediglich zusätzlich aufdie unspezifischen Wirkfaktoren zurückziehen– womit er ja bereits 70% psychotherapeutischerWirksamkeit abgedeckt hätte?Gibt es nachvollziehbare Zusammenhängezwischen den Wirkfaktoren? Wie würdenPsychotherapeuten aus ihren praxeologischenErfahrungen und Zugängen herausdiese Zusammenhänge beschreiben (vgl.hierzu auch Hardt & Hebebrand, 2006)?All dies können Fragestellungen qualitativerPsychotherapieforschung sein. Es ist klar,dass sich Forschungsergebnisse, unabhängigob quantitativ oder qualitativ, nichteins zu eins in die Praxis übertragen lassen.Systemtheoretisch betrachtet hat diesdamit zu tun, dass Praxis und Forschungunterschiedliche Systeme mit je eigenerLogik darstellen, die für sich gegenseitigUmwelten darstellen und als solche sichvor allem Komplexität und Kontingenz gegenseitigzur Verfügung stellen. QualitativeForschung kann jedoch möglicherweisedie Anschlussfähigkeit zwischen Forschungund Praxis erhöhen.Nach der Einteilung der Psychotherapieforschungin drei Phasen von Shapiro (z. B.1989) kann diese Form von Forschung derLegitimationsforschung zugerechnet werden(gefolgt von den Phasen der VerlaufsundErgebnisforschung sowie der Phaseder Mikroprozessanalysen). Das Gros derStudien, die der Legitimationsforschungzugeordnet werden können, wurde allerdingsunter Bedingungen durchgeführt,die nicht recht mit der in der realen Versorgungdurchgeführten Psychotherapie vergleichbarwaren/sind. Dieser Sachverhalthat mit dazu beigetragen, dass zurzeit inDeutschland ein verstärktes Bemühen erkennbarist, die Wirksamkeit von Psychotherapieunter Versorgungsbedingungenmit überzeugenden Zahlen zu belegenbzw. zu legitimieren (z. B. Schulz, Barghaan,Harfst & Koch, 2006) – u. a. um denvon manchen Kostenträgern präsentiertenZahlen, die Zweifel an der Wirksamkeitvon Psychotherapie unter Versorgungsbedingungensuggerieren möchten (z. B.Grobe, Dörning & Schwartz, 2007), starkeempirisch-quantitative Argumente gegenüberstellenzu können. Kordy (2008)bezeichnet Versorgungsforschung deshalbals „politiknah“, da sie Verteilung von Ressourcenund Einkommen beeinflusst. Diesist wesentlicher Grund dafür, dass dieseForm der Psychotherapieforschung imKontext der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nvon großem Interesse ist.Unabhängig von möglichen Versäumnissender Psychotherapieforschung bestehtseit vielen Jahren eine Entwicklung, mittelsmarktwirtschaftlicher Strategien, wiefinanziellen Anreizsystemen und Verwaltungstechniken,wie Qualitätssicherungper Dokumentation, das Sozial- und Gesundheitswesenzu optimieren (zur notwendigenkritischen Auseinandersetzungmit diesem Trend vgl. z. B. Hardt, 2008).Um innerhalb dieser Entwicklung bestehenzu können, sind überzeugende undrobuste Zahlen vonnöten.Verfahren undTherapeutenEin wesentlicher Befund quantitativ orientierterPsychotherapieforschung ist, dass eskein psychotherapeutisches Verfahren gibt,dass in seiner Wirksamkeit allen anderenVerfahren überlegen zu sein scheint unddass psychotherapeutische Verfahren, zudenen umfassende wissenschaftliche Studienvorliegen, in der Verrechnung ähnlichwirksam zu sein scheinen. Dieses Phänomenwird bekanntlich unter Begriffen, wie„Dodo Bird Verdict“ 2 oder „Äquivalenzparadox“diskutiert (z. B. Luborsky et al., 2003).Das Zutreffen des Dodo Bird Verdicts wirdzwar ebenfalls öfters in Frage gestellt, z. B.im Rahmen des Ansatzes der „empiricallysupported treatments“, wo, verkürzt dargestellt,argumentiert wird, dass es sinnvoller(und ethisch eher vertretbar) sei, definierteTherapietechniken anzuwenden, diesich in experimentellen Untersuchungenfür spezifische Patientengruppen als wirksamherausgestellt haben, als sozusagenüber unspezifische Variablen zu spekulieren(z. B. Chambless, 2002). Lambert undOgles (2004, zitiert nach Strauss, 2008)argumentieren jedoch, dass das Herausrechnenvon Forschungsartefakten innerhalbvon Psychotherapiestudien das DodoBird Verdict eher zu bestätigen scheint.Solche Artefakte (Fehlresultate, die durchdie Forschung an sich entstehen und wenigmit dem beforschten Gegenstandsbereichzu tun haben) können etwa durchdie Einbeziehung lediglich eher leicht bismittelschwer gestörter Patienten in diePsychotherapieforschung oder durch dieLoyalität des Forschers gegenüber einembestimmten psychotherapeutischen Verfahren(dieses Artefakt wird in der Literaturunter dem Begriff „allegiance“ diskutiert)entstehen. Beutler et al. (2004, S. 292)gehen noch einen Schritt weiter und forderneine Synthese: „We conclude that thetendency to pit relationship factors againsttechnical ones, or common factors againstspecific ones, or the dodo bird against,empirically supported treatments‘, mustbe replaced by a more integrative and synergisticperspective“. 3Zu den oben angesprochenen psychotherapeutischenVerfahren mit umfassendenwissenschaftlichen Studien könnenzumindest die vom WissenschaftlichenBeirat Psychotherapie (WBP) anerkanntenVerfahren zählen, die recht gut mit demVier-Säulen-Modell der Psychotherapievon Kriz (2007) korrespondieren. DiesesModell stellt psychodynamische, beha‐2 Im Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“von Lewis Carroll liefern sich die Tiereeinen verrückten Wettlauf. Jedes rennt freinach Schnauze irgendwo los und spurtetzu einem Ziel, das es sich selbst ausgesuchthat. Unmöglich, einen Sieger zu ermitteln.Schließlich urteilt ein Dodo Vogel (eine Vogelart,die zu Carrolls Lebzeiten schon rund170 Jahre ausgestorben war): „Alle habengewonnen und müssen einen Preis bekommen“(Paulus, 2007).3 Mario Pfammatter und Wolfgang Tschachervon der Universität Bern vermuten, dass dervermeintliche Widerspruch zwischen empiricallysupported treatments und dem DodoBird Verdict auf sprachlichen Missverständnissenberuht: Um mögliche begrifflicheUnterschiede bzw. Ähnlichkeiten in der Terminologiezu den Wirkfaktoren von Psychotherapiezu analysieren, führen sie aktuelldeshalb eine Untersuchung mit Hilfe derRepertory Grid-Technik nach George A. Kellydurch, in welcher die Konstrukte von Expertenüber psychotherapeutische Wirkfaktorensystematisch erfasst und geordnet werdensollen. Die Repertory Grid-Technik stellt imÜbrigen einen methodischen Ansatz dar, dersich sowohl qualitativer als auch quantitativerMethodenelemente bedient.122 Psychotherapeutenjournal 2/2009


StellenmarktAn den Kliniken im Theodor-Wenzel-Werk (TWW) ist auf der psychiatrischenPsychotherapiestation in der Abteilung für Psychiatrie undPsychotherapie I (Prof. Dr. A. Mackert) zum 01.09.2009 die Stelle einer/eines psychoanalytischen/tiefen-psychologisch orientiertenDiplom-Psychologin / Psychologenzu besetzen.Wir wünschen uns eine/n Bewerber/in, die/der eine abgeschlossene psychoanalytische Weiterbildung besitzt Erfahrung im Umgang und in der Behandlung psychisch krankerMenschen aufweist selbstständig die interaktionelle Gruppentherapie leitet Psychologinnen/Psychologen im Praktikum anleitet und supervidiert regelmäßig an externen Supervisionen und Fortbildungsveranstaltungendes analytischen Ausbildungsinstitutes teilnimmt aktiv die ärztliche Weiterbildung mit gestaltet und Interesse an qualitätssicherndenMaßnahmen zeigt erforderliche Veränderungen des Stationskonzeptes mitentwickelt über ein hohes Maß an sozialer Kompetenz für die Leitung einesgroßen Teams verfügtWir bieten: ein engagiertes und multiprofessionelles Team eine Stelle mit 30 Wochenstunden eine 14-tägig extern geführte Teamsupervision Weiterbildungsmöglichkeiten, die von den Kliniken finanziell gefördertwerden eine leistungsgerechte Vergütung und innerbetriebliche AltersversorgungWenn Sie an der beschriebenen Tätigkeit interessiert sind, richten SieIhre Bewerbung bitte an: Für unser multiprofessionelles Team der AHG Klinik Hardbergsuchen wirje eine/n Diplom-Psychologin/enfür die Abteilungen„Psychosomatik“, „Suchtnahe Psychosomatik“und „Abhängigkeitserkrankungen“.Voraussetzung für eine Einstellung ist eine psychotherapeutischeAusbildung in einem Richtlinienverfahren (mindestensabsolvierte Zwischenprüfung). Zu den Hauptaufgaben gehörendie Durchführung von Einzel- und Gruppentherapien undpsychoedukativer Gruppen.Wichtig ist uns Ihr Interesse an interdisziplinärer Zusammenarbeitsowie Ihre Offenheit für therapieschulenübergreifendeAnsätze. Wir bieten regelmäßige externe Supervision, dieMöglichkeit zu intensiver fachbezogener Weiterbildung,flexibler Arbeitszeit und ggf. Unterbringung.Die AHG Klinik Hardberg liegt bei Höchst im Odenwald. Durchöffentliche Verkehrsmittel ist der Ort mit Darmstadt, Aschaffenburgund Frankfurt am Main verbunden. Weitere Angabenzur Klinik unter www.ahg.de/hardberg.Über die Zusendung Ihrer Bewerbungsunterlagenan den Leitenden Dipl.-Psychologen C. Hennch,Ernst-Ludwig-Straße, 64747 Breubergoder chennch@ahg.de freuen wir uns.Das Studienzentrum Verhaltensmedizinund Psychotherapie e.V. (SZVT) in Stuttgartsucht einenapprobierten Ausbildungsleiter (m/w)Der Tätigkeitsbereich umfasst die Organisationder Lehrgänge in Psychologischersowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapiemit dem Führen des Verwaltungsteams,eigene Lehrveranstaltungen undSupervision von Psychotherapeuten inAusbildung (mit Schwerpunkt KJP) .Bitte nutzen Sie für Ihre Bewerbungenoder Anfragen das Internet und senden SieIhre Unterlagen an f.christmann@szvt.de.SZVTChristophstraße 870178 Stuttgart . www.szvt.dePsychotherapeutenjournal 2/2009123


Methodenvielfalt in der Psychotherapieforschungviorale, humanistische (z. B. Gesprächspsychotherapie)und systemisch-familientherapeutischeVerfahren gleichberechtigtnebeneinander. Dass es für diese vierHauptorientierungen in Deutschland unterschiedlicheMöglichkeiten der Finanzierungüber das GKV-System gibt, hat alsowenig mit deren eben quantitativ nichtnachweisbaren unterschiedlichen Wirksamkeitenzu tun. Dies hat vielmehr mithistorischen und professionsspezifischenEntwicklungen und Traditionen der mitPsychotherapie zusammenhängendenGesundheits- und Bildungssysteme zu tun– und dem Niederschlag dieser Entwicklungenund Traditionen in entsprechendenentscheidungsrelevanten sozialpolitischenund Berufungsgremien. Retzlaff, von Sydow,Rotthaus, Beher und Schweitzer(2009) weisen in diesem Zusammenhangdarauf hin, dass eine hohe Anzahl von Studienzu einem Psychotherapieverfahrenallein ein Indikator dafür ist, dass innerhalbdes Wissenschaftsbetriebs zu diesem VerfahrenForschungsgelder zu erhalten sind.Sie besagt nicht, dass weniger beforschteVerfahren nicht auch wirksam wären, sonderndass sie eine geringere Chance zueiner solchen Überprüfung haben.Psychotherapeuten (nicht Verfahren) scheinensich jedoch hinsichtlich ihrer Effektivitätzu unterscheiden. Und hier scheinen tatsächlicheinige Psychotherapeuten anderePsychotherapeuten in ihrer Wirksamkeit inden Schatten zu stellen. Okiishi, Lambert,Nielsen und Ogles (2003) und Okiishiet al. (2006) konnten beispielsweise zeigen,dass erfolgreiche Psychotherapeutenzehnmal effektiver sind als erfolglose Psychotherapeuten(vgl. auch Strauss, 2008).Sie identifizierten drastische Unterschiedezwischen „supershrinks“ und „toxic shrinks“und siedelten beide Extremgruppen beiungefähr 10% an. Qualitative Forschungkann wesentlich dazu beitragen, diese Unterschiedenoch besser zu verstehen undetwa für die Ausbildung von Psychotherapeutennutzbar zu machen.Weiterentwicklungen undSchulenüberschreitungenQuantitative Psychotherapieforschungerschöpft sich natürlich nicht in Legitimationsforschung.Die Weiterentwicklungquantitativer Psychotherapieforschung(siehe hierzu beispielhaft den Kriterienkatalogzur Beurteilung der Studienqualitätvon Psychotherapiestudien des WissenschaftlichenBeirats Psychotherapie,2007), etwa mittels verbesserter Untersuchungsdesigns,Messinstrumente oderAuswertungsverfahren, wie zum BeispielIntention-to-treat-Analysen, führt natürlichauch weiterhin zu wichtigen praxisrelevanteninhaltlich-fachlichen Erkenntnissen.So kann inzwischen etwa gezeigt werden,dass die Effektstärken der kognitiven Verhaltenstherapiebei Depressionen langeZeit überschätzt wurden und paartherapeutischeVerfahren die größten Effektstärkenaufweisen (Barnow, 2008, wobeinicht unterschieden wird etwa zwischensystemischer oder behavioraler Paartherapie).Ohne hier weiter ins Detail gehen zukönnen, kann aber formuliert werden, dassempirisch-quantitative Forschung auch zukünftigdazu beitragen wird, „scheinbarselbstverständliche Wahrheiten“ in derPsychotherapie, wie dies Jaques Barber,der ehemalige Präsident der Society ofPsychotherapy Research (SPR), in seinemEröffnungsvortrag auf dem 39. Meetingder SPR formuliert hat (zitiert in Harfstet al., 2008), zu hinterfragen.Zudem werden auf der Basis der experimentell-quantitativenÜberprüfung psychotherapeutischeMethoden (z. B. sog.„Trademark-Therapien“, vgl. v. Sydow,2007) entwickelt, die sozusagen „quer“zu den Psychotherapieverfahren verlaufen.Ein Beispiel hierfür stelle die MultisystemischeTherapie (z. B. Swenson & Henggeler,2005) dar. Diese Methode, die bei schwerdelinquenten Jugendlichen besonders gutgreift, hat sich in einer Reihe hochwertigerRCT-Studien (Curtis, Ronan & Borduin,2004) als sehr effektiv gezeigt. Die Methodesetzt sich größtenteils aus systemischen,aber eben auch aus verhaltenstherapeutischenTechniken zusammen.Qualitative AnsätzeQualitativen Forschungsansätzen geht esinnerhalb der Psychotherapieforschungweniger um Legitimation, Beleg und Vergleichpsychotherapeutischer Wirksamkeit.Es geht ergänzend hierzu darum, subjektiveBedeutungs-, Sinngebungs- sowie Erlebnisprozesseetwa seitens Therapeuten,Patienten und Angehörigen im Kontext vonPsychotherapie zu erkunden, zu verstehenund zu beschreiben. Ein Beispiel: Es ist gutbekannt, dass Arbeitslosigkeit eine Füllepsychosozialer und psychischer Problemenach sich zieht, wie Ängste, Depressionen,unklare körperliche Beschwerden,Sucht- und Familienprobleme (z. B. Berth,Balck, Brähler & Stöbel-Richter, 2008).Eine typische Fragestellung quantitativorientierter Forschung könnte hier etwasein: „Wie hoch ist der Anteil der behandlungsbedürftigenpsychischen Störungenbei Arbeitslosen? Wie viele nehmen tatsächlichprofessionelle Hilfe in Anspruch?“Ein qualitativ orientierter Forscher könntehier eher Fragen: „Warum fällt es Arbeitslosenso schwer, sich an einen psychosozialenProfi zu wenden? Was sind möglicheGründe dafür?“ Ein anderes Beispiel: Manweiß, dass Burnout unter Mitarbeitern derakutpsychiatrisch-stationären Versorgunggehäuft anzutreffen ist (z. B. Amstutz,Neuenschwander & Modestin, 2001). Eineinteressante quantitative Fragestellungkönnte sein: „Wie hoch ist der Durchschnittswertim Maslach Burnout Inventarbei Psychotherapeuten in der Psychiatrie?Unterscheiden sich in der Psychiatrie tätigevon niedergelassenen Psychotherapeutenin ihrer Burnout-Ausprägung?“ Ein qualitativerForscher würde vielleicht fragen: „Wieerlebt es ein Psychotherapeut heutzutage,auf einer psychiatrischen Akutstation zu arbeiten?Was hilft ihm dabei, dort gesundzu bleiben?“Innerhalb der Sozialforschung (z. B. in derSozialen Arbeit) erfreuen sich qualitativeAnsätze großer Verbreitung und bunterVielfalt (Bock & Miethe, 2009). Methodenvielfaltwürde in diesem Kontext eher dasBemühen um eine verstärkte Einbeziehungauch experimentell-quantitativer Ansätzebedeuten (Sommerfeld & Hüttemann,2007). Binnen der akademischen Psychologieunterlag die Akzeptanz qualitativerAnsätze allerdings bestimmten Wellenbewegungen.Inzwischen haben qualitativeAnsätze dort jedoch wieder recht kräftigenAufwind erfahren (z. B. Camic, Rhodes &Yardley, 2003). Das gilt auch für die Psychotherapieforschung(z. B. Buchholz &124 Psychotherapeutenjournal 2/2009


M. OchsStreeck, 1999; McLoad, 2001; Frommer& Rennie, 2001; Luif, Thoma & Boothe,2006; in diesem Zusammenhang sei auchdarauf hingewiesen, dass 2008 das „EuropeanJournal for Qualitative Research inPsychotherapy“ [www.europeanresearchjournal.com]gegründet wurde). Darüberhinaus wird in letzter Zeit verstärkt die Bedeutungqualitativer Ansätze im Kontextder Versorgungsforschung diskutiert (z. B.Bradley, Curry & Devers, 2007). Strauss(2008) nennt als wichtigsten Einsatzbereichvon qualitativer Forschung in der psychotherapeutischenVersorgung beispielsweisebesser zu verstehen, warum eineReihe von Patienten auf Psychotherapieungenügend oder gar nicht ansprechen(sog. „Non-responder“).Qualitative Ansätze sind durch eine großeVielfalt ausgezeichnet. 4 Auch das Datenrohmaterial,das mittels qualitativer Methodenausgewertet wird, ist vielfältig. 5Dementsprechend sind auch die Einsatzmöglichkeitenqualitativer Ansätze im Kontextvon Psychotherapieforschung mannigfaltig.Claire Hill (2006), die amtierendePräsidentin der SPR, formuliert treffenddas Anliegen qualitativer Forschung folgendermaßen:„Qualitative methods areideally suited for describing what goes onin therapy and for highlighting the innerevents of participants in ways that otherapproaches cannot. These methods arealso ideally suited for discovering new andunexpected things, which is important giventhat we do not really know the effectivecomponents of therapy.“Praxeologie und UnterdeterminiertheitQualitative Methoden helfen dabei nachvollziehbarzu machen, wie psychotherapeutischesVerstehen sich im Einzelfallgestaltet. Quantitative Methoden folgenoft einer nomothetischen Logik, habenalso eher das Allgemeine anstelle des Einzelfalls,der „ideographischen Gestalt“, imBlick. Der Psychotherapeut ist jedoch mitklinischen Einzelfallphänomenen konfrontiert,bei denen es um das Verstehen vonSinnzusammenhängen, nachvollziehbaren4 Qualitative Ansätze lassen sich grob, wennauch nicht trennscharf, in solche, die eherauf die Inhalte verbaler Daten fokussieren (z.B. Narrative Analyse, Grounded Theory, phänomenologischeForschungsansätze, qualitativeInhaltsanalyse) und solche, die eherstrukturelle Aspekte der verbalen Daten untersuchen(z. B. Konversations- und Diskursanalysenoder strukturelle Inhaltsanalyse)unterteilen. Dann gibt es qualitative Ansätze,die sowohl inhaltliche als auch strukturelleAspekte von Daten einbeziehen, wie etwaobjektive Hermeneutik oder Ethnographie(vgl. auch Denzin & Lincoln, 2007).5 Datenrohmaterial qualitativer Forschungstellen bekanntermaßen nicht Zahlen, Itemwerte,oder körperbezogene Parameter dar,sondern in der Regel verbale Daten (wenigerhäufig visuelles Material). Das können z. B.sein: Transkripte oder zusammenfassendeProtokolle, etwa von Interviews, Therapiesitzungen,Intervisionen, Supervisionen oderGruppendiskussionen; Dokumente verschiedensterArt; Beobachtungsnotizen.Deutsche Gesellschaft fürHypnose und Hypnotherapie (DGH)HypnotherapieweiterbildungfürDiplompsychologInnen, ÄrztInnenKonstanz und WIESBADENReferent:Prof. Dr. Walter Bongartzwww.hypnose-kikh.deBeginn des curriculums: Konstanz: 03.10.2009Wiesbaden: 17.10.2009Kursinformationen/Anmeldung:K.I.K.H. (Klingenberger Institutfür Klinische Hypnose)Färberstr. 3A78467 KonstanzFon/Fax: 07531 - 6060350bongartz@hypnose-kikh.deZusatzseminar: Archaische Muster der Selbstentwicklungin der Hypnotherapie Konstanz: 18. - 20.9.09COESFELDReferent:Dr. Helga HÜSKEN - JANSSENwww. dgh-hypnose.deBeginn des curriculums: COESFELD: 09.10.2009Kursinformationen/ Westfälisches Institut fürAnmeldung:Hypnose und HypnotherapieDruffelsweg 348653 CoesfeldFon: 02541 - 6500HHueskenJanssen@aol.comPsychotherapeutenjournal 2/2009125


Methodenvielfalt in der PsychotherapieforschungWenn-Dann-Beziehungen im Einzelfallgeht. Was bedeutet das für diesen Fall?Warum tue ich was, welche Konsequenzenerwarte ich, wie gehe ich damit um,wenn es anders kommt? Solche Fragensind in der geschlossenen klinischen Situationund für den konkreten Fall in der konkretenBeziehung nicht vermeidbar. Diesegeschlossene klinische Situation ist jedochvon ihrer Grundstruktur her immer kontingent,die klinischen Phänomene, die dortauftauchen, immer unterdeterminiert.Die Unterdeterminiertheitsthese (Quine,1980) besagt, dass Theorien durch dieBeobachtungsdaten nicht eindeutig bestimmtsind. Für jede Menge empirischerund klinischer Beobachtungen gibt es prinzipiellimmer mehrere (klinische) Theorien,die mit ihnen kompatibel sein können.Es führt also nicht nur ein Weg von denklinischen Phänomenen zur den klinischpsychotherapeutischenHandlungstheorien(und wieder zu ihnen zurück); es sindprinzipiell immer mehrere, auch untereinanderunverträgliche klinische Theorien(vgl. auch Heintz, 1993) möglich. Um denWeg von den klinischen Phänomenen zurklinischen Handlungstheorie und vice versaverstehbar zu machen und zu klären,dafür sind qualitative Methoden sehr nützlich,quantitative Methode jedoch nur sehrbedingt (etwa in Form von quantitativenEinzelfallanalysen) hilfreich. Ein Beispiel:Wie geht ein Psychotherapeut konkret mitden Ergebnissen eines Intelligenztests imElterngespräch um? Welche klinischenHandlungstheorien leiten ihn bei der Verwendungdieses empirischen Datums inder psychotherapeutischen Situation? Waserwartet er sich von der Vermittlung derTestergebnisse an die Eltern?Prozess- und ErgebnisforschungTraditionell eignen sich qualitativ-inhaltlicheAnalysen besonders für Therapieprozessforschung,also für das Geschehen innerhalbder klinischen Situation (vgl. auchHill & Lambert, 2004): Moustakas (1990)zeigte etwa, wie mittels einer heuristischenForschungsmethode das Erleben der intuitivenVerbindung zwischen Therapeutund Patient auf einer sehr persönlichenEbene untersucht werden kann. Vehviläinen(2008) identifizierte beispielsweisekonversationsanalytisch Widerstandsphänomeneanhand struktureller Merkmalepsychoanalytischer Gespräche. Buchholzund v. Kleist (1997) analysierten Therapietranskriptemetaphernanalytisch nachSprachbildern der Heilung.Aber auch die Ergebnisse psychotherapeutischerBehandlung lassen sich mittelsqualitativer Methoden erfassen. Elliott,Slatick und Urman (2001) führten z. B.im Anschluss an Therapiesitzungen sog.Change-Interviews durch, die sie dann mittelsGrounded Theory auswerteten. Mikschet al. (2004) führten Familieninterviewsdurch und werteten diese inhaltsanalytischaus, um zu erfassen, welche Ressourcenim Umgang mit Kopfschmerzen Kinderund Jugendliche und ihre Familien imRahmen eines ressourcen- und lösungsorientiertenambulanten Gruppen- undFamilienbehandlungsprogramms für sichneu entdecken und/oder weiterentwickelnkonnten und welche Bewältigungsstrategiensie als besonders hilfreich erfahrenhaben. Hill et al. (2000) untersuchten dieBedeutung der Einbeziehung von Träumenins psychotherapeutische Arbeiten für dasTherapieergebnis mittels der consensualqualitative research (CQR) method.Diese Auswahl mag knapp illustrieren, wasmit qualitativer Therapieprozessforschungund Therapieergebnisforschung gemeintsein kann.Der Kontext vonPsychotherapieQualitative Forschung eignet sich darüberhinaus auch vor allem dazu zu erkunden,wie Profis und Hilfesuchende Psychotherapieals Teil des Gesundheitssystems sowiePsychotherapie anbietende Institutionenerleben und bewerten. Connor, Robinsonund Wieling (2008) haben in einer aktuellenStudie die Erfahrungen von Paaren,die wegen Vulvodynie Hilfe innerhalb desGesundheitssystems suchen, mittels „transcendentalphenomenology methodology“(einem qualitativen Ansatz, welcherder hermeneutisch-phänomenologischenAnalyse zuzurechen ist) erkundet. Bekanntlichstellen Patienten, die im Zusammenhangmit körperlichen Beschwerdenund Erkrankungen psychosoziale undpsychische Probleme entwickeln, eine potentiellunterversorgte Gruppe dar (z. B.Dinger-Broda & Schüssler, 2005). Sobo,Seid und Leticia Reyes (2006) führtenFokusgruppen mit Eltern von Kindern mitchronischen körperlichen Erkrankungendurch und untersuchten die Protokolleder Gruppensitzungen diskursanalytischdanach, welche „Machtdiskurse“ in derpädiatrischen Gesundheitsversorgung Elternan der Teilnahme an dieser hindern.Quirk und Lelliot (2002) haben mittelsethnographischer teilnehmender Beobachtungsoziale Interaktionen (z. B. dieBeziehungsgestaltung zwischen Profis undPatienten) auf einer akutpsychiatrischenAufnahmestation untersucht. Ein weiteresBeispiel: Dokumente aus dem Kontext derpsychotherapeutischen Versorgung (z. B.Perspektivenpapiere, Projektanträge, Pressemitteilungenund Stellungnahmen vonKrankenkassen, Berufs-, Fach- und Interessenverbänden;Informationsbroschüren/Internetauftritte von Institutionen, in denenPsychotherapie angeboten wird, wieetwa Medizinische Versorgungszentrenoder psychosomatische Kliniken) könntenbeispielsweise mit struktureller Inhaltsanalysedanach untersucht werden, wie häufigjeweils Begriffe mit ökonomischem Inhaltund Begriffe mit therapeutischer KonnotationVerwendung finden.Die Qualität qualitativerDatenAuch das weite Feld der qualitativen Psychotherapieforschungkann an dieser Stellenicht annähernd dargestellt werden. Es solljedoch nochmals kurz auf ein möglichesMissverständnis eingegangen werden,das im Zusammenhang mit qualitativerForschung öfters auftaucht, nämlich, dassqualitative Methoden „unwissenschaftlicher“als quantitative Methoden seien,etwa wegen ungenügender Gütekriterien,fehlender methodologischer Nachvollziehbarkeitoder zu geringer Stichprobengröße.126 Psychotherapeutenjournal 2/2009


M. Ochs• Gütekriterien in der qualitativen Forschungsind nicht weniger zuverlässigals in der quantitativen Forschung – siesind einfach (teilweise) anders. Dasqualitative Gütekriterium der Interrater-Reliabilität ähnelt noch Gütekriterienaus dem Bereich der quantitativenForschung: Es wird, vereinfacht ausgedrückt,die Übereinstimmung verschiedenerRater (etwa bei dem Identifizierenvon Themenblöcken und Codesin einem Text) numerisch angegeben(Lisch & Kriz, 1978). Das Gütekriteriumder „Verisimilitude“ (zu deutsch ungefähr„Plausibilität“ oder „Wahrscheinlichkeit“)wird herangezogen, um zubeurteilen, ob ein Text, in dem sichErgebnisse qualitativer Forschung darstellen,in sich stimmig, nachvollziehbarund emotional bedeutsam ist (Taylor& Wallace, 2007). Hill und Lambert(2004, S. 103-105) geben einen Überblickzu qualitativen Gütekriterien.• Was die methodologische Nachvollziehbarkeitbetrifft, so zeichnen sich solidequalitative Forschungsmethoden durchkonkrete Ablaufschritte und klare Auswertungsschemataaus, wie etwa die Auswertungsalgorithmenin der qualitativenInhaltsanalyse bei Mayering (2000) oderdie Darstellung von Rekonstruktionsschrittenim Rahmen fallrekonstruktiver Familienforschung(Hildenbrandt, 1999).• Schiere hohe Stichprobengröße istfür qualitative Forschung kein Gütekriterium.Qualitative Einzelfallstudien,also Untersuchungen mit einem n=1,können zum Verständnis eines Gegenstandsbereichsinhaltlich oft sehr vielbeitragen: Wissenschaftlich anerkanntepsychotherapeutische Verfahren basierenhäufig u. a. auf „berühmten Fallgeschichten“(bekannteste Beispiele sindetwa „Anna O.“ oder „little Albert“).(Kleine n-Zahlen scheinen durch dieVerwendung dieser in Studien mit bildgebendenVerfahren seit einiger Zeit zudemwieder „salonfähig“ zu werden.)•Darüber hinaus existieren auch fürqualitative wie für quantitative StudienMetaanalysetechniken (z. B. Timulak,2008) oder EDV-Unterstützung (z. B.Hahn, 2008).DiskussionEvidenzbasierte Medizin(EbM) und QualitativeForschungPsychotherapeutische Evidenzbasierungund qualitative Forschung schließen sichkeineswegs aus, das RCT- und EbM-Konzept sind nicht deckungsgleich: NachDavid Sackett, einem der Väter des EbM-Konzeptes, bedeutet Evidenzbasierte Medizin(EbM) die Integration klinischer Expertisemit der best verfügbaren externenEvidenz aus systematischer Forschung(z. B. RCT-Studien) (Sackett et al., 1996).Klinische Expertise lässt sich beispielsweiseüber Fallstudien beschreiben, die einbewährtes Instrument qualitativer Forschungdarstellen (z. B. Yin, 2009). TrishaGreenhalgh, ebenfalls eine Protagonistinder evidenzbasierten Medizin, beschreibtklare Kriterien, um die Qualität qualitativerForschung zu bewerten und schlussfolgert:„Doctors have traditionally placedhigh value on numerical data, which mayin reality be misleading, reductionist, andirrelevant to the real issues. The increasingpopularity of qualitative research inthe bio-medical sciences has arisen largelybecause quantitative methods providedeither no answers or the wrong answers toimportant questions in both clinical careand service delivery. If you still feel thatqualitative research is necessarily secondrate by virtue of being a ,soft’ science, youshould be aware that you are out of stepwith the evidence“ (Greenhalgh & Taylor,1997, S. 740).Mixed Methods: Die Kombinationvon qualitativen undquantitativen AnsätzenNatürlich können qualitative und quantitativeForschungsmethoden auch gemeinsamverwendet werden. Oft werdenetwa im Rahmen qualitativer Forschunginhaltlich relevante Fragestellungen, Hypothesenund Konzepte entwickelt, diedann quantitativ überprüft werden können.Gerade diese Kombination versprichtinhaltlich relevante Erkenntnisse auf breiterDatengrundlage. Onwuegbuzie undLeech (2005, S. 375) fordern deshalbNeues ausder KlinischenPraxis2009. Etwa 200 S.,Abb., Tab., Ktetwa 24.95 /CHF 42.00ISBN 978-3-456-84670-5Roger SchallerStellen Sie sich vor,Sie sind ...Das Ein-Personen-Rollenspiel inBeratung, Coaching und TherapieDas Buch ist methodisch übergreifendund richtet sich an Praktikerverschiedener Richtungen, die inPsychotherapie, Coaching, Beratung,Bildung und Supervision tätig sind.2009. Etwa 120 S.,Abb., Tab., Ktetwa 24.95 /CHF 42.00ISBN 978-3-456-84682-8Hans-Jörgen Grabe /Michael Rufer (Hrsg.)Alexithymie:Eine Störung derAffektregulationKonzepte, Klinik und TherapieWenn Menschen nicht zwischenkörperlichen Empfindungen und Ge -fühlsregungen unterscheiden können,Gefühle häufig nur als diffuseSpannungs- oder Erregungszuständewahrgenommen werden und keinebewusste Verarbeitung von Gefühlenstattfindet, spricht man von Alexi -thymie.Erhältlich im Buchhandel oder überwww.verlag-hanshuber.comPsychotherapeutenjournal 2/2009127


Methodenvielfalt in der Psychotherapieforschungdie Verwendung beider Forschungsansätzeund kritisieren mit deutlicher Schärfedie Tendenz zur „mono-method research“(entweder qualitativ oder quantitativ)und urteilen: „Mono-method research isthe biggest threat to the advancementof the social siences.“ Die Kombinationverschiedener Forschungsansätze bedeutetjedoch nicht, dass wild nach dem„anything goes“-Prinzip gemixt wird. UnabdingbareVoraussetzung jeder empirischenForschung ist, dass transparent,methodologisch stringent und nachvollziehbarvorgegangen wird. Es ist ausdrücklichvor der „no-method-method“ (Mc‐Wey, James & Smock, 2005) zu warnen(Ochs & Schweitzer, 2009). Ein Beispielfür solch ein Mixed-Method-Design stelltetwa eine eigene Untersuchung zur familientherapeutischenKinderkopfschmerzforschungdar (Ochs et al., 2005): Dortwurden einerseits halbstrukturierte Familiengesprächequalitativ-inhaltsanalytischausgewertet und andererseits die Belastungder Kinder durch ihre Kopfschmerzenquantitativ mittels einer numerischenRatingskala erfasst. Beide Datenquellenwurden dann miteinander verrechnet,wobei herauskam, dass Kopfschmerzkinderaus Familien, bei denen sich im Behandlungsverlaufkopfschmerzassoziiertefamiliäre Beziehungsmuster veränderten,eine deutlich geringere Kopfschmerzbelastungzum Katamnesezeitpunkt angaben,als Kopfschmerzkinder aus Familien,bei denen sich im Behandlungsverlaufkopfschmerzassoziierte familiäre Beziehungsmusternicht veränderten.Ein Beispiel dafür, wie dringend sowohl qualitativeals auch quantitative Forschung benötigtwird, um psychologische Phänomenehinreichend angemessen erfassen und verstehenzu können, stellt die Frage der Auswirkungenvon Trennung und Scheidung derEltern auf Kinder und Jugendliche dar: QualitativeForschung in diesem Bereich (Wallerstein,Lewis & Blakeslee, 2000) sensibilisiertdafür, dass manche Betroffene im Einzelfallbetrachtet lang anhaltende „Gefühlsspuren“der Beziehungsverletzlichkeit und -unsicherheitentwickeln können, die sich manchmalwie „Schläfereffekte“ erst viele Jahre späterauswirken können. Quantitative Forschungin diesem Bereich macht deutlich (Hetherington& Kelly, 2002), dass sich Kindervon geschiedenen und nicht geschiedenenEltern im Großen und Ganzen mittel- bislangfristig betrachtet im Allgemeinen in ihrerseelischen und körperlichen Gesundheitnicht unterscheiden (vgl. auch Ochs & Orban,2008). Diese angedeutete Komplexitätder Resultate ist nicht Ausnahme, sonderntypisch für Phänomene im Kontext vonPsychologie und Psychotherapie. Psychotherapeutenstehen immer wieder vor derHerausforderung solche Komplexitäten auszuhalten(und gar therapeutisch zu nutzen)und nicht in die Trivialisierungsfalle zu tappen.Auch hierbei kann Methodenvielfalt inder Forschung helfen.Methodenvielfalt – eine Stärkevon PsychotherapieforschungDie wissenschaftlich anerkannten psychotherapeutischenVerfahren haben sichsowohl innerhalb kultur- und sozial- alsauch naturwissenschaftlicher Traditionenentwickelt. Dementsprechend verwundertes nicht, dass auch die Forschungsansätzeund -methoden zur Untersuchung vonPsychotherapie sich beider Traditionen bedienen(es sei in diesem Zusammenhangetwa nochmals an die Eysenck-Wellek-Kontroverse oder die Debatte um die Angemessenheitnomothetischer oder ideographischerMethoden erinnert): Geradeder Methodenpluralismus stellt eine Stärkevon Psychotherapieforschung dar, derin dieser Fundiertheit und Differenziertheitin sonst kaum einer anderen Disziplin zufinden ist. Ein gutes Beispiel hierfür stelltdas Handbuch „Research Methods in FamilyTherapy“ (Sprenkle & Piercy, 2005),die internationale „Bibel“ für familientherapeutisch-systemischeForschung, dar. Hierfinden sich unterschiedliche Forschungsansätzewie Ethnographie, Grounded Theory,Programmevaluationsmethodologie,klinische RCT-Studien bis zu MultilevelGrowth Modellen sozusagen im friedlichenEinvernehmen nebeneinander dargestellt.Nicht zuletzt entspricht die Methodenvielfaltder, wie Reddemann (2008, S. 114)dies formulierte, „Würde des Reichtumsund der Lebendigkeit unseres Faches“.Reddemann bezieht sich damit zwar explizitauf psychotherapeutische Verfahren– ihre Argumentationsfigur lässt sich aberm. E. auch auf psychotherapeutische Forschungsmethodenübertragen.LiteraturAcock, A. C., Van Dulmen, M. H., Allen, K.R. & Piercy, F. P. (2005). Contemporaryand emerging research methods in studyingfamilies. In V. Bengtson, A. Acock,K. Allen, P. Dilworth-Anderson & D. Klein(Eds.), Sourcebook of family theory &research (pp. 59-89). Thousand Oaks,CA: Sage.Amstutz, M. C., Neuenschwander, M. &Modestin, J. (2001). 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Leitlinien in der PsychotherapieAusschuss Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherung 1 der<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BerlinZusammenfassung: Mit diesem Beitrag wird ein aktuell in der Profession kontroversdiskutiertes Thema aufgegriffen und dabei in wesentlichen Facetten im Sinne einesÜberblicks dargestellt. Es geht darum, Begriffe zu erläutern sowie wesentliche Hintergründefür die Entwicklung von Leitlinien im Gesundheitswesen hinsichtlich dergesundheitspolischen Intentionen und Implikationen zu erörtern. Fakten zur Methodikund zum Stand der Entwicklung von Leitlinien sowie zentrale Argumente für die Entwicklungund den Einsatz von Leitlinien in der Psychotherapie werden häufig genanntekritische Aspekte der Leitlinienentwicklung gegenüber gestellt. Entsprechend der Repräsentationverschiedener Praxisbereiche der Psychotherapie wurden zur Illustrationeinzelne Leitlinien exemplarisch für die Arbeitsfelder Psychologische Psychotherapie,Kinder‐ und Jugendlichenpsychotherapie sowie für das Arbeiten in Institutionen ausgewählt.Da die Entwicklung störungsbezogener Leitlinien auf der Basis evidenzbasierterKriterien erfolgt, werden im Rahmen eines Exkurses wesentliche Informationen undkritische Diskussionspunkte zum Thema Evidenzbasierung im Gesundheitswesen zusammenfassenderläutert.Der Text wurde von den Mitgliedern des Ausschusses „Wissenschaft, Forschung undQualitätssicherung“ der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Berlin verfasst.1. Zur Historie und zurRolle von Leitlinien imGesundheitswesenDen Anstoß für die Entwicklung von Leitlinienin der Gesundheitsversorgung gabder Sachverständigenrat für die KonzertierteAktion im Gesundheitswesen in seinem1995 veröffentlichten Sondergutachtenmit dem Titel „Gesundheitsversorgungund Krankenversicherung 2000 – MehrErgebnisorientierung, mehr Qualität,mehr Wirtschaftlichkeit“. Unter besondererBerücksichtigung der Interessen derKrankenversicherten wurden dort professionelleStandards und Leitlinien für einindikationsorientiertes ärztliches Handelngefordert, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissenaufbauen (Sachverständigenrat,1995, S. 18).Psychotherapeutenjournal 2/2009Zur Verbesserung der Qualitätssicherungschlagen die Sachverständigen unter derÜberschrift „Vermeidung von Überflussund Defiziten“ die Erstellung einer Sammlungdiagnostischer und therapeutischerEmpfehlungen, Leitlinien und Richtlinien(Standards) vor (a.a.O., S. 23).Handlungsbedarf wurde vor allem für diefolgenden zwei Punkte gesehen:•Verbesserung der Konsensbildung in Diagnostikund Therapie durch•Abstimmung zwischen den einzelnenwissenschaftlichen Gesellschaften mitdem Ziel der Verringerung von Widersprüchenund überzogenen Ansprüchen.Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesenübergab die Aufgabe der Erstellungvon Behandlungsleitlinien an die „Arbeitsgemeinschaftder Wissenschaftlichen MedizinischenFachgesellschaften“ (AWMF).Die AWMF ist ein Zusammenschluss von152 ärztlichen Fachgesellschaften. DerBereich, der sich mit Themen der Psychotherapiebefasst, wird von vergleichsweisewenigen Fachgesellschaften vertreten.Psychologische und psychotherapeutischeFachverbände werden bei psychotherapiespezifischenLeitlinien jedoch meist miteinbezogen.2. Was sind Leitlinien?Leitlinien sind systematisch entwickelte,wissenschaftlich begründete und praxisorientierteHilfen zur Entscheidungsfindungüber die angemessene therapeutischeVorgehensweise bei speziellengesundheitlichen Problemen. Hauptzweckist die Darstellung des aktuellen fachlichenEntwicklungsstandes zu einer Erkrankungoder zu einem Problembereich. Sie sollenden Angehörigen des Berufs Orientierungim Sinne von Entscheidungsoptionen undHandlungsempfehlungen geben. Von diesenEmpfehlungen kann und muss in begründetenFällen abgewichen werden. DieUmsetzung liegt also im Ermessensspielraumdes Therapeuten und hängt von dereinzelfallspezifischen Einschätzung ab.Leitlinien für die strukturierte medizinischeVersorgung (d. h. für die IntegrierteVersorgung und für Disease-Management-Programme) werden Versorgungsleitlini-1 Rolf Brückler, Renate Degner, Thomas Fydrich,Michael Heine, Mark Helle, BrigitteReysen-Kostudis, Michael Schmude, Anne A.Springer, Uwe Wittenhagen.131


Leitlinien in der Psychotherapieen genannt (www.versorgungsleitlinie.de).Ein Programm für Nationale Versorgungsleitlinienwird beim Ärztlichen Zentrum fürQualität in der Medizin (ÄZQ; Einrichtungder Bundesärztekammer und der KassenärztlichenBundesvereinigung; www.äzq.de) unterhalten. Dieses Programm ist einegemeinsame Initiative der Bundesärztekammer,der Kassenärztlichen Bundesvereinigungund der AWMF.Patientenleitlinien. Die Maxime der Transparenzund aktiver, mündiger Patientenbeteiligungimpliziert, dass neben einerumfassenden, primär für das Fachpersonalverfassten Version einer Leitlinie auch eingut verständlicher Text für betroffene Patientinnenund Patienten zur Verfügung gestelltwird. Evidenzbasierte Empfehlungenfür gesunde Menschen werden auch Gesundheitsleitliniengenannt (vgl. Glossarunter www.versorgungsleitlinien.de).Leitlinien im institutionellen Bereich.Um eine angemessene Versorgung iminstitutionellen Bereich im Kontext derjeweiligen rechtlichen und finanziellenRahmenbedingungen zu sichern, wurdenschon seit langem für die professionelleArbeit in entsprechenden Institutionen –beispielsweise in stationären Einrichtungen,Beratungsstellen, psychiatrischen Tageszentren– Leitlinien erstellt. Schriftlichfixierte Arbeitsvorgaben, Standards undVereinbarungen tragen dort eher den Charaktervon internen Qualitätsmanagement-Systemen, im Rahmen derer durch strukturelleEinbindung aller Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter sowohl organisatorischeals auch behandlungsorientierte Vorgängemit meist hoher Verbindlichkeit geregeltwerden (vgl. Abschnitt 5.2).3. Wie werden Leitlinienerstellt?Die Erstellung von Behandlungsleitlinien istan ein formalisiertes Verfahren der Recherche,Zusammenfassung, Diskussion sowiean die Übereinstimmung zwischen Fachleutengebunden. In Deutschland werdenLeitlinien primär von den WissenschaftlichenMedizinischen Fachgesellschaften (AWMF),der ärztlichen Selbstverwaltung oder von Berufs‐und Fachverbänden entwickelt und verbreitet.Dabei wird Wissen aus wissenschaftlicherEvidenz und klinischer Praxiserfahrungzusammengeführt und Empfehlungen imKonsensverfahren (oft multidisziplinärer) Expertengruppenformuliert.Leitlinien werden nach dem System derAWMF als S1-, S2- oder S3-Leitlinie klassifiziert,wobei S3 die höchste Qualitätsstufedarstellt. Die Klassifikation erfolgt auf derBasis der jeweiligen Entwicklungsmethodik:•S1: von einer Fachgesellschaft repräsentativzusammengesetzten Expertengruppewird im informellen Konsens eineEmpfehlung erarbeitet und von derFachgesellschaft formal verabschiedet.•S2: eine formale Konsensfindung (S2k;z. B. mittels Delphi-Befragung, Konsensuskonferenzen)und/oder eine formaleEvidenzrecherche (S2e) hat stattgefundenund die Leitlinie wurde aufdieser Basis erstellt. Das Ergebnis wirdabgestimmt und formal verabschiedet.•S3: Leitlinie mit allen Elementen einersystematischen Entwicklung (Logik‐, Entscheidungs‐und „outcome“-Analyse, Bewertungder klinischen Relevanz wissenschaftlicherStudien), inklusive formalerKonsensfindung sowie Berücksichtigunggesundheitsökonomischer Ziele.Die fachliche Güte von Leitlinien im lokalen,regionalen, nationalen und internationalenArbeitsgruppen werden mittels einesmethodischen Instruments zur Leitlinien-Bewertung (DELBI = Deutsches Instrumentzur methodischen Leitlinien-Bewertung)untersucht bzw. bewertet (vgl. www.versorgungsleitlinien.de/methodik/delbi).ImRahmen der Bewertung nach DELBI werdenLeitlinien auf der Basis von Checklistenauf ihren Geltungsbereich und ihren Zweck,auf die Beteiligung von Interessengruppen,auf methodologische Exaktheit, Klarheit undGestaltung sowie auf ihre Anwendbarkeitim deutschen Gesundheitssystem und aufredaktionelle Unabhängigkeit geprüft.Um der Vielzahl teilweise deutlich interessengeleiteterLeitlinien unterschiedlicherFachgesellschaften mit ihren zum Teildeutlich unterschiedlichen Empfehlungenbegegnen zu können, wurden s eit 2002vermehrt Nationale Versorgungsleitlinien(NVL) erstellt. Die Themenauswahl erfolgtdurch Identifizierung prioritärer Versorgungsprobleme.Das Erstellen der NVL wird durchdas ÄZQ in Auftrag gegeben. Für Psychotherapeutenbesonders relevant ist die aktuelleEntwicklung einer kombinierten S3- undNVL für die Behandlung und Versorgungvon Menschen mit Depressionen.Die Entwicklung der S3- und NVL Depressionbefindet sich aktuell in der letztenRunde der Konsensfindung (Stand: Dezember2008). Bei dem Prozess der Entstehungdieser Leitlinie waren und sindbeteiligt (a) die Steuergruppe der NVL(u. a. Vertreter der ÄZQ, AWMF, verschiedeneFachverbände sowie Patienten‐ undAngehörigenvertreter), (b) ein Koordinationsteambestehend aus Vertretern derÄZQ, AWMF und der Leitliniengruppesowie (c) die Konsensgruppe, in der 31Fachgesellschaften, Berufsverbände unddie Patienten‐ und Angehörigenvertretermitarbeiten. Der Ablauf bei der Erstellungvon NVL verläuft dabei in mehrfachenAbstimmungsschritten und verlief für dieNVL Depression folgendermaßen (vgl.Härter et al., 2008):1. Zusammenstellung des Koordinationsteamsund der Konsensgruppe2. Konsentierung der Schlüsselfragen3. Extraktion der Information aus unterschiedlichen(international vorhandenen)Leitlinien4. Erste Prüfung hinsichtlich der Anwendbarkeitim deutschen Gesundheitssystem/Abgleichmit Empfehlungen schonvorliegender deutscher Leitlinien5. Erstellung, Diskussion und Abstimmungeines Hintergrundtextes und darinenthaltener Empfehlungen6. Diskussion der Hintergrundtexte undEmpfehlungen/formalisierte Abstimmungder Empfehlungen und Vergabeeines Empfehlungsgrades7. Erstellung der endgültigen Textfassung8. Kommentierung im Peer-Review-Verfahren9. Sammlung, Sichtung, Aufarbeitung undKonsentierung der Kommentare10. Erstellung und Veröffentlichung der finalenFassung132 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Ausschuss Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BerlinEvaluation und Aktualisierung von Leitlinien.Allgemein gilt, dass Leitlinien einerwissenschaftlichen Evaluation unterzogenwerden müssen. Dabei wird systematischuntersucht, ob die jeweilige Leitlinie tatsächlichzur Verbesserung der Versorgungbeiträgt. Dies steht für die meisten derexistierenden Leitlinien noch aus. Für denBereich der Versorgung von depressiv Erkranktenliegen erste positive Befunde vor(Härter & Bermejo, 2006).4. Welche Behandlungsleitliniengibt es aktuell?Im gesamten Bereich der Medizin werdenfortlaufend Leitlinien entwickelt oder aktualisiert.Auf ihrer Internetseite verweist dieAWMF für den gesamten Bereich der Medizinund Psychotherapie derzeit (Stand:März 2009) auf etwa 500 gültige undaktualisierte S1-Leitlinien zu sehr unterschiedlichenBereichen und Erkrankungen.Etwa 110 Leitlinien wurden nach Kriterienvon S2-Richtlinien erstellt und 56 Leitlinienhaben derzeit S3-Status. Für den Bereichder psychiatrischen und psychotherapeutischenDiagnostik und Behandlung psychischerStörungen bei Erwachsenen(Bereiche Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatikund Nervenheilkunde) liegenderzeit Behandlungsleitlinien für 16 Störungsbereichevor, die meist den Statusvon S2-Leitlinien haben (siehe www.uniduesseldorf.de/awmf/ll).Für den Bereich der Kinder‐ und Jugendlichenpsychotherapiegibt dieAWMF aktuell 38 Leitlinien nach der EntwicklungskategorieS1 sowie eine zumBereich „Persönlichkeitsstörungen“ aufEntwicklungsstufe S2. Das Spektrum derLeitlinien reicht beispielsweise von „Persönlichkeits‐und Verhaltensstörungenaufgrund einer Krankheit, Schädigungoder Funktionsstörung des Gehirns“ über„Angststörungen“ und „Essstörungen“ bishin zur Leitlinienfassung der „Kinder‐ undJugendpsychiatrischen Untersuchung“. Alleaufgeführten Leitlinien wurden von derDeutschen Gesellschaft für Kinder‐ und Jugendpsychiatrieund Psychotherapie, demBerufsverband der Ärzte für Kinder‐ undJugendpsychiatrie und Psychotherapie inDeutschland und der Bundesarbeitsgemeinschaftleitender Klinikärzte für KinderundJugendpsychiatrie und Psychotherapieentwickelt (www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/ll_028.htm).Aktuelle Tabellen finden sich im Internetunter www.awmf.de.5. Beispiele für Leitlinien5.1 Leitlinien für Diagnostikund Behandlung von Patientenmit PersönlichkeitsstörungenAuf Initiative der Deutschen Gesellschaftfür Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde(DGPPN) wurde ein Expertenkomiteegebildet, an dem sich nebender DGPPN folgende FachgesellschaftenDas neue Fort- undWeiterbildungsprogramm ist da!2009 - 2010Neuropsychotherapie, Interkulturelle Kompetenz,Lerntherapie, Traumatherapie, Schematherapie ,Gruppentherapie, Psychotherapie-Supervision...und viele weitere Themenwww.afp-info.debundesakademie@afp-info.deDie Akademie für Fortbildung ist eine Einrichtung der DeutschenGesellschaft für Verhaltenstherapie e. V.Psychotherapeutenjournal 2/2009133


Leitlinien in der PsychotherapieEvidenzbasierte Medizin und PsychotherapieUnter evidenzbasierter Medizin (EbM)wird verstanden, dass medizinische Behandlungenfür individuelle Patientengemäß der besten zur Verfügung stehendenexternen Evidenz umgesetzt werdensollen. Dabei umfasst die „externe Evidenz“im besten Fall das zu einem bestimmtenProblembereich vorhandeneund systematisch gesammelte „objektive“Fachwissen. Im Unterschied dazuwird unter „interner Evidenz“ das individuelle,auf der Grundlage der Ausbildungund der Erfahrungen erworbene Wissenund Können, also die klinische und therapeutischeExpertise verstanden. DasVerfahren zur Definition evidenzbasiertertherapeutischer Maßnahmen umfasstdie Suche der relevanten Literatur fürein konkretes klinisches Problem, denEinsatz einfacher wissenschaftlich abgeleiteterRegeln zur kritischen Beurteilungder Validität der Studien sowie der Größedes beobachteten Effekts und die Anwendungdieser Evidenz auf den konkretenPatienten unter Berücksichtigung derklinischen Erfahrung.Zur Definition der evidenzbasierten Medizinsagt einer der namhaften „Väter“ derEbM, Sackett: „Evidenzbasierte Medizinist der gewissenhafte, ausdrückliche undvernünftige Gebrauch der gegenwärtigbesten externen, wissenschaftlichen Evidenzfür Entscheidungen in der medizinischenVersorgung individueller Patienten“und weiter „die Praxis der EbM bedeutetdie Integration individueller klinischer Expertisemit der bestmöglichen externenEvidenz aus systematischer Forschung“(Sackett, Rosenberg, Gray, Haynes &Richardson, 1996). Dieses häufig wiedergegebeneZitat spiegelt die zentraleIntention der evidenzbasierten Medizinwider. Es geht um die praxisgerechte Anwendungund Umsetzung von externen,empirischen Befunden möglichst hohenEvidenzgrades bei der Behandlung eineskonkreten (medizinischen) Problems beieiner konkreten Person. EvidenzbasierteMedizin (und Psychotherapie) beinhaltetweiterhin, den eigenen Informationsbedarfzum Patientenproblem definierenzu können, durch bestmögliche externeEvidenz Wissenslücken zu schließen unddieses Wissen patientenorientiert umzusetzen.Dennoch kann bei einer konkretenBehandlung die Situation auftreten, dassdie Forschungsbefunde (externe Evidenz)keine angemessenen Handlungsanleitungenzur Verfügung stellen. Sackett sagt dazu:„Ohne klinische Erfahrung riskiert dieärztliche Praxis durch den bloßen Rückgriffauf die Evidenz ‚tyrannisiert‘ zu werden,da selbst exzellente Forschungsergebnissefür den individuellen Patienten nichtanwendbar oder unpassend sein können“(a.a.O.).Tabelle 1 zeigt die in der wissenschaftlichenLiteratur und in den Leitlinienkommissionensehr häufig verwendete Einteilungvon Evidenzstufen (vgl. ÄrztlicheZentralstelle Qualitätssicherung, 2003;Härter et al., 2008); von anderen Autorenbzw. Institutionen werden jedoch auchdavon abweichende Einteilungen vorgeschlagen.Da die Einteilung verschiedener Evidenzgradeallein nur die Güte von Studienklassifiziert und dabei die Praxisrelevanzder Studien nicht unbedingt berücksichtigtwird, hat sich seit dem Jahre 2000 eineinternationale Arbeitsgruppe, die GRADEWorking Group (Grading of RecommendationsAssessment, Development andEvaluation) zur Aufgabe gemacht, diese zuordnen und weitere wichtige Aspekte wieRelevanz und Durchführbarkeit klinischerInterventionen mit zu berücksichtigen.Das GRADE System zur Bewertung derIaIbIIaIIbEvidenz und Formulierung von Empfehlungen„übersetzt“ daher das Vorliegenvon Studien und deren Evidenzgradein klinische Handlungsempfehlungen.Handlungsempfehlungen werden dabeiin den Leitlinien als Soll‐, Sollte‐, oderKann-Empfehlungen formuliert und zusammenfassenddann auch als „guteklinische Praxis“ (KKP = Klinischer Konsenspunkt)bezeichnet (siehe Tabelle 2).Neben den Evidenzgraden werden beider Formulierung von Empfehlungen jedochzusätzlich auch die klinische Relevanzder Befunde, ethische Aspekte, dieexterne Validität der Studien und damitdie Übertragbarkeit auf die Versorgungssituationsowie auch Präferenzen der Patientengruppeberücksichtigt (vgl. Härteret al., 2008).Bei der Beurteilung klinischer Studienist auch die Unterscheidung von so genannten„efficacy-“ und „effectiveness-“Studien von Bedeutung. KontrollierteWirksamkeitsstudien (efficacy-Studien)werden von eher versorgungsorientiertenStudien (effectiveness-Studien) unterschieden,bei denen die Wirksamkeitvon Interventionen unter Versorgungsbedingungenuntersucht wird. Eine weitereKategorie sind efficacy-Studien, in denender Behandlungsaufwand (Kosten) zurKostenersparnis durch die Behandlungins Verhältnis gesetzt wird (vgl. u. a. Fydrich& Schneider, 2007).Die Einteilung der Evidenzstufen verdeutlichtden hohen Stellenwert, der aus me‐Evidenz aus wenigstens einer Metaanalyse von mindestens drei randomisiertenkontrollierten Studien (randomized controlled trials, RCTs)Evidenz aus mindestens einer RCT oder einer Metaanalyse von weniger als drei RCTsEvidenz aus wenigstens einer methodisch gut kontrollierten Studie ohne RandomisierungEvidenz aus zumindest einer methodisch guten, quasi-experimentellen deskriptivenStudieIII Evidenz aus methodisch guten, nicht-experimentellen Beobachtungsstudien, wie z. B.Vergleichsstudien, Korrelationsstudien und FallstudienIVEvidenz aus Berichten von Expertenkomitees oder Expertenmeinung und/oder klinischeErfahrung anerkannter AutoritätenTabelle 1: Evidenzstufen für klinische Studien134 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Ausschuss Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Berlinthodischen Gründen den RCT-Studien(randomized controlled trials) zugemessenwird. In RCT-Studien werden Patienten nachZufall auf Therapie‐ und Vergleichsgruppenaufgeteilt. Allein durch diese Zufallszuteilungkann – unter Berücksichtigung derexternen Validität (Übertragbarkeit auf dieVersorgung) und der Kontrolle von anderenEinflussvariablen – die Wirksamkeitder (aktiven) Behandlung kausal nachgewiesenwerden, da mögliche Faktoren, diedie Ergebnisse von Studien beeinflussenkönnen, gleichmäßig auf die Bedingungenverteilt und damit kontrolliert werden.ABCKKP„Soll“-Empfehlung: Zumindest eine randomisierte, kontrollierte Studie von insgesamtguter Qualität und Konsistenz, die sich direkt auf die jeweilige Empfehlung bezeihtund nicht extrapoliert wurde (Evidenzebenen Ia und Ib).„Sollte“-Empfehlung: Gut durchgeführte klinische Studien, aber keine randomisiertenklinischen Studien, mit direktem Bezug zur Empfehlung (Evidenzebenen II oder III)oder Extrapolation von Evidenzebene I, falls der Bezug zur spezifischen Fragestellungfehlt.„Kann“-Empfehlung: Bericht von Expertenkreisen oder Expertenmeinung und/oderklinische Erfahrung anerkannter Autoritäten (Evidenkategorie IV) oder Extrapolationvon Evidenzebene IIa, IIb oder III. Diese Einstufung zeigt an, dass direkt anwendbareklinische Studien von guter Qualität nicht vorhanden oder nicht verfügbar waren.(Klinischer Konsenspunkt) „Standard in der Behandlung“: Empfohlen als guteklinische Praxis im Konsens und aufgrund der klinischen Erfahrung der Mitgliederder Leitliniengruppe als ein Standard der Behandlung, bei dem keine experimentellewissenschaftliche Erforschung möglich oder angestrebt ist.Im Kontext der Nutzenbewertung vonPsychotherapie wird die Methodik unddie Aussagekraft von RCT-Studien jedochhäufig kritisiert (z. B. Wampold, 2001).Zentrale Kritikpunkte betreffen vor allemdas Dilemma, dass bei steigender internerValidität (erhöht die Aussagekraft derBefunde hinsichtlich Kausalität durch guteUntersuchungspläne und Kontrolle vonEinflussvariablen) oft die externe Validität(Übertragbarkeit auf reale Versorgungsbedingungen)verringert wird. Andere oftdiskutierte kritische Punkte sind:1. Patienten in RCT Studien werden spezifischrekrutiert und sind dadurch starkselegiert. Daher entsprechen sie nichtden Patienten im regulären Versor‐Tabelle 2: Grade der Empfehlung2.3.4.gungskontext. So würden Patienten mitzusätzlichen (komorbiden) Störungenmeist nicht in Studien aufgenommen.Bei einer Randomisierung werdenmögliche Präferenzen von Patientenfür bestimmte Therapieansätze oderTherapeuten nicht berücksichtigt, wasmöglicherweise zu einer nicht optimalenPassung von Patient und Therapeut/Therapieführt.Eine glaubhafte Placebobedingung alsKontrollbedingung ist im Rahmen derPsychotherapieforschung kaum realisierbar.In RCT Studien werden insbesonderestörungsorientierte (statt patienteno‐5.rientierte) Sichtweisen umgesetzt.In diesem Zusammenhang wird dashinter RCT-Studien stehende „medizinischeModell“ kritisiert, in welchemvermeintlich abgrenzbare, isolierteStörungen im Fokus stehen.Bei der in RCT-Studien meist gefordertenManualisierung und Standardisierungder Behandlung wird dietherapeutische Versorgungsrealitätnicht abgebildet; so gibt es in RCTStudien beispielsweise häufig festgelegteStundenkontingente, über dieim Rahmen der Studie nicht hinausgegangen werden darf. Siehe dazuauch die „ergänzenden Diskussionsbeiträge“am Ende des Textes.beteiligten: die Deutsche Gesellschaft fürPsychosomatische Medizin und ÄrztlichePsychotherapie (DGPM), das DeutscheKollegium für Psychosomatische Medizin(DKPM), die Fachgruppe Klinische Psychologieund Psychotherapie der DeutschenGesellschaft für Psychologie (DGPs) sowiedie Deutsche Gesellschaft für Kinder‐ undJugendpsychiatrie und Psychotherapie(DGKJP). Alle Leitlinien wurden über insgesamtsechs Konsensuskonferenzensystematisch erarbeitet und schließlichabstimmend konsentiert. Die S2-Leitliniewurde in den Jahren 2004 bis 2007 erarbeitetund im Mai 2008 publiziert.Die Leitlinien geben zunächst einen Überblicküber grundsätzliche Aspekte der Diagnostikvon Persönlichkeitsstörungen.Dabei wird vor allem darauf hingewiesen,dass PersönlichkeitsstörungsdiagnosenPsychotherapeutenjournal 2/2009vor Abschluss der mittleren Adoleszenz,also etwa dem 14. Lebensjahr, nicht mitausreichender Sicherheit zu stellen sindund die Diagnose einer Dissozialen (Antisozialen)Persönlichkeitsstörung nicht vordem 18. Lebensjahr gestellt werden sollte.Es wird zudem auf prinzipielle Problemeder kategorialen Diagnostik von Persönlichkeitsstörungenhingewiesen und einemerkmalsorientierte, dimensionale Diagnostikals Alternative erläutert.Weiterhin werden Studien zur Epidemiologie,zum Krankheitsbeginn, zu Modellender Entstehung und Aufrechterhaltung derProblematik sowie zu Verlauf und Prognosezusammengefasst. Im Kapitel zur Diagnostikund Differentialdiagnostik werdensowohl die einzelnen diagnostischen Kriteriender ICD-10 und des DSM-IV-R referiertals auch einzelne diagnostische Verfahrenzur kategorialen und dimensionalen Diagnostikbei Persönlichkeitsstörungen vergleichenddargestellt. Zudem findet sichein Abschnitt zur Komorbidität und derenBedeutung für Verlauf und Prognose vonPersönlichkeitsstörungen.Im Teil zur Behandlung werden zunächstallgemeine Probleme der Behandlung vonPersonen mit Persönlichkeitsstörungendargestellt und Regeln zur Hierarchisierungvon Behandlungszielen vorgestellt(von Verhinderung von Suizid oder Fremdgefährdungüber Gefährdung der Therapie,Störung der Verhaltenskontrolle und desemotionalen Erlebens bis zu Problemender Lebensgestaltung). Es werden Möglichkeitenund Maßnahmen erläutert, dievom Kommunizieren der Diagnosen, derGestaltung der Therapeut-Patient-Beziehungbis hin zu therapeutischen Interven‐135


