Versüßt die Freizeit! - Konservatorium Georg Philipp Telemann

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6 MUSIK grenzenlos Kennst du Miriways? – Junge Annäherung an eine Barockoper Ein bemerkenswertes Projekt für Jugendliche im Rahmen der Telemann-Festtage 2012 Mehrere Monate lang wisperte es durch Magdeburg: „Kennst du Miriways?“ Georg Philipp Telemanns unbekannte Oper „Miriways“, die am 0. März am Theater Magdeburg im Rahmen der Telemann-Feststage 20 2 Premiere hatte, warf zuvor in der Jugendkunstschule im Thiem20, in einer Schulklasse am Norbertus- Gymnasium, betreut vom Theater Magdeburg, sowie bei Lehrern und Schülern des Konservatoriums Georg Philipp Telemann ihre Schatten voraus. Das Telemann-Zentrum unter Federführung von Dr. Carsten Lange initiierte begleitend zur wiederentdeckten Oper ein äußerst innovatives Schüler-Projekt in einer bemerkenswerten Verknüpfung von Inszenierung am Theater und paralleler Jugendarbeit. Jugendkunstschüler, Schüler-Schauspieler und Musikschüler näherten sich ihrerseits der bildnerischen, sprachlich-darstellerischen und musikalischen Ebene des Gesamtkunstwerks Oper. Die Ergebnisse dieser jungen Annäherung an ein altes Stück wurden am 3. März 20 2 im Konservatorium sehr begeistert präsentiert. Kunst + Musik + Theater = Oper Natürlich durfte man (auch) skeptisch sein, wie sollte das nur funktionieren: hochanspruchsvolle Barockmusik, zudem ein sperriges Thema – ein persischer Prinz mit (scheinbar) amourösen Mehrfachambitionen, in Teilen ausführend von einem klassisch, romantisch lernenden Streichquartett; dazu Holzbläser, Cembalisten, Sängerinnen und Sänger, alle zusammen hoch ambitioniert, aber dennoch im besten Sinne Eleven in ihrem jungen künstlerischen Vermögen. Und dann das Zusammenbringen von sich ergänzenden „Sparten“, Norbertusgymnasium, Konservatorium, Jugendkunstschule, Opernhaus – alle unter der hervorragenden Regie der Musikdramaturgin am Theater Magdeburg Johanna Jordan und dem „Materialgebenden“ das alles koordinierenden Zentrums für Telemann-Pflege und -Forschung mit Dr. Ute Pötzsch als Verantwortliche. Es waren viele Mitwirkende des fantastisch gelungenen Workshops. Dieser war dem Zusammenführen im Konzert am Abend notwendigerweise vorgeschaltet, alles in allem vier Stunden Arbeit mit Michi Gaigg, der Dirigentin der Oper Miriways, Chefin des L´Orfeo Barockorchesters. Ihre behutsame, freundliche und zunächst zurückhaltende Art, sich den jungen Musikerinnen und Musikern zu nähern, war eine Meisterleistung der Pädagogik, war (auch) eine Schule für anwesende Dozentinnen und Dozenten unsres Hauses. Unsere jungen MusikerInnen, alle durchweg sehr aufgeregt, wussten kaum etwas vom Gesamtkonzept der Oper, zu sperrig war die Auseinandersetzung mit der Gesamthandlung. Aber sehr wohl gelang bereits in den Vorabproben das Herüberbringen und musikalische Umsetzen von Leidenschaft, Sehnsucht, Erbostheit – Klassiker der Affektenlehre. Die Musik packte die Jugendlichen, vor allem in der Arbeit mit Michi Gaigg: Sie lobte, ermunterte, forderte feines sensibles Hineinhorchen, Abspüren. Hinweise auf die typischen barocken Strichtechniken, „in die Saite rein“, „den Ton saugen“, „kleine Attacken reiten“, was man eben so sagt, gerieten fast in den Hintergrund. Denn ihre Persönlichkeit war das Entscheidende: ihre Behutsamkeit, ihr respektvoller Umgang mit den Schülern. Eine recht unorthodoxe Herangehensweise: Wenig erzählen über Technik, viel Arbeit über Phantasie, Hineindenken und Imitation des Gezeigten - das war und ist die Stärke einer Meisterin.
Michi Gaigg (Leitung des Workshops am 3. März) - sie ist Leiterin des L‘Orfeo-Barockorchesters (Österreich) carin van heerden (Betreuung der Blasinstrumente) - sie ist . Oboistin des L‘Orfeo-Barockorchesters (Österreich) Michi Gaigg entfaltete ein sehr großes Temperament, dies war vor allem in ihrem Dirigat in den Theater-Aufführungen von „Miriways“ zu erleben. Die entstehende Klangwolke der Suggestion eben. Mit ihrem Charisma, konnte sie alle mitwirkenden jungen Künstler des Workshops hoch motivieren, sich in kürzester Zeit zu veritabler Durchdringung der Arien und Chöre aufzuschwingen. Bestens vorbereitet wurden die Schülerinnen und Schüler von Lehrkräften unseres Hauses, zumeist zusätzlich zum ohnehin umfangreichen Tagesgeschäft und Konzertleben. Schließlich war die Spannung groß, alle „Gewerke“ waren im Rahmen des Möglichen bestens präpariert, von der Historikerin Frau Dr. Sara Binay aus Halle war Erhellendes in Sachen historischer Hintergrundinformationen zum Libretto heiß ersehnt, und so war der hervorragend gefüllte Konzertsaal des Konservatoriums fast zu klein, als die Präsentation am Abend stattfand. In Gänze sehr gelungen, auch durch die nun mitwirkenden Schülerinnen und Schüler des Norbertusgymnasiums, den rezitierenden Gestus hervorragend darstellend (eine fantastische pädagogische Leistung der dortigen Kollegin). Danach eingeschobene Videoprojektionen von Bühnenbildentwürfen, erstellt und entworfen von Jugendlichen der Jugendkunstschule und beteiligten Kindern der Evangelischen Grundschule unter der Anleitung der Künstlerin Viktoria Veil. Der Applaus war enorm, das Erstaunen über das Gesamtergebnis ebenso, alle Protagonisten waren verblüfft über das so großartige Zustandekommen des Projektes. Es schreit förmlich nach einem da capo, einem Festschreiben von nun erfolgreich Erprobten. Alle haben etwas für ihr weiteres musikalisches Leben dazubekommen, das haben sie mir im Anschluss durchweg bestätigt. Jugend macht Oper, denn auch im Kleinen kann Großes erwachsen, der Beweis hierzu wurde geliefert. Helge Scholz (Musikpädagoge Viola, Violine, Fachbereichsleiter Studienvorbereitende Abteilung) 7
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