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Versüßt die Freizeit! - Konservatorium Georg Philipp Telemann

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sonanzboden, wunderbar duftendes Zypressenholz für das Vorsatzbrett (typisch<br />

für <strong>die</strong> italienischen Cembali bei Lucca), Nussbaum, Ebenholz und Buchsbaum (für<br />

<strong>die</strong> schwarzen und weißen Tasten). Zweieinhalb Monate hat er an „unserem“ Cembalo<br />

gebaut mit Hobeln aus dem 8. Jahrhundert aber auch einem Strichlaser aus<br />

dem 2 . Jahrhundert.<br />

„Ich bin im guten Sinne konservativ.“, relativiert Fuchs. Nicht sklavisch halte er sich<br />

an <strong>die</strong> Vorbilder, aber er lasse sich vom historischen Einfluss treiben. Zum Beispiel<br />

<strong>die</strong> Wirbel bleiben bei ihm konisch, ohne Gewinde. Doch Rabenfedern für <strong>die</strong> Kiele<br />

an den Springen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Saiten zupfen, nutzen sich bei intensivem Gebrauch zu<br />

schnell ab, deshalb gilt das Kunststoffmaterial Delrin als gute Alternative. Auch dort<br />

liegt das Geheimnis des Klanges. Und so entstand ein 4-oktaviges italienisches<br />

Cembalo mit zwei Registern und variabler Stimmhöhe individuell für das <strong>Konservatorium</strong><br />

als warmes grundtonreiches Begleitinstrument. Ja, in <strong>die</strong>sem Klang stecke<br />

viel seiner Persönlichkeit, sagt Fuchs nicht ohne Stolz. Und der visuelle Clou ist ein<br />

vergoldeter Fuchs in der Rosette im Resonanzboden – sein Markenzeichen, das er<br />

ebenso selbst aus Blei gießt und vergoldet. Künstler und Handwerker eben.<br />

Nicht zuletzt geht es im Hause Fuchs „Höchst musikalisch“ zu. (S)eine Kulturinitiative<br />

lässt regelmäßig von internationalen Ensembles und Solisten Musik der<br />

Renaissance und des Barock erklingen – auch mit seinen Instrumenten.<br />

Ulrike Löhr<br />

Alte Musik auf einem neuen Barockcello<br />

Meine Liebe zur Barockmusik ist schon in meiner Kindheit gewachsen.<br />

Mit 4 Jahren waren für mich <strong>die</strong> Bach-Suiten das Schönste, was für das Cello<br />

komponiert wurde. Es fiel mir schwer, <strong>die</strong> Romantik nicht zu vernachlässigen.<br />

Das Vibrato sagte mir nicht zu und ich versuchte, es sparsam einzusetzen.<br />

Mein Unterricht bei Siegfried Pank in Leipzig tat das Übrige.<br />

Natürlich musste ich mich während des Studiums in Weimar mit allen anderen<br />

Zeitepochen auseinandersetzen und habe sie immer mehr lieben gelernt.<br />

Das Kammerorchester des <strong>Konservatorium</strong>s unter der Leitung von Helge Scholz<br />

war und ist für mich <strong>die</strong> wichtigste Schule. Continuo-Spiel in Oratorien und Passionen,<br />

aber auch <strong>die</strong> Arbeit an einer <strong>Telemann</strong>-Oper und vieles mehr wurden zu<br />

einer Herausforderung. Dies hat mich nach und nach geprägt. Nicht, dass ich<br />

darüber zu einem Sachverständigen der Barockmusik wurde, sondern vielmehr<br />

das Geschehen im Tun verstanden habe.<br />

Seit langem hatte ich den Wunsch, auf einem alten Instrument zu spielen. Ein<br />

Gespräch nach einem Konzert mit dem Direktor Dr. Helmut Keller nährte <strong>die</strong> Hoffnung,<br />

dass wir auch hier im <strong>Konservatorium</strong> ein Ensemble für Alte Musik ins Leben<br />

rufen können, was nun mit dem KONbarock seine erste Form gefunden hat.<br />

Sogleich holte ich mir verschiedene Angebote für ein Barockcello ein. Wie schön,<br />

dass der Auftrag schließlich in Magdeburg blieb, bei Martin Banditt, der sich als<br />

Geigenbauer hier niedergelassen hat. Das Barockcello hat Martin Banditt nach<br />

einem Vorbildmodell von 777 von Giovanni Battista Guadagnini (einem Schüler<br />

Antonio Stradivaris) in einer meisterlichen Handarbeit gebaut. Das Besondere daran,<br />

Griffbrett und Saitenhalter sind aus Birkenholz. Trotz des Neubaus hat das<br />

Barock-Cello einen sehr schönen warmen und doch kräftigen Ton, der an <strong>die</strong> alten<br />

Instrumente erinnert.<br />

In Vorbereitung auf das Konzert, bei dem <strong>die</strong> beiden Barockinstrumente – das<br />

Cembalo und „mein“ Cello – akustisch vorgestellt wurden, unterstützte mich das<br />

<strong>Konservatorium</strong> sehr, auch finanziell. So konnte ich Stunden bei Ulrike Becker, Musikerin<br />

u.a. bei der Lautten Compagney, nehmen. Das war sehr wichtig für mich. Mir<br />

wurde im Unterricht klar, dass das Korsett in der Barockmusik nicht eng ist. Vieles<br />

von dem, was ich bisher instinktiv tat, hat darin Platz.<br />

Magdalena Engel<br />

(Musikpädagogin Violoncello, Großes Streichorchester)<br />

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