Leitlinien in der Psychotherapietionsstrategien reichen. Dabei werden sowohlallgemeine therapeutische Strategienals auch Vorgehensweisen bei einzelnenPersönlichkeitsstörungen dargestellt.Auf der Grundlage der Evidenzklassenwerden empirische Befunde zu Therapiestudiensowohl für psychotherapeutischeals auch psychopharmakolgische Behandlungenvorgestellt. Zusammenfassend wirdfestgestellt, dass „psychotherapeutischeVerfahren derzeit als Methode der Wahlzur Behandlung von Persönlichkeitsstörungengelten, dass die Behandlungsplanungbei Patienten mit Persönlichkeitsstörungenjenseits der spezifischen psychotherapeutischenMethode eine Hierarchisierung derBehandlungsziele sowie eine detaillierteProblemanalyse unter Berücksichtigung derErhebung externer Bedingungen, akzentuierterWahrnehmungen und Interpretationen,akzentuierter Denk‐, Erlebens‐ undBeziehungsmuster, akzentuierter Handlungstendenzen,manifester VerhaltensundInteraktionsmuster und schließlich dieAnalyse spezifischer Reaktionen des sozialenUmfeldes“ berücksichtigen sollte. Dabeiist ersichtlich, dass empirisch abgesicherteTherapieempfehlungen nur für drei Störungen– die Borderline‐, die antisoziale und dieängstliche (vermeidende) Störung – vorliegen.„Die Empfehlungen zur Behandlungder anderen Störungen basieren wegenweitgehend fehlender Wirksamkeitsstudienüberwiegend auf der klinischen Erfahrungder beteiligten Experten oder anderer veröffentlichterExpertenmeinungen“ (www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/).Weitere zusammenfassende Hinweise:•Es wird empfohlen, die Diagnose,eingebettet in ein psychoedukativesVorgehen und ein sinnstiftendes Erklärungsmodell,unter Bezugnahme aufdie biographische Entwicklung mit demPatienten zu kommunizieren.•Zu Behandlungsbeginn ist die therapeutischeBeziehung komplementär zugestalten, d. h. der Therapeut passt sichan biographisch geprägte Beziehungserwartungendes Patienten an. Im weiterenVerlauf sind dysfunktionale Erwartungennach und nach zu irritieren undzu neuen Erfahrungen anzuregen. Ineiner dialektischen Dynamik zwischenakzeptierender Wertschätzung und Irritationenvon Selbstbild und erwartetenInteraktionsmustern liegt ein wesentlicherSchlüssel zu einer erfolgreichenBehandlung.•Alle pharmakologischen Behandlungsversuche,die auf die Coupierung einerkrisenhaften Zuspitzung, auf die Behandlungkomorbider Störungen oderdie Behandlung von besonders dysfunktionalenPersönlichkeitsmerkmalenabzielen können, erfolgen „off-label“(d. h. ohne Zulassung für diese Indikation).Sie sind stets mit Psychotherapiezu kombinieren. „Off-label“ erfolgen Behandlungennur dann nicht, wenn diekomorbide Störung die Hauptindikationdarstellt.•Für die Früherkennung und kompetenteDiagnostizierung von maladaptivenVerhaltensweisen und dysfunktionalenFormen der Erlebnisverarbeitung ist esnotwendig, Entwicklungsstörungen derPersönlichkeit bereits im Kindes‐ undJugendalter festzustellen, um gezieltetherapeutische Interventionen rechtzeitigzu ermöglichen.5.2 Leitlinie „Therapie derAdipositas im Kindes‐ undJugendalter“Die Leitlinien zur Therapie der Adipositasim Kindes‐ und Jugendalter wurde vonVertretern von zehn Fach‐ sowie drei Berufsverbändenerarbeitet und wurden imJanuar 2009 als S3-Leitlinie publiziert.Ziel der Leitlinie ist es nach Angabe derExpertengruppe, (a) das Bewusstsein fürdas Gesundheitsproblem Adipositas imKindes‐ und Jugendalter zu stärken, (b)Therapeuten und Patienten eine orientierendeHilfe zu geben und (c) krankheitsspezifischeInformationen und Empfehlungenzur Therapie der Adipositas für alle imGesundheitswesen sowie in der Gesundheitspolitiktätigen Personen bereitzustellen(Leitlinientext, S. 8, www.a-g-a.de). Aufder Basis einer systematischen Literaturrecherchewurde ein erster Entwurf der Leitlinienverfasst, der in mehreren Rundenvon den Mitgliedern der Expertenkommissionhinsichtlich der Konsensusstärkeabgestimmt wurde. Vor der endgültigenVeröffentlichung wurde der Leitlinientextin einem öffentlich zugängigen Diskussionsforumfür Kommentierungen zur Verfügunggestellt.Einige zentrale Aussagen der Leitliniesind:•Der Zugang zu einem kombiniertenmultidisziplinären Therapieprogrammsollte jedem adipösen bzw. übergewichtigenKind oder Jugendlichen mitKomorbidität (6 bis 17 Jahre) ermöglichtwerden (starker Konsens).•Kombinierte multidisziplinäre Therapieprogrammesollten Therapien, die nureinzelne Aspekte berücksichtigen, vorgezogenwerden (Konsens).•Die Familie soll motivierend und unterstützendim Rahmen der Adipositasbehandlungmitwirken (starker Konsens).Bei Adipositas im Kindes‐ und Jugendalterkann in Einzelfällen eine medikamentöseTherapie zur Übergewichtsreduktion erwogenwerden insbesondere bei Patientenmit erheblicher Komorbidität und einemextrem hohen Gesundheitsrisiko sowieVersagen einer herkömmlichen verhaltensorientiertenTherapie über mindestens9 bis 12 Monate (starker Konsens).Die Module einer multidisziplinären Therapieumfassen dabei in der Regel (a) Ernährungstherapie,(b) Steigerung der körperlichenAktivität und (c) Verhaltenstherapie.Dabei wird vorgeschlagen, die Steigerungkörperlicher Aktivität aus motivationalenGründen in Gruppen ohne Leistungsanspruchbei gleichzeitiger Wissensvermittlunganzubieten. Die körperliche Aktivitätsollte dem Grad der Adipositas und demGeschlecht der Teilnehmer angepasst seinund möglichst durch das soziale Umfeldunterstützt werden. Weiterhin sollte durchein verhaltenstherapeutisches Programmein flexibel kontrolliertes statt rigides Essverhaltenerlernt werden.5.3 Leitlinie für den KonsiliarundLiaisondienst in derPsychosomatischen undPsychotherapeutischenMedizin in Krankenhäusernder AkutversorgungEin Beispiel für Leitlinien im institutionellenKontext ist die Leitlinie der AWMF zum136 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Ausschuss Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BerlinKonsiliar‐ und Liaisondienst in der Psychosomatischenund PsychotherapeutischenMedizin in Krankenhäusern der Akutversorgung(Entwicklungsstufe 2). Unterdem Begriff Konsiliar‐ und Liaisondienstewerden hier Interventionen zusammengefasst,die nicht im engeren Sinne zur ärztlichenBehandlung gehören, sondern eherpsychosoziale und psychotherapeutischeElemente enthalten. Diese Maßnahmenkönnen sowohl im Bedarfsfalle bei externenBehandlern nachgefragt als auch routinemäßigim Krankenhaus von angestelltenKolleginnen und Kollegen durchgeführtwerden. Adressaten sind neben dem Patientendessen Angehörige sowie die behandelndenÄrzte und das Pflegepersonal.Dementsprechend vielfältig ist die Art desAngebots, das von patientenbezogenerBeratung der Ärzte bei Diagnose‐ und Indikationsstellungsowie im Einzelfall derDurchführung von Psychotherapie, überInformation und Betreuung von Angehörigenbis hin zu Weiterbildungsangebotenfür das Krankenhauspersonal reicht.In der Leitlinie wird zunächst der Bedarf andieser Art von Leistungen an Krankenhäusernder Akutversorgung eingeschätzt. Danachweisen mindestens 30% aller Patientenpsychische bzw. psychosomatischeStörungen auf. Bei 10% wird eine psychotherapeutischeInterventionsnotwendigkeitfestgestellt. Ein Bedarf für Fort‐ undWeiterbildungsmaßnahmen wird vor allemfür Ärzte und Pflegepersonal in psychischbelastenden Arbeitsbereichen gesehen,wozu beispielsweise die Intensivmedizinund die Onkologie gehören.Ausgehend von dieser Bedarfsanalyse gibtdie Leitlinie im weiteren Verlauf Empfehlungenzur Planung, Implementierung undEvaluation der Versorgung. Behandlungsmaßnahmenund institutionelle Bedingungenwerden anhand von Experteninterviewsund Auswertung wissenschaftlicherDaten dahingehend bewertet, inwieweitsie den folgenden Zielen entsprechen:•qualifizierte Versorgung der Patientenund deren Angehörigen,•Verbesserung der Kompetenz der Behandler(Weiterbildung, Supervision),•Wahrnehmung einer Schnittstellenfunktionzwischen der Klinik und anderenAgenten der psychosozialen Versorgung.In diesem Zusammenhang wird auch derZeitaufwand für entsprechende Behandlungenbzw. Dienste abgeschätzt, aus demsich dann auch der Umfang des notwendigenStellenpools ergibt. Bei einer durchschnittlichenBehandlungsdauer von dreibis acht Stunden pro Patient veranschlagendie Verfasser der Leitlinie für jede Vollzeitkraftdie Versorgung von 160 bis 300Patienten im Jahr. Die große Spannbreiteerklärt sich durch unterschiedliche institutionelleAufträge an die Behandler. Nebendiesen Behandlungsstunden werden weitereZeiten für Supervision, Weiterbildung,kollegialen Austausch und die Anfertigungvon Berichten veranschlagt (Rudolf & Eich,2003).In der Berücksichtigung der Vielschichtigkeitdieses Aufgabenbereiches, der Einbeziehunginstitutioneller Bedingungensowie der Vernetzung mit anderen Berufsgruppenund Institutionen greift diese Leitliniein großen Anteilen den Berufsalltagangestellter Psychotherapeuten auf.Da diese Leitlinie derzeit aktualisiert wird,ist sie zurzeit nicht auf der oben angeführtenInterseite der AWMF einzusehen.6. Kritische Aspekte 2Die Entwicklung der Psychotherapie seitden 60er Jahren erscheint unter dem Aspektder Professionalisierung als Erfolgsgeschichte.Die Etablierung des Berufsstandesder Psychologischen Psychotherapeutenund Kinder‐ und Jugendlichenpsychotherapeutenund die Integration von Psychotherapiein die kassenärztliche Versorgungtragen wesentlich zum heutigen Ansehender Psychotherapie bei. Gleichzeitig zeigtesich im Zuge dieser Professionalisierungund der Integration in die Gesetzlicheund Privaten Krankenversicherungen, dassdie Psychotherapie zwar einen überauswichtigen Anteil in der Versorgung übernehmenkonnte, aber auch, dass diesenotwendige Versorgungsorientierung dieVernachlässigung gesellschafts‐ und kulturkritischerPotentiale, die die Theorienvon Verfahren und Behandlungstechnikenbeinhalten, mit sich bringen kann. Psychotherapiewird jedoch immer mit erkranktenMenschen durchgeführt, die im Kontextzu bestimmender gesellschaftlicher, historischerund kultureller Bedingungen vordem Hintergrund ihrer persönlichen Geschichtedekompensieren, die also nichtisolierbare (psychische) Störungen zeigen.Die Störungsorientierung im Kontextder Versorgung zeigt sich jedoch an vielen2 Nach umfassenden Diskussionen war derAusschuss nicht in der Lage, zu diesemAbschnitt in allen Teilen konsentierbare Einschätzungenzu formulieren. Diese Tatsachespiegelt wahrscheinlich auch die umstritteneund facettenreiche Diskussion zur Bewertungvon Leitlinien in der Profession wider.Von daher haben wir entschieden, neben derkonsentierten Fassung der Diskussion im Anschlusszusätzlich zwei weitere, stärker pointierteDiskussionsbeiträge aufzunehmen.Psychotherapeutenjournal 2/2009137


Leitlinien in der PsychotherapieStellen. Die Orientierung an Diagnosenund psychischen Störungen findet sichvor allem in zentralen Verfahrensregelnvon Gremien, die für die Profession imRahmen der berufs‐ und sozialrechtlichenZulassung von Psychotherapieverfahreneine hohe Bedeutung haben. Hierzu gehörenin erster Linie der WissenschaftlicheBeirat Psychotherapie nach § 11 PsychThGund der Gemeinsame Bundesausschuss.Störungsorientierte Psychotherapiestudienund RCT-Studien spielen bei deren Beurteilungskriterienund bei der Bewertungder Evidenz psychotherapeutischer Interventioneneine dominante Rolle. Die Bedeutungdes störungsorientierten Modellszeigt sich daher auch in besonderer Weiseim Zusammenhang mit der Erstellung vonBehandlungsleitlinien.Dieser Logik folgt, dass in Leitlinien nur ingeringem Maße sozialwissenschaftlicheAspekte von Krankheit und Gesundheitberücksichtigt werden. Zudem werdenBefunde und Ergebnisse der psychotherapeutischenProzessforschung wenig odergar nicht berücksichtigt. Sollten Psychotherapie-Leitlinien,so wie sie gegenwärtigerstellt werden, in die Praxis implementiertwerden, besteht die Gefahr, dass das störungsorienterteModell für psychische Erkrankungenzunehmend festgeschriebenwird. Dies wird Auswirkungen auf die psychotherapeutischeVersorgung und auchauf die zukünftige Psychotherapieausbildunghaben.Hinsichtlich der Erstellung von Behandlungsleitlinienwerden vielfach auch dieim Kasten zur evidenzbasierte Medizin erwähntenkritischen Punkte zur Bewertungvon RCT-Studien und der ihnen zugesprochenenhohen Evidenz problematisiert.Prinzipiell kann die Frage gestellt werden,ob das Vorgehen, störungsspezifische Leitlinienfür Psychotherapien in der Praxisin erster Linie störungsorientiert und aufder Basis einer primär naturwissenschaftlichenMethodik zu erstellen, der richtigeWeg ist. Behandlungsleitlinien in der aktuellenForm legen nahe, dass der Erfolgvon Psychotherapien weitgehend von derbehandelten Störung und einer dazu alspassend angenommenen Intervention(Therapieverfahren, ‐methode oder ‐technik)abhängt.In der Profession wird diskutiert, dass diejeweilig im Fokus stehende zu behandelndeStörung bzw. Problematik auf der Seitedes Patienten und darüber hinaus auch dieverfahrensspezifische Ausbildung der angehendenTherapeutinnen und Therapeutennur einen Teil des gesamten Behandlungsgeschehensrepräsentieren (vgl. allgemeinesModell der Psychotherapie von Orlinsky& Howard, 1986). Von manchen Seitenwird kritisiert, dass bei der Erstellung vonBehandlungsleitlinien die in der Praxis charakteristischenidiosynkratischen Prozesseund Faktoren in der Patient-Therapeut-Interaktion zu wenig Berücksichtigung finden.Zu diesen Faktoren werden v. a. diein der Versorgung wichtigen besonderenLebensbedingungen der Patientinnen undPatienten in ihrem jeweiligen sozialen undberuflichen Umfeld, deren wirtschaftlicheBelastungen oder Besonderheiten derTherapeut-Patient-Beziehung gezählt.Kritisiert wird zudem, dass eine explizitpsychotherapeutische Sicht auf Krankheitsentstehung,‐verlauf und Therapie bei derEntwicklung von Leitlinien bislang oft nochfehlt. Beispielsweise haben im kinder‐ undjugendpsychotherapeutischen Bereich aufdem Hintergrund einer auf Psychotherapieverfahrenbezogenen Differenzierung verschiedeneExperten eine Reihe im engerenSinne psychotherapeutischer Leitlinienerarbeitet. Hierzu gehören Entwicklungenund Vorschläge zur evidenzbasierten Leitlinienbei Persönlichkeitsstörungen, Angstundphobischen Störungen, depressivenStörungen, aggressiv-dissozialen Störungen,Regulationsstörungen und Zwangsstörungen,die auf psychodynamischenund/oder verhaltenstheoretisch fundiertenTherapieansätze beruhen (Zeitschrift„Kindheit und Entwicklung“, 2004; Schneider& Döpfner, 2004).Leitlinienintern betrachteteAspekteDie Hypothese, dass Leitlinien die Versorgungim Sinne einer geeigneten Qualitätssicherungsmaßnahmeverbessern, bedarfder fortlaufenden Überprüfung durch Anwendungsbeobachtungund systematischeForschung. Hierzu gibt es bislang nur wenigeUntersuchungen. Leitlinien benötigeneinen fortlaufenden Aktualisierungsdienst.Die Qualität einer Leitlinie bildet immerauch die Qualität des Konsens-Prozessesder entsprechenden Gremien, ArbeitsundInteressengruppen ab. Bei der Zusammensetzungund der Arbeitsweise vonLeitliniengruppen sind daher u. a. folgendeFaktoren besonders wichtig:•Ist das Gremium repräsentativ zusammengesetzt?•Ist das Vorgehen in allen Punkten transparent?•Werden mögliche Interessenskonflikteund ‐kollisionen offen gelegt?•Wie wird mit abweichenden Meinungenund Einschätzungen umgegangen?Berufs‐ und haftungsrechtlicheImplikationen: Werden ausLeitlinien Richtlinien?Behandlungsleitlinien sind keine Richtlinien.Sie könnten aber unter versicherungsrechtlicherund Institutionsperspektivenormierenden Charakter bekommen.Die Nichtbeachtung von Leitlinien müsstedann unter Umständen gerechtfertigt werden.Hart (1998) definiert eine Leitliniedann als rechtlich verbindliche Vorgabe,wenn sie einen medizinischen Standarddarstellt. Allerdings benutzen die Zivilgerichtebis jetzt nicht den Begriff der Leitlinie,sondern den des Standards und holendeswegen ggf. Gutachten ein. DerenMethodik entspricht jedoch der Standardeinstufungund nicht dem Entstehungsprozessvon Leitlinien. Die Gutachtendefinieren aber häufig gerade nicht denStandard, sondern evidenzbasierte undkonsensual gefundene Entscheidungswege(Hess, 2004).Angesichts der fortschreitenden Ökonomisierungauch im Gesundheitswesen solltensolche Entwicklungen kritisch gesehenwerden. So werden z. B. medizinische Leitlinienin die Empfehlungen des GemeinsamenBundesausschusses als strukturierteBehandlungsprogramme (z. B. DiseaseManagement Programme) aufgenommen.Zwar hält die entsprechende Verordnungfest, die im Einzelfall notwendigeEntscheidungsfreiheit des Arztes bzw. Psy‐138 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Ausschuss Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Berlinchotherapeuten sei nicht tangiert, aber dieleitlinienbasierte grundsätzliche Verbindlichkeitder jeweiligen Anforderungsprofilefür DMPs wird damit indirekt festgestellt.Hierdurch wird die Therapiefreiheit zu einerzu begründenden Ausnahme. Derartigeindirekte Verwandlungen von Leitlinienzu Richtlinien finden sich auch in den Anforderungsprofilenvon Verträgen im Selektivvertragssystem.Kritisch zu reflektieren sind Leitlinieninsgesamt auch unter dem Aspekt derzunehmend auch rechtlich ausgetragenenAuseinandersetzungen im ärztlichenbzw. psychotherapeutischen Bereichund der damit möglichen Zunahme vonSchadenersatzprozessen. Leitlinien könnenin diesem Zusammenhang leichtzu „Richtlinien“ umgedeutet werden.Was zur Unterstützung der Professiongedacht war und zur Verbesserung derVersorgung beitragen sollte, könnte inzunehmend bindende Verpflichtung umschlagen.Weiterhin könnte ein fachlichbegründetes Arbeitsinstrument (also hierdie Leitlinien) missbräuchlich in erster Liniezur Kostendämpfung eingesetzt werden,ohne dass dabei die Behandlungsqualitätfür Betroffene gesichert bzw.erhalten wird.Zusammenfassend ist die Intention zu begrüßen,verfügbares Wissen über psychischeStörungen und deren Behandlungsmöglichkeitenverfahrensübergreifend zusammeln, zu sichten und daraus Orientierungshilfenfür praktisch Tätige sowiePatientinnen und Patienten abzuleiten.Gleichzeitig wird jedoch von verschiedenenSeiten auf die Gefahr aufmerksamgemacht, dass Leitlinien, so wie sie aktuellwissenschaftstheoretisch konzipiert sind,von den Interessen der Ökonomisierung imGesundheitswesen sowie den Abläufen imWissenschaftsbetrieb (mit) bestimmt seinkönnen und möglicherweise die Versorgungvon Patienten sogar verschlechtern.Psychotherapeutinnen und ‐therapeutensollten in der Leitlinienarbeit mitwirkenund sich mit ihrem theoretischen und behandlungstechnischenWissen einbringen.Sie sollten jedoch gleichzeitig ihr Wissenum die Besonderheit und die Funktionpsychischer Erkrankungen im Kontext derIndividualiät der Patientinnen und Patientensowie der gesellschaftlichen Rahmenbedingungenin den Diskussionsprozesseinbringen.Erster ergänzender Diskussionsbeitrageines Ausschussmitglieds:Wie in anderen Bereichen der evidenzbasiertenMedizin ist es auch bei der Beurteilungvon Befunden aus der Psychotherapieforschungaus methodischen Gründenangemessen und gerechtfertigt, randomisiert-kontrolliertenStudien (RCT-Studien =randomized-controlled trials) den höchstenEvidenzgrad zuzuerkennen. Allein durchdiese Studiendesigns kann ein eindeutigerNachweis für den kausalen Zusammenhangzwischen Veränderungen in der Therapieund der Intervention erbracht werden.Mit den Fortschritten bei der Planung undDurchführung von RCT-Psychotherapiestudienwurden in den letzten 20-30 Jahrenzunehmend Untersuchungspläne realisiert,die neben der hohen internen Validitätauch hohe externe Validität sicherstellen.So ist die Kritik, dass in RCT Studien meistnur „monosymp tomatische“ Patienten behandeltwurden, keineswegs haltbar. ZusammenfassendeUntersuchungen vonStirman, DeRubeis, Crits-Christoph und Brody(2003) sowie Stirman, DeRubeis, Crits-Christoph und Rothman (2005) zeigen,dass Patientinnen und Patienten in RCTStudien sich hinsichtlich wichtiger zentralerVariablen – wie Komplexität der Störungen(Komorbidität) und Schweregrad der Problematikbzw. der Störung – von Patientenim Versorgungskontext nicht unterscheiden.Shadish, Matt, Navarro und Phillips (2000)zeigen in einer Metaanalyse, dass auch beihoher externer Validität von RCT-Studienvergleichbar gute Effekte mit standardisiertenTherapien erreicht werden. Das bedeutet,dass die im Rahmen von RCT-Studiengetroffenen Aussagen gut auf die psychotherapeutischePraxis übertragen werdenkönnen. Dies setzt jedoch voraus, dass diein dieser Art empirisch validierten Behandlungenin der Praxis berücksichtigt und umgesetztwerden.Das oft kritische so bezeichnete „medizinischeModell“ beinhaltet, dass das zentraleMotiv des Patienten bzw. der Patientin ernstgenommen wird: Das wesentliche Ziel einerPsychotherapie ist die Verringerung vonMEISTERERNSTDÜSINGMANSTETTENRechtsanwälte · NotareNUMERUS CLAUSUSPROBLEME?StudienplatzklagenZVS-AnträgeAuswahlgesprächeHärtefällePrüfungsrechtBAFÖGWir haben dieErfahrung.Geiststraße 2D-48151 MünsterTel. 0251/5 20 91-0Fax 0251/5 20 91-52duesing@meisterernst.dewww.meisterernst.deInstitut fürPsychoanalyse Nürnberg(DPG)bietet staatlich anerkannte undqualifizierte psychoanalytische AusundWeiterbildung für•zDiplom-Psychologen nach dem PTG•zÄrzte gemäß Richtlinien derÄrztekammer•zErwerb der Mitgliedschaft in der IPANächster Beginn derAusbildung: Oktober 2009X XZum Kennenlernen bieten wir Ihnendie Teilnahme an folgenden Seminarendes Instituts an:•z8.7.+15.7.09 „A. Mitscherlich:Wie weiter?“•z10.7.09 „Analyt. Neurosenlehre I“•z18.7.09 Film-Sem. „Die Anruferin“•z20.7.09 „Freud: Das Unbehagenin der Kultur“Infos zu Aus- und Weiterbildung sowieAnmeldung zu den Kennenlernseminarenoder zur Studienberatung über:IPN, Penzstr. 10, 90419 NürnbergTel: 0911/ 97797101e-mail: sekretariat@dpg-nuernberg.dewww.psychonalyse-nuernberg.dePsychotherapeutenjournal 2/2009139


Leitlinien in der Psychotherapieindividuellem, durch die Symptomatik bzw.Problematik hervorgerufenem Leid. Dabeihelfen störungsbezogene Kenntnisse undspezifische, auf die Problematik bezogeneInterventionen.Die weiteren häufig geäußerten kritischenPunkte sind m. E. weniger bedeutsam. Sospielen Placebobedingungen als Kontrollbedingungenin Psychotherapiestudienkaum eine bedeutsame Rolle. Die häufigstenKontrollbedingungen in Psychotherapiestudiensind andere Therapien(oft z. B. psychopharmakologische Behandlungenoder die reguläre Versorgung:TAU = treatment as usual) oder Wartekontrollbedingungen.Eine Verfälschungvon Ergebnissen durch Randomisierung,die die Präferenz von Patienten für alternativeBehandlungen nicht berücksichtigt,ist in Psychotherapiestudien ebenfallskaum relevant, da bei klarer Präferenz fürein bestimmtes PsychotherapieverfahrenPatientinnen und Patienten eine Einwilligungzur Teilnahme nicht geben würdenund zudem dieser Effekt sich in vergleichbaremMaße in allen Untersuchungsbedingungenauswirken würde.Leitlinien, die auf der Grundlage der gegebenenEvidenzbeurteilung erstellt werden,implizieren die höchste Wahrscheinlichkeitfür eine erfolgreiche Behandlung.Entsprechend dem Modell der evidenzbasiertenPsychotherapie enthebt dies denTherapeuten jedoch nicht von der Notwendigkeit,im jeweiligen Einzelfall konkreteEntscheidungen über differentielleund adaptive Indikationen zu treffen. Dabeimüssen ggf. die vorgesehenen Therapiemanualebzw. die vorgeschlagenentherapeutischen Interventionen auf dieindividuellen Gegebenheiten angepasstwerden.Zusätzlich zur Prüfung und Weiterentwicklungder Psychotherapie durch RCT-Studienmüssen im Rahmen versorgungsnaher(naturalistischer) Forschung Therapieprozesseuntersucht werden und die Wirksamkeitvon Psychotherapie auch in derVersorgungspraxis überprüft werden. Zudiesen Forschungsaufgaben gehören auchdie Prüfung der Übertragbarkeit von neuen,empirisch validierten Interventionen indie Praxis sowie die fortlaufende Prüfung,ob Leitlinien tatsächlich die Versorgung vonPatientinnen und Patienten verbessern.Zweiter ergänzender Diskussionsbeitrageines Ausschussmitglieds:In dem Bestreben, praktizierenden Psychotherapeutenempirisch abgesicherteHandlungsempfehlungen an die Handzu geben, findet eine drastische Einengungdessen statt, was Psychotherapie inder Praxis ausmacht. Ausgangspunkt undgleichzeitige Hauptfehlerquelle ist das zugrundeliegende Verständnis von so genanntemevidenzbasierten Wissen. Auchhier liegt die Problematik nicht in der Forderungselbst, sondern in dem verkürztenVerständnis von Evidenz.Wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, wird dasanscheinend ideale Studiendesign zurBestimmung von evidenzbasierten Psychotherapieverfahrendurch so genannteRCTs (randomized controlled trials) realisiert.Aus solchen Studien aber Wirksamkeitsprognosenfür die psychotherapeutischePraxis ableiten zu wollen, ist vor demHintergrund der mangelnden externenValidität nicht zulässig. Ziel von RCTs ist es,den Effekt einer bestimmten Interventionzu messen, indem Individuen zufällig derBehandlungsgruppe bzw. Kontrollgruppezugewiesen werden. Im Sinne eines naturwissenschaftlichenExperiments sollen sogesetzmäßige Ursache-Wirkungs-Kettenaus der Masse zufälliger Korrelationenisoliert werden. Entsprechend dem medizinischenModell stehen die Behandlungisolierbarer Störungen und nicht die behandlungsbedürftigenPatienten im Mittelpunkt.Psychotherapieverfahren, die unter Laborbedingungenohne angemessene Berücksichtigungkomorbider Störungen evaluiertwurden, können nur sehr begrenztenAussagewert für die psychotherapeutischePraxis haben. So sollte viel grundsätzlichergefragt werden, ob das Ziel, störungsspezifischeLeitlinien für Psychotherapien zu erstellenvor dem Hintergrund der faktischenKomorbiditätsraten überhaupt ein sinnvollesAnliegen sein kann. Informationen, diePsychotherapeuten für eine Behandlungbenötigen, erschöpfen sich nicht in derErhebung einzelner Syndrome, die dannICD-Codes zugeordnet werden. Vielmehrsind neben dem psychopathologischenBefund auch Beziehungsmuster und ‐problemeim sozialen und beruflichen Umfeld,wirtschaftliche Belastungen sowie sonstigeaktuelle Konflikte therapierelevante undauch therapiebestimmende Faktoren, welcheaber in den gegenwärtigen Leitlinieneine zu geringe bzw. keine Berücksichtigungerfahren.Psychotherapie in der Praxis ist nach wie vorein hochgradig idiosynkratischer Prozess,bei dem sowohl die Störungszugehörigkeitals auch die Therapieschulenzugehörigkeitnur einen kleinen Teil des gesamten Behandlungsgeschehensprägen.Nach einer Untersuchung von Lambert,Shapiro und Bergin (1986) kann ein Forschungsansatz,der ausschließlich die Wirksamkeitvon Techniken bzw. Verfahren beieinzelnen Störungen erfassen will, im Idealfall15% des Psychotherapieergebnissesaufklären. Nach Wampold (2001) beträgtdie aufgeklärte Ergebnisvarianz sogar nur8%. In der Summe scheinen daher unspezifischeFaktoren (z. B. Therapeut-Patient-Beziehung und Empathie, therapieunabhängigeVeränderungen im Umfeld desPatienten oder auch reine Erwartungseffekte)einen weitaus größeren Einflussauf das Therapieergebnis zu haben, wassich entsprechend in praxisorientiertenHandlungsempfehlungen niederschlagenmüsste.So sehr die Intention zu begrüßen ist, dasverfügbare Wissen über psychische Störungenund deren Behandlungsmöglichkeitenschulenübergreifend zu sammeln,zu sichten und daraus Orientierungshilfenfür den Praktiker und die Patientenabzuleiten, so soll doch auf die Gefahraufmerksam gemacht werden, dass unterdem Deckmantel vorgeblich hoherWissenschaftlichkeit die Leitlinien im BereichPsychotherapie, wie sie bisher wissenschaftstheoretischkonzipiert sind, vonden Interessen der Wissenschaftspolitikund der Ökonomisierung in der Gesundheitspolitikfür die eigenen Zwecke inDienst genommen und so zum Schadenfür die Patienten missbraucht werdenkönnen.140 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Ausschuss Wissenschaft, Forschung und Qualitätssicherung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Berlin7. AbschlussDie Mitglieder des Ausschusses haben sichbemüht, die möglichen Vorteile, aber auchdie Gefahren, die mit der Entwicklung undder Implementierung von Behandlungsleitlinienim Bereich Psychotherapie verbundensein können, in verdichteter Weise darzustellen.Wir hoffen, damit einen Beitrag zueiner fruchtbaren, vertiefenden und konstruktivenDiskussion geleistet zu haben.8. LiteraturAWMF & ÄZQ (Hrsg.). Leitlinienglossar(Stand 20. Juni 2007). Verfügbarunter: http://www.versorgungsleitlinien.de/glossar/glossar/index?key=A[16.04.2009].Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung(ÄZQ). (2003). Leitlinien-Clearingbericht„Depression“. Schriftenreihe 12.Niebüll: Videel.Fydrich, T. & Schneider, W. (2007). EvidenzbasiertePsychotherapie. Psychotherapeut,52, 55-68.Hart, D. (1998). Ärztliche Leitlinien. Definitionen,Funktionen, rechtliche Bewertungen.Medizinrecht, 16, 8-16.Härter, M. & Bermejo, I. (2006). Leitlinien.In G. Stoppe, A. Bramesfeld & F.W. Schwartz (Hrsg.), VolkskrankheitDepression? (S. 387-404). Heidelberg:Springer.Härter, M., Klesse, C., Bermejo, I., Lelgemann,M., Weinbrenner, S., Ollenschläger,G., Kopp, I. & Berger, M. (2008).Entwicklung der S3- und NationalenVersorgungsleitlinie Depression. Bundesgesundheitsblatt– Gesundheitsforschung– Gesundheitsschutz, 51,451-457.Hess, R. (2004). Ökonomisierung derMedizin Standards und Leitlinien: UnerwünschteWirkungen und rechtlicheKonsequenzen. Zeitschrift für ärztlicheFortbildung und Qualität im Gesundheitswesen,98, 185-190.Orlinsky, D. & Howard, K.I. (1986). Processand outcome in psychotherapy. In S.L.Garfiled & A.E. Bergin (Eds.), Handbookof psychotherapy and behaviourchange (pp. 311-381). New York: Wiley.Rudolf, G. & Eich, W. (2003). Konsiliar‐ undLiaisonpsychosomatik und ‐psychiatrie.In T. Herzog, B. Stein, M. Söllner & M.Franz (Hrsg.), Leitlinie und Quellentextfür den psychosomatischen KonsiliarundLiaisondienst. Stuttgart: Schattauer.Sachverständigenrat für die Begutachtungder Entwicklung im Gesundheitswesen(1995). Gesundheitsversorgung undKrankenversicherung 2000. Mehr Ergebnisorientierung,mehr Qualität undmehr Wirtschaftlichkeit. Verfügbar unter:www.svr-gesundheit.de/Startseite/Startseite.htm [16.04.2009].Sackett D.L., Rosenberg, W.M.C., Gray,J.A.M., Haynes, R.B. & Richardson, W.S.(1996). Evidence-based medicine:What it is and what it isn‘t. (deutsch:Münchener Medizinische Wochenschrift,1997). British Medical Journal,312, 71-72.Schneider, S. & Döpfner, M. (2004). Leitlinienzur Diagnostik und Psychotherapievon Angst und phobischen Störungenim Kindes‐ und Jugendalter: Ein evidenzbasierterDiskussionsvorschlag.Kindheit und Entwicklung, 13, 80-96.Shadish, W.R., Matt, G., Navarro, A. & Phillips,G. (2000). The effects of psychologicaltherapies and clinically representativeconditions: A meta-analysis.Psychological Bulletin, 126, 512-529.Stirman, S.W., DeRubeis, R.J., Crits-Christoph,P. & Brody, P.E. (2003). Are Samplesin Randomized Controlled Trialsof Psychotherapy Representative ofCommunity Outpatients? A New Methodologyand Initial Findings. Journal ofConsulting and Clinical Psychology, 71,963-972.Stirman, S.W., DeRubeis, R.J., Crits-Christoph,P. & Rothman, A. (2005). Can theRandomized Controlled Trial LiteratureGeneralize to Nonrandomized Patients?Journal of Consulting and Clinical Psychology,73, 127-135.Wampold, B. E. (2001). The great psychotherapydebate. Models, methods andfindings. London: Lawrence Erlbaum.Wiegand, G. (2007). Arbeitsgemeinschaftder Wissenschaftlichen MedizinischenFachgesellschaften (AWMF): Leitlinienin der Kinder‐ und Jugendpsychiatrieund Psychotherapie – unter der Perspektivepsychoanalytischer Konzepte.AKJP, 38, 104-116.Internetquellenwww.awmf.dewww.äzq.dewww.leitlinien.dewww.versorgungsleitlinien.dewww.a-g-a.deAusschuss Wissenschaft, Forschungund Qualitätssicherung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>BerlinKammer für Psychologische Psychotherapeutenund Kinder‐ und Jugendlichenpsychotherapeutenim Land BerlinKurfürstendamm 18410707 Berlininfo@psychotherapeutenkammer-berlin.deDas Computerprogramm zur Unterstützungin Ihrer psychotherapeutischen PraxisBerichterstellungAnamneseDokumentationPraxisverwaltungPsychoholic Software - Konrad-Adenauer-Str. 16 - 85221 Dachau - Tel.: 08131-2976847 - Fax: 08131-2976848 - info@psychoholic.de - www.psychoholic.dePsychotherapeutenjournal 2/2009141


Psychische Faktoren bei schweren Brandverletzungen:Psychotherapeutische Beiträgezur Verbesserung der LebensqualitätHanna Wallis-Simon 1 & Babette Renneberg 21BG Unfallklinik Ludwigshafen, 2 Freie Universität BerlinZusammenfassung: Brandverletzungen ziehen häufig lang anhaltende emotionale,berufliche und soziale Folgeprobleme nach sich. Obwohl Studien belegen, dass derBedarf an psychologischer Unterstützung bei Patienten mit Brandverletzungen hochist und dass viele Betroffene gerade auch im Langzeitverlauf psychische Problemeentwickeln, mangelte es bisher an fundierten psychotherapeutischen Konzepten zurgezielten Unterstützung dieser Patientengruppe. Der Artikel gibt einen Einblick indie relevante Forschungsliteratur, fasst Ergebnisse aktueller Studien unserer eigenenForschungsgruppe zusammen und benennt hieraus abgeleitete Implikationen fürdie psychotherapeutische Unterstützung von Schwerbrandverletzten. Ein auf Basisder Forschungsbefunde neu entwickeltes verhaltenstherapeutisches, ressourcenorientiertesGruppenbehandlungskonzept für Schwerbrandverletzte in der Rehabilitationsphasewird vorgestellt. Neben psychoedukativen Elementen ist ein Trainingsozialer Kompetenzen im Umgang mit Reaktionen der Öffentlichkeit auf den durchdie Brandnarben veränderten Körper zentraler Bestandteil des Behandlungsprogramms.1. EinleitungIn Deutschland erleiden jährlich circa20.000 Menschen einen Unfall mit Brandverletzungen,wobei etwa 1.500 Erwachsenedabei derart schwere Verbrennungendavontragen, dass sie in einer Spezialklinikfür Brandverletzungen intensivmedizinischversorgt werden müssen. Die medizinischeTherapie von Verbrennungswundenist aufwändig, langwierig sowie ausgesprochenschmerzhaft und kann zahlreicheOperationen erfordern (siehe hierzu Künzi& Wedler, 2004; Bruck, Müller & Steen,2002). Die narbigen Veränderungen derHautoberfläche nach einer Brandverletzungsind permanent sicht‐ und fühlbar,sie verändern sich über den Zeitraum vonzwei Jahren nach der Verletzung weiterund beeinträchtigen die körperliche Leis‐tungs‐ und Funktionsfähigkeit – unter Umständenlebenslang. Jahre nach der Verletzungkönnen körperliche Probleme wieerhöhte Hautsensibilität, Schmerzen oderParästhesien vorliegen (Altier, Malenfant,Forget & Choiniere, 2002) und weitereOperationen erforderlich sein, beispielsweiseum die durch Narbenstränge eingeschränkteFunktionsfähigkeit zu verbessernoder zur ästhetischen Korrektur. Nebenkörperlichen Funktionseinschränkungenund ästhetischen Entstellungen kommtes häufig zu lang währenden psychischen,sozialen, beruflichen und ökonomischenVeränderungen (Pallua, Künsebeck & Noah,2003; Thompson & Kent, 2001). Eineschwere Brandverletzung bedeutet alsoeinen starken Einschnitt in das Leben desBetroffenen 1 und stellt gleichermaßen einephysische wie psychische Verletzung dar.Durch die hohe Effektivität medizinischerMaßnahmen in der Erstversorgung sinddie Überlebenschancen von Brandverletztenin den letzten Jahren enorm gestiegen(Waymack & Rutan, 1994; Saffle, 1998;Germann, Wentzensen, Brandt & Steinau,1999). Wird aus medizinischer Sichtmeist „alles Menschenmögliche“ für denVerletzten getan und nach dem neuestenForschungsstand vorgegangen, so werdengleichzeitig viele brandverletzte Patientennur unzureichend psychologisch versorgt.Keineswegs in jedem Brandverletztenzentrumzur Erstversorgung ist psychologischeBetreuung ausreichend gewährleistet undnur ein Bruchteil der Betroffenen erhälttatsächlich psychologische Unterstützung(Van Loey, Faber & Taal, 2001). Auch mangeltes bisher an tragfähigen psychotherapeutischenKonzepten zur speziellenBehandlung von Brandverletzten. Im Zusammenhangmit der Verbesserung dermedizinischen Versorgung besteht einhoher Bedarf, Konzepte zur psychosozialenBetreuung Brandverletzter weiterzuentwickeln,zu standardisieren und in ihrerWirksamkeit zu prüfen, um auch von psychotherapeutischerSeite einen Beitrag da‐1 Im weiteren Text wird zugunsten der besserenLesbarkeit auf die korrekte Nennung beiderGeschlechterformen verzichtet. Es wirdlediglich die männliche Form verwendet.Diese schließt stets beide Geschlechter mitein.142 Psychotherapeutenjournal 2/2009


H. Wallis-Simon, B. Rennebergzu zu leisten, die Lebensqualität Schwerbrandverletzter2 zu verbessern.2. Aktueller Forschungsstandzu psychischenFaktoren bei schwerenBrandverletzungenFasst man den aktuellen Forschungsstandzusammen, so wird deutlich, dass das Auftretenpsychischer und sozialer Problemenach schweren Brandverletzungen eher dieRegel als Ausnahme zu sein scheint. Geradein der akuten Behandlungsphase sindBrandverletzte zahlreichen Belastungsfaktorenausgesetzt (vgl. Rossi, da Vila, Zago &Feirreira, 2005). Viele Verletzte erleben einWechselbad von intensiven Gefühlen wieSchock, Angst, Verwirrung, Trauer, Furcht,Depression (vgl. z. B. Ptacek, Patterson &Heimbach, 2002), berichten von Konzentrations‐und Schlafproblemen sowie vonFlashbacks (Ehde, Patterson, Wiechmann& Wilson, 1999), dem Erleben von tiefemVerlust, aber auch von Euphorie, überlebtzu haben (Partridge & Robinson, 1995).In verschiedenen Studien wurden bei60-70% der Betroffenen in der akuten BehandlungsphaseSymptome einer akutenStressstörung, depressive und Angstsymptomegefunden (Überblick bei: Pattersonet al., 1993). Bei einem beträchtlichen Anteilder brandverletzten Patienten kommtes während des Aufenthalts auf der Verbrennungsintensivstationin der Phaseder Analgosedierung außerdem zum Auftreteneines so genannten „Durchgangssyndroms“,einer organischen Psychosemit Symptomen wie Wahnvorstellungen,Halluzinationen (vorwiegend optisch),Albträumen und Bewusstseinsstörungen.Viele der in der akuten Behandlungsphasebeschriebenen psychischen Reaktionenund Symptome klingen im weiteren Behandlungsverlaufab. Sie sind als vorübergehendeund normale Reaktionen auf einbedrohliches Lebensereignis und außergewöhnlichephysische und psychischeBelastung zu bewerten. In der Arbeit mitBetroffenen und d eren Angehörigen ist eshäufig wichtig, Symptome in dieser Formzu interpretieren und damit zu normalisieren,um Ängste, z. B. bezüglich deren Persistenz,abzubauen.Betrachtet man Forschungsarbeiten zu psychischenLangzeitfolgen schwerer Brandverletzungen,werden erhöhte Prävalenzratenvor allem für psychische Störungen wiedie Posttraumatische Belastungsstörung(Flatten, Wälte & Perlitz, 2008; Wiechmann& Patterson, 2004), Depressionen, Alkohol‐und Substanzmissbrauch (Bernsteinet al., 1992) sowie Phobien und andereAngststörungen (Malt & Ugland, 1989; Altieret al., 2002; Van Loey & Van Son, 2003)angegeben. Allerdings werden in diesenStudien sehr unterschiedliche Angaben zurAuftretensrate psychischer Störungen nachschweren Brandverletzungen gemacht. EinigeForscher gehen davon aus, dass etwajeder vierte Schwerbrandverletzte im Langzeitverlaufpsychische Probleme entwickelt(Flatten et al., 2008; Altier et al., 2002), anderesprechen von bis zu jedem zweiten (Elhamaoui, Yaalaoui, Chihabessine, Boukind& Moussaoui, 2002). Eine dritte Gruppevon Autoren wiederum äußert optimistisch,dass lediglich ein sehr geringer Prozentsatzder Brandverletzten in der Unfallfolge ernsthaftpsychisch beeinträchtigt sei (Pattersonet al., 1993). Das Variieren der berichtetenPrävalenzraten ist vor allem auf methodischeGesichtspunkte zurückzuführen, z. B.auf die uneinheitliche Operationalisierungpsychischer Probleme und Störungen, aufsehr unterschiedliche Verletzungsschweregradeder Probanden und damit auf dieStichprobenzusammensetzung sowie aufhohe Dropout-Raten bei Längsschnitterhebungen(siehe Wallis, 2006).2 In Literatur, Forschung und Behandlungspraxishat sich für brandverletzte Patienten,welche einer stationären Versorgung bedürfen,der Terminus „Schwerbrandverletzte“ alsfachklassifikatorische Bezeichnung eingebürgert,ohne dass diese direkt an die üblicheEinteilung von Verbrennungen in Schweregradegeknüpft wäre. Es ist also nicht eindeutigdefiniert, ab welchem Verletzungsausmaßein brandverletzter Patient als „Schwerbrandverletzter“zu bezeichnen ist. Ergänzt sei, dasszur Einteilung der Schwere einer Brandverletzungdie Größe der betroffenen verbranntenKörperoberfläche (in Prozent) sowie dieVerbrennungstiefe (erst‐, zweit‐, dritt‐ undviertgradig) herangezogen werden. Der sogenannteABSI-Score (Abbreviated-Burn-Severity-Index, siehe Bruck et al., 2002) alsIndex zur groben Abschätzung der globalenVerbrennungsschwere und der damit einhergehendenÜberlebenswahrscheinlichkeit desbrandverletzten Patienten bezieht zusätzlichzu Tiefe und Ausdehnung der Verbrennungdas Lebensalter und das Geschlecht des Patientensowie das Vorliegen eines Inhalationstraumasmit ein.Fachkundenachweis in Verhaltenstherapie fürapprobierte PsychotherapeutInnenBerlinerFortbildungsAkademiefür PsychotherapieKonzept: Integration von bewährten und neuen Methoden undTechniken in die Verhaltenstherapie Kollegiale und praxisorientierte Wissensvermittlung Refinanzierung durch vergütete Behandlungsstundeninnerhalb der Weiterbildung Wohnortnähe durch Lehrpraxen in Berlin und denneuen Ländern Voraussetzungen für die AbrechnungsgenehmigungGruppenbehandlung VT inklusiveZiel: Eintragung ins Arztregister Zugang zur vertragspsychotherapeutischenVersorgung (´Kassenzulassung`) sowie den´Neuen` VersorgungsformenFormat: 2-jähriges Theoriecurriculum im Umfang von 400 Stunden 120 Stunden Selbsterfahrung mind. 250 Behandlungsstunden VT unter SupervisionMit dem Nachweis der Approbation entfällt das ´psychiatrische Jahr`.Start: 26. 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Psychische Faktoren bei schweren BrandverletzungenEs ist zu ergänzen, dass das Vorgehen, lediglichdas Vorliegen von Kriterien psychischerStörungen nach den gängigen Klassifikationenzu überprüfen, zu kurz greift, umLeid und Schwierigkeiten schwerbrandverletzterPatienten in der Anpassung an einelebensverändernde Verletzung zu ermessen.Denn bei vielen Patienten bestehtsubjektiv der Bedarf an Unterstützung beider Krankheitsverarbeitung, ohne dass siedas Vollbild einer definierten psychischenStörung erfüllen. Häufig ergeben sich inder Folge der Brandverletzung auch Veränderungenam Arbeitsplatz und Konflikte inden sozialen Beziehungen und Funktionender Verletzten. Höhen und Tiefen des Verarbeitungsprozesses,also emotionale Krisenund belastende Gefühle in der Auseinandersetzungmit einer Brandverletzung,können normaler Bestandteil des Versuchssein, einen Einschnitt im Leben, wie ihneine Brandverletzung darstellt, zu verarbeitenund zu integrieren, und dennoch großesLeid für die Betroffenen bedeuten.In vielen Studien wird unterstrichen, dasspsychische Probleme bei Brandverletztennicht vorübergehend, sondern stabil seienund häufig über die Zeit sogar zunähmen(z. B. Wallace & Lees, 1988; Tedstone &Tarrier, 1997). Hinsichtlich des Vorliegenspsychischer Folgeprobleme nach einemBrandunfall erscheint es also nicht sinnvoll,darauf zu vertrauen, dass Zeit alleine „alleWunden heilt“, sondern professionelle Unterstützunganzubieten. In der bisherigenForschung wurde es jedoch weitgehendversäumt, geeignete spezifische Interventionsprogrammezur psychosozialen Unterstützungvon brandverletzten Menschenzu entwickeln und zu evaluieren (Pruzinsky,1998).Natürlich gibt es verschiedene Therapieprogramme,von denen anzunehmen ist,Anzeige dass die Anwendung einiger ihrer Bausteineund Übungen auch in der Patientengruppeder Schwerbrandverletzten sinnvollist, beispielsweise bereits erprobte undevaluierte Gruppenkonzepte zum ThemaDepressionsprophylaxe (z. B. Kühner &Weber, 2001), zu Stressbewältigung (z. B.Kaluza, 2004), zu Entspannungsverfahren(z. B. Ohm, 1999) oder zu Schmerzbewältigung(z. B. Rief & Hiller, 1998). AuchÜbungen aus dem Bereich der Körperpsychotherapie(z. B. Görlitz, 2005) scheinenviel versprechend in ihrem Einsatz fürbrandverletzte Menschen, wenn es umeine Bearbeitung des Körperkonzepts undum die Herstellung des geistig-körperlichenGleichgewichts nach einem schwerenUnfall geht, zeigt doch die körperpsychotherapeutischeForschung, dass durchden Einbezug des Körpers in das therapeutischeGeschehen Erlebnis‐ und Empfindensdimensionenaktiviert werden können,die über die rein sprachliche Ebenenur sehr begrenzt ansprechbar sind (vgl.Sulz, Schrenker & Schricker, 2005). In derBehandlung von chronischen Schmerzenhat sich der Einbezug körperpsychotherapeutischerAnsätze und AchtsamkeitsbasierterTherapien bewährt (Astin, 2004).Bisher liegen jedoch so gut wie keine konkretentherapeutischen Empfehlungen undInterventionen spezifisch für brandverletztePatienten vor. Eine Ausnahme stellt einaus England stammendes Trainingsverfahrender Organisation „Changing Faces“dar, das sich speziell an Menschen mitEntstellungen richtet. Ziel des Trainingsprogrammsist die Verbesserung sozialer Kompetenzender Betroffenen für einen selbstbewusstenUmgang mit der Entstellung inder Öffentlichkeit (z. B. Robinson, Rumsey& Partridge, 1996; Partridge, 1997; Partridge& Robinson, 1995). Ferner liegt einverhaltenstherapeutisches Konzept zur Bearbeitungvon Körperbildproblemen undhieraus resultierendem Vermeidungsverhaltennach schweren Verletzungen vor(Newell, 2001). Diese beiden interessantenAnsätze sind die bisher einzigen publiziertenArbeiten zum Thema. Sie widmensich einzelnen für Brandverletzte wichtigenAspekten, wie beispielsweise der sozialenAktivität trotz verändertem Aussehen, lassenaber andere verbrennungsspezifischeThematiken, wie z. B. den Umgang mitmöglichen psychischen Symptomen nacheinem schweren Unfall, außer Acht.Wesentliche Ergebnisse derLudwigshafener MulticenterstudieIm Rahmen einer groß angelegten, multizentrischenLängsschnittstudie an verschiedenenSchwerbrandverletztenzentrenin Deutschland 3 wurden über 380brandverletzte Patienten und Patientinnenbefragt. In diesem vom Hauptverband dergewerblichen Berufsgenossenschaften 4geförderten Forschungsprojekt wurdenpsychosoziale Belastungen, Ressourcen,Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit bei Patientenmit schweren Brandverletzungenuntersucht. Ziel war es unter anderem, aufBasis der Befunde ein Gruppenbehandlungskonzeptfür die Behandlung Schwerbrandverletzterzu entwickeln. Im Folgendenwerden wesentliche Ergebnisse desProjekts zusammengefasst.In einer zwei Jahre nach dem Unfall durchgeführtenqualitativen Interviewstudie undInhaltsanalyse zu Belastungsfaktoren undRessourcen von Brandverletzten (Wallis,Renneberg, Neumann, Ripper & Bastine,2007) wurden vielfältige Bereiche vonBelastungen deutlich, welche Brandverletzteerleben, insbesondere im körperlichen,psychischen und sozialen Bereich.Phasen von Gefühlen wie Enttäuschungund Depressivität scheinen normale Bestandteiledes Anpassungsprozesses aneine Brandverletzung darzustellen. Häufig,so wurde offenbar, treten psychische3 An der Multicenterstudie beteiligte Zentren:– BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik fürHand‐, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie,Schwerbrandverletztenzentrum,– Berufsgenossenschaftliche Kliniken BergmannstrostHalle/Saale, Klinik für Plastischeund Handchirurgie, Brandverletztenzentrum,– Berufsgenossenschaftliche Kliniken BergmannsheilBochum, Universitätsklinik,Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte,– Unfallkrankenhaus Berlin, Zentrum fürSchwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie,– Schwerbrandverletztenzentrum des BG-Unfallkrankenhauses Hamburg, Klinikfür Hand‐, Plastische und Mikrochirurgie,Schwerbrandverletzte.4 Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften(HVBG), seit 2008: Deutschegesetzliche Unfallversicherung (DGUV).144 Psychotherapeutenjournal 2/2009


H. Wallis-Simon, B. RennebergProbleme erst Wochen oder Monate nachdem Unfall zutage, z. B. wenn eine Reintegrationins Berufsleben misslingt. Vieleder Befragten äußerten Bedarf an zusätzlicherpsychologischer Betreuung. DieErgebnisse verdeutlichen weiterhin, dassdie meisten Betroffenen auch anhaltendepositive Auswirkungen des Unfalls berichten,wie beispielsweise eine Intensivierungzwischenmenschlicher Beziehungen, eineerhöhte Wertschätzung des Lebens odereine Veränderung von Prioritäten. Subjektivals positiv erlebte Auswirkungen und Folgendes Unfalls lassen sich im Sinne vonposttraumatischem Wachstum („posttraumaticgrowth“) interpretieren (Rosenbach& Renneberg, 2008; Tedeschi & Calhoun,1996, 2004).Im Rahmen einer quantitativen Studiewurde ein umfassendes Assessment zupsychischer Belastung und psychosozialenRessourcen mit stationär behandeltenBrandverletzten durchgeführt (Walliset al., 2006). Brandverletzte weisen eineerhöhte psychische Belastung auf, z. B.erhöhte Depressivitäts‐ und Angstwertesowie posttraumatische Stresssymptomatik.Gleichzeitig verfügen sie über gutepsychosoziale Ressourcen. Ein Brandunfallkann zu psychischer Instabilität und starkeremotionaler Belastung führen, gleichzeitigscheint eine schwere Brandverletzung eineKrisensituation darzustellen, welche einMaximum an Copingstrategien und Ressourcen,wie beispielsweise soziale Unterstützung,aktiviert. Das ausschließliche Fokussierenauf psychisches Leid, Problemeund Belastungsfaktoren bei Brandverletztengreift zu kurz, um den VerarbeitungsundAnpassungsprozess an einen Brandunfallzu erklären. Behandlungsangebotesollten soziale Ressourcen fördern undunmittelbar an sozialen Schwierigkeiten,welche Patienten im Umgang mit ihrenMitmenschen haben, ansetzen. Hierbei giltes beispielsweise, die eigene Krankenrolleund den Umgang mit Hilfsbedürftigkeit zureflektieren sowie den selbstbewusstenUmgang mit dem veränderten Äußeren inder Öffentlichkeit zu unterstützen.In einem weiteren Auswertungsschritt derDaten fokussierten wir auf den Zusammenhangzwischen Arbeitsunfähigkeitsdauersowie psychosozialen Belastungenund Ressourcen und verglichen Daten zuzwei Messzeitpunkten miteinander (währendder akuten Behandlung und sechsMonate später; Ripper, Renneberg, Wallis,Bröking & Ofer, 2007). Es zeigte sich, dassdas Gros der brandverletzten Patientennach dem Unfall psychisch stark belastetist, sich aber in den folgenden sechs Monatenrelativ gut hiervon erholt. Patienten,die in der Akutphase der Behandlung einehöhere psychische Belastung zeigen, weisenbei vergleichbarer Verletzungsschweresignifikant mehr stationäre Aufenthalteauf, ihre stationären Aufenthalte dauernlänger und sie berichten eine geringereZufriedenheit mit der Behandlung als Patienten,die gering psychisch belastet sind(Renneberg, Seehausen & Ripper, 2008).Es handelt sich also bei der Gruppe derpsychisch stark belasteten Patienten umeine Risikogruppe für komplikationsreicheund kostenintensive Langzeitverläufe. Patienten,welche auch sechs Monate nachdem Unfall noch arbeitsunfähig sind, zeigenbei vergleichbarer Verletzungsschwerehöhere Depressionswerte als zu diesemZeitpunkt erneut arbeitsfähige Patienten.Depressivität erwies sich neben der Verletzungsschwereals stärkster Prädiktor für dieArbeitsunfähigkeitsdauer.Konform mit bereits vorliegenden Studienergebnissenunterstreichen unsereForschungsbefunde einerseits den hohenBedarf an psychotherapeutischer Unterstützungschwerbrandverletzter Patienten,gleichzeitig werden vielfältige Ansatzpunktefür Behandlungsinterventionen deutlich,z. B. die Unterstützung beim Aufbau vonKörperakzeptanz und dem sozial aktivenund sicheren Umgang mit der Verletzungin der Öffentlichkeit. Sie zeigen weiterhin,wie wichtig die frühzeitige Identifikationpsychisch hoch belasteter Patienten durchroutinemäßig durchgeführte klinischeScreenings sowie die gezielte Unterstützungbesonders belasteter Personen zurVorbeugung psychischer Folgeerkrankungenist. Die Anwendung von klinischenRoutineinstrumenten, wie z. B. der SCL-K-9(Kurzform Symptom-Check-List, Klaghofer& Brähler, 2001), der HADS (Hospital Anxietyand Depression Scale, deutsche Versionvon Herrmann & Buss, 1994) oder der PSS(PTSD-Symptom-Scale, Foa, Riggs, Dancu& Rothbaum, 1993), als Basisscreeningfür alle stationär behandelten Brandverletztenstellt eine bei knappen personellenRessourcen ökonomische Möglichkeit dar,Behandlungsbedarf offenbar zu machen.Die Befunde verdeutlichen die Relevanzpsychischer und sozialer Faktoren für denBehandlungsverlauf sowie die Wichtigkeitklinisch-psychologischer und psychotherapeutischerBeteiligung im interdisziplinärenBrandverletztenbehandlungsteam.3. Grundzüge des neu entwickeltenBehandlungsprogrammsAusgehend von vorliegender Forschungsliteraturund eigenen Befunden hat unsereForschungsgruppe ein Gruppenbehandlungsprogrammfür Schwerbrandverletzte inder Rehabilitationsphase entwickelt (Wallis,2006). In diesem Programm werden Themenvorgestellt und gemeinsam mit denPatienten erarbeitet, welche für viele Brandverletztegerade in der Phase der Rehabili‐Psychotherapeutenjournal 2/2009145


Psychische Faktoren bei schweren Brandverletzungentation von Bedeutung sind. Derzeit wird dasProgramm im ambulanten wie auch im stationärenKontext angeboten und evaluiert.Setting des Gruppenangebots: Die Gruppeist teilstrukturiert konzipiert und wird inihren insgesamt acht Sitzungen idealerweisegeschlossen mit denselben Teilnehmerndurchgeführt. Die Sitzungen, welche sichunterschiedlichen Themenschwerpunktenwidmen, dauern jeweils eine Zeitstunde.An den Sitzungen können bis maximalacht brandverletzte Patienten teilnehmen,die sich in der Rehabilitationsphase befinden.Die Sitzungen werden von einemPsychologischen Psychotherapeuten undim Idealfall gemeinsam mit einem Cotherapeutendurchgeführt. Die Gruppe kannein bis zwei Mal wöchentlich stattfinden.Der Gruppenraum sollte ausreichend Platzfür die Durchführung von Rollenspielenbieten. Mit jedem potenziellen Teilnehmerwird ein Vorgespräch durchgeführt, um bereitsvorab beratend relevante Informationenzu vermitteln und die Compliance fürdie Gruppenteilnahme zu erhöhen.Sitzungsinhalte1. Sitzung: Einführung indas Behandlungsprogramm,Informationen zum Thema„Haut und Narben“2. Sitzung: Expertenfragerundezum Thema „Hautund Narben, Schmerz undSchmerzbewältigung“3. Sitzung: Seelische Belastungenin der Folge schwererBrandverletzungen4. Sitzung: Umgang mitdem veränderten Körper5. Sitzung: Stress undStressbewältigung6. Sitzung: Kompetenz imUmgang mit sozialen Reaktionenauf die Brandverletzung,Teil 17. Sitzung: Kompetenzim Umgang mit anderen,Teil 2: Wie kann ich Kontakteangenehm gestalten?Vorgehen/TherapiezieleZiel und Nutzen des Programms: Daskompetenzfokussierende, verhaltenstherapeutischeGruppenangebot soll Betroffenenden Austausch und die Reflexionihrer Erfahrungen und ihrer aktuellen Problemein Bezug auf die Brandverletzungermöglichen. Durch die Vorgabe und diepsychotherapeutisch angeleitete, gezielteBearbeitung bestimmter Themenkomplexeunterscheidet es sich von einer Selbsthilfegruppe.Neben der Verbesserung derKörperakzeptanz sowie dem Aufbau vonStressbewältigungskompetenzen im Umgangmit dem Unfall und seinen Folgen istein weiteres wichtiges Ziel die Vermittlungspezieller sozialer Kompetenzen für einenkompetenten und selbstbewussten Umgangmit Reaktionen anderer auf den durchBrandnarben gezeichneten Körper, um sosozialen Rückzugstendenzen vorzubeugen.Hierdurch soll die Krankheitsbewältigungunterstützt und der Verhaltensspielraumim Umgang mit der Verletzung erweitertund gegebenenfalls verändert werden.Den Teilnehmern soll als wesentlicher Inhaltim Umgang mit der Brandverletzungeinerseits vermittelt werden, die persönlicheSituation akzeptieren zu lernen. Andererseitskann ausgehend von einer Annahmeder bisherigen Bewältigungsversuchedes Patienten die Möglichkeit eröffnetwerden, in einigen Bereichen Veränderungenanzustoßen und erste Schritte begleitendzu unterstützen. Beide Elemente sindgleichwertige und wichtige Schritte im Vorgehendes Konzepts. Wertschätzung undRessourcenorientierung stellen die Basisder therapeutischen Grundhaltung dar.Sicherlich ist es nicht möglich, alle für diepsychotherapeutische Unterstützung vonBrandverletzten relevanten Aspekte imRahmen eines komprimierten Gruppenprogrammserschöpfend zu behandeln. Vielmehrist es Ziel, einen ersten Überblick zugeben, einzelne Problembereiche herauszugreifenund exemplarisch zu vertiefen.Die Gruppe stellt keine Alternative zur psychotherapeutischenEinzelbehandlung dar,sondern ist als Ergänzung hierzu wie auch•Vorstellung des Gruppenprogramms•Kennenlernen der Teilnehmer•Erwartungsabgleich•Informationsvermittlung zum Thema Narben•Einführung in die Entspannungsmethode Progressive Muskelrelaxation(PMR)•Schaffen eines Frageforums für die Patienten•Wissensvermittlung zu Schmerzen und Schmerzbewältigung•Erarbeiten von Bewältigungsstrategien und Handlungsplänenfür Schmerzsituationen•Informationsvermittlung•Enttabuisierung/-dramatisierung•Erarbeitung von Bewältigungsstrategien•Aufbau und Stärkung positiver Empfindungen und Kognitionengegenüber dem eigenen Körper•Offenes Thematisieren von Problemen im Umgang mit demeigenen Körper•Verbesserung der Entspannungs‐ und Genussfähigkeit•Informationsvermittlung zur Entstehung und zum Wesen vonStress•Vermittlung von Stressbewältigungsstrategien•Aufbau spezieller sozialer und kommunikativer Kompetenzenim kompetenten Umgang mit den Reaktionen anderer aufden Unfall und die Verletzung/-sfolgen, z. B. mit unerwünschtenBlicken anderer auf die Narben•Steigerung der sozialen Aktivität, Abbau von Rückzugs‐ undsozialem Vermeidungsverhalten•Erarbeitung eines Verhaltensrepertoires für schwierige sozialeSituationen•Thematisieren von spezifischen Problemen mit Angehörigen8. Sitzung: Abschlusssitzung •Bilanz und Reflexion des Erreichten•Verabschiedung•Verankern der eigenen Ressourcen und Kompetenzen imUmgang mit Stress und schwierigen Situationen im AlltagTabelle 1: Inhaltliche Bausteine des Gruppenbehandlungsprogrammszur medizinischen Behandlung zu verstehen.Bei brandverletzten Patienten mit manifestenpsychischen Störungen, z. B. mitDepression, Anpassungsstörung oder PosttraumatischerBelastungsstörung, kann dieGruppe flankierend zur Einzeltherapie eingesetztwerden. Für andere Patienten bietetdie Gruppe die Möglichkeit, mit psychologischerBeratung in ersten Kontakt zu treten,sich einen Überblick über verschiedene, fürBrandverletzte relevante Themenbereichezu verschaffen und eventuell bestehendeBerührungsängste hinsichtlich psychologischerUnterstützung abzubauen.Das von uns entwickelte Gruppenprogrammmacht Anleihen bei anderen, bereitserprobten Konzepten, z. B. bei Programmenzur Depressionsprophylaxe (vgl.Kühner & Weber, 2001) und zur Stressbewältigung(vgl. z. B. Kaluza, 2004). In der146 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Patientendaten im GriffDatenschutzin der ArztpraxisEin Leitfaden für den Umgang mit PatientendatenVon Dr. Andreas Höpken und Helmut Neumann2., überarbeitete Auflage 200896 Seiten. Kartoniert. ¤ 29,80ISBN 978-3-8114-3461-5Mit diesem Leitfaden bekommen Sie das Thema Datenschutz schnellund einfach in den Griff. Das Buch liefert Ihnen zielgerichtet die wesentlichenInformationen, die Sie für den datenschutzgerechten Umgang mitPatientendaten benötigen. Die Darstellung der rechtlichen Anforderungenbeinhaltet auch konkrete Handlungsanweisungen. Checklisten erleichternIhnen das Strukturieren der organisatorischen Abläufe. Konkrete Tippsfür den Praxisalltag reichen von der Praxiseinrichtung bis zum Umgangmit dem Praxis-PC und insbesondere den Aktivitäten der Arztpraxis imInternet.Auch Datenschutzpraktiker oder Datenschutzbeauftragte, die sich neu mitdem Thema auseinandersetzen müssen, finden grundlegende Informationenund praktische Handlungsalternativen.„Die Broschüre ‚Datenschutz in der Arztpraxis‘gibt einen kompakten Einstieg in das Themaund richtet sich vor allem an Praxen, die aufgrundder neuen gesetzlichen Regelungenkeinen betrieblichen Datenschutzbeauftragtenzu bestellen haben.“Deutsches ÄrzteblattVerlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Im Weiher 10, 69121 Heidelberg. www.huethig-jehle-rehm.deBestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620, E-Mail: kundenbetreuung@hjr-verlag.deC.F.MüllerMedizinRecht.de


Leitlinien in der PsychotherapieZusammenstellung und Kombination dereinzelnen Module und Inhalte ist das vorliegendeProgramm jedoch als einzigartiganzusehen, da es das erste spezifischeKonzept für Menschen mit Brandverletzungenist. Es geht auf Themen ein, dieauf die Bedürfnisse und Interessen dieserspeziellen Patientengruppe abgestimmtsind, z. B. werden Informationen zumUmgang mit Narben gegeben. Wir gehendavon aus, dass das Grundkonzept auchfür den Einsatz bei Menschen mit äußerenEntstellungen ganz allgemein oder bei Patientennach anderen schweren äußerlichversehrenden Unfällen geeignet ist. DieAnwendbarkeit des geschilderten Gruppenkonzeptsbei Patienten, bei denenwesentliches therapeutisches Ziel eine Anpassungan krankheits‐ oder unfallbedingteäußerliche Veränderungen ist, sollte inZukunft überprüft werden.Inhaltliche Bausteine des Gruppenbehandlungsprogramms:Tabelle 1 listetüberblickartig neben thematischen Einheitender einzelnen Sitzungstermine,wesentliche hiermit einhergehende Vorgehensweisenund Therapieziele auf.Ausgestaltung der einzelnen Sitzungen:Alle acht Sitzungen haben einen ähnlichenstrukturellen Aufbau. Im Anschluss an eineEinleitung und die Besprechung derHausaufgaben der letzten Stunde wird dasThema der Stunde bearbeitet, entweder inForm von Informationsgabe, einer Gruppendiskussionmit Auswertung oder über Rollenspieleund Verhaltensexperimente. AmEnde jeder Stunde werden Hausaufgabenzum aktuellen Sitzungsthema aufgegebenund eine PMR-Entspannungsübung durchgeführt.Ein Abschlussblitzlicht und eineFeedbackrunde runden jede Stunde ab.Bezüglich des genauen Vorgehens in deneinzelnen Sitzungen sei auf das in Kürze publizierteGruppenmanual verwiesen (Holtfrerichet al., in Druck). Zur Verdeutlichung desKonzepts soll an dieser Stelle exemplarischauf zwei Themenblöcke des Programms, die„Herzstücke“ des Behandlungskonzepts, eingegangenund das konkrete therapeutischeVorgehen skizziert werden.Die Bearbeitung des Körperkonzepts (Sitzung4) zieht sich indirekt durch alle Sitzungen,denn stets ist es übergeordnetesZiel, die Selbstfürsorge der Patienten zuverbessern und sie zu einem achtsamenUmgang mit dem eigenen Körper zu ermutigen.Im Rahmen der vierten Sitzungwird das Körperkonzept explizit bearbeitet.Zunächst berichten die Patienten anhandgeleiteter Fragen, was sich für sieim Umgang mit ihrem Körper durch denBrandunfall verändert hat. Hierbei solltenauch mögliche positive Auswirkungen zurSprache kommen, Entwicklungen undVeränderungen im Langzeitverlauf sowieder Umgang mit den Narben in derÖffentlichkeit. In einem anschließendenpsychoedukativen Teil zur kognitiven Umstrukturierungwerden Zusammenhängezwischen Denken, Fühlen und Verhaltenin Form eines negativen Kreislaufs (z. B.Gedanke: „Die Narben sind eklig!“; Gefühl:Angst, Scham; Verhalten: Rückzug) undeines positiven Kreislaufs (z. B. Gedanke:„Narben sind ein Zeichen der Heilung.“,„Sie sind nur ein Teil von mir.“; Gefühl:Ausgeglichenheit; Verhalten: soziale Aktivität)dargestellt und auf die Entstehung undAuswirkungen von Vermeidungsverhalteneingegangen. Angeregt durch das Modellwerden die Patienten dazu befragt, welchehilfreichen Gedanken zu ihren Narben undihrem Äußeren sie von sich selbst kennen.Es wird zusätzlich eine Liste potenziell hilfreicherGedanken und Bewertungen vorgestellt,aus welcher die Teilnehmer die fürsie subjektiv stimmigen Alternativen auswählensollen und die Aufgabe erhalten,diese im Verlauf der kommenden Wochebis zur nächsten Sitzung einzusetzen undzu erproben.Im Rahmen des Moduls zu spezifischen sozialenKompetenzen im Umgang mit Reaktionenauf Brandnarben (Sitzung 6 und 7)soll den Patienten Sicherheit in der Bewältigungschwieriger sozialer Situationen vermitteltwerden. Hierzu erfolgt zunächst Psychoedukationzur Bedeutung von Blicken,Kommunikation, Neugierreaktionen beiUngewöhnlichem etc. Hierauf aufbauendwerden Zusammenhänge zwischen der Interpretationeiner Situation (z. B. Deutungvon Blicken anderer), Gefühlen und demhierdurch hervorgerufenen Verhalten thematisiert.Dann wird die Gruppe zur Durchführungvon verschiedenen Rollenspielenangeregt, innerhalb derer es darum geht,starrenden Leuten oder schwierigen KommentarenAußenstehender zu begegnen.Es soll mit unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeitenund damit einhergehendenverschiedenen Verhaltensweisen experimentiertwerden (z. B. „Sie finden michabstoßend und ekelhaft.“ vs. „Wahrscheinlichhaben sie noch nie einen Brandverletztengesehen. Sie brauchen eine Weile,um sich an meinen Anblick zu gewöhnen.Das ist eine normale Neugierreaktion beiUngewohntem.“). Eine weitere Rollenspielvariantebesteht aus dem Nachstellen vonSituationen, innerhalb derer der Verletztedirekt auf sein Äußeres angesprochen wird(„Was ist denn mit Dir passiert?“). Hierbeihaben die Teilnehmer die Möglichkeit, sichein Repertoire unterschiedlichster Antwortalternativenzurechtzulegen und diese inihren Auswirkungen auf das Gegenüberund den Kontakt auszuprobieren, z. B. Varianten,die das Thema sofort beenden,solche, die überleitend Gesprächsangebotefür andere Themenbereiche offerieren,oder solche, welche Bereitschaft zu weitererpersönlicher Auskunft signalisieren usw.Die Auswertung aller gemachten Rollenspieleerfolgt stets unter Ressourcenperspektive.4. Evaluation des BehandlungsprogrammsAktuell wird in einem weiterhin vomDGUV finanzierten Folgeforschungsvorhabendas skizzierte Gruppenbehandlungsprogramman verschiedenenStandpunkten in Deutschland in Formeines Kontrollgruppendesigns evaluiert.Insgesamt fünf Zentren, an denen Rehabilitationfür Schwerbrandverletztestattfindet, nehmen an dieser Studie teil.Neben dem Schwerbrandverletztenzentrumder BG Unfallklinik Ludwigshafen,des Unfallkrankenhauses Berlin und desBG-Unfallkrankenhauses Hamburg sinddies die Moritz Klinik in Bad Klosterlausnitzund das Rehabilitationszentrum derKliniken Passauer Wolf in Bad Griesbach-Therme. In regelmäßigen Zeitabständenfinden dort Gruppen für Schwerbrandverletztenach dem skizzierten Konzept statt.Auch die ambulante Teilnahme durchPatienten, bei denen die Brandverletzung148 Psychotherapeutenjournal 2/2009


