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Versüßt die Freizeit! - Konservatorium Georg Philipp Telemann

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34<br />

MUSIK persönlich<br />

Ein Stipendium führt nach Bayreuth<br />

Nachklang der Richard-Wagner-Festspiele 2011<br />

Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth erleben – welcher Musikfreund erträumt<br />

es sich nicht!<br />

Im August 20 durfte ich <strong>die</strong>s innerhalb des Stipendiaten-Programms des Richard-<br />

Wagner-Verbandes Magdeburg erleben. 250 Stipendiaten aus über 40 Ländern<br />

trafen sich in der knappen Woche vom 9.8. bis 4.8.20 in der Stadt und auf dem<br />

Grünen Hügel. Wir bekamen ein umfangreiches Programm geboten, dazu gehörten<br />

nach einer beeindruckenden Führung durch das Festspielhaus (von der berühmten<br />

Bestuhlung weiß man ja, aber auch über <strong>die</strong> besondere Akustik gab es einiges zu<br />

erfahren, während man mit gewisser Ehrfurcht <strong>die</strong> Atmosphäre im Orchestergraben<br />

spürte) drei Vorstellungen ebenda – „Tristan und Isolde“, „Die Meistersinger von<br />

Nürnberg“ und „Tannhäuser“. Des Weiteren waren eine Stadtführung, sowie das<br />

Stipendiatenkonzert, das in <strong>die</strong>sem Sommer zum ersten Mal stattfand, im Stipendium<br />

inbegriffen.<br />

Rundherum fühlte man sich freundlich aufgenommen, von den Verantwortlichen des<br />

Richard-Wagner-Verbandes genauso wie auch von den Bayreuthern selbst. Mein<br />

fragendes Gesicht kurz nach der Ankunft in der Stadt genügte einem netten Herrn,<br />

der sich so verpflichtet fühlte, mir sämtliche Wege und Besonderheiten der Stadt zu<br />

erklären, von denen ich wissen wollte. Bei einem spätabendlichen Spaziergang kam<br />

ich mit einer Anwohnerin ins Gespräch über den „Schlossturm“, in dessen Inneren<br />

man nicht nur auf einer Wendeltreppe zu Fuß, sondern auch auf einer Wendelbahn<br />

(<strong>die</strong> „Reutschnecke“ genannt) zu Pferd bis ganz nach oben gelangte. So scheinen<br />

<strong>die</strong> offenen und gastfreundlichen Bayreuther sich sehr mit ihrer Stadt zu identifizieren,<br />

ihrer Geschichte und auch mit der besonderen Atmosphäre, <strong>die</strong> man während<br />

der Festspielzeit spürt.<br />

Für uns Stipendiaten gab es immer Gelegenheit zum Gespräch untereinander. Sei<br />

es beim Empfang, nach den Einführungsvorträgen oder auch nach den Vorstellungen.<br />

Mit einigen Wenigen habe ich immer noch Kontakt. Beispielsweise mit einem<br />

Musikwissenschaftler, der mir über das Markgräfliche Opernhaus einiges berichten<br />

konnte, da es ausgerechnet zum Umfeld seiner Doktorarbeit gehörte.<br />

Im Vorfeld der Festspiele und auch im Nachhinein werden <strong>die</strong> Inszenierungen ja zum<br />

Teil hitzig diskutiert. Besonders <strong>die</strong> „Meistersinger“, inszeniert durch Katharina<br />

Wagner und auch den „Tannhäuser“ von Sebastian Baumgarten haben wir gespannt<br />

erwartet. Im Hinblick auf gewissermaßen “junge“ Interpretationen fanden wir <strong>die</strong>se<br />

auch bestätigt. Der Humor, der den “Meistersingern“ ohnehin innewohnt, traf<br />

hier in einer unterhaltsamen, sehenswerten Inszenierung, auf sehr gute Darsteller.<br />

Insbesondere den des Beckmesser Michael Volle, der am Ende in der Perspektive<br />

Katharina Wagners eine innere wie äußere Wandlung erfährt - vom verkrampft<br />

konservativen Vertreter der Nürnberger Gesellschaft zum aufmüpfigen Außenseiter.<br />

Das ist als interessantester Punkt der Inszenierung im Gedächtnis geblieben. Die<br />

Meinungen über sängerische Qualitäten waren in den Extremen zumeist einhellig.<br />

Während beispielsweise bei den Meistersingern Klaus Florian Vogt in der Partie<br />

des Stolzing beeindruckte, blieb <strong>die</strong> Venus im “Tannhäuser“, von Stephanie Friede<br />

gesungen, deutlich hinter den Erwartungen zurück. Sebastian Baumgartens Inszenierung<br />

wirkte insgesamt wie eine konstruierte Nebenhandlung zur eigentlichen<br />

Geschichte. Etwas überladen und dabei ablenkend unterhaltsam konnte sie mich<br />

nicht überzeugen.<br />

Die Oper, <strong>die</strong> mir musikalisch am meisten gefallen hat, war “Tristan und Isolde“. Es<br />

war auch <strong>die</strong> erste Vorstellung, <strong>die</strong> ich im Festspielhaus besuchen durfte. Mit Sicherheit<br />

kann man nur dort eine Oper von Richard Wagner in <strong>die</strong>ser einzigartigen Weise<br />

erleben. Bevor der erste Ton erklingt, ist der Zuschauerraum völlig dunkel und in<br />

<strong>die</strong>sem besonderen Moment gespannter Stille konzentriert sich, so wie es Wagner<br />

selbst gewünscht hat, das Publikum nur auf <strong>die</strong> Bühne. Die weltweit fast einmalige<br />

Bauweise des “mystischen Abgrunds“, so wird der Orchestergraben in Bayreuth<br />

bezeichnet, ermöglicht ein so einmaliges und eindrucksvolles Klangerlebnis des<br />

Eintauchens in <strong>die</strong> Musik.

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