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Journal für Ärztinnen und Ärzte

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Neuerungen auf dem Gebiet<br />

der Diabetestherapie<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner<br />

Ein vorrangiges Ziel in der Therapie<br />

des Diabetes mellitus ist die Reduktion<br />

der diabetischen Spätkomplikationen, dabei<br />

kommt vor allem der Optimierung<br />

der glykämischen Kontrolle, aber auch<br />

der antihypertensiven Therapie <strong>und</strong><br />

dem Erreichen der Lipidzielwerte eine<br />

große Bedeutung zu. In der Behandlung<br />

des Typ-1-Diabetes haben Insulinanaloga<br />

eine Verbesserung der Lebensqualität<br />

bewirkt. In der Therapie des Typ-2-<br />

Diabetes mellitus bieten die sogenannten<br />

GLP-1-Analoga <strong>und</strong> DPP-4-Inhibitoren<br />

einen neuen <strong>und</strong> interessanten Therapieansatz.<br />

Da eine überwiegende Zahl<br />

von Typ-2-Diabetikern übergewichtig<br />

oder adipös ist <strong>und</strong> dementsprechend<br />

häufig der klinische Symptomenkomplex<br />

eines metabolischen Syndroms vorliegt,<br />

stellt diese neue Therapieoption mit einem<br />

gewichtsreduzierenden bzw. gewichtsneutralen<br />

Effekt, eine wichtige<br />

Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten<br />

dar. Die Leitlinienempfehlungen<br />

der Österreichischen Diabetesgesellschaft<br />

(ÖDG), die 2007 in einer überarbeiteten<br />

<strong>und</strong> erweiterten Form publiziert wurden,<br />

beziehen diese neuen Therapieformen<br />

bereits mit ein (Wiener Klinischen<br />

Wochenschrift 119/15;suppl 2) (Abb. 1).<br />

Leitlinienempfehlungen<br />

Die Leitlinienempfehlungen der ÖDG<br />

betonen die gr<strong>und</strong>legende Bedeutung<br />

der Lebensstilfaktoren. Eine medikamentöse<br />

antidiabetische Therapie wird<br />

begonnen, wenn trotz Lebensstilmaßnahmen<br />

der HbA1c-Wert ≥ 7,0% liegt<br />

(Abb. 1). Der HbA1c-Zielwert ist ≤ 6,5%<br />

<strong>und</strong> somit sollte ein Nüchternglukosewert<br />

von ≤ 110 mg/dL <strong>und</strong> ein 2-St<strong>und</strong>enpostprandialer<br />

Glukosewert von ≤ 135<br />

1-2/2008 DER MEDIZINER<br />

mg/dL angestrebt werden (kapilläre<br />

Selbstmessung). Bezugnehmend auf das<br />

Überwiegen übergewichtiger <strong>und</strong> adipöser<br />

Typ-2-Diabetiker <strong>und</strong> damit die im<br />

Vordergr<strong>und</strong> stehenden Insulinresistenz<br />

wird die medikamentöse Therapie mit<br />

Metformin begonnen, bei Unverträglichkeit<br />

oder Kontraindikationen alternativ<br />

bei einem BMI > 26 kg/m 2 mit einem Glitazon<br />

bzw. bei einem BMI < 26 kg/m 2<br />

oder ausgeprägter postprandialer Hyperglykämie<br />

mit einem Sulfonylharnstoffderivat.<br />

Als weitere Therapieoptionen werden<br />

in den Leitlinienempfehlungen der<br />

ÖDG 2007 bereits DPP-4-Inhibitoren<br />

(Gliptine) oder GLP-1-Analoga empfohlen,<br />

alternativ zu den klinischen bewährten<br />

alpha-Glucosidasehemmern <strong>und</strong> Gliniden.<br />

Bei Nicht-Erreichen des HbA1c-<br />

Zielwerts erfolgt die Kombination oraler<br />

Antidiabetika als 2er- oder 3er-Kombination<br />

<strong>und</strong> schlussendlich die Therapieerweiterung<br />

mit Insulin. In jeder Therapiestufe<br />

werden alternative oder optionelle<br />

Behandlungsmöglichkeiten angeführt,<br />

um die individuellen Gegebenheiten des<br />

Patienten berücksichtigen zu können.<br />

Insulinanaloga<br />

Die Entwicklung der Insulinanaloga<br />

beruht auf einem biosynthetischen Austausch<br />

von Aminosäuren in der α- oder<br />

β-Kette des Insulinmoleküls (Designer-<br />

Insuline). Diese strukturellen Veränderungen<br />

im Insulinmolekül bewirken<br />

Veränderungen der pharmakokinetischen<br />

Eigenschaften. Nach subkutaner<br />

Injektion bildet Insulin typischerweise<br />

Hexamere, die erst langsam in Dimere<br />

<strong>und</strong> Monomere dissoziieren <strong>und</strong> damit<br />

mit einer Zeitverzögerung durch die<br />

Kapillarwand in den Blutstrom diffun-<br />

DIABETES<br />

Fortbildung<br />

dieren. Dieser verzögerte Wirkeintritt<br />

erfordert in der Praxis die Einhaltung<br />

eines sogenannten Spritz-Ess-Abstandes,<br />

um eine möglichst optimale Anpassung<br />

der Insulinwirkung an den zu erwartenden<br />

Blutzuckeranstieg zu erreichen.<br />

Durch Modifikationen am COOH-Terminus<br />

der β-Kette des Insulins lässt sich<br />

der Aggregationseffekt <strong>und</strong> damit der<br />

Eintritt der Wirkung beeinflussen.<br />

Kurzwirksame Insulinanaloga<br />

Im Jahr 1994 wurde mit Insulin Lispro<br />

das erste kurzwirksame Insulinanalogon<br />

in die klinische Praxis eingeführt, gefolgt<br />

von Insulin Aspart <strong>und</strong> Insulin Glulisin.<br />

Kurzwirksame Insulinanaloga weisen<br />

eine reduzierte Tendenz zur Hexamerbildung<br />

auf <strong>und</strong> sind deshalb durch einen<br />

raschen Wirkeintritt <strong>und</strong> eine kürzere<br />

Wirkdauer gekennzeichnet. Dieser rasche<br />

Wirkeintritt des Insulinanalogons mit der<br />

Möglichkeit des Weglassens des Spritz-<br />

Ess-Abstandes bzw. einer Verabreichung<br />

postprandial.<br />

Langwirksame Insulinanaloga<br />

Langwirksame Insulinanaloga wurden<br />

bei der biosynthetischen Herstellung in<br />

der Struktur dahingehend verändert, dass<br />

entweder die Hexamerbildung verstärkt<br />

<strong>und</strong> damit die Resorption aus dem subkutanen<br />

Depot verzögert stattfindet<br />

(Insulin Glargin) oder durch Kopplung<br />

mit einer freien Fettsäure die Anbindung<br />

an ein Albuminmolekül erfolgt (Insulin<br />

Detemir). Gegenüber NPH-Insulin zeigt<br />

sich eine verlängerte Wirkdauer, insbesondere<br />

Insulin Glargin weist eine flache<br />

Wirkkurve ohne Peak auf. Insulin Levemir<br />

ist durch eine ausgesprochen geringe<br />

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