H. Wallis-Simon, B. Rennebergschon länger zurück liegt und die eventuellderzeit keine weiteren medizinischenBehandlungen erhalten, die aber nachwie vor Probleme im Umgang mit undder Anpassung an die Verletzungsfolgenhaben, ist möglich. 55. Bisherige therapeutischeErfahrungen im Einsatzdes BehandlungsprogrammsIn den bisher durchgeführten Gruppenzeigt sich eine hohe subjektive Zufriedenheitder Teilnehmer. Sehr positive Resonanzerzielten vor allem immer wieder dieDurchführung von Rollenspielen zum Umgangmit der Brandverletzung in der Öffentlichkeitsowie die Anregung zu kognitivenUmbewertungen subjektiv schwierigerSituationen. Die Patienten erlebten es alssehr unterstützend, verschiedene Antwortmöglichkeitenvorbereiten und einüben zukönnen und berichteten häufig von unmittelbarenAuswirkungen dieser Stunden aufihre soziale Aktivität und ihr Zutrauen inihre eigenen Fähigkeiten, fordernde sozialeSituationen zu meistern. Vom Angebot,PMR zu erlernen, profitierten viele Gruppenmitgliedernach eigener Aussage sehr.Auch die psychoedukativen Bausteine zumThema „Haut und Narben“ sowie zu psychischenFolgen schwerer Unfälle wurdenebenfalls sehr positiv bewertet. Als besondershilfreich und wichtig wurde von denTeilnehmern auch der Austausch und Kontaktuntereinander hervorgehoben. Es wurdebegrüßt, dass die Gruppe ausschließlichfür brandverletzte Patienten angebotenwurde und somit viele Gemeinsamkeitenunter den Teilnehmern bestanden, waseine hohe Gruppenkohäsion ermöglichte.Eine sehr interessante Feststellung war beiden bisher durchgeführten Gruppendurchläufendie Erfahrung, dass sich das Repertoireder in den Sitzungen angebotenenThemen sehr stark mit den zu Gruppenbeginnvon den Teilnehmern geäußertenErwartungen deckte. Es scheint uns alsotatsächlich gelungen zu sein, in unseremGruppenbehandlungskonzept die wesentlichenrelevanten Themenbereiche für diePatientengruppe der Schwerbrandverletztenzusammenzustellen.6. Auswirkungen der Arbeitmit schwerbrandverletztenPatienten auf denTherapeuten„Ist es nicht extrem belastend, mit schwerbrandverletztenPatienten zu arbeiten?“Diese oder ähnliche Fragen bekommt manhäufig gestellt, wenn man sich Kollegen,Freunden oder Bekannten gegenüber überseine Tätigkeit äußert. Natürlich kann dieArbeit mit körperlich so schwer versehrtenMenschen fordernd und sehr belastendsein. Selbstverständlich muss jeder Therapeutallem voran für sich selbst die Entscheidungtreffen, ob er oder sie es sichprinzipiell vorstellen kann, schwerpunktmäßigmit körperlich schwer versehrtenMenschen zu arbeiten. Insbesondere imBereich der Intensivstation und Akutversorgungist die therapeutische Arbeit mitSchwerbrandverletzten und ihren Angehörigenfür einen Psychologen anstrengendund durch zahlreiche Belastungsfaktorenund extreme Bedingungen gekennzeichnet,wie z. B. auch hohe Temperaturenund penetrante Gerüche im Zimmer desPatienten. Die Auseinandersetzung mitdem schweren Unfall, dem drohendenTod des Verletzten, den Behandlungsprozeduren,dem Anblick der unbekleidetdaliegenden versehrten Körper und derApparatemedizin, der unklaren Prognoseund der Angst der Angehörigen ist belastend.Hier ist der enge Austausch mitdem interdisziplinären Behandlungsteambestehend aus Ärzten, Pflegepersonal,Ergo‐ und Physiotherapeuten sowie Sozialarbeiternunterstützend und kann vieleder geschilderten Belastungen auffangenund abmildern, ferner ist regelmäßige Supervisionund Intervision im Kollegenkreisstützend. In der Supervision, welche voneinem Psychotherapeuten geleitet werdensollte, der speziell in den Bereichen „Notfallpsychologie“und „Traumabehandlung“weitergebildet sein und idealerweise selbstüber Erfahrungen in der Arbeit mit Schwerbrandverletztenoder schwer Unfallverletztenverfügen sollte, muss ausdrücklich fürSelbsterfahrung Raum eingeräumt werden.5 Brandverletzte Teilnehmer und Teilnehmerinnenfür weitere Gruppendurchläufe werdenderzeit gesucht. Interessierte Personen könnensich direkt an die teilnehmenden Zentrenwenden.Ihre Praxis im…Rhein-Main-GebietStandort: FrankfurtRhein-Main-ResidenzPraxisflächen von 65 m² bis 250 m²Standort: Neu-IsenburgExklusives LofthausPraxisfläche ca. 156 m²Standort: RödermarkResidenz am BadehausPraxisfläche von 100 m² bis 165 m²Ihre Vorteile:Jetztinformieren!• sehr gute Sichtlagen• Beste Infrastruktur• Miete oder Kauf möglich• Moderne Ausstattung• Erstbezug (Neubauobjekte)Telefon : 06103 / 804 990www.vetterundpartner.deMilton Erickson Institut –M.E.G. BonnInstitut Systeme Anne M. LangWeiterbildungen für Hypnose,Hypnotherapie und Systemisches Arbeiten3 Hypnose Weiterbildungen1. Klinische Hypnose für Psychotherapeuten„KliHyp-MEG“(8 Grund-, 4 Anwendungsseminareu. Supervision je 30 Kammer-Punkte)Start: 27.-29.08.092. Medizinische Hypnose für Ärztealler Fachrichtungen „MedHyp- MEG“(Mi.-nachmittags 12 Grund-, 4 Anwendungsseminareu. Supervision, je 10 Kammer Punkte)Start: 20.01.10 Mi.- Nachm.3. Ericksonsches Coaching für Coaches/Berater „KomHyp-M.E.G.“(8 Grund-, 4 Anwendungsseminare u.Supervision)Start: 10.-12.09.2009Praxiseminare offen buchbarSupervisionen offen buchbarInfo-Abende kostenfrei:17.06.; 08.07.; 19.08.; 11.11.09Sekretariatskernzeit: 8.30-13.30 UhrTel: 0228-94 93 120www.meg-bonn.dewww.institut-systeme.dePsychotherapeutenjournal 2/2009149J-Milton-56x128.indd 1 20.05.2009 09:44:4


Psychische Faktoren bei schweren BrandverletzungenZusätzlich zur Supervision entlastend istder Austausch mit Kollegen, welche in derSchwerbrandverletztenrehabilitation arbeiten,erhält man doch hier immer wiederInformationen darüber, wie sich Patientenim Langzeitverlauf weiterentwickeln undstabilisieren und damit Zugang zu einerlangfristigeren Perspektive, die in vielenFällen Hoffnung macht.Gerade dann, wenn bisher wenig Erfahrungin diesem speziellen Bereich vorliegt, wennalso beispielsweise der Anblick brandverletzterMenschen noch unvertraut ist, kanndie Konfrontation mit der brandverletztenHaut oder mit von Brandnarben stark gezeichnetenMenschen schockierend sein.Unsere Erfahrung ist jedoch, dass mansich hieran sehr schnell gewöhnt und esoft nur wenige Konfrontationen benötigt,um das unter Umständen entstellte Ausseheneiner Person als vertraut und völlig„normal“ zu empfinden. Ergänzt sei an dieserStelle, dass dies ja auch ein zentralerAspekt unseres Behandlungsprogrammsin der Bearbeitung des Körperkonzepts ist,den wir unseren Patienten zu vermittelnversuchen, dass nämlich ihr Äußeres vonanderen toleriert und als „normal“ empfundenwerden kann, so das Gegenüberdie Möglichkeit hat, sich nach einer erstenneugierigen Orientierungsreaktion hieranzu adaptieren.Die Arbeit mit schwerbrandverletztenPatienten konfrontiert den Therapeutenimmer wieder aufs Neue mit existenziellenThemen, rückt die Verletzlichkeit undEndlichkeit der menschlichen Existenz insBlickfeld. Dies kann – gerade auch in besonderenLebensphasen wie beispielsweisebei Konfrontation mit schwerer Krankheitam eigenen Leib oder im Familien‐ undFreundeskreis, bei Schwangerschaft etc. –belastend und überfordernd sein und eineverstärkte Angst vor eigenen oder wichtigeBezugspersonen betreffenden Unfällen,unkontrollierbaren Katastrophensituationenetc. auslösen. Unserer Erfahrung nachist jedoch ebenso das Erleben von einertiefen Bereicherung durch die Konfrontationmit existenziellen Themen möglichim Sinne eines spirituellen Wachstums(vgl. Yalom, 2000). Es ist immer wiederberührend, längere Behandlungsverläufevon Schwerstverletzten mitzuerleben, derenEntwicklung begleiten zu dürfen unddabei zu erfahren, zu welch enormenBewältigungsleistungen Menschen fähigsind. Natürlich ist regelhafte Supervisionsowie der kollegiale Austausch in Form vonTeambesprechungen und Intervisionsgruppensehr hilfreich dabei, das Gleichgewichtzwischen der geschilderten Überforderungauf der einen und Bereicherung auf deranderen Seite zu finden.7. AusblickDie Evaluation des Programms wird derzeitdurchgeführt, die Publikation des Gruppenmanualserfolgt in Kürze (Holtfrerich et al.,in Druck). Wir sind davon überzeugt, dassmit dem Gruppenangebot von psychotherapeutischerSeite ein zentraler Beitragzur Verbesserung der Lebensqualität undRehabilitation schwer brandverletzter Menschengeleistet wird. Sicherlich ist zu diskutieren,inwiefern es möglich wäre, das Programmumfangreicher zu gestalten und zuerweitern, beispielsweise noch mehr körpertherapeutischeÜbungen miteinzubeziehenund für manche Themenbereichemehr als nur eine Stunde zur Verfügung zuhaben. Das mit acht Sitzungen sehr knappgehaltene Programm stellt eine ökonomischeVariante dar, die sich an kurze stationäreRehabilitationsdauern anpasst.Ungeachtet der Relevanz, welche dasentwickelte Gruppenprogramm für diemultiprofessionelle Rehabilitation vonschwerbrandverletzten Patienten hat, istabschließend die Wichtigkeit von zusätzlichenpsychologischen Unterstützungsangebotenin Form der Einzel‐ und der Angehörigenbetreuungzu betonen. Die Tätigkeiteines klinischen Psychologen in einemSchwerbrandverletztenzentrum umfasstein weites Spektrum an therapeutischenAngeboten, beispielsweise Traumatherapie,Vermittlung von Bewältigungsstrategienim Umgang mit starken Schmerzenund schmerzhaften Verbandswechselnsowie die Unterstützung der Angehörigen,welche häufig stark belastet sind. Die Möglichkeitpsychologischer Betreuung solltein Zukunft noch selbstverständlicher Bestandteilder Akutbehandlung und RehabilitationSchwerbrandverletzter sein. Dennnur durch multiprofessionelles Vorgehenund die Ausrichtung an einem bio-psychosozialenModell ist es möglich, die großenHerausforderungen, vor welche dieVerbrennungsmedizin alle Behandelndenstellt, konstruktiv zu bewältigen. Es wärewünschenswert, dass psychische Aspekteim Rahmen der GesamtbehandlungBrandverletzter mehr Berücksichtigungfinden. Zitate wie das folgende, das voneinem Patienten aus einer unserer Interviewstudienstammt, würden dann derVergangenheit angehören: „Um meinenKörper haben sie sich gekümmert, aberfür das Innere, für die Psyche, wird nichtsgemacht, da ist man ganz alleine.“Unser ganz herzlicher Dank gilt Prof. Dr.med. Günter Germann, Dipl.-Psych. SabineRipper, Dr. phil. Dipl.-Psych. Annette Stolle,Dipl.-Psych. Annika Seehausen, Dipl.-Psych.Diemut Holtfrerich, Dipl.-Psych. GerhardWind sowie Dr. med. Bernd Hartmann.8. LiteraturAltier, N., Malenfant, A., Forget, R. & Choiniere,M. (2002). Long-term adjustmentin burn victims: a matched-controlstudy. Psychological Medicine, 32,677-685.Astin, J. (2004). Mind-body therapies forthe management of pain. Clinical Journalof Pain, 20 (1), 27-32.Bernstein, L., Jacobsberg, L., Ashman, T.,Musagni, G., Goodwin, C.W. & Perry, S.(1992). Detection of alcoholism amongburn patients. Hospital and CommunityPsychiatry, 43 (3), 255-256.Bruck, J.C., Müller, F.E. & Steen, M. 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GestaltCoaching - 12-tägige Fort-Gestalt bildung Kinder- für Berater, und Trainer Jugendlichentherapieund Therapeuten.– Kompakttraining 16-tägige Fortbildung. in integrativer GestalttherapieGestalt vom 09. Kinder- bis 21.08.2009 und Jugendlichentherapiein EllwangenKompakttraining – 16-tägige Fortbildung. in integrativer Gestalttherapievom 09. bis 21.08.2009 in EllwangenKompakttrainingTagung: Gestalt undin integrativerPolitikGestalttherapievomvom09.06.11.bisbis21.08.200908.11.2009in Ellwangenin WürzburgTagung: Gestalt und Politikvom 06.11. bis 08.11.2009 in WürzburgTagung: Anmeldungen Gestalt und und ausführliches Politik Informationsvommaterial 06.11. erhalten bis 08.11.2009 Sie von in WürzburgAnmeldungen IGW Würzburg und ausführliches Informationsmaterialerhalten Sie vonIGWAnmeldungenTheaterstraße 4Würzburgund ausführliches InformationsmaterialD-97070erhaltenWürzburgSie vonTheaterstraße 4IGWTel.: 0931/35Würzburg44 50, Fax: 0931/35 44 544D-97070 E-Mail: Monika.Uhlschmidt@igw-gestalttherapie.deWürzburgTheaterstraße 4Tel.: Internet: 0931/35 www.igw-gestalttherapie.de44 50, Fax: 0931/35 44 544E-Mail:D-97070Monika.Uhlschmidt@igw-gestalttherapie.deWürzburgInternet: Tel.: 0931/35 www.igw-gestalttherapie.de44 50, Fax: 0931/35 44 544E-Mail: Monika.Uhlschmidt@igw-gestalttherapie.deInternet: www.igw-gestalttherapie.dePsychotherapeutenjournal 2/2009151


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Recht: AktuellPraxistipps – Hinweise – InformationenZum Einsichtsrecht von Patienten in die persönlichen Aufzeichnungeneines PsychotherapeutenBernd RasehornRechtsanwalt und Justitiar der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BremenZusammenfassung: Zwei aktuelle Entscheidungen des LandgerichtsMünster (Urteil vom 16. August 2007, AZ. 11 S 1/07)und des Landgerichts Bremen 1 (Urteil vom 25. Juli 2008,AZ. 3 O 2011/07) treffen zur Fortentwicklung der Rechtsprechungdes Bundesverfassungsgerichts zum Einsichtsrecht vonPatienten 2 in die persönlichen Aufzeichnungen des Psychotherapeutenfolgende Aussagen: „Ein therapeutischer Vorbehaltgegen die Einsichtnahme von Patienten in Behandlungsunterlagenihres Psychotherapeuten gilt auch nach der neuerenRechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in NJW 2006,1116, fort. Dem therapeutischen Vorbehalt kann dadurch Rechnunggetragen werden, dass die Einsichtnahme durch einenanderen sachkundigen Arzt/Fachbehandler/Nachbehandlererfolgt. Ein Einsichtsrecht in die persönlichen Aufzeichnungendes Psychotherapeuten besteht nur so weit, wie das Persönlichkeitsrechtdes Psychotherapeuten dem nicht entgegensteht.Der Psychotherapeut ist berechtigt, durch Schwärzungoder Überdeckung persönliche Informationen unkenntlich zumachen, die ihn in seinem Persönlichkeitsrecht betreffen.“Nachdem das Bundesverfassungsgerichtmit seinerEntscheidung vom 9. Januar2006, AZ. 2 BvR 443/02, abgedrucktin Neue JuristischeWochenschrift (NJW), 2006,S. 1116, die Rechtsprechungzum Einsichtsrecht von Patientenin die Dokumentationdes Psychotherapeuten, insbesonderein die persönlichenAufzeichnungen, weiterentwickelthatte, liegen nunmehrFolgeentscheidungen zu denAuswirkungen dieser Rechtsprechungauf die psychotherapeutischePraxis vor (vgl.Rasehorn, 2007, Psychothe‐Psychotherapeutenjournal 2/2009rapeutenjournal, 6 (4), 368-372). Beide Gerichte kommenzu folgenden Kernaussagen.1. TherapeutischerVorbehaltEin therapeutischer Vorbehaltgegen die Einsichtnahme desPatienten in die Dokumentationdes Psychotherapeutenkann weiterhin begründet geltendgemacht werden. Mit derHerausgabe der Dokumentationan einen anderen Arzt/Fachbehandler/Nachbehandlerkann dem Vorbehalt Rechnunggetragen werden undder (vor-)behandelnde Psychotherapeutkann hierdurchseiner Verpflichtung aus demBehandler-Patienten-Verhältnis,dem Patienten bestmöglicheHilfe zu leisten, gerechtwerden. Der drittbeteiligteBehandler entscheidet dann ineigener Verantwortung, welcheInformationen über die Vorbehandlungder Patient erhält.Gegenüber einem neutralenDrittbeteiligten dürften keinedurchgreifenden Bedenkenbestehen.Fraglich könnte allerdings sein,das Einsichtsrecht des Patientendurch einen Nachbehandlerwahrnehmen zu lassen,weil dessen Behandlungsverhältniszu dem Patienten belastetwird durch die Auswertungund Auswahl und ggf. dasVerweigern von Informationenaus dem vorangegangenenBehandlungsverhältnis, insbesonderewenn persönlicheAufzeichnungen des Vorbehandlersbetroffen sind. Hiersollte jeder psychotherapeutischeNachbehandler sorgfältigprüfen, ob die Einsichtnahme,die Auswahl und das Vorenthaltenvon Informationen ausder Dokumentation des Vorbehandlersgegenüber dem Patientender Behandlung dienlichist oder an einen neutralenFachbehandler delegiert werdensollte.2. Persönlichkeitsrechtdes PsychotherapeutenDas Einsichtsrecht des Patientenin die Dokumentation istauch eingeschränkt durch dasPersönlichkeitsrecht des Psychotherapeutenan seinen persönlichenAufzeichnungen, dievon vornherein nicht für denGebrauch durch Dritte oderdurch den Patienten selbstbestimmt waren, sondernausschließlich seiner eigenenReflexion und der Kontrolleseiner Wahrnehmungen dienen.Hat der Psychotherapeutein überwiegendes berechtigtesInteresse daran, dass seinepersönlichen Aufzeichnun‐1 Die Entscheidungen des LGBremen und LG Münster könneneingesehen und heruntergeladenwerden von den Internet-Seitendes Verfassers unterwww.dasgesetz.de dort unter>Service >Formulare >Psychotherapeutenrecht.2 Der besseren Lesbarkeit wegen,wird die männliche Form fürTherapeut/in, Behandler/in undPatient/in benutzt.153


Recht: Aktuellgen dem Patienten nicht zurKenntnis gelangen, muss dasEinsichtsrecht des Patientenauch in die persönlichen Aufzeichnungenzurücktreten. DasEinsichtsrecht wird (lediglich)für die Durchsetzung von Schadenersatzansprüchenbenötigt,so dass die Belastung des Patientenmit einer (etwaigenteilweisen) Nichtherausgabevon Unterlagen und der damitmöglicherweise verbundenenBeweiserschwernis im Schadenersatzprozessgeringer zubewerten ist als die möglicheVerletzung des verfassungsrechtlichgeschützten Persönlichkeitsrechtsdes Psychotherapeuten(so ausdrücklich LGBremen, Urteil vom 25. Juli2008, AZ. 3 O 2011/07,S. 9 f.).Dies beruht darauf, dass gegenüberder Entscheidung desBundesverfassungsgerichts zuder erheblichen grundrechtlichenGefährdungslage einesPatienten im Maßregelvollzugund dem daraus abgeleitetenweitgehenderen Einsichtsrechteine solche Gefährdung vonGrundrechten des Patientenin einem privatrechtlichen Behandlungsverhältnisnicht ingleicher Intensität gegebenist. Diese hier in der Entscheidungdes Landgerichts Bremennachvollzogene Differenzierungwird allerdings in derEntscheidung des LandgerichtsMünster nicht berücksichtigt.Im Ergebnis kommen beideGerichte zu der vom BundesverfassungsgerichtvorgegebenenLösung, dass der Psychotherapeutberechtigt ist,diejenigen Passagen in seinenpersönlichen Aufzeichnungenunkenntlich zu machen, die ihnin seinem Persönlichkeitsrechtbetreffen. Fraglich könnte sein,wie weit der Psychotherapeutzur Unkenntlichmachung derpersönlichen Aufzeichnungenberechtigt ist und ob er hierbeieiner Kontrolle unterliegt. Soweitvon Patientenseite eine zuweitgehende Unkenntlichmachungvon persönlichen Aufzeichnungenbis hin zum Missbrauchdieses Rechts geltendgemacht würde, ist eine Missbrauchsgefahrhinzunehmen,da eine Überprüfung, ob essich tatsächlich um persönlicheAufzeichnungen handelt, durchunbeteiligte Dritte mangels persönlicherBeteiligungen nichtmöglich ist (LG Bremen und LGMünster unter Bezugnahme aufBGH in NJW, 1983, S. 328).Insbesondere ist nach Auffassungdes Landgerichts Bremennicht erheblich, wenn der Psychotherapeutmöglicherweisenur persönliche Aufzeichnungenangefertigt hat und infolgedessen möglicherweiseausschließlich unkenntlich gemachteUnterlagen herausgibt.Soweit dann ein Behandlungsfehlerauf Grund einer dannggf. weitgehend unkenntlichgemachten Behandlungsdokumentationnicht nachgewiesenwerden kann, gelten für denPatienten Beweiserleichterungenbis zur Beweislastumkehrgegenüber dem Psychotherapeuten(vgl. Rasehorn, 2007,Psychotherapeutenjournal,6 (4), S. 369 unter I. 4.). Insbesonderewären die persönlichenAufzeichnungen nichtschon deshalb herauszugeben,weil keine objektive Verlaufsdokumentationvorhanden wäre.Ein solches Ergebnis würde dieBeweisnot des Patienten pauschalhöher gewichten als dasPersönlichkeitsrecht des Psychotherapeuten(LG Bremen,a.a.O., S. 11).Auf jeden Fall sind aber dieBerichte an den Gutachter derKrankenkasse herauszugeben,da diese Berichte ohnehin aneinen Dritten gerichtet warenund nicht zum geschütztenPersönlichkeitsbereich desPsychotherapeuten gehört (LGMünster, a.a.O., S. 2).3. Zur DurchführungdesEinsichtsrechtsBeide Gerichte sprechen aus,dass die Einsichtnahme in dieDokumentation durch Aushändigungder Unterlagen an einendrittbeteiligten Behandlerin Kopie Zug um Zug gegenKostenerstattung der durch dasKopieren und ggf. Schwärzenentstehenden Kosten zu erfolgenhat, wobei das LandgerichtBremen einen Kostensatz von0,50 € je Kopie festsetzt.Aus den Urteilen kann entnommenwerden, dass die Gerichteeine vollständige Herausgabeder Behandlungsdokumentationfür berechtigt ansehen, d. h.Aushändigen der objektivenVerlaufsdokumentation, derBerichte an Gutachter, Krankenkasseoder sonstige Dritte,der mit und über den Patientengeführten schriftlichen Korrespondenz,auch mit anderennatürlichen und juristischenPersonen sowie der Therapie-Protokolle bzw. persönlichenAufzeichnungen. Der Psychotherapeutist berechtigt bzw.es bleibt ihm freigestellt, dabeisolche Passagen durch Schwärzungoder Überdeckung unkenntlichzu machen, die seinesubjektiven Empfindungen, Gegenübertragungenoder anderepersönliche Informationen überden Psychotherapeuten zumInhalt haben, die einen Einblickin seine Persönlichkeit erlaubenwürden.Für die Praxis dürfte es Sinnmachen, die Behandlungsdokumentationchronologischfortlaufend in einer Aktenheftungzu führen und subjektiveAufzeichnungen ggf. in einergesonderten Heftung zu dieserPatientenakte. Bei einem Einsichtsverlangenkann sodanneine schnelle Durchsicht undZusammenstellung der Unterlagenfür einen Kopiensatzzur Aushändigung erfolgen.Dasselbe gilt sodann für diepersönlichen Aufzeichnungenund die ggf. vorzunehmendenSchwärzungen.Grundsätzlich darf jede auszuhändigendeKopie mit einemBetrag von 0,50 € berechnetwerden. Der Aufwand für dieDurchsicht und Schwärzungder persönlichen Aufzeichnungenkann beispielsweisemit dem Stundensatz für einAusfallhonorar abgerechnetwerden. Die Kosten der Tätigkeitdes einsichtnehmendendrittbeteiligten Behandlers hatder Patient zu tragen.Ggf. entstehen dem Patientenhiernach Kosten für dieGewährung der Einsichtnahmein einer Höhe, die wiederumAnlass für Streitigkeitenzwischen Psychotherapeutund Patient geben könnte.Beide Gerichte weisen allerdingsdarauf hin, dass die Einsichtnahmenur Zug um Zuggegen Kostenerstattung zugewähren ist. Der vorausleistungspflichtigePsychotherapeutkann die Aushändigungder Unterlagen bei erkennbarerGefahr der mangelndenZahlungsfähigkeit oder‐bereitschaft des Patientensolange zurück halten bis zunächstder Kostenerstattungsbetraggezahlt oder zumindesthinterlegt oder hierfüreine Sicherheit gegeben wird.Allerdings dürften derartigeStreitigkeiten für keinen Beteiligtenzielführend sein.154 Psychotherapeutenjournal 2/2009


B. Rasehorn4. Bedeutung fürdie psychotherapeutischePraxisMit den vorliegenden Urteilendes Landgerichts Bremen unddes Landesgerichts Münsterdürfte eine wesentliche Fortentwicklungder Rechtsprechungdes Bundesverfassungsgerichtszum Einsichtsrechtdes Patienten in die persönlichenAufzeichnungen des Psychotherapeutenerfolgt sein.Grundsätzlich wird bestätigt,dass ein therapeutischer Vorbehaltgegen das Einsichtsrechtbegründet geltend gemachtwerden kann und dieslediglich zu einer Einsichtnahmedurch einen drittbeteiligtenBehandler führt. Grundsätzlichhalten die vorbezeichnetenGerichtsentscheidungen aberauch die Einsichtnahme in diepersönlichen Aufzeichnungendes Therapeuten für gerechtfertigt,weil diesem das Rechtverbleibt, diejenigen persönlichenAufzeichnungen unkenntlichzu machen, die seinPersönlichkeitsrecht betreffen.Es ist zu erwarten, dass sichdiese Rechtsprechung durchsetzenwird, weil hierdurchein praktikabler Weg zumAusgleich zwischen dem Einsichtsrechtdes Patienten unddem Persönlichkeitsrecht desPsychotherapeuten aufgezeigtist. Soweit nach der Entscheidungdes Bundesverfassungsgerichtsim Raum stand, dassder Psychotherapeut zumSchutze seines Persönlichkeitsrechtszukünftig persönlicheAufzeichnungen nur noch ineingeschränkter bzw. objektivierterFassung vornehmenkönnte (vgl. Rasehorn, 2007,Psychotherapeutenjournal, 6(4), S. 371, unter III. 2.), bleibtes nach den jetzt vorliegendenGerichtsentscheidungen demPsychotherapeuten freigestellt,aus seinen uneingeschränktensubjektiven persönlichenAufzeichnungen ggf. nachträglichgegenüber einem geltendgemachten Einsichtsrecht desPatienten eine eingeschränktebzw. objektivierte Fassung zuerstellen.Bedeutsam ist insbesonderedie Aussage des LandgerichtsBremen, dass selbst bei (hiereinmal unterstellt) lediglichvorliegenden persönlichenAufzeichnungen aus dem Behandlungsverhältnises demPsychotherapeuten dennochfreigestellt bleibt, die zumSchutze seines Persönlichkeitsrechtsnotwendigen Schwärzungenvorzunehmen undhieraus nicht ein Anspruchauf uneingeschränkte Einsichtnahmein die persönlichenAufzeichnungen erwächst.Vielmehr gewinnt in derartigenFällen das Beweiserleichterungsrechtfür den Patientenim Arzthaftungsprozess an Bedeutung.5. Praktischer Umgangmit EinsichtsverlangenPsychotherapeuten, die miteinem Anspruch auf Einsichtnahmein die Behandlungsdokumentationdurch einen Patientenkonfrontiert sind, solltenhiernach folgende Regeln beachten:Zunächst sollte geprüft werden,ob ein therapeutischerVorbehalt in die Einsichtnahmebesteht und in diesem Falleeine Einsichtnahme nur an einendrittbeteiligten Behandlerangeboten wird. Sodann solltedie objektive Behandlungsdokumentationdaraufhin geprüftwerden, ob darin bereits subjektiveWahrnehmungen desPsychotherapeuten enthaltensind, die zum Schutze des Persönlichkeitsrechtsunkenntlichzu machen sind. Dies dürfteaber generell nicht gelten für alleBerichte und Korrespondenzmit Drittbeteiligten. Schließlichist zu prüfen, inwieweit persönlicheAufzeichnungen für eineEinsichtnahme durch den Patientenzum Schutz des Persönlichkeitsrechtsunkenntlich zumachen sind. Für den sodannzu fertigenden Kopiensatz derBehandlungsdokumentationkönnen 0,50 € je Kopie Kostenerstattungberechnet werdensowie ggf. der Aufwand fürdas Unkenntlichmachen dersubjektiven Wahrnehmungenin der Behandlungsdokumentation.Abschließend kann demPatienten angeboten werden,den Kopiensatz der BehandlungsdokumentationZug umZug gegen Erstattung/Vorausleistungdes berechnetenKostenbetrages an diesen bzw.bei einem therapeutischenVorbehalt an einen geeignetendrittbeteiligten Behandler auszuhändigen.In den Fällen, in denen ggf. alsBehandlungsdokumentationim Wesentlichen die persönlichenAufzeichnungen desPsychotherapeuten vorliegen,könnte es sinnvoll sein, ausdiesen heraus eine Rekonstruktionder objektiviertenVerlaufsdokumentation vorzunehmenunter Beifügung dervorliegenden Berichte undKorrespondenzen. Sodann istabzuwägen, in welchem Umfangaus den persönlichenAufzeichnungen Behandlungsdatenmitgeteilt werden undeine Unkenntlichmachungnur zurückhaltend ausgeführtwird, um in einem etwaigenHaftungsprozess nicht die Beweiserleichterungenfür denPatienten auszulösen. 3Regelmäßig dürfte es sinnvollsein, in derartigen Angelegenheitenfrühzeitig die eigeneBerufshaftpflichtversicherungeinzuschalten sowie einenRechtsanwalt. Die Berufshaftpflichtversicherunggewährtaber im Rahmen der Klärungdes Einsichtsrechts des Patientennicht unbedingt Kostendeckungfür die Einschaltungeines Rechtsanwaltes, solangevom Patienten noch kein Berufshaftpflichtfallgegenüberdem Psychotherapeuten geltendgemacht wird. Die Wahrnehmungdes Einsichtsrechtsdurch den Patienten stellt fürsich genommen noch keinenHaftpflichtfall dar, sondern dieErfüllung einer Nebenpflichtaus dem Behandlungsvertrag.Bernd RasehornRechtsanwalt und Justitiarder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>BremenEngel und PartnerRechtsanwälte FachanwälteNotareSchwachhauser Heerstr. 2528211 Bremenwww.dasgesetz.de3 In Psychotherapeutenjournal2007, 6 (4), S. 386 unterI. 3. a) hatte ich darauf hingewiesen,dass Formularbögen füreine objektivierte Verlaufsdokumentationvon entsprechendenFachverlagen bezogen werdenkönnten. Dieser Hinweis hat zuNachfragen und Missverständnissengeführt. Muster für dieGestaltung von Dokumentationenkönnen über folgende Bezugsquellenangefragt werden:www.apw-wiegandt.de, www.turbomed.de, www.bv-med.de(Stand November 2008).Psychotherapeutenjournal 2/2009155


Aktuelles aus der ForschungMatthias Ochs<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> HessenAchtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie stellt wirksame Alternative zuAntidepressiva bei Rückfallprophylaxe darKuyken, W., Byford, S., Taylor,R.S., Watkins E., Holden, E.,White, K., Barrett, B., Byng, R.,Evans, A., Mullan, E. & Teasdale,J.D. (2008). Mindfulness-basedcognitive therapyto prevent relapse in recurrentdepression. Journal of Consultingand Clinical Psychology,76 (6), 966-978.Die Rückfallrate bei unbehandeltenDepressionen wird imErwachsenenalter bei 80% angesiedelt.Die Rückfallvorsorgestellt deshalb eine wichtigeAufgabe in der nachhaltigenBehandlung von Patientenmit Depressionen dar. In dervorliegenden Studie wird beiPatienten mit antidepressiverMedikamentenbehandlunguntersucht, ob sich a) die Beibehaltungdieser Behandlungoder b) AchtsamkeitsbasierteKognitive Therapie (bei gleichzeitigerVerringerung bzw.Beendigung der Medikamentenbehandlung)für die Rückfallprophylaxebesser eignet.Achtsamkeitsbasierte KognitiveTherapie stellt einen Hybridaus AchtsamkeitsbasiertemStressreduktionstraining, dasseine Wurzeln u. a. in buddhistisch-meditativenKonzeptenhat und von John Kabat-Zinnentwickelt wurde, und kognitiverDepressionstherapie nachBeck dar. AchtsamkeitsbasierteKognitive Therapie wird in derRegel, so auch in dieser Studie,in Form eines achtwöchigen,manualisierten Gruppentherapieprogrammsangewendet.Es wurde eine Therapievergleichsuntersuchungmit zweiTherapiegruppen durchgeführt(eine Gruppe bestehend aus62 Patienten mit Beibehaltungder Medikamentenbehandlung,eine andere Gruppe bestehendaus 61 Patienten mitAchtsamkeitsbasierter KognitiverTherapie plus Verringerungbzw. Beendigung der Medikamentenbehandlung),wobeidie Patienten per Zufall denGruppen zugewiesen wurden(Randomisierung). Untersuchtwurden hierbei folgende Parameterals abhängige Variablen:1. Rückfallrate; 2. SekundäreErfolgsmaße, wie Lebensqualitätund komorbide seelischeund körperliche Symptomeund 3. Kosteneffektivität. In der15-Monate-Katamnese ergabsich für die Patientengruppe mitBeibehaltung der antidepressivenMedikamentenbehandlungeine Rückfallrate von 60%, inder Gruppe mit AchtsamkeitsbasierterKognitiven Therapieeine Rückfallrate von 47%.Achtsamkeitsbasierte KognitiveTherapie hat sich zudem alswirksamer herausgestellt, wasdie Verringerung depressiverResidualsymptomatik, die psychopathologischeKomorbiditätsowie die Verbesserung derLebensqualität angeht. 75%der Patienten in der Gruppemit Achtsamkeitsbasierter KognitiverTherapie setzten dieAntidepressiva komplett ab.Bezüglich Kosteneffektivitäthaben sich keine Unterschiedezwischen den beiden Behandlungsartengezeigt. Patienten(aus beiden Gruppen), dieeinen Rückfall im Untersuchungszeitraumhatten, tendierteninteressanterweise zurBehandlung des Rückfalls eherzu Antidepressiva.Kommentar: Es war explizitnicht Ziel der Studie, möglicheMechanismen der Rückfallvorsorgemittels AchtsamkeitsbasierterKognitiver Therapiezu untersuchen. Möglich istjedoch, so spekulieren die Autoren,dass größere AchtsamkeitPatienten dazu befähigt,Rückfallsignale an sich selbstfrühzeitiger zu erkennen undautomatisierte Reaktionsmuster(z. B. überforderndesVerhalten, negatives Denken)diesbezüglich zu unterbrechen.Achtsamkeitsbasierte KognitiveTherapie kann eine Alternativezur medikamentösen Rückfallprophylaxesein, denn dieCompliance hierfür betrug zumindestin der vorliegendenStudie 85% (die Einnahme-Compliance von Antidepressivabeträgt bekanntlich mitunternur 50%). Zudem erlernen Patienten,dass sie mittels einerverbesserten Aufmerksamkeitund Achtsamkeit gegenüberFrühwarnsymptomen durchverändertes Handeln undDenken aktiv gegensteuernkönnen und werden so in ihrerSelbstwirksamkeit gestärkt. Allerdingsverlangt das Erlernenvon Achtsamkeit im Sinne derBehandlung ein hohes Maß anDisziplin, wofür Patienten aufgrundihrer Sozialisation undAusstattung bekanntlich sehrunterschiedlich befähigt sind.Für den Kontext der psychotherapeutischenVersorgung inDeutschland muss allerdingsdarauf hingewiesen werden,dass Achtsamkeitsbasierte KognitivePsychotherapie trotz kognitivverhaltenstherapeutischerElemente und Manualisierungkeine wissenschaftlich anerkanntepsychotherapeutischeMethode im Sinne des WissenschaftlichenBeirats Psychotherapiedarstellt (wenngleicheine Vielzahl von Studien in renommiertenFachzeitschriftenvorliegen). Eine sozialrechtlichAnerkennung durch den G-BAliegt für die Methode ebenfallsnicht vor. Zudem werden Kursein Achtsamkeitsbasierter KognitiverPsychotherapie in derRegel von den gesetzlichenKrankenkassen nicht bezuschusst.Es gibt aber Ausnahmen.Die meisten Betriebs‐156 Psychotherapeutenjournal 2/2009


M. Ochskrankenkassen bezuschussenGruppenkurse zur Achtsamkeitsbasiertenkognitiven Psychotherapie(etwa im Rahmenvon Präventionskursen), sofernder Kursanbieter die beruflicheQualifikation und eineentsprechende Ausbildung besitzt.Außerdem scheint es so,dass Psychotherapeuten selbstüber eine solide Achtsamkeits-/Meditationspraxisverfügenmüssen, um das Manualfachgerecht und professionelldurchführen zu können. Dennochkönnen Elemente desManuals, wie etwa der sog.„body scan“ auch im Kontextvon Richtlinienpsychotherapie,beispielsweise im Rahmen vonEntspannungsinduktionen, Verwendungfinden.DGPPN KONGRESS 200925. – 28. November 2009 Körperpsychotherapie hilft beigeneralisierten AngststörungenLevy-Berg, A., Sandell, R. &Sandahl, C. (2009). Affect-Focused Body Psychotherapyin Patients with generalizedAnxiety Disorder: Evaluation ofan Integrative Method. Journalof Psychotherapy Integration,19 (1), 67-85.Gefühlsfokussierte Körperpsychotherapieist ein manualisierterBehandlungsansatz,der vor psychodynamischemHintergrund körperorientiertepsychotherapeutische Technikenzur Erkundung von Gefühlennutzt. Ziel ist hierbei, denPatienten dabei zu unterstützen,die „Information“ seinerGefühle, die in bestimmtensomatischen Symptomen „stecken“,besser zu verstehenund die Toleranz für Gefühleim Allgemeinen und für Angstim Speziellen zu erhöhen. Dievorliegende Studie stellt einerandomisierte Vergleichsgruppenuntersuchungmit 61 Patientenmit der Diagnose einergeneralisierten Angststörungdar. Verglichen wurden hierbeieine Untersuchungsgruppe,die mit gefühlsfokussierter Körperpsychotherapiebehandeltwird (eine Sitzung pro Wocheüber den Zeitraum von einemJahr) und eine Untersuchungsgruppe,die nach üblichemVorgehen psychiatrisch be‐Psychotherapeutenjournal 2/2009handelt wird. Zur Überprüfungder Wirksamkeit beiderBehandlungsbedingungenwurden drei Fragebögen (einAngstfragebogen, die SymptomChecklist SCL-90 und derWHO Well Being-Index) zu Beginn,am Ende der Behandlungsowie ein Jahr nach Ende derBehandlung eingesetzt. Insgesamtbetrachtet konnte in beidenBehandlungsgruppen überden Behandlungszeitraumeine statistisch bedeutsameVerringerung der Gesamtsymptombelastungverzeichnet werden.Diese Verringerung setztesich auch ein Jahr nach derBehandlung fort, allerdingsweniger stark. Unterschiedezwischen den beiden Untersuchungsgruppengab es allerdingsbetreffend der Gesamtsymptombelastung,gemessenmit der Symptom-ChecklistSCL-90: Die Patienten in derKörperpsychotherapie-Behandlungsgruppekonnte diesedeutlich mehr reduzieren,als die Untersuchungsgruppe,die nach üblichem Vorgehenpsychiatrisch behandelt wurde.Zudem reagierten die Messinstrumentezur Erfassung derAngst unterschiedlich sensitiv:Mithilfe des Beck Anxiety Inventorykonnten keine statistischbedeutsamen Wirksamkeitsunterschiedezwischen denPsychische Erkrankungenin der Lebensspanne■ ■ ■ ■ ■ ■ Anmeldeschluss fürwissenschaftliche Beiträge1. Juli 2009 CMEakkreditiertFortbildungsprogrammjetzt online500 Stipendienfür Medizinstudentenwww.dgppn-kongress.de157


Aktuelles aus der Forschungbeiden Behandlungsbedingungenausgemacht werden, wohlaber mittels der Angst-Unterskalader Symptom ChecklistSCL-90. Diese Unterskala weistauf eine größere Reduktion derAngst in der Körperpsychotherapie-Behandlungsgruppehin.Die Autoren machen auf eineReihe von Begrenzungen derAussagekraft der Untersuchungaufmerksam, die vor allem damitzusammenhängen, dass sieim Versorgungskontext durchgeführtwurde. So muss etwaeine fehlende „Reinheit“ derPatientengruppe (z. B. teilweisevorhandene schwere Komorbitäten,unterschiedlicherChronizität) konstatiert werden.Zudem wurden in der Untersuchungsgruppemit üblicher psychiatrischerBehandlung konkretrecht unterschiedliche Behandlungendurchgeführt, teilweise,wie die Autoren betonen, sogarhochwertige Psychotherapie.Die Studie kann als Kompromissversuchbetrachtet werden,einerseits künstlichen Laborbedingungenzu entkommen(und somit die externe Validitätzu erhöhen) und anderseitsgleichzeitig trotzdem bestimmteStandards experimentellerPsychotherapieforschung, wieRandomisierung und Manualisierungder Körperpsychotherapiebedingung,zu erfüllen. Trotzdieser Limitierungen folgern dieAutoren, dass Körperpsychotherapieeine wirksame Behandlungbei Angststörungen darstellt,vergleichbar etwa mit kognitivbehavioralenStrategien.Kommentar: Die Autoren betrachtendie Einbeziehung körperpsychotherapeutischerElementein die Behandlung vonPatienten mit generalisierterAngststörung deshalb als indiziert,da diese Patienten häufigwegen Muskelverspannungenund Schmerzen somatischeMediziner und Physiotherapeutenaufsuchen – jedoch durchderen Zugang zu den körperlichenSymptomen oft frustriertwerden. Ein körperpsychotherapeutischerZugang hingegensetzt ebenfalls an den körperlichenSymptomen an, versuchtjedoch über diesen zugrundeliegendeGefühle, vor allemÄngste, anzusteuern.Erwähnt werden sollte, dassdie „Dosis“ der Therapie – Sitzungenüber ein ganzes Jahrhinweg – in der vorliegendenStudie größer ist als in anderenpublizierten Studien zur generalisiertenAngststörung unddie Effekte geringer als beispielsweisein neueren verhaltenstherapeutischenStudien,mit etwa um eine Akzeptanzkomponenteerweiterte psychotherapeutischeMethode.Es haben sich mittlerweileviele interessante Ansätze zurArbeit mit dem Körper in derPsychotherapie entwickelt (wieetwa auch der in der Studieapplizierte Ansatz), jedoch habensolche Verfahren „bisherwenig Verbindung zur Spracheund Praxis der Richtlinienpsychotherapiegefunden“, soder KörperpsychotherapeutThomas von Stuckrad. Dieshängt vor allem auch damitzusammen, dass in den Psychotherapie-Richtlinienexplizitfestgestellt wird, dass „körperbezogeneTherapieverfahren“keine Leistung der gesetzlichenKrankenversicherung sind undnicht zur vertragsärztlichenVersorgung gehören. Für diePraxis der psychotherapeutischenVersorgung stellt sichalso die Herausforderung, wiePatienten innerhalb der Richtlinienvorgabendazu ermutigtwerden können, auf Körperprozessezu achten und diesetherapeutisch genutzt werdenkönnen.Psychotherapie geht häufig mit positiven Veränderungenin der Lebensqualität einherCrits-Christoph, P., ConnollyGibbons, M.B., Ring-Kurtz, S.,Gallop, R., Stirman, S., Present,J., Temes, C. & Goldstein, L.(2008). Changes in positivequality of life over the courseof psychotherapy. Psychotherapy:Theory, Research,Practice, Training, Vol 45 (4),419-430.Die vorliegende Untersuchungstellt eine Zusammenfassungvon fünf Studien dar, in denendie Veränderungen derLebensqualität über den Verlaufvon Psychotherapie (vierMesszeitpunkte: prä, post, 6-und 12-Monate-Katamnese)bei Patienten (n=139) mitunterschiedlichen psychischenStörungen (generalisierteAngststörung, Panikstörung,Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung,Adipositas)erfasst wurde. Eingesetztwurden verschiedene psychotherapeutischeAnsätze, u. a.interpersonelle Psychotherapienach Luborsky und kognitiveTherapie nach Beck. AlsMessinstrumente kamen eineReihe symptombezogenerFragebögen, ein Fragebogenzur Erfassung interpersonellerProbleme sowie das „Qualityof Life Inventory“ (QOLI) zurAnwendung. Die Fragen desQOLI beziehen sich auf Bereiche,wie beispielsweise Beruf,Beziehung, Freunde, Finanzen,Gesundheit, Nachbarschaft,Kreativität, Lernen, Ziele undWerte, Verwandte, Erholung.Als ein interessanter Befund erscheintzunächst einmal, dasssich zu Therapiebeginn dieLebensqualität zwischen denfünf Patientengruppen bedeutsamunterschied: Patientenmit Adipositas und Panikstörungenwiesen vergleichsweisedeutlich positivere Lebensqualitätsmaßeauf, während Patientenmit Depressionen undBorderline-Persönlichkeitsstörungendeutlich negativere Lebensqualitätswerteangaben.Patienten mit generalisierterAngststörung gaben leicht negativeLebensqualitätswertean.Es zeigte sich, dass sich dieLebensqualität insgesamtbetrachtet im Durchschnittmoderat bis stark vom Beginnder Behandlung bis zurNachbefragung nach 6 Monaten(prä-post-Effektstärked = 0.61; prä-6-Monate-Katamense-Effektstärked = 0.75)positiv veränderte. Bei der Ein-Jahres-Katamnese zeigte sichallerdings wieder eine leichteAbschwächung dieses Effektes(prä-1-Jahres-Katamnese-Effektstärke d = 0.41). Wieaufgrund der Lebensqualitätswertezu Therapiebeginn zuerwarten ist, zeigen Patientenmit Depressionen und Borderlinestörungendie höchstenVeränderungswerte. Des Weiterenwurden moderate negativeKorrelationswerte (–0.40bis –0.52) zwischen den Symptommaßensowie den Maßen158 Psychotherapeutenjournal 2/2009


M. Ochsfür interpersonelle Problemeund der Lebensqualität ermittelt.Allerdings haben sich keineUrsache-Wirkungs-Zusammenhängeermitteln lassen– auch keine Hinweise darauf,wie zunächst einmal klinischplausibel erscheinend, dassSymptomverbesserung zu Verbesserungder Lebensqualitätführt. Eine Ausnahme bildetenAngstsymptome: Hier konntegezeigt werden, dass der Verbesserungder Angstsymptomatikeine Verbesserung derLebensqualität vorausging.Kommentar: Zunächst einmalwiderlegt die Untersuchungein manchmal geäußertesVorurteil gegenüber Psychotherapie– nämlich dass diese„nur“ Störungen repariere, umPatienten wieder „funktionsfähig“zu machen. Es scheint aufGrundlage der Ergebnisse dervorliegenden Studie vielmehrso, dass Psychotherapie oftmalspositive Nebenwirkungenauf weitere Lebensbereichedes Patienten, über Symptomverbesserunghinausgehend,nicht verhindern kann. Psychotherapiekann also niemalsnur eng gefasste Symptomreduktionund ‐behebung sein;nolens volens wirkt sie sich oftauch auf andere Bereiche derLebensqualität salutogenetischaus. Allerdings scheint individuellePsychotherapie, wiehier appliziert, den größten Effekteben auch auf individuelleAspekte der Lebensqualität(z. B. Selbstwert, eigene Lebensziele,individuelle Gefühle)zu haben, weniger auf sozialeAspekte der Lebensqualität(z. B. Beziehungen zur Nachbarschaft).Dies kann als Hinweisdafür verstanden werden,so die Autoren, dass bei einergewünschten Ansteuerung sozialerLebensqualitätsaspekte,diese auch explizit in der Behandlungangesprochen werdenmüssen.Zudem bleibt bei bestimmtenPatienten die Lebensqualitättrotz Verbesserung derselbenim Verlauf der Psychotherapiebedeutsam unter dem Normdurchschnitt.Dieser Befundveranlasst die Autoren, Psychotherapeutenzu empfehlen,nicht nur auf die Lebensqualitätverbessernde Kraftvon Psychotherapie zu vertrauen,sondern Lebensqualitätsansätzeoder verwandteKonzept, wie jenes der positivenPsychotherapie von Seligman,aktiv in die Behandlungmit einzubeziehen.Komorbide sexuelle Probleme verbessern sich oft unter Psychotherapie– auch wenn diese nicht explizit behandelt werdenHoyer, J., Uhmann, S., Rambow,J. & Jacobi, F. (2009).Reduction of sexual dysfunction:by-product of cognitivebehavioraltherapy for psychologicalproblems? Sexualand Relationship Therapy, 24(1), 64-73.In dieser Studie wurden451 Patienten (83,7% miteiner Angst oder Depressionsstörung,13,7% mit einermoderaten bis schweren depressivenEpisode) vor undnach psychotherapeutischerBehandlung (kognitive Verhaltenstherapie)per Fragebogen(deutsche Fassung des „MassachusettsGeneral HospitalSexual Functioning Questionaire“,MGH) zu sexuellenDysfunktionen befragt. DerMGH beinhaltet folgende Dimensionen:Sexuelles Interesse;die Fähigkeit, sexuell erregtzu sein; die Fähigkeit, einenOrgasmus zu erleben; die Fähigkeit,eine Erektion/Lubrikationzu haben; allgemeinesexuelle Zufriedenheit. Ziel derStudie war, die klinisch plausibleVermutung empirisch zuüberprüfen, dass eine Verbesserung/Heilungder Angst oderDepression auch mit einer Verbesserungsexueller Dysfunktioneneinhergeht – und zwarohne dass diese spezifisch inder Psychotherapie behandeltwerden. Rund 2/3 der Patientengaben zu Behandlungsbeginnan, unter sexuellen Dysfunktionenzu leiden – wasauch im Einklang mit anderenStudien und Überlegungen zurgemeinsamen Psychopathogenesebestimmter psychischerStörungen steht. Nacheiner erfolgreichen psychotherapeutischenBehandlung derAngst/Depression verbessertensich bei einem Großteil derPatienten auch die sexuellenFunktionen bedeutsam. BeiPatienten, die auf die psychotherapeutischeBehandlungbezüglich der Primärstörungnicht ansprachen, verändertensich auch sexuelle Dysfunktionennicht positiv. Dieser Befundbestätigt die Vermutung,dass Psychotherapie sich aufsexuelle Dysfunktionen positivauswirkt, auch wenn diesenicht explizit behandelt werden.Eine statistische Analyseder Kovarianzen ergab zu dem,dass erwartungsgemäß sexuelleDysfunktionen mit Alter undGeschlecht (Frauen leidenvermehrt unter sexuellen Dysfunktionen)kovariieren.Zudem scheinen spezifische Aspekteder sexuellen Funktionensich leichter, schneller zu verändernals andere. So verändertesich innerhalb des Behandlungszeitraumsdie Orgasmusfähigkeitbei Frauen unabhängigdavon, ob eine Verbesserungder Primärstörung eintrat.Kommentar: Bedeutet diesesErgebnis nun, dass Psychotherapeutenauf die positiven Nebenwirkungenvon Psychotherapiebezüglich sexueller Dysfunktionenvertrauen können und solcheProbleme nicht mehr aktivthematisieren müssen? Mitnichten,argumentieren die Autorender Studie: Denn ein bedeutsamerAnteil von Patienten, dievon der Psychotherapie hinsichtlichihrer Angst/Depressionprofitierten, zeigte keine Verbesserungenhinsichtlich sexuellerDysfunktionen. Die Autoren betonendie Notwendigkeit, dassPsychotherapeuten über diagnostischeKompetenzen verfügen,sexuelle Dysfunktionen zudiagnostizieren und entscheidenzu können, ob gegebenenfallseine spezifische Sexualtherapieindiziert erscheint.Psychotherapeutenjournal 2/2009159


Aktuelles aus der ForschungResilienz, Überleben, Verwundbarkeit: Drei unterschiedliche Profile jungerErwachsener beim Umgang mit der Trennung ihrer ElternEldar-Avidan, D., Haj-Yahia,M.M. & Greenbaum, C.W.(2009). Divorce is a part of mylife… Resilience, Survival, andVulnerability: Young adults´perception of the implicationsof parental divorce. Journal ofMarital and Family Therapy,35 (1), 30-46.Die vorliegende Untersuchungstellt eine qualitative Studiemittels Grounded Theory dar.Grounded Theory eignet sichzur Entwicklung von theoretischenKonzepten und Modellenin Bereichen, in denennoch recht wenig empirisch gesichertesWissen vorhanden ist.Einen solchen Bereich stellenBewältigungsmodi und Erfahrungsmusterelterlicher Trennung/Scheidungvon jungenErwachsenen dar (wenngleichrecht viel quantitativ empirischgesichertes Wissen zu denAuswirkungen von Trennungund Scheidung auf die psychischeGesundheit vorliegt). Inder Studie wurden mit 22 jungenErwachsenen (20-25 Jahren)halbstrukturierte Tiefeninterviewsdurchgeführt. DieInterviewmitschriften wurdenkodiert. Kodieren bedeutet,dass Aussagen und Sätze imInterview nach thematischenÄhnlichkeiten/Unähnlichkeitenund Bedeutungszusammenhängenund ‐divergenzenstrukturiert werden. DieserAuswertungsschritt wird imRahmen der Grounded Theoryauch als „offenes Kodieren“oder „Aufbrechen der Daten“bezeichnet. Hierbei ergabensich 52 Kodes bzw. Kategorien.Diese Kategorien wurden imnächsten Auswertungsschritt„axial kodiert“. Damit ist dasZusammenfügen der Kategorienzu Kernkonzepten gemeint.In einem letzten Auswertungsschrittwurden die Kategorienund Kernkonzepte nochmalsnach Zusammenhängen untereinanderanalysiert und nochmalsumgruppiert.Als Resultat dieses Kodierungsprozesseskonnten dreiinhaltlich gut unterscheidbareProfile im Umgang und Erlebenvon elterlicher Trennung/Scheidung ermittelt werden.Diese drei Profile sind: Resilienz(resilience), Überleben(survival) und Verletzlichkeit(vulnerability). Resilienz (9 der22 jungen Erwachsenen wurdendiesem Profil zugeordnet)bedeutet hier, dass die elterlicheTrennung von den jungenErwachsenen als ein sinnstiftenderund „befähigender“Prozess wahrgenommen wird,der zu positiven psychosozialenEntwicklungsprozessen etwahinsichtlich Identitätsbildungbeigetragen hat. Überleben(8 der 22) bedeutet, dass dieelterliche Trennung von denjungen Erwachsenen als einvielschichtiger Prozess erlebtwird, der sowohl bedeutsameAnpassungsleistungen und Bewältigungsschritteerfordert, alsauch mit erhöhter Verwundbarkeitund schmerzhaftenErfahrungen zusammenhängt.Verletzlichkeit (5 der 22) bedeutet,dass die elterlicheTrennung von den jungen Erwachsenenals schmerzhaftesEreignis interpretiert wird, dassich negativ auf das Leben allerdavon Betroffenen ausgewirkthat und weiter auswirkt. Die Autorendifferenzieren diese dreiProfile anhand von Leitthemenweiter aus, wie z. B. „Zentralitätfamiliärer Bindungen“, „Entwicklungsaufgabenim jungenErwachsenenalter“ oder „Selbstwahrnehmung“.Als Leitunterscheidungskriteriumzwischenden drei Profilen stellte sichdie Qualität der Beziehung derjungen Erwachsenen zu ihrenEltern nach deren Trennung/Scheidung dar. Hierbei erschienals besonders maßgeblich dasErleben der jungen Erwachsenen,ob elterliche Verantwortungnach der Trennung weiterhinwahrgenommen wurde.Kommentar: Zunächst bestätigtdiese Studie, was umfangreichequantitative Langzeituntersuchungenauch zeigen:nämlich dass die Mehrzahl vonMenschen, die die Trennungihrer Eltern im Kindes‐ und Jugendaltererfahren haben, sichvon Menschen, die ein solcheskritisches Lebensereignis nichterlebten, hinsichtlich ihrerseelischen und körperlichenGesundheit nicht bedeutsamunterscheiden. Außerdem bestätigtdie Studie, was auchbei anderen Untersuchungen,in denen vor allem mit kleinenStichproben und mit qualitativerMethodik gearbeitet wird,herauskommt: nämlich dasses eine bedeutsame Minderheitvon eindeutigen „Scheidungsverlierern“mit lang anhaltendenVerletzungen gibt.Für die Praxis folgt daraus: vonder Forschungsseite her istes berechtigt davon auszugehen,dass bei den Betroffenenhäufig Ressourcen im Kontextvon Scheidungsbewältigungvorhanden sind und dass esförderlich sein kann, diese zuerkunden und zu stärken.Darüber hinaus gibt die vorliegendeStudie wichtige Hinweisedarauf, was bei suboptimalerScheidungsbewältigung therapeutischhilfreich sein kann:Die Erkundung und, falls möglichund indiziert, die Stärkungder Bindungen zu den Eltern,und zwar nicht nur bei Kindernund Jugendlichen, sondernauch bei jungen Erwachsenen.Hierzu kann die Einbeziehungder Eltern in die Therapie dienlichsein. Es kann zudem, sodas wichtigste Ergebnis derStudie, sehr nützlich sein, Elterndabei zu unterstützen, ihreelterliche Verantwortung trotzeigener Belastungen durch dieScheidung/Trennung adäquatwahrnehmen zu können – undzwar auch noch im jungen Erwachsenenalterihrer Kinder.Abschließend ist allerdings anzumerken,dass aufgrund dergeringen Fallzahl der Studieund der qualitativen Methodikeine gültige Verallgemeinerungder Ergebnisse nicht möglichist. Gültigkeit haben die Ergebnisselediglich als empirischbegründete Anregungen fürdie Praxis.Dr. Dipl.-Psych.Matthias OchsPsychologischer PsychotherapeutWissenschaftlicher Referentder Landeskammer fürPsychologische Psychotherapeutinnenund ‐therapeutenund Kinder‐ und Jugendlichenpsychotherapeutinnenund‐therapeuten HessenGutenbergplatz 165187 Wiesbadenmochs@ptk-hessen.de160 Psychotherapeutenjournal 2/2009


BuchrezensionenRetzlaff, R. (2008). Spiel-Räume – Lehrbuch der systemischen Therapiemit Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Klett-Cotta. 431 Seiten. 34,00 €.Hans MetschIn weiten Teilen der Psychotherapieforschungwerden Einzeltechnikenbeschrieben und aufihre therapeutische Wirksamkeithin untersucht. Das gehtim Wesentlichen nach demParadigma der pharmakologischenForschung, wo dasselbemit einzelnen Substanzenoder Präparaten gemacht wird:Welches Mittel/welche Technikhilft gegen welche Krankheit?Unter den Tisch fallen dabeidie in der Psychotherapie sowichtigen unspezifischen Faktoren,wie etwa die therapeutischeBeziehung und die Haltungdes Therapeuten.Das vorliegende Buch bestehtnun in der Tat hauptsächlich ausder Vorstellung einzelner Technikender Familien‐ und Kindertherapie.Es ist aber ein sehrschönes Buch geworden, dennes gelingt Retzlaff, den Leser inkeiner Minute vergessen zu lassen,dass all dieser Reichtum anTechniken immer an eine entsprechendeHaltung des Therapeutengebunden bleibt undohne sie sinnlos ist. Die Haltungbeschreibt er als „Leichtigkeit“,die bei aller Anstrengung undSorge um die Patienten vorherrschtund mit der er auch andie Beschreibung der im Buchvorgestellten Techniken geht, sodass man sie als Leser immervor Augen hat.Es geht hier wirklich um dieSchaffung von Spiel-Räumenfür Therapeuten und ihre kleinenund großen Patienten.Deshalb ist das Buch auch nichtrezeptartig störungsspezifischgeordnet. Und weil das zugrundeliegendesystemische Krankheitsmodell– ähnlich wie dasder Verhaltenstherapie – offenist, sind dem therapeutischenErfindungsreichtum kaumGrenzen gesetzt. Die schiereAnzahl der Interventionen, dieRetzlaff hier zusammengetragenund – als Lehrtherapeutdes Heidelberger Helm StierlinInstituts und Leiter der familientherapeutischenAmbulanzder Universität Heidelberg –teilweise selbst entwickelt hat,ist beeindruckend.Im ersten Teil des Buches wirdein Therapieverlauf nachgebildet.Es beginnt mit einer kurzenEinführung in den Kontextund die Konzepte der systemischenTherapie mit Kindernund Jugendlichen und der Gestaltungdes therapeutischenSettings. Der darauf folgende„Aufbau eines therapeutischenSystems“ beschäftigt sich mitdem Erstgespräch, den Besonderheitender Arbeit mitKindern und Jugendlichen undder Diagnostik.Dabei diskutiert der Autorauch den Umstand, dass daspsychotherapeutische Systemseinerseits wieder Teil einesVersorgungszusammenhangsund eines größeren systemischenGanzen ist, zu der diemedizinische und schulischeBetreuung ebenso gehört wiedie Angebote der Jugendhilfe.Der zweite Teil ordnet weitereInterventionen nach psychologischenund kommunikationstheoretischenGesichtspunkten.Hier finden sich zunächst„sprach‐ und handlungsorientierte“Maßnahmen, etwa dieauch außerhalb der systemischenTherapie inzwischenbekannten „paradoxen Interventionen“,aber auch lösungsorientierteund vor allemnarrative Techniken, also Metaphernund Geschichten. DieDarstellung therapeutischerRituale und kommunikativerElemente zur Stärkung vonBindung und Grenzen rundendas Bild ab.Die sich anschließenden sogenannten„analogen Techniken“befassen sich mit sprachfreienElementen, etwa Familienskulpturen,Bildern, Rollenspielenund Spielen mit Handpuppen.Schließlich folgennoch Abschnitte über „bewegungs‐und körperorientierteInterventionen“, Technikender Entspannung, Hypnoseund Imagination sowie eineDarstellung der systemischenElternarbeit, die einmal mehrdie wichtige Einbeziehung vonEltern im systemischen Kontextunterstreicht. Der Therapieabschlusswird in einemeigenen Abschnitt ausführlichbesprochen.Durchgängig lockern viele Fallbeispieledie Darstellung aufund geben Anleitungen zurUmsetzung der Techniken inrealen Therapiesituationen. Soliefert das Buch viele Anregungensowohl für beginnendeTherapeuten, die hier einenEindruck von den vielfältigenMöglichkeiten gewinnen, alsauch für die schon Erfahrenen,die neue Ideen sammeln undaus dem reichen Fundus dasjenigeauswählen können, waszu ihrem eigenen therapeutischenStil passt.Das Buch ist also ein Praxis-Buch. Es verzichtet daher weitgehendauf grundlegende theoretischeErörterungen zumsystemischen Modell und derenphilosophischem und epistemologischemHintergrund.Denn es geht, wie gesagt, umdie Schaffung eines therapeutischenRaumes für Spiel, Phantasieund Leichtigkeit.Mein Lieblingscharakter in demBuch ist der Kannichtosaurus.Aber lesen Sie selbst.Dipl.-Psych. Hans MetschPP, KJPHermann-Dreher-Str. 1370839 Gerlingenpraxis@psyon.dePsychotherapeutenjournal 2/2009161


BuchrezensionenWollschläger, M. (Hrsg.). (2008). Hirn Herz Seele Schmerz– Psychotherapie zwischen Neurowissenschaften und Geisteswissenschaften.Tübingen: dgvt-Verlag. 304 Seiten. 24,00 €.Gerd MöhlenkampDer Titel des Readers weistdarauf hin: es geht nicht nurum Hirn und Seele, sondernauch um Herz und Schmerz,d. h. der inhaltliche Rahmenist weit gesteckt und soll diePsychotherapie zwischen Neurowissenschaftenund Geisteswissenschaftenverorten.Die meisten der insgesamtneunzehn Beiträge befassensich kritisch mit dem Reduktionismusder Neurowissenschaftenund deren Anspruch,Leitwissenschaft auch vonPsychologie und Psychotherapiezu sein. Die Abwehrfrontgegen den vorherrschendenNeurohype scheint sich zuformieren. Die Geisteswissenschaftlermüssten endlich ausder Defensive herauskommen,ihre „Leisetreterei“ überwindenund dem medialen „Braintainment“etwas entgegensetzen,so fordert es z. B. Gerald Ulrichin seinem Beitrag.Grob lassen sich die Beiträgezwei Kategorien zuordnen. Zumeinen mehr erkenntnistheoretischeund wissenschaftshistorischeAuseinandersetzungenmit der Frage, was in Psychologieund Psychotherapienaturwissenschaftlich – respektiveneurobiologisch in Erfahrunggebracht werden kannund was nicht. Zum anderenmehr anwendungsorientierteBeiträge, die Eigenarten undQualitäten von Psychotherapiebeleuchten, die sich einer naturwissenschaftlichenHerangehensweiseentziehen.Worum geht es in den einzelnenBeiträgen?Der schon zitierte Gerald Ulrichstreitet in zwei Beiträgengegen die Neuropathologisierungvon Psychologie, Medizinund Gesellschaft und redetKlartext, was die hinter diesenPathologisierungskampagnenstehenden Interessen betrifft.Auch die psychologische Forschungbekommt ihr Fett ab,wenn der Psychiater Ulrich diePsychologen fragt, weshalbsie die eigenen experimentellhervorragend abgesichertenBefunde der psychologischenKognitionsforschung, z. B. dergestaltpsychologischen Schuleaus den 20er Jahren, nichtnutzen.Hervorzuheben ist der Beitrag„Was ist Neuropsychotherapie?“des Herausgebers MartinWollschläger, der sich als Psychologemit der „Substratfixierung“der empirisch psychologischenTherapieforschungkritisch auseinandersetzt.Zusammenarbeit und Zusammenschauvon Geistes‐ undNeurowissenschaft sind für ihnnur denkbar unter Anerkennungder Komplementaritätund Perspektivendifferenz beiderAnsätze.Manfred Velden zeichnet dieEtappen des „Neurowahns“wissenschaftshistorisch nachund macht verständlich, wieder geisteswissenschaftlicheAnsatz unter die Räder „harterWissenschaft“ geriet.Vor einer „Verhirnlichung“ derPsychologie warnt Uwe Laucken.Hinter der derzeitigenDominanz physisch naturwissenschaftlicherErklärungsversuchevermutet er eine intellektuelleund politische Krise.Zum einen seien viele Wissenschaftlervon technischen Allerklärungsfantasienbeseelt, zumanderen sieht er dahinter auchviel Aufschneiderei aufgrundnachvollziehbarer Forschungsförderinteressen.Volker Gadenne gibt einenÜberblick über die Rolle vonBewusstsein und Erleben inder Psychologie – ein ausgewogenerund umfassenderGrundkurs über die aktuellenwissenschaftstheoretischen Positionenund Gegenstandsentwürfe.Getragen von der Vision einerEinheit der Wissenschaftensind die Beiträge von WernerStrik und Bettina Walde. Strikkommt als Vertreter der biologischorientierten Psychiatriezu Wort und vertritt mit vielSelbstbewusstsein die These,dass die bildgebendenMethoden Rückschlüsse aufdie Arbeitsweise des Gehirnsselbst bei höchsten psychischenFunktionen erlauben.Eine gemeinsame Sprache vonNeurobiologie, Psychopathologieund Geisteswissenschafthält er für durchaus denkbar.Für Walde hat die Philosophieals Neurophilosophie für dieverschiedenen Beschreibungsebenenund Erklärungsperspektivendes Geistes eine verbindendeFunktion.Wolfgang Leuschner versuchteine psychoanalytische Deutungund sieht das „Brain engeneering“im Zusammenhangmit Allmachtsfantasien, Krankheitund Tod besiegen zu können.Aus verhaltenstherapeutischerSicht denkt Peter Fiedler „ÜberNutzen und Grenzen der Neurobiologiefür die Psychotherapie“nach. Er kommt dabeizu einer erstaunlich selbstkritischenEinschätzung der KognitivenVerhaltenstherapie, dieeine Art Wende der kognitivenWende einläuten könnte. Erplädiert für eine sowohl theoretischeals auch therapiepraktischeAufwertung emotionszentrierterPsychotherapie inder Verhaltenstherapie. Endlich– und wenn die offizielleVerhaltenstherapie sich diesenüberfälligen Schritt auch nurtraut unter Hinweis auf neurobiologischeErkenntnisse –sei´s drum.Thomas Fuchs schlägt auf seineWeise in zwei sehr lesenswertenBeiträgen den Bogenvon der Neurobiologie zur Psychotherapie.Er betont die Bedeutung„phänomenologischerSpurensuche“ für den gelingendentherapeutischen Prozess,d. h. real erlebte prägendeEreignisse müssen aufgespürtund über bloße Einsichtsvermittlunghinausgehend emotionalnacherlebt werden. In162 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Buchrezensionenseinem zweiten Beitrag „Psychotherapieund Neurobiologie:Ein neuer Dialog“ betonter die methodischen Grenzendes neurobiologischen Ansatzes.„Psychotherapeuten sprechenimmer noch mit demPatienten und nicht mit seinenSynapsen“. Er sieht die Gefahreiner „medikalisierten Gesellschaft“– befördert durch einedas Selbstbild durchdringendeGehirnsprache, die die Verantwortlichkeitfür psychischesLeiden, die Psychotherapie denPatienten aus gutem Grundzumutet, nivelliert.Fünf weitere Beiträge führenvom Thema Neurobiologie undPsychotherapie etwas weg, lockerndie Zusammenstellungaber mit ihrer Betonung vonHerz und Schmerz inhaltlichangenehm auf.In einem Gespräch von EkkehardPohlmann mit TheodorWeißenborn geht es um dieHeilkraft von Literatur. Ingo-Wolf-Kittel hebt in seinem Beitrag„Mundwerk – Psychotherapievom Standpunkt desPraktikers“ die Bedeutung derAlltagssprache für den therapeutischenProzess hervor.Martin Bührig beschäftigt sichmit existenzialphilosophischenAspekten der Psychologie.Bruno Müller-Oerlinghausen,Claudia Berg und WolfgangDroll stellen einen körpertherapeutischenAnsatz vor undWolfgang Schulz gibt in seinemkulturvergleichenden Beitrageinen Einblick in die „antik-chinesischeSichtweise von Hirnund Herz“.Was bleibt zusammenfassendzu sagen: Endlich ein Buch,das sich traut, offensiv gegenden neurobiologischen Reduktionismusanzutreten – ohnedabei die Komplexität der Zusammenhängeaus den Augenzu verlieren.Dr. phil. Gerd MöhlenkampPsychologischer PsychotherapeutWarfer Landstraße 5 g28357 BremenGerd.Moehlenkamp@t-online.deKahraman, B. (2008). Die kultursensible Therapiebeziehung:Störungen und Lösungsansätze am Beispiel türkischer Klienten.Gießen: Psychosozial-Verlag. 331 Seiten. 32,90 €.Wolf Ortiz-MüllerAusgangspunkt dieses Buchessind die langjährigen Praxiserfahrungender Autorin in Einrichtungen,die Beratungs‐ undTherapieangebote für Migranten(mit überwiegend türkischenKlientInnen) machen.Dort erlebte sie die strukturellenBarrieren, die MigrantInnenüberwinden müssen, um imBedarfsfall in Beratungseinrichtungenoder bei niedergelassenenPsychotherapeuten ihrenPlatz zu finden und nicht nurauf die wenigen, rasch überfülltenSpezialangebote mitmuttersprachlichen BeraterInnenangewiesen zu sein. Ihreigener Migrationshintergrunderleichterte ihr das Erkundender verschiedenen Kulturenund der expliziten wie implizitenErwartungen, die sich antherapeutische Hilfestellungknüpfen.Psychotherapeutenjournal 2/2009Daraus formulierte Kahramanvielfältige Fragen, die sie zumUntersuchungsgegenstand ihrerDissertation machte: WelcheBedeutung hat die kulturelleDifferenz, über die sovielgestritten wird, in der Therapiebeziehung?Welche Fragenund Ängste, welche Bilder derjeweils eigenen und „fremden“Kultur bringen Patienten wieBehandler in die Begegnungmit ein? Welche Rolle spielensprachliche Verständigungsschwierigkeiten?Was verändertsich für die Ratsuchenden,wenn sie auf deutschsprachigestatt auf muttersprachlicheProfessionelle treffen? Wo sichFragen um Beziehung ranken,müssen beide Seiten gehörtwerden: Konsequenterweisehat die Autorin 12 Klienten undihre Therapeuten befragt.Doch zunächst führt die Autorinauch den nur wenig bewandertenLeser in einemÜberblick in die kulturellenFaktoren in der gegenwärtigenpsychosozialen Versorgung einund belegt anhand zahlreicherErfolgreich mit Paaren arbeiten– Körpersprache und die 7 Nothelfer –25. - 26. September / 6. - 7. November 2009WürzburgEine praxisbezogeneFortbildungsveranstaltung mit KlientenDie Veranstaltung ist von der Bayerischen Landeskammer der PsychologischenPsychotherapeuten mit 40 Fortbildungspunkten anerkannt.IPS – Institut für Partner- und SexualtherapieSterenstraße 17 · 97074 Würzburg 163www.ips-wuerzburg.dewww.gaymann.de


BuchrezensionenQuellen und an Beispielen auseigener Erfahrung die Mangelsituationbei gleichzeitig größeremVersorgungsbedarf. Siebeschreibt die Defizite einesGesundheitssystems, dessenTherapieformen sich traditionellmit einer bildungsnahensprachgewandten Klientel entwickelthaben. Zugangsbarrierenfür Migranten bestehenbereits im strukturellen Mangelmuttersprachlicher Therapeuten,der von den kassenärztlichenVereinigungen ignoriertwird. Die Barrieren setzen sichfort in fehlender kultursensiblerWeiterbildung und reichen bisin das Krankheitsverständnis,aus dem leicht eine kulturellePathologisierung resultierenkann.Anschließend verdeutlicht sieihren eigenen relationalen Begriffder Kultur, indem sie auf dieTücken vorschneller „kultureller“Etikettierungen verweist, diesich in unserem Gesundheitssystemund seinen Akteuren anvielen Stellen finden lassen.KORREKTURABZUGNachdem dieser Rahmen gestecktist, kommen eher diewissenschaftlich interessiertenLeserinnen auf ihre Kosten:Um die Vielfalt und Vielschichtigkeitder Aussagen über denTherapieprozess strukturierenzu können, hat sie für jedesTherapeutIn-KlientIn-Paar derensubjektive Bewertungskategorienauf einer Art Landkarte(für Wissenschaftler: den sog.Repertory Grids) abgebildet.Denn für jede Therapiebeziehungmögen unterschiedlicheVorstellungen über den idealenbzw. einen schlechten Therapeuten,den typisch deutschenTherapeuten, die typisch türkischePatientin (Vice versa), dieidealen bzw. die schwierigenPatientInnen gelten.Diese können dann einemKoordinatensystem mit unterschiedlichenspezifischen Polen(z. B. Selbständigkeit vs.Umsorgtwerden als Lebenszielauf einer Achse und auf einerzweiten Achse Reflexionsbereitschaftbzw. Mangel anReflexionsbereitschaft) zugeordnetwerden. So entstehteine individuelle Landkarte, dieProbleme erfasst und die Zieleüberprüfbar macht.Mit diesen Forschungsinstrumentenausgerüstet hatKahraman die Erfahrungender Klientinnen und der Therapeutinnenevaluiert unduntersucht, wie sich die unterschiedlichenVoraussetzungender drei Gruppen (türkischstämmigeTherapeuten,Therapeuten mit viel und mitwenig interkultureller Therapieerfahrung)auf die Begegnungenausgewirkt haben:Wie wurde der Erstkontakt erlebt,welche Haltungen, Wahrnehmungenund Äußerungender Therapeuten stießen aufwelche Resonanz bei denKlientinnen? Wo entstehenSchwierigkeiten in der gegenseitigenKommunikation undin der Beziehungsgestaltungbei gleichem oder verschiedenemkulturellen Hintergrundder Therapeuten, was habendiese mit der Biografie undder Migrationserfahrung zutun?Die kultursensible Therapiebeziehungbildet sich in den vierEbenen ihres Modells ab: denwechselseitigen Erwartungenan die Therapie, der affektivenBeziehungsebene, der verbalenwie der nonverbalen Kommunikationund der kulturellen Wertungen.Kulturspezifische Unterschiedekönnen in jeder dervier Ebenen erfahren werden.Kahraman schlägt somit eineBrücke von der Wissenschafthin zur Praxis: Als Psychotherapeut– in einer Beratungsstelleoder in eigener Praxis – bekommtman durch die Lektüreeinen erweiterten Zugang zumErleben der Klientenseite. Mankann sich ein Instrumentariumerschließen, um die eigeneTätigkeit hinsichtlich ihrer interkulturellenDimension zureflektieren.Die Ergiebigkeit für die wissenschaftlichinteressierten LeserInnenerscheint mir noch ungleichgrößer: Hier wird ein Forschungsansatzvorgestellt, der von derFragestellung und der Methodikdanach ruft, weiterentwickeltund vertieft zu werden. DemCharakter einer Dissertationentsprechend, fordert das Buchseine Leserinnen, sich auf dieMaterie einzulassen und sie intellektuellzu durchdringen.Statt verallgemeinernde Ratschlägeund Rezepte zu verbreiten,entfaltet Kahramanauf den gut 300 Seiten einPanorama differenzierter Beschreibungen,die auch Platzfür vielleicht unerwartete Ergebnisselassen: Wenn z. B.eine türkische Patientin beieiner deutschen Therapeutinweniger Befürchtungen hegenmag, für ihr „kulturell abweichendes“Verhalten moralischbewertet zu werden. Nichtimmer muss der gleiche kulturelleHintergrund von Vorteilsein, jedoch entscheidend istdie Möglichkeit, individuellwählen zu können. Es bleibt zuwünschen, dass dieses Buchein Beitrag dazu ist, mehr intrawieinterkulturelle Wahlfreiheitzu schaffen und kultursensibleWahrnehmung zu stärken.Wolf Ortiz-Müllerwolf@ortiz-mueller.deProf. Dr. Niels Korte**Marian Lamprecht*Constanze Herr*Absage durch Hochschule oder ZVS?- Klagen Sie einen Studienplatz ein!Mit wenigenZügen am Ziel!Wir haben seit 1998 zahlreiche Mandate im Bereich Hochschulrechterfolgreich betreut. 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Mitteilungen derBundespsychotherapeutenkammerBundespsychotherapeutenkammer14. Deutscher Psychotherapeutentag in BerlinDer 14. Deutsche Psychotherapeutentag(DPT) am 9. Mai 2009 in Berlin diskutiertedie Zukunft der Psychotherapeutenausbildungund gesundheitspolitische Positionenfür die nächste Gesundheitsreform.ForschungsgutachtenProf. Dr. Bernhard Strauß vom UniversitätsklinikumJena gab als Leiter der Forschergruppe1 einen Überblick über die zentralenErgebnisse des Gutachtens 2 .Ausbildungsangebot und -qualitätDie Befragten äußerten im Durchschnitteine mittlere Zufriedenheit mit Qualitätund Angebot der Ausbildungsstätten. Ausbildungsteilnehmerwünschen sich mehrKostentransparenz und niedrigere Kosten.VerfahrensorientierungDie Verfahrensorientierung der Ausbildungwurde von den Befragten vom Umfang herals angemessen eingeschätzt; auch derAnteil störungsspezifischen Wissens sollteso bleiben. Dagegen sollte der Anteil desverfahrensübergreifenden Wissens ebensowie Grundkenntnisse anderer Vertiefungsverfahrennach Meinung der Befragten erhöhtwerden.PraktischeTätigkeitDie Befragten beurteiltendie praktischeTätigkeit relativnegativ. DieGründe sehendie Gutachter darin,dass etwa dieHälfte der Ausbildungsteilnehmerüberhaupt keineVergütung erhältund in vielen Einrichtungenein nur sehr eingeschränktesSpektrum psychischer Störungen und entsprechenderBehandlungen kennengelerntwerden konnte.Neue StudiengängeAls Zugang zur Psychotherapieausbildungempfiehlt das Gutachten den Master alsStudienabschluss. Alle Ausbildungsteilnehmersollten nachweisen können, dassdie Hälfte ihrer Hochschulausbildung allgemein-psychologischeund klinisch-psychologischeInhalte umfasst, wobei ein Teildavon ggf. nach dem Studium im Rahmeneines „Propädeutikums“ nachgeholt werdenkann. Diese Zulassungsbedingungensollten künftig Masterabschlüsse in denStudiengängen Psychologie, Soziale Arbeitund (Heil-)pädagogik und ggf. wenigenweiteren Studiengängen erfüllen können.„Ausbildung nach der Ausbildung“empfohlenDie Befragten sprachen sich mehrheitlichfür die Beibehaltung der postgradualenAusbildung aus. Für eine Direktausbildung„sei die Zeit noch nicht reif“, so Prof. Strauß.Um Weiterentwicklungen zu fördern, solltenintegrierte Modellausbildungsgänge(„Direktausbildung“) ermöglicht werden.„Common trunk“ für PP und KJPDie Gutachter empfehlen, die Differenzierungvon Kinder- und Jugendlichenpsychotherapieund der Behandlung von Erwachsenenbeizubehalten, allerdings das fürbeide Bereiche relevante Basiswissen ineinem „common trunk“ zu vermitteln. AufPiA-BundeskonferenzAm 29.04.2009 fand in Berlin diezweite Bundeskonferenz der Psychotherapeutenin Ausbildung (PiA) statt.Sie befasste sich im Schwerpunkt mitder Zukunft der Psychotherapieausbildung,insbesondere mit einer besserenFinanzierung der praktischen Tätigkeitsowie der Struktur der Ausbildung. Dabeisprachen sich die PiA generell füreinen Master als Zugangsvoraussetzungaus. Die Bundeskonferenz wählte JürgenTripp aus Nordrhein-Westfalen zumSprecher und Christiane Götze aus Bayernzu seiner Stellvertreterin.1 Weitere Mitglieder der Forschergruppe: Prof.Dr. Sven Barnow (Universität Heidelberg),Prof. Dr. Elmar Brähler (UniversitätsklinikumLeipzig), Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert (UniversitätsklinikumUlm), Dr. Steffen Fliegel(Gesellschaft für Klinische Psychologie undBeratung Münster), Prof. Dr. Harald J. Freyberger(Universität Greifswald/Hanse-KlinikumStralsund), Prof. Dr. Lutz Goldbeck (UniversitätsklinikumUlm), Prof. Dr. MarianneLeuzinger-Bohleber (Sigmund Freud InstitutFrankfurt/Universität Kassel), Prof. Dr. UlrikeWillutzki (Universität Bochum)2 Das Gutachten ist als Download auf www.bptk.de erhältlich.Psychotherapeutenjournal 2/2009165


BundespsychotherapeutenkammerMitteilungen der Bundespsychotherapeutenkammerdiese Weise – so Strauß – könnten künftigPsychotherapeuten mit „Schwerpunkt Erwachsene“oder „Schwerpunkt Kinder undJugendliche“ gleichberechtigt ausgebildetwerden bzw. eine Doppelapprobation erwerben.KompetenzenDie Gutachtergruppe empfiehlt als Ergebnisintensiver Diskussionen eine begrenzteErweiterung des Kompetenzprofils.Eine entsprechende Qualifizierungvorausgesetzt, sollten Psychotherapeutenin Zukunft die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen,psychotherapierelevante Heil- undHilfsmittel verschreiben und Patienten zu(Fach-)ärzten überweisen sowie zur stationärenHeilbehandlung (in psychiatrischenund psychosomatischen Kliniken) einweisenkönnen. Allerdings sollen sie auch zukünftignicht berechtigt sein, Psychopharmakazu verordnen bzw. abzusetzen oderZwangseinweisungen zu veranlassen.Verleihung des Diotima-EhrenpreisesZum ersten Mal hat die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) am 8. Mai 2009 inBerlin den Diotima-Ehrenpreis der deutschen Psychotherapeutenschaft verliehen. Mitder Diotima möchte die BPtK auch in Zukunft jährlich Personen ehren, die sich besondersum die Versorgung psychisch kranker Menschen verdient gemacht haben oder sichdurch ein besonderes berufspolitisches oder wissenschaftliches Engagement auszeichnen.Dieses Jahr ging der Preis an Detlev Kommer † , Annelies Arp-Trojan, Hans-JoachimSchwarz und Prof. Dr. Hans-Volker Werthmann. Die Preisverleihung fand im festlichenRahmen mit musikalischer Begleitung durch das Adumá-Saxophonquartett statt.Die Begrüßungsrede und die Laudatio hielt BPtK-Präsident Prof. Dr. Rainer Richter. DieBerliner Gesundheitssenatorin, Frau Katrin Lompscher, richtete ein Grußwort an dieTeilnehmer. Dr. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheitstellte fest, mit den neuen akademischen Heilberufen habe man Neulandbetreten. Die beiden Berufe des Psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten seien in der vertragsärztlichen Versorgungverankert und ein Rechtsanspruch auf Versorgung mit deren Leistungen geschaffenworden. Dies habe sich bewährt (ausführlich: www.bptk.de).Verkürzung der AusbildungDas Gutachten – so Strauß – empfehle eineVerkürzung der Ausbildung von 4.200auf 3.400 Stunden. Dies könne durch Kürzungder praktischen Tätigkeit auf insgesamt1.200 Stunden sowie eine deutlicheReduzierung der „Freien Spitze“ erreichtwerden. Parallel sollten – entsprechendder Voten der Ausbildungsteilnehmer – dieAnteile der Einzelsupervision, der Selbsterfahrungund der praktischen Ausbildungetwas erhöht werden.Positionierung der ProfessionBPtK-Präsident Prof. Dr. Rainer Richter hobeingangs der Debatte hervor, dass mitdem Gutachten nunmehr eine empirischeGrundlage für Änderungen des Psychotherapeutengesetzesvorliege. Es sei nun Aufgabeder Profession, den Änderungsbedarfzu bewerten und politische Schlussfolgerungendaraus zu ziehen.Richter stellte noch einmal heraus, dasssich die psychotherapeutische Versorgungslandschaftangesichts einer gravierendenUnterversorgung, einer sich änderndenAufgabenverteilung zwischen denGesundheitsberufen und einem stärkerenFokus auf leitlinienbasierte, multiprofessionelleKooperationen in neuen Organisati‐Detlev Annelies Hans-Joachim Prof. Hans-VolkerKommer † Arp-Trojan Schwarz Werthmannonsstrukturen verändern werde. Die dafürnotwendigen Kompetenzprofile müsstenin der Ausbildung zumindest teilweise erworbenwerden.BPtK-Vorstandsmitglied Andrea Mrazekforderte, immer im Blick zu haben, umwessen Qualifikation und Qualifizierung esgehe. In Abhängigkeit davon, ob man vonAusbildungsteilnehmern, frisch approbiertenoder lange etablierten Psychotherapeutenspreche, werde man die Konsequenzenvon Weiterentwicklungen der Versorgungfür die Kompetenzen von Psychotherapeutensehr unterschiedlich beurteilen. Mrazekappellierte daher an den 14. DPT, in der Debatteum die Zukunft der Ausbildung auchtatsächlich die jungen Kollegen im Auge zuhaben. Flexibilisieren der Versorgung, könnedem Nachwuchs durchaus Chancen eröffnenund sollte unter diesem Gesichtspunktweiter diskutiert werden.Delegierte verwiesen darauf, dass dieAusbildungs- und Prüfungsverordnungenbereits heute Spielräume in diesem Sinneließen und einige Ausbildungsinstitute dieseMöglichkeiten auch nutzten. Allerdingskomme dies in der Praxis viel zu seltenvor und werde noch keinesfalls regelhaftgenutzt. Lösungen sahen Delegierte insbesonderedarin, Inhalte und Dauer derpraktischen Tätigkeit zu überdenken unddurch angemessene Vorgaben die psychotherapeutischeVersorgung in diesem Ausbildungsabschnittbesser abzubilden.BPtK-Vizepräsidentin Monika Konitzer undBPtK-Vorstandsmitglied Peter Lehndorferskizzierten gemeinsam die Diskussion umein oder zwei Heilberufe und leiteten darausein Zukunftsmodell ab. Übereinstimmendstellten sie fest, dass PP und KJPmit unterschiedlicher SchwerpunktsetzungKinder, Jugendliche und Erwachsene versorgenund dafür spezifische Kompetenzenbräuchten. Sie schlugen daher vor,in Zukunft, ausgehend von einer breitengemeinsamen Wissensbasis, die jeweilsspezifischen Kompetenzen zu vermitteln.166 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Wenn für beide Berufe die notwendigenwissenschaftlichen und klinischen Kenntnissein qualifizierenden Studiengängenvermittelt würden, könnten sowohl Absolventenpsychologischer als auch pädagogischerStudiengänge Zugang zu diesenAusbildungen haben.In der Versorgung werde es dann Psychotherapeutengeben, die ihre Kompetenzenspeziell in die Behandlung von Kindernund Jugendlichen einbringen, und Psychotherapeuten,die sich auf die Versorgungvon Erwachsenen konzentrieren. Psychotherapeutenmit Spezialisierung für KinderundJugendliche könnten sich für die BehandlungErwachsener weiterqualifizierenund umgekehrt.Fortbildungspflicht imKrankenhausDer Gemeinsame Bundesausschuss(G-BA) hat neue bundeseinheitlicheRegeln für die Fortbildung von Psychotherapeutenin Krankenhäusern beschlossen,die zum 29. April 2009 inKraft getreten sind. Innerhalb von fünfJahren müssen im Krankenhaus tätigePsychotherapeuten mindestens 250Fortbildungspunkte sammeln. Davonmüssen mindestens 150 Punkte demErhalt und der Weiterentwicklung derpsychotherapeutischen Kompetenzdienen. Der erste Fünfjahreszeitraumreicht vom 1. Januar 2009 bis zum 31.Dezember 2013.Davon sind Psychotherapeuten ausgenommen,die gleichzeitig als Vertragspsychotherapeutinnenoder -psychotherapeutenermächtigt sind oder imAngestelltenverhältnis an der vertragspsychotherapeutischenVersorgungteilnehmen und deshalb bereits derFortbildungspflicht gemäß § 95d SGB Vunterliegen.BPtK-Vizepräsident Dr. Dietrich Munz erinnertean die Antwort der Bundesregierungauf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke(BT-Drs. 16/12401): Darin werde festgestellt,dass weder das Psychologiestudiumnoch die pädagogischen Studiengänge einedem Medizinstudium vergleichbare Qualifikationzur Diagnose und Therapie psychischerKrankheiten vermittelten. Daher sei esPsychotherapeutenjournal 2/2009nicht angemessen und auch rechtlich nichtzulässig, wenn Psychotherapeuten in Ausbildung(PiA) im Rahmen der praktischenTätigkeit unter Supervision eigenständig Behandlungendurchführen. Vielmehr dienedie praktische Tätigkeit während der Ausbildungin erster Linie dem Kennenlernen derKrankheitsbilder, die einer psychotherapeutischenBehandlung nicht zugänglich seien.Das BMG ignoriere damit – so Munz – denStand der Wissenschaft. Psychotherapiesei bei den meisten psychischen Erkrankungenallein oder in Kombination mitPsychopharmaka das Mittel der Wahl. Eskönne kurzfristig also nur darum gehen,in diesem Sinne in der praktischen TätigkeitErfahrung im Umgang mit Patientenzu erwerben. Dafür müssten dann – soMunz – während des qualifizierenden Studiumsausreichende Grundkenntnisseund Grundkompetenz zur Diagnostik undBehandlung psychischer Erkrankungenerworben werden können. Diese Kompetenzenmüssten formal abgeprüft undattestiert werden, sodass die rechtlichenVoraussetzungen für eine eigenständigepsychotherapeutische Tätigkeit unter Anleitungund Supervision erfüllt seien. Dieanderen approbierten Heilberufe hättenhier unterschiedliche Lösungen gefunden.Beispielsweise hätten Mediziner vor derAusbildungsreform am Ende ihres Studiumszunächst eine befristete Berufsausübungsgenehmigungund erst nach demdamaligen (auch vergüteten) „Arzt imPraktikum“ eine Approbation erhalten.Prof. Dr. Bernhard StraußMitteilungen der BundespsychotherapeutenkammerPeter Lehndorfer, Monika KonitzerOhne Frage wäre für Psychotherapeutendiese befristete Berufsausübungsgenehmigungnicht mit den gleichen Kompetenzenverbunden wie die derzeitige Approbationvon PP und KJP. Voraussetzung für eine eigenverantwortlichepsychotherapeutischeTätigkeit müsse daher auch künftig einezweite Qualifizierungsphase sein. In dieserwürden dann die Kenntnisse und Behandlungsfertigkeitenim Psychotherapieverfahrenin vertiefter Theorieausbildung, Selbsterfahrungund Anwendung des Verfahrensunter Supervision erlernt. Erst der erfolgreicheAbschluss dieser zweiten Qualifizierungsphaseermögliche die eigenverantwortlicheAusübung von Psychotherapie,z. B. im Rahmen der vertragsärztlichenVersorgung oder in einer Leitungsfunktionim Krankenhaus.Bericht des VorstandsUnter- und FehlversorgungMindestens fünf Millionen Menschen littenin Deutschland jährlich an einer schwerenpsychischen Krankheit und seien dringendpsychotherapeutisch behandlungsbedürftig,berichtete BPtK-Präsident Richter inseiner Grundsatzrede zur Gesundheitspolitikder 17. Legislaturperiode. Dazu gehörtenca. 700.000 Kinder unter 18 Jahren,ca. 2,9 Millionen psychisch kranke Erwachsenezwischen 18 und 65 Jahren und etwa1,5 Millionen Menschen über 65 Jahren.Psychotherapie alleine oder in Kombinationmit Pharmakotherapie sei unterEvidenzgesichtspunkten in den meisten167Bundespsychotherapeutenkammer


BundespsychotherapeutenkammerMitteilungen der BundespsychotherapeutenkammerRound-Table: Pauschalen in der PsychiatrieIn der Schweiz wird bereits seit Herbst 2005 an einem leistungsbezogenen Entgeltsystem für die Psychiatrie gearbeitet. Die BPtKhatte deshalb am 27. April 2009 Experten zu einem Round-Table-Gespräch nach Berlin eingeladen. Fazit des Austauschs war: DiePsych-PV hat sich in der Schweiz als Basis eines pauschalierten Entgeltsystems bewährt. Die Soll-Minuten für die einzelnen Berufsgruppenweichen von den erhobenen Ist-Minuten in der Schweiz beträchtlich ab. In der Intensivbehandlung werden für Psychotherapeutennun genauso viele Minuten veranschlagt wie für Ärzte. Das neue Entgeltsystem soll vor allem die Finanzierung der Versorgungpsychisch kranker Menschen sicherstellen. Es sollte darüber hinaus aber so anpassungsfähig gestaltet werden, dass eine stärkerambulante und psychotherapeutische Ausrichtung der Krankenhausversorgung nicht behindert wird (ausführlich: www.bptk.de).Fällen das Mittel der Wahl. Diesem psychotherapeutischenBehandlungsbedarfstünden in Deutschland jedoch höchstens1,5 Millionen psychotherapeutische Behandlungsplätzeim ambulanten und stationärenBereich gegenüber. Konsequenzendieses Missverhältnisses zwischenVersorgungsbedarf und -angebot seienlange Wartezeiten bei niedergelassenenPsychotherapeuten, zu wenig Psychotherapiein der stationären Versorgung undgenerell eine besorgniserregend hohe Verordnungsratevon Psychopharmaka. „Ärztedrohen mit Wartelisten für somatischkranke Patienten. Wartelisten für psychischkranke Menschen sind längst Versorgungsalltag“,hielt Richter fest.Honorarreform 2009Richter hob hervor, dass die Honorarreform2009 einen Beitrag zur Verbesserungder Versorgungsqualität leiste. Die Sicherungeiner festen Vergütung pro Zeiteinheitinnerhalb gegebener Kontingente erlaubeeine stärkere Versorgungsorientierung,Prof. Dr. Rainer Richter, Dr. Dietrich Munzdenn Psychotherapeuten erhielten seit1. Januar 2009 endlich ein festes Honorar,z. B. auch dann, wenn sie sich ein Bild vomBehandlungsbedarf der Patienten auf ihrenWartelisten machen wollten. Der Einbezugder Richtlinienpsychotherapie und weitererGesprächsleistungen in die Regelungender Kapazitätsgrenzen sei ein der Sacheangemessener Beschluss des ErweitertenBewertungsausschusses (EBA).Resolution: Versorgung sichernDer 14. DPT appellierte an die gemeinsameSelbstverwaltung von KassenärztlichenVereinigungen und Krankenkassen, diesennicht infrage zu stellen und psychotherapeutischeLeistungen keinen weiterenMengenbegrenzungen zu unterwerfen.Die massive Unterversorgung psychischkranker Menschen verbiete ein solchesVorgehen (Resolutionstext: www.bptk.de).VersorgungsforschungRichter prognostizierte, dass die massiveUnterversorgung psychisch kranker Menschendie Frage nach der Verteilung derbegrenzten Behandlungskapazitäten derPsychotherapeuten verstärkt aufwerfenwerde. Die Profession dürfe nicht aufhören,auf diesen Missstand hinzuweisenund eine Ausweitung der Behandlungskapazitätenfür psychisch kranke Menscheneinzufordern. Gleichwohl werde die Frageder Priorisierung von Gesundheitsleistungenauch auf die psychotherapeutischeVersorgung zukommen. Die Professionmüsse und wolle Antworten darauf finden,wie der Zugang zur Psychotherapie besserzu steuern sei und unabhängig von Alter,Geschlecht und sozialer Schicht gesichertwerden könne. Zu entscheiden sei, welchenBeitrag eine bessere hausärztlicheVersorgung leisten und wie der Direktzugangzur Psychotherapie dennoch erhaltenbleiben könne. Zu klären sei, wer wieviel Psychotherapie erhalten solle und wieein besser gestuftes Behandlungsangebotaussehen könne, das von Angebotenzur Selbsthilfe und -management, einerqualitätsgesicherten psychosomatischenAndrea Mrazek168 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Grundversorgung, flexibel den Patientenbedürfnissenangepasster Einzel- undGruppentherapie bis hin zur Versorgungschwer psychisch kranker Menschen durchmultiprofessionelle Teams reiche.Richter unterstrich, dass Antworten aufdiese Fragen mehr Daten aus dem Versorgungsalltagerforderten. Er gab deshalb zubedenken, dass eine solche Versorgungsforschungauch die Routinedaten derKrankenhäuser, Kassenärztlichen Vereinigungenund Krankenkassen benötige. DieMorbidität der Versicherten werde auf derBasis ambulanter und stationärer Diagnosenbeurteilt. Das Ausmaß von Unter- undFehlversorgung müsse ausreichend dokumentiertwerden. Er wisse, dass die Professionin der Vergangenheit sehr zurückhaltendmit diesem Thema umgegangen sei.Er sehe die Probleme der Stigmatisierung,des Datenschutzes und vor allem der fachlichbegrenzten Aussagekraft der ICD-10-Diagnosen. Die Psychotherapeutenschaftsolle nach Verbesserungsmöglichkeitenbei der Kodierqualität suchen.Mitteilungen der BundespsychotherapeutenkammerResolution: MindestquoteDer 14. DPT verabschiedete abschließendeine Resolution zur kurzfristigen Umsetzungder Mindestquote für Kinder- undJugendlichenpsychotherapie durch denG-BA. Es sei nicht weiter hinnehmbar,dass die vom Gesetzgeber angestrebtekurzfristige Verbesserung der Versorgungpsychisch kranker Kinder und Jugendlicheran einem verzögerten Verfahren imG-BA scheitere (Resolutionstext: www.bptk.de).BundespsychotherapeutenkammerSymposium: Psychotherapie im AlterDepressive Störungen gehören neben dementiellenErkrankungen zu den häufigstenpsychischen Störungen im Alter. Fast jederzehnte Erwachsene über 60 Jahren leidetunter einer Depression. Von 100 älterenMenschen mit einer Depression, erhält nichteinmal ein Patient eine Psychotherapie. Hingegennimmt jeder vierte Erwachsene über70 Jahren ein Psychopharmakon. Das Symposium„Psychotherapie im Alter“ der BPtK,das am 8. Mai 2009 in Berlin stattfand, beschäftigtesich deshalb damit, wie eine bedarfsgerechteVersorgung psychisch krankerälterer Menschen gestaltet werden kann.Versorgungsbedarf steigtProf. Dr. Adelheid Kuhlmey von der Charitéin Berlin stellte fest, dass mit der steigendenLebenserwartung auch die psychiatrischeGesamtmorbidität zunehme. Neben Depressionenhätten demenzielle Erkrankungenhieran den größten Anteil. VerlässlicheDaten zur psychotherapeutischen Versorgungälterer Menschen existierten derzeitnicht. In der ambulanten psychotherapeutischenVersorgung liege der Anteil von Patientenüber 60 Jahren vermutlich zwischen0,2 und 0,9 Prozent. Daraus sei nicht unbedingtauf eine psychotherapeutische Unterversorgungalter Menschen zu schließen.Die ältere Generation habe häufig noch einbiologisches Krankheitskonzept und nehmePsychotherapie kaum in Anspruch.Die größten Versorgungslücken bestünden,so Kuhlmey, im psychiatrisch-geriatrischenBereich. Es mangele an einer Umsetzungguter therapeutischer Konzepte in denPflegeheimen, aber auch an ambulantenAngeboten, die die Heimunterbringungvon Demenzkranken hinauszögern könne.Psychotherapeuten sollten ihr Leistungsspektrumerweitern und z. B. auch Angebotefür Angehörige Demenzkranker machenoder Schulungen und Supervision fürin Heimen arbeitende Pflegekräfte.Psychotherapeutische PraxisProf. Dr. Dr. Andreas Maercker von der UniversitätZürich stellte zunächst die Theorienzur Lebensspanne dar, die das Alter untereiner Gewinn-Verlust-Perspektive betrachten.Zu den alterstypischen Verlusten gehörtenkognitive Funktionseinbußen, Alterserkrankungen,Pensionierung und der Todnahestehender Personen. Ihnen stündeninsbesondere reifere Bewältigungs- undLebenserfahrungen gegenüber. Diese typischenBewältigungsstile könnten in der Psychotherapiemit Älteren genutzt werden.Ältere Patienten seien allgemein auch keine„schwierigeren“ Patienten. Nach seinenUntersuchungen seien sie zu Beginn einerPsychotherapie sogar weniger psychischbelastet als jüngere Patienten. In der Regelseien Ältere im Therapieprozess zudem lösungsfokussierter,was häufig schon nachfünf bis sieben Sitzungen deutliche Verbesserungenermögliche.DiskussionIn der Podiumsdiskussion forderte BPtK-Präsident Prof. Dr. Rainer Richter eine größereBereitschaft insbesondere jüngererPsychotherapeuten, mit älteren Menschenzu arbeiten. Dies sei sehr lohnend, ergänzteDr. Johannes Kipp, Direktor der Klinik fürPsychosomatische Medizin und Psychotherapiein Kassel. Dafür seien spezifischeFortbildungen und die Verankerung von Alterspsychotherapiein der Ausbildung wichtigeerste Schritte. Johannes Klüsener vonder Techniker Krankenkasse erklärte, dassder spezielle Versorgungsbedarf von älterenPatienten mit psychischen Störungenvon den Kassen nur erkannt und in spezifischeVersorgungsangebote umgesetztwerden könne, wenn die entsprechendenDiagnosen auch dokumentiert würden.Die rund 800.000 Pflegekräfte könntenhelfen, die Lücke zwischen Bedarf undVersorgung zu schließen, stellte Prof. Dr.Stefan Görres von der Universität Bremenfest. Psychotherapeuten sollten sich beider Versorgung psychisch kranker ältererMenschen verstärkt als Supervisorenbegreifen und Versorgungskonzepte erarbeiten,in denen Pflegekräfte durchausals Co-Therapeuten und Multiplikatoreneingesetzt würden (ausführlich: www.bptk.de).GeschäftsstelleKlosterstraße 6410179 BerlinTel. 030 / 278785-0Fax. 030 / 278785-44info@bptk.dewww.bptk.dePsychotherapeutenjournal 2/2009169


Baden-WürttembergMitteilungen der LandespsychotherapeutenkammerBaden-WürttembergLiebe Kolleginnen und Kollegen,der Amoklauf in Winnenden ist zwischenzeitlichhinter zahllosen neuen Ereignissenetwas in Vergessenheit geraten. Fürunmittelbar und mittelbar Betroffenewar dies eine psychische Extrembelastung,auch die dort rasch und gezieltarbeitenden Einsatzkräfte der Polizei undHilfsorganisationen waren starker psychischerBelastung ausgesetzt. Die Kammerhat auf die Situation sofort reagiert undden entsprechenden Stellen Listen vonPsychotherapeuten zur Verfügung gestelltund die Kolleginnen und Kollegengebeten, Behandlungsmöglichkeiten zurVerfügung zu stellen. Für die Resonanzund Hilfsbereitschaft der Kolleginnenund Kollegen wollen wir an dieser Stelleausdrücklich danken. Für uns ist diesesEreignis Aufforderung, die mit demInnenministerium geführten Gesprächezur Integration der psychotherapeutischenFachkompetenz in die schon jetztgut ausgebaute Notfallversorgung zu intensivierenund zu beschleunigen. Wiralle können nur hoffen, dass ähnlicheEreignisse möglichst selten vorkommen,zu verhindern sind sie nicht. Wir müssenuns jedoch darauf vorbereiten, fachlichund organisatorisch.In diesem Jahr wird die zweite Wahlperiodeder Vertreterversammlung (VV) unddes Vorstands sowie der anderen Kammergremienzu Ende gehen. In der Zeitdes Bestehens der Kammer können wirauf zahlreiche erfolgreich abgeschlosseneAufgaben zurückblicken. Die vorletzte VVdieser Wahlperiode im März beschäftigtesich weniger mit Rückblick oder Bestandsaufnahme,sondern erarbeitete Perspektivenfür die nächsten Jahre der Kammer.Hierbei war die Frage der Finanzierungmöglicher und notwendiger Projekte unddie durch Gesetze vorgegebenen Aufgabenein wiederholt auftauchender Diskussionspunkt.Der Geschäftsführer der Kammer,Herr Gerlach, verdeutlichte dies auchin seinem Bericht des Geschäftsführersund teilte der VV mit, die Kammer EndeSeptember zu verlassen, da Vorstand undKammergremien seine Forderung nachnotwendiger Personalstellenerweiterungnicht unterstützten. Wir danken Herrn Gerlachfür seine Arbeit für die Kammer, derenAufbau er seit Beginn mit großem Engagementunterstützt hat. Eine ausführlicheWürdigung wird noch an anderer Stelleerfolgen.Wir würden uns freuen, wenn sich zu denanstehenden Wahlen neben den schonerfahrenen und engagierten Kolleginnenund Kollegen auch jüngere Kolleginnenund Kollegen bereit erklären würden, dieKammer durch Mitarbeit in den Gremienaktiv mitzugestalten und für die VV zukandidieren. Nur durch Mitarbeit möglichstvieler Mitglieder aus verschiedenenBereichen der Psychotherapie kann dieKammerpolitik ausgewogen und die verschiedenenInteressen integrierend gestaltetwerden.Für den kommenden Sommer und dieUrlaubszeit wünschen wir Ihnen schöneund erholsame Tage.Ihr KammervorstandDietrich Munz, Martin Klett,Kristiane Göpel, Birgitt Lackus-Reitter,Heinz-Jürgen PitzingVertreterversammlung (VV) der LPK am 20./21.03.2009Am ersten Sitzungstag beschäftigte sichdie VV mit dem Thema: „Gesetzliche Aufgaben,Standort und Visionen der Kammer“.Zunächst stellte KammerpräsidentDietrich Munz die im Heilberufekammergesetzfestgelegten Aufgaben der Heilberufekammernund die hierauf bezogenenAktivitäten der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>vor. Anschließend erarbeiteten die Mitgliederder VV in fünf Arbeitsgruppen Perspektivenfür die weitere Kammerarbeit. Dabeiwurde deutlich, dass die Kammerarbeitsich auch in einer guten Öffentlichkeitsarbeitzeigen sollte, sowohl gegenüberden Patienten als auch gegenüber derFachöffentlichkeit und der Politik. Bei derBegrenztheit der finanziellen Mittel wurdeeine bessere Vernetzung mit andern Kammernund den Verbänden vorgeschlagen.Klar wurde aber auch, dass dennoch eineprofessionelle Öffentlichkeitsarbeit Kostenverursacht, die höher liegen als der bestehendeAnsatz.Für einen besseren Service gegenüber denMitgliedern wurde der weitere Ausbau derHomepage mit Fachportalen vorgeschlagenals auch eine verstärkte juristische,aber auch betriebswirtschaftliche Beratungder Mitglieder gefordert. Die Fortbildungsangebotesollten ausgebaut werden. Auchhier zeigte sich die Diskrepanz zwischenden gewünschten Leistungen der Kammerund der Bereitschaft, dafür zusätzlicheMittel zur Verfügung zu stellen. Eineerhöhte direkte Beteiligung der Mitglieder,wie bei der Mitgliederbefragung zur Beitragsordnung,wurde ebenfalls für sinnvollerachtet. Klare Ansprechpartner für Mitgliederanfragensollten benannt und auf derHomepage mit Sprechzeiten veröffentlichtwerden.170 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Baden-WürttembergBei den Kammerausschüssen wurde eineklarere Aufgabenbeschreibung sowie einebessere Vernetzung untereinander undmit dem Vorstand gefordert. Die Arbeit derAusschüsse sollte außerdem besser nachaußen vermittelt werden.Bei der Frage nach einem Leitbild für dieKammer zeigten sich unterschiedliche Positionenzu deren gegenwärtigem Image.Neben einer vermuteten Überbürokratisierungund Überkontrolle wurden ebensopositive Aspekte benannt, wie die Interessensvertretungund die Stärkung derpsychotherapeutischen Identität durch dieKammer. Ein Leitbild sollte insbesondereeine Orientierungsfunktion für die Kammermitgliederund die -mitarbeiter haben,aber auch für die Patienten.Die Aufgabe und Funktion der Kammergeschäftsstellewurde ebenfalls in einerArbeitsgruppe beleuchtet. Dabei wurdedeutlich, dass die Geschäftsstelle grundsätzlichdie Mitglieder und deren Beiträgeim Sinne der satzungsmäßigen Aufgabender Kammer verwaltet. Insbesondere dientsie als Ansprechpartner der Mitglieder,der interessierten Öffentlichkeit, der Politikund der Aufsichtsbehörde. Sie setztBeschlüsse der VV und des Vorstandesum und dient den Ausschüssen und demVorstand als Ansprechpartner für fachlich/sachliche Fragen. Kritisch hinterfragt wurde,ob die Geschäftsstelle möglicherweiseein Eigenleben entwickeln könnte, imSinne einer Aufblähung der Verwaltung.Dagegen wurde bemerkt, dass diese mitgesetzlich vorgegeben Aufgaben konfrontiertsei, was einen entsprechenden Personaleinsatzerforderlich mache. Die Arbeitder Geschäftsstelle sollte besser vermitteltwerden, sowohl gegenüber der Vertretversammlungals auch der Öffentlichkeit.Am zweiten Tag der VV wurde, nach demBericht des Vorstands über seine Aktivitätenin den letzten Monaten, ausführlich über dieEntwicklung der Honorierung niedergelassenerPsychotherapeuten und Ärzte in der kassenärztlichenVersorgung diskutiert. In diesemZusammenhang wurden auch andereVersorgungsstrukturen außerhalb des KV-Systemsbesprochen. Da es bei diesen Fragenum die Zukunft des Berufsstandes der Psychotherapeutengeht, wurde der Kammervorstandgebeten, die Aktivitäten der in denGremien der KV aktiven Psychotherapeutenbesser mit denen der Kammer zu vernetzen.Zusätzlich sollten gemeinsame Strategiender Kammer und der Verbände zur Entwicklungder Zukunft der psychotherapeutischenVersorgung gebildet werden. Präsident Munzberichtete des Weiteren, dass die von derehemaligen Geschäftstellenmitarbeiterinveruntreuten Gelder inzwischen komplett andie Kammer zurückgeführt wurden.Erstmals stellte auch Geschäftsführer HartmutGerlach einen Geschäftsbericht vor.Er setzte sich darin mit den Aufgaben derKammer auseinander und machte deutlich,dass die Forderung nach Wirtschaftlichkeitdes Verwaltungshandelns ein eindeutig gesetzlichvorgegebenes Verwaltungsziel sei,das allerdings in einem ständigen Spannungsfeldzum Verfassungsziel der Rechtmäßigkeitdes Verwaltungsvollzugs stehe.Im Falle eines Zielkonflikts habe die RechtmäßigkeitVorrang. Um diese Rechtmäßigkeitder Verwaltung sicherzustellen, bedürfees des notwendigen, erforderlichen Personals.Die Träger öffentlicher Aufgaben seienverpflichtet, das zur Gewährleistung ihrer Erfüllungnotwendige Personal bereit zu stellen.Hier äußerte der Geschäftsführer seinegroße Sorge, dass das vorhandene Personalnicht ausreiche, um die anfallenden Arbeitenzu erledigen. Diese Aufgaben seiengrößtenteils gesetzlich vorgegeben, so z. B.die Fortbildungspflicht. Hier und auch in derAbteilung Rechnungswesen seien seinerMeinung nach die personellen Ressourcennicht ausreichend, der Haushaltsplan seidiesbezüglich zu knapp bemessen. DerGeschäftsführer gab in diesem Zusammenhangder VV bekannt, dass er die Kammerzum 30.09.09 verlassen werde, da er seineVorstellungen von zusätzlichem Personal,was seiner Meinung nach dringend zur Erfüllungder anfallenden Kammeraufgabennotwendig wäre, nicht durchsetzen könne.In einem weiteren Tagesordnungspunktwurde in der Berufsordnung der Umgangmit Jugendlichen ab dem 15. Lebensjahrpräziser gefasst.Kristiane Göpel berichtete der VV ausführlichaus der Kommission zum Beschwerdemanagementder Kammer. Sie stellte denVerlauf des Workshops im Dezember vor(siehe anschließenden Artikel) und referierteerste Überlegungen, wie eine diesbezüglicheStelle bei der Kammer verortet werdenkönnte. Eine Kommission der Kammermit Kristiane Göpel, RA Dagmar Löffler, RAHartmut Gerlach und Prof. Reiner Bastinearbeiten an der weiteren Ausgestaltung einerStelle für das Beschwerdemanagement.Als Arbeitstitel dafür wurde der Begriff „Ombudsstelle“gewählt. Auf Wunsch der Vertretversammlungwurde der Vorsitzendedes Berufsordnungsausschusses, FriedrichGocht, ebenfalls in die Kommission berufen.Darüber hinaus wurden die Mitglieder derVV des Versorgungswerks gewählt. In dieserwird die LPK BW mit fünf Mitgliederngleichberechtigt neben der PTK <strong>NRW</strong> vertretensein. Weitere Informationen hierzufinden Sie unten.Baden-WürttembergKammerwahl Oktober/November 2009Hinsichtlich der im Oktober/November2009 anstehenden Wahl zur 3. Vertreterversammlungder LPK Baden-Württembergwurden bereits die Vorbereitungenin die Wege geleitet. Die Wahlen werdennach der Wahlordnung (siehe www.lpk-bw.de unter Kammer/Satzungen u. a.oder Psychotherapeutenjournal, Heft 2,2008, S. 153, Einhefter S. 8) als BriefwahlPsychotherapeutenjournal 2/2009durchgeführt. Wahlberechtigt und wählbarist jedes Mitglied, das im Wählerverzeichniseingetragen ist und das nicht auf seinaktives und passives Wahlrecht verzichtethat oder dessen Wahlrecht und Wählbarkeitnicht nach den Bestimmungen desHeilberufe-Kammergesetzes (HBKG) verlorengegangen sind (§ 14 HBKG, §§ 8, 9der Wahlordnung). Als Wahlleiter wurdenRA Dr. Steck, als dessen Stellvertreter RADr. Vogel, beide Stuttgart, benannt.Die Wahl wird vom 15. Oktober 2009 –16. November 2009 stattfinden.Gewählt wird getrennt nach den Wahlgruppender Psychologischen Psychotherapeuten,der Kinder- und Jugendlichenpsycho‐171


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Baden-Württembergtherapeuten und der freiwilligen Mitgliederder Psychotherapeuten in der praktischenAusbildung (PiA).Voraussetzung, um als Vertreter gewähltwerden zu können, ist die Erstellung einesWahlvorschlags, der von mindestens zehnKammermitgliedern durch die Abgabe einerentsprechenden schriftlichen Erklärungunterstützt sein muss. Zusätzlich müssen jeweilsErklärungen der Kandidaten vorliegen,dass sie zu einer Kandidatur bereit seien(§ 12 Wahlordnung). Die Wahlvorschlägesind bis zum 15. September 2009 einzureichen.Danach müssen die Wahlvorschlägevom Wahlleiter auf Übereinstimmungmit dem Wählerverzeichnis geprüft werden;er entscheidet dann über die Zulassung zurWahl (§ 13 Abs. 2 Wahlordnung) innerhalbeiner Woche. Das Wählerverzeichnis wirdin der Kammergeschäftsstelle mindestenszehn Tage lang zur Einsicht ausliegen undkann bis zum letzten Tag vor Ablauf derWahlfrist vom Wahlausschuss ggf. berichtigtoder ergänzt werden. Der Versand derStimmzettel wird spätestens einen Monatvor Ende der Wahlfrist erfolgen (spätestensbis 15. Oktober 2009). Jeder Wählerhat nur eine Stimme, die durch Ankreuzeneines/r Kandidaten/in auf einem Stimmzettelvergeben wird (§ 16 Wahlordnung). DerStimmbrief, der den Stimmzettel enthält,wird den wahlberechtigten Kammermitgliedernzugesandt und muss spätestens am16. November 2009 (Ende der Wahl) inder Geschäftsstelle der Landespsychotherapeutenkammereingegangen oder mit einemPoststempel gleichen Datums bei derPost aufgegeben worden sein.Insgesamt sind 42 Sitze der Vertreterversammlungdurch Wahlen zu besetzen,Psychotherapeuten in der praktischenAusbildung (PiA) stehen davon zwei Vertreterfest zu. Der 43. Sitz steht einemVertreter der Psychologischen Institute anden Universitäten des Landes zu, der aufVorschlag des Wissenschaftsministeriumsbesetzt wird.Nach Abschluss der Wahl wird der Präsidentdas Ergebnis der Wahl innerhalb vonzwei Wochen durch ein besonderes Rundschreibenund auf der Homepage bekanntgeben. Der neue Vorstand wird dann voraussichtlichim Januar 2009 die Amtsgeschäfteübernehmen.Die Mitglieder der LPK BW erhalten demnächstnoch ein besonderes Wahlrundschreiben(„Informationen zur Wahl der drittenVertreterversammlung“), das auch aufdie Homepage der Kammer gestellt wird.Amoklauf in Winnenden / WendlingenDie LPK Baden-Württemberg hat schnellauf den Amoklauf in Winnenden/Wendlingenund seine Folgen für die Betroffenenreagiert. Listen mit Psychotherapeuten,die kurzfristig Behandlungsmöglichkeitenzur Verfügung stellen konnten, wurden insNetz gestellt und den für die Versorgungder Betroffenen zuständigen Stellen übermittelt.Betroffene, Eltern, Geschwister,Verwandte, Freunde, Mitschüler und derenAngehörige sowie die Helfer des Amoklaufssind mit einem Schicksal konfrontiert,das schwer erschüttert. Jeder Mensch reagiertauf eine solche Belastung in zwar individuellunterschiedlicher, aber dennochvergleichbarer Weise.Die LPK verweist in ihrem Anschreiben andie Betroffenen zunächst auf die Homepageder LPK Niedersachsen (www.pknds.de), die unter der Rubrik „Öffentlichkeit/Ratsuchende/Presse“,Stichwort „PsychosozialeNotfallhilfen“ zahlreiche Informationen zurVerfügung stellt, die den Umgang mit Notfällenerleichtern können. Des Weiteren hatdie Kammer Listen mit Psychotherapeutenund Psychotherapeutinnen der Region inund um Winnenden zusammengestellt, diebesonders spezialisiert und qualifiziert sindfür die psychotherapeutische Notfallversorgungund Behandlung von akut traumatisiertenMenschen. Diese sind auf der Kammerhomepageunter „Aktuelles, 12.03.09“downloadbar. Betroffene Schüler, Lehrer undAngehörige konnten sich auf der Grundlagedieser Liste an Psychotherapeutinnen undPsychotherapeuten der Region wenden.Die Kosten für die psychotherapeutischeBetreuung der unmittelbar Betroffenen werdenvon der Unfallkasse Baden-Württembergübernommen, die der Angehörigenvon ihrer jeweiligen Krankenkasse.PsychotherapeutenversorgungswerkMitglieder der VV gewähltMit dem Beitritt ist die LPK Baden-WürttembergMitglied im Versorgungswerk der Psychotherapeuten<strong>NRW</strong>. Die VV der LPK hat inihrer Sitzung am 21.03.09 fünf Mitglieder fürdie VV des Versorgungswerkes gewählt: Dr.Dietrich Munz, Mareke Santos-Dodt, MichaelaWillhauck-Fojkar, Jürgen Pitzing und MarianneFunk. Die 4. (konstituierende) Sitzungder VV des Versorgungswerks <strong>NRW</strong> fand am02.04.09 in Düsseldorf statt, an der danndie neu gewählten Vertreter aus Baden-Württembergerstmals teilgenommen haben. Inihr wurde Mareke Santos-Dodt als StellvertretendeVorsitzende der VV sowie DietrichMunz als Stellvertretender des Verwaltungsratesdes Versorgungswerks gewählt.30. Juni 2009: Letzte Möglichkeit zurEntscheidung zum Beitritt/Nichtbeitrittzum Versorgungswerk – Info des PTI-Ausschuss für angestellte PP und KJPDer Ausschuss Psychotherapie in Institutionen(PTI) der LPK Baden-Württemberg hatfür die angestellten Mitglieder ein Paperzusammengestellt, das eine gute Hilfe zurEntscheidung für den Eintritt/Nichteintrittin das Psychotherapeutenversorgungswerkbieten kann. Das Papier informiert in sehrübersichtlicher Form über die unterschiedlichenAlternativen der Mitgliedschaft im Versorgungswerk.Je nach Altersgruppe der baden-württembergischenMitglieder bestehenunterschiedliche Vorraussetzungen für denEintritt oder eine Befreiung von der Mitgliedschaft.Die Entscheidung muss auf jedenFall bis zum 30.06.2009 getroffen sein.Ausführliche Informationen finden Sie unterhttp://lpk-bw.de (Nachricht 12.03.09).172 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Baden-WürttembergVeranstaltungen „Die Kammer stellt sich Ihren Fragen“Bei bislang zwei Veranstaltungen der Kammer,bei denen sich Vorstands- und Ausschussmitgliederden Fragen der Kammermitgliederstellten, war das Interesse ehergering. 10-15 (!) Anwesende hatten nebenFragen zum Kammerbeitrag insbesonderesozialrechtlich relevante Fragen zu halbenSitzen, Zulassungsrangfolge etc. Sehr kritischeNachfragen wurden zur Beitragshöhegestellt, der Sinn der Kammer dabeigrundsätzlich in Frage gestellt.In der Diskussion konnte verdeutlicht werden,dass die Aufgaben der Kammer, dieihr weitgehend durch das Heilberufkammergesetzübertragen wurden, durch dieVerkammerung unseres Heilberufes vonder Profession selber geregelt werdenkönnen, die Alternative dazu nur in derRegelung durch staatliche Stellen und Behördenliegen würde. Dass das dann mitmehr Sachverstand getan werden würdeoder gar zu einem größeren Nutzen füruns führen würde, das nahm dann dochkeiner der Anwesenden an. Gewünschtwurde auch mehr Präsenz der LPK in derÖffentlichkeit, Stellungnahmen zu gesundheitspolitischrelevanten Themen und dieaktuelle Information der Mitglieder zu relevantenThemen. Dass die LPK zu einigenwichtigen gesundheitspolitischen Themender letzten Zeit Stellungnahmen abgegebenhatte, war den KollegInnen wenig bekannt,was von uns als Hinweis verstandenwurde, die Tätigkeiten der Kammer nachaußen besser darzustellen. Die Informationder Mitglieder zu relevanten Themenallerdings erfolgt bereits durch Homepage,Newsletter und PTJ, hier scheint der bestehendeService seitens der Mitglieder nochnicht optimal genutzt.Deutlich wurde auch, dass die Fragen derAngestellten und die der Niedergelassenensehr verschiedene Bereiche betrafen.Die Niedergelassenen hatten viele Fragenzu den aktuellen Entwicklungen bezüglichder halben Praxissitze, des neuen EBM,der neuen Versorgungsformen. Die Angestelltenfragten nach der Fortbildungsverpflichtungin den Kliniken, den Besonderheitendes Versorgungswerkes bezüglichder Angestellten etc.Die Kammerfortbildungsveranstaltungenzu bestimmten Themen waren wesentlichbesser besucht: in Freiburg nahmen ca.100 KollegInnen an der Veranstaltung zurPraxisübergabe teil.GeschäftsstelleJägerstraße 40, 70174 StuttgartMo – Do 9.00 – 12.00, 13.00 – 15.30 UhrTel. 0711 / 674470 – 0Fax 0711 / 674470 – 15info@lpk-bw.de; www.lpk-bw.deBaden-WürttembergVierte Satzung zur Änderung der Berufsordnung der Landespsychotherapeutenkammer Baden-WürttembergVom 21. März 2009Aufgrund von §§ 9, 10 Nr. 15 und 31 desHeilberufe-Kammergesetzes (HBKG) Baden-Württemberg in der Fassung vom 16. März1995 (GBl. S. 314), zuletzt geändert durch Artikel1 des Gesetzes zur Änderung heilberufsrechtlicherVorschriften vom 11. Oktober 2007(GBl. S. 473, 474), hat die VV der LandespsychotherapeutenkammerBaden-Württembergam 21. März 2009 folgende Satzung zur Änderungder Berufsordnung vom 31. Januar2005 (Psychotherapeutenjournal 1/2005, S.49, Einhefter S. 1), geändert durch Satzungenvom 17. März 2007 (Psychotherapeutenjournal2/2007, S. 167, Einhefter S. 5), 13. Oktober2007 (Psychotherapeutenjournal 1/2008,S. 44, Einhefter S. 2) und 18. Oktober 2008(Psychotherapeutenjournal 4/2008, S. 375,Einhefter S. 4), beschlossen:§ 11. § 9 wird wie folgt geändert:a) Abs. 2 Satz 4 wird aufgehoben.b) Abs. 3 wird wie folgt neu gefasst und einAbsatz 3a eingefügt:„(3) Probatorische Sitzungen, die zur Abklärungder Indikationsstellung durchgeführt werden,kann ein Elternteil alleine veranlassen.(3a) Die Durchführung einer Psychotherapie istnur möglich, wenn das Einverständnis beiderSorgeberechtigten vorliegt. Können sich die Sorgeberechtigtennicht einigen, ist die Durchführungeiner Behandlung mit dem noch nicht einsichtsfähigenPatienten von einer gerichtlichenEntscheidung abhängig. Gesetzlich versichertePatienten, die das 15. Lebensjahr vollendet haben,können eine Psychotherapie ohne Kenntnisihrer Eltern beantragen, wenn sie über dieerforderliche Einsichtsfähigkeit verfügen; § 36SGB I bleibt unberührt.“2. §18 wird wie folgt neu gefasst:„§ 18 FortbildungPsychotherapeuten, die ihren Beruf ausüben,sind verpflichtet, entsprechend der Fortbildungsordnungder Landespsychotherapeutenkammerihre beruflichen Fähigkeiten zu erhalten undweiterzuentwickeln. Sie müssen ihre Fortbildungsnachweiseauf Verlangen der Kammervorlegen.“§ 2Ermächtigung zur NeubekanntmachungPräsident und Schriftführer werden ermächtigt,den Wortlaut der Berufsordnung (BO) inder zum Zeitpunkt der Bekanntmachung geltendenFassung mit neuer Paragraphenfolgebekannt zu machen und Unstimmigkeiten desWortlauts zu beseitigen.§ 3In-Kraft-TretenDie vorstehende Satzung tritt am Tage nachihrer Veröffentlichung im Psychotherapeutenjournalin Kraft.Die vorstehende Satzung zur Änderung derBerufsordnung der LandespsychotherapeutenkammerBaden-Württemberg wird nachGenehmigung des Ministeriums für Arbeit undSoziales Baden-Württemberg vom 24. April2009, Az.: 55-5415.2-4.5.2, hiermit ausgefertigtund ist bekannt zu machen.Stuttgart, den 29. April 2009gez. Dipl.-Psych. Dr. Dietrich MunzPräsident der LandespsychotherapeutenkammerBaden-WürttembergPsychotherapeutenjournal 2/2009173


BayernMitteilungen der BayerischenLandeskammer der PsychologischenPsychotherapeuten undder Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutenDelegiertenversammlung setzt sich für die hohe Qualität der Versorgung durchPsychotherapeut/inn/en und für den Erhalt der Kassenärztlichen Vereinigungen einDie Delegiertenversammlung am 2. April2009 stand im Zeichen der Diskussionenum die ambulante Gesundheitsversorgung,die zukünftige Qualifikation von Psychotherapeut/inn/enund die Berufsethik.Zur Ausgestaltung der ambulanten Versorgungwurde eine Resolution verabschiedetund an die politischen Parteien übersandtmit dem Appell, für die Patient/inn/en eineumfassende, flächendeckende, nachhaltigeund persönliche Versorgung zu gewährleistenund hierzu die KassenärztlichenVereinigungen mit Mitgliedschaft aller zugelassenenBehandler in der gesetzlichenKrankenversicherung zu erhalten. Weiterhinunabdingbar sind die freie Arzt- undPsychotherapeutenwahl und der Erhalt derFreiberuflichkeit als Voraussetzung für dieeigenständige Verantwortung des Psychotherapeuten.Diese Punkte wurden insbesonderemit Blick auf die Versorgung vonMenschen mit psychischen Krankheitenoder körperlichen Krankheiten mit psychischenAnteilen gefordert.Kammerpräsident Nikolaus Melcop stellteim Vorstandsbericht vor dem Hintergrundder Wirtschaftskrise, der Ärzteproteste undder aktuellen Diskussion zur Zukunft desKollektivvertrages fünf zentrale Forderungenauf:•Die flächendeckende Versorgung psychischund körperlich kranker Menschenmuss gesichert sein. „Wenn wirdie flächendeckende Versorgung wollen,brauchen wir den Kollektivvertragfür alle zugelassenen Behandler. Selektivverträgedarf es nur für zusätzlicheModellprojekte geben.“•Der Verhinderung von Krankheit undunnötigen Kosten kommt dabei einebesondere Bedeutung zu – und geradedeshalb neben der Primärpräventionauch der Psychotherapie.•Die eigenständigen Praxen der Psychotherapeut/inn/enmüssen erhaltenwerden als besonderer Raum für Vertraulichkeitund Individualität.•Vehement forderte er die Aufwertungvon Psychotherapeut/inn/en in Klinikenund Beratungsstellen.•Als letzte Forderung plädierte er für dieErprobung zukunftsorientierter Modelle,in denen Psychotherapeuten ihr gesamtesLeistungsspektrum noch besserin den Dienst einer größeren Gruppevon Patient/inn/en und der Kooperationmit anderen Gesundheitsberufenstellen können.Die hochqualifizierte Ausbildung müsse,betonte Melcop, erhalten werden mit mindestensMasterniveau des Studiums, einerengen Anbindung an die wissenschaftlichePsychologie und einer anspruchsvollenund praxisorientierten Ausbildung nachdem Studium. Hierfür habe sich die PTKBayern intensiv und mit ersten Erfolgeneingesetzt. Er dankte der Vertreterin derHochschulen in der Kammer-DV, Prof. Weberaus Würzburg, für die gute Zusammenarbeit.Vizepräsident Lehndorfer stellte beimentsprechenden Tagesordnungspunkt zurZukunft von Zugangsstudiengängen undAusbildung die Sachlage noch einmal differenziertdar einschließlich der aktuellenErgebnisse der Abstimmungen zwischender Bundespsychotherapeutenkammerund den Vertretern der Universitäten undHochschulen zu Studieninhalten in denBereichen Psychologie und Pädagogik/Sozialpädagogik, die als Voraussetzung fürdie Ausbildung zum PP oder KJP erfülltsein sollten.Neue Info-Flyer überPP und KJPDie deutlich intensivierte Presse- undÖffentlichkeitsarbeit der Kammer stellteDr. Melcop am Beispiel diverser Medienberichtevor. Er präsentierte dabeiauch die beiden neuen Flyer „Psychotherapiefür Erwachsene – Ablauf, Verfahren,Kostenübernahme“ sowie „PsychischeAuffälligkeiten und Störungenbei Kindern und Jugendlichen“. BeideFlyer stehen in der Website der Kammerim Bereich Patienteninformationzum Download zur Verfügung und könnenauch in größerer Stückzahl – gegenUnkostenbeitrag – bei der Kammer bestelltwerden.Positiv hob Präsident Melcop des Weiterendie hohe Zahl der von Mitgliedern bereitserworbenen Fortbildungszertifikate hervor.Jahresabschluss 2008 angenommen,Vorstand entlastetVizepräsident Peter Lehndorfer stellte ausführlichden Jahresabschluss des Haushaltes2008 vor. Der Jahresabschluss 2008wurde durch die Delegiertenversammlungantragsgemäß angenommen und der Vorstandentlastet, beides einstimmig.174 Psychotherapeutenjournal 2/2009


BayernBerufsethik: DV betont hohenStellenwert und die Bedeutungniedrigschwelliger Beratungvon Patient/inn/enVizepräsident Bruno Waldvogel begründetebeim TOP Berufsaufsicht die Wichtigkeitberufsethischer Grundsätze und den hohenStellenwert der eigenen Berufsregelnfür den Berufsstand der Psychotherapeuten.Er informierte u. a. über die gesetzlichenGrundlagen und deren konkreteUmsetzung durch die PTK Bayern. Nacheiner intensiv geführten Diskussion überdie Notwendigkeit und Möglichkeit einerniederschwelligen Beratung von Patienten,die in Psychotherapien problematische,grenzüberschreitende bzw. ethischfragwürdige Erfahrungen beklagen, beauftragtedie Delegiertenversammlung denVorstand, diese Frage weiter zu prüfenund Ergebnisse hierzu der Delegiertenversammlungvorzustellen.Anerkennung der SystemischenTherapieZur Frage der Anerkennung der SystemischenTherapie einigten sich die Delegiertender PTK Bayern auf folgendeStellungnahme: „Die PTK Bayern begrüßtdie Feststellung des WissenschaftlichenBeirats Psychotherapie in seinem ‚Gutachtenzur wissenschaftlichen Anerkennungder Systemischen Therapie’ vom14.12.2008, dass die Systemische Therapienach den von ihm angewandten Beurteilungskriterienals ‚wissenschaftlichanerkannt’ gelten kann. Die PTK Bayernsetzt sich dafür ein, dass der G-BA eineÜberprüfung einleitet, ob SystemischeTherapie als Verfahren zur Krankenbehandlungzugelassen wird.“Bundesdelegierte nachgewählt,Kammersatzung und GeschäftsordnungergänztAufgrund der stetig zunehmenden Zahlder Kammermitglieder stehen der PTKBayern für die diesjährigen DeutschenPsychotherapeutentage 14 (statt bisher13) Bundesdelegierte zu. Die erforderlicheNachwahl einer/eines Bundesdelegiertenund zweier Stellvertreter setzteeine entsprechende Ergänzung derKammersatzung voraus, die von denDelegierten vorgenommen wurde. Als14. Bundesdelegierter wurde Dr. KlausStöhr gewählt. Sein 1. Stellvertreter istDr. Peter Dillig, 2. Stellvertreterin MartinaKindsmüller.Weitere Schwerpunkte derDelegiertenversammlungIm Anschluss folgten wie stets die Berichteaus den Ausschüssen der Kammerfür Aus-, Fort- und Weiterbildung(Dr. Andreas Rose), für die psychotherapeutischeVersorgung von Kindern undJugendlichen (Thomas Stadler) sowiePsychotherapie in Institutionen (Dr. PeterDillig).Ferner erstattete Andreas Rose in seinerFunktion als Beauftragter der Kammer fürden Bereich Forensik seinen Sachstandsbericht.Zum Abschluss der Versammlung informiertendie satzungsgemäßen Vertreterder Hochschulen (Prof. Angelika Weber),der Ausbildungsinstitute (Susanne Färber)und der Psychotherapeut/inn/enin Ausbildung (Frank Mutert) über ihreTätigkeit.BayernÜberwältigender Andrang bei PräventionsveranstaltungDie Informationsveranstaltung „Präventionpsychischer Störungen – eine Herausforderungfür die Zukunft“, die sich an Expertenund die interessierte Öffentlichkeit wandte,stieß auf ein überwältigendes Interesse:Rund 600 Personen nahmen an der Veranstaltungam Samstag, 21. März 2009, inder LMU München teil. Zu der im Vorfeld derVeranstaltung am 19. März im PresseClubMünchen organisierten Pressekonferenzwaren rund 30 Journalisten gekommen. Alsprominenter Gast stand in der PressekonferenzAlexander Huber zur Verfügung, derderzeit zur absoluten Weltspitze in der internationalenKletterer- und Bergsteigerszenegehört. Alexander Huber gab Auskunft übereine zurückliegende psychische Störung, dieer auch in seinem Buch „Der Berg in mir“dargestellt hat. Die Informationen und Statementsder PTK Bayern zur Pressekonferenzfinden Sie in der Website der Kammer.Bei der Veranstaltung am Samstagherrschte dann großer Andrang, sowohlPsychotherapeutenjournal 2/2009in den Vorträgen, alsauch an den StändenverschiedenerK r a n k e n k a s s e n ,Institutionen undVerbände, die Informationsmaterialanboten.In der Eröffnung bezeichneteNikolausMelcop die PräventionpsychischerStörungen als einesder wichtigsten gesundheitspolitischenThemen unserer Zeit. Er stellte die Notwendigkeitvon wissenschaftlich geprüftenpsychologisch-psychotherapeutischenPräventionsprogrammen dar underläuterte den Stellenwert von Psychotherapiezur Verhinderung von Rückfällenund Verschlimmerungen bei psychischenStörungen.Volles Haus in der Großen Aula der LMU München: Rund 600 Personendrängten in den Vortragssaal.Dr. Georg Walzel, Referatsleiter im BayerischenStaatsministerium für Umwelt undGesundheit, führte in seinem Grußwortaus, dass „der Vorstoß und die Vorreiterrolleder PTK Bayern eminent wichtig“ sei.Angelika Wagner-Link, Vorstandsmitgliedder PTK Bayern, betonte die Wichtigkeit von175


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>BayernPrävention zur Verhinderung von seelischenStörungen und nahm in ihren einleitendenWorten zur Veranstaltung Bezug auf aktuelleZahlen des Statistischen Bundesamtes, nachdenen die Krankheitskosten für psychischeund Verhaltensstörungen im Jahr 2006 auf26,7 Milliarden Euro angestiegen seien. DieKosten durch diese Erkrankung lägen damitum 3,3 Milliarden Euro höher als 2002. Verglichenmit allen anderen Krankheitsartenwäre das der höchste Anstieg in diesem Zeitraum.„Alle Präventionsprogramme müssensorgfältig den verschiedenen Risikogruppenangepasst werden“, so Wagner-Link.Im ersten Fachvortrag betonte Prof. DieterKleiber, Arbeitsbereich Prävention undpsychosoziale Gesundheitsforschung,Freie Universität Berlin, die Notwendigkeitverstärkter Primärprävention psychischerStörungen, gab Beispiele, Ansätzeund Anwendungsfelder primär-präventiverInterventionen und verdeutlichte derenNutzen. Im zweiten Fachvortrag befasstesich Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst, HealthProfessional Plus, Wedel, mit ressourcenorientiertemStressmanagement. Prof.Martin Hautzinger, Leiter der Abteilung fürKlinische Psychologie und Entwicklungspsychologiean der Eberhard Karls UniversitätTübingen, befasste sich in seinemVortrag mit „Frühprävention von Angstund Depression“. Der letzte Fachvortragmit dem Titel „Prävention kindlicher Verhaltensstörungen:Bevor das Kind in denBrunnen fällt“ wurde von Prof. Kurt Hahlweg,Institut für Psychologie, TU Braunschweig,gehalten.Die am Nachmittag parallel stattfindendenvier Workshops zu den Bereichen „Lebenslustmit Lars und Lisa“, „EPL – ein partnerschaftlichesLernprogramm“, „Stressprävention“sowie „Triple P“ waren bis auf denletzten Platz ausgebucht.Die Vorträge der vier Hauptreferenten undExperten der Workshops stehen alle in derWebsite der PTK Bayern zum Downloadzur Verfügung.Die PTK Bayern im Gespräch mit Gesundheitsminister Dr. Markus SöderPräsident Nikolaus Melcop, die VizepräsidentenPeter Lehndorfer und BrunoWaldvogel sowie Geschäftsführer AlexanderHillers waren am 11. März 2009 imBayerischen Staatsministerium für Umweltund Gesundheit im Gespräch mit StaatsministerDr. Markus Söder. Die Vertreterder PTK Bayern stellten dabei den großenBedarf in Bezug auf die Arbeit von Psychotherapeutinnenund Psychotherapeutendar, insbesondere angesichts der hohenZuwachsraten an psychischen Störungen.Dabei wurde auch die wachsende Bedeutungder Prävention psychischer Störungenbetont. Der Minister war sehr interessiertam intensiven Austausch zu möglichenUrsachen dieser Entwicklung und zu psychotherapeutischenBehandlungsmöglichkeiten.Er unterstrich angesichts der anstehendenProbleme im Gesundheitswesenden wichtigen Stellenwert von Prävention,Früherkennung und frühzeitiger Behandlungpsychischer Störungen.Zweiter Schwerpunkt des Gespräches wardie Ausbildung von Psychologischen Psychotherapeut/inn/enund Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/inn/enunddie schwierige Situation in den ZugangsstudiengängenPsychologie, Pädagogik undSozialpädagogik nach der Studienreform. Dr.Söder betonte die Bedeutung einer hochqualifiziertenAusbildung als Grundlage fürdiese verantwortungsvolle freiberufliche Tätigkeit.Insbesonderevor dem Hintergrundder Entwicklung imeuropäischen Kontextbetonte der Ministerdie Notwendigkeitder Absicherung deserreichten Qualitätsstandardsin diesenBerufen. Melcop wiesauf die Notwendigkeiteines Masterabschlussesauch undgerade für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenals Zugangsvoraussetzungfür die Ausbildung hin. Das Ministeriumverwies dazu auf die bekannte Haltungdes Bundesgesundheitsministeriums unddie laufenden Gespräche auf der Bundesebene.Es bestand Einigkeit über die Notwendigkeiteiner bundesweit einheitlichenDefinition von Mindestvoraussetzungen indiesen Studiengängen.Bruno Waldvogel, Nikolaus Melcop und Peter Lehndorfer (v. l.) imGespräch mit Gesundheitsminister Dr. Markus Söder (2. v. r.).Der Präsident bedankte sich bei dieserGelegenheit für die bisherige Unterstützungdieser Anliegen durch das Ministerium.Der Minister sagte zu, dass sich dasGesundheitsministerium auch weiterhinfür die Sicherstellung der Qualität in denZugangsstudiengängen einsetzen werde –in Zusammenarbeit mit dem bayerischenWissenschaftsministerium. Die Thematiksolle entsprechend auch in der Arbeitsgemeinschaftder obersten Landesgesundheitsbehörden(AOLG) vorangebrachtwerden.Im Zusammenhang mit der Ausbildungsdiskussionwurde erneut auch auf dieProblematik der Finanzierung der Ausbildung,insbesondere während des sog.Psychiatriejahres hingewiesen. Weiterhinwurde in dem Gespräch die Situation vonPsychotherapeut/inn/en in Kliniken undBeratungsstellen ausführlich erörtert. DerMinister sagte in diesem Zusammenhangzu, dass er die Möglichkeiten prüfen werde,die PTK Bayern in den Krankenhausplanungsausschussaufzunehmen.Zum Abschluss wurde im Hinblick aufdie aktuellen Diskussionen zur Rolle derKassenärztlichen Vereinigungen (KV) vonSeiten der PTK Bayern die Notwendigkeiteiner verbindlichen Institution KV für die176 Psychotherapeutenjournal 2/2009


BayernGesundheitsversorgung in Bayern betont.Die KV könne als einzige Einrichtung flächendeckendfür die gesamte Bevölkerungdie Sicherstellung und die Integrationder verschiedenen ambulanten ärztlichenund psychotherapeutischen Leistungengewährleisten. Dies sei aus Sicht der PTKBayern sowohl in Bezug auf die Versorgungpsychisch kranker Menschen als auch aufdie Behandlung der psychischen Anteilebei körperlichen Krankheiten von besondererBedeutung.PTK Bayern zum SZ-Artikel „Psychotherapie“Unter der Rubrik „Aktuelles Lexikon“ ist inder Süddeutschen Zeitung am 16. Märzein Artikel mit der Überschrift „Psychotherapie“erschienen, der deutlichen Anlasszur Kritik gegeben hat. Unmittelbar nachder Veröffentlichung des Artikels hat diePTK Bayern Kontakt mit der Redaktion derSZ aufgenommen. Diese hat versichert,dass eingestanden missverständliche Deutungennicht in der Absicht der Zeitung gelegenhätten und zugesagt, einen von derPTK Bayern verfassten Leserbrief zu veröffentlichen.Der Leserbrief ist am Donnerstag,19. März 2009, in der Rubrik FORUMunter dem Titel „Das Erbe von SigmundFreud“ veröffentlicht worden. Er steht inder Website der Kammer zum Downloadzur Verfügung.BayernPTK Bayern und Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familieund Frauen starten eine Informationskampagne zu AD(H)SIn Bayern leiden etwa 300.000 bis700.000 Kinder an AD(H)S. Hinsichtlichder Ätiologie der Erkrankung spielt die Interaktionbiologischer und psychosozialerFaktoren eine wesentliche Rolle. In deralltäglichen Praxis erleben wir, dass vieleKinder mit der vermeintlichen Diagnose„AD(H)S“ vorgestellt werden, ohne dassdiese Diagnose von einem Fachmanngestellt worden wäre. Häufig werden Elternvon pädagogischem Fachpersonal inKindergärten, Kinderhorten und Schulenauf eine mögliche psychische Störungaufmerksam gemacht, die dann allzuschnell als AD(H)S identifiziert wird. Daswar für die PTK Bayern Anlass, noch mitder damaligen Ministerin Christa StewensKontakt aufzunehmen, um eine Informationskampagnezu AD(H)S für pädagogischesPersonal in den bayerischenKindergärten und -horten vorzuschlagen.Das Ministerium hat nun auch unter derneuen Führung großes Interesse angemeldet,so dass für Anfang 2010 zweigroße Fachtagungen gemeinsam geplantwerden. Angedacht ist auch die Erstellungvon Mustervorträgen und -folien, die interessierteKolleginnen und Kollegen inAnspruch nehmen können, wenn sie vorOrt in pädagogischen Einrichtungen referierenwollen. Die PTK Bayern wird überdas Projekt in Mitgliederrundbriefen bzw.im PTJ weiter informieren.KurznachrichtenGroßes Interesse am8. SuchtforumAm 29. April 2009 fand in München-Großhadern das 8. Suchtforum unter demTitel „Jugend und Sucht“ statt. Rund 550Personen nahmen daran teil. Im Fokus derinterdisziplinären Fortbildungsveranstaltung,die von der Bayerischen Akademiefür Suchtfragen BAS e.V., der BayerischenLandesapothekenkammer, der BayerischenLandesärztekammer und der PTKBayern organisiert wurde, standen dieDarstellung der verschiedenen Formen derSucht Jugendlicher und die Möglichkeitder Verbesserung der Prävention durcheine intensivere Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe.Eine Podiumsdiskussionrundete das Programm der Veranstaltungab. Am gleichen Tag fand im Vorfeld aucheine Pressekonferenz statt. VorstandsmitgliedHeiner Vogel hielt hierzu das Kurzstatementder PTK Bayern zum Thema„Jugendkultur“.Bevorstehende Veranstal tungenMitglieder-Infoveranstaltungen: Würzburg– 29.9.2009; Nürnberg – 15.10.2009;Rosenheim – 17.11.2009; München –26.11.2009. Alle Veranstaltungen werdenvoraussichtlich von 18.30 Uhr bis 21.00Uhr dauern.Angestelltentag: Service- und Informationsveranstaltungder PTK Bayern für angestellteund beamtete PP und KJP in Institutionen.Termin: 18.9.2009. Ort: BezirkOberbayern, Prinzregentenstr. 14, 80538München.Nähere Informationen und Programmezu den Veranstaltungen sowie Anmeldeformularefinden Sie zeitnah auf unsererHomepage: www.ptk-bayern.deVorstand der Kammer:Nikolaus Melcop, Peter Lehndorfer,Bruno Waldvogel, Gerda B. Gradl,Heiner Vogel, Angelika Wagner-Link,Benedikt Waldherr.GeschäftsstelleSt.-Paul-Str. 9, 80336 MünchenPost: Postfach 151506, 80049 MünchenTel. 089 515555-0, Fax -25Mo – Do 9.00 – 15.30, Fr 9.00 – 13.00 Uhrinfo@ptk-bayern.de, www.ptk-bayern.dePsychotherapeutenjournal 2/2009177


Mitteilungen der<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BerlinLandespsychotherapeutentag 2009: Psychotherapeuten und Psychotherapie –Entwicklung, Entwicklungsprozesse, Entwicklungskrisen …BerlinDas Thema des diesjährigen Landespsychotherapeutentageswar bewusst breitangelegt, um sich der Frage der Entwicklungvon Psychotherapeuten und Psychotherapie(jeweils für PP und KJP) vonverschiedenen Seiten her zu nähern. Nacheinem fachlich interessanten Eingangsreferatvon Staatssekretär Dr. Benjamin-Immanuel Hoff „Zur Bedeutung der Rolleder Psychotherapeuten in der Berliner Gesundheitspolitik“,standen vier Themen imFokus der Betrachtung:•Entwicklung der Ausbildung von PsychologischenPsychotherapeuten undvon Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten,•Veränderungen in der Generation derKinder- und Jugendlichen und ihreAuswirkung auf psychotherapeutischeLeistungen,•der „schwierige Patient“ und Anforderungenan die Psychotherapie sowie•Umgang mit Fehlentwicklungen in psychotherapeutischenBehandlungen undFacetten des Beschwerdeverfahrens.Ausbildung von PP und KJPBild: Prof. StraußBesonders gespannt waren die rund 350Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dieersten Trends aus dem Forschungsgutachtenzur Ausbildung von PP und KJP.Im Auftrag des Bundesministeriums fürGesundheit erarbeitet Prof. Dr. BernhardStrauß, Direktor des Instituts für PsychosozialeMedizin und Psychotherapie desUniversitätsklinikums Jena, in Kooperationmit einem nationalen Forschungsnetzwerkein Gutachten zur Ausbildung in PsychologischerPsychotherapie und Kinder- undJugendlichenpsychotherapie. Laut Pressemitteilungdes Informationsdienstes Wissenschaft(idw) vom 7.12.2007 soll dasForschungsgutachten „die Qualität derbisherigen Ausbildung von Psychotherapeutenüberprüfen und Empfehlungen zurmöglichen Neugestaltung aussprechen“.Das mit 250.000 EURO geförderte Projektstartete am 1. Januar 2008. Die Abgabedes Forschungsgutachtens erfolgt EndeApril 2009. Im Anschluss einer Prüfungdurch das Bundesgesundheitsministeriumwird es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.In Folge der Umstellung psychologischerund pädagogischer Studiengänge auf dieBachelor-Master-Systematik werden in derFachwelt neue Zugangsvoraussetzungenzur PP- und KJP-Ausbildung gefordert, waseine Gesetzesänderung notwendig macht.PP und KJP haben derzeit uneinheitlicheZugangsvoraussetzungen. Aktuell ist fürdie Zulassung zur KJP-Ausbildung der Bachelor-Abschlussausreichend, während fürdie PP-Ausbildung ein Master-Abschlusserforderlich ist.Ziel des Gutachtens ist es zunächst, einenÜberblick über die bisher sehr heterogeneAusbildungslandschaft zu geben. Bezugnehmend auf 178 deutsche, staatlich anerkannteAusbildungsinstitute (darunter100 Ausbildungsinstitute für PP, 19 für KJPund 59 für PP und KJP) wurden Lehrende,Psychologiestudenten und Psychotherapeutenin Ausbildung befragt. Ergänzenddazu wurden Behördenvertreter, Kollegenim Ausland sowie Experten aus Psychotherapieverbändenum eine Stellungnahmegebeten. Die Wünsche der Professionwurden vom Forschungsverbund in einemHearing am 28. Januar 2009 abgefragtund sind schon heute auf der Website derBundespsychotherapeutenkammer nachzulesen:www.bptk.de.Strauß skizzierte Trends aus den für dasForschungsgutachten erhobenen Daten:Eine Befragung von Lehrkräften ergab einfrappierendes Ergebnis: Nur die Hälfte derAusbildungsgänge würden evaluiert werden.Besonders zufrieden zeigten sich dieBefragten mit Angeboten zur Supervisionund zur Selbsterfahrung. Uneinheitlich seiendie Rückmeldungen zu verfahrensübergreifendenInhalten. Die Theorievermittlungsollte im Wesentlichen beibehaltenwerden. Konsens seien Inhalte zu störungsspezifischemWissen, wobei nur VT-Dozentinnen und Dozenten auch störungsspezifischesWissen für besonders relevanthalten. Die Lehre an den Ausbildungsinstitutensollte noch praxisnäher erfolgen.Noch mehr gefordert wird die VermittlungBild: Plenum178 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Berlinpsychotherapeutischer Techniken. Interessantsei, dass das Verfahrensinteresse derangehenden Psychotherapeuten sich starkam Schwerpunkt der Klinischen Psychologiean ihrer Uni orientiere. Das spreche imUmkehrschluss dafür, für Verfahrensvielfaltan den Unis zu werben.Eine Psychotherapieausbildung kostet imSchnitt 30.000 EURO. Gründe, die gegeneine Ausbildung sprechen würden, seiendie hohen Ausbildungskosten und derzeitliche Aufwand. Auch hinsichtlich derNiederlassungsmöglichkeit gebe es Unsicherheiten.Die meisten PiA könnten dieseAusbildung nur mit Hilfe eines Ausbildungskreditsfinanzieren. Rund die Hälfteder PiA erhalte während ihrer praktischenTätigkeiten keine Vergütung und benötigeentsprechend mehr Zeit – als vorgesehen– für die Ausbildung. Ein Drittel gab sogarein Arbeitsverhältnis dafür auf, 40% übernahmeneigenständige Arbeitsbereiche.75% der PiA gaben an, durch die Ausbildungihre Chancen auf dem Arbeitsmarktverbessern zu können.Der internationale Survey innerhalb desForschungsgutachtens ergab: Je qualifizierterdie Ausbildung sei, desto besser seidie Ausbildung in den Gesundheitssystemenund innerhalb der Gesundheitspolitiketabliert. Auf europäischer Ebene gebe esnoch keine Bestrebungen, europaweiteRegularien zu treffen.Über einheitliche Voraussetzungen für diePP und KJP-Ausbildung waren sich dieBefragten einig. Der Masterabschluss sollhierbei als allgemeingültiger Zulassungsmaßstabgelten.Das befragte Lehrpersonal hielt als zusätzlicheLehrinhalte die Einweisung in stationäreBehandlungen durch PP bzw. KJP fürsinnvoll. Die Verschreibung von Psychopharmakaoder die Ausstellung von AU-Bescheinigungen sollten kein Bestandteilder Lehrinhalte sein.Als persönliche Lehre zog Prof. Strauß ausdem Forschungsgutachten: „Die Psychotherapieausbildungist ein zunehmendheiß umkämpfter Markt. Dennoch ist sichdie Profession erstaunlich einig. Eine nationaleund internationale Psychotherapie-und Ausbildungsforschung halte ich fürzwingend notwendig. Wenn man bedenkt,dass eine Pharmastudie im Schnitt 3 MioEURO Kostet, Studien zu Psychopharmakawirksamkeitrund 58 Mio EURO betragen,dann kann die Psychotherapieforschungnur davon träumen“.Veränderungen der Generationder Kinder- und Jugendlichenund deren Bedeutung mit Blickauf psychotherapeutische LeistungenLebendig schilderte der Soziologe Prof. Dr.Klaus Hurrelmann, Gründungsdekan derersten deutschen School of Public Healthund langjähriger Sprecher des Sonderforschungsbereiches227 „Prävention und Interventionim Kindes- und Jugendalter“ ander Uni Bielefeld, die veränderten LebensundEntwicklungsbedingungen der Kinderund Jugendlichen.Bild: Prof. HurrelmannIn den vergangenen 100 Jahren habe einegravierende Umschichtung der Lebenslaufarchitekturstattgefunden. Es gebe eineneue Aufteilung der Lebensbereiche;vertraute Muster, Vorstellungen und Entwicklungsdynamikenseien ins Wankengeraten. Die Lebenserwartung hat sichinsgesamt verlängert (Männer: 77 Jahre;Frauen 82 Jahre), die Entwicklungsabschnitteteilen sich auf ungewohnte Weiseneu auf. Die Kindheit hat sich seit 1900um 6 Jahre reduziert. Durch die Vorverlagerungder geschlechtlichen Reife (infolgehormoneller und Umweltveränderungen)sei die Kindheit heute mit durchschnittlich11,5 Jahren bei den Mädchen und mit 12Jahren bei den Jungen abgeschlossen. DerSchonraum der Kindheit gehe zunehmendverloren. Das Jugendalter beginne sofrüh wie noch nie in der Menschheitsgeschichteund stelle auch keine Übergangszeitmehr dar. Aufgrund der verlängertenAusbildungszeiten und der unsicherenökonomischen Situation dauere der Abschnittder Jugend heute 15 Jahre, wobeiein klares Abschlusskriterium von Jugend– wie die ökonomische Reproduktion (Berufseinstieg)oder die soziale Reproduktion(Heirat) so nicht mehr existiere. DieShell-Jugendstudie von 2006 zeige, dassdas „Hotel Mama“ eine beliebte Zufluchtdarstelle und die symbiotische Beziehungzu den Eltern noch nie so stark war. Siebiete den notwendigen Schonraum bis dieJugendlichen mit ihrer Lehre oder ihremStudium fertig sind. Darüber hinaus, sodie Studienergebnisse, würden sich heuteviele junge Erwachsene keine eigeneFamilie mehr zutrauen. Jugendliche seienzunehmend auf Identitätssuche. PsychotherapeutischeAngebote müssten genauhier ansetzen, so Hurrelmann.Die Situation sei gekennzeichnet durch eineUmschichtung der erfahrbaren Welt aufdie Medien: Die Wirklichkeit ist auf demBildschirm erschließbar und eroberbar.Viele Kinder könnten beide Welten nichtmehr trennen. Gefragt seien strukturierteund fallbezogene Angebote, die auf dieinneren und äußeren Entwicklungsanforderungender Kinder und JugendlichenBezug nehmen. Viele der Jugendlichenwürden heute an einem gestörten odergeschwächten Immunsystem leiden, 6-7%seien übergewichtig. Durch mangelndeBewegung und zunehmende soziale Ungleichheitseien gesundheitliche Risikenund Fehlentwicklungen vorprogrammiert.Wie jedoch sieht das Sozialisationsumfeldder Jugendlichen aus, welches ihnen dabeihilft? Unterstützungsimpulse, so Hurrelmann,kämen willkürlich. Das liege ander pädagogischen Unsicherheit der Vorschuleinrichtungen.Schulen würden sichzwar bemühen, fungieren aber gleichzeitigals Selektionsinstanzen.„Als Therapeut müssen Sie in die Schulenund Vorschuleinrichtungen hineingehen“– so Hurrelmann.Psychotherapie müsste im Vorfeld dieserFehlentwicklungen ansetzen. Hurrelmannforderte die Psychotherapeuten auf, sichmit Schulen und Kindertagesstätten in Verbindungzu setzen. Besonders wichtig seies, mit Eltern und anderen Disziplinen zuBerlinPsychotherapeutenjournal 2/2009179


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Berlinkooperieren und eine professionelle Haltungzu entwickeln, was bedeute, auch die Grenzender eigenen Profession zu kennen.Innerhalb der Settings müssten dringendgemeinsame Strategien zur Verbesserungder Lebensbedingungen von Kindern undJugendlichen entwickelt werden. Mädchenkönnten mit den unsicheren Entwicklungsbedingungenoffener umgehen. Jungenseien hingegen eher traditionell orientiertund würden sich oft selbst blockieren. Abgesehenvon den Zielgruppen, die über eingeringeres Bildungsniveau verfügen oderdie aus sozialen Brennpunkten kommen,müssten sich Präventionsangebote insbesonderean männliche Jugendliche und anMigrantinnen und Migranten richten.Der Kinder- und Jugendlichenanalytiker PatrikHerrmann berichtete – auch im Gedenkenan den Amoklauf von Winnenden – über diedramatisch zunehmende Ersatzfunktion virtuellerWelten für die psychische Entwicklungund sozialen Bedürfnisse von Heranwachsenden.Die natürliche kindliche Tendenz zuSelbsterfahrung und Autopoesie werde derneuen Patientengeneration durch die „Inflationelektronischer Objekte im Kinderzimmer“behindert und erschwert. In Therapien schlagees sich als Sprachlosigkeit, Affektentleerungund sozialer Resignation nieder. Anhandkurzer Fallbeispiele erläuterte Herrmann, wiePsychotherapie die neuen Medien und ihreBilder (einschließlich ihrer Gewaltbetonung)dennoch nutzen kann. Er beschrieb anschaulichMöglichkeiten, die spezifische Symbolikvirtueller Kommunikationsformen und damitverknüpfte, nonverbale Beziehungsbotschaftender jungen Patienten aufgreifen zu können.Das Ziel der Wiederentdeckung vonsubjektivem Erleben und von Selbstbestimmunginnerhalb lebendiger realer Beziehungverlange therapeutisch v. a. einen responsivenRaum für Spontaneität und Kreativität,gerade auch, wenn sie sich zunächst überaggressive Affekte oder Größenphantasienvermittle.Einig waren sich die Experten in der anschließendenDiskussion darüber, dass esbei der momentanen „Komm-Struktur“psychotherapeutischer Angebote nichtbleiben könne. „Das Aufsuchen ist die einzigeZugangsmöglichkeit, um an schwererreichbare Klientengruppen wie anmännliche Jugendliche oder an Migrantinnenund Migranten heranzukommen“, soHurrelmann.„Schwierige Patienten“ undAnforderungen an die PsychotherapieProf. Dr. Thomas Fydrich von der Humboldt-Unizu Berlin und Prof. Dr. UlrichStreeck, ärztlicher Direktor der Klinik Tiefenbrunnund Professor für Psychotherapieund psychosomatische Medizin an der UniGöttingen, referierten zu diesem Thema.Laut Streeck galten Menschen mit einerPersönlichkeitsstörung bis Mitte des letztenJahrhunderts als unbehandelbar. Der Begriff„der Schwierige Patient“ tauchte erstmalsMitte der 80er Jahre auf und wurde unterVerhaltenstherapeuten häufig stigmatisierenddiskutiert, so Fydrich. Erst in den letzten20 Jahren gelte die „Persönlichkeitsstörung“als eigenes Krankheitsbild.Der Anteil der Menschen mit einer Persönlichkeitsstörungschwanke je nachUntersuchung (Lenzenweger et al 2007oder Samuels et al 2002) zwischen 6 und12% (12-Monatsprävalenz). G-Kriterien(ICD-10) für Persönlichkeitsstörungen seien:Extreme Form des Erlebens oder Verhaltens;Abweichung in den Bereichen Kognition/Affekt/Impulskontrolle/Verhalten;unflexibel/dysfunktional; bestehend seitspäter Kindheit/Adoleszenz oder Erwachsenenalter;lang andauernd, mit hohemLeid für den Patienten verbunden undnicht im Rahmen der Symptome andererStörungen einzuordnen.„Persönlichkeitsstörungen sind weniger alsStörungen der Person, sondern viel mehrals komplexe interpersonelle Interaktionsstörungenzu verstehen“ – so Fydrich.Streeck formulierte dies ähnlich: „SchwerePersönlichkeitsstörungen manifestierensich überwiegend als ‚Störungen des Sozialen’“,also in interpersonellen Beziehungen.Wie andere psychiatrische Störungenfinde man auch Persönlichkeitsstörungenkaum jemals als isolierte Beeinträchtigungen,sondern so gut wie immer zusammenmit anderen Störungen.Für den Therapieprozess und für die Therapeut-Patient-Interaktionsei es nach Fydrichhilfreich, das konkrete Erleben und Verhaltenvon Patienten mit ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalenvor dem Hintergrund derLebensgeschichte des Patienten zu sehen.So verhalte sich z. B. eine Person mit Persönlichkeitsstörung(z. B. paranoid) in Bezug aufAndere eher vorsichtig, wachsam, dependentoder anhänglich. Hilfreich sei eine umfassendeAnalyse der handlungsleitendenSchemata, Motive und des interpersonellenVerhaltens. Für die Behandlung bedeutedies, dass z. B. mit Hilfe gestuft aufgebauterRollenspiele komplexe interpersonelleInteraktionsstörungen als psychologischeEigenart transparent gemacht und bearbeitetwerden sollten. Für die Gestaltung dertherapeutischen Arbeitsbeziehung heißt das,so Fydrich, dass unbedingt Therapieanalyseund Auftrag berücksichtigt werden solltenund die Symptomstörung als primärer Therapieauftragzu sehen sei, worin auch die Therapie-und Veränderungsmotivation liege.Nach Streeck verlange die therapeutischeArbeit mit Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungenbesondere Aktivitätenwie die Etablierung verlässlicher, Halt vermittelnderRahmenbedingungen. Es solltendie Probleme fokussiert werden, die esdem Patienten erschweren und manchmalunmöglich machen, am sozialen Alltagslebenteilzunehmen. Streeck geht von einemimpliziten Beziehungswissen bei denKlienten aus (knowing how versus knowingwhat). Für Psychotherapeuten sei einHandlungswissen wichtig, um Einlassenzu erwirken und ggf. Grenzen zu setzenund Rahmenbedingungen zu schaffen.Einerseits sollte der Therapeut unerschrockensein und auch die Bereitschaft mitbringen,sich zu verstricken, andererseitssei es wichtig, als Therapeut klar zu sein.Es gehe darum, in verlässlicher, emotionalberührbarer Weise dem (stationären) PatientenSicherheit zu vermitteln (ausführlichnachzulesen bei Streeck, U.: Psychotherapiekomplexer Persönlichkeitsstörungen,Stuttgart, Klett-Cotta-Verlag 2007).Umgang mit Fehlentwicklungenin psychotherapeutischen Behandlungenund Facetten desBeschwerdeverfahrensIn seiner Eingangsfrage zu seinem Vortragforderte Prof. Dr. Horst Kächele die Anwesendenauf, sich ihre wenig erfolgreichenBehandlungen vor Augen zu führen.180 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Berlin„Psychotherapie hilft – aber nicht immer!“,meint Kächele.Wenngleich, so Kächele, Psychotherapeutenselbstreflexiv seien, sei es innerhalbder Gruppe meist tabuisiert, über dasScheitern von Psychotherapie zu sprechen.Bereits der Fall Dora bei Freud seiein historisches Beispiel für eine gescheiterePsychotherapie. Steven Martens, Literaturwissenschaftlerhabe in den 70erJahren Dora als Innbegriff von FreudsGegenübertragung analysiert. Bergin, einhumanistischer Therapeut, spreche vom„Phänomen der Varianzerweiterung“, wasim Klartext bedeute: Ein Medikament, daswirkt, hat auch Nebenwirkungen.Gründe für das Scheitern von Therapienseien nach:•Falsch angewandte psychotherapeutischeTechnik (Mängel in der Aus- undWeiterbildung; Präferenz für bestimmteAnsätze und Vorgehensweisen),•Auswirkung der Persönlichkeit des Psychotherapeuten(z. B. Therapeut istdominant/direktiv – der Patient submissiv/angepasst;Patient ist feindselig/dominant – der Therapeut feindselig/vermeidend; jüngere Therapeutenberücksichtigen oft nicht spezifischeErfahrungen der älteren Generation;unkontrollierte Aktivierung persönlicherMuster des Therapeuten; Therapeut hatselbst schwaches Selbstwertgefühl),•Auswirkung der Störung bzw. der Persönlichkeitdes Patienten oder•Folge ungünstiger Einwirkungen derpersonalen Umgebung.„Verhalte Dich so, dass stets ein Dritteranwesend sein könnte“ – das ist dieMaxime von Prof. Dr. Horst Kächelevom Universitätsklinikum Ulm.Selten stehe nur eine Ursache im Vordergrund.Oft gehe es um eine Kombinationverschiedener Aspekte.Es gebe viel zu wenige Berichte von Patientenüber gescheiterte Psychotherapien.Wenig untersucht sei auch der Schaden,den viele Angehörige durch Psychotherapienehmen. Kächele vertritt die Auffassung,dass auch Psychotherapeuten viel zu wenigüber die Nichtwirksamkeit von Psychotherapiesprechen würden. Vielmehr sei es notwendig,eine „Fehlerkultur“ zu entwickeln.Negative Behandlungsverläufe sollten ausgewertetwerden. Auch sollten Therapeutendie Möglichkeit nutzen, sich negativeErfahrungen ihrer Patienten schildern zulassen. Kächele geht sogar soweit, dass ereine Supervision für Patienten (mit 5% derbewilligten Stunden) fordert. Im Sinne einerEmpowermentdimension müsse die Kompetenzder Patienten gestärkt werden.Die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Berlin hatfür das Entschlüsseln von Fehlentwicklungeneigens eine Ombudsstelle und ein Beschwerdemanagementeingerichtet. Dortzeigen sich – manifest oder latent – dieunterschiedlichsten Probleme und Konfliktevon Psychotherapeuten, Psychotherapie,Patienten oder strukturelle Problemedes Gesundheitswesens. KammerpräsidentMichael Krenz erläuterte das Prinzipder Ombudsstelle und wie diese innerhalbdes Beschwerdemanagements der Kammereingebunden ist.Häufig bei der Ombudsstelle eingehendeProbleme und Fragestellungen seien: Behandlungskonflikteund -probleme, Indikationsstellung;Einzel- und Gruppenbehandlung;Zunahme der Symptomatik/Krisen;Abstinenzverletzungen, Ausfallhonorar,Schweigepflichtverletzungen etc. BevorBeschwerden bei der Kammer schriftlicheingereicht werden, haben Patienten oderTherapeuten die Möglichkeit, mit unabhängigenOmbudspersonen vertraulich insGespräch zu gehen.Ist die Problematik schwerwiegender, könntenPatient oder Therapeut bei der Kammeroffiziell eine Beschwerde einreichen. Innerhalbder Kammer werde geprüft, ob ein berufsrechtlicherVerstoß vorliegt. Ggf. werdeein Untersuchungsführer eingeschaltet.Wie lassen sich das Beschwerdemanagementund die Funktion der Ombudsstelleweiter optimieren? Dazu hatte MichaelKrenz bereits einige Vorstellungen:•Die Aufgaben der Berufsaufsicht, desBeschwerdemanagements und derOmbudsstelle sollten präzise definiertund voneinander getrennt werden.•Gemeinsam mit den Ärzten und Zahnärztenkönnte eine fach- und kammerübergreifendeOmbudsstelle geschaffenwerden.•Zwischen Berufsaufsicht der Kammerund dem Beschwerdemanagementsollte es möglichst eine personelleTrennung geben.•Eine Weiterentwicklung des Qualitätsmanagementsist notwendig und solltevon der Kammer gefördert werden.•Hinsichtlich des Patientenschutzes solltenentsprechende Maßnahmen entwickeltwerden.Gesamtfazit: Die Auswahl und Zusammenstellungder Themen wurde von den Teilnehmernüberwiegend mit sehr gut undgut bewertet. Mehr Zeit hätten sich dieTeilnehmer für Diskussion und fachlichenAustausch in den Pausen gewünscht.Dr. Beate Locher, Referentin für Öffentlichkeitsarbeitund Dipl.-Psych. Karin Jeschke,Wissenschaftliche ReferentinPsychosomatik in derZahnmedizinDie Zahnärztekammer Berlin hat gemeinsammit der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Berlin eine interdisziplinärestrukturierte Fortbildung entwickelt. Dieneue Fortbildungsreihe startet im Sept.09 und richtet sich an Zahnärzte undPsychotherapeuten. Die 8-teilige Fortbildungfindet an vier Wochenenden imHerbst 2009 statt. Nähere Details dazufinden Sie auf unter www.psychotherapeutenkammer-berlin.de.RedaktionCh. Stößlein, I. Brombacher, M. Henkel-Gessat, P. Isaac-Candeias, Dr. B. Locher,U. Meybohm, D. Hillenbrand, Dr. M.ThielenGeschäftsstelleKurfürstendamm 18410707 BerlinTel. 030 887140-0; Fax -40info@psychotherapeutenkammer-berlin.dewww.psychotherapeutenkammer-berlin.deBerlinPsychotherapeutenjournal 2/2009181


Mitteilungen der<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BremenArmut, Arbeitslosigkeit und DepressionBremenDas Bremer Bündnis gegen Depressionhat Ende April gemeinsam mit der „SolidarischenHilfe“ – einem sozialpolitischenInteressenverband, der Menschen mit geringemEinkommen, Sozialhilfeempfängerund Erwerbslose berät und unterstützt –,eine Veranstaltung zum Thema „Armut,Arbeitslosigkeit und Depression“ im BürgerhausHemelingen durchgeführt. HansSchindler, Mitglied im Vorstand der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Bremen, führte indas Thema ein.Arbeitslosigkeit bedeutet nicht nur finanzielleEinschränkungen. Wichtige Funktionenvon Arbeit wie Sinnstiftung, soziale Integrationenund geregelter Tagesablauf gehenverloren und sind durch keine andere Tätigkeitzu ersetzen.Nach der Hartz IV-Gesetzgebung folgt inder Regel nach 12 Monaten das sogenannteAL-Geld II, was aber eher der Sozialhilfevon früher gleichkommt. Schnell wird ausArbeitslosigkeit Armut.Bei den meisten Betroffenen führt die Erfahrung,arbeitslos zu werden und über einenlängeren Zeitraum zu bleiben, zu Prozessender Selbstinfragestellung und oftauch zu sozialem Rückzug. Sinnkrisen sinddie Folge, Perspektivlosigkeit macht sichbreit, weil die Zukunft keine Veränderungzu bringen scheint. Auf diese Situation reagierenviele Betroffene mit depressivenVerstimmungen. Wenn dann noch andereProbleme hinzukommen, verstärkt sichdie Verstimmung oft zu einer Depression.Wenn durch die Hartz IV-Verwaltung dannnoch Druck und Repressionen hinzukommen,erhöht das die Wahrscheinlichkeit,psychische Probleme zu bekommen.Die Techniker Krankenkasse hat in einerUntersuchung in Bezug auf ihre Mitgliederfestgestellt, dass bei Hartz IV Empfängern9 von Tausend eine Diagnose im Rahmenpsychischer Erkrankungen bekommen,während es bei den regulär Berufstätigennur 3,6 von Tausend sind. Dabei hat dieTK sicherlich keine für die Gesamtbevölkerungrepräsentative Mitgliedschaft.Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit nehmendie gesundheitlichen Risiken zu. Aber auchKrankheit führt zu Arbeitslosigkeit oderträgt zu deren Andauern bei. Schindlersprach von einer „zirkulären Verknüpfung“,durch die ein Mensch, der einmal in dieArbeitslosigkeit gerutscht ist, riskiert krankzu werden und in der Arbeitslosigkeit zuverbleiben.Arbeitslosen ist es dann nicht leicht, Hilfezu suchen, denn oft haben sie schon dieErfahrung von Stigmatisierung gemacht. Siebefürchten, dass Berater- und TherapeutInnenihre psychischen Probleme individualisieren.Untersuchungen zeigen, dassArbeitslosigkeitsbewältigung psychisch ganzähnlich wie Traumabewältigung verläuft.Hilfreich sind Lösungsorientierung und Stärkung,gefährlich sind Emotionalisierung undIndividualisierung. Im Rahmen einer Psychotherapiesei es daher wichtig, die gesellschaftlichenUrsachen und die persönlichenFolgen differenziert herauszuarbeiten.Über 50 Zuhörer zeigten reges Interessean dem Thema, wollten wissen, woran sieeine Depression erkennen könnten, undwelche Hilfsangebote es in Bremen gäbe.Sie interessierten sich auch für schützendeMaßnahmen für Betroffene. Dieüberraschende Erkenntnis war, dass z. B.Schwarzarbeit ein solcher Faktor ist, dennes kommt dadurch nicht nur zu einer finanziellenEntspannung, sondern auch zuKontrollerfahrungen in einer bedrohlichenSituation. Das ließ viele aufhorchen.Im Herbst ist eine ähnliche Veranstaltungim Bremer Westen in Kooperation mit einerBremer Arbeitsloseninitiative geplant.KV-SafeNet: Unmut über Verpflichtung zur Online-AbrechnungDie Entscheidung der KV Bremen, ab2010 die Online- Abrechnung über dassogenannte KV-SafeNet verpflichtend zumachen, löste bei zahlreichen Vertragspsychotherapeutinnenund -psychotherapeutenheftigen Unmut aus. Insbesonderedie dann anfallenden Leitungsgebühren inHöhe von 16,90 € monatlich stießen aufUnverständnis. Warum ein so hoher Aufwandfür lediglich eine viermalige Nutzungim Jahr für wenige Sekunden?Die KVHB beruft sich bei Ihrer Entscheidung,das System der Online-Abrechnungeinzuführen, auf den § 295, Absatz 4 imSGB V und auf die darauf aufbauende„Richtlinie für den Einsatz von IT-Systemenin der Arztpraxis“ der KBV, die am 1.Januar 2008 in Kraft getreten ist.Eine juristische Prüfung hat ergeben, dasses keine rechtliche Handhabe gegen dieverpflichtende Einführung der Online-Abrechnung gibt. In dieser Richtlinie, diefür die KVen und die Leistungserbringerverbindlich ist, steht festgeschrieben: DieÜbermittlung der Abrechnungsdaten undder damit verbundenen weiteren Datenhat ab dem 01.01.2010 leitungsgebundenelektronisch zu erfolgen.Lediglich Leistungserbringer, die das 63.Lebensjahr überschritten haben, könnenweiterhin die Abgabe einer Diskette nut‐182 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Bremenzen – aber nur bis zur flächendeckendenEinführung der elektronischen Gesundheitskarte.Nach dem KBV-Newsletter vom27.04.09 soll die Ausgabe der eGK an alleVersicherten bis zum 31.12.09 abgeschlossensein. Sollte dies so geschehen, hießedas somit: Auch diese Gruppe von Psychotherapeutenmuss sich ab dem 1.01.10 aufdie Online-Abrechnung einstellen.In einem Brief an protestierende Kammermitglieder,die die Kammer um Eingreifenbaten, schrieb KammerpräsidentKarl Heinz Schrömgens: „Bitte haben SieVerständnis dafür, dass wir als Kammer zuder konkreten Gestaltung des KV-SafeNetnicht Stellung nehmen können. Dies isteine Angelegenheit der KVHB, die eineeigenständige Körperschaft öffentlichenRechts ist. Alle zugelassenen Psychotherapeutensind Mitglieder der KVHB. Bittewenden Sie sich mit Ihrer Kritik und IhremAnliegen direkt an den gewählten Vorstandder KVHB, bzw. an die gewähltenpsychotherapeutischen Vertreter in derVertreterversammlung, dem Parlamentder KVHB.“Trotz einer durchaus berechtigten Kritikwegen der Einführung elektronischer Informationssystemein der ärztlichen/psychotherapeutischenPraxis zeigen sich Politik,Bundesgesundheitsministerium, aberauch viele Krankenkassen entschlossen,die elektronische Vernetzung durchzusetzen.Das KV-SafeNet ist darin ein kleinerBaustein in der Elektronifizierung unsererGesellschaft. Die Kammerversammlungder PKHB hatte sich im Mai 2008 kritischmit der Einführung der eGK befasst undForderungen aufgestellt, an deren Erfüllungsie die Einführung der Karte gebundensehen wollte. Die dort aufgeworfenenProbleme sind bisher nicht befriedigendgelöst.Über den Tellerrand geschaut – Diagnostik und Indikationsstellung ausSicht unterschiedlicher psychotherapeutischer VerfahrenBremenAm 27.03.09 fand das erste DiagnostikundIndikationsseminar dieser Reihe statt.Zu diesem Seminar wurden Kollegen ausunterschiedlichen psychotherapeutischenVerfahren eingeladen, um anhand von Fälleneine fachliche Diskussion über Diagnostikund Indikation zu führen. Zunächst wurdendie Symptomatik, die Pathologie, die sozialeund familiäre Situation oder die Ressourceneines Patienten erörtert, um nach und nachzu der Erstellung der Diagnose und demHerausarbeiten der psychotherapeutischenIndikation zu kommen. Dabei wurden allediese Aspekte unter den Gesichtspunktender mannigfachen Verfahren beleuchtet. Verhaltenstherapeuten,Psychoanalytiker undtiefenpsychologisch fundierte Therapeutenerörterten und diskutierten während mehrals vier Stunden drei Fälle aus unterschiedlichenPerspektiven. Erfreulicherweise besprachendie Bremer Kollegen die Fälle mit großerGenauigkeit und Offenheit und zeigteneinen großen Respekt für die jeweiligen Methodenund Verfahren. So konnten die dreiFälle aus den verschiedenen Blickwinkelnvorgestellt werden, und die Teilnehmernund Teilnehmerinnen bereicherten den Diskursmit neuen Gedanken. Bei dieser erstenVeranstaltung wurden eine Angststörung,eine Persönlichkeitsstörung und eine sexuelltraumatisierte Patientin vorgestellt.Das Konzept der Veranstaltung war folgende:Die drei Referenten aus verschiedenartigenRichtlinienverfahren stellenjeweils einen Fall vor mit der spezifischenArt der Gesprächführung bzw. Verhaltensanalyseetc. dieses Verfahrens. DerReferent oder Referentin stellten den Falldar, ohne selber zunächst zu einer Diagnosezu kommen oder eine Indikationzu stellen. Anschließend stellten die beidenCo-Referenten ihre Sicht des Fallsdar, auf der Grundlage ihres jeweiligenVerfahrens, die dann durch die Beurteilungdes Referenten ergänzt wurde. ImAnschluss fand ein fachlicher Austauschmit allen TeilnehmerInnen der Veranstaltungstatt.Durch das Seminar konnten die Teilnehmeram konkreten Fall die jeweils spezifischenHerangehensweise besprechen,neue Gesichtspunkte beleuchten und dasPro und Kontra der technischen Empfehlungendiskutieren. Oft konnte man soeinen Fall anders verstehen oder plötzlichden Verlauf der Therapie aus einer anderenPerspektive sehen. Die Referentenwaren Frau Dr. Schröder (Verhaltenstherapeutin),Herr Prof. Dr. Bruns (Psychoanalytiker),und Herr Dr. Szonn (Psychoanalytiker).Die Moderation wurde von Frau Dr.Isabel Bataller Bautista übernommen. DieTeilnehmerzahl war auf 40 begrenzt. Kontroversenentstanden z. B. bei der Frage,in wiefern die Strukturierungsmaßnahmendes Alltags die pathologische Abwehr einerPatientin stärken könnten. Bei dem Fall mitder Persönlichkeitsstörung wurde ausführlichdiskutiert, wie schwierig es sei, genaufestzulegen, was Diagnose und was schonTherapie sei und dass die Trennungslinieschwer zu ziehen sei. Sehr intensiv warauch das Gespräch über die technischeHerangehensweise bei Phänomenen derDissoziation im Fall der Traumatisierung. Zudiesem Thema entbrannte eine emotionalaufgeladene Diskussion, was „richtig“ sei.In Laufe der Auseinandersetzung wurdezunehmend deutlich, dass das Verfahren,die Persönlichkeit des Therapeuten unddes Patienten sowie deren Beziehungsformunterschiedliche Entscheidungen bezüglichder passenden Technik begründenkönnen.Das Seminar wurde sehr gut angenommenund als bereichernd empfunden. Wirkonnten tatsächlich über den„Tellerrandhinaus gucken“ und andere therapeutischeAnsichten besser kennenlernen. Wirdenken, dass dadurch die Möglichkeitentstand, am konkreten Fall Unterschiededeutlicher werden zu lassen und gleichzeitigden Horizont zu erweitern. Wir dankenallen, die dieses Seminar möglich gemachthaben, und ganz besonders Frau DorothéeReinecke für die organisatorische Unterstützung.Die nächste Veranstaltung dieser Reihe findetam 06.11.09 statt.Psychotherapeutenjournal 2/2009183


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Angestellten- und BeamtenforumBremenAm 24.März hatte Vorstandsmitglied AxelJanzen die angestellten und beamtetenMitglieder der Kammer zu einem Treffeneingeladen.Nach dem Austausch über die aktuellenEntwicklungen in den Bremer Kliniken undInstitutionen referierte KammerpräsidentKarl Heinz Schrömgens zur Diskussion umein regionales Psychiatriebudget und informierteüber die Fortbildungsverpflichtungfür angestellte Psychotherapeuten in Kliniken.Axel Janzen erläuterte abschließenddie neuesten tarifpolitischen Entwicklungen,insbesondere zum Tarifvertrag derLänder und dem Diskussionsstand in derver.di-Bundesfachkommission PP/KJP.Die Berichte der TeilnehmerInnen aus denBereichen Gesundheit Nord, Friedehorst,Sozialpädiatrisches Zentrum, Initiative zurSozialen Rehabilitation, dem Zentrum fürSchülerbezogene Beratung, JVA und derJugendhilfe Bremerhaven offenbarte z. T.sehr unterschiedliche Problemlagen. Eingruppierungsfragen,Hierarchie und Konkurrenzzu Ärzten oder Juristen, drohendeoder vollzogene Personalreduzierung unddie besondere Situation für die KJP in Bremerhavenwaren zentrale Themen in denBerichten.Im Zusammenhang mit der Informationzum Psychiatriebudget stellte Karl HeinzSchrömgens das Finanzierungsmodell‚Steinburg’ vor, das Pflegesätze im Verhältniszur Einwohnerzahl des Einzugsgebietserrechnet. Dieses Modell wird auch in Bremenvon Krankenkassen und Behördendiskutiert und derzeit auf seine Umsetzbarkeitgeprüft.Axel Janzen erläuterte abschließend die Ergebnisseder Tarifeinigung für die Beschäftigtender Länder. Neben der Darstellungder Erhöhung der Entgelte verwies er darauf,dass es nach der Sommerpause zuVerhandlungen über die Entgeltordnungenkommen wird, da sich die gegenwärtigenEingruppierungen noch auf den BAT beziehen.Für einige PP und die KJP könntezudem die Vereinbarung interessant sein,dass eine Verlängerung des Besitzstandesfür vor dem 1.11.06 begonnen Bewährungsaufstiegebis zum 31.12.2010 vorgenommenwurde.Burnout in der psychotherapeutischen Praxis: „Wenn sich der (eigene) Akkuimmer schwerer aufladen lässt...“...ist eine Infoveranstaltung der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Bremen mit einem durchausdoppeldeutig gemeinten Titel: Zunächstsoll der aktuelle Wissensstand über dasPhänomen „Burnout“ übersichtsartig dargestelltwerden, denn auch in der (Fach-)Öffentlichkeitwerden vage Vorstellungen undeinige Halbwahrheiten gehandelt. MittelsPräsentation und Videobeispielen werdenUrsachen, Risikofaktoren und Verlauf erörtert,aber auch das Thema „Ausbrennenunter Psychotherapeut(inn)en“ beleuchtet.Weitere Oberbegriffe sind Diagnosestellung,Prophylaxemaßnahmen und Eckpunkteeiner therapeutischen Behandlung, wobeider Rolle der Aktivierung salutogener Ressourcenz. B. durch Entspannungsverfahrenund Achtsamkeitsarbeit besondere Bedeutungbeigemessen wird.Referent: Dipl.-Psych. Björn Husmann,Psychologischer PsychotherapeutTermin: 2. September 2009, 20-22 Uhr,Fortbildungszentrum der Ärztekammer,Klinikum Bremen Mitte, St. Jürgenstr.Neues sehr praktikables Handbuch zum Qualitätsmanagement in derpsychotherapeutischen Praxis vorgestelltDie Kammern aus Niedersachsen, Hamburgund Bremen haben sich im Märzentschlossen, gemeinsam ein Handbuchfür das Qualitätsmanagement zu günstigenKonditionen herauszugeben. DasHandbuch wird im Juli dieses Jahres allenKolleginnen und Kollegen zur Verfügungstehen. Aus Sicht der Kammervorständesind die bisherigen Systeme zum Qualitätsmanagementnur unzureichend für diekonkrete Praxis der Psychotherapeutengeeignet.Dieses QM-Handbuch basiert auf den Leitliniender PKN zum Qualitätsmanagementund ist damit optimal auf die Anforderungenpsychotherapeutischer Praxen ausgerichtet.Es erscheint so rechtzeitig, dassdarauf aufbauend das eigene Handbuchohne Probleme bis Ende 2009 erstelltwerden und somit den Anforderungen desGesetzgebers an eine Einführung des einrichtungsinternenQualitätsmanagementsentsprochen werden kann. Das Handbuchselbst ist bereits in 3 Versionen fertig, jeweilsspezifiziert für die verhaltenstherapeutische,die psychodynamische und diePraxis von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.Es wird onlinebasiert undzu einem günstigen Preis angeboten. DasNähere kann der Webseite der PKHB entnommenwerden.Depressionen Erkennen und Verstehen:„Moderatorentraining“ und „Erlebendes Verstehen der depressiven Dynamik“Am 17. und 18. April fand ein zweitätigesSeminar für Psychologen, Ärzte und Psychotherapeutenstatt. Sie wollten sich fürSchulungen von Mitarbeitern in Institutionenqualifizieren, die Kontakte zu depressivenMenschen haben, die von ihnen als solcheoft aber nicht identifiziert werden. Dies hatzur Folge, dass Mitarbeiter in psychosozialenBerufen – wie Lehrer, Sozialarbeiter, Pfleger184 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Bremenund andere – manchmal keinen angemessenenund professionellen Umgang mit diesenMenschen und ihrer Erkrankung finden.Für psychologische und ärztliche Psychotherapeuten,die Menschen in psychosozialenBerufen (z. B. Altenpfleger, Lehrer,Telefonseelsorger oder Gemeindemitarbeiter)zum Thema Depression weiter fortbildenmöchten, wurde diese zweiteiligeFortbildungsveranstaltung organisiert.Das Bremer Bündnis in Zusammenarbeitmit dem Deutschen Bündnis gegen Depressionbot den Teilnehmern zunächstModerationstechniken an, um solche Seminareselbst leiten zu können.Am Folgetag fand ein analytisch orientiertesSeminar zur Psychodynamik der Depressionmit der Methode der Balintgruppenarbeitstatt: Erlebendes Verstehender depressiven Psychodynamik.Bei diesem zweiten Teil der Veranstaltungging es darum, sich für die spezifischenemotionalen Prozesse und Beziehungsaspekteder Depression zu sensibilisieren.Anhand von eigenen Fallbeispielen hattendie Teilnehmer die Möglichkeit, dies imRahmen der Balintgruppenarbeit mit erfahrenenGruppenanalytikern zu erarbeiten.Die Teilnehmer konnten neben denkognitiven die emotional bewussten undunbewussten Prozesse mit depressivenPatienten erleben und diese zunächst auseiner beziehungsnahen Position zu verstehen.In einem zweiten Prozess war esmöglich die depressive Dynamik unter einerreflektierten Position zu verstehen.Der zweiten Teil der Veranstaltung wurdevon Frau Marita Barthel-Rösing, Frau Dr.Isabel Bataller Bautista, Frau Dr. med.Astrid Keune und Christian Warrlich konzipiertund als Ergänzung zum ersten Teilgedacht.Die 8 Teilnehmer fanden dieses zum erstenMal in Deutschland organisiertes „Trainthe Trainer Seminar“ als sehr bereichendund als eine hervorragende Ergänzungdes seit Jahren durchgeführten Moderatorentrainings.Hierzu ist neben den obengenannten Organisatoren und Referentennoch Frau Ursula Kapelhoff und FrauThal-Georgi von Bremer Bündnis gegenDepression für die lange Kooperationsarbeitzu danken.BremenDiotima-Ehrenpreis für den Bremer Psychotherapeuten Hans-Joachim SchwarzAm Vortag des 14. Deutschen Psychotherapeutentagesam 9. Mai in Berlin hat dieBundespsychotherapeutenkammer erstmalsden Diotima-Ehrenpreis der DeutschenPsychotherapeutenschaft verliehen.Insgesamt wurden vier Psychotherapeutinnenund Psychotherapeuten, die sich umdie Erarbeitung und Erstreitung des Psychotherapeutengesetzesnach Auffassungdes BPtK-Vorstandes besonders verdientgemacht hatten, mit diesem Preis ausgezeichnet.Preisträger wurden Detlev Kommer,dem dieser Preis posthum verliehenwurde, die Kindertherapeutin Annelies Arp-Trojan aus Hamburg, der PsychoanalytikerProf. Hans-Volker Werthmann aus Frankfurtund Hans-Joachim Schwarz aus Bremen.Hans-Joachim Schwarz war sowohl vomBremer als auch vom niedersächsischenKammervorstand einstimmig für diesenPreis vorgeschlagen worden. Damit wurdegewürdigt, dass Herr Schwarz seit Mitteder 70er Jahre engagiert und wegweisendfür die Anerkennung unserer Professiongestritten hat. Er war lange Jahre Vorsitzenderder Sektion Klinische Psychologiedes Berufsverbandes Deutscher Psychotherapeutenund später der langjährigePräsident des Deutschen Psychotherapeutenverbandes,heute Deutsche Psychotherapeutenvereinigung.In den 90er Jahrenwar er an allen wichtigen Gesprächen undVerhandlungen beteiligt und gilt zu Rechtals einer der Mütter und Väter des Psychotherapeutengesetzes.Er lebt seit einigenJahren im aktiven Ruhestand und hat sichin letzter Zeit einen Namen als Künstlergemacht.Der Preis ist nach Diotima aus Mantineabenannt, einer mythischen Priesterin derAntike. Sie gilt als Lehrerin des Sokrates,die ihn dazu inspirierte, als erster Philosophdie Seele des Menschen in den Mittelpunktseines Denkens und Lehrens zustellen.RedaktionBremer KammerseitenAn diesen Seiten arbeiteten mit: Dr. IsabelBataller Bautista, Björn Husmann, Axel Janzen,Hans Schindler, Karl Heinz Schrömgens.Geschäftsstelle<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> BremenHollerallee 2228209 BremenFon: 0421 – 27 72 000Fax: 0421 – 27 72 002Verwaltung@pk-hb.dewww.pk-hb.deGeschäftszeiten:Mo, Di, Do, Fr 10.00 – 14.00 UhrMi 13.00 – 17.00 UhrSprechzeit des Präsidenten:Di 12.30 – 13.30 UhrPsychotherapeutenjournal 2/2009185


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>HamburgHamburgVorstandsnachwahlenBedingt durch den Rücktritt von Dipl.-Päd.Petra Rupp, die seit Gründung der Kammerund somit seit 1 ½ Legislaturperiodendem Kammervorstand als Vizepräsidentinangehört hatte und dem Rücktritt von Dr.Brigitte Gemeinhardt, die für die Angestelltenlistein die Delegiertenversammlungund als Beisitzerin in der 2. Legislaturperiodein den Vorstand gewählt worden war,fanden im Rahmen der 32. Delegiertenversammlungam 29. April Nachwahlen fürden Rest der Amtszeit des Vorstands statt.Die Delegierten wählten dabei mit großerMehrheit Gabriele Küll als Vizepräsidentinund Bettina Nock als Beisitzerin. Nachfolgendeine kurze Selbstdarstellung der beiden„Neuen“ im Vorstand:Gabriela KüllIch wurde 1950 in <strong>NRW</strong> geboren, bin aberam Bodensee groß geworden. Ich habenach dem Abitur von 1969 bis 1975 inTübingen Erziehungswissenschaften, Germanistikund Politikwissenschaft studiert.Nach dem Referendariat habe ich langeim Beruflichen Schulwesen an Fachschulenfür Sozialpädagogik unterrichtet, zunächstin Tübingen und Stuttgart, später inHamburg. Von 1986 bis 1994 habe ich dieAusbildung zur analytischen Kinder- undJugendlichenpsychotherapeutin am Michael-Balint-Institutin Hamburg gemacht. Seit1994 arbeite ich als KJP in freier Praxis inHamburg. Dem Michael-Balint-Institut binich als Dozentin mit dem ArbeitsschwerpunktSäuglingsbeobachtung verbunden.Mein Fach- und Berufsverband ist dieVereinigung analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten(VaKJP).Seit 2003 bin ich im Vorstand des LandesverbandesHamburg der VaKJP. Ich bin außerdemstellvertretendes Mitglied der Vertreterversammlungder KV Hamburg undMitglied im Berufungsausschuss. Vor zweiJahren wurde ich in die Delegiertenversammlungder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Hamburg gewählt und arbeite außerdemim Fort- und Weiterbildungsausschuss.Für meine Arbeit im Vorstand der PTKHamburg sind mir neben allen KJP-Angelegenheiteninsbesondere die Zukunftder Psychotherapieausbildung, Fragen derWeiterbildung und die Entwicklung neuerVersorgungsformen wichtige Anliegen.Bettina NockDipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin.Studium der Psychologie, Ethnologie,(Medizin-)Soziologie und Volkskundein Hamburg. Diplom in Psychologie 1981.Wissenschaftliche Angestellte am Institutfür Ethnologie der Universität Hamburg(1982-1989); parallel div. Feldforschungsaufenthalte,freiberufliche Tätigkeit alsÜbersetzerin und Lektorin, und Lehraufträgean der Universität Hamburg (bis 2005).Ab 1991 bis heute in Praxisgemeinschaft inHamburg-Eimsbüttel als Psychotherapeutinmit den Schwerpunkten interkulturellePsychotherapie, Schmerztherapie, Essstörungen,Traumatherapie tätig. Seit 1999Kassenzulassung (VT).Berufspolitische Aktivitäten: Vorsitzendeder Landesgruppe Hamburg im BerufsverbandDeutscher Psychologinnen undPsychologen (BDP e.V.), und weiterelangjährige Tätigkeiten im BDP (ehrenamtlichePatientenberatung, Vorstandsarbeit,Mitarbeit im Präsidium, Mitgliedder Delegiertenkonferenz). Mitglied inder Delegiertenversammlung des Psychotherapeutenversorgungswerks(PVW).Mitglied in der Delegiertenversammlungder PTK-Hamburg (2. Legislaturperiode),außerdem Vorsitzende des Haushaltsausschussesund Beisitzerin im Beschwerdeausschuss.Modell zur BewertungpsychotherapeutischerPraxen:Notwendige Modifikation des Bundesärztekammer/KBV-Modellszur „Bewertungvon Arztpraxen“Eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Bundesärztekammerund KassenärztlicherBundesvereinigung hat „Hinweise zur Bewertungvon Arztpraxen“ erarbeitet, dievon den Vorständen von BÄK und KBVverabschiedet und im Dezember 2008veröffentlicht wurden. Das neue Modell istaus Sicht des Verfassers für die Bewertungvon psychotherapeutischen Praxen nichtohne eine sinnvolle Modifikation geeignet.Es soll auf die Bewertung einer psychotherapeutischenBeispielpraxis angewandtwerden, die Auswirkungen diskutiert undeine denkbare Lösung vorgeschlagen undzur Diskussion gestellt werden. Dabei wirddavon ausgegangen, dass die Bestimmungeines „objektiven Praxiswertes“ immer nurals Konsens verschiedener Subjekte, alsoauf politischem Wege ermittelt werdenkann. Hierbei kommt der Konsensbildunginnerhalb der Psychotherapeutenschafteine hohe Bedeutung zu. Die folgendenAusführungen sollen hierzu einen Beitragleisten.Genannt seien drei Beispiele, bei denenein Modell zur Berechnung des Wertes ei‐186 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Hamburgner Praxis gefunden und angewandt werdenmuss:•Eine psychotherapeutische Praxis sollan eine NachfolgerIn weitergegebenwerden.•Eine PraxisinhaberIn verstirbt und derPraxiswert soll zur Berechnung der Erbschaftssteuerermittelt werden.•In einem Scheidungsverfahren mussder Wert der Praxis einer der Beteiligtenermittelt werden, um den Zugewinn zuberechnen.Für die Ermittlung eines angemessenenPraxiswertes gibt es eine Vielzahl vonmöglichen Methoden und auch ausführlicheDarstellungen in der entsprechendenFachliteratur (vgl. z. B. Rüping/Mittelstaedt2008). Deshalb soll hier nicht vertieft daraufeingegangen werden.Von besonderer Bedeutung ist die Ermittlungdes „angemessenenen Verkehrswertes“einer Praxis im Verfahren der Nachbesetzungnach § 103, Abs. 4 SGB V.Hierbei haben sich im Falle einer zwischenPraxisabgeberIn und BewerberIn strittigenAuffassung über den Wert einer Praxis diemeisten Zulassungsausschüsse (und dieweiteren Instanzen des Zulassungsverfahrens)in der Vergangenheit an der sogenanntenBundesärztekammermethodevon 1987 orientiert. Diese Methode ist reinumsatzbezogen und geht vom um Besonderheitenbereinigten durchschnittlichenJahresumsatz der letzten 3 Kalenderjahreaus. Neben dem materiellen Wert (alsodem Wert der verkauften Praxiseinrichtungetc.) spielt der sogenannte ideelle Wert einezentrale Rolle. Dieser wurde berechnet,indem der Jahresumsatz um einen fiktivenFacharztlohn vermindert und das Ergebnisgedrittelt wurde. Keine Rolle spielen beidiesem Modell die Kosten der Praxis oderdie zukünftigen Ertragsmöglichkeiten.Deshalb wurde das Modell vielfach kritisiertund andere, am Ertragswert orientierteModelle entwickelt und zur Bewertung vonPraxen vorgeschlagen. Für den Sonderfallder Bewertung psychotherapeutischerPraxen legten die PTK Niedersachsen unddie PTK Hamburg (2007) jeweils eigene,ertragswertorientierte Modelle vor. BeideModelle haben Gemeinsamkeiten, aberauch Unterschiede. Niedersachsen orientiertedie Berechnung des Ertragswertesan den übertragbaren Erträgen (aus derBehandlung von GKV- und PrivatpatientInnen)der konkreten Praxis, während dasHamburger Modell von den Ertragsmöglichkeiteneiner fiktiven, voll ausgelastetenKassenpraxis ausgeht. Auf die Einzelheitensoll hier nicht weiter eingegangen werden.Der Grundgedanke beider Modelle ähneltaber den Vorschlägen der KBV/BÄK-Arbeitsgruppeaus 2008.Gemeinsamer Vorschlag vonKBV und BÄK vom September2008Aufgrund der vielfältigen Kritik an der altenumsatzorientierten Methode und vermutlichvor dem Hintergrund zunehmenderSchwierigkeiten der Nachbesetzungvon Kassenarztsitzen in vielen ärztlichenFachgruppen wurde im September 2008ein neues, ertragswertorientiertes Modellder Bewertung von Arztpraxen vorgelegt(Deutsches Ärzteblatt, Jg. 105, Heft51–5222. Dezember 2008). Es ist davonauszugehen, dass das von BÄK und KBVkonsentierte Modell (auch wegen seinerEinfachheit) sehr schnell in die Entscheidungspraxisder Zulassungsgremien Eingangfinden wird.Die direkte Anwendung des BÄK/KBV-Modellswürde aufgrund der im Vergleich zuanderen Arztgruppen begrenzten Umsatzmöglichkeitenund der vorgeschlagenengeringen Abzüge für ein Arztgehalt in denmeisten Fällen zu einer erheblichen Steigerungder Praxiswerte führen. Dies sollanhand einer Beispielpraxis mit ca. 28 Wochenstundengezeigt werden (Basis EBM2009). Anschließend soll eine denkbareLösung vorgeschlagen und zur Diskussiongestellt werden.Ausgangslage am Beispiel derbisherigen Verkehrswertberechnungin HamburgNach dem bisher in Hamburg angewandtenmodifizierten-BÄK-Modell würdediese Praxis einen Verkehrswert von ca.28.000 € haben und zwar unabhängigvon den Kosten (ca. 1/3 des Umsatzes ausdem Durchschnitt von ca. 84.000 € dergeringeren Umsätze der letzten 3 Jahreohne Abzug eines Arztgehaltes). Wenn inden letzten 3 Jahren schon der EBM 2009gegolten hätte, läge der entsprechendeVerkehrswert bei ca. 35.000 €.Berechnung nach BÄK/KBV-Modell-2008Der durchschnittliche Kostenanteil psychotherapeutischerPraxen lag im Jahre 2006bei 38% des GKV-Umsatzes, deshalb wirddieser Kostenanteil zunächst verwendet.Nach dem BÄK/KBV-Modell-2008 würdesich der Praxiswert mit 58.860 € errechnenund sich also allein aufgrund der Veränderungder Methode mehr als verdoppeln.Dieser Effekt würde sich noch verstärken,wenn die Praxis einen geringeren Kostenanteilaufweist.Denkbare Modifikation desArztgehaltsabzugsVorbild für die Entwicklung des Modellswaren Arztpraxen mit erheblich höherenUmsätzen, als sich mit Psychotherapieerzielen lassen, mit an das Praxispersonaldelegierbaren Leistungen und mit deutlichhöheren Kosten. Ein 100%-Arztgehalt wurdefolgerichtig auch nur bei Praxen abgezogen,die einen Umsatz über 240.000 €erzielten. Die Modifikation könnte alsodarin bestehen, aufgrund des geringerenKostenanteils und der niedrigeren Umsatzmöglichkeitenpsychotherapeutischer Praxenhöhere Anteile eines Arztgehaltes abzuziehenbzw. den vollen Arztlohn schonbei 150.000 € Umsatz anzusetzen.Vorgeschlagener Lösungsweg(umsatzorientierter Arztgehaltsabzug)Da das von BÄK und KBV konsentierteModell (auch wegen seiner Einfachheit)sehr schnell in die Entscheidungspraxis derZulassungsgremien Eingang finden wird,verbieten sich aus Sicht des Verfasserskomplizierte Änderungen. Deshalb wird alseinzige Modifikation für den Bereich psychotherapeutischerPraxen vorgeschlagen,das alternative Arztgehalt auf den Umsatzzu beziehen und statt eines abgestuftenAbzugs des Arztgehaltes einen linearen,prozentualen Abzug vorzunehmen. Wennman davon ausgeht, dass eine vollausge‐HamburgPsychotherapeutenjournal 2/2009187


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Hamburglastete Psychotherapie-Einzelpraxis maximalca. 150.000 € Umsatz erzielen kann,wäre ein Abzug des Arztgehaltes von 50%des übertragbaren Umsatzes sinnvoll. Diesentspräche dann etwa dem von BÄK undKBV vorgeschlagenen Facharztgehalt von76.000 €.Diese Modifikation des BÄK/KBV-Modellsergäbe für die Beispielpraxis eine Praxiswertin Höhe von 23.160 € und für einePraxis mit 30% Kostenanteil würde sichein Praxiswett in Höhe von 38.600 € ergeben.SchlussbemerkungDer Verkehrswert bestimmt sich aufgrunddes Zusammenhangs mit einerZulassung zur Behandlung im Rahmender GKV im Rahmen der Bedarfsplanungnicht allein nach den Gesetzen des Marktes.Stattdessen sind die wirtschaftlichenInteressen der PraxisabgeberIn laut Gesetzauf den „angemessenen Verkehrswert“begrenzt. Im Streitfall haben dieZulassungsgremien über die Höhe desVerkehrswertes nach pflichtgemäßem Ermessenzu entscheiden. Die Diskussionum den angemessenen Wert einer Praxiswird unter den PsychotherapeutInnenzum Teil sehr leidenschaftlich geführt.Vor allem der psychotherapeutischeNachwuchs beklagt, dass die verlangtenPreise für Psychotherapie-Praxen nichtangemessen seien. Andererseits wird argumentiert,eine Praxis sei ein Unternehmen,das – wie Unternehmen in anderenBranchen auch – einen Wert hat, derunter dem grundrechtlichen Eigentumsschutzsteht. Allein aus diesem Grundwerden in „überversorgten“ PlanungsbezirkenPraxen zur Nachbesetzungausgeschrieben. Von Seiten der PraxisabgeberInnenwird ferner argumentiert,dass der Verkaufserlös einer Praxis einenwichtigen Beitrag zur Alterssicherung zuleisten habe, gerade auch angesichts derin der Vergangenheit nicht ausreichendenUmsatzmöglichkeiten. Ohne auf dasFür und Wider der Argumente einzugehen,ergibt sich aus Sicht des Verfassershier die Aufgabe der Kammern für einenfairen Interessenausgleich und die Sicherungder Zukunft des Berufsstandes undder psychotherapeutischen Versorgungeinzutreten. Deshalb sollte von der BPtKein geeigneter Vorschlag zur Bewertungpsychotherapeutischer Praxen vorgelegtwerden, an dem sich die Zulassungsgremienähnlich (einfach) wie an den Hinweisenzur Bewertung von Arztpraxenorientieren können. (Claus Gieseke)Regelungen zur Fortbildungvon PsychotherapeutenInnenim KrankenhausDie Regelung zur Fortbildung von Psychotherapeutinnenund Psychotherapeutenim Krankenhaus wurde vom GemeinsamenBundesausschuss (G-BA) auf derSitzung am 19. März 2009 beschlossenund tritt mit Veröffentlichung der Regelungim Bundesanzeiger in Kraft. Im Folgendenwerden einige häufige Fragenzur Fortbildungspflicht von Psychotherapeutenim Krankenhaus ausführlicherbeantwortet.Wie sind der Umfang und derZeitraum der Fortbildungsverpflichtungfestgelegt?Fortbildungsverpflichtete Psychotherapeutinnenund Psychotherapeuten im Krankenhausmüssen innerhalb von fünf Jahrenan Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen,die nach Anerkennung entsprechend demFortbildungszertifikat der Landespsychotherapeutenkammernmit insgesamt 250Fortbildungspunkten bewertet wurden.Von den 250 Fortbildungspunkten müssenmindestens 150 Punkte durch fachspezifischeFortbildung erworben worden sein.Fachspezifische Fortbildung ist für PsychotherapeutInnendefiniert als Fortbildung,die dem Erhalt und der Weiterentwicklungder psychotherapeutischen Kompetenzdient. Diese Unterscheidung in fachspezifischeFortbildung in dem genannten Sinneund sonstige Fortbildung trifft die fortbildungsverpflichtetePsychotherapeutin/derfortbildungsverpflichtete Psychotherapeutselbst und lässt sich diese Unterscheidungvon der Ärztlichen Direktorin oder demÄrztlichen Direktor schriftlich bestätigen.Die Erfüllung der Fortbildungspflicht imUmfang von mindestens 250 Punktenwird über das Zertifikat der zuständigenLandespsychotherapeutenkammer nachgewiesen.Für PsychotherapeutInnen im Krankenhausbeginnt der Fünfjahreszeitraumrückwirkend zum 1. Januar 2009. Fürden ersten Fünfjahreszeitraum ist eineÜbergangsregelung vorgesehen, bei derauch Fortbildungen anrechnungsfähigsind, die zwischen dem 1. Januar 2007und dem 31. Dezember 2008 durchgeführtwurden.Für wen gilt diese Regelung zurFortbildung?Die beschlossene Regelung gilt für allePsychologischen PsychotherapeutInnenund Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen,die in einem nach § 108 SGBV zugelassenen Krankenhaus tätig sind.Ausgenommen hiervon sind allerdingsdiejenigen PsychotherapeutInnen, diebereits unter die Fortbildungspflicht nach§ 95 d SGB V fallen, weil sie gleichzeitigals VertragspsychotherapeutInnen ermächtigtoder in einem Anstellungsverhältnis ander vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen.Diese Regelung soll verhindern, dassPsychotherapeutInnen oder FachärztInnendie Erfüllung der sozialrechtlichen Fortbildungspflichtdoppelt nachweisen müssen.Zu den nach § 108 SGB V zugelassenenKrankenhäuser zählen die Krankenhäuser,die nach Landesrecht als Hochschulklinikanerkannt sind, oder in den Krankenhausbettenplaneines Landes aufgenommensind (Plankrankenhäuser), oder einen Versorgungsauftragmit den Landesverbändender Krankenkassen und den Verbändender Ersatzkassen abgeschlossen haben.Wer hat welche Verantwortlichkeitenbeim Nachweis der Erfüllungder Fortbildungspflicht?Die Psychotherapeutin, der Psychotherapeuthat der Ärztlichen Direktorin oderdem Ärztlichen Direktor zum Ablauf desFünfjahreszeitraums das Fortbildungszertifikatder Landespsychotherapeutenkammervorzulegen sowie eine Auflistung deranerkannten Fortbildungsveranstaltungen,aus der hervorgeht, dass mindestens 150Punkte durch fachspezifische Fortbildungenerworben wurden. Diese Unterscheidungin fachspezifische Fortbildung in demgenannten Sinne und sonstiger Fortbildungtrifft die fortbildungsverpflichtete Psycho‐188 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Hamburgtherapeutin, der fortbildungsverpflichtetePsychotherapeut selbst und lässt sichdiese von der Ärztlichen Direktorin oderdem Ärztlichen Direktor schriftlich bescheinigen.Das Fortbildungszertifikat muss diePsychotherapeutin, der Psychotherapeutbei seiner zuständigen Landespsychotherapeutenkammerbeantragen.Wie wird die Erfüllung derFortbildungspflicht in einemKrankenhaus dokumentiert undveröffentlicht?Die Krankenhausleitung belegt die Fortbildungder in ihrem Krankenhaus tätigenfortbildungsverpflichteten Personen durcheinen von der Ärztlichen Direktorin, demÄrztlichen Direktor erstellten Bericht. Indiesem „Fortbildungsbericht“ werden alleder Fortbildungspflicht unterliegendenPsychotherapeutInnen und FachärztInnenmit dem jeweiligen Fortbildungszeitraumangegeben. Außerdem enthält dieser jährlicheBericht die Fortbildungszertifikate derPsychotherapeutInnen und FachärztInnen,die im vorhergehenden Jahr den Fünfjahreszeitraumerfüllt haben.Was passiert, wenn einePsychotherapeutin, ein Psychotherapeutzum Ende desFünfjahreszeitraums die Fortbildungspflichtnicht erfüllt hat?In dem Fall kann die gebotene Fortbildunginnerhalb eines Zeitraums von maximalzwei Jahren nachgeholt werden. Die nachgeholteFortbildung kann dann allerdingsfür den nächsten Fünfjahreszeitraum nichtangerechnet werden. Anders als im vertragspsychotherapeutischenBereich, beidem eine nicht fristgerechte Erfüllung derFortbildungspflicht zu Honorarkürzungenführt, gibt es bei PsychotherapeutInnenund FachärztInnen im Krankenhaus ineinem solchen Fall keine unmittelbarenSanktionen auf der Grundlage dieser Regelung.Da der Umfang der Erfüllung derFortbildungspflichten jedoch im Qualitätsberichtdes Krankenhauses anzugeben istund damit entsprechende Qualitätsdefiziteeines Krankenhauses öffentlich werdenkönnen, werden die Krankenhausleitungenvermutlich auf die Erfüllung der Fortbildungspflichtendrängen. Die aus denVorgaben des Qualitätsberichts nach § 137Abs. 3 Nr. 4 SGB V resultierende Transparenzhinsichtlich der Erfüllung von Fortbildungspflichtenvon PsychotherapeutInnenund FachärztInnen im Krankenhaus könntewiederum tarifliche Vereinbarungen zu bezahltenFortbildungstagen befördern.GeschäftsstelleHallerstraße 6120146HamburgTel. 040/226226060Fax. 040/226 226 089Internet: www.ptk-hh.deEMail: info@ptk-hamburg.deHamburgAnz-Wendt-178x126:Anz-Wendt-178x126 14.11.2008 14:02 Uhr Seite 1Case Management in der EntwicklungStand und Perspektiven in der PraxisHerausgegeben von Prof. Dr. Wolf Rainer Wendt undProf. Dr. Peter Löcherbach. 2006. X, 321 Seiten.Kartoniert. 49,-.ISBN 978-3-87081-577-6In diesem Werk berichten Experten aus Praxis und Wissenschaftüber ihre Erfahrungen mit Case Management. Und sie gebennützliche Handlungsanleitungen für die Umsetzung.Das Buch beleuchtet den fachlichen Stand, der im Case Managementbereits erreicht ist. Und das in seinen verschiedenenBereichen:im Sozial- und Gesundheitswesen,in der Pflege,im Versicherungswesenund in der Beschäftigungsförderung.In den Beiträgen des Bandes werden Programm, Handlungsstrategiesowie operatives Vorgehen im jeweiligen Aufgabengebietdiskutiert.Economica, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Im Weiher 10, 69121 Heidelberg,Kundenbetreuung: Bestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620,E-Mail: kundenbetreuung@hjr-verlag.de, www.economica-verlag.deDargestellt wird Best Practice, aber auch die Schwierigkeit, in vorhandenenStrukturen dem neuen Verfahren den Weg zu bahnen.EconomicaMedizinRecht.dePsychotherapeutenjournal 2/2009189


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>HessenHessenLiebe Kolleginnen undKollegen,P s y c h o l o g i s c h ePsychotherapeutenund Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenübenfreie Berufe aus.Vielen Kolleginnenund Kollegen istnicht klar, was daseigentlich bedeutet,besonders welche Funktion freieJürgen HardtBerufe in einer freiheitlichen Gesellschafthaben. Weil Freiberuflichkeit oft mit Selbständigkeitverwechselt wird, meinen vieleangestellt Tätige, dass Freiberuflichkeitsie nichts angehe, aber auch angestelltePP und KJP sind Freiberufler. Mit diesemStatus sind Rechte und Pflichten verbunden,die zurzeit auf dem Spiel stehen.Alle freien Berufe sind Expertenberufe,die aus ihrer eigenen Expertenschaft heraushandeln. Sie sind Vertrauensberufeund müssen Vertrauen als gesellschaftlichesBindemittel schützen. Freie Berufeverfügen über ein Expertenwissen, dassie der Gesellschaft verfügbar machenmüssen. Sie sind dem Gemeinwohl verpflichtetund sind an eine Berufsethikgebunden, deren Artikulation in der eigenenBerufsgruppe erfolgt. Sie übendie Kontrolle ihrer Tätigkeit selbständigaus und bilden aus diesem Grund Organisationender Selbstverwaltung undSelbstkontrolle. Das Wesentliche ist aber,dass Freiberuflichkeit immer mit „innererFreiheit“ und „innerer Verpflichtung“ aufselbst formulierte Werte verbunden ist.Im Juni 2003 hat die noch amtierende Gesundheitsministeringeäußert, man müsse„endlich Schluss machen mit der Ideologieder Freiberuflichkeit“. Damit hat sie vielleichtnur eine persönliche Meinung geäußert,wahrscheinlich im Streit um Honorare. Aberihre Meinung drückt eine gesellschaftlicheTendenz aus, die die Idee der Freiberuflichkeitgefährdet. Die gesellschaftliche Entwicklungwird durch eine perfektionierte Verwaltunggetrieben, die alle Bereiche des Lebenserfassen, organisieren und reglementierenwill. Versprochen werden mehr Sicherheitund Effizienz sowie geringere Kosten, beiletzteren bleibt es meist beim Versprechen.In einer solchen Gesellschaft droht Freiberuflichkeit,ihren Platz zu verlieren.Die freien Berufe stehen planwirtschaftlichen,totalitären und das ganze Lebenkontrollieren wollenden Bestrebungenentgegen. Freie Berufe haben die Verpflichtung,die Gesellschaft auf drohendestaatliche Übergriffe hinzuweisen und sichdagegen zu stemmen.Besonders die freien Heilberufe verrichten ihreTätigkeit aus einer inneren Haltung und alsExperten. Sie sind einem Ethos verpflichtet,das sie selbständig artikulieren. Ihre Tätigkeitgeschieht zwar in einem gemeinsam artikuliertenRahmen, aber sie beinhaltet immereinen schöpferischen, nur selbst zu verantwortendenKern. Freiberufliche Heilkunde istan Vertrauen gebunden, das verspricht undeinzulösen hat. Jeder, der die Leistung einesfreiberuflich Tätigen in Anspruch nimmt, trittin eine Vertrauensbeziehung ein: er muss,darf, kann sich darauf verlassen, dass er nichtgetäuscht – enttäuscht wird. Die verbürgteVertrauensbeziehung ist ein entscheidendesKennzeichen jedes freien Heilberufs.In therapeutischen Beziehungen vertrauendie Menschen aber nicht nur Sachen oderVorgängen, sondern sich selbst als leidendeMenschen dem Heilkundigen an. So entstehteine Vertrauensbeziehung, die des besonderenSchutzes bedarf.Unsere Berufsordnungen tragen dem Problemder freien heilberuflichen Tätigkeit indeutlicher Weise Rechnung: die Vertrauensbeziehungmuss gewährleistet und gesichertsein. Genau hier aber drohen Übergriffeder staatlichen Schutzorgane, die inden therapeutischen und privaten Raummit Sicherungsargumenten der Freiheiteindringen wollen. Damit wird der Kernbereichder Therapie – die therapeutischeVertrauensbeziehung – verunsichert.Eingriffe in die therapeutische Situation(Lausch- und Spähangriffe, sowie Computerund Telefonüberwachung) können imVerdachtsfall erfolgen, ohne dass die Betroffeneninformiert werden müssen. Dasgilt auch für den Fall eines unberechtigtenEingriffs, weil der Verdacht sich nicht bewahrheitethat, ohne dass informiert werdenmuss; folglich kann dagegen nichtder Rechtsweg begangen werden.Weil hier das grundgesetzlich verbriefteRecht der freien Berufsausübung eingeschränktwird und massiv in die psychotherapeutischeVertrauensbeziehungeingegriffen werden kann, habe ich eineVerfassungsbeschwerde gegen das betreffende(BKA-) Gesetz eingelegt (denText der Verfassungsbeschwerde könnenSie einsehen unter http://www.ptk-hessen.de/ptj).Doch der Ethos der Freiberuflichkeit istin der Vielfalt unseres Handelns vielleichtnicht einmal in erster Linie von staatlicherGrenzverletzung bedroht, gegen die derRuf an die obersten Gerichte gebotenist. Viel schleichender und alltäglicherwerden Formalisierung und Normierungin der Heilkunde zu Fesseln, die denRaum für schöpferisches Handeln undEntscheiden abschnüren.In der kommenden Vorwahlzeit zum Bundestag,sind Sie alle gefragt, mögliche Kandidatenauf die Problematik und den Wertder Freiberuflichkeit hinzuweisen und denVertrauensschutz und die schöpferischeFreiheit für unsere Berufe einzufordern.Ihr Jürgen HardtPräsident190 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Hessen„Sehnsucht Familie in derPostmoderne“ – 5. HessischerPsychotherapeutentagam 18. und 19. September2009 in FrankfurtDie HessischeKammer wirdsich auf dem 5.Psychotherapeutentagam 18. und19. September2009 in Frankfurtmit dem Thema„Familie“ befassenund hat hierzuein hochrangiges Dr. Ulrich MüllerProgramm zusammengestellt, das verschiedeneGesichtspunkte aktueller undzukünftiger Entwicklungen aufnimmt unddiskutiert.Mit „Sehnsucht Familie in der Postmoderne“fokussiert die Hessische Landeskammer imVorfeld der nächsten Bundestagswahlenein Thema, das sowohl fachlich als auchpolitisch erhöhte Aufmerksamkeit verdient.Weil die Familie für die psychische Entwicklungdes einzelnen Menschen eine Grundvoraussetzungist, nehmen familiäre Bandefür die Bildung und Entwicklung der Kulturmenschlicher Gesellschaften eine zentraleRolle ein. Wenn auch die Bedeutung derFamilie politischer Konjunktur unterworfenist, so bleibt doch ihr Sinn für den Einzelnenerhalten: Die Familie ist als biophysischeund soziale Konstante Ausgangspunkt fürdie menschliche Entwicklung, auch wennsich die Familienbilder in der kulturellenEntwicklung drastisch verändert haben.Als Freud 1909 vom „Familienroman“sprach, an dem jeder unbewusst, die Bilderseiner Eltern entwickelt und sein eigenesfortschreibt, hat er auf Konstruktionenverwiesen, in denen Realität und Phantasieeine Mesalliance eingehen. DieseKonstruktionen sind bindende und bildendeGrundlage für das weitere psychischeGeschehen. Familie als dynamisches Geschehenspiegelt sich in der Psyche jedeseinzelnen Menschen wider, weil jeder inder Familie die ersten Beziehungserfahrungenmacht. Ressourcen und Defizite,Hoffnungen und Ängste speisen sich ausdieser Quelle der ersten Erfahrungen mitAnderen, so wird sie zur Wurzel des kulturellenMiteinanders.Die kulturgeschichtliche Entwicklung vonder Großfamilie zum Nukleus der Kleinfamiliereicht inzwischen bis zu wählbarenModellen der „Patchworkfamilie“. Die Möglichkeitlabortechnisch erfüllbarer Kinderwünschelässt darüber hinaus ungeahnteZukunftsperspektiven von Familienkonstellationensichtbar werden. Dabei bleibtFamilie Ausgangspunkt der Wünsche undwird in der Gegenwart wieder zu einemTopos für romantische Sehnsüchte.Politiker wenden sich gegenwärtig wiederder Familie zu. Familienpolitische Konzeptesind erneut gefragt, weil die Familieals bedeutsame Sozialisationsinstanzwiederentdeckt wurde. Oft gestützt aufalte Vorbilder entwickeln Familienpolitikerneue Pläne zur Entlastung der Eltern. EinVorsorge- und Sicherungssystem kindlicherEntwicklung unter staatlicher Anleitung erweistsich dabei oft als Auslagerung derVerantwortlichkeiten bei gleichzeitiger finanziellerMehrbelastung der Familie. DieEntwicklung von Konzepten zur Präventionfolgen oft weniger der Fürsorge, als demPrinzip umfassender Kontrolle. Familien erlebensich durch solche Maßnahmen oftweniger unterstützt als sanktioniert.Zum Auftakt des Psychotherapeutentageswird am Freitagabend Prof. Hans Bertramaus Berlin familiensoziologische und familienpolitischeÜberlegungen zur „Zukunftder Familie“ anstellen und damit aus sozialwissenschaftlicherPerspektive in dasThema einführen. Am Samstagvormittagwird zunächst Prof. Dr. Reinhard Sieder(Wien) unter dem Titel „Familienmythos,Liebe, Postmoderne“ einen zentralenAspekt des Tages aufnehmen, inwieferntradierte Bilder der Familie mit der Gegenwartvereinbar sind. Flexibilität verschafftzwar Freiheit, macht aber gleichzeitig auchAngst, was auf die Gestaltung des PaarundFamilienlebens nachhaltig Einflussnimmt. Prof. Dr. Jochen Schweitzer ausHeidelberg wird im Anschluss daran die Familieals „System im Gesundheitswesen“untersuchen und die Institution Familie imLichte familien- und gesundheitspolitischerEntwicklungen betrachten.Inwiefern die zunehmende politische Fokussierungder Familie förderlich ist, ob siedas Zusammenleben einer Familie schütztoder deren Leben weniger fürsorglich alsvielmehr überwachend reglementiert, dürfteeiner der zentralen Konflikte zukünftigersozialpolitischer Auseinandersetzungenwerden. Worin die Aufgabe der Psychotherapiebei diesen zukünftigen Entwicklungensozialstaatlicher Aufgaben bestehen kann,wird für die Zukunft unserer Heilberufe vonbesonderem Interesse sein.Am Nachmittag wird es hochrangig besetzteArbeitgruppen zu den folgenden Themenfelderngeben, in denen einige derReferenten Ergebnisse eigener Studieneinbringen werden:•„Die Familie im Zeitalter ihrer technischenReproduzierbarkeit“ – PsychischeFolgen durch Fortpflanzungs- undReproduktionstechnologien;• „Kinder psychisch kranker Eltern“ ;• „Multikulturalität und Familie“ ;•„Kinder in familiengerichtlichen Verfahren“;•„Familien in Psychotherapie – Strategienund Konzepte aus vier Blickwinkeln“.Erfreulicherweise ist es den Organisatorengelungen, auf dem diesjährigen Psychotherapeutentagan der Fachhochschule inFrankfurt verschiedene Strömungen derPsychotherapie unter dem Tagungsthemazusammenzuführen und dabei zugleichdeutlich zu machen, dass Familie in derForschung ungebrochen von Bedeutungist. Gleichwohl werden in der Forschungviele neue Fragen zum Zusammenlebenvon Familien gestellt, auf die zweifellosüberraschende Antworten zu erwartensind.Nach den Arbeitsgruppen werden wir denPsychotherapeutentag im Plenum mit einerLesung abschließen: Die Berliner AutorinTanja Dückers wird ihre Gedankenvorstellen unter der Überschrift: „Warumdie schöne neue Arbeitswelt ein Familienlebenschwer macht“.Dieser Psychotherapeutentag dürfte füralle Psychotherapeuten und psychothe‐HessenPsychotherapeutenjournal 2/2009191


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>rapeutisch tätigen Ärzte interessant undaufschlussreich sein, ist doch „Familie“der Raum, in dem menschlicher Psychesich entfaltet. Behaviorale, tiefenpsychologische,systemische, humanistische undpsychoanalytische Ansätze lassen sichtbarwerden, auf welchem Wege dieser universelleAusgangspunkt zu unterschiedlichenÜberlegungen und Fragestellungen führenkann.Veranstaltung der PiAs vorEröffnung des HPTVor Eröffnung des Psychotherapeutentageswerden sich diesmal in Frankfurt dieAusbildungskandidaten für PP und KJPtreffen, um gemeinsam mit Vertretern derKammer über berufs- und sozialrechtlicheFragen und aktuelle Entwicklungen zusprechen. Hierzu wurde von den hessischenLandessprechern der Ausbildungskandidatengemeinsam mit Vertreterndes Vorstands der LPPKJP ein Programmentworfen, das allen Mitgliedern gesondertzugehen wird. Diese Veranstaltung wirdam 18. September 2009 um 14.00 Uhr.Ein vorausgehendes Treffen mit den Ausbildungskandidatensoll die Möglichkeitender Einbeziehung der PiAs in die Inhaltedes Psychotherapeutentages ermöglichenund erleichtern helfen.Dr. Ulrich Müller,Mitglied des VorstandsBericht von der 7. Delegiertenversammlung der 2. WahlperiodeHessenTeilnehmerinnen und Teilnehmer der 7. DV in ButzbachAm 24. und 25. April 2009 fand die 7. DVder Wahlperiode in Butzbach statt. Am Freitagnachmittagdiskutierten die Delegiertenund (leider nur wenige) Gäste aus derMitgliedschaft zum Thema „Verantwortungder Kammer bei der zukünftigenGestaltung der psychotherapeutischenVersorgung“. Einleitend referierten dieVorstandsmitglieder Hans Bauer, ThomasMerz und Dr. Ulrich Müller. VizepräsidentBauer beleuchtete die bedeutenden Funktionender Kassenärztlichen Vereinigung alsSelbstverwaltungsorgan und des Kollektivvertragssystems.Darüber hinaus stellte erdar, welche gesetzlichen Änderungen künftigsteigenden Einfluss auf die Organisationder psychotherapeutischen Versorgunghaben werden. Herr Merz stellte die Ergebnissezweier Interviews mit Beschäftigtenin Medizinischen Versorgungszentren dar.Dr. Müller widmete sich insbesondere demVersuch, die Aufgaben der Kammer zu bestimmen,die sich aus einer verändertenVersorgungslandschaft ergeben können.In der Diskussion wurde eine große Übereinstimmungin den Grundlinien deutlich.Niemand sieht die Kammer als Player mitdem Anspruch, Versorgungsverträge mitKrankenkassen zu schließen. Aufgabe werdeeher die Beratung und Kontrolle unterberufsrechtlichem Aspekt sein. Auch imHinblick auf die Qualitätssicherung kämenwahrscheinlich zusätzliche Anforderungenauf die Kammer zu, wenn Verträge ohneBeteiligung der KV geschlossen würden.Einig waren sich die Diskutanten auch inder Einschätzung, dass das Kollektivvertragssystemnebst Psychotherapierichtlinienerhaltenswert aber verbesserungsbedürftigund -fähig sei. Genannt wurden z.B. die Unterversorgung bestimmter Patientengruppenund die Schwächen der Bedarfsplanung,die insbesondere zu einemStadt-Land-Gefälle führen.Relativ schnell waren der Jahresabschluss2008 und die damit verbundenen üblichenBeschlüsse abgehandelt. Das Jahr2008 schloss mit einem Gewinn von ca.6.000 EUR ab, es konnten also nicht, wiemit dem Haushalt geplant, die Rücklagender Kammer zu einem Teil abgebaut werden.Eine intensive Diskussion entfaltetesich hingegen um Fragen der zukünftigenBeitragsgestaltung der Kammer.Sie entzündeten sich an dem einstimmiggefassten Votum des Finanzausschusses,auf dieser DV noch keine Vorschläge zurkünftigen Struktur der Beitragstabelle zuunterbreiten. Dem Votum lag die Erwägungzugrunde, zunächst die zu erwartendenErhöhungen der Beitragseinnahmen(Erhöhung der Einkünfte durch ÄnderungenEBM, tarifliche Anhebungen) aufbelastbarer Grundlage prognostizieren zukönnen. Finanzausschuss und Vorstandsignalisierten, dass dann voraussichtlichim Herbst 2010 eine Beitragssenkung abdem Jahr 2011 beschlossen werde könne,die insbesondere Effekte der „kaltenProgression“ vermeidet. Es solle dazu zunächstder Abschluss des Haushaltsjahres2009 abgewartet werden, in dem wegengestiegener Kosten eine noch größere Unterdeckungals 2008 enthalten ist. Darüberhinaus wurde auf den zu erwartenden,nicht unerheblichen zusätzlichen Verwaltungsaufwandnach Änderungen von Beitragsordnungund/oder -tabelle verwiesen,der sich jeweils in einer großen Anzahl vonAnfragen an die Geschäftsstelle und in einemerheblich steigendem Bearbeitungsaufwandmanifestiert.Diesen Argumenten konnte und wollte sicheine größere Gruppe der Delegierten nichtanschließen. Ein Teil hob dabei auf strukturelleÄnderungswünsche im Sinne einerEinführung zusätzlicher Beitragsgruppen192 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Hessenbei den höheren Einkommen bei Beibehaltungdes Höchstsatzes ab. Ein anderer Teilvertrat zwar die Auffassung, die hessischeBeitragsordnung sei modellhaft vorbildlichfür die anderen Landeskammern, dieBeiträge seien aber zu hoch und müsstenrasch gesenkt werden, damit ein Abbau derRücklagen stattfinde. In der Abstimmungfand ein Antrag des für die Finanzen verantwortlichenVizepräsidenten eine knappeMehrheit, nach dem im Herbst 2009 Modell-und Finanzplanungen für den Beitrag2011 vorgelegt werden, die in 2011 dann zueiner Beitragssenkung führen, wenn keinenachhaltigen negativen Änderungen in denPlanungsgrundlagen eintreten.Nicht vergessen werden sollte bei der Debatte,dass viele Kammern in den letztenJahren ihre Beiträge erhöhen mussten, derhessische Beitrag aber seit 2004 stabil ist,inzwischen die Kinderfreibeträge verdoppeltwerden konnten und der Durchschnittsbeitragvon ca. 342 EUR in 2008 sich bundesweitdurchaus sehen lassen kann.Am Samstag nahmen zunächst die Berichtedes Präsidenten, des Vorstandes und derAusschüsse breiten Raum ein. Insbesonderekonnte Präsident Jürgen Hardt aktuelldavon berichten, dass er als persönlichBetroffener und zugleich als Repräsentantder hessischen Psychotherapeutenschaftgemeinsam mit Angehörigen anderer freierBerufe Verfassungsbeschwerde gegendas BKA-Gesetz eingelegt hat (den Textder Verfassungsbeschwerde siehe unterhttp://www.ptk-hessen.de/ptj).Danach wurden sowohl eine Novellierungder Berufsordnung als auch eine neueWahlsatzung in zweiter Lesung behandeltund beschlossen. Der Ausschuss für Ethikund Berufsordnung legte einen Entwurfvor, mit dem er die Ende 2004 entstandenehessische Berufsordnung an aktuelleErfordernisse anpasste und stellenweiseAnregungen und Formulierungen derMusterberufsordnung der Bundespsychotherapeutenkammeraufgriff. Dabei hatteer den Anspruch, ein Selbstverständnispsychotherapeutischer Tätigkeit beizubehalten,das einem selbstverantwortlichenSpielraum von Psychotherapeuten/inneneinen hohen Stellenwert einräumt. DieserSicht schloss sich die überwiegende Mehrheitder Delegierten mit ihrem positivenVotum an.Eine Wahlsatzung wurde erforderlich,weil das Heilberufsgesetz diese Aufgabejetzt den Kammern zuweist, während dasbisher der zuständige Minister durch eineRechtsverordnung regelte. Eine von derDelegiertenversammlung berufene Kommission,der Manfred K. Burkart, AlfredKrieger und vom Vorstand Marion Schwarzangehörten, entwickelte auf der Grundlageder ministeriellen Wahlordnung und unterEinbeziehung von Vorschlägen der Wahlleiterder letzten Wahl einen gestrafften Entwurf.Sowohl die Wahlsatzung als auch dieBerufsordnung bedürfen noch der Genehmigungdurch das Hessische Ministeriumfür Arbeit, Familie und Gesundheit, danachwird die öffentliche Bekanntmachung imPsychotherapeutenjournal erfolgen.Im Ausschuss Psychotherapie in Institutionenwar durch den Rücktritt von HanneloreViertel ein Platz nachzubesetzen. Einstimmigbei zwei Enthaltungen wurde der KinderundJugendlichenpsychotherapeut MatthiasKapp gewählt, der in der Tagesklinik und Institutsambulanzdes ZSP Philippshospital inHöchst/Odenwald beschäftigt ist.Intensiv setzte sich die Delegiertenversammlungmit dem Entwurf eines Curriculums zurFortbildung für die psychotherapeutischeAkutversorgung im Notfall auseinander, dasdie gleichnamige Arbeitsgruppe des Vorstandesvorlegte. Das Vorstandsmitglied UtaCramer-Düncher führte in das Themenfeldein und erläuterte den Diskussionsstandhinsichtlich der Einbeziehung der psychotherapeutischenBerufe in die psychosozialeNotfallversorgung auf Bundesebene(Konsensuskonferenz des Bundesamtes fürBevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)und auf regionaler Ebene (z. B. Gesundheitsamtder Stadt Frankfurt). Die Delegiertenversammlungbegrüßte den Entwurf und gabder AG eine Reihe fachlicher Anregungenund Wünsche mit der Bitte auf den Weg,sie zur nächsten Delegiertenversammlung inden Entwurf einzuarbeiten.Eine Petition an den Deutschen Bundestagzur Kompetenzerweiterung von PsychologischenPsychotherapeuten botAnlass, sich mit dem Thema zu befassen.Kein Verständnis brachten die Delegiertenfür den isolierten Vorstoß auf, zumales bisher an einer fundierten Diskussionund Meinungsbildung fehlt und noch nichteinmal die Ergebnisse des Forschungsgutachtensbekannt sind, von dem einigeAussagen zum Thema erwartet werden.Präsident Hardt schlug deshalb vor, zentraleFachfragen aus diesem Themenfeldals Vorveranstaltung einer Delegiertenversammlungunter Zuziehung externer Expertisezu behandeln. Der Vorschlag fandbreite Zustimmung.Demnächst wird es einen freiwilligenMeldebogen der Kammer geben. Die Delegiertenversammlunggab dem Vorstandinhaltliche Anregungen für die Ausgestaltungmit auf den Weg. Wichtig war ihräußerste Transparenz hinsichtlich der Datenverwendungund eine gute Informationder Mitglieder.Weiterhin wurden zwei Resolutionen verabschiedet.Die Resolution zur Verbesserungder Vergütung psychiatrischer Praxenberuht auf einem Vorschlag des gemeinsamenBeirates von Landesärztekammer und<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Hessen. In diesemSinne hatte der Vorstand sich bereitsan die Kassenärztliche Vereinigung Hessengewandt, weil er die Sorge hat, dass eineunverzichtbare Säule der Versorgung psychischkranker Menschen angesichts derVergütungssituation wegbrechen könnte(diese Resolution wurde zwischenzeitlichvom Präsidium der LandesärztekammerHessen übernommen; s. Kasten):Resolution: Vergütungpsychiatrischer PraxenunzureichendDie Delegiertenversammlung der Landeskammerfür Psychologische Psychotherapeutenund Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutenHessen(LPPKJP Hessen) und das Präsidium derLandesärztekammer Hessen (LÄKH)haben auf Vorschlag des GemeinsamenBeirates der beiden Kammern eine Resolutionzur Vergütung psychiatrischerPraxen verabschiedet:HessenPsychotherapeutenjournal 2/2009193


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Die Vergütung psychiatrischer Praxis seit1.1.2009 ist unzureichend und mussdringend verbessert werden, damit derVersorgungsauftrag erfüllt werden kann(vollständiger Text der Resolution unterhttp://www.ptk-hessen.de/ptj).Mit der zweiten Resolution wird die rascheUmsetzung der 20%-Quote für Psychotherapeuten,die im Rahmen der ambulantenVersorgung ausschließlich mit Kindern undJugendlichen arbeiten, gefordert (sieheKasten):Resolution: LPPKJP fordertrasche Umsetzung der20%-KJP-QuoteDie Delegierten der LPPKJP äußernin dieser Resolution ihr Unverständnisdarüber, dass die bereits im Oktober2008 vom Bundestag beschlosseneQuote von 20% für Psychotherapeuten,die im Rahmen der ambulantenVersorgung ausschließlich mit Kindernund Jugendlichen arbeiten, bislang vonden Gremien der KBV nicht auf denWeg gebracht wurde (vollständiger Textder Resolution unter http://www.ptkhessen.de/ptj).Mehrheitlich beschlossen wurde auchein Antrag, der den Vorstand mit unterstützendenInitiativen der durch denwissenschaftlichen Beirat anerkanntensystemischen Therapie beauftragt. DerAntrag intendiert dabei einerseits dieUnterstützung bei der Implementierungdes neuen Vertiefungsverfahrens in dieAusbildung nach dem Psychotherapeutengesetzund andererseits Initiativen inverschiedenen Gremien zur Aufnahmeder Systemischen Therapie in die Psychotherapierichtlinien.RRGewählte Bundesdelegierte und Stellvertreter/innen 2009HessenListe 1: IL Integrative Liste PP/KJPDr. Frank Roland Deister, (Elisabeth Schneider-Reinsch),Helga Planz, (Alfred Krieger).Liste 2: Freier Beruf PsychotherapeutInThomas Merz, (Else Döring).Listenverbindung der Liste 4: Psychotherapiein Hessen VPP – BDP und derListe 7: bkj – Berufverband der Kinder-und JugendlichenpsychotherapeutInnenMarion Schwarz, (Hans Bauer).Listenverbindung der Liste 5: PsychodynamischeListe und der Liste 9: PsychodynamischeKinder- und JugendlichenpsychotherapieHessenJürgen Hardt, (Susanne Walz-Pawlita),Dr. Ulrich Müller, (Sabine Eckert).Liste 6: VereinigungslisteDr. Friedhelm Jung, (Manfred K. Burkart).Liste 8: Qualität durch MethodenvielfaltJörg Hein, (Uta Cramer-Düncher).Liste 10: VT-AS. Verhaltenstherapie Liste:Angestellte – SelbständigeWilfried Schaeben, (Karl-Wilhelm Höffler),Christian Alte, (Dr. Claudia Stromberg).RubrikenTermine•18. – 19. September 2009: 5. HessischerPsychotherapeutentag, FachhochschuleFrankfurt, Nibelungenplatz 1.•30. und 31. Oktober 2009, Delegiertenkonferenz;Bad Nauheim, DolceHotels und Resorts.Aktuelle Termine und Informationenfinden Sie immer aktuell unter www.ptk-hessen.de/ptj.•18. September 2009: Treffen der PiA-Sprecher, 14.00 Uhr, FachhochschuleFrankfurt, Nibelungenplatz 1 (vor dem5. Hessischen Psychotherapeutentag).GedenkenWir gedenken unserer verstorbenenKollegen:Dipl.-Psych. Kerstin Stier, Butzbach,geb. 27.04.1956, gest. 16.02.2009Redaktion HessischeKammerseiten:Uta Cramer-Düncher, Stefan BaierE-Mail: ptj@ptk-hessen.deHessenseiten des Psychotherapeutenjournalsim Internet: www.ptk-hessen.de/ptjPiA-Angelegenheiten•Zur Nachfolgerin der ausscheidendenhessischen PiA-Sprecherin RenateSchirmer, in Ausbildung zur KJP bei derWIAP, wurde Frau Sabine Wald, in Ausbildungzur KJP in Riedstadt, gewählt.Dipl.-Psych. Thomas Manthey, BadHersfeld, geb. 29.07.1955, gest.16.03.2009Dipl.-Psych. Kerstin Plies, Marburg,geb. 23.06.1965, gest. 19.04.2009GeschäftsstelleGutenbergplatz 165187 WiesbadenTel 0611. 53168 0Fax 0611. 53168 29E-Mail: post@ptk-hessen.deInternet: www.ptk-hessen.de194 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>NiedersachsenLiebe Kolleginnen und Kollegen,wir berichten wieder aus der Vorstandsarbeitder vergangenen Monate:Prof. Dr. med. Ulrich Baumann, im August2008 einem Ruf an die MHH gefolgt (Klinikfür Pädiatrische Nieren-, Leber- undStoffwechselerkrankungen), hat sich andie PKN mit der Bitte um Kooperation gewandt.Er sieht bei den Kindern mit schwerenStoffwechselstörungen, die an seinerKlinik behandelt werden, von denen einigeauch Organe transplantiert bekommen(Leber), dringenden Bedarf an fachlicherUnterstützung und Begleitung der Kinderwie der Eltern durch psychotherapeutischausgewiesene Fachkräfte.Wir unterstützen gern dieses Anliegen,weshalb wir uns zunächst an die in derRegion Hannover tätigen Kolleginnen undKollegen sowie an die entsprechendenAusbildungsinstitute gewandt und auf dieseAufgabenfelder hingewiesen haben, indie sich auch nicht-niedergelassene Kolleginnenund Kollegen einbringen können.Wenn Sie sich eine Mitwirkung ebenfallsvorstellen können, können Sie sich gern andie Geschäftstelle der PKN wenden.Während in der Zeit vor dem so genanntenBologna-Prozess Studiengänge – jedenfallsim Falle der Psychologie – Rahmenprüfungsordnungenentsprechen undvon den zuständigen Landesministeriengenehmigt werden mussten, ist seitdemjede Hochschule selbst für die „Erfindung“von Studiengängen zuständig, die dannvon Akkreditierungsagenturen genehmigtwerden müssen. Eine Folge: Es gibtmittlerweile mehr als 80 Studiengänge inDeutschland, die irgendetwas mit Psychologiezu tun haben.Schon seit 2007 beschäftigt sich eine Arbeitsgruppeder BPtK unter Mitwirkung derPKN (Wittmann, Schwartz) mit der Formulierungeines Anforderungsprofils, demStudiengänge genügen müssen, wenn sieals Voraussetzung für eine Ausbildung zuPP akzeptiert werden wollen. Die Ergebnissedieser AG sind in mehreren Stufen mitder Deutschen Gesellschaft für Psychologie(DGPs), dem Verband der Hochschullehrerdes Faches Psychologie, diskutiertworden und liegen nun in konsentierterFassung vor. Für die Ausbildung zu KJP istdiese Aufgabe noch zu leisten. Ein besonderesProblem dabei ist, dass es – andersals bei der Psychologie – bei den (Sozial-,Heil-, Rehabilitations-) Pädagogik-Studiengängenkeinen der DGPs vergleichbarengemeinsamen Ansprechpartner gibt. WesentlicheAufgabe ist in unseren Augen,dafür Sorge zu tragen, dass die Anforderungenan die Pädagogik-Studiengängedenen an Psychologie-Studiengänge qualitativvergleichbar sind – auch daran mitzuwirkensehen wir als unsere Aufgabe.Bis zu einer Neuordnung der Ausbildungsvoraussetzungenund der Ausbildungsstrukturgelten die Vorgaben des PsychThG,die ja noch nicht auf die Bachelor-Master-Struktur bezogen sind. In einem Gesprächmit dem PKN-Vorstand stellte Dr. Horn (Sozialministerium)klar, dass mit Einführungdes Psychotherapeutengesetzes eine eindeutigeRechtslage besteht, die jedoch mitBlick auf die Einführung der Bachelor- undMasterstudiengänge unpraktikabel ist, dazur Feststellung der Kompatibilität der neuenStudiengänge immer zwingend eine Einzelfallprüfungdurch den NiedersächsichenZweckverband zur Approbationserteilung(NiZzA) erfolgen muss. Die Arbeitsgemeinschaftder Obersten Landesbehörden Gesundheit(AOLG) habe, so Dr. Horn, unteranderem auch aus diesem Grund eine Beteiligungder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nbei dem Akkreditierungsverfahren der entsprechendenStudiengänge befürwortet.Probleme gibt es vor allem in Hinblick aufdie KJP-Ausbildung. Da die Fachhochschulennahezu bundesweit nur noch StudiengängeSoziale Arbeit (also nicht mehrSozialpädagogik) anbieten, muss geprüftwerden, ob der jeweils im Einzelfall vorgelegteAbschluss den einschlägigen klassischenPädagogikstudiengängen entspricht.Dabei ist nicht maßgeblich die Benennungdes jeweiligen Abschlusses, sondern dertatsächliche Inhalt des Studiums.Der Vorstand wird sich zu diesem Themamit den niedersächsischen Ausbildungsinstitutenin Verbindung setzen, damit dieGefahr möglichst ausgeschlossen wird,dass Ausbildungsteilnehmer am Ende derAusbildung erfahren, dass sie wegen fehlenderVoraussetzungen nicht die Approbationerhalten können.In einem Gespräch im Vorstand hattenwir Gelegenheit, dem neuen Präsidentendes Landesgesundheitsamtes, HerrnDr. Pulz, die Kammerarbeit vorzustellen.Ein Anliegen war uns besonders, auf dieNotwendigkeit einer Ausweitung der Gesundheitsberichterstattungauf psychischeErkrankungen hinzuweisen – eine solcheBerichterstattung könnte eine gute Basisdarstellen für die Begründung des Bedarfsan Psychotherapie in unserem Bundeslandund damit zu einer angemessenen Bedarfsplanungbeitragen. Für den Fall, dassim Landesgesundheitsamt eine AbteilungPrävention eingerichtet wird, haben wirunser Interesse an inhaltlicher Mitwirkungangemeldet und bei Dr. Pulz dafür positiveResonanz gefunden.§ 37 b SGB V gibt vor, dass „Versicherte miteiner nicht heilbaren, fortschreitenden undweit fortgeschrittenen Erkrankung bei einerzugleich begrenzten Lebenserwartung, dieeine besonders aufwändige Versorgungbenötigen, … Anspruch auf spezialisierteambulante Palliativversorgung“ (SAPV)haben. Dazu haben nach § 132d Abs. 1SGB V die Krankenkassen Verträge mitNiedersachsenPsychotherapeutenjournal 2/2009195


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Niedersachsengeeigneten Einrichtungen oder Personenabzuschließen, „soweit dies für eine bedarfsgerechteVersorgung notwendig ist“.Auch in Niedersachsen laufen entsprechendeVerhandlungen, die sich aber alsrecht schwierig erweisen. Unser Anliegen,unermüdlich unterstützt durch die Palliativ-Kommission der PKN, ist dabei, dass dieBeiträge, die PP und KJP in der Palliativversorgungleisten können, Eingang in dieVerträge finden.Welche Bedeutung die besondere Kompetenzvon Psychotherapeuten haben kann,macht der Artikel von Frau Licht weiter untenauf unseren Landesseiten deutlich.Zwei in verschiedenen Funktionen in derKammerarbeit engagierte PKN-Mitglieder(Dr. Bernd Borchard, Annika Gnoth) habenzu unserem großen Bedauern unserBundesland für neue berufliche Aufgabenverlassen. Für ihre Funktionen in der Forensik-Kommissionkonnten mittlerweileNachfolger benannt werden (Joachim Lagerspetsals Sprecher, Achim Schack undSandra Schwarz).In den politisch bedeutsamen Ausschussfür Angelegenheiten der psychiatrischenKrankenversorgung haben wir an Stellevon Herrn Borchard unseren Kammerpräsidenten,Dr. Wittmann, entsandt; die Vizepräsidentin,Frau Corman-Bergau, wird ihndort vertreten.Der Gemeinsame Prüfungsausschuss KlinischeNeuropsychologie der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nBremen und Niedersachsen,über den wir im letzten Heft informierthaben, hat in der ZusammensetzungDietzfelbinger (Vorsitzende) und Prof. Dr.Schwartz (Niedersachsen) sowie Frau Dr.Bataller (Vertreter: Herr Bodenstein) undFrau Erdmann (Bremen) seine Arbeit aufgenommenund die ersten 8 Anträge aufFührung der Zusatzbezeichnung „KlinischeNeuropsychologie“ nach den Übergangsbestimmungender Weiterbildungsordnungpositiv entschieden. Weitere Anträgekönnen über die Geschäftsstellen der beidenKammern an den Prüfungsausschussgestellt werden. Die Kammerversammlunghat für den mit der Bearbeitung dieser Anträgeund der Ausstellung der Zusatzbescheinigungverbundenen Aufwand einenZusatz zur Kostenordnung verabschiedet,den Sie auf unserer Homepage finden.Einige weitere Informationen aus der Kammerversammlungvom 25.04.09:Herr Gerber, Anlageberater und Verwaltungsratsmitglieddes PVW, hat aus Anlassder schwierigen finanzpolitischen Lage vielerVersicherungen und Versorgungswerkeüber die Situation des PVW berichtenkönnen, dass angesichts der stets auf Sicherheitbedachten Anlagepolitik das PVWkeine Verluste zu verzeichnen hat, sonderndie Renditeentwicklung sich selbst in diesemJahr auf erstaunlich hohem Niveaubewegen wird.Da der zum Zeitpunkt der Kammerversammlungnoch bevorstehende DeutschePsychotherapeutentag (9. Mai in Berlin)sich schwerpunktmäßig mit der Ausbildungvon PP und KJP beschäftigen soll, hat derVorsitzende des niedersächsischen Ausschussesfür Aus-, Fort- und Weiterbildung,Dr. Könning, die wesentlichen kontroversenAuffassungen vorgetragen und damit einelebhafte Diskussion angeregt. Nach Veröffentlichungdes Forschungsgutachtens undnach der Diskussion in Berlin wird sich unsereKammerversammlung im Herbst erneutmit diesem Thema auseinandersetzen.Herr Köthke hat über den Stand einer ganzenReihe von Projekten berichtet, mit denendie PKN gegenwärtig beschäftigt ist,so über die bereits oben erwähnte Arbeitder Palliativ-Kommission, über die Arbeitder Forensik-Kommission, über ein Pilotprojektzur Früherkennung, Frühbehandlungsowie Nachbehandlung psychotischerkrankter Kinder, Jugendlicher und jungerErwachsener sowie über den aktuellenStand mehrer IV-Verträge, an denen diePKN mitgewirkt hat. Nähere Details findenSie, sowie es zu Ergebnissen gekommenist, jeweils auf unserer Homepage.Eine für Sie sicherlich beruhigende Information:Der Vorsitzende des Finanzausschusses,Dr. Liebeck, bescheinigte derPKN sparsame Haushaltsführung. Diesemacht es möglich, dass trotz erheblich gestiegenerAnforderungen an die Arbeit derKammer der Mitgliedsbeitrag in 2010 nichtangehoben werden muss.In einer einstimmig verabschiedeten Resolutionfordert die Kammerversammlungdie Selbstverwaltungsgremien auf, eineÄnderung der Bedarfsplanungsrichtliniedahingehend vorzunehmen, dass die vomGesetzgeber eingeführte 20%-Quote fürKinder- und Jugendlichenpsychotherapienunmehr endlich umgesetzt werdenkann.Wir haben den Amoklauf in Winnendenzum Anlass genommen, in einer Pressemitteilungvor einfachen Zuschreibungenzu warnen und zugleich darauf aufmerksamzu machen, dass der Abbau derSchulpsychologie in Niedersachsen – indieser Hinsicht Schlusslicht unter den Bundesländern– zu großer Sorge Anlass gibt.Den Text der PM finden Sie auf unsererHomepage.Wir hatten schon auf die anstehende Kammerwahlhingewiesen, die im März 2010stattfinden wird (Feststellung des Wahlergebnisses:25.03.2010). Detailinformationenzum Ablauf der Wahl werden Sie imOktober erhalten. Die Überlegungen zurKandidatur laufen aber bereits. Deshalbmöchten wir Sie noch einmal ermuntern,sich an der Gestaltung der Kammerarbeit zubeteiligen und zu kandidieren – entwederals Einzelkandidat oder über einen VerbandIhrer Wahl oder auf einer kollegialen Liste.Das Psychologische Institut der TU Braunschweigveranstaltet am 6.10.2009 in Kooperationmit der PKN, der ÄKN sowie derDGKJP eine Tagung mit dem Titel „Gesundgroß werden – Prävention psychischer Störungenim Kindesalter“. Nähere Informationenfinden Sie unter www.praeventionskongress-bs.de;dort können Sie sich auchdirekt zur Tagung anmelden.„Ganze“ halbe Praxissitze können jetzt ausgeschrieben,verkauft, gekauft und nachbesetztwerden. Nach zähem Ringen hat dieKVN mit Zustimmung der Krankenkassendem Drängen der PKN nachgegeben unddie Leistungsgrenze bei hälftigem Versorgungsauftragauf 50% der zeitbezogenenKapazitätsgrenze festgelegt. Damit lohntes sich jetzt ausgesprochen, als Senior-Psychotherapeut schon einmal einen halbenPraxissitz zu verkaufen, ohne persönlicheEinschränkungen dafür hinnehmen zu196 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Niedersachsenmüssen. Und für Junior-Psychotherapeutenlohnt es sich, solche halben Praxissitzenachzufragen, zu erwerben und auf dieseWeise pro Woche ca. 18 PT-Sitzungen mitGKV-Patienten in eigener Praxis durchführenzu können. Bei Fragen zu diesem Themagibt die Geschäftsstelle der PKN gerneAuskunft.Ihr PKN-Vorstand:Dr. Lothar Wittmann, Gertrud Corman-Bergau, Werner Köthke, Bertke Reiffen-Züger, Prof. Dr. Hans-Joachim SchwartzFall: Indikation für eine psychotherapeutische Unterstützung in derpalliativen Versorgung bei vorbestehender psychischer StörungIn der aktuellen Diskussion um die „Spezialisierteambulante Palliativversorgung“(SAPV) ist die Mitwirkung von PP und KJPbisher durchaus nicht selbstverständlich.Wir möchten deshalb an einem – selbstverständlichanonymisierten – Fallbeispielzeigen, wie unverzichtbar die spezifischenpsychotherapeutischen Kompetenzen inder Palliatversorgung sein können:Medizinische Anamnese:Frau L., 35 Jahre, verheiratet, ein Kind. Diagnose:metastasiertes Mamma-Ca (ED1999); Rezidiv (2/02); 3. Rezidiv 07/04);Knochenmetastasen (2/05) in LWK 4.Behandlung in der Klinik für gynäkologischeOnkologie, Unfallchirurgie, Strahlentherapieund durch den palliativmedizinschenKonsilliardienst zur Schmerzeinstellung.Vorgeschichte und aktuelle Probleme:Die Patientin berichtete, dass die Tumorerkrankungwährend der Schwangerschaftaufgetreten sei. Zuvor habe sie einen Suizidversuch(mit Schlaftabletten und Alkohol)unternommen. Auslöser seien Eheproblemegewesen. Psychische Problemehabe sie bereits seit frühster Jugend, insbesondereim Kontakt mit anderen Menschenseien immer wieder Spannungenaufgetreten. Sie habe psychotherapeutischeVorerfahrungen bei unterschiedlichenBehandlern (tiefenpsychologisch fundiert)und sei in neurologischer Behandlung gewesen,„so recht habe ihr dies aber nichthelfen können“. Ferner bestand ein Zustandnach Medikamentenabhängigkeitund Entzug. Vorbefunde lagen nicht vorund deren Anforderung war von der Patientinnicht besonders erwünscht. So machtesie während der Gespräche Andeutungenund brachte beispielsweise die Namen derBehandler durcheinander.Ihr Verhalten während des stationären Aufenthalteswar dadurch gekennzeichnet,dass sie von allen Seiten Hilfe einforderte,teilweise selbständig Mitarbeiter ansprach,gleichzeitig aber der Eindruck entstand,ihr nicht gerecht werden zu können. Sieäußerte ihre Unzufriedenheit über dasBehandlungsteam, aber auch über ihrenEhemann, „sie fühle sich von allen imStich gelassen“. Die Schmerzeinstellung,ein zentrales Problem, gestaltete sich gleichermaßen(aufgrund unklarer Angaben)schwierig. Des Weiteren lehnte sie die Einnahmevon Opiaten und Benzodiazepinenvehement ab, da sie eine erneute Abhängigkeitbefürchtete. Die Situation drohtezu eskalieren, nachdem die StationsärzteGespräche mit ihr über die hoch palliativeSituation, das Lebensende und insbesonderedie weitere Versorgung führen wollten.Frau L. empfand dies als ärztlichesVersagen, hatte nur den Satz wahrgenommen,„man könne nichts mehr für sie tun“.Sie agierte verstärkt, wollte vom Ehemannoder ihrer Mutter gepflegt werden, welchesvon beiden nicht zu leisten war. Ein „Lebenim Hospiz“ konnte sie sich überhaupt nichtvorstellen. Trotz Absprache mit der gynäkologischenOnkologie und Strahlentherapie,dass eine Therapieeinschränkung sinnvollsei, bewirkte sie bei bereits wochenlangbestehenden Anzeichen von Gehschwächeeine erneute OP der Wirbelsäule, diejedoch auch keine Besserung zur Folgehatte.Frau L. bat letztlich von sich aus um psychotherapeutischeUnterstützung. Von Seitendes Behandlungsteam kam gleichermaßendie Bitte im Hinblick auf die Frage,wie die Compliance der Patientin verbessertund eine Veränderung ihrer „unrealistischenTherapiewünsche“ erreicht werdenkönne. Das Behandlungsteam artikuliertemittlerweile deutlich, der Patientin so nichthelfen zu können, war aber als gynäkologischeAbteilung eines Akutkrankenhausesimmer wieder Anlaufpunkt bei Krisen.Psychische Befindlichkeit und Interventionen:Die Patientin war bewusstseinsklar,zeitlich und örtlich voll orientiert. Esbestand kein Anhalt für psychotisches Erleben,von Suizidgedanken konnte sie sichhinreichend distanzieren. Sie wirkte imErstkontakt wenig offen, wies aber einendeutlichen Leidensdruck auf, ihre Niedergeschlagenheitund Anspannung kaummehr aushalten zu können. Psychodiagnostischergaben sich Hinweise für eineängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung(ICD-10 F60.6), gleichzeitig zeigtensich histrionische Merkmale. So wiesFrau L. Tendenzen auf, sich ausgeprägteSorgen vor Kritik und Ablehnung zu machen,sie war überzeugt minderwertig imVergleich zu anderen zu sein, sie zeigteeine dauernde Anspannung und Besorgtheit.Gleichzeitig dramatisierte sie und erschiensuggestibel und spaltend.Zunächst fiel es der Patienten sehr schwer,Anliegen für die psychotherapeutischenGespräche zu formulieren. Mittels gezielterpsychologischer Gesprächstechniken,die sich durch ein empathisches und ruhigesIntervenieren auszeichneten (aktivesZuhören und Containerfunktion), wurde esFrau L. langsam möglich, ihre belastendenund abwehrenden Denkweisen zu äußernund leicht abzuschwächen. Sie konnte etwasbesser die Perspektive des Behandlungsteameinnehmen, damit gelang esihr, die Bedrohung durch das Sterben nichteinfach abzuwehren und verdrängen zumüssen, sondern sich vorsichtig entsprechendenGesprächen zuzuwenden. FrauL. lernte, sich mehr auf den rationalen Teilin Gesprächen zu fokussieren und wenigerrasch emotional zu reagieren.Parallel zu den Gesprächen wurde die Patientinzur selbständigen Anwendung vonEntspannungs- und Ablenkungstechnikenangeleitet, so dass sie ihre dauerhaft ho‐NiedersachsenPsychotherapeutenjournal 2/2009197


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>he Anspannung etwas besser bewältigenkonnte.Frau L. entschied sich letztlich für eine Verlegungin ein Pflegeheim, in dem sie wenigeWochen danach verstarb.Resümee: Die wesentliche Indikation fürpsychologische/-therapeutische Interventionenbestand in diesem Fall in der Deeskalationder angespannten Gesprächssituation.Dazu waren einerseits, unter Berücksichtigungder besonderen psychischen Vulnerabilität,supportive und Krisen stabilisierendeInterventionen für die Patientin sinnvoll.Weiterhin lag aber ein bedeutsamer Schwerpunktauf der Information und Zusammenführungdes Behandlungsteams, so dasssich der Dialog wiederherstellen ließ undkonkrete palliative Behandlungsschritte, wiedie Schmerzeinstellung, möglich wurden.Zentral dabei war, das Team zu befähigen,die vermeidenden, agierenden und spaltendenVerhaltensweisen von Frau L. als „überdauerndesSyndrom“ verstehen zu lernenund nicht mit Ablehnung, Resignation undpersönlicher Kränkung reagieren zu müssen.Feststellung des Haushaltsplans des NiedersächsischenZweckverbands zur Approbationserteilung für dasHaushaltsjahr 2009NiedersachsenDie Vorschriften des Landes Niedersachsenerfordern die Veröffentlichung des folgendenTextes:Die Verbandsversammlung des NiedersächsischenZweckverbands zur Approbationserteilunghat in der Sitzung vom25.11.2008 den Haushaltsentwurf für dasJahr 2009 genehmigt.Die Feststellung des Haushaltsplans wirdhiermit gemäß § 26 Abs. 1 des Kammergesetzesfür die Heilberufe (HKG) in derFassung vom 08.12.2000 (Nds. GVBl. S.301), zuletzt geändert durch Gesetz vom08.10.2008 (Nds. GVBl. S. 312), i. V. m.§ 25 Nr. 7 HKG i. V. m. § 9 Abs. 4 S. 2HKG i. V. m. dem Vertrag über den Zusammenschlusszum NiedersächsischenZweckverband zur Approbationserteilung(NiZzA) vom 22.12.2005 (niedersächsischesärzteblatt 2/2006 S. 68 ff.,Einhefter für Niedersachsen im Psychotherapeutenjournal1/2006 S. 7 f., ZKNMitteilungen 2/2006 S. 126 f.), zuletztgeändert am 12.12.2006 (niedersächsischesärzteblatt 3/2007 S. 77, Psychotherapeutenjournal1/2007 S. 79., ZKNMitteilungen 1/2007 S. 63), bekanntgemacht.Hannover, den 04.03.2009Dr. med. Martina Wenker– Vorsitzende der Verbandsversammlung–GeschäftsstelleRoscherstr. 1230161 HannoverTel.: 0511/850304-30Fax: 0511/850304-44Sprechzeiten allgemein:Mo, Mi, Do, Fr 09.00 – 11.30 UhMo, Di, Mi, Do 13.30 – 15.00 UhrSprechzeiten für Fragen zur Akkreditierung:Mi. + Do. 09:00 – 11:30 UhrMail-Anschrift: info@pk-nds.deMail-Anschrift für Fragen zur Akkreditierung:akkreditierung@pk-nds.deInternet: www.pk-nds.deAbgabe, Kauf und Bewertung psychotherapeutischerPraxenVon Dr. Uta Rüping und Ekkehard Mittelstaedt. 2008. XXI, 291 Seiten. Gebunden. ¤ 49,-ISBN 978-3-938909-23-2Der Prozess der Praxisübergabe der vertragspsychotherapeutischen Praxis ist ein komplexes Unterfangen. Das giltfür die Veräußerung genauso wie für den Kauf.Wie aber kann und sollte der Übergabeprozess gestaltet werden? Welche Handlungsalternativen gibt es bei derVeräußerung, welche gibt es beim Kauf? Wie lässt sich der Wert einer Praxis feststellen?Das Werk wird den Besonderheiten psychotherapeutischer Praxen gerecht, zeigt Gestaltungsvarianten, rechtlicheund wirtschaftliche Rahmenbedingungen auf und umfasst die Themenkomplexe Vertragsarztrechtliche Bedingungenund Verfahren der Praxisnachfolge, Vertragsgestaltung, Praxiswertberechnung und Bewertung der Investition„Praxiskauf“ (aus Käufersicht).Das Buch wendet sich nicht nur an Verkäufer und Käufer psychotherapeutischer Praxen. Praxisinhaber erfahren,was sich wertsteigernd auswirkt und verschaffen sich durch frühzeitiges Herangehen an das Thema mehr Chancenund Handlungsspielraum beim Verkauf.Psychotherapeutenverlag, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Im Weiher 10, 69121 HeidelbergBestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620, E-Mail: kundenbetreuung@hjr-verlag.de, www.psychotherapeutenverlag.deRüping-Abgabe-178x83.indd 1 08.05.2009 13:29:32198 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Nordrhein-WestfalenPsychotherapeutische Perspektiven im Wahljahr 20092009 ist ein Jahr zahlreicher Wahlen.Innerhalb weniger Monate finden dieWahlen des Europaparlaments und desBundestags statt. Das Votum der Wählersei damit in einer Zeit gefragt, in der dieFolgen der Finanz- und Wirtschaftskrisefür den sozialen Zusammenhalt in unseremLand noch nicht absehbar sind, stellteMonika Konitzer, Präsidentin der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong>, in ihrer einleitendenRede zur 23. Kammerversammlungin Dortmund fest. „Klar ist aber schonjetzt: Die gesetzliche Krankenversicherungwird erhebliche Einnahmeverluste haben,der Kostendruck wird schon deshalb zunehmen.“Dieser Kostendruck werde dieVerteilungskämpfe auch zwischen denHeilberufen verschärfen, wie bereits dieDiskussionen um die Honorarreform 2009zeigten. Konitzer kritisierte scharf die Versucheärztlicher Funktionäre, die Problemeder ärztlichen Honorarreform zu Lasten derPsychotherapeuten lösen zu wollen.Massive Unterversorgung psychischkranker MenschenIn der vor allem von Finanzierungsfragengeprägten aktuellen gesundheitspolitischenDiskussion im Wahlkampf werdees nicht so einfach sein, mit psychotherapeutischenForderungen Gehör zu finden,erklärte die Präsidentin der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong>. Ingesamt besteheeine massive Unterversorgung psychischkranker Menschen in Deutschland. Rundfünf Millionen Menschen jährlich brauchendringend eine psychotherapeutischeBehandlung. Für sie stehen aber im ambulantenBereich nur gut eine Million psychotherapeutischeBehandlungsplätze zurVerfügung.„Die Öffentlichkeit regt sich auf, wenn Ärzteüberhaupt nur damit drohen, Wartelistenanzulegen“ monierte Konitzer. „Dassjeder Psychotherapeut eine Warteliste vonvier bis fünf Monaten hat, gehört dagegenschon zu den versorgungspolitischenSelbstverständlichkeiten.“ Würde jeder Patient,der anfragt, auf die Warteliste gesetzt,wären in ländlichen Regionen schnell Wartezeitenauf einen psychotherapeutischenBehandlungsplatz von ein bis zwei Jahrendie Regel. Über diese Unterversorgung regesich aber keiner auf. „Auch psychischKranke haben ein Recht darauf, möglichstschnell behandelt zu werden“ forderte die<strong>NRW</strong>-Präsidentin. Die Bereitschaft der Politik,mehr Geld in die Krankenversorgung zustecken, scheine durch die Ärzteprotestegegen die Honorarreform 2009 allerdingseher abgenommen zu haben.Psychotherapie beiSuchtSuchterkrankungen gehören zu den häufigstenpsychischen Störungen. Über 1,3Millionen Menschen sind von Alkohol abhängigund über zwei Millionen missbrauchenAlkohol. 3,8 Millionen Menschensind abhängige Raucher, fast 1,5 MillionenMenschen sind von Medikamentenabhängig. Die Wirksamkeit von Psychotherapiein der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungenist wissenschaftlichnachgewiesen. Viele PsychotherapeutInnenarbeiten in diesem Bereich. Deshalbist Psychotherapie bei Sucht dasSchwerpunktthema des 5. JahreskongressesPsychotherapie – WissenschaftPraxis, der am 24./25. Oktober 2009in Bochum stattfindet. Der Kongressist eine gemeinsame Veranstaltung desHochschulverbundes Psychotherapie<strong>NRW</strong> und der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong>. Einleitende Referate zu denSchwerpunktthemen halten:•Prof. Dr. Gerhard Bühringer (Dresden):Versorgung von Patienten mitSubstanzstörungen: Stand, Defiziteund Verbesserungsvorschläge.•Dr. Johannes Lindenmeyer (Nürnberg):Möglichkeiten und Grenzenambulanter Psychotherapie bei alkoholabhängigenPatienten.•Prof. Dr. Joachim Körkel: KontrolliertesTrinken, Motivational Interviewingund mehr: Was PsychotherapeutInnenim Umgang mit Suchtproblemenwissen und können sollten.Nordrhein-WestfalenZukunft der KassenärztlichenVereinigungenDie Ärzteschaft ist inzwischen so zerstritten,dass Teile davon selbst die Existenzder Kassenärztlichen Vereinigungen in Fragestellen. „Kann dies die Perspektive derVersorgung psychisch kranker Menschensein?“ fragte Monika Konitzer. „Wer sorgtdenn dann in Zukunft noch dafür, dassjeder Patient einen Arzt oder Psychotherapeutenin seiner Nähe findet?“ Den Kran‐Neben dem Schwerpunktthema „Psychotherapiebei Sucht“ werden nochvielfältige Workshops zu anderen Themenangeboten. Weitere Kongressinformationenunter:www.unifortbildung-psychotherapie.dePsychotherapeutenjournal 2/2009199


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>kenkassen gelinge dies doch nur, wenn sieflächendeckend überall die Mehrheit derPatienten versichern. „Wer würde dennüberhaupt für die Psychotherapeuten mitsolchen Krankenkassen-Oligopolen verhandeln?“Die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>ndürften und könnten dies nicht tun.Bisher waren Vergütungsfragen die Domäneder psychotherapeutischen Verbände.„Sollen die Verbände eine Art Psychotherapeuten-KVwerden? Hätten wir dann sovielunterschiedliche Vertragspartner für dieKrankenkassen wie wir Verbände haben?“Wohnortnahe und qualitätsgesicherteVersorgungNordrhein-WestfalenKonitzer warnte davor, das Kind mit demBade auszuschütten. Sie könne sich einewohnortnahe und qualitätsgesicherte Versorgungnicht ohne die KassenärztlichenVereinigungen vorstellen. Um sie als Garantender Sicherstellung der Versorgungzu erhalten, müssten die KassenärztlichenVereinigungen allerdings zukünftig ihreKernaufgaben besser erledigen:•„Es geht um die Sicherstellung der Versorgungsomatisch und psychisch krankerMenschen.•Die psychische Situation von Patientenmuss in alle Überlegungen zu Versorgungs-und Vertragsgestaltung undQualitätsstandards einbezogen werden.•Die Vergütung psychologischer und andererBehandlungen muss bereits vomAnsatz her gleichwertig sein.“Keine Individualbudgets fürPsychotherapeutenEine Mengenbegrenzung psychotherapeutischerLeistungen im Sinne von Individualbudgetsoder Regelleistungsvolumina, d.h. die weitere Begrenzung genehmigungspflichtigerLeistungen bzw. die Rückkehrzur massiven Einschränkung der Abrechenbarkeitdiagnostischer Leistungenund Kriseninterventionen, wie sie bis zum31. Dezember 2008 der Fall war, sei „absurdund verantwortungslos“. „Wir könnenden Gemeinsamen Bewertungsausschussnur warnen, diese von ihm am 27. Februar2009 angekündigte Absicht in die Tatumzusetzen“ erklärte die Präsidentin dernordrhein-westfälischen Psychotherapeuten.Kammer als Forum desAustauschsWer politisch Einfluss nehmen wolle, müsseallerdings auch wissen, was er wolle,welche gesundheitspolitischen Konzepteer anzubieten habe. Die Kammerversammlungsei für die Beratung dieserFragen der ideale Ort, betonte MonikaKonitzer. Hier seien alle Psychotherapeutenvertreten, unabhängig davon, ob sieErwachsene oder Kinder und Jugendlichebehandeln, ob sie niedergelassen oder ineiner Beratungsstelle oder einem Krankenhausarbeiten, auch unabhängig davon,welchem Berufs- oder Fachverband sieangehören und welchem Verfahren siesich besonders verbunden fühlen. „Mitder Kammerversammlung haben wir einForum des Austausches, der Diskussionund der mehrheitlichen Entscheidung“erklärte die <strong>NRW</strong>-Präsidentin. „Wir solltendiese Chance nutzen, hier grundlegendeEntscheidungen langfristig vorzubereiten,wie wir dies bei der Diskussion um dieZukunft der Psychotherapeutenausbildunggetan haben.“Konitzer bedankte sich in dieser letztenKammerversammlung der Wahlperiode2005 bis 2009 für das Engagement derDelegierten. In den vergangenen vier Jahrensei viel für das einstimmig verabschiedeteSatzungsziel erreicht worden: für dieWeiterentwicklung der Psychotherapieund die Verbesserung der psychotherapeutischenVersorgung. In der Debatte umdie Zukunft der Psychotherapie könne esnicht genug Argumente und Perspektivengeben. Sie freue sich deshalb darauf, dieoffene und streitbare Debatte heute undin der neu gewählten Kammerversammlungfortsetzen zu können, von wo ausauch immer.Beschlüsse der 23. Kammerversammlung am 27. März 2009 in DortmundKinder und JugendlicheDie Kammerversammlung forderte auf Antragder Kooperativen Liste und dem BündnisKJP die Gremien der Selbstverwaltungauf, die 20-Prozent-Quote für Kinder- undJugendlichenpsychotherapie „unverzüglichund ohne Einschränkungen umzusetzen“.Insbesondere forderte die Kammerversammlung,dass für die Berechnung derQuote nur die Psychotherapeuten gezähltwerden, die ausschließlich Kinder undJugendliche behandeln, deren Leistungenauf diesem Gebiet also einen Anteilvon 90 Prozent an den Gesamtleistun‐200 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Nordrhein-Westfalengen erreichen. Weiter sei sicherzustellen,dass alle neu zu besetzenden Praxissitzein Nordrhein-Westfalen so bald wie möglichausgeschrieben werden, so dass diePatienten in allen bisher unterversorgtenGebieten Nordrhein-Westfalens gleichmäßigund gleichzeitig von der gesetzlichenNeuregelung profitieren können. Darüberhinaus wird die PTK <strong>NRW</strong> darauf hinwirken,dass die derzeit geltenden Bedarfsplanungsrichtlinienverändert werden und esin Zukunft zu einer echten Versorgungsplanungkommt.KompetenzerweiterungDie Kammerversammlung beauftragte aufAntrag der Kooperativen Liste den Vorstandder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong> zeitnaheine kontroverse Diskussion dazu vorzubereiten,ob Psychotherapeuten unteranderem zukünftig berechtigt sein sollen:•Heilmittel zu verordnen (Ergotherapie,logopädische Behandlung, Soziotherapie),•in stationäre psychotherapeutischeoder psychiatrische Behandlung einzuweisen,•Arbeitsunfähigkeit zu bescheinigen,•Psychopharmaka zu verordnen.In Zeiten knapper Ressourcen steigt dieErwartung, Behandlungspfade und Versorgungswegeübersichtlich und kurz zuhalten. Der Umweg über einen Arzt verursachtzurzeit vielfach zusätzliche Kostenund Belastungen für den Patienten. Durcheine Erweiterung der Kompetenzen vonPsychotherapeuten könnten der Behandlungsprozesseinheitlicher gestaltet unddie Reibungsverluste für Patienten verringertwerden. Eine fachlich begründetePositionierung des Berufsstandes sollte innächster Zeit erfolgen.Systemische TherapieDie Kammerversammlung bat den Vorstandder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong>auf Antrag der Fraktion Kooperative Liste,die Umsetzung der wissenschaftlichen Anerkennungder Systemischen Therapie inder Ausbildung voranzutreiben. Die Festlegungder Qualitätsstandards solle durchden Berufsstand selbst erfolgen. Der AusschussFort- und Weiterbildung soll mit derPrüfung beauftragt werden, ob und wie Regelungengetroffen werden können, die esermöglichen, die Systemische Therapie alszusätzliches Verfahren zu erlernen und alsanerkennungsfähigen Schwerpunkt auchnach außen darzustellen – mit dem Ziel, diesozialrechtliche Anerkennung der SystemischenTherapie zu ermöglichen. Auf Antragder Fraktion Qualität durch Methodenvielfaltunterstützte die Kammerversammlung denVorstand darin, mit dem Gesundheitsministeriumin <strong>NRW</strong> Gespräche zur Ausbildungin Systemischer Therapie/Familientherapiein <strong>NRW</strong> zu führen und sich für die Anerkennungder Systemischen Therapie als Richtlinienverfahreneinzusetzen.Bericht zur Wahlperiode2005-2009Der Vorstand der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong> legte einen „Bericht zur Wahlperiode2005-2009“ vor. Dem Bericht sindauch die Berichte der Ausschüsse undKommissionen beigefügt (Download unterwww.ptk-nrw.de).Nordrhein-WestfalenDie Kammer als berufspolitische Chance – Tag der Neuapprobierten am 14. März 2009Das Interesse war enorm: Über 130 Neuapprobiertekamen am 14. März 2009nach Dortmund, um sich darüber zu informieren,wie die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong> als berufliche Vertretung arbeitetund in welchen beruflichen Fragen dieKammer als Ansprechpartner zur Verfügungsteht. Gespräche am Rand machtendeutlich: Die Ausbildung nach dem Psychotherapeutengesetzist anstrengend, diedoppelte Anforderung durch Ausbildungund Job und insbesondere die finanziellenBürden belasten die neuen KollegInnenPsychotherapeutenjournal 2/2009auch nach der Approbation noch lange.Die Kammermitgliedschaft mit der Beitragsverpflichtungwird daher nicht seltenals neue Belastung empfunden.Präsidentin Monika Konitzer war deshalbumso stärker beeindruckt von der großenZahl der Neuapprobierten, die an diesemTag gekommen waren, um ihre <strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong> näher kennenzu lernen. Die Kammer, erläuterte MonikaKonitzer, sei die notwendige Ergänzungzur gerade erworbenen, neuen beruflichenQualifikation, allerdings eine Ergänzung,deren Vorteil sich nicht sofort erschließe.Mit dem Psychotherapeutengesetz habedie Profession den Status eines Heilberufeserlangt, zu dem traditionell eineberufliche Selbstverwaltung gehöre. Nichtder Staat legte fest, welchem Regelwerksich die Psychotherapeuten unterwerfen,sondern die Psychotherapeuten bekamendie Chance selbst festzulegen, wieihre Berufsordnung, ihre Fort- und Weiterbildungsordnungaussähe. Damit diesesselbst geschaffene Regelwerk aber auch201


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>erarbeitet. Dr. Horst Bartels, KV Nordrhein,und Carsten Bellen, KV Westfalen-Lippe,gaben einen profunden Überblick überdie verschiedenen Möglichkeiten der Praxisübernahmeoder Anstellung in Praxenund medizinischen Versorgungszentren.Sie ermunterten jeden, frühzeitig mit ihrerKassenärztlichen Vereinigung Kontakt aufzunehmenund sich im Detail beraten zulassen.Nordrhein-Westfalenfür alle Psychotherapeuten verbindlich ist,habe der Gesetzgeber festgelegt, dass allePsychotherapeuten verpflichtend Mitgliedihrer Kammer sind.Diese gesetzgeberische Logik sei es jedochnicht, weshalb sie selbst in dieserPflichtmitgliedschaft eine so große Chancefür die Psychotherapeuten sehe, erklärteMonika Konitzer. Die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nseien etwas Besonderes in derpsychotherapeutischen Landschaft, nämlichdie einzigen Organisationen, die allePsychotherapeuten vertreten – unabhängigdavon, ob sie Kinder, Jugendliche oderErwachsene behandeln, ob sie niedergelassenarbeiten oder in einer Beratungsstelleoder Klinik angestellt sind, ob sie diesemoder jenem Berufs- oder Fachverbandangehören und in welchem Verfahren sieausgebildet seien. Wer psychotherapeutischeInteressen wirksam vertreten wolle,betonte Monika Konitzer, brauche mehrheitlichabgestimmte berufspolitische Positionen.Dafür sei die Kammer da. Die Kammerversammlungsei das entscheidendeForum, auf dem Psychotherapeuten ihreInteressen übergreifend diskutieren könnten.Die Präsidentin ermutigte alle neuenKolleginnen und Kollegen, sich an der Meinungsbildunginnerhalb der Profession zubeteiligen.Nicht wenige neue Kolleginnen berichtetenvon den großen Schwierigkeiten, nachder Approbation einen Praxissitz zu ergattern,von den Wartezeiten, die dadurchentstehen, dass alle kassenärztlichen Bezirkegesperrt sind, von den immensenKosten, die der Erwerb eines Praxissitzesmit sich bringt, von dem schwer verständlichenEigensinn der älteren Kollegen, dienicht einmal dann einen halben Praxissitzabtreten würden, wenn sie ihn gar nichtmehr wahrnähmen. Nach der Kraft, die dieAusbildung dreieinhalb Jahre gekostet habe,sei die Wartezeit auf einen Praxissitzdoch sehr frustrierend. Als junge Kolleginnenbekämen sie keinen Fuß in die Tür.Die Erfahrungen mit den KassenärztlichenVereinigungen waren dabei sehr unterschiedlich.Während einige Kolleginnenschilderten, sie fühlten sich nach Telefonatenmit den Kassenärztlichen Vereinigungenabgeblockt, berichteten andere vondurchaus praktischen Hilfsangeboten. Andiesem „Tag der Neuapprobierten“ warendie KV Nordrhein und die KV Westfalen-Lippe allerdings gleich mit drei Ratgebernvertreten.Marion Henkel von der KV Westfalen-Lippebat noch um ein wenig Geduld. Für dieneue gesetzliche Vorschrift, wonach 20Prozent der psychotherapeutischen Praxissitzefür die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapiezu reservieren seien, seiennoch konkrete bundeseinheitliche Regelungenfür die praktische Umsetzung notwendig.Diese Regelungen würden geradevom Gemeinsamen BundesausschussBemerkenswert war die große Zahl anKolleginnen und Kollegen, die bereits eineAnstellung im Krankenhaus oder Reha-Klinik gefunden hatten. Häufig waren sieschon vorher dort tätig gewesen. DieApprobation war ihnen vom Arbeitgebernahe gelegt worden, da es allein mit demakademischen Abschluss in Psychologiezukünftig schwierig werden könne. DieseZukunftsinvestition in einen approbiertenBerufsabschluss hatte jedoch noch nichtbei jedem Kollegen zu einer besseren beruflichenSituation geführt. Einige hattenvor und nach der Approbation dieselbeTätigkeit und Vergütung. Viele arbeiteten inihrer Klinik auch schon vorher selbständig,die meisten lobten die sehr gute Teamarbeit.Viele ärztliche Kollegen sähen sogarzukünftig verstärkt Psychotherapeuten inFührungspositionen, einfach schon deshalb,weil es an ärztlichem Nachwuchsmangele. Einige Ärzte seien sogar der Auffassung,Psychotherapeuten seien für dieBehandlung psychischer Krankheiten besserqualifiziert, so wurde berichtet.Beratung am TelefonBerufsrechtlicheBeratung durch den RechtsanwaltMi.: 14.00–15.00 UhrTelefon 0211 / 52 28 47 27Mitgliederberatungdurch den VorstandMo: 12.30–14.00 UhrDi: 12.30–13.00 Uhr,18.30–19.30 UhrMi: 13.00–14.00 UhrFr: 11.00–12.00 Uhr12.30–13.00 UhrTelefon 0211 / 52 28 47 27202 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Nordrhein-WestfalenPTK <strong>NRW</strong>-Veranstaltung zur KrankenhausfinanzierungNach den somatischen Krankenhäusern sollauch für Psychiatrie und Psychosomatik bis2013 ein pauschaliertes Entgeltsystem entwickeltwerden. Das hat der Gesetzgeberim Krankenhausfinanzierungsgesetz festgelegt,das seit dem 1. April 2009 in Kraft ist.Die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong> luddeshalb am 31. März 2009 zu einer Veranstaltungein, in der sie ihre Mitglieder überdas geplante neue Entgeltsystem informierte.Präsidentin Monika Konitzer konnte rund60 Mitglieder aus Krankenhäusern in Dortmundbegrüßen. Hermann Schürmann,Krankenhausbeauftragter der Kammer,betonte: „Die Reform der Krankenhausfinanzierungkann eine Chance für die Psychotherapieim stationären Sektor sein.“Entscheidend dafür sei allerdings, dass esgelänge, psychotherapeutische Leistungenim Krankenhaus sachgerecht darzustellen.In seinem einleitenden Referat schlugSchürmann den Bogen von der Einführungder Psychiatrie-Personalverordnung(PsychPV) im Jahr 1991 bis hin zur aktuellenchronischen Unterfinanzierung derpsychiatrischen und psychosomatischenKliniken. Die „Evaluation der PsychPV“ in2004 habe den Anstoß gegeben, das Entgeltsystemfür diese Kliniken zu reformieren.Das nun geplante Entgeltsystem desKrankenhausfinanzierungsgesetzes setzeauf leistungsorientierte Tagespauschalen.Damit habe sich die Einsicht durchgesetzt,dass durch Fallpauschalen, wie siein den somatischen Krankenhäusern bereitseingeführt wurden (DRG), die Leistungenim psychiatrischen Bereich nichtangemessen zu erfassen seien. Mit derEntwicklung des neuen Entgeltsystemswerde das Institut für Entgeltsystemeim Krankenhaus (InEK) beauftragt. HermannSchürmann wies auf den ambitioniertenZeitrahmen hin: Schon 2013 solldie zunächst budgetneutrale Umsetzungerfolgen. Dafür müssten die Behandlungsbereicheder PsychPV, die zur Patientengruppierungherangezogen werdensollen, präziser definiert bzw. umgestaltetwerden. Schließlich seien auch im Operationen-und Prozedurenschlüssel (OPS)bislang nur wenige Ziffern für psychotherapeutischeLeistungen enthalten.Anschließend erläuterte Mechthild Greive,Psychologische Psychotherapeutin undJuristin, Hauptgeschäftsführerin des KlinikumsDortmund, die Systematik des pauschaliertenEntgeltsystems in somatischenKrankenhäusern, kurz DRG-System genannt.Sie betonte die hohe Transparenz,die dieses System geschaffen habe, dieMöglichkeit zu Krankenhausvergleichensowohl von Träger- als auch Kassenseiteher, und dass das System als lernendesSystem konzipiert sei, das von Jahr zu Jahrbesser werde. Sie hob die Bedeutung der„Kalkulationskrankenhäuser“ hervor, derenAuswahl letztendlich darüber entscheidenwürde, ob Leistungen in Psychiatrieund Psychosomatik und damit auch diepsychotherapeutischen Leistungen sachgerechtabgebildet würden. In <strong>NRW</strong> seienhier insbesondere die Landschaftsverbändegefragt, die ein breites Behandlungsspektrumanbieten würden. Frau Greivebetonte besonders, dass die Psychotherapeutennur die Wahl hätten, sich aktiv ander Entwicklung des Systems zu beteiligenoder sich aus den psychiatrischen undpsychosomatischen Krankenhäusern zuverabschieden.In der anschließenden Diskussion hieltensich Skeptiker und Befürworter im Hinblickauf die Auswirkungen des neuen Systemsfür die Psychotherapie in etwa die Waage.Sorgen bereiteten insbesondere die Qualitätder Codierung und die Befürchtung,es könnte zu einer weiteren Einengungdes Leistungsspektrums in der Psychiatriekommen. Befürworter hingegen wiesenauf die Chancen hin, die ein neues Systemzur Profilierung der Psychotherapie böte,wenn man sich engagiert beteilige. Die<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong> sagte allenihre fachliche und politische Unterstützungzu. Einig war man sich, dass es nocheinige Workshops dieser Art geben sollte,da die Entwicklung des neuen Systems jaerst am Anfang stehe.Nordrhein-WestfalenKooperation als berufspolitische ZukunftUnter dem Titel „Neue Versorgungsformen– Psychotherapeutische Kooperationsmöglichkeiten“trafen sich am 25. April 2009 inDüsseldorf Mitglieder der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>n<strong>NRW</strong> und Rheinland-Pfalz zueiner Fortbildungsveranstaltung.Psychotherapeutenjournal 2/2009Kernpunkt der Veranstaltung war der BochumerVertrag zur integrierten Versorgungschwer psychisch Kranker. Nebender stationären Standardversorgung bieteter die Möglichkeit, sich auch ambulantpsychotherapeutisch behandeln zu lassen(60 Stunden über maximal sechs Monate,kein Antrag, keine Begrenzung der Behandlungpro Tag oder Woche). Danachkann die Behandlung mit weiteren 25Sitzungen ohne Gutachterverfahren ambulantfortgesetzt werden, erst danachist bei weiterem Fortführungsbedarf einreguläres Genehmigungsverfahren erforderlich.Das warf die Frage auf, wie man trotzder Überlastung psychotherapeutischerPraxen die Zeit finden kann, an solchenIntegrationsverträgen teilzunehmen.Birgit Heinrich, Geschäftsführerin der<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Rheinland-Pfalz, berichtete über das „Netz für seelischeGesundheit“ in Mainz. Dort konntenapprobierte Psychotherapeuten inpsychiatrischen Institutsambulanzen, inTageskliniken, aber insbesondere auch203


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>in vertragsärztlichen Praxen angestelltwerden, um so die zusätzlichen Behandlungskapazitätenaufzubauen.Für viele Teilnehmer ergab sich darausdie Frage: Wie schafft es ein Psychotherapeutoder ein Netz, vertragsfähig zuwerden? Monika Konitzer, Präsidentin derLandespsychotherapeutenkammer <strong>NRW</strong>,versprach mehr Hilfestellung anzubieten.Sie machte allerdings auch deutlich, dassdie Kammer keine Verträge schließen könne.Dafür seien die Berufsverbände derrichtige Ansprechpartner. Viele Kammermitgliedermachten deutlich, dass sie dieArbeit in einer Einzelpraxis sehr schätzenund nach Wegen suchen, sie auch bei sichverschärfendem Wettbewerb im Gesundheitswesenzu erhalten. Präsidentin Konitzermachte deutlich, dass sie sich auchzukünftig eine bedarfsgerechte, wohnortnaheVersorgung psychisch kranker Menschennicht ohne die Einzelpraxis vorstellenkann.Psychotherapie und OrgantransplantationenNordrhein-WestfalenIm Jahr 2008 fanden in Deutschland 4.675Organtransplantationen (einschließlich Lebendspende-Transplantationen)statt. Dasreichte nicht, um allen denjenigen eineChance zu geben, die auf der Wartelistestanden. 1.054 Menschen starben, währendsie auf ein neues Organ warteten.Die Zeit vor der Operation ist deshalb eineschwierige Zeit des Wartens, der Ungewissheitund Angst. Es beginnt ein Wettlaufmit der Zeit. Oft dauert es mehrere Jahre,bis ein passendes Organ verfügbar ist.Auf eine neue Niere wartet der Empfängerdurchschnittlich fünf bis sechs Jahre. DieDialyse ist jedoch eine Möglichkeit, dieZeit zu überbrücken. Bei Leber, Herz undLunge haben die Patienten oft nicht soviel Zeit. Auf eine neue Lunge wartet einPatient im Durchschnitt bis zu zwei Jahre.Er weiß nicht, ob die Zeit, die ihm bleibt,noch reicht. Er lebt mit einer ständigenAngst vor dem Tod.Nach der Operation weiß der Patient nicht,ob der Körper das neue Organ annimmtoder abstößt. Jeder Infekt ist lebensgefährlich.Eine Abstoßung ist nicht rückgängigzu machen, nur aufzuhalten. Die Chance,innerhalb kurzer Zeit ein weiteres neuesOrgan zu bekommen, ist sehr gering. DieExistenzangst kann damit unterschwelligdas prägende Lebensgefühl bleiben. Auchdie Angehörigen sind häufig überfordert.Auch sie können nur mit warten und mitleiden, ohne aktiv zur Lösung der Situationbeitragen zu können. Nicht selten entstehteine Sprachlosigkeit in den Familien, weilkeiner den anderen zusätzlich belastenmöchte.Psychotherapeuten haben den Bedarf anpsychotherapeutischer Unterstützung vonTransplantationsbetroffenen erkannt. Dasist das Ergebnis einer Befragung des Bundesverbandesder Organtransplantierten(BDO) in Zusammenarbeit mit der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong>. Der Fragebogenwurde Anfang 2009 verschickt, bislangantworteten mehr als 230 Kolleginnenund Kollegen. Rückantworten werden gernenoch entgegen genommen. Viele niedergelassenePsychotherapeuten gebenan, bereits in der Betreuung von Transplantationsbetroffenenerfahren zu sein. In dereigenen Praxis betreut wurden u. a. Organtransplantierteund Angehörige von Patientensowie Dialysepatienten, Angehörigevon Organspendern, Wartepatienten undPatienten mit Bridging-Systemen, d. h. mitmobilen Herz-Unterstützungssystemen,die die Zeit bis zur Transplantation überbrückenhelfen sollen. Neben Erwachsenenwurden auch Kinder und Jugendlichebetreut sowie medizinisches Personal ausdem Bereich der Transplantationsmedizin.Ein erfreulich hoher Prozentsatz von Therapeutenzeigt Interesse an dem Themaund die Bereitschaft, ihre Behandlungsangebotein einer Liste beim BDO zur Weitervermittlungan Transplantationsbetroffeneführen zu lassen. Extra gewünscht werdenauch Informations- und Fortbildungsmöglichkeitenzum Thema. Wiederholt wird inden Rückmeldungen auf in der Regel belegteTherapieplätze bzw. lange Wartezeitenhingewiesen. Eine Praxis hält deshalbz. B. die Angebote der „kurzfristigen Kriseninterventionzur Stabilisierung“ oder „niederfrequentenBegleitung im Einzelfall“ fürnotwendig. Auch wird darauf hingewiesen,dass „OP-vorbereitende und nachbereitendePsychotherapie sehr wichtig sind, umden günstigen Verlauf der OP, die Verarbeitungusw. zu begünstigen“. Eine Praxis, diekeinen behindertengerechten Zugang hat,bietet „Hausbesuche“ an.Die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong>wird die Zusammenarbeit mit dem BDOfortführen. Dazu findet eine enge Abstimmungmit der Ostdeutschen <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>und der LandespsychotherapeutenkammerRheinland-Pfalz statt.<strong>Psychotherapeutenkammer</strong><strong>NRW</strong>-Fortbildungen2. Halbjahr 2009Die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong>bietet im 2. Halbjahr 2009 unter anderemfolgende Fortbildungen an:•Einführung in das Berufsrecht fürangestellte PsychotherapeutInnen inKrankenhäusern am 12. Septemberin Münster,•Praxisabgabe & Praxisübernahmeam 16. September in Köln,• QEP® -Einführungsseminare in Köln,Dortmund und Düsseldorf,•Begutachtung psychisch reaktiverTraumafolgen in aufenthaltsrechtlichenVerfahren bei Erwachsenen am25./26. September in Düsseldorf,•Psychotherapie im interkulturellenSetting am 30./31. Oktober in Düsseldorf,•Sachverständige in Strafrechtsverfahrenam 21. November in Düsseldorf,•Führungskompetenzen für PsychotherapeutInnenin Leitungsfunktionenvon Krankenhäusern am 27.November in Köln.Nähere Informationen im Fortbildungsflyerunter: www.ptk-nrw.de in der Rubrik„Fortbildung“.204 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Mitteilungen der Ostdeutschen<strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Psychotherapeuten im Osten müssen mehr Einwohner versorgenErste Ergebnisse des OPK-Projekts zur VersorgungsforschungAnfang 2008 nahm der Forschungsausschussder OPK seine Arbeit auf. Daserste Projekt verfolgt das Ziel, die psychotherapeutischeVersorgungssituation inden Ländern Mecklenburg-Vorpommern,Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsenund Thüringen zu analysieren – unabhängigvon den Daten der Kostenträgeroder der kassenärztlichen Vereinigungen.Als erster Schritt dazu wertete der Ausschuss(anonymisiert) die von unserenMitgliedern gemachten Angaben auf denMeldebögen aus.In die deskriptive Statistik gingen alle 2288Kammermitglieder ein, die bis Februar2009 gemeldet waren. Von ihnen sind81% Psychologische Psychotherapeuten(PP), 11% Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten(KJP) und 8% doppeltApprobierte.Man kann die OPK als „sehr weibliche“Kammer bezeichnen: 72% der Mitgliedersind Frauen (Deutschland: ca. 67%). Die1391 freiberuflich Tätigen machen 65%der Berufstätigen aus, von ihnen sind 68%weiblich. Bei den Angestellten/Beamtenliegt der Frauenanteil mit 76% aller Berufstätigensignifikant darüber.Im Mittel dürften die Kolleginnen undKollegen noch 15 bis 20 Jahre im Berufbleiben. Das Durchschnittsalter derBerufstätigen beträgt 48 Jahre (Spannweite26 bis 82 Jahre). Abbildung 1 gibteinen Überblick über die Altersstruktur.Anders als bei einigen Facharztgruppenhaben die Psychotherapeuten – auchangesichts der stetig wachsenden Zahlvon Neuapprobationen pro Jahr – derzeitkein Problem mit zu geringem Nachwuchs.Von den 16 Kammermitgliedern,die älter als 70Jahre sind, meldeten sich7 (44%) als noch berufstätig.Da viele Berufsangehörigemit dem Übergangin den Ruhestand ihre Mitgliedschaftin der Kammerbeenden und berenteteKollegen der erst 2006 gegründetenOPK nie beigetretensind, lässt sich nochnicht abschätzen, wie großder Anteil an Psychotherapeutentatsächlich ist, dieüber das gesetzliche Rentenalterhinaus den Berufausüben.Die Anzahl neuer Kassenzulassungen proJahr sank in den zurückliegenden vier Jahrenstetig, obwohl im gleichen Zeitraumjährlich mehr Berufsangehörige approbiertwurden. Erhielten 2005 noch 125 Kolleginnenund Kollegen eine Zulassung, warenes 2008 nur noch 50. Ursache hierfürdürfte die gesunkene Zahl verfügbarerKassensitze sein, denn auch in den OPK-Ländern ist ein großer Teil der Planungsbereicheinzwischen gesperrt.Die Bedeutung der an der Versorgungteilnehmenden angestellten Psychotherapeutenkönnte unter diesen Bedingungenkünftig zunehmen. Bisher sind Anstellungsverhältnissefür approbierte PPbzw. KJP weniger attraktiv, nur ein Drittelder Kammermitglieder wählt diese Formder Berufsausübung. 441 von 758 angestelltenKammermitgliedern (58%)arbeiten in Kliniken, 106 (14%) in Beratungsstellen,die übrigen (28%) in anderenEinrichtungen. Es bleibt eine wichtigeAbbildung 1: Altersstruktur der OPK-MitgliederAufgabe der Kammern, sich für besseretarif- und arbeitsrechtliche Bedingungenangestellter PP und KJP einzusetzen.Innerhalb der OPK-Länder gibt es zwarerhebliche regionale Unterschiede in derVerteilung der Psychotherapeuten (Tab.1), aber überall liegt die Psychotherapeuten-Dichteweit unter dem deutschenDurchschnitt (in dem die OPK-Länderbereits enthalten sind, d. h. der direkteVergleich mit anderen Kammergebietenfiele noch deutlicher aus). Verglichen mitdem gesamten Bundesgebiet kommenauf einen approbierten Psychotherapeutenin Ostdeutschland mehr als doppeltso viele Einwohner. Es wird deutlich, dassdie Bedarfsplanung der kassenärztlichenVereinigungen diese Unterschiede nichtberücksichtigt und letztlich eine Mangelversorgungin Ostdeutschland zementiert.Um Aussagen darüber zu gewinnen, welchePatientengruppen in welchem Umfangvon PP und KJP versorgt werden, welcheTherapieverfahren bzw. -methoden angewandtwerden und in welchen RegionenOstdeutsche <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Psychotherapeutenjournal 2/2009205


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>eine besondere Mangelversorgung besteht,wird die OPK in diesem Jahr eine Befragungunter allen Mitgliedern durchführen.Die Daten sollen u. a. dazu beitragen, berufspolitischeAktivitäten gezielt zu planen,gegenüber Verhandlungspartnern fundiertzu argumentieren und letztlich zu einer bedarfsgerechterenpsychotherapeutischenVersorgung in den OPK-Ländern zu gelangen.Bereits jetzt möchten wir jede Kolleginund jeden Kollegen bitten, dieses berufspolitischwichtige Anliegen durch die Teilnahmean der Befragung zu unterstützen.Gregor PeikertAnzahl PTEinwohner(Millionen)Einmwohnerje PTNiedergelassenePTEinwohner jeniedergel. PTBrandenburg 447 2,5 5.673 230 11.026Mecklenburg- 254 1,7 6.614 131 12.824VorpommernSachsen 872 4,2 4.839 558 7.563Ssachsen-Anhalt 310 2,4 7.781 210 11.486Thüringen 392 2,3 5.839 258 8.872Gesamt 2.275 13,1 5.742 1.387 9.472zum Vergleich:Deutschland32.000 82,2 2.569 15.400 5.339Tabelle 1: Versorgungsgrad in Einwohner je Psychotherapeut, PP und KJP addiertPT= Psychotherapeut(inn)en, Einwohnerzahlen und Psychotherapeuten in Deutschlandinsgesamt: Statistisches BundesamtSehr gute Wirksamkeit tagesklinischer Behandlung von Essstörungen in DresdenOstdeutsche <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>HintergrundDie tagesklinische Behandlung von Essstörungenstellt in der klinischen Versorgungspraxiseine eher seltene Behandlungsvariantedar. Insgesamt liegen nur wenigeStudien zur Überprüfung ihrer Wirksamkeitvor. Eingeschlossene Diagnosen, Therapieschwerpunkte,Settings und Remissionsgradeunterscheiden sich deutlich undermöglichen – insbesondere für PatientInnenmit Anorexia nervosa – derzeit nur begrenzteAussagen zur Wirksamkeit.Die Vorteile tagesklinischer Behandlunggegenüber stationärer Behandlung sindneben ökonomischen Aspekten vor allemder erleichterte Transfer therapeutischerInhalte in den Alltag, die Aufrechterhaltungvon Sozialkontakten, die stärkere Förderungvon Autonomie und Eigenverantwortungsowie die bessere Möglichkeit derNutzung anderer sozialer und berufsfördernderEinrichtungen vor Ort.Innovatives tagesklinischesProgrammSeit Anfang 2005 wurde an der TU Dresdenim Rahmen der Institutsambulanz undTagesklinik für Psychotherapie (IAP-TUD)ein innovatives tagesklinisches Programmzur Behandlung von PatientInnen mit Essstörungenunter der Leitung von Prof. Dr.C. Jacobi etabliert. Aufgenommen werdenPatientinnen und Patienten ab 16 Jahrenmit der Erstdiagnose einer Essstörung(Anorexia nervosa (AN), Bulimia nervosa(BN), NNB einschließlich Binge EatingStörungen (BED)) oder einer sekundärenProblematik im Bereich Essverhalten undGewicht und einem Body-Mass-Index vonmindestens 14,5. Kontraindikationen sindakute Suizidalität, Alkohol- und/oder Drogenabhängigkeit,Psychosen oder andereschwere Störungen mit Selbstgefährdungsowie akute medizinische Risiken (z. B.Elektrolytstörungen, Bradykardie), die kontinuierlichermedizinischer Überwachungbedürfen.BehandlungskonzeptUnser hochintensives Behandlungskonzeptsoll die Lücke zwischen stationärer undambulanter Behandlung schließen und erfolgtin enger Kooperation mit ausgewähltenniedergelassenen FachärztInnen, PsychotherapeutInnenund psychiatrischenbzw. psychosomatischen Kliniken. DasBehandlungsteam besteht aus mehrerenDipl.-PsychologInnen, einer Dipl.-Oecotrophologinund einer Dipl.-Pädagogin/Kunsttherapeutin.Im Unterschied zu „herkömmlichen“tagesklinischen Ansätzen findet dieBehandlung an 4 Tagen pro Woche von ca.11.30h bis 16.30/17.00h statt.PhasenProf. Dr. Dipl.-Psych. Corinna JacobiDie Behandlung gliedert sich grob in dreiPhasen: 1. Ausführliche Diagnostik undDifferentialdiagnostik der Essstörungenund assoziierter psychischer Störungen,Formulierung der individuellen Problembereichebzw. des individuellen Störungsmodells,Abklärung von Motivation und Veränderungsbereitschaft(ca. 2-3 Monate). 2.Hochintensive Behandlung (2 Monate) inForm eines strukturierten therapeutischenAngebots in Gruppen- und Einzeltherapien.3. Ambulante Nachbehandlung (Einzeltherapie),regelmäßige Follow-up-Erhebungenund Ehemaligentreffen.Inhaltlich stützt sich das Behandlungskonzeptauf wissenschaftlich überprüfteBehandlungsbausteine kognitiv-verhaltenstherapeutischerund tagesklinischerBehandlung (vgl. Fittig et al., 2008; Jacobi,Thiel & Paul, 2000; Jacobi, Paul & Thiel,2004). Verschiedene Gruppentherapien(Symptomorientierte Gruppe, ProblemorientierteGruppe, Soziales Kompetenz- undKommunikationstraining, Essenstraining,körperbezogene Verfahren, Genusstraining,Kunsttherapie) werden mit einemSelbstmanagement-Modul sowie Einzeltherapiekombiniert.Über zwei Drittel am EndesymptomfreiErste Ergebnisse: Seit Eröffnung der Tagesklinikgab es ca. 300 Anmeldungen vonPatientInnen mit der Verdachtsdiagnoseeiner Essstörung (Alter: 16 – 51 Jahre,Durchschnitt 25 Jahre; durchschnittlicherBeginn der Essstörung: 17 Jahre). Bislangüberblicken wir die Ergebnisse von ca. 91206 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Ostdeutsche <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Patientinnen zu Therapiebeginn und 77Patientinnen am Ende der tagesklinischenBehandlung (Diagnosen: 54% BN oderatypische BN, 38% AN bzw. atypische AN,8% NNB Essstörung). Bei untergewichtigenPatientInnen steigerte sich der BMIum ca. einen BMI-Punkt während der tagesklinischenBehandlung (durchschnittlichewöchentliche Gewichtszunahme:550g). Bei Patientinnen mit Essanfällenkam es zu einer signifikanten und klinischbedeutungsvollen Reduktion von wöchentlichknapp 6 Essanfällen zu Beginnauf wöchentlich weniger als einen Essanfallam Ende der Behandlung. KompensatorischeVerhaltensweisen (Erbrechen undAbführmittelmissbrauch) reduzierten sichin vergleichbarem Umfang. Knapp 70%der PatientInnen waren am Ende der tagesklinischenBehandlung bezüglich derEssanfälle und kompensatorischen Verhaltensweisensymptomfrei.Statistisch und klinisch bedeutsame Verbesserungenzeigten sich auch in Bezugauf zentrale Einstellungen und Verhaltensweisengestörten Essverhaltens („Schlankheitsstreben“,„Beschäftigung mit Heißhungeranfällen“,„Körperliche Unzufriedenheit“,„Kognitive Kontrolle/Zügelung des Essverhaltens“und „Übermäßige Beschäftigungmit Figur und Gewicht“), im Hinblick aufdas Selbstwertgefühl, die Depressivität, diesozial-interaktionelle Ängstlichkeit und dieallgemeine psychopathologische Symptombelastung.Dipl.-Psych. Katrin JelgoInsgesamt verdeutlichen diese Ergebnissedie sehr gute Wirksamkeit des hochintensivenVorgehens hinsichtlich der Verbesserungder primären Essstörungssymptomatikund der assoziierten Psychopathologie.Unsere bisherigen Follow-up-Ergebnissesprechen auch für die langfristige Stabilitätdieser Effekte.Literatur: Fittig, E., Jacobi, C., Backmund,H., Gerlinghoff, M. & Wittchen, H.-U.(2008). Effectiveness of day hospitaltreatment for anorexia nervosa and bulimianervosa. European Eating DisorderReview, 16 (5), 341-351.Jacobi, C., Paul, T. & Thiel, A. (2004).Essstörungen. Göttingen: Hogrefe.Jacobi, C., Thiel, A. & Paul, T. (2008). KognitiveVerhaltenstherapie bei Anorexiaund Bulimia nervosa (3. überarbeiteteAuflage). Weinheim: Beltz, PsychologieVerlags Union.Kontakt: Prof. Dr. Corinna Jacobi, Goetz-Stiftungsprofessur „Grundlagen und Interventionenbei Essstörungen und assoziiertenStörungen“, Technische UniversitätDresden, Institut für Klinische Psychologieund Psychotherapie, Chemnitzer Straße46, 01187 Dresden. E-mail: cjacobi@psychologie.tu-dresden.deDipl.-Psych. Katrin Jelgo, Institutsambulanzund Tagesklinik der TU Dresden,Hohe Straße 53, 01187 Dresden, Tel.0351-463-39002. www.essstoerungen.tudresden.deProf. Dr. Dipl.-Psych. Corinna Jacobi,Dipl.-Psych. Katrin JelgoJohannes Pabel, Psychologischer Psychotherapeut aus Halle, erhältBundesverdienstmedailleJohannes Pabel, psychologischer Psychotherapeutaus Halle, erhielt zu Beginndes Jahres die Bundesverdienstmedaille,überreicht durch den MinisterpräsidentenProf. Dr. Wolfgang Böhmer. Der 57-jährigeDiplom-Psychologe wurde für seine Verdiensteum die gesellschaftliche Beachtungder Bedürfnisse sozial Benachteiligterund psychisch Kranker ausgezeichnet, wiees unter anderem in der Pressemitteilung093/09 der Staatskanzlei Sachsen-Anhaltheißt.Der Diplompsychologe war von 1985 bis2001 Leiter einer Tagesklinik für Psychotherapie,die zunächst einer Poliklinik, späterdem Evangelischen Diakoniekrankenhausder Stadt Halle angehörte. Hier setzte ersich für die Verständigung zwischen Ärztenund Psychologen in der psychotherapeutischenVersorgung ein. 2001 entschied ersich zur Niederlassung in eigener Praxis.Seit 1983 widmet sich Pabel dem Wohlder Patientinnen und Patienten in Halle.Bereits damals hat er einen sozialpsychiatrischenAnsatz zu verwirklichen gesucht,was ein entschiedenes Eintreten für dieBelange der Patienten und ihrer Angehörigenbedeutete, so der Ministerpräsident.Gerade in der Zeit nach der politischenWende gab er Patienten sowie Kollegendurch seine psychotherapeutische Tätigkeitund sein uneigennütziges Engagement fürdie Bedürfnisse sozial Benachteiligter undpsychisch Kranker Halt und Orientierung.Als die Gesundheitsversorgung nach bundesdeutschemRecht umstrukturiert, dieFinanzierung neu organisiert wurde unddie Polikliniken vor einer ungewissen Zukunftstanden, setzte sich Pabel mit hohemEngagement dafür ein, Lösungen fürdie Absicherung der Patientenversorgungzu finden. Dabei achtete er sehr darauf,dass unter den neuen Bedingungen bisherErreichtes nicht zunichte gemacht wurde,bescheinigen ihm Mitstreiter und dieKolleginnen und Kollegen des Arbeitskreisesniedergelassener PsychotherapeutenSachsen-Anhalt.Seine jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeitzur Entwicklung der psychotherapeutischenBetreuung der BevölkerungSachsen-Anhalts ist ein weiterer Aspekt derumfangreichen Tätigkeiten des PsychologenPabel. So unterstützte er beispielsweisemit großem Einsatz nach der Wende denAufbau von Selbsthilfegruppen, die es zuDDR-Zeiten zumindest offiziell nicht gab.Ostdeutsche <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Psychotherapeutenjournal 2/2009207


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Seit 1990 zeichne sich der PsychologeJohannes Pabel in seiner Mitwirkung inmehreren Fach- und Berufsverbänden inOstdeutschland durch seine außerordentlichengagierte und integrative Arbeit aus,sagte Böhmer. Exemplarisch dafür steheseine Vorstandsarbeit im BerufsverbandDeutscher Psychologen, in Gremien derGesellschaft für wissenschaftliche Gesprächstherapieund in der ArbeitsgruppePsychologischer Psychotherapeuten, demkoordinierenden Gremium der Berufs- undFachverbände in Sachsen-Anhalt, in demer gemeinsam mit Frau Dipl.-Psych. BeateCaspar aus Weißenfels den Vorsitz führte.Stets waren sein Denken und Handelnnicht nur auf die sachsen-anhaltinischenBedingungen gerichtet. Dies wird in seinemVerdienst beim Aufbau der Ostdeutschen<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> deutlich.Mit großem Engagement vertritt er inseiner gesamten Berufstätigkeit neben denInteressen der Patienten immer auch dieInteressen der Berufskollegen in der ambulantenund stationären Psychotherapie.So leitete er einige Jahre lang ehrenamtlicheine Kommission des Psychiatrieausschussesdes Landes Sachsen- Anhalt undwar gleichzeitig eines der ersten Mitgliederdes beratenden Fachausschusses für Psychotherapiebei der Kassenärztlichen VereinigungSachsen-Anhalt.dür/wendtVerleihung der BundesverdienstmedailleFoto: Staatskanzlei/I. BergerPsychotherapie im Kontext von Organtransplantation und OrganspendeOstdeutsche <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Liebe Mitglieder,vor Kurzem erreichte Sie unsere Einladungzur Veranstaltung „Psychotherapieim Kontext von Organtransplantation undOrganspende“ am 19.08.2009, einem gemeinsamenProjekt des Bundesverbandesder Organtransplantierten e.V. (BDO), derDeutschen Stiftung Organtransplantation(DSO) sowie der OPK.Aufklärung zum Behandlungsbedarfund den BehandlungsmöglichkeitenZiel der Veranstaltung soll es sein, über denpsychotherapeutischen Behandlungsbedarfund die Behandlungsmöglichkeiten für Organempfängerund Organspender sowieAngehörige von Organspendern aufzuklärenund einen informativen Austausch allerbeteiligten Parteien anzustoßen. Eingeladensind neben den Psychologischen PsychotherapeutInnensowie den Kinder- undJugendlichenpsychotherapeutInnen unsererfünf Bundesländer auch Transplantierte,Angehörige von Spendern, medizinischesPersonal der Krankenhäuser und Kliniken,Transplantationsbeauftragte und TransplantationsmedizinerInnensowie Mitglieder vonSelbsthilfegruppen. Organspende und Organtransplantationbetrifft diese Personengruppenin unterschiedlicher Weise. GeradeÄrzte, Transplantierte sowie Angehörige derSpender bedürfen einer Betreuung, die ihrerbesonderen Situation gerecht wird.Experten sprechen über ihr AnliegenDieser Vielfalt sollen auch die Vorträge entsprechen.Eine kurze Einführung in die psychotherapeutischenBehandlungsmöglichkeitengibt unsere Präsidentin M.A., M.S.Andrea Mrazek. Über die Organspende informiertDr. Christa Wachsmuth, geschäftsführendeÄrztin der DSO und Leiterin derRegion Ost. Professor Dr. Utz Settmacher,Direktor der Klinik für Allgemeine und ViszeraleChirurgie am UniversitätsklinikumJena, wird eine Einführung in die Transplantationsmedizingeben. Zur Perspektivevon Transplantierten selbst konnte derBDO zwei ReferentInnen gewinnen, welcheaus eigenen Erfahrungen berichtenund für Fragen aus dem Plenum zur Verfügungstehen. Was Angehörige verstorbenerOrganspender zur Zustimmung oderAblehnung der Organspende bewegt undwarum sie sich teilweise nach einer solchschweren Entscheidung oft selbst für dieOrganspende engagieren, wird Dr. ChristaWachsmuth schildern.Psychotherapie im Kontext der Organtransplantationund OrganspendeFrau Dipl.-Psych. Katharina Tigges-Limmerwird die konkreten psychotherapeutischenBehandlungsmöglichkeiten für Organempfängerund Angehörige von Organspendernsowie für das medizinische Personal unddie Pflegekräfte aufzeigen. Sie ist Leiterindes psychologischen Dienstes der Klinikfür Thorax- und Kardiovaskularchirurgie desHerz- und Diabeteszentrums <strong>NRW</strong> in BadOeynhausen sowie Mitarbeiterin der Klinikfür Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie amUniversitätsklinikum Jena und kann aus ihrervielfältigen praktischen Erfahrung mit Psychotherapiefür die Beteiligten berichten.In einem zusammenfassenden Ausblickwerden Chancen zur Vernetzung der einzelnenParteien sowie Möglichkeiten derFortbildung und der Anpassung von psychotherapeutischenAngeboten an Betroffenevon Organspende und Organtransplantationdiskutiert.Anmeldung bis Anfang JuliDa die Teilnehmeranzahl begrenzt ist,möchten wir Sie bitten, Ihre Anwesenheitan der Veranstaltung „Psychotherapie imKontext von Organtransplantation“ frühzeitigin der Geschäftsstelle der OPK anzumelden.Mail: angelika.wendt@opk-info.deDie notwendigen Formulare und Auskünftefinden Sie auf unserer Homepage:www.opk-info.de oder telefonisch unter0341-462320 / Frau Wendt.Die Vergabe von Fortbildungspunkten fürdiese ganztägige Veranstaltung ist durchdie Ärztekammer Thüringen und die OPKgewährleistet.GeschäftsstelleKarl-Rothe-Str. 4, 04105 LeipzigTel. 0341-462432-0Fax 0341-462432-19www.opk-info.deinfo@opk-info.dedür/wendt208 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Mitteilungen der LandesPsychotherapeuten-Kammer Rheinland-PfalzBericht von der Vertreterversammlung vom 28.3.2009Der Präsident der LPK Alfred Kappauf begrüßtedie Anwesenden zur 5. Sitzung derVertreterversammlung in der 2. Amtsperiode.Insbesondere hieß er Frau Belz vomMinisterium für Arbeit, Soziales, Gesundheit,Familie und Frauen (MASGFF) willkommensowie Herrn RA Marschalek, derseit 01.01.2009 die Funktion des Justiziarsder Kammer übernommen hat.Im Bericht des Vorstandes führte HerrKapp auf aus, dass die Vorstandsarbeit inden letzten Monaten aufgrund der Rücktrittevon Herrn Gönner und Herrn Kießlingnicht einfach gewesen sei. Man habe sichintern Zeit genommen, um die Aufgabenverteilungneu zu strukturieren, um trotzreduzierter Personalressourcen wirksambleiben zu können. Dem soll auch die vorgeschlageneÄnderung der HauptsatzungRechnung tragen, wonach die Größe desVorstandes reduziert wird. Die Verkleinerungdes Vorstandes bedeutet nicht nureine Strukturstraffung, sondern geht auchmit einer Kostenreduzierung einher. Einesolche könnte zudem dadurch erreichtwerden, dass die Vertreterversammlungkünftig nur noch einmal pro Jahr zusammentritt.Dies sei verantwortbar, da dieAufbauarbeit der Kammer im Wesentlichenabgeschlossen sei.Aus dem Aufgabenspektrum des Vorstandesund der Gremienarbeit der vergangenenMonate sind einige Punkte hervorzuheben:So konnte die Vizepräsidentin, Frau Dr. Benecke,berichten, dass das Votum der Vertreterversammlung,das Netzwerk Depressionzu unterstützen, von der LZG (Landeszentralefür Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V.) sehr positiv aufgenommen wurde.Am 08.05.2009 fand zu diesem Thema inMainz eine Auftaktveranstaltung statt, an derdie Kammer beteiligt war.Erfreulich konstruktiv gestaltet sich die Kooperationmit der KV. In einem Gesprächzwischen den Vorständen zeichneten sichfür bislang unerledigte Themen Lösungenab. Bisher hat die KV zwar halbe Zulassungenentzogen, aber noch keine ausschreibenlassen. Dies soll zukünftig anders werden.Für Umsetzung der 20%-Quote fürKJP suche man KV-intern noch nach geeignetenBerechnungsmodellen, im günstigstenFall könnten landesweit ca. 20 neuePraxissitze geschaffen werden. Nachdemdie KV den Erwerb einer zweiten Fachkundeauf dem Wege der Weiterbildunganerkennt, ist dies bei Approbationen außerhalbder Richtlinienverfahren für denErwerb der ersten Fachkunde im Richtlinienverfahrennoch nicht geregelt. Hierzubedarf es noch weiterer Abstimmungen.Ein weiterer Schwerpunkt der Vorstandsarbeitbetrifft die anstehende Novellierungdes Landeskrankenhausgesetzes(LKG) RLP. Es soll erreicht werden, dassdie LPK einen gleichberechtigten Sitz imAusschuss für Krankenhausplanung erhält.Im Moment besitzt sie zwar ein AntragsundRederecht, jedoch kein Stimmrecht.Außerdem wird eine Änderung bzw. Ergänzungvon Regelungen angestrebt, diees erlauben sollen, dass Psychotherapeutenin Krankenhäusern Leitungspositioneneinnehmen können. Das Novellierungsverfahrensteht zwar noch am Anfang,man konnte unsere Vorstellungen aberbereits dem MASGFF übermitteln. DemAusschuss für besondere Belange für angestellttätige Psychotherapeuten dankteHerr Kappauf ausdrücklich für die Initiativeund das außerordentliche Engagement indiesem Bereich und die intensive Zusammenarbeitmit dem Vorstand.Nach der Berichterstattung bat Herr KappaufFrau Birgit Belz vom MASGFF um ihrenBeitrag.Frau Belz bedankte sich beim Präsidentenfür die Einladung und stellte sich und ihrAufgabengebiet als Leiterin des GroßreferatesGesundheitsberufe, Alterssicherungund Unfallversicherung kurz vor. Ihre Zuständigkeitumfasst die Aufsicht über dieKammern der akademischen Heilberufeund die Fachaufsicht über das Landesprüfungsamt.Die Psychotherapeuten sind Teildes selbstverwalteten Gesundheitswesens,womit ein hohes Maß an Unabhängigkeit,aber auch Verantwortung für Patientenund Berufsstand verbunden ist. Selbstverwaltungund Berufs(fach-)aufsicht obliegenausdrücklich nicht dem Ministerium,da dieses sich im Rahmen der Rechtsaufsichtallein um die ordnungsgemäßeUmsetzung des HeilBG durch die Kammerkümmert. Die Übertragung hoheitlicherAufgaben vom Land RLP auf die Kammersetzt eine Pflichtmitgliedschaft voraus. DieseAufgaben hat die Kammer aus Gründendes Gemeinwohls wahrzunehmen. Gäbees lediglich eine freiwillige Mitgliedschaft,müssten die Aufgaben vom Staat selbstübernommen werden. Durch die Eigenverantwortlichkeit,die den Freien Berufenzugestanden wird, wird ihnen ein Freiraumgegenüber dem Staat eingeräumt.Frau Belz dankte der LPK für die intensiveund gute Zusammenarbeit der vergangenenJahre und betonte, dass das Ministeriumnoch nie von seinem Mittel derRechtsaufsicht Gebrauch machen musste.Die Kammer könne stolz sein auf das, wassie bereits bewirkt habe; sie und alle ihreBerufsangehörigen hätten sich auf LandesundBundesebene eine hohe Reputationerarbeitet, die dem Ministerium an verschiedenenStellen zurückgemeldet werde.Frau Belz bot ihre Hilfe und Unterstützungin grundsätzlichen Fragen an, machte aberauch deutlich, dass viele Detailfragen wiezum Beispiel die Umsetzung der Gleichstellungder angestellten Psychotherapeutenoder auch Tariffragen nicht in derZuständigkeit der Rechtaufsicht liegen,Rheinland-PfalzPsychotherapeutenjournal 2/2009209


Mitteilungen der LandesPsychotherapeutenKammersondern als zentrale Fragen der Berufspolitikin Verhandlungen und Regelungenzwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmernzu lösen seien.Herr Kappauf dankte Frau Belz für ihre klarstellendenund wertschätzenden Worteund leitete über zu einem weiteren Themenschwerpunkt.Er führte aus, dass die Veränderungen imVorstand weniger Grund als vielmehr Anlassgewesen seien, grundsätzliche Überlegungenzu bisherigen und zukünftigenArbeitsstrukturen der Kammer anzustellenund hierbei professionelle Hilfe in Anspruchzu nehmen. Mit Herrn Philippi sei ein Organisationsberatergefunden worden, derbereits für die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Baden-Württemberg tätig war und somitspezifische Erfahrungen vorweisen und einpassendes Beratungsangebot vorlegen könne.Herr Philippi erhielt dann Gelegenheit,sein Konzept zu skizzieren und die Moduleder Ablaufanalyse, der Aufbauorganisationund strategischen Ausrichtung zu erläutern.In der anschließenden Diskussion wurdedann sehr grundsätzlich über die Notwendigkeitund Zweck einer externen Beratungdebattiert. Es zeigten sich dabei sowohl inder Problemsicht als auch Erwartung sehrunterschiedliche Vorstellungen existieren,die von der Erschließung finanzieller Sparpotentialeüber organisatorische Effizienzsteigerungenbis hin zu veränderten politischenSchwerpunkt- und Zielsetzungenreichen. Man konnte sich schließlich einvernehmlichdarauf verständigen, dass vorder inhaltlichen Klärung eine Auseinandersetzungüber grundlegende Meinungsverschiedenheitenund Vorbehalte innerhalbder Vertreterversammlung sinnvoll sei. Zudiesem Zweck wurde der Vorschlag einerKlausurtagung eingebracht und mit großerMehrheit akzeptiert.Über das ob und wie einer externen Beratungsolle dann anschließend noch einmalnachgedacht werden.Wegen der fortgeschrittenen Zeit wurdeneine Reihe geplanter Satzungsänderungenzurückgestellt, somit versieht der derzeit3-köpfige Vorstand bis auf weiteres in dieserBesetzung sein Amt. Für den Finanzausschusswurde, ebenfalls vorläufig, eindetaillierter Auftragskatalog beschlossen,der Aufgaben und Befugnisse klar regelt.Der Zeitnot ausdrücklich nicht geopfertwurde die Verabschiedung und Würdigungder ausgeschiedenen VorstandsmitgliederHerr Gönner und Herr Kießling.Beide haben in einer besonderen Weisedie Arbeit des Vorstandes stimuliert undbereichert und somit Spuren hinterlassen.Im Namen der Kammer dankte ihnenHerr Kappauf und überreichte ein kleinesPräsent.Weitere Kooperation mit der PTK <strong>NRW</strong> – Gemeinsame FortbildungsveranstaltungenRheinland-PfalzDie Kammern aus RLP und <strong>NRW</strong> habenvor einem Jahr beschlossen, die erfolgreicheKooperation im Bereich der Fortbildungskontenführungum ein weiteresElement zu erweitern: zukünftig werdenimmer mehr gemeinsame Fortbildungsveranstaltungenangeboten werden. DenBeginn hat man am 25.04. nun mit einerVeranstaltung zum ThemaNeue Versorgungsformengemacht. Nach der Begrüßung durch diePräsidentin der PTK <strong>NRW</strong>, Frau Konitzer,übernahm die Geschäftsführerin der BPtK,Frau Dr. Tophoven, die Moderation derVeranstaltung. Zunächst wurde durch FrauHeinrich, die Geschäftsführerin der LPK RLP,in die rechtlichen Grundlagen eingeführt.Dabei wurde der Bogen gespannt von derhausarztzentrierten Versorgung (§ 73b SBGV) über die besondere ärztliche Versorgung(73 c SGB V), die (Teil-)Berufsausübungsgemeinschaftund das Medizinische Versorgungszentrum(§ 95 SGB V) bis hin zur IntegriertenVersorgung nach §§140a-d SGBV. Ebenso ging sie auf die neuen Rahmenbedingungenauf Seiten der Kostenträgerdurch die Einführung von Gesundheitsfondund Morbi-RSA ein. Frau Heinrich machtegen, und der Studiengang Psychotherapieder Ruhr-Universität Bochum haben sichdurch einen IV-Vertrag zum Ziel gesetzt,im Einzugsgebiet Witten und Ennepe-Ruhrkreis neue Strukturen der psychotherapeutischenVersorgung zu etablieren.Zunächst verdeutlichte Herr Dr. Meyer dieunterschiedlichen Gründe, die aus Sichtder Leistungserbringer dazu geführt haben,sich für eine Integrierte Versorgungzu entscheiden. Während der StudiengangPsychotherapie die Implementierung evidenzbasierterpsychotherapeutischer Bedeutlich,dass derjenige,der überdie Verankerungseiner Arbeit inneuen Strukturennachdenkt, sichder rechtlichenGegebenheitenbewusst seinmuss, um nichtschon zu Beginnzu scheitern.Anschließendwurde von HerrnDr. Frank Meyer,Ruhr-UniversitätBochum, ein konkretes Projekt der IntegriertenVersorgung aus Nordrhein-Westfalenvorgestellt. Unterstützt wurde er dabeivon Herrn Jürgen Medenbach, der vonSeiten der Techniker Krankenkasse Düsseldorfdas Projekt begleitet und zum erfolgreichenAbschluss gebracht hat.IV-VertragWer sind die Teilnehmer an der IV? TechnikerKrankenkasse, Düsseldorf, das KatholischeKlinikum Ruhrhalbinsel, Hattin‐210 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Rheinland-Pfalzhandlungsverfahren in die stationäre Psychotherapiesowie die Frage interessierte,ob hochintensive ambulante Psychotherapiestationäre Behandlung (teilweise) ersetzenkann, waren für das Kath. KlinikumHattingen die Einrichtung einer Psychotherapieambulanz,eine schnelle Vermittlungentlassener Patienten in eine ambulantePsychotherapie, die stärkere Implementierungpsychotherapeutischer Behandlungskonzepteund damit eine wirtschaftlicheStärkung mit maßgebend.Die Techniker Krankenkasse sieht durchdas Projekt die Möglichkeit, ihren Versichertenschneller eine notwendige psychotherapeutischeVersorgung zu ermöglichen,damit Arbeitsunfähigkeitszeiten zu reduzierenund insgesamt durch strukturierteBehandlungsabläufe Kosten zu sparen.Das Projekt wird im ambulanten Bereichzunächst durch die Ausbildungsambulanzdes Studiengangs gestützt, Herr Dr. Meyermachte aber deutlich, dass niedergelasseneKolleginnen und Kollegen sich ebenfallseinschreiben können.Thesen zur Weiterentwicklungder psychotherapeutischenVersorgungNach der Mittagspause schloss sich dannder Vortrag von Dr. Tophoven zur möglichengesundheitspolitischen Entwicklungund deren Auswirkungen auf die Psychotherapeutenan. Sie beschäftigte sich darinmit den Fragen, ob und wie sich die Rollevon KBV und KV wandeln könnte, wie zukünftig– egal in welcher politischen Konstellation– die Rolle der Krankenkassenaussehen könnte, wie aufgrund der derzeitigenungenügenden Versorgung psychischkranker Menschen das zukünftige Versorgungsangebotaussehen müsste und wiedie <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>n und ihreMitglieder damit umgehen könnten.Anschließend hatten die Teilnehmer vielZeit, mit allen Referenten ausführlich zudiskutieren und auch ihre Vorstellungenzur Gestaltung der Zukunft zu artikulieren.Insgesamt kann man von einer gelungenenVeranstaltung sprechen, die ihre Fortsetzungam 19.09.2009 in Koblenz findet.Dann wird u. a. ein Projekt der IntegriertenVersorgung aus RLP vorgestellt, dasbereits seit mehreren Jahren existiert undmit Krankenkassen einen Versorgungsvertragabgeschlossen hat. Die Anregungender Teilnehmer der jetzigen Veranstaltungwerden ebenfalls aufgegriffen.Wir laden Sie bereits jetzt hierzu ein.Wettbewerbsrechtliche Abmahnung wegen des Inhaltes einer PraxishomepageImmer häufiger hört man von Fällen, in denenBetreiber einer Homepage für derenInhalt abgemahnt werden. Dies gilt auchfür den Bereich der Heilberufe und trifftnun auch vermehrt die Psychotherapeuten.Ob eine Abmahnung zu Recht erfolgtist oder nicht – wer ein entsprechendesSchrei ben in seinem Briefkasten findet,sollte wissen, was zu tun ist, um Schadenzu vermeiden.Hintergrund: Was regeltdas UWG?Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb(UWG) stellt klar, welche Formenvon Werbung unzulässig sind. Wettbewerbshandlungen,die geeignet sind, denWettbewerb zum Nachteil der Mitbewerber,der Verbraucher oder der sonstigenMarktteilnehmer nicht unerheblich zubeeinträchtigen, sind unzulässig (§ 3UWG).Solche Wettbewerbshandlungen sind beispielsweiseWerbemaßnahmen unter Verstoßgegen das Heilmittelwerbegesetz oderberufsrechtliche Regelungen, irreführendeoder „marktschreierische“ Werbung etc.Wird gegen die Regelungen des UWG verstoßen,so kann eine Abmahnung erfolgen,mit der der Homepagebetreiber dazu aufgefordertwird, das beanstandete Verhaltenzu unterlassen und eine strafbewehrte Unterlassungserklärungzu unterzeichnen. Nachdieser Erklärung ist für den Fall der Zuwiderhandlungeine Vertragsstrafe zu bezahlen.Abmahnung erhalten –was nun?1) Die in der Abmahnung genannten Fristensind dringend im Auge zu behalten.Lässt man sie verstreichen, kann der Absenderder Abmahnung eine gerichtlicheeinstweilige Verfügung erwirken. Das Gerichtkann die Inhalte der Homepage fürrechtswidrig erklären. Der betroffene Psychotherapeutträgt in diesem Fall sämtlicheVerfahrenskosten!Rheinland-PfalzPsychotherapeutenjournal 2/2009211


Mitteilungen der LandesPsychotherapeutenKammer2) Um sich gegen die Abmahnung zurWehr zu setzen, ist zunächst zu überprüfen,von wem die Abmahnung stammt. Nichtjede beliebige Person oder Einrichtungist berechtigt, Betreiber von Homepageswegen vermeintlich fehlerhafter Inhalte zubelangen. Nach § 8 Abs. 3 UWG hat nurein bestimmter Kreis einen Anspruch aufBeseitigung und Unterlassung der unlauterenWettbewerbshandlung.Allgemein sind Wettbewerbsvereine, dieim Gesundheitswesen tätig sind, zur Abmahnungberechtigt. Zum anderen dürfenKollegen, die in einem konkreten Wettbewerbsverhältnismit dem Homepagebetreiberstehen, abmahnen.3) Im Wettbewerbsrecht gilt nach § 11UWG eine kurze Verjährungsfrist von 6Monaten, nach deren Ablauf gegen denHomepagebetreiber nicht mehr vorgegangenwerden kann. Die Verjährung betrifftFälle, in denen ein Teil der Homepage-Gestaltung beanstandet wird, der bereitsvor mehr als 6 Monaten korrigiert wurde.Dann ist die Abmahnung rechtswidrig.4) Eine berechtigte Abmahnung kostet immerGeld, da nach § 12 Abs. 1 UWG die Aufwendungenfür eine Abmahnung erstattetwerden müssen. Die Höhe dieser Aufwendungenvariiert. Wettbewerbsvereine veranschlagenin der Regel ca. 180,00 €, währendandere „Abmahner“ weitaus höhere Beträgeverlangen. Um sich hiergegen zu wehren,bedarf es meist eines Rechtsanwaltes.5) Auf keinen Fall sollte man die in der Abmahnunggeforderte Erklärung „blind“ unterzeichnen,auch wenn die Abmahnkostengering erscheinen und die Sache so erledigtscheint. Mit der Unterschrift wird ein zivilrechtlicherVertrag abgeschlossen, der in derRegel eine strafbewehrte Unterlassungsverpflichtungenthält. Damit verpflichtet sich derPsychotherapeut, die beanstandeten Formulierungenoder Darstellungen nicht weiter zuverwenden, was auch für Flyer, Praxisschilder,Visitenkarten etc. gilt. Verstößt der Therapeutgegen diese vertragliche Verpflichtung, wirdmeist ein Ordnungsgeld in Höhe von etwasmehr als 5000,00 € (pro Verstoß!) fällig.Am Besten überprüft man seine Homepagesorgfältig, bevor man sie im Internet veröffentlicht.Falls man dann dennoch eine Abmahnungerhält, ist es wegen der Schwierigkeitder Rechtslage sicherlich meistens geboten,einen Rechtsanwalt zu beauftragen.Internetplattform der PiA im AufbauNachdem sie lange kaum genutzt wurden,sollen sie nun mit Leben gefülltwerden, die Seiten der PiA auf derHomepage der Kammer. Zur Zeit sind118 Ausbildungsteilnehmer bei der Landeskammerals Gastmitglied registriert.Deren Landesvertreterinnen werden sichauf der Homepage vorstellen, Protokolleder Landes- und Bundeskonferenzensollen hinterlegt werden, eine Liste interessanterFachzeitschriften soll erscheinenund einiges mehr. Bereits heutefindet man dort als download neben denaktuellen Ausbildungs- und Prüfungsordnungeneinen Mustervertrag überdie praktischen Tätigkeit als Hilfe für dieVertragsverhandlungen mit den Kooperationskliniken.In Planung befindet sicheine vergleichende Umfrage unter denAusbildungsinstituten, mit deren Hilfesich die Ausbildungskandidaten über diejeweiligen Ausbildungsbedingungen einschließlichder zu erwartenden Kosteneinen Überblick verschaffen können. Wirhoffen, dass diese Initiative beiträgt, dasGemeinschaftsgefühl der PiA im Landezu fördern und ihre politische Kraft zustärken.An diesen Seiten wirkten mit:Birgit Heinrich, Jürgen Kammler-Kaerlein,Friderike Oberkircher-SperlingGeschäftsstelleWilhelm-Theodor-Römheld-Str. 3055130 MainzTel. 06131/5 70 38 13Fax 06131/5 70 06 63service@lpk-rlp.dewww.lpk-rlp.deTelefonische Sprechzeiten:Mo. – Fr. 10.00 – 12.30 Uhr undDi. – Do. 14.00 – 16.00 UhrRheinland-Pfalz212 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>des Saarlandes – PKSGesundheitsministerVigener im Gespräch„Ich hatte fast mein gesamtes Berufslebenmit dem Psychotherapeutengesetzzu tun.“Minister Prof. Dr. Gerhard Vigener wurdeim Mai 2008 von Ministerpräsident PeterMüller für die Ressorts Justiz, Arbeit,Gesundheit und Soziales in sein Kabinettberufen. Seitdem ist er auch für die Heilberufekammernzuständig. Von 1986 bis1995 war er Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaftder überörtlichen Sozialhilfeträger(der insbesondere für Hilfenfür Menschen mit Behinderungen zuständigist). Zwischen 1981 und 2004 war erfür den Landeswohlfahrtsverband Badentätig, von 2001 bis zu dessen AuflösungEnde 2004 als Verbandsdirektor. In diesenund weiteren haupt- und ehrenamtlichenFunktionen, die Minister Vigener bislangbekleidet hat, hatte er mit unseren Berufsgruppenvielfach zu tun und ist nicht nurein ausgewiesener Kenner der verschiedenstenArbeitsfelder angestellter PPsund KJPs, sondern auch des ambulantenSektors – für uns also ein ausgesprocheninteressanter Gesprächspartner. UnseremWunsch nach einem Interview für das Forumder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> ist erohne Zögern nachgekommen.Herr Vigener, 10 Jahre Psychotherapeutengesetz:was verbinden Siedamit? Hat sich das PsychThG ausIhrer Sicht bewährt?Ich hatte fast mein gesamtes Berufslebenmit den PsychThG zu tun und kenne esseit seinen Anfängen. Spätestens mit derPsychiatrie-Enquete 1975 war klar, dasses eine deutliche Unterversorgung derBevölkerung mit Psychotherapie gab, vorallem auch für chronisch psychisch Kranke.Das hat mich damals schon ungemeingeärgert. Und auch vor 10 Jahren, also vorVon rechts nach links: Minister Vigener, Irmgard Jochum, Bernhard MorschIn-Kraft-Treten des PsychThG, war deutlicherkennbar, dass zu wenig Psychotherapieangeboten wurde und auch, das wasnotwendig war, bei den Patienten nichtankam.Wie ist Ihre Einschätzung bezüglichdes derzeit diskutierten Änderungsbedarfesdes PsychThG?Es gibt ja zurzeit großen Streit unter deneinzelnen Arztgruppen. Ich habe die Befürchtung,dass die Auseinandersetzungmit allen, die am zu verteilenden Kuchennoch mehr partizipieren wollen, sehr sehrhart werden wird. Da zeichnen sich auchandere Entwicklungen ab, die mir großeSorge machen: zum Beispiel, ob meine Altersgenossenim Nordsaarland in 10 Jahrennoch ihren Doktor um die Ecke haben undso gut versorgt sein werden wie heute, dasist die Frage. Außerdem wird die Zukunftder medizinischen und auch der psychotherapeutischenBerufe im Vergleich zuheute überwiegend weiblich sein. Auchdas wird möglicherweise Veränderungenin der Versorgungslandschaft, in der Berufsausübungund in den Berufsbiografiennach sich ziehen.Was die chronisch psychisch Krankenbetrifft, ist der Zugang zu ambulantenpsychotherapeutischen Hilfenja nach wie vor schwierig!Das ist richtig. Und auch für Suchtkrankewird zu wenig angeboten. Ich halte es fürnotwendig mehr psychotherapeutischeLeistungen auch für chronisch Krankeanzubieten. Was wir brauchen sind Komplexleistungen,in denen die einzelnenLeistungselemente und ihre jeweiligenKostenträger zusammengeführt werden.Durch eine umfangreichere ambulanteVersorgung mit Psychotherapie könnteauch der Drehtüreffekt gerade für chronischKranke unterbrochen werden.Es gibt eine weitere Personengruppe, dienoch viel zu häufig durch die Maschen dervorhandenen Hilfesysteme fällt, das sinddie psychisch kranken Adoleszenten, alsodie 14- bis 25-jährigen, oft noch zusätzlichmit Suchtproblemen belasteten jungenSaarlandPsychotherapeutenjournal 2/2009213


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>SaarlandMenschen. Für die müssen wir zusätzlicheAngebote schaffen, damit sie frühzeitigZugang zu geeigneten Hilfen bekommen.Dazu bin ich auch bereits mit einem Anbieterim Gespräch.Angesichts der dramatischen Unterversorgungdes Saarlandes imBereich der Beratungsstellen – nacheiner Statistik der bke aus dem Jahr2003 liegen wir hier bundesweit aufdem letzten Platz mit einem Mehrbedarfan Kapazitäten von 241% – gibtes gerade im Bereich der KinderundJugendhilfe aber noch wesentlichmehr zu tun!Ich könnte es mir jetzt ja leicht machenund zum Beispiel auf die Zuständigkeitmeiner Kollegin im Nachbarressort verweisen.Aber das tue ich nicht. Hier müssenwir zunächst die Frage stellen: Welcheanderen Hilfen sind im SGB VIII noch da?Wie ist die sozialpädagogische Familienhilfeausgebaut? Wie ist die Versorgung mitKinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten?Was den letztgenannten Punktbetrifft, so wird es hier ja bald einedeutliche Verbesserung geben. Denndurch die Einführung Änderung derso genannten Mindestquote gibt esja nun im Saarland 25 zusätzlicheNiederlassungsmöglichkeiten fürKJP!Das ist sicher ein bedeutender Schritt.Wir müssen aber auch das Spektrum derMöglichkeiten erweitern. Ich bin sehr frohdarüber, dass es mit der Tagesklinik für Kinderund Jugendliche in Homburg bald einzusätzliches Angebot geben wird. Nochviel lieber wäre es mir, wenn wir darüberhinaus, was jetzt geplant ist, noch eineengere Verzahnung mit dem dortigen stationärenBereich hin bekämen. Dringenderforderlich sind aber jeweils engere Verzahnungenzwischen allen Angeboten, dievorgehalten werden, seien sie stationär,teilstationär oder ambulant.Für genau so wichtig halte ich es psychotherapeutischeAngebote in Allgemeinkrankenhäusernzu etablieren. Denken Sienur an die vielfachen Möglichkeiten im Bereichvon Brustkrebserkrankungen, in derGynäkologie oder auch in der Orthopädie.Daran müssten auch die Krankenkassenein großes Interesse haben.Gibt es denn dahingehende Änderungsabsichtenim Krankenhausplan?Unsere Kammer ist ja– übrigens als einzige im Konzertder Länderkammern – in der SaarländischenKrankenhauskonferenzvertreten und hatte bereits 2004vorgeschlagen, in den Krankenhausplanfür alle Krankenhäuser bindendpsychologisch-psychotherapeutischeFachdienste aufzunehmen. Diesekönnten jene von Ihnen erwähntenpsychotherapeutischen Angebotemachen, analog der sozialarbeiterischenTätigkeit der in jedem Krankenhausbestehenden Sozialdienste!Meine Auffassung ist, dass die psychotherapeutischeVersorgung der Patienten inden somatischen Abteilungen eine Querschnittsaufgabeder Fachrichtungen ist.Dem Ausbau eigenständiger Abteilungenfür Psychosomatik stehe ich eher skeptischgegenüber.Welche Berufsgruppen sollen nachIhrer Meinung diese Querschnittsaufgabein den somatischen Krankenhäusernerfüllen? Wir sehen alsKammer eher die Gefahr, dass Krankenhäuser,ohne dass sie verbindlichFachdienste vorhalten müssen, kaumpsychologisch-psychotherapeutischeDienste einrichten werden.Mein Ministerium hat ein umfänglichesGutachten zur Erstellung des neuen Krankenhausplanesin Auftrag gegeben. Wirwerden sehen, welche Notwendigkeitensich daraus ergeben. Übrigens: Ein durchdas Kabinett beschlossener Krankenhausplankann auch während einer laufendenLegislaturperiode nachjustiert werden,wenn sich entsprechende Änderungsbedarfeergeben.Es gibt noch ein weiteres Gremiumin dem wir als <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>vertreten sind, das ist derExpertenrat Psychiatrie. Er wurde imvergangenen April ein einziges Maleinberufen und seitdem ist nichtsmehr passiert. Und das, obwohl zumBeispiel umfangreiche Reformschritte– Stichwort ambulant vor stationärim komplementären psychiatrischenBereich – derzeit laufen undes durchaus auch Diskussionsbedarfgibt.Die Verhandlungen mit den einzelnen Trägernnahmen in den vergangenen Monatenviel Zeit in Anspruch. Sie können abersicher sein, dass der Expertenrat sich balderneut treffen wird, sobald die laufendenVerhandlungen abgeschlossen sind. Wirwerden dann eine landesweit gültige Maßnahmepauschalefür seelisch behinderteMenschen im SGB XII-Bereich haben. Waswir darüber hinaus noch brauchen, um jedemdie erforderliche Hilfe zukommen lassenzu können, sind Hilfebedarfsgruppen.Mit der Einführung so genannter„Zielvereinbarungen“ und andereneher marktwirtschaftlichen geprägtenInstrumenten in der Behindertenarbeitwerden auch Bedenkenlaut, dass in Zukunft eine amindividuellen Bedarf des Betroffenenausgerichtete Versorgung nicht mehrgewährleistet werden kann?Ich halte es für richtig den Gedanken derZielorientierung und auch die verstärktePrüfung diesbezüglicher Fördermaßnahmenbesser zu verankern, als das bisherder Fall war. Ungeachtet dessen beinhaltetdie Wiedereingliederungshilfe selbstverständlich,dass Maßnahmen zum Erhaltendes Status quo, also das Verhindern derVerschlimmerung einer Behinderung, weiterhingenau so dazu gehören.Parallel zu den Änderungen derkomplementären psychiatrischenAngebotsstruktur gibt es mit demam heutigen Tag im Bundesrat verabschiedetenKrankenhausfinanzierungsreformgesetz(KHRG) ja auch214 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Saarlandweitreichende Reformen in der psychiatrischenund psychosomatischenVersorgung im Krankenhaus. WirdIhnen als einem der Mitbegründerder Psychiatrie-Personalverordnung(PsychPV) in diesem Zusammenhangnicht Angst und Bange angesichtsderen faktischer Abschaffung durchEinführung der leistungsbezogenenund pauschalierten Vergütungenauf der Basis von tagesbezogenenEntgelten?Das kann man zunächst einmal alsQualitätsmerkmal der saarländischenPsychiatrielandschaft sehen:es gibt hier keine „Anstalt“ mehr mitzum Teil hunderten von Betten, wiein anderen Bundesländern. Es gibtseit mehr als 10 Jahren eine gemeindenähereVersorgung, die in jedemLandkreis stationäre Angebote inkleineren Einheiten und eine gutausgebaute komplementäre Strukturvorhält.Sehr geehrter Herr Minister, wirbedanken uns bei Ihnen für das interessanteGespräch und freuen uns,wenn wir Sie zu weiteren Aktivitätenunserer Kammer einladen dürfen.Das Interview mit Prof. Dr. Vigener führtenIrmgard Jochum und Bernhard Morsch am13.02.2009 im Ministerium für Justiz, Arbeit,Gesundheit und Soziales in Saarbrücken.Das halte ich nicht prinzipiell für bedenklich,da sich das Pensum der Jahresarbeitsstundennach oben bewegt hat. Der heutigeDurchschnittswert ist sozusagen das neueSoll. Es ist hier also zunächst mal keine Verschlechterungzu erwarten. Die Gesundheitspolitikhat sich zu Recht entschieden,die DRG´s in der Psychiatrie und Psychosomatiknicht einzuführen. Stattdessen müssenwir aber zu mehr leistungsbezogenenFinanzierungsmöglichkeiten kommen, umdem wissenschaftlichen Fortschritt in derBehandlung der psychisch Kranken bessergerecht werden zu können. Die PsychPVist vielfach nicht mehr im erforderlichenMaße umgesetzt worden, personelle Engpässedrohten Dauerzustand zu werden.Das Saarland hat im Bundesdurchschnitteine um 5 Tage geringereVerweildauer in der stationärenpsychiatrischen Behandlung, dieteilstationären Verweildauern liegenebenfalls deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.Die Belegungender Kliniken sind über dem Durchschnittund die Zuordnungen zu denBehandlungsbereichen der PsychPVA1 und A2 (Regel- bzw. Akutbehandlungund Intensivbehandlung) sindinsgesamt gestiegen. Wie erklärenSie sich das?Das ist eine interessante Beobachtung,die mich überrascht. Die nahe liegendeErklärung wäre eine Beschleunigungdes Drehtüreffektes. Dazu müsste manaber zunächst die genauen Zahlen derNeu- und der Wiederaufnahmen sichten.Wie erklären Sie sich die Tatsache, dassdie durchschnittlichen Verweildauern inden psychiatrischen Kliniken im Saarlanddeutlich kürzer sind als im Bundesdurchschnitt?Wir haben viel über die Notwendigkeitder Vernetzung psychotherapeutischerund psychiatrischer Angebotegesprochen. Zum Abschlussmöchten wir deshalb das ThemaPsychiatrische Institutsambulanzen(PIA) noch ansprechen, da sie einwichtiges Bindeglied zwischen derstationären und ambulanten psychiatrischenVersorgung darstellen.Das KHRG hat zur Entwicklung desneuen leistungsbezogenen Entgeltsdas Institut für das Entgeltsystem imKrankenhaus (INEK) beauftragt. DasGesetz sieht vor, dass der Prüfauftragsich neben der stationär-teilstationärenBehandlung auch auf diePsychiatrischen Institutsambulanzenerstrecken kann. Wie bewerten Siedie Chancen, dass das INEK diesenPrüfauftrag tatsächlich auf die PIAerstreckt und wie könnten Sie dazubeitragen dass das geschieht?Die Franzosen haben es mit der „Sectorisation“vorgemacht und gute Lösungen fürdie ambulante Versorgung in der Psychiatriegefunden. Die Personalbemessungwurde in der PsychPV nur im stationärenBereich geregelt. Auch wir müssen hierStandards für die Ambulanzen entwickeln.Ich bedanke mich bei Ihnen für den Hinweisund ich werde dieses wichtige Themagerne aufgreifen.Ganz zum Schluss noch die Fragean Sie: Was wünschen Sie sich vonder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> desSaarlandes?Diese letzte Frage lässt sich ganz schnellund einfach beantworten: nichts. Denndie Zusammenarbeit ist sehr gut und alleskann so bleiben, wie es ist.Aktueller Stand zur Umsetzungder 20% Mindestversorgungsquotefür KJPKatja Klohs, KJP – Beisitzerin im Vorstandder PKSIm Oktober 2008 wurde vom DeutschenBundestag im Rahmen der Gesetzesvorhabenzur gesetzlichen Krankenkassenorganisationsreformbeschlossen, eine 20%Mindestquote für die Versorgung psychischkranker Kinder und Jugendlicher einzuführen.Dies bedeutet für viele Kollegen undKolleginnen mit einer Approbation als Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeut/indie erfreuliche Möglichkeit, einen Praxissitzzu erhalten, ohne jahrelanges Wartenoder teuren Praxiskauf. Um den aktuellenStand der Umsetzung dieses Gesetzes zueruieren, nahmen Frau Rohr und ich am02.03.09 einen Gesprächstermin bei derKV Saarland wahr, bei dem der GeschäftsführerHerr Dipl.-Kfm. Oettgen sowie HerrDipl.-Bwt. Feit anwesend waren. In diesemGespräch wurde deutlich, dass die KV z. Z.den interessierten Kollegen und Kollegin‐SaarlandPsychotherapeutenjournal 2/2009215


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nen leider weder eine Auskunft über dieAnzahl der tatsächlich im Saarland freiwerdenden Sitze noch über den zeitlichenRahmen geben kann.Dies liegt daran, dass die Bedarfsplanungsrichtliniengeändert werden müssen, wasdurch den Unterausschuss Bedarfsplanungauf Bundesebene vorbereitet und danachvom Gemeinsamen Bundesausschussbeschlossen wird. Wenn dem auch dasBundesministerium zustimmt, werden diegeänderten Bedarfsplanungsrichtlinien andie Länder KVen weitergeleitet und könnendann umgesetzt werden. Erst dannkönnen exakte Zahlen gerechnet und Praxissitzeausgeschrieben werden. Die bisherdurch die KV veröffentlichen Zahlen warenlediglich Schätzungen für das Saarland!Für die Kollegen und Kolleginnen, diebisher einen KJP Sonderbedarfssitz imSaarland inne haben, ergibt sich laut Hr.Oettgen und Hr. Feit folgendes Bild: dieSonderbedarfssitze werden mit sehr hoherWahrscheinlichkeit bei der Umsetzung der20% Quote sofort in einen „festen“ Kassensitzumgewandelt. Diesbezüglich konntenwir vereinbaren, dass kein gesonderterAntrag bei der KV gestellt werden muss –die KV wird die Betroffenen schriftlich vonder Umwandlung in Kenntnis setzen!Anfang Mai vereinbart, vielleicht lässt sichdann schon Genaueres sagen.Neue Informationen werden wir sofort aufunserer Website veröffentlichen! Fragendiesbezüglich können auch gerne an michgestellt werden.Katja KlohsÄrger mit der Abrechnung?Mal ganz ehrlich:•Verstehen Sie Ihre Quartalsabrechnung,die die KV Ihnen zuschickt?•Sind Sie in der Lage, zu kontrollieren,ob das, was sie eingereicht haben, auchvergütet wurde?•Sind Sie sich nach der Durchsicht desBescheids sicher, ob z. B. Nachvergütungenaus Vorquartalen abgerechnetwurden?Oder können Sie nur glauben, dass alleskorrekt gemacht wurde? Der BeratendeFachausschuss Psychotherapie hat sichdes Themas angenommen und will daraufhinwirken, dass der Abrechnungsbescheidfür uns leserlicher, verständlicher und vorallem kontrollierbar wird.Kenntnis erhalten, ist das Folge-Quartalauch schon abgerechnet. Sie können ihnerst mit der darauf nachfolgenden Abrechnungkorrigieren. Ihr Fall aus Quartal A wirderst mit der Abrechnung von Quartal C abgerechnet,folglich im Quartal E – d. h. 1Jahr später – vergütet.Von allen guten Geistern verlassen sindSie, wenn Sie in dem Durcheinander vergessen,mit dem Quartal C Ihren Fall ausQuartal A erneut einzureichen. Sie sindselbst Schuld und erhalten gar nichts.Vielleicht gibt es ja LösungenMichael Antes als Vorsitzender des BeratendenFachausschusses Psychotherapieund ich (I. Rohr), werden uns mit der Geschäftsführungund der Abrechnungsabteilungzusammensetzen um Lösungen zusuchen, wie Fehler bei der Abrechnung a)besser vermieden bzw. b) schneller geheiltwerden können. Jedenfalls halten wir dasbei einer Reihe von „Leichtsinnsfehlern“für machbar.SaarlandIn einem Telefonat mit Hr. Lehndorfer, KJPVertreter im Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer,bestätigte mir dieser,dass zum jetzigen Zeitpunkt (März)der Gemeinsame Bundesausschuss nochnicht über die Änderung der Bedarfsplanungsrichtliniengetagt hat. Die Bundespsychotherapeutenkammererfahre diesaber sofort, da sie die Möglichkeit zurStellungnahme bezüglich des Beschlusseshat.Es bleibt die Hoffnung, dass der GemeinsameBundesausschuss in seiner Sitzungim April eventuell über die Änderung derBedarfplanungsrichtlinien beschließt unddie Länder KVen sich dann konkret undzeitnah mit der Umsetzung der 20% Mindestquotebeschäftigen können.Die KV Saarland wird uns neue Informationendiesbezüglich sofort mitteilen. Mit Hr.Lehndorfer habe ich ein weiteres TelefonatNoch mal ganz ehrlich:•Ist es Ihnen schon passiert, dass sie vergessenhaben, die Nummer des überweisendenArztes einzutragen?•Oder den Bewilligungsbescheid derKrankenkasse beizulegen?•Oder dass die Diagnose fehlt?Und was sind die Folgen?Erhalten Sie unmittelbar Nachricht, um denFehler zu heilen? Dann haben Sie Glück.Ihr Fall wird im Rahmen der normalen Bearbeitungsfristabgerechnet und vergütet(also 4 Monate nach dem Einreichen IhrerQuartalsabrechnung).Oder erfahren Sie erst mit dem Quartalsbescheid,also 4 Monate später, dass Siez. B. die Nummer des überweisenden Arztesnicht eingetragen hatten?? Dann habenSie Pech: Wenn Sie von Ihrem FehlerWenn Sie Erfahrungen oder Vorschläge zudiesem Thema haben, bitte am besten ineiner Mail berichten an: rohr@ptk-saar.de.Ilse Rohr, PräsidentinRedaktion FORUM und saarländischeKammerseiten Vorstand PKS (Präsidentin:Ilse Rohr, Vizepräsident: BernhardMorsch, Beisitzer: Irmgard Jochum, KatjaKlohs, Thomas Anstadt)GeschäftsstelleTalstraße 3266119 SaarbrückenTel. 0681. 95455 56Fax 0681. 95455 58kontakt@ptk-saar.de216 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Schleswig-HolsteinLiebe Kolleginnen und Kollegen,Wie sieht die Zukunft unseres Berufsstandesaus? Diese Frage beschäftigt derzeitviele von uns. Das nun vorliegende Gutachtender Gruppe um Prof. Strauß sollAnhaltspunkte für die (Um-)Gestaltungder Ausbildung geben. Verschiedene Fra‐gen sind noch unbeantwortet: Wie einigwird unser Berufsstand auftreten und wiemutig werden Änderungen vorgenommen?Werden Entscheidungen getroffen, die endlichzur umfassenden Gleichstellung mitden Fachärzten führen? Wird die Vielfalt derpsychotherapeutischen Verfahren gefördertwerden? Oder wird nur zementiert, was mitdem Psychotherapeutengesetz vor zehnJahren für viele enttäuschend mager ausfiel?Ist es wirklich eine Utopie, die Verdoppelungder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeutenzu fordern? Solange es die eklatanteBenachteiligung psychisch Kranker gibt, darfuns der Vorwand, unsere Leistung sei zuteuer, nicht schrecken. Im Gegenteil! Längstist bewiesen, dass frühzeitig eingesetzte PsychotherapieKosten spart.Die Inhalte und Strukturen unserer Berufsausübungwerden sich verändern (müssen):Das wurde auf dem interessantenSymposium der BPtK zum Thema Psychotherapieim Alter deutlich. Auch alte Menschenbrauchen Psychotherapie und könnenvon ihr profitieren. Deshalb müssenwir unsere Angebote erweitern und auf dieBedürfnisse älterer Menschen abstimmen.Dass aber zur Erweiterung der psychotherapeutischenLeistungen nun auchnoch das Verschreiben von Medikamentengehören soll, wird von mancher Seitezwar vehement gefordert, vom Vorstandder PKSH aber aus mehreren Gründenabgelehnt. Schreiben Sie uns Ihre Meinungdazu, wir sind gespannt!Juliane Dürkop18. Kammerversammlung der PKSHAm 20.03.2009 fand in den Räumen derKanzlei Koch, Staats, Kickler, Schramm undPartner in Kiel die 18. Kammerversammlungder <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Schleswig-Holstein statt. Traditionell dientdie März-Sitzung u. a. dem formalen wieinhaltlichen Abschluss des vorausgegangenenGeschäftsjahres. 2008 war dabei daserste Geschäftsjahr, das vollständig unterden Bedingungen deutlich reduzierterAufwandsentschädigungen und geringererPflichtbeiträge der Kammermitgliederstattfand. Diese finanziellen Veränderungenwaren seinerzeit in der Kammerversammlungja heftig umstritten, befürchtetenmanche Versammlungsmitgliederdoch eine Entprofessionalisierung undverminderte Qualität der Kammerarbeit.Erfreulicherweise wurden derart grundsätzlicheBedenken in der 18. Kammerversammlungnicht geäußert. Im Gegenteil:Die Sitzung fand in einer sachlichen undkonstruktiven Atmosphäre statt.StatistikIm Jahre 2008 erhöhte sich die Zahl derKammermitglieder um etwa 30 beitragszahlendeKollegInnen, sowie um 170 beitragsfreiePsychotherapeutInnen in Ausbildung,sodass die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Schleswig-Holstein nunmehr knapp über1.200 Mitglieder hat. Bei der Altersstrukturzeigt sich eine deutliche Verschiebung hinzu höheren Jahrgängen. Bei den Gründenfür das Ausscheiden von Mitgliedern hat dieAnzahl von Approbationsrückgaben deutlichabgenommen. Konstant ist der Wegzugin andere Bundesländer, zugenommen hatdas Ausscheiden durch Tod.BeschwerdenIm Jahre 2008 gab es insgesamt nur siebenBeschwerdefälle, im Jahre 2007 warenes noch 15. Jedoch zeigte die Anzahleingegangener Beschwerden in den erstenWochen des Jahres 2009, dass dieserRückgang nicht als Trend gewertet werdenkann. Ca. 40% der Beschwerden beziehensich auf Honorarstreitigkeiten, in weiterenca. 40% werden Vorwürfe zum Verhaltender PsychotherapeutInnen (z. B. Schweigepflichtsverletzungen)erhoben. Eine Zusammenfassungüber alle Beschwerden seit Inkrafttretender Berufsordnung ergibt, dasssich in über 60% der Fälle berufsrechtlicheVerstöße nicht nachweisen ließen. Manchesließ sich darüber hinaus einvernehmlich regeln.In sechs Prozent der Fälle konnte dasVerfahren gegen Zahlung einer Geldauflageeingestellt werden. Leider musste in jüngererZeit aber auch dreimal das Berufsgerichtangerufen werden, was einen Gesamtanteilvon neun Prozent ausmacht. Die Anrufungdes Berufsgerichtes wurde jeweils erforderlich,weil die Mitglieder auf ein Angebot derEinstellung des Verfahrens (wegen Geringfügigkeit)gegen eine Geldbuße nicht eingehenwollten. Die Verhandlungen habennoch nicht stattgefunden.Schleswig-HolsteinPsychotherapeutenjournal 2/2009217


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Schleswig-HolsteinNotfallversorgungIm Herbst 2008 hat es zur psychosozialenNotfallversorgung eine Konsensuskonferenzauf Bundesebene gegeben, in der dieEinbeziehung von Psychologischen PsychotherapeutInnennoch nicht abschließendgeklärt wurde. Für die PKSH nahm VorstandsmitgliedDorothee Katz in Schleswig-Holstein an einem Forum Notfallseelsorgeteil. Ein Bedarf für eine Einbindung der neuenHeilberufe in die Akutversorgung vor Ort(z. B. bei Großschadensereignissen) wurdedort eher nicht gesehen.Zukunft der PsychotherapieausbildungIn 2008 gab es eine Reihe von Veranstaltungender Bundespsychotherapeutenkammerzu diesem Thema. Die Kammerkonnte hierfür Frau Dr. Kahl-Popp als Beauftragtegewinnen, die an diesen Workshopsteilnahm. An einem Panel zum ForschungsgutachtenEnde Januar 2009 nahm FrauKatz für die PKSH teil. Die AOLG hat denzuständigen Landesbehörden empfohlen,die <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>n bei der Akkreditierungvon Studiengängen hinzuzuziehen,die nach Umstellung der Studiengängeauf Bachelor- und Masterabschlüsse alsZugang für die Psychotherapieausbildunganerkannt werden. Hierzu hat die PKSHsowohl mit dem Ministerium wie auch mitder Universität und den FachhochschulenKontakt aufgenommen.Heilberufekammergesetz(HBKG)Derzeit läuft eine Anpassung des HBKG inSchleswig-Holstein. Danach könnte es sein,dass die Wahlperiode der Kammern von vierauf fünf Jahre verlängert wird. Die PKSH hatdarüber hinaus die Initiative ergriffen, denPiA in der Kammer auch das aktive und passiveWahlrecht einzuräumen. In einer weiterenInitiative (die in der letzten Kammerversammlungnoch nicht aktuell war) möchteder Vorstand eine gesetzliche Regelung erreichen,die zukünftig ausschließt, dass derKammervorstand ausschließlich aus niedergelassenenKollegInnen oder ausschließlichaus angestellten KollegInnen zusammengesetztsein kann. Schließlich möchte dasMinisterium das HBKG so ändern, dass dieAufsichtsbehörde aus der Prüfung und Genehmigungvon Haushalts- und Beitragssatzungder Kammern ausscheidet. Hier mussdie PKSH aufpassen, dass keine Regelunggetroffen wird, die eine derart kleine Kammerwie die unsrige finanziell überfordernwürde (z. B. durch das Vorschreiben einerexternen Wirtschaftprüfung).FortbildungskontenHierzu wurde berichtet, dass derzeit 522Kammermitglieder ein Fortbildungskontoführen, 145 Fortbildungszertifikate ausgestelltwerden konnten und weitere 150Konten bereits mehr als 250 Punkte aufweisen.Der G-BA-Beschluss zur Fortbildungspflichtfür angestellte KollegInnenlag der letzten Kammerversammlung nochnicht vor. Zwischenzeitlich sind die betroffenenMitglieder hierüber jedoch schriftlichinformiert worden.Beitragssatzung und Belangeder NiedergelassenenZu diesen Themen lesen Sie bitte die gesondertenBeiträge von Detlef Deutschmannund Dr. Dietmar Ohm.Jahresrechnung 2008Die Jahresrechnung wies aus, dass sichdie tatsächlichen Ausgaben in 2008 mitgut 50.000 € deutlich unter den Plan-Ausgabenbefanden und die Einnahmen mitca. 4.000 € sogar etwas höher waren alsgeplant. So konnten insgesamt 55.000 €neu den Rücklagen zugeführt werden.RechnungsprüfungDer Rechnungsprüfungsausschuss attestierteder Kammer eine ordnungsgemäßeHaushaltsführung. Die Prüfung hattekeinerlei formale oder inhaltliche Fehlerergeben. Zur Höhe der Rücklagen äußertesich der Rechnungsprüfungsausschuss dahingehend,dass ein weiterer Anstieg desRücklagenvolumens nicht erforderlich sei,da die Kammer mit Rücklagen in Höhe vonca. 80% des derzeitigen Jahreshaushaltsvolumensausreichend abgesichert sei.Entlastung des VorstandesFür das Geschäftsjahr 2008 wurde der Vorstandohne Gegenstimme bei vier Enthaltungenentlastet.GebührenordnungDie Kammerversammlung verabschiedeteeinstimmig eine veränderte Gebührenordnung.Es waren dabei umfangreicheÄnderungen notwendig einerseits um dieGebührenordnung klarer und verständlicherzu machen und um andererseits dieGebühren enger an den tatsächlich durchdie entsprechenden Dienstleistungen entstehendenKosten zu orientieren. Interessiertekönnen die neue Gebührenordnungauf unserer Homepage nachlesen.Bericht zum ZulassungsausschussAuf Bitten des Kammervorstandes erklärtesich Rolf Waßhausen dankenswerterweisebereit, die Kammerversammlung ausführlichüber die Arbeit des Zulassungssausschusseszu informieren. Er erläuterte, dass der Zulassungsausschussein Gremium der gemeinsamenSelbstverwaltung von Krankenkassenund Leistungserbringern ist, welches aufder Grundlage der Zulassungsverordnungarbeitet. Zielsetzung ist die Sicherstellungder Versorgung mit Psychotherapie unterwirtschaftlichen Nebenbedingungen. DerAusschuss setzt sich zusammen aus vierVertreterInnen der Krankenkassen, je einer/einem VertreterIn der PP und KJP und zweiärztlichen VertreterInnen. Für eine Zulassungwird neben der Fachkunde auch die Zeit derBerufsausübung als Kriterium herangezogen.Rolf Waßhausen bestätigte noch einmal,dass es in Schleswig-Holstein derzeit keineoffenen Planungsbereiche gibt, also alle Regionenoffiziell überversorgt sind. Wer sichalso niederlassen möchte, kann dies derzeitnur entweder über eine Sonderbedarfszulassung,eine Ermächtigung oder indem ereine bereits bestehende Praxis übernimmt.Zu allen drei Varianten gab Rolf Waßhausennähere Erläuterungen. Bei Widersprüchengegen Entscheidungen des Zulassungsausschusseswird der Berufungsausschuss aktiv,wenn gegen dessen Entscheidungen Widersprucheingelegt wird, kann das Sozialgerichtangerufen werden. Länger diskutiert wurdein der Versammlung dann über die Bedarfsplanung.Die Frage nach einem möglichenEnde der Zulassungsplanung bezeichnetRolf Waßhausen als völlig offen. Nach seinerEinschätzung dürfte die Reduktion derQuote für ärztliche PsychotherapeutInnenvon 40% auf 20% wegen der Überversor‐218 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Schleswig-Holsteingung nicht zu neuen Zulassungsmöglichkeitenfür PP führen. In der Umsetzung derneuen 20%-Quote für Psychotherapeuten,die ausschließlich Kinder und Jugendlichebehandeln, sei nun zunächst der GemeinsameBundesausschuss Ärzte/Krankenkassengefordert. Dessen Beschlüsse müssen dannauf Landesebene umgesetzt werden.VersorgungswerkWie immer wurden aktuelle Mitteilungendes Versorgungswerkes vorgetragen. Dadie erste Wahlperiode des Aufsichtsausschussesendete, stand zudem die Neuwahldieses Gremiums auf der Tagesordnungder Kammerversammlung. Von denbisherigen Mitgliedern erklärten sich HeikoBorchers und Michael Eichberger erneutzur Kandidatur bereit, während Stefan Stolzfür eine weitere Kandidatur nicht mehr zurVerfügung stand. Heiko Borchers würdigtedessen Tätigkeit für das Versorgungswerkund dankte für die gute Zusammenarbeit.Als weitere KandidatInnen wurden BrittaBeers und Dr. Dietmar Ohm vorgeschlagen.Nach geheimer Wahl standen dannmit Heiko Borchers, Dr. Dietmar Ohm undMichael Eichberger die neuen Mitgliederdes Aufsichtsausschusses fest.Bernhard SchäferDie neue Beitragssatzunghat sich sehr bewährt!Im November 2008 hat die Kammerversammlungnach umfangreichen Vorarbeitendes Finanzausschusses und eingehenderDiskussionen im Vorstand einekomplett überarbeitete und neu gestaltete,mit dem aufsichtführenden Ministeriumzuvor juristisch abgestimmte Beitragssatzungverabschiedet (wir berichtetenausführlich darüber im PTJ 1/2009).Die wesentlichste Neuerung war die Einführungsozial gestaffelter Beitragsklassen fürMitglieder mit geringen und sehr geringenEinkünften. Neben mehr Beitragsgerechtigkeitsollte mit den vielfältigen Neuregelungeninsbesondere mehr Transparenzfür die Mitglieder und eine drastische Reduktiondes Verwaltungsaufwandes inder Geschäftsstelle erreicht werden. Mitgliedersollten unmittelbar selbst erkennenkönnen, ob sie klar definierte Kriterien fürdie Einordnung in eine ermäßigte Beitragsklassewegen geringer oder sehr geringerEinkünfte erfüllen oder nicht und ggf. alleinmit dem Nachweis weniger Angaben ausdem Steuerbescheid eine entsprechendeEingruppierung beantragen können.Wir können inzwischen mit einigem Stolzsagen, dass die mit der Neuregelung verbundenenZiele weitestgehend erreichtwerden konnten! Die Zahl derjenigen Mitglieder(ohne Rentner/Altersteilzeit), diewegen geringer Einkünfte einen ermäßigtenBeitrag zahlen dürfen, erhöhte sich in ganzerwünschter und erwarteter Weise von 89auf 121. Überraschend dabei war, dass darunterim Vergleich zum Vorjahr insbesonderedeutlich mehr selbständig tätige Mitgliederwaren. Die Schätzung der im Vorwegesehr schwer zu kalkulierenden Beitragsmindereinnahmenerwies sich dennoch alsüberraschend genau. Besonders erfreulichaber war, dass damit gleichzeitig die Anzahlder, wie es bislang hieß, „Härtefallanträge“mit umfangreichen Nachweis- und Offenlegungspflichtenseitens des Mitgliedesund enormem Verwaltungsaufwand seitensder Geschäftsstelle und des Vorstandes von97 auf 6 reduziert werden konnte, die Anzahlder abgelehnten „Härtefallanträge“ von16 auf nur noch 4.Neben diesen weit überwiegenden positivenErfahrungen, die sich auch in Mitgliederrückmeldungendeutlich widerspiegeln,sind aber auch am Beispiel einiger besondererEinzelfälle kleine Regelungslückenund „Kinderkrankheiten“ deutlich geworden,die wir versuchen wollen, zum nächstenBeitragsjahr zu beheben.Detlef DeutschmannTätigkeitsbericht: Was hatdie PKSH von November2008 bis März 2009 für dieniedergelassenen KollegInnengetan?Anlässlich der Kammerversammlung am20.03.2009 berichtete Dr. Dietmar Ohmals der im PKSH-Vorstand für die Betreuungder niedergelassenen Mitglieder Zuständigeüber die geleistete Arbeit.Einen Großteil machte wiederum die Beratungvon anfragenden Mitgliedern aus, diesich mit ihren Anliegen telefonisch oderschriftlich an die PKSH wandten. Wir freuenuns darüber, dass dieses Serviceangebotder PKSH offenbar rege angenommenwird. Zur Veranschaulichung sollen einigeBeratungsthemen des Zeitraumes November2008 bis März 2009 beispielhaft herausgegriffenwerden:•Krankenversicherung und Hausarzt drängenPatienten zur Aufnahme einer Einzelpsychotherapiestatt Weiterführungder laufenden Gruppenpsychotherapie.(Rat: Bei SchweigepflichtentbindungAbsprache mit Hausarzt bzw. Info überIndikation zur Gruppenpsychotherapie.)•Privatpatient zahlt nicht. (Info über korrekteRechnungsstellung, Mahnverfahren.)•Die Kollegin möchte im Mai 2009 einePraxis aufmachen ohne KV-Zulassung.Sie beabsichtigt die Beantragung einesGründungszuschusses beim Arbeitsamt.(Beratung über Möglichkeiten, Grenzen,Risiken einer Privatpraxis und überdie Thematik Gründungszuschuss.)•Die Kollegin empfindet Angst vor einerPatientin, die sie als aggressiv und vorwurfsvollerlebt. (Antwort: Grundsätzlichbesteht die Möglichkeit, dass dieKollegin die Psychotherapie abbrechenkann, wenn sie sich der therapeutischenAufgabe nicht gewachsen fühlt.Vorschlag: Bearbeitung der Problematikin einer Supervision.)•Der Kollege möchte in seiner PrivatwohnungPsychotherapiesitzungennebenberuflich abhalten. (Verweis aufdie Berufsordnung, Psychotherapie inPrivaträumen nicht möglich, Beratungüber alternative Möglichkeiten, z. B.zeitweise Anmietung von Praxisräumenbei niedergelassenen KollegInnen.)Sind die PsychotherapeutInnenSchuld an der ärztlichen Honorarmisere?Die kommissarische Vorsitzende derKassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), Frau Dr. Kreuz, hatte am03.12.2008 ein Rundschreiben an alle kv-Schleswig-HolsteinPsychotherapeutenjournal 2/2009219


Mitteilungen der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Schleswig-Holsteinzugelassenen ÄrztInnen, PsychologischenPsychotherapeutInnen und Kinder- undJugendlichenpsychotherapeutInnen gesendet.Sie informierte über die Honorarmisere,von der viele ÄrztInnen betroffenseien. Hierin finden sich zumindest missverständlicheFormulierungen, die einenZusammenhang zwischen der ärztlichenHonorarmisere und einer verbesserten Honorierungder ärztlichen sowie PsychologischenPsychotherapeutInnen nahe legen.Gegen diese Behauptungen protestierteder Vorstand der PKSH in einem Schreibenan Frau Dr. Kreuz:„...Einen derartigen Kausalzusammenhanghalten wir für nicht sachgerecht und bittenSie hierzu um erklärende Stellungnahme.…Wir können dementsprechend die ArtIhrer Darstellung des Sachverhaltes nichtnachvollziehen und sehen die Gefahr, dasshier die Gruppe der psychologischen PsychotherapeutInnen,ärztlichen PsychotherapeutInnensowie Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnengegen die jetztoffenbar benachteiligten ÄrztInnen ausgespieltwird. Wir gehen davon aus, dass derVorstand der KVSH sich für alle Mitgliederder KVSH gleichermaßen einsetzt und nichtnur für bestimmte Gruppen ...“In ihrem Antwortschreiben vom 29.12.2008bedauerte die KVSH-Vorsitzende, „...wenndas Rundschreiben vom 03.12.2008 vonpsychotherapeutisch tätigen Kolleginnenund Kollegen missverständlich aufgefasstworden ist. Weder sollen Fachgruppen gegeneinanderausgespielt noch Honorardefizite,die selbstverständlich auch bei psychotherapeutischenLeistungen bestehennegiert werden.“Treffen mit Frau Dr. Kreuz undHerrn Dr. Ennenbach, Vorstandder KVSH, am 04.03.2009Das Treffen mit dem KVSH-Vorstand am04.03.2009, an dem für die PKSH FrauDürkop und Herr Dr. Ohm teilnahmen,brachte u. a. folgende Ergebnisse:•Frau Dr. Kreuz gab die Zusage, dass zumindestin den ersten zwei Quartalen2009 keine Solidaritätsabzüge bei derHonorierung psychotherapeutischerLeistungen im Rahmen der Honorarstreitigkeitenvorgenommen werden.•Nachhonorierung probatorischer Sitzungen:Herr Dr. Ennenbach betonte,dass diese erst erfolgen können, wennein in Schleswig-Holstein gültiges Urteilerstritten worden sei. Die notwendigeSumme sei unter Vorbehalt an die entsprechendenFacharztgruppen bereitsausgezahlt worden und müsse bei Vorliegeneines Urteils wieder zurückgefordertwerden. Dementsprechend müsseerst ein entsprechendes Gerichtsurteilabgewartet werden.•Der KVSH-Vorstand informierte über dieVerpflichtung zur Online-Abrechnungmit der KVSH ab dem 01.01.2010.•Information über die Umsetzung derRegelung zum hälftigen Kassensitz (inaller Regel keine Bindung an den bisherigenTätigkeitsumfang).Therapieablehnung durch dieHallesche KrankenversicherungEin Kollege wandte sich mit dem Probleman die PKSH, dass sein Psychotherapieantragvon der Halleschen Krankenversicherungmit folgender Begründung abgelehntworden war:„... der Therapeut verfügt über keine abgeschlosseneAusbildung bei einem bis31.12.1998 von der KBV anerkanntem Institut.“Der seit mehr als 25 Jahren niedergelasseneKollege fühlte sich an „alte“ Zeitenund Kämpfe im Kostenerstattungsverfahrenerinnert!Herr Dr. Ohm konnte bei der HalleschenKrankenversicherung Verständnis für dieProblematik eines derartigen Ablehnungsbescheideswecken.Erfreulicherweise konnte mit dieser Initiativeerreicht werden, dass der Kollege einesofortige Therapiegenehmigung erhielt.Dr. Dietmar OhmNoch einmal zum ArtikelZeugnisverweigerungsrecht„Heft 3/2008“Auch der Justitiar einer Kammer macht Fehler.Es hätte zwar nicht geschehen dürfen,ist bedauerlicherweise doch eingetreten.Die Klarstellung im Psychotherapeutenjournal1/2009 enthält einen gravierendenFehler. Bei Abfassung des Artikels sindzwei gesetzliche Regelungen übersehenworden, die für die Aussagepflicht einesPsychotherapeuten/einer Psychotherapeutinvon Bedeutung sind. Gemäß § 383Abs. 1 Nr. 6 ZPO und § 53 Abs. 1 Satz 1Nr. 3 StPO sind Psychotherapeuten/Innenzur Verweigerung der Aussage als Zeugevor Gericht berechtigt. Das Zeugnisverweigerungsrechtgilt jedoch dann nicht, wenndie Pflicht zur Verschwiegenheit aufgehobenwurde, also eine wirksame Schweigepflichtentbindungserklärungvorliegt. So istes eindeutig in § 385 Abs. 2 ZPO für denZivilprozess und § 53 Abs. 2 Satz 1 StPOfür das Strafverfahren bestimmt.Deshalb müssen Psychotherapeuten/Innenaussagen, wenn eine Befreiung vonder Schweigepflicht vorliegt und die Befreiungsachlich rechtlich wirksam ist. AlsProzesserklärung reicht es, dass der Patientdie Erklärung zur Schweigepflicht zu Protokolldes Gerichtes erklärt. Psychotherapeuten/Innenhaben daher keine Abwägungvorzunehmen, inwieweit die Aussage fürden Patienten schadenstiftend sein könnte.Das Bundesverfassungsgericht hat allerdingsdenjenigen, die der beruflichen Verschwiegenheitunterliegen, auch bei einerwirksamen Schweigepflichtentbindungserklärungein Zeugnisverweigerungsrechteingeräumt, wenn konkrete Anhaltspunktedafür bestehen, dass die Aussage Gefahrenfür Leib, Leben und Gesundheit desPatienten mit sich bringen könnten.RA Andreas Kühnelt, Justitiar der PKSHKanzlei Koch Staats KicklerSchramm & Partner, KielGeschäftsstelleAlter Markt 1-2, 24103 KielTel. 0431/66 11 990Fax 0431/66 11 995Mo bis Fr: 9 – 12 Uhr,zusätzlich Do: 13 – 16 UhrMail: info@pksh.deHomepage: www.pksh.de220 Psychotherapeutenjournal 2/2009


LeserbriefeDie Redaktion begrüßt es sehr, wenn sich Leser in Briefen zu den Themen der Zeitschriftäußern; sie macht aber zugleich darauf aufmerksam, dass sie sich vor allemangesichts der erfreulich zunehmenden Zahl von Zuschriften das Recht vorbehält,eine Auswahl zu treffen oder gegebenenfalls Briefe auch zu kürzen. Als Leser derBriefe beachten Sie bitte, dass diese die Meinung des Absenders und nicht die derRedaktion wiedergeben.Uta Rüping & Kristina Soffner: „Das Nachbesetzungsverfahren aus der Perspektivedes Bewerbers und potentiellen Praxiskäufers“, Psychotherapeutenjournal 1/2009Hilfreich an dem Beitrag ist die juristischeAufklärung darüber, wie man überzogenenKaufpreisen verfahrenstechnisch begegnenkann: Durch das Angebot eines niedrigerenKaufpreises mit der Begründung,dass dieser dem Verkehrswert entspricht– möglichst fundiert durch entsprechendeHonorar‐ und Kostendaten des Abgebers.Die Ausführungen zum Praxiswert bzw. Ertragswertverfahren(mit Werbung für das vonden Autorinnen dazu veröffentlichte Buch)halte ich hingegen für grundlegend falsch –selbst wenn die juristische Argumentationsliniezutreffend sein sollte. Den immateriellenPraxiswert u. a. von den Honoraren derletzten Jahre und Einführungsleistungen (inVerkaufsanzeigen heißt es neuerdings „gutetabliert/eingeführt“) abhängig zu machen,wird aus meiner Sicht dem Wesen einer psychotherapeutischen(und auch ärztlichen)Praxis nicht gerecht. Der wirtschaftliche undBehandlungserfolg ist in hohem Maße vonder Allegianz und der persönlich-fachlichenKompetenz der KäuferInnen abhängig.Die Vorstellung eine „gut etablierte“ Praxis(mit Kartei, Warteliste etc.) weiterzuführen,impliziert eine Vorstellung, die Patientenzum (Ausstattungs-) Gegenstand von Behandlungmacht (Stichwort „Patientengut“,„Scheine“). Diese paternalistische Sicht hat(ärztliche) Tradition, widerspricht jedoch derVorstellungen einer zwar asymmetrischenaber partnerschaftlich strukturierten, individuellenArbeitsbeziehung, in der Vertrauenund Passung eine zentrale Rolle spielen undsich zwischen beiden Beteiligten entwickelnkönnen. Kurzum: eine Praxis mit einer (theoretischen)Auslastung von einer Wochenstundeist nicht weniger wert, als eine mit36 Wochenstunden – zumal der Bedarf anTherapieplätzen das Angebot bei weitemüberschreitet. Die obige juristische Argumentationscheint mir insofern nach wie vor alsDeckmantel der Verschleierung unangemessenerfinanzieller Interessen zu dienen, dieerst durch die künstliche Verknappung vonVertragsarztsitzen entsteht und von der vorallem jene Kolleginnen profitieren (können),deren Praxis sich in einer besonders begehrtenräumlichen Lage befindet.Dipl.-Psych. Jürgen ThorwartPP, PsychoanalytikerJoh.-Seb.-Bach-Weg 982223 Eichenauj.thorwart@freenet.deApprobiert, was nun?Von Dieter Best u.a. 2008. XVI, 311 Seiten. Kartoniert. ¤ 49,-. ISBN 978-3-938909-27-0Als Psychologische Psychotherapeuten befi nden Sie sich in einem Gesundheitssystem mit knappen Ressourcen,komplizierten und sich ständig ändernden Vorschriften und heftiger Konkurrenz.Das vorliegende Buch bietet den frisch approbierten Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- undJugendlichenpsychotherapeuten einen kompakten Überblick beim Berufsstart und widmet sind den ThemenblöckenBerufsrecht, Tätigkeit im Angestelltenverhältnis oder in eigener Praxis, Zulassung als Vertragspsychotherapeut,Existenzgründung und Kooperationsmöglichkeiten.Sie erfahren alles über die Aufgaben der Kammern wie z.B. die Berufsaufsicht, den Kollegenschutz, die Qualitätssicherungund welche Leistungen die Kammern für ihre Mitglieder erbringen.Kennen Sie sich in Ihrem Berufsrecht aus? Die Themen Schweigepfl icht, Zeugnisverweigerungsrecht, Datenschutz,Dokumentationspfl icht werden anschaulich erläutert. Auch die rechtlichen Aspekte der Themen Zulassung,Praxisgründung, Abrechnungsgenehmigung usw. werden behandelt.Psychotherapeutenverlag, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Im Weiher 10, 69121 HeidelbergKundenbetreuung: Bestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620, E-Mail: kundenbetreuung@hjr-verlag.de, www.psychotherapeutenverlag.deBest-Approbiert-178x83.indd 1 08.05.2009 12:55:26Psychotherapeutenjournal 2/2009221


LeserbriefeMusterberufsordnungfür die Psychologischen Psychotherapeuten und KinderundJugendIichenpsychotherapeuten.Text und Kommentierung.Von Dr. Martin H. Stellpflug und Inge Berns.2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 2008.X, 355 Seiten. Kartoniert. ¤ 49,-.ISBN 978-3-938909-29-4Die Musterberufsordnung der Bundespsychotherapeutenkammer fasst dieRechte und Pfl ichten zusammen, an denen sich Psychotherapeuten in ihrertäglichen Praxis zu orientieren haben.Detailliert wird jeder der dreißig Paragrafen der neuen Musterberufsordnungkommentiert.Die Neuauflage liefert Ihnen neben der kompletten Neukommentierung:• abweichende Regelungsinhalte in den Berufsordnungen der Landeskammern• drei ausführliche Beispiele zur Verwendung der MBO-PP/KJP in derAlltagsarbeit von Psychotherapeuten, insbesondere unter berufsethischenAspekten• eine Sammlung einschlägiger Kommentierungen, zur Verfügung gestellt vonden Landeskammern.Psychotherapeutenverlag, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, Im Weiher 10, 69121 HeidelbergKundenbetreuung: Bestell-Tel. 089/2183-7928, Bestell-Fax 089/2183-7620, E-Mail: kundenbetreuung@hjr-verlag.de, www.psychotherapeutenverlag.deInserentenverzeichnis PTJ 2/09Stellpflug-Musterberufsordnung-178x126.indd 1 08.05.2009 12:33:14AHG Klinik Hardberg, Breuberg 123Akademie bei König & Müller, Würzburg 137Asklepios Klinik Nord, Hamburg 121Berliner FortbildungsAkademie für Psychotherapie,Berlin-Steglitz 143BIF - Berliner Institut für Familientherapie e.V., Berlin 151CIP-Medien, München4. USCPO HANSER SERVICE, Berlin 157DGVT e. V., Tübingen 133EMDR-Institut, Bergisch-Gladbach 125Ergosoft GmbH, Hassloch2.USHeiligenfeld Parkklinik, Bad Kissingen 123Verlag Hans Huber, CH-Bern 9 127IGW Institut für Integrative Gestalttherapie, Würzburg 151Institut Systeme Anne M. Lang Milton EricksonInstitut M.E.G, Bonn 149IPN Institut für Psychoanalyse, Nürnberg 139ips Institut für Partner- und Sexualtherapie, Würzburg 163IVB - Institut für Verhaltenstherapie Berlin, Berlin 145Klingenberger Institut für Klinische Hypnose,CH-Homburg 125Kanzlei Meisterernst, Münster 139Korte Rechtsanwälte, Berlin 164PSYCHOHOLIC Psychologie & Neue Medien, Dachau 141<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> <strong>NRW</strong> - Ruhr Universität,Bochum, Düsseldorf 119PsyDV Dieter Adler, Bonn 133Rems-Murr-Kliniken, Backnang 121Resilio Dr. C. Dremel, Freiburg 144SZVT e.V., Stuttgart 123Theodor-Wenzel-Werk e.V., Berlin 123Vetter & Partner Immobilien, Dreieich 149Einen Teil der Ausgabe sind Beilagen folgender Institutebeigefügt:•<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Berlin – Philipp-Pfaff-Institut,Berlin•IVB - Institut für Verhaltenstherapie Berlin GmbH, Berlin222 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Kontaktdaten der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nBundespsychotherapeutenkammerKlosterstraße 6410179 BerlinTel. 030/27 87 85-0Fax 030/278785-44info@bptk.dewww.bptk.deBaden-WürttembergJägerstraße 4070174 StuttgartTel. 0711/674470-0Fax 0711/674470-15Mo – Do 9.00 – 15.30 Uhrinfo@lpk-bw.dewww.lpk-bw.deBayernSt.-Paul-Straße 980336 München(Post: Postfach 15150680049 München)Tel. 089/515555-0Fax 089/515555-25Mo – Do 9.00 – 15.30 UhrFr 9.00 – 13.00 Uhrinfo@ptk-bayern.dewww.ptk-bayern.deBerlinKurfürstendamm 18410707 BerlinTel. 030/887140-0, Fax -40Mo, Mi – Fr 9.00 – 14.00 UhrDi 14.00 – 19.00 Uhrinfo@psychotherapeutenkammer-berlin.dewww.psychotherapeutenkammer-berlin.deBremenHollerallee 2228209 BremenTel. 0421/27 72 000Fax 0421/27 72 002Mo, Di, Do, Fr 10.00 – 14.00 UhrMi 13.00 – 17.00 UhrSprechzeit des Präsidenten:Di 12.30 – 13.30 Uhrverwaltung@pk-hb.dewww.pk-hb.deHamburgHallerstraße 6120146 HamburgTel. 040/226 226 060Fax 040/226 226 089Mo, Di, Do 9.00 – 15.00 UhrMi 9.00 – 17.00 UhrFr 9.00 – 14.00 Uhrinfo@ptk-hh.dewww.ptk-hh.deHessenGutenbergplatz 165187 WiesbadenTel. 0611/53168-0Fax 0611/53168-29Mo – Do 9.00 – 13.00 Uhrpost@ptk-hessen.dewww.ptk-hessen.deNiedersachsenRoscherstraße 1230161 HannoverTel. 0511/850304-30Fax 0511/850304-44Mo, Mi, Do, Fr 9.00 – 11.30 UhrMo, Di, Mi, Do 13.30 – 15.00 UhrBeitragsangelegenheiten:Mo, Mi – Fr 9.00 – 11.30 UhrMo – Do 13.30 – 15.00 Uhrinfo@pk-nds.dewww.pk-nds.deNordrhein-WestfalenWillstätterstraße 1040549 DüsseldorfTel. 0211/522847-0Fax 0211/522847-15Mo – Do 8.30 – 16.30 UhrFr 8.30 – 14.30 Uhrinfo@ptk-nrw.dewww.ptk-nrw.deRheinland-PfalzWilhelm-Theodor-Römheld-Str. 3055130 MainzTel. 06131/5703813Fax 06131/5700663Mo – Fr 10.00 – 12.30 UhrDi und Do 14.00 – 16.00 Uhrservice@lpk-rlp.dewww.lpk-rlp.deSaarlandTalstraße 3266119 SaarbrückenTel. 0681/9545556Fax 0681/9545558Mo, Di 8.30 – 12.30, 13.30 – 17.30 UhrMi 13.30 – 17.30 Uhrkontakt@ptk-saar.dewww.ptk-saar.deSchleswig-HolsteinAlter Markt 1-2 / Jacobsen-Haus24103 KielTel. 0431/661199-0Fax 0431/661199-5Mo – Fr 9.00 – 12.00 UhrDo 13 – 16 Uhrinfo@pksh.dewww.pksh.deOstdeutsche <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Karl-Rothe-Str. 404105 LeipzigTel. 0341/462432-0Fax 0341/462432-19info@opk-info.dewww.opk-info.dePsychotherapeutenjournal 2/2009223


Stellen-/PraxismarktIntervisionNürnberg: Suche für neuefallbezogene Intervisionsgruppe(TP u.ä.) praxiserfahrene und fürSelbsterfahrungsanteile offeneKollegInnen.Kontakt: 0911/9993835Raum HannoverPsych. Psychotherapeutin (VT)sucht Intervisionsgruppe –Anschluß oder Neugründung.Tel.: 0511/8984505MethodenübergreifendeIntervisionsgruppe(3 Pers.) im Raum MG suchtVerstärkung oder Anschluss anbestehende Gruppe.Zertifizierung möglich.T.: 02166/217550 o. 02166/189556Hamburg: suche Anschluß an eineIntervisionsgruppe mit erfahrenenKollegen, gern auch interdisziplinär.Bin als kognitive Verhaltenstherapeutinniedergelassen. Tel.: 040-400004Hamburg: Teilnehmer(innen) fürIntervisionsgruppe von 2 PPs (w.,VT-Zulassung, integrativ arbeitend)gesucht. Tel.: 4602010 oder51310521JobsharingDüsseldorfprom. Psychol. Psychotherapeut20 J. klin. Berufserf., VTsuchtJS. o. tagw. PraxisraumTel. 0163-1604916Job-Sharing-Partner(in) für gut eingeführteVT-Praxis am Niederrheingesucht. Spätere Praxisübernahmemöglich. Zuschriften erbeten unterChiffre: PTJ 090203Raum MittelhessenPsych. PT (VT, Erw.)sucht Jobsharing/KV-SitzTel. (0 64 06) 83 45 34Email: PT-sucht-Praxis@gmx.dePsych. Psychotherapeutin (VT)suchtJobsharing, Entlastungsassistenzoder KV-SitzfürMünster oder Hamburg.Tel.: 0179 / 701 45 93PraxisabgabeKV-Praxis, VT-Erw.,seit 1985 etabliert,vollausgelastet, Praxisabgabe zum01.01.2010vorgesehen, in Hildesheim Zentrum.Chiffre PTJ 090202Biete die Möglichkeit für Jobsharingoder Kauf der Praxis inDüsseldorf.Bitte bei Kaufwunsch konkretePreisvorstellung angeben.Chiffre PTJ 090204AKJPTEinzelpraxis in Stuttgart-Sillenbuchzum 30.09.2009 abzugeben.(KV BW)Zuschriften bitte unterChiffre: PTJ 090205KV-PRAXIS (PP-ERW.-VT)20km südwestlich von Kassel(Kleinstadt Schwalm-Eder-Kreis)gut vernetzt zwi MR und GÖ; seit 30Jahren erfolgreich und umsatzstarkgeführt zum 1.1.2010 (oder später)abzugeben Chiffre: PTJ 090206KV-Praxis in Augsburg Stadtim Okt. 2009 von PP zu verkaufenKontakt unterpsychopraxis.augsburg@yahoo.deoder Tel. 0177/1950001KV -PraxisPP (VT-E)in Mönchengladbach zu verkaufen.Zuschriften erbeten unterChiffre: PTJ 090208Suche Praxisnachfolger(in)ab 01.09.09 oder später. TiefenpsychologieKJP (auch Psychoanalyse).Praxisräume können übernommenwerden. Lutherstadt Eisleben,Nähe Halle/Saale, Sachsen-Anhalt.Tel. 03475 – 711931Halbe KV-Praxisim Main-Kinzig-Kreis(PP Erw., PA, TP) zuverkaufen.Chiffre: PTJ 090214Schnell, einfach und bequem!Kleinanzeigen schaltet man unterwww.ptv-anzeigen.dePraxistauschPP (VT) sucht KV-Praxis i. Berlino. Umland z. Kauf od. Tauschgg. Praxis i. Chemnitz, pt-praxisberlin@web.deChiffre PTJ 090216PraxisübernahmeBerlinPsychologischerPsychotherapeut VT (43 J.)Arztreg., Psychoonkologie, Sucht,Gruppensucht KV-Sitz in BerlinPsych. Psychotherapeutin(VT/Erw.)sucht KV-Sitz in OWL oder südl.NiedersachsenTel. 0176 – 40 161 553PsychologischePsychotherapeutin(VT Erwachsene, DBT)sucht KV-Sitzim Raum Darmstadt/Mainz.E-Mail: praxis-vt@t-online.dePsychologischerPsychotherapeut(TP)suchthalben oder vollen KV-Sitzim Kreis Steinfurtsofort oder späterTel. 0541/3327003Psychologische Psychotherapeutin(VT, Erw.) sucht halbenoder vollen KV-Sitz in Düsseldorfu. Umgebung (+50 Km) zu soforto. später. Email:katja_sternerl@gmx.dePP (VT) sucht KV-Praxis, halbeKV-Praxis, Job-Sharing oder anderweitigeKooperationsform in Berlin.E-mail: LuAlexander@t-online.de,Chiffre: PTJ 090209PsychologischePsychotherapeutin (PA/TP)suchtKV-Sitz in NürnbergChiffre PTJ 090211KJPlerin sucht KV-SITZ inFrankfurtTel.:069-61994483Düsseldorf (und Umgebung)Psycholog. Psychotherapeut(VP, Gestalttherapie,Arztregistereintrag) mitlanger Berufserfahrungsucht Job-Sharing.Tel.: 0211-1592755Ludwigshafen:Psychotherapeutische Praxis (VT-Erw.-KV-Zulassung u. Privat)von PP zu verkaufen. Mietvertragkann übernommen werden.Zuschriften erbeten unterChiffre: PTJ 090207Seriöse und solventeAbwicklung garantiert0178/6315770olaf.guenther@yahoo.deOffenbach + ca. 30 km Umkreis:Psychologische Psychotherapeutin(VT) sucht Sitz, auch 50%.www.almassy@web.de u. Chiffre :PTJ 090212Biete JobsharingGladbeckPP-VT, 30%ca. 12 Sitzungen/Wochejobsharing.gladbeck1@gmx.deUmsatzstarke Praxis in gesperrtemKV-Planungsbereich zu verkaufen.Lage in Süd-Thüringen mit hervorragenderAutobahnanbindung nachErfurt und Bayern. Zeitpunkt ca.Anfang 2010. Aussagekräftige Angebotebitte an: Ciffre: PTJ 090210RostockPsycholog. Psychotherapeut (VTErw., Promot., Arztreg.)sucht sofort/langfristig KV Sitz,gern auch zunächst Assistenz/JobsharingZuschriften erbeten unterChiffre PTJ 090201Psycholog. Psychotherapeutin(VT, Erwachsene)sucht KV-Sitzin Frankfurt/M.Chiffre: PTJ 090213224 Psychotherapeutenjournal 2/2009


Stellen-/PraxismarktPsychologischer PsychotherapeutKinder und Jugendlichentherapeutsucht KV-Sitz (auch 1/2)oder Job-Sharing (VT)KV-Sitzsucht Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin(PA, TFP) im KreisMettmann oder Umgebung.Tel.: 02173/75912Nürnberg: Dipl.-Psychologin bietetschöne Praxisräume block- odertageweise zur Miete, auchfür Gruppen geeignet.praxisraeume.nuernberg@gmx.dePP (TP, w) bietet Mitarbeit imKostenerstattungsverfahren für approbiertenPP (Erw.) und für Paar-/Familientherapeut. Moderne Kassenpraxisin Hanau (OT Steinheim),sehr schöne Räume. 0171-9010372.Stadt/Großraum HannoverTel.: 0511-2791842Psycholog. Psychotherapeut(seit 6 J. approb.)VT Erw u. Ki., in Weiterb.Analyse u. TPsucht KV-Sitz od. Job-sharing/Mitarbeitim Raum Hannover, Hildesh.,Göttingen Salzg., Kasselgerne mit Supervisionsmöglichkeit(für VT, Analyse, TP)Tel. 0175/2850587PP in eigener KV-Praxis suchtaus fam. Gründen KV-Praxis inAugsburg-Stadt zum 01.01.2010od. späterChiffre PTJ 090215PraxisvermietungMünster – Therapieraum in guteingeführter, zentral gelegenerPsychotherapeutischer Praxis(vorzugsweise nachmittags) zuvermieten. eMail:psychotherapiepraxis.ms@gmx.deAugsburg-Zentrum: SchöneRäume in gut eingef. Kassenpraxis:22-25m2, Warter., 2 WC, Kü., an PP,KJP auch Kostenerstatter, ganzj.,auch Teilzeit. Ab sofort,Fon 0821/3289155Vermiete Praxisraumin MünchenPsychotherapie Praxis insgesamt117 qmauch für Gruppen geeignetNähe U1 Mangfallplatzpraxistweber@aol.com089 / 64 26 09 19StellenangeboteFULDA: HochfrequentiertePsychologische Praxis für VTsucht ab sofort Psychologische/nPsychotherapeuten/-in für Erw.und / oder Kinder/Jugendliche mitApprobation/Fachkundenachweisoder Arztregistereintrag.Telefon: 0661-76616Psychother. Praxis (Erwachsene,TP) in Krefeld sucht Entlastungsassistent/in/ Jobsharing zum III.Quartal 2009 oder später.Tel.: 02151-391529Kleine Anzeigen –mit g ro s s e r Wirkung!... und das schon ab€ 53,- zzgl. MwStAls Organ der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> sind wir dazu aufgefordert,rechtswidrige Formulierungen in Anzeigen abzulehnen.Wir möchten unsere Leser darauf hinweisen, dassein KV Sitz weder verkauft noch abgegeben werden kann.Eine Praxis kann verkauft werden,eine Praxisnachfolge kann gesucht werden odereine Praxis kann abzugeben sein.Ihr Anzeigenteam vom PsychotherapeutenjournalAnzeigenschlussfür die nächste Ausgabeist der 13. August 2009.PTJ Ausgabe 3/09erscheintam 23. September 2009.Ihre Chiffre-Zuschriften senden Sie bittein einem zweiten geschlossenenUmschlag an den Verlag:Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH,Herrn Günther PfefferChiffre Nr._____,Im Weiher 10,69121 HeidelbergPsychotherapeutenjournal 2/2009225


KleinanzeigenTiefenpsychologisch Fundierteu. analytische PsychotherapieVerhaltenstherapieSchnelle und qualifizierteFallarbeit- Kinder, Jugendl.,Erwachsene -Tel. 0421 / 444 700mail: Berichte@t-online.detiefenpsychologisch fundiertesowie analytische PsychotherapieFallarbeit zu Psychodynamik,Diagnostik und BehandlungsplanungErwachsene, Kinder und Jugendliche16 Jahre Erfahrung, Express-ServiceTel.: 0221 / 995 995 – 10Fax: 0221 / 995 995 – 11Mo.-Do. 9:00-15:00 Uhr, Fr.9:00-10:00 UhrVT-Antrag als Chancewww.sorkc.deWir schreiben – Sie punktenZuverlässige, kompetente undqualifizierte Supervision beiVT – Antragstellung vonDipl. – PsychologinTel.: 02234/ 949 170E–Mail: ju_bender@t-online.deMedizinrecht/Arztrecht: FachkundigeBeratung und Vertretungbundesweit für ärztliche/psychologischePsychotherapeuten/Psychotherapeutinnenund Kinder- undJugendlichenpsychotherapeuten/-therapeutinnen, insbesondere bei:Praxiskauf/-verkauf, Nachbesetzungsverfahren,Jobsharing, Kooperations-/Anstellungsverträge,MVZ,Vertragsgestaltung, Zulassung,Disziplinarverfahren, Honorarforderungen,Rechtsfragen des therapeutischenAlltags (Schweigepflicht,Ausfallhonorar, etc.)RECHTSANWALTDR. JUR. WERNER KLUGHARDT,Fachanwalt für Medizinrecht,Kanzlei Schmidt Hofert,Fürstenstr. 15, 80333 München,Tel.: 089/2870200,Fax: 089/28702020, e-mail:dr.w.klughardt@schmidt-hofert.comwww.mustergutachten-vt.deBeispieltexte und Formulierungshilfenals Vorlage für Ihre Berichtean den Gutachter (Erstberichte undVerlängerungen) für alle gängigenDiagnosen.Unterstützung beim QEP-Qualitätsmanagementund ErstellungIhres Praxishandbuches zeitsparend,kompetent und individuelldurch therapieerfahrene Diplom-Psychologin. Tel.: 0221-4856276,E-Mail: silkelandwehr@gmx.deSie wollen ihr Qualitätsmanagementsystem(QM) schnell und mitwenig Zeitaufwand voranbringen?Biete flexible Unterstützung/beratung bei der Erstellung IhresQM nach QEP.Bin in diesem Sinne bereits fürmehrere PsychotherapeutInnenerfolgreich tätig.Info: C. Thamm, Tel: 040/88128615,qms@clemens-thamm.deFortbildung inAnalytischer PsychologieDie Fortbildung richtet sich anPsychotherapeutInnen und MitarbeiterInnenin beratenden und psychosozialenBerufen, die Kenntnisse,Konzepte und Methoden der AnalytischenPsychologie in ihr professionellesHandeln integrieren wollen.Sie umfasst Theorie, Methoden wieTraumarbeit, Imagination und Symbolarbeit,Kasuistik, Selbsterfahrungund Supervision und erstreckt sichüber 3 Jahre.Beginn: Herbst 2009Nähere Informationen:C.G. Jung-Gesellschaft Köln e.V.Kartäuserwall 24b, 50678 Kölnwww.cgjung.orgTel.: 0221/3101438Kleine Anzeigen –mit g ro s s e r Wirkung!... und das schon ab€ 53,- zzgl. MwStMit wenigen Zügen am Ziel!www.ptv-anzeigen.deDas Portal für Klein-, Stellen-, Praxis- undBranchenanzeigen im Psychotherapeutenjournal.Über weitere Anzeigenmöglichkeiten informiert Siegerne unsere Mediaberaterin:Claudia Kampmann-SchröderTel.: 06221/437042Mail: anzeigen@psychotherapeutenjournal.de226 Psychotherapeutenjournal 2/2009


BranchenverzeichnisAus-, Fort- undWeiterbildungFür die Anzeigen sind die Inserentenverantwortlich. Eine Überprüfungder Angaben durch die<strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nfindet nicht statt.FAM.THERA.INSTITUTfür Familientherapie undSystemische BeratungLauterbacher Str. 224668 Grimma OT BernbruchTel.: 03437/762871Fax: 03437/702876fam.thera@t-online.dewww.fam-thera.deInstitut für Verhaltenstherapie,Verhaltensmedizin u.Sexuologie (IVS)Nürnberger Str. 22,90762 FürthTel.-Nr. 0911 / 78 72 72 7FAX: 0911 / 78 72 72 9ambulanz@ivs-nuernberg.dewww.ivs-nuernberg.deSchattauer GmbHVerlag für Medizinund NaturwissenschaftenHölderlinstr. 370174 StuttgartTel. ++49 0711 22987-0Fax ++49 0711 22987-50info@schattauer.dewww.schattauer.deAkademie bei König & MüllerSemmelstraße 36/38D-97070 WürzburgTel. 0931-46 07 90 33akademie@koenigundmueller.dewww.koenigundmueller.deAkademie für Fortbildung inpsychotherapie (afp)BundesakademiePostfach 13 43, 72003 TübingenTel.: 0700 23723700Fax.: 0700 23723711bundesakademie@afp-info.dewww.afp-info.deArbeitsgemeinschaft für WissenschaftlichePsychotherapieBerlin (AWP-Berlin)Fortbildungen in Dialektisch-BehavioralerTherapie (DBT) und weiterenachtsamkeitsbasierten VerfahrenBundesring 58 12101 BerlinTel.: 030/8974 5599www.awp-berlin.deAVT Köln GmbHAkademie für VerhaltenstherapieVenloer Str. 47-5350672 KölnTel.: 0221 – 42 48 570info@avt-koeln.orgwww.avt-koeln.orgÄrztlich-PsychologischerWeiterbildungskreisMünchen - Südbayernaktuelles Semesterprogrammim InternetBerliner FortbildungsAkademiestaatlich anerkanntes Ausbildungsinstitutfür VTRothenburgstr. 3812163 Berlin-SteglitzTel. : 030 79703982Fax. : 030 79703984Sprechzeiten:Mo: 9-11 Uhr; Do: 9-11 Uhrb-f-a@t-online.dewww.b-f-a.deDeutsche Akademie fürPsychoanalyseGoethestr. 54, 80336 MünchenTel.: 08131/66 78 84Wadpcongress2007@dynpsych.dewww.wadp-congress.deDeutsches Institut fürPsychotraumatologie e.V.Telefon: 02245-9194-0www.psychotraumatologie.deZert. WB f. app. PPT,Mehrdimensionale PsychodynamischeTraumatherapieEMDR-Institut Deutschland51427 Bergisch Gladbach02204-25866info@emdr-institut.dewww.emdr.deFoBiSSystemisches Institut für Bildung,Forschung und BeratungAltdorfer Str. 571088 Holzgerlingen07031/ 60 59 8807031/ 60 49 75info@fobis-online.dewww.fobis-online.deFort- und WeiterbildungsinstitutMFK Münchner FamilienKollegPfarrstr. 4, 80538 MünchenTel.: 089 - 22 29 92mfk.familienkolleg@t-online.dewww.mfk-fortbildung.deFortbildung Klinische Hypnosein Darmstadt. Veranstalter: DGHTel.: 06033/73667 oderwww.hypnoseausbildung.deINNTAL INSTITUTNLP und Systemische AusbildungAnerkannt von PTK und ÄrztekammerIn München, Rosenheim, Ulm,am Bodensee und inNorddeutschland alle Termine aufwww.inntal-institut.deINNTAL INSTITUT, Dipl.-Psych.Claus & Daniela Blickhanmail@inntal-institut.deInternationale Arbeitsgemeinschaftfür GruppenanalyseKreuzherrenstraße 6553227 BonnTel.: 0228 478951Fax: 0228 477872office@gruppenanalyse.infowww.gruppenanalyse.infowww.psycho-vision.deVirtuelle Realität in der Angstbehandlungwww.cme-pt.de ZertifizierteOnline-FortbildungHelm-Stierlin-InstitutSchloß-Wolfsbrunnenweg 2969118 HeidelbergTel.: 06221-71409-0Fax: 06221-71409-30info@hsi-heidelberg.comwww.hsi-heidelberg.comIgw Institut für integrativeGestalttherapieTheaterstr. 4, 97070 WürzburgFon: 0931/354450Fax: 0931/3544544info@igw-gestalttherapie.dewww.igw-gestalttherapie.deInstitut für TraumatherapieOliver SchubbeEMDR-Kurse, CurriculaPsychotraumatherapieund EMDR-Vertiefungsseminare,kammerzertifiziertTel.: 030-4642185info@traumatherapie.dewww.traumatherapie.deMärkisches Institutfür PsychotherapieDr. Thomas KornbichlerDämmchen 1715837 Baruth/ Mark SchobendorfTel.: 033704-66134/-66133 (FAX)info@maerkisches-institut.demilton erickson institut berlinwartburgstr. 17, 10825 berlinfon & fax: 030 . 781 77 95büro: do 9 - 12 uhrmail@erickson-institut-berlin.dewww.erickson-institut-berlin.deMünchner Institut für Traumatherapie(MIT)Leitung: Prof. Dr. Willi ButolloZertifizierte Aus-/FortbildungIntegrative Traumatherapie& Dialogische ExpositionInformation und Termine:www.trauma-ambulanz.comSchule für InitiatischeGestalttherapieNußbergstr. 35, 97422 SchweinfurtTel. 09721/34627winfried-wagner@aiki-institut.dewww.initiatische-gestalttherapie.desystema-institut mannheimFon: 0621-7992828systema-institut@t-online.dewww.systema-institut.deThies Stahl SeminareDipl.-Psych. Thies StahlAus- und Fortbildung in NLP,Coaching, Mediation undSystemischer AufstellungsarbeitTel.: 04106 645763TS@ThiesStahl.dewww.ThiesStahl.deBuchhandel/VerlageCIP-Medien VerlagsbuchhandlungNymphenburger Str. 185,80634 MünchenTel. 089-130793-21,cipmedien@aol.comwww.cip-medien.comPsychotherapeutenverlagVerlagsgruppeHüthig Jehle Rehm GmbHIm Weiher 10D-69121 HeidelbergTel.: (0 62 21)4 89-0Fax: (0 62 21) 4 89-52 9redaktion@psychotherapeutenjournal.deanzeigen@psychotherapeutenjournal.dewww.psychotherapeutenjournal.dewww.ptv-anzeigen.dewww.huethig-jehle-rehm.deVerlag Hans HuberHogrefe AGLänggassstr. 76CH 3000 Bern 9www.verlag-hanshuber.comKliniken/RehazentrenChristoph-Dornier-Klinikfür PsychotherapieTibusstr. 7-1148143 MünsterTel. 0251/4810-100Fax. 0251/4810-105info@c-d-k.dewww.c-d-k.deFachklinik Waren (Müritz)Auf dem Nesselberg 5, 17192 WarenTel.: 01803/244142-0Fax: 01803/244142-404info@fachklinik-waren.dewww.fachklinik-waren.deMedizinisch-PsychosomatischeKlinik Bad BramstedtSchön KlinikenBirkenweg 10, 24576 Bad BramstedtTel.: 04192/5040Fax: 04192/504550KlinikBadBramstedt@schoenkliniken.dewww.schoen-kliniken.deMedizinischesVersorgungszentrumTimmermann und PartnerMVZ für körperliche undPsychische GesundheitMarienstraße 37, 27472 CuxhavenTel. 04721-393650 + 04721/396351mail@timmermann-und-partner.deSoftwareanbieterergosoft GmbHPostfach 12 2667446 HaßlochHotline: 06234/5995-11/-12-/13Tel.: 06324/5995-0Fax: 06324/5995-16ergosoft@t-online.dewww.psychodat.deAntrag pro Adler & Röhn GbRIsenbergstraße 6645130 EssenTel.. 0228-211406EpikursoftwarePraxisverwaltung PsychotherapieTel.: (030) 21 23 25 63www.epikur.dePsychotherapeutenjournal 2/2009227


ImpressumDas „Psychotherapeutenjournal“ publiziertBeiträge, die sich – direkt oder indirekt – aufdie Prävention, Therapie und Rehabilitationpsychischer Störungen und auf psychischeAspekte somatischer Erkrankungen sowieauf wissenschaftliche, gesundheitspolitische,berufs- und sozialrechtliche Aspekte der Aus-,Fort- und Weiterbildung und der Berufspraxisvon Psychologischen Psychotherapeuten undKinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenbeziehen. Das „Psychotherapeutenjournal“ist der Methodenvielfalt in der Psychotherapieund ihren wissenschaftlichen Grundlagendisziplinensowie der Heterogenität der Tätigkeitsfelderder Psychotherapeuten verpflichtet.Leserbriefe und andere Beiträge zu kammerspezifischenThemen werden nicht im redaktionellenTeil der Zeitschrift abgedruckt. Siewerden von den jeweiligen Landeskammernselbst bearbeitet und können ggf. auf ihrenMitteilungsseiten veröffentlicht werden.HerausgeberBundespsychotherapeutenkammer, LandespsychotherapeutenkammerBaden-Württemberg,Bayerische Landeskammer der PsychologischenPsychotherapeuten und der Kinder- undJugendlichenpsychotherapeuten, Kammer fürPsychologische Psychotherapeuten und Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten imLand Berlin, <strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Bremen,<strong>Psychotherapeutenkammer</strong> Hamburg,Landeskammer für Psychologische Psychotherapeutinnenund -therapeuten und für Kinder-und Jugendlichenpsychothe rapeutinnenund -therapeuten Hessen, <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Niedersachsen, <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Nordrhein-West falen, Ostdeutsche<strong>Psychotherapeutenkammer</strong>, LandespsychotherapeutenkammerRheinland-Pfalz, <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>des Saarlands, <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>Schleswig-Holstein.RedaktionsbeiratProf. Dr. Rainer Richter (BPtK), Dr. Dietrich Munz(Baden-Württemberg), Mareke de Brito Santos-Dodt (Baden-Württemberg), Dr. Nikolaus Melcop(Bayern), Dr. Heiner Vogel (Bayern), AnneSpringer (Berlin), Dr. Manfred Thielen (Berlin),Karl Heinz Schrömgens (Bremen), HansSchindler (Bremen), Ulrich Wirth (Hamburg),Jürgen Hardt (Hessen), Uta Cramer-Düncher(Hessen), Dr. Lothar Wittmann (Niedersachsen),Prof. Dr. Hans-Jochen Schwartz (Niedersachsen),Karl Wilhelm Hofmann (<strong>NRW</strong>),Prof. Dr. Jürgen Hoyer (OPK), Alfred Kappauf(Rheinland-Pfalz), Ilse Rohr (Saarland), JulianeDürkop (Schleswig-Holstein), Bernhard Schäfer(Schleswig-Holstein).Anschrift RedaktionKarin WelschBayerische Landeskammer der PsychologischenPsychotherapeuten und der KinderundJugendlichenpsychotherapeutenSt.-Paul-Str. 980336 MünchenTel.: 089/515555-19Fax: 089/515555-25welsch@ptk-bayern.deAnzeigenClaudia Kampmann-Schröder, Tel.: 06221/437-042, Fax: 06221/437-109, cks-marketing@t-online.deVerlagPsychotherapeutenverlag, Verlagsgruppe HüthigJehle Rehm GmbH, Im Weiher 10, 69121 Heidelberg,Annette Kerstein, Tel.: 06221/489-318; Fax: 06221/489-529, annette.kerstein@hjr-verlag.deSatzStrassner ComputerSatz69181 LeimenDruckVogel Druck und Medienservice97204 HöchbergBezug und -bedingungenInland € 72,– (inkl. Versandspesen)Ausland € 75,– (inkl. Versandspesen)Studenten und Ausbildungsteilnehmer€ 43,– (inkl. Versandspesen)Alle Preise verstehen sich inkl. Mehrwertsteuer.Der Abonnementpreis wird im Voraus inRechnung gestellt und umfasst 4 Ausgabenjährlich. Das Abonnement verlängert sichzu den jeweils gültigen Bedingungen umein Jahr, wenn es nicht mit einer Frist von8 Wochen zum Ende des Bezugszeitraumesgekündigt wird.AbonnementserviceJustus-von-Liebig-Straße 1, 86899 Landsberg,Tel. 08191/97000-641 (Frau Müller) oder -879(Frau Hackenberg), Fax: 08191/97000-103,aboservice@hjr-verlag.deErscheinungsweiseDas „Psychotherapeutenjournal“ erscheintviermal jährlich. Für Mitglieder der <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>nBaden-Württemberg,Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen,Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,Saarland, Schleswig-Holstein undder Ostdeutschen <strong>Psychotherapeutenkammer</strong>ist der Bezugspreis durch den Kammerbeitragabgegolten.Urheber- und VerlagsrechteDie Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträgeund Abbildungen sind urheberrechtlichgeschützt. Jede Verwertung außerhalb derengen Grenzen des Urheberrechtsgesetzesist ohne Zustimmung des Verlags unzulässigund strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungenund die Einspeicherung und Verarbeitungin elektronischen Systemen. AlleRechte, auch das der Übersetzung, bleibenvorbehalten.ManuskripteRedaktionsschluss der Ausgabe 3/2009ist der 04. September 2009, für Ausgabe4/2009 der 18. Dezember 2009. Manuskriptesind elektronisch (CD, Email) imWord- oder rtf-Format an die Redaktion(s.o.) zu senden. Abbildungen sind jeweilszusätzlich als Originaldatei (jpg-Format,mind. 300 dpi), Tabellen in getrennten Dateieneinzureichen. Der Umfang des Manuskriptssollte im Regelfall 25 Seiten (à 1.500Zeichen) nicht überschreiten, während derTitel des Beitrages nicht länger als 70 Zeichensein sollte.Die verwendete Literatur ist nach den „Richtlinienzur Manuskriptgestaltung“, herausge gebenvon der Deutschen Gesellschaft für Psychologie(Göttingen: Hogrefe Verlag, 1997),im Text zu zitieren und am Schluss des Manuskriptszu einem Literaturverzeichnis zusammenzustellen.Jedem Manuskript ist eineZusammenfassung von maximal 120 Wortenund eine Kurzbeschreibung mit bis zu 50Worten (für das Inhaltsverzeichnis) beizulegen.Die Redaktion behält sich das Recht aufKürzungen vor.Autoren erhalten jeweils zwei Belegexemplareder Ausgabe des „Psychotherapeutenjournal“,in der ihr Beitrag erschienen ist.RechtseinräumungDer Autor bestätigt und garantiert, dass er uneingeschränktüber sämtliche Urheberrechtean seinem Beitrag einschließlich eventuellerBildvorlagen, Zeichnungen, Pläne, Karten,Skizzen und Tabellen verfügt, und dass derBeitrag keine Rechte Dritter verletzt (dies giltauch für die Wahrung der Anonymität desPatienten bei der Veröffentlichung von Fallberichten).Der Autor räumt – und zwar auch zur Verwertungseines Beitrags außerhalb der ihnenthaltenden Zeitschrift und unabhängigvon deren Veröffentlichung – dem Verlagräumlich und mengenmäßig unbeschränktfür die Dauer des gesetzlichen Urheberrechtsdas ausschließliche Recht der Vervielfältigungund Verbreitung bzw. der unkörperlichenWiedergabe des Beitrags ein. DerAutor räumt dem Verlag ferner die folgendenausschließlichen Nutzungsrechte amBeitrag ein:a) Das Recht zum ganzen oder teilweisenVorabdruck und Nachdruck – auch in Formeines Sonderdrucks, zur Übersetzung inandere Sprachen, zur sonstigen Bearbeitungund zur Erstellung von Zusammenfassungen(Abstracts);b) das Recht zur Veröffentlichung einerMikropie-, Mikrofiche- und Mikroformausgabe,zur Nutzung im Wege von Bildschirmtext,Videotext und ähnlichen Verfahren,zur Aufzeichnung auf Bild- und/oder Tonträger und zu deren öffentlicherWiedergabe durch Radio und Fernsehsendungen;c) das Recht zur maschinenlesbaren Erfassungund elektronischen Speicherung aufeinem Datenträger (z. B. Diskette, CD-Rom, Magnetband) und in einer eigenenoder fremden Online-Datenbank, zumDownload in einem eigenen oder fremdenRechner, zur Wiedergabe am Bildschirm– sei es unmittelbar oder im Wegeder Datenfernübertragung –, sowie zurBereithaltung in einer eigenen oder fremdenOnline-Datenbank zur Nutzung durchDritte;d) das Recht zu sonstiger Vervielfältigung,insbesondere durch fotomechanische undähnliche Verfahren (z. B. Fotokopie, Fernkopie),und zur Nutzung im Rahmen einessog. Kopienversandes auf Bestellung.Verantwortlich für den allgemeinen Teil istder Redaktionsbeirat. Für Mitteilungen der<strong>Psychotherapeutenkammer</strong>n sind deren Vorständeverantwortlich.228 Psychotherapeutenjournal 2/2009